here – Das Magazin. Von Geflüchteten. Für Bochum – Sonderausgabe LiesWat
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Das Magazin
Mit geflüchteten Menschen reden. Nicht nur über sie.
Talking with the refugees. Not just about them.
Parler avec les réfugiés. Pas seulement à propos d'eux
التحدث مع الالجئني. ليس فقط عنهم.
1. Sonderausgabe 2018
Thema:
4. LiesWAT! Autoren Forum
Ein bewegender Abend mit bewegenden Texten
LiesWAT! lädt Autoren zum Thema Flucht, Vertreibung und Heimat ein
A Moving Evening with Moving Lyrics
LiesWAT! Invites authors on the subject of flight, expulsion and homeland
Une Soirée Émouvante avec des Textes Émouvants
LiesWAT! invite les auteurs à parler de thèmes de la fuite, de l‘expulsion et de la patrie
أمسية مؤثرة مع نصوص مؤثرة
!LiesWAT يدعو كتّاب تناولوا موضوع الهروب ، التهجري والوطن
Sonderausgabe
Contenu │Content│Inhalt │املحتوى
أهالً وسهالً Welcome, Willkommen, Bienvenue,
Grußwort
„Ein Buch ist wie ein
Garten, den man in der
Tasche trägt“
Astrid Kern, Vorsitzende
LiesWAT! e. V.
04
Editorial
03
Von Hoffnung und
Müdigkeit
Arezoo ist afghanische Geflüchtete,
hat ihr Heimatland
aber nie gesehen
6
Gedichte
Tiefe Gedanken in
lyrischer Form
Gabriele Franke verarbeitet
ihre Gefühle in
Gedichten
05
Rückblick
Ein
bewegender
Abend mit
bewegenden
Texten
8
„Wir mussten drei
Tage in Wäldern
ausharren“
Der Syrer Shirawan musste
ohne seine Familie nach
Deutschland flüchten
LiesWAT!
4. Autoren
Forum
14
12
10
Diese
Autorinnen und
Autoren waren
dabei
Das lange Warten
auf das Kriegsende
Ehrhard Salewski floh
als Kind während des
zweiten Weltkriegs nach
Süddeutschland
18
Fünf Versuche mit
dem Boot über das
Mittelmeer zu kommen
Nour ist alleinerziehend
und mit ihren
beiden
Kindern
aus
Syrien
geflohen
Impressum
Herausgeber:
Angekommen e. V.
Verein zur Förderung der Integration
von geflüchteten Menschen in Bochum
1. Vorsitzender: Thorsten Seel
Alte Hattinger Straße 29
44789 Bochum
Tel.: 0234 / 54477964
Fax: 0234 / 54496967
team@here-in-bochum.de
www.here-in-bochum.de
Redaktion und Satz: Vicki Marschall (verantwortlich), Nour Abdalkhalek,
Laura Bremer, Manuel Bussler, Munir Chaar, Christian
Cirkel, Gabriele Franken, Jan Franzen, Franziska Gebhardt, Mareike
Ickler, Nora Patberg, Arezoo Ramezani, Shirawan Rammo,
Ehrhard Salewski,
Titelfoto: Nora Patberg
Fotos: Franziska Gebhardt, Vicki Marschall, Nora Patberg, privat
Grafiken: Fotolia, Depositphotos
Druck: Bonifatius Druckerei, Paderborn
In Kooperation mit
Gewinner beim
NRW.Bank Ideenwettbewerb
2015/2017
2 here – Sonderausgabe 4. LiesWAT! Autoren Forum www.here-in-bochum.de
أهالً وسهالً Welcome, Willkommen, Bienvenue,
Nous vivons dans un pays où on discute
beaucoup de réfugiés. On parle
souvent des autres – les hommes –
qui sont venus de loin dans «notre»
pays. En parlant de réfugiés on oublie
trop facilement que les allemands
aussi devaient prendre la fuite: après
la seconde guerre mondiale, près de
14 millions de personnes ont quitté
les anciennes régions allemandes: la
Prusse-Orientale, la Poméranie, le
Brandebourg et la Silésie. Ici, en Allemagne,
ils devaient se construire une
nouvelle existence. Bien qu’il y ait de
moins en moins des allemands qui
ont vécu la seconde guerre mondiale,
on en conserve encore la mémoire.
