Der Burgbote 2013 (Jahrgang 93)
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Stellen, an denen das Orchester und die<br />
Band eben auch relativ laut spielen, um die<br />
qualitativ hochwertigen Texte der Chöre<br />
auch gut verfolgen zu können. Vielleicht<br />
könnten auch ergänzende Angebote des<br />
KMGV zur Stimmbildung dabei helfen, das<br />
Klangvolumen des Chores weiter zu stärken.<br />
Hier sind sicher noch nicht alle Ressourcen<br />
genutzt und die positive Entwicklung<br />
einiger Mitsänger im Cäcilia-Chor<br />
zeigt, dass es sich lohnt, in die gesangliche<br />
Kompetenz der Mitspieler zu investieren.<br />
Ähnlich positiv auch das Urteil über die solistischen<br />
Partien des diesjährigen Stücks.<br />
Es zählte zu den überzeugendsten Elementen<br />
des diesjährigen Divertissementchens,<br />
dass der KMGV eine ungewohnte Vielfalt<br />
gesanglicher Kompetenzen nachweisen<br />
konnte. Es war eben nicht nur die Tenor-<br />
Arie, die Dieter Hagen in gewohnt anspruchsvoller<br />
Manier vortrug, die zu überzeugen<br />
wusste, sondern auch die Soli von<br />
Uwe Liefgen, der neben stimmlicher Qualität<br />
auch immer wieder durch sein spielerisches<br />
Talent die Stücke prägt, oder von<br />
Klaus Tilly. Und die Duette, die in diesem<br />
Jahr aufgrund der verworrenen Liebesspiele<br />
besonders zahlreich vertreten waren, haben<br />
gezeigt, wie das Publikum in den Bann zu<br />
ziehen ist. Ganz zu schweigen von den musikalisch<br />
sehr anspruchsvollen Ensemble-<br />
Stücken. <strong>Der</strong> Chor hat hier für die kommenden<br />
Jahre echte Maßstäbe gesetzt. Ein<br />
herzliches Dankeschön allen Sängern, ob<br />
im Chor, als Solisten oder in den einzelnen<br />
Ensembles für diese hervorragende Leistung.<br />
Pestilenzia im Opernhaus<br />
Eingeordnet werden muss diese musikalische<br />
Leistung auch vor dem Hintergrund<br />
der grassierenden Grippewellen, die mit<br />
höchst aggressiven Viren die Oper am Dom<br />
heimgesucht haben. Selbst über Jahrzehnte<br />
erfahrene Mitsänger können sich nicht erinnern,<br />
wann jemals ein solcher Krankenstand<br />
wie in dieser Session zu beklagen war.<br />
Und erstmals seit vielen Jahren waren von<br />
der Krankheitswelle auch Mitspieler betroffen,<br />
die tragende Rollen im Stück innehatten.<br />
An einigen, wenigen Abenden drohte<br />
der Cäcilia sogar der Worst Case: Eine Absage<br />
der abendlichen Vorstellung lag im Bereich<br />
des Möglichen.<br />
Eine Nachbereitung dieser außergewöhnlichen<br />
Situation muss in jedem Fall zwei<br />
Aspekte aufgreifen: Zum Einen gilt ein ganz<br />
besonderer Dank an Lajos Wenzel. Mit<br />
hoher Professionalität hat unser Regieassistent<br />
den erkrankten Hauptdarsteller Joachim<br />
Sommerfeld in einer ganzen Reihe<br />
von Vorstellungen vertreten. Und auch den<br />
Choristen gilt der Dank des ganzen KMGV.<br />
Mit zeitweise fünfzehn erkrankten Mitsängern<br />
war es eine große Herausforderung,<br />
trotz minimierter Quantität die gewünschte<br />
musikalische Qualität zu liefern.<br />
<strong>Der</strong> zweite wichtige Aspekt in dieser Diskussion<br />
wirft natürlich die Frage nach den<br />
Konsequenzen aus der diesjährigen Krankheitsmisere<br />
auf. Kann man davon ausgehen,<br />
dass uns – wie bei einer »Jahrhundert-Flut«<br />
häufig vermutet – ähnlich schlimme Grippewellen<br />
zukünftig verschonen werden?<br />
Gibt es Möglichkeiten, die Risiken unseres<br />
Zillche-Spiels in den Griff zu bekommen?<br />
Denn mit der Absage von Aufführungen<br />
wären doch erhebliche finanzielle Konsequenzen<br />
verbunden. Welche Antworten –<br />
von der denkbaren Doppelsbesetzung tragender<br />
Rollen bis zum Engagement professioneller<br />
Kräfte, die im Bedarfsfall eine<br />
Hauptrolle übernehmen könnten – erweisen<br />
sich als tragfähig? Fragestellungen,<br />
denen sich der Cäcilia-Ausschuss in seinen<br />
kommenden Sitzungen sicher intensiv widmet.<br />
Denn die reine Hoffnung, dass uns die<br />
nächste »Jahrhundert-Grippewelle« erst in<br />
vielen Jahren trifft, kann als Antwort auf<br />
diese Fragen sicher nicht ausreichen.<br />
Divertissementchen <strong>2013</strong><br />
15