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E_1948_Zeitung_Nr.042

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AUTOMOBIL REVUE<br />

Nr. 42 — II. BLATT BERN, 29. SEPTEMBER <strong>1948</strong><br />

Hai Cole am Steuer seines «City of Tacoma>, des ersten der 12 neuen Kurtis-<br />

Kraft-Rennwagen von 245 cm Radsland, der für AAA- und Dirt-Track-Rennen<br />

gebaut wurde. Der Wagen besitzt einen Meyers-Drake-Motor, eine leicht austauschbare<br />

Hinterachsübersetzung (im Text beschrieben) und Torsionsstabfederung<br />

für alle Räder<br />

Die Entwicklung im Rennwagenbau hat mit<br />

der Entwicklung von Gebrauchswagen das Charakteristikum<br />

gemeinsam, weniger durch revolutionäre<br />

Umwälzungen als durch stetige Evolution<br />

fortzuschreiten. Im Gegensatz zur Gebrauchswagenentwicklung<br />

steht aber im Rennwagenbau<br />

die grundsätzliche Forderung, dass<br />

alle Verbesserungen dazu beitragen müssen, dass<br />

der Rennwagen schneller wird als seine Konkurrenten<br />

und Vorgänger.<br />

Bevor auf die <strong>1948</strong> vollendeten Verbesserungen<br />

im einzelnen näher eingetreten werden<br />

kann, ist es noch nötig, die Art der Rennen zu<br />

beschreiben, für welche die amerikanischen<br />

Rennwagen in erster Linie bestimmt sind. In<br />

den USA gibt es, im Gegensatz zu Europa, keine<br />

Strassenrennen, sondern ausschliesslich Rennen<br />

auf besonders angelegten Rennbahnen. Rennbahnen<br />

werden als Ovale von y t Meilen Länge<br />

(für die « mighty Midgets », die kleinen Wagen)<br />

sowie als Ovale von y s , % und 1 Meile Länge<br />

angelegt. Ausserdem existiert noch die 2^-Meilen-Bahn<br />

von Indianapolis. Alle diese längeren<br />

Rennbahnen sind für die grossen Wagen bestimmt.<br />

In bezug auf die Klassierung von Rennwagen<br />

sind die Verhältnisse reichlich kompliziert, immerhin<br />

lassen sich doch folgende vier Hauptklassen<br />

unterscheiden:<br />

Midgets: Diese unterliegen gewissen Beschränkungen,<br />

in bezug auf Hubraum und Abmessungen.<br />

Peak-Bergrennen teil. Wie man sieht, entsprich!<br />

die AAA-Formel, wenigstens in bezug auf die<br />

Hubraumbegrenzung, der letzten Vorkriegsformel<br />

der FIA in Europa.<br />

Serienwagen: Diese Kategorie nimmi<br />

am raschesten zu. Die Situation der Serienwagenrennen<br />

ist allerdings heute etwas verworren,<br />

weil über die Definition von Serienwagen<br />

drei verschiedene Anschauungen bestehen,<br />

nämlich: 1. Die sog. Hot rods («Heisse<br />

Stangen »). Diese Wagen sind am zahlreichsten<br />

vertreten und sind mehr oder weniger stark frisierte<br />

Serienwagen. Die erlaubten Aenderungen<br />

an Motor und Chassis sind ziemlich weitgehend;<br />

die Karosserien sind meistens offene, ältere<br />

Roadster. Diese Wagen werden in erster Linie<br />

in Kalifornien und Indiana in Rennen eingesetzt.<br />

Die zweite Kategorie von Serienwagenrennen<br />

ist für Wagen, bei denen Motoränderungen gestattet<br />

sind, wogegen moderne Serienchassis und<br />

geschlossene Karosserien verwendet werden<br />

müssen.<br />

Die dritte Art von Serienwagenrennen lässt<br />

nur völlig unabgeänderte Serienwagen zu. Da<br />

es aber bis heute noch nicht gelungen ist, für die<br />

verschiedenen Arten von abgeänderten oder unabgeänderten<br />

Serienwagen genügend genaue<br />

und umfassende Definitionen zu geben (auch du,<br />

USA! Red.) treten viele Komplikationen auf. Es<br />

kann aber nicht geleugnet werden, dass Rennen<br />

von Serienpersonen- und -Sportwagen für die<br />

Vorderende des kompressorlosen 4425-cm l -Don-Lee-Special, der mit einem<br />

Meyers-Drake-Motor ausgerüstet ist. Der Motor soll 290 PS bei 4500 T/min entwickeln;<br />

