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E_1948_Zeitung_Nr.033

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II AOTO-MAGAZ N Nr. 33<br />

kleinen Renault-Lastwagen mit eingebautem<br />

Motor (gegen die Sandstürme), Richtung Süden<br />

fahrend. Der Wagen ist ein «Depanneur», der in<br />

Not geratenen Wüstenfahrern zu Hilfe eilen<br />

muss. Die genannte Transportgesellschaft hat<br />

zusammen mit den französischen Wüstentruppen<br />

einen weitverzweigten Hilfsdienst für Wüstenfahrer<br />

eingerichtet: Jeder Ort, jedes Fort in<br />

der Wüste telegraphiert jedes durchfahrende<br />

Fahrzeug an den nächstgelegenen Platz. Bleibt<br />

nach Erhalt einer Radionachricht ein gemeldetes<br />

Fahrzeug mehrere Tage lang aus, so wird nach<br />

ihm gesucht. Zuerst mit andern Wagen, dann<br />

mit Kamelkarawanen, zu allerletzt mit dem<br />

Flugzeug. Trotz diesem gut funktionierenden<br />

Dienst kann es aber einem Wüstenfahrer, der<br />

in Panne geraten ist, passieren, dass er 5—8 Tage<br />

bei seinem Fahrzeug ausharren und warten<br />

muss, bis man ihn findet und erlöst. Sein Fahrzeug<br />

bleibt dann stehen, bis im nächstgelegenen<br />

Ort ein «Depanneur»-Wagen mit Mechanikern<br />

zur Verfügung steht, der zum verlassenen Fahrzeug<br />

in die Wüste hinausfährt, diesen repariert<br />

oder heimschleppt.<br />

Knappe 80 km südlich El Golea finden wir<br />

denn auch einen in Panne liegengelassenen kleinen<br />

Zisternenwagen, der zunächst einmal notdürftig<br />

repariert und dann von den mitgenommenen<br />

Mechanikern vorsichtig heimgefahren<br />

wird. Wir hingegen, d. h. der eingeborene Chauffeur<br />

des «Depanneurs» und ich fahren südwärts<br />

weiter, Richtung In Salah. Aber, oh heimtückisches<br />

Schicksal der «Saharabezwinger>: Am Vormittag<br />

helfen wir einem andern Wagen aus der<br />

Not, am Abend ereilt das Schicksal uns! Wir<br />

haben selbst Panne! Wir bereiten uns auf eine<br />

mehrtägige Wartezeit vor, teilen die Wasserund<br />

Proviantrationen auf, richten unsere Sitz-<br />

, platze möglichst bequem ein, und — warten.<br />

Warten mit arabischer Duldsamkeit und Gleichmut.<br />

Inschallah! So Gott will, wird jemand uns<br />

finden und helfen! Und es geschehen tatsächlich<br />

noch Wunder: In weiter, weiter Ferne taucht<br />

ein kleines Lichtlein auf, verschwindet wieder.<br />

Es sieht aus wie ein Leuchtkäfer, ein in weiter<br />

Ferne offen brennendes Feuer. Doch dann erscheint<br />

das Licht wieder, diesmal grösser, und<br />

teilt sich. Wir erkennen mit Bestimmtheit, dass<br />

sich uns ein Fahrzeug nähert. Nach etwa einer<br />

halben Stunde hören wir Motorengeräusch; ein<br />

schwerer Zehntonnenlastwagen, ein ehemaliger<br />

amerikanischer Armeetruck kommt rumpelnd<br />

auf uns zu. Diese schweren Kisten sind die wahren<br />

Herren der Piste. Sie sind so schwer, so<br />

stark, haben solch riesig grosse Räder, dass ihnen<br />

weder «töle ondulee», noch Sand, noch alle Unebenheiten<br />

der Wüstenstrasse etwas anhaben<br />

können. Dazu rollen diese Wagen mit der für<br />

Wüstenverhältnisse phantastischen Geschwindigkeit<br />

von 35 bis 40 Meilen, so dass sie täglich<br />

ganz beträchtliche Distanzen bewältigen können.<br />

Dieser «Herr der Piste» mit dem schönen Namen<br />

«Uranus» nimmt uns nun gnädig auf und<br />

führt uns heil und sicher nach Fort Miribel, wo<br />

wir die Nacht in unsere Mäntel gehüllt auf dem<br />

blossen Erdboden einer ehemaligen Kasematte<br />

des alten Forts verbringen, stets gewärtigend,<br />

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