E_1948_Zeitung_Nr.033
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Nr. 33 - MITTTTOCH, 28. JULI <strong>1948</strong><br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
SPORTNACHRICHTEN<br />
Impressionen<br />
vom XL französischen Alpen-Rallye<br />
Der Genfer J. R. de Wurstemberger,<br />
der ols einziger Schweizer an der vom 13. bis<br />
17 Juli ausgetragenen französischen Alpensternfahrt<br />
teilnahm und auf MG-TC-Midget in<br />
seiner Wertungsgruppe einen ehrenvollen dritten<br />
Plate zu belegen vermochte, stellt uns von<br />
dieser schweren Konkurrenz einen Bericht zur<br />
Verfügung, dem wir folgendes entnehmen:<br />
In vier Etappen von 457 bis 620 km Länge, in<br />
deren Verlauf 25 Alpenpässe — worunter Susten,<br />
Oberalp, Lukmanier, Gotthard, Furka und Forclaz<br />
auf schweizerischem und Iseran, Galibier, Izoard,<br />
Vars und Allos auf französischem Boden — zu bezwingen<br />
waren, galt es insgesamt 1873 km zurückzulegen,<br />
und zwar mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit,<br />
die man in der Ebene als massig bezeichnen<br />
mag, die aber im bergigen Gelände durchwegs<br />
als ausserordentlich hoch empfunden wurde.<br />
Verwundern kann es, daher nicht, wenn diejenigen<br />
dünn gesät sind, die die Sternfahrt völlig strafpunktfrei<br />
beendeten. Für die Gruppe U01—1500<br />
ccm, der unser MG angehörte, betrug das Stundenmittel<br />
in Frankreich 56 km und in der Schweiz<br />
41 km, ein Tempo, das für die Fahrzeuge bis über<br />
3 Liter Hubvolumen sowie für jene mit Kompressor<br />
bis auf 60, bzw. 45 km/h anstieg, wobei zu- berücksichtigen<br />
ist, dass der Wettbewerb ohne Ausnahme<br />
Strassen benützte, die für den normalen<br />
Verkehr nicht gesperrt waren.<br />
Die Renault-Heckmotorwagen 4 PS waren die kleinsten<br />
Konkurrenten.<br />
Die erste Etappe des vom Automobile-Club de<br />
Marseille et Provence glänzend organisierten Rallyes<br />
führte von Marseiile nach Aix-les-ßains; gestartet<br />
wurde am 13. Juli zwischen 21 Uhr und<br />
00.45 Uhr in Intervallen von einer Minute. Auf dem<br />
Programm der Sternfahrt standen auch verschiedene<br />
Bergrennen, von denen jenes auf den Mont-<br />
Ventoux den Teilnehmern als einziges im voraus<br />
bekannt war. Bei diesen Bergprüfungsfahrten ging<br />
es darum, die Strecke in einer Zeitspanne zu bewältigen,<br />
die dem der betreffenden Wertungsgruppe<br />
auferlegten Etappendurchschnittstempo<br />
möglichst genau entsprach. Das gelang am Mont-<br />
Ventoux, dank der Zuverlässigkeit meines « Navigators<br />
», in sehr eufriedenstellender Weise, klassierten<br />
wir uns doch unter 62 Konkurrenten an<br />
sechster Stelle. Beim Morgengrauen trafen wir via<br />
Col du Rousset und das verwüstete Vercors in Grenoble<br />
ein, und die Zielkontrolle in Aix-les-Bains<br />
passierten wir ungefähr um 7 Uhr. Diese lange,<br />
nächtliche Fahrt durch oftmals monotone und lediglich<br />
für Sekundenbruchteile vom Licht der Scheinwerfer<br />
erhellte Gegenden, diese Jagd über unaufhörlich<br />
sich ablösende steile Kehren, auf denen<br />
bald oben, bald unten — Gespenstern gleich —<br />
die leuchtenden Augen von Mitkonkurrenten aufblitzten,<br />
das gehörte mit zum Eindruckvollsten,<br />
was wir an diesem Alpenrallye erlebten. Unter<br />
einem tiefblauen, sternenbesäten Firmament waren<br />
wir am Vorabend in Marseille aufgebrochen. Nach<br />
und nach hatte sich der Himmel überzogen; Petrus<br />
begann einmal mehr die Schleusen zu öffnen, und<br />
