E_1948_Zeitung_Nr.047
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AUTOMOBIL REVUE<br />
MimrocH, s. NOVEMBF.R ms - Nr. 47<br />
Villores» (Maserati) in Barcelona siegreich<br />
Das 70-Runden-Rennen um den neunten<br />
Grossen Preis von Pefia Rhin auf der Pedralbes-Rundstrecke<br />
in Barcelona nahm einen recht<br />
spannenden Verlauf, wenn auch die zahlreich<br />
erschienenen Zuschauer infolge des vorzeitigen<br />
Ausscheidens zweier Favoriten um den mit<br />
Spannung erwarteten Schlusskampf kamen. Vom<br />
Start weg wohnte man einem dramatischen<br />
Duell um die Führung zwischen Villoresi (Maserati-4-CTL)<br />
und Farina auf dem Anderthalbliter-Kompressor-Ferrari<br />
bei, die im Training<br />
auf dem 4,464 km langen Rundkurs mit 1' 46" die<br />
schnellste Runde notiert hatten. Zwar gelang es<br />
Villoresi, die Spitze an sich zu reissen, doch bedrängte<br />
ihn Farina unentwegt, und nur wenig zurück<br />
lauerte Prinz Bira, ebenfalls auf Ferrari, auf<br />
die Gelegenheit zu einem Vorstoss. über die ganze<br />
erste Hälfte des Rennens lag dieses Trio dicht<br />
beisammen und nahm den übrigen Konkurrenten<br />
verschiedene Runden ab. Nach 40 Runden<br />
lag Villoresi mit einem Mittel von 145,614 km/h<br />
immer noch in Front, allerdings mit nur vier<br />
Sekunden Abstand gefolgt von Farina, dieweil<br />
Bira einen Rückstand von einer halben Minute<br />
aufwies. In der 58. Runde traf Farina das<br />
Schicksal in Gestalt eines Motordefekts, der ihn<br />
zur Aufgabe zwang. Als dann sechs Runden später<br />
auch Bira von der Bühne abtrat, da eilte<br />
Villoresi unangefochten dem Sieg entgegen. Eine<br />
starke Herabsetzung des Tempos erlaubte dem<br />
Engländer Parnell, der ebenfalls einen 4-CTL-<br />
Maserati steuerte, in die gleiche Runde des Siegers<br />
zu kommen und das Zielband nur 30 Sekunden<br />
hinter diesem zu queren. De Graffenried<br />
schied eines Defektes wegen schon früh aus<br />
dem Rennen, wogegen Bernheim von der Ecurie<br />
Auto-Sport als letzter einkam.<br />
RESULTATE<br />
(70 Runden = 312,5 k m )<br />
1. Villoresi, Italien<br />
Maserati 1500 2:10:12<br />
= U4,016~Vm/h<br />
2. Parnell, England<br />
Maserati 1500 2:10:40<br />
3. Chiron, Frankreich<br />
Talbot 4500 68 Runden<br />
4. Rosier Frankreich<br />
Talbot 4500 67 Runden<br />
5. Harrison, England<br />
ERA-C 1500 63 Runden<br />
6. Ashmore, England<br />
Maserati 1500 59 Runden<br />
7 Apezfeg'jia, Spanien<br />
Tal bot<br />
59 Runden<br />
8. Giraud-Cobantous, Frankreich Talbot 4500 59 Runden<br />
9 Gerard, England ERA<br />
56 Runden<br />
10. ßernheim, Schweiz<br />
Maserati 1500 54 Runden<br />
Schnellste Runde: Villoresi in 1:47 = 152,207 km/h.<br />
«RIEFE »ER LESER AN DIE AR.<br />
Briefe über allgemein interessierende Fragen werden gerne<br />
zur Veröffentlichung entgegengenommen. Sie sind möglichst<br />
kurz zu fassen und an die Redaktion der «Automobil-Revue»,<br />
Breitenrainstr. 97, Bern, zu senden. Die Verwendung eines<br />
Pseudonyms ist gestattet, wenn der Redaktion Name und<br />
Adresse des Absenders bekanntgegeben werden.<br />
Plalzversehwendung beim Parkieren<br />
Angeregt durch den Artikel in Nr. 46 der<br />
« AR » über « Zürcher Parkierungsfragen»<br />
möchte ich Ihnen über einige Beobachtungen<br />
berichten, die ich sozusagen täglich beim Parkieren<br />
