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Österreichische Post AG; PZ 18Z041372 P; Biber Verlagsgesellschaft mbH, Museumsplatz 1, E 1.4, 1070 Wien
www.dasbiber.at
DIE NEUE
BALKANROUTE
SEXUALISIERTER
MACHTMISSBRAUCH
AN GRAZER OPER
MIT SCHARF
MÄRZ
2018
MIKL-LEITNER
IN ZAHLEN
FEMALE
FORCE
UNSERE ZEIT IST DA
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Die Messe für ArbeitnehmerInnen
in Elternkarenz
5. & 6. April 2018, 9.00 – 15.00 Uhr
AK Wien Bildungszentrum
Theresianumgasse 16-18, 1040 Wien
wien.arbeiterkammer.at/berufundfamilie
3
minuten
mit
Suzana
Todić
Cover-Star auf Streife
Vor vier Jahren war sie mit ihrem
Verein Kolo EM-Siegerin, heute
trägt sie Uniform und bewacht
die österreichisch-ungarische
Grenze. Suzana Todić über
Ottakring, das Jus-Studium und
ihren Traum, Menschenhändlern
das Handwerk zu legen.
Von Amar Rajković und Christoph Liebentritt (Foto)
BIBER: Die meisten Polizisten sind noch immer
männlich. Wirst du als junge Frau ernst genommen?
SUZANA TODIĆ: Ich weiß nicht, wer dieses Märchen
erzählt, dass Polizistinnen nicht ernst genommen
werden. Das ist absoluter Blödsinn! Es gibt
sehr viele Kolleginnen, die im Dienst bessere Arbeit
als ihre männlichen Kollegen verrichten.
Wo siehst du deine Stärken?
Ich bin direkt, kommunikativ und rede laut. Meine
männlichen Kollegen schicken mich oft vor, wenn es
darum geht, Konflikte zu bereinigen. Wer schüchtern
ist, der hat in diesem Beruf nichts verloren.
Welche Rolle spielt deine Herkunft als bosnische
Serbin?
Bei meinem derzeitigen Einsatz an der Grenze überprüfen
wir oft Papiere von Migranten, die einreisen
wollen. Weil viele von ihnen davor Zeit in Serbien
verbrachten, sind viele Dokumente in Kyrillisch verfasst.
Die zu entziffern ist ein Kinderspiel für mich.
(lacht)
Möchtest du an der Grenze bleiben?
Nein, das war ein Ausnahmefall bedingt durch
die Fluchtbewegungen 2015. Zu dieser Zeit habe
ich mit meiner Ausbildung angefangen und wurde
schon nach einem halben Jahr an die Grenze
geschickt. Mein Traum ist es, in Wien zu arbeiten.
Warum Wien?
In Wien kann ich meine Muttersprache am besten
einsetzen. Im Unterschied zum Burgenland ist Wien
groß, wild, laut. Und genau das wünsche ich mir,
um möglichst viel als junge Polizistin zu lernen. In
Favoriten oder Ottakring kenne ich mich privat auch
aus, weil ich oft meine Freunde in Wien besuche
und wir manchmal auch dort weggehen. Ottakring
ist also meine Hood.
Und wo siehst du dich in 20 Jahren?
Bei der Kriminalpolizei. Und zwar in der Abteilung
für Menschenhandel, Schlepperei und Prostitution.
Name: Suzana Todić
Alter: 22
Geburtsort: Mödling, NÖ
Lieblingsserie: „CSI-Miami“
Besonderes: War als Kolo -
EM-Siegerin vor vier Jahren
am biber-Cover
P.b.b., Verlagspostamt 1070, Vetragsnummer 09Z038106 M
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MIGRANTEN
FÜR DEN
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DUDU IM
PARLAMENT
NACHTLEBEN
REEPERBAHN
mit scharf
KOLO
KULT
Magazin für
neue Österreicher
WIR SIND
EUROPA-
MEISTER
NOVEMBER
2014
kost soviel
du wi lst
/ 3 MINUTEN / 3
3 3 MINUTEN MIT
SUZANA TODIĆ
7 NEWCOMER CROWDFUNDING
Wir helfen dort, wo das System versagt: In
Schulen mit hohem Migrationsanteil. Hilf auch
du mit!
10 WAS FRAU BEWEGT
Saudi Arabiens Frauen bekommen ihren ersten
Autosalon, während Österreichs Männer
in WCs vergeblich nach Wickeltischen suchen.
14 IVANAS WELT
Eine Ode an die Balkan-Mama.
POLITIKA
18 KURZ KÜRZT
KINDERBEIHILFE
Kurz kürzt Kinderbeihilfe und der kleine Raul ist
davon betroffen. Wir haben ihn in Rumänien
besucht.
23 SCHARFE POST
Guter Journalismus, scharfe Insights aus der
Community und Insider-Infos.
24 ALLE WEGE NACH EUROPA
Syrische Flüchtlinge nutzen neue Routen, um
nach Europa zu kommen.
30 MIKL-LEITNER IN ZAHLEN
„Frau Landeshauptfrau, wie oft haben Sie sich
über Sebastian Kurz geärgert?“
32 DOJCKLASEN?
Stv. Chefredakteur Amar Rajkovic über das
Vorhaben des Bildungsministers, eigene
„Deutschklassen“ einzuführen. Gerechtigkeit
oder Segregation?
18
AKTION MINUS
50 PROZENT
Wir haben ein
Kind in Rumänien
besucht, dessen
Mutter als 24-Stunden
Pflegerin in
Österreich arbeitet
– jetzt werden
ihnen 50 % der
Familienbeihilfe
gekürzt.
IN
RAMBAZAMBA
38 I LOVE YOUR LEGS
Darstellerinnen an der Grazer Oper wurden
Opfer sexuellen Machtmissbrauchs.
44 LIEBE DICH!
Drei Frauen erzählen abseits von Instagram &
Co, wieso sie sich selbst lieben.
24
NEUE SCHLEPPERROUTEN
Seit die Balkanroute geschlossen wurde, bieten
Schlepper Flüchtlingen neue Routen, um nach
Europa zu gelangen: Die besten Schleuser-
Wege werden in Facebook-Gruppen bewertet.
KARRIERE
48 IMMER NOCH KEINEN PLAN
Andrea steckt in einer Quarterlife Crisis. Gut,
dass sie immerhin noch fünf Jahre bis zum
ersten Kind hat.
50 KARRIEREWECHSEL
Wir haben mit vier beruflichen Neustartern
geredet und dabei gelernt, auf unser
Bauchgefühl zu hören.
62
HALT MÄRZ
2018
38
SPORTY
HIJABI
Nike hat einen
Sport-Hijab
rausgebracht,
Redakteurin Mona
macht den Test.
„DAS IST AM
THEATER SO
ÜBLICH“
Ein Regisseur an der
Grazer Oper schickt
seinen Darstellerinnen
anzügliche
Nachrichten: Er
beharrt darauf, dass
der „Flirt“ zu seinem
Beruf gehöre – Eine
Expertin stuft sein
Verhalten als sexualisierten
Machtmissbrauch
ein.
Inhalt: Marko Mestrović, Mariella Lehner, Stanislav Belicka / imageBROKER / picturedesk.com; Coverfoto: Alexandra Stanić
58 SELBERMACHERIN
Ana Barros verdient Geld, in dem sie die
Online-Identität ihrer Kunden stärkt.
TECHNIK
60 TOTAL TAKEOVER
Adam warnt vor der Apokalypse der smarten
Lautsprecher.
LIFE & STYLE
62 MACH (K)EIN AUGE
Aleks freut sich, dass sie ihre Freitagabende
nicht mehr mit 2€-Drinks verbringen muss.
63 LEGALER HANF
Artur hat einen Fitness-Tipp der anderen Art:
CBD-Öl wirkt angstlösend, antiepileptisch und
entkrampfend. Und: Das Hanfprodukt ist legal.
64 HIGH PERFORMANCE
IM HIJAB
Nike hat einen Sport-Hijab herausgebracht und
wir damit gleich einmal eine Fashion-Strecke.
66 KOPFTUCHVERBOT AN
SCHULEN?
Ein Pro und Contra
KULTUR
68 KULTURNEWS
Was darf sich Kunst in Zeiten von #metoo
eigentlich noch erlauben?
62 DIE LEIDEN DES JUNGEN TODOR
Warum Todor darauf steht, von Frauen
geschlagen zu werden.
CROWD
FUNDING
WIR MACHEN DIR EIN ANGEBOT,
DAS DU NICHT ABLEHNEN KANNST!
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biber-Schulprojekt
Biber-Newcomer –
made by SchülerInnen aus
den Brennpunktschulen
Weißt du, dass es biber-RedakteurInnen gibt, die viele Wochen im Jahr mehr
Zeit in einer Brennpunktschule verbringen als in der Redaktion? Wir tun es,
weil wir nicht nur über die Welt schreiben, sondern diese auch verbessern
wollen. Wir zeigen 300 SchülerInnen in rund 50 Projekttagen pro Jahr:
Wenn wir es geschafft haben, könnt ihr das auch.
Und was hat das mit dir zu tun? Es ist ganz einfach. Wir machen dir ein Angebot,
das du nicht ablehnen kannst. Du unterstützt uns mit einem finanziellen
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Ab sofort helfen wir GEMEINSAM dort, wo das System versagt –
in Schulen mit besonders vielen Schülern aus bildungsfernen Schichten.
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IBAN: AT91 1200 0100 0172 6735
Verwendungszweck: Newcomer-Schulprojekt
Du hast Fragen?
Dann schreib uns unter grman@dasbiber.at oder ruf uns an: 01 95 77 528
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Liebe Leserinnen und Leser,
Die letzten Monate waren ein Aufschrei der Frauen. Die #MeToo-Debatte
rüttelte die Welt wach. Doch leider haben es noch immer nicht alle
ganz verstanden: Männer fragen sich, ob man nach #MeToo überhaupt
noch flirten darf. Andere glauben, dass Feminismus bedeutet, ein H&M
Shirt mit einem GRLPWR-Aufdruck zu tragen. So hieß übrigens auch
unsere letztjährige März-Ausgabe – mittlerweile gehen auch wir einen
Schritt weiter, aus Mädchen werden Frauen, aus GRLPWR wird Female
Force: Egal, wie man es nennt: Dieses Heft zeigt, wieso wir 2018 Frauen-
Empowerment brauchen:
Opern-Regisseur Philip Kochheim schrieb vier seiner Darstellerinnen
anzügliche Nachrichten, in denen er sie zu sich einlädt und ihnen
Komplimente zu ihrem Körper macht. Kochheim sieht nicht ein, was er
damit falsch gemacht haben soll. Weil „Flirt zu seinem Job gehört“, wie er
selbst sagt. Eine biber-Reportage über sexualisierten Machtmissbrauch ab
Seite 38. Übrigens: Kochheim darf seit den biber-Recherchen nicht mehr
an der Grazer Oper inszenieren.
Female Empowerment wird auch gebraucht, wenn es auf Instagram & Co
von Hashtags wie #Selflove und #BodyPositivity wimmelt – aber auch
abseits der schönen Scheinwelt von Social Media gibt es Frauen, die aus
der Reihe tanzen und sich gerade deswegen selbst lieben. Ganz viel Ich-
Liebe ab Seite 44.
Aber auch jenseits des Frauen-Fokus führt man auf der Welt Kämpfe
für Gerechtigkeit: Wir sind nach Rumänien gereist, um dort ein Kind
zu besuchen, dessen Mutter als 24-h-Pflegerin in Österreich arbeitet:
Nun wird dem kleinen Raul und seiner Mama von der österreichischen
Regierung die Familienbeihilfe halbiert. Wie sie damit umgehen, lest ihr ab
Seite 18.
Doch auch außerhalb unseres Kontinents passiert so einiges: Syrische
Flüchtlinge nutzen neue Routen, um nach Europa zu kommen. Sie
tauschen sich mit den Schleppern auf Facebook-Gruppen aus, die mehr
TripAdvisor-Seiten als Schlepper-Angeboten ähneln. Wie man sich das so
vorstellen kann, lest ihr ab Seite 24.
IMPRESSUM
MEDIENINHABER:
Biber Verlagsgesellschaft mbH, Quartier 21,
Musuemsplatz 1, E-1.4, 1070 Wien
HERAUSGEBER & CHEFREDAKTEUR:
Simon Kravagna
STV. CHEFREDAKTEUR/IN:
Amar Rajković
Delna Antia (karenziert)
CHEFIN VOM DIENST:
Melisa Erkurt
Alexandra Stanić
Jelena Pantic (karenziert)
CHEFREPORTERIN:
Melisa Erkurt
AKADEMIELEITUNG:
Alexandra Stanić
FOTOCHEF:
Marko Mestrović
KOLUMNIST/IN:
Ivana Cucujkić, Todor Ovtcharov
REDAKTION & FOTOGRAFIE:
Bilal Albeirouti, Lea Bacher, Adam
Bezeczky, Alex Dietrich, Emir
Dizdarević, Susanne Einzenberger,
Nada El-Azar, Martina Gregorova,
Andrea Grman, Mamo Issa, Nour Khelifi,
Sophie Kirchner, Nikolina Knezević,
Christoph Liebentritt, Zoe Opratko,
Julia Peternell, Adis Serifović,
Salme Taha Ali Mohamed, Aleksandra
Tulej, Artur Zolkiewicz
ART DIRECTOR: Dieter Auracher
LEKTORAT: Christina Gaal
CORPORATE SOCIAL INNOVATION:
Andrea Grman
BUSINESS DEVELOPMENT:
Andreas Wiesmüller
GESCHÄFTSFÜHRUNG:
Simon Kravagna
Wilfried Wiesinger
REDAKTIONSHUND:
Tito
KONTAKT: biber Verlagsgesellschaft mbH
Quartier 21, Museumsplatz 1,
E-1.4, 1070 Wien
Tel: +43/1/ 9577528
redaktion@dasbiber.at
marketing@dasbiber.at
abo@dasbiber.at
WEBSITE: www.dasbiber.at
Ganz schön viel Neues, was? Da geht noch mehr. Wenn ihr Bock auf guten
Journalismus, scharfe Insights aus der Community und Insider-Infos aus
der Redaktion habt, abonniert doch unsere: „scharfe Post von Biber“. Wie
das geht, erklären wir auf S. 29.
Scharfe Bussis,
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Druckauflage 85.000 Stück
verbreitete Auflage 80.601 Stück
DRUCK: Mediaprint
die Redaktion
8 / MIT SCHARF /
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Alinas Wahl:
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Wasserkraft 45,83 %
Windenergie 9,09 %
feste oder flüssige Biomasse 3,42 %
Sonnenenergie 1,03 %
Erdgas 39,62 %
sonstige Ökoenergie 1,01 %
CO2-Emissionen
131,55 g/kWh
radioaktiver Abfall
0,00000 mg/kWh
Wien Energie Vertrieb, ein Unternehmen der EnergieAllianz Austria.
Stromkennzeichnung des Lieferanten: Gemäß § 78 Abs. 1 und 2 ElWOG 2010 und
Stromkennzeichnungsverordnung hat die Wien Energie Vertrieb GmbH & Co KG
im Zeitraum 1.1.2016–31.12.2016 auf Basis der in der nebenstehenden Tabelle
angeführten Primärenergieträger Strom an Endverbraucher verkauft. Die Herkunftsnachweise
stammen aus Österreich (86,65 %) und Norwegen (13,35 %). Das
Erdgas wird mit höchster Effizienz in modernen KWK-Kraftwerken zur gleich zeitigen
Erzeugung von Strom und Fernwärme eingesetzt. Gemäß § 78 Abs. 2 ElWOG
2010 und Stromkennzeichnungsverordnung entstanden bei der Stromerzeugung
in diesem Zeitraum nebenstehende Umweltauswirkungen. Unsere Lieferungen
sind frei von Atomstrom. Bei der Erzeugung entstehen keine radioaktiven Abfälle.
AS UNS
LIEBE MÄNNER,
#YOUTOO!
Liebe
„Bravo Girl“,
Elfjährige brauchen
keine Flirttipps!
Kaum ein Thema dominierte
die Welt in den
letzten Wochen so sehr
wie die #MeToo-Debatte.
Frauen aus allen Ecken der
Erde wehren sich gegen
Sexismus, sexuelle Belästigung
und Diskriminierung.
Einige Männer (und
Frauen) reagierten empört,
fragten sich, ob Flirten
dann überhaupt noch
erlaubt sei und schoben
Panik vor dem Aussterben
der Menschheit. Damit das
nicht passiert, brauchen wir
eure Hilfe, liebe Männer:
Behandelt uns so, wie ihr
selbst behandelt werden
wollt. Lasst uns bitte selbst
entscheiden, was wir wie
empfinden – Jahrzehnte
lang haben wir uns das
von euch diktieren lassen.
Wenn „Womansplaining“ zu
einem Begriff wird, können
wir weiterreden. Liebe
Männer, es sind nicht nur
wir, sondern auch ihr, die
sich mit #MeToo auseinandersetzen
müssen. Wir
müssen es gemeinsam
schaffen, dass dieser
Hashtag überflüssig wird.
Dann stirbt die Menschheit
auch bestimmt nicht aus.
Versprochen.
„Sexy Summerbody. So wirkst du sexy auf Jungs.
Schüchtern ist sexy. Ein sexy Hüftschwung macht
es möglich.“ Das sind Flirttipps für Mädchen ab elf
Jahren aus der Teenie-Zeitschrift „Bravo Girl.“ Vorpubertäre
Mädchen bekommen hier reichlich Tipps
und Tricks, mit denen sie, wie es im Bravo-Girl-Jargon
heißt, ihren Schwarm für sich gewinnen können. Allerdings
ist hier keine Rede davon, wie sie ihr Selbstbewusstsein
stärken oder etwas erreichen können. Nein,
es wird nur vorgeschlagen, mit welchen Mitteln sie
aufreizend auf Jungs wirken. Mit elf. Es wächst gerade
eine neue Generation von Frauen heran, die freier
ist als je zuvor. Fazit: Dafür braucht es eine Revolution
in Mädchenzeitschriften – und keine Flirttipps für
Elfjährige.
pixabay, unsplash.com
10 / MIT SCHARF /
BEWEGT
Wo bleiben die
Wickeltische
am Männerklo?
5 FALSCHE
MYTHEN ÜBER
FEMINISMUS
Feministinnen sind frustrierte Männerhasserinnen
mit haarigen Achseln? Wenn das immer
noch euer Bild ist, müssen wir euch helfen.
Wir räumen für euch mit den gängigsten
Mythen rund um den Feminismus auf. Damit
sich jeder auskennt.
Feminismus = Männerhass
Blödsinn. Feminismus setzt sich für eine gerechte
Gesellschaft für alle Geschlechter ein. Da wäre es doch
nicht von Vorteil, ein Geschlecht auszugrenzen, oder?
Ist euch aufgefallen, dass neben den zwei internationalen
Klo-Zeichen, also einem Maxerl mit
Hose (Mann) und einem mit Rock (Frau) es so
gut wie immer das Maxerl mit Rock ist, das beim
Baby-Wickeln abgebildet ist? Weil der Wickeltisch
meistens am Frauen-WC steht. In New York
müssen innerhalb der nächsten sechs Monate
alle Herrentoiletten in öffentlichen Gebäuden
mit Wickeltischen ausgestattet werden. „Überraschung:
Wir schreiben das 21. Jahrhundert
– Väter wickeln heutzutage. Doch für sie ist es
nicht immer einfach, geeignete Wickeltische zu
finden“ , twitterte der New Yorker Bürgermeister
Bill de Blasio zu der Causa. Und was ist mit
Österreich? Die meisten Männerklos im Lande
haben immer noch keine Wickeltische. - Was
wird es brauchen, um ein Schild mit Maxerl mit
Hose und Wickeltisch durchzusetzen?
