E_1948_Zeitung_Nr.048
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Nr, 48 — BERN, Mittwoch, 10. November <strong>1948</strong><br />
44. Jahrgang — Nummer: 30 Rp.<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBILZEITUNG<br />
ZENTRALBLATT FÜR DIE SCHWEIZERISCHEN AUTOMOBIL- UND VERKEHRSINTERESSEN<br />
ERSCHEINT JEDEN MITTWOCH - REDAKTION UND ADMINISTRATION: BREITENRAINSTRASSE 97, BERN, TELEPHON (031) 2 82 22 - GESCHÄFTSSTELLE ZÜRICH: STAMPFENBACHSTR. 40, ZÜBICH 23, TELEPHON 26 96 77/71<br />
Bemerkungen zum Tage<br />
Die Gummistrasse von Akron<br />
In einer Appellationsverhandlung hatte sich<br />
kürzlich vor dem zürcherischen Obergericht ein<br />
21jähriger Student zu verantworten, der vom<br />
Bezirksgericht Pfäffikon wegen eines schweren<br />
Verkehrsdeliktes zu einer unbedingten Gefängnisstrafe<br />
von zwei Monaten verurteilt worden<br />
war. Im Oktober 1947 hatte er auf der schnurgeraden<br />
Ueberlandstrasse bei Illnau einen von<br />
zwei Kindern gelenkten Leiterwagen zu überholen<br />
versucht. Ohne seine übersetzte Geschwindigkeit<br />
von 70 km/h — der Experte sprach sogar<br />
von 80 km/h — zu reduzieren, ohne rechtzeitig<br />
Signal zu geben oder beim Ueberholen genügend<br />
Abstand zu bewahren, wollte er an den Kindern<br />
vorbeifegen. Durch das Geräusch des Motors erschreckt,<br />
machte der das Leiterwägelchen lenkende<br />
Knabe eine Reflexbewegung, wobei er<br />
etwas nach links geriet, vom Wagen erfasst, auf<br />
die Strasse geschleudert und so schwer verletzt<br />
wurde, dass er eine Stunde später starb. 80 m<br />
nach der Unfallstelle konnte der Fahrer seinen<br />
Wagen zum Stehen bringen, nachdem er noch<br />
zwei Bäume am Strassenrand umgelegt hatte.<br />
Wenn das Obergericht die Strafe von zwei<br />
auf acht Monate Gefängnis erhöhte und damit<br />
noch eine Busse von Fr. 100.— verband — eine<br />
Minderheit der Richter wollte die Strafe noch<br />
höher ansetzen —, dann gab dabei hauptsächlich<br />
der Charakter des Angeklagten den Ausschlag.<br />
Abgesehen davon, dass er sich als Schnellfahrer<br />
einen «Namen gemacht» hatte, dass er sich<br />
durch Rücksichtslosigkeit, Arroganz und Frechheit<br />
hervortat, auch vor Gericht kümmerte er<br />
sich keinen Deut um Gesetz und behördliche<br />
Anordnungen. Nicht nur setzte er sich auch nach<br />
dem Entzug der Fahrbewilligung wiederholt an<br />
den Volant, er ignorierte selbst zu jener Zeit in<br />
einer Reihe von Fällen souverän die Verkehrsvorschriften<br />
und legte durch sein Gebaren eine<br />
Gesinnung an den Tag, die den Staatsanwalt<br />
zum Ausspruch veranlasste, «jeder anständige<br />
Automobilist sollte es begrüssen, wenn solche<br />
Leute so bestraft werden, wie sie es verdienen ».<br />
Dass das Gericht bei der Beurteilung der Schuld<br />
und bei der Strafzumessung vor allem auf die<br />
Mentalität des Angeklagten abstellte, brachte es<br />
in der Feststellung zum Ausdruck, es müsse<br />
auch bei Verkehrsdelikten unterschieden werden<br />
zwischen Fahrlässigkeit aus einmaligem menschlichem<br />
Versagen, das jedem widerfahren könne,<br />
und einer verwerflichen Gesinnung, die sich<br />
fortgesetzt und bewusst über Recht und Ordnung<br />
auf der Strasse hinwegsetze. Nicht unerwähnt<br />
mag auch die Erklärung eines der Richter bleiben,<br />
ein strenges Urteil in solchen Fällen dürfe<br />
nicht als verkehrsfeindlich bezeichnet werden,<br />
vielmehr liege es im Interesse aller anständigen<br />
Strassenbenützer, also auch der grossen<br />
Mehrzahl der Automobilisten, dass grobe Uebelstände<br />
im Strassenverkehr energisch bekämpft<br />
werden.<br />
In den letzten Tagen haben, was in diesem<br />
Zusammenhang ebenfalls Erwähnung verdient,<br />
Meldungen über zwei weitere scharfe Gerichtsurteile<br />
gegen Automobilisten die Runde durch<br />
die Presse gemacht, die sich aus charakterlichem<br />
Versagen heraus schwere Missachtungen der<br />
Verkehrsvorschriften hatten zuschulden kommen<br />
lassen. Die Gerichte scheinen also mit der Verschärfung<br />
ihrer Praxis, die von der Oeffentlichkeit<br />
immer wieder gefordert und ihnen auch<br />
vom Bundesrat als eines der Mittel zur Unfallbekämpfung<br />
nahegelegt worden ist, Ernst machen<br />
zu wollen. «Die Strafbestimmungen des<br />
Automobilgesetzes werden zu wenig streng angewendet<br />
und selbst auf schwere, verkehrsgefährdende<br />
Verletzungen von Ver&ehrsvorschriften<br />
von den Gerichten oft zu wenig strenge<br />
Strafen ausgesprochen », liess sich der Bundesrat<br />
in seinem bekannten Kreisschreiben vom<br />
13. August 1935 vernehmen, um — sehr zutreffend<br />
— beizufügen, dass nicht nur die Führer<br />
von Motorfahrzeugen, sondern auch Radfahrer<br />
und Fuhrleute wissen müssten, dass sie schwere<br />
Strafen zu gewärtigen haben, wenn sie durch<br />
vorschriftswidriges Verhalten andere an Leib<br />
und Leben gefährden. Ob allerdings eine solche<br />
« massivere • Rechtsprechung gegenüber unverbesserlichen<br />
Verkehrssündern die Strassendisziplin<br />
wesentlich zu fördern vermag, muss<br />
erst die Zukunft lehren. Von der generalpräventiven<br />
Wirkung solcher Urteile darf man immerhin<br />
nicht zuviel erhoffen.<br />
Der vom Zürcher Obergericht vorgenommenen<br />
Straferhöhung im Fall des Studenten B., der<br />
die entscheidende Bedeutung des Charakters für<br />
das Verhalten im Strassenverkehr und für die<br />
Einstellung gegenüber dem Mitmenschen mit<br />
beispielhafter Klarheit erkennen lässt, wird jeder<br />
verantwortungsbewusste Automobilist nur<br />
beipflichten können. Seit Jahr und Tag führen<br />
alle Gutwilligen unter ihnen, führen ihre Presse<br />
und ihre Verbände einen unablässigen Kampf<br />
um die Säuberung der eigenen Reihen von Elementen,<br />
deren hemmungslos-egoistisches Benehmen<br />
auf der Strasse — worin sich ihre Gesinnung<br />
widerspiegelt — eine ständige Gefährdung<br />
der Verkehrsgemeinschaft darstellt und das last<br />
not least im Volk eine autofeindliche Stimmung<br />
erzeugt. Dass gegen solche charakterlich ungeeignete<br />
Fahrer und chronisch-rücksichtslose Gesetzes-<br />
wie Menschen Verächter eben dieses Gesetz<br />
in seiner vollen Schärfe zur Anwendung<br />
gelange, daran hat auch die grosse Mehrheit der<br />
Automobilisten ein unbestreitbares Interesse. In<br />
diesem Lichte betrachtet, gewinnt der Hinweis<br />
des Zürcher Obergerichts, dass der Richter ein<br />
menschliches Versagen, wie es jedem zustossen<br />
könne, niemals gleich beurteilen dürfe wie eine<br />
fortgesetzt sich manifestierende rücksichtslose<br />
Gesinnung, ihr besonderes Gewicht. Das heisst<br />
nämlich, dass bei einem Unfall nicht in erster<br />
Linie der Erfolg das richterliche Urteil bestimmen<br />
darf, vielmehr muss dessen primäres Fundament<br />
eine objektive Würdigung des Verschuldens<br />
bilden, wobei vor allem auf den Charakter<br />
des Angeklagten abzustellen ist. Der Richter soll<br />
weniger die Tat und ihre äusseren Verumständungen<br />
als den Täter beurteilen. Lediglich eine<br />
Strafrechtspraxis, die diesen Grundsätzen folgt,<br />
vermag nach unserer Auffassung ihren Zweck<br />
der Besserung und der gerechten Sühne zu erfüllen.<br />
In ihrer letzten Sitzung, die einer Reihe von<br />
Fragen der Unfallbekämpfung galt, hat die interkantonale<br />
Kommission für das Motorfahrzeugwesen<br />
auch die Verschärfung der Führerprüfung<br />
mit in den Kreis ihrer Erörterungen gezogen,<br />
wobei sie sich dafür aussprach, dass alle Fragen<br />
nach den Verkehrsregeln müssen beantwortet<br />
werden können. Nachsicht dürfe hier nicht geübt<br />
werden, weil jede Unkenntnis und Unsicherheit<br />
über eine bestimmte Verkehrsvorschrift eine<br />
Gefahr bedeute.<br />
Wer also, anders ausgedrückt, an der Prüfung<br />
auch nur über eine Frage nach den Verkehrsvorschriften<br />
stolpert, ist unweigerlich<br />
durchgesaust. Nun, das ist eine Auffassung. Uns<br />
In Art. 27, Abs. 2, des MFG wurde dem Bundesrat<br />
seinerzeit die Kompetenz eingeräumt, bestimmte<br />
Strassen als Hauptstrassen zu kenn-<br />
Amerikanische Versuche für neue Slrassenbelage. In der amerikanischen c Gummi-Hauptstadt ><br />
AJtron, wo die Firmen Goodyear und Firestone ihre Fabriken haben, werden derzeit Versuche mit einem neuen Strassenbelaa<br />
durchgeführt, der zum grössten Teil aus Gummi besteht.<br />
wül tie etwas doktrinär erscheinen, auch wenn<br />
eine strengere Siebung der Prüfungsbewerber<br />
durchaus mit zur Verbesserung der Verkehrssicherheit<br />
beitragen kann. Läuft ein Höherschrauben<br />
der Prüfungsanforderungen im Sinn<br />
der Beschlüsse der Kommission jedoch nicht auf<br />
eine blosse Gedächtnisübung heraus? Darin, dass<br />
einer vor dem Experten die Verkehrsregeln wie<br />
am Schnürchen herunterzuleiern vermag, liegt<br />
doch noch keine Gewähr, dass er sich dann auf<br />
der Strasse in jedem Fall und jeder Situation<br />
auch an das halte, was er so fehlerlos hat aufsagen<br />
können. Auch hier gibt der Charakter, die<br />
moralische Haltung den Ausschlag. Und ob ein<br />
jeder, der sich im Examen durch eine lückenlose<br />
Beherrschung aller einschlägigen Vorschriften<br />
ausgewiesen, im Getriebe des Verkehrs ein Musterknabe<br />
sein wird, steht immerhin auf einem<br />
andern Blatt Denn über die Gesinnung erteilt<br />
auch die rigoroseste Prüfung keinen Aufschluss;<br />
erst am Volant selbst bewährt sie sich — oder<br />
auch, nicht.<br />
Was auch zu revidieren wäre:<br />
Die Bezeichnung des Vortrittssignals auf der amtlichen Signaltafel<br />
ScUnu Seile 2<br />
zeichnen, wobei der Gesetzgeber gleichzeitig<br />
festlegte, dass ein auf diesen Strassen verkehrendes<br />
Motorfahrzeug das Recht des Vortritts<br />
besitze und ein aus einer Nebenstrasse einbiegender<br />
Fahrer seine Geschwindigkeit herabzumindern<br />
habe. Von diesem Recht machte der<br />
Bundesrat in seinem am 26. März 1934 gefassten,<br />
auf Anfang Juli des gleichen Jahres in Kraft<br />
gesetzten Beschluss über die Hauptstrassen mit<br />
Vortrittsrecht Gebrauch, zu dem das Verzeichnis<br />
der in Frage kommenden Strassen in der<br />
Folge wiederholt Abänderungen, bzw. Erweiterungen<br />
erfuhr. Von jenem Zeitpunkt hinweg<br />
hatte auch das in der Verordnung über die<br />
Strassensignalisation vom 17. Oktober 1932 vorgesehene,<br />
auf die Aufhebung des Vortrittsrechts<br />
aufmerksammachende Signal Nr. 7 (auf der<br />
Spitze stehendes, rot umrandetes Dreieck) seine<br />
Daseinsberechtigung.<br />
Dieses Vortrittssignal, das nach Art. 9, Abs. 5,<br />
der erwähnten Verordnung auf den dem Motorfahrzeug<br />
geöffneten Nebenstrassen • aufzustellen<br />
ist, dient — wie dort zu lesen steht — zur Bezeichnung<br />
einer Hauptstrasse im Sinne von<br />
Art. 27, Abs. 2 des MFG. Mit der im Frühjahr<br />
1934 erfolgten Bezeichnung der Hauptstrassen<br />
mit Vortrittsrecht drängte sich eine Ausdehnung<br />
des Gültigkeitsbereichs dieser Bestimmung insofern<br />
auf, als nun auch den Kreuzungen von<br />
Hauptstrassen Rechnung zu tragen war. Das geschah<br />
in Art. 6 des BRB über die Hauptstrassen<br />
mit Vortrittsrecht, der ausdrücklich bestimmt,<br />
dass bei Kreuzungen, Einmündungen und Gabelungen<br />
von Hauptstrassen das Vortrittsrecht<br />
der einen Hauptstrasse durch die Aufstellung<br />
des Vortrittssignals aufzuheben sei.<br />
Scheinen somit über den Zweck des Signals<br />
Nr. 7 keine wie immer geartete Zweifel zu bestehen,<br />
zumal wenn man den Wortlaut aller erwähnten<br />
Gesetze, Verordnungen und BRB kennt,<br />
so ändert sich das Bild, wenn man — was zur<br />
Beurteilung des ganzen Problems eigentlich vollauf<br />
genügen sollte — lediglich das MFG und die<br />
Signalverordnung in Verbindung mit der Tafel<br />
der Verkehrssignale konsultiert. Dann nämlich<br />
kann es einem, der sich hier Klarheit verschaffen<br />
will, blühen, dass in ihm nicht gelinde Zweifel<br />
aufsteigen, besonders wenn ihm, wie dies<br />
uns passierte, ein neckischer Zufall in kurzem<br />
Zeitabstand zwei Unterlagen in die Hände spielt,<br />
von deren Inhalt man sollte annehmen dürfen,<br />
dass er materiell übereinstimme. Indessen stellt<br />
es sich heraus, dass der Inhalt des einen Dokuments<br />
dem andern direkt widerspricht. Auf der<br />
Verkehrssignaltafel, auf der wir beim eiligen<br />
Durchblättern des neuesten und letzten Bandes<br />
des Schweizer Lexikons stiessen, ist das Signal<br />
Nr. 7 mit dem lapidaren Hinweis «Vortrittsrecht<br />
» versehen. In der Anleitung für die Motorfahrzeugführerprüfung<br />
einer kantonalen<br />
Automobilkontrolle dagegen — auf deren Nennung<br />
wir übrigens um so eher verzichten können,<br />
als sie mit ihrer Auffassung im Kreise der<br />
kantonalen Strassenverkehrsämter keineswegs<br />
allein dasteht — lautet der entsprechende und<br />
u. E. den Verhältnissen eher gerecht werdende<br />
Vermerk: « Vortrittsrecht aufgehoben ». Also ein<br />
glatter Widerspruch der beiden Deutungen des<br />
Sinns dieses Signals.<br />
Um es aber gleich vorwegzunehmen: der Redaktion<br />
des Schweizer Lexikons lässt sich für<br />
ihre Darstellungsart nicht der leiseste Vorwurf<br />
machen, befindet sie sich doch in der denkbar<br />
besten Gesellschaft, nämlich einer Reihe von<br />
Kommentatoren des MFG, prominenter Verfasser<br />
von Publikationen zur Unfallbekämpfung<br />
und endlich — soweit wir feststellen konnten —<br />
der Mehrzahl der kantonalen Automobilkontrollen,<br />
die sich alle der amtlichen, zur Signalverordnung<br />
gehörenden Signaltafel bedienen, auf<br />
der das Signal Nr. 7 kurz und bündig mit « Vortrittsrecht<br />
> bezeichnet ist. Das darf uns freilich<br />
nicht daran hindern, die offizielle Legende<br />
zu diesem Signal als zweideutig zu charakterisieren.<br />
Die Tatsache lässt sich nicht bestreiten,<br />
dass sich der Sinn der Hinweise «Vortrittsrecht<br />
» und « Vortrittsrecht aufgehoben » sozusagen<br />
diametral gegenübersteht. Denn, entweder<br />
besitzt eine Strasse das Vortrittsrecht, oder aber<br />
sie besitzt es nicht. Nun kann man zwar so argumentieren,<br />
dass der Hinweis « Vortrittsrecht »<br />
für die Strasse gelte, in die man einzumünden<br />
oder die man zu kreuzen im Begriffe stehe. Man<br />
kann sich aber auch den Standpunkt zu eigen<br />
machen — zumal da in der Signalordnung diesbezüglich<br />
überhaupt jede Präzisierung fehlt —,<br />
das Vortrittsrecht werde einem selber eingeräumt<br />
oder endlich, es sei für den Fahrer, der<br />
sich plötzlich dem Signal Nr. 7 gegenübersieht,<br />
aufgehoben. Es kommt immer nur auf die<br />
Strasse an, die man bezeichnen will. Ohne Zweifel<br />
liegt es aber näher, dem Fahrer zu bedeuten,<br />
auf der Strasse, die er soeben benütze, sei das<br />
Vortrittsrecht aufgehoben, als ihn darauf aufmerksam<br />
zu machen, die Verkehrsader, die er<br />
nächstens kreuzen werde, besitze das Vortrittsrecht.<br />
Wie dem auch sei: dass ein Signal mit soviel<br />
Interpretationsmöglichkeiten dazu angetan<br />
ist, Unklarheiten Vorschub zu leisten, Verwirrung<br />
zu stiften und damit die Unfallgefahr zu<br />
erhöhen, statt zu verringern, liegt auf der Hand.<br />
So ganz von ungefähr kommt es daher wirklich<br />
nicht, wenn gerade im Hinblick auf die Unzulänglichkeiten,<br />
die sich in der Praxis mit diesen<br />
sich widersprechenden Hinweisen immer<br />
wieder ergeben haben, verschiedene Motorfahrzeugkontrollen<br />
dazu übergegangen sind, den zukünftigen<br />
Automobilisten zusammen mit dem<br />
Lernfahrausweis und den einschlägigen Vorschriften<br />
eine Signaltafel abzugeben, auf der sie<br />
die Bezeichnung « Vortrittsrecht » in « Vortrittsrecht<br />
aufgehoben • abgeändert haben. Denn, so<br />
sagen sie sich mit Recht, wenn die Fahrlehrer<br />
ihren Zöglingen gemäss dem Sinn der Gesetzesbestimmungen<br />
nachdrücklich einhämmern, das<br />
Signal Nr. 7 bedeute für den Fahrzeuglenker die<br />
Aufhebung des Vortrittsrechtes, dann geht es<br />
konsequenterweise nicht an, auf der Signaltafel<br />
lediglich von einem «Vortrittsrecht • zu sprechen.<br />
Diese Ueberlegung hat man offenbar auch<br />
im Kanton Bern angestellt, wo man die Bezeichnung<br />
«Vortrittsrecht» durch den zusätzlichen<br />
Hinweis «Einfahrt in Hauptstrasse mit Vor-<br />
AUS DEM INHALT<br />
Der Bundesrat enthüllt neue Absichten : Verkehrsteilung<br />
via Strassenbaubeiträge<br />
Der Grosse Preis von Pefiya Rhjn in Barcelona<br />
Neuenburg und kein Ende<br />
Strassenverkehr in Kanada<br />
Zur Psychologie des Autounfalls<br />
Pariser Brief<br />
Am Steuer neuer englischer Wagen<br />
Ein vierradgelenkter Trolleybusanhänger<br />
Tschechische Minicars<br />
Die Twin-Coach-Autobusse der Stad Luzern
AUTOMOBIL REVUE<br />
MITTWOCH, 10. NOVEMBER <strong>1948</strong> - T\r. 48<br />
trittsrecht > ergänzte, was ebenfalls eine klare<br />
Formulierung darstellt.<br />
Auf die Dauer wird man dieses Nebeneinander<br />
von verschiedenen, sich gegenseitig widersprechenden<br />
Erklärungen freilich nicht dulden<br />
dürfen. Im Rahmen der Generalrevision des<br />
MFG drängt sich daher eine Richtigstellung,<br />
bzw. Abänderung des amtlichen Vermerks<br />
« Vortrittsrecht» in « Vortrittsrecht auf geho-<br />
ben > cowie eine Ergänzung der Sitnalverordnung,<br />
mindestens soweit dies den erwähnten,<br />
den heutigen Gegebenheiten nicht mehr Rechnung<br />
tragendeb Art. 9, Abs. 5, anbetrifft, gebieterisch<br />
auf. Nur so lässt sich ein Schwebezustand<br />
beheben, der immer wieder — wie uns verschiedene<br />
kantonale Motorfahrzeugkontrollen bestätigen<br />
— Anlass zu Missverständnissen gab und<br />
weiterhin gibt.<br />
Verkehrskoordination durchs Hintertürchen<br />
der Strassenbausubventionen ?<br />
Vielsagende bundesrätliche Erklärungen zum Thema Finanzreform und Bundesleistungen<br />
an den Strassenbau<br />
Anlässlich ihrer beiden ersten Sitzungen<br />
hatte die nationalrätliche Kommission für die<br />
Bundesfinanzreform den Bundesrat zur Berichterstattung<br />
über eine Reihe von Fragen ersucht,<br />
u. a. auch über die Berücksichtigung des Verkehrs<br />
im Ausgabenplan, wie er im Bundesfinanzprogramm<br />
enthalten ist. In seinem Bericht<br />
vom 12./19. Oktober resümiert der Bundesrat<br />
unter diesem Abschnitt die Zusammensetzung<br />
der Bundesbeiträge von 31,6 Mill. Fr. jährlich,<br />
die im Finanzplan für den Strassenbau vorgesehen<br />
sind. Davon sollen nach dem bundesrätlichen<br />
Antrag 30 Mill. Fr. durch den auf gesamthaft<br />
60 Mill. Fr. geschätzten jährlichen Ertrag<br />
des Benzinzolls gedeckt werden. Im übrigen<br />
hat jedoch der Bundesrat weitere Subventionen<br />
an den Eisenbahn- und Schiffsverkehr im Rahmen<br />
der Neuordnung des Finanzhaushaltes schon<br />
in seiner Botschaft vom 22. Januar <strong>1948</strong> abgelehnt.<br />
Wenn darauf Nationalrat Grimm im<br />
Schosse der Kommission eine<br />
Gleichbehandlung der Verkehrsmittel<br />
beantragte, so fand er bei dieser insofern wenig<br />
Gegenliebe, als sie schliesslich einem Antrag<br />
Holenstein zustimmte, der den Bundesrat einlud,<br />
zu prüfen, ob unter die Ausgaben des Finanzplanes<br />
ein Posten für ausserordentliche Beiträge<br />
an notleidende Privatbahnen aufzunehmen<br />
sei, was schlicht und einfach hiess, dass sie nicht<br />
gewillt sei, die Frage der grundsätzlichen Gleichbehandlung<br />
der Verkehrsmittel mit in die Diskussion<br />
einzubeziehen. Inzwischen hat in der<br />
letzten Session der Kommission in Locarno auch<br />
ein weiterer Antrag, jährlich 10 Mill. Fr. für die<br />
Sanierung der Privatbahnen in den Finanzplan<br />
einzusetzen, dasselbe Schicksal erlitten: er fiel<br />
unter den Tisch, doch fiel gleichzeitig immerhin<br />
auch der Hinweis, dass ja in diesem Ausgabenplan<br />
eine 150-Mill.-Fr.-Reserve -für unvorhergesehene<br />
Ausgaben vorgesehen sei. Aber damit<br />
ist das Problem der Sanierung der Privatbahnen,<br />
wofür der Bund bereits 140 Mill. Fr. aufgebracht<br />
hat, noch nicht aus Akt und Traktanden geschieden,<br />
und angesichts des Buketts von heute hängigen<br />
Begehren kommt der Bundesrat denn auch<br />
zum Schluss, dass eine weitere Bundeshilfe kaum<br />
zu vermeiden sein werde.<br />
Der Strom der Subventionen • zuhanden »<br />
der Schiene wird also weiter fliessen,<br />
denn schon demnächst geht den eidgenössischen<br />
Räten ein besonderer Bericht über die Frage der<br />
Privatbahnhilfe zu...<br />
Ueber das Problem der Beitragsleistung des<br />
Bundes an die SBB im Rahmen des Finanzprogramms<br />
fasst sich der bundesrätliche Bericht<br />
kurz. Zur Deckung des durchschnittlichen jährlichen<br />
Baubedarfs reichen, wie er feststellt, die<br />
bahneigenen Mittel nicht aus, weshalb die finanzielle<br />
Heranziehung von Kantonen und Gemeindön<br />
an Bahnbauten geprüft werden müsse,<br />
ein Bahnbegehren, das der Bundesrat schon in<br />
seiner Botschaft zur Bundesfinanzreform unterstützt,<br />
das aber auch sofort die Opposition der<br />
für die künftigen Subventionsleistungen Ausersehenen<br />
auf den Plan gerufen hat. Nach dem<br />
Bundesbahngesetz hätte übrigens beim Eintritt<br />
von Defiziten die Bundesversammlung ja ohnehin<br />
besondere Massnahmen zu treffen (darin bestehend,<br />
dass solche Defizite zu Lasten der<br />
Staatsrechnung, also der Steuerzahlen übernommen<br />
werden müssen. Red.). Um die von Parlament<br />
und Bundesrat stets betonte Eigenwirtschaftlichkeit<br />
der SBB zu fördern, verzichtet<br />
der Bundesrat, wie er ausführt, auf die Aufnahme<br />
von Bundesbeiträgen an die Bundesbahnen<br />
im Finanzplan.<br />
Für den motorisierten Strassenverkehr besonders<br />
aufschlussreich sind jedoch die Bemerkungen,<br />
welche der bundesrätliche Bericht dem<br />
Problem der Verkehrskoordination<br />
widmet. Dass der in der Kommission von Bahnvertretern<br />
unternommene Vorstoss -in der Richtung<br />
einer Gleichbehandlung der Verkehrsmittel<br />
durch die vom Bundesrat bei der Neuregelung<br />
des Finanzhaushaltes vorgeschlagene — nach der<br />
Auffassung der Strassenverkehrskreise aber<br />
dennoch ungenügende — Verbesserung der Subventionen<br />
an den Strassenbau ausgelöst wurde,<br />
mit dieser Feststellung spricht der Bundesrat<br />
nur eine Tatsache aus. Dass aber der Ständerat<br />
dem Entwurf für Art. 30 der Verfassungsvorlage<br />
eine andere Fassung gegeben hat, die erst eine<br />
wirkliche aktive Strassenbaupolitik ermöglicht<br />
und nicht bloss im Finanzausgleich stecken<br />
bleibt, dagegen glaubt der Bundesrat sich auflehnen<br />
zu müssen. Währenddem seine Formulierung<br />
für Abs. 2 der genannten Verfassungsbestimmung<br />
lautete:<br />
« Der Bund kann den Kantonen einen Anteil am<br />
Reinertrag des Zolles auf Treibstoffen für motorische<br />
Zwecke ausrichten. Der Anteil darf die Hälft© des<br />
Reinertrages nicht übersteigen; die Bundesgeserz-<br />
.gebung bestimmt den Höchstbetrag »,<br />
beschloss der Ständerat, diese Kann-Vorschrift<br />
durch folgenden Text zu ersetzen, der die Höhe<br />
des den Kantonen auszurichtenden Anteils klar<br />
und ein für alle Male festlegt:<br />
«Der Bund richtet den Kantonen die Hälfte des<br />
Reinertrages des Zolles auf Treibstoffen für motorische<br />
Zwecke aus. ><br />
Daran knüpft nun der Bundesrat einige Erläuterungen,<br />
die erkennen lassen, wie er sich<br />
die Handhabung des von ihm vorgeschlagenen<br />
Verfassungsartikels denkt, was für Ziele er damit<br />
verfolgt und was von der « Verbesserung »<br />
der Finanzierungsgrundlagen für den Strassenbau<br />
der Kantone noch bliebe. « Der Bund wäre •,<br />
so schreibt er, « bei seiner (der bundesrätlichen)<br />
Fassung von Art. 30 in der Bemessung der Beteiligung<br />