der Radstand beträgt 245 cm und das Totalgewicht 645 kg. Der<br />

Wagen ist mit unabhängiger (?) Vorderradaufhängung und Torsionsstabfederung<br />

ausgerüstet, besitzt einen geschwelsslen Stahlrohrrahmen und einen flexiblen<br />

Gummibrennstofftank<br />

Neuerungen im amerikanischen Rennwagenbau<br />

aufmerksam wurden. Sie begannen mit der Entwicklung<br />

analoger Konstruktionen. Die letzten<br />

Verbesserungen in bezug auf die Radaufhängung<br />

waren am Indianapolis-Rennen <strong>1948</strong> zu<br />

sehen. Hierbei ist besonders interessant, dass in<br />

Amerika zwar auch die unabhängige Vorder-<br />

Die De-Dion-Hinterradaufhangung des Kurtis-Kraft<br />

radaufhangung stark überwiegt, dass aber immer<br />

noch einige Konstrukteure die Starrachse<br />

.vorziehen. Es scheint, dass für die Anforderungetf<br />

der Dirt-Tracks die Starrachse in gewissen<br />

Fällen sogar günstiger ist als unabhängige Vorderradaufhängung.<br />

Fünf neue Kurtis-Kraft-<br />

Rennwagen, die zum Einsatz in Indianapolis und<br />

auf den Dirt-Tracks bestimmt sind, besitzen jedenfalls<br />

eine ursprünglich für Midgets entwickelte<br />

Vorderachse, die als Starrachse mit<br />

Längslenkern und in Längsrichtung angeordneten<br />

Torsionsstäben ausgebildet ist. (Hierzu ist<br />

immerhin zu bemerken, dass dies die Ansicht<br />

des Chefingenieurs der Kurtis-Kraft Inc. ist. Inwiefern<br />

eine erstklassig entworfene unabhängige<br />

Aufhängung der Vorderräder nämlich selbst den<br />

besonderen Anforderungen eines Dirt-Tracks<br />

nicht mindestens ebenso gut gerecht werden soll,<br />

ist nicht ganz leicht einzusehen.)<br />

Die Hinterradaufhängung einiger Wagen ist<br />

nach dem durch die deutschen Vorkriegsrennwagen<br />

wieder eingeführten System De Dion<br />

ausgebildet.<br />

Die AAA-Vorschriften für Indianapolis erlauben<br />

nun auch die Teilnahme von Wagen mit<br />

einem Minimalradstand von 244 cm, im Gegensatz<br />

zu der alten Vorschrift von 254 cm. Das bedeutet,<br />

dass die sog. %-Wagen, die zuerst auf<br />

den Dirt-Tracks Popularität errangen, dieses<br />

Jahr zum erstenmal am 500-Meilen-Rennen von<br />

Indianapolis teilnehmen konnten. Wenigstens<br />

sechs der genannten Wagen besassen nur wenig<br />

mehr als 244 cm Radstand, worunter auch der<br />

von Walt Brown gesteuerte neue Kurtis-Kraft.<br />

Dieser Wagen besitzt eine unabhängige Vorderradaufhängung<br />

mittelst Parallelogramm - Querlenkern,<br />

während eine De-Dion-Hinterradaufhängung<br />

entworfen wurde. Die Federung erfolgt<br />

vorne und hinten durch Torsionsstäbe.<br />

Eine wichtige konstruktive Verbesserung besteht<br />

in der Entwicklung von rasch austauschbaren<br />

Hinterachsübersetzungen, wie sie übrigens<br />

schon längere Zeit von den Midgets benutzt<br />