Wir brauchen heutzutage
Feminismus nicht mehr
Es hat Jahrhunderte gebraucht, bis Frauen in Europa
annähernd dieselben Rechte wie Männer bekommen
haben. Aber es wird noch ein langer Kampf sein, bis
man von allen Ecken der Welt dasselbe behaupten kann.
Jedes Land, jede Kultur, jeder Kontinent, jede Gesellschaft
hat ihre eigenen Herausforderungen in Sachen
Feminismus – alle davon sind wichtig.
Nur Frauen können
Feministinnen sein
Nein, Männer können genauso Feministen sein. Und
sollten sogar. Siehe Punkt eins.
Alle Feministinnen haben
dieselbe Meinung
Es gibt keine Auswahlkriterien und keinen Aufnahme-
Fragebogen, um sich als Feminist oder Feministin
zu bezeichnen – Es müssen auch nicht alle in allen
Punkten miteinander übereinstimmen, um Feministen
zu sein.
Feministinnen sind alle Lesben.
Feministinnen und Feministen sind hetero, homo, bi,
trans – So wie alle Menschen auf der Welt. Es gibt keine
sexuelle Orientierung, der alle Feministen angehören.
Wäre ja auch super fad, oder?
/ MIT SCHARF / 11
AS UNS BEWEGT
WELT
DER
ZAHLEN
Erst 2058 soll
sich laut Prognosen die
Einkommensschere in
Österreich schließen.
Jährlich werden weltweit
15.000.000
Mädchen vor ihrem 18.
Geburtstag verheiratet.
2 %
der österreichischen
Berufssoldaten sind Frauen.
Am 27. Mai findet
dieses Jahr der Österreichische
Frauenlauf statt.
In der Spezialeinheit COBRA
sind heute unter den
670 Mitgliedern auch 2
Frauen im Einsatz.
Seit 1979 gilt im Iran
Kopftuchpflicht für Frauen
„RESCUE“
Anti-Rape-App
von Frauen für
Frauen in Kairo
Die 21-jährige Unternehmerin Shadw Helal
aus Ägypten hat eine App entwickelt, die
Frauen in Kairo vor sexuellen Übergriffen
schützen soll. Die App nennt sich „Rescue.“
(Engl. „Rettung“) Das Prinzip ist sehr einfach:
Wenn eine Frau in einer bedrohlichen Situation
laut das Wort „Rescue“ sagt, wird dies von
der App erkannt, der Standort weitergeleitet
und Hilfe geholt. Die App ist für Android-
Handys bereits erhältlich, bald kann man sie
auch auf dem iPhone verwenden. „Ich will,
dass sich die Frauen in meinem Land wieder
sicher fühlen.“ – das ist das größte Ziel der
Unternehmerin.
Erster
Autosalon
für Frauen
in Saudi-
Arabien
Es ist soweit: Ab Juni 2018
dürfen Frauen in Saudi-Arabien
offiziell ans Steuer. Das erzkonservative
Königreich hat nun
als letztes Land der Welt das
Fahrverbot für Frauen aufgehoben
– unter anderem auf Initiative
der Kampagne Women2Drive.
Jetzt passt man die Bedürfnisse
an die Gesetzesänderung an:
Kürzlich hat im saudi-arabischen
Jeddah der erste Autosalon nur
für Frauen geöffnet. Ein komplett
weibliches Verkäuferteam berät
die Kundinnen, die sich hier das
passende Auto für sich aussuchen
können, bis sie im Juni
dann offiziell ans Steuer dürfen.
– Egal ob PKW, Motorrad oder
Lastwagen. Let’s roll, Ladies!
pixabay, unsplash.com, Latuff, Frauenvolksbegehren 2.0
12 / MIT SCHARF /
Formel 1 fährt ab diesem
Jahr ohne Grid Girls
Das Frauen*volksbegehren enthält Forderungen, die
das Leben von Frauen in Österreich verbessern sollen.
Dazu gehören zum Beispiel Frauenquoten von 50
Prozent, mehr Lohntransparenz und die Verkleinerung
von Einkommensunterschieden, die Einführung einer
30-Stunden-Woche zur gerechteren Aufteilung der
unbezahlten Arbeit, bessere Kinderbetreuungsangebote
und der Ausbau von Frauen- und Mädchenberatungsstellen
für Opfer von Gewalt. Bis 12. März kann man
das Frauenvolksbegehren noch unterscheiben!
Junge Frauen, die knapp
bekleidet Schilder hochhalten
und dabei nett lächeln:
Die „Grid Girls“ waren
seit Jahrzehnten vom
Motorsport nicht wegzudenken.
Doch das wird es
in Zukunft in der Formel 1
nicht mehr geben. Am 25.
März startet in Australien die Formel 1-WM erstmalig
ohne Grid Girls - „Wir finden, dass diese
Praxis irrelevant und nicht mehr zeitgerecht ist“,
so der Formel 1- Marketing Chef. Die Grid Girls
werden auch bei den anderen Motorsport-Serien
an Grand-Prix-Wochenenden nicht mehr zum
Einsatz kommen. Stattdessen werden ab jetzt
Grid Kids, also kleine Kinder, bei den Rennen die
Fahnen schwenken.
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/ MIT SCHARF / 13
In Ivanas WELT berichtet die biber-Redakteurin
Ivana Cucujkić über ihr daily life.
IVANAS WELT
DEINE MUTTA!
Sie ist der heimliche Kopf der Familie. Ihr Wort ist Gesetz. Ihre
Selbstlosigkeit und Großzügigkeit suchen ihresgleichen. Ebenso ihre
Ignoranz für die Privatsphäre ihrer Kinder. Eine Ode an die Balkan-Mutti.
„Jedna je majka“ (nur eine ist die Mutter) hört man
am Balkan oft. Also keine ist wie Mutti. Unersetzbar.
Einzigartig. Heilig. Sie haben ihr ein Denkmal gebaut.
Jemandes Mutter zu beschimpfen gleicht einer Gotteslästerung.
Gleichzeitig wird niemand anderes so
oft als Schimpfobjekt strapaziert wie sie. Oder deren
Vagina. Und nur Balkankids finden es nicht weird,
wenn die eigene Mutter ein „Picka ti materina, na sta
ti lici soba!“ (Bei der Vagina deiner Mutter, wie schaut
dein Zimmer wieder aus!) rausgrölt.
Balkanmutti würde einfach alles für dich tun. Sie ist
wie sie kocht: Von allem viel-zu-viel!
GENERELL MISSTRAUISCH: Mit einem „fort“
auf die Frage „Wohin gehst du?“ gibt sie sich nicht
zufrieden. Um ein „Schon wieder?“, „Wohin?“,
„Mit wem?“, „Wie lange?“, „Wer fährt?“, „Trinkt
er?“, „Wann kommst Du nachhause?“, „Hast Du
etwa keine Strumpfhose an? Du erkältest dir deine
Eierstöcke!!!“ kommst du nicht drum rum.
KONSTANT ÜBERGRIFFIG: Die Bitte, sich während
des Urlaubs um deine Blumen zu kümmern, ist für
sie ein Freibrief, deine komplette Inneneinrichtung
umzugestalten und die Klomuschel zu polieren.
ZU FÜRSORGLICH: Ihre größten Sorgen, ob
ihr Nachwuchs Hunger hat, warm angezogen ist
oder Drogen nimmt, lassen ihr keine Ruhe, selbst
wenn dieser längst in seinen Dreißigern ist. - Bei
männlichen Kindern potenziert sich diese Fürsorge
signifikant, was deren Entwicklung zu einem
selbstständigen Erwachsenen nur suboptimal
fördert.
ZU NEUGIERIG: „Privatsphäre willst du? Ich
geb’ Dir gleich Privatsphäre!“ Das unbemerkbare
Auskundschaften von Schubladen, Notizen und
Schultaschen ist dem Talent eines Geheimagenten
würdig.
GENERELL MISSTRAUISCH: Sie verbietet dir
grundsätzlich bei Schulfreunden zu übernachten,
weil der Vater ja höchstwahrscheinlich ein
Kinderschänder ist.
VIEL ZU GERISSEN: Sie wird zwar alles für dich
tun. Den Streit gewinnt aber sie. Ihr Repertoire an
Killerphrasen, die jede Diskussion im Keim ersticken,
ist wie ein gut sortiertes Waffenarsenal:
„Weil ich das so sage.“
„Du wirst mich erst verstehen, wenn du selbst Kinder
hast.“
„Nein und fertig.“
„Ehhh, ich in deinem Alter war schon...“
„ABER ICH BIN DEINE MUTER!“ ... sind nur einige verbale
KO-Schläge.
Das Leben mit ihr ist ein Boot Camp der Selbstbestimmung.
Niemand wird dich je so sehr zur Weißglut
bringen können wie sie. Niemand wird sich sofort in
dieselbe für dich stürzen wie sie. Denn ‚jedna je majka’.
Ich hab da ein ganz tolles Exemplar erwischt. In
diesem Sinne:
MAMA, SRECAN 8. MART!
cucujkic@dasbiber.at
14 / MIT SCHARF /
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Um auch in Zukunft für neue digitale
Anforderungen gerüstet zu sein,
wurde für die größte E-Government-
Anwendung Österreichs ein verbessertes
technisches Rahmenwerk geschaffen.
Damit verbunden erscheint
FinanzOnline in einem moderneren
Design. Um für Sie bereits vertraute
Abläufe nicht unnötig komplizierter
zu machen, wurden bewährte Funktionen
und die Logik des Systems
beibehalten.
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erleichtert werden. Das neue technische Rahmenwerk unterstützt die
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10
JAHRE WASTEWATCHER WIEN –
EIN SAUBERES ERFOLGSMODELL
Sprüche wie „Nimm ein Sackerl für mein Gackerl“
oder „Host an Tschick?“ gehören für Wienerinnen und
Wiener schon längst zum Alltag in der Stadt. Heuer
wird die Sauberkeitsoffensive „WasteWatcher“ zehn
Jahre alt – und das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Seit 2007 sind durch die
WasteWatcher-Initiative
60% weniger Kühlschränke
und über 123 Mio. weniger
Tschickstummel auf Wiens Straßen
deponiert worden. Das Top-Angebot
der MA 48 zur legalen Müllentsorgung
sorgt zudem für die 3.536 gratis
Gackerl-Sackerl-Automaten, durch die
täglich 100.000 „gefüllte“ Sackerl mit
Hundekot im Mistkübel – statt unter
der Schuhsohle – landen. Der Großteil
der Bewohnerinnen und Bewohner hält
sich an die „Spielregeln“. Doch auch
gegen Müllsünder wird vorgegangen.
Alleine im Jahr 2017 gab es 7.400
Organstrafen.
Berlin muss Wien werden
Die österreichweite Einführung von
Sanktionsmöglichkeiten durch Waste-
Watcher vor 10 Jahren war einer der
drei Grundpfeiler der Aktion „Saubere
Stadt“. Sechs Mistplätze wurden
modernisiert. Die Stadt Wien hat einen
effektiven Beitrag zur Bekämpfung
von Littering geleistet und ist eine der
saubersten der Welt geworden. Auf
nationaler Ebene wurden in anderen
Gemeinden bereits ähnliche Sauberkeitsmaßnahmen
gesetzt. Auch
international ist man von dem Waste-
Watcher-Modell überzeugt – so möchte
es auch Berlin in Kürze einführen.
DAS SIEHT
SAUBER AUS!
● 25.000 öffentliche Papierkörbe
wurden von der MA 42 und der
MA 48 in den Parks und auf den
Gehsteigen aufgestellt, davon
19.900 mit Aschenbechern.
● Zusätzlich gibt es ca. 2.100 freistehende
Aschenrohre in Parks
und bei anderen hochfrequentierten
Plätzen wie U-Bahnen
oder vor Theatern.
● 2017 führten die WasteWatcher
64.000 Amsthandlungen durch.
● Das gesamte Angebot der MA 48
ist im Onlinestadtplan der Stadt
Wien (www.wien.gv.at/stadtplan)
abrufbar.
● Mit der „Sag’s Wien“-App kann
jede Bewohnerin und jeder
Bewohner Verunreinigungen
melden.
© MA 48
POLITIKA
Sparen für den Schlepper.
Foto von Marko Mestrović
KÜRZUNG
-50%
Diesem Bub halbiert die ÖVP-FPÖ-Regierung
die Familienbeihilfe. Raul lebt in Rumänien,
seine Mama arbeitet als 24-Stunden-Pflegerin in
Österreich. biber hat die Familie daheim in in Pitesti
besucht, 110 Kilometer nördlich von Bukarest. In
Zukunft wird sich die Familie im Supermarkt um
70 Euro pro Monat weniger leisten können.
Von Simon Kravagna, Fotos: Marko Mestrović.
18 / POLITIKA /
Der elfjährige Raul mit seiner Mama:
Hier mit einem Wocheneinkauf für 70 Euro …
Am Donnerstag werden
zuerst einmal die Rechnungen
bezahlt. Cristiana
geht früh Morgens zur Bank
und begleicht die Kosten für Strom und
Gas, für die Schule von Raul sowie die
sonstigen Ausgaben, die in ihrer Abwesenheit
angefallen sind. Das Geld hat
die Rumänin bar aus Österreich mitgebracht.
Im Zugabteil. Versteckt irgendwo
in ihrem Gepäck. Bereits am Dienstag
ist die 45-Jährige am frühen Abend vom
Hauptbahnhof in Wien weggefahren.
Nach 18 Stunden war sie am Mittwoch in
Bukarest. Von dort sind es noch einmal
gut eine Stunde mit dem Bus nach
Piteşti, eine 165.000 Einwohnerstadt
rund 110 Kilometer nördlich von der
rumänischen Metropole. Viel schneller
würde es nur mit Flugzeug gehen: „Das
kann ich mir aber nicht leisten“.
HERR KARL IST
91 JAHRE ALT
Seit mehr als vier Jahren arbeitet die
Mutter zweier Kinder als 24-Stunden-
Pflegerin in Österreich. Ihr Job ist hart,
macht ihr aber Freude. Sie betreut Frau
Helene (89) und Herrn Karl (91). Das
österreichische Ehepaar aus dem 16.
Bezirk hat keine Kinder, braucht aber
24-Stunden-Pflege. Von ihrem Einkommen
zahlt die Rumänin in Österreich
Sozialversicherung. So wie rund 132.000
andere Kinder im Ausland hat daher auch
ihr Sohn Raul Anspruch auf Familienbeihilfe.
Für einen 11-Jährigen gibt es aktuell
141,50 Euro pro Monat vom Staat.
Egal ob das Kind in Österreich lebt oder
nicht. So sieht es das EU-Recht vor. Das
soll auch grundsätzlich so bleiben. Mit
einem Unterschied. Die ÖVP/FPÖ-Regierung
will ab 2019 die Höhe der Familienbeihilfe
im Ausland an das Preisniveau
vor Ort anpassen.
Anspruchsberechtigte Kinder in der
Schweiz sollen demnach um die Hälfte
Anpassung
ans
Preisniveau
mehr Geld bekommen, weil das Leben
dort laut EU-Statistik um 50 Prozent
teurer ist. Kinder in Rumänien müssen
hingegen mit einer Halbierung ihrer
Familienbeihilfe rechnen, weil dort die
Lebenshaltungskosten um 50 Prozent
günstiger als in Österreich sind. In Summe
spart sich die Regierung mit dieser
Idee rund 114 Millionen Euro pro Jahr
ein.
RHEUMA UND
KAISERSCHMARRN
Für Kanzler Sebastian Kurz ist die „Indexierung“
der Familienbeihilfe, ein „Schritt
für mehr Gerechtigkeit“. Für den ÖVP-
Chef handelt sich um eine Verzerrung
im System, wenn für Kinder in Ländern
mit deutlich niedrigeren Lebenshaltungskosten
gleich viel Familienbeihilfe
gezahlt werde wie für jene in Österreich:
„Das war mir schon immer ein Dorn im
Auge“, so Kurz gegenüber Medien. Was
für Kanzler Kurz mehr Gerechtigkeit
bringen soll, kostet die 24-Stunden-
Pflegerin Cristiana ab 2019 rund 840
Euro pro Jahr. Sie muss ab kommenden
Jahr mit 70 Euro pro Monat weniger an
Familienbeihilfe rechnen: „Das ist für uns
schlimm“. Sie würde doch alles geben in
ihrem Job in Österreich.
Tatsächlich macht Cristiana alles für
Helene und Karl: Vom Waschen und Pflegen
bis hin zum Einkaufen und Kochen.
Frau Helene hat starkes Rheuma. „In der
Früh massiere ich ihr zuerst einmal die
Hände, weil sie Schmerzen hat“, erzählt
Cristiana. Und dann wird gekocht. Alles
was das rot-weiß-rote Herz begehrt:
Kohlsuppe oder Faschierte Laibchen
mit Kartoffelsalat. Danach gibt es oft
Kaiserschmarrn oder Apfelstrudel. Kein
Wunder, dass Helene und Karl ihre rumänische
Pflegekraft sehr schätzen.
SECHS MONATE
NICHT ZU HAUSE
Aber auch Cristiana mag das Austro-
Pärchen: „Sie sind so süß“. Cristiana teilt
sich ihre „zweite Familie“, wie sie das
alte Wiener Ehepaar liebevoll nennt, mit
einer slowakischen Pflegekraft. 14 Tage
schupft die Rumänin den Laden, dann
übernimmt die Slowakin. Dann ist wieder
die Rumänin an der Reihe. Weil Cristiana
114 Millionen
Euro
Ersparnis
mehr als 18 Stunden für die rund 950
Kilometer nach Piteşti braucht, bleiben
für ihre eigene Familie nicht einmal
mehr zwei Wochen zu Hause. Mehr als
sechs Monate im Jahr ist Cristiana damit
fern ihrer Kinder. Ihre Tochter hat damit
kein Problem. Sie ist 24 Jahre alt und
studiert in Bukarest Chemie. Doch Raul
leidet darunter, ihr 11-jähriger Sohn.
Bereits Tage vor der nächsten Abreise
herzt er seine Mama immer wieder und
fragt: „Warum musst du so bald wieder
fahren?“.
Zwar kümmert sich Vater Viorel, der
seit einem Unfall Invalide ist, gut um
Raul und den Haushalt, erzählt Cristiana,
aber wenn sie sechs Monate im Jahr
nicht daheim sein kann, will sie ihrem
Sohn wenigstens die beste Betreuung
ermöglichen. So wie in Österreich ist in
Rumänien die Schule vormittags gratis.
Bezahlt werden muss die Nachmittagsbetreuung.
Die „after school“ für Raul
kostet inklusive Basketball-Kurs 140 Euro
pro Monat. „Ich verstehe nicht, warum
die Regierung mir jetzt die Familienbeihilfe
kürzt“, sagt Cristiana und schaut
hilfesuchend in die Runde. „Wenn ich
nicht da bin, muss das Kind doch betreut
werden.“
SKYPEN AUS DEM
INTERSPAR
Ohnehin plagt Cristiana permanent das
schlechte Gewissen, nicht genug für
ihren Sohn da zu sein. In ihren zwei
Stunden Freizeit pro Tag in Wien rennt
sie daher schnell aus der Wohnung ihrer
Pflegefamilie zum nächsten Interspar –
der hat gratis WLAN – und skypet dort
mit ihren Liebsten: Wie war die Schule?
Was gibt es zu essen? Und hat Raul die
Hausübungen gemacht? Und da wäre
noch ein Problem. Cristiana scheint zwar
diese Art von Frau zu sein, die nie müde
wird, trotzdem bleibt selbst ihr keine Zeit
mehr für ihren eigenen, kranken Vater.
20 / POLITIKA /
… ab 2019 kostet die Kürzung der Familienbeihilfe
dann einen vollen Einkaufswagen pro Monat.