als wir uns Aix-les-Bains näherten, goss es hernieder,<br />
als sei die Sintflut in vollem Gange. Nach<br />
einer Nacht, die von uns grösste Konzentration erfordert<br />
hatte, legten wir unsere müden Häupter<br />
zur Ruhe, um uns erst am spätem Nachmittag wieder<br />
zu erheben und einem Empfang beizuwohnen,<br />
bei dem die am Mont-Ventoux gewonnenen Trophäen<br />
zur Verteilung gelangten.<br />
Der 15. Juli blieb der Etappe Aix-les-Bains—lugano<br />
reserviert. In den frühen Morgenstunden<br />
steuerten wir den Grenzposten Perly an, wo die<br />
Formalitäten für die Teilnehmer an der Sternfahrt<br />
auf das absolut Nötige reduziert waren und wo<br />
sich zum Empfang der Direktor des ACS, Dr. E.<br />
Gay, eingefunden hatte. lieber Genf (wo die Markierung<br />
etwas zu wünschen übrig liess, indem sie<br />
unsern belgischen, englischen und französischen<br />
Freunden allerhand Kopfzerbrechen verursachte)<br />
und Lausanne (wo die Signalisierung im Gegensatz<br />
dazu tadellos klappte) erreichten wir Cully,<br />
Chexbres und Bulle, worauf uns der Jaunpass<br />
einen Vorgeschmack dessen vermittelte, was unser<br />
noch gleichen Tages in Form wesentlich höherer<br />
Alpenpässe harren sollte. Von einer britischen<br />
Dreier-HRG-Equipe wie ein Schatten gefolgt, stachen<br />
wir durchs Simmental nach Spiez hinab, worauf<br />
wir uns in Interlaken vorerst einmal eine heisse<br />
Schokolade zu Gemüte führten, um uns von der<br />
vierstündigen Dauerregenfahrt etwas zu erholen<br />
und zu erwärmen. Rasch wie Schnee an der Märzensonne<br />
schmolz indessen unser Vorsprung auf<br />
die Marschtabelle dahin, und wir mussten uns<br />
plötelich beeilen, den verschneiten, noch am Vortag<br />
gesperrt gewesenen Susten in Angriff zu nehmen.<br />
In dickem Nebel präsentierten wir an der<br />
Durchfahrtskontrolle beim Scheiteltunnel unser<br />
Bordbuch und tauchten durchs Meiental nach<br />
Wassen hinunter, um von hier aus unter Anlegung<br />
eines beträchtlichen Zeitvorrates Andermart anzupeilen<br />
und noch vor Passieren der Kontrolle einen<br />
kurzen Imbiss zu genehmigen. Am Oberaippass<br />
war wieder eine — 5 km lange — gemessene<br />
Strecke eingelegt. Hier wie am Lukmanier überraschten<br />
uns zahlreiche, mit dem Automobilsport<br />
offensichtlich nur wenig vertraute Kühe, so dass<br />
unsere Manöver eher einem Slalom oder einer<br />
Gymkhana als eigentlicher Fahrkunst vergleichbar<br />
waren. Obwohl sich auf diesen Teilstücken eine<br />
gewisse Verzögerung nicht vermeiden liess, erfuhr<br />
unser Strafpunktkonto glücklicherweise keine Dotierung,<br />
da wir — auf weite Sicht, d.h. zwischen<br />
Gute Platze errangen auch die englischen Sportwagen H.R.G.<br />
(nicht HGP, wie sie der Druckfehler in der letzten Nummer<br />
der < A.-R.» bezeichnete) anschliessend an ihren Erfolg in<br />
der < Coupe du Roi > in Spa.<br />
den Zeitkontrollposten — im Rahmen der von uns<br />
verlangten Tempi blieben. Rechtzeitig — und unmittelbar<br />
gefolgt von einem HRG, den eine Engländerin<br />
mit erstaunlicher Forschheit und Sicherheit<br />
lenkte — trafen wir in Olivone, Biasca und<br />
Bellinzona und schliesslich, nach Bezwingung des<br />
Monte Ceneri, am Etappemziel in Lugano ein, wo<br />
das Wetter ein sehr griesgrämiges Gesicht machte.<br />
Tags darauf — diesmal bei herrlichstem Sonnenschein<br />
— rückten wir in hohem Tempo dem<br />
Gotthard zuleibe, wobei wir die Führung einer<br />
Gruppe übernahmen, die sich aus den drei wiederholt<br />
