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E_1948_Zeitung_Nr.019

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Kleine Fahrt in den Frühling<br />

Der Winter ist zu Ende und die grauen,<br />

nebligen Tage sind vorüber. Erst zaghaft, dann<br />

aber immer stärker hat sich der Frühling den<br />

Weg gebannt. Die warmen Sonnenstrahlen haben<br />

die zarten Frühlingsblumen aus dem Boden<br />

gezaubert, die Knospen brechen auf, und schon<br />

zeigt sich der Lenz in seinem schönsten Kleid.<br />

Die Singvögel haben den Weg zu uns zurückgefunden,<br />

und ein munteres Zwitschern und<br />

Jubilieren hebt wieder an.<br />

bereit, wir starten, fahren los, fahren los und<br />

laden Sie alle ein, uns zu folgen.<br />

Kaum haben wir das Stadtbild verlassen,<br />

treffen uns die ersten Sonnenstrahlen. Unversehens<br />

treten wir das Gaspedal etwas kräftiger<br />

durch, und unsere Maschhine gehorcht freudig<br />

diesem Befehl. Wie könnte es anders sein,<br />

unser Wagen läuft mit dem Wind um die Wette.<br />

Mensch und Fahrzeug sind eins, wie ein junges<br />

Vollblutpferd spielt der Motor mit seiner Kraft.<br />

"Raulen - Skizze.<br />

*ef<br />

langcnthsl<br />

Schloss Hailwyl.<br />

Mit dem Beginn dieser Jahreszeit eng verbunden<br />

ist das Schmieden kleinerer und grösserer<br />

Reisepläne. Der Wagen, der die kalte, nasse,<br />

unfreundliche, an Sonne arme Jahreszeit hindurch<br />

zum reinen Gebrauchsfahrzeug geworden<br />

war, soll nun wieder vermehrte Freude bieten.<br />

Unser Auto, der zuverlässige Kamerad auf unseren<br />

Strassen, soll uns in unbekannte Gebiete<br />

führen und uns ein grosses Stück Heimat, ein<br />

Stück'Welt vermitteln.<br />

Wir rüsten den Wagen, machen uns marschbereit<br />

und treten eine kleine Entdeckungsreise<br />

an. Heute wollen wir den Frühling erleben,<br />

heute wollen wir uns erfreuen und all dem<br />

Schönen, dem Wunderbaren, das uns das Erwachen<br />

der Natur zu schenken vermag; wir<br />

wollen uns erfreuen am Anblick der herrlichen<br />

Blütenpracht. — Es ist nicht allzu früh am Vormittag,<br />

unser Kamerad der Landstrasse steht<br />

Links von uns, m einiger Entfernung, erhebt<br />

sich der Jurakamm. nördlich der Aare, wir erkennen<br />

im feinen Dunst Grenchenberg, Weissenstein,<br />

Balmberg und die Lebern, jetzt öffnet<br />

sich ein Tor in dieser Wand, die Klus bei Balsthal.<br />

Rechts von uns erhebt sich das Hügelland<br />

des Berner Mittellandes, und im Hintergrund<br />

erkennen wir die verschneiten Anhöhen unserer<br />

Voralpen.<br />

Die blaue Tafel am Strassenrand gibt uns<br />

bekannt, dass wir Langenthai erreicht haben,<br />

ein Marktflecken mit stattlichen Gasthöfen,<br />

schönen Villen und gediegenen Bauteil. Hier<br />

finden wir eine sehr leistungsfähige Leinenindustrie,<br />

Maschinen- und Porzellärtfabrik.<br />

Trotz der einladenden Behäbigkeit der Landgasthöfe<br />

fahren wir weiter, verlassen die-grosse<br />

Strasse, Sankt Urban ist unser erstes Ziel. Dort<br />

entsteigen wir dem Wagen, um die bekannte<br />

Klosterkirche zu besichtigen. Alte Schnitzereien<br />

und ein prächtiges Chorgestühl legen Zeugnis<br />

ab von hoch entwickelter, handwerklicher Kunst<br />

vergangener Zeiten. Bereichert durch diesen<br />

Anblick altehrwürdigen Schaffens verlassen wir<br />