/ MIT SCHARF / 21
18 Stunden braucht der Zug von Wien nach Rumänien
Seit ihre Mama gestorben ist, lebt der
alte Mann alleine in einem rumänischen
Dorf. „Er ist leider depressiv. Ich habe
aber keine Zeit ihm zu helfen, ich muss
Geld verdienen“, erzählt Cristiana traurig.
Wie das später einmal gehen wird, wenn
ihr Vater selbst Pflege braucht? „Keine
Ahnung“, sagt sie.
ALBTRAUM
DEMENZ
Auch wenn Cristiana mit ihrer Familie
in der Strada Libertății („Straße der
Freiheit“) lebt, hat sie keine echte Wahl.
Ihre Heimatstadt weist für rumänische
Verhältnisse ein gutes Busnetz und einen
modernen Bahnhof auf. Im Zentrum
gibt es eine kleine Fußgängerzone mit
McDonald’s, Kentucky Fried Chicken und
ein paar netten Restaurants. Was es aber
nicht gibt, sind gut bezahlte Jobs für
Menschen wie Cristiana. Vor ihrer Zeit
als Pflegerin hatte die studierte Chemikerin
es noch als Verkäuferin probiert.
Bei einem Durchschnittseinkommen
zwischen 400 und 500 Euro in Rumänien
war aber bereits zu Mitte des Monats
Ebbe in der Haushaltskasse. Also absolvierte
Cristiana eine Pflegeausbildung
und lernte Deutsch. Über eine Agentur
bekam sie ihren ersten Job in Wien.
Der Anfang war ein Albtraum. Ihre
erste „Kundin“ war dement. In der Nacht
musste Cristiana die verwirrte Frau,
eine frühere Ärztin, immer wieder davon
abhalten, in die alte Ordination zu gehen.
„Ihre Kinder haben mir gesagt, sie
haben keine Zeit, um auf ihre Mama zu
schauen.“ Nach 21 „furchtbaren“ Tagen
schmiss Cristiana die Nerven weg und
kündigte. Ihr Plan, jeweils einen Monat in
Wien zu arbeiten und dann wieder einen
Monat bei ihrer Familie in Rumänien zu
sein, wurde begraben: „Das habe ich
nicht ausgehalten“.
KANINCHEN &
KRONE
Mit Helene und Karl, die laut Cristiana
„den ganzen Tag Kronenzeitung lesen“,
hält sie es hingegen gut aus. Anders als
ihre slowakische Kollegin ärgert sich die
Rumänin auch nicht über ihr enges Zimmer
in der Wohnung des Ehepaars. Kein
Wunder: Daheim in Pitești lebt sie mit
ihrer Familie auf engen 45 Quadratmeter.
Der kleine Balkon des Plattenbaus wird
als Speisekammer genutzt. In einer Truhe
lagern kiloweise Fleisch von Kaninchen
und Hasen, die ihr Mann auf dem Land
selbst züchtet. Daneben werden eingelegte
Paprika gehortet. Die Küche ist so
klein, dass kein Geschirrspüler Platz hat.
„Mein Geschirrspüler ist hier“, lacht Cristiana
und hält beide Hände schüttelnd in
die Höhe.
35 STUNDEN SIND
GENUG
Wer so wie Cristiana lebt, der ist auch
mit den 954 Euro netto zufrieden, die
sie für ihre 14 Tage mal 24 Stunden raus
bekommt: Den Betrag bekommt Cristiana
12 mal im Jahr – da sie offiziell selbstständige
Pflegerin ist. Die Zugtickets
nach Wien und retour kosten pro Monat
rund 160 Euro. Bleiben ihr unterm Strich
800 Euro netto. Ein österreichischer Pfleger
würde für dieses Geld nicht arbeiten.
Im Gegenteil: Gerade proben Österreichs
angestellte Pflegekräfte, die ebenfalls
schlecht bezahlt werden, mit Warnstreiks
den Aufstand. Ihre Forderung neben
mehr Gehalt: „35 Stunden Arbeit pro
Woche sind genug“. Von 35 Stunden pro
Woche und 14 Monatsgehältern kann
jemand wie Cristiana nur träumen. Mit
ihrem Job und Leben ist sie im Prinzip
trotzdem zufrieden. Nur, dass die Regierung
in Österreich ihr die Kinderbeihilfe
um 70 Euro kürzen will, das will ihr nicht
in den Kopf: „Wir haben europäische
Rechte. Das kann doch nicht ok sein.
Warum will das der Herr Kurz?“ ●
Mitarbeit und Dolmetsch: Volina Șerban
Die Familie von Cristiana und Raul leben auf 45 Quadratmeter
22 / POLITIKA /
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150 Jahre für Ihre Gesundheit
150 Jahre für Ihre Gesundheit
/ MIT SCHARF / 23
5,0
„Euer Bruder ist sicher in Amsterdam angekommen.“
Flüchtlinge posten nach ihrer Ankunft in
ihrem Zielland Fotos in die Facebook-Gruppen
– eine Art Referenz für den Schlepper.
Das Foto wurde nachgestellt
24 / POLITIKA /
FÜNF STERNE
FÜR SCHLEPPER
ABO SAID
Damaskus – Ostasien – Amsterdam: Seit die Balkanroute
offiziell geschlossen wurde, finden Schmuggler immer neue
Wege, um Flüchtlinge nach Europa zu bringen. biber begleitet
einen Syrer auf seiner Suche nach der „besten“ Route in die EU.
Ein exklusiver Einblick in die Welt der Facebook-Schlepper.
Von Melisa Erkurt, Mitarbeit: Bilal Albeirouti
Werner Dieterich / Westend61 / picturedesk.com, Jens Wolf / dpa / picturedesk.com, Susanne Einzenberger, bereitgestellt
Sie kommen immer noch. Über
Umwege und unter Lebensgefahr.
Ein paar schaffen es,
doch viele werden auf dem
Weg aufgegriffen und zurückgeschickt
– einige sterben dabei. Die Balkanroute
mag offiziell geschlossen sein, aber
in ihren Heimatländern herrscht noch
immer Krieg und die Schlepper finden
immer neue Wege und Versprechen,
Flüchtlinge nach Europa zu bringen.
Mahir * ist im November 2015 mit
einem Boot von der Türkei in die griechische
Hafenstadt Mytilini gekommen.
Dafür hat er dem Schlepper 1200 Dollar
gezahlt. Heute zahlt man für denselben
Weg nur noch 450 Dollar – denn
mittlerweile bietet eine Vielzahl von
Schleppern „attraktivere“ Angebote,
um Flüchtlinge in die EU zu bringen. Die
Fahrt über das Mittelmeer ist vielen zu
gefährlich. Mahir wäre bei seiner Flucht
beinahe ertrunken. „Aber damals gab es
nur diese Möglichkeit, nach Europa zu
kommen“, so der Syrer. Mahir hat sich
mittlerweile in Wien eingelebt, hat einen
Job und spricht schon ganz gut Deutsch.
Doch auch er hat noch Familie in Syrien
und überlegt, wie es wäre, sie nachzuholen.
Mahir möchte wissen, welche
neuen Wege die Schlepper zwei Jahre
nach seiner eigenen Flucht anbieten.
Um seine Identität zu wahren, gibt er an,
seinen fiktiven Bruder aus Syrien nach
Wien holen zu wollen. Er durchforstet
Facebook-Gruppen, chattet und telefoniert
wochenlang mit Schleppern. Biber
begleitet ihn auf jedem Schritt seiner
Suche und taucht ein in die Welt der
Schlepper.
Der erste Schritt führt den 36-Jährigen
auf Facebook – wie sich zeigt,
das wichtigste Kommunikationsmittel
zwischen Schleuser und Flüchtling.
Mahir tippt auf Arabisch den Begriff
„Schlepper“ in die Suchfunktion – sofort
erscheinen ihm einige Facebook-Gruppen.
Die meisten sind jedoch unbrauchbar,
die letzten Posts von 2015. Mahir
tritt schließlich drei Gruppen bei, die
viele Mitglieder haben und täglich neue
Angebote posten.
5 STERNE FÜR
ABO SAID
Eine der größten Gruppen fasst über
30.000 Mitglieder. Das Titelbild der
Gruppe ist ein schwarzer Van mit getönten
Scheiben, ein Schlepperfahrzeug.
In der Gruppe finden sich zahlreiche
Stock-Fotos von Schweden, Norwegen
und den Niederlanden: Eine junge Frau
blickt auf die Innenstadt von Amsterdam,
ein Foto von einem gemütlichen, hellen
Zimmer, das laut Bildunterschrift eine
Gefängnis-Zelle in Schweden darstellen
soll. Unter den Fotos stehen Informationen
darüber, an wen man sich wenden
/ POLITIKA / 25
soll, wenn man hierhin möchte, oft gleich
mit den Telefonnummern der Schlepper.
Neben den gestellten Fotos findet sich
auch authentisches Bildmaterial: Selfies
von jungen syrischen Männern in Malmö
und Amsterdam, als Beweis, dass sie
mithilfe der Schlepper gut angekommen
sind. Dazu ein paar nette Worte an die
Schlepper: „Danke, Abo Said * ! Alles hat
geklappt, ich bin gut angekommen.“
Die Flüchtlinge kennen nicht die echten
Namen der Schlepper. Die nennen sich
auf Facebook nämlich nur Abo, was
„Vater von“ bedeutet und fügen einen
beliebigen arabischen Vornamen hinzu,
in dem Fall „Vater von Said“. Das Ganze
liest sich wie eine Airbnb oder TripAdvisor-Bewertung.
Scrollt man durch die
Facebook-Gruppe, hat man generell den
Eindruck, sich Angebote von Europa-
Reisen anzusehen und nicht Schlepper-
Routen. Fotos vor dem Stephansdom
sind keine dabei. Die meisten Flüchtlinge
wollen mittlerweile in den Norden. „Die
meisten Flüchtlinge wollen jetzt in den
Norden. Es hat sich herumgesprochen,
dass in Österreich Flüchtlingen gegenüber
kein gutes Klima mehr herrscht“,
erklärt Mahir. Außerdem besteht in
Schweden die Möglichkeit schon nach
fünf Jahren die Staatsbürgerschaft zu
beantragen. In Österreich muss man
sich – mit Ausnahmen – in der Regel
zehn Jahre ununterbrochen aufhalten,
um die Staatsbürgerschaft beantragen
zu dürfen. 2015 nahm Schweden mehr
syrische Flüchtlinge pro Kopf auf als
jedes andere europäische Land. Von
den 163.000 Flüchtlingen, die 2015
dort ankamen, erhielten 32.000 Asyl.
Viele von ihnen zog es nach Malmö, wo
bereits viele Migranten aus dem Nahen
Osten leben.
Neben Fotos und Bewertungen
finden sich auch Live-Videos vom Boot
aus im Mittelmeer in der Gruppe. Ein
junger Mann in Rettungsweste filmt sich,
im Hintergrund zu sehen sind andere
Männer, Frauen und Kinder. Man sieht
wie sie hin und her wanken, das Boot
ist schnell, die Wellen laut. Dann ein
Video von einem Boot, das gerade an
einer griechischen Insel andockt, der
Filmende kommentiert, dass die Flüchtlinge
soeben sicher angekommen sind.
Das letzte Video vom Mittelmeer wurde
am 21. November 2017 gepostet. Der
„Der gesicherte Weg nach Europa“
steht auf Arabisch unter dem
Schlepperfahrzeug - das Titelbild einer
Facebook-Gruppe.
nächste Post vom Mittelmeer erscheint
erst am 19. Februar. Diesmal Fotos
von jungen Männern in Schwimmwesten:
„Danke Gott. Eure Brüder sind in
Griechenland angekommen. Wichtiger
Hinweis: Auszahlung erfolgt erst nach
der Ankunft und in einem Office deiner
Wahl in Izmir.“, steht unter den Fotos.
Die Flüchtlinge geben das Geld unter
ihrem Namen in einem von vielen solcher
„Offices“ ab. Sie erhalten daraufhin einen
Code. Sobald sie sicher in dem vereinbarten
europäischen Land angekommen
sind, geben sie dem Schlepper den Code
durch und der holt sich dann das Geld
in dem „Office“ ab. „Für den Code gibt
es allerdings eine Frist, wird die überschritten,
weil die Flüchtlinge beispielsweise
im Mittelmeer ertrunken sind,
kann der Schlepper das Geld auch ohne
Code abholen, indem er einfach nur den
Namen des Flüchtlings nennt“, erzählt
Mahir. Die Frist hängt von der Dauer der
Route ab. Die Flüchtlinge geben im Office
an, wie lange sie laut ihrem Schlepper
unterwegs sein werden. Taucht der
Schlepper nicht auf oder geht etwas
Diesen spanischen Pass verkauft der
Schlepper für 5500 Euro. Ein Original,
wie er sagt. Woher er den Pass hat?
Darüber redet er nicht.
anderes schief, können sich die Flüchtlinge
ihr Geld mit dem Code innerhalb
der Frist zurückholen. Das Office nimmt
in der Regel fünf Prozent Provision.
AUS AHMED WIRD
ALEJANDRO
Was auffällt, wenn man durch die Gruppe
scrollt: Die Mittelmeer-Posts werden
immer weniger. Andere Angebote, wie
die Flucht über Südostasien, sind dafür
deutlich präsenter. Mahir schreibt einen
der Schlepper, der in der Gruppe seine
Südostasien-Route bewirbt, über Facebook
Messenger an. „Ich will meinen
Bruder zu mir nach Wien holen.“ „Kein
Problem“, sagt der Schlepper und erklärt
ihm ausführlich, wie das Ganze ablaufen
wird: Für gewisse Länder in Südostasien
brauchen Syrer kein Visum, also kauft
er sich einfach ein Flugticket und fliegt
zum Schlepper. Dort wartet schon ein
originaler spanischer Pass auf ihn. Der
Schlepper versichert, er hätte einen
Kontakt am Flughafen, der den Pass
noch mit Stempeln, die die Authentizi-
26 / POLITIKA /
Werner Dieterich / Westend61 / picturedesk.com, Jens Wolf / dpa / picturedesk.com, Susanne Einzenberger, bereitgestellt
Diese junge Frau blickt auf Amsterdams
Innenstadt. Die niederländische
Asylpolitik gilt als eine der strengsten
in Europa. Doch das bekommen die
wenigsten Flüchtlinge über die Medien
mit. Deshalb zählen die Niederlande,
neben Schweden und Norwegen, zu den
neuen Zielländern vieler Syrer.
tät gewährleisten sollen, versieht. Als
Beweis schickt er Mahir ein Foto von
einem solchen Pass, den er unter einen
Scanner hält, um zu zeigen, dass es sich
um ein Original handelt. Als weiteren
Beweis seiner Zuverlässigkeit verweist er
Mahir auf die positiven Bewertungen in
der Facebook-Gruppe. Tatsächlich findet
Mahir dort Fotos von ein paar anderen,
die angeben, mit demselben Schlepper
erfolgreich über Südostasien ihr europäisches
Zielland erreicht zu haben. Sogar
ein Video vom Flughafen hat der Schlepper
gepostet, das ihn und einen seiner
syrischen Kunden mit seinem neuen
spanischen Pass am Flughafen zeigt.
Mahir hat einen Bekannten, der sich
seine Haare dunkler färben und ein
Nasenpiercing stechen lassen musste,
um wie der Spanier auf seinem Pass
auszusehen. Er ist trotzdem ohne Probleme
mit diesem Pass von Südostasien
ins schwedische Malmö geflogen. 5500
Dollar verlangt der Schlepper für diesen
Pass, Flugtickets sind nicht inbegriffen.
Zählt man die noch dazu, kostet diese
Flucht bis zu 8000 Dollar. Geld, das
Flüchtlinge wie Mahir, der schon seit
zwei Jahren in Österreich lebt und mittlerweile
arbeitet, angespart haben, um
ihre Angehörigen nachzuholen. Als Mahir
„Danke Gott. Eure Brüder sind in
Griechenland angekommen. Wichtiger
Hinweis: Auszahlung erfolgt erst nach der
Ankunft und in einem Office deiner Wahl
in Izmir.“ Beweisfotos als Gütesiegel:
Diesem Schlepper kann man vertrauen.
nachfragt, woher der Schlepper den Pass
hat, blockiert dieser Mahir auf Facebook.
„MIT GELD ÖFFNEN
WIR ALLES.“
Für die, denen ein gefälschter Pass
nicht sicher genug ist, bieten andere
Schlepper in den Facebook-Gruppen
Alternativen: Darunter die Flucht über
den Iran und die „neue“ Balkanroute.
Obwohl Flüchtlinge, die über die syrischtürkische
Grenze kommen, auch ohne
Visum einreisen dürfen, fangen nach
Angaben der Menschenrechtsorganisation
Human Rights Watch türkische
Grenzsoldaten Flüchtlinge oftmals an der
Grenze ab und schicken sie zurück nach
Syrien. Deswegen bieten Schlepper nun
die Route Damaskus – Teheran – Istanbul/Izmir
an. Mahir telefoniert mit einem
der Schlepper, der mit dieser Route
wirbt. Der Schlepper erklärt ihm den
Ablauf: In Teheran gelandet, wartet der
Schlepper mit einem offiziellen Visum für
die Türkei. Danach geht es von Istanbul
mit dem Flugzeug in die europäische
Stadt der Wahl. Der Schlepper versichert
Mahir, er hätte Kontaktmänner am
Flughafen, die die Flüchtlinge durchwinken
würden. Das Ganze kostet 1300
Dollar für Erwachsene, für Kinder ab zwei
Jahren 1050 Dollar. Als Mahir sagt, dass
er sich nicht vorstellen kann, dass das
Durchwinken klappt, bietet der Schlepper
den „klassischen“ Weg an: von der
Türkei mit dem Boot nach Griechenland
und dann über die Balkanroute nach
Wien. Mahir ist verwirrt: „Wie geht das,
die Balkanroute ist doch geschlossen?“
„Mit dem Geld öffnen wir alles“, antwortet
der Schlepper und erklärt Mahir
über WhatsApp das Prozedere: Für die
Route verlangt er 7500 Dollar. Treffpunkt
ist die griechische Stadt Thessaloniki,
in der Nähe von Mazedonien. Dort holt
ein Wagen die maximal sechs Flüchtlinge
ab. Dann gibt es zwei Optionen:
Entweder sie fahren über Mazedonien
nach Serbien und von dort über Ungarn
bis nach Österreich oder über Kroatien
und Slowenien – je nachdem, wann die
Kontaktmänner des Schleppers an der
jeweiligen Grenze arbeiten. Die Flucht
dauert 15 Tage. „Wir müssen manchmal
warten, bis der Grenzbeamte arbeitet,
den man bestechen kann. Außerdem
übernachten wir in jedem Land und
Fahrzeug und Fahrer wechseln auch,
sodass ihr immer einen Fahrer habt, der
die jeweilige Landessprache spricht.“ Der
Schlepper betont, dass er in jedem Land
Kontaktmänner hat, die ihm sagen, wenn
es gerade verstärkte Grenzkontrollen
gibt. In solchen Fällen nimmt der Fahrer
die andere Route.
„VERTRAU
MIR EINFACH,
BRUDER.“
Genau so ist Mohammad * vor drei
Wochen nach Wien gekommen. Der
24-jährige Syrer ist von Damaskus nach
Teheran geflogen, wo der Schlepper
ihm ein Visum besorgt hat, mit dem er
nach Izmir fliegen konnte. In Izmir hat
Mohammad ein Boot nach Griechenland
genommen, mit dem Bus ist er dann
weiter nach Thessaloniki, wo ein Fahrer
ihn und vier andere Flüchtlinge über
Mazedonien nach Serbien bis nach Wien
/ POLITIKA / 27
2015 nahm Schweden mehr syrische Flüchtlinge pro Kopf auf als jedes andere europäische Land. Von den 163.000 Flüchtlingen,
die 2015 dort ankamen, erhielten 32.000 Asyl. Viele von ihnen zog es nach Malmö, wo bereits viele Migranten aus dem Nahen
Osten leben. Das Foto wurde nachgestellt
gefahren hat. Mohammad war 12 Tage
unterwegs und hat 7500 Euro gezahlt.