wird. Mindestens 12 Marken stellen Hinterachsen<br />

her, die in die Midgets eingebaut werden<br />

können. Das Problem der raschen Austauschbarkeit<br />

wurde so gelöst, dass die Kardanwelle<br />

hinten unter dem Differential noch weiter<br />

nach rückwärts verlängert wurde. Eine Gegenwelle<br />

dient als eigentliche Differentialantriebswelle.<br />

Das zwischen Kardanwelle und Gegenwelle<br />

hinter dem Differential angeordnete Zahnradpaar<br />

ist leicht zugänglich, so dass die Hinterachsübersetzung<br />

ohne grossen Zeitverlust den<br />

jeweiligen Anforderungen der Piste angepasst<br />

werden kann. Durch diese Tieferlegung der<br />

Kardanwelle wird übrigens auch noch eine Senkung<br />

des Führersitzes und damit eine Reduktion<br />

der Stirnfläche des Wages möglich. Eine interessante<br />

Einzelheit ist übrigens die, dass die<br />

Midgets im allgemeinen eine differentiallose, aus<br />

einem Stück hergestellte Hinterachse ohne Achsgehäuse<br />

benutzen. Grosse Wagen besitzen alle<br />

das Differential mit konventionellen Halbachsen.<br />

Als einzige Ausnahme ist der Wagen Lou Moore's<br />

zu nennen, der zwar ein Differential besitzt,<br />

aber gehäuselose Halbachsen verwendet.<br />

Eine weitere Neuerung besteht in der Anwendung<br />

nichtmetallischer Brennstofftanks, die<br />

vom Flugzeugbau übernommen wurden. Ihre<br />

Flexibilität verhütet Rissbildungen im Brennstofftank<br />

als Folge der Chassisdeformationen.<br />

Es ist erstaunlich, dass gerade bei den amerikanischen<br />

Rennwagen, bei denen der Motor<br />

der ausschlaggebende Faktor ist, die Grundkonstruktion<br />

praktisch unverändert geblieben ist,<br />

seitdem Harry Miller seine Grundtypen entwarf.<br />

Auch der Erfolg der immer noch bevorzugten<br />

Vierzylinderbauart ist an sich schwer zu erklären,<br />

denn ein guter Achtzylinder-V-Motor von<br />

4500 cm» Hubraum wäre bestimmt nicht wesentlich<br />

schwerer als ein Vierzylinder gleicher<br />

Grosse; dagegen könnte die Herabsetzung des<br />

Hubes von 116 auf 88 mm höhere Drehzahlen<br />

gestatten bei gleichzeitiger Erhöhung der Spitzenleistung.<br />

Vielleicht ist der Hauptgrund für<br />

das Festhalten am Vierzylinder der, dass einfach<br />

nichts anderes zur Verfügung steht. Immerhin<br />

haben die amerikanischen, kompressorlosen<br />

Vierzylinder-Rennmotoren ihre Zuverlässigkeit<br />

auch über die 500 Meilen (800 km) des<br />

Indianapolisrennens unter Beweis gestellt.<br />

(Nach «Automotive Industries», bearb. von hibJ<br />

Standard Vanguard als Nutzfahrzeug<br />

Der neue Kurtis-Kraft-Specioj wird durch einen Meyers-Drake-Vierzylindermotor von 4425 cm' Hubraum (ohne Kompressor)<br />

angetrieben. Der Wagen wiegt 820 kg und hat vorn und hinten Torsionsstabfederung. Hinter dem Wagen sein Erbauer<br />