Lors de la lecture publique des auteurs
de l’association «LiesWAT!» les
réfugiés ont lu leurs propres histoires.
Et l’audience n’a pas fait la différence
entre les expériences actuelles de la
guerre et celles de la seconde guerre
mondiale: on était vraiment ému
peu importe de quelle expérience on
a parlé.
Je suis here
Vicki
Übersetzung: Christian
www.here-in-bochum.de
Wir leben in einem Deutschland,
in dem viel über Geflüchtete
diskutiert wird. Gemeint
sind damit meist die anderen,
Menschen die von weit her
in „unser“ Land kommen. Dabei
vergessen wir allzu leicht,
dass auch Deutsche aus ihrer
Heimat fliehen mussten: Nach
dem zweiten Weltkrieg verließen
rund 14 Millionen Menschen die ehemaligen
deutschen Gebiete Ostpreußen, Pommern, Brandenburg
und Schlesien und mussten sich in der Bundesrepublik
ein neues Leben aufbauen. Auch wenn
immer weniger Deutsche den 2. Weltkrieg selbst
miterlebt haben, so bleibt die Erinnerung daran auch
weiterhin wach. Bei der Autorenlesung des Vereins
„LiesWAT!“, bei dem junge und ältere „Geflüchtete“
ihre Geschichten lasen, empfanden die Zuhörer die
aktuellen Kriegserfahrungen ebenso ergreifend wie
die aus dem 2. Weltkrieg.
Ich bin here
Vicki
We live in Germany, a country in which refugees are often
discussed. Meant are usually the others, people, who
come from far away into “our“ country. But we forget all
too easily that Germans also had to flee their homes:
After the Second World War around 14 million people
left the former German areas East Prussia, Pomerania,
Brandenburg and Silesia and had to build a new life in
the Federal Republic of Germany. Even though fewer
and fewer Germans have witnessed the Second World
War themselves, the remembrance of it remains further
alive. During the reading of the „LiesWAT!“ association,
where young and older „refugees“ read their stories, the
listeners found the current experiences of war just as
touching as those of World War II.
I am here
Vicki
Übersetzung: Laura
here – Sonderausgabe 4. LiesWat! Autoren Forum
│Éditorial│Editorial│Editorial مقال إفتتاحي
نحن نسكن يف أملانيا ، والتي يتم فيها النقاش
كثرياً حول موضوع الالجئني . واملقصود هنا يف
الغالب ، الناس اآلخرين الذين أتوا من بعيد إىل
بلدنا . بهذه املناسبة وكأننا بدأنا ننىس ، أن االملان
أيضاً اضطروا إىل مغادرة وطنهم يف وقتٍ ما :
وكان ذلك بعد الحرب العاملية الثانية حيث أن
١٤ مليون أملاين غادر املناطق التي كانت سابقا
تحت سيطرة املانيا رشق بروسيا و بومرانيا و
برندنبورغ و سيليزيا ، وبعدها اضطروا إىل تكوين
حياة جديدة يف جمهورية أملانيا االتحادية . حتى
وإن كنا ال نجد اليوم اال القليل من الشعب
األملاين الذي عارص الحرب العاملية الثانية ، لكن
الذكرى ما زالت يقظة يف الوجدان . ويف أمسية
القراءة هذه تشارك الالجئون الحاليون رسدهم
لقصصهم مع الجئني قدامى ، وتكوّن لدى
الجمهور نفس االنطباع الذي لطاملا خلّفته الحرب
العاملية الثانية .
أنا هنا
فييك مارشال
Vicki
Übersetzung: Munir/Nour
3
Discours de Bienvenue│Greeting│Grußwort │كلمة الرتحيب
„Ein Buch ist wie ein Garten,
den man in der Tasche trägt“
Grußwort von Astrid Kern, Vorsitzende LiesWAT! e. V.
“A Book is like a Garden
you carry in your Pocket”
Greeting from Astrid Kern, chairwoman LiesWAT! e. V.
Liebe Leserinnen und Leser der Zeitschrift here
Während einer Fotoausstellung über Flüchtlinge las ich
ein paar Zeilen, die ein Afrikaner geschrieben hatte. Er
musste erkennen, dass hier in Deutschland niemand
mit ihm sprach, also konnte er kein Deutsch lernen. Alle
Menschen gingen an ihm vorbei, darum konnte er keine
Kontakte knüpfen.