erwähnten HRG, dem einzigen ausser uns gestarteten<br />
MG eines Belgiers und dem Frazer-Nash/<br />
BMW von Miss Riddel zusammensetzte, als deren<br />
Begleiterin Miss Betty Haig amtierte, die man von<br />
den diesjährigen Bergrennen Rheineck—Walizenhausen<br />
und Valangin—Vue des Alpes her bei uns<br />
m bester Erinnerung hat und die übrigens im französischen<br />
Alpenrallye 1946 einen Gruppensieg<br />
nach Hause fuhr. In Airolo schalteten wir einen<br />
kurzen Zwischenhait ein, um Motor und Pneus zu<br />
prüfen und Treibstoff aufzufüllen, und starteten zu<br />
der «sans histoire» verlaufenen Zweipässefahrt<br />
über Gotthard und Furka nach Brig, von wo wir<br />
mit einem weit über dem Sollstundenmittel liegenden<br />
Tempo durchs Wallis hinunter nach Martigny<br />
rauschten, um gegen alle Eventualitäten gewapp-<br />
Ein vielbeachteter Teilnehmer war der Prototyp eines neuen<br />
Singer-Modells mit breitausladender Karosserie und amerikanischer<br />
Linienführung.<br />
net zu sein, glaubten wir doch mit Bestimmtheit, an<br />
der Forclaz werde eine Tafel auftauchen, die diese<br />
äusserst < nahrhafte > Bergstrecke als gemessenen<br />
Parcours kennzeichne; allein, diese Annahme erwies<br />
sich als falsch. Nach Verlassen des Zollpostens<br />
in Chatelard setzten wir bis zur Beendung<br />
des Tagespensums in Chamonix reglementsgemäss<br />
(56 statt 41 km/h) vermehrten Dampf auf.<br />
Die letzte Tagesetappe über eine Distanz von<br />
620 km, die wir am 17 Juli unter die Räder nahmen,<br />
barg Ueberraschungen und Hindernisse die<br />
Fülle in sich, zumal da sie uns mit den höchsten<br />
Alpenpässen Frankreichs bekannt machte. Sie bildete<br />
sowohl für das Fahrzeug als auch für den<br />
Lenker und seinen Begleiter die Krönung einer<br />
überaus beschwerlichen Konkurrenz. Auf der Passhöhe<br />
des Iseran fanden wir nach mühsamem Aufstieg<br />
auf einer schmalen, an Löchern reichen und<br />
teilweise überfluteten Strasse bei 2 Grad Kälte<br />
hohe Schneemauern vor, die das Passieren eines<br />
Autos gerade knapp erlaubten. Am Galibier waren<br />
die letzten 800 m vor dem Ziel mit einer dicken<br />
Schlammschicht bedeckt, so dass die Räder unseres<br />
MG wie auf frisch gefallenem Schnee durchdrehten.<br />
Ein Fussgänger wäre an dieser Stelle ohne<br />
Zweifel bis an die Knöchel eingesunken, und wir<br />
fragten uns immer wieder, ob wir's wohl schaffen<br />
würden. Die Strasse am Izoard endlich war der-<br />
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Ein neues Modell, der Sunbeam c 90 >, der vor wenigen Wochen<br />
herausgekommen ist, errang einen Klassensieg.<br />
massen ausgefahren, dass ich für die Radaufhängung<br />
meines Wagens ernstlich bangte. Am Allos<br />
anderseits, wo ein Sich-kreuzen zweier Fahrzeuge<br />
schier ein Ding der Unmöglichkeit schien, fuhren<br />
wir in der mächtigen Staubwolke eines Mitkonkurrenten<br />
bergwärts; später wiederum, nach erfolgter<br />
Abfahrt, hiess es auf schmaler, schlechter Strasse<br />
mit ungezählten Krümmungen ein regelrechtes<br />
Renntempo vorlegen, wollten wir die Zeitkontroüe<br />
strafpunktfrei passieren. Bedeutende Anforderungen<br />
an die Fahr- und Schaltkunst stellte schliesslich<br />
der Abschnitt Castellane—Grasse—Cannes.<br />
Wenn ich auch hier ohne Strafpunkte durchkam,<br />
Die Peter-Schneefrose war ouf dem Susten dringend notwendig,<br />
um die Durchfahrt der Wagen sicherzustellen. Dieses Bild wie<br />
auch die anderen zeigen das trübe Wetter, das die Alpenfahrt<br />
in der Schweiz antraf.<br />