der Kantone an den Zolleinnahmen sowie<br />
in den daran zu knüpfenden Bedingungen<br />
frei geblieben. Das ist für die Frage der Gleichbehandlung<br />
der Verkehrsmittel von ausschlaggebender<br />
Bedeutung. » Wieso? Weil « die Möglichkeit,<br />
über die Subventionierung der kantonalen<br />
Strassenbauten die Gesamtverkehrspolitik<br />
des Landes zu beeinflussen, durch die ständerätliche<br />
Fassung ausgeschaltet wird ». An die Ausrichtung<br />
der Benzinzollanteile könne er, sofern<br />
es bei dieser Fassung bleibe, keine Bedingungen<br />
mehr knüpfen. Damit würde ihm eine wirksame<br />
Handhabe zur Beeinflussung der Verkehrspolitik<br />
genommen.<br />
Aber der Bundesrat geht in seinem Bericht<br />
noch weiter, indem er die Strassenbaubeiträge<br />
an die Kantone nicht nur der Verkehrspolitik,<br />
sondern — und das verdient festgehalten zu<br />
werden — sogar den Bahninteressen dienstbar<br />
machen möchte. In der Botschaft zum Finanzprogramm<br />
hatte er diese Beiträge lediglich als<br />
Mit Ueberzeugung wird jeder vernünftige<br />
Automobilist zu einer Verschärfung der Massnahmen<br />
zur Eliminierung ungeeigneter oder gefährlicher<br />
« Kollegen »ja sagen. Von einer anderen<br />
Ueberzeugung aber lässt er sich ebensowenig<br />
abbringen: davon nämlich, dass gleichzeitig<br />
eine bessere Erziehung aller anderen<br />
Strassenbenützer, vorweg der Radfahrer, einsetzen<br />
muss. Wie, haben nicht die Polizeibehörden<br />
der Stadt Zürich erst unlängst erklärt, die<br />
schlimmsten Verkehrssünder seien die Radfahrer,<br />
weshalb eine neue Verkehrserziehungsaktion<br />
für sie wie für die Fussgänger nötig wäre? Und<br />
harrt nicht, um ein weiteres Beispiel zu zitieren,<br />
an der gegenwärtigen Session des bernischen<br />
Grossen Rates eine Interpellation über Verkehrserziehung<br />
der Behandlung, zumal die Disziplin<br />
aller Strassenbenützer, nicht nur der motorisierten,<br />
zu wünschen übrig lasse? Radfahrer,<br />
die nicht die blasseste Ahnung vom Sinn eines<br />
Einfahn-, eines Fahrverbotssignals, von der Regelung<br />
des Vortrittsrechts, von der Zeichenabgabe<br />
haben, gefährden sich selbst und den<br />
ganzen Strassenverkehr ebenso wie Fussgänger,<br />
denen auch die primitivsten Verkehrsregeln ein<br />
Buch mit sieben Siegern sind.<br />
Solange nicht auch hier durchgegriffen und<br />
dafür gesorgt wird, dass auch diese Kategorien<br />
von «Verkehrsteilnehmern» die Vorschriften<br />
kennen und sie genau so respektieren müssen<br />
wie der Automobilist, solange begnügt man sich<br />
mit halber Arbeit, wenn man nur die Motorfahrzeuglenker<br />
schärfer prüft und auch sonst<br />
kräftiger am Wickel fasst.<br />
Baustellen-Markierungen, Kieshaufen, Teerfässer,<br />
Dampfwalzen und dergleichen hat der<br />
Automobilist während der nunmehr zu Ende gehenden<br />
Fahrsaison häufig getroffen, und auch<br />
jetzt noch begegnen sie ihm ab und zu. Ist das<br />
Befahren solcher Stellen meist weniger angenehm<br />
und wollen sie mit Vorsicht genossen sein,<br />
so zeugen besagte Requisiten doch davon, dass<br />
im Bereich der Strassenverbesserungen wieder<br />
etwas geschieht, nachdem in den Kriegsjahren<br />
und unmittelbar nachher in dieser Hinsicht ein<br />
beinahe hundertprozentiger Stillstand eingetreten<br />
war. Deshalb vermerkt der Mann am Volant<br />
solche Arbeiten mit Wohlgefallen und nimmt es<br />
getrost in Kauf, wenn er jetzt noch über uneingewalzten<br />
Grobschotter schleichen oder sich<br />
und seinen Wagen auf nackter, noch nicht eingeebneter<br />
Fahrbahnunterlage schütteln lassen<br />
muss. Morgen wird er dafür um so sanfter dahinrollen<br />
und dieses Vergnügen freudig auskosten.<br />
Meist ist es zwar — an automobilistischen<br />
Distanzbegriffen gemessen — von kurzer<br />
Dauer, doch immerhin genug, um ihm den Gegensatz<br />
von vordem und heute zum Bewusstsein<br />
zu bringen und den Wunsch nach mehr von dieser<br />
Art zu erwecken. Entscheidend bleibt für<br />
ihn, zu sehen, dass da und dort doch « etwas<br />
geht» — sei es auch bescheiden — und dass<br />
ihm der Tribut, den ihm der kantonale wie der<br />
Bundesfiskus in Form von Verkehrssteuern und<br />
Treibstoffzöllen auferlegt, schliesslich wieder<br />
Lenkungsmittel in dem Sinne in Aussicht genommen,<br />
dass sie einen Strassenausbau nach<br />
einheitlichen technischen Gesichtspunkten<br />
gewährleisten sollten. Jetzt aber entdeckt er<br />
plötzlich, dass «die Dringlichkeit des Strassenausbaues<br />
mit den Bedürfnissen der Arbeitsmarktlage<br />
in Einklang gebracht werden • müsse,<br />
ja er hätte es sogar gerne gesehen, «wenn in<br />
der Ausführungsgesetzgebung des Bundes auch<br />
auf die Leistungen der Kantone für die öffentlichen<br />
Verkehrsanlagen und Verkehrsmittel»<br />
Rücksicht genommen würde, damit sich die bisherigen<br />
Wettbewerbsverhältnisse zwischen<br />
Schiene und Strasse nicht zu ungunsten der<br />
Schiene verändern könnten!<br />
Durch das Hintertürchen der Strassenbeiträge<br />
wollte der Bundesrat also Verkehrskoordination<br />
und Bahnschutz betreiben;<br />
er wollte sich einen gewissen Spielraum sichern,<br />
um seine Strassensubventionen von den Leistungen<br />
der Kanton« an Bahngrossbauten abhängig<br />
machen zu können. Die sich diesen Bahnwünschen<br />
gegenüber gefügig zeigten, sollten belohnt,<br />
die andern aber bestraft werden. Weshalb<br />
der Bundesrat in seinem Bericht denn auch die<br />
nationalrätliche Kommission beschwor, seiner<br />
Fassung von Art. 30 Bundesverfassung zuzustimmen<br />
und dem vom Ständerat angenommenen<br />
Text die Gefolgschaft zu verweigern.<br />
In ihrer Mehrheit vermochte jedoch die nationalrätliche<br />
Kommission für diesen Versuch<br />
des Bundesrates, auf dem Weg über die Strassenbaufinanzierung,<br />
nämlich durch Aufstellung<br />
von « Bedingungen » an die Kantone die Finanzreform<br />
zu einem Werkzeug der Verkehrsteilung<br />
zu gestalten — einen Versuch, den man sich in<br />
Automobilkreisen wird merken müssen —• kein<br />
Verständnis aufzubringen.<br />
Sie schloss sich der vom Ständerat angenommenen<br />
Formulierung; des Verfassungsartikels<br />
30 an, wobei sie sich von der Auffassung-<br />
leiten Hess, dass damit die wohlbegründeten<br />
Begehren der Automobilwirtschaft<br />
und der Kantone hinsichtlich der<br />
Strassenfinanzierung besser gewahrt seien<br />
und dass der Bundesrat zu schlecht rechne, wenn<br />
er die Erträgnisse aus den Treibstoffzöllen für<br />
motorische Zwecke auf bloss 60 Mill. Fr. jährlich<br />
veranschlage. Auch ohne einem unbegründeten<br />
Optimismus zu verfallen, dürfe man annehmen,<br />
dass sie 70, vielleicht sogar 75 Mill. Fr. pro Jahr<br />
abwerfen werden.<br />
Bemerkungen zum Tage<br />
(SchluM Ton Seile 1)<br />
zugutekommt (bei den Zöllen allerdings In völlig<br />
unzulänglichem Ausmass).<br />
In einem Sonderfall befindet sich hier der<br />
bernische Automobilist. Wenn der Kanton, entsprechend<br />
dem vom Grossen Rat beschlossenen<br />
Strassenbauprogramm für die Jahre <strong>1948</strong>/49 mit<br />
der Verbesserung einer ganzen Reihe von Nebenstrassen,<br />
Ortsdurchfahrten usw. begonnen<br />
hat, dann versteht es der Automobilist nicht, dass<br />
sich daneben für den Ausbau der Hauptstrassen<br />
kaum ein Finger rührt und dass hier die teilweise<br />
unhaltbaren Zustände fröhlich weiterdauern.<br />
Er versteht das um so weniger, als er<br />
allein die Mittel für die Durchführung dieses<br />
Nebenstrassenprogramms aufzubringen hat, die<br />
— nach der Feststellung des kantonalen Baudirektors<br />
eine « gerechte Lastenverteilung •,<br />
weil ja die Strasse heute weder dem Fussgänger<br />
noch dem Fuhrwerk, sondern dem Automobil<br />
gehöre—• ausschliesslich aus der im November<br />
1947 dekretierten rund 20prozentigen Autosteuererhöhung<br />
stammen. Ausgerechnet dort,<br />
wo es am dringendsten wäre, bei den Hauptstrassen<br />
eben, legt Vater Staat die Hände in den<br />
Schoss und unternimmt praktisch so gut wie<br />
nichts. Zwar hat Baudirektor Brawand im kantonalen<br />
Parlament betont, die Strassenbauarbeiten<br />
werden nach Massgabe ihrer Dringlichkeit<br />
ausgeführt. Aber diese Dringlichkeit bestimmt<br />
sich anscheinend weniger nach den objektiven<br />
Bedürfnissen des Verkehrs als nach politischen<br />
Gesichtspunkten.<br />
AKTUELLES<br />
Schweizerisch-italienischer Kampf<br />
um eine Gebühr<br />
Im Januar dieses Jahres wandte sich der<br />
TAG mit einer in sehr dezidiertem Ton gehaltenen<br />
Eingabe an den Chef des Eidg. Post- und<br />
Eisenbahndepartementes, um gegen gewisse Zumutungen<br />
unseres südlichen Nachbars Stellung<br />
zu nehmen, die in einem italienisch-schweizerischen<br />
Vertrag über den grenzüberschreitenden<br />
Gesellschaftswagenverkehr enthalten waren. Die<br />
«AR • hat seinerzeit den Inhalt der genannten<br />
Eingabe in seinen Hauptpunkten resümiert (vgl.<br />
Nr. 5/<strong>1948</strong>). Einen Stein des Anstosses bildete<br />
vor allem die Klausel-, wonach für jeden Reisenden,<br />
der in schweizerischen Gesellschaftswagen<br />
über Ponte Chiasso nach Italien fährt,<br />
eine Ausgleichsgebühr von Fr. 2.— « zuhanden »<br />
der italienischen Staatsbahnen zu entrichten ist.<br />
Im Laufe des Frühjahrs trat der Vertrag in<br />
Kraft, und seither hat der italienische Fiskus<br />
viele gute Schweizer Franken als « Konkurrenzschutz<br />
» für die Bahnen einkassiert, in Widerspruch<br />
zu einer im Dezember 1947 erlassenen<br />
Resolution der Arbeitsgruppe Strassentransporte<br />
der UNO, worin die beteiligten Staaten erklären,<br />
zur Erleichterung der internationalen Strassentransporte<br />
wahrend sechs Monaten keine neuen<br />
Taxen zu erheben.<br />
Ende Oktober trat in Pallänza eine italienisch-schweizerische<br />
Konferenz zusammen, die<br />
... man muss sie hören alle beide!<br />
Unsere Umfrage<br />
Die mangelhafte Fahrdisziplin vieler (ausländischer)<br />
Automobilisten, und nicht zuletzt die<br />
schweren Unfälle auf unsern Alpenstrassen, haben<br />
Herrn M. nachdenklich gestimmt. Hier<br />
müsse man in erster Linie Abhilfe schaffen,<br />
meint er, und auch Vorschläge dazu hat er<br />
gleich zur Hand: Man müsse jedem Ausländercar,<br />
der zum erstenmal unsere Alpenpässe befährt,<br />
eine Bgleitperson mitgeben, die ihn mit<br />
den Tücken der Bergstrasse vertraut zu machen<br />
und in jeder Beziehung behilflich zu sein<br />
habe. Darüber, dass ein derartiges Lotsensystem<br />
einen grossen Mitarbeiterstab und erkleckliche<br />
Finanzen benötigt, ist sich Herr M. klar; er<br />
glaubt indessen, dass es bei richtiger Organisation<br />
ohne weiteres zu bewerkstelligen wäre.<br />
Herr M. ist ausserdem der Meinung, dass es<br />
nicht einmal in erster Linie die Fahrer der Gesellschaftswagen<br />
sind, die sich so oft gegen die<br />
Verkehrsvorschriften und die Verkehrssicherheit<br />
vergehen, sondern dass vor allem die ausländischen<br />
Lenker von Personenautomobilen in<br />
diesem Gebiet namentlich auf den Alpenstrassen<br />
zu wünschen übrig lassen. Hier sieht er eine andere<br />
Möglichkeit, Abhilfe zu schaffen: man<br />
müsste besonders an jenen Tagen mit dichtem<br />
Verkehr die Fahrzeuge zu Kolonnen zusammenfassen,<br />
an deren Spitze am besten ein Motorradfahrer<br />
die Strecke richtig vorfahren würde.<br />
Und noch einen letzten Vorschlag in dieser<br />
Richtung machte Herr M.: In allen Staaten, die<br />
als Einzugsgebiete für unserer Fremdenindustrie<br />
in Betracht fallen, sollte man mittels Lichtbildern,<br />
Filmen, Prospekten und Vorträgen die<br />
Leute orientieren, wie in der Schweiz überhaupt<br />
gefahren wird. Viele Ausländer kennen<br />
unsere Verkehrsvorschriften nicht.<br />
Dass die Fahrdisziplin, insbesondere auf unsern<br />
Bergstrassen und vor allem bei den fremden<br />
Automobilisten, vielfach sehr schlecht ist,<br />
dürfte wohl kaum zu bestreiten sein. Ob die angeführten<br />
Mittel geeignet sind, Remedur zu<br />
schaffen, bezweifle ich dagegen stark. Mit einer<br />
Ausnahme zwar: es wäre wohl durchaus möglich<br />
und wünschenswert, wenn mit der Auslandspropaganda<br />
für unseren Fremdenverkehr eine<br />
Aufklärung über die schweizerischen Verkehrsverhältnisse<br />
und -Vorschriften verbunden werden<br />
könnte. Praktisch Hesse sich das wohl mit<br />
erträglichen finanziellen Aufwendungen durchführen.<br />
Es wäre ebenfalls denkbar, dass die<br />
Automobilverbände bei ihren Schwesterorganen<br />
im Ausland erreichen könnten, dass den schweizerischen<br />
Verkehrsverhältnissen etwas besser<br />
Rechnung getragen würde.<br />
Das Lotsensystem und der Gedanke mit der<br />
geführten Kolonne aber ist praktisch kaum<br />
realisierbar. In erster Linie müssen sie an finanziellen<br />
und organisatorischen Hindernissen<br />
scheitern. Dann aber — und diesem Punkt ist<br />
grössere Wichtigkeit beizumessen — dürfen wir<br />
nicht vergessen, dass es ja dem Ausländer genau<br />
gleich wie dem Schweizer nicht darum zu<br />
tun ist, möglichst rasch über unsere Pässe zu<br />
fahren; man will doch die Aussicht geniessen,<br />
die Ferien verbummeln und vor allem genau so<br />
leben, wie es einem passt. Der normale Schweizer<br />
so gut wie der normale Ausländer ist jedem<br />
Zwang, wie ihnen das Lotsensystem und die<br />
die geführte Kolonne mit sich bringen müssten,<br />
gerade während der Ferien mit Recht abgeneigt.<br />
Und mehr Zwang ausüben als notwendig ist, um<br />
eine angemessene Verkehrssicherheit zu erreichen,<br />
soll man nicht.<br />
sich neuerdings mit einer Reihe von Punkten<br />
dieses provisorischen Abkommens befasste. Immer<br />
wieder rückte dabei die Frage der Abschaffung<br />
der zweifränkigen Ausgleichsgebühr in den<br />
Mittelpunkt der Diskussion. Eine bindende Zusage<br />
konnte die italienische Delegation, wie wir<br />
zu wissen glauben, in Ermangelung der Kompetenz<br />
hiezu zwar nicht abgeben, doch bekundete<br />
sie, angesichts des mit allem Nachdruck gestellten<br />
Begehrens der Schweiz, ihre Bereitwilligkeit,<br />
bei den zuständigen Ministerien in<br />
Rom auf deren Beseitigung hinzuwirken. Hoffen<br />
wir deshalb, die Abgabe werde so rasch als<br />
möglich aus Akt und Traktanden verschwinden.<br />
Gewissenlose Automobilisten!<br />
Wie die Berner Stadtpolizei meldet, ereigneten<br />
sich vom letzten Samstag auf den Sonntag<br />
(6./7. Nov.) im Stadtbezirk mehrere Verkehrsunfälle,<br />
wovon drei ziemlich schwere.<br />
Die traurigste Feststellung ist jedoch folgende:<br />
Beim Unfall an der Freiburgstrasse, wobei<br />
ein Fussgänger schwer verletzt wurde, wollte<br />
der Automobilist anfänglich flüchten. Nur dank<br />
dem mutigen Eingreifen von zwei Fussgängern,<br />
die die Situation sofort erfassten und Strasse<br />
und Trottoir sperrten, konnte der Automobilist<br />
an der beabsichtigten Flucht verhindert werden.<br />
Ein weiterer Automobilist, der mit grosser<br />
Geschwindigkeit über die Kornhausbrücke raste<br />
und vorschriftswidrig einen Tramzug überholte,<br />
kollidierte mit einem entgegenkommenden Automobil;<br />
ohne anzuhalten, flüchtete der schuldige<br />
Fahrer.<br />
Zwei rücksichtslose Automobilisten, die Unfälle<br />
und Kollision verursachen, machen sich<br />
ohne anzuhalten aus dem Staub, bzw. sie versuchen<br />
es. Solche Schädlinge des motorisierten<br />
Strassenverkehrs gehören exemplarisch bestraft,<br />
ja man muss sich fragen, ob sich derart gewissenlose<br />
Leute inskünftig überhaupt noch an das<br />
Steuer eines Automobils sollen setzen dürfen,<br />
denn sie schaden dem Ansehen aller anständigen<br />
Fahrer.<br />
W
Nr. 48 - MJTTWOCH, 10. NOVEMBER<br />
AUTOMOBIL REVUE<br />
SPORTNACHRICHTEN<br />
SPANIEN<br />
Der Grosse Preis von Pena Rhin<br />
in Barcelona<br />
Haben wir in der letzten « AR » in<br />
einem Kurzbericht die wichtigsten Phasen<br />
festgehalten, die den Verlauf des Grossen<br />
Preises von Pena Rhin kennzeichneten, so<br />
kommen wir im folgenden etwas ausführlicher<br />
auf dieses letzte internationale Formelrennen<br />
der Saison zurück.<br />
Das Drum und Dran<br />
Dem fernen Spanien war es vorbehalten, mit<br />
dem 9. Grossen Preis von Pena Rhyn, der am<br />
31. Oktober zum zweitenmal auf der schnellen<br />
Rundstrecke von Pedralbes in Barcelona ausgetragen<br />
wurde, die an Formelrennen, aber weniger<br />
an Sensationen reiche Sportsaison zu be-<br />
schhessen. Noch schien zwar in letzter Minute<br />
eine Ueberraschung in Gestalt eines Erfolges<br />
der neuen 1,5-Liter-Kompressor-Ferraris irTden<br />
Bereich der Möglichkeit gerückt zu sein. Denn<br />
angesichts des Fernbleibens von Alfa Romeo<br />
war für einen spannenden Kampf zwischen dem<br />
Ferrari-Stall (mit Farina, Bira und dem Spanier<br />
Pola, der ein Fahrzeug des 1,5-Liter-Typs zum<br />
Preise von 10 Millionen Lire erstanden hatte), den<br />
schnellen Maseratis von Villoresi und Ascari und<br />
den Talbots der Ecurie France, die wieder Chiron,<br />
Comotti, Rosier und Giraud-Cabantous in den<br />
Kampf sandte, das Feld frei. Ja, in den letzten<br />
24 Stunden, nachdem im Training vom Samstag<br />
Farina mit seinem Ferrari auf der 4,64 km langen<br />
Piste die beste Rundenzeit mit 1' 46,0" =<br />
151 km/h aufgestellt und damit den Rekord Villoresis<br />
aus dem Jahre 1946 gleich mit 5 km/h<br />
unterboten hatte, stiegen die Wetteinsätze für<br />
die Farben des Konstrukteurs von Maranello zu<br />
schier unglaublichen Höhen. Diese allzu Voreiligen<br />
kamen schnell um ihren Obolus, brachte<br />
doch der Rennverlauf Ueberraschungen am laufenden<br />
Band. Nicht nur die drei Ferraris, auch<br />
9 von 13 gestarteten Maseratis blieben auf der<br />
Strecke; mit einem Sieg der Talbots oder der<br />
ERAs zu rechnen schien schliesslich gar nicht so<br />
abwegig. Abgesehen von Villoresi hinterliessen<br />
die Engländer und Franzosen den weitaus besten<br />
Eindruck. Vier von fünf Fahrern Britanniens<br />
konnten sich klassieren mit Parnell (Maserati<br />
4 CTL) als Zweitem, Ashmore (ebenfalls Maserati<br />
des gleichen Typs) als Sechstem und den<br />
zwei alten ERAs des C-Typs mit Harrison und<br />
Gerard im 5., bzw. 9. Rang! Der fünfte Platz<br />
wäre beinahe Helvetiens Farben zugefallen, doch<br />
eine gebrochene Ventilfeder zwang de Graffenried<br />
noch zwei Runden vor Torschluss zur Aufgabe.<br />
Nur das Duo Canonica-Bernheim auf<br />
einem Maserati der Ecuria Autosport stand das<br />
Rennen durch und landete mit 15 Runden RücRstand<br />
auf den Sieger auf dem 10. Platz.<br />
Die Organisation des Rennens, die wiederum<br />
in den Händen des Automobilclubs von Spanien<br />
und der Peiia-Rhin-Gesellschaft lag, stand<br />
im Zeichen einer seltenen Grosszügigkeit, was<br />
zur Folge hatte, dass mit Ausnahme von Wimille<br />
und Trossi die besten Fahrer Europas<br />
schon viele Tage vorher in der Hauptstadt Kataloniens<br />
eingetroffen waren und bei einem<br />
Publikumsandrang, der allein manchen Grand-<br />
Prix-Organisator Mitteleuropas der Sorgen über<br />
jedes Defizit am Rennen selbst enthoben hätte,<br />
ihre Trainingsrunden absolvierten. Der günstige<br />
Standort der Strecke brachte es mit sich, dass<br />
am Sonntag nicht weniger als 180 000 Zuschauer<br />
von den frühen Morgenstunden an die<br />
Piste säumten. So gelang es, nicht zuletzt dank<br />
der reichlich vertretenen Franco-Polizei, die<br />
einen erfolgreichen Kampf gegen Palmenkletterer<br />
und « Schwarzseher > führte,, den Organisatoren<br />
ihre Auslagen für glanzvolle Feste und<br />
Empfänge teilweise hereinzubringen. Fast wie<br />
bei einem Stierkampf wurde die Begeisterung<br />
der Zuschauer erst stundenlang durch Lautsprecher<br />
und Paraden uniformierter Motorradfahrer<br />
gesteigert, bis schliesslich um die Mittagsstunde<br />
die motorisierten Toros mit allem<br />
Pomp und Zeremoniell einer echt spanischen<br />
Corrida an die Startlinie geschoben wurden.<br />
Nach Marken geordnet setzte sich das Feld aus<br />
folgenden 23 Konkurrenten zusammen:<br />
ERA: Gerard und Harrison (England).<br />
Ferrari: tBira» (Siam), Farina (Italien) und Pola (Spanien).<br />
Maserati: Ascari Taruffi und Villoresi (Italien), Ashmore,<br />
Brooks und Parnell (England), Bernheim und de Graffenried<br />
(Schweiz), Bucci (Argentinien), Landi (Brasilien), Godia und<br />
Jover iSpanien).<br />
Talbot: Choboud, Chiron, Comotti, Giraud-Cabantous und<br />
Rosier (Frankreich), Ap6zteguia ISponien).<br />
Der Rennverlaul<br />
Mit dem Fallen der Startflagge schössen die<br />
23 Rennwagen, in eine dichte Rauchwolke gehüllt,<br />
los, um schon nach 1% Minuten der Spannung<br />
wieder in die Zielgerade einzuschwenken,<br />
zuerst fast geschlossen eine Spitzengruppe mit<br />
Bira, Parnell und Villoresi, denen sich in der<br />
zweiten Runde schon Farina und Chiron näherten.<br />
Der Monegaske konnte zwar das Tempo,<br />
das die Leader mit Rundenzeiten bis zu 1' 47" =<br />
149,9" km/h diktierten, nicht mithalten und fiel<br />
vorderhand etwas zurück, um aber dank seiner<br />
Zähigkeit und Gleichmässigkeit, aber auch dank<br />
dem Ausscheiden zahlreicher gefährlicher Gegenspieler,<br />
zum Schluss doch einen ehrenvollen<br />
dritten Platz zu erobern.<br />
An der Spitze lieferten sich im ersten Drittel<br />
des Rennens, das über 70 Runden oder 312,5 km<br />
Links im Bilde der Talbot (Nr 26] von Giraud-Cabanfous. Unmittelbar vor ihm befindet sich unser Lands idsmann de Graffensicher<br />
in Aussicht<br />
ried auf Maserati (Nr. 10), der sich kurz vor Ende des Rennens infolge eines Ventildefektes um den ihm<br />
stehenden fünften Platz gebracht sah.<br />
ausgetragen wurde, der Ferrari Biras und der<br />
Maserati Villoresis (Ascari war bereits in der<br />
zweiten Runde mit Verteilerdefekt ausgefallen)<br />
ein eindrucksvolles Duell, bei dem beide Koryphäen<br />
offensichtlich aufs Ganze gingen und mit<br />
ihrem Maschinenmaterial das Letzte herauszuholen<br />
trachteten. Immerhin erwies sich der zweite<br />
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Eine Phase des Rennverlaufs: Links vorne der nachmalige Sieger Villoresi auf dem 4CTL-Maserati (Nr 6), gefolgt vom Engländer<br />
Harrison auf ERA (Nr. 48), dem diesjährigen französischen Meister Giraud-Cabantous auf Talbot (Nr. 26) und dem<br />
Briten Gerard nuf ERA.<br />
Ferrari mit Farina am Steuer um einiges schneller,<br />
übernahm er doch mit einer Rekordzeit von<br />
l'40,0" (160,722 km/h) in der 19. Runde die<br />
Führung, die er bis über die Hälfte des Rennens<br />
hinaus nicht mehr abgab. Ein überaus schnelles<br />
Tanken trug zwar in diesem Stadium Villoresi,<br />
der nur wenige Sekunden hinter ihm lag, einen<br />
kleinen Vorteil ein, worauf sich zwischen den<br />
beiden italienischen Marken neuerdings ein<br />
Kampf aufs Messer entspann, der schliesslich<br />
zugunsten von Maserati endete, denn in der 49.<br />
Runde, nachdem zehn Runden zuvor schon der<br />
Ferrari Polas die Weiterfahrt eingestellt hatte,<br />
machten sich auch bei jenem Farinas Schwierigkeiten,<br />
anscheinend in der Treibstoffzuleitung,<br />
bemerkbar, die von den Mechanikern nicht behoben<br />
werden konnten, weshalb das erste Pferd<br />
des Ferrari-Stalles hinter den Boxen verschwand.<br />
Bira, der bis dahin den dritten Platz<br />
gehalten hatte, trat nun zum Endspurt an. Er<br />
schob sich während der nächsten zehn' Runden<br />
um einige hundert Meter vor, doch schien diese<br />
Kraftanstrengung für seinen Wagen zuviel zu<br />
sein: eine geborstene Zylinderkopf dich tung<br />
setzte seinen Bemühungen in der 63. Runde ein<br />
Ende. Damit bezog der Engländer Parnell, der<br />
den Vorsprung Villoresis nicht mehr in Frage<br />