Frank Kurtis<br />

Dirt-Track-Wagen: Oft unklar, aber<br />

meistens mit Hubraumbegrenzung auf 3,6 Liter.<br />

A-A-A-Rundstrecken-Rennwagen<br />

(AAA = American Automobile Association).<br />

Die <strong>1948</strong> gültigen Vorschriften gestatten die<br />

Teilnahme von Wagen in dieser Kategorie, sofern<br />

ihr Hubraum 3000 cm 3 mit Kompressor oder<br />

4500 cm 3 ohne Kompressor nicht überschreitet.<br />

Während der Rennsaison <strong>1948</strong> dürfen AAA-Formelwagen<br />

nicht nur am 500-Meilen-Rennen von<br />

Indianapolis teilnehmen, sondern auch noch 15<br />

weitere Rennen zwischen 100 und 200 Meilen<br />

bestreiten. Diese letzteren werden auf Dirt-<br />

Tracks in den verschiedenen Städten der USA<br />

ausgefahren. (Dirt Tracks sind Rennbahnen ohne<br />

Fahrbahnbelag aus Asphalt oder Beton, eventuell<br />

mit einem losen Spezialmaterial bedeckt.) Ferner<br />

nehmen die Wagen am jährlichen Pikes-<br />

Weiterentwicklung sehr wertvoll sein könnten,<br />

weshalb es bedauerlich ist, dass die erwähnten<br />

Schwierigkeiten schwer zu überwinden sind.<br />

Aus dem Umstand, dass mit der einzigen<br />

Ausnahme des Pikes-Peak-Bergrennens alle<br />

Rennen auf Rennbahnen ausgetragen werden,<br />

folgt, dass die konstruktiven Neuerungen bei<br />

den amerikanischen Rennwagenkonstruktionen<br />

weder so umfassender noch so fruchtbarer Natur<br />

sind wie bei den europäischen Rennwagen.<br />

Vielleicht die wichtigste Aenderung im amerikanischen<br />

Rennwagenbau war der Einfuhr<br />

eines Maseratis durch Mike Boyle und H. C. Cotting<br />

im Jahre 1930 zu verdanken. Der Wagen,<br />

gefahren von Wilbur Shaw, hatte einen derartigen<br />

Erfolg, dass die amerikanischen Konstrukteure<br />

auf die weit überlegene Strassenhaltung<br />

sowie den grösseren Fahrkomfort dieses Wagens<br />

Letzte Woche sind in England<br />

drei Versionen der Standard<br />

Vanguard als Nutzfahrzeuge<br />

herausgekommen, die alle den<br />

gleichen Vierzylindermotor mit<br />

2088 cm 1 und das gleiche Fahrgestell,<br />

teilweise andere Reifengrössen,<br />

besitzen. Sie sind<br />

erst später in der Schweiz<br />

lieferbar<br />

DER STATION WAGON<br />

« ESTATE CAR »<br />

Sechs Sitze und vier Türen, hintere<br />

Doppeltüre mit grossem<br />

Gepäckraum,abklappbare Rücklehne,<br />

Tragkraft 2 Personen und<br />

250 kg Gepäck oder 5 Personen<br />

und 100 kg Gepäck. Auf<br />

Wunsch Radio und Heizung.<br />

Verschliessbarer Benzintankverschlu<br />

ii»ir«<br />

DER KASTENWAGEN<br />

« DELIVERY VAN ><br />

Geschlossene Lieferwagenkarosserie<br />

mit hinterer Doppeltüre<br />

und 600 kg Nutzlast. Auf<br />

Wunsch Heizung und Radio.<br />

Kasten-Innenmasse: Länge 182<br />

cm. Breite 17(1 cm, Höhe 105 cm.<br />

Innenraum 2,4 m'<br />

DIEDKEI VERTRETE* DES RENNSTALLS DON LEE AM INDIANAPOLISRENNEN <strong>1948</strong>. Von links noch rechts: Der 1939-Zwölf-<br />

Zylinder-3-liter-Mercedes-Benz mit Zweistufenkompressor, der schon 1947 als «Don Lee» am Indianapoüsrennen teilnahm,<br />

M4 d«HM Motor völlig revidiert wurde; ein 2,9-Liler-Alfa-Romeo-Monoposto mit 2 Kompressoren; der neue Don-Lee-<br />

Special<br />

PRITSCHENWAGEN-<br />

«PICK-UP UTILITY»<br />

Brücke aus Stahl mit tiefem<br />

Boden; seitliche Sitrbänke.<br />

Tragkraft 9 Personen (davon 3<br />

in Kabine) oder 3 Personen und<br />

400 kg. Auf Wunsch Heizung u.<br />

Radio

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