GIESSEREI 3-2018
IT-Lösungen/Informationsverarbeitung/Simulation
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EDITORIAL<br />
Bloß keine Panik!<br />
Ohne Verbrennungsmotoren läuft vorerst nichts<br />
FOTO: ANDREAS BEDNARECK<br />
Nahezu alle großen Autohersteller investieren Milliarden<br />
in die Elektromobilität. Viele OEM sehen<br />
in ihr ein Allheilmittel der Mobilitätsprobleme.<br />
Vor allem soll der Diesel zu Grabe getragen werden.<br />
Man kann natürlich auch bei genauerer Betrachtung<br />
das Gefühl bekommen, dass die aktuelle Debatte von<br />
nur halbwegs korrekten Fakten bestimmt wird. Und<br />
das ist schade bzw. im höchsten Maße kontraproduktiv.<br />
Wer ist denn schon so verrückt und sägt mit aller<br />
Kraft an dem noch halbwegs stabilen Ast, auf dem ein<br />
Großteil des deutschen Wohlstands beruht? Sicher, die<br />
Tricksereien von prominenten Fahrzeugherstellern stinken<br />
zum Himmel. Darum müssen und werden sich die<br />
Gerichte auch hierzulande noch weiter kümmern.<br />
FOTO: ANDREAS BEDNARECK<br />
Wie wird sich die Gießerei-<br />
Industrie bis zum Jahr 2025<br />
weiterentwickeln? Eine Antwort<br />
auf diese ohne Zweifel spannende<br />
Frage gibt Heinz-Jürgen<br />
Büchner, Gießerei-Experte der<br />
IKB aus Frankfurt/M.<br />
(siehe Seite 90).<br />
Fakt ist, die knatternden Diesel-Pkw stoßen weniger CO 2<br />
aus als ein vergleichbarer Benziner.<br />
Die E-Mobilität wird speziell in Deutschland als „Wunderheilmittel“ für alles erachtet,<br />
was im Umwelt- und Klimaschutz derzeit falsch läuft. Wie schrieb Jürgen Großmann noch<br />
im Handelsblatt: „Das Gerangel um die Grenzwerte hat mehr mit Vodoo zu tun als mit Wissenschaft.“<br />
Recht hat er! Meine persönliche Meinung: Der ganze Elektro-Hype ist mir offen<br />
gestanden in vielerlei Hinsicht ein Rätsel.<br />
Und noch etwas: Sehr viele Menschen wissen überhaupt nicht, wie die Produktion von<br />
Elektroautos vonstattengeht, welche Materialien und gefährdeten Ressourcen dabei zum<br />
Einsatz kommen und dass diese in wenigen Jahren restlos verschwunden sein könnten. Aktuell<br />
– sprich Ende Februar <strong>2018</strong> – kann man den Eindruck gewinnen, dass die Elektromobilität<br />
quasi als Patentlösung für sämtliche Umweltprobleme herhalten muss. Also wird<br />
massiv in diese Richtung investiert, geforscht und entwickelt. Und das, obwohl selbst bekennende<br />
E-Mobilitäts-Verfechter zugeben müssten, dass diese Technologie die eine oder<br />
andere Schwäche aufweist.<br />
Das Thema „E-Mobilität“ beschäftigt natürlich auch viele Gießer. Die Gießereibranche ist<br />
von diesem Trend unmittelbar betroffen. Ein Wandel bei den Antriebstechnologien wird<br />
Fertigungstechnologien, Bauteile und Losgrößen nachhaltig verändern. Welche Themen<br />
aktuell die Expertendebatte in der Gießereibranche bestimmen, erfahren Sie in unserem<br />
Bericht „Die Karten werden neu gemischt“ (ab Seite 128).<br />
Viel Spaß beim Lesen wünscht<br />
Michael Franken, Chefredakteur (E-Mail: michael.franken@bdguss.de)<br />
<strong>GIESSEREI</strong> 105 03/<strong>2018</strong> 3
INHALT<br />
FOTO: HOCHSCHULE KEMPTEM<br />
FOTO: ANDREAS BEDNARECK<br />
FOTO: ANDREAS BEDNARECK<br />
46<br />
Prozessoptimierung<br />
TECHNOLOGIE & TRENDS<br />
Mit einfachen Methoden der Digitalisierung<br />
wurden in der Fertigung einer<br />
Handform-Eisengießerei die Grundlagen<br />
für eine energie- und ressourcenschonende<br />
Prozessregelung geschaffen.<br />
60<br />
Virtuelle Fertigungslösung<br />
SPEKTRUM<br />
Gießereien können mit Simulations-<br />
Software die Methoden und Prozessbedingungen<br />
beim Hochvakuum-Druckgießen<br />
optimieren – bei besserer Qualität<br />
und geringerem Kosten- und Zeiteinsatz.<br />
84 <br />
Arbeits- und Umweltschutz<br />
UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />
Bei KSM Castings in Hildesheim gehören<br />
Arbeits- und Umweltschutz zusammen.<br />
Darüber wacht Michael Eickenfonder,<br />
Head of Occupational Health, Safety &<br />
Environment Protection.<br />
100 <br />
Gießereiberuf<br />
BERUF & KARRIERE<br />
Oliver Peitzsch ist Gießereimechaniker<br />
der Gießerei<br />
Keßler in Leipzig. Sein Beruf<br />
ist schweißtreibend, aber auch<br />
ungeheuer spannend.<br />
FOTO: BERTRAM BÖLKOW<br />
4 <strong>GIESSEREI</strong> 105 03/<strong>2018</strong>
FORSCHUNG & INNOVATION<br />
26 Gießereiforschung an der Technischen Universität Dänemark (DTU)<br />
INTERVIEW<br />
32 Chancen und Herausforderungen der Elektromobilität<br />
Nemak-Forschungschef Christian Heiselbetz im Gespräch mit der <strong>GIESSEREI</strong><br />
TECHNOLOGIE & TRENDS<br />
38 Schwerkraftkokillengießen mit strukturierten Kokillenoberflächen, Teil 4:<br />
Physikalische Wirkmechanismen, Stephan Knorr, Sebastian Findeisen<br />
46 IT-gestützte Prozessoptimierung zur Energie- und Ressourceneffizienz in der<br />
Gießerei, Stefan Grimm, Dierk Hartmann<br />
52 Induktionstechnologie für große Schmelzleistungen mit hoher Energieeffizienz,<br />
Erwin Dötsch, Yilmaz Yildir<br />
<strong>GIESSEREI</strong>-LÖSUNGEN<br />
FÜR DIE ZUKUNFT<br />
BEREIT<br />
mit INOTEC<br />
Vollgas zu<br />
geben?<br />
STANDPUNKT<br />
58 Perspektiven <strong>2018</strong><br />
Heiko Lickfett<br />
SPEKTRUM<br />
60 State-of-Art-Simulation beim Hochvakuum- und High-Performance-Druckgießen,<br />
Badarinath Kalkunte<br />
64 Pumpenindustrie profitiert von 3-D-Sanddruck<br />
Thomas Frank, Tobias Tuffentsammer<br />
68 Abwärmenutzung und Steigerung der Energieeffizienz beim Aluminiumschmelzen,<br />
Tobias Möldner<br />
70 Lastmanagement im Gießereisektor, Thomas Ketelaer<br />
74 Trennlack für mehr als tausend Zyklen, Stacey Clifford, Henning Rehse<br />
76 Ultraschallprüfung an Gusserzeugnissen, Ilona Meyer<br />
80 Inline-Inspektion und 3-D-Geometriekontrolle in Gießereien<br />
Rinus van der Neut<br />
UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />
84 „Die Mitarbeiter mitnehmen“, Michael Vehreschild<br />
90 Gießerei-Industrie 2025, Heinz-Jürgen Büchner<br />
ESSAY<br />
94 Der parametrische Werkzeugbau<br />
Gerd Röders<br />
BERUF & KARRIERE<br />
100 Heiße Jobs, Timo von Tümpling<br />
RUBRIKEN<br />
3 Editorial<br />
6 Aktuelles<br />
108 Patente<br />
114 News<br />
120 Firmenschriften<br />
121 VDG intern<br />
122 Termine<br />
127 Medien & Bücher<br />
128 Tagungen: VDI-Fachkonferenz Gießtechnik und E-Mobilität, Teil 1<br />
135 Stellenmarkt/Kontakte/Sonstiges<br />
137 Inserentenverzeichnis<br />
138 Vorschau/Impressum<br />
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AKTUELLES<br />
FOTO: FRITZ WINTER<br />
6 <strong>GIESSEREI</strong> 105 03/<strong>2018</strong>
Foto des<br />
Monats:<br />
Jedes Kilo<br />
zählt!<br />
Modernste, hochautomatisierte Kernfertigung<br />
macht das innovative ecoCasting-<br />
Verfahren möglich. Und weil jedes Kilo<br />
zählt, ist eines der wichtigsten Ziele bei<br />
Fritz Winter (FW) die Umsetzung innovativer<br />
Leichtbautechnologien. Mit der neuen<br />
Fertigungslinie ecoCasting setzt FW<br />
für Qualität und Umwelt neue Benchmarkstandards<br />
in der Gießerei-Industrie.<br />
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<strong>GIESSEREI</strong> 105 03/<strong>2018</strong> 7
AKTUELLES<br />
FOTO: FOTOLIA<br />
Werkzeugmaschinenindustrie<br />
schafft erneut Produktionsrekord<br />
4 % Plus in 2017 und ein prognostizierter<br />
Zuwachs von 5 % in <strong>2018</strong>:<br />
Werkzeug maschinen sind derzeit<br />
sehr gefragt.<br />
> VDW: „Die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie<br />
stellt einen Produktionsrekord<br />
nach dem anderen auf.“ Mit dieser<br />
guten Nachricht eröffnete Dr. Heinz-Jürgen<br />
Prokop, Vorsitzender des VDW (Verein<br />
Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken),<br />
Frankfurt am Main, Anfang Februar<br />
die Jahrespressekonferenz des Verbands.<br />
2017 konnte die Branche 4 % zulegen<br />
und wird damit nach vorläufigen Ergebnissen<br />
ein Volumen von rund 15,7 Mrd.<br />
Euro realisieren. Für <strong>2018</strong> erwartet der<br />
VDW ein weiteres Produktionsplus von<br />
5 %. 2017 war einmal mehr der Export<br />
Treiber der Entwicklung. 71 % der deutschen<br />
Werkzeugmaschinen wurden im<br />
Ausland verkauft. Die Ausfuhren zogen<br />
um 8 % auf 10,1 Mrd. Euro an, ohne Reparaturen<br />
und Instandhaltung. Der Inlandsabsatz<br />
schrumpfte im gleichen Zeitraum<br />
um 3 %. Zugpferd für die deutschen<br />
Ausfuhren war Amerika mit einem Fünftel<br />
Anstieg. Weit überproportional legten<br />
Brasilien und Mexiko zu. Erfreulich entwickelte<br />
sich auch der zweitwichtigste<br />
Werkzeugmaschinenmarkt USA, der sich<br />
mit ebenfalls einem Fünftel Zuwachs exakt<br />
auf Linie bewegt. „Demnach investiert<br />
die US-amerikanische Wirtschaft und wir<br />
als Ausrüster für die Industrie partizipieren<br />
davon. Denn ohne ausländische Maschinen,<br />
auch und gerade aus Deutschland,<br />
kann die US-amerikanische In dustrie<br />
ihre Wettbewerbsfähigkeit im Weltmarkt<br />
nicht zurückgewinnen“, sagte Prokop.<br />
Die deutschen Ausfuhren nach Asien<br />
haben sich im vergangenen Jahr eindrucksvoll<br />
erholt. Das ist in erster Linie<br />
dem Leitmarkt China zu verdanken. Die<br />
angesprungene Nachfrage sorgte für einen<br />
Exportzuwachs von nahezu einem<br />
Fünftel. Im Geleitzug zieht die gesamte<br />
Region kräftig an. Das gute Umfeld wirkte<br />
sich sehr positiv auf die Beschäftigung<br />
aus. Sie lag im Dezember bei fast 72 000<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und<br />
damit 2,7 % über Vorjahr. Damit wurde<br />
die Beschäftigung seit dem Tiefstand<br />
2010 nach der Finanz- und Wirtschaftskrise<br />
um fast 20 % aufgebaut.<br />
Deutschland gehört zu den Top-Anbietern<br />
von Werkzeugmaschinen in der Welt.<br />
Dies hat sich auch 2017 wieder bestätigt.<br />
In der Produktion belegten die deutschen<br />
Hersteller nach Schätzungen Platz 2 der<br />
wichtigsten Produzenten, nach China und<br />
vor Japan. „Hier gilt jedoch Klasse statt<br />
Masse“, relativierte Prokop den zweiten<br />
Platz der deutschen Anbieter. China produziere<br />
vielfach Low Tech in großen Stückzahlen<br />
für den heimischen Markt und für<br />
Entwicklungsländer. Das belegt der Durchschnittspreis<br />
einer chinesischen NC-gesteuerten<br />
Maschine von 39 000 Euro im<br />
Vergleich zu 322 000 Euro für eine deutsche<br />
NC-Maschine. Im Export blieb<br />
Deutschland 2017 mit Abstand Exportweltmeister<br />
vor Japan und Italien.<br />
Für <strong>2018</strong> sind die Aussichten sehr gut.<br />
„Zum einen wächst die Weltwirtschaft<br />
kräftig, zum anderen soll der internationale<br />
Werkzeugmaschinenverbrauch um<br />
3,6 % zulegen“, erläutert Prokop. Das sei<br />
vor allem Europa zu verdanken. Amerika<br />
lege ebenfalls kräftig zu, während sich<br />
die Dynamik in Asien aufgrund des hohen<br />
Zuwachses 2017 wieder etwas abschwäche.<br />
Schließlich zogen im vergangenen<br />
Jahr die Bestellungen um 8 % an. Die inländischen<br />
Aufträge stiegen um 10 %, die<br />
ausländischen Orders notierten bei 7 %<br />
Plus. Spannend ist jedoch die Betrachtung<br />
der einzelnen Monate. „Sanken die<br />
Aufträge im ersten Halbjahr insbesondere<br />
im Inland noch zweistellig, löste sich<br />
im zweiten Halbjahr der Knoten“, sagt<br />
VDW-Vorsitzender Prokop. Danach<br />
schnellten die Inlandsaufträge mit plus<br />
41 % im Oktober, plus 67 % im November<br />
und zuletzt plus 37 % im Dezember nach<br />
oben. Alles in allem ist die Werkzeugmaschinennachfrage<br />
regional so breit aufgestellt<br />
wie selten. Davon können viele<br />
Unternehmen profitieren. Die anziehenden<br />
Aufträge gewährleisten eine Fortsetzung<br />
des deutschen Produktionswachstums.<br />
Mit 5 % Plus wird sie erstmals die<br />
16 Mrd. Euro-Marke knacken.<br />
www.vdw.de<br />
8 <strong>GIESSEREI</strong> 105 03/<strong>2018</strong>
Teilübernahme von Asco Industries<br />
> SCHMOLZ + BICKENBACH: Eines der<br />
weltweit führenden Unternehmen für Speziallangstahl,<br />
die Schmolz + Bickenbach<br />
Gruppe (S+B), hat bekanntgegeben, dass<br />
das zuständige Gericht ihm den Zuschlag<br />
zur Übernahme der Standorte und Anlagen<br />
der französischen Asco Industries,<br />
Zaventem, Belgien, zum 1. Februar <strong>2018</strong><br />
erteilt hat. Das industrielle Konzept der<br />
Gruppe umfasst eine enge Integration von<br />
Asco Industries in die Gruppe und zielt<br />
auf eine nachhaltige Verbesserung von<br />
Auslastung und Marktversorgung.<br />
Mit der Übernahme stärkt S+B das<br />
Geschäft im Segment Qualitäts- & Edelbaustahl<br />
und baut die Position als eines<br />
der führenden Unternehmen für hochwertige<br />
Spezialstahl-Langprodukte in Europa<br />
weiter aus. Der Erwerb erfolgt im Zuge<br />
der Strategie, sich aktiv an der Konsolidierung<br />
der europäischen Speziallangstahlindustrie<br />
zu beteiligen. Zwischen den<br />
Standorten und Anlagen von Asco Industries<br />
und den Werken der Schmolz + Bickenbach<br />
Gruppe bestehen hervorragende<br />
Integrations- und Ergänzungsmöglichkeiten<br />
bei der Produktpalette und auch<br />
im Produktionsverbund. Das nachhaltige<br />
industrielle Konzept wird zu einer verbesserten<br />
Auslastung der Anlagen und somit<br />
zu einer effizienteren Produktionsstrategie<br />
und damit zu Kostenvorteilen führen.<br />
Mit rund 1400 Mitarbeitern erzielte<br />
Asco Industries in 2016 einen Umsatz von<br />
373 Mio. Euro. Der französische Konzern<br />
ist beim Produktspektrum und der Kundenbasis<br />
gut aufgestellt. Der von Schmolz<br />
+ Bickenbach mit 8900 Mitarbeitern<br />
erwirtschaftete Umsatz belief sich in<br />
2016 auf 2,3 Mrd. Euro. Die Transaktion<br />
schließt die Übernahme der wichtigsten<br />
Standorte von Asco Industries ein. An diesen<br />
Standorten wird die Mehrheit der Arbeitsplätze<br />
gesichert. Gleichzeitig werden<br />
im Rahmen des Erwerbs bei Schmolz +<br />
Bickenbachs französischer Business Unit<br />
Ugitech (Ugine, Savoie) neue Stellen geschaffen.<br />
Die Produktionsschwerpunkte an den<br />
bisherigen Standorten von Asco Industries<br />
bleiben die Herstellung und Verarbeitung<br />
von Speziallangstahl für die Marktsegmente<br />
Öl & Gas, Automobil und Maschinenbau<br />
sowie die Produktion von Kugellager-Stahl.<br />
CEO Clemens Iller: „Wir freuen uns über<br />
den Zuschlag für die Übernahme von Asco<br />
Industries, die wegen ihres hervorragenden<br />
Know-hows, ihrer qualitativ hochstehenden<br />
Produkte und der breiten Kundenbasis<br />
sehr gut zu uns passen. Wir sind<br />
überzeugt, dass wir gemeinsam mit Asco<br />
unser nachhaltiges Industriekonzept zum<br />
Erfolg bringen und so ein noch stärkerer<br />
Partner für unsere Kunden werden.“<br />
www.schmolz-bickenbach.com<br />
Deutsche Konjunktur im Höhenflug<br />
> DIW KONJUNKTURBAROMETER:<br />
Der Höhenflug der deutschen Wirtschaft<br />
geht weiter: Zum Jahresauftakt ist das<br />
Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts<br />
für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin)<br />
auf den höchsten Stand seit sieben<br />
Jahren geklettert. Der Indexstand für das<br />
erste Quartal beträgt nun 118 Punkte –<br />
das sind knapp vier Punkte mehr als im<br />
Schlussquartal 2017. Damit liegt das Konjunkturbarometer<br />