stellen konnte, definitiv die zweite Position. Der<br />
Jubel der Menge wurde ihm zwar, als er mit<br />
nur 26 Sekunden Abstand auf den Sieger das<br />
Ziel querte, zu gleichen Teilen zuteil. Am meisten<br />
aber staunte er selbst über sein Glück, als<br />
er aus seinem Fahrzeug stieg und ein eingedrücktes<br />
Heck vorfand: in der letzten Kurve<br />
noch hatte ihn der ERA Harrisons gerammt,<br />
doch lief diese Karambolage glücklicherweise<br />
ohne schwerere Schäden für beide ab. Etwas<br />
schlimmer schon hatte das Schicksal in der<br />
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zweiten Runde Brooke mitgespielt, der in einer<br />
Kurve ins Schleudern geriet und in den Sandsäcken<br />
landete. Sein Maserati war beschädigt,<br />
er selbst aber kam mit einigen Hautschürfungen<br />
davon.<br />
Die Resultate haben wir bereits in der letzten<br />
« AR » wiedergegeben, wobei sich eine Richtigstellung<br />
insofern aufdrängt, als Chiron die<br />
volle Rundenzahl mit der Zeit von 2 h 13' 26",<br />
Bernheim/Canonica dagegen 55 statt 54 Runden<br />
bewältigten, während anderseits eine Nachkontrolle<br />
der Rundenzeiten ergab, dass der Rundenrekord<br />
und damit auch die entsprechende Prämie<br />
nicht dem Konto von Villoresi, sondern, wie<br />
aus dem vorliegenden Bericht hervorgeht, jenem<br />
von Farina gutzuschreiben ist.<br />
ITALIEN<br />
Chinetti auf Rekordjagd<br />
Drei internationale Rekorde der Klasse E<br />
auf dem 2-Liter-Ferrari.<br />
Auf dem gleichen gebläselosen Ferrari-2-Liter-Wagen,<br />
womit der in Frankreich beheimatete<br />
Italiener Luigi Chinetti am 12. September letzthin<br />
in überlegener Manier das 12-Stunden-Rennen<br />
für Sportwagen auf der Rennbahn von Linas—Montlhe'ry<br />
gewann, hat am letzten Mittwoch<br />
der gleiche Fahrer drei internationalen<br />
Klassenrekorden der Klasse E (1501—2000 cm')<br />
die Spitze gebrochen, und zwar gleichfalls auf<br />
der Piste von Montlhery, auf der er nach den<br />
vorliegenden unvollständigen 'Berichten folgende<br />
Durchschnittsgeschwindigkeiten erzielte:<br />
1 Stunde 203,843 km/h<br />
200 km 203.378 km/h<br />
100 Meilen 203,435 km/h<br />
Die bisherigen Bestzeiten liegen volle 17<br />
Jahre zurück. Sie wurden am 15. Oktober 1931<br />
ebenfalls auf der Montlh6ry-Bahn von der Engländerin<br />
Mrs. Stewart am Steuer eines Derby-<br />
Special aufgestellt und seinerzeit wie folgt homologiert:<br />
1 Stunde 195,942 km/h<br />
200 km 195,944 km'h<br />
100 Meilen 195,754 km/h<br />
Vor Rekordversuchen Taruffis<br />
Wie verlautet, beabsichtigt der Italiener Piero<br />
Taruffi, demnächst verschiedenen Kurzdistanzrekorden<br />
der 500-cm'-Klasse zu Leibe zu rükken,<br />
wobei über das Fahrzeug, dessen er sich zu<br />
diesem Zwecke bedienen wird, allerdings noch<br />
der Mantel des Schweigens gebreitet ist.<br />
SCHWEDEN<br />
Vor einem Rekurs im « Fall Bira » ?<br />
Das internationale Schiedsgericht der FIA<br />
behandelte Anfang Oktober den Protest Gordinis,<br />
den dieser auf Grund der Disqualifikation<br />
des Prinzen Bira im Grossen Preis von Stockholm<br />
<strong>1948</strong> eingereicht hatte. Wir können es uns<br />
versagen, die Hintergründe jener Disqualifikation,<br />
von denen hier seinerzeit ausführlich die<br />
Rede war, neuerdings aufleben zu lassen und<br />
rufen lediglich in Erinnerung, dass der Protest<br />
des französischen PS-Zauberers vom FIA-Tribunal<br />
geschützt wurde. Damit bestand für Bira<br />
nicht nur der Anspruch auf die Klassierung im<br />
ersten Rang, sondern auch der nicht minder<br />
wichtige auf Auszahlung des ihm zukommenden<br />
entsprechenden Geldpreises. Dass die nachträgliche<br />
Honorierung von Biras legitimer Forderung<br />
auf etwelche Schwierigkeiten stossen<br />
musste, stand um so eher zu erwarten,-als der<br />
betreffende Barpreis an den nunmehr entthronten<br />
Sieger des Rennens, den Italiener Biondetti,<br />
seit langem ausbezahlt war.<br />
Wenn daher Biondetti neulich an die italienische<br />
Sportkommission herangetreten ist mit dem<br />
Ersuchen, sich seiner Sache anzunehmen, so will<br />
dieser Schritt ohne Zweifel im Rahmen dieser<br />
unliebsamen Vorgeschichte gewürdigt sein. Biondetti<br />
macht geltend, der sportliche Leiter der<br />
Gruppe Inter, Zehender, sei im Besitze einer von<br />
den Sportkommissären des schwedischen Rennens<br />
abgefassten und signierten Erklärung, wonach<br />
Bira reglementswidrig gestartet und als<br />
aus dem Rennen genommen zu betrachten sei.<br />
obzwar er dieses fortsetze. Auf Grund dieser,<br />
gegenüber Zehender abgegebenen Erklärung<br />
habe für ihn, Biondetti, keine Notwendigkeit<br />
bestanden, sein bisheriges hohes Tempo beizubehalten.<br />
Er habe es vielmehr im Hinblick auf<br />
den sicher in Aussicht stehenden Kies; stark gemässigt<br />
und begreife daher nicht, wieso das internationale<br />
Schiedsgericht den Protest Gordinis<br />
gutgeheissen habe.<br />
An der Existenz der erwähnten Erklärung<br />
besteht zwar kein Zweifel, aber ebenso ist es<br />
Tatsache, dass Prinz Bira — wie aus dem Entscheid<br />
des Schiedsgericht klar hervorging —<br />
nicht unter Beobachtung der geltenden Vorschriften<br />
aus dem Rennen genommen wurde, wie
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ein Oel-Fettgemisch enthält und deshalb die<br />
Schutzöles nicht braucht.<br />
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was wir von Anfang an<br />
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Nr. 48 - MITTWOCH, 10. NOVEMBER 194«<br />
AUTOMOBIL REVUE<br />
dies Aufgabe der Rennleitung gewesen wäre.<br />
Vielmehr wurde der Prinz im Kampfe belassen<br />
und damit in der Annahme bestärkt, es sei alles<br />
o. K. Dass dem nicht so war. das wurde ihm erst<br />
SCHWEIZ<br />
nach Beendigung des Rennens eröffnet, und so<br />
kam denn das Schiedsgericht mit Rücksicht auf<br />
die gegen Bira begangene Reglementswidrigkeit<br />
zur Anerkennung des Protestes.<br />
Neuenburg und kein Ende<br />
Der Entscheid der NSK durch Berufung ans nationale Schiedsgericht<br />
des ACS angefochten<br />
Es hält nachgerade schwer, Ober den «Fall<br />
Neuenburg», der seit anderthalb Monaten die<br />
Gemüter unserer Aktiven bewegt, keine Satire<br />
zu schreiben. Denn wer da etwa glauben mochte,<br />
nach dem wohl abgewogenen Entscheid der<br />
NSK in bezug auf die Le-Quarteron-Koordinate<br />
könnten die Akten über diesem unerquicklichen<br />
Kapitel nun endlich ein für allemal geschlossen<br />
und damit zur Tagesordnung geschritten werden,<br />
der war — wie sich inzwischen herausstellte<br />
—• in einem unverzeihlichen Irrtum befangen.<br />
Dieser « Fall » nämlich, der bereits in<br />
Neuenburg den Sportkommissären zu schaffen<br />
gab und in den darauffolgenden Wochen durch<br />
die nationale Sportkommission eine gründliche<br />
und sorgfältige Abklärung erfuhr, um an der<br />
Berner NSK-Sitzung vom 29. Oktober die von<br />
uns in der letzten c AR » geschilderte Erledigung<br />
zu finden, wird nun auch noch die höchste Berufungsinstanz<br />
im schweizerischen Automobilsport,<br />
das nationale Schiedsgericht des ACS, beschäftigen,<br />
da zwei Konkurrenten der Neuenburger<br />
Veranstaltung sich dem Entscheid der<br />
NSK nicht glaubten beugen zu können und daher<br />
gegen ihn appellierten.<br />
Nun waren wir freilich nie und nimmer der<br />
Auffassung, der Entscheid der NSK sei dazu angetan,<br />
beide Parteien — die Befürworter einer<br />
Neutralisierung der ersten Etappe wie deren Opponenten<br />
— zufriedenzustellen. Schon die Natur<br />
der Sache an sich verunmöglichte es unserer<br />
Sportbehörde, ein gewissermassen salomonisches<br />
Urteil zu fällen. Dass der Fehler in erster Linie<br />
bei den Organisatoren lag, wenn es überhaupt soweit<br />
kommen konnte, dafür gab es für uns allerdings<br />
schon am Tage der Veranstaltung so einwandfreie<br />
Indizien, dass wir in unserer Berichterstattung<br />
die Behauptung wagen durften, die<br />
Leidtragenden würden diesmal ausschliesslich<br />
bei den Konkurrenten selbst zu suchen sein. Wir<br />
hatten mit dieser Feststellung um keinen Ton zu<br />
hoch in die Harfe gegriffen. Auf der andern<br />
Seite glaubte man allerdings dennoch die Erwartung<br />
hegen zu dürfen, dass der Entscheid der<br />
NSK — ohne Begeisterung zwar, aber doch in<br />
echt sportlichem Geiste — auch von denjenigen<br />
anerkannt werde, deren These unterlegen war.<br />
Durch die Berufung ans nationale Schiedsgericht<br />
ist diese Hoffnung stark enttäuscht worden.<br />
Nehmen wir unserseits nach wie vor den<br />
— von Anfang an vertretenen, hier ausführlich<br />
dargelegten und auch von der NSK durch ihren<br />
Entscheid geschützten — Standpunkt ein, dass<br />
sich eine Neutralisierung der Etappe Neuenburg—La<br />
Combaz nicht rechtfertige, so sind<br />
F. Schmocker (St-Sulpice) und J. Guillod (La<br />
Chaux-de-Fonds) anderer Meinung. Nachdem<br />
die Sportkommissäre in Neuenburg die Eliminierung<br />
besagter Etappe beschlossen und die<br />
NSK diesen Entscheid rückgängig gemacht hat,<br />
verlangen die erwähnten Konkurrenten in ihrer<br />
Berufung — Stägli uf, Stägli ab — neuerdings<br />
das Fallenlassen dieser Etappe. Da das nationale<br />
Sportreglement ausdrücklich die Möglichkeit<br />
der Berufung gegen die Entscheide von Sportkommissären<br />
und NSK vorsieht, ist dies ihr<br />
gutes, demokratisches Recht, und so kommt denn<br />
dieser ganze unerfreuliche Handel als «tema con<br />
variazioni » erneut aufs Tapet. Womit begründen<br />
nämlich die Appellierenden ihr Vorgehen?<br />
Dem Vernehmen nach argumentieren sie nicht<br />
zuletzt damit, dass der Vermerk auf dem<br />
Marschbefehl « Les coordonnees des postes de<br />
contröle sont donnees ä titre indicatif pour faciliter<br />
la determination des lieux » mit Art. 20<br />
der Ausführungsbestimmungen gar nicht in Widerspruch<br />
stehe. Er könne keinesfalls in dem<br />
Sinne gedeutet werden, den Koordinaten komme<br />
nur hinweisender, orientierender Charakter zu.<br />
Vielmehr bilde er sozusagen die Bestätigung dafür,<br />
dass der Standpunkt der Kontrollposten mit<br />
den angegebenen Koordinatenschnittpunkten<br />
übereinzustimmen habe. Der ganze Streit droht<br />
somit eine Wendung zu nehmen, die man noch<br />
vor kurzem kaum geahnt hätte. Es geht recht<br />
eigentlich um eine philologische Doktorfrage,<br />
und das nationale Schiedsgericht des ACS wird,<br />
sofern es seine Mission wirklich ernst nimmt —<br />
und wer vermöchte daran zu zweifeln —, um die<br />
Konsultation eines Sprachgelahrten nicht herumkommen,<br />
wie sich denn anderseits auch die<br />
Frage allen Ernstes aufdrängt, ob inskünftig<br />
nicht jedem Geländefahrer ein Sprachinterpret<br />
beigesellt werden sollte, dem die ebenso hochinteressante<br />
wie dankbare Aufgabe zufallen<br />
würde, solch heikle Probleme wie den «titre<br />
indicatif» von Neuenburg, dessen unheilstiftende<br />
Wirkung wir so rasch nicht vergessen<br />
werden, zu entwirren ...<br />
Wenn nun aber zu allem Ueberfluss — und<br />
die erhaltenen Informationen lassen leider keinen<br />
Zweifel zu, dass dem so ist — nachträglich<br />
auch noch versucht wird, mit der Frage der Behandlung<br />
der ersten Etappe eine andere Frage<br />
grundsätzlichen Charakters zu verquicken, die<br />
Frage nämlich, wieso die Gymkhana-Resultate<br />
für die Erstellung des Neuenburger Schlussklassementes<br />
nicht zählten, dann merkt man die Absicht<br />
und ist verstimmt. Dann nämlich muss jedem,<br />
der das Neuenburger Reglement gelesen<br />
und studiert hat und nicht nur vom Hörensagen<br />
her kennt und der ausserdem in den Meisterschaftsbelangen<br />
einigermassen Bescheid weiss,<br />
An der Londoner Automobiläussteilung in carls Court war selbstverständlich auch der Railfon-MobH-Special-Rekordwagen<br />
ausgestellt, womit John Cobb am 16. September 1947 in der Salzwüste von Bonneville den absoluten Weltschnelligkeitsrekord<br />
zu Lande auf £34/4 km/h (Meile mit fliegendem Start) verbesserte.<br />
klar werden, welch recht unrühmliches und<br />
unsportliches Spiel hier gespielt werden soll. Wir<br />
glauben nicht deutlicher werden zu müssen. Soviel<br />
sei immerhin bemerkt: Art. 16 der Neuenburger<br />
Ausführungsbestimmungen sagt in nicht<br />
misszuverstehender Weise: « Sieger der nationalen<br />
Gelände- und Orientierungsfahrt ist derjenige,<br />
welcher auf der Prüfungsfahrt am wenigsten<br />
Strafpunkte erhält. Falls ein oder mehrere<br />
Fahrer die Prüfungsfahrt mit gleicher Strafpunktezahl<br />
beendet haben, so entscheidet das<br />
bessere Resultat der Gymkhana. » Müssen wir<br />
etwa auch zur Aufhellung dieses Paragraphen<br />
einen Schriftgelehrten herbeiziehen? Kann man<br />
diesen Artikel anders verstehen als so, dass die<br />
Gymkhana lediglich dann eine Rolle spielt,<br />
wenn das Schlussklassement der eigentlichen<br />
Geländefahrt in einem oder mehreren Rängen<br />
Punktegleichheit aufweist? Hier liegt ja gerade<br />
der grundlegende Unterschied zum Meeting von<br />
Gstaad, auf das sich F. Schmocker beruft, indem<br />
im Reglement von Gstaad ausdrücklich die Erstellung<br />
einer Gesamtwertung an Hand der Einzelresultate<br />
aus Zuverlässigkeitsfahrt, Slalom<br />
und Bergrennen in Aussicht genommen war, wogegen<br />
in Neuenburg im vorneherein Klarheit<br />
darüber bestehen musste, dass die Gymkhana<br />
nur im Falle von ex aequos herangezogen<br />
würde. Man sollte sich daher den Gedanken an<br />
die Einbeziehung der Gymkhana-Resultate in<br />
das Neuenburger Schlussklassement und damit<br />
an deren Einflussnahme auf das <strong>1948</strong>er-Championnat<br />
endlich aus dem Kopfe schlagen, selbst<br />
wenn dadurch ein Meisterschaftstraum definitiv<br />
in nichts zerrinnt.<br />
*<br />
Am nationalen Schiedsgericht des ACS ist es<br />
nun, diese Differenz durch endgültigen Entscheid<br />
aus der Welt zu schaffen, wobei ihm für<br />
die Fällung des Urteils eine Frist von 30 Tagen<br />
nach Einreichung der Berufung (Art. 229, Abs. 3,<br />
des nationalen Sportreglements) gesetzt ist. Sein<br />
Entscheid — der lediglich die Neutralisierung<br />
oder Nichtneutralisierung der ersten Etappe zu<br />
beschlagen hat, währenddem es in bezug auf die<br />
Einbeziehung der Gymkhana-Ergebnisse ins<br />
Schlussklassement nicht kompetent ist, da diese<br />
Frage nie Gegenstand eines Protestes war —<br />
dürfte also spätestens am 3. oder 4. Dezember <strong>1948</strong><br />
zu erwarten sein. In diesem Zusammenhang weisen<br />
wir in Ergänzung einer Meldung, die am<br />
Schlüsse unseres Berichtes über die NSK-Sitzung<br />
wiedergegeben war, daraufhin, dass das nationale<br />
Schiedsgericht nicht unbedingt mit dem<br />
Direktionskomitee des ACS identisch zu sein<br />
braucht. Dieses kann vielmehr seine Kompetenzen<br />
delegieren an ein Gremium, das sich selbstverständlich<br />
weder aus Bewerbern, Fahrern und<br />
Offiziellen, die an der Neuenburger Geländefahrt<br />
teilgenommen oder in dieser Sache bereits<br />
einen Entscheid getroffen haben, noch aus Personen<br />
zusammensetzen kann, die an diesem Fall<br />
direkt oder indirekt irgendwie beteiligt sind.<br />
amtsamasessstt<br />
csser...<br />
.als vor dem Krieg<br />
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MITTWOCH, 10. NOVF.MBEB 1918 - Nr. 48<br />
Ein Streiflicht auf Depoorters Tod<br />
Das Genfer Palais des Expositions wird vergrössert<br />
;>*.<br />
V:«*.$'<br />
Allenthalben beschäftigen sich die Gemüter<br />
gegenwärtig mit den Umständen, unter denen<br />
der Belgier Depoorter anlässlich der letzten<br />
Tour de Suisse in einem Tunnel der Sustenstrasse<br />
ums Leben kam. Heute umhüllt noch<br />
tiefes Dunkel dieses Drama. In ein anderes Dunkel<br />
dagegen kann und muss schon heute Licht<br />
gebracht werden. Es ist das Dunkel des Tunnels,<br />
in dem Depoorter nach den heute zur Verfügung<br />
stehenden Feststellungen an die Felswand prallte<br />
und vom Rad stürzte und in dem er alsdann,<br />
mehr oder weniger schwer verletzt am Boden<br />
liegend, von einem nachfolgenden Begleitwagen<br />
überfahren worden zu sein scheint.<br />
Der Verfasser dieser Zeilen passierte den Susten<br />
als Insasse eines Autos einige Wochen nach<br />
diesem Unfall in der gleichen Richtung wie damals<br />
die Teilnehmer an der Tour de Suisse und<br />
sass neben dem Führer, der den Wagen sicher<br />
über den Pass gesteuert hatte. Als sich das<br />
Fahrzeug oberhalb Wassen einem Tunneleingang<br />
näherte, machte ein ortskundiger weiterer Mitfahrer<br />
darauf aufmerksam, dass nun der Tunnel<br />
komme, darin der unglückliche Belgier den<br />
Tod gefunden hatte. Wir fuhren in den Tunnel<br />
ein, und im gleichen Augenblick starrten<br />
wir alle in eine Finsternis hinein, in der gleichzeitig<br />
jede Orientierungsmöglichkeit verloren<br />
gegangen war. Nur die im allernächsten Moment<br />
im Licht des hinter uns liegenden Tunneleingangs<br />
aufblitzenden Chromverzierungen eines<br />
uns entgegenkommenden Autos gaben deni Führer<br />
unseres Wagens einen Anhaltspunkt über<br />
dessen Lage auf der Fahrbahn und Hessen ihn<br />
sogleich erkennen, dass er schon in * wenigen<br />
Metern Fahrt im Dunkeln zu weit links geraten<br />
war.' Bremsen, Herumreissen des Steuers nach<br />
rechts, und um Handbreite war der Zusammenstoss<br />
mit dem andern Wagen knapp vermieden.<br />
Unterdessen aber waren wir schon so weit<br />
gefahren, dass das jenseitige Tunnelportal auftauchte<br />
und unserem Führer die Einhaltung des<br />
richtigen Fahrweges ermöglichte. Gleichzeitig<br />
vermochten wir nun auch die Tunnelwände<br />
wahrzunehmen. Aber da waren wir auch schon<br />
wieder im Freien, um ein paar Augenblicke<br />
später im Tunnel unterhalb der Meienreussbrücke<br />
ein zweitesmal genau dasselbe zu erleben,<br />
einschliesslich des uns im gefährlichsten<br />
Augenblick entgegenkommenden Wagens und<br />
des nur um Haaresbreite vermiedenen Zusammenstosses<br />
mit ihm!<br />
Dieses Erlebnis dürfte einen Anhaltspunkt<br />
zum Ablauf des Unfalls selber liefern. Und es<br />
ist sicher von Bedeutung für die allseitig erschöpfende<br />
Aufhellung dieses tragischen Ereignisses,<br />
dass sich die zuständigen Behörden auch<br />
mit dieser Seite der Angelegenheit aufs gründlichste<br />
befassen.<br />
Wie bekannt, liegt der Unglückstunnel in<br />
einer Kurve der Sustenstrasse, die — wenn wir<br />
uns richtig erinnern — von einem talwärts fahrenden<br />
Wagen aus betrachtet, in mehr oder weniger<br />
gerader Richtung auf den Tunnel zuführt<br />
und eigentlich erst von dessen Eingang an eine<br />
ziemlich scharfe Rechtsbiegung beschreibt. Nun<br />
weiss jeder, der schon zu Fuss durch einen solchen<br />
Tunnel geschritten ist oder seine Erfahrungen<br />
gar in Eisenbahntunnels gemacht hat, dass<br />
der Fels das von den Eingängen her einfallende<br />
Tageslicht unglaublich rasch « auffrisst», so dass<br />
beim weiteren Vordringen in den Tunnel alsbald<br />
nur noch von hinten ganz schwach beleuchtete<br />
Vorsprünge der Tunnelwand zu erkennen sind.<br />
Diese Schwierigkeiten wachsen in gekrümmten<br />
Tunnels rasch an, wie es der Verfasser beim<br />
Passieren gekrümmter Bahntunnels zu Fuss<br />
mehrmals mit immer neuem Staunen erlebt hat.<br />
Wie ungleich prekärer ist da die Situation<br />
eines Autofahrers beim Eintritt in einen Tunnel<br />
wie jenen, in dem Depoorter verunglückte!<br />
Nicht nur erfolgt selbst bei einer Fahrgeschwindigkeit<br />
von bloss 30, 40, 50 km/h der Wechsel<br />
von Tageslicht und Tunnelfinsternis viel plötzlicher<br />
als beim selben Weg zu Fuss. Was weitaus<br />
gefährlicher ist, ist der Umstand, dass er<br />
selbst bei raschem Bremsen und Anhalten eine<br />
beträchtliche Strecke weit dahinrollt, ohne auch<br />
nur die Hand vor den Augen, geschweige denn<br />
die Fahrbahn vor seinem Wagen erblicken zu<br />
können; denn unvermittelt und völlig unvorbereitet<br />
gerät er in eine Situation, die für ihn<br />
voller Gefahren ist. Aendert sich dann noch der<br />
Kurvenradius der Strasse, so genügt es nicht, das<br />
Steuer bis zum Stillstand des Wagens festzuhalten,<br />
um wenigstens einigermassen auf der<br />
richtigen Fahrbahnhälfte zu bleiben, vielmehr<br />
wird es nötig, ein Lenkmanöver zu vollführen,<br />
wozu indessen jeder Anhaltspunkt in Gestalt<br />
eines sichtbaren Strassenrandes oder einer anderen<br />
« Marke » fehlt!<br />
Viele Sustenfahrer müssen in den beiden<br />
fraglichen Tunnels schon in dieselbe Situation<br />
geraten sein, und wer weiss, wieviele Kollisionen<br />
oder doch Beinahe-Zusammenstösse sich<br />
dort schon ereignet haben? Wie dem auch sei:<br />
Depoorter ist ein Opfer dieser wahrhaft heimtückischen<br />
Gefährlichkeit jener gekrümmten<br />
Tunnels geworden, und auch Führer und Insassen<br />
des Wagens, der ihn nach seinem primären<br />
Anprall an die Tunnelwand überfuhr,<br />
sind, rein kausal betrachtet, dieser Gefahr erlegen.<br />
Gewiss sollen weder ihre Führerflucht<br />
noch ihre übrigen Verstösse gegen Recht und<br />
Menschenpflicht — wenn sie einmal erwiesen<br />
sind — entschuldigt werden. Im Sinne der<br />
Kausalforschung aber darf zu ihren Gunsten<br />
gesagt werden: Einen am Boden des Tunnels<br />
liegenden Gegenstand oder menschlichen Körper<br />
kann ein Autofahrer an jenen Stellen so gut<br />
wie unmöglich erblicken, und es ist daher praktisch<br />
ausgeschlossen, noch vor ihm anzuhalten,<br />
bzw. ihm auszuweichen; umgekehrt gesagt: es<br />
ist nach menschlichem Ermessen unvermeidlich,<br />
dass jemand überfahren wird, der im Tunnel<br />
am Boden liegt, und der Führer des Fahrzeugs<br />
kann das geschehene Unglück erst durch den<br />
mechanischen Zusammenprall mit dem Ueberfahrenden<br />
wahrnehmen!<br />
Diese Feststellung schliesst natürlich vor<br />
allem eine Entlastung des belgischen Autofahrers<br />
vom Vorwurf in sich, Depoorter in unverantwortlich<br />
geringem Abstand nachgejagt zu<br />
sein oder sich vielleicht gar im Begriffe befunden<br />
zu haben, ihn mitten im Tunnel zu überholen.<br />
Ein solcher Kausalzusammenhang mit<br />
Depoorters zweiter Verletzung und seinem Tod<br />
braucht durchaus nicht zu bestehen; denn der<br />
unglückliche Tour-de-Süisse-Fahrer wäre, noch<br />
am Boden liegend, auch von jedem Fahrzeug<br />
überfahren worden, das beliebig lange nach seinem<br />
ersten Unfall dahergekommen wäre. Es<br />
scheint dem Schreibenden nur recht und billig,<br />
auch auf diesen Sachzusammenhang hinzuweisen.<br />
Den vorangegangenen Darstellungen und<br />
Ueberlegungen gegenüber mag die Frage aufgeworfen<br />
werden, warum denn in den Tunnel einfahrende<br />
Automobilisten nicht einfach die<br />
Scheinwerfer einschalten und warum nicht auch<br />
der Führer des belgischen Wagens so gehandelt<br />
habe. Darauf ist zu antworten, dass die völlig<br />
unerwartete Ueberraschung durch die plötzliche<br />
Finsternis dazu einfach keine Zeit lässt, um so<br />
mehr als jeder Fahrer in diesem Augenblick instinktiv<br />
das Lenkrad fester fassen wird, in der<br />
freilich vergeblichen Hoffnung, sein Fahrzeug<br />
sicher so weit steuern zu können, bis das jenseitige<br />
Tunnelportal auftaucht. Und selbst wenn<br />
die Betätigung des Lichtschalters gelänge, so<br />
wäre bis dahin ein Zusammenstoss mit irgendeinem<br />
Hindernis zehnmal möglich.<br />
Der Verfasser dieser Zeilen hielt es für unerlässlich,<br />
ausführlich auf die technisch-kausalen<br />
Faktoren der Affäre Depoorter aufmerksam<br />
zu machen, damit in den bevorstehenden Untersuchungen<br />
auch ihnen gründlich nachgegangen<br />