Die anderen vier Flüchtlinge sind weiter
bis nach Schweden gefahren, erzählt
Mohammad. Er wollte nach Wien, weil
sein Bruder hier arbeitet. Über die offizielle
Familienzusammenführung hat es
nicht geklappt, also hat ihm sein Bruder,
der als Frisör arbeitet, Geld geschickt,
damit er so nach Österreich kommt.
Doch nicht für alle geht die Flucht so
gut aus wie für Mohammad. Oft bieten
Schlepper dubiose Dienstleistungen an,
an die sie sich nicht halten können. Mahir
telefoniert mit einem solchen Schlepper,
der anbietet, seinen Bruder mit einem
gefälschten syrischen Studentenvisum
von Syrien nach Kiew zu bringen. „Von
Kiew kann dein Bruder dann fliegen,
wohin er möchte“, verspricht der Schlepper.
Als sich Mahir skeptisch gibt und
nachfragt, seit wann syrische Studenten
so leicht nach Europa einreisen dürften,
wird der Schlepper ungeduldig: „Vertrau
mir einfach, Bruder.“
Aber Mahir kennt viel zu viele
Geschichten, die schlecht ausgegangen
sind, wo Schlepper Flüchtlinge mitten
im Wald ausgesetzt haben und sie 30
Kilometer zu Fuß über die Grenze gehen
mussten, wo sie von Polizisten aufgegriffen
und wieder zurück geschickt
wurden. Wie im Fall der kleinen Madina
kann das auch tödlich enden. Sie wurde
beim Versuch, mit ihrer Mutter und fünf
Geschwistern in die EU zu gelangen,
von einem Zug erfasst, nachdem sie
an der kroatischen Außengrenze von
Polizisten aufgegriffen worden waren.
Die Polizisten hatten der Familie befohlen,
mitten in der Nacht zu Fuß auf einer
Eisenbahnstrecke zurück nach Serbien
zu gehen (Profil berichtete). Und obwohl
die Flüchtlinge die Risiken kennen, werden
sie immer weiter versuchen, nach
Europa zu gelangen. „Alles ist besser als
der Krieg in unserer Heimat“, sagt Mahir.
Die Angst vor dem Krieg überschattet
die Angst vor der Flucht. „Natürlich ist
es gefährlich, aber in Syrien könntest
du jede Sekunde sterben, da erscheint
alles andere harmlos dagegen“, erzählt
Mahir. Und tatsächlich, die Nachfrage
lässt nicht nach. Die Mitgliedszahlen in
den Facebook-Gruppen der Schlepper
steigen kontinuierlich. „Mein 16-jähriger
Junge ist gerade in Athen. Er will in die
Niederlande – sagen Sie uns wie“, postet
ein neuer User in die Facebook-Gruppe.
Ein paar Minuten später antwortet auch
gleich ein Schlepper: „Es gibt da eine
Möglichkeit. Es würde 5000 Euro kosten.
Schick mir deine Nummer und wir
besprechen alles Weitere.“ In den nächsten
Stunden reihen sich 54 Kommentare
unter diesem Beitrag. Alle sind an
dieser Route interessiert. Wie viele von
ihnen den Weg nach Europa tatsächlich
schaffen, bleibt fraglich. Mahir schüttelt
den Kopf: „Die Flüchtlings-Euphorie von
2015 ist weg. Erst wenn jemand auf der
Flucht stirbt, interessieren sich die Leute
wieder ein bisschen für uns – aber dann
ist es sowieso schon zu spät.“ ●
* Namen von der Redaktion geändert
Werner Dieterich / Westend61 / picturedesk.com, Jens Wolf / dpa / picturedesk.com, Susanne Einzenberger, bereitgestellt
28 / POLITIKA /
Bessere Aussichten!
besser. schneller. schöner.
Die neue Website!
www.vhs.at
Wie oft haben Sie
sich bereits über
Sebastian Kurz
geärgert?
Wie oft sind
Sie in der Woche
telefonisch
in Kontakt
mit Sebastian
Kurz?
Wie oft haben
Sie sich bereits
über Sebastian
Kurz geärgert?
Welche Schulnote
geben
Sie Bundespräsident
Van
der Bellen für
die bisherige
Amtsführung?
Interview in Zahlen:
In der Politik wird schon genug
geredet. biber fragt in Worten,
Niederösterreichs Landeshauptfrau
Hanna Mikl-Leitner (ÖVP)
antwortet in Zahlen.
1
1
2
Von Simon Kravagna, Fotos: Christoph Liebentritt
Mit Bundespräsident Van der Bellen ist Nieder österreichs
neu gewählte Landeschefin zufrieden: Schulnote Gut!
Zumindest einmal die Woche wird Zwillingsschwester
Cornelia mit der neuen Landeshauptfrau verwechselt.
Wie oft im
Monat gehen
Sie in die
Kirche?
Wie viele
Stunden
schlafen Sie
pro Nacht?
Wie viel
Prozent der
Hausarbeit
übernehmen
Sie?
Wie viel
Prozent der
Hausarbeit
übernimmt Ihr
Mann Andreas?
Wie viele
Stunden
haben Sie eine
Haushaltshilfe
pro Woche
beschäftigt?
2
5
20
80
20
30 / POLITIKA /
Wie viele
österreichische
Spitzenpolitiker
können Sie gar
nicht leiden?
Wie oft in der
Woche wird
Ihre Zwillingsschwester
Cornelia
mit Ihnen
verwechselt?
Wie viele
Euro haben
Sie gerade
eingesteckt?
Wie viel Euro
Taschengeld
pro Woche
bekommt Ihre
ältere Tochter
(16)?
Wie oft beten
Sie in der
Woche?
1
1
0
10
7
Männer aufgepasst: Zumindest drei Monate sollte jeder von
euch in Karenz gehen.
Mit fünf Stunden Schlaf kommt die Politikerin aus. Wie das
geht? Man muss es nur jahrelang trainieren, sagt Mikl-Leitner.
Wie oft kochen
Sie in der
Woche?
Wie viel Euro
verdient eine
Landeshauptfrau
netto im
Monat?
Wie viele
Monate sollte
ein Mann
mindestens in
Karenz gehen?
Wie viele Meter
rechts von der
Mitte stehen
Sie politisch?
Bis wann
wird die
SPÖ in Wien
mindestens
noch den
Bürgermeister
stellen?
1
8.000
3
0
2025
/ POLITIKA / 31
DIE MAMA KANN ES
NICHT IMMER RICHTEN
Ab Herbst soll es eigene „Deutsch-Klassen“ für Kinder
mit Sprachdefiziten geben. Der Plan der Regierung ist
noch zu kurz gedacht, sagt einer, der es wissen muss:
biber-Redakteur Amar Rajković landete mit 12 Jahren
selbst in einer Brennpunktschule.
Von Amar Rajković
32 / POLITIKA /
MIT SCHARF / 1
P.b.b., Verlagspostamt 1070, Vetragsnummer 09Z038106 M
www.dasbiber.at
APRIL
2016
Auf Deutsch konnte ich eigentlich nur „Danke“
sagen. Damals, mit zwölf Jahren, bei meiner
Einschulung in der Hauptschule Alsegger
Straße in Wien Währing. Ehrlich gesagt war das aber
auch egal. In meiner Klasse, der 3a, sprach ohnehin
fast jeder „Jugo“ – ein umgangssprachlicher Sammelbegriff
für die sehr ähnlichen Sprachen Bosnisch,
Kroatisch, Serbisch.
NIX VERSTEHEN, NIX LERNEN
Ich hatte eine herrliche Zeit in der Hauptschule. Während
des Unterrichts plauderte ich die meiste Zeit mit
den anderen Jungs vom Balkan. Wenn die Lehrerin
dazwischenrief, ignorierte ich sie einfach – notgedrungen,
ich sprach ja kein Deutsch. In den Fächern, in
denen ich Deutsch nicht brauchte, war ich dafür der
King. Mathematik oder Englisch – nur her damit. Der
Grund: Was man von mir in der dritten Hauptschulklasse
in Österreich verlangte, war der Stoff eines
bosnischen Volksschülers.
Nach zwei verlorenen Jahren an der Hauptschule
verfrachtete mich meine Mutter in eine HAK. Gegen
meinen Willen. Denn die ersten Wochen in der Vienna
Business School Schönborngasse waren hart. Ich war
der einzige Ausländer in der Klasse. Ich sprach als einziger
kein Deutsch. Aber so lernte ich es eben umso
schneller. Daher an dieser Stelle: Danke Mama! Ohne
dich wäre ich heute beim AMS!
So war es vor über 20 Jahren. Egal wie intelligent,
klug oder wissbegierig ein Schüler war - ohne
ausreichende Deutschkenntnisse kamen die meisten
Die Rolle der Hauptschule damals
und der NMS heute ist leider
oft die des vorprogrammierten
Abstellgleises – auch wenn die
LehrerInnen dort wirklich ihr
Bestes geben.
+
HÄUPL TEILT AUS
+
GRISS IN ZAHLEN
+
TRANSFRAU
AUS SYRIEN
nicht weiter als in die Hauptschule. Und so ist es auch
heute, 20 Jahre später. Entschuldigung, heute heißt
das ja Neue Mittelschule (NMS). Die Rolle der Hauptschule
damals und der NMS heute ist leider oft die
des vorprogrammierten Abstellgleises – auch wenn
die LehrerInnen dort wirklich ihr Bestes geben.
Vor 22 Jahren saß ich in der Hauptschule, heute
sitzt dort Habiba. Die 15-Jährige geht in eine NMS im
12. Bezirk. Ihr einziger Makel: Sie kommt aus Syrien
und kann nicht Deutsch. Anders als ich hat sie nur
keine Mama, die sie an die Hand nimmt und in die
AHS bringt. Obwohl, selbst das stimmt nicht: Habibas
Mutter ging mit ihrer Tochter zum Direktor einer AHS.
Das Ergebnis: Ernüchterung. „Wenn Habiba besser in
Deutsch wird, könne sie ja wieder vorbeischauen“, so
der Direktor.
CHANCE FÜR HABIBA
Viele Gymnasien in Wien wehren sich mit Händen und
Füßen gegen Schüler mit Deutsch-Defiziten. Damit
ist die Situation heute genauso, wenn nicht sogar
schlimmer als damals. Habiba wird es nicht an eine
AHS schaffen. Sie wird in ihrem „Ausländer“-Umfeld
bleiben, mit ihren Klassenkolleginnen auf Arabisch
plaudern und weiter nur von einem Medizin-Studium
träumen. Für Mädchen wie Habiba wird die Regierung
ab Herbst die sogenannten „Deutsch-Klassen“ einführen,
offiziell „Deutschförderklassen“ genannt.
Habiba wird also nicht mehr in ihre Regelklasse
gehen, sondern in einer eigenen Klasse 20 Stunden
pro Woche Deutsch lernen. Anders als viele in
meinem Umfeld lehne ich diese Deutschklassen nicht
kategorisch ab. Ich schätze auch Bildungsminister
Heinz Faßmann, den ich noch aus seiner Zeit als
Integrationsexperten kenne. Ich verstehe nur zwei
wesentliche Dinge nicht:
/ POLITIKA / 33
Wenn sich die ÖVP/FPÖ-Regierung
ein „differenziertes“ Schulsystem
wünschen, warum werden dann
ALLE Kinder mit Deutsch-Defiziten
völlig undifferenziert in die
NMS abgeschoben?
WER HAT IN DER NMS KEIN
DEUTSCH-DEFIZIT?
Erstens frage ich mich, wer in einer Schule wie jener
von Habiba dann eigentlich noch in die Regelklasse
gehen wird? Nach Einschätzung von allen NMS-
Lehrern, mit denen ich zu diesem Thema gesprochen
habe, haben 90 Prozent der regulären SchülerInnen
echte Deutsch-Defizite. Werden wir dann ab Herbst
2018 nur mehr „Deutsch-Klassen“ haben und die
restlichen 10 Prozent der Sprachbegabten bekommt
praktisch Privatstunden mit ihrem Klassenvorstand?
Mag sein, dass die Pläne der Regierung auf Bruck an
der Mur anwendbar sind, aber wie soll dieses Konzept
bitte in Wien-Meidling funktionieren?
Die zweite und viel wichtigere Frage: Die AHS gilt
noch immer als der Schultyp, von dem viele Kinder
aus bildungsfernen Familien, nur von Erzählungen
gehört haben. Die Anzahl der außerordentlichen Schüler
lässt vermuten (siehe Grafik), dass die Deutschförderklassen
einen großen Bogen um die AHS machen
werden. Tatsächlch? Wenn sich die ÖVP/FPÖ-Regierung
ein „differenziertes“ Schulsystem wünschen,
warum werden dann ALLE Kinder mit Deutsch-Defiziten
völlig undifferenziert in die NMS abgeschoben?
PROGRAMMIERTE
UNGERECHTIGKEIT
Warum sollte Habiba, eine in Syrien außerordentlich
gute Schülerin mit fließendem Englisch, nicht auf
eine AHS gehen und dort eben eine Deutschklasse
besuchen dürfen? Gab es unter dem ganz jungen
Sebastian Kurz nicht mal die Devise: Integration durch
Leistung? Würde es nicht die gesamte Situation
extrem entschärfen, wenn die Politik dafür sorgen
würde, dass mehr Gymnasien als bisher Kinder wie
Habiba aufnehmen würden?
Herr Faßmann, ist das nicht alles noch zu kurz
Was ist ein AO?
Als „AO’s“ (Außerordentliche SchülerInnen)
werden SchülerInnen bezeichnet, deren
Deutschkenntnisse nicht genügen, um am
regulären Unterricht teilzunehmen. Die AO’s
werden nur in Fächern benotet, in denen
sie eine positive Leistung erbringen können
(Bildnerische Erziehung, Turnen, Werken).
Der Status des „außerordentlichen Schülers“
kann nur maximal zwei Jahre aufrechterhalten
werden. Die Entscheidung über die
Zuerkennung des außerordentlichen Status
liegt bei der Schulleitung.
gedacht? Ich habe jedenfalls einen Vorschlag: Für
Schülerinnen wie Habiba sollte es auch an jedem
Gymnasium eine Deutschklasse geben. Jedes Gymnasium
sollte verpflichtet werden, Kinder mit Deutschdefiziten
anzunehmen. Engagierte SchülerInnen wie
Habiba würden diese Chance ergreifen. So wie ich
meine Chance ergriffen habe. Wenn „Deutsch-Klassen“,
dann in allen Schultypen. Von der Volksschule
bis ins Gymnasium! Sonst treibt diese Regierung
die Segregation nur weiter voran. Und dabei gibt es
sowieso nur Verlierer. ●
34 / POLITIKA /
Antwort des
Bildungsministers Faßmann
Bildungsminister Heinz Faßmann reagiert auf den Kommentar von
Amar Rajković. Erfreulich: Schülerinnen wie Habiba sollen künftig
die Chance bekommen, das Gymnasium zu besuchen.
Amar Rajkovic findet klare Worte für das neue
Modell der Deutschförderklassen. Fälle, wie der
von ihm beschriebene, sind uns bekannt und
werden sehr ernst genommen. In der Tat sind
im Rahmen der Flüchtlingsbewegung der letzten
Jahre, wie er bereits richtig festgestellt hat, viele
Kinder und Jugendliche ohne ihre Eltern nach
Österreich geflüchtet. Diese anfällige Personengruppe
gilt es besonders zu unterstützen und im
Schulsystem bestmöglich zu
fördern.
Deutschförderklassen
sollen als „geschützter
Lernraum“ fungieren, in
dem vor allem auch Kinder
und Jugendliche, die nach
Österreich kommen und
denen dieses neue Land
und sein System fremd
sind, auf dem schnellsten
Weg die deutsche Sprache
erlernen. Die Grundlage
für den Besuch von
Sprachförderklassen sollen
standardisierte Testungen
sein, die einen eindeutigen
Aufschluss über das erforderliche Maß der Förderung
geben soll. Die Förderung soll insgesamt
jedoch allen Kindern, die Deutsch nicht ausreichend
beherrschen, die Chance zu geben, ihre
sprachlichen Kenntnisse zu verbessern.
Zur Anwendung soll das Modell der Deutschförderklassen
sowohl in allgemein bildenden
Pflichtschulen - das heißt sowohl in der NMS
als auch in der AHS wie auch in mittleren und
höheren Schulen kommen. Damit wird Schülerinnen
und Schülern, wie Habiba die Möglichkeit
gegeben, eine AHS besuchen zu können und
auch hier als außerordentliche Schülerin die
deutsche Sprache rasch zu erlernen, um sodann
dem Regelunterricht folgen zu können.
Konkret umfasst die Sprachförderung in
der Deutschförderklasse in der Grundschule 15
Stunden und 20 Stunden in der Sekundarstufe
I, in den restlichen Stunden nimmt das Kind
je nach individuellen Lernvoraussetzungen und
organisatorischen Möglichkeiten am Unterricht in
der Regelklasse teil. Ein Umstieg in die Regelklasse
ist grundsätzlich
nach einem Semester
möglich, maximal kann
die Deutschförderklasse
für vier Semester besucht
werden. Damit schaffen
wir die Grundlage, dass
Schülerinnen und Schüler
treffsicherer Deutschfördermaßnahmen
absolvieren.
Das Erlernen der
deutschen Sprache ist
nicht zuletzt für Kinder und
Jugendliche ein wichtiger
Grundpfeiler für eine gelingende
Integration. Durch
die Erweiterung der Kommunikation wächst
nicht nur das soziale Umfeld, sondern auch die
Möglichkeit für unterschiedliche Bildungs- und
Berufskarrieren.
Dass es in Österreich Schulen gibt, die - wie
jene von Amar Rajkovic angesprochene - eine
Vielzahl an Herausforderungen zu meistern
haben, ist uns bewusst. Hier wird man durch
eine stärkere Fokussierung zukünftig mehr
machen müssen, um die Schülerinnen und Schülern
bestmöglich zu unterstützen.
Bildungsminister Heinz Faßmann
Dragan Tatić
/ POLITIKA / 35
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RAMBAZAMBA
Allein ist‘s manchmal eh ok.
Foto von Alex Dietrich
„I love your legs“
38 / RAMBAZAMBA /
Er gibt ihnen Kosenamen wie „Schöne“, nennt sie „süß“ und
schreibt auf Facebook über seine „sehnsüchtigen Blicke“
während der Proben. Vier Frauen aus dem Grazer Musical
Ragtime erzählen BIBER über „sexualisierten Machtmissbrauch“
von Starregisseur Philipp Kochheim. Der Chef der dänischen
Nationaloper empfindet sein Verhalten nicht als falsch: „Die
Geschichte meiner Profession ist die Geschichte des Flirts“.
Von Alexandra Stanić, Illustrationen: Mariella Lehner
Margarete * denkt sich
nichts weiter dabei, als
sie die erste Nachricht
von Philipp Kochheim
erhält. Geburtstagswünsche
auf Facebook sind nichts Ungewöhnliches.
Deswegen reagiert sie auch,
bedankt sich. „Das war total süß (und
superprofessionell) von Dir, dass du an
deinem Geburtstag zur Probe gekommen
bist“, so Kochheim.
Er wird ihr von nun an regelmäßig
schreiben. Margarete wird antworten,
eine Zeit lang mitspielen. „Ich wollte höflich
bleiben, er ist immerhin mein Chef“,
erklärt Margarete. „Ich hatte Angst, dass
es negative Auswirkungen auf mich
haben könnte, wenn ich nicht auf seine
Nachrichten reagiere.“
Aber ihre Karriere ist Margarete sehr
wichtig. Von klein auf ist es Margaretes
größter Wunsch, auf der Bühne zu stehen.