weit über der 100-Punkte-Marke,<br />
bei der ein Wachstum von 0,3 %,<br />
das dem langjährigen Durchschnitt entspricht,<br />
zu erwarten wäre. Dementsprechend<br />
dürfte die deutsche Wirtschaft im<br />
Winterhalbjahr deutlich kräftiger zulegen<br />
– nach 0,6 % im vierten Quartal 2017 um<br />
voraussichtlich 0,7 % im ersten Quartal<br />
<strong>2018</strong>, jeweils im Vergleich zum vorangegangenen<br />
Vierteljahr.<br />
Angesichts hoher Auftragsbestände<br />
und reger Nachfrage aus dem In- und Ausland<br />
schätzen die Industrieunternehmen<br />
ihre Lage derzeit so rosig ein wie nie zuvor,<br />
sind aber mit Blick auf die künftige<br />
Entwicklung etwas zurückhaltender. Ähnlich<br />
sieht es bei den Dienstleistern aus.<br />
„Die Konjunktur läuft derzeit auf vollen<br />
Touren“, so DIW-Konjunkturchef Ferdinand<br />
Fichtner, „die Zuwächse dürften<br />
aber künftig nicht so hoch ausfallen wie<br />
derzeit – die Luft wird dünner.“<br />
Die deutsche Wirtschaft profitiert von<br />
einem kräftigen weltweiten Aufschwung,<br />
Konjunkturentwicklung im Verlauf der vergangenen 8 Jahre.<br />
der mittlerweile auch den Euroraum erfasst<br />
hat. Dennoch dürfte es in diesem<br />
Tempo nicht weitergehen: So ist zuletzt<br />
der Wechselkurs des Euro gegenüber dem<br />
Dollar gestiegen, was Exporte aus der<br />
Währungsunion verteuert. Zudem wird die<br />
chinesische Wirtschaft, die sich bislang<br />
erfreulich robust gezeigt hat, aufgrund<br />
des Strukturwandels hin zu mehr Konsumausgaben<br />
an Fahrt verlieren. Ein Anzeichen<br />
dafür, dass sich dies wohl auch auf<br />
die deutsche Wirtschaft auswirken wird,<br />
sind die rückläufigen Exporterwartungen.<br />
„Mit nachlassenden Impulsen von der<br />
Auslandsnachfrage wird auch der Beschäftigungsaufbau<br />
hierzulande etwas<br />
schwächer ausfallen als in den vergangenen<br />
Jahren und auch zu etwas moderateren<br />
Zuwächsen beim Konsum führen“,<br />
sagt Simon Junker, DIW-Experte für die<br />
Konjunktur in Deutschland.<br />
<br />
www.diw.de<br />
FOTO: DIW BERLIN<br />
<strong>GIESSEREI</strong> 105 03/<strong>2018</strong> 9
AKTUELLES<br />
FOTO: GF METTMANN<br />
Roboterdichte steigt weltweit auf neuen Rekord<br />
> IFR: Die Automation der Volkswirtschaften<br />
läuft weltweit auf Hochtouren:<br />
Mit einer durchschnittlichen Roboterdichte<br />
von 74 Einheiten pro 10 000 Mitarbeiter<br />
hat der globale Durchschnitt in<br />
der Fertigungsindustrie einen neuen Rekord<br />
erreicht (2015: 66 Einheiten). Aufgeschlüsselt<br />
nach Regionen liegt die<br />
durchschnittliche Roboterdichte in Europa<br />
bei 99 Einheiten, in Amerika bei 84<br />
und in Asien bei 63 Einheiten. Die Top<br />
10 der am meisten automatisierten Länder<br />
der Welt sind: Südkorea, Singapur,<br />
Deutschland, Japan, Schweden, Dänemark,<br />
USA, Italien, Belgien und Taiwan.<br />
Dies sind Ergebnisse aus dem World Robotics<br />
Report 2017, der von der International<br />
Federation of Robotics (IFR) veröffentlicht<br />
wurde.<br />
„Die Roboterdichte ist ein wichtiger<br />
Vergleichsstandard, um die Unterschiede<br />
im Automatisierungsgrad der Fertigungsindustrie<br />
verschiedener Länder zu berücksichtigen“,<br />
sagt Junji Tsuda, Präsident der<br />
International Federation of Robotics.<br />
„Aufgrund der sehr zahlreichen Roboterinstallationen<br />
in Asien während der letzten<br />
Jahre weist die Region die höchste<br />
Wachstumsrate auf: Zwischen 2010 und<br />
2016 lag die durchschnittliche jährliche<br />
Wachstumsrate der Roboterdichte in Asien<br />
bei 9 %, in Amerika bei 7 % und in Europa<br />
bei 5 %“.<br />
Die Entwicklung der Roboterdichte in<br />
China war die dynamischste weltweit. Insbesondere<br />
zwischen 2013 und 2016 verzeichnete<br />
das Reich der Mitte ein starkes<br />
Wachstum bei den Installationen: Die Roboterdichte<br />
stieg von 25 Einheiten im Jahr<br />
2013 auf 68 Einheiten im Jahr 2016. Heute<br />
liegt China weltweit auf Platz 23. Die<br />
chinesische Regierung will diese Entwick-<br />
10 <strong>GIESSEREI</strong> 105 03/<strong>2018</strong>
Industrierobotereinsatz bei<br />
GF Mettmann<br />
lung weiter forcieren und bis 2020 in die<br />
Top 10 der am stärksten automatisierten<br />
Nationen der Welt aufsteigen. Bis dahin<br />
soll die Roboterdichte auf 150 Einheiten<br />
steigen. Darüber hinaus sollen bis 2020<br />
insgesamt 100 000 im Inland produzierte<br />
Industrieroboter verkauft werden<br />
(2017: 27 000 Einheiten chinesischer Roboterlieferanten,<br />
60 000 Einheiten ausländischer<br />
Roboterlieferanten).<br />
Weltweit hat die Republik Korea die<br />
mit Abstand höchste Roboterdichte in der<br />
Fertigungsindustrie - eine Position, die<br />
das Land seit 2010 hält. Die Roboterdichte<br />
übertrifft den globalen Durchschnitt um<br />
gut das Achtfache (631 Einheiten). Diese<br />
Rate ist das Ergebnis der fortgesetzten<br />
hohen Anzahl von Roboterinstallationen<br />
- insbesondere in der Elektro-/Elektronikindustrie<br />
und in der Automobilindustrie.<br />
Singapur folgt an zweiter Stelle mit<br />
einer Rate von 488 Robotern pro 10 000<br />
Mitarbeiter im Jahr 2016. Rund 90 % der<br />
Roboter sind in der Elektronikindustrie in<br />
Singapur installiert.<br />
Japan rangiert auf Platz vier der Welt:<br />
2016 wurden 303 Roboter pro 10 000<br />
Beschäftigte in der Fertigungsindustrie<br />
installiert – fast so viele wie im drittplatzierten<br />
Deutschland (309 Einheiten). Japan<br />
ist der weltweit führende Industrieroboterhersteller:<br />
Die Produktionskapazität<br />
der japanischen Zulieferer erreichte<br />
2016 mit 153 000 Einheiten den höchsten<br />
jemals registrierten Wert. Heute decken<br />
japanische Hersteller 52 % des weltweiten<br />
Bedarfs.<br />
Die Roboterdichte in den Vereinigten<br />
Staaten stieg im Jahr 2016 sehr dynamisch<br />
auf 189 Einheiten an – die USA<br />
belegen damit den siebten Platz weltweit.<br />
Seit 2010 hat die Modernisierung der inländischen<br />
Produktionsanlagen den Roboterabsatz<br />
in den USA angekurbelt.<br />
Hauptgrund für dieses Wachstum war der<br />
anhaltende Trend zur Automatisierung der<br />
Produktion, um die amerikanischen Industrien<br />
im internationalen Wettbewerb zu<br />
stärken. Ziel war zudem, die Produktion<br />
im eigenen Land zu halten oder in einigen<br />
Fällen auch die Produktion aus dem Ausland<br />
zurückzuholen. Die Automatisierung<br />
der Automobilindustrie mit Industrierobotern<br />
macht rund 52 % des Gesamtumsatzes<br />
im Jahr 2016 aus. Der Roboterabsatz<br />
in den USA wird zwischen 2017 und<br />
2020 weiter um durchschnittlich mindestens<br />
15 % pro Jahr steigen.<br />
Die Roboterdichte in Kanada stieg kontinuierlich<br />
auf 145 Einheiten im Jahr 2016<br />
(Rang 13 weltweit) – ebenfalls hauptsächlich<br />
getrieben durch Installationen in der<br />
Automobilindustrie.<br />
Mexiko ist vor allem eine Produktionsdrehscheibe<br />
für Automobilhersteller und<br />
Automobilzulieferer, die in die USA und<br />
zunehmend auch nach Südamerika exportieren.<br />
Mit einem Anteil von 81 % im<br />
Jahr 2016 ist die Automobilindustrie der<br />
mit Abstand größte Abnehmer. Die Roboterdichte<br />
liegt immer noch weit unter dem<br />
Weltdurchschnitt von 74 Einheiten – aktuell<br />
bei 33 Einheiten und damit auf Platz<br />
31 der Weltrangliste<br />
Das am stärksten automatisierte Land<br />
in Europa ist Deutschland – mit 309 Einheiten<br />
im weltweiten Vergleich auf Platz 3.<br />
Der Jahresabsatz und der operative Bestand<br />
an Industrierobotern im Jahr 2016<br />
hatten einen Anteil von 36 % beziehungsweise<br />
41 % am gesamten Roboterabsatz<br />
in Europa. Zwischen <strong>2018</strong> und 2020 wird<br />
der jährliche Absatz in Deutschland aufgrund<br />
der steigenden Nachfrage nach Robotern<br />
in der allgemeinen Industrie und<br />
in der Automobilindustrie weiterhin um<br />
durchschnittlich mindestens 5 % pro Jahr<br />
wachsen.<br />
Frankreich hat eine Roboterdichte von<br />
132 Einheiten (Platz 18 der Weltrangliste).<br />
Das liegt zwar deutlich über dem globalen<br />
Durchschnitt von 74 Robotern – ist<br />
aber im Vergleich zu anderen EU-Ländern<br />
relativ schwach. EU-Mitglieder wie<br />
Schweden (223 Einheiten), Dänemark<br />
(211 Einheiten), Italien (185 Einheiten)<br />
und Spanien (160 Einheiten) sind mit Industrierobotern<br />
im Fertigungsbereich<br />
wesentlich stärker automatisiert. Die<br />
neue Regierung in Frankreich ist allerdings<br />
dabei, die Wettbewerbsfähigkeit<br />
des Landes im verarbeitenden Gewerbe<br />
zu stärken. Dies könnte dazu führen, dass<br />
in den nächsten Jahren neue Roboter installiert<br />
werden. Im Jahr 2017 dürfte die<br />
Zahl der Roboterinstallationen in Frankreich<br />
um rund 10 % gestiegen sein. Zwischen<br />
<strong>2018</strong> und 2020 ist mit einer durchschnittlichen<br />
jährlichen Wachstumsrate<br />
zwischen 5 und 10 % zu rechnen.<br />
Als einziges G7-Land hat Großbritannien<br />
mit 71 Einheiten eine Roboterdichte<br />
unter dem Weltdurchschnitt von 74 Einheiten<br />
(Rang 22). Die allgemeine Industrie<br />
benötigt dringend Investitionen, um<br />
die Produktivität zu modernisieren und<br />
zu steigern. Die geringe Roboterdichte ist<br />
ein Indiz für diese Tatsache. Trotz der Entscheidung<br />
die EU zu verlassen, werden<br />
derzeit viele Investitionspläne zur Kapazitätserweiterung<br />
und Modernisierung<br />
ausländischer und lokaler Automobilunternehmen<br />
angekündigt. Es ist aktuell<br />
noch nicht absehbar, ob Unternehmen<br />
aufgrund der unsicheren Lage bei den<br />
Zöllen mit Investitionen zurückhaltend<br />
sein werden.<br />
Die osteuropäischen Länder Slowenien<br />
(137 Einheiten, Rang 16 der Welt) und<br />
Slowakei (135 Einheiten, Rang 17 der<br />
Welt) weisen eine Roboterdichte auf, die<br />
sogar die Schweiz übertrifft (128 Einheiten,<br />
Rang 19 der Welt). Die Tschechische<br />
Republik liegt mit 101 Einheiten auf Platz<br />
20 der Weltrangliste. Die Roboterlieferungen<br />
in Tschechien und der Slowakei hängen<br />
vor allem von der Nachfrage der Automobilindustrie<br />
ab. Slowenien ist unter<br />
den Balkanländern das führende Land:<br />
60 % der gesamten Lieferungen in dieser<br />
Region gingen an die Automobilindustrie<br />
in Slowenien (387 Einheiten, 33 % mehr<br />
als im Jahr 2015).<br />
www.ifr.org<br />
<strong>GIESSEREI</strong> 105 03/<strong>2018</strong> 11
AKTUELLES<br />
Automobilgießer erwirbt Schweizer Feingießerei<br />
> GF AUTOMOTIVE: Der Automobilgießer<br />
Georg Fischer Automotive erwirbt<br />
100 % der Aktien des Schweizer Präzisionsgussspezialisten<br />
Precicast Industrial<br />
Holding SA, Novazzano. Die Akquisition<br />
erfolgt im Rahmen der Strategie der Division<br />
von Georg Fischer, die Präsenz im<br />
Industriesektor, vor allem im vielversprechenden<br />
Luftfahrtgeschäft, zu verstärken.<br />
Nach Abschluss der Transaktion wird GF<br />
Automotive in GF Casting Solutions umbenannt.<br />
Die Precicast Industrial Holding SA<br />
(Precicast) ist eines der wenigen unabhängigen<br />
Unternehmen im Bereich Präzisionsguss<br />
– auch Feinguss genannt – in<br />
Europa. Sie ist auf Komponenten mit komplexen<br />
Legierungen für Flugzeugtriebwerke<br />
und industrielle Gasturbinen spezialisiert.<br />
Außerdem produziert das Unternehmen<br />
mit der Precicast Additive SA<br />
Komponenten im additiven Fertigungsverfahren<br />
(3-D-Druck).<br />
Das 1970 in Novazzano, Tessin,<br />
Schweiz, als Precicast SA gegründete Unternehmen<br />
erzielte 2017 mit 730 Mitarbeitern<br />
in der Schweiz und in Rumänien<br />
einen Umsatz von ca. 120 Mio. Schweizer<br />
Franken (103 Mio. Euro). Über die finanziellen<br />
Details der Transaktion wurde Stillschweigen<br />
vereinbart.<br />
Um die Entwicklung ihres Portfolios<br />
besser zum Ausdruck zu bringen, wird GF<br />
Automotive nach Abschluss der Transaktion<br />
in GF Casting Solutions umbenannt.<br />
Dieser Schritt wird gegen Ende des ersten<br />
Quartals <strong>2018</strong> erwartet.<br />
Der Feingießer Precicast Industrial Holding SA aus dem Tessin gehört jetzt zu GF Automotive.<br />
GF weist mit seiner Division GF Machining<br />
Solutions bereits eine starke Präsenz<br />
im Luftfahrt- und Gasturbinensektor<br />
auf. Precicast wird in der weiteren Entwicklung<br />
der Feingussaktivitäten von GF<br />
Machining Solutions unterstützt.<br />
Yves Serra, CEO von GF, erklärt: „Die<br />
Akquisition von Precicast entspricht der<br />
Strategie der Division, ihre Präsenz in vielversprechenden<br />
Industriesektoren wie<br />
etwa der Luftfahrt zu verstärken. Wir heißen<br />
Precicast in der GF-Familie herzlich<br />
willkommen und freuen uns, das weitere<br />
Wachstum zu unterstützen. Beide Gesellschaften<br />
ergänzen sich nicht nur sehr gut,<br />
sondern teilen auch ähnliche Werte und<br />
Kulturen.“<br />
Paola Invernizzi, Verwaltungsratpräsidentin<br />
von Precicast, sagt: „Der Entscheid,<br />
mit GF zusammenzuarbeiten, wurde<br />
durch unseren Wunsch ausgelöst, die<br />
Möglichkeiten für die weitere Entwicklung<br />
des Unternehmens sicherzustellen. Precicast,<br />
das vor über 48 Jahren gegründet<br />
wurde, war schon immer führend bei technologischen<br />
Innovationen und ist finanziell<br />
kerngesund. Es hat sich bei namhaften<br />
Kunden einen exzellenten Ruf erworben.“<br />
www.gfau.com<br />
FOTO: GF<br />
Sinto kauft britischen Gießereianlagenbauer<br />
> OMEGA FOUNDRY MACHINERY:<br />
Der britische Gießereimaschinenbauer<br />
Omega Foundry Machinery Ltd., Peterborough,<br />
Großbritannien, ist von der japanischen<br />
Sintokogio Corporation mit Sitz<br />
in Nagoya mehrheitlich übernommen worden.<br />
Omega und Sinto verbinde bereits<br />
seit 2006 eine strategische Partnerschaft<br />
und dieser Schritt gebe beiden Unternehmen<br />
die Möglichkeit, von dem breiten<br />
Portfolio im Bereich chemisch-gebundenen<br />
Sandes zu profitieren, kombiniert mit<br />
den Möglichkeiten eines weltweit agierenden<br />
Unternehmens, heißt es in einer<br />
Pressemitteilung der Omega Foundry Machinery<br />
Ltd. Das Unternehmen bietet<br />
u. a. technische Lösungen für das Formsandmischen,<br />
das Handling von Formen,<br />
die Sandregenerierung sowie<br />
die Kernherstellung.<br />
Der Name der Gesellschaft wird ab<br />
sofort geändert in „Omega-Sinto“<br />
und die bisherige Unternehmensführung<br />
wird auch weiterhin die Geschäfte<br />
des Unternehmens und der<br />
Tochtergesellschaften leiten. „Teil<br />
des weltweit größten Herstellers von<br />
Gießereimaschinen zu sein, birgt signifikante<br />
Möglichkeiten für das Unternehmen<br />
und unsere Kunden“, teilte<br />
die Omega-Geschäftsführung mit.<br />
www.ofml.net<br />
Sinto- und Omega-Manager<br />
beim Vertrags abschluss in<br />
Peterborough, Großbritannien.<br />
FOTO: OMEGA<br />
12 <strong>GIESSEREI</strong> 105 03/<strong>2018</strong>
Elektrofahrzeugkomponenten für den NAFTA-Markt<br />
> PIERBURG: Komponenten des Automobilzulieferers<br />
Rheinmetall Automotive,<br />
Neckarsulm, finden ihren Einsatz immer<br />
häufiger im Rahmen neu konzipierter Elektrofahrzeuge.<br />
So hat der zum Technologiekonzern<br />
Rheinmetall AG gehörende<br />