wird. Eine solche Untersuchung wird hoffentlich<br />
dazu führen, dass in den beiden fraglichen<br />
Tunnels irgendwelche Anstalten zur sicheren<br />
Führung des Verkehrs getroffen werden, sobald<br />
in aller Oeffentlichkeit auf die heutigen gefährlichen<br />
Zustände aufmerksam gemacht wird.<br />
H. W. Thommen.<br />
Im Gefolge der Umgestaltung des Strassenkreuzes<br />
am Burgernziel in Bern, eines wichtigen<br />
peripheren Verkehrsknotenpunktes der Bundesstadt,<br />
zu einem Kreiselplatz sind dort verschiedene<br />
neue Verkehrsschwierigkeiten und Gefahrenpunkte<br />
entstanden. Vorgängig einer gesamthaften<br />
Besprechung und Kritik der neuen Verkehrsanlage,<br />
die wir uns vorbehalten, sehen wir<br />
uns schon heute veranlasst, auf einen ganz besonders<br />
schwachen Punkt der nunmehrigen<br />
Verkehrsordnung auf diesem Platz hinzuweisen.<br />
Im Hinblick auf eine an sich durchaus er-<br />
Verkehrsstrom der näherliegenden Platzhälfte<br />
und wird dadurch veranlasst, seine Aufmerksamkeit<br />
einzig nach links zu wenden. Eine<br />
höchst gefährliche Ueberraschung für den ortswünschte<br />
Entfernung der Vorortsbahn Bern—<br />
Muri—Worb (VBW) aus der Muri-Allee ist deren<br />
Geleise bei dem erwähnten Platzumbau im<br />
äussersten Abschnitt der Thunstrasse und im<br />
Bereich des Burgernzielplatzes aus der Fahrbahn<br />
herausgenommen und auf einen besonderen<br />
Bahnkörper verlegt worden. Dieser verläuft infolgedessen<br />
auch bei der Ausmündung des<br />
Kalcheggweges ausserhalb des Fahrbahnringes<br />
für den Kreisverkehr. Dadurch ist an der Ecke<br />
Muriallee'Kalcheggweg insofern eine höchst gefährliche<br />
Situation entstanden, als die stadtwärts<br />
fahrenden Züge der VBW durch den dortigen<br />
Häuserblock bis zum letzten Augenblick<br />
jeder Sicht entzogen, aus dieser Deckung heraus<br />
völlig überraschend den Fahrweg jener Vehikel<br />
kreuzen, die aus dem erwähnten Weg herauszufahren<br />
im Begriffe sind. Die Gefahr einer<br />
Kollision ist dabei um so grösser, als sich die<br />
Züge der VBW an dieser Stelle auf eigenem<br />
Bahnkörper bewegen und dabei eine wenn auch<br />
absolut nicht sehr hohe, so doch für die gegebenen<br />
Umstände übersetzte Geschwindigkeit einhalten.<br />
Bereits ist denn auch dieser Tage ein auf<br />
seinem Fahrrad aus dem Kalcheggweg nach der<br />
Stadt strebender Gymnasiast in dieser typischen<br />
Konstellation durch einen von Muri kommenden<br />
VBW-Zug überrascht, angefahren und erheblich<br />
verletzt worden, obgleich dem Jüngling diese<br />
Gefahr an sich durchaus bekannt sein musste.<br />
Bei der Rekordzahl von Anmeldungen mus$ die Ausstellungsuäche des nächstjährigen Genfer Automobil-Salons von<br />
13 000 m* in diesem Jahr auf 16 000 m* erhöht werden. Die Erweiterungsarbeiten sind bereits im Gang und unser Bild vermittelt<br />
einen Begriff von der Grosse der neu erstehenden Halle. iPhoto Wassermann, Genf)<br />
STHASSI'MIAI<br />
Eine gefährliche Ecke<br />
Vom Ausbau der Col-des-Mosses-Strasse<br />
Vom 7-Millionen-Beitrag, den die eidgenössischen<br />
Behörden den Kantonen für die Weiterführung<br />
des Alpenstrassenausbaues während der<br />
Jahre <strong>1948</strong>/49 bewilligt haben, entfällt auf den<br />
Kanton Waadt ein Anteil von Fr. 520 200. Damit<br />
lässt sich ein Arbeitsvolumen entsprechend<br />
einem Betrag von Fr. 867 000 auslösen, zumal<br />
die Bundessubvention 60 % beträgt. Das waadtländische<br />
Baudepartement beabsichtigt deshalb,<br />
einzelne Abschnitte des Col des Mosses zwischen<br />
Wohl das erheblichste Gefahrenmoment an<br />
jener Stelle aber beruht auf dem Widerspruch<br />
zwischen der Führung des VBW-Geleises und<br />
dem Verkehrsregime auf dem Burgernzielplatz.<br />
Da auf diesem der Kreisverkehr eingeführt ist,<br />
gelangt der aus dem Kalcheggweg auf den Platz<br />
hinausfahrende Automobilist oder Radfahrer zunächst<br />
in den von links nach rechts fliessenden<br />
unkundigen Fahrer ist daher unvermeidbar,<br />
wenn noch vor der Einfahrt in die entsprechende<br />
Fahrbahnhälfte des Platzes oder der<br />
Muriallee unvermittelt und in nächster Nähe ein<br />
Zug von rechts auftaucht, der mit Bezug auf<br />
den allgemeinen Fahrverkehr ganz ausgesprochen<br />
auf der falschen Strassen-, bzw. Platzseite<br />
verkehrt. Die darin liegende Gefährdung des<br />
allgemeinen Fahrverkehrs ist so gross, dass das<br />
diesen Ausführungen beigegebene Bild im Hinblick<br />
auf eine Warnung vor diesem höchst unbefriedigenden<br />
Zustand noch vor dem Tage aufgenommen<br />
wurde, da nun der erwähnte Unfall<br />
dessen Gefährlichkeit dargetan hat.<br />
Ein entsprechender Umbau der eben erst<br />
fertiggestellten Platzanlage kommt selbstverständlich<br />
nicht in Betracht. Dagegen müssen wir<br />
im Interesse der Oeffentlichkeit verlangen, dass<br />
andere geeignete Massnahmen ergriffen werden,<br />
um die Unfallgefahr auf das unvermeidbare<br />
Mindestmass herabzusetzen. Wir gehen nicht so<br />
weit, die Errichtung eines Lichtsignals zu fordern,<br />
das die Benutzer des Kalcheggwegs rechtzeitig<br />
auf das Herannahen eines Zuges von<br />
Muri her aufmerksam macht. Dagegen darf wohl<br />
erwartet werden, dass in die Fahrordnung der<br />
Züge Muri—Bern eine scharfe Geschwindigkeitsbeschränkung<br />
an der kritischen Ecke aufgenommen<br />
wird (was inzwischen, wie es scheint, auch<br />
geschehen ist. Red.).<br />
thn.<br />
Aigle und Sepey, auf denen sich das Kreuzen<br />
von Lastwagen ausgesprochen schwierig gestaltet,<br />
zu verbreitern. Für den Ausbau der Strasse<br />
über den Col des Mosses rechnet man mit einer<br />
Gesamtaufwendung von Fr. 4 982 000, woran der<br />
Kanton 1,992 Mill. Fr. zu leisten hat. Bisher beziffern<br />
sich seine Ausgaben hiefür auf 1,7 Mill.<br />
Fr., so dass der Kanton noch Fr. 292 800 aufbringen<br />
muss.<br />
Neues Slrasseiibauprogramm im Kl. Sololliurn<br />
Vor dem solothurnischen Kantonsrat liegen<br />
Bericht und Antrag für die Durchführung eines<br />
neuen, auf zehn Jahre berechneten Strassenbauprogramms.<br />
Danach sollen im Zeitraum 1949 bis<br />
1958 für diesen Zweck 20,5 Mill. Fr. aufgewendet<br />
werden. Für den Ausbau der Strassen<br />
1. Klasse (mit einer Gesamtlänge von ca. 30 km),<br />
wobei es sich um die Beseitigung zu starker<br />
Bombierungen, um Fahrbahnverbreiterungen<br />
und Kurvenverbesserungen sowie um den Ausbau<br />
von Trottoiranlagen in Solothurn und Biberist<br />
handelt, sind 4,2 Mill. Fr. vorgesehen. Unter<br />
diese Strassenkategorie fallen die Verbindungen<br />
Basel—Ölten—Luzern, Biel—Solothurn—Ölten—<br />
Aarau und Liestal—Balsthal—Solothurn—Bern.<br />
Für die Strassen 2. Klasse, deren Ausbau sich<br />
bereits im Gang befindet, ist ein Betrag von<br />
8,858 Mill. Fr. erforderlich, für die Drittklassstrassen<br />
— bei denen sich der Ausbau auf Innerortsstrecken<br />
beschränken soll — ein solcher<br />
von 6,217 Mill. Fr. Damit verbleiben 1,224 Mill.<br />
Fr. als Reserve für unvorhergesehene Bauarbeiten.<br />
Zwei Ziele zugleich hat dieses Zehnjahresprogramm<br />
im Auge: Zum einen soll es die<br />
Grundlage für einen systematischen Ausbau des<br />
solothurnischen Strassennetzes schaffen und<br />
zum andern als Mittel zusätzlicher Arbeitsbeschaffung<br />
dienen. Falls nämlich während dieser<br />
Zehnjahrs-Periode eine wirtschaftliche Depression<br />
hereinbrechen sollte, lässt sich das Programm<br />
dank seiner Elastizität den Erfordernissen<br />
einer solchen Lage anpassen, so dass es in<br />
weniger als zehn Jahren verwirklicht werden<br />
könnte.<br />
Für die Finanzierung<br />
schlägt die Regierung einen Plan vor, wonach<br />
vom Ertrag der (unlängst kräftig erhöhten)<br />
Motorfahrzeugsteuern während zehn<br />
Jahren je 700 000 Fr. für die Durchführung dieses<br />
Programms eingesetzt werden sollen. Der<br />
Rest der Autosteuererträgnisse bleibt für unvorhergesehene<br />
Strassenbauten, namentlich aber für<br />
die Finanzierung der geplanten Brückenbauten<br />
vorbehalten. Dazu kommen, ebenfalls während<br />
zehn Jahren, die Gebühren aus dem Motorfahrzeug-<br />
u n d F a h r r a d v er k e h r ,<br />
die jährlich netto etwa 300 000 Fr. erreichen.<br />
Waren sie bisher durch keine Gesetzesbestimmung<br />
irgendwie zweckgebunden, so sollen sie<br />
angesichts der steigenden Strassenkosten inskünftig<br />
ebenfalls dem Strassenbau zufliessen<br />
(was einem von den Automobilkreisen immer<br />
und immer wieder erhobenen Postulat entspricht).<br />
Ueberdies fasst der Finanzierungsplan<br />
eine jährliche Zuwendung von 300 000 Fr. aus<br />
dem Benzinzollanteil für die Durchführung<br />
des Strassenbauprogramms ins Auge.<br />
Sodann hätten die Gemeinden Beiträge in<br />
der Gesamthöhe von 2,5 Mill. Fr. zu leisten,<br />
währenddem der Rest von 5 Mill. Fr. dadurch<br />
aufzubringen wäre, dass während zehn Jahren<br />
aus allgemeinen Staatsm itteln jährlich<br />
0,5 Mill. Fr. ins Budget aufgenommen würden.<br />
Auf diesem Wege lässt sich nach der Auffassung<br />
der Regierung das Programm ohne Erhöhung<br />
der Staatssteuern finanzieren.
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Nr. 48 —n. BLATT BERN, 10. November <strong>1948</strong><br />
Von einem in Kanada wohnhaften<br />
Schweizer Leser der «AR > erhalten wir<br />
folgenden interessanten Beitrag:<br />
Das riesige Gebiet Kanadas gliedert sich in<br />
neun Provinzen, von denen jede durchschnittlich<br />
grösser ist als ganz Frankreich. Es muss<br />
deshalb zu allem Anfang gesagt sein, dass die<br />
Verkehrsprobleme eines solchen Landes keineswegs<br />
mit denen Europas verglichen werden können.<br />
Jede der neun Provinzen hat denn auch<br />
ihre eigenen Gesetze für den Strassenverkehr,<br />
und sie erhält auch keinerlei Unterstützung vom<br />
Staat für den Unterhalt und Ausbau ihres Strassennetzes.<br />
Daraus ergeben sich oft bedeutende<br />
Unterschiede: Kommt man z. B. aus der wohlhabenden<br />
Provinz Ontario, wo Strassenzustand<br />
und -signalisierung nichts zu wünschen übrig<br />
lassen, in die Provinz Quebec, so muss man bald<br />
einmal die unliebsame Entdeckung machen, dass<br />
hier viele der Strassen seit Jahren reparaturbedürftig,<br />
dass manchenorts wichtige Signale<br />
aus irgendeinem Grund entfernt und nicht oder<br />
nur behelfsmässig ersetzt worden sind und dergleichen<br />
mehr. Im allgemeinen darf aber gesagt<br />
werden, dass der Grossteil aller Verkehrswege<br />
den Ansprüchen unserer Zeit gerecht wird.<br />
Beschaffenheit der Verkehrswege.<br />
Das transkontinentale Strassennetz, das<br />
einerseits Kanada mit den USA und anderseits<br />
Ost- und Westküste miteinander verbindet, ist,<br />
entsprechend den ungeheuren Distanzen, sehr<br />
weitmaschig angelegt, befindet sich jedoch in<br />
tadellosem Zustand. Diese «highways» besitzen<br />
durchwegs eine Breite von über 12 m, oft<br />
sogar mit getrennten Fahrbahnen in dieser<br />
Breite, und gestatten selbst schwersten Ueberlandcamions<br />
Durchschnittsgeschwindigkeiten von<br />
über 70 Meilen'h. Nebenstrassen münden zwar<br />
durchwegs direkt (ohne Schleifen) ein, doch<br />
wird der Fahrer auf diesen durch das Stop-<br />
Signal zum Anhalten und dadurch zu unbeding-<br />
KANADA<br />
Strassenverkehr in Kanada<br />
ter Vorsicht gezwungen. Da diese « Autobahnen<br />
» durchwegs sehr hohe Geschwindigkeiten<br />
erlauben — sie ziehen sich oft halbstundenlang<br />
ohne die geringste Krümmung dahin —, darf<br />
keinesfalls auf der Fahrbahn angehalten werden.<br />
Zu diesem Zwecke sind beidseits der Strasse<br />
nochmals Streifen von 12 m oder mehr ausnivelliert<br />
und nur mit Gras bepflanzt, die jedem<br />
noch so grossen Wagen Platz zu gefahrlosem<br />
Parkieren bieten. Vor allem die Chauffeure der<br />
Camions, die nicht selten Tagesleistungen von<br />
300 Meilen und mehr zurückzulegen haben, benützen<br />
diese willkommene Einrichtung, um sich<br />
und ihre Wagen ein bisschen auszuruhen.<br />
An zweiter Stelle seien die grossen Verbindungsstrassen<br />
innerhalb der einzelnen<br />
Provinzen genannt. Hier machen sich nun<br />
bereits von Provinz zu Provinz bedeutende Unterschiede<br />
bemerkbar. So präsentiert sich der<br />
« King's highway No. 17 » (Montreal—Ottawa)<br />
auf Ontario-Seite durchwegs in sehr gutem Zustand,<br />
wenn sie vielleicht auch manchmal etwas<br />
schmal ist, währenddem sich die gleiche Strasse<br />
im Gebiet der Provinz Quebec oft durch nur<br />
mangelhaft ausgebesserte Schlaglöcher, wellige<br />
Oberfläche usw auszeichnet.<br />
Zur dritten und letzten Gruppe zähle ich die<br />
Unmasse der lokalen Verbindungswege.<br />
Sie sind sehr oft ohne Belag, und selbst<br />
wenn eine flüchtige Oberflächenbehandlung vorgenommen<br />
wurde, gehört es zu den fragwürdigen<br />
Vergnügen, sie zu befahren, denn jeder<br />
Winter lässt mit den Unmengen von Eis und<br />
Schnee neue Löcher und Risse zurück, die in<br />
den kurzen Sommermonaten nie gründlich ausgebessert<br />
werden können.<br />
Die Nerven jenes Schweizer Automobilisten,<br />
der in einer Frühsommers-« AR > von <strong>1948</strong> die<br />
ungenügende Ausebnung von Gräben kritisierte,<br />
würden wahrscheinlich in Kanada auf eine harte<br />
Probe gestellt, wenn auch in umgekehrtem Sinn:<br />
Hier passiert es sehr oft, dass solche Grabstellen<br />
im Frühling, wo es »wie aus Giesskübeln regnet,<br />
ausgewaschen werden und nachher unter Umstanden<br />
bis zum nächsten Herbst in diesem Zustand<br />
bleiben. Verkehr und Witterung vertiefen<br />
solche Löcher immer, weiter, so dass sie nicht<br />
selten ernste Gefahrenquellen bilden.<br />
Mit der Schweiz verglichen, befinden sich<br />
die hiesigen Strassen in bedeutend schlechterem<br />
Zustand. Seltsamerweise hört man aber gleichwohl<br />
wenig Kritik und Beanstandung aus Fahrerkreisen,<br />
wohl nicht zuletzt deshalb, weil sich<br />
jedermann bewusst ist, dass selbst unscheinbare<br />
Verbesserungen und Ausbauten in diesen Riesengebieten<br />
grosse Summen Geld verschlingen,<br />
was für einen Staat wie Kanada, das schwer an<br />
seinen Kriegsschulden trägt, neue Lasten bedeutet.<br />
Strassen- Sicnalisation.<br />
Was einem Europäer als erstes auffallen<br />
muss, ist die Einheitlichkeit aller Signale; An<br />
Stelle der vielfarbigen und vielförmigen Schilder<br />
treten hier ganz einfach weisse (in Quebec<br />
geseiischatt. Uer Uurchschnitrsamerikaner schätzt nüchterne<br />
Ermahnungen nicht. Mit Inseraten dieser Art, wenn möglich<br />
noch mit einem nicht übermässig bekleideten Girl drauf, erreicht<br />
man bei ihm weit mehr... *<br />
neuerdings gelbe) rechteckige Tafeln mit<br />
schwarzer Beschriftung. Innerorts sind sie auf<br />
Kopfhöhe angebracht, ausserorts in ca. 1 m<br />
Höhe, wo sie nachts vom Scheinwerfer unfehlbar<br />
erfasst werden.<br />
Die Signalisierung selbst beschränkt sich auf<br />
das Notwendigste und umfasst folgende Signale:<br />
1. Die Richtungsweisung erfolgt in<br />
erster Linie durch eine durchgehende, einwandfreie<br />
Numerierung aller Strassen. Da jedem<br />
Automobilisten an jeder Tankstelle unentgeltlich<br />
gute Karten aller Gebiete Kanadas und der<br />
angrenzenden US-Staaten verabreicht werden,<br />
hält es nicht schwer, sich an Hand der Strassen-<br />
Nümerierung überall zurechtzufinden. Wegweiser<br />
und Ortsnamen dagegen sind — ausgenommen<br />
an Knotenpunkten der « highways » —<br />
derart klein und mit Ortsnamen und Distanzen<br />
übersät, dass der Automobilist, der auf sie angewiesen<br />
ist, sich meist zum Anhalten gezwungen<br />
sieht.<br />
2. «Gefahr»-Signale werden in Kanada<br />
lediglich vor Kreuzungen, Kurven und<br />
Bahnübergängen aufgestellt. An den letzteren<br />
befinden sich nirgends Barrieren, und zumeist<br />
sind sie allein durch die gekreuzten Balken gekennzeichnet<br />
(ohne Distanzpfähle usw.), wozu<br />
sich auf grossen Ueberlandstrassen und innerorts<br />
noch das akustische und optische Signal gesellt.<br />
Besondere Erwähnung verdient die Markierung<br />
der Kurven und Kreuzungen, da sie nicht<br />
einfach aus einem einheitlichen Signal besteht,<br />
sondern dem Strassenbenützer in jedem Fall anzeigt,<br />
auf was er sich vorzubereiten hat. Hier<br />
einige Beispiele:<br />
Der breite und schöne Asphalt-Highway Nr. 9, der eine direkte Die in Ontario fast durchgehend angebrachte Markierung mit<br />
Verbindung MontrealNew York herstellt. Es gibt darauf doppeller Sicherheitslinie. "-'<br />
Strecken bis 20 Meilen ohne jede Krümmung.<br />
3. Das Vortrittsrecht ist, abgesehen<br />
von Kreuzungen mit der rot-grünen Ampel, innerorts<br />
und ausserorts durch die Stop-Strasse geregelt:<br />
Äine der sich kreuzenden Strassen erhält<br />
die Tafel mit dem Vermerk «STOP ». Das von<br />
dort kommende Fahrzeug wird dadurch zum<br />
Anhalten gezwungen und darf erst in die andere<br />
Strasse einbiegen oder diese überqueren,<br />
wenn sich der Führer vergewissert hat, dass sie<br />
vollkommen frei ist. Diese Regelung ist den Vorschriften<br />
unseres MFG unbedingt vorzuziehen,<br />
und es steht zu hoffen, dass die derzeitigen Bemühungen<br />
um vermehrte Einführung des Stop-<br />
Zeichens in der Schweiz Erfolg haben werden.<br />
Gänzlich verfehlt scheint mir aber die Aufmachung<br />
des Signals, wie sie von den eidg. Baudirektoren<br />
vorgeschlagen wurde, denn wie ich<br />
inzwischen hier drüben feststellen konnte, wirkt<br />
das hier verwendete Signal gerade dadurch, dass<br />
es nur vier grosse, weithin sichtbare Buchstaben<br />
aufweist, besonders eindrucksvoll.<br />
4. Gebots- und Hinweissignale<br />
sind sehr schwach vertreten: Mit « Slow •, « One<br />
way street >, « Keep to the right •, • School »,<br />
« Narrow bridge » ist das Repertoire bereits erschöpft.<br />
In der Provinz Quebec sind — mit<br />
Rücksicht auf den grossen Anteil der französisch<br />
sprechenden Bevölkerung — die Signale zweisprachig<br />
(engl./franz.) abgefasst.<br />
5. Den weissen Markierungen auf<br />
der Fahrbahn selbst wird grosse Bedeutung beigemessen.<br />
Ausser der Trennungslinie und der<br />
doppelten Trennungslinie findet man auch einzelne<br />
der unter 4. angeführten Hinweise auf der<br />
Strasse aufgemalt, eine Methode, die z. B. bei<br />
« Keep to the right » auf der Anfahrt zu einem<br />
Hüeel ausgezeichnet wirkt.<br />
J_<br />
Kreuzung auf gerader<br />
Strasse<br />
Spitzkurve nach rechts.<br />
Leichte Kurve nach rechts<br />
mit Einmündung von<br />
rechts.<br />
Zwei Kurven hintereinander,<br />
dazwischen Einmündung<br />
von links.<br />
Gebuhren des Strassenverkehrs.<br />
Wie schon eingangs erwähnt, ist jede Provinz<br />
der Gesetzgebung für den Strassenverkehr<br />
The Kings Highway Nr. 17 (Montreal-Ottawa) in der Provinz<br />
Ontario. Der Beton der Fahrbahn ist zwar manchenorts, aber<br />
sorgiältig repariert.<br />
Amerikanische Untersuchungen<br />
(Von unserem New Yorker Korrespondenten)<br />
In einer Abhandlung über die psychologischen<br />
Ursachen des Autounfalls geht die angesehene<br />
fachwissenschaftliche Zeitschrift « Journal<br />
of Social Psychology » auf die Erfolge ein,<br />
die ein Gericht in Detroit bei der Ausmerzung<br />
chronischer Verkehrssünder erzielt hat.<br />
Ein Gericht in Detroit, vor dem zahlreiche<br />
Verkehrsdelikte zur Aburteilung kommen, hatte<br />
sich Jahre hindurch auf die Aufnahme des Tatbestandes<br />
und die Anwendung der einschlägigen<br />
Gesetzesbestimmungen beschränkt, bis vor dem<br />
Richter John Manning einmal ein Angeklagter<br />
stand, der 287mal (!) wegen Verkehrsdelikten<br />
vorbestraft war. «Der Kerl muss verrückt sein»,<br />
meinte der Richter zum Anwalt. Darauf machte<br />
dieser den Vorschlag, den Angeklagten psychiatrisch<br />
untersuchen zu lassen.<br />
unabhängig, und es ergeben sich daraus recht<br />
bedeutende Unterschiede in den Motorfahrzeugsteuern.<br />
Im folgenden seien die Ansätze der<br />
zwei hinsichtlich Bevölkerungszahl, Industrie<br />
und Flächenausmass bedeutendsten Provinzen<br />
einander gegenübergestellt:<br />
Provinz Ontario:<br />
Jahressteuer für Motorfahrzeuge aller Gattungen<br />
(vom Fahrrad mit Hilfsmotor bis zum<br />
Lastwagen):<br />
bis 4 PS 3 $ 15—20 PS 6 $<br />
4—10 PS 4 $ 20—30 PS 7 $<br />
10—15 PS 5 $ über 30 PS 8 $<br />
Nummernschilder (jedes Jahr neue, in wechselnden<br />
Farben) inbegriffen. Führerausweis:<br />
$ 1.00 für die jährliche Erneuerung. Obligatorische<br />
Haftpflichtversicherung, die gleichzeitig<br />
mit einer Versicherung gegen Feuer und<br />
Diebstahl für den eigenen Wagen verbunden<br />
ist: $ 20 Jahresprämie für Fahrzeuge aller<br />
Grossen und Gattungen; maximale Schadensumme<br />
$ 5000. Auf Wunsch und gegen Entrichtung<br />
einer Jahresprämie von 25 $ kann diese<br />
kombinierte Versicherung auf eine maximale<br />
Schadensumme von $ 10 000 erhöht werden. Die<br />
Versicherung ist nicht obligatorisch, sofern sich<br />
der Fahrzeughalter über persönlichen Besitz im<br />
Werte von mindestens $ 10 000 ausweisen kann<br />
(Vermögen, Grundbesitz oder Immobilien).<br />
Beispiel: Chrysler, Mod. 1938, Sedan, 27,3 PS:<br />
Steuer $ 7.00<br />
Führerausweis $ 1.00<br />
Versicherungsminimum $ 20.00<br />
"otal aller Gebühren $ 28.00<br />
USA<br />
Provinz Quebec:<br />
Jahressteuer für Motorfahrzeuge aller Gattungen:<br />
70 Cents pro 100 engl. Pfund Wagengewicht.<br />
Nummernschild (nur \eines, hinten am<br />
Wagen), jährlich neu, inbegriffen. Führerausweis:<br />
$ 2.50 für die jährliche Erneuerung. Haftpflichtversicherung<br />
nicht obligatorisch. Es<br />
kann jedoch gegen eine Jahresprämie von 50 $<br />
die in Ontario vorgeschriebene kombinierte Versicherung<br />
gelöst werden; maximale Schadensumme<br />
$ 10 000.<br />
Bei einem amerikanischen Durchschnittswagen<br />
von ca. 3600 lbs. stellen sich also in der<br />
Provinz die Gebühren pro Jahr auf:<br />
Steuer 36X70 Cents $ 25.20<br />
Führerausweis $ 2.50<br />
Total aller Gebuhren $ 27.70<br />
Mit andern Worten: Der Fahrzeughalter zahlt<br />
in Quebec ungefähr dieselben jährlichen Steuern<br />
wie in Ontario, hat aber in diesem Falle keinerlei<br />
Versicherung.<br />
Als besonderes Kuriosum sei hier noch die<br />
Provinz Minnesota erwähnt, wo die Verkehrssteuern<br />
entsprechend der Wagen länge festgesetzt<br />
werden.<br />
(Schluss folgt)<br />
Zur Psychologie des Autounfalls<br />
« Ich kann nichts dafür, wenn ich zu schnell<br />
fahre >, sagte der Angeklagte bei dieser Untersuchung.<br />
« In der Fabrik, wo ich arbeite, sind ein<br />
paar Leute, die mir heimlich an meinem Geschwindigkeitsmesser<br />
herumhantieren. Wenn der<br />
auf 60 zeigt, fahre ich in Wirklichkeit nur mit<br />
30. »<br />
« Wie bekommen denn die Leute das fertig? •<br />
fragte der Arzt.<br />
« Ganz einfach. Sie benutzen Radar. ><br />
Eine weitere Untersuchung bestätigte den<br />
Verdacht des Richters Manning. Der Angeklagte<br />
war geisteskrank. Wahrscheinlich war er schon<br />
zehn Jahre lang geisteskrank gewesen, hatte<br />
Tausende von Menschenleben gefährdet und<br />
mindestens 287 Mal gegen das Gesetz verstossen,<br />
ungerechnet die vielen Male, in denen er<br />
nicht gefasst wurde. Da er sich in seinem Privatund<br />
Berufsleben verhältnismässig normal aufführte<br />
und die Symptome seiner Geisteskrankheit<br />
nur erkennbar wurden, wenn er hinter dem<br />
Steuer sass, sah sich das Gericht vor der Frage,<br />
ob er vielleicht Leidensgenossen hätte — geistig<br />
nicht normale Menschen, denen niemand ihren<br />
Defekt anmerkt.<br />
Untersuchung « verdächtiger » Fahrer.<br />
Die Folge dieser Ueberlegung war die Schaffung<br />
einer Klinik für Autofahrer, die das Detroiter<br />