Für diesen Traum nimmt sie viel in
Kauf: Seit sie vier Jahre alt ist, arbeitet
sie hart dafür. Sie übt täglich mehrere
Stunden, legt ein Studium ab und nimmt
kleine, oft schlecht bezahlte Jobs in
diesem Bereich an.
Alles, um erfolgreich zu sein und um
von ihrer Leidenschaft leben zu können.
Margarete möchte Künstlerin sein, auf
den ganz großen Bühnen stehen. Diesem
Traum kommt sie ein Stückchen näher,
als sie die Grazer Oper für ein Musical
anfragt. Dieser Job könnte ein Meilenstein
für sie sein, davon ist Margarete
überzeugt. Immerhin ist es die Grazer
Oper, das Stück „Ragtime“ spannend und
der Regisseur ist preisgekrönt, vor allem
deutschland- aber auch europaweit kein
Unbekannter.
„SEXUALISIERTER
MACHTMISSBRAUCH“
Philipp Kochheim ist sein Name. Der
47-Jährige ist ein in Hamburg geborener
Regisseur und Operndirektor. Seit 2017
ist er Intendant an der dänischen Nationaloper
„Den Jyske Opera“ in Aarhus.
Auf der Seite der dänischen Oper ist
er als „General Manager“ und „Artistic
Director“ vermerkt. Kochheim hat etliche
Aufführungen in Deutschland inszeniert
und drei Preise für seine Regiearbeit
erhalten. Vor seinem Wechsel an die
„Den Jyske Oper“ war er Direktor des
Staatstheaters in Braunschweig in
Deutschland.
Kochheim ist Gastregisseur an der
Grazer Oper. Formal und rein arbeitsrechtlich
gesehen ist er nicht Margaretes
Vorgesetzter. Auf künstlerischer Ebene
aber schon. Er bewertet die Leistung der
Künstler*innen, ist verantwortlich für
alles, was auf der Bühne passiert und
steht in direktem Kontakt zur Theaterleitung,
die ihm übergeordnet ist. „Ich kann
niemanden aus einer Produktion werfen,
aber wenn ich unzufrieden mit jemandem
bin, kann ich das mit der Intendantin
besprechen“, so Kochheim. Angestellt
ist Margarete bei der Grazer Oper.
Ob sie Musicaldarstellerin, Tänzerin,
Choristin oder Statistin ist, soll an
dieser Stelle nicht genannt werden. Auch
Margaretes Name wurde zu ihrem Schutz
geändert. Nur unter dieser Bedingung ist
die junge Frau bereit, offen zu sprechen.
biber hat ihre und drei weitere Facebook-
Unterhaltungen zwischen Kochheim und
jungen, ihm untergeordneten Frauen,
vorliegen. Darin gibt er den Frauen
Komplimente zu ihrem Körper, nennt sie
„süß“ oder „besonders“, schreibt ihnen
teilweise um zwei Uhr nachts.
Wirtschaftscoach und Psychotherapeutin
Christine Bauer-Jelinek schätzt
Kochheims Nachrichten eindeutig als
„sexualisierten Machtmissbrauch“ ein.
Bauer-Jelinek berät das Parlament bei
der Implementierung einer Clearingstelle
bei sexueller Belästigung und Machtmissbrauch.
„Es ist immer dann ein Macht-
/ RAMBAZAMBA / 39
missbrauch, wenn ein hierarchisches
Arbeitsverhältnis vorliegt“, so Bauer-
Jelinek, „also wenn eine höher gestellte
Person zu einer abhängigen Person den
Kontakt sucht und das auf eine hartnäckige
Art und Weise.“
Logischerweise habe die abhängige
Person dann Angst, den Vorgesetzten
zurückzuweisen, weil sie
einen Nachteil fürchtet. „Es
passiert auch oft, dass die
Betroffenen dann schlechter
behandelt, nicht mehr
gegrüßt oder angesehen
werden“, so die Machtexpertin.
Kochheim selbst sieht
in diesen Nachrichten kein
Problem. „Facebook ist ein
anerkanntes Kommunikationsmittel“,
so der Regisseur.
Außerdem betont er: „Als
Privatperson ist es mir wohl erlaubt
mit so vielen Leuten zu flirten wie ich
möchte.“
Auch wenn Kochheim das Gegenteil
behauptet: Er vermischt in diesem Chat
Berufliches mit Privatem. Zuerst verschickt
er eine Nachricht, in der steht,
dass Margarete wunderschön ist. Direkt
darauf schreibt er ihr, dass er sie für
eine weitere Szene eingeteilt hat. Als sie
ihm ein anderes Mal antwortet, sie würde
gerne mehr proben, meint er: „Wirst du
bald. Alleine schon, damit ich dich wiedersehe“,
und hängt ein Emoji mit zwei
Herzen statt Augen dran.
„ICH WUSSTE NICHT,
WAS ICH TUN SOLL“
Als sich herumspricht, was für Dinge
Kochheim den Darsteller*innen schreibt,
beschließen manche von ihnen, hochgeschlossenere
Kleidung bei den Proben
zu tragen. Zu unangenehm sei ihnen die
Vorstellung, der Regisseur könnte sie
nicht mit professionellem Blick sondern
mit den Augen eines Mannes beobachten,
der Interesse an ihnen hat, erklären
zwei von ihnen. „Wenn ich auf die Bühne
gucke und versuche, eine Liebesszene
darzustellen, muss ich die Frau für die
schönste der Welt halten und den Mann
für den tollsten der Welt, sonst kann ich
keine Kunst machen“, so Kochheims
Erklärung.
Dass er bei den Proben Gefühle
auslösen soll, ist irgendwo schlüssig.
Aber wieso die Facebook-Chats?
Margarete ist irritiert und verunsichert
von seinen Worten. Kochheim nennt sie
„Schöne“, lädt sie zu sich nach Berlin ein
und schreibt ihr, dass er „mehr Interesse
an ihr hätte als an seiner Ex“. Diese
Nachricht erhält sie, während beide an
„Findest du es
eigentlich nett, auf
einmal nicht mehr
zu antworten?“
einer Feier an der Grazer Oper teilnehmen.
Sie flüchtet daraufhin ins Klo, bricht
in Tränen aus. „Mir ist das alles zu viel
geworden, ich wusste nicht, was ich tun
soll“, so Margarete. Sie reagiert nicht. Es
folgt eine weitere Nachricht von ihm, sie
brauche keine Angst vor ihm zu haben,
er sei sehr nett. Keine Reaktion. „Bist
du böse auf mich?“, folgt am nächsten
Tag. Margarete reagiert wieder nicht.
„Dann hat er angefangen, mich auf den
Proben zu ignorieren“, erinnert sie sich.
„Er hat mich wie Luft behandelt, als ich
ihn gegrüßt habe, hat er nicht einmal
reagiert.“
Ein paar Tage später meldet sich
Kochheim wieder bei Margarete, dieses
Mal vorwurfsvoll. „Findest du es
eigentlich nett, auf einmal nicht mehr
zu antworten?“ Nach dieser Message
entscheidet sie sich, ihn möglichst
freundlich in seine Schranken zu weisen.
Sie schreibt, sie dachte es sei besser
nicht zu antworten, ihr sei es in allererster
Linie wichtig, ein normales Arbeitsverhältnis
zu haben. Sie respektiere ihn
und seine Arbeit sehr, wolle ihn normal
grüßen können und Spaß an den Proben
haben. Das empfindet Kochheim als
„langweilig“, als Künstler sei man getrieben
von Neugier auf das Andere, das
Unbekannte. „Du weißt ja nicht einmal,
wer ich bin.“ Sie antwortet daraufhin,
dass sie ihn nur aus den Proben, als
Regisseur, kennt. „Schade, dass du
nicht mehr wissen willst“, antwortet er.
Machtexpertin Christine Bauer-Jelinek
stuft diese Nachricht als sehr manipulativ
formuliert ein: „Solche Dinge schreibt
man, um jemanden zu irritieren und zu
verunsichern.“
Auf die Frage, ob er sein Verhalten
nicht als höchst unangebracht empfindet,
reagiert der Regisseur
empört. Er ist der Meinung,
dass er nichts Unrechtmäßiges
getan habe, allenfalls
hat er sich ungeschickt verhalten.
Er betont, dass er in
den Chats eine Privatperson
war und dass seine durchaus
hartnäckigen Flirtversuche
mit diesen Frauen nicht
unangebracht waren. „Die
Geschichte meiner Profession
ist die Geschichte des
Flirts“, so Kochheim. „Und ja,
vielleicht war ich auch lästig. Wenn ich
eine Karriere gemacht habe, dann, weil
ich resistent war.“
Margarete ist wütend. Auch auf sich,
weil sie auf seine Flirts eingestiegen
ist - aus Angst vor Konsequenzen. „Es
braucht wirklich viel Mut, darüber zu
sprechen“, fasst sie zusammen. „Aber
ich möchte von meiner Stimme Gebrauch
machen und erzählen, was passiert
ist. Vielleicht bleiben so andere Frauen
verschont von sexueller Belästigung und
er versteht, dass es nicht richtig ist, was
er da macht.“
DER BELEIDIGTE
REGISSEUR
Margarete ist nicht die einzige aus dem
Musical, der Kochheim schreibt. Auch
Julia* möchte anonym bleiben, aus
Angst, sonst keine Jobs mehr zu bekommen.
„Außerdem will ich der Grazer Oper
keine Schwierigkeiten bereiten, weil
ich sehr gerne hier arbeite“, erklärt sie.
„Aber es ist mir wichtig, darüber zu sprechen,
dass Kochheim seine Position als
Regisseur missbrauchen wollte.“ Sowohl
sie als auch Margarete betonen, dass
sie das Arbeitsklima an der Oper sehr
mögen. Margarete nickt und fügt hinzu:
„Gerade weil ich so gerne hier arbeite,
möchte ich über diese Nachrichten sprechen.“
Mitte Dezember warnt Margarete
Julia vor, dass Kochheim ihr geschrieben
hat und womöglich auch sie kontaktie-
40 / RAMBAZAMBA /
en könnte. „Am gleichen Tag hat er mir
dann auch wirklich geschrieben“, so
Julia. Sie entscheidet sich dafür, nicht zu
reagieren. Nach zwei weiteren Nachrichten
innerhalb weniger Tage meldet
er sich erneut. Er hätte Produktionen, zu
denen Julia gut passen würde, aber da
sie keinen Kontakt mit ihm wolle, schätze
sie ihn und seine Arbeit anscheinend
nicht.
Ob er beleidigt war, dass Julia nicht
geantwortet hat? „Ja, aber hallo“,
bejaht Kochheim. „Ich bin ein emotionaler
Mensch. Wenn man Theater
macht, muss man 50 Menschen über
die Bühne lenken und in denen Energie
erzeugen. Dass man sich da vergaloppiert,
da würde ich Ihnen sofort zustimmen.“
Aber, betont er, Julia hätte keine
Sanktionen davon getragen. „Ganz im
Gegenteil, ich habe mit ihr gesprochen
und ihr gesagt, dass es um einen Job
geht“, erklärt Kochheim. Auf die Frage,
warum diese Unterhaltung erst so spät
passiert ist, erklärt er zuerst: „Weil ich zu
dem Zeitpunkt gehört hatte, dass es da
eine Missstimmung gab und mir wichtig
war, dass sie nicht dachte, ich wollte
sie anflirten und es da wirklich um eine
berufliche Anfrage ging.“ Später wird
er während des einstündigen Telefonats
sagen, dass er erst nachdem er ihr
den Job angeboten hatte, Wind davon
bekommen hätte, dass es da eine Diskussion
rund um ihn gab.
„I LOVE YOUR LEGS“
Auch Sophie* ist zuerst ängstlich.
Anfangs wollte sie ihre Chatverläufe
nicht verschicken. Die 19-Jährige hatte
eigentlich nicht viel mit Kochheim zu tun,
wie sie erklärt - bis er ihr auf Facebook
schreibt. Er spricht da von „sehnsüchtigen“
Blicken, gibt auch ihr Kosenamen
und macht ihr Komplimente zu
ihrem Körper. Auf die Frage, ob es nicht
unpassend wäre, Mitarbeiter*innen, die
ihm untergeordnet sind, Kosenamen zu
geben, erklärt Kochheim in aller Selbstverständlichkeit:
„Das mache ich mit
jeder Frau.“ Ein anderes Mal schreibt
er Sophie, er würde versuchen, „sie
heimlich irgendwo abzupassen“, weil es
schöner sei, alleine mit ihr zu sprechen
und damit der Cast nicht zuhört. „Seine
Nachrichten waren mir sehr unangenehm“,
so Sophie. „Aber ich habe nichts
/ RAMBAZAMBA / 41
gesagt, weil ich keine Probleme bereiten
wollte und weil ich Angst hatte, ihn würde
dann mehr an meiner Arbeit stören.“
Beschäftigt habe sie die Situation sehr,
vor allem die Message mit dem „heimlich
abpassen“, die habe sie erschrocken.
„Ich habe mit meinen Eltern und mit
meinem Freund darüber geredet und
alle waren schockiert.“ Ein anderes Mal
schreibt er ihr: „I love your legs.“
Sophie versucht, ein persönliches
Gespräch mit ihm zu arrangieren,
das dann aber doch
nicht zustande gekommen
ist. „Ich wollte ihm ins
Gesicht sagen, dass ich sein
Verhalten unpassend empfinde
und dachte, das wäre
persönlich besser, weil er es
dann vielleicht nicht falsch
auffasst.“
Auf Anfrage erklärt die
Grazer Oper: „Wo Menschen
auf engem Raum intensiv
miteinander arbeiten, kann
es naturgemäß zu Überschreitungen
persönlicher Grenzen kommen.
Im Theaterbetrieb entstehen durch
die inszenierte Darstellung von extremen
Lebenssituationen in manchmal
überzeichneten Kostümen und unter oft
hoher emotionaler Beteiligung der Künstler
immer wieder Situationen, die Möglichkeiten
zu sexueller Belästigung bieten
können.“ Es gäbe die Möglichkeiten,
mit Vorgesetzten, Betriebsrät*innen,
dem Betriebsarzt, der Beauftragten für
betriebliche Gesundheitsförderung oder
externen Psycholog*innen zu sprechen.
Intendantin Nora Schmid selbst betont,
sie hätte die Protokolle nicht vorliegen
und: „Facebook ist ein privater Kanal.“
Zudem erklärt sie, sie hätten erst von der
Situation erfahren, als Kochheim schon
weg war. Laut Margarete war der Ablauf
anders: „Mit der Regie-Assistentin habe
ich am 4.1. persönlich gesprochen und
ihr von den Nachrichten erzählt. Meinem
Abteilungsleiter habe ich am 7.1. eine
E-Mail mit allen Schilderungen geschrieben.
Bei der Premierenfeier am 13.1.
habe ich mich mit einem der Betriebsräte
darüber unterhalten, am 15.1. habe ich
dem Betriebsrat noch einmal alles per
Mail verschickt.“ Kochheim ist am 15.1.
aus Graz abgereist.
Die Intendantin gibt gegenüber
biber bekannt, es sei schwer, über die
nächsten Schritte zu sprechen. „Ist es
ein Festangestellter, dann muss ich
sofort handeln, weil der oder die jeden
Tag im Haus ist. Herr Kochheim ist ja
in Dänemark. Der ist ja gar nicht mehr
hier“, so Nora Schmid. „Sollten sich die
Schilderungen meiner Einschätzung nach
bewahrheiten, so werde ich sicherlich
noch einmal das Gespräch suchen und
meinen Standpunkt klarmachen.“
„Die Geschichte
meiner Profession
ist die Geschichte
des Flirts“
Am 15.1. erklärt einer der Betriebsräte
Margarete in einer Mail, die der
Redaktion vorliegt: „Er (Anm. der Red.:
Kochheim) hat vieles zweideutig gedeutet,
doch im Ganzen gelesen, wird klar,
wohin es hinauslaufen sollte.“ Weiters:
„Du hast richtig reagiert. Wenn die
anderen Kolleginnen auch so einen
schriftlichen SMS-Verkehr haben, wird es
schwer für ihn, hier wieder eine Produktion
zu machen.“ Die Juristin bei der
Gleichbehandlungsanwaltschaft, Sandra
Konstatzky, erklärt die rechtliche Lage:
„Im Arbeitsverhältnis ist der Arbeitgeber
gemäß der Fürsorgepflicht zu Abhilfemaßnahmen
gegen sexuelle Belästigungen
angehalten, auch bei verbalen
sexuellen Belästigungen. Das kann auch
bei arbeitnehmerInnenähnlichen Arbeitsverhältnissen
eingefordert werden.“
Nach der Online-Veröffentlichung
dieses Artikels am 23. Jänner 2018 gibt
Nora Schmid gegenüber der „Kleinen
Zeitung“ bekannt, Kochheim werde nicht
mehr an der Grazer Oper inszenieren:
„Es wird kein Folge-Engagement für
Kochheim an unserem Haus geben.“
Auch der ORF Steiermark berichtet über
den Fall, die Grazer Frauenstadträtin Tina
Wirnsberger kontaktiert biber und bietet
den jungen Frauen Unterstützung an.
Ursprünglich suchte auch eine vierte
Frau den Kontakt, schickte alle Protokolle
und wollte über Kochheim sprechen. In
letzter Sekunde sagte sie das Treffen ab,
wollte nicht, dass die von ihr geteilten
Gespräche veröffentlicht werden. Sie
sei froh, dass er sie und die anderen
Frauen nicht mehr belästigt. Aus ihren
Nachrichten geht hervor, dass sie Angst
vor der Reaktion der Öffentlichkeit hat.
Sie möchte die ganze Sache einfach
hinter sich lassen, schreibt
sie zuletzt. „Leider besteht
immer noch die berechtigte
Sorge von Frauen, dass eine
Täter/Opfer-Umkehr stattfindet“,
weiß auch Juristin
Konstatzky. „Frauen sind
oft mit Belästigungen von
‚mächtigen‘ Männern konfrontiert
und fürchten, dass
sie in der Branche nicht mehr
Fuß fassen können.“
Philipp Kochheim selbst
empfindet sein Verhalten
auch am Ende des
Gesprächs nicht als unangebracht und
unprofessionell. „Unprofessionell hieße,
dass es außerhalb dessen ist, was in
jeder Produktion passiert. Ich garantiere
Ihnen - und ich bin jetzt 20 Jahre beim
Theater - das passiert in jeder Produktion“,
so Kochheim. „Es wird überall geflirtet
und noch viel mehr und viel weniger
harmlos als diese Komplimente, die ich
da gegeben habe.“ ●
Dieser Artikel ist am 23. Jänner 2018 auf
www.dasbiber.at erschienen
42 / RAMBAZAMBA /
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44 / RAMBAZAMBA /
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sie nicht der Norm
entsprechen.
Text und Fotos: Alexandra Stanić
Uns Frauen wird von klein
auf viel beigebracht,
unter anderem, dass wir
bloß nicht aus der Reihe
tanzen, bloß nicht auffallen sollen.
Wer anders ist, muss mit komischen
Blicken rechnen. Gut genug ist frau
nur dann, wenn sie der gesellschaftlichen
Norm entspricht und aussieht,
wie die Frauen in der Werbung oder
die Bloggerin von nebenan. Wenn es
ihr wichtig ist, was andere, oft Männer,
von ihr halten. Wenn sie sich
selbst über ihr Aussehen definiert.
Wenn sie Dinge macht, die man von
ihr erwartet und jene sein lässt, die
man ihr ohnehin nicht zutraut. Biber
hat sich mit drei Frauen unterhalten,
die sich selbst nehmen, wie sie sind.