diese Stätte. Wir treten ins Freie, und schon<br />

umfängt uns herrlicher Sonnenschein. Saftig<br />

"grüiie Wiesen breiten sich wie ein Teppich vor<br />

uns aus,' die Obstbäume treiben kräftige Knospen,<br />

und .rächt, mehr lange wird es dauern, bis<br />

sie sich in' blendendem Blütenschmuck präsentieren.<br />

Die f leissigen Bienen summen hin und<br />

her, denn der Frühling hat auch sie zu emsiger<br />

Tätigkeit gelockt. — Frühlingsstimmung überall<br />

-£•' köstliche Jahreszeit -*- die Natur ist zu neuem<br />

tebe.n erwacht!<br />

"•'•" Mit den Wolken, die" hin und wieder die<br />

Sohne verdecken, jagen wir dahin und suchen<br />

uns.durch Wälder und Hügel, mit der guten<br />

Hallwag-Karte bewaffnet, den Weg nach Sürsee.<br />

Ueber Altbüron, Ebersecken, erreichen wir das<br />

Wiggertal, und von dort steuern wir direkt<br />

unserem nächsten Ziel entgegen. Plötzlich taucht<br />

links der Strasse der Mauensee mit dem idyllisch,<br />

auf einer kleinen Insel gelegenen Schloss<br />

auf, und schon landen wir, das Tor in der alten,<br />

zum Teil noch erhaltenen Stadtmauer passierend,<br />

vor dem historischen Rathaus in Sursee.<br />

Bevor wir uns ein Mittagessen in einer der<br />

vorzüglichen Gaststätten gönnen, machen wir<br />

einen kleinen Rundgang und lassen alle die<br />

herrlichen Sehenswürdigkeiten, die dieses Städtchn<br />

zu bieten vermag, an uns vorüberziehen.<br />

Nach einer gemütlichen Stunde .Rast fahren wir<br />

weiter, dem See, der sich leicht im Winde kräu-<br />

-selt, entlang nach Sempach, dem Schlachtort<br />

unserer Ahnen. Hier erinnern wir uns des Geistes<br />

und der Tapferkeit unseres Helden Winkelried.<br />

Natürlich besichtigten wir das Schlachtendenkmal,<br />

die Kapelle und das Beinhaus. Mit<br />

tiefen Gefühlen der Dankbarkeit gegenüber unseren<br />

Vorvätern ziehen wir weiter, nach Hildisrieden,<br />

doch von der Strasse aus lockt eine mit<br />

Blumen übersäte Wiese, an deren Rand ein<br />

munterer, kleiner Bach fröhlich sein Lied plätschert<br />

Wir folgen ihm ein Stück zu Fuss und<br />

werden dafür mit einem Strauss lieblicher<br />

Schlüsselblümchen und golden leuchtender Dotterblumen<br />

belohnt. Jetzt fahren wir weiter,<br />

nach Beromünster, dem Standort unseres Landessenders,<br />

dessen mächtiger Mast der Sendeantenne<br />

von weit her sichtbar ist. Ohne hier die<br />

verschiedenen Sehenswürdigkeiten wie die<br />

Stiftskirche usw. aufzusuchen, steuern wir der<br />

Hochburg unserer Tabakindustrie, Menziken,<br />

Burg und Beinwil entgegen. Dem Hallwilersee<br />

folgend, der uns in kräftigem Blau entgegenlacht,<br />

erkennen wir in der Ferne das Schloss<br />

der Grafen von Hallwil und das Kurhaus<br />

Brestenberg, auf der andern Seite des Sees den<br />

Delphin. Weiter geht's, nach Lenzburg und auf<br />

die grosse Strasse Zürich—Bern.<br />

Inzwischen ist es Abend geworden, die Sonne<br />

ist hinter den Jurabergen verschwunden, wir<br />

kehren nach Hause zurück, mit Freude im<br />

Sladteingana in Sursee<br />

Herzen und froher Stimmung. Die Unternehmungslust<br />

und der Anblick vieler Sehenswürdigkeiten<br />

geben das Signal, solch herrliche Fahrten<br />

zu wiederholen.<br />

bm.<br />

Das prachtvolle Chorgestühl von St. Urban.

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