E_1948_Zeitung_Nr.052
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AUTOMOBIL REVUE<br />
Nr. 52 II. BLATT<br />
BERN, 8. Dezember <strong>1948</strong><br />
VERSCHALTE VORDERRADER. Als erster Serienwagen hat der Nash 1949 verschalle Vorderräder. Dies wurde durch geringe<br />
Verkleinerung der Spurweite ermöglicht. Das Bild zeigt den viertürigen Sedän .<br />
NEUE AMERIKANER MODELLE<br />
Niedrigere und breitere Karosserien — Ambassador selbsttragend<br />
Viele Einzelverbesserungen<br />
Während die amerikanische Marke Nash bisher<br />
die Umstellung auf die neue Karosseriemode<br />
nur in sehr geringem Masse mitgemacht hat,<br />
stellt sie sich durch ihre Modelle 1949, von denen<br />
soeben die ersten Exemplare in der Schweiz eingetroffen<br />
sind, in die vordere Linie der Avantgardisten.<br />
Wie die Bilder zu dieser Beschreibung<br />
zeigen, präsentieren sich die neuesten Typen<br />
in stark veränderter, ausgesprochen modern<br />
anmutender Ausführung. « Niedriger, breiter<br />
und länger », das sind die Ziele, die sich die<br />
amerikanischen Autobauer dauernd stellen und<br />
im Fall der neuen Nash-Typen auch erreicht<br />
haben, denn die Modelle 1949 sind etwa 15 cm<br />
niedriger, 6 cm breiter und einige Zentimeter<br />
länger als ihre Vorgänger. Die äusseren Merkmale<br />
sollen zuerst behandelt werden, da sie besonders<br />
augenfällig, sind. Da seien einmal die<br />
wie die, Hinterräder gänzlich eingeschalteten<br />
Vorderräder erwähnt, die den Fahrzeugen durch<br />
die glatte Seitengestaltung ihren eigenen Charakter<br />
vermitteln. Verdeckte Vorderräder hat<br />
man seit Kriegsende wiederholt an einzelnen<br />
Spezialkarosserien besonders anlässlich der<br />
Autosalons gesehen, doch blieb es Nash vorbehalten,<br />
dieses Merkmal in brauchbarer Ausführung<br />
serienmässig zu verwenden. Damit der<br />
Wendekreis bei nicht übertriebener Gesamtbreite<br />
doch noch innerhalb vernünftiger Grenzen<br />
bleibe und das Wechseln der Vorderräder<br />
auch ohne Demontage komplizierter Verscha-<br />
EIN NEUES GESICHT Kündet die Verschalung des neuen Nash<br />
die Rückkehr der USA zu etwas bescheideneren Formen an ?<br />
Das abgerundete Rechteck mit den gekreuzten Stäben wirkt<br />
nicht mehr so blechern wie die eine Zeitlang modischen<br />
Chromattrappen.<br />
Nash Airflyte 1949<br />
lungsbleche möglich sei, wurde die Vorderspur<br />
beim « 600 » um 5, beim Ambassador um 7 cm<br />
reduziert, was die Fahreigenschaften angesichts<br />
des bei den neuen Modellen tiefergelegten<br />
Schwerpunktes kaum wesentlich berühren dürfte.<br />
Völlig geändert wurde auch die Frontgestaltung,<br />
die nunmehr als Merkmal ein liegendes,<br />
abgerundetes Rechteck mit breitem Chromrahmen<br />
und gekreuzten Stäben als Lufteintrittsöffnung<br />
zeigt Die seitliche Formgebung folgt<br />
der neuen « Pontoon »-Mode, wie sie die Amerikaner<br />
nennen; die geringere Gesamthöhe und<br />
die gestreckte Silhouette geben dem neuen Nash<br />
ein stark verändertes, geschmeidigeres und eleganteres<br />
Aussehen.<br />
Nach wie vor werden zwei Grundmodelle hergestellt,<br />
die sich heute jedoch mit Ausnahme der<br />
Motoren, der Gesamtabmessungen sowie der<br />
Uebersetzungsverhältnisse kaum mehr unterscheiden.<br />
Der kleinere Typ « 600 » behält seinen<br />
seitengesteuerten Sechszylindermotor mit<br />
14-Steuer-PS bei, der ihn zu einem der kleinsten<br />
und sparsamsten amerikanischen Maschinen<br />
stempelt; bei einer Bremsleistung von 83 PS<br />
kann man allerdings nicht von einem « kleinen »<br />