machen kann. Als Taxichauffeur habe ich<br />
meinen Standplatz am Hechtplatz, so dass mir<br />
Gelegenheit geboten ist, die Parkierungsmanöver<br />
bei Tag und bei Nacht zu verfolgen. Da der<br />
Hecht- und Schiffländeplatz direkt in der Nähe<br />
dreier grosser Vergnügungsstätten liegen, benützen<br />
sie deren Besucher natürlich als Abstellfläche.<br />
Meist beginnt die Platznöt erst etwa<br />
nachmittags um 4 Uhr, um gegen 10 Uhr abends<br />
den Höhepunkt zu erreichen. Wie nun aber da<br />
gewisse Automobilisten Platz vergeuden, das ist<br />
manchmal nicht zum Zusehen. Oft und oft schon<br />
habe ich mir die Mühe genommen, solche « Verschwender<br />
» auf ihr nicht gerade verständnisvolles<br />
Verhalten aufmerksam zu machen. Aber<br />
etliche Male geriet ich damit an den « Lätzen ».<br />
Die Ausdrücke, die man da zu hören bekommt,<br />
zeugen oft von einer merkwürdigen Kinderstube.<br />
Froh darüber, einen Platz gefunden zu haben,<br />
denken solche Automobilisten anscheinend nicht,<br />
dass sie durch ihr unsachgemässes Parkieren<br />
einem andern den Platz versperren.<br />
Ein anderes Kapitel sind jene, die hinter den<br />
zwei parkierten Wagenreihen (vgl. Ihr Bild vom<br />
Münsterhof) ihre Fahrzeuge, zwei Kolonnen<br />
nebeneinander, im rechten Winkel zu den ersten<br />
aufstellen, trotzdem weithin sichtbar eine Parkverbottafel<br />
auf dem freien Platz hinter der<br />
Parkfläche prangt. Ungezählt sind die Episoden<br />
dieser Art, die sich Tag für Tag dort abspielen.<br />
Mag es sich vielleicht auch nur um lässliche<br />
Sünden auf kleinem- Raum handeln — auf die<br />
beschränkte Parkfläche der City verteilt, wirken<br />
sie sich eben doch aus. Mehr Rücksicht und<br />
mehr Takt gegenüber andern würde manches<br />
verbessern.<br />
F. S., Taxi-Chauffeur.<br />
Ausländer auf unseren Paßsirassen<br />
Als eifriger Leser Ihrer <strong>Zeitung</strong> möchte ich<br />
2um Artikel «Ausländer auf Paßstrassen » in<br />
Nr. 46 der « AR » noch folgendes beifügen:<br />
Wie B-i. ganz richtig bemerkt, sollte in dieser<br />
Angelegenheit unbedingt etwas geschehen,<br />
wenn man für die nächste Saison den unhaltbaren<br />
Zuständen ein Ende bereiten will. Tatsächlich<br />
ist es auch mir diesen Sommer wieder<br />
mehr als einmal passiert, dass plötzlich in unübersichtlicher<br />
Kurve, ganz auf meiner Strassenseite<br />
(besonders wenn es die bergseitige<br />
war), ein Wagen direkt vor dem Kühler auftauchte<br />
und ein Zusammenstoss nur durch geistesgegenwärtige<br />
Reaktion zu vermeiden war.<br />
Vorsichtige Automobilisten haben sich dann offenbar<br />
angewöhnt, vor jeder Kurve kurz zu<br />
hupen. Auch ich habe das gelegentlich praktiziert,<br />
doch beschlich mich dabei stets das Gefühl<br />
einer Rücksichtslosigkeit gegenüber allen Menschen,<br />
die per Rad oder zu Fuss in unseren Bergen<br />
Erholung und Ruhe suchen.<br />
Ich bin der Ansicht, dass (wie das schon angeregt<br />
wurde) sämtlichen in unser Land einreisenden<br />
Automobilisten ein Merkblatt in den<br />
Hauptsprachen überreicht werden sollte. Die<br />
relativ geringen Kosten könnten sicher die grossen<br />
Automobilverbände oder die Schweiz. Zenteale<br />
für Verkehrsförderung übernehmen.<br />
W. A. B.<br />
Dankbarkeit, wo bist da?<br />
Am 18. Oktober fuhr ich mit meinem Lastwagen<br />
durch den Thurgau. In Weinfelden überholte<br />
