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© Schrott Josef & Co. KG
Ein Kirchtag wie damals
1908, im fernen Wien residierte noch der liebe Kaiser Franz-Josef, war der Kohlerer Kirchtag das
Gesellschaftsereignis des Sommers. Nach dem Krieg und dem Ende der Doppelmonarchie wurde es
still auf dem Kohlerer Berg. Doch jetzt, fast hundert Jahre später, gilt der Kohlerer Kirchtag wieder
als echter Geheimtipp.
Der erste Kohlerer Kirchtag fand am Maria Himmelfahrtstag des Jahres 1744 statt, als die gleichnamige
Kirche eingeweiht wurde. Doch obwohl der Kirchtag tief im Glauben verwurzelt ist (noch heute wird
er mit einer Feldmesse eröffnet) war er von Anfang an auch ein weltliches Fest, ein Fest der
Dorfgemeinschaft, der Geselligkeit und des Miteinanders. Damals war der Kohlerer Berg nur über
einen schmalen Steig erreichbar, der erst 1986(!) durch eine befahrbare Straße ersetzt wurde. Diese
Abgelegenheit machte die Kohlerer zu einer eingeschworenen Gemeinschaft und Fremde verirrten
sich anfangs nur selten hier hoch.
Doch Anfang des 20. Jahrhunderts erkannte der Bozner Wirt Josef Staffler das Potential des Berges als
Naherholungsgebiet. Um den Berg auch einer breiteren Öffentlichkeit zu erschließen, baute er 1908
die erste Seilschwebebergbahn der Welt. Damit waren das Dorf Kohlern und der dortige Kirchtag
endlich auch für die Damen und Herren der „besseren Gesellschaft“ bequem erreichbar. Um diese
anspruchsvolle Kundschaft angemessen bewirten zu können ließ er oben auf dem Berg ein elegantes
Hotel im Stil der Belle Époque errichten. Der Kirchtag wurde sofort zum regionalen Highlight, das
Prominente und Schaulustige von nah und fern anzog. Dies hätte der Beginn einer Erfolgsgeschichte
sein können, doch dann kamen Krieg, Teilung und Diktatur über das Land. In den 30er Jahren musste
der Gastbetrieb am Berg, auf Befehl der Faschisten sogar eingestellt werden. Und schließlich wurde in
einer schicksalsschweren Nacht des Jahres 1942 auch noch die Gondelbahn von Fliegerbomben
zerstört. Am Berg gingen die Lichter aus und es sollte viele Jahre dauern, bis das Leben auf den Berg
zurückkehrte.
Endlich, im Jahr 1966, wurde die Seilbahn wieder aufgebaut. Zur selben Zeit wurde der Gasthof Kohlern
von der bekannten Bozner Wirtsfamilie Schrott erworben. Die neuen Eigentümer ließen das Gebäude
liebevoll restaurieren und modernisieren, sodass sich heute hinter der edlen Fassade ein modernes
Wellnesshotel mit Haubenküche (Gault-Millau) verbirgt. Damit war der Weg zur Renaissance des
Kohlerer Kirchtages geebnet, der heute wie damals Gäste aus dem In- und Ausland anzieht.
Es ist der besondere Charme dieses Ortes, der den Kohlerer Kirchtag so erfrischend einzigartig macht.
Dies beginnt schon bei der Anreise, in einem Moment ist man noch im geschäftigen Bozen, schon
entschwindet man mit der Gondelbahn bergwärts. Man steigt aus und befindet sich in einer anderen
Welt. Denn gerade der jahrzehntelange Dornröschenschlaf des Kohlerer Berges führte dazu, dass der
Kirchtag viel von seiner Ursprünglichkeit bewahren konnte. Darum kommen Sie am 15. August nach
Kohlern und erleben Sie zeitgemäße Tradition und ein Stück vom alten Südtirol in neuem Glanz.