E_1948_Zeitung_Nr.039
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Hr.39 —IT. BLATT<br />
AUTOMOBIL REVUE<br />
BERN, 8. SEPTEMBER <strong>1948</strong><br />
«AR»-LANGSTRECKENFSOFUMCSN<br />
5000 Kilometer in fünf Tagen<br />
Eine Zerreissprobe mit dem Standard Vanguard — 78 Pässe und 170000 m<br />
Höhendifferenz mit 50 km/h Durchschnitt<br />
Bericht über eine Alpen-Dauerprüfung der «Automobil Revue» unter der sportliche!<br />
Kontrolle des ACS<br />
Als erste englische Neukonstruktion seit der<br />
Einführung einer Steuerformel, die die Motorgrösse<br />
nicht mehr berücksichtigt, hat der Standard<br />
Vanguard von sich reden gemacht, weil<br />
er eine Neuorientierung der englischen Automobilkonstruktion<br />
der populären Klasse einleitete.<br />
Ueber das Ziel dieser Bauweise hat die<br />
« A.-R. » anlässlich der technischen Beschreibung<br />
dieses Fahrzeugs (siehe «A.-R. > vom<br />
25. Februar <strong>1948</strong>) ausgeführt, dass England mit<br />
einer Klasse von äusserlich kompakten, innerlich<br />
geräumigen Wagen mit bescheidenem Gesamtgewicht,<br />
aber verhältnismässig grossvolumigen<br />
und leistungsfähigen Motoren die Vorteile<br />
der amerikanischen Personenwagen und ihres<br />
IN DEN TREMOLAKURVEN. Während der Alpenprüfung war<br />
der Gotthard mit 16mal die am meisten befahrene Alpenstrasse,<br />
da sich gerade die Tremolo als Prüfstrecke aut eignet.<br />
günstigen, zwischen 15 und 20 kg/PS liegenden<br />
.Leistungsgewichtes mit den Annehmlichkeiten<br />
der kleinen, sparsamen Europäerwagen verbinden<br />
wolle. Der Vanguard hat deshalb sehr grosses<br />
Interesse erweckt, weil er längere Zeit vor<br />
seiner Produktionsaufnahme offiziell herausgekommen<br />
ist; da dementsprechend sein Verhalten<br />
nur der Gegenstand spekulativer Betrachtungen<br />
sein konnte, waren die Erwartungen, die<br />
man in ihn setzte, sehr hoch geschraubt.<br />
Da nun der neue Standard als erster Vertreter<br />
der erwähnten Wagenklasse herauskam und<br />
diese Kategorie auf dem Papier für unsere Verkehrs-,<br />
Strassen- und Geländeverhältnisse ganz<br />
besondere Eignung verspricht, so schien es der<br />
Mühe wert, das erste in die Schweiz eingeführte<br />
Exemplar einer ganz besonders scharfen Prüfung<br />
zu unterziehen. Zusammen mit dem schweizerischen<br />
Importeur wurde deshalb das Programm<br />
für eine Alpendauerfahrt mit bisher<br />
kaum verwirklichter Beanspruchung ausgearbeitet.<br />
D*e « A.-R. » verfolgte mit dieser Prüfung<br />
das Ziel, allfällige schwache Punkte des Vanguard<br />
zu entdecken, da die gemäss den Spezifikationen<br />
zu erwartenden Ergebnisse fast zu<br />
schön schienen, um wahr zu sein. Diese Alpenfahrt<br />
wurde als sportliche Veranstaltung, allerdings<br />
ohne jede Zuschauer, organisiert, wobei die<br />
Kontrolle in den Händen des ACS lag, dessen<br />
Experten den Wagen von Beginn bis zum<br />
Schluss der Dauerprüfung überwachten. Nach<br />
Beendigung dieses Versuchs wurde der normale<br />
Test der A.-R. » durchgeführt.<br />
Nur ein einziger Wagen hatte die Alpendauerprüfung<br />
zu absolvieren, wobei Tag und<br />
Nacht gefahren wurde und nur für den Fahrerwechsel,<br />
den Treibstoffersatz, einen möglichst<br />
reduzierten Unterhalt und allfällige Störungen<br />
Halte vorgesehen waren. Täglich wurden je 3<br />
Rundstrecken von rund 8 Stunden Dauer zurückgelegt,<br />