mich ein Personenwagen mit St. Galler<br />
Nummer. Ausserhalb des Städtchens bemerkte<br />
ich, wie er plötzlich nach links abdrehte, den<br />
Zaun durchschlug und über das Bord hinaus in<br />
die Wiese sauste. Nun, ich tat, was die Kameradschaft<br />
der Strasse verlangt und bot dem<br />
Pechvogel meine und meines Mitfahrers Hilfe<br />
an. Irgend etwas habe am Wagen versagt,<br />
meinte er. Wir kontrollierten darauf die Steuerung<br />
und die Räder und entfernten die Grasbüschel<br />
am Auspuff. Unn ihm weiter zu helfen,<br />
suchten wir noch eine geeignete Ausfahrtsstelle,<br />
worauf er einstieg und mit Vollgas<br />
wortlos davonrauschte. Vielen Personenwagenfahrern<br />
habe ich schon aus der Klemme geholfen,<br />
mit kleinen Reparaturen, mit einer Kanne<br />
Benzin usw., aber solch ein Gebaren gehört,<br />
wie mich dünkt, doch etwas tiefer gehängt. H. B.<br />
(Hoffen wir, dass diese Zeilen jenem, den es<br />
angeht, zu Gesicht kommen. Und sagen wir es<br />
laut, dass ein Wort des Dankes weiter nichts als<br />
purer Anstand gewesen wäre. Mit solchem Verhalten<br />
fördert man die Hilfsbereitschaft nicht,<br />
und das bekommen dann auch jene zu spüren,<br />
denen Dankbarkeit kein leeres Wort ist. Red.)<br />
Nochmals Rossens<br />
Einführung des Einbahnverkehrs auf der Strecke Rossens—La Röche<br />
Seit der Oeffnung der Strasse, welche uoer<br />
die Krone der Staumauer von Rossens die beiden<br />
Saaneufer miteinander verbindet, ergiesst<br />
sich, namentlich an Sonntagen, ein enormer Verkehr<br />
über sie. In ununterbrochener Kolonne<br />
drängt sich namentlich auf der rechtsufrigen<br />
Strasse in beiden Richtungen Wagen an Wagen,<br />
vom mächtigen Autocar bis zum 2-PS-Wägelchen.<br />
Und dazwischen mischen sich Velos und<br />
Motorräder in rauhen Mengen, ja selbst Fussgänger<br />
wagen sich in dieses wimmelnde Getriebe,<br />
aber wohl fühlen sie sich doch nur auf<br />
der Staumauer, wo sie sich auf die beiden Trottoirs<br />
retten können. Der Stausee von Rossens<br />
entpuppt sich als mächtige touristische Attraktion<br />
Ṅatürlich ist Polizei aufgeboten, um die Wogen<br />
dieses Verkehrs in geordnete Bahnen zu leiten.<br />
Sie tut ihr möglichstes, ohne ihr Wissen<br />
unterstützt von einzelnen gutwilligen Automobilisten<br />
und Car-Chauffeuren, die helfend, beratend<br />
und beruhigend mit eingreifen. Trotzdem<br />
aber setzt es immer wieder Stockungen ab. Ein<br />
jeder hält an, einzig weil sein Vordermann<br />
stoppt. Doch da kann man lange warten, und<br />
wenn's mal wieder vorwärts geht, dann vielleicht<br />
um ein paar Meter. Andere kommen einem<br />
entgegen, raten zur Umkehr, worauf dann der<br />
eine und andere versucht, sich aus der Kolonne<br />
herauszuschlärtgeln, zumeist mit dem Erfolg,<br />
dass er den Verkehr in beiden Richtungen unterbricht.<br />
Immer liegen die Ursachen dieser<br />
NEUE FUSSGÄNGERSTREIFEN-MARKIERUNG IN PARIS. Mit dem Respekt vor den Fussgöngerstreifen ist es in Paris — wie<br />
auch bei uns — misslich bestellt. Die Behörden dar französischen Metropole versuchen es nun mit einem neuen Mittel,<br />
das bisher — bei den Neugierigen wenigstens — einen durchschlagenden Erfolg verzeichnen darf. An Stelle der Markierung<br />
mit den üblichen Nägeln werden jetzt die Fussgängerpassogen durch weisse Streifen kenntlich gemacht, die ungleich<br />