Ganz unabhängig davon, was ihnen
die Gesellschaft suggeriert.
BIANCA SCHÖNHOFER (24)
„
In der Welt der
Gehörlosen fühle ich
mich mehr wie ich
selbst.
“
„Mich selbst zu lieben ist wie ein Protest
gegenüber der Gesellschaft, die
mir oft etwas anderes vermitteln wollte.
Dadurch, dass ich Vitiligo habe, ist
auf den ersten Blick ersichtlich, dass
ich anders bin. In der Schule habe ich
nicht wirklich Anschluss gefunden,
man hat mich ‚Milkakuh’ genannt und
mich wegen meiner Hauterkrankung
komisch angesehen. Ich hatte in dieser
Phase viel Zeit, mich selbst lieben
zu lernen und mich so zu akzeptieren,
wie ich bin. Was man - anders als meine
Haut - nicht sofort erkennt: Ich bin
hörbehindert. Auf meinem linken Ohr
höre ich gar nichts mehr, auf der rechten
Seite langsam, aber sicher auch
immer weniger. Die Ärzte meinen, die
Chancen stehen hoch, dass ich mein
Gehör vollständig verliere. Wenn du
mit so etwas konfrontiert wirst, setzt
du dich noch intensiver mit deinem
Leben auseinander. Ich habe die
Umstände akzeptiert und bin über sie
hinausgewachsen. Und um ehrlich zu
sein: In der Welt der Gehörlosen fühle
ich mich mehr wie ich selbst. Dort
werde ich nicht ausgeschlossen und
meine Anwesenheit ist niemandem
unangenehm. Wirklich repräsentiert
fühle ich mich von der Mehrheitsgesellschaft
nicht, deswegen habe ich
vor ein paar Jahren angefangen, mich
selbst zu fotografieren. Diese Selbstportraits
waren eine Art Therapie für
mich. Mit jedem Foto bin ich selbstbewusster
geworden. Ich poste diese
Fotos auch auf Instagram, um anderen
zu zeigen, dass sie sich selbst lieben
sollen und dass sie gut genug sind–
ganz egal wie sie aussehen oder ob
jemand etwas anderes behauptet.
Mittlerweile sind mir die Menschen
egal, die meinen, ich müsse irgendetwas
an mir verändern. Wieso sollte
ich das tun? Ich finde mich ehrlich
gesagt sehr cool, so wie ich bin.“
/ RAMBAZAMBA / 45
DARMINA JAŠAREVIĆ (29)
„
Ich möchte kein Teil der
Leistungsgesellschaft sein.
“
Vor zwei Jahren habe ich mir meinen
größten Wunsch erfüllt: Ich bin auf
eine tropische Insel gezogen. Seither
schlürfe ich auf den Seychellen
Kokosnüsse, genieße die schönsten
Strände der Welt und führe ein minimalistisches
Leben. Wien hat mich
nur alle paar Monate, wenn ich meine
Familie und vor allem meine kleine
Schwester besuche. Nach ein paar
Wochen reicht mir das Wetter und der
schnelllebige Alltag hier aber auch
schon. Natürlich war das Auswandern
ein großer Schritt und es gab viele,
die meine Entscheidung nicht nachvollziehen
konnten. Immerhin habe
ich meine Wohnung aufgegeben, auf
einen sicheren Job und damit auch
auf ein regelmäßiges Einkommen
verzichtet und bin ans andere Ende
der Welt gezogen. Aber ich habe mich
für mich selbst und für ein Leben
entschieden, das meinen Ansprüchen
gerecht wird. Ich liebe mich
selbst so sehr, dass ich das tue, was
mich glücklich macht. Dass ich mein
Dasein nicht für Jahrzehnte der Arbeit
widme, nur um dann müde in Pension
zu gehen: Das irritiert manche. Und
natürlich bin ich von Zeit zu Zeit auch
mit Vorurteilen konfrontiert, wie etwa,
dass ich nur auf der faulen Haut liege.
Aber ich habe vor meiner Auswanderung
all mein Geld angespart und
arbeite hier ein paar Stunden pro
Woche als Aushilfe in einem Bed &
Breakfast. Ich brauche nicht viel und
schon gar nicht viel Geld oder Materielles.
Ich entspreche nicht der Norm,
falle mit meinem Lebensstil aus dem
Muster. Dafür habe ich mich ganz
bewusst entschieden. Ich möchte kein
Teil der Leistungsgesellschaft sein.
Ich möchte die Welt bereisen, viele
Orte mein Zuhause nennen dürfen und
vor allem eins: Jeden Tag in vollen
Zügen genießen.
46 / RAMBAZAMBA /
MAGDALENA BERGER (22)
„
Ich will Witze schreiben.
“
Im ersten Moment klingt das für viele
wohl wie ein absurder Berufswunsch.
Vor ein paar Jahren hätte ich wohl
auch komisch geguckt, hätte das
jemand als Traumjob genannt. Aber
ich möchte das wirklich gerne machen
und ich traue es mir auch zu. Das war
aber nicht immer so. Dass Frauen
grundsätzlich mal nicht so als lustig
wie Männer empfunden werden,
ist ja nichts Neues. Studien haben
gezeigt, dass sich sowohl Männer als
auch Frauen einen Partner mit Humor
wünschen. Männer, weil sie jemanden
möchten, der über ihre Witze lacht.
Frauen, weil sie jemanden möchten,
der sie zum Lachen bringt. Auch in
Freundeskreisen habe ich beobachtet,
dass viel mehr über die Pointen von
Männern gelacht wird. Ich habe mich
wirklich intensiv damit beschäftigt
und verstanden, dass Lacher oft nicht
nur etwas mit dem Scherz an sich zu
tun haben, sondern damit, ob eine
Frau oder ein Mann diesen Scherz
reißt. Ich kann also gut nachvollziehen,
warum die meisten Frauen gar
nicht erst auf die Idee kommen, in
diese Branche einzusteigen, aber ich
finde es wirklich schade. Für mich
bedeutet Selbstliebe also, sich Dinge
zuzutrauen, die dir die Gesellschaft
nicht zutraut. Aber unter Selbstliebe
verstehe ich auch zu akzeptieren,
dass ich mich nicht die ganze Zeit lieben
kann und muss. Diese neoliberale
Einstellung, alles würde nur an einem
selbst liegen und alles passiert im
Kopf, geht mir ehrlich gesagt ziemlich
auf die Nerven. Man muss ja auch gar
nicht alles an sich mögen, das bedeutet
nicht, dass ich mich alles in Allem
nicht ziemlich ok finde.“
/ RAMBAZAMBA / 47
KARRIERE & KOHLE
Studieren statt Saunieren
Von Andrea Grman
MEINUNG
Immer noch
keinen Plan
Kennst du dieses Gefühl? Du sitzt in einer
Prüfung, starrst auf dein Blatt und weißt
einfach nichts. Du verstehst nicht mal die
Fragen. Als hättest du die letzten zwei
Wochen umsonst gelernt. Zehn Minuten
vor Ende kommt die Ansage „Bitte tragen
Sie Ihre Antworten in den Antwortbogen
ein.“ Du überdenkst nochmal alles, was
du bisher angekreuzt hast, streichst die
Hälfte durch, zweifelst an deiner Existenz
und vergisst deinen Vornamen. Am Ende
gehst du raus und kommst drauf, du bist
in der falschen Prüfung gesessen.
Mindestens genauso planlos fühlt sich
mein Leben gerade an. Jetzt bin ich also
25 und mitten im Berufsleben. Aber so
ganz weiß ich immer noch nicht, was
ich mit mir anfangen soll. Studentenrabatt
bekomme ich auch keinen mehr.
Das Beste aus beiden Welten. Hier ist
sie: meine Quarter Life Crisis. Hin- und
hergerissen zwischen sozialer Verantwortung,
persönlicher Weiterentwicklung
und gesellschaftlichem Druck ändere
ich meine Zukunftspläne öfter als meine
Unterwäsche. Und dann kommt auch
noch Opa daher mit „Fünf Jahre hast du
ja noch bis zum ersten Kind.“ Danke Opa!
Dann weiß ich immerhin schon, was ich
in fünf Jahren mache.
grman@dasbiber.at
Du hast ab April einen
Kommunikationskurs
speziell für Frauen.
Gibt es einen Unterschied
zwischen
weiblicher und
männlicher Kommunikation?
So allgemein kann
ich das nicht sagen,
das ist von Person zu
Person unterschiedlich.
Doch besonders
auf beruflicher Ebene
konnte ich feststellen,
dass Männer eher
direkt kommunizieren.
Viele Frauen benutzen
Füllwörter. Das wirkt
bittstellerisch und
lässt sie weniger kompetent
wirken.
Was kann ich tun,
wenn ich das Gefühl habe, von
meinem Vorgesetzten nicht ernst
genommen oder ungerecht behandelt
zu werden?
Mentoring
für starke
Frauen
Der VWFI startet heuer
wieder mit dem MiA-
Mentoringprogramm – für
alle Frauen mit Migrationshintergrund
zwischen
20 und 25 Jahren. Dabei
wirst du ein Jahr lang von
einer Patin aus dem MiA-
Netzwerk begleitet. Infos
unter vwfi.at. Fragen an
Adriana Davidovic –
a.davidovic@vwfi.at
3
FRAGEN AN:
Saskia Höfer
Geschäftsführerin von LeitSatz
Mehr als reden
Zunächst hilft es,
mich selbst aus der
Situation rauszunehmen
und mich
in mein Gegenüber
hineinzuversetzen.
Wie hätte ich in seiner
Situation reagiert? Hat
er womöglich Recht?
Dann kann ich das
Problem viel konkreter
und sachlicher
ansprechen.
Bin ich erfolgreicher,
wenn ich gut kommunizieren
kann?
Für mich bedeutet
„gut kommunizieren“,
eine Nachricht
effizient zu vermitteln,
sodass sie relevant für
mein Gegenüber wird.
Wenn ich meine Message
gut rüberbringe, dann bin ich in
der Regel auch erfolgreich.
Das ganze Interview findest du auf
dasbiber.at
Motivations-Tipp
WORK-FLOW
Routine ist langweilig? Ganz
und gar nicht. Die richtigen
Gewohnheiten helfen dir,
produktiver zu sein. Sie funktionieren
unabhängig von deiner
Motivation und brauchen nicht
deine Willenskraft auf – wenn
sie erstmal etabliert sind.
FOMO (fear of missing out)?!
Nicht mit uns! Diesen VHS-Kurs solltest
du im April auf keinen Fall verpassen: im
„Wordpress Grundkurs" lernst du, wie du
deine eigene Website erstellst und so zum
Beispiel als professionelle/r Blogger/in
richtig durchstartest. Wir finden: die perfekte
Chance, um dein Hobby zum Beruf zu
machen.
Marko Mestrović, Adrian Almasan
48 / KARRIERE /
Bist Du
unser nächster
„top selling bread
consultant“ ?
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Du hast Spaß am Backen, bist kommunikativ und kundenfreundlich, stehst
gerne früh auf und meisterst schwierigere Situationen mit einem Lächeln
im Gesicht? Dann bist Du bei uns richtig!
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Job im Verkauf in einem wachsenden und dynamischen
Familien-Unternehmen.
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DIE
NEUSTARTERINNEN
Studium abbrechen, Branche wechseln. Was wie der Alptraum für viele Eltern
klingt, war für diese Neustarter die beste Entscheidung ihres Lebens.
Von Nada El-Azar, Nikolina Knezević, Lea Bacher, Fotos: Julia Peternell
Über den
Schatten
springen
Name: Noa Gluttig
Alter: 22
Wechsel: Slawistik (Uni
Wien) ↔ Soziale Arbeit
(FH Campus)
BIBER: Was hast du früher studiert?
NOA GLUTTIG: Ich habe Russisch im
Bachelorstudium Slawistik studiert.
Warum hast du aufgehört?
Ich merkte während des Studiums, dass
mich immer weniger Lehrinhalte interessierten,
wollte aber „durchbeißen“ und
mich und meine Eltern nicht durch einen
Studienabbruch enttäuschen. Im Laufe
des vierten Semesters verfiel ich in eine
Krise. Diese Zeit half mir, meine Prioritäten
neu zu ordnen.
Was machst du jetzt?
Heute studiere ich Soziale Arbeit auf der
FH Campus Wien. Nebenbei arbeite ich
bei der Caritas in einer Organisation für
Kinder mit Behinderungen.
Was gefällt dir daran besser?
Mit dem neuen Studium habe ich eindeutig
das gefunden, was mich begeistert.
Das Studium verbindet Praxis, Theorie
und Reflexion miteinander – eine gute
Vorbereitung auf das spätere Arbeitsleben.
An der Arbeit bei und mit dem
Menschen finde ich Freude und Bereicherung.
Es ist die beste Entscheidung,
die ich bis jetzt getroffen habe.
Was hast du aus deiner Entscheidung
gelernt?
Der Studienwechsel gehört gut überlegt,
aber man soll sich nicht den Kopf
zerbrechen. Jedenfalls lohnt es sich am
Ende, dorthin zu wechseln, wo man sich
wohler fühlt. Der Studienwechsel ist für
niemanden leicht. Ich habe gelernt, dass
es sich lohnt, auch mal über den eigenen
Schatten zu springen!
50 / KARRIERE /
Weltreise
als Karrieresprung
BIBER: Was hast du früher gemacht?
CHRISTINA STRASSER: Ich war Assistentin
der Geschäftsführung und Office
Managerin.
Warum hast du das nicht weiterverfolgt?
Nach meiner Weltreise habe ich mir
einen „9-to-5-Job“ nicht mehr vorstellen
können. Er war mir zu eintönig. Oftmals
ist es so, dass man in einer großen Firma
seine Ideen und Kreativität nicht einbringen
kann. Man ist einfach eine Zahl in
einem riesigen Unternehmen und wird
oft auch so behandelt.
Was machst du jetzt?
Jetzt bin ich Reiseautorin, Speakerin und
Veränderungstrainerin. Ich habe mich im
August 2017 selbstständig gemacht und
bin auf Vortragstour. Da geht es um meine
einjährige Weltreise, über diese habe
ich jetzt auch mein erstes Buch „Ein
Jahr Weltreise. Das mutigste Abenteuer
meines Lebens“ veröffentlicht.
Was gefällt dir daran besser?
Ich habe sozusagen „mein Ding“ kreiert.
Ich habe keine Position zugeschrieben
bekommen, sondern habe das daraus
gemacht, was ich wollte. Ich kann kreativ
sein und durch die Selbstständigkeit
merkt man, dass viele Ideen entstehen
und sich neue Sachen ergeben.
Was hast du aus deiner Entscheidung
gelernt?
Den Mut zu haben, es zu versuchen!
Mein Tipp: Immer positive Gedanken
haben und sich von Energiesaugern
lösen.
Name: Christina Strasser
Alter: 30
Wechsel: Bürojob ↔
Selbstständig (Reiseautorin,
Speakerin,
Veränderungstrainerin)
nd_ Anzeige Biber_207x66mm
• AHS-Matura
• Berufsreifeprüfung
• Studienberechtigungsprüfung
• Sprachkurse, Latinum
• Fernunterricht
(Beginn jederzeit)
Beginn: Frühjahr & Herbst
HÖCHSTE
ERFOLGSZAHL
ÖSTERREICHS
/ MIT SCHARF / 51
Tel.: 01/523 14 88, Neubaugasse 43, 1070 Wien, www.roland.at
Der Menschenaufschneider
BIBER: Was hast du früher studiert?
KARIM EL-AZAR: Ich habe Pharmazie
studiert.
Warum hast du aufgehört?
Nach fünf Semestern Pharmazie habe ich
gemerkt, dass sich der ganze Aufwand
im Studium für den späteren Job nicht
lohnt. Daher habe ich an die FH Technikum
ins Fach „Wirtschaftsinformatik“
gewechselt. Von Freunden und Familie
habe ich immer gehört, wie gut ich doch
mit Computern sei. Das hat sich im Studium
anders erwiesen. Trotzdem habe
ich „durchgebissen“ und meinen BSc
(Bachelor of Science) erhalten.
Was machst du jetzt?
Jetzt studiere ich Humanmedizin an der
MedUni Innsbruck. Ich schneide lieber
einen Menschen auf und sehe wie er
funktioniert, als vor einem Computer
zu sitzen. Dafür bin ich sogar von Wien
weggezogen.
Was gefällt dir daran besser?
Ich werde auf jeden Fall Arzt! (lacht)
Für ein bestimmtes Fach habe ich mich
noch nicht entschieden, fünf Jahre habe
ich noch Zeit. Zum Lernen ist die Stadt
optimal, weil man nicht so viel Ablenkung
hat.
Was hast du aus deiner Entscheidung
gelernt?
Niemals von anderen sagen lassen,
wo deine Talente liegen und was man
studieren soll! Je früher man im Leben
draufkommt, was man will, desto besser.
Aber auch wenn es länger dauert und
man erst mehrere Anläufe braucht, ist es
in Ordnung.
Name: Karim El-Azar
Alter: 29
Wechsel: Pharmazie →
Wirtschaftsinformatik
(FH Technikum) →
Humanmedizin
Gesunder
Wechsel
BIBER: Was hast du früher
studiert?
ISABELLA CERNY: Nach
meiner Matura hab ich
einen Weg eingeschlagen,
den viele damals gegangen
sind - ab auf die Uni!
Ich musste bald feststellen,
dass das Studium der Sprachwissenschaften
nichts für mich war.
Warum hast du das nicht weiter verfolgt?
Ich habe andauernd nach einem Schnittpunkt
zwischen meinem Studium und
meinem Leben gesucht. Als ich gemerkt
hab, dass ich den nicht finden werde,
habe ich mich entschieden, etwas zu
machen, das näher an der Praxis liegt.
Was machst du jetzt?
Ich habe mich für die Ausbildung zur
diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerin
entschieden, welche ich
bald abschließen werde, um dann als
52 / KARRIERE /
diplomierte Pflegeperson – in Spitälern
oder wo auch immer es mich hin verschlägt
– zu arbeiten. Für Menschen und
Krankheiten habe ich mich schon immer
interessiert, aber dass die Pflege wirklich
etwas für mich ist, hat sich im Laufe der
Ausbildung gezeigt.
Was gefällt dir daran besser?
Einerseits gefällt mir, dass ich etwas tue,
was einen Mehrwert für die Gesellschaft
hat. Ich arbeite ganz nah am Menschen,
bin ständig in Bewegung, und am Ende
des Tages habe ich bestenfalls etwas
zum Positiven bewegt. Auf der anderen
Seite ist da der Austausch mit anderen
Berufsgruppen im Gesundheitswesen:
Medizinerinnen und Medizinern, Therapeutinnen
und Therapeuten, dem
Medizinisch-Technischen Dienst, um nur
ein paar zu nennen. Man kann so viel lernen,
trifft auf immer wieder spannende
Fälle und Persönlichkeiten und erweitert
laufend seinen Horizont.
Was hast du aus deiner Entscheidung
gelernt?
Höre auf dein Bauchgefühl!
Name: Isabella Cerny
Alter: 21
Wechsel: Sprachwissenschaft
(Uni Wien) → Wiener Krankenanstaltenverbund
w w w . b e s t i n f o . a t
2018
1. bis 4. März
Wiener Stadthalle
9 bis 18 Uhr, 4. März bis 17 Uhr
Eintritt frei
D i e g r o ß e B i l d u n g s m e s s e
www.facebook.com/bestinfo.at
www.twitter.com/bestinfo_at
BMBWF
/ MIT SCHARF / 53
Der Biber-BeSt³-K
Auf der größten Berufsmesse
Österreichs – BeSt³ – dreht sich
alles um Studium, Jobs und
Weiterbildung. Biber hilft dir, deinen
Traumjob zu finden. Folgende
Veranstaltungen darfst du dir auf
keinen Fall entgehen lassen!