. Gericht als « verdächtig » betrachtete.<br />
Nach anfänglichem Widerstand gelang es, andere<br />
Behörden und die Oeffentlichkeit davon zu überzeugen,<br />
dass hier keine Verschwendung städtischer<br />
Geldmittel getrieben wurde. Verkehrsrichter,<br />
die staatliche Polizei und die Strassenverkehrsbehörden<br />
schicken immer mehr Verdächtige<br />
in die Klinik, zu deren ständigem Personal<br />
drei geschulte Psychologen, ein Psychiater und<br />
ein Arzt gehören.<br />
Die « Patienten » werden sorgfältig auf ihren<br />
körperlichen und geistigen Zustand untersucht<br />
und Intelligenzproben sowie einer Prüfung ihrer<br />
Reaktionsgeschwindigkeit unterzogen. Ueberdies
10 AUTOMOBIL REVUE<br />
MITTWOCH, 10. NOVEMBER <strong>1948</strong> - Nr. 4i<br />
wird festgestellt, ob sie ein geordnetes Leben<br />
führen, wie sie mit ihrem Ehegatten auskommen,<br />
welchen Liebhabereien sie nachgehen und<br />
wie sie mit ihrem Beruf zufrieden sind. Auf<br />
Grund dieser Untersuchungen arbeitet die Klinik<br />
zuhanden des Verkehrsgerichtes ein Gutachten<br />
aus, in dessen Würdigung das Gericht bei der<br />
Entscheidung der Frage, ob entweder eine Strafe<br />
zu verhängen oder eine psychiatrische Behandlung<br />
des Delinquenten anzuordnen sei, völlig<br />
frei ist.<br />
Selbstverständlich ist nicht jeder, der «aus<br />
unerklärlichen Gründen • ein schlechter Fahrer<br />
ist, deshalb auch geisteskrank. Oft genug hat die<br />
Klinik festgestellt, dass verhältnismässig leichte<br />
Neurosen des Uebels Wurzel darstellen. Es<br />
scheint festzustehen, dass die meisten schlechten<br />
Fahrer das Auto nicht als ein Verkehrsmittel<br />
benutzen, sondern als ein Instrument, um ihre<br />
Persönlichkeit zum Ausdruck zu bringen. Der<br />
Arzt, dem die Klinik untersteht, äussert sich<br />
dahin, dass die schlechten Fahrer<br />
« das Auto als Mittel zur Lösung ihrer<br />
persönlichen Probleme ><br />
ansehen.<br />
An sich haben wir es hier mit einer psychologischen<br />
Binsenwahrheit zu tun; das ganze<br />
Phänomen ist verblüffend einfach zu erklären.<br />
Der kleine Angestellte (man darf nicht vergessen,<br />
dass in den USA sehr viele kleine Angestellte<br />
ihr eigenes Auto besitzen) braucht nur<br />
gehörig auf den Gashebel zu treten, um die elegante<br />
Limousine seines Chefs zu überholen; er<br />
kann seinen Sisiphuskomplex abreagieren, wenn<br />
er die Dame der Gesellschaft von oben bis unten<br />
mit Kot bespritzt und der ganzen Welt dafür<br />
heimzahlen, dass er es im Leben nicht weiter<br />
gebracht hat. (Oft genug kommt zu diesen Vergeltungsaktionen<br />
auch noch der Selbstmordtrieb<br />
hinzu.)<br />
Zahlreiche Beispiele für ein solches neurotisches<br />
Verhalten sind durch die Klinik ans Licht<br />
gebracht worden. Vielleicht am erstaunlichsten<br />
ist der Fall eines jungen Mannes, der verhaftet<br />
wurde, als er auf der Lehne seines Sitzes sass<br />
und sein Auto mit den Füssen lenkte. Bei der<br />
Untersuchung stellte sich heraus, dass sein linkes<br />
Bein infolge spinaler Kinderlähmung stark<br />
atrophiert war. Bei seinen Kollegen hatte er sich<br />
jedoch gebrüstet, seine Beine seien so gut wie<br />
die jedes anderen; er könne sogar Kunststücke<br />
damit vollbringen. Das versuchte er dann auch,<br />
verursachte aber, als er das Steuerrad zwischen<br />
den Zehen hielt, einen Verkehrsunfall.<br />
Noch wichtiger, weil schwerer zu erkennen,<br />
sind die nicht durch körperliche Defekte bedingten<br />
Exzesse, die von Fahrern begangen werden.<br />
So wurde der Klinik ein junger Mann zugewiesen,<br />
dessen Intelligenz überdurchschnittlich war,<br />
der sich aber, sowie er hinter dem Steuer sass,<br />
fast augenblicklich in einen « Raser » verwandelte.<br />
Rechenschaft über die Veränderung, die<br />
m ihm vorging, konnte er sich nicht geben. Erst<br />
der Psychiater förderte den tieferen Grund zutage:<br />
Der junge Mann hatte, einen schweren<br />
Schock erlitten, als er erfuhr, dass er nur das<br />
Adoptivkind seiner Eltern war. In diesen Zusammenhang<br />
gehören noch folgende Fälle: Ein<br />
Mann der sich seiner homosexuellen Neigungen<br />
schämte und durch forsches Fahren immer<br />
wieder seine Männlichkeit beweisen wollte; ein<br />
junges Mädchen, das von seinem Vorgesetzten<br />
schikaniert wurde; ein « verzogener Junge »; ein<br />
26-Jähriger, der zum rücksichtslosen Fahrer<br />
wurde, als seine von ihm innig geliebten, Eltern<br />
sich scheiden Hessen.<br />
Immer wieder ist in dieser Aufzählung von<br />
jungen Leuten die Rede. Auf die Altersgruppen<br />
von 20 bis 29 entfällt denn auch das Hauptkontihgent<br />
der Verkehrssünder, obwohl gerade<br />
sie in körperlicher und geistiger Beziehung den<br />
Aelteren überlegen sein sollten. Eine genauere<br />
Analyse zeigte jedoch eindeutig, dass der Prozentsatz<br />
von « Personen mit seelischen Nöten ><br />
in dieser Altersklasse ausserordentlich hoch lag.<br />
62 % davon waren nicht verheiratet, es fehlte<br />
ihnen der stabilisierende Einfluss, den die Ehe<br />
mit sich bringt. 75 % kannten überhaupt kein<br />
Familienleben.<br />
Ein weiterer überraschender Schluss, wozu<br />
die Klinik auf Grund ihrer Untersuchungen gelangte,<br />
war der, dass schlechte Fahrer im allgemeinen<br />
unterdurchschnittlich intelligent sind.<br />
Wer es versteht, sich mit Höchstgeschwindigkeit<br />
durch eine Lücke hindurchzuschlängeln, mag<br />
zwar «schlauer » sein als andere Fahrer, aber<br />
bei wissenschaftlichen Intelligenzprüfungen stellt<br />
sich fast immer heraus, dass er die Norm nicht<br />
ganz erreicht. Dabei bleibt die Frage offen, ob<br />
er, weil er ohnehin schon unterbegabt ist, deshalb<br />
auch nicht gut fährt, oder ob er schlecht,<br />
d. h. « forsch » fährt, um seinen dunkel empfundenen<br />
Mangel an Intelligenz durch Rücksichtslosigkeit<br />
auszugleichen.<br />
Was soll geschehen?<br />
Bei all diesen Erkenntnissen ist die Klinik<br />
nur in minimstem Masse über das Stadium der<br />
Diagnose hinausgekommen. Den tausend Fahrern,<br />
die sie Jahr für Jahr untersucht, stehen<br />
die mehr als vierzig Millionen gegenüber, die<br />
in den USA einen Führerausweis besitzen. Zudem<br />
kann die Klinik nicht einmal prophylaktisch<br />
wirken, denn ihre Aerzte bekommen den<br />
Patienten erst zur Behandlung, nachdem der<br />
Unfall geschehen ist. Eine Lösung des Problems<br />
lässt sich nur schwer erzielen, wenn es eine<br />
Lösung überhaupt gibt. Im Grunde geht es um<br />
die Frage, wie man Menschen, die das ihnen<br />
von der Gesellschaft tatsächlich oder vermeintlich<br />
zugefügte Unrecht vergelten wollen, indem<br />
sie das Auto als Mittel hierzu benützen, rechtzeitig<br />
helfen kann, d.h., bevor man ihnen einen<br />
Führerschein in die Hand drückt. Manche Vorschläge<br />
laufen darauf hinaus, für sämtliche Kandidaten<br />
bei der Fahrprüfung eine psychiatrische<br />
Untersuchung anzuordnen. Aber abgesehen davon,<br />
dass die Kosten dieses Verfahrens ausserordentlich<br />
hoch wären, müsste dessen Durchführbarkeit<br />
schon daran scheitern, dass es in<br />
den USA einfach nicht genug Psychiater gibt.<br />
Ein Kompromissvorschlag sieht vor, dass Lehrer,<br />
Eltern, Lehrmeister und sonstige Aufsichtspersonen<br />
das Augenmerk der Behörden auf « verdächtige<br />
» Fälle lenken sollten — ebenfalls ein<br />
Weg, der sich aus naheliegenden Gründen- als<br />
ungangbar erweist. Was geschehen muss, lässt<br />
sich heute nicht recht erkennen, aber dass etwas<br />
geschehen muss, ist allen Beteiligten klar.<br />
Ernst Behrendt<br />
Von leeren Taxis, mangelndem Treibstoff und enttauschten Hoffnungen<br />
(Von unserem Korrespondenten)<br />
(wbg.) Sinn und Widersinn des Automobildirigismus<br />
und der schematischen Uebertreibung<br />
bürokratischer Planwirtschaft wurden selten so<br />
deutlich, wie in diesen schönen Herbsttagen nach<br />
dem Automobilsalon. Wir haben in unserer letzten<br />
Nummer bereits darauf hingewiesen, welch<br />
ungewohntes Bild im Pariser Strassenverkehr<br />
die langen Reihen leerer Taxi bedeuten, die<br />
meist vergeblich auf einen Fahrgast warten.<br />
Man erfährt erst jetzt, dass die Taxi-Chauffeure<br />
die 80prozentige Erhöhung der Fahrpreise, die<br />
ihnen zugebilligt wurde, gar nicht wollten, dass<br />
vielmehr der Pariser Gemeinderat der Meinung<br />
FRANKREICH<br />
Pariser Brief<br />
war, man könne die Tarife des Metro und der<br />
Autobusse unmöglich verdoppeln, ohne gleichzeitig<br />
auch die Taxitarife entsprechend heraufzusetzen,<br />
da sonst eine Abwanderung der Fahrgäste<br />
von den Autobussen zu den Taxi unvermeidlich<br />
sei. Dieser Versuch eines Ausgleichs ist<br />
gescheitert. Das Publikum ist zwar von den Taxi<br />
in die Autobusse abgewandert, aber diese selbst<br />
haben in den ersten beiden Wochen nach der<br />
Anfang Oktober erfolgten allgemeinen Tariferhöhung<br />
eine entsprechende Anzahl von Fahrgästen<br />
an den Metro verloren. Indessen zeigt die<br />
Statistik des französischen Konjunkturinstituts<br />
ebenso deutlich, dass auch die Billettpreisschraube<br />
der Untergrundbahn allzustark angezogen<br />
wurde. Im Endergebnis hat also die Tariferhöhung,<br />
sowohl im Kollektivverkehr (Metro<br />
und Autobusse) als auch in der Taxifrequenz<br />
den Verkehr abgebremst, eine heilsame Lehre,<br />
die man hoffentlich in Zukunft beherzigt!<br />
Die Einführung des vielgerühmten « Doppelsektors<br />
» in der Treibstoffzuteilung scheint vorläufig<br />
verschoben werden zu müssen. Einerseits<br />
hat man sich wohl auch bei den Behörden überlegt,<br />
dass eine solche Massnahme (mit zweierlei<br />
Preisen!) lediglich dem Benzinschwarzhandel<br />
weiter Vorschub leisten und niemanden recht zu<br />
befriedigen vermag, weder die «Prioritäre •<br />
noch die «Nichtprioritäre ». Vor allem fehlt es<br />
aber bis auf weiteres am Notwendigsten, nämlich<br />
am Benzin. Der Kohlenstreik erforderte eine<br />
Steigerung der Importe an amerikanischer und<br />
anderer in harter Währung zu bezahlender<br />
Kohle. Wie immer wird auch hier das Automobil<br />
die Kosten dieser wirtschaftlichen Katastrophe<br />
insofern zu bezahlen haben, als die Einfuhr<br />
an Rohöl gedrosselt und damit auch die<br />
Tätigkeit der französischen Raffinerien entsprechend<br />
eingeschränkt werden muss. Es Wird<br />
in diesem Winter noch weniger Benzin geben als<br />
im letzten, und die bisher beim Treibstoffbezug<br />
bevorrechtigten Automobilisten müssen froh<br />
sein, wenn ihnen* die kärgliche Ration von 30<br />
bis 40 Liter pro Monat weiter erhalten bleibt.<br />
Lediglich im « internationalen » Sektor, der sich<br />
als höchst devisenbringend für den Stabilisierungsfonds<br />
der Bank von Frankreich erwiesen,<br />
soll vorläufig keine Kürzung eintreten.<br />
Der Kohlenstreik hat aber für die französische<br />
Verkehrswirtschaft, ganz abgesehen von<br />
seinen Wirkungen auf den Eisenbahnverkehr,<br />
noch eine andere, höchst ungefreute Folge. Die<br />
Stahlproduktion, die bereits im September um<br />
etwa 20 % abnahm, wird in den Monaten Oktober<br />
und November aus Koks- und Kohlenmangel<br />
noch weiter zurückgehen und das auf dem Papier<br />
stehende Versprechen des Industrie- und<br />
Handelsministers, auf je drei exportierte Wagen<br />
einen zur freien Inlandsverfügung abzuzweigen,<br />
kaum wahrscheinlich aus Mangel an Eisen- und<br />
Stahlzuteilungen von keinem der grossen Werke<br />
verwirklicht werden. Mit der Freiheit des Binnenmarktes<br />
scheint es also vorläufig nichts zu<br />
sein.<br />
Der andere Teil des « Neuprogramms », nämlich<br />
die Erhöhung der Wagenpreise, ist allerdings<br />
inzwischen harte Wirklichkeit geworden.<br />
Was für Irrwege die französische Bürokratie<br />
geht, veranschaulicht der Umstand, dass man<br />
die Preise seit 1. Oktober um ca. 10—15 % heraufgesetzt<br />
hat und jetzt ernstlich daran denkt,<br />
sie aus sogenannten psychologischen Gründen<br />
wieder um 5 % zu reduzieren. Für den Inlandsinteressenten<br />
wie für den ausländischen Käufer<br />
französischer Wagen gibt jedoch die Tatsache<br />
den Ausschlag, dass alle französischen Personenwagen<br />
um mindestens 10 % teurer sind als bisher.<br />
Für Last- und Personenwagen<br />
der führenden Weltmarke<br />
den Schneereifen<br />
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Nr. 48 - MimrocH, 10. NOVEMBER I?4S<br />
AUTOMOBIL REVUE 11<br />
DEUTSCHLAND<br />
Keine Lockerung<br />
der Treibstoffbewirtschaftung<br />
In den vergangenen Wochen ist in den Kreisen<br />
der deutschen Wirtschaft wiederholt die Forderung<br />
erhoben worden, Benzin, Motoröl und<br />
technische Schmierstoffe aus der Bewirtschaftung<br />
herauszunehmen und ähnlich wie andere<br />
gewerbliche Erzeugnisse dem freien Markt zu<br />
überlassen. Kürzlich hat nun aber das Bipartite<br />
Contröl Office in Frankfurt a. M. eine Erklärung<br />
herausgegeben, wonach die Treibstoffbewirtschaftung<br />
in vollem Umfange aufrecht erhalten<br />
bleibt.<br />
Zu den Bemühungen um eine Auflockerung<br />
auf diesem Gebiet lässt sich im einzelnen folgendes<br />
sagen: In der eigentlichen Treibstoffversorgung<br />
für Motoren bestand zum vornherein nur<br />
eine geringe Hoffnung auf eine völlige oder teilweise<br />
Beseitigung der Bewirtschaftung. Niemand<br />
glaubte in Deutschland ernsthaft an eine Milderung,<br />
weil die Versorgungslage noch immer zu<br />
knapp ist, um Motorentreibstoffe frei zu verkaufen.<br />
Der Bedarf hat sich nach der Währungsreform<br />
im übrigen kaum vermindert; er liegt,<br />
verglichen mit der Zeit vor einem Jahr, sogar<br />
noch höher.<br />
Anders präsentiert sich die Lage bei den<br />
Schmierstoffen, wo die Versorgung ausschliesslich<br />
aus deutschen Quellen erfolgt, wenn auch<br />
der Bedarf gerade mit Mühe und Not gedeckt<br />
werden konnte. Mit zunehmender Rohölverarbeitung,<br />
die ebenfalls Schmierstoffe liefert, glaubte<br />
man mit einer besseren Schmierstoffversorgung<br />
rechnen zu können, weshalb man das Risiko für<br />
vertretbar hielt, die Bewirtschaftung aufzuheben.<br />
Bereits hatte denn auch die Verwaltung<br />
für Wirtschaft in Frankfurt a. M. zu erkennen<br />
gegeben, dass auf 1. Oktober mit einem solchen<br />
Schritt gerechnet werden könne. Auch dazu hat<br />
das Bipartite Control Office aber nein gesagt, so<br />
dass jetzt die von der Wirtschaft vorweggenommene<br />
und gleichsam freiwillig durchgeführte<br />
Auflockerung wieder rückgängig gemacht werden<br />
muss.<br />
ITALIEN<br />
Weiterhin Unsicherheit bei den<br />
Liniendiensten<br />
Trotz einer Reihe von Kongressen und mehr<br />
oder weniger offiziellen Zusammenkünften sind<br />
die zahlreichen Probleme, denen sich die italienischen<br />
Autobuslinien gegenübersehen, ihrer Lösung<br />
nicht näher gekommen. Die Klagen der<br />
Unternehmer wenden sich vor allem gegen die<br />
Methoden der Konzessionserteilung. Offensichtlich<br />
hat der bürokratische Apparat mit der unglaublich<br />
schleppenden Erledigung der Gesuche<br />
viel Unheil angerichtet. Es geschieht denn auch<br />
nicht von ungefähr, dass der nationale Verband<br />
der Autobesitzer in den letzten Wochen seine<br />
Angriffe auf die staatliche Bürokratie ständig<br />
verschärft, wobei er damit droht, die Betriebe<br />
kurzerhand zu schliessen. Das würde nicht nur<br />
den Ausfall zahlreicher Verbindungen und die<br />
Entlassung von mindestens 16 000 Personen bedeuten,<br />
sondern zugleich auch einen Steuerausfall<br />
für den Staat, der von einer römischen Wirtschaftszeitung<br />
auf jährlich 2,5 Milliarden Lire<br />
geschätzt wird. Ein weiterer, nicht unwesentlicher<br />
Grund für die Unzufriedenheit der privaten<br />
Autobusunternehmer liegt in der Tatsache,<br />
dass sich die Staatsbahnen auf zahlreichen<br />
wichtigen und einträglichen Linien mit eigenen<br />
Autobusdiensten breitmachen. Eigenartigerweise,<br />
so wird argumentiert, erhalten sie jede gewünschte<br />
Konzession sofort, währenddem die<br />
privaten Firmen sonst monatelang darauf warten<br />
müssen.<br />
Indessen klingen die wenigen Stimmen, die<br />
man zu diesem Thema von offizieller Seite jetzt<br />
vernimmt, eigentlich recht versöhnlich. Anscheinend<br />
gibt man sich bei den zuständigen Behördestellen<br />
Rechenschaft davon, dass Fehler vorgekommen<br />
sind, die jetzt wieder, gutgemacht werden<br />
sollen. "* lu.<br />
Kl<br />
RZI»<br />
ELDI NGEN<br />
ENGLAND<br />
Englische Fords verdoppeln ihre Einfuhr<br />
nach den USA.<br />
Die ursprünglich von den englischen Ford-<br />
Werken vorgesehenen Aufträge aus den USA<br />
sind durch die tatsächlichen Bestellungen weit<br />
überflügelt worden. Zu Beginn des Jahres hatte<br />
man mit einem Maximum von 6000 Aufträgen<br />
gerechnet; heute wird angenommen, dass bis<br />
Jahresschluss mindestens 12 000 Amerikaner<br />
englische Fords erworben haben werden. E. B.<br />
TSCHECHOSLOWAKEI<br />
Treibgas wieder in Mode.<br />
Die Benzinknappheit in der Tschechoslowakei<br />
dauert an, obwohl von offizieller Seite eine<br />
Erhöhung der Benzinzuteilung im November in<br />
Aussicht gestellt wurde. Während den Haltern<br />
von Motorrädern keine Fahrbeschränkungen<br />
auferlegt wurden, dauern die Schwierigkeiten<br />
bei Automobilen weiter an, so dass man wieder<br />
in steigendem Masse auf den Treibgasbetrieb zurückgreifen<br />
muss. Die Personen- und Lastwagenbesitzer<br />
werden z. B. in Prag von der Polizeidirektion<br />
aufgefordert, sich an bestimmten<br />
Tagen zur Umstellung ihrer Fahrzeuge auf<br />
Treibgas einzufinden. E. W. S.<br />
Planung bis 1953 in der Tschechoslowakei.<br />
Der Zwei jahresplan der Tschechoslowakei,<br />
über dessen Resultate im Automobilsektor die<br />
• AR » regelmässig berichtet hat, geht mit dem<br />
laufenden Jahr zu Ende und wird durch einen<br />
neuen, sich auf fünf Jahre erstreckenden Plan<br />
abgelöst. Die Sollziffern dieses FünfJahresplans<br />
sind soeben veröffentlicht worden und sehen für<br />
das Jahr 1953 folgende Leistungen vor: 70 000<br />
Stück Traktoren, 24 000 Automobile und 75 000<br />
Motorräder.<br />
Westliches Vorbild.<br />
Der Tschechoslowakische Autoclub beabsichr<br />
tigt, nach dem Muster der Weststaaten einen<br />
Strassenhilfsdienst einzuführen, ähnlich wie er<br />
z. B. in England seit vielen Jahren existiert. Auf<br />
der die drei grössten Städte der Tschechoslowakei<br />
(Prag, Brunn, Pressburg) verbindenden<br />
Hauptverkehrsader des Landes sollen vorläufig<br />
vier Stationen errichtet werden, die so verteilt<br />
liegen, dass eine jede etwa 100 km der rund<br />
400 km langen Gesamtstrecke zu bedienen hätte.<br />
Die Hilfsdienstfahrzeuge werden Motorräder mit<br />
Anhängern sein. Telephonruf anlagen werden einzelne<br />
Punkte mit den Stationen verbinden.<br />
USA<br />
Neue Karosseriewerkstätten für Willys-Overland.<br />
Willys-Overland hat den Bau seiner Karosserien<br />
an die Briggs-Werke vergeben, die gleichzeitig<br />
auch Karosserien für General Motors und<br />
andere Fabrikanten herstellen. Willys-Overland<br />
hofft, auf diese Weise seinem Produktionsziel<br />
— 300 000 Autos im Jahr — näherkommen zu<br />
können. E. B.<br />
Neue Preiserhöhungen bei Chrysler.<br />
Nachdem die Chrysler Corporation die Wagenpreise<br />
schon im Juni um rund 6 % erhöht<br />
hatte, kündigte die Gesellschaft unlängst eine<br />
weitere Preissteigerung an, die zwischen 2 % und<br />
5% % betragen soll, wobei die durchschnittliche<br />
Erhöhung nicht ganz 5 % ausmacht. Absolut bewegen<br />
sich die Preisaufschläge zwischen 58 und<br />
98 Dollar.<br />
Rückläufige Verkehrsunfallziffern.<br />
Für die gesamten USA ist ein standiger Ruckgang<br />
der Unfallziffern zu verzeichnen. Noch 1946<br />
rechnete man mit 12 Todesfällen für je 100 Millionen<br />
von Autos zurückgelegte Meilen. In den<br />
ersten sechs Monaten <strong>1948</strong> verringerte sich diese<br />
Zahl im Landesdurchschnitt auf 7 (pro 100 Millionen<br />
Meilen), obwohl es einige Staaten gab, in<br />
denen sich die Verhältnisse seit 1946 verschlechtert<br />
haben. • E. B.<br />
Und er bewegt sich doch, ja er ist sogar<br />
zum Verkehr zugelassen, dieser<br />
mehr oder weniger abgetakelte Wagen,<br />
der irgendwo in einem unserer<br />
Nachbarländer die Strossen unsicher<br />
macht. Vor dem völligen Auseinanderfallen<br />
bewahren ihn einstweilen noch<br />
die Schnüre, die den Sitz oder was<br />
davon übriggeblieben, den Kolflügelersatz<br />
in Form eines Brettes oder<br />
Blechs und das Auspuffrohr notdürftig<br />
zusammenhalten. < Ein Anblick gräss-<br />
Kch und gemein », würde Morgenstern<br />
gesagt haben.<br />
238 000 Fahrschüler in amerikanischen Schulen.<br />
In diesem Jahre sind bisher 238 000 Schüler<br />
und Schülerinnen, die rund 2500 Schulen besuchen,<br />
zu Autofahrern ausgebildet worden und<br />
haben ihre Prüfung bestanden. Ausser Elternverbänden<br />
und der Polizei ist jetzt auch die Industrie<br />
an einer Intensivierung des Fahrunterrichts<br />
in Schulen interessiert; 1947 stellte sie 200,<br />
<strong>1948</strong> mehr als 1500 Lernwagen mit doppelter<br />
Kupplung und Bremse unentgeltlich zur Verfügung.<br />
E. B.<br />
VERSCHIEDENES<br />
Vor einem halben Jahrhundert wurde der Taxi<br />
geboren.<br />
Gegen Ende September 1898, also genau vor<br />
einem halben Jahrhundert, hat in Paris die damalige<br />
« Compagnie gfeerale des petites voitures<br />
> den ersten « fiacre automobile » in Betrieb<br />
gesetzt, wobei der weitere Einsatz von fünfzig<br />
solcher Vehikel für die folgenden Wochen in<br />
Aussicht gestellt wurde. Diesem Ereignis waren<br />
drei Monate dauernde Versuche vorausgegangen,<br />
die nach einem zeitgenössischen Bericht so günstig<br />
verliefen, dass sich während ihrer Durchführung<br />
« nie ein Zwischenfall oder gar ein Unfall<br />
• ereignete. Es wird feÄier gesagt, dass,<br />
wenn der Motor mit elektrischer Zündung wegen<br />
des Gewichtes der Akkumulatoren das Fahrzeug<br />
beschwere, dieser doch zahlreiche Vorteile biete.<br />
Es wurden zwei Modelle für solche Automobil-<br />
Fiaker vorgesehen: Das Coupe und der Landaulet.<br />
Für beide sollte der Tarif der gleiche sein,<br />
das heisst derjenige der bestehenden Fahrzeuge.<br />
Die Lenker der damaligen Taxi wurden unter<br />
den Kutschern des betreffenden Unternehmens<br />
rekrutiert und erhielten eine Ausbildung im<br />
Autofahren. Die Gesellschaft kündigte an, dass<br />
sie in der von ihr zu erstellenden Fabrik besondere<br />
Einrichtungen treffen werde, um die Akkumulatoren<br />
selbst laden zu können. H. B.<br />
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12 AUTOMOBIL REVUE<br />
MITTVOCH, M. NOVEMBER <strong>1948</strong> - Nr. 48<br />
TOTENTAFEL<br />
Ing. Robert Endtner "j*<br />
Chef des Automobildienstes der Generaldirektion<br />
PTT.<br />
war er lutgiMd des Gesch&ftsaiuschusses der<br />
Schweizerischen Zentrale für Verkehrsförderung,<br />
der Vereinigung schweizerischer Strassenfachmänner,<br />
des Schweizerischen Skischulverbandes,<br />
der Eidg. Transportkommission, der<br />
Schweizerischen Studienkommission für Ersatzbrennstoffe<br />
und anderer mehr.<br />
Als Oberst der Motortransporttruppe kommandierte<br />
er im letzten Weltkrieg die PTT-Kolonnen,<br />
wobei er sich durch sein bescheidenes<br />
Wesen und seine demokratische Einstellung gegenüber<br />
seinen Untergebenen deren Achtung und<br />
Wertschätzung erwarb.<br />
Herr Endtner war mehr als Ingenieur. Man<br />
würde ihm nicht gerecht, wollte man sein Lebenswerk<br />
nur von der Warte der Technik aus<br />
würdigen. Er war ein grosser Verehrer der Musik<br />
und aller schönen Künste, er liebte die Natur,<br />