viel auffälliger wirken. Ob sie das tif. Publikum zu vermehrter Benützung, d. h. zu besserer Disziplin zu veranlassen vermögen,<br />
wird jedoch erst die Zukunft lehren.<br />
Stauungen bei den Automobilisten. Zwar ist die<br />
Strasse gut und erlaubt überall ein ziemlich<br />
glattes Kreuzen, mit Ausnahme der Strecke auf<br />
der Staumauer, wo die Cars etwelche Mühe haben,<br />
aneinander vorbeizukommen; zwar benehmen<br />
sich die Fahrer zum allergrössten Teil diszipliniert;<br />
aber ein einziges schwarzes Schaf auf<br />
100 Korrekte genügt, um einen Salat anzurichten.<br />
So zum Beispiel der Besitzer jener Freiburger<br />
Limousine schon etwas ältlicher Erscheinung,<br />
der seinen Wagen kurz und schlicht auf<br />
der Strasse parkiert und die Räder mit Steinen<br />
gesichert hat. Haben diese Herrschaften dann<br />
den See gründlich besichtigt, eine Ansichtskarte<br />
geschrieben und ihren Durst gelöscht, so kehren<br />
sie gemächlich zu ihrer Kutsche zurück. Irgendwie<br />
scheinen sie aber doch zu merken, dass<br />
sie etwas falsch gemacht haben. «Ich glaube,<br />
wir haben schlecht parkiert — aber schliesslich<br />
ist ja genug Platz. » Ja, für den Verkehr in<br />
einer Richtung, aber nicht in beiden. Und<br />
eine weitere Stockung ist die Folge dieses ungeschickten<br />
und unbedachten Abstellens.<br />
Angesichts solcher Zustände blieb (wie letztes<br />
Jahr auf dem Susten) nur noch eine Lösung:<br />
die Einführung des Einbahnverkehrs. Die Baudirektion<br />
des Kantons Freiburg hat diesen<br />
Schritt denn auch getan und verfügt, dass ab<br />
31. Oktober am Sonntag zwischen 13 und 18 Uhr<br />
die auf dem rechten Seeufer verlaufenden Gemeindestrasse<br />
Rossens—La Röche nur in dieser<br />
Richtung befahren werden darf. Jeder Verkehr<br />
Die Staumauer von Rossens an einem schönen Sonntag — vor der Einführung des Einbahnverkehrs.<br />
Ein Stück der Strosse auf dem rechten Ufer des lac de la Gruyere. Auf Hunderte von Metern dehnt sich die Verkehrsstockung<br />
aus.<br />
von La Röche nach Rossens ist während der angegebenen<br />
Zeit untersagt. Dem einen und andern<br />
mag diese Massnahme gegen den Strich<br />
gehen, allein sie drängte sich unter den gegebenen<br />
Verhältnissen als einziger Ausweg auf.<br />
Vorschusslorbeeren in der Frage<br />
des Mont-Blanc-Strassentunnels?<br />
In diesen Tagen ging eine Mailänder Meldung<br />
der Schweizerischen Depeschenagentur über den<br />
Bau des Mont-Blanc-Strassentunnels durch die<br />
Presse, die bei den Kennern der Frage einiges<br />
Erstaunen auslöste. Es wurde da unter anderem<br />
gesagt, dass von den 60 Millionen Schweizer<br />
Franken, die jener Bau erfordere, bereits 45<br />
Millionen gezeichnet worden seien; ferner, dass<br />
die französische Regierung der italienischen bereits<br />
ihre Zustimmung zu dem Projekt mitgeteilt<br />
habe und endlich dass eine solche auch von seiten<br />
der Genfer Regierung erteilt worden sei, so<br />
dass nur noch der Entscheid der italienischen<br />
Regierung ausstehe.<br />
Dazu hat die Genfer Tageszeitung «La<br />
Suisse > einen Kommentar geschrieben, in dem<br />
es unter anderem heisst: « Diese Nachricht (vom<br />
25. Oktober. Die Red.), welche die Schweizerische<br />
Depeschenagentur, da sie bereits am 23.<br />
Oktober in einer hiesigen <strong>Zeitung</strong> erschien,<br />