Automobiltechnikspezialist jüngst über<br />
sein Tochterunternehmen Pierburg,<br />
Neuss, eine Order des südkalifornischen<br />
Fahrzeugherstellers Karma Automotive<br />
zur Lieferung von Kühlmittelpumpen für<br />
ein Plug-in-Hybridfahrzeug (PHEV) erhalten.<br />
Karma Automotive wird die Pumpen in<br />
seinem Luxusmodell Revero einsetzen,<br />
das am US-amerikanischen Markt und in<br />
Kanada vertrieben wird. Die zur Kühlmittelumwälzung<br />
bestimmten Pumpen wurden<br />
in zwei Leistungsstärken mit je weils<br />
50 Watt (CWA 50) und 100 Watt (CWA 100)<br />
für die Luxusmarke geordert. Der bereits<br />
2017 angelaufene Lieferzeitraum für die<br />
Pumpen erstreckt sich bis in das Jahr<br />
<strong>2018</strong> und hat ein Gesamtvolumen im<br />
sechsstelligen Euro-Bereich. Herstellungsort<br />
der CWAs ist das deutsche Pumpenwerk<br />
von Pierburg im sächsischen Hartha.<br />
Die Luxusmarke<br />
Karma Automotive<br />
erhält künftig Kühlmittelpumpen<br />
der<br />
Rheinmetall Automotive-Tochter<br />
Pierburg.<br />
Der mittlerweile seit 25 Jahren zu Pierburg<br />
gehörende Standort verfügt über umfassende<br />
Erfahrung bei der Konzeption und<br />
Produktion elektrischer Antriebe für Pumpen<br />
sowie für weiterführende Einsatzbereiche.<br />
Die Pumpenmodelle der in Hartha<br />
unter anderem produzierten CWA-Baureihe<br />
werden von der Ladeluftkühlung aufgeladener<br />
Aggregate bis hin zum Hauptkühlkreislauf<br />
von Verbrennungsmotoren<br />
eingesetzt.<br />
Als jüngstes Modell existiert auch eine<br />
Variante für eine Spannung von 48 V<br />
mit einer Leistung von 950 W. In neuen<br />
Antriebskonzepten von Hybrid- und Elektrofahrzeugen<br />
können die Pumpen zudem<br />
mit der Kühlung oder Tempe rierung von<br />
Elektroantrieb, Batterie, DC /DC- Wandler<br />
und Leistungselektronik ein breites Spektrum<br />
zusätzlicher Aufgaben übernehmen.<br />
www.rheinmetall-automotive.com<br />
FOTO: RHEINMETALL AUTOMOTIVE<br />
<strong>GIESSEREI</strong> 105 03/<strong>2018</strong> 13
AKTUELLES<br />
Induktionsofenhersteller<br />
hat neuen CTO<br />
FOTO: CASPER GUSS<br />
Einsatz zeigen für den<br />
Fachkräftenachwuchs<br />
> CASPER GUSS: Die Karl Casper GmbH & Co. KG hat bei der Lehrstellenbörse<br />
an der Willy Brand Realschule in Königsbach über die Arbeit in der Eisengießerei<br />
informiert. Mit dabei war auch Geschäftsführer Felix Casper (Mitte). Die<br />
Realschule liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Casper Guss-Werk in Remchingen<br />
im Norden Baden-Württembergs. Im persönlichen Gespräch informierten<br />
sich Interessenten über Praktikumsplätze und die Ausbildung zum Gießerei-<br />
oder Modellbaumechaniker.<br />
www.casper-guss.de<br />
> ABP: Dr. Marco Rische ist seit 1. Januar<br />
<strong>2018</strong> Chief Technical Officer (CTO) und Mitglied<br />
der Geschäftsleitung bei der ABP Induction<br />
Systems GmbH in Dortmund. Seine<br />
Nachfolge als Vice President Aftermarket<br />
hat zum selben Zeitpunkt Markus Fournell<br />
übernommen. Als Mitglied der Geschäftsleitung<br />
wird Dr. Rische ABP bei wichtigen<br />
Auftragsvergaben und anderen wichtigen<br />
Kundenbelangen vertreten. In seiner neuen<br />
Funktion wird er sich bereichsübergreifend<br />
mit Kunden über heutige und zukünftige<br />
Anforderungen im Markt austauschen und<br />
ABP auf zukünftige Anforderungen in Zusammenarbeit<br />
mit den anderen Funktionen<br />
im Unternehmen ausrichten. Hierzu gehören<br />
z. B. der Aufbau und das Halten von<br />
Verbindungen zu verschiedenen Hochschulen,<br />
zu Fachverbänden und Arbeitsgemeinschaften<br />
– aber auch Vorträge vor verschiedenen<br />
Gremien und Foren und Veröffentlichungen<br />
in Fachzeitschriften.<br />
Markus Fournell ist seit 2004 in verschiedenen<br />
Leitungsfunktionen im Bereich<br />
Service verantwortlich tätig. Unter anderem<br />
war er bei Dorma GmbH + Co. KG in<br />
Ennepetal, bei der Demag Cranes AG in<br />
Düsseldorf und bei der Ipsen International<br />
GmbH in Kleve beschäftigt.<br />
www.abpinduction.com<br />
„Tariferhöhung trifft uns hart“<br />
> SCHMIDT + CLEMENS: Beim Tarifabschluss<br />
für die Metall- und Elektroindustrie<br />
in Baden-Württemberg haben sich<br />
die Tarifvertragsparteien am 6. Februar<br />
auf eine Lohnerhöhung von 4,3 % ab<br />
1. April sowie eine Einmalzahlung von 100<br />
Euro geeinigt (im Jahresdurchschnitt ca.<br />
4 %). Ab 2019 sollen dann weitere jährliche<br />
Einmalzahlungen von 27,54 % eines<br />
Bruttoentgelts plus ca. 400 Euro erfolgen,<br />
was etwa weiteren 3,8 % entspricht.<br />
„Der Abschluss in Baden-Württemberg<br />
hat uns geschockt und orientiert sich<br />
offensichtlich vorwiegend an der Leistungsfähigkeit<br />
und der Marktsituation der<br />
Großkonzerne“, berichtet Jan Schmidt-<br />
Krayer, geschäftsführende Gesellschafter<br />
von Schmidt + Clemens (S+C), Kaiserau.<br />
„Wir reden hier über eine Mehrbelastung<br />
von über 1 Mio. Euro in <strong>2018</strong> und weiteren<br />
800 000 Euro in 2019. Ein solcher<br />
Abschluss ist für uns schwer zu akzeptieren<br />
und stellt den Flächentarifvertrag<br />
deutlich in Frage“.<br />
S+C ist Weltmarktführer mit Rohrsystemen<br />
für die petrochemische Industrie<br />
und steht im internationalen Wettbewerb.<br />
„Um unsere Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten,<br />
müssen wir jedes Jahr viel Geld in<br />
Prozesse und Maschinen investieren“, so<br />
Schmidt-Krayer, „alleine in den letzten<br />
zwei Jahren waren dies am Standort Kaiserau<br />
16,5 Mio. Euro“. Investiert wird<br />
beim mittelständischen Familienunternehmen<br />
S+C in der Regel aus dem Gewinn<br />
der Unternehmensgruppe. Fällt dieser<br />
nun geringer aus, steht weniger Geld für<br />
wichtige Investitionen zur Verfügung.<br />
Zwar habe man für das Budget des<br />
laufenden Geschäftsjahres eine Entgelterhöhung<br />
eingerechnet, der aktuelle Tarifabschluss<br />
übersteige dies aber bei weitem.<br />
„Um unsere Produkte auch künftig<br />
auf den Weltmärkten verkaufen zu können,<br />
werden wir nun schauen, wo wir weitere<br />
Einsparungen realisieren können“,<br />
fürchtet Schmidt-Krayer.<br />
Schmidt + Clemens beschäftigt weltweit<br />
etwa 1100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />
davon rund 560 am Stammsitz<br />
in Lindlar. Zur Unternehmensgruppe gehören<br />
Unternehmen in Spanien, der<br />
Tschechischen Republik, Malaysia, Saudi<br />
Arabien und den Vereinigten Staaten von<br />
Amerika.<br />
www.schmidt-clemens.de<br />
Möchten Sie, dass wir Ihre Presseinformationen<br />
für unsere Rubrik Aktuelles<br />
berücksichtigen?<br />
Dann schicken Sie Ihre Meldungen bitte<br />
an: redaktion@bdguss.de<br />
14 <strong>GIESSEREI</strong> 105 03/<strong>2018</strong>
Ausbildungsabschluss in Wernigerode<br />
> NEMAK: Freudige Gesichter bei Nemak<br />
in Wernigerode: Nach dreieinhalbjähriger<br />
Lehrzeit schlossen zehn junge<br />
Menschen ihre Berufsausbildung mit erfolgreich<br />
bestandenen Prüfungen ab.<br />
„Unsere Ausbildung garantiert dem Nachwuchs<br />
einen guten Start ins Berufsleben.<br />
Gleichzeitig profitieren wir an unserem<br />
Standort Wernigerode von qualifiziertem<br />
Fachpersonal, indem wir auf höchstem<br />
Niveau ausbilden“, erklärt Frank Lehmann,<br />
Mitglied der Geschäftsführung von<br />
Nemak Wernigerode. Neben vier<br />
Gießerei mechanikern und jeweils zwei<br />
Industrieelektronikern und Industriemecha<br />
nikern befanden sich noch ein Zerspa<br />
nungsmechaniker und eine Werkzeug<br />
mechanikerin unter den Azubis, die<br />
jetzt ihre Berufsausbildung abgeschlossen<br />
haben.<br />
Fast alle Schützlinge von Ausbildungsleiter<br />
Andreas Groch erhielten direkt im<br />
Anschluss an ihre Ausbildung einen Vertrag<br />
in dem Werk, das Zylinderkurbelgehäuse<br />
sowie Zylinderköpfe aus Aluminium<br />
für die Automobilindustrie herstellt. Die<br />
Verträge jener Azubis, die sich durch besondere<br />
Leistungen auszeichneten, sind<br />
unbefristet.<br />
Gruppenbild der Auszubildenden des Abschlussjahrgangs <strong>2018</strong> von Nemak<br />
Wernigerode. Mit auf dem Foto: Frank Lehmann, Mitglied der Geschäftsführung der<br />
Nemak Wernigerode GmbH (3. Reihe von oben, ganz links).<br />
Die neuen Auszubildenden, voraussichtlich<br />
18 an der Zahl, starten in diesem<br />
Jahr am 1. August. Ein Zeichen, dass sich<br />
die Ausbildung bei Nemak in Wernigerode<br />
großer Beliebtheit erfreut: So gut wie alle<br />
Ausbildungsplätze sind bereits vergeben.<br />
Gesucht werden noch geeignete und<br />
motivierte Bewerber für die Berufe des<br />
Gießereimechanikers und des Werkzeugmechanikers.<br />
www.nemak.com<br />
FOTO: NEMAK<br />
Starkes, profitables Wachstum erzielt<br />
> BÜHLER: 2017 war für die Bühler Gruppe,<br />
Uzwil, Schweiz, ein erfolgreiches Jahr.<br />
Das Unternehmen steigerte den Auftragseingang<br />
organisch um 10 % auf 2,8 Mrd.<br />
Schweizer Franken (2,4 Mrd. Euro), den<br />
Umsatz um 9 % auf 2,7 Mrd. Schweizer<br />
Franken (2,3 Mrd. Euro) und den EBIT um<br />
18 % auf 205 Mio. Schweizer Franken (177<br />
Mio. Euro) (EBIT-Marge: 7,7 %). Der Bestellungsbestand<br />
betrug Ende Jahr 1,7 Mrd.<br />
Schweizer Franken bzw. 1,5 Mrd. Euro<br />
(+9 %). „Unsere Innovationskraft bildet die<br />
Grundlage für diese positive Unternehmensentwicklung“,<br />
sagt Bühler-CEO Stefan<br />
Scheiber. In den Ergebnissen spiegelt<br />
sich Bühlers Positionierung als Anbieter<br />
integrierter Prozesslösungen für nachhaltige<br />
Mobilität und gesunde Ernährung.<br />
„2017 haben wir mit diesen Schwerpunkten<br />
unsere Technologie- und Marktpositionen<br />
weiter ausgebaut und zusätzlich an<br />
Wettbewerbsfähigkeit gewonnen“, so<br />
Scheiber. Dasselbe gilt auch für die Akquisition<br />
der österreichischen Haas Gruppe,<br />
mit der Bühler auch im Consumer-Food-<br />
Markt eine führende Stellung einnimmt.<br />
„Wir haben spürbar an Dynamik gewonnen.<br />
Wir gehen auch aufgrund des hohen<br />
Bestellungsbestands mit Optimismus in<br />
das neue Geschäftsjahr“, so Scheiber.<br />
Beide Geschäftsbereiche von Bühler<br />
trugen zum starken Wachstum bei.<br />
Grains & Food legte bei Auftragseingang<br />
und Umsatz um 7 % auf 2,1 Mrd. bzw. 2,0<br />
Mrd. Schweizer Franken zu (1,8 bzw. 1,7<br />
Mrd. Euro). Advanced Materials steigerte<br />
den Auftragseingang sogar um 21 % auf<br />
672 Mio. Schweizer Franken (582 Mio.<br />
Euro) und den Umsatz um 19 % auf 640<br />
Mio. Schweizer Franken (554 Mio. Euro).<br />
Ebenfalls steigern konnten sich das Servicegeschäft<br />
und das Geschäft mit Einzelmaschinen,<br />
die mittlerweile zusammen<br />
32 % des gesamten Umsatzes ausmachen.<br />
Marktanteilsgewinne verzeichneten<br />
insbesondere die Geschäftsfelder Müllerei,<br />
Futter, optische Sortierung, Aluminiumdruckguss<br />
sowie optische Beschichtungen.<br />
Regional entwickelten sich bezüglich<br />
Auftragseingang der Mittlere Osten/Afrika<br />
(+48 %) und Asien (+18 %) sehr positiv.<br />
Die operative Leistung führte zu einer<br />
weiteren Stärkung der bereits grundsoliden<br />
Finanzposition von Bühler. Der Nettogewinn<br />
stieg deutlich um 22 % auf 174<br />
Mio. Schweizer Franken (151 Mio. Euro),<br />
was einer Nettogewinn-Marge von 6,5 %<br />
entspricht (Vorjahr: 5,9 %). Deutlich gesteigerte<br />
hohe Investionen von 100 Mio.<br />
Schweizer Franken (87 Mio. Euro; +41 %)<br />
– unter anderem in die Modernisierung<br />
und den Ausbau des globalen Produktionsnetzwerks<br />
– legen die Basis für die<br />
zukünftige profitable Geschäftsentwicklung<br />
von Bühler. Die Eigenkapitalquote<br />
blieb trotz der Ausgabe der Unternehmensanleihen<br />
auf einem hohen Wert von<br />
45 % (Vorjahr: 47 %) und die Kapitalrendite<br />
(RONOA, Return on Net Operating<br />
Assets) stieg auf 21 % (Vorjahr: 19 %).<br />
„Wir nahmen diese Unternehmensanleihe<br />
am Kapitalmarkt auf, um unsere unternehmerische<br />
Flexibilität zu sichern und<br />
von den aktuell günstigen Marktbedingungen<br />
zu profitieren“, sagt CFO Andreas<br />
Herzog.<br />
www.buehlergroup.com<br />
<strong>GIESSEREI</strong> 105 03/<strong>2018</strong> 15
AKTUELLES<br />
FOTO: PRIVAT<br />
Verband der Automobilindustrie hat neuen Präsidenten<br />
> VDA: Der Vorstand des Verbandes der<br />
Automobilindustrie (VDA) hat in Berlin<br />
einstimmig Bernhard Mattes zum neuen<br />
VDA-Präsidenten gewählt. Mattes hat seine<br />
Tätigkeit am 1. März <strong>2018</strong> aufgenommen.<br />
Er wird damit Nachfolger von Matthias<br />
Wissmann, der seit 1. Juni 2007<br />
VDA-Präsident ist und den VDA mit Ende<br />
seines Vertrages verlässt.<br />
„Wir freuen uns, mit Bernhard Mattes<br />
einen ausgewiesenen Kenner der Automobilindustrie<br />
gewonnen zu haben. Durch<br />
seine langjährige Erfahrung und internationalen<br />
Kontakte bringt er hervorragende<br />
Voraussetzungen mit, um die Arbeit<br />
des VDA erfolgreich fortzusetzen und unsere<br />
Branche überzeugend zu vertreten“,<br />
sagte Dr. Dieter Zetsche, VDA-Vizepräsident<br />
und Vorstandsvorsitzender der<br />
Daimler AG.<br />
Arndt G. Kirchhoff, VDA-Vizepräsident<br />
und Geschäftsführender Gesellschafter<br />
der Kirchhoff Gruppe, sagte: „Die Entscheidung<br />
wurde von allen drei Herstellergruppen<br />
im Vorstand und Präsidium<br />
einstimmig getroffen. Der VDA ist auch<br />
deshalb so stark, weil hier Hersteller und<br />
Zulieferer unter einem Dach vertreten<br />
sind. Dieses besondere Verhältnis kennt<br />
Herr Mattes gut, denn er war selbst viele<br />
Jahre im Verband aktiv. Das ist gutes Rüstzeug<br />
für seine künftige Aufgabe.“<br />
Als Vorsitzender des Vorstands der<br />
Ford-Werke AG sowie ab November 2004<br />
Druckguss-Exkursion zu Föhl und Frech<br />
> VDG-AKADEMIE: Im Rahmen einer Exkursion besichtigte die VDG-Akademie<br />
die Firma Föhl in Rudersberg, Standort der europaweit modernsten Zinkdruckgussfertigung.<br />
Im Anschluss ging es weiter zum Druckgießanlagenhersteller Oskar<br />
Frech GmbH in Schorndorf. Im Bild Ulrich Schwab, Geschäftsführer Technik<br />
bei Föhl (1. v. l.), Prof. Lothar Kallien, Leiter der Gießereitechnik an der Hochschule<br />
Aalen (3. v. l.) sowie die Teilnehmer des Jahrgangs.<br />
Bernhard Mattes und Matthias Wissmann auf dem VDA-Neujahrsempfang im Januar<br />
<strong>2018</strong> (v. l. n. r.).<br />
als Vorsitzender der Geschäftsführung der<br />
Ford-Werke GmbH war Mattes von 2002<br />
bis 2016 Mitglied des VDA-Vorstandes und<br />
von 2002 bis 2004 VDA-Vizepräsident.<br />
„Ich bedanke mich für das entgegengebrachte<br />
Vertrauen und freue mich auf<br />
die neue, spannende Aufgabe. Unsere Industrie<br />
– Hersteller, Zulieferer sowie die<br />
Hersteller von Anhängern, Aufbauten und<br />
Bussen – steht in einem historischen Umbruch,<br />
der geprägt wird von den großen<br />
Trends der Elektrifizierung und Digitalisierung,<br />
des Autonomen Fahrens und neuer<br />
Mobilitätskonzepte, aber auch der Herausforderung<br />
weiterer Verbrauchs- und<br />
Emissionsreduzierung. Es geht darum, die<br />
internationale Wettbewerbsfähigkeit dieser<br />
Schlüsselbranche, die von zentraler<br />
Bedeutung für den Industriestandort<br />
Deutschland ist, zu sichern und auszubauen“,<br />
sagte Mattes nach der Wahl.<br />
