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Landshuter Mama Ausgabe 11

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Mir war zu diesem Zeitpunkt klar, dass wir nach dem ersten Kind dringend Zeit<br />

und Ruhe brauchten, um das alles zu verarbeiten, und so etwas wie Routine<br />

einkehren zu lassen. Und: Dass ich kein zweites Kind mehr möchte, weil ich<br />

das Gefühl habe, es zerreißt mich und ich kann den ganzen Herausforderungen,<br />

von den beruflichen Anstrengungen, dem Wunsch meiner Frau bald wieder zu<br />

arbeiten, und vom Hausbau ganz zu schweigen nicht mehr gerecht werden. Was<br />

mich in dieser Verzweiflung furchtbar aufgeregt hat, waren Bekannte oder Fremde,<br />

die den Satz:. „Kleine Kinder, kleine Sorgen …“ losgelassen haben. Ich habe<br />

für mich beschlossen, dass es mit jedem Tag, den das Kind größer wird für mich<br />

besser werden wird. Ich hab gehofft, mehr mit dem Kind anfangen zu können,<br />

je älter und selbstständiger es wird. So dass es irgendwann in Jahren zu einer<br />

Beziehung auf Augenhöhe werden wird. Aber ich eile schon wieder voraus.<br />

Ich wollte, dass in der Familie<br />

Ruhe einkehrt und keine weiteren Kinder.<br />

Leichtsinniger Weise hatten wir dann Sex ohne Kondom oder sonstige Verhütung.<br />

Weil ja die Spermien so schlecht schwimmen, kann ja nix passieren.<br />

Denkste! Hätte ich mal nicht so viel auf die Diagnose des Kinderwunschzentrums<br />

gegeben. Sie schwammen offenbar besser als gedacht. Ja, ich weiß, ganz<br />

schön naiv, aber genauso sind meine weiteren zwei Kinder entstanden. Immerhin<br />

ist meine Frau ab dem zweiten Kind in ein Zimmer mit den Kleinen gezogen<br />

und ich wurde die nächsten Jahre nachts nur noch selten gestört.<br />

Irgendwann fühlte ich mich wie der Panther in Rainer Maria Rilkes Gedicht „…<br />

ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben keine Welt …“.<br />

Gewohnheiten und meine Hobbies wie Zeitung lesen, einmal eine Radiosendung<br />

ganz und ohne ständige Unterbrechungen zu hören, kann ich mir heute mit drei<br />

kleinen Kindern komplett abschminken oder sie sind ein unfassbarer Luxus.<br />

Selten gibt es mal eine halbe Stunde, in der man von den Dreien nichts hört,<br />

weil sie schön miteinander spielen, so dass ich selber auch etwas für mich tun<br />

kann. Kein Essen mehr in Ruhe. Jede Freizeitaktivität, die mehr als eine Stunde<br />

Abwesenheit vom Familienwahnsinn verlangt, löst riesigen Diskussions- und<br />

Rechtfertigungsbedarf beim Ehepartner aus. Und Neid. Inzwischen verlagere<br />

ich meine Freizeitaktivitäten in Zeiten nach 20:00 Uhr, wenn die Kinder schlafen,<br />

so dass ich bei der Familienarbeit nicht fehle. Aber auch das findet meine Frau<br />

nicht gut, weil Sie ja nichts unternehmen kann, da sie jedes Kind jeweils ein Jahr<br />

gestillt hat und in der Zeit danach durch ihre Teilzeitarbeit plus Kinderbetreuung<br />

am Nachmittag meist zu erschöpft ist, um etwas zu unternehmen.<br />

Weggehen, die Familie verlassen?<br />

Ich denke oft darüber nach.<br />

Ob ich es könnte?- Ich weiß es nicht. Ich hänge an den Kindern und sie an<br />

mir und ich will jeden Tag wissen, wie es Ihnen geht, ob sie gesund sind, was<br />

sie interessiert – und nicht nur jedes<br />

zweite Wochenende Zeit mit Ihnen<br />

verbringen.<br />

Schöne Momente?<br />

Ja es gibt sie, und zwar<br />

gar nicht so wenige.<br />

Am besten ist es, wenn ich allein mit<br />

den Kindern etwas unternehme, ohne<br />

dass mir meine Partnerin vorschreibt,<br />

was wir tun sollen und was nicht, oder<br />

wann wir wieder zurückkommen. Dann<br />

lassen wir es uns richtig gutgehen.<br />

Mit meinen drei Kindern in der Alterskonstellation<br />

7, 6, und 3 Jahre finde<br />

ich es sehr schwierig eine Aktivität<br />

zu finden, die allen gerecht wird. Entweder<br />

man orientiert sich am Kleinen,<br />

dann fühlen sich die Großen unterfordert.<br />

Oder man unternimmt etwas<br />

für die Großen, dann kann der Kleine<br />

nicht mitmachen und wird unzufrieden.<br />

Und natürlich ist immer zu wenig Zeit<br />

da, um jedem Kind einzeln gerecht<br />

zu werden, auf seine Bedürfnisse und<br />

seinen Entwicklungsstand einzugehen.<br />

- Manchmal - und auch das sind<br />

glückliche Momente - nehme ich mir<br />

Zeit für nur Einen und mache etwas<br />

genau passendes. Und merke wie gut<br />

es mir und dem Kind tut, und Wochen<br />

später wird noch davon erzählt.<br />

So richtig zur Ruhe<br />

komme ich nicht mehr.<br />

Ständig trage ich eine gewisse<br />

Grundpanik und latente Nervosität mit<br />

mir rum, weil ich weiß, dass aus der<br />

schönsten Idylle oder Ruhe jederzeit<br />

ein Chaos, ein Streit, eine Krankheit<br />

oder Verletzung ausbrechen kann. Ob<br />

das irgendwann nochmal besser wird?<br />

14 <strong>Landshuter</strong> <strong>Mama</strong> | ERZIEHEN UND FÖRDERN

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