Wagen nach unseren Begriffen sprechen. Auch<br />
die grössere Kraftquelle, der obengesteuerte<br />
Sechszylindermotor mit 20 Steuer-PS des Modells<br />
Ambassador, ist in den wesentlichen<br />
Grundzügen beibehalten worden. Dieses Modell<br />
wurde allerdings einigen grundsätzlichen Aenderungen<br />
unterworfen. Wie der kleinere « 600 », so<br />
besitzt nunmehr auch der Ambassador eine<br />
selbsttragende Karosserie in Form eines elektrisch<br />
geschweissten Fachwerkgerippes, das<br />
gleichzeitig Rahmen und Karosserieträger darstellt.<br />
Früher hat der Ambassador wohl die Ka ! >-<br />
rosserie des Typs « 600 • benützt, doch verbarg<br />
sich unter ihr ein richtiges Normalchassis. Durch<br />
die neue Lösung wurde nunmehr auch beim<br />
Ambassador die gleiche Hinterachsaufhängung<br />
wie beim Typ « 600» angewendet; die starre<br />
Hinterachse wird in der Länge durch zwei<br />
Schrägstreben, seitlich durch einen -Stabilisierstab<br />
(Panhard-Stab) geführt, während nunmehr<br />
Schraubenfedern an Stelle der Halbelliptikfedern<br />
treten. Die Reaktion auf das Motordrehmoment<br />
wird nicht mehr durch die Federn, sondern<br />
durch ein Schubrohf rund um die Kardanwelle<br />
auf den Wagen übertragen. Diese Gestaltung der<br />
Hinterradaufhängung ist seit einiger Zeit besonders<br />
für selbsttragende Karosseriegerippe<br />
recht populär geworden und hat gute Resultate<br />
ergeben.<br />
Diese beiden Grundtypen «600 » und Ambassador<br />
werden in drei verschiedenen, wenn<br />
auch ähnlichen Karosseriemodellen ausgeführt,<br />
nämlich je einem zwei- und einem viertürigen<br />
Sedan sowie einem später lieferbaren zweitürigen<br />
Brougham, bei dem die hinteren Sitze als<br />
bequeme Einzelfauteuils in einem leichten Winkel<br />
zueinander gestellt und durch eine sehr<br />
breite Armlehne getrennt sind. Vergleicht man<br />
die neuen Typen mit den Modellen des laufenden<br />
Jahres, so stellt man beim « 600 » eine Gewichtszunahme<br />
von rund 70 kg vor allen Dingen<br />
wegen der wesentlich geräumigeren Karosserie<br />
fest, während der Ambassador trotz der schwereren<br />
Aufbauten infolge des Uebergangs zur<br />
selbsttragenden Bauweise auf dem gleichen Gewicht<br />
gehalten wird. Ausstattungsmässig sowie<br />
mit Bezug auf die Ausrüstung, mit Zubehör werden<br />
innerhalb dieser beiden Modelle noch<br />
einige Untertypen voneinander unterschieden.<br />
Trotz der stark reduzierten Höhe, die die<br />
heuen Nash-Modelle unter die niedrigsten amerikanischen<br />
Fahrzeuge einreihen lässt, konnte<br />
die reichliche Bodenfreiheit beibehalten werden,<br />
und auch die lichte Innenhöhe der Karosserien<br />
hat sich nur um wenige Zentimeter reduziert.<br />
Dabei hat allerdings die nutzbare Breite so stark<br />
gewonnen, dass der Nash nunmehr in der Breite<br />
zu den geräumigsten amerikanischen Personenwagen<br />
gehört.<br />
Eine nicht umwälzende, aber sehr 1 praktische<br />
Neuerung betrifft die Anordnung der Instrumente,<br />
die bei Nash schon bei den Modellen <strong>1948</strong><br />
besonders befriedigte. Bei vielen Wagen hat man<br />
etwas Mühe, die weit vom Auge des Fahrers entfernten<br />
und in einer zur Blickachse nicht senkrechten<br />
Ebene angeordneten Instrumente lesen<br />
zu können. Beim Nash sind die Zifferblätter sowie<br />
die wichtigsten kleinen Bedienungshebelchen<br />
in ein torpedoförmiges Gehäuse zusammengefasst,<br />
das an der oberen Seite der Lenksäule<br />
unmittelbar unter dem zweispeichigen Lenkrad<br />
befestigt ist. Dadurch liegen sämtliche Zifferblätter<br />