Der scheidende VDA-Präsident Matthias<br />
Wissmann betonte: „Die deutsche<br />
Automobilindustrie gehört weltweit zu<br />
den erfolgreichsten und innovativsten<br />
Branchen überhaupt. In den rund elf Jahren<br />
meiner Amtszeit haben die VDA-Mitgliedsunternehmen<br />
ihre Forschungs- und<br />
Entwicklungsinvestitionen um mehr als<br />
die Hälfte gesteigert. Im stark gewachsenen<br />
Pkw-Weltmarkt (+52 %) haben die<br />
deutschen Hersteller einen Marktanteil<br />
von einem Fünftel. Die Pkw-Auslandsproduktion<br />
wurde verdoppelt, gleichzeitig<br />
konnte die Inlandsproduktion stabil gehalten<br />
werden. Die Zahl der Beschäftigten<br />
im Inland ist heute mit 827 000 um<br />
100 000 höher als 2007. All dies erfolgte<br />
vor dem Hintergrund einer massiven<br />
technologischen und weltwirtschaftlichen<br />
Veränderung. Ich habe diesen Wandel mit<br />
Leidenschaft begleitet und unterstützt.<br />
Ich danke Präsidium und Vorstand für die<br />
sehr gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit.<br />
Meinem Nachfolger wünsche ich<br />
für seine anspruchsvolle Aufgabe eine<br />
glückliche Hand.“ Im Namen des VDA-<br />
Präsidiums und des VDA-Vorstandes<br />
dankte Dr. Zetsche Wissmann für die langjährige<br />
erfolgreiche und gute Zusammenarbeit.<br />
<br />
www.vda.de<br />
FOTO: PRIVAT<br />
16 <strong>GIESSEREI</strong> 105 03/<strong>2018</strong>
Fünfhundertster 240-Tonnen-Großmotor gegossen<br />
> SHW CASTING TECHNOLOGIES:<br />
Die SHW Casting Technologies in Wasseralfingen<br />
feiert einen besonderen Abguss.<br />
Anfang Februar goss das Unternehmen<br />
die Nummer 500 eines Großmotorengehäuses.<br />
Es handelt sich dabei um<br />
einen 18-Zylinder-Motorblock; der Motor<br />
wird in Kraftwerken für die Stromerzeugung<br />
eingesetzt und arbeitet mit einer<br />
Leistung von 17 MW. Der Auftrag für die<br />
Nummer 500 kommt von einem Großkunden<br />
aus Nordeuropa, einem der weltweit<br />
führenden Großmotoren- und Kraftwerkshersteller.<br />
Für das Großmotorengehäuse wurden<br />
100 t Flüssigeisen vergossen. Der fertige<br />
Motorblock ist ca. 12 m lang, 3 m breit,<br />
2,5 m hoch und hat ein Auslieferungsgewicht<br />
von etwa 82 t. Nach der Abkühlzeit<br />
und mehreren Bearbeitungsschritten<br />
kann das Gehäuse in ca. vier Wochen an<br />
den Kunden ausgeliefert werden. Der fertige<br />
Großmotor inklusive Gehäuse, Kurbelwelle,<br />
Zylinderköpfe etc. wird letztendlich<br />
rund 240 t wiegen.<br />
SHW Castings Technologies in Wasseralfingen<br />
ist seit vielen Jahren spezialisiert<br />
auf Großmotorengehäuse für Kraftwerke,<br />
Kreuzfahrtschiffe und Frachtschiffe.<br />
Mit der Produktion von Großgussteilen<br />
zählt SHW CT zu den Marktführern in dem<br />
Bereich, da europaweit nur wenige Unternehmen<br />
Großgussteile dieser Größenordnung<br />
herstellen können.<br />
Nach Kundenzeichnung werden im<br />
Werk Wasseralfingen Motorengehäuse<br />
mit qualitativ hochwertigen Werkstoffen<br />
Schmelzbetrieb bei SHW Casting Technologies in Wasseralfingen. Das Unternehmen<br />
gießt u. a. Großmotorengehäuse.<br />
hergestellt. Als Traditionsunternehmen<br />
steht SHW CT für die Qualität seiner Gusserzeugnisse.<br />
Der hohe Qualitätsstandard<br />
ist von großer Bedeutung, denn die Motorengehäuse<br />
sind permanent außerordentlichen<br />
thermischen und mechanischen<br />
Beanspruchungen ausgesetzt.<br />
Marcus Katholing, Sanierungsgeschäftsführer<br />
bei SHW CT, und sein Team<br />
restrukturieren das Unternehmen seit<br />
Juli 2017 in Eigenregie. „Unser Unternehmen<br />
ist auf einem sehr guten Weg. Der<br />
Auftragsbestand ist höher als im Vorjahr<br />
und die Nachfrage unserer Kunden ist<br />
derzeit weiterhin auf hohem Niveau. Um<br />
die Kundenaufträge termingerecht abzuarbeiten,<br />
suchen wir in verschiedenen<br />
Abteilungen Mitarbeiter zur Verstärkung<br />
unseres Teams“, so Katholing. Der Investorenprozess<br />
startete bereits im vergangenen<br />
Jahr. Angesichts der aktuell guten<br />
Geschäftslage besteht derzeit aber kein<br />
Zeitdruck, eine schnelle Lösung zu finden.<br />
www.shw-ct.eu<br />
FOTO: SHW<br />
FOTOS: MAKSIM PASKO - FOTOLIA, KRAS99 - FOTOLIA,<br />
AG VISUELL - FOTOLIA, ELNUR AMIKISHIYEV<br />
Immer am Puls<br />
von Wirtschaft und<br />
Industrie<br />
Aktuelles<br />
www.giesserei.eu<br />
AKTUELL<br />
IM WORLD WIDE WEB<br />
Hier kommuniziert die Gießereibranche<br />
Die neue Webseite der <strong>GIESSEREI</strong>-Zeitung: www.giesserei.eu<br />
<strong>GIESSEREI</strong> 105 03/<strong>2018</strong> 17
AKTUELLES<br />
FOTO: LOHMANN<br />
Ressourcenschonende Produktion durch<br />
modulare Fertigungslinie<br />
Blick auf die innovative<br />
Gießlinie im Hochregallager.<br />
> LOHMANN: Ein neuartiges Hochregallagersystem<br />
ermöglicht der Gießerei<br />
Friedrich Lohmann, Witten, den wahlfreien<br />
Zugriff auf Formkästen – und sorgt so<br />
für hohe Zeit-, Material- und Energieeinsparungen<br />
in der Fertigung. Für das<br />
erstmals in der Industrie eingesetzte Verfahren<br />
erhielt das Unternehmen einen<br />
Zuschuss aus dem Umweltinnovationsprogramm<br />
des Bundesumweltministeriums<br />
(BMUB). Unterstützt wurde es dabei<br />
durch die Finanzierungsberatung der<br />
Effizienz-Agentur NRW.<br />
Die seit über 225 Jahren bestehende<br />
Friedr. Lohmann GmbH produziert an zwei<br />
Standorten in Witten Blech- und Stabstahlprodukte<br />
aus Schnellarbeits-, Werkzeug-<br />
und Spezialstahl, hitzebeständige<br />
und verschleißfeste Edelstahlgüsse sowie<br />
Schweißverbundkonstruktionen für Automotive,<br />
Maschinenbau, Werkzeugbau und<br />
Windkraft.<br />
„Am Standort Witten-Annen betreiben<br />
wir eine Edelstahlgießerei mit zwei Induktionsöfen“,<br />
erläutert Thorsten Kutsch,<br />
Geschäftsbereichsleiter bei Lohmann.<br />
Spezialisiert ist die Gießerei auf individuell<br />
gefertigte Produkte in geringen Losgrößen.<br />
„Bei der Fertigung von kleinen bis mittleren<br />
Losgrößen bestehen hohe Anforderungen<br />
an den Prozess, da sich die<br />
Schmelzen, Gießrandbedingungen und<br />
Gießfolgezeiten je nach gefertigtem Produkt<br />
fortlaufend ändern“, so Kutsch. Bestehende<br />
Verfahren erfüllen die Anforderungen<br />
nur unzureichend. Die Gießerei<br />
plante und errichtete deshalb erstmalig<br />
im großtechnischen Maßstab eine modulare<br />
Fertigungslinie für das ressourceneffiziente<br />
Formen und Gießen hochwertiger<br />
Sandgussbauteile in kleinen und mittleren<br />
Serien. Dabei werden die mit Sand gefüllten<br />
Formkästen programmgesteuert dem<br />
Hochregallager in vordefinierte Gießpositionen<br />
zugeführt. Durch den wahlfreien<br />
Zugriff auf die Formkästen zu jedem Zeitpunkt<br />
des Abgießvorgangs lassen sich die<br />
Warte-, Transport- und Manipulationszeiten<br />
beim Erschmelzen und Abgießen gegenüber<br />
herkömmlichen statischen Verfahren<br />
verringern.<br />
„Durch die kürzeren Wartezeiten an<br />
den Induktionsöfen sinken die Abstichtemperaturen<br />
um durchschnittlich ca.<br />
40 °C. Dies führt zu erheblichen Energieeinsparungen<br />
sowie zu einer deutlichen<br />
Reduzierung der Abbrandverluste“, erklärt<br />
Kutsch.<br />
Der wahlfreie Zugriff auf die Formkästen<br />
erlaubt darüber hinaus eine anforderungsorientierte<br />
Steuerung der Produktion<br />
und führt insgesamt zu einer besseren<br />
Reproduzierbarkeit des Gießablaufs. Hiermit<br />
verbunden sind erhebliche Ausbringungsgewinne<br />
– so können stark überhitzte<br />
Schmelzen und Kaltanschweißungen<br />
vermieden werden.<br />
Die Hochregallösung verringerte auch<br />
den Hallenflächenbedarf der Fertigungsanlage.<br />
Da die Gieß- und Abkühl-Areale<br />
kleiner sind, können die beim Abgießen<br />
und Erstarren entstehenden Dämpfe nahezu<br />
vollständig abgesaugt und in einen<br />
Rotationswärmetauscher gespeist werden.<br />
Die gewonnene Wärme wird heute<br />
zur Beheizung der Halle eingesetzt.<br />
Unterstützung bei der Umsetzung erhielt<br />
Lohmann durch die Effizienz-Agentur<br />
NRW (EFA) aus Duisburg. Marcus-Lodde,<br />
Leiter Geschäftsfeld Finanzierung der<br />
Agentur, erklärt: „Das Unternehmen<br />
reichte mit Unterstützung der EFA und<br />
der Metatech GmbH einen Antrag für das<br />
Umweltinnovationsprogramm des Bundesumweltministeriums<br />
ein.“ Das Vorhaben<br />
wurde mit Mitteln in Höhe von<br />
869 095 Euro aus dem BMUB-Umweltinnovationsprogramm<br />
gefördert. Insgesamt<br />
investierte das Unternehmen ca. 5 Mio.<br />
Euro in die Maßnahme.<br />
www.lohmann-stahl.de<br />
18 <strong>GIESSEREI</strong> 105 03/<strong>2018</strong>
Vielseitiger Zinkdruckguss: Klein, groß, filigran,<br />
dünn, schnell<br />
> INITIATIVE ZINK: Die Druckgießform<br />
schließt sich – und dann wird unter hohem<br />
Druck flüssige Schmelze eingefüllt, wobei<br />
die komplette technologisch-metallurgische<br />
Gestaltung des Bauteils definiert<br />
wird. Das alles geschieht innerhalb von<br />
10 bis 20 ms und ist somit für das<br />
menschliche Auge kaum erfassbar – immerhin<br />
dauert ein einziger Wimpernschlag<br />
stolze 100 ms. Grob vereinfacht<br />
könnte man so den wichtigsten Schritt<br />
des Zinkdruckgießprozesses beschreiben,<br />
an dessen Ablauf sich seit Bekanntwerden<br />
des Verfahrens Anfang des 20.<br />
Jahrhunderts nichts Grundsätzliches verändert<br />
hat.<br />
Wohlgemerkt: nichts Grundsätzliches.<br />
Denn wie jedes Verfahren hat das Zinkdruckgießen<br />
in den vergangenen Jahrzehnten<br />
bewiesen, wie viel Potenzial für<br />
Leistungssteigerung und Innovation in ihm<br />
steckt. Oder wie es Petar Marovic, geschäftsführender<br />
Gesellschafter der Havelländischen<br />
Zink-Druckguss GmbH &<br />
Co. KG, Premnitz, formuliert: „Die meisten<br />
Charakteristika des Zinkdruckgießprozesses<br />
haben sich nicht wesentlich verändert.<br />
Das ist jedoch kein Ausdruck für mangelnden<br />
Innovationsdrang, sondern vielmehr<br />
ein Zeichen, dass das Verfahren ein gewisses<br />
Optimum darstellt, das nur in Nuancen<br />
verbessert werden kann.“<br />
Um bei Bestzeiten und Rekorden zu<br />
bleiben: Allein ein Größer, Schneller und<br />
Weiter – quasi im Sinne des olympischen<br />
Gedankens – sind beim Zinkdruckgießen<br />
nicht die ausschlaggebenden Kriterien:<br />
„Betrachtet man Anforderungen an heutige<br />
Zinkdruckgussprodukte, spielen natürlich<br />
eine schnelle Produktion und die<br />
Realisierung auch großer Bauteile eine<br />
Rolle. Darüber hinaus sind Teile sehr wichtig,<br />
die dünnwandig, klein und filigran<br />
sind, oft eine hohe Funktionsintegration<br />
aufweisen, optisch herausragend und<br />
dennoch schnell, effizient und qualitativ<br />
hochwertig hergestellt werden.<br />
All diese Anforderungen haben den<br />
Zinkdruckgießprozess verändert – und<br />
können mit ihm realisiert werden. Hierfür<br />
stehen moderne Druckgießmaschinen,<br />
aber auch innovative Verfahrenstechniken“,<br />
erklärt Dr. Norbert Erhard, Geschäftsführer<br />
der Oskar Frech GmbH &<br />
Co. KG, Schorndorf, deren Geschäftsfelder<br />
von der Herstellung von Warmkammerund<br />
Kaltkammerdruckgießmaschinen über<br />
die Werkzeugtechnologie bis zur Automatisierung<br />
von Druckgießzellen reichen.<br />
Zink und Kunststoff sind durch die Hybridtechnologie eine starke Kombination:<br />
Die gegossenen Bauteile werden mit Kunststoff umspritzt und mithilfe von Kameras<br />
und 3-D-Scannern genauestens geprüft.<br />
Damit Zinkdruckgussteile in ihren jeweiligen<br />
Anwendungsbereich integriert<br />
werden können, gelten vom Werkzeugbau<br />
bis zur Fertigung strenge Maßstäbe. Verwendeter<br />
Werkstoff, Schrumpfung des<br />
Druckteils, konstruktive Auslegung der<br />
Form, Prozessstabilität: Viele Parameter<br />
werden berücksichtigt, damit am Ende<br />
das Ergebnis stimmt und eine spätere<br />
Nachbearbeitung unnötig ist.<br />
„Die Qualität eines Bauteils entsteht<br />
zu 60 bis 70 % im Werkzeug. Eine intelligente<br />
Bauteilkonstruktion, die sicherstellt,<br />
dass mit maximaler Präzision und höchster<br />
Qualität anspruchsvolle Geometrien<br />
gegossen werden können: Dafür ist das<br />
Know-how von Spezialisten in Engineering<br />
und Konstruktion gefragt – der Mensch<br />
steht im Mittelpunkt des gesamten Prozesses“,<br />
betont Dr. Frank Kirkorowicz, geschäftsführender<br />
Gesellschafter der Adolf<br />
Föhl GmbH + Co KG, Rudersberg.<br />
Stichwort „Material“: In der Praxis haben<br />
sich vor allem die Legierungen<br />
ZL 0400, ZL 0410 und ZL 0430 durchgesetzt.<br />
Ihre Basis bildet Feinzink mit einer<br />
Reinheit von 99,995 % Zink. Aluminium,<br />
Kupfer und Magnesium sind weitere Bestandteile,<br />
die erheblich das Eigenschaftsprofil<br />
der Legierungen beeinflussen:<br />
Kupfer verbessert die Zugfestigkeit<br />
und Härte, Magnesium verhindert interkristalline<br />
Korrosion und Aluminium begünstigt<br />
die Verarbeitbarkeit des Zinks<br />
sowie die wichtigsten Gebrauchseigenschaften,<br />
also Zugfestigkeit, Bruchdehnung<br />
und Schlagbiegezähigkeit.<br />
„Dass beim Zinkdruckgießen überwiegend<br />
mit nur drei Legierungen gearbeitet<br />
wird, ist natürlich sehr komfortabel“, so<br />
Frank Kirkorowicz, „allerdings sind durch<br />
optimierte Legierungen mehr Anwendungen<br />
möglich – besonders wenn man an<br />
den Elektronikbereich denkt, für den Bauteile<br />
wesentlich dünnwandiger ausgelegt<br />
sein müssen.“ Hier kommen sogenannte<br />
High-Fluidity-Legierungen zum Einsatz, die<br />
speziell für das Dünnwandgießen entwickelt<br />
wurden und die die gleichen guten<br />
mechanischen, elektrischen und wärmeleittechnischen<br />
Eigenschaften wie klassische<br />
Legierungen aufweisen, aber bis zu<br />
40 % fließfähiger sind. Dr. Erhard: „Waren<br />
in den 1990er-Jahren noch Wandstärken<br />
von 1,5 mm State of the Art, ist heute<br />
durch Prozessoptimierungen serienmäßig<br />
eine Dicke von 0,5 mm realisierbar. Doch<br />
auch hier geht die Entwicklung immer weiter,<br />
sodass bereits 0,3 mm oder sogar<br />
0,2 mm technologisch umsetzbar sind.“<br />
Effizienz und Innovation in der Maschinen-<br />
und Prozesstechnik sind weitere zentrale<br />
Themen, die exakt beherrscht werden<br />
müssen, wenn es um Leistungssteigerung<br />
beim Zinkdruckgießen geht.<br />
Formenfüll- und Erstarrungssimulationen<br />
gestalten aus einer Idee eine seriennahe<br />
Vorstufe, zugleich wird für die Prototypenerstellung<br />
immer mehr auf 3-D-Druck<br />
gesetzt. www.initiative-zink.de<br />
FOTO: ANDREAS BEDNARECK<br />
<strong>GIESSEREI</strong> 105 03/<strong>2018</strong> 19
AKTUELLES<br />
Guss-Strahlanlage für türkische Gießerei<br />
> AGTOS: Schon 2011 wurde die erste<br />
Doppelkammerstrahlanlage zur Entsandung<br />
und Reinigung verschiedener Gussteile<br />
von Atik Metal in Betrieb genommen.<br />
Dabei handelte es sich um eine große<br />
Durchlaufhängebahnstrahlanlage mit vorgeschaltetem<br />
Kühltunnel und manuellen<br />
Schleifplätzen. Diese wurden, verbunden<br />
mit einem umfangreichen Hängebahnsystem,<br />
im komplett neu errichteten Betrieb<br />
von Atik Metal in Aliaga, nahe Izmir, Türkei,<br />
installiert. Es folgte eine Raupenbandstrahlanlage<br />
zur chargenweisen Bearbeitung<br />
und eine Durchlaufhängebahnstrahlanlage<br />
zum Nachstrahlen.<br />
