Schachnovelle
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<strong>Schachnovelle</strong><br />
Kaum hatte mein Ich Weiss einen Zug getan, stiess<br />
schon mein Ich Schwarz fiebrig vor; kaum war eine<br />
Partie beendet, so forderte ich mich schon zur nächsten<br />
heraus, denn jedesmal war doch eines der beiden<br />
Schach-Ich von dem andern besiegt und verlangte<br />
Revanche. Von früh bis nachts dachte ich an nichts als<br />
an Läufer und Bauern und Turm und Rochade, mit<br />
meinem ganzen Sein und Fühlen stiess es mich in das<br />
karierte Quadrat. Diese Manie durchdrang nicht nur<br />
meine wachen Stunden, sondern allmählich auch<br />
meinen Schlaf.<br />
Ab nach rechts.<br />
Dr. B.-Spieler setzt sich aufs Bett, legt sich hin, spielt<br />
aber weiter, gestikuliert mit den Armen, wälzt sich<br />
herum.<br />
Kurzes Black. Aber fliessender Übergang zum<br />
Verhörraum.<br />
8. Szene<br />
Lichtwechsel. Verhörraum. Dr. B.-Spieler schreckt<br />
auf, geht zum Tisch und ist gleich wieder im Spiel.<br />
Der Verhörer kommt wieder hinter der Wand hervor.<br />
Beide am Tisch.<br />
Verhörer Wo liegen die Millionen des Baron von Rothschild?<br />
Dr. B.-Spieler Ja, wo liegen Sie? Vielmehr, wo stehen Sie, Bauer<br />
Rothschild? Auf c4 und jetzt, hoppla, schon auf c5, 64<br />
Millionen an den Sieger, das bin ich, nein, zurück, du<br />
rettest den Freund nicht mehr!...<br />
Verhörer Können Sie mich verstehen? Wir sprechen von den<br />
Papieren! Sie kennen Baron Rothschild. Wir haben es<br />
schwarz auf weiss, dass sie und er...<br />
Dr. B.-Spieler Nein, nein, Schwarz nicht! Weiss ist dran, Weiss! Ich<br />
sage nichts, ehe die Partie zu Ende, die Papiere nach<br />
vorne...<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
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