die am Basisort Andermatt begannen<br />
und wieder dorthin zurückführten; insgesamt<br />
waren sieben verschiedene Rundstrecken inner-<br />
auf 100 km muss ebenfalls mit dem ständigen<br />
Vollgasfahren, dem hohen Durchschnitt innerhalb<br />
des Alpengebietes, der Höhendifferenz von<br />
über 170 000 m sowie der durchschnittlichen Zuhalb<br />
des Alpengebietes mit durchschnittlich etw:<br />
vier Passüberquerungen festgelegt worden. Füi<br />
den Versuch waren drei Equipen gebildet wor><br />
den, die sich so ablösten, dass auf jede etwa di<<br />
gleiche Zahl von Nachtschichten entfielen. Di<<br />
personelle Organisation der Prüfung war folgende:<br />
Die erste Mannschaft bestand aus der<br />
beiden Berner Sportfahrern Rud. Fortmann unc<br />
Roland E. Suter mit Arnold Besmer (Zürich) all<br />
Experte, die zweite Equipe setzte sich aus Roberi<br />
Braunschweig und Fritz Dannecker (beide<br />
Bern) zusammen, wobei der letztere gleichzeitig<br />
als Experte fungierte, während Hans Stanel*<br />
(Zürich) und Max Wohnlich (Genf) mit Mas<br />
Walder (Bern) als Experte die dritte Mannschaft<br />
bildeten. Den Unterhalt des Fahrzeugs besorgte<br />
J. Wyss (Zürich).<br />
Als Ziel war vorgesehen, innerhalb höchstens<br />
fünf Tagen eine Strecke von 5000 km zurückzulegen<br />
und 60 Pässe zu überqueren. Nach Programm<br />
hätte dieses Ergebnis einem Gesamtdurchschnitt<br />
von 41,7 km/h, bzw. einem reiner<br />
Fahrdurchschnitt von 47,1 km/h entsprochen,<br />
war also für eine Strecke, die zum grössten Teil<br />
in den Alpen liegt, hoch angesetzt.<br />
Es lohnt sich, die beigegebene Tabelle mil<br />
den Ergebnissen des Versuchs etwas näher zu<br />
prüfen, denn sie zeigt, dass die vorgesehenen<br />
Zahlen in jeder Beziehung gegenüber dem knapp<br />
berechneten Programm verbessert worden sind.<br />
Eine prozentuale Zusammenstellung über die<br />
Fahr- und Haltezeiten gemäss Ergebnis gibt folgendes<br />
Bild:<br />
Reine Fahrzeit<br />
oo.O<br />
Obligatorische Halte (Fahrerwechsel,<br />
Treibstoffersatz, Strassensperren, Barrieren,<br />
Halte am Zoll, Schmieren)<br />
8.2<br />
Unvorhergesehene Halte (Reifenpannen<br />
und -Wechsel, Dynamoreparatur)<br />
3,3<br />
Aus diesen Zahlen lässt sich also erkennen,<br />
dass das Fahrzeug fast dauernd gefahren wurde<br />
und nur ganz selten nicht marschbereit war. Da<br />
die Reifenwechsel vor allem auf die ausserordentlich<br />
scharfe Beanspruchung zurückzuführen<br />
waren, darf man, abgesehen von der Dy.^<br />
DIE MANNSCHAFT. Nach Abschluss der Fahrt stellte sich die<br />
Mannschaft mit dem Wagen im Hintergrund dem Photographen.<br />
Von links nach rechts: Hans Stanek, Arnold Besmer, Roberl<br />
Braunschweig, J. Wyss, Fritz Dannecker, Rudi Fortmann, Roland<br />
Suter Max Walder. Mai Wnhnlith<br />
namoreparatur (2% Stunden) von einer störungsfreien<br />
Fahrt sprechen.<br />
Die Prüfung begann am 11. Juli um 14 Uhr<br />
in Andermatt und wurde am 16. Juli um 10 Uhr<br />
morgens abgeschlossen, nachdem das Ziel bereits<br />
überschritten worden war. Die Ablösung<br />
der Equipen erfolgte jeweils ca. um 10 Uhr<br />
abends, 6 Uhr morgens und 2 Uhr nachmittags.<br />
Die diesem Bericht beigegebenen graphischen<br />
Darstellungen und Tabellen bieten einen genügend<br />
genauen Ueberblick über die eigentlichen<br />
Fahrstrecken, so dass wir uns auf einige<br />
Kommentars beschränken können.<br />