Aufgrund der weiteren Expansion des<br />
Unternehmens wird nun eine zweite Linie<br />
installiert. Auch für diese Durchlaufhängebahnstrahlanlage<br />
erhielt AGTOS den<br />
Zuschlag. Die Besonderheit: Es können<br />
jeweils zwei komplette Gehänge parallel<br />
gestrahlt werden. So wird die Kapazität<br />
der Anlage erhöht. Außerdem ermöglicht<br />
diese Einrichtung, dass zwei verschiedene<br />
Strahlprogramme zugleich laufen. So<br />
können verschiedene Werkstückgeometrien<br />
mit unterschiedlichen Strahlprogrammen<br />
gleichzeitig bearbeitet werden.<br />
www.agtos.de<br />
AGTOS verkaufte erneut eine<br />
Durchlaufhängebahnstrahlanlage<br />
an Atik Metal in der Türkei.<br />
FOTO: AGTOS<br />
3 Fragen an…<br />
Markus Effinger, Market Manager bei Air Liquide, Düsseldorf, zum Einstieg von<br />
Unternehmen in die additive Fertigung<br />
Additive Fertigung ist im Moment in<br />
aller Munde. Wo steht die Industrie<br />
heute und wo geht die Reise hin?<br />
Die additive Fertigung – oder der industrielle<br />
3-D-Druck – ist definitiv aus dem<br />
Schatten der Prototypenfertigung getreten.<br />
Sie entwickelt sich zur Technologie<br />
für die Serienproduktion.<br />
Das selektive Laserstrahlschmelzen<br />
beispielsweise hat sich vielversprechend<br />
etabliert. Wer früh den Einstieg gewagt<br />
hat, genießt bereits erhebliche Wettbewerbsvorteile.<br />
Immer mehr Unternehmen<br />
möchten deshalb von den wirtschaftlichen<br />
und technologischen Vorteilen des<br />
Verfahrens profitieren.<br />
Aller Anfang ist schwer und viele Unternehmen<br />
stellen sich vermutlich aktuell<br />
dieselbe Frage: Wie gelingt der<br />
Einstieg in die additive Fertigung?<br />
Additive Fertigung auf effiziente Weise<br />
einzuführen ist tatsächlich für viele eine<br />
schwierige Aufgabe. Es fehlt das Knowhow.<br />
Um das volle Potenzial zu heben,<br />
müssen Konstrukteure umdenken und<br />
auch vor- und nachgelagerte Prozesse berücksichtigt<br />
werden. Das gelingt vielen<br />
Unternehmen durch ein interdisziplinäres<br />
Team. Dieses prüft im ersten Schritt systematisch<br />
das Potenzial der additiven Fertigung<br />
für einzelne Bauteile und Komponenten.<br />
Natürlich gibt es noch viele weitere<br />
Punkte zu beachten. Kürzlich haben wir<br />
deshalb in Zusammenarbeit mit der Fraunhofer-Gesellschaft<br />
einen Leitfaden veröffentlicht.<br />
Darin fassen wir die wichtigsten<br />
Tipps für den Einstieg in das Laserstrahlschmelzen<br />
zusammen. Der Leitfaden ist<br />
für jedermann verfügbar und kann auf unserer<br />
Website heruntergeladen werden.<br />
Additive Fertigung ist also weit mehr<br />
als einen 3-D-Drucker aufzustellen.<br />
Wie hat sich Air Liquide auf diese Komplexität<br />
eingestellt?<br />
Wir unterstützen unsere Kunden bei der<br />
Optimierung ihrer industriellen Produktion.<br />
Mit Maschinenherstellern arbeiten wir<br />
an der wirksameren Verwendung von Gasen<br />
bei ihren Prozessen. Gase sind in der<br />
additiven Fertigung nicht nur am Herstellungsprozess<br />
selbst beteiligt. Sie leisten<br />
auch in vor- und nachgelagerten Prozessschritten<br />
gute Dienste. Wir betrachten<br />
deshalb die gesamte Wertschöpfungskette.<br />
Je nach Bedarf, Platzangebot und Verbrauchsmenge<br />
finden sich individuelle<br />
Lösungen. Im besten Fall berücksichtigen<br />
diese vorausschauend auch künftige Entwicklungen.<br />
Download des Leitfadens unter:<br />
http://3ddruck.airliquide.de<br />
FOTO: AIR LIQUIDE<br />
20 <strong>GIESSEREI</strong> 105 03/<strong>2018</strong>
www.bdguss.de<br />
9. BDG-Umwelttag<br />
Foto: © frank peters - Fotolia<br />
Die Veranstaltung richtet sich an<br />
Geschäftsführer sowie Umwelt-,<br />
Energie- und Arbeitsschutzbeauftragte<br />
der Gießereibranche, die sich über<br />
die immer komplexeren Anforderungen<br />
der Umweltgesetzgebung und angrenzender<br />
Bereiche informieren möchten.<br />
Auskünfte erteilt das BDG Referat Umwelt- und Energiepolitik,<br />
Telefon: (0211) 68 71-296, Fax: (02 11) 68 71-40 296<br />
judith.mueller@bdguss.de<br />
Save the date<br />
20. September <strong>2018</strong><br />
Veranstaltungsort:<br />
Düsseldorf
INTERVIEW<br />
„Die Anforderungen einer E-Maschine sind beim<br />
Gießen denen eines Verbrennungsmotors sehr ähnlich.“<br />
Chancen und Herausforderungen<br />
der Elektromobilität<br />
Nemak-Forschungschef Christian Heiselbetz zu den Anforderungen an Gießereien<br />
im globalen Wettbewerb bei der Fertigung von E-Fahrzeugen.<br />
FOTOS: NEMAK<br />
Herr Heiselbetz, fahren Sie ein Elektroauto?<br />
Derzeit nein. Ich bin bei Gelegenheit mit<br />
einem BMW i3 als Leihwagen von meinem<br />
Wohnsitz Baden-Baden nach Karlsruhe<br />
und zurück gefahren. Tolles Fahrerlebnis,<br />
dynamisch und auf der Autobahn auch<br />
mal Tempo 160 km/h. Nach der 80 km-<br />
Strecke war die Batterie bei 20 %. Nach<br />
2 Stunden Laden an der normalen Steckdose<br />
– ich habe keine Ladestation – wäre<br />
ich 8 km weiter gekommen. Anderes<br />
Beispiel: Als ich mich zuletzt nach einem<br />
neuen Dienstwagen umsah, hatte ich<br />
durchaus einen Plug-in-Hybrid (PHEV) ins<br />
Auge gefasst. Aber weder in meiner<br />
Frankfurter Wohnung noch im Parkhaus<br />
unseres Bürogebäudes hier am Flughafen<br />
gibt es eine Lademöglichkeit. Ich hätte<br />
den Wagen also zum Aufladen über die<br />
Verbrennungsmaschine betreiben müssen,<br />
was energietechnisch nicht gerade sinnvoll ist. Also zusammengefasst:<br />
Interesse ja, mit dem derzeitigen Angebotsportfolio<br />
und meinem Fahrprofil passt es nicht zusammen.<br />
Nemak ist ja auch klassischer Motorengießer ...<br />
Unser Hauptgeschäft ist das Gießen von Motorkomponenten,<br />
wir sind aber seit 2013 auch E-Motorhersteller. Wir liefern die<br />
Gehäuse für die E-Maschinen vom BMW i3 und i8.<br />
Sie sind relativ früh in den Bereich E-Mobilität eingestiegen.<br />
Wie entwickelt sich dieses Geschäftsfeld?<br />
Gemeinsam mit seinen Kunden arbeitet Nemak seit 2011 an<br />
Gussteilen für die E-Mobilität. Seit dem Start unseres Geschäfts<br />
mit E-Motor-Gehäusen haben wir zusätzliche Kompetenzen in<br />
den Bereichen Gießen und Bearbeitung entwickelt, die wir heute<br />
als Wettbewerbsvorteile sehen. Wir sind stolz darauf, rund<br />
150 000 BEVs (Battery Electric Vehicle) auf den Straßen zu<br />
sehen, die mit einem Nemak E-Motor-Gehäuse laufen. Wir stehen<br />
kurz vor dem Anlauf weiterer Gehäuse für E-Maschinen.<br />
Ein weiteres Standbein ist der Strukturguss …<br />
Den Bereich Strukturbauteile haben wir seit etwa zwei Jahren in<br />
Serie für verschiedene deutsche und europäische OEM. Für einen<br />
deutschen Premiumhersteller etwa fertigen wir die Strukturgussteile<br />
in Europa. In der Plattform eines anderen deutschen<br />
namenhaften OEM wird ebenfalls Strukturguss von uns verwendet,<br />
den wir in unserem Werk in Mexiko bauen, für die mexikanische<br />
Fertigung des Fahrzeugs. Neben diesen Serienteilen gibt<br />
es eine große Anzahl an Anfragen von Kunden bis in das C-Fahrzeugklasse-Segment<br />
(Mittelklasse) hinein. Derzeit wird verstärkt<br />
der Bereich Strukturbauteile der oberen Mittelklasse und Oberklasse,<br />
also dem D- und E-Segment, nachgefragt. Wir sehen einen<br />
starken Trend auch bei C-Klasse-Fahrzeugen. In die Mittelklasse<br />
dringt der Strukturguss Stück für Stück vor und da werden wir<br />
mit Sicherheit steigende Marktanteile verzeichnen können.<br />
Aufgrund der noch sehr schweren Batterien gilt Leichtbau<br />
und damit auch Strukturguss als Schlüsseltechnologie für<br />
die Reichweite von E-Autos. Aber Elektromaschinen rekuperieren<br />
und mit höherer Leistungsdichte der Batterien dürfte<br />
die Reichweite eines Tages kein Problem mehr darstellen.<br />
Dann dürfte das Fahrzeuggewicht keine große Rolle mehr<br />
spielen, denn rein elektrisch gibt es keinen CO 2 -Ausstoß.<br />
Wie nachhaltig ist Leichtbau?<br />
Grundsätzlich ist die Überlegung vollkommen richtig. Was dagegen<br />
spricht ist definitiv der prognostizierte Marktanteil der<br />
<strong>GIESSEREI</strong> 105 03/<strong>2018</strong> 33
INTERVIEW<br />
„Wir sind stolz darauf,<br />
rund 150 000 BEV auf den<br />
Straßen zu sehen, die mit<br />
einem Nemak E-Motor-<br />
Gehäuse laufen.“<br />
reinen E-Fahrzeuge. Ihre Aussage bezieht sich eindeutig auf<br />
rein batterieelektrische Fahrzeuge, die diese Möglichkeit des<br />
starken Rekuperierens bieten. Wenn die Elektromaschine<br />
rekuperiert, kann sie einen Teil der Energie, die aufgewendet<br />
wurde um das Fahrzeug zu beschleunigen, zurückgewinnen, um<br />
sie abzuspeichern. Mit entsprechenden Verlusten, aber es macht<br />
Sinn. Bei einem reinen E-Fahrzeug spielt das Thema Gewicht<br />
eine gegenüber heute untergeordnete Rolle. Jetzt gehen wir<br />
aber davon aus, dass wir im Jahr 2025/30 immer noch etwa<br />
80 % hybridische Antriebe oder mit einem Verbrennungsmotor<br />
ausgestattete Fahrzeuge sehen werden. In diesen Fahrzeugen<br />
sehe ich sehr wohl noch einen ganz großen Bedarf, das Gewicht<br />
weiter zu reduzieren. Messen und Konferenzen, die wir besuchen,<br />
bestätigen den klaren Trend zum Thema Gewichtsreduktion<br />
und dort wollen wir unseren Beitrag leisten.<br />
Also Leichtbau bleibt Thema über den Verbrenner hinaus?<br />
Nach unserer Einschätzung ja und wir schauen uns nicht nur<br />
eine Prognose an. Beispielsweise die Ducker-Studie aus den USA,<br />
dort sieht man auch weiterhin den Trend Lightweighting, das<br />
Motto, das wir uns gegeben haben. Dort sehen wir eine große<br />
Chance, über Aluminiumkomponenten, die eventuell über das<br />
Thema reine Gussbauteile hinausgehen, unseren Beitrag zu leisten.<br />
Der Guss als Teil eines Systems wird weiterhin eine große<br />
Bedeutung haben. Wir sind uns aber auch im Klaren darüber,<br />
dass es nicht der Guss alleine ist, sondern dass es darüber hinaus<br />
im Bereich Fahrzeugstrukturen einen großen Bedarf gibt,<br />
Leichtbau intelligent zu gestalten und damit nicht nur Aluminiumgussteile<br />
einzusetzen, wenn man Erfolg haben möchte.<br />
Wie sieht das konkret aus?<br />
Aluminiumgussteile lassen sich erfolgreich mit anderen Materialien<br />
verbinden, z. B. mit Stranggussprofilen aus Aluminium oder<br />
mit Blechen. Man kann sich auch Kombinationen vorstellen aus<br />
Stahl mit Aluminium.<br />
Auch mit Kunststoff?<br />
Auch Kunststoffe. Wir sehen uns sehr genau auch Verbundwerkstoffe<br />
an. Das können Verbindungen von verschiedenen Metallen<br />
sein, das kann auch Kunststoff in Verbindung mit Guss sein. Ein<br />
spannendes Thema, weil sich aufgrund der jeweiligen eingesetzten<br />
Verfahren und der Prozesstemperatur Kunststoff nicht einfach<br />
mit Aluminium zusammengießen lässt.<br />
Auf der IAA stellte Kirchhoff ein Batteriegehäuse aus Stahl<br />
und Aluminiumprofilen vor, thyssenkrupp eins rein aus Stahl<br />
und ElringKlinger eins aus Kunststoff. Sie eins aus Guss.<br />
Wo sehen Sie die Stärke des Gießens, das ja nicht immer<br />
das preiswerteste Verfahren ist?<br />
Wir sehen bei mittelgroßen Batteriegehäusen, wie sie derzeit<br />
eingesetzt werden für Hybride, Plug-in-Hybride und kleine normalelektrische<br />
Fahrzeuge eine sehr starke Tendenz zu Guss. Mittelgroße<br />
Batteriegehäuse sind sehr gut auf normalen Druckgießanlagen<br />
herstellbar. Damit können wir den Preisvorteil von Druckguss<br />
nutzen und gute Massenware herstellen. Was sich auf der<br />
anderen Seite bei diesem Bauteil derzeit etwas kritischer herausstellt,<br />
ist die gesamte anvisierte Stückzahl über Lifetime. Die<br />
Werkzeuge für Druckguss halten problemlos 150 000 Schuss<br />
aus. Die Gesamtprognose über die Lebenszeit eines Batteriegehäuses<br />
ist derzeit teilweise deutlich niedriger als die Lebenserwartung<br />
des Werkzeugs – was an der Stelle zu Nachteilen bei<br />
der Kostenstruktur führt.<br />
Und einen Wettbewerb der Konzepte und Materialien verstärkt?<br />
Bei großen Batterien für reine Elektrofahrzeuge sehen wir genau<br />
die Tendenz, die sie gerade erwähnt haben, zu einem Materialmix.<br />
Wir verbinden beispielsweise verschiedene Gehäusehälften<br />
über Reibschweißverfahren miteinander. In Kürze werden wir in<br />
Serie ein Batteriegehäuse für einen deutschen Autohersteller<br />
produzieren, dessen Gesamtbatterie aus mehreren gegossenen<br />
Bauteilen besteht, die über Reibschweißen miteinander verbunden<br />
werden. Dort nutzen wir die Stärken von Druckguss und<br />
seinen Kostenvorteilen in Verbindung mit zusätzlichen Verbindungstechniken,<br />
um ein im Endeffekt großes Gehäuse als reines<br />
Gussteil herzustellen, was sich am Stück so nicht gießen lässt.<br />
34 <strong>GIESSEREI</strong> 105 03/<strong>2018</strong>
E-Motoren-Gehäuse für BEV und<br />
PHEV eines deutschen Herstellers<br />
(links).<br />
Stoßdämpferbrücke für SUVs<br />
eines deutschen OEMs (unten).<br />
Des Weiteren sehe ich den Trend zu kombinierten Materialien,<br />
dass man z. B. zur Seitenverstärkung der Batterien Strangpressprofile<br />
einsetzt, um die Seitenkräfte aufzunehmen und an der<br />
Stelle auch die Verbindung mit Gussknoten. Wir haben auch<br />
modulare Gehäusekonzepte, wodurch wir die Batterie skalierbar<br />
machen. Da gibt es verschiedene Ansätze. Dazu haben wir im<br />
Januar auf der Euroguss auch nochmal ein neues Konzept vorgestellt,<br />
dass wir derzeit entwickeln. Dort haben wir gezeigt, was<br />
beide Richtungen abdeckt: zum Thema Strukturbauteile ein neuartiges<br />
Konzept eines Vorderbaus in Leichtbauweise, zum Thema<br />
Batteriegehäuse ein modulares Batterie-System, was an verschiedene<br />
Kundenanforderungen angepasst werden kann.<br />
Was sonst spricht für Guss in der E-Mobilität?<br />
Ein starker Vorteil von Metallgehäusen ist die elektromagnetische<br />
Kompatibilität und Verträglichkeit, weil wir damit eine 100-%-<br />
Abschirmung der elektromagnetischen Strahlung erreichen können.<br />
Das ist wichtig gerade in Verbindung mit 800-V-Systemen,<br />
die wir zukünftig sehen werden. Da ist in der Nähe der Elektronik<br />
eine Abschirmung erwünscht. Das zweite ist, wir können durch<br />
unsere Gusstechniken und die Verfahren, die wir anwenden, auch<br />
sehr interessante Kühlkonzepte realisieren. Aber es gibt einen<br />
starken Wettbewerb und genauso wie in der Karosserie gilt auch<br />
für die Batterien, das richtige Material an der richtigen Stelle.<br />
Das sind nicht nur ausschließlich Gussteile, darüber sind wir uns<br />
im Klaren und deswegen beobachten wir sehr stark die Marktentwicklung.<br />
Und wollen auch mit eigenen Konzepten demnächst<br />
an der Stelle überzeugen.<br />
Sie stellen E-Motorengehäuse her, gibt es hier einen Trend?<br />
Ich sehe eine starke Tendenz bei künftigen Gehäusen von<br />
E-Maschinen – wir diskutieren das mit OEM und Tier1 – die Bauteile<br />
mit komplexeren Kühlkanälen, komplexeren Geometrien<br />
auszustatten und auch mehr Bauteile zu integrieren. D. h. die<br />
solitäre E-Maschine, wie wir sie heute noch sehen beim i3 oder<br />
i8, wird es in der Zukunft eher weniger geben, es wird eher dann<br />
Module geben, wo ein Getriebe mit angegossen ist, teilweise<br />
sind schon die Gehäuse für Leistungselektronik mit integriert.<br />
Ein Konzept dazu hatten wir selbst entwickelt und auf der Motorentagung<br />