war ein begeisterter Berggänger und Skifahrer<br />
und nicht zuletzt ein ausserordentlich begabter<br />
Photograph. Seinen Mitarbeitern und<br />
Untergebenen der Automobilabteilung der Generaldirektion<br />
PTT war er weit eher verständnisvoller<br />
Kamerad als gestrenger Chef. Es lag<br />
ihm nicht, mit Strenge zu regieren.<br />
Unter diesen Gesichtspunkten ist sein ganzes<br />
Wirken als Chef der Automobilabteilung der<br />
Generaldirektion PTT zu würdigen. Herr Endtner<br />
zeichnete den Rahmen, in dem er seine<br />
Ideen zu verwirklichen wünschte, um dann seinen<br />
Mitarbeitern und Untergebenen bei der<br />
Ausführung freie Hand und Initiative in grosszügiger<br />
Weise zu überlassen.<br />
Er hat sich um die Entwicklung des schweizerischen<br />
Automobilverkehrswesens im allgemeinen<br />
und jene der schweizerischen PTT-Verwaltung<br />
im besondern bleibende Verdienste erworben,<br />
und er wird in der Erinnerung seiner<br />
Freunde, Mitarbeiter und Untergebener als verständnisvoller<br />
und gütiger Chef weiterleben.<br />
Heft «in» Gange mit Baum für 60 Tmhnmg*,<br />
die durch eigene Ausschankstellen versorgt werden.<br />
Im Parterre befindet sich die Servicestation<br />
für kleiner Arbeiten, Schmieren, Waschen<br />
etc., wo einige neuartige Ideen verwirklicht<br />
worden sind, so z. B. eine Gruppe mit Radhalter,<br />
auf die der Wagen geschoben wird und<br />
die fast die gesamte Unterseite des Wagens freigeben.<br />
Ferner ist ein Bremsprüf stand vorhanden,<br />
der die Leistung an den Hinterrädern elektrisch<br />
misst Die Einfahrtstore werden vom Kassenraum<br />
ferngesteuert. Die Reparaturen werden im<br />
zweiten und dritten Stock dieses Gebäudes ausgeführt,<br />
wo grosse Hallen und übersichtlich angelegte<br />
Werkplätze für Demontage, Werkzeugausgabe<br />
und mechanische Arbeiten an den<br />
STRASSENVERKEHR<br />
Befahrbarkeit der Alpenstrassen<br />
9. November <strong>1948</strong>, 9 Uhr.<br />
Offene Strossen:<br />
A1 b u 1 a , 10 cm Schnee, m. K.; B e r n i n a ,<br />
leicht angeschneit, o. K. möglich; F1 ü e 1 a ,<br />
15 cm Schnee, nicht empfehlenswert; F o r -<br />
claz, 10 cm Schnee, m. K.; Ibergeregg,<br />
schneefrei; Jaun, m. K.; Julier, o. K. möglich,<br />
Kettenmitnahme ratsam; Lenzerheide,<br />
O.K.; Lukmanier, O.K.; Maloja, O.K.;<br />
Marchairuz, O.K.; Molendruz, O.K.;<br />
Montets, m. K.; Morgans, o. K.; M o s s e s ,<br />
o. K.; IlFuorn, o. K.; P i 11 o n , m. K.; San<br />
Bernardino, nicht empfehlenswert; S t.<br />
Gotthard, 10—15 cm Schnee; Simplon,<br />
m. K.; Splügen, noch o. K. möglich; A r 1 -<br />
b e r g, mit guten Pneus o. K. passierbar.<br />
Gesperrte Strassen:<br />
F u r k a , gesperrt; Grimsel, 20 cm<br />
Schnee, unpassierbar infolge Schneeverwehungen;<br />
Grosser St. Bernhard, vorübergehend<br />
gesperrt; K1 a u s e *f, 30 cm Schnee;<br />
Oberalp, 10 cm Schnee; S u s t e n , Urner<br />
Seite m. K. bis Fernigen, Berner Seite o. K. bis<br />
Hotel Steingletscher; Stelvio.<br />
Weissenstein: Wegen Holzarbeiten<br />
bleibt die Südrampe von Oberdorf bis zum Nesselboden<br />
ab -2. November <strong>1948</strong> jeweils am Montag,<br />
Dienstag, Donnerstag und Freitag für jeglichen<br />
Verkehr gesperrt.<br />
TCS<br />
Mitten aus einem ausserordentlich regsamen<br />
Leben wurde in der Nacht vom 4. auf den<br />
5. November <strong>1948</strong> Robert Endtner seinen Angehörigen,<br />
Freunden, Mitarbeitern und Untergebenen<br />
durch den Tod entrissen.<br />
Der Verstorbene wurde in Heiden, mit dessen<br />
Geschicken er zeitlebens verbunden blieb,<br />
am 23. Mai 1887 geboren. Er besuchte die Kantonsschule<br />
in St. Gallen, um anschliessend an der<br />
Eidg. Techn. Hochschule in Zürich das Studium<br />
als Maschineningenieur aufzunehmen. Nach Abschluss<br />
seiner Studien wandte er sich dem Automobilbau<br />
zu. Bei der Firma Saurer in Arbon und<br />
später in deren Zweigniederlassung in Suresnes<br />
bei Paris hatte er Gelegenheit, sein Wissen und<br />
Können zu fördern.<br />
Der Kriegsausbruch 1914 überraschte ihn in<br />
Grenoble, wo er in einer Motorenfabrik dem<br />
Studium der Fabrikorganisation und der Serienfabrikation<br />
von Motorfahrzeugen oblag.<br />
Im Herbst 1916 begann er seine Tätigkeit bei<br />
der Eidg. Konstruktionswerkstätte in Thun, wo<br />
er bereits im Jahre 1922 zum Adjunkten des<br />
Direktors aufrückte. 1926 wurde er als technischer<br />
Sektionschef an die Automobilabteilung<br />
der Generaldirektion PTT berufen und im Jahre<br />
1933 wurde er zum Abteilungschef gewählt.<br />
Als aufgeschlossener und weitsichtiger Mann<br />
nahm er an allen Problemen verkehrstechnischer<br />
Natur regen Anteil. Er stellte seine Dienste verschiedenen<br />
Organisationen zur Verfügung. So<br />
HANDEL UND INDUSTRIE<br />
Eine neue Ford-Garage in Zürich<br />
In letzter Zeit sind eine ganze Anzahl neuer<br />
Grossgaragen eröffnet worden, die alle geeignet<br />
sind, den Ruf der Schweiz als Land der schönsten<br />
Garagen Europas zu untermauern. Am<br />
4. November fand in Zürich eine kleine Feier<br />
zur Einweihung der letzten dieser Neuschöpfungen,<br />
der ABC-Garage an der Seefeldstrasse<br />
7, statt. Dieser ansprechende Neubau<br />
dient der zürcherischen Ford-Vertretung, der<br />
Firma Willy & Blattner, als Unterkunft, da<br />
die bisherigen Lokalitäten durch den Aufschwung<br />
des Geschäftes viel zu klein geworden<br />
waren.<br />
Der Name Ford ist seit vielen Jahren gleichbedeutend<br />
mit gutem Kundendienst geworden,<br />
und die neue Zürcher Heimstätte dieser Marke<br />
ist denn auch gerade mit Rücksicht auf den Service<br />
gestaltet worden. Der hintere Trakt des<br />
Geschäftshauses, das durch die Architekten<br />
Gebr. Hungerbühler entworfen wurde, dient der<br />
ABC-Garage. Im Parterre des vorderen Teils<br />
sind die hellen Ausstellungsräume für den Verkauf<br />
von Ford, Mercury und Lincoln gelegen;<br />
eine daneben gelegene Rampe führt in den Souterrain<br />
des Service- und Garagetraktes. Dort<br />
Werkzeugmaschinen vorhanden sind. Im ersten<br />
Stock, wo vor allem Personenwagen repariert<br />
werden, liegt auch die Entfettungs- und Waschanlage<br />
für Metallteile sowie die Schmiede, während<br />
im zweiten Stock (Lastwagenreparaturen)<br />
eine Spritzanlage sowie eine mit Schalldämpfung<br />
versehene Spenglerei liegen.<br />
Im dritten Stock findet man neben der Ausstellungshalle<br />
für Ford-Nutzfahrzeuge auch den<br />
Raum für Occasionswagen, die hier gefällig präsentiert<br />
werden. Ein angebauter zweistöckiger<br />
Nebentrakt enthält die grossen Ersatzteillager<br />
mit über 17 000 Artikeln, die durch kleine Warenlifts<br />
an den benötigten Ort des Servicetraktes<br />
gebracht werden können. Für die Mitarbeiter<br />
im Betrieb ist auch eine Kantine vorgesehen.<br />
Die gesamte Anlage dieser neuen Grossgarage<br />
ist auf zweckmässige und ökonomische Arbeit<br />
an den Fahrzeugen ausgelegt, was den Kunden<br />
zugute kommen wird. Im äusserlichen Gesamtbild<br />
der Strasse fügt sich der Neubau, der anfänglich<br />
durch private Interessen angefochten<br />
worden war und schliesslich, dank der verständnisvollen<br />
Haltung der Behörden, ausgeführt<br />
werden konnte, ausgezeichnet ein.<br />
WALDSTÄTTE. Unterhaltungsabend. In der<br />
Voraussicht eines grossen Andrangs wurde der<br />
diesjährige Unterhaltungsabend vom Kursaal in<br />
das Kunst- und Kongresshaus in Luzern verlegt.<br />
Eine kurze, mit Pointen gespickte Ansprache<br />
des Conferenciers bildete den Auftakt<br />
zum Variet6-Ball-Programm, zwischen dessen<br />
einzelnen Nummern das Ball-Orchester für den<br />
nötigen Betrieb sorgte. In einem kurzen Begrüssungswort<br />
hiess Präsident L. Dönni die Gäste<br />
sowie die ganze Festgemeinde willkommen, um<br />
sodann mit ermahnenden Worten an die Disziplin<br />
der Automobilisten zu appellieren. Insbesondere<br />
prangerte er das leider noch häufige<br />
Vorfahren in den Kurven an und gab dem<br />
Wunsch Ausdruck, dass alle Anwesenden sich<br />
auf der Strasse als Fussgänger und Radfahrer so<br />
verhalten, wie sie es als Automobilisten von diesen<br />
erwarten. Ca. 80 % der Automobilisten, so<br />
stellte er fest, verhalten sich korrekt, die restlichen<br />
20 % seien mit allem Nachdruck zum anständigen<br />
Fahren zu zwingen. Schliesslich unterstrich<br />
der Redner die erfolgreiche Zusammenarbeit<br />
der beiden Sektionen des TCS und<br />
des ACS, wodurch die vorgesehene Gebührenerhöhung<br />
von 30 auf 15 % reduziert werden<br />
konnte.<br />
Wiederum kamen dann die Artisten zum<br />
Wort, und eine Lotterie liess die Wogen der<br />
Stimmung noch höher steigen.<br />
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in die Bestell-Liste einzuschreiben, werden bald eine ACME<br />
bekommen. Die Auswindmaschine ACME ist seit 70 Jahren<br />
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Eindrücke von Kurzprüfungen auf der Rennbahn in Goodwood Park<br />
Seit den ersten Nachkriegs-Autosalons pflegt<br />
die «AR» jeweils ihre Leser kurz über die<br />
Fahreigenschaften der an den betreffenden Ausstellungen<br />
erstmals gezeigten neuen Modelle zu<br />
orientieren. Diese Versuchsfahrten benötigten<br />
meistens einen erheblichen Aufwand an Zeit und<br />
Mühe, da jedes einzelne Werk naturgemäss seine<br />
eigenen Wünsche hat. Es war deshalb schwierig,<br />
diese meist im Umkreis der Ausstellung durchgeführten<br />
Kurzteste auf einen gemeinsamen<br />
Nenner zu bringen, soweit nicht, wie in Genf,<br />
eine bestimmte Rennstrecke von den Organisatoren<br />
abgesperrt worden war.<br />
Einen völlig neuen Weg hat nun in dieser<br />
Beziehung England beschritten. Um den ausländischen<br />
Vertretern der Fachpresse Gelegenheit<br />
zu geben, die neuen englischen Fahrzeuge zu<br />
prüfen, hat die « Guild of Motoring writers »,<br />
die Vereinigung englischer Automobiljournalisten,<br />
einen originellen Prüfungstag organisiert.<br />
Die Versuche fanden auf der Rennstrecke in<br />
Goodwood-Park statt, einem der grössten englischen<br />
Landgüter, das einem Vizepräsidenten<br />
der Vereinigung, dem Herzog von Gordon and<br />
Richmond, gehört. Goodwood Park liegt etwa<br />
80 km südlich von London und ist durch Pferderennen<br />
weltberühmt geworden. Heute bietet<br />
Goodwood jedoch durch eine umgebaute Rollbahn<br />
eines Flugfeldes, die nunmehr eine geschlossene<br />
Rundstrecke mit einigen Kurven bildet,<br />
auch für den Automobilsport Interesse.<br />
In sehr grosszügiger Weise haben die englischen<br />
Automobilwerke insgesamt etwa 25 verschiedene<br />
neue Fahrzeuge nach Goodwood gebracht,<br />
wo sie Sonntag, den 31. Oktober, der<br />
englischen und ausländischen Fachpresse zur<br />
Verfügung standen. Die Organisation dieser Veranstaltung<br />
hatte der Royal Automobile Club<br />
übernommen, und dank der Hingabe der Leiter<br />
und Mitarbeiter wurde dieser « Test-Tag » ein<br />
Symbol des Strebens der englischen Industrie,<br />
ihre Exporttätigkeit mit neuartigen Mitteln propagandistisch<br />
geschickt zu unterstreichen.<br />
Es versteht sich von selbst, dass auf einer<br />
schnellen Rennstrecke nur bestimmte Eigenschaften<br />
eines Fahrzeugs geprüft werden können<br />
und es ausgeschlossen ist, ein äbschliessendes<br />
Urteil abzugeben. Insbesondere war es nicht<br />
der Zweck dieser Prüfungen, Zahlenangaben in<br />
bezug auf Fahrleistungen etc. zu ermitteln. Im-<br />
Austin A 70.<br />
Der Austin A70, eine viertürige Limousine<br />
mit dem Modellnamen « Hampshire », ist den<br />
Lesern der «AR» aus einer kürzlichen technischen<br />
Beschreibung wohlbekannt. Er ist ein<br />
markanter Vertreter derjenigen englischen Konstrukteure,<br />
die sich im Bau von kleinen und<br />
mittleren Fahrzeugen deutlich an die amerikanische<br />
Schule anlehnen. So bildet das gute Beschleunigungsvermögen<br />
in allen vier Gängen,<br />
aber auch besonders im direkten 4. Gang, ein<br />
Hauptmerkmal. Das gute Leistungsgewicht führt<br />
dazu, dass die für einen Vierzylindermotor geräuscharme<br />
und vibrationsfreie Maschine praktisch<br />
nie voll belastet werden muss und deshalb<br />
auch noch bei einer Reisegeschwindigkeit von<br />
über 100 km/h kaum gehört wird. Die Karosserie<br />
ist absichtlich ziemlich kompakt gehalten<br />
und die Aussenabmessungen des Wagens bescheiden.<br />
Die Aufhängung des Fahrzeugs zeigt<br />
eine deutliche Annäherung an die amerikanische<br />
Bauweise und ist sehr weich gehalten. Dadurch<br />
und durch die Anwendung moderner Federungsprinzipien<br />
lassen sich Nickschwingungen und<br />
harte Stösse vermeiden, ohne dass die Fahrsicherheit<br />
darunter leidet. Anfänglich empfin-<br />
WOLSELEY OHC. Die Sechszylinder-Limousine 6-80, deren<br />
Fahrleistung alle Anwesenden aufs Höchste überraschte.<br />
det man die mangelnde, direkte Verbindung mit<br />
der Fahrbahn bei höheren Geschwindigkeiten<br />
etwas störend, doch zeigt sich, dass die vorhandene,<br />
nicht übermässig grosse Kurvenneigung<br />
sowie ein leichtes seitliches Verschieben des<br />
Oberbaus genau wie bei modernen amerikanischen<br />
Wagen so begrenzt ist, dass man sich nach<br />
kurzer Zeit mit dem Wagen auch bei forscher<br />
Fahrweise vertraut fühlt. Die Elastizität, das<br />
Temperament und die weiche Fahrweise bei<br />
normalen Geschwindigkeiten bis zu etwa 90 bis<br />
100 km/h sind ein deutlicher Beweis für die<br />
Fortschritte im Bau von Wagen der kleineren<br />
Mittelklasse. Trotz den gedrängten Abmessungen<br />
sind alle Sitze komfortabel und genügend<br />
geräumig. Nach der ersten Prüfung erscheint<br />
der A70 als vertrauenerweckender, vielseitiger<br />
Gebrauchswagen mit überdurchschnittlich hoher<br />
Kraftreserve.<br />
höherem Hubvolumen sowie höherer Literleistung<br />
und anderen Uebersetzungsverhältnissen.<br />
In Tat und Wahrheit aber handelt es sich<br />
um zwei ganz verschiedene Fahrzeuge. Am besten<br />
demonstriert dies der beim Cabriolet eingebaute<br />
Drehzahlmesser, dessen « rotes » Gebiet<br />
erst kurz vor 5000 T/min beginnt! Austin hat<br />
mit dem A 90 tatsächlich ein Fahrzeug geschaffen,<br />
das eine Sonderklasse bildet. Es dürfte berufen<br />
sein, für einen verhältnismässig bescheidenen<br />
Preis den Amerikanern, für die es ja in<br />
erster Linie bestimmt ist, zu zeigen, was man<br />
in Europa unter Hochleistungsfahrzeugen versteht.<br />
Rein gefühlsmässig sind Beschleunigung<br />
und Höchstgeschwindigkeit des geprüften Prototyps<br />
ganz ausserordenüich. Im 3. Gang sind 120<br />
km/h, im 2. etwas ,über 75 km/h in kurzer Zeit<br />
erreichbar, ohne dass der Motor im geringsten<br />
protestiert. Bei 135 km/h im 4. Gang arbeitet die<br />
Maschine mit 4000 T/min, einer Drehzahl, die ihr<br />
in höchstem Masse zu liegen scheint. Ohne dass<br />
die Höchstgeschwindigkeit zahlenmässig festgelegt<br />
sei, kann damit gerechnet werden, dass sie<br />
derjenigen der schnellsten amerikanischen Wagen<br />
und der meisten europäischen sportlichen<br />
Tourenwagen ebenbürtig ist.<br />
Verblüffend an diesem Fahrzeug sind nun<br />
besonders die Fahreigenschaften. Mit Hilfe weniger<br />
Abänderungen ist aus der weichen Tourenwagenfederung<br />
des A 70 eine straffe, stark<br />
gedämpfte sportliche Aufhängung geworden, die<br />
erlaubt, die hohe Leistung des Motors und seine<br />
ausserordentliche Drehfreudigkeit auszunützen.<br />
Als einzige Konzession an die heutige Tendenz<br />
zu weichen Federungen und eine Folge der Gewichtsverteilung<br />
(Mehrbelastung der Vorderräder)<br />
ist eine starke Neigung zürn Untersteuern<br />
festzustellen, so dass man die Kurven am besten<br />
voll beschleunigend befährt.<br />
Ueber die äussere Linienführung dieses Fahrzeugs<br />
kann man geteilter Meinung sein. Seine<br />
Ausstattung (hydraulisches Verdeck etc.) und<br />
seine Eigenschaften werden indessen' den Austin-Werken<br />
Erfolge in einer Fährzeugkategorie<br />
verschaffen, in der sie sich bisher nicht betätigt<br />
haben.<br />
Der neue Humber Hawk.<br />
Wie sehr der normale Alltagsfahrer, der in<br />
keiner Weise auf brillante Beschleunigung und<br />
sportwagenartige Fahreigenschaften reflektiert,<br />
von den neuen Modellen profitiert, beweist der<br />
neueste Typ des Humber Hawk, von dem vor<br />
14 Tagen kurz die Rede war. Sein bewährter,<br />
seitengesteuerter Zweilitermotor mit 56 Brems-<br />
PS hat gegenüber den bisherigen Modellen eine<br />
wesentlich leichtere Aufgabe, da das Leerge-<br />
JAGUAR MARK V. Die neue Limousine ist sehr niedrig gebaut,<br />
wie ein Vergleich mit den davorstehenden Personen zeigt,<br />
obschon sie innen sehr geräumig ist.<br />
wicht der Limousine von etwa 1400 kg auf rund<br />
1250 kg reduziert werden konnte. Trotz dieser<br />
Gewichtsersparnis ist der neue, elegante Hawk<br />
geräumiger und praktischer geworden. Die breiten<br />
Sitzbänke nehmen ohne weiteres je drei<br />
Personen auf; wenn nur zwei Personen transportiert<br />
werden sollen, so können breite Armlehnen<br />
auch in der Mitte der vorderen Sitzbank<br />
heruntergeklappt werden; so fährt es sich ausserordentlich<br />
ruhig, komfortabel und schwingungsfrei.<br />
Die Fahrleistungen sind in keiner<br />
Weise zahlenmässig hervorstechend, doch genügt<br />
die Kraftreserve des Motors ohne weiteres für<br />
alle Fahrstrecken und Steigungen und entspricht<br />
den Anforderungen, die man an solche Gebrauchsfahrzeuge<br />
stellt.<br />
Ein besonderes Lob verdient das Getriebe<br />
und insbesondere die Synchronisierung der unteren<br />
Gänge. Dank den kräftigen Sperringen<br />
kann der Schathebel zwischen den einzelnen<br />
Stellungen so rasch bewegt werden, wie man<br />
dies manuell überhaupt erreichen kann. Gerade<br />
bei einem Fahrzeug mit mittlerem Leistungsgewicht,<br />
bei dem also eine vernünftige Benützung<br />
des Getriebes die Fahrgeschwindigkeit an<br />
Steigungen erheblich steigern kann, spielt die<br />
leichte Einrückbarkeit der Gänge eine Rolle. Es<br />
ist hier nicht der Ort, um sämtliche Merkmale<br />
dieses Typs zu besprechen; immerhin sei kurz<br />
darauf hingewiesen, dass der leichte Einstieg,<br />
der enorm grosse Kofferraum und die gute Sicht<br />
von den Sitzen dem neuen Hawk als geeigneten<br />
Familienwagen erscheinen lassen. Lenkung und<br />
Strassenlage sind so verbessert, dass auch recht<br />
hohe Geschwindigkeiten bei entsprechenden<br />
Verkehrsverhältnissen in völliger Sicherheit erreicht<br />
werden können, wobei sämtliche Insassen<br />
angenehm befördert werden. Als Höchstgeschwindigkeit<br />
dieses Fahrzeugs kann die Zahl<br />
von rund 110 km/h erwähnt werden. Die normale<br />
Dauergeschwindigkeit auf guten Strassen<br />
liegt zwischen 85 und 95 km/h..<br />
Der Sunbeam 90.<br />
Obwohl der 2-Liter-Motor des Sunbeam mit<br />
dem Motor des Humber-Hawk eine gewisse<br />
Verwandtschaft besitzt (gleiche Bohrung und<br />
Hub), handelt es sich bei diesen Wagen dennoch<br />
DER LAND ROVER. Der Prufwagen mit montiertem Verdeck und<br />
Seitenteilen. Dahinter das Austin Cabriolet A90, das gerade<br />
vom geistigen Vater der neuen Morris-Typen, Alec Issigonis,<br />
betrachtet wird.<br />
Eine erfreuliche Nebenerscheinung des Test-Tages in Goodwood<br />
waren die Versuchsfahrten, die leitende Personen mancher<br />
Firmen mit Konkurrenzprodukten ausführten I<br />
um ein völlig anderes Fahrzeug. Man darf wohl<br />
sagen, dass die kleinen, hübschen Sunbeams eigentlich<br />
eine Klasse für sich darstellen. Sie sind<br />
gleichzeitig sehr rasche, leistungsfähige und<br />
fahrsichere Wagen mit sportlichem Einschlag<br />
und dabei geeignete Stadtfahrzeuge auch für das<br />
zarte Geschlecht. Diese Kombination von « weiblichen<br />
» und «männlichen » Eigenschaften<br />
kommt selbstverständlich nicht von ungefähr,<br />
sondern ist das Ergebnis einer langen Entwicklungsarbeit,<br />
die vor etwa 12 Jahren ihren Anfang<br />
genommen hat. Der ausserordentlich elegante<br />
Sunbeam 90 (viele nennen die neuen Modelle<br />
der Marke die schönsten englischen Serien-<br />
Nachkriegstypen) fand beim Prüfer wegen seinen<br />
kleinen Aussendimensionen Anklang, durch<br />
die der Wagen ausserordentlich leicht manöverierbar<br />
wird. Die Aufhängung mit zwei starren<br />
Achsen ist wesentlich härter als bei vielen Neukonstruktionen,<br />
auch nicht völlig frei von kurzen<br />
Schwingungen um die Querachse, doch hält<br />
der kleine Sunbeam die Strasse wirklich so, wie<br />
man es von einem sportlichen Fahrzeug erwartet,<br />
das auch noch die Liebhaber der früheren<br />
Sportwagenmodelle zu befriedigen vermag.<br />
Selbstverständlich soll dies in keiner Weise heissen,<br />
dass die Federung etwa zu hart oder unkomfortabel<br />
sei, ganz im Gegenteil.<br />
Der neue, obengesteuerte Motor mit seiner<br />
ziemlich hohen Literleistung sowie das nicht<br />
übertriebene Gesamtgewicht führen mit den<br />
verhältnismässig niedrig übersetzten Gängen<br />
(2. Gang bis ca. 60 km/h, 3. Gang ca. 90 km/h)<br />
dazu, dass die unteren Gänge eigentlich nicht<br />
sehr häufig gebraucht werden müssen; dank des<br />
neuen Synchromaticgetriebes von Rootes, das ja<br />
auch im obenerwähnten Humber zu finden ist,<br />
stehen sie jederzeit ralch zur Verfügung.<br />
Beim Prüfen der Kurvenlage fiel das einwandfreie<br />
Verhalten in engen Kehren auf, was<br />
sich besonders bei Alpenfahrten angenehm auswirken<br />
dürfte. Dank seiner kompletten Innenausrüstung<br />
mit wirklich gutem Material, der<br />
hübschen Fertigung sowie der guten Schalldämpfung<br />
wirkt der Sunbeam wie ein kleines<br />
Schmuckkästchen.<br />
Wolseley 6-80.<br />
Leider waren die neuen Modelle von Morris<br />
derart belagert, dass es für die « AR » zu keiner<br />
Prüfungsfahrt langte. Der einzige Vertreter der<br />
neuen* Nuffield-Modelle war der grössere Wolseley<br />
6-80, der « Tester » allerdings eine erhebliche<br />
Schockwirkung verursachte. Von der<br />
neuen, obengesteuerten Maschine hatte man bereits<br />
viel Gutes gehört und auch über ihre Drehfreudigkeit<br />
hatte man manches vernommen. Das<br />
katalogmässige Leistungsgewicht von rund 17<br />
kg/PS (leer) hatte ein lebhaftes, aber nicht sensationelles<br />
Temperament versprochen. Die Aufhängung<br />
erschien sehr fortschrittlich und insbe-<br />
PROPAGANDA FOR AUSTIN. Der Propagandachef von Austin,<br />
Alan Hess, strahlt über die Anerkennung, die das neue Modell<br />
A-70 findet.<br />
merhin war es dank des guten Absperrdienstes<br />
möglich, die der Beschaffenheit der Strecke angemessenen,<br />
erreichbaren Höchstgeschwindigkeiten<br />
zu prüfen und sich über die Beschleunigung<br />
und das Verhalten beim Bremsen ein Bild<br />
zu machen. Da die Strecke einige Kurven aufweist,<br />
die je nach Wagentyp mit Geschwindigkeiten<br />
zwischen 80 und 120 km/h durchfahren<br />
werden können, bot sich eine geradezu einmalige<br />
Gelegenheit, die Kurvenlage dieser neuen Fahrzeuge<br />
auch bei Grenzfällen kennen zu lernen.<br />
Leider war es nicht möglich, alle neuen Fahrzeugtypen<br />
zu prüfen; immerhin geben die nachstehenden<br />
Eindrücke einen Begriff über die<br />
Fortschritte, die in den Nachkriegsmodellen der<br />
englischen Industrie erzielt worden sind.<br />
Austin A 90 « Atlantic Cabriolet >.<br />
Wie aus der seinerzeitigen Beschreibung hervorgeht,<br />
ist das neue Cabriolet A 90, das in der<br />
nächsten Zeit in Serie kommen wird, aus dem<br />
A 70 entstanden und unterscheidet sich, abgesehen<br />
von der Karosserie, spezifikationsmässig<br />
von der Limousine durch einen Motor mit etwas<br />
SPORTSMOBILE. Dos neue Healey-Cabriolet passiert die cZielgeradet mit hoher Geschwindigkeit.