DONNERSTAG,
01. MÄRZ 2018
10:00
Lehre nach der Matura –
Möglichkeiten und Chancen
Für alle, die eine Lehre beginnen
möchten, ist hier ein interessanter
Vortrag mit allen Basics. Lehre kann
nämlich viel mehr sein als eine Alternative
zum Studieren!
Vortragssaal 3
12:40
AMS Bewerbungsshow
Wer wissen will, wie man sich richtig
bewirbt und gleichzeitig ein bisschen
lachen will, sollte die AMS Bewerbungsshow
sehen. SchauspielerInnen
zeigen dir, was alles schief laufen
kann.
Vortragssaal 1
FREITAG,
02. MÄRZ 2018
10:00
Was macht ein/e Journalist/in?
Biber-Onlinechefin und Akademieleiterin
Alexandra Stanić über den Arbeitsalltag
in den Medien. Besuche uns!
Vortragssaal 3
14:00
„Matura, was jetzt?“
Wie man nach der Matura erfolgreich
ins Berufsleben eintritt, erfährt man bei
diesem Vortrag.
Vortragssaal 1
SAMSTAG,
03. MÄRZ 2018
Halbzeit bei der BeSt³! Wer
noch nicht vorbeigeschaut
hat, sollte das jetzt machen!
Hier weitere Vorschläge:
10:40
Die Ersten in ihrer Familie,
die an die Uni gehen
Nicht selten gibt es im
migrantischen Milieu Menschen,
die als erste aus
ihrer Familie eine Universität
besuchen. Bei diesem Vortrag
erzählen First Generation
Students von ihren
Erfahrungen.
Vortragssaal 2
Dürfen wir vorstellen →
Master of Arts Nikolina Knežević. Die
27-Jährige gehört zur First-Student-
Generation, also jene Menschen, die
im Gegensatz zu ihren Eltern, eine
akademische Laufbahn eingeschlagen
haben. Nikolina kam 93 zusammen mit
ihrer Mutter und Schwester aus Banja
Luka nach Österreich. „Ich werde niemals
die Tränen in den Augen meiner
Mutter bei der Sponsion vergessen“,
erinnert sie sich.
11:20
Technik-Studium ohne HTL – kann
ich das schaffen?
MINT-Studien (Mathematik, Informatik,
Naturwissenschaften und Technik)
sind in aller Munde. Hier bekommst du
Tipps, wie du ein technisches Studium
meisterst, wenn du an einer AHS oder
nicht technischen BHS maturiert hast.
Vortragssaal 3
Best, Julia Peternell
54 / KARRIERE /
ompass
Neuer
Gesundheits-
Bachelor-
Studiengang:
& Krankenpfl ege
Bezahlte Anzeige
Bewirb dich jetzt!
Neues Studium mit Zukunft – der neue Bachelor-Studiengang Gesundheits-
und Krankenpfl ege befasst sich mit der professionellen Pfl ege
von Menschen aller Altersstufen. Angehende Gesundheitsprofi s
tragen wesentlich zur Gesundherhaltung bei. Bewirb dich jetzt und
werde Gesundheitsprofi !
Bewerbungszeit:
1. Jänner – 31. März 2018
www.fh-gesundheitsberufe.at
SONNTAG,
04. MÄRZ 2018
Letzter Tag der größten Berufs-und Studienmesse
Österreichs –letzte Chance!
14:00
Aufnahmeprüfungen im Vergleich
Dieser Vortrag gibt eine Übersicht verschiedener Aufnahmeverfahren
in Österreichs Bildungsinstitutionen.
Ort: Vortragssaal 2
14:30
Kommen wir ins Gespräch!
Das Sprachenzentrum der Uni Wien informiert über
ihr reiches Angebot an Sprachkursen. Auch IELTSund
Cambridgeprüfungen gehören dazu!
Vortragsaal Uni Wien
Dein Ferienjob
Wohne für einige Wochen mit anderen Studierenden
in einer Ferienwohung zusammen und sei im Team
mit Ihnen für große Hilfsorganisationen wie das
Rote Kreuz und die gute Sache unterwegs.
Du wirst nicht nur gut verdienen, du wirst auch viel
lernen - fürs Studium, für den Beruf und fürs Leben!
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Selbermacherin
Die Besser-Wisserin
Ana Barros hat ihr Hobby
zum Beruf gemacht.
Gemeinsam mit einem
Freund gründete sie die
Social Media Agentur
Better. Über Bauchgefühle
und Identität im Netz.
Von Nada El-Azar, Foto: Julia Peternell
Ana Barros begrüßt uns in ihrem neuen Büro im ersten
Wiener Gemeindebezirk. Eingelebt haben sich sie
und ihre Kolleginnen und Kollegen von Better in den
drei Monaten, die sie hier sind, noch nicht. Überall stehen
noch unausgepackte Kartons. Ana ist Co-Founderin und
Creative Director der Social Media Agentur. Aber was kann
man sich darunter vorstellen? „Wir helfen Firmen dabei, ihre
Markenidentität zu finden und diese auf diversen Social Media
Plattformen zu präsentieren“, so die gebürtige Portugiesin.
Diese Aufgabe, mit der früher in Firmen oftmals Praktikantinnen
und Praktikanten betraut wurden, ist mittlerweile ein eigener
Marketingzweig und ein gewinnbringendes Geschäft. Ana ist
Instagrammerin der ersten Stunde. „2010 war Insta noch nicht
so präsent in Österreich. Meine Community wuchs daher sehr
schnell.“ Heute nutzt sie Social Media, um Trends frühzeitig zu
erkennen. Damit holt sie sich wertvollen Input für ihre Arbeit.
56 / KARRIERE /
WIE ALLES BEGANN
Eigentlich ist die 32-Jährige studierte Architektin und reiste für
Projekte durch ganz Europa. „Als mobile Architektin brauchte
ich irgendwo einen Tisch zum Arbeiten“, erzählt sie. Im Impact
Hub bekam sie einen Schreibtisch – im Gegenzug generierte
sie Inhalte für die Social Media-Seiten des Wiener Co-Working
Spaces. Zusammen mit Kai Wichmann entdeckte sie die
Geschäftsidee dahinter. „Wir sind draufgekommen, dass sehr
viele Firmen auf der Suche nach einem solchen Service sind.“
Längst sind soziale Netzwerke ein Marketingtool geworden, mit
dem sich viel Geld verdienen lässt. Better geht eine „Beziehung“
mit den Kunden ein, sagt Ana, und arbeitet mit Projektmanagern,
Textern, Grafikern und Strategikern an Inhalten, die
für maximale Präsenz im Netz sorgen.
INTUITIV ZUM ERFOLG
Das Konzept geht auf. „Alle denken, dass sie sich mit Social
Media auskennen und ihre Arbeit gut machen. Aber wir
machen es eben besser“, sagt Ana. Daher auch der Name ihrer
Agentur, die sich auch auf sogenanntes Influencer Marketing
spezialisiert hat. Ana und Kai zogen ihre ersten Kunden an
Land, noch bevor sie ein Büro für Better fanden. Die Nachfrage
ist immens, denn in Österreich sind Social Media Agenturen
noch nicht so groß. „Wenn’s hart auf hart kommt, kann ich
immer zum Architektenberuf zurückkehren. Mein Bauchgefühl
zeigt mir aber immer den richtigen Weg“, lächelt sie stolz.●
WKO-WIEN HILFT
Im Gründerservice der WKO-Wien kann man
bei einem Beratungsgespräch alle Fragen
stellen, die die Gründung eines Unternehmens
betreffen. Im Vorhinein kann man sich
auch schon eigenständig online informieren.
Ob generelle Tipps zur Selbstständigkeit,
rechtliche Voraussetzungen, Amtswege
oder Finanzierungs- und Förderungsmöglichkeiten:
Auf der Website kommt man mit
wenigen Klicks zu allen wichtigen Informationen.
wko.at/wien
www.gruenderservice.at
Die Selbermacherin-Serie ist eine redaktionelle
Kooperation von das biber mit der Wirtschaftskammer
Wien.
ZEIGEN SIE
WAS SIE
KÖNNEN
» WKO FIRMEN A–Z –
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Sie wollen Ihre Produkte und
Dienstleistungen online präsentieren?
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TECHNIK & MOBIL
Alt+F4 und der Tag gehört dir.
Von Adam Bezeczky
MEINUNG
Tony Stark lebt!
Der echte Ironman heißt Elon Musk.
Mit dem Start der SpaceX-Rakete
„Falcon Heavy“ ist der Galionsfigur
der Technikwelt ein weiterer Eintrag
in die Geschichtsbücher gelungen.
Vieles, was Musk verspricht, klingt
anfangs unglaublich oder zu gut,
um wahr zu sein. Tatsächlich versetzen
er und sein Team die Welt in
Staunen: selbstlenkende Elektroautos,
blitzschnelle Zugreisen (Hyperloop)
oder eben aufrecht landende
Raketen. Es wird sich weisen, wie
nachhaltig diese revolutionären
Fortschritte sind: Tesla hat arge
Probleme, die angepeilten 50.000
Model 3 Autos zu fertigen,
die „Gigafactory“
kämpft mit Produktionsschwierigkeiten.
Andererseits
zeigt sich am
Beispiel von Amazon,
dass ein langer Atem
zur absoluten Marktdominanz
führen kann.
bezeczky@dasbiber.at
BAUEN MIT SUPERHOLZ
Jianwei Song von der Universität
Maryland in den USA pimpt den traditionellen
Baustoff der Menschheit.
Mit seinen Verbesserungen wird das
so gewonnene „Holz 2.0“ drei Mal
so dicht und elf Mal so fest wie die
Naturversion. Ob bald Hochhäuser
aus Holz gebaut werden?
Kampf der
Lauscher
Mit dem Homepod steigt Apple in den
Markt der smarten Lautsprecher ein.
Neben Alexa, Google und Cortana
belauscht uns jetzt also auch Siri im
Wohnzimmer. Obwohl die Geräte die
„Basics“ wie Songs abspielen und
Timer stellen beherrschen, sind sie
noch weit von den Fähigkeiten von
echten Assistenten entfernt.
Far Cry 5:
Showdown in
Montana
Ende März beginnt der große
Showdown. Ein religiöser
Redneck-Kult hat weite Teile
des US-Bundesstaates Montana
unterjocht und nur wir,
die Spieler, können die armen
Teufel retten. Überzeichnete
Gewalt, epische Grafik und
viel Action bringt das neue
Kultspiel von Ubisoft. So kann
der Frühling beginnen! Far
Cry 5 erscheint am 27. März
2018.
VÖLKERBALL
Mit Age of Empires: Definitive
Edition bringt Microsoft einen
der Urväter der Aufbaustrategiespiele
zurück auf die XBox.
Remastered für 4k-Auflösung
erleben wir 10 historisch
akkurate Kampagnen von 16
Völkern und Hochkulturen der
Geschichte!
Marko Mestrović, SpaceX, Apple, Ubisoft
58 / TECHNIK /
BEZAHLTE ANZEIGE
GLÜCKLICH MIT GEORGE
DER FRÜHLING STEHT VOR DER TÜR UND ADRIANA MÖCHTE SICH EINEN ROLLER KAUFEN. SIE HAT
SICH SCHON ETWAS GELD ZUSAMMENGESPART, ABER EIN BISSCHEN FEHLT NOCH. ANSTATT IHR
KONTO ZU ÜBERZIEHEN, HOLT SIE SICH EINEN GÜNSTIGEREN ONLINE-KREDIT.
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18. GEBURTSTAG VON EINEM ROLLER.
JETZT IM FRÜHLING IST ES SOWEIT.
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VORBEWILLIGTEN * 3-KLICK-ONLINE-KREDIT ABSCHLIESSEN.
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kann die Rate
und Laufzeit selbst
bestimmen - das ist
praktisch!
Ich
wünschte,
alles wäre so easy
wie Banking mit
George.
ADRIANAS BERATERIN HAT
EMPFOHLEN, EINEN GÜNSTIGEN
ONLINE-KREDIT ZU NEHMEN,
ANSTATT DAS KONTO ZU
ÜBERZIEHEN.
Mit
dem Moped
erfülle ich mir
meinen Traum!
*
Wird automatisch im George Store angezeigt, wenn aufgrund der
Bonität ein möglicher Kreditrahmen vorbewilligt ist.
Dolce vita,
ich komme!
Ti amo
George.
Gute Wahl,
das ist unser
Spitzen-
Modell!
AUF GEHT‘S INS ERSTE ABENTEUER...
Fotos: Susanne Einzenberger
AUF DEM WEG ZUM MOPED-HÄNDLER IHRES
VERTRAUENS ...
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ES BEGLEITET DICH, WO DU BIST. UND DU TÄTIGST
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www.erstebank.at/george
LIFE & STYLE
Mache mir die Welt, wie sie
mir gefällt
Aleksandra Tulej
MEINUNG
Über 2 €-Drinks und
das Erwachsenwerden
Es ist Samstagmorgen, 8:30 Uhr. Vor zwei
Jahren wäre ich um diese Uhrzeit an einem
Samstag wahrscheinlich heimgekommen. Ich
stehe in meinem Sport-BH und meiner Leggings
vor dem Spiegel, putze mir die Zähne,
und erkenne die Person im Spiegel nicht
wieder. Auf dem Heimweg nach dem Boxtraining
kaufe ich Gemüse ein – um diese Uhrzeit
hätte ich mir vor zwei Jahren eine Pizza
beim Lieferservice bestellt. Damals hätte ich
mein heutiges Ich wahrscheinlich ausgelacht.
Plötzlich bin ich irgendwie einer dieser Menschen
geworden, vor denen ich früher Angst
hatte. Ich hatte Angst, erwachsen zu werden.
Ein Teil von mir war früher neidisch auf
diese Leute, die ihr Leben so im Griff haben.
Ein anderer Teil schwebte an Wochenenden
irgendwo zwischen dem Verlangen nach der
ewigen Jugend, einer Weißweinfahne und
der ständigen Angst, etwas zu verpassen.
Jugend ist dabei relativ, da ich ja doch schon
ein Vierteljahrhundert alt bin. Ich habe keine
180-Grad-Drehung gemacht, von „erwachsen“
bin ich immer noch weit entfernt. Aber es tut
gut. Langsam, aber doch. Wobei mir bei dem
Gedanken an grüne Smoothies immer noch
das Kotzen kommt – aber immerhin nicht mehr
von 2 €- Drinks von Freitagnacht. Gut, dass
gleich Samstagabend ist und ich mir mittlerweile
jene um 4 € leisten kann.
tulej@dasbiber.at
Geldanlage
Ab geht die Post?
Schon vor zwei Jahren sorgte das
DHL-Shirt des Labels Vetements
für Aufsehen. Preis: Stolze 245 €.
Aber im Frühling geht es weiter:
Vetements hat nun eine ganze
Capsule-Kollektion mit
dem Titel „Vetements
x DHL“ designt. Rot
und gelb sind dementsprechend
die
dominierenden
Farben der Kollektion,
die T-Shirts,
Longsleeves,
Caps und Socken
umfasst. Auf die
Preise können wir
gespannt bleiben.
Wie seid ihr auf
die Idee gekommen,
nachhaltige
Unterwäsche zu
kreieren?
Wir kennen
das Gefühl von
Unterwäsche,
die einen den
ganzen Tag unter
der Klei dung
heimlich quält,
weswegen wir
angefangen
haben, komfortable
und vielseitig
einsetzbare
Wäsche zu
entwerfen.
Was genau zeichnet
die Kleidungsstücke
aus?
Gerade als
3
FRAGEN AN:
Studio Miyagi
Nachhaltiges Wiener
Unterwäschelabel
PFLANZ TIPP
MACH
(K)EIN
AUGE
Bock auf DIY, schöne
Augenbrauen und schöne
Wimpern? Die BeautyLash-
Produkte sind aus pflanzlichen
Inhaltsstoffen, wie
Wacholder, Johanniskraut,
Färbedistel und Blüten der
Goldrute gemacht – und
sind dazu auch noch vegan!
junges Label war
es für uns wichtig
einen hohen Wert
auf Nachhaltigkeit zu
legen - die innovative
Faser wird in
Österreich hergestellt,
die Stoffe aus Dead-
Stock bezogen und in
einem kleinen Atelier
verarbeitet.
Wo bekommt man die
Teile?
Aktuell kann man
Miyagis online auf
www.studiomiyagi.
co bestellen, in den
nächsten Monaten
sind sie allerdings bei
Pop-Ups in ausgewählten
Geschäften
in Wien und Graz
erhältlich.
Marko Mestrović, bereitgestellt, Christoph Liebentritt
60 / LIFESTYLE /
MANN & BODY
Du bist,
was du isst
Von Artur Zolkiewicz
FUN FACT
KelnerInnen gehen
täglich zweimal mehr als
Polizisten und Anwälte.
Foto: Ulrich Eigner, Retusche: Blaupapier
Marko Mestrović, pixabay
MEINUNG
Leistungsziele setzen
Ich habe in meiner letzten Kolumne
geschrieben, dass man sich manchmal
einfach nur bewegen soll. Ohne
darüber nachzudenken, wie weit man
gelaufen ist oder wie schwer man
gehoben hat. Das sollte aber nicht heißen,
dass Zielsetzung im Sport keine
Anwendung findet. Natürlich nimmt
sie im Leistungssport eine zentrale
Stelle ein. Auch im Hobbysport kann
sie aber angewendet werden, um zu
lernen, wie man mehr Spaß am Sport
verspüren und wie man seine Ziele wie
z.B. Gewichtsabnahme effizienter, und
vor allem auf eine viel angenehmere
Weise, erreichen kann.
Ein Leistungsziel kann mit einem
anderen Ziel kombiniert werden. Dabei
sollte das Leistungsziel (z.B. 10 km
laufen) als primäres und das ästhetische
Ziel (z.B. 5 kg abnehmen) als
sekundäres Ziel gesehen werden.
Somit fokussiert man sich nicht auf die
Zahl auf der Waage, dies kann nämlich
oft zur Frustration führen, sondern
auf die Zielerreichung. Der Vorteil von
Leistungszielen ist, dass sie, wenn sie
erreicht werden, rasch durch neue
ersetzt werden können. Die Gewichtsabnahme
kommt automatisch und
wird somit auf eine gesündere Art und
Weise erreicht.
Was ist Dein nächstes Ziel?
zolkiewicz@dasbiber.at
Zahl
des Monats
160 km/h, so
schnell wird die Luft beim
Niesen aus der Nase oder
dem Mund ausgestoßen!
Tipp
CBD-Öl
CBD Öl, Cannabidiol Öl wird
aus Hanf hergestellt und soll
angstlösend, entzündungshemmend,
antiepileptisch
und entkrampfend wirken.
Das CBD Öl hat somit das
Potenzial bei zahlreichen
Gesundheitsproblemen ein
wichtiger Helfer zu sein. Und
nein, obwohl es aus Hanf
hergestellt wird, hat das CBD
Öl trotzdem keine berauschende
Wirkung und ist
legal erhältlich.
DAS GEFÜHL,
WIEDER MIT
EIGENEN
AUGEN
ZU SEHEN.
Mit 30 Euro
Augenlicht
retten.
/ LIFESTYLE /
licht-fuer-die-welt.at
Ein großer
Pluspunkt:
Der Nike-Pro-
Hijab sitzt ohne
Stecknadeln.
Praktisch!
SPORTY
HIJABI
62 / LIFESTYLE /
Nike hat einen Sport-Hijab herausgebracht.
Unsere Autorin und Model
Mona hat den Nike-Pro-Hijab auf
Funktionalität, Bequemlichkeit,
Ninja-Moves und Halal-Tauglichkeit
getestet.