Anfang 2017 in Magdeburg vorgestellt. Die Funktionsintegration<br />
setzt sich in der Tendenz fort. Das hat zur Folge,<br />
dass man mit Standardgießverfahren wie Druckgießen nicht mehr<br />
zu Rande kommt und dann mit Schwerkraftgießen und mit Sandkernverfahren<br />
neue Lösungen suchen muss. Dazu haben wir gerade<br />
in Linz eine eigene Versuchs-Schwerkraftgießanlage installiert<br />
und in Betrieb genommen. Eine reine FuE-Anlage, auf der<br />
wir nur Versuchsteile fertigen.<br />
Der E-Motor mit seinem Gehäuse wird komplexer und das<br />
Gießen anspruchsvoller?<br />
Eindeutig. Die Anforderungen einer E-Maschine sind denen eines<br />
Verbrennungsmotors oft ähnlich. Wir haben bestimmte mechanische<br />
Belastungen an bestimmten Stellen, die wir abfangen<br />
müssen, weil dort, z. B. beim Lager, Kräfte in das Gehäuse eingeleitet<br />
werden müssen, wie beim Kurbelgehäuse. Leichtbau ist<br />
gefragt, man arbeitet immer mit möglichst dünnen Gehäusewänden,<br />
das ist auch ein Thema, das wir vom Zylinderkopf her kennen.<br />
Was bei derzeitigen E-Maschinen gegenüber dem Verbrennungsmotor<br />
weniger herausfordernd ist, ist das Temperaturprofil.<br />
Hier besteht nicht das Problem von Zylinderköpfen, dass man<br />
mit hohen Abgastemperaturen arbeiten muss. Die Betriebstemperaturen<br />
einer E-Maschine liegen je nach Kühlmedium deutlich<br />
unter denen von Zylinderköpfen, oder was wir aus Öl- oder Kühlwassermedien<br />
kennen. Eine Herausforderung ist das Thema Korrosionsfreiheit,<br />
was auch die in Frage kommenden Legierungen<br />
wieder etwas einschränkt. Kupferhaltige Legierungen sind derzeit<br />
für E-Maschinen weniger stark gewünscht. Eine ganz große Herausforderung<br />
ist das Thema Lunkerfreiheit, gerade im Bereich<br />
von Dichtflächen. Ein Bauteil eben lunkerfrei darzustellen, gibt<br />
es eigentlich nicht. Der Gießer muss zusehen, dass er innerhalb<br />
der Flächen, die bearbeitet werden, mit speziellen Abkühlverfahren<br />
eine möglichst gute Oberflächenqualität sicherstellt. Da<br />
kommt uns die Erfahrung zugute, die wir im Bereich Zylinderköpfe<br />
und Zylinderblöcke, unserem Kerngeschäft, gesammelt haben.<br />
Der Aufwand steigt und damit auch die Wertschöpfung?<br />
Höherer Aufwand zur Gestaltung und Herstellung der Bauteile<br />
schlägt sich im Endeffekt auch auf den Preis nieder. Die gestalterische<br />
Freiheit, die Hersteller von E-Maschinen gewinnen, indem<br />
sie mehr Funktion integrieren als sie es z. B. beim Druckgießen<br />
machen können, erlaubt aber auch aus Sicht der Hersteller, einen<br />
gewissen Mehrpreis zu realisieren.<br />
Haben Sie ein Beispiel?<br />
Die E-Maschine im i3 und i8 ist aus zwei Teilen hergestellt, weil<br />
sie einen komplexen Kühlkanal hat, der sich in einem Druckgießverfahren<br />
nicht darstellen lässt. Man muss quasi zwei Teile fertigen,<br />
die in die Hand nehmen und separat bearbeiten. Wenn<br />
man einteilige Werkzeuge oder einteilige Bauteile herstellt, spart<br />
man auch Bearbeitungsschritte ein, weil man an der Stelle weniger<br />
Dichtflächen hat, die man bearbeiten muss. Es gilt immer<br />
das Gesamtsystem zu betrachten und für das Gesamtsystem<br />
gibt es immer eine optimale Lösung. Was sich dann im Endeffekt<br />
in einem finalen Preis niederschlägt. Wir haben an der Stelle eine<br />
sehr gläserne Preiskalkulation und konnten unsere Kunden<br />
immer überzeugen, dass der Preis und vielleicht auch ein Mehrpreis,<br />
den wir mit einem anderen Gießverfahren verlangen müssen,<br />
am Ende einen Mehrgewinn für das Produkt widerspiegelt.<br />
Vor einiger Zeit noch galt der E-Motor als Standardprodukt,<br />
anders als der Verbrennungsmotor, der ja immer das Kerngeschäft<br />
der Autohersteller war und ist. Jetzt werden<br />
<strong>GIESSEREI</strong> 105 03/<strong>2018</strong> 35
INTERVIEW<br />
Längsträger einer Limousine eines deutschen Automobilherstellers<br />
(links).<br />
Batteriegehäuse für PHEV-Fahrzeuge eines deutschen<br />
OEMs (rechts).<br />
E-Maschinen wieder komplexer mit integriertem Getriebe<br />
und Leistungselektronik, ist das dann vielleicht ein Moment,<br />
an dem der Motor wieder zum Kernbestandteil eines OEM<br />
wird?<br />
Nun sind wir nicht Motorenhersteller, sondern nur Lieferant von<br />
Teilen ...<br />
Wäre Ihnen also egal?<br />
Ganz egal ist es uns insofern nicht, als wir natürlich an der Stelle<br />
auch Interesse haben, weiterhin Teile zu liefern. Speziell beim<br />
Thema Komponenten für Motoren, die ja auch hausintern bei<br />
den Gießereien der OEM hergestellt werden können. So wie wir<br />
uns heute das Geschäft für die Motorenteile aufteilen zwischen<br />
hausinternen Gießereien von OEM mit Teilen, die wir zuliefern,<br />
so wollen wir es natürlich auch gern in der Zukunft beibehalten<br />
im Bereich E-Maschine. Nach meiner Beobachtung in letzter<br />
Zeit hat sich die Strategie der großen Motorenhersteller etwas<br />
gewandelt. Am Anfang war es eher so, wie sie gesagt haben,<br />
dass die E-Maschinen eher Zukaufteile waren, bis BMW sehr<br />
früh entschieden hat, beim i3 und i8, die E-Maschinen selbst<br />
zu bauen, weil sie das Know-how erstmal im Haus haben wollten.<br />
Das macht BMW bis heute.<br />
Andere nicht?<br />
Anderswo kann man derzeit feststellen, dass die Bauteile, die<br />
E-Maschinen, eher als komplette Achse zugekauft werden. Aufgrund<br />
von Themen wie Auslastung, Know-how etc. könnte es<br />
jedoch in der nächsten Phase schon wieder die Tendenz geben,<br />
dass die großen OEM die Motoren wieder inhouse fertigen wollen<br />
– wo immer die Teile auch herkommen mögen. Nun sind wir<br />
derzeit mit allen Playern im Gespräch, mit allen Tier1-Lieferanten<br />
und den OEM in der permanenten Kommunikation und haben<br />
auch ein eigenes Team aufgestellt, hier in Europa, das sich<br />
speziell nur um die Bereiche E-Antriebe kümmert, um die Kommunikation<br />
zu kanalisieren und die Aktivitäten zu<br />
koordinieren.<br />
Wie groß ist die Abteilung?<br />
Die Abteilung ist noch im Aufbau und wird im nächsten Jahr die<br />
Größenordnung von ca. 15 Leuten umfassen, Tendenz steigend.<br />
Hauptsächlich Kollegen aus Frankfurt, Linz und Polen, wo auch<br />
das E-Gehäuse für BMW produziert wird. Die Abteilung deckt<br />
alle Aktivitäten in Europa ab und ist einerseits verlinkt mit dem<br />
Business Management Europa und R&D, auf der anderen Seite<br />
mit USA und Asien. Wir stellen fest, dass es zunehmend Aktivitäten<br />
in den USA gibt, mitunter mit anderen Voraussetzungen<br />
als bei uns. Wir sind überall am Ball und wollen an der Stelle<br />
Strategie und Treiber der jeweiligen OEM verstehen. Im Bereich<br />
E-Mobilität unterhalten wir uns nicht nur mit OEM, sondern auch<br />
mit Tier 1.<br />
Wenn die E-Maschine immer komplexer wird und der Guss<br />
anspruchsvoller, besteht da die Gefahr, dass Gießen durch<br />
additive Verfahren substituiert wird?<br />
Additive Fertigung beobachten wir auch. Wir haben additive<br />
Fertigungsverfahren im Haus. Allerdings beschäftigen wir uns<br />
derzeit nicht mit Metalldruck. Wir haben mehrere 3-D-Drucker<br />
für das Thema Sandkerne. Wir drucken unsere Kerne in Dillingen<br />
auch für prototypische Teile selbst und setzen das für<br />
Kleinstserien ein. Das Thema Metalldruck in 3-D halte ich momentan<br />
interessant für prototypische Fertigung und Kleinserien,<br />
könnte in Zukunft auch interessant sein für Spezialelektromotoren<br />
bei einer Stückzahl von vielleicht 10 000.<br />
Und für die Großserie?<br />
Wenn wir über Stückzahlen für die Großserie reden, dann wird<br />
es auf absehbare Zeit das Thema additive Fertigung aus reinen<br />
Kostengründen und aus Zeitgründen schwer haben, mit Gussteilen<br />
zu konkurrieren. Aufgrund der Baugröße der Teile. Mit<br />
den derzeitigen Verfahren bin ich Tage unterwegs, bis ein Teil<br />
gedruckt ist. Interessant an den Verfahren sind die schnelle<br />
Verfügbarkeit von Prototypen, interessant ist die Geometriefreiheit,<br />
die sie mir bieten, interessant sind additiv gefertigte Bauteile<br />
von ihren Materialeigenschaften, weil ich damit grundsätzlich<br />
sehr gute Materialeigenschaften erzielen kann. Vorstellen<br />
könnte ich mir eine E-Maschine, die komplett auf additive Fertigung<br />
ausgelegt ist und ich dann mit anderen Wandstärken<br />
arbeiten kann, völlig frei in der Festlegung der Kühlkanäle und<br />
anderer Geometrien – jedoch mit dem Nachteil, dass ich für<br />
das Bauteil ein oder zwei Tage brauche bis es gedruckt ist. Das<br />
ist auf absehbare Zeit von den Kosten her nicht realisierbar. Für<br />
Prototypen jederzeit.<br />
Wobei die Meinungen hier auseinandergehen. Der eine<br />
spricht vom Faktor 10 000, die additive Metalldruckverfahren<br />
in der Produktivität zulegen müssten, um in der<br />
Großserie anzukommen, andere mahnen, dass das schneller<br />
kommen könnte, als viele heute glauben ...<br />
36 <strong>GIESSEREI</strong> 105 03/<strong>2018</strong>
Es ist gut, die Entwicklung zu beobachten. Das tun wir auch.<br />
Wir haben ein Team, das sich darum kümmert, additive Fertigungsverfahren<br />
global zu beobachten. Ich selbst war kürzlich<br />
in Boston am MIT auf einer R&D-Konferenz. Wir haben uns dort<br />
gezielt mit verschiedenen Start-ups getroffen, die sich mit additiver<br />
Fertigung beschäftigen. Auch mit dem Thema Metalldirektdruck,<br />
also nicht nur Pulverdruck. Im Pulverdruck lassen<br />
sich nur sehr begrenzte Baugrößen realisieren. Wenn man<br />
Metall direkt auftragen kann, wie über einen aufzuschmelzenden<br />
Draht, ist man in der Baugröße nicht mehr so limitiert.<br />
Man muss allerdings nacharbeiten ...<br />
Ja und zwar nicht wenig. Ich bin allerdings positiv überrascht<br />
gewesen von den Gefügeeigenschaften, die waren hervorragend<br />
von diesen Teilen. Wie gesagt, wir beobachten es sehr genau,<br />
aber gegen den Vorteil eines Gusses, dass ich Bauteile in hohen<br />
Stückzahlen zu vernünftigen Kosten in kurzer Zeit erzeugen<br />
kann, unter dem Gesichtspunkt ist additive Fertigung derzeit<br />
keine Alternative, wird aber näherkommen. Was ich für interessant<br />
halte, und womit wir uns auch schon beschäftigen, sind<br />
sogenannte Hybridbauteile, eine Kombination aus gegossenen<br />
und gedruckten Bauteilen.<br />
An welcher Stelle ist das vorstellbar?<br />
Das kann ich mir vorstellen im Bereich Motoren, im Bereich<br />
Zylinderköpfe, wo man nicht solche Bauhöhen hat, wie z. B. in<br />
Kurbelgehäusen und sich die Verfahren kombinieren lassen. Ich<br />
kann es mir auch vorstellen im Bereich Fahrwerkskomponenten,<br />
weil da die Materialeigenschaften additiv gefertigter Bauteile<br />
ganz hervorragend sind – und es auch nicht ganz so voluminöse<br />
Bauteile sind. Ich kann mir 3-D-Druck schwerer vorstellen in<br />
Strukturbauteilen.<br />
Sollte sich ein Gießer mit 3-D-Druck befassen?<br />
Ein Ingenieur auf jeden Fall. Ich glaube, der Schlüssel liegt in<br />
einer intelligenten Kombination und nicht in der direkten Konkurrenz<br />
der Verfahren.<br />
Neben Batterie und dem Motor steckt in einem E-Fahrzeug<br />
Leistungselektronik. Ein Thema für Gießer?<br />
Auf jeden Fall! Leistungselektronik wird heute schon aus gegossenen<br />
Teilen hergestellt. Weil Leistungselektronik erstens<br />
ein Bauteil ist, das stark mit dem Thema elektromechanische<br />
Abschirmung zu kämpfen hat, das zweitens in der Regel gekühlt<br />
werden muss und das drittens in hohen Stückzahlen zu<br />
einem günstigen Preis verfügbar zu sein hat. Ich denke, da<br />
haben gießtechnische Verfahren große Wettbewerbsvorteile.<br />
Es gibt allerdings auch Lösungen mit Kunststoffgehäusen oder<br />
mit metallgegossenen Gehäusen, bei denen die Bauteile auf<br />
eine Platine aufgesetzt werden und darüber nur eine Gussabdeckung<br />
sitzt.<br />
Aus Kostengründen liegt Kunststoff im Trend ...<br />
Aus Kostengründen ein Trend, der stark verfolgt wird, auf der<br />
anderen Seite haben wir beim Guss wieder das Thema und die<br />
Möglichkeit, die Leistungselektronik auch gleich im Gesamtkörper<br />
zu integrieren und dann ist es wieder ein Teil des Gusses.<br />
Die Gehäusevolumina dieser Leistungselektroniken sind eher<br />
geringer, dafür sind die Stückzahlen interessant. Ich würde<br />
sagen, von der Gehäusegröße her reden wir bei der Leistungselektronik<br />
etwa von der gleichen Klasse wie bei 48-V-Batterien,<br />
die auch nicht viel größer sind als reine Fahrzeugbatterien. Das<br />
sind auch Konzepte und Gehäuse, die wir uns anschauen, wo<br />
wir derzeit aber keine aktive Serienfertigung haben.<br />
Besteht hier die Gefahr, dass hier von der Elektronikseite<br />
Konkurrenzdruck entsteht?<br />
Für uns sehe ich die Gefahr nicht. Wir sind im Bereich Gehäusefertigung<br />
für Leistungselektronik nicht aktiv tätig. Von der Auslegung<br />
unserer Maschinen und der verfügbaren Maschinen her<br />
sind wir eher auf großvolumige Bauteile ausgerichtet. Elektronikgehäuse<br />
wären für uns ein Bereich, in den wir stark investieren<br />
müssten. Und wo es bereits genügend Hersteller auf dem<br />
Markt gibt.<br />
Sehen Sie einen eindeutigen Trend bei Antrieben?<br />
Es würde mich freuen, wenn es einen eindeutigen Trend gäbe.<br />
Das würde es uns in der Planung und unserer Strategie leichter<br />
machen. Ich sehe leider den Trend, dass die Diversifikation eher<br />
zunimmt. Ich bin überzeugt davon, dass der Verbrennungs motor<br />
noch lange existieren wird. Zunehmend unterstützt von elektrischen<br />
Zusatzantrieben parallel zur Hybridisierung. Die Hybridisierung<br />
wird schnell kommen. Am stärksten im Bereich Mild-<br />
Hybrid und 48-V-System, dann werden sich Plug-in-Systeme<br />
auf lange Zeit durchsetzen. Die reinen E-Fahrzeuge werden auch<br />
kommen.<br />
Was ja auch politisch gewollt ist…<br />
Ich glaube, wir werden zunehmend eine ehrliche Diskussion<br />
darüber bekommen, dass der wichtigste Beitrag der E-Mobilität<br />
der ist, dass sie lokale Emissionen vermeiden hilft. Aber dass<br />
sie auch ehrlicherweise noch keinen Beitrag leistet zur CO 2 -<br />
Reduktion. Davon bin ich überzeugt und da brauchen wir andere<br />
Lösungen. Es gibt interessante Konzepte, wobei auch der Verbrennungsmotor<br />
weiter eine Rolle spielen kann. Wenn ich z. B.<br />
an E-Fuels denke, synthetische Kraftstoffe, die CO 2 -neutral verbrannt<br />
werden. Auch das Thema Brennstoffzelle, Fuel-Cell, darf<br />
nicht vergessen werden, da ist z. B. Toyota stark hinterher. Mercedes<br />
und Audi auch. Da werden wir mit Sicherheit noch weitere<br />
Fahrzeugkonzepte sehen. Die Diversifikation wird also eher<br />
größer.<br />
Verfolgen Sie als Entwicklungschef die Entwicklung des<br />
Verbrennungsmotors weiter?<br />
Absolut. Wir entwickeln stark im Bereich E-Mobilität. Aber ein<br />
nicht unerheblicher Anteil unseres Budgets geht in die Weiterentwicklung<br />
der konventionellen Motoren.<br />
Solch ein Bekenntnis hört man immer seltener …<br />
Bei einem Meeting in unserer Geschäftsstelle in den USA hat<br />
uns ein Chefentwickler eines großen Fahrzeugherstellers versichert,<br />
dass die Entwicklung des Verbrennungsmotors in den USA<br />
stark weiterverfolgt wird. Das Thema Effizienzsteigerung beim<br />
Verbrennungsmotor ist immer noch ein großes Thema und dementsprechend<br />
