s'Magazin usm Ländle, 4. März 2018

MUNDART
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Foto: Vorarlberger Landesbibliothek Helmut Klapper
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ootalos
Eigenschaftswort
Eines der interessantesten Adjektiveder Voradelberger
Mundart –sowohl was seine sprachliche Herkunft
und Verwendung wie auch seine lautmalerische Kraft
und damit unerreichbareexakte Übersetzung ins Hochdeutsche
betrifft –ist ootalos.Sein Ursprung liegt im
Eigenschaftswort atemlos.Während man
im Hochdeutschen mit atemlos aber
Spannung assoziiert,Geschwindigkeit
oder Aufregung,bedeutet
unser ootalos das exakte Gegenteil:
fad, geschmacklos (bei Speisen,
nicht im Sinne von anstandslos),
langweilig, reizarm, temperamentlos.Diese
Bedeutungsumkehr
rührt wohl am ehesten daher,dass das
„Gib mer’s Salz –
dia Knöpflesind
ootalos!“
damit beschriebene Objekt oder Subjekt keinen eigenen
Atem, also keinen Eigengeschmack besitzt und gar verströmt,welcher
bemerkenswert oder erinnerungswürdig
wäre. Genau in diesem Sinne wird ootalos in Voradelberg
auch verwendet:Die ootalose Frau wirdkein zweites Mal
angeflirtet,ihr ootaloses Kleid übersehen, der ootalose
Schweinebraten stehen gelassen und der ootalose Film
nach der Hälfte abgeschaltet.Während ootalos im modernen
alemannischen Alltagsgespräch noch oft und variantenreich
zu hören ist,wirddas vonihm abgeleitete
Hauptwort die Ootalöse meist nur noch in festen Phrasen
verwendet („ACordon Bleu vo araOotalöse –iha’s
mit Bier ahespüala müaßa“). Ein sprachliches Gegenstück
zu ootalos,das umgekehrt eine Fülle positiver Reize
vonMenschen wie Dingen versprühen würde, ist in der
alemannischen Mundart leider nicht vorhanden.
s’Magazin 15