wirklich in der Augenlinie des Fahrers<br />
und lassen sich jederzeit ablesen, ohne dass die<br />
Augen stark abgelenkt werden müssen, wenn sie<br />
von der Fahrbahn wegblicken. Da nun alle<br />
ANSTATT DES ARMATURENBRETTES. Eine praktische Neuheit<br />
ist die Gruppierung der Instrumente in einen geschossförmigen,<br />
an der Lenksäule angebrachten Behälter, der nahe an den<br />
Augen Hegt. Zum Ablesen der Instrumente braucht man den<br />
Blick kaum mehr von der Fahrbahn zu nehmen.<br />
wichtigen Bedienungsorgane vom eigentlichen<br />
Instrumentenbrett weggenommen wurden, liess<br />
sich dieses stark nach vorne und aus dem Weg<br />
schieben, wodurch für die Knie der vorderen<br />
Fahrgäste mehr Baum zur Verfügung gestellt<br />
werden .konnte. Dieses an und für sich nicht so<br />
wIchtige*;Detail wurde deshalb erwähnt, weites<br />
heute bei vielen Wagen noch nicht einwandfrei<br />
gelöst ist. Auch die breiter gewordene, gekrümmte<br />
Windschutzscheibe gehört in diese<br />
Liste der Verbesserungen; wenn sie auch nicht<br />
übermässig hpch ist, so bietet sie dem Fahrer<br />
doch einen sehr freien Blick nach vorn und besonders<br />
auf die; von rechts-kommenden Fahrzeuge.<br />
Alle Türen sind an ihrer Vorderseite aufgehängt;<br />
die Türschlösser können durch einen<br />
Schlüssel von jeder Türe aus and ohne Rücksicht<br />
auf das beim Verlassen des Wagens betätigte<br />
Schloss geöffnet werden. Der Verstellbereich<br />
des vordem Sitzes wurde in horizontaler<br />
und vertikaler Richtung um je ca. 2 cm erweitert,<br />
so dass der mit Schnellgang<br />
[In Klammern: c 600 > ohne Schnellaanal<br />
I.Gang<br />
km/h<br />
10<br />
(i!|<br />
16<br />
118)<br />
38<br />
(42)<br />
2. Gang<br />
km/h<br />
16<br />
(181<br />
26<br />
128)<br />
61<br />
(671<br />
der Innenluft bei geschlossenen Fenstern innerhalb<br />
2 bis 3 Minuten) und weitgehender Filtrierung,<br />
regulierbarer Temperatur der Frischluft<br />
und wahlweises Ableiten in die Defrosterdüsen<br />
erlaubt. In den neuen Modellen hat sie ebenfalls<br />
verschiedene Detailverbesserungen erfahren.<br />
Die Nash-Werke haben stets eine gute Qualität<br />
für zusätzliche Ausrüstungsgegenstände angestrebt,<br />
was sich .auch beim Radioempfänger<br />
zeigt, der für tiefe Töne einen zweiten Lautsprecher<br />
im Heck besitzt, der die Vorderwand des<br />
735<br />
THEORET SCHE GESCHW ND GKEIT5-DREHZAHL.<br />
3. Gang 2.Schnellg. 3.Schnellg<br />
km/h<br />
25,8 23 40<br />
(28,41<br />
41 37 64<br />
(45)<br />
98' 87- 136«<br />
1108)<br />
Ambassador<br />
12 19 29 4 25 42<br />
b: 1600 19<br />
31 48 40<br />
67<br />
c: 3400 40 70 102 85 142«<br />
•. Angaben für c entsprechen nicht unbedingt den tatsächlich<br />
erreichbaren Geschwindigkeiten,<br />
b: Drehzahl des höchsten Drehmomentes.<br />
C: Drehzahl der Höchstleistung. Kurzfristig zulässige Drehzahl<br />
in den unteren Gängen liegt höher<br />
Modelle <strong>1948</strong> und 1949 besitzen aleiche Geschwindigkeits-<br />
Drehzahlverha tnisse.<br />
PREISE<br />
< 600 » Standard (ohne Schnellgang Klimaanlage und Kad:o<br />
etc.) ca. Fr 13 500.—<br />
< 600 > Super Special (mit Klimaanlage, ohne Schnellgang<br />
und Radio) ca. fr 14 500.—<br />
Aufpreis für Schnellgang Fr 390.—, für Radio Fr. 520.—<br />
Ambassador Super (mit Schnellgang und Klimaanlage, ohne<br />
Radiol ca. Fr. 18 500.—<br />
Aufpreis für Radio Fr. 520.—<br />
Ambassador Cusrom (Sonderausführung mit Zusatzrnaterinl,<br />
Schnellgang, Klimaanlage, Radio etc.) ca. Fr. 20 000.—<br />
Zwei- und viertüriae Sedan gleiche Preise.