werden wir als Nemak als Partner gebraucht, von<br />
dem immer höhere Temperaturprofile abgefordert werden. Wir<br />
müssen also noch warmfestere Legierungen für die Zylinderköpfe<br />
entwickeln. Und noch festere Legierungen im Bereich Kurbelgehäuse<br />
werden gefordert, weil die Kräfte über den Kurbeltrieb<br />
noch höher werden. Der Manager zeigte sich in seiner Rede als<br />
ein glühender Verfechter des Verbrennungsmotors. Wir haben<br />
noch keine Reduktion in den Budgets zur Entwicklung von Verbrennungsmotoren<br />
erfahren. In Europa liest man eher, dass es<br />
mehr oder weniger die letzte Verbrennungsmotorengeneration<br />
war, die sie jetzt aufgelegt haben. Da gibt es sehr stark unterschiedliche<br />
Strömungen. Welche davon ist die Richtige?<br />
Mit Christian Heiselbetz sprach Gerd Krause, Mediakonzept,<br />
Düsseldorf<br />
<strong>GIESSEREI</strong> 105 03/<strong>2018</strong> 37
Gießerei-Industrie 2025<br />
Langfristig sieht die IKB gute Zukunftschancen<br />
für den Bedarf an Gussprodukten.<br />
Allerdings wird die Werkstoffkonkurrenz<br />
weiter anziehen.<br />
Zukünftige Herausforderungen durch veränderte Marktbedingungen<br />
FOTO: ANDREAS BEDNARECK<br />
VON HEINZ-JÜRGEN BÜCHNER,<br />
FRANKFURT/M.<br />
Für das Jahr <strong>2018</strong> stehen die Weichen<br />
der Weltwirtschaft auf weiteres<br />
Wachstum: Chinas Wirtschaft<br />
wird zwischen 6 und 6,5 % expandieren,<br />
diejenige der USA und der Euro-Zone jeweils<br />
mit wenigstens gut 2 % steigen, auch<br />
UK sowie Japan und die meisten Schwellenländer<br />
dürften Zuwächse erzielen.<br />
Obwohl der Rohölpreis zuletzt angezogen<br />
hat, ist er im Vergleich zu vor einigen<br />
Jahren noch niedrig (Bild 1). Für <strong>2018</strong> wird<br />
ein Anstieg der Weltrohölnachfrage von<br />
1,53 mbd (Million Barrel per Day) auf 98,5<br />
mbd erwartet. Neben der Förderausweitung<br />
außerhalb der OPEC ergibt sich ein<br />
Bedarf für eine OPEC-Produktion von gut<br />
33 mbd sowie weitere 6,5 mbd, die auf so<br />
genannte NGL-Sorten entfallen. Die IKB<br />
geht für das Gesamtjahr <strong>2018</strong> von einer<br />
Bewegung von 15 US-Dollar um die Marke<br />
von 70 US-Dollar je Barrel Brent aus.<br />
Obwohl Risiken für die weitere Entwicklung<br />
der Weltwirtschaft existieren, wie z. B.:<br />
1. der Konflikt zwischen Nordkorea und<br />
den USA,<br />
2. die unter der Regierung Trump verschlechterten<br />
Beziehungen mit dem<br />
Iran sowie die weiteren Risiken in der<br />
Golfregion und<br />
3. der Brexit in Europa, dessen Verhandlungen<br />
nur sehr schleppend vonstattengehen,<br />
ist insgesamt das konjunkturelle Umfeld<br />
für die globale Gießerei-Industrie positiv<br />
zu werten: Auch hier stehen die Zeichen<br />
auf Wachstum!<br />
Automotive-Industrie: E-Mobility<br />
verändert Werkstoffmix<br />
Die globale Automotive-Industrie wächst<br />
dynamisch weiter (Bild 2). China wird zum<br />
größten Produktionsstandort und spätestens<br />
2020 wenigstens 30 Mio. Light Vehicles<br />
(bis 2,8 t) produzieren. Japan und<br />
Korea verlieren direkt an China, in Nordamerika<br />
geht die Produktion eher seitwärts.<br />
In Europa kommt es infolge der<br />
Erholung in Osteuropa zu einer leichten<br />
Belebung und das übrige Asien wächst<br />
dynamisch. Weltweit dürfte im Jahr 2025<br />
ein Produktionsvolumen von rund 105 bis<br />
106 Mio. Light Vehicles zu erwarten sein.<br />
Die aktuelle Diskussion zur Reduktion<br />
der Schadstoffemissionen forciert momentan<br />
den Trend zu alternativen Antrieben.<br />
Die USA reduziert kontinuierlich<br />
Emissionen und plant einen Wert von<br />
97g/km CO 2 bis 2025, der allerdings über<br />
dem geplanten Wert der EU für 2021 liegt.<br />
Europa verfolgt die ambitioniertesten<br />
Emissionsziele weltweit auf dem Weg zu<br />
einer emissionsarmen Wirtschaft bis<br />
2050. China weist die derzeit höchsten<br />
Emissionen von den drei großen Produktionsregionen<br />
aus. Es ist daher sehr ambitioniert,<br />
wie geplant hier die CO 2 -Emissionen<br />
zwischen 2015 und 2020 um 30 %<br />
zu senken.<br />
Um diese Ziele zu erreichen, steht zurzeit<br />
die Elektromobilität im Fokus der Politik<br />
(siehe auch den Beitrag „Die Karten<br />
werden neu gemischt!“ in der Rubrik Tagungen,<br />
ab Seite 128). Bezogen auf die<br />
angestrebten Grenzwerte des Kohlendioxidausstoßes,<br />
bieten sich aber auch<br />
noch etliche Alternativen wie z. B. die<br />
Brennstoffzelle. Auf mittlere Sicht (bis cir-<br />
90 <strong>GIESSEREI</strong> 105 03/<strong>2018</strong>
UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />
ca 2025) wird allerdings der Hybridantrieb<br />
dominieren.<br />
Geht der technologische Trend in Richtung<br />
E-Mobility, so profi tiert davon auf<br />
jeden Fall der Werkstoff Aluminium. Das<br />
erhebliche Gewicht der Batterie, welches<br />
nach gegenwärtigem Stand der Technik<br />
der Elektroantrieb erfordert, muss an anderer<br />
Stelle im Pkw eingespart werden.<br />
Daher sieht die IKB eine erhebliche Substitution<br />
von Stahl- und Eisenwerkstoffen<br />
durch Aluminium, vor allem auch bei<br />
Strukturbauteilen.<br />
Baukonjunktur läuft weiter rund<br />
Weltweit sieht die IKB auch positive Impulse<br />
aus der Bauwirtschaft für die Nachfrage<br />
nach Gussteilen. Selbst in China –<br />
hier gibt es derzeit Leerstände in einigen<br />
Städten im oberen Preissegment, welche<br />
sich seit ihrem Höchststand aber schon<br />
reduziert haben – wird in den nächsten<br />
Jahren von noch steigenden Umsätzen in<br />
der Bauindustrie ausgegangen, obwohl deren<br />
Anteil am Bruttoinlandsprodukt abnimmt<br />
(Tabelle 1). Aber auch die USA legen<br />
in der Bauwirtschaft weiter zu, wobei<br />
derzeit noch keine Beiträge der von Präsident<br />
Trump angekündigten Investitionen<br />
in die Infrastruktur erfolgen, wie auch noch<br />
Brent Blend Ölpreis; in US-$/Barrel<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
2007 2009<br />
kein Startschuss für den Bau einer Grenzmauer<br />
zu Mexiko gegeben worden ist.<br />
Ebenfalls positiv entwickelt sich in die<br />
Baukonjunktur in Europa. Bis 2019 dürften<br />
die Wachstumsraten der Bauindustrie<br />
über denjenigen des europäischen Bruttoinlandsprodukts<br />
liegen, sodass positive<br />
Impulse hieraus resultieren. Das Wachstum<br />
erfolgt auf breiter Front, selbst in<br />
Spanien wächst die Bauindustrie wieder.<br />
Nachholbedarf ist aber auch noch in Osteuropa<br />
gegeben. Getragen wird die Entwicklung<br />
vor allem vom Wohnungsbau in<br />
den Ballungszentren sowie von Infrastrukturinvestitionen.<br />
Bezogen auf letztere hat<br />
2011 2013 2015 2017<br />
Bild 1: Der Rohölpreis bewegt sich aktuell noch auf einem sehr niedrigen Niveau.<br />
Quelle: MBI<br />
vor allem auch Deutschland noch einen<br />
hohen Nachholbedarf. Hier ist zu hoffen,<br />
dass eine neue Bundesregierung diese<br />
auch unverzüglich anschiebt.<br />
Maschinenbau und Elektrotechnik<br />
wachsen weiter<br />
Auch der globale Maschinenbau zieht aktuell<br />
wieder kräftig an. Die Umsätze in<br />
China werden sich nach dem Rückgang<br />
im Jahr 2016 erholen. Die chinesischen<br />
Erlöse werden 2022 fast den gesamten<br />
Umsätzen der übrigen asiatischen Staaten<br />
und Nordamerikas entsprechen. In-<br />
GRAFIKEN: IKB/BDG<br />
Tabelle 1: Prognose zur chinesischen Bauindustrie. Quelle: BMI<br />
2016 2017P <strong>2018</strong>P 2019P 2020P 2021P<br />
Umsatz Bauindustrie (Mrd. USD) 717,7 782,6 848,9 910,5 976,4 1042,2<br />
Realwachstum Bauindustrie (% yoy) 6,0 6,8 6,0 4,8 4,5 4,2<br />
Umsatz Bauindustrie (% des BIP) 6,6 6,7 6,8 6,5 6,6 6,4<br />
Europa<br />
China<br />
Nordamerika<br />
20,2 21,5 22,4 22,9 23,6 24<br />
23<br />
27,4 27,9<br />
30,4 31,8 33<br />
17,0 17,8 17,6 18,7 18,5 18,3<br />
2014 2016 <strong>2018</strong> 2020 2022 2024<br />
2014 2016 <strong>2018</strong> 2020 2022 2024<br />
2014 2016 <strong>2018</strong> 2020 2022 2024<br />
Japan/Korea<br />
13,7 12,9 13 12,6 12,3 12,2<br />
Südamerika<br />
3,8 2,7 3,2 3,5 4 4,3<br />
2014 2016 <strong>2018</strong> 2020 2022 2024<br />
Mittlerer Osten/Afrika<br />
2 2,3 2,7 3,1 3,3 3,2<br />
2014 2016 <strong>2018</strong> 2020 2022 2024<br />
Südostasien 2014 2016 <strong>2018</strong> 2020 2022 2024<br />
7,8 8,4 9,1 10,6 11,9 13,2<br />
2014 2016 <strong>2018</strong> 2020 2022 2024<br />
Bild 2: Produktion von sogenannten Light Vehicles; in Millionen. Quelle: IHS Juni 2017<br />
<strong>GIESSEREI</strong> 105 03/<strong>2018</strong> 91
2012 2014 2016 <strong>2018</strong> 2020 2022 2025<br />
2012 2014 2016 <strong>2018</strong> 2020 2022 2025<br />
2012 2014 2016 <strong>2018</strong> 2020 2022 2025<br />
2012 2014 2016 <strong>2018</strong> 2020 2022 2025<br />
2012 2014 2016 <strong>2018</strong> 2020 2022 2025<br />
2012 2014 2016 <strong>2018</strong> 2020 2022 2025<br />
UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />
Europa<br />
672 685 699 713 727 749 764 787 834<br />
China<br />
2469<br />
2015 2017 2019 2021 2025 1538 1646 1761 1867 1978 2038 2119 2204<br />
Amerika<br />
825 833 858 901 928 956 975 995 1064<br />
2015 2017 2019 2021 2025<br />
Übriges Asien<br />
840 851 861 886 912 968 1007 1047 1108<br />
2015 2017 2019 2021 2025<br />
2015 2017 2019 2021 2025<br />
Rest der Welt<br />
68 71 75 75 77 80 81 84 92<br />
2015 2017 2019 2021 2025<br />
Ozeanien/Südafrika/Ägypten<br />
65 66 67 68 70 72 75 77 83<br />
2015 2017 2019 2021 2025<br />
Bild 3: Weltmarkt für Elektroprodukte und Elektronik; in Mrd. Euro. Quellen: ZVEI, IKB Prognose<br />
Westeuropa<br />
Osteuropa<br />
China<br />
NAFTA<br />
9,1 8,9 8,6 8,9 8,8 8,6 8,3<br />
7,7 7,7 6,9 7,4 7,5 7,5 7,6<br />
37 39,3 39,3 40,5 41 40,5 40<br />
11,7 13,5 8,9 9,5 9,9 9,9 9,9<br />
2012<br />
2014<br />
2016<br />
<strong>2018</strong><br />
2020<br />
2022<br />
2025<br />
Rest der Welt<br />
3 2,8 2,2 2,3 2,4 2,4 2,4<br />
Übriges Asien<br />
15,5 16,3 16,9 17 17 16,9 16,7<br />
Bild 4: Globale Eisen- und Stahlgussproduktion; in Mio. t. Quellen: World Census, CAEF, IKB-Prognose<br />
nerhalb Europas werden Deutschland und<br />
Italien Marktanteilsgewinne zu Lasten der<br />
übrigen westeuropäischen Staaten erzielen,<br />
wobei die Schweiz nach der Abwertung<br />
des Franken zum Euro nun wieder<br />
etwas bessere Absatzchancen hat. Zudem<br />
entwickelt sich der Maschinenbau<br />
in Tschechien sehr positiv.<br />
Der deutsche Maschinenbau erzielt<br />
rund 60 % seiner Umsätze im Ausland.<br />
Der Ausblick für wichtige Absatzmärkte<br />
ist mit einem erhöhten Prognoserisiko<br />
verbunden. Dabei haben die USA eine besondere<br />
Bedeutung. Die US-Nachfrage<br />
nach deutschen Maschinen wird vor allem<br />
durch den US-Bedarf an finalen Investitionsgüter<br />
bestimmt und weniger durch<br />
den US-Wertschöpfungsprozess, der Vorleistungsgüter<br />
benötigt. Damit ist die Dynamik<br />
der US-Ausrüstungsinvestitionen<br />
ein wichtiger Treiber für den deutschen<br />
Maschinenbau. Dies begrenzt auch die<br />
Risiken eines höheren Absatzeinbruchs<br />
deutscher Maschinen in Richtung einer<br />
„Buy America“-Politik.<br />
Von der Belebung des Maschinenbaus<br />
profitieren viele Sparten der Gießereiindustrie:<br />
Während der Anstieg z. B. des<br />
Bau- oder Bergbaumaschinenbaus die<br />
Nachfrage nach Eisen- und Stahlgussteilen<br />
verbessert, dürfte der Aluminiumgusseinsatz<br />
nicht nur bei handgeführten Maschinen,<br />
sondern vor allem auch in der<br />
Robotik sowie in einigen weiteren Teilbereichen<br />
kräftig zunehmen. Die Belebung<br />
der Armaturenindustrie dagegen erhöht<br />
den Bedarf an Kupferguss.<br />
Das starke Wachstum im Markt für<br />
Elektroprodukte und Elektronik setzt sich<br />
fort. Der Weltmarkt für Elektroprodukte<br />
und Elektronik wurde 2016 auf rund 4500<br />
Mrd. Euro geschätzt. Bis 2025 sieht die<br />
IKB ein Produktionsvolumen von über<br />
5600 Mrd. Euro (Bild 3). Für die nächsten<br />
Jahre wird ein stabiles Wachstum erwar-<br />
92 <strong>GIESSEREI</strong> 105 03/<strong>2018</strong>
2012 2014 2016 <strong>2018</strong> 2020 2022 2025<br />
2012 2014 2016 <strong>2018</strong> 2020 2022 2025<br />
2012 2014 2016 <strong>2018</strong> 2020 2022 2025<br />
2012 2014 2016 <strong>2018</strong> 2020 2022 2025<br />
2012 2014 2016 <strong>2018</strong> 2020 2022 2025<br />
2012 2014 2016 <strong>2018</strong> 2020 2022 2025<br />
NAFTA<br />
2,6 2,5 2,7 2,8 2,9 3,1 3,2<br />
Westeuropa<br />
2,3 2,5 2,7 2,9 3 3,1 3,2<br />
Osteuropa<br />
1,5 1,7 1,8 1,9 2 2 2,2<br />
4,5<br />
5,9<br />
China<br />
6,9 7,1 7,2 7,3 7,3<br />
2012<br />
2014<br />
2016<br />
<strong>2018</strong><br />
2020<br />
2022<br />
2025<br />
Rest der Welt<br />
0,2 0,2 0,1 0,2 0,2 0,2 0,2<br />
3,2<br />
Übriges Asien<br />
3,6 3,6 3,7 3,7 3,7 3,7<br />
Bild 5: Globale Aluminiumgussproduktion; in Mio. t. Quellen: World Census, CAEF, IKB-Prognose<br />
tet. Die Wachstumsrate in China wird sich<br />
zwischen 5 und 7 % pro Jahr bewegen,<br />
nach zweistelligen Zuwächsen in früheren<br />
Jahren.<br />
Die IKB prognostiziert eine steigende<br />
Produktion in allen wichtigen Teilsegmenten<br />
des Marktes. Wichtige Impulse für die<br />
Gussnachfrage kommen aus der Energieerzeugung.<br />
Vor allem in Europa resultieren<br />
diese aus dem Ausbau der erneuerbaren<br />
Energien, während in den asiatischen<br />
Schwellenländern auch der klassische<br />
Kraftwerksbau (Kohle, Gas, Nuklear) weitere<br />
erhebliche neue Kapazitäten aufbaut.<br />
Eisen-, Stahl- und Temperguss<br />
ab 2020 eher seitwärts<br />
Der weltweite Bedarf an Eisen- und Stahlgusswerkstoffen<br />
dürfte im Jahr 2025 bei<br />
rund 85 Mio. t liegen. Davon stammen<br />
dann 40 Mio. t aus China (Bild 4). Hierbei<br />
sieht die IKB ab 2020 praktisch kein nennenswertes<br />
Wachstum mehr, sondern eine<br />
Seitwärtsbewegung mit leichter Abwärtstendenz.<br />
Diese Entwicklung hat<br />
mehrere Ursachen:<br />
a) Zum einen setzt sich in der Automobilindustrie<br />
der Trend zum Leichtbau forciert<br />
fort. Selbst wenn ein Teil nicht in einem<br />
anderen Werkstoff gefertigt wird, sondern<br />
im Eisen-, Stahl und Temperguss (EST-<br />
Guss) verbleibt, wird das Gewicht weiter<br />
optimiert, sei es über die Geometrie oder<br />
die Wanddicken. Dies hat einen negativen<br />
Effekt auf die Gesamttonnage, selbst<br />
wenn die Formkästen weiter voll ausgelastet<br />
sind.<br />
b) Zum zweiten werden bestimmte Teile<br />
dann von EST-Werkstoffen in andere<br />
Werkstoffe abwandern.<br />
c) Zum dritten wird in China der Bedarf<br />
an Gussteilen für den Infrastrukturbereich<br />
sinken. Dies wird zwar durch einen zunehmenden<br />
Bedarf für den Automobilsektor<br />
weitgehend ausgeglichen, das Gesamtvolumen<br />
bleibt aber stabil.<br />
Innerhalb Europas erfolgt eine stärkere<br />
Belebung in Osteuropa, was auch in neuen<br />
Kapazitäten – auch von westeuropäischen<br />
Gießereigruppen – begründet ist.<br />
Zudem unterstellt die IKB eine Normalisierung<br />
der Situation in Russland und der<br />
Ukraine. Die NAFTA-Region zeigt analoge<br />
Tendenzen zu Europa. Neuen Kapazitäten<br />
etwa in der Automobilindustrie stehen<br />
Stilllegungen – auch im Captive-Segment<br />
– gegenüber.<br />
Aluminiumgussproduktion<br />
wächst weiter<br />
Der weltweite Aluminiumguss zog 2016 in<br />
