Festschrift zum 127. Deutschen Fleischer-Verbandstag 2017
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Deutscher <strong>Fleischer</strong>-<strong>Verbandstag</strong> <strong>2017</strong><br />
Verbandsarbeit<br />
47<br />
Kann ein Schnitzel vegetarisch sein?<br />
ne Ernährung ein. Bekannt ist die Vorliebe vieler <strong>Fleischer</strong><br />
für Mehl- und Süßspeisen aller Art, und auch im <strong>Fleischer</strong>handwerk<br />
sind vegetarische Gerichte im Imbiss seit langem<br />
üblich. Der derzeitige Streit entzündet sich daher<br />
nicht am Für und Wider einer bestimmten Ernährung, sondern<br />
lediglich an der Frage der richtigen Bezeichnung.<br />
Begriffe wie „vegetarischer Schinken“ oder „vegane Fleischwurst“<br />
sind ein Widerspruch in sich. So wie es kein Hallenfreibad<br />
gibt, so gibt es auch keine vegane Fleischwurst.<br />
Beides stiftet nicht nur beim Verbraucher Verwirrung. Er<br />
muss sich nämlich im Falle der „vegetarischen Schinkenwurst“<br />
ent scheiden, ob er den Worten „vegetarisch“ oder<br />
„vegan“ beziehungsweise den Worten „Schinken“ oder<br />
„Fleisch“ mehr Glauben schenken soll.<br />
Dr. Wolfgang Lutz,<br />
Geschäftsleitung des<br />
<strong>Deutschen</strong> <strong>Fleischer</strong>-Verbands<br />
Essen ist Nahrungsaufnahme und Genuss. Essen ist aber<br />
auch Ausdruck von Lebensstil, Individualität und Abgrenzung<br />
von anderen sozialen Gruppen. Es ist deshalb kein<br />
Wunder, dass die Diskussionen um vegane oder vegetarische<br />
Lebensmittel, vor allem aber die richtige Kennzeichnung<br />
die Gemüter erhitzen. Viele <strong>Fleischer</strong> sehen es als<br />
Verbrauchertäuschung, wenn Produkte, die gar kein Fleisch<br />
enthalten, als „Fleischwurst“, „Schinkenwurst“ oder<br />
„Morta della“ bezeichnet werden. Sie empfinden es als<br />
Unverfrorenheit, wenn Fleischwarenhersteller öffentlich<br />
Fleisch „als die Zigarette der Zukunft“ bezeichnen.<br />
Natürlich kann jeder seinen Speiseplan so gestalten, wie er<br />
will, und die <strong>Fleischer</strong> treten seit jeher für eine ausgewoge-<br />
Die Leitsätze des <strong>Deutschen</strong><br />
Lebensmittelbuchs<br />
Aufgabe der Leitsätze des <strong>Deutschen</strong> Lebensmittelbuchs ist<br />
es, die berechtigten Erwartungen der Verbraucher an die<br />
Zusammensetzung, den Charakter und die Merkmale eines<br />
Lebensmittels auf der Basis einer bestimmten Bezeichnung<br />
zu beschreiben. Dies erleichtert dem Verbraucher, sich in<br />
dem großen Angebot der Waren zurechtzufinden und gewährleistet<br />
den fairen Handelsverkehr. Bisher war es ehernes<br />
Gesetz, dass Produkte, die von dieser Verkehrsauffassung<br />
erheblich abweichen, nicht mit der Originalbezeichnung<br />
versehen sein dürfen. Deshalb dürfen beispielsweise<br />
Döner, die nicht den Leitsätzen entsprechen, nicht als<br />
„Döner“, auch nicht als „Hackfleischdöner“ oder als „feinzerkleinerter<br />
Döner“, bezeichnet werden. Ebenso ist eine<br />
Fleischwurst kein „feinzerkleinerter Schinken“, ein Bienenstich<br />
ohne Mandeln kein „Bienenstich mit Haselnuss“ und<br />
ein Speiseeis kein „vegetarisches Sahneeis“. Kein Gastwirt<br />
wird Rotkohl mit Klößen und Bratensoße als vegetarisches<br />
Hirschgulasch bezeichnen wollen.