offenbar erst nach längerer Ueberlegung verbreitet<br />
hat, zeichnet sich mehr durch Optimismus<br />
als durch Realität aus; denn bei der jüngsten<br />
Zusammenkunft, welche die interessierten<br />
Kreise vor 14 Tagen in Genf veranstalteten, erschien<br />
die Sache keineswegs schon so weit vorgeschritten.<br />
Gewisse Bedingungen müssen noch<br />
präzisiert werden, bevor die ersten Schritte zu<br />
einer faktischen Finanzierung unternommen<br />
werden können. Anderseits aber ist es richtig,<br />
dass die Angelegenheit erfreuliche Fortschritte<br />
macht. »<br />
Dieser Kommentar gibt im wesentlichen die<br />
Auffassung wieder, die in den unterrichteten<br />
Kreisen Genfs herrscht. Wie man weiss, besteht<br />
dort schon seit der Vorkriegszeit ein Komitee<br />
der «Route Blanche >, das heisst der<br />
Strassenverbindung Paris — Rom durch den<br />
Mont-Blanc, das mit den entsprechenden Gruppen<br />
der gleichen Bewegung in Italien und namentlich<br />
in Frankreich (DiJon) in dauernder<br />
Fühlung steht. Seine Meinung wird auch bestätigt<br />
durch das in Genf erscheinende « Journal<br />
Francais«, das seinerseits enge Beziehungen<br />
mit den massgebenden Kreisen in Paris unterhält.<br />
Dort scheint man ebenfalls zu bezweifeln,<br />
dass heute schon 45 Millionen Schweizer<br />
Franken faktisch von der italienischen Gruppe<br />
des Grafen Lora Totino aufgebracht seien. Vor<br />
allem aber bemerkt das Blatt, dass, wenn auch<br />
die französische Regierung für den Plan des<br />
Mont-Blanc-Durchstichs gewonnen worden sei,<br />
sie doch anderseits nicht ihre Zustimmung zu<br />
dem italienischen Projekt erteilt habe. Vielmehr<br />
gewinnt man nach den Ausführungen des<br />
«Journal Francais» und nach anderen Informationen<br />
aus Frankreich den Eindruck, dass<br />
dort eine endgültige Wahl zwischen dem französischen<br />
und dem italienischen Projekt noch<br />
nicht getroffen worden sei, ebenso wenig wie<br />
eine Einigung über eine Verbindung der beiden.<br />
Was endlich die « Zustimmung • der Genfer<br />
Regierung betrifft, so braucht nicht unterstrichen<br />
zu werden, dass diese eine solche für<br />
einen Bau, der einzig die zwei Staaten Frankreich<br />
und Italien betrifft, überhaupt nicht zu<br />
geben hat. Wenn die Sache die Schweiz anginge,<br />
so wäre es ohnedies nicht eine Kantonsregierung,<br />
sondern der Bundesrat, der eine Zustimmung<br />
zu erteilen hätte. Anderseits aber ist bekannt,<br />
dass sich die Regierung von Genf, das<br />
auf die grosse Durchzugsroute Paris—Rom zu<br />
liegen käme, lebhaft für das Projekt des Mont-<br />
Blanc-Strassentunnels interessiert und daher<br />
auch beschlossen hat, es ihrerseits zu fördern,<br />
soweit das in ihrer Möglichkeit Hegt. Es ist daher<br />
auch kein Zufall, wenn sich kürzlich je ein Mitglied<br />
der Kantonsregierung und des engeren<br />
Stadtrates 'von Genf zu persönlicher Fühlungnahme<br />
nach Rom begeben haben. Aber es wäre<br />
gerade nach Auffassung der Befürworter des<br />
Projektes wünschenswert, wenn man die Frage,<br />
die auf guten Wegen zu sein scheint, ruhig reifen<br />
lassen würde, statt diese Entwicklung durch<br />
Ankündigungen zu beeinträchtigen, die zum<br />
mindesten den Tatsachen vorauseilen und daher<br />
in der Oeffentlichkeit nur Verwirrung stiften<br />
können. H. B.