16 AUTOMOBIL REVUE<br />
MITTVOCH. 10. NOVEMBER 1148 - Nr. 48<br />
sondere die Vorderradführung mit Torsionsstäben<br />
gut gelungen, aber eher für einen Familienwagen<br />
in der bisherigen Art der braven,<br />
komfortablen Wolseley geeignet.<br />
In Tat und Wahrheit verfügt dieser neue<br />
Wolseley trotz bloss 11 Steuer-PS wenigstens in<br />
der geprüften Ausführung, über ganz phantastische<br />
Fahrleistungen. Nicht nur scheint der<br />
Motor ausserordentlich leistungsfähig (die 71<br />
Brems-PS des Katalogs dürften zum mindesten<br />
beim Vorführungswagen übertroffen werden),<br />
sondern die Gänge sind so angelegt, dass im 2.<br />
und 3. Gang für einen Fämilienwagen unbekannte<br />
Tempi erreicht werden. Da ein Drehzahlmesser<br />
fehlte, entschloss sich der Prüfer immerhin,<br />
bei 80 km h vom 2. in den 3. und bei<br />
etwa 125 km/h vom 3. in den 4. Gang hinauf zu<br />
schalten, obwohl der sein Lied fast unhörbar<br />
schnurrende Motor zu weitern Taten bereit<br />
schien. Die Genauigkeit des Geschwindigkeitsmessers<br />
wurde nicht geprüft, doch war leicht<br />
ersichtlich, dass der grössere Wolseley mit seinen<br />
zwei mittleren Gängen dem Langstreckenfahrer<br />
ausserordentliche Möglichkeiten bieten<br />
wird. Die Aufhängung erwies sich als ziemlich<br />
weich, aber genügend fest, um ein Auswärtshängen<br />
in den Kurven oder auch zu starke Vertikalbewegungen<br />
zu vermeiden. Dank der starken<br />
Dämpfung dürfte besonders auf ausländischen<br />
langen Strecken, aber auch in unserem<br />
kurvigen Gelände, eine hohe Dauergeschwindigkeit<br />
erreicht werden. Bei normalem Tempo ist<br />
der Wolseley sehr ruhig, unaufdringlich und bequem<br />
zu lenken; der Prüfer könnte sich ein<br />
' etwas grösseres Lenkrad wünschen.<br />
Jatnar-3 y, -Llter-Mark-\.<br />
Die neuen Modelle von Jaguar besitzen erstmals<br />
Einzelradaufhängung sowie einen wesentlich<br />
steiferen Rahmen Die Sechszylindermotoren<br />
sind nicht geändert worden, dagegen hat man<br />
die Karosserien, deren Linienführung der Marke<br />
zu besonderem Erfolg verholten haben, noch<br />
weiter verfeinert.<br />
In dieser neuesten Ausführung zeigt sich<br />
der 3 y 2 -Liter-Jaguar, einer der stärksten Wagen,<br />
die England heute baut, als leistungsfähige<br />
Maschine mit hohem Fahrkomfort. Obwohl die<br />
Federung nunmehr angenehm weich gehalten ist,<br />
verdienen die Fahreigenschaften eine gute Note.<br />
Der Wagen nimmt Unebenheiten der Oberfläche<br />
auf, ohne sich stark zu bewegen. Beim schnellen<br />
Kurvenfahren ist eine gewisse Korrektur auf das<br />
heute übliche Untersteuern notwendig. Die Maschine<br />
ist ausserordentlich kräftig und der Anzug<br />
in allen Gängen derart, dass man auf Bergstrecken<br />
zweifellos ohne Mühe und ohne Forcieren<br />
des Motors sehr gute Durchschnitte erzielen<br />
wird. Das Getriebe lässt sich mit dem kurzen<br />
Mittelschalthebel mit Ferngestänge leicht schalten.<br />
Die Innenausstattung und die Ausführung<br />
erinnern an die Spitzenmarken der englischen<br />
Automobil- und Karosseriefirmen. In seiner<br />
äussern Linienführung dürfte der Jaguar heute<br />
wohl die eleganteste Verkörperung der traditionellen<br />
Karosserieform darstellen, die man sich<br />
denken kann. Die Sitze sind besonders gut gepolstert;<br />
die vorderen Sitze lassen sich sowohl in<br />
der Höhe wie auch nach vorn und rückwärts<br />
verstellen.<br />
Der Land-Rover.<br />
Als vierradgetriebenes Universalfahrzeug ist<br />
der Land-Rover ein rechtes Kriegskind in dem<br />
Sinne, dass Geländefahrzeuge in dieser Art der<br />
Motorisierung der Armeen ihre Existenz verdanken.<br />
Er unterscheidet sich von anderen<br />
Fahrzeugen durch einen verhältnismässig kleinvolumigen<br />
Motor (1,5-Liter-Vierzylinder), der<br />
aber 50 Brems-PS leistet. Die gedrungene Maschine<br />
ist sehr leicht zu führen und verlangt auf<br />
der Strasse kaum mehr Fähigkeiten als ein<br />
Traktor; auch das Getriebe bietet keine Schwierigkeiten,<br />
wenn man sich auch etwas an die ganz<br />
kurzen Schaltwege gewöhnen muss. In leerem<br />
Zustand treten bei Geschwindigkeiten von über<br />
40 km/h einige Nickschwingungen auf, die bei<br />
Belastung verschwinden. Eine kurze Prüfungsfahrt<br />
durch Gelände zeigte erwartungsgemäss<br />
gute Adhäsion an steilen Böschungen auch mit<br />
weichem Untergrund, ferner eine ausgezeichnete<br />
Wendigkeit in Gelände mit Baumbestand. Kleinere<br />
Hindernisse werden durch den Stossbalken<br />
leicht weggeschoben, und infolge der bis dicht<br />
vor das Fahrzeug reichenden Sicht lässt sich<br />
der Land-Rover auch in schmalen Passagen genau<br />
lenken.<br />
Die Motorleistung dürfte ^ür alle Beanspruchungen<br />
genügen, besonders da in Form des<br />
Vierganggetriebes mit zusätzlichem Geländegang<br />
insgesamt 8 Uebersetzungsverhältnisse zur<br />
Verfügung stehen Die Ausführung der Karosserie<br />
und ihre Ausrüstung ist sehr zweckmässig<br />
und robust; in der neuesten Ausführung des<br />
Wagens können drei Personen auf der vorderen<br />
Sitzbank untergebracht werden. Seitenteile und<br />
Verdeck bieten einwandfreien Wetterschutz.<br />
Bekannte Typen.<br />
Neben diesen neuen Schöpfungen der englischen<br />
Industrie, die gegenüber ihren Vorgängern<br />
durchwegs bedeutende und wertvolle Fortschritte<br />
verkörpern, bot sich auch Gelegenheit,<br />
einige der bekannten Modelle wieder einmal zu<br />
prüfen. Von diesen sei besonders der B e n t -<br />
ley Mark VI erwähnt, der seit seinem Erscheinen<br />
vor ty, Jahren nicht geändert wurde,<br />
aber in jeder Beziehung eine Spitzenleistung<br />
bleibt. Bei keinem Wagen, mit Ausnahme des<br />
älteren Bruders des Bentley, dem Rolls Royce,<br />
ist ein derart hohes Niveau angestrebt worden,<br />
wie bei diesem äusserlich so bescheidenen und<br />
unaufdringlichen Wagen. Der bekanntlich sehr<br />
hohe Anschaffungspreis des Bentley ist aber<br />
durch den bestmöglichen Kompromiss aller erdenklichen<br />
guten Eigenschaften eines Automobils,<br />
und zwar auch der ganz unbedeutenden<br />
und nebensächlichen Faktoren, gerechtfertigt.<br />
Zahlenmässig mag der Bentley nicht der schnellste<br />
4 H-Liter sein, den es gibt, obwohl seine<br />
Höchstgeschwindigkeit weit über allen normalen<br />
Ansprüchen liegt. Ebenso gibt es vielleicht geräumigere,<br />
leichter bedienbare, sparsamere und<br />
elegantere Wagen. Dem Schreiber dieser Zeilen<br />
ist aber kein Fahrzeug bekannt, das alle diese<br />
Eigenschaften in derart meisterhafter Art vereinigt.<br />
Auf der Strasse äussert sich das Erreichen<br />
dieser Ziele durch das geräuschlose, fast sammethafte<br />
Vorwärtsstürmen in allen Gängen, das<br />
Verwechseln von 3. und 4. Gang infolge der absoluten<br />
Geräuschlosigkeit des dritten, das weiche,<br />
progressive Arbeiten der Bremsen, das beim<br />
raschen Anhalten wirklich den Eindruck erweckt,<br />
als fahre man plötzlich in einen Haufen<br />
weicher Watte. Merkwürdigerweise hat die Lenkung<br />
des Bentley fast als einziges Element mit<br />
der Vergangenheit insofern nicht gebrochen, als<br />
sie die Beschaffenheit der Strasse dem Fahrer<br />
durchaus mitteilt und kleinere, stark gedämpfte<br />
Bewegungen ausführt, die dem sportlichen Fahrer<br />
sehr willkommen sind. Die Synchronisierungsvorrichtung<br />
zwischen 3. und 4. Gang ist<br />
noch immer unübertroffen. Sehr bescheiden und<br />
mit den überdurchschnittlichen Eigenschaften<br />
des Wagens fast nicht in .Einklang stehend mutet<br />
die serienmässige Ganzstahl-Limousine an.<br />
Ueber den H e a 1 e y ist an dieser Stelle<br />
schon verschiedentlich gesprochen worden. Als<br />
neues Modell ist nun ein viersitziges Cabriolet<br />
erschienen, dessen Linien stark an Italienische<br />
Vorbilder erinnern. Das Gewicht dieses Fahrzeugs<br />
liegt wesentlich über den 1000 kg, die anfangs<br />
als Ziel galten. Immerhin ist das Leistungsgewicht<br />
von rund 13 kg'PS noch genügend<br />
tief, um dem Healey auch in dieser<br />
neuen Form einen Leistunesüberschuss gegenüber<br />
den meisten andern Fahrzeugen zu gewähren.<br />
Im übrigen sind die Charakteristiken des<br />
Healey unverändert geblieben, und er vereinigt<br />
nach wie vor die Fahrleistungen eines europäischen<br />
Sportwagens mit dem Komfort der<br />
Kf^IlVE<br />
UMSCHAU<br />
Aus dem Fabrikationsprogramm von Allard.<br />
Das Produktionsprogramm bei Allard umfasst<br />
für das Jahr 1949 eine neue, zweitürige<br />
Coach, ein Cabriolet, einen offenen viersitzigen<br />
Tourenwagen sowie einen offenen Zweisitzer auf<br />
kurzem Chassis. Die Fahrzeuge werden nach wie<br />
vor mit einem 3,6-Liter-Ford-V-8-Motor ausgerüstet.<br />
Die Räder der neuen Modelle sind mi'<br />
Kühlschlitzen versehen, durch welche ein Luftstrom<br />
um die Bremstrommeln erzeugt wird.<br />
Neuerdings wird der Schalthebel an der Lenksäule<br />
montiert.<br />
Marmon-Herrington-4-Rad-AntriebsaEgxerat.<br />
Die Marmon-Herrington Co., Indianapolis,<br />
hat die Produktion des von ihr entwickelten<br />
Vierradantriebsaggregates für die neuen Ford-<br />
Lastwagen aufgenommen. Bei diesem Umbau<br />
werden die Vorderradachsen durch das Ford-<br />
Standard-Differential ersetzt und Aenderungen<br />
in der Lenkung und im hydraulischen Bremssystem<br />
vorgenommen.<br />
Für schwere Lastwagen wird ein Sechsradantrieb<br />
mit dritter Treibachse gebaut. Nach<br />
Möglichkeit werden normierte Einzelteile für die<br />
Zusatzausrüstungen verwendet. Der Vierradantrieb<br />
der Marmon-Herrington Co. hat sich im<br />
letzten Krieg an vielen Ford-Armeefahrzeugen<br />
bewährt, und seine stärkere Verbreitung wird<br />
durch einen ausgebauten, zuverlässigen Reparaturservice<br />
unterstützt Der Vierradantrieb ist<br />
wegen der besseren Adhäsion, besonders bei<br />
amerikanischen Luxusfahrzeuge. Die Aufhängung<br />
ist verhältnismässig weich, erlaubt aber in<br />
den Kurven hohe Geschwindigkeiten. Das Getriebe<br />
bedarf einiger Aufmerksamkeit von Seiten<br />
des Fahrers, wenn völlig geräuschlos und<br />
dennoch sehr rasch geschaltet werden soll, was<br />
die wirklichen Freunde klassischer Sportwagen<br />
erfreuen wird. Sehr geschickt sind bei diesem<br />
neuen Cabriolet, das die Modellbezeichnung<br />
« Sportsmobile • trägt, die Instrumente angeordnet,<br />
wie ein Bild im Salonbericht der letztwöchigen<br />
c AR > zeigte.<br />
*<br />
Diese kurzen Bemerkungen über neun verschiedene<br />
englische Wagen beweisen schon den<br />
Wert dieses Massen-Testes. Man kann sich nichts<br />
anderes wünschen, als dass diese Idee Schule<br />
macht und in geeigneter Form weiterentwickelt<br />
wird. Insbesondere die nationalen Automobilsalons,<br />
also Paris, Turin und später auch New<br />
York, können davon nur gewinnen. Den Initianten<br />
und Organisatoren der Veranstaltung, so<br />
insbesondere Tommy Wisdom, dem Vorsitzenden<br />
der « Guild », seinem unermüdlichen Sekretär<br />
Dudley Noble (unseren Lesern als Londoner<br />
Korrespondent der « AR » kein Unbekannter),<br />
den leitenden Organen des RAC sowie den Fabrikanten,<br />
die ausserordentlich vertrauensvoll<br />
ihre Fahrzeuge zur Verfügung stellten, gebührt<br />
der Dank der ausländischen Journalisten.<br />
« Tester >.<br />
schlechten Strassenverhaltnissen, Schlamm,<br />
Sand, Schnee oder an starken Steigungen, für<br />
manche Zwecke vorteilhaft.<br />
Wagenwäschen In einer Minute.<br />
Bisher sind 84 der grossen Wagenwaschmaschinen<br />
in den USA in Betrieb (30 von ihnen<br />
in New York City), die seit einiger Zeit von<br />
einer Detroiter Fabrik hergestellt werden. Die<br />
Maschine besteht aus einem laufenden Band (an<br />
dem sich sechs mit Lappen, Seife und Staubsauger<br />
bewaffnete Arbeiter auf das Auto stürzen),<br />
einem grossen Waschapparat, der das Auto<br />
mit 250 Litern Wasser überschüttet und es<br />
gleichzeitig mit sieben von Motoren betriebenen<br />
Bürsten abscheuert, einem Heissluftapparat, der<br />
aus zehn Düsen heisse Luft auf das Auto strömen<br />
lässt, und einem weiteren laufenden Band,<br />
an dem sechs bis acht Arbeiter bereitstehen, um<br />
die letzten Spuren von Schmutz und Feuchtigkeit<br />
zu entfernen. Im Durchschnitt braucht man<br />
eine Minute, um den Wagen spiegelblank zu<br />
putzen; die Kosten für den Kunden betragen 1,50<br />
Dollar an Wochen- und 2,00 Dollar an Sonntagen.<br />
E. B.<br />
Ein Oelanzelger mit Warnlicht.<br />
Eine amerikanische Zubehörfabrik hat einen<br />
Oelanzeiger auf den Markt gebracht, der den<br />
Fahrer warnt, wenn das Oelniveau zu stark<br />
sinkt. Betätigt wird der Anzeiger durch das Gewicht<br />
des Oels, das auf eine Membrane drückt;<br />
beim Absinken des Oelspiegels flammt am Armaturenbrett<br />
zunächst ein gelbes, dann ein rotes<br />
Warnlicht auf. E. B.<br />
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AUTOMOBIL REVUE 17<br />
Die zunehmenden Frequenzen bei den kommunalen<br />
Verkehrsunternehmen und den Postkursen<br />
haben in vermehrtem Masse zur Einführung<br />
des Anhängerbetriebes geführt. Insbeson-<br />
. dere in Stosszeiten ermöglicht der Anhänger eine<br />
augenblickliche Vergrösserung des Platzangebotes<br />
ohne kostspielige Inbetriebsetzung und Bemannung<br />
von Extrawagen. Der Anhängerbetrieb<br />
ist dann besonders wirtschaftlich, wenn das vermehrte<br />
Platzangebot durch eine verhältnismässig<br />
kleine Erhöhung des Gesamtgewichtes erreicht<br />
wird und auf diese Weise die verfügbare Zugkraft<br />
des Traktionsfahrzeuges eine maximale<br />
Ausnützung erfährt. Bei elektrischen Zugfahrzeugen,<br />
die gegen Ueberlastung weniger empfindlich<br />
sind, liegen die Verhältnisse besonders<br />
günstig.<br />
Die Rheintalischen Strassenbahnen, Altstetten,<br />
haben dieser Tage einen zweiten Trolleybusanhänger<br />
in Betrieb genommen, der höchstzulässige<br />
Abmessungen besitzt und eine 100-%-»<br />
Platzvermehrung mit einer Erhöhung des Gesamtgewichtes<br />
von 55—58 % erreicht. Den Vorschriften<br />
des Motorfahrzeuggesetzes entsprechend,<br />
dem auch die Trolleybusse unterstehen,<br />
darf der Anhänger beim Befahren von Kurven<br />
das Raumprofil des Zugwagens nicht überschreiten.<br />
Bei einem Fahrzeug mit 38 Sitz- und 22<br />
Stehplätzen wird der Radstand so gross, dass es<br />
nur bei Vierradlenkung dieser Anforderung gerecht<br />
wird und leicht manöverierfähig bleibt.<br />
Der Anhänger der Rheintalischen Strassenbahn<br />
wurde, in Zusammenarbeit mit den Karosseriewerken<br />
Ramseier & Jenzer, Bern,<br />
von der Firma Moser, Anhängerbau, Bern, die<br />
bereits eine ansehnliche Typenreihe solcher<br />
Fahrzeuge herausgebracht hat, entworfen. Das<br />
Der Trolleybus-Personenanhänger von aussen.<br />
Ein Trolleybusanhänger mit 60 Plätzen<br />
Vierradgelenkter Personentransportanhänger der Bauart Moser<br />
Fahrzeug hat bei einem Radstand von 4,5 m eine<br />
Länge von 9 m, eine Breite von 2,4 m und ein<br />
Gesamtgewicht von 9,3 t bei voller Besetzung mit<br />
60 Passagieren.<br />
Die Konstruktion des Fahrgestells entspricht<br />
der an dieser Stelle bereits ausführlich beschriebenen<br />
Bauart (vgl. « AR > vom 4. August <strong>1948</strong>).<br />
An einem zentralen Rohrträger, der die Deichselkräfte<br />
aufnimmt, sind ausser den Traversen<br />
für die selbsttragende Karosserie, die Räder an<br />
Querfedern und Schwingachsen aufgehängt. Die<br />
Schwingachsen sind so ausgebildet, dass die einzeln<br />
gelenkten Räder beim Durchfedern keine<br />
Spurveränderung erleiden. Beim Befahren von<br />
Kurven steuern zuerst die Vorderräder; nach<br />
Ueberschreiten eines gewissen Lenkeinschlages<br />
wird eine mechanische Stabilisierung der Hinterräder<br />
gelöst, und diese holen alsdann den<br />
Lenkeinschlag nach. Auf diese Weise wird die<br />
erforderliche Stabilität der Lenkung bei Geradeausfahrt<br />
erreicht. Damit jeder tote Gang im<br />
Lenkmechanismus sofort behoben werden kann,<br />
sind überall nachstellbare ^Kugelgelenke oder<br />
Schrägrollenlager vorgesehen. Versuche an einer<br />
Demonstrationsfahrt am 1. Oktober <strong>1948</strong> in Bern<br />
haben ergeben, dass auch ein extremes Ein- und<br />
Ausbiegen des Zugwagens an den Haltestellen<br />
ohne besondere Fahrtechnik und bei minimalstem<br />
Platzbedarf möglich ist.<br />
Besondere Sorgfalt wurde der Ausbildung<br />
der Bremsanlage gewidmet. Es sind zwei voneinander<br />
unabhängige Betriebsbremsen vorhanden,<br />
von denen die eine als sog. A^flaufbremse<br />
(Geschwindigkeitsdifferenzbremse) und die andere<br />
als normale Druckluftbremse, die vom Führerbremsventil<br />
aus betätigt wird, ausgeführt ist.<br />
Insbesondere die automatische Auflaufbremse,<br />
die trotz ihrer prinzipiell einfachen Wirkungsart<br />
in der Praxis viele Schwierigkeiten bietet, kann<br />
als gut gelöst bezeichnet werden. Die Bremse<br />
tritt erst bei einem Auflaufschub von ca. 280 kg<br />
in Funktion, so dass eine schädliche Einwirkung<br />
Blick auf das Fahrgestell mit Vierradlenkung.<br />
auf die Strassenlage des Zugfahrzeuges in Kurven<br />
nicht zu befürchten ist. Oelstossdämpfer sorgen<br />
zudem für ein weiches Arbeiten und auch<br />
dafür, dass die Bremse nicht schon bei kleinen<br />
Geschwindigkeitsdifferenzen (z. B. Schaltpausen)<br />
anspricht. Ein Stoppversuch bei 30 km/h in<br />
einer leichten Kurve ergab einen Bremsweg von<br />
3,5 m, ohne dass der Anhänger von der Spur<br />
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in Padua sehen konnte. Hersteller ist die Fermi S. A. in Treviso, der<br />
Preis rund 400 000 Lire, die Höchstgeschwindigkeit 80 km/h und der Verbrauch<br />
etwa 4,5 Liter auf 100 km. 500 Wagen sollen in den nächsten drei Monaten<br />
{von wann an gerechnet?) gebaut werden.<br />
Rechts ein Engländer, der Bond Minicor, ein Dreiradwagen, der angeblich<br />
weniger ajs 2,5 Liter auf 100 km braucht. Einzylindermotor mit 5 PS, Höchstgeschwindigkei»<br />
65 km/h, Platx für 2 Personen und ein Kind, Gesamtgewicht<br />
ca. M kg (leer) sind weitere verlockende Daten (?).<br />
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18 AUTOMOBIL REVUE<br />
MITTWOCH, 10. NOVEMBER 194« - Nr. 48<br />
Warum nicht Geschicklichkeitsprüfungen mit Lastwagen?<br />
abgewichen wäre. Die Bremswirkung auf Vorder-<br />
und Hinterräder kann ohne Werkstatthilfe<br />
eingestellt werden.<br />
Die fast geräuschlose und schwebende Fahrweise<br />
des Anhängers ist auf vordem und hintern<br />
Sitzplätzen angenehm spürbar und geben dem<br />
Fahrgast auch in Kurven und Gefällen das berechtigte<br />
Gefühl der Sicherheit und Behaglichkeit.<br />
Einen wesentlichen Beitrag zur Erhöhung des<br />
Reisekomfortes ist in der guten Durchbildung<br />
und Regulierbarkeit der Lüftungs- und Heizungsanlage<br />
zu erblicken. Es ist eine normale<br />
Luftumwälzungsheizung mit je zwei Heizelementgruppen<br />
und Ventilatoren vorgesehen.<br />
Zusätzlich kann eine Frischluftheizung eingeschaltet<br />
werden, die in der vordem Dachattrappe<br />
angesaugte und durch Staudruck oder Ventilatoren<br />
über Heizelemente geführte Frischluft aus<br />
einem Dachkanal in den Fahrgastraum bläst.<br />
Auf diese Weise wird bei ausgeschalteten Heizelementen<br />
eine staubfreie Belüftung des Anhängers<br />
durch Erzeugung eines Ueberdruckes im<br />
Innern der Karosserie erreicht.<br />
Die Führung des Anhängerzuges kann im<br />
Ein- oder Zweimannbetrieb erfolgen. Durch eine<br />
umfassende Signalanlage wird der Anhänger bei<br />
Einmannbetrieb unter die Kontrolle des Wagenführers<br />
gestellt. Es sind Lichtsignale vorhanden<br />
für. die Ueberwachung der Türstellungen und<br />
zur Uebermittlung des Haltezeichens. Ein Druckabfall<br />
in einem Pneu des Anhängers unter 3 atm<br />
sowie das Angezogensein der Handbremse wird<br />
ebenfalls durch Lichtsignale angezeigt. Ein<br />
Blinklicht, kombiniert mit einem Summton, wird<br />
im Falle eines Notalarms — der von den Passagieren<br />
ausgelöst werden kann — in Tätigkeit gesetzt.<br />
Der Anhänger hat eine eigene Batterie, die<br />
vom Zugwagen aufgeladen wird, als unabhängige<br />
Stromquelle für die Beleuchtung und die<br />
verschiedenen elektrischen Hilfsapparate. Der<br />
Auch mit Nutzfahrz*«geit kann<br />
man sportliche Leittungen vollbringen.<br />
Der von der American<br />
Truck Association Inc. ausgeheckte<br />
Parcours enthält folgende<br />
Schikanem 1 Slalomtor;<br />
2 Engpass mit Holzpflöcken auf<br />
denen Gummibäll« postiert<br />
sind. Abstand vom hintern<br />
Zwillingsreifen 5 cm; 3 Schlangenlinie<br />
für maximalen Lenkeinschlag<br />
berechnet; 4 Längsparkieren<br />
in einer Fahrzeuglüeke<br />
mit nur 1,2 m leerem<br />
Raum; 5 Rückwärtsgaragieren<br />
und Anhalten 15 cm vor der<br />
Rückwand; 6 ein Feuer brennt<br />
om Wege, der Fahrer steigt<br />
aus, sichert das Fahrzeug und<br />
löscht das Feuer; 7 Passage mit<br />
zunehmender Verengung bis auf<br />
5 cm beidseirs der Karosserie<br />
und Halt an einer Ziellinie, die<br />
im toten Sichtwinkel vor der<br />
Kabine liegt. Die Rekordzeit für<br />
die ganze c Rundstrecke > beträgt<br />
4 Minuten!<br />
Heizstrom von 10,5 kW wird aus der Hochspannungsleitung<br />
des Trolleybusnetzes bezogen.<br />
Beim Zweimannbetrieb hat der Kondukteur<br />
seinen Sitzplatz an einem Zahltisch vor der<br />
reichlich dotierten Schalttafel bei der Vordertüre.<br />
Der Fliessverkehr der Passagiere geht von<br />
der vordem zur hintern Wagentüre. Die 32 Sitzplätze<br />
verteilen sich auf paarweise angeordnete<br />
Sperrholzsitze mit Metallrohrrahmen. Der Innenraum<br />
der Karosserie hat eine Höhe von ca.<br />
2,10 m und ist einfach und praktisch gestaltet.<br />
Als kleines Detail sei noch die Ausbildung der<br />
Haltegriffe erwähnt, die sich bei Niehtgebrauch<br />
unter Federdruck waagrecht stellen und somit<br />
dem Innenraum ein sauberes Aussehen geben. F.<br />
PRAKTISCHE WINKE<br />
Scheibenwischer-Pflege.<br />
Wenn die Windschutzscheibe im Bereiche der<br />
Gleitfläche des Scheibenwischers matte Stellen<br />
aufweist, so ist es angezeigt, den Gummistreifen<br />
des Wischers auf seinen Zustand zu untersuchen.<br />
Ist der Gummi durch die Witterungseinflüsse<br />
verhärtet und brüchig geworden, so zerkratzt er<br />
die Scheibenoberfläche oder lässt eine feine<br />
Gummischicht zurück. Der Wischer sollte in diesem<br />
Falle mit einem Tuch kräftig abgerieben<br />
sowie geglättet und mit etwas Glycerin behandelt<br />
werden. Den Scheibenwischer sollte man<br />
erst in Betrieb setzen, wenn die Scheibe vom<br />
Regen gleichmässig benetzt und der Staubbelag<br />
bereits weggespült ist. Staubteilchen und<br />
Gummirückstände erzeugen sonst eine Art<br />
Schmirgelpaste, die dem Fahrer im ersten Moment<br />
jede Sicht verunmöglicht und die Scheibenoberfläche<br />
in zunehmendem Masse angreift<br />
und matt werden lässt. Die beweglichen Teile<br />
des Scheibenwischers müssen gelegentlich mit<br />
graphithaltigem Oel geschmiert werden. J.<br />
Die tschechischen Kleinstwagen<br />
Details der an der Prager Ausstellung<br />
Die Prager Minicar-Ausstellung (vgL « Automobil<br />
Revue» Nr. 46) übertraf die an sie20,2 beim Dalnik. Naturgemäß» verschlechtern<br />
Werte, x. B. 17,8 beim HVM, 20 beim AutocykL<br />
geknüpften Erwartungen. Wie bei allem Neuen, sich diese Werte bedeutend bei Vollast: 34,5<br />
wurden noch vor der Eröffnung Stimmen beim HVM, 32,5 beim Autocykl, 28 beim Dalnik.<br />
laut, welche die Schau als Spielerei hinstellten,<br />
sie bagatellisierten und ihr jeden prak-<br />
meisten Fahrzeugen um 1 Liter/t herum. Die<br />
Das spezifische Hubvolumen schwankt bei den<br />
tischen Wert absprachen. Als man jedoch das Grenzwerte sind 0,70 bis 1,56 Liter/t In einem<br />
grosse Interesse der Oeffentlichkeit bemerkte, einzigen Fall (Autocykl) erreichen sie 2,1 Liter/t.<br />
als die ersten Berichte in Tages- und Fachpresse Aus diesen Angaben geht hervor, dass einige der<br />
erschienen und Leute vom Bau mit gezückten gezeigten Kleinstwagen den Vergleich mit normalen<br />
Automobilen, zumindest was die Fahr-<br />
Rechenschiebern auftauchten, wandelte sich das<br />
Bild. Am ersten Tag der Ausstellung äusserte leistungen anbelangt, durchaus aushalten.<br />
der Chef der technischen Abteilung des Autoclubs<br />
eine vernünftige Ansicht: Selbst wenn<br />
kein einziger der gezeigten Typen jemals in Serienfabrikation<br />
gehen und auch nur irgendein<br />
Konstruktionsdetail die Kleinstautoproduktion<br />
in der Richtung nach einer Verbilligung und<br />
Popularisierung des Motorfahrzeuges befruchten<br />
sollte, dann hätte die Schau ihre Mission bereits<br />
erfüllt.<br />
Was war nun wirklich in Prag zu sehen?<br />
Wir wollen uns von gefälligen Karosserieformen,<br />
einigen hübschen Farbenzusammenstellungen<br />
und schnittigen Linien nicht beeinflussen<br />