so dank der Maschine und der immerwährenden<br />
Präzisionsarbeit meines Co-equipiers.<br />
Nizza mit seiner südlichen Sonne und dem weiten,<br />
blauen Meer, der uns daselbst zuteil gewordene<br />
herzliche Empfang, die in einfachem Rahmen<br />
gehaltene und doch sehr gehaltvolle Preisverteilung<br />
und die Rückfahrt in die Schweiz durch einige<br />
der prachtvollsten Gegenden unseres westlichen<br />
Nachbarlandes, das alles liess uns die Mühen und<br />
Anstrengungen dieser Alpensternfahrt rasch vergessen.<br />
Unvergessen ober bleibt das völlig ungetrübte<br />
Vergnügen, das ein Enthusiast des Lenkrads<br />
ob dieser einzigartigen Prüfung empfand, deren<br />
Erfolg nicht zuletzt in der hervorragenden Organisation<br />
durch den veranstaltenden Automobil-Club<br />
und dessen Präsidenten, Baron d'Huart St-Mauris,<br />
begründet liegt. Ihnen fühlen sich die Konkurrenten<br />
tief zu Dank verpflichtet.<br />
Schweiz<br />
«Preis der Ostschweiz» in Erlen<br />
(Siehe dazu die Aufnahmen von der Strecke auf S. 5)<br />
Zum nationalen Rundrennen für Sport- und<br />
Rennwagen, das am 8. August in Erlen ausgetragen<br />
wird, lagen bei Blattabschluss am Dienstagmittag<br />
folgende Nennungen vor (die Anmeldefrist zum<br />
doppelten Nenngeld läuft weiter bis Donnerstag,<br />
den 99. Juli 18 Uhr):<br />
SPORTWAGEN BIS 1500 ccm<br />
Baer Otto Zürich MG TC 1250 K<br />
Moos Oswald Basel MG TC 1250 K<br />
Reyfer Guy Geneve HRG 1496<br />
Roos Henri Winterthur Fiat-S 1089<br />
Seiler Ernst Romanshorn MG TC 1250 K<br />
Seyffer Robert Meilen MG TC 1250 K<br />
de Terra Max Zollikon BMW 315/1 1490 K<br />
Voser Rene Baden BMW 315/1 1490<br />
Wüst Walter Zürich Cisitalia 1089<br />
Abbühl Willy Unterseen BMW 1470<br />
Patthey Hubert Neuchätel MG TC 1250 K<br />
c Herve » MG Magnette K 3<br />
1087 K<br />
Hirt Peter Zollikon Lancia 1492<br />
SPORTWAGEN OBER 1500 ccm<br />
Aebli Kaspar Uster BMW 328 1971<br />
Daetwyler Willi Küsnacht Alfa-Romeo 2500 SS<br />
Dattner Alfred Zürich BMW 328 1971<br />
Glauser Paul Bern Alfa-Romeo 2905 K<br />
Halter Kurt Wil (St. G.) BMW 328 1971<br />
Notter Otto Zürich BMW 328 1971<br />
Schmid Raymond Zürich BMW 328 1971<br />
Minoretti Aldo Dübendorf Alfa-Romeo 1750 K<br />
Künzi Fritz Bern Alfa-Romeo 2300 K<br />
RENNWAGEN<br />
Bernheim Claude Geneve Cisitalia 1089<br />
Basadonna Cyro Geneve Cisitalia 1089<br />
Branca Anton Siders Maserati 1496 K<br />
Fischer Rudolf Zürich Simca-Gordini 1089<br />
de Graffenried E. Fribourg Maserati 1496 K<br />
X. Maserati 1496 K<br />
Wüst Walter Zürich Cisitalia 1089<br />
Kaufmann Hans<br />
Romseyer Ernest<br />
Zürich<br />
Geneve<br />
Maserati 1496 K<br />
Maserati 1496<br />
Hansen Sigurd Zürich Eigenbau<br />
Haefeli Emil Rothenburg Bugatti 35 19£. r<br />
Joly Humbert Flums Cisitalia 1089<br />
Das Programm<br />
Freitag, den 6. August<br />
18.00-20.00 Offizielles Training<br />
Samstag, den 7. August<br />
07.00—09.00 Offizielles Training<br />
17.00—19.00 Offizielles Training<br />
14.00—17.00 Wagenabnahme<br />
Sonntag, den 8. August<br />
09.00—09 45 Rennen der Motorräder 250.und 350 ccm<br />
09.55—10.40 Rennen der Motorräder mit Seitenwagen<br />
10.50—11.55 Rennen der Sportwagen bis 1500 ccm über 30 Bu<br />
den = 84 km<br />
13.00—14.00 Rennen der Motorräder bis 1000 ccm<br />
14.10—15.30 Rennen der Sportwagen über 1500 ccm Ober<br />
40 Runden = 112 Vm<br />
15.40—17.00 Rennen der Rennwagen über 50 Runden = 140 km<br />
Anschliessend Preisverteilung<br />
(Weitere Sportnachrichten auf Seite 6)