Von Mona Shama
Fotos: Marko Mestrović, Styling: Hvala Ilija
Egal ob beim Schwimmen,
Laufen oder
Gewichte heben: Mona
fühlt sich wie ein Ninja
Look: Adidas originals –
P&C – € 99,99
Der Nike-Pro-Hijab im Test:
Zugegeben, ich hatte beim Auspacken
ein wenig Zweifel. Zunächst kommt es
einem so vor, als würde man ein Ninja-
Hijab in der Hand halten. Sitzt das Teil
aber, fühlt man sich tatsächlich wie einer.
Man braucht auch keine Stecknadeln, um
ihn zu befestigen – einmal anziehen und
schon kann es losgehen. Kostenpunkt:
30 Euro. Der Hijab verrutscht nicht beim
Sport, was ein großer Pluspunkt ist. Er
bedeckt dabei die Haare und den ganzen
Hals, ist also somit komplett halal. Weil
er aus leichtem, luftigem Polyster ist,
könnte er vielleicht auch beim Schwimmen
praktisch sein. Mein Fazit: Der
Nike-Pro-Hijab ist eine gute Alternative
zu anderen Kopfbedeckungen, die sich
Hijabis beim Sport sonst einfallen lassen
müssen. Er sieht gut aus und ist natürlich
eine Revolution, was das Kopftuch selbst
angeht.
/ LIFESTYLE / 63
„Just do it“- Der Nike-
Spruch passt auch zu
unserer Fotostrecke.
Mit ihrem Nike-Pro-
Hijab steht Mona
sporttechnisch nichts
mehr im Wege.
Look: Tricot – Reebok
vintage – Humana - € 60,-;
Sneaker – Nike – € 120,-
64 / LIFESTYLE /
Beim weißen Hijab
blitzen die Ohren durch:
„Wenn das wen stört,
dann empfehle ich eine
Unterbandage!“, so Mona.
Look: Daunenjacke – Hvala
Ilija – Preis auf Anfrage; Pullover
– Hugo Boss – P&C – €
129,99; Capy – Kids of the
Diaspora - € 20,-
/ LIFESTYLE / 65
KOPFTUCHVERBOT AN SCHULEN
PRO UND CONTRA
Die Parteimanagerin der SPÖ Wien, Barbara Novak, will ein Kopftuchverbot für Schülerinnen
durchsetzen. Die Meinungen zu dem Thema sind gespalten, auch innerhalb der Biber-Redaktion.
Zwei arabischstämmige Redakteurinnen, zwei Meinungen zum Thema Kopftuch an den Schulen.
Von Nada El-Azar und Nour Khelifi
PRO
von Nada El-Azar, biber-Redakteurin
CONTRA
von Nour Khelifi, Autorin und freie Redakteurin
Als „Frauenrechtlerin“ möchte Novak gegen das Kopftuch in
Schulen auftreten. Einige wundern sich jetzt: Wenn sie eine
Feministin ist – warum möchte sie anderen Frauen vorschreiben,
was sie tragen dürfen und was nicht? Bevor man Frau
Novak als diskriminierend abtut, sollte man sich die Frage
stellen: Woher kommt das Kopftuch eigentlich? Das Kopftuch
soll die sexuellen Reize der Frauen den Blicken der Männer
entziehen. Ergo ist es ein Zeichen sexueller Reife. Deswegen
hat es bei Klein- und Volksschulkindern schon mal gar nichts
verloren. Dass Frauen und Mädchen damit massiv sexualisiert
werden, scheint einer Vielzahl von Feministinnen egal
zu sein. Vielmehr verteidigen sie diesen uralten Brauch einer
rigiden Männergesellschaft als „kulturelle Eigenheit“, in die
man sich nicht einmischt.
Mein Vorschlag ist ein Kompromiss: Ein Mindestalter von 16
Jahren. Denn in der muslimischen Community ist es nicht
einfach, das Kopftuch abzulegen, wenn man einmal damit
begonnen hat. Es gleicht einem Abfall vom Glauben, und fällt
als „Schande“ auf die ganze Familie der Frauen zurück. Es ist
nicht „nur ein Stück Stoff“, sondern ist mit einer ganzen Reihe
Erwartungshaltungen an Frauen verbunden. Abgesehen
davon soll jungen Mädchen nicht zu früh vermittelt werden,
dass sie sich vor Buben zu verhüllen haben – viel zu viele
wachsen zu kleinen Duckmäuschen heran. Das Mindestalter
soll ein selbstbestimmtes Entscheiden stärken und Empowerment
fördern!
Nada El-Azar, 21, ist biber-Redakteurin und Absolventin der
Biber-Akademie.
„Ich werde als Frauenrechtlerin und Feministin weiter gegen
das Kopftuch auftreten.“ Barbara Novak ist neue Parteimanagerin
und Bezirkschefin der SPÖ in Döbling. In einem
STANDARD-Interview erzählt sie vom Vorhaben im Bildungsbereich
für ein Kopftuchverbot an den Schulen einzutreten.
Mit dem obigen Zitat hat sich Novak selbst ein Eigentor
geschossen, denn Feminismus ist das sicherlich nicht.
Feminismus besteht nicht darin einer Frau zu untersagen
oder aufzuerlegen, was sie anzuziehen oder abzulegen hat.
Feminismus sollte Empowerment sein. Stattdessen wird auf
das Kopftuch die vermeintliche Diskriminierung der Frau projiziert.
Wenn also ein junges Mädchen herumexperimentiert,
ihre Identität noch ausforscht und das Kopftuch dabei auch
eine Rolle spielt, wo liegt dann das Problem? Wenn Menschen
sich sexuell entfalten können, dann wohl auch religiös.
Abgesehen davon – in diesem Diskurs, ob ein Kopftuch
in der Öffentlichkeit sichtbar sein soll oder nicht, findet keine
Diskussion statt. Es werden nur Meinungen kundgetan und
Schlagzeilen damit gemacht. Die SPÖ hat diese Schiene, wie
sie schwarzblau führt, nicht nötig. Anstatt also die Defizite in
der Sozial-und Bildungspolitik auf das Kopftuch zu schieben,
würde mich, und viele andere Österreicherinnen und
Österreicher auch, interessieren, was die SPÖ als Opposition
gegen Schwarzblau an konkreten Lösungsvorschlägen zu
bieten hat. Und nicht weiter den rassistischen und diskriminierenden
Diskurs in der Gesellschaftspolitik zu befeuern.
Nour Khelifi (24), ist Autorin und freie Redakteurin u.a beim ORF
und der Wiener Zeitung, sowie Absolventin der Biber-Akademie.
Christoph Liebentritt, bereitgestellt
66 / MIT SCHARF /
WILLST DU MEHR
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Mo – Mi: 9.00 – 16.30 Uhr
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Telefon: (+43) 01 - 236 55 34
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Twitter: @CounterACT_Hass
https://beratungsstelle.counteract.or.at/
/ MIT SCHARF / 67
KULTURA NEWS
Verstaubte Museen sind
Schnee von gestern.
Von Jelena Pantić
MEINUNG
Darf man
das noch?
Die Apokalypse naht, Menschen
rennen verwirrt durch die Gegend,
fassen sich wie in Edvard Munchs
“Der Schrei” ans Gesicht und fragen
verzweifelt: Was darf man denn
noch machen?” Die scheinbar größte
Frage unserer Zeit. Oft als Mittel
eingesetzt, um ungemütliche aber
wichtige Debatten ins Lächerliche zu
ziehen, weil sie einem selbst Unwohlsein
bereiten. Letztens lese ich einen
Artikel mit der Headline “Darf man
noch nackte Frauen malen?” oder so
ähnlich. Weiters wird dunkel prophezeit,
dass Kunst nur noch zensiert
werden wird, um ins heutige moralische
Schema zu passen und das
Überhängen von Bildern bald an der
Tagesordnung stehen wird. Vergangene
Kunst sollte nicht ausradiert werden,
sie gehört zu unserer Geschichte.
Und ja natürlich wird sie aus der Zeit
verstanden, in der sie entstanden ist.
Aber heißt das, dass sie nicht in einen
heutigen Kontext gesetzt werden
darf? Das kann doch kein Rückschritt
sein. Ganz im Gegenteil: Es ist der
ultimative Fortschritt sich mit Kunst
gemäß der jetzigen Zeit entsprechend
kritisch auseinanderzusetzen. Und
sollten Museen nicht genau jene
Texte und Führungen bieten und jene
Orte sein, wo wir das tun?
pantic@dasbiber.at
#GRLPWR
Ivana Stojković vertritt Österreich bei
den World Championships of Performing
Arts 2018 in Los Angeles. Unter
der Kategorie Schauspiel und Tanz zeigt
die Wienerin mit serbischen Wurzeln,
was sie drauf hat. Da es keine staatliche
Förderung gibt, suchen unsere KandidatInnen
nach Sponsoren! Freiwillige vor!
Alle Infos zur Veranstaltung:
www.wcopa.com
„Der Antrag ging verloren,
der Antrag kam nie
an, ein Kind ist gestrandet,
ohne Namen, ohne
Land.“ Unterlegt mit
„Jump Around“ rappt
Ebow in „Asyl“ darüber,
dass Wert im Westen an
Visa, Pass, Geld und Aufenthaltskärtchen
gemessen
wird. Die Münchnerin
mit alevitisch-kurdischen
Wurzeln (28) über Sexismus
im Rap und dass sie
nie aus Hass heraus Texte
schreibt.
3
FRAGEN AN:
Viele Migrant*innen fühlen
sich von Hip Hop verstanden
- Warum ist das so?
Weil HipHop aus der benachteiligten
Black community der Staaten kommt.
Die Message, die damit übermittelt wird,
war direkt zugänglich für viele Personen
mit Migrationshintergrund.
Du sagst, du schreibst nie Texte, wenn du
Hass empfindest. Aber wenn zum Beispiel
über Asyl rappst, musst du doch ziemlich
pissed sein?
Pissed sein ist etwas anderes als
direkten Hass zu empfinden. Mit
Hass zu schreiben bedeutet für mich
unreflektiert zu arbeiten. “Asyl” ist
durch viele Gespräche mit geflüchteten
Freunden und eigener Auseinandersetzung
entstanden. Das
ist für mich ein klarer
Unterschied.
Du sagst oft, du hattest
keine Probleme als
weibliche Rapperin in
einer männlichen
Domäne. Als Feministin
musst du von manchen
Texten deiner Kollegen
aber schon Magenkrämpfe
bekommen,
oder?
Ich hatte einfach
nur Glück weil die
Rapper in München,
zumindest die die ich
kannte super coole
Dudes waren und
mich supportet haben.
Das ist definitiv eine Ausnahme, da
viele meiner Kolleginnen eher negative
Erfahrungen gesammelt haben und
auch wenn ich nie direkte Erfahrungen
in diese Richtung gesammelt habe, hat
es mir in vielen Hinsichten Steine in
den Weg gelegt. Die deutsche Rapszene
ist momentan extrem sexistisch,
jedoch glaube ich dass sich das durch
viele neue Rapperinnen und durch die
momentane Aufmerksamkeit für das
Thema, etwas ändert.
Rapperin
EBOW
Für weitere Infos und eine extrem fette Webseite
schaut auf www.ebowsbazar.com
Magdalena Fischer, Alexandra Stanić, Clemens Bézard, Christian Rumerskirch, Marvel
68 / KULTURA /
Sinah:
„ALS FRAU BIST DU SCHNELL
DIE CUTE SÄNGERIN“
Sinah ist seit Jahren Journalistin und hat einen Blog (theblackshirtblog.com).
Mit der Musik hat die 26-Jährige ein
weiteres Ventil gefunden und will als Künstlerin vor allem
eines nicht sein: glatt gebügelt.
Filmtipp
BIBER: Welchen Prozess hast
du durchgemacht, um hierher zu
gelangen?
SINAH: Musik war immer der
eine Punkt, über den ich mich
nicht drüber getraut habe. Ich
war immer mit Männern in einer
Band, die härtere Musik gehört
haben und habe mich da oft
gefühlt, als ob man mir nicht
zuhört. Fünf Jahre habe ich nur
kleine Cover-Versionen gemacht.
Vor allem bei elektronischer
Musik mit Beats, die fast in
Richtung Hip-Hop gehen, hatte
ich immer das Gefühl, ich kenne
mich zu wenig aus, weil es doch
eine Männerdomäne ist.
Und wie ist das jetzt?
Zum Glück treffe ich großartige
Männer, die mich ernst nehmen
und mir das Wort überlassen.
Als Frau bist du nämlich schnell
die “cute Sängerin”. Heute bin
ich selbstbewusst genug, um für
meine eigenen Ideen einzustehen.
Du bist in Video-Szenen zu
deiner Debütsingle “Blame Me”
komplett ungeschminkt. Laut
Noisey das “realste Video des
Jahres”.
Wie ich es zum ersten Mal
gesehen habe, habe ich schon
geschluckt. Ich versuche als
Künstlerin authentisch zu sein.
Das stellt mich und meine eigene
Eitelkeit aber auch vor eine
Hürde. Aber der Anspruch ans
Video war es, nicht verkleidet
auszuschauen. Das Feedback
dazu war großartig und hat mir
sehr viel Selbstbewusstsein
gegeben.
Wie geht’s mit deinem Blog und
dem Journalismus weiter?
Journalismus ist mein Hauptjob
und alles andere mache ich
nebenbei. Der Blog ist mehr
ein Ableger für Themen, die
ich wirklich loswerden möchte.
Und bei der Musik will ich nichts
erzwingen und möchte nichts
schreiben, wovon ich nicht
überzeugt bin, nur um Geld zu
verdienen.
In Sinahs EP “Narcissist” könnt ihr auf
Spotify & Co. reinschnuppern.
BLACK PANTHER
REVOLUTION
Die neue Verfilmung des Marvel-Helden
“Black Panther” wird als Revolution gefeiert.
In einem Hollywood, in dem schwarze
Schauspieler*innen als Helfer*innen der
weißen Hauptrolle gecastet und ungenügend
ausgezeichnet werden, sticht Black Panther
hoffnungsvoll heraus. Ich möchte mir nicht
anmaßen, hier großartig zu beschreiben,
wie sich schwarze Menschen fühlen, wenn
sie sich in Black Panther auf der Leinwand
repräsentiert sehen. Das werden meine
Kolleg*innen vom Fresh Magazin und andere
übernehmen. Ich halte es hier wie Adele
mit Beyoncé bei den Grammys 2017: “The
way that you make my black friends feel is
empowering and you make them stand up for
themselves.” Danke dafür.
HERZBLUT LOHNT SICH
Nicole Luzar hat noch nicht einmal einen Verlag,
als sie sich darum bewirbt den Bestseller “Einsteins
Enigma” zu verlegen. Ihr Konkurrent: einer
der größten deutschen Medienkonzerne. Mit dem
Versprechen sich mit Leib und Seele für sein Buch
einzusetzen, überzeugt
sie den portugiesischen
Autor J.R. Dos Santos’ und
bekommt den Auftrag.
“Einsteins Enigma” und der
Nachfolger “Der Schlüssel
des Salomon” sind
nun bei luzar publishing
erschienen. Das ist noch
keine Buchempfehlung,
aber eine ziemlich coole
Geschichte - David gegen
Goliath und so. #fempreneur
/ KULTURA / 69
„Die Leiden des jungen Todor“
Von Todor Ovtcharov
Matriarchat
Im folgenden Text will ich mich beschweren.
Ich werde geschlagen. Meine liebe M schlägt
mich dauernd und sagt, dass sie es aus Liebe
macht. Stellt euch jetzt keine Szenen mit auspeitschen
und fesseln mit Handschellen am Bettrand
vor. Sie kommen in bestimmten Filmen, aber nicht
in meinem Leben vor. M ist viel kreativer. Als ich vor
Kurzem eine Zeitung gelesen habe, bekam ich einen
„Tschember“ auf den Kopf. Der „Tschember“ ist ein
spezieller Schlag im Repertoire von M. Sie nimmt den
Mittelfinger, streckt ihn aus und lässt ihn mit einem
lauten Knall auf meinem Kopf aufprallen. Üblicherweise
wackelt danach mein Kopf und ich vergesse
den letzten Satz, den ich in der Zeitung gelesen
habe. Ich brauche noch einen Tschember, damit
ich ihn mir wieder merke. Während ich Zeitung lese
und ab und zu solche Tschembers von M bekomme,
merke ich mir alle Reden von österreichischen und
Weltpolitkern auswendig. Ob das gut ist, weiß ich
nicht.
Der zweite Schlag im Arsenal von M ist die Watsche
auf den Hinterkopf. Sie trifft mich auf dem Hinterkopf
immer, wenn ich meinen Kopf gebeugt habe.
Ihre Hand passt ganz gut darauf. Das Klatschen ist
immer laut. Der psychlogische Effekt ist, dass ich
nie wieder vergebeugt gehe. Nach so einer Watsche
auf den Hinterkopf fiel ich auf den Boden und
schaute unter das Bett. Dort fand ich meine verloren
geglaubte Brieftasche. Da meine U-Bahn-Karte
drin war, bin ich drei Tage lang zu Fuss gelaufen.
Außerdem wurde ich um siebzehn Euro reicher. Die
Watschen auf den Hinterkopf machten mich reich für
einen Tag.
Die dritte Art von Schlägen, die ich aushalten muss,
ist das Kneifen. Das ist kein gewöhnliches Kneifen,
sondern mit Drehen. Bei dieser Art von Kneifen,
kneift mich M über dem Ellenbogen und ich spüre
wie meine Beine zum Step-Tanzen beginnen. Man
weiß ja nie, wie man sich drehen wird, wenn man
so gekniffen wird. Wenn mich M in der Öffentlichkeit
kneift, muss ich gleichzeitig aufpassen nicht
wie eine Sirene zu schreien und wie Fred Astaire zu
tanzen. Das letzte Mal wurde ich so gekniffen auf
der Weihnachtsparty eines Unternehmens, wo ich
gerade gearbeitet hatte. In dem Moment wollte ich
meinen Chef ausbessern, dass Hektor ein Held des
trojanischen Krieges war und nicht nur eine Hundefutter-Marke.
In dem Moment wurde ich gekniffen
und wackelte wie vom starken Strom geschlagen. Ich
vergaß schnell, was ich sagen wollte. Somit behielt
ich meinen Job, im Vergleich zu anderen Kollegen
von mir, die die ganze Zeit redeten wie dumm der
Boss wäre. Und man sagt, dass Kneifen gut für die
Haut ist. Ich habe wahrscheinlich die gesundeste
Haut in Mitteleuropa.
Ich wollte mich eigentlich beschweren... Es kam aber
heraus, dass das Beste, was mir passiert ist, war,
dass ich von M geschlagen werde. ●
70 / MIT SCHARF /
WAHRE ÖSTERREICHISCHE KRIMINALFÄLLE
NEU jeden DI 21:05
JOBS MIT AUSSICHTEN
„Ich zeig, was ich kann.
Als Lehrling bei SPAR!“
LEHRLINGE
GESUCHT!
JOBS MIT
ÖSTERREICH DRIN.
SPAR als 100% österreichisches Unternehmen ist nicht nur einer der letzten großen heimischen Arbeitgeber,
sondern auch Österreichs größter privater Lehrlingsausbildner. Jedes Jahr beginnen rund 900 junge
Menschen ihre Karriere bei SPAR in 20 spannenden Lehrberufen und nützen die vielfältigen Ausbildungsangebote,
die ihnen den Weg zu einer zukünftigen Karriere ebnen. Wer Freude am Kontakt mit Menschen hat und
offen für Neues ist, ist bei SPAR genau richtig. Prämien und Aufstiegschancen nach der Lehre gibt‘s genug.
SPAR-Zentrale St. Pölten
Herr Hermann Steinbatz | Lagergasse 30 | 3100 St. Pölten
SPAR-Job-Hotline: 02742/866 343820
E-Mail: hermann.steinbatz@spar.at
Besuche uns auf www.spar.at/lehre