lassen. Für den Techniker sind Zahlen, Konstruktionseinzelheiten<br />
und Fahreigenschaften<br />
wichtiger. Letztere zu beurteilen ist natürlich<br />
vorläufig nicht gut möglich, handelt es sich doch<br />
um einzelne Prototypen, die erst nach der Schau<br />
zu Probefahrten bereit sein werden. Auch die<br />
Konstruktionseinzelheiten sind nicht so ohne<br />
weiteres zugänglich, denn bei den meisten Fahrzeugen<br />
handelt es sich um Amateurarbeiten. Es<br />
liegen daher nur in wenigen Fällen Zeichnungen<br />
oder Photos vor — von «Firmen-Katalogen ><br />
ganz zu schweigen —, und so bleibt als einziges<br />
Mittel, die Typen miteinander zu vergleichen,<br />
die Nachberechnung auf Grund der zugänglichen<br />
technischen Daten.<br />
Im folgenden seien daher in üblicher Weise<br />
Gewicht, Leistung, Hubvolumen und Nutzlast in<br />
Beziehung gebracht. Die meisten Konstrukteure<br />
verwenden Motorradmotoren meist tschechischer<br />
Herkunft, deren spezifische Leistungen im<br />
Durchschnitt etwas über 30 PS/Liter betragen.<br />
Die Leistungen der Motoren bewegen sich zwischen<br />
3 und 19,5 PS, die Trockengewichte der<br />
unbelasteten Wagen zwischen 130—420 kg. Die<br />
Nutzlast wurde bei zwei Personen mit 150 kg,<br />
bei drei Personen mit 200 kg angenommen, wobei<br />
die Betriebsstoffe (meist etwa 15 Liter Benzin<br />
und etwa 2 Liter Oel) zumeist mit einkalkuliert<br />
sind. Auf Grund dieser Zahlen ergeben sich<br />
Leistungsgewichte von meist etwa 30 kg/PS, in<br />
einigen Fällen aber bemerkenswert niedrigere<br />
Die Meinungen der Fachleute gehen, wie<br />
nicht anders zu erwarten war, auseinander.<br />
Sehen die einen in der Ausstellung einen entschiedenen<br />
Fortschritt, so äussern andere wiederum<br />
Bedenken vor allem im Hinblick auf die<br />
erzielbaren relativ hohen Geschwindigkeiten<br />
(75, 80, ja sogar 120 km'h), argumentieren, dass<br />
solche Tempi bei nicht fabrikmässig hergestellten<br />
Fahrzeugen eine Gefahr bedeuten. Wenn die<br />
tschechoslowakische Autoindustrie — so sagen<br />
die Gegner — ein billiges Volks-Transportmittel<br />
lancieren will, warum greift man nicht auf bewährte<br />
Typen zurück, wie beispielsweise auf den<br />
kleinen Aero-Einliter, der vor etwa 15 Jahren<br />
seine Brauchbarkeit auf Fernfahrten und in<br />
Wettbewerben unter Beweis gestellt hat?<br />
Auch wenn, wie bereits gemeldet, vorläufig<br />
keine Preise genannt werden sollen, so behauptet<br />
dessenungeachtet der vom Autoclub anlässlich<br />
der Ausstellung herausgegebene Katalog,<br />
dass die Produktionskosten keirier der gezeigten<br />
Typen den Betrag von 35 000 bis 38 000 Kcs.<br />
überschreiten würden. Das entspräche weniger<br />
als der Hälfte des Preises des gegenwärtig kleinsten<br />
und billigsten tschechischen Wagens, des<br />
Aero-Minor.<br />
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Einstieg. Die öleilige Windschutzscheibe ist zor Verbesserung der Sichtverhältnisse tmd um den Führersitz mehr nach vorn<br />
verlegen zu können, herausgestellt.<br />
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Der Fageol-Twin. Coach. Autobus der Stadt Luzern<br />
Die amerikanische Autobusindustrie, über<br />
deren Erzeugnisse die «AR » bei anderer Gelegenheit<br />
schon berichtet hat, konnte, vor allem<br />
dank ihrer grossen, dem bedeutenden inneramerikanischen<br />
Bedarf entsprechenden Produktionskapazität<br />
die technische Entwicklung ihrer Erzeugnisse<br />
so weit heben, dass die heutigen Modelle<br />
rein auf die Bedürfnisse des Personentransportverkehrs<br />
zugeschnitten sind und sich<br />
deshalb von den Konstruktionstendenzen des<br />
Lastwagenbaues weitgehend unterscheiden.<br />
Wärmeaustauschers im Kurbelgehäuse eingeschaltet.<br />
Der Wasserkühler ist links, seitlich in<br />
der Fahrzeugwand eingebaut. Die Kühlluft wird<br />
durch drei Achsialgebläse und je einen Schacht<br />
von den Kühlerlamellen her angesogen. Die drei<br />
Gebläseräder sitzen auf einer gemeinsamen Welle<br />
und arbeiten parallel. Die vom Motor benötigte<br />
Verbrennungsluft wird aus dem Passagierraüm<br />
entnommen und in einem Oel/Luft-Reiniger gereinigt.<br />
Der Treibstoffverbrauch wird für den<br />
Langstrecken verkehr mit 25 Liter pro 100 km<br />
angegeben. Der Motor ist liegend ungefähr in<br />
Fahrzeugmitte,> links vom Hauptholm und unter<br />
dem Fussboden angeordnet. Dadurch wird jeder<br />
Raumverlust im Wagenkasten vermieden. Der<br />
Schwerpunkt des gesamten Fahrzeuges wird tiefer<br />
gelegt, was sich vorteilhaft auf die Strassenlage<br />
auswirkt. Der Fussboden weist nur unbedeutende<br />
Erhöhungen auf. Sämtliche Hilfsaggregate<br />
sind durch Bodenbleche von Spritzwasser<br />
und Staub geschützt. Der Motorraum ist nach<br />
dem Entfernen einer Bodenbeplankung und der<br />
seitlichen Verschalungsbleche gut zugänglich.<br />
Die Kraftübertragung geschieht durch<br />
einen vollautomatischen, hydraulischen, doppeltwirkenden<br />
Drehmomentwandler, der mit dem<br />
Motorgehäuse verblockt ist. Er weist eine einstufige<br />
Pumpe und einen Turbinenteil mit drei<br />
Schaufelkränzen auf. Diese Gruppe wird über<br />
eine Einscheiben-Trockenkupplung angetrieben<br />
und überträgt bei der Wegfahrt aus dem Stillstand<br />
bei einem Uebersetzungsverhältnis von<br />
6 :1 ein Motordrehmoment, das ungefähr dem<br />
5^fachen Wert des Motordfehmoments entspricht.<br />
Durch diese Konstruktion wird ein stufenloses<br />
Beschleunigen vom Stillstand bis zum<br />
Schalten in den direkten Gang erreicht. Sobald<br />
das Drehzahlverhältnis 2 :1 entsprechend einer<br />
Fahrgeschwindigkeit von ca. 35 km/h erreicht<br />
wird, rückt die Trockenkupplung aus. Gleichzeitig<br />
werden die Motor- und Kardanwelle nach<br />
dem automatischen Drehzahlausgleich durch das<br />
Eingreifen einer Klauenkupplung miteinander<br />
starr verbunden. Der ganze Schaltvorgang wird<br />
durch zwei seitlich am Wandler angeordnete<br />
Regler eingeleitet und gesteuert. Der Wählhebel<br />
beim Führersitz weist Stellungen für Leerlauf,<br />
Vor- und Rückwärtsfahrt auf. Wird dieser nach<br />
links aus dem Raster geschoben, so rückt die<br />
Scheibenkupplung ebenfalls aus, ohne dass aber<br />
die Klauenkupplung eingreifen würde. Für die<br />
Rückwärtsfahrt ist ein Planetenwendegetriebe<br />
vorgesehen.<br />
Die besondere Konstruktion der Lenkung<br />
erlaubt, dass der Führersitz sehr nahe an die<br />
Wagenfront verlegt werden kann. Die Uebertragung<br />
der Drehbewegung des Lenkrades auf das<br />
Lenkgetriebe geschieht durch eine mit fünf<br />
Kreuzgelenken versehene Gelenkwelle. Das Getriebe<br />
(Bauart Gemmer: Spindel mit Rollen) ist<br />
in der Mitte der starren Vorderachse angeschraubt.<br />
Die Tendenz, den Führersitz möglichst<br />
weit nach vorne zu verlegen, äussert sich auch<br />
in der Konstruktion der Windschutzscheibe, die<br />
auf der Höhe des Lenkrades vorgebaut ist. Die<br />
Sichtverhältnisse konnten durch diese Anordnung<br />
noch weiter verbessert werden.<br />
Die Achsen des Wagens sind durch die<br />
Gummifederung «Torsilastic» von<br />
Goodrich abgefedert. Der Twin Coach weist vorn<br />
und hinten Starrachsen auf. Die Federelemente<br />
bestehen aus einem Rohr und einer koaxialen<br />
Manschette, auf welche die Gummizwischenlagen<br />
aufvulkanisiert sind. Die Drehbewegung<br />
Hauptdaten des Fageol Twin Coach,<br />
Modell 44 S.<br />
Motor: Herkules, horizontale Bauart, Modeil<br />
DWXLDF 6 Zylinder in Reihe, liegend, Bohrung 108 mm,<br />
Hub 127 mm, Hubvolumen 6,98 Liter trockene Zylinderbüchsen,<br />
Einlocheinspritzdüsen System Bosch, Einspritzpumpe<br />
und Regler Lizenzbau Bosch, seitlich liegende<br />
Nockenwelle, hängende Ventile, Betätigung über<br />
Stoßstangen und Kipphebel, für Kaltstart Einspritzdüse<br />
und Glühkerze in Ansaugleitung, 2 ZahnradölDumpen,<br />
Wärmeaustauscher in Oelv/anne, elektrische Quellenpumpe<br />
Tanktnhalt 500 Liter, max. Leistung 140 PS bei<br />
2600/min., max. Drehmoment 49,7 mkq bei 1700/min.,<br />
spez. Leistung 20,05 PS/l, Gewicht 600 kg, Leistungsgewicht<br />
4,28 PS/kg, spez. Treibstoffverbrauch 2C0 g/PSh.<br />
Kraftübertragung: Für kleine Geschwindigkeiten<br />
über Einscheibentrockenkupplung und hydraulischen<br />
Drehmomentwandler. Für grössere Geschwindigkeiten<br />
direkt über Klauenkupplung zwischen Motor- und Kardanwelle.<br />
Drehmoment über den gesamten Drehzahlbereich<br />
nahezu konstant. Elektropneumatische Regler<br />
zur Einleitung und Steuerung des Schaltvorgangs. Planetenwendegetriebe<br />
für Rückwärtsgang, Handbremse<br />
auf Kardanwelle, Kardanwelle mit zwei Gelenken, Differential<br />
auf der linken Hälfte der Hinterachse, Uebersetzung<br />
6 Vi : 1.<br />
*Lenkung: Ueber dreifach geteilte Gelenkwelle<br />
Gemmer-Lenkgetriebe auf Vorderachse befestigt, Lenkradius<br />
11,98 m.<br />
Aufhängung und Federung: Gummi-Torsionsfederung,<br />
System GoodrichFageol Twin Coach, Starrachsen<br />
vorn und hinten, Stossdämpfer vorn je 1, hinten je 2<br />
pro Rad. Lagerung der Federelemente in je zwei Hauptspanten<br />
der Karosserie. Beschleunigungskräfte werden<br />
durch Federsystem übertragen.<br />
Bremsen: System Bendix-Westinghouse, Durchmesser<br />
der Bremstrommein vorn und hinten 368 mm. Breite vorn<br />
127 mm, hinten 178 mm, Bremsfläche vorn 1270 cm 2 hinten<br />
1730 cm ! , Handbremse auf Kardanwelle.<br />
Karosserie: Zentraler Fachwerkholm, fünf Hauptspante,<br />
Gerippe und Verkleidung aus Aluminium, Karosserie<br />
selbsttragend 37 Sitzplätze. Alle Metalloberflächen<br />
mit einem gummiartigen Korrosionsschutzmittel<br />
überspritzt, sofern nicht lackiert.<br />
Dimensionen und Gewichte: Länge 10.65 m, Breite<br />
2,43 m, Bodenfreiheit beladen 0,34 m, Höhe 2,75 m,<br />
Spur vorn 2,12 m, hinten 1,84 m Bereifung vorn HCOx<br />
20, hinten 900x20, Gewicht leer 6900 kg, Leistungsgewicht<br />
49,5 ko/PS.<br />
Da in der Schweiz mit wenigen Ausnahmen<br />
als Omnibusse die bewährten Erzeugnisse der<br />
einheimischen Industrie Verwendung finden, bietet<br />
sich selten Gelegenheit, mit amerikanischen<br />
Autobussen, deren technische Entwicklung in<br />
mancher Hinsicht eigene Wege eingeschlagen<br />
hat, kennen zu lernen. Neuerdings verwenden<br />
die Verkehrsbetriebe der Stadt Luzern einige<br />
Autobusse der amerikanischen Firma Twin<br />
Coach Co., die die « AR » zu besichtigen und<br />
in der Fahrt kennenzulernen Gelegenheit hatte.<br />
Das Programm dieser Autobuswerke umfasst<br />
verschiedene Typen mit einer Kapazität angefangen<br />
von 34 sitzenden Passagieren bis zur<br />
zweiteiligen Super Twin Coach mit . 58 Sitzplätzen.<br />
Normalerweise wird ein Benzinmotor<br />
eigener Konstruktion verwendet, der für hochklopffreie<br />
Treibstoffe bestimmt ist, bei einem<br />
Hubvolumen von etwa 6,5 Liter 180 PS ergibt<br />
und in den grösseren Typen in zwei Exemplaren<br />
eingebaut wird, um das für die Marke typische,<br />
günstige Leistungsgewicht beizubehalten.<br />
Die Luzerner Busse sind vom Modell 44 S<br />
mit 44 Sitzplätzen, weichen in einigen Details<br />
allerdings von der normalen Bauweise ab.<br />
An Stelle des erwähnten Benzinmotors wurde<br />
hier, auf Wunsch des Bestellers, ein 6 - Z y 1. -<br />
Dieselmotor der Herkules Motors Corp. mit<br />
einer Spitzenleistung von 142 PS bei 2700 T/min<br />
eingebaut. Die Zylinder des flachen, für seine<br />
Leistung wenig voluminösen Motors sind liegend<br />
in Reihe angeordnet. Die Aluminiumkolben<br />
laufen in « trockenen », auswechselbaren<br />
Zylinderbüchsen. Die unten, also neben den Zylindern<br />
gelagerte Nockenwelle wird über ein<br />
Zahnradgetriebe von der siebenfach gelagerten<br />
Kurbelwelle angetrieben. Die Steuerung der<br />
hängenden Ventile geschieht über Kipphebel und<br />
Stoßstangen. Die Einspritzpumpe, eine amerikanische<br />
Lizenz der Bosch-Pumpe, ist am vordem<br />
Motorende direkt auf das Ende der Nockenwelle<br />
angeflanscht. Die Treibstofförderung geschieht<br />
vom Tank aus durch eine elektrische Quellenpumpe.<br />
Im Schmierölkreislauf sind zwei Zahnradpumpen<br />
und ein Oelkühler in Form eines<br />
DETAILS DER SELBSTTRAGENDEN KONSTRUKTION<br />
Links eine Querspante mit dem Houptspant verbunden, rechts<br />
Blick in die noch nicht bedeckte Karosserie mit den Querspanien<br />
und den oben geschlossenen Bogen.<br />
Der liegende Sechszylinder-Dieselmotor<br />
Herkules DWXLDF mit 7 Liter Hubvolumen<br />
und 140 FS Höchstleistung bei<br />
2600 T/min. Der Motor ist als Schnelliäufer<br />
anzusprechen. Vorne links die<br />
Einspritzpumpe, die von unten zugänglich<br />
ist.<br />
der Manschette gegenüber dem Rohr wird durch<br />
die Gummizwischenlage zugelassen und gedämpft.<br />
Diese Gummi - Metallblockaufhängung<br />
wurde durch Goodrich und Twin Coach entwickelt<br />
und patentiert. Die Beschleunigungen in<br />
Längsrichtung werden durch die Federungselemente<br />
selbst auf den Fahrzeugrumpf übertragen.<br />
Pro Rad sind vorn je ein, hinten je zwei Stossdämpfer<br />
vorgesehen, die ein zu intensives<br />
Durchfedern der sehr weichen und sich der<br />
Fahrzeugbelastung progressiv anpassenden Federung<br />
verhindern. Trotz der weich arbeitenden<br />
Aufhängung « hängt » das Fahrzeug in den Kurven<br />
nicht.<br />
Die Luftdruck-Fussbremsen arbeiten<br />
nach dem System Bendix-Westinghouse. Die<br />
Bremstrommeln sind sehr gross dimensioniert,<br />
Und nach der Wageninnenseite nicht abgedeckt.<br />
Diese Lösung scheint aus Gründen der Gewichtsersparnis<br />
eingeschlagen worden zu sein.<br />
Die Handbremse wirkt auf eine beim ersten<br />
Kardangelenk sitzende Trommel und ist als Aussenhandbremse<br />
ausgebildet.<br />
Die elektrische Anlage ist insofern<br />
neuartig, als ein Wechselstromgenerator (14 V,<br />
100 A) die Akkumulatoren über einen dazwi-<br />
Das Gerippe der selbsttragenden Karosserie<br />
besteht, wie auch die Verkleidung,<br />
aus Leichtmetall. Am mittleren durchgehenden<br />
Fachwerkträger sind fünf Hauptspante befestigt.<br />
Der hydraulische, stufenlose Drehmomentwandler von Spycer<br />
nach Bauart Lysholm Smith arbeitet so lange, bis bei konstanter<br />
Motordrehzahl (bei max. Drehmoment) die dem<br />
t direkten > Gang entsprechende Geschwindigkeit, beim Luzernen<br />
Bus etwas unter 40 km/h, erreicht ist. Dann « schaltet > die<br />
Uebertragung automatisch in den sog. direkten Ganq und die<br />
Motordrehzahl wächst proportional mit der Geschwindigkeit.<br />
Der Wandler ist dann ausgeschaltet, bis die Geschwindigkeit<br />
wieder sinkt.<br />
Zwischen den beiden vordem und den beiden<br />
hintern sind die Achsen aufgehängt. In halber<br />
Kastenhöhe ist, um dessen Widerstandsfähigkeit<br />
und Steifigkeit zu erhöhen, ein Verstärkungsband<br />
herumgeführt. Auf eine stromlinienför-<br />
AUFHÄNGUNG UND LENKUNG<br />
Links oben die Vorderachse mit dem Torsilastic-Gummifederungselement von Goodrich, das eine äusserst weiche Federung<br />
bei guten Fahreigenschaften erlaubt. Rechts unten die Lenkung mit den vier Kardangelenken, dank der eine aussergewöhnlich<br />
gute Sicht in den sonst toten Raum vor dem Wagen ermög.icht wird.<br />
schengeschalteten Trockengleichrichter speist.<br />
Die auf diese Art erreichte Gewichtsersparnis<br />
gegenüber einem Gleichstromdynamo ist beträchtlich<br />
und die Betriebssicherheit infolge des<br />
Wegfalls des Kollektors (dafür Schleifringe) um<br />
etliches grösser. Die Schalter sämtlicher elektrisch<br />
oder elektropneumatisch betriebener Fahrzeugeinrichtungen<br />
befinden sich auf der linken<br />
Seite des Führersitzes Die Innenbeleuchtung der<br />
Karosserie wird durch 20 Lampen erreicht.'<br />
mige Ausbildung verzichtete man bewusst zugunsten<br />
der Verkehrssicherheit des Fahrzeuges.<br />
Auf die Schaffung guter Sichtverhältnisse wurde<br />
besonders geachtet. Die vorn neben dem Führersitz<br />
liegende Tür ist in ihrem untern Teil verglast,<br />
um dem Fahrer einen guten Ausblick auf<br />
Strassen- und Trottoirrand zu erlauben. Die Türen<br />
sind zweiteilig und öffnen sich derart, dass<br />
sie sich um ihre mittlere Vertikalachse drehen<br />
und gleichzeitig verschieben. Bei geöffneter Tür<br />
ist deren Innenseite gegen den Einstieg gedreht.<br />
Die Passagiere werden durch die sich derart öffnenden<br />
Türflügel nicht behindert oder beschmutzt.<br />
Die Einrichtung des Passagierraumes<br />
ist sehr komfortabel. Beide Türen und die Scheibenwischer<br />
werden pneumatisch betätigt. Die<br />
Wagen sind serienmässig mit Warmluftenteisern<br />
für die Windschutzscheiben ausgerüstet. Die Seitenfenster<br />
können in jeder beliebigen Lage fixiert<br />
werden. Die Frischluftzufuhr in den Passagierraum<br />
geschieht durch eine Menge kleiner<br />
Oeffnungen im Wagendach, denen sie durch zwei<br />
Ventilatoren zugeführt wird. Eine weitere Zufuhr<br />
ist beim Führersitz durch Roste möglich.<br />
Die Heizung erfolgt im Winter durch zwei mit<br />
Kühlwasser betriebene Radiatoren. Die in Form<br />
von Blinklichtern eingebauten Richtungsanzeiger<br />
sind sehr auffällig. Das Fassungsvermögen der<br />
Serienkarosserie ist auf 44 Sitzplätze angesetzt.<br />
Im vorliegenden Fall wurde die Zahl der Sitzplätze<br />
auf 37 reduziert, wodurch das Gesamtfassungsvermögen<br />
auf 100 Sitz- und Stehplätze<br />
anwächst. - gkr -
AUlOiviOüiJL<br />
MITTWOCH, 10. NOVEMBER 19*8 - Nr. 4»<br />
TCS<br />
ST. GALLEN-APPENZELL. Unsere Sektion,<br />
die gegenwärtig einen Bestand von über 5200<br />
Mitgliedern aufweist, hielt kürzlich im grossen<br />
« Schützengarten »-Saal St. Gallen ihren sehr gut<br />
besuchten Familienabend ab. Sektionspräsident<br />
Otto Fierz (St. Gallen) konnte dabei eine stattliche<br />
Zahl Abordnungen der Behörden, Polizeiofgane<br />
und befreundeter Verbände sowie Zentraldirektor<br />
Dr. Britschgi vom TCS und einen<br />
ansehnlichen Teil der Mitgliedschaft willkommen<br />
heissen; ein weiterer Teil fand sich letzten<br />
Samstag zur Wiederholung des Abends in den<br />
gleichen Räumen ein. Dem geselligen Charakter<br />
des Anlasses entsprechend verzichtete der Redner<br />
auf eine Erörterung der Standes» und verkehrspolitischen<br />
Postulate des TCS und gab den<br />
Start zum Non-Stop-Programm des Abends frei,<br />
das die Teilnehmer vom ersten Augenblick an<br />
in seinen Bann zog.<br />
Zwei Ansager von Format teilten sich in die<br />
Conference, worauf erstklassige artistische und<br />
humoristische Darbietungen in einem eigentlichen<br />
Großstadtprogramm in Szene gingen.<br />
Vom St. Galler Stadttheater waren bekannte<br />
Kräfte erschienen, die mit Gesangseinlagen,<br />
Tänzen und einem Sketch die Zuhörer erfreuten.<br />
Andere kabarettistische Darbietungen folgten<br />
am laufenden Band, wartete das bunte "Varieteprogramm<br />
doch mit nicht weniger als 20<br />
Nummern auf.<br />
Drei Orchester sorgten für die Tanzlustigen,<br />
so dass sich ein ebenso fröhlicher und beschwingter<br />
wie dauerhafter Betrieb entwickelte,<br />
der die Tradition der wohlgelungenen TCS-<br />
Jahresfeste würdig fortsetzte.<br />
Auch der Wiederholung am letzten Samstag<br />
in den gleichen Räumen des « Schützengarten »<br />
war ein sehr guter Besuch beschieden. Abermals<br />
erwartete ein beinahe zwei Dutzend Attraktionen<br />
aufweisendes Non-Stop-Programm die Teilnehmer.<br />
Gegenüber der «Premiere» vor acht<br />
Tagen waren einige Wechsel in den Darstellern<br />
und Progr»mmnummern unumgänglich geworden;<br />
aber man hätte wirklich Mühe, zu entscheiden,<br />
welches der beiden Abendprogramme "den<br />
Vorzug verdiente. Besonders gefielen auch die<br />
Produktionen von Mitgliedern 'des St. Galler<br />
Stadttheaters und Balletts wie Lukas Ammann<br />
als Conferencier. **<br />
AUS DEN VERBÄNDEN<br />
GESELLSCHAFT<br />
DER MILITÄRMOTORFAHRER<br />
VON TIVTERWA¥,nKV<br />
Kaum ist der Mötorenlärm unserer<br />
I. Militär - Motorfahrer - Konkurrenz<br />
vom 17. Oktober in Samen<br />
verstummt, und schon rühren sich<br />
die Militär-Motorfahrer von Unterwaiden<br />
(GMMU) wieder. Am kommenden Sonntag, den<br />
14. November <strong>1948</strong>, kommt auf dem Kleinkaliber-Schiessplatz<br />
in Stans für die Mitglieder unserer<br />
Gesellschaft das alljährliche Kleinkaliber-<br />
Schiessen zur Durchführung. Heiss wird der<br />
Kampf um das schöne Kränzabzeichen werden;<br />
um so besser mundet dann das in einem weiteren<br />
Stiche zu gewinnende Zabig.<br />
Wir erwarten einen Masserlaufmarsch von<br />
Seiten unserer Motorwägeier. Pflegen wir aufrichtige<br />
Kameradschaft, die Liebe zu unserer<br />
Waffe und die Treue zu unserer Armee. W. I.<br />
FAV<br />
Freier Automobilverband der Schweiz.<br />
Neu eintretende Mitglieder erhalten ab 1. Dezember<br />
bis Ende des Jahres die «AR» gratis.<br />
Ebenso wird für den Dezember kein Eintritt<br />
mehr verlangt Der Jahresbeitrag beträgt für alle<br />
Sektionen Fr. 15.— plus Verbandsabzeichen Fr.<br />
3.—. Im Jahresbeitrag ist die « AR » inbegriffen.<br />
Anmeldungen nimmt entgegen und Auskünfte<br />
erteilt das Zentralsekretariat in Ölten.<br />
BIEL. Chauffeure. Die bevorstehende Revision<br />
des von der technischen Entwicklung in verschiedenen<br />
Punkten überholten MFG gab Anlass<br />
zu einer überaus interessanten Versammlung unserer<br />
im Transportgewerbe beschäftigten Bieler<br />
Kollegen. Die leider nicht sehr zahlreichen Anwesenden<br />
konnten aus dem sehr lehrreichen<br />
Referat des Kollegen Brunner, Zentralsekretär<br />
VHTL, zahlreiche Anregungen schöpfen, die es<br />
ihnen ermöglichen werden, konkrete Vorschläge<br />
auszuarbeiten. Ausführlich schilderte der Referent<br />
die im Laufe der letzten 16 Jahre gemachten<br />
Erfahrungen mit dem Vollzug des MFG,<br />
bei dessen Revision einander derart mannigfaltige<br />
Interessen gegenüberstehen, dass es einige<br />
Anstrengungen kosten wird, diese auf einen<br />
Nenner zu bringen.<br />
Wenn es auch in unseren Kreisen als selbstverständlich<br />
gilt, die technische Entwicklung<br />
nicht durch allzu starre Gesetzesbestimmungen<br />
zu hemmen, so darf doch nicht vergessen werden,<br />
dass gerade diese Entwicklung dem Berufschauffeur<br />
eine immer grössere Verantwortung<br />
aufbürdet, die zu tragen er nur bereit sein wird,<br />
wenn ihm das gleiche Gesetz eine entsprechenden<br />
Schutz gewährt. Das neue MFG soll nicht<br />
nur in technischer, sondern auch in sozialer Hinsicht<br />
so verbessert werden, dass der Berufschauffeur<br />
mit Vertrauen in die Zukunft blicken<br />
kann.<br />
ho.<br />
LUZERN. Chauffeure. Trotz des strahlenden<br />
Herbstwetters war der Besuch unserer Versammlung<br />
vom Sonntag, dem 24. Oktober, recht<br />
stattlich. Daran vermochte auch der Umstand<br />
nichts zu ändern, dass es zu der sehr weitschichtigen<br />
Revision des MFG und der Vollziehungsverordnung<br />
Stellung zu beziehen galt, also für<br />
uns Chauffeure eine wohl wichtige, aber nicht<br />
besonders unterhaltsame Diskussion bevorstand.<br />
Kollege Zentralsekretär W. Brunner machte<br />
die Versammlung mit den bereits vorliegenden<br />
Revisionsvorschlägen vertraut und legte die Art<br />
und Weise dar, wie die Landeskommission mutmasslich<br />
dazu Stellung nehmen wird. Die Aufmerksamkeit,<br />
womit die Zuhörerschaft seinen<br />
gut anderthalbstündigen Ausführungen folgte,<br />
insbesondere aber auch die rege Diskussion, die<br />
sich diesen anschloss, bewies, dass die Luzerner<br />
Chauffeure die Bedeutung der im Gange befindlichen<br />
Revisionsarbeiten erfasst haben. Dem<br />
technischen Fortschritt soll im neuen Gesetz<br />
Rechnung getragen werden; das muss aber in<br />
einer mit den heutigen Strassen- und Verkehrsverhältnissen<br />
zu vereinbarenden Weise geschehen,<br />
wobei vermehrte Anforderungen an die<br />
Motorfahrzeugführer durch eine Reduktion der<br />
Arbeitszeit, bzw. vermehrte Ruhezeit auszugleichen<br />
sind. Dass im übrigen das Problem der<br />
Doppelbesetzung im schweren Ueberlandverkehr,<br />
die Bussenpraxis u. a.m. zum Gegenstand<br />
von Revisionspostulaten gemacht werden, versteht<br />
sich von selbst ' HS<br />
LETZTE NACHRICHTEN<br />
10 % völlig ungenügende Bremsen<br />
Der erste Teil der durch die Sektion beider<br />
Basel des Touring-Clubs der Schweiz in Verbindung<br />
mit der Verkehrsabteilung Mes Polizeidepartements<br />
Baselstadt durchgeführten Bremskontrolle<br />
für Automobilisten von Grossbasel und<br />
Baselland) deren Durchführung wir in Nr. 46<br />
ankündigten) ist beendet. Er hat gezeigt, wie<br />
notwendig eine obligatorische Kontrolle wäre,<br />
denn von den über 500 kontrollierten Autos wiesen<br />
10 % völlig ungenügende Bremsen auf. Der<br />
zweite Teil der Kontrolle wird diese Woche<br />
durchgeführt.<br />
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