wichtigen Produktionsländern kräftig an.<br />
So weitete China seine Aluminiumgusserzeugung<br />
um über 13 % auf 6,9 Mio. t aus.<br />
Der Zuwachs von 800 000 t entsprach in<br />
etwa dem gesamten Ausstoß von Aluminiumguss<br />
in Italien (790 000 t). Bis zum<br />
Jahr 2025 prognostiziert die IKB eine Erhöhung<br />
der Aluminiumgusserzeugung auf<br />
über 20 Mio. t weltweit (Bild 5).<br />
Davon entfallen gut 7,3 Mio. t auf China<br />
und weitere 3,7 Mio. t auf die übrigen<br />
Staaten in Asien. Japan und Korea verlieren<br />
jedoch analog ihrer Automobilproduktion<br />
Marktanteile an chinesische Gießereien.<br />
Für Nordamerika und Westeuropa<br />
dürfte eine Jahresproduktion von jeweils<br />
3,2 Mio. t möglich sein, während sich die<br />
osteuropäische Gusserzeugung auf rund<br />
2,2 Mio. t erhöht.<br />
Der Großteil des Wachstums in der<br />
NAFTA-Region geschieht durch Investitionen<br />
ausländischer OEM und globaler<br />
Gießereigruppen. Innerhalb Europas gewinnt<br />
Deutschland Marktanteile auf Kosten<br />
von westeuropäischen Wettbewerbern.<br />
Nach dem starken Wachstum in den<br />
letzten Jahren werden deutsche Aluminiumgießereien<br />
voraussichtlich im Jahr<br />
<strong>2018</strong> dann 1,2 Mio. t produzieren.<br />
Die IKB erwartet einen Erholungsprozess<br />
in Osteuropa (Russland, Ukraine) und<br />
einen Aufholprozess in der Türkei, die hier<br />
mit Osteuropa zusammengefasst wurden.<br />
Mittelfristig wird eine Expansion der Aluminiumfelgenproduktion<br />
in der Türkei und<br />
ausgeweitete Kapazitäten in der Slowakei,<br />
Tschechien und weiteren Ländern die europäische<br />
Produktion ankurbeln. So haben<br />
schon etliche italienische Gießereien<br />
Standorte in Rumänien im Fokus bzw.<br />
gießen schon vor Ort.<br />
Fazit<br />
Langfristig sieht die IKB gute Zukunftschancen<br />
für den Bedarf an Gussprodukten.<br />
Allerdings wird die Werkstoffkonkurrenz<br />
weiter anziehen. Für europäische<br />
Produzenten bestehen aufgrund ihrer<br />
Technologieführerschaft gute Chancen,<br />
während China weltweit mit Abstand dominiert.<br />
Dr. Heinz-Jürgen Büchner, Managing Director<br />
Industrials, Automotive & Services, IKB<br />
Deutsche Industriebank AG, Frankfurt/M.<br />
<strong>GIESSEREI</strong> 105 03/<strong>2018</strong> 93
BERUF & KARRIERE<br />
100 <strong>GIESSEREI</strong> 105 03/<strong>2018</strong>
Heiße Jobs<br />
Die Eisenzeit beginnt täglich<br />
um 5:30 Uhr in Leipzig-<br />
Großzschocher. Gießereimechaniker<br />
Oliver Peitzsch<br />
kommt zur Frühschicht in<br />
die Gießerei Keßler und<br />
setzt damit eine etwa 5000<br />
Jahre alte Techniktradition<br />
fort: Das Formen einer<br />
Welt aus heißem, flüssigem<br />
Metall.<br />
<strong>GIESSEREI</strong> 105 03/<strong>2018</strong> 101
BERUF & KARRIERE<br />
102 <strong>GIESSEREI</strong> 105 03/<strong>2018</strong>
Arbeitsschutz ist<br />
wichtig!<br />
Bei Temperaturen von bis zu<br />
1500 Grad Celsius ist Schutzkleidung<br />
Pflicht.<br />
„Gott muss ein<br />
schwerer Malocher<br />
gewesen sein.“<br />
VON TIMO VON TÜMPLING, LEIPZIG<br />
Gott muss ein schwerer Malocher<br />
gewesen sein. Der Beruf, den<br />
Oliver Peitzsch ausübt, ist heiß,<br />
flüssig, laut, dreckig, ungeheuer<br />
interessant und sehr archaisch. Die<br />
ältesten Spuren menschlicher Metallverarbeitung<br />
stammen aus Zeiten, in denen<br />
die Schrift noch nicht mal erfunden war.<br />
Wenn man den Wörterbüchern glauben<br />
darf, so bedeutete das Wort „Chemie“,<br />
griechisch auch Chymos, ursprünglich genau<br />
das: Flüssigkeit, Metallguss.<br />
<strong>GIESSEREI</strong> 105 03/<strong>2018</strong> 103
BERUF & KARRIERE<br />
„Mein Morgen beginnt mit einem Blick auf den<br />
Gießereiplan. Was liegt an? Wie groß sind die<br />
Werkstücke oder wie viele davon müssen gegossen<br />
werden? Welcher Werkstoff ist gefragt?“<br />
Gießereichef Jörg Siedler setzt in der<br />
Gießerei Keßler auf Können und Erfahrung.<br />
Er bietet seinen Kunden dadurch ein breites<br />
Produktportfolio an.<br />
FOTOS: BERTRAM BÖLKOW<br />
Und jahrhundertelang musste der metallverarbeitende<br />
Handwerker, war er nun<br />
Gießer oder Schmied, damit zurechtkommen,<br />
dass man ihm abwechselnd als Zauberer<br />
misstraute, ihm Umgang mit besonderen<br />
Elementar-Dämonen unterstellte,<br />
einen quasi göttlichen Status andichtete<br />
oder als „Alchemist“ der Scharlatanerie<br />
verdächtigte. Oliver Peitzsch also, 26 Jahre,<br />
Dämonenbändiger, Elementebezwinger,<br />
Zauberer, Alchemist, Leipziger, Mitarbeiter<br />
in der Gießerei Keßler, dessen<br />
Interesse für den Hitze-Job in seinem Heimatdorf<br />
bei einem Schmied geweckt wurde,<br />
ist eher der Kumpel von nebenan: umgänglich,<br />
disziplinierter Schichtarbeiter,<br />
der eben mal ein Päuschen macht und<br />
ins Erzählen kommt.<br />
Der Kumpel mit dem Gott-Job<br />
„Ich stehe um halb fünf auf. Die frühe<br />
Schicht beginnt halb sechs. Wir haben hier<br />
drei Öfen: Für 200 Kilogramm, 300 Kilogramm<br />
und für 700 Kilogramm. Mein Morgen<br />
beginnt mit einem Blick auf den Gießereiplan<br />
und mit der Wartung der Öfen,<br />
die manchmal von innen wegen kleiner<br />
104 <strong>GIESSEREI</strong> 105 03/<strong>2018</strong>
Risse mit feuerfestem Zement neu verschmiert<br />
werden müssen. Dann die Frage:<br />
Was liegt an? Wie groß sind die Werkstücke<br />
oder wie viele davon müssen gegossen<br />
werden? Welcher Werkstoff ist gefragt? All<br />
das bestimmt, welchen Ofen wir anheizen<br />
und womit er bestückt wird. Wir beherrschen<br />
hier etwa 350 verschiedene Materialien,<br />
genau genommen Legierungen.<br />
Unser Ausgangsstoff ist entweder Roheisen<br />
oder Reinsteisen, das in einem bestimmten<br />
Verhältnis gemischt wird mit<br />
Chrom, Mangan, Nickel, Molybdän und<br />
natürlich Kohlenstoff. Das bestimmt die<br />
Elastizität und Härtegrade der Stücke, die<br />
für spezielle Anwendungen eine bestimmte<br />
Stabilität haben müssen.“ Die Öfen in<br />
der Gießerei funktionieren wie jene modernen<br />
Induktionsherde, die manch einer<br />
zu Hause in der Küche stehen hat. Zumindest<br />
vom Prinzip her. Eine elektrische Spule<br />
erzeugt ein Magnetfeld, welches einen<br />
magnetischen Strom in dem Metall induziert.<br />
Dort entsteht ein Widerstand, der<br />
dann für die notwendige Hitze sorgt. Insgesamt<br />
bezieht die Gießerei in der Spitze<br />
800 kW an Strom pro Stunde von den Leipziger<br />
Stadtwerken. „Knifflig ist, in unseren<br />
strombetriebenen Induktionsöfen je nach<br />
Metalllegierung exakt die notwendige Temperatur<br />
zu erreichen – da müssen wir die<br />
Öfen in den Temperaturbereichen 1350<br />
und 1580 Grad auf 10 Grad genau regulieren.<br />
Und Vorsicht mit Wasser! Das ist<br />
beim Gießen der Staatsfeind Nummer 1.<br />
Denn feuchter Schrott kann durch die Verdampfung<br />
den gesamten Ofen in die Luft<br />
jagen.“ Das Gespräch wird unterbrochen.<br />
Jörg Siedler, Geschäftsführer der Gießerei,<br />
stößt hinzu und macht den Vorschlag, sich<br />
die ganze Hitze-Sache von der Nähe anzusehen.<br />
Kunst und Krach<br />
Gießereihandwerk ist auch ein bisschen<br />
Kunsthandwerk. Aber bevor wir das wissen,<br />
stehen wir am Formertisch. Obwohl<br />
hier scheinbar nur verschiedene Kästen<br />
mit Sand befüllt werden, bestimmt bereits<br />
großer Krach die Atmosphäre in der Halle.<br />
„Was hier so laut ist, das sind die Abzugsanlagen!“,<br />
ruft Jörg Siedler. „Unsere<br />
Absaugung muss leistungsfähig sein. Wir<br />
arbeiten hier mit Chemikalien, die beim<br />
Aushärtungsprozess Gase freisetzen und<br />
später bei den hohen Temperaturen beim<br />
Abgießen wieder verbrennen. Die Lüftung<br />
zieht das schnell weg und filtert die Dämpfe.<br />
Es gibt Normen gemäß dem Immissionsschutzgesetz,<br />
deren Einhaltung regelmäßig<br />
und streng kontrolliert wird. Aber<br />
wo mit Metall gearbeitet wird, ist es immer<br />
etwas lauter als woanders.“<br />
Oliver Peitzsch<br />
(oben) erlebt es jeden<br />
Tag: Der Beruf<br />
eines Gießers ist ein<br />
schweißtreibender<br />
Job, aber eben auch<br />
ein ungeheuer spannender.<br />
Jeder Handgriff<br />
sitzt. Die kleinen<br />
Formkästen werden<br />
mit Sand, Harz und<br />
Härter gefüllt.<br />
Ein Sandkasten für Erwachsene<br />
Jede Fertigung eines Gussteils beginnt mit<br />
einem Modell aus Holz oder Kunststoff.<br />
Das kommt aus der Modellbautischlerei<br />
oder direkt vom Kunden. Dieses Modell<br />
wird in einem Kasten mit Sand umgeben<br />
oder regelrecht zugeschüttet. Der feine<br />
Quarzsand wird mit zwei chemischen<br />
Komponenten, Harz und Härter, vermischt,<br />
wodurch der Sand schnell aushärtet<br />
und für einen stabilen Abdruck des<br />
Modells sorgt. So entsteht die Gussform.<br />
Dieser Sandabdruck bildet das „Negativ“,<br />
in welches Metall hineingegossen wird,<br />
und das nach der Abkühlung wieder das<br />
„Positiv“ als fertiges Werkstück entstehen<br />
lässt. Die Kunst dabei ist es, die Form<br />
und den Kern so zu dimensionieren, dass<br />
die Volumenschwindung des Metalls beim<br />
Übergang vom flüssigen in den festen Zustand,<br />
also bei der Erstarrung, mit einge-<br />
<strong>GIESSEREI</strong> 105 03/<strong>2018</strong> 105
BERUF & KARRIERE<br />
rechnet ist und am Ende ein maßperfektes<br />
Bauteil übrigbleibt.<br />
Mittelalter-Kanonen oder Pumpengehäuse<br />
– was darf’s sein?<br />
Worauf Siedler besonders stolz ist: Dass<br />
in der Gießerei mit ihren 70 Beschäftigten<br />
viele Sonderanfertigungen, Prototypen,<br />
ungewöhnliche Objekte und Kleinstserien<br />
in Formen gegossen werden können. Darunter<br />
Kanonen für Schützenvereine, Integralkrümmer<br />
für Flugzeuge oder auch<br />
gusseiserne Zäune für Baudenkmäler. Es<br />
herrsche nur ein teilweiser Mechanisierungsgrad,<br />
das sorge für Abwechslung,<br />
anspruchsvolles Handwerk und eine besondere<br />
Stellung am Markt. „Es gibt nicht<br />
viele Gießereien, die bis zu 350 verschiedene<br />
Eisenwerkstoffe nach Industrienorm<br />
verarbeiten könnten. Das betrifft auch die<br />
verschiedenen Verfahren der Wärmebehandlung<br />
der Gussteile in speziellen Glühöfen.<br />
Unser Produktportfolio bleibt also<br />
immer sehr vielseitig.“<br />
Hohe Anforderungen an den<br />
Arbeitsschutz<br />
Wer mit Flammen<br />
und hohen Temperaturen<br />
zu tun hat, der<br />
muss sich entsprechend<br />
schützen. Die<br />
sogenannte Talerprobe<br />
ist für Oliver<br />
Peitzsch Alltagsroutine,<br />
die er souverän<br />
beherrscht.<br />
Die handwerkliche Nähe zu den Vorgängen<br />
stellt natürlich Anforderungen an<br />
den Arbeitsschutz. Schließlich hat man<br />
mit glühend flüssigem Metall zu tun. „Ein<br />
Spritzer glühenden Metalls direkt auf die<br />
Haut verhält sich wie ein Quecksilberkügelchen:<br />
Es prallt schnell weg oder rollt<br />
sich ab, da passiert nicht viel. Wenn<br />
solch ein Spritzer sich aber in eine Spalte<br />
zwischen Kleidung und Haut oder zwischen<br />
Schuh und Bein verirrt, dann muss<br />
man die Temperaturdifferenz einen Moment<br />
lang zur Kenntnis nehmen.“ Nett<br />
gesagt.<br />
Glühend heißes Finale<br />
Am Ofen für 300 Kilogramm flüssiges Material<br />
merkt man sofort: Das hier ist kein<br />
Lagerfeuer, und bei diesen Temperaturen<br />
ist Wärme tatsächlich heißes Licht und<br />
Strahlung. Peitzsch hantiert mit einer langen<br />
Stange, die er in die Schmelze eintaucht,<br />
und misst die Temperatur. Er<br />
streut ein Pulver in die glühende Masse,<br />
um die Schlackebildung anzuregen, die<br />
er dann abschöpft. Dann wird gerührt und<br />
kurz gemessen. Eine kleine Probe, der<br />
sogenannte Taler, gelangt zur Talerprobe<br />
in den Spektrometer, um die Legierung<br />
ein letztes Mal auf Stimmigkeit zu überprüfen.<br />
Es ertönt ein Signal, ein Kran setzt<br />
sich in Bewegung und hebt die Gusspfanne,<br />
die auf über 1000 Grad mit einem<br />
Gas-Sauerstoff-Brenner vorgeheizt wurde,<br />
106 <strong>GIESSEREI</strong> 105 03/<strong>2018</strong>
vor den Ofen. Gießereichef Siedler dazu:<br />
„Sie gießen ja zu Hause die Suppe auch<br />
nicht in eiskaltes Geschirr.“ Die Schmelze<br />
ergießt sich in die Pfanne, mit einem<br />
Schlag verbreitet sich die Energie von<br />
1450 Grad spürbar im Raum und auf der<br />
Haut. Dann hebt der Kran die Gusspfanne<br />
über die bereitstehenden Formkästen,<br />
und über einen Hebel zieht Oliver Peitzsch<br />
den Grafitstöpsel aus der heißen Badewanne.<br />
Zielgenau fließt die Legierung in<br />
die Eingussöffnung. Die Lüftung arbeitet<br />
auf Hochtouren. Es qualmt, es kokelt. Es<br />
ist laut, es ist kosmisch elementar, es ist<br />
heiß – und ungeheuer spannend.<br />
Timo von Tümpling für trurnit Leipzig<br />
GmbH, Leipzig, aus „Leipziger Leben<br />
05/2016, das Magazin der Leipziger Gruppe“<br />
„Mit einem Schlag verbreitet sich die Energie<br />
von 1450 Grad spürbar im Raum.“<br />
Die Einzel- und Kleinserienfertigung hat sich bei<br />
Keßler bewährt. Das Nischenkonzept der Geschäftsführung<br />
ist aufgegangen. Je nach Anforderung<br />
produziert die Gießerei in über 350<br />
verschiedenen genormten Werkstoffen. Weitere<br />
Informationen: www.giesserei-kessler-leipzig.de<br />
<strong>GIESSEREI</strong> 105 03/<strong>2018</strong> 107
Leading you to lighter solutions<br />
MEDIEN & BÜCHER<br />
Die ae group im Unternehmensvideo<br />
Haben auch Sie interessante Videos<br />
zum Thema Gießereitechnik im Internet<br />
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an: redaktion@bdguss.de<br />
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Ein Roboter bei der Arbeit. Die Automatisierung<br />
in der Gruppe ist hoch.<br />
Eine Pfanne wird mit flüssiger Schmelze gefüllt.<br />
Zahlreiche Legierungen sind im Einsatz.<br />
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hohe Qualitätsanforderungen zu erfüllen.<br />
SCREENSHOTS: AE GROUP<br />
Wie entstehen Aluminiumdruckgussteile<br />
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mit Schließkräften von 250 bis 2700<br />
Tonnen im Einsatz sind.<br />
Der 2:42 Minuten lange Film beeindruckt<br />
mit einem lebendigen Einblick in die Produktion<br />
des Aluminiumdruckgießers. Das<br />
Unternehmen ist an den Standorten Gerstungen<br />
in Thüringen, Nentershausen in<br />
Hessen, Lübeck in Schleswig Holstein<br />
und Strzelce Krajenskie in Polen vertreten.<br />
Hergestellt werden u. a. Getriebesteuerungsteile,<br />
Getriebeaußenteile,<br />
Achsgetriebe, Motoren, Getriebeanbauteile<br />
und Substitutionen, die hohen Kundenansprüchen<br />
an Präzision, Dichtigkeit<br />
und Sauberkeit gerecht werden. Leichtbau<br />
steht dabei heutzutage oft im Vordergrund,<br />
was sich auch am Unternehmens-<br />
Claim „Leading you to lighter solutions“<br />
zeigt. Gießkompentenzen der ae group<br />
sind u. a. Roboterentgratung, Strahlen,<br />
Gleitschleifen, Rissprüfung, Röntgenprüfung<br />
(HDR) sowie Wärmebehandlung. Hinzu<br />
kommen weitere Bearbeitungs-, Reinigungs-<br />
und Messtechniklösungen für<br />
Druckgussteile aus zahlreichen Aluminiumlegierungen.<br />
QR-CODE/Link:<br />
Unternehmensvideo der<br />
ae group:<br />
http://bit.ly/2HSv8Nd<br />
<strong>GIESSEREI</strong> 105 03/<strong>2018</strong> 127