Das sollte sich ändern und so stellte LiesWAT!, der
Förderverein der Bücherei Wattenscheid, sein 4. Autoren
Forum unter das Thema: „Meine Geschichte – von
Krieg, Flucht und Vertreibung“. Junge Flüchtlinge und
ältere Wattenscheider trugen im Oktober 2017 in der
Bücherei ihre Texte vor und stellten fest, dass sie durchaus
ähnliche Erfahrungen gemacht hatten. So kamen sie
miteinander ins Gespräch und der Abend wurde sehr
informativ und interessant.
LiesWAT! e. V. ist ein Förderverein, der die Bücherei
Wattenscheid unterstützt. Der Name ist gleichzeitig
Aufforderung und Programm: Wir organisieren Lesungen,
Vorlesewettbewerbe und Bücher- Flohmärkte und
unterstützen die Bücherei auch in finanzieller Hinsicht.
Uns ist es wichtig, dass viele verschiedene Menschen
in die Bücherei kommen, unsere Veranstaltungen besuchen
und vorlesen oder zuhören. Sie sind also immer
herzlich eingeladen!
Unser Leitmotiv ist ein arabisches Sprichwort: „Ein Buch
ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt.“ Ja, wir lieben
Bücher! Mit ihnen erleben wir spannende Geschichten,
durchwandern ferne Länder, tauchen ein in fremde
Kulturen, lernen interessante Menschen kennen und informieren
uns über alles Wissenswerte. Bücher sind Kulturgut
und verbinden Menschen miteinander,
darum ist eine Bücherei von großer Bedeutung
in jeder Stadt. Möchten Sie gern ein Buch lesen?
Dann sollten Sie unbedingt eine Bücherei
besuchen! Die Bücherei Wattenscheid befindet
sich im Gertrudis Einkaufscenter. Das
Team freut sich über Ihren Besuch.
Dear readers of here magazine,
during a photo exhibition about refugees I read a few
lines written by an African. He had to realize that nobody
here in Germany spoke with him, so he could not
learn German. All people passed him by, so he could not
make any contacts.
That ought to change and so LiesWAT!, the support association
of Wattenscheid Library, placed its 4th Authors‘
Forum under the theme: “My History – of War, Escape
and Expulsion”. In October 2017, young refugees and
older citizens from Wattenscheid read their texts in the
library and found out that they had made quite similar
experiences. In this way they got to know each other and
the evening became very informative and interesting.
LiesWAT! e. V. is an association that supports Wattenscheid
Library. The name is both an invitation and a
programme: we organize readings, reading aloud competitions
and book flea markets and support the library
financially. It is important to us that many different
people come to the library, attend our events and read
aloud or listen. So you are always welcome!
Our leitmotif is an Arabic proverb: “A book is like a
garden you carry in your pocket.” Yes, we love books!
With them we experience exciting stories, wander through
distant countries, immerse ourselves in foreign
cultures, get to know interesting people and inform us
about everything worth knowing. Books are cultural assets
and connect people with each other, which is why
a library is of great importance in every city. Would you
like to read a book? Then you should definitely visit a
library! Wattenscheid Library is located in the Gertrudis
Shopping Centre.
Our team is looking
forward to your visit.
www.lieswat.de
www.bochum.de/
stadtbuecherei
www.lieswat.de
www.bochum.de/stadtbuecherei
Astrid Kern (für LiesWAT! e. V.)
Astrid Kern
Der Vorstand von LiesWAT! (v. li.): Dr. Andreas (for LiesWAT! e. V.)
Zabolitzky, Astrid Kern, Julia Zabolitzky,
Christina Werdelmann.
Foto: privat Übersetzung: Mareike
4 here – Sonderausgabe 4. LiesWAT! Autoren Forum www.here-in-bochum.de
Ein bewegender Abend mit
bewegenden Texten
LiesWAT! lädt Autoren zum Thema Flucht,
Vertreibung und Heimat ein
A Moving Evening with Moving Texts
LiesWAT! Invites authors on the subject
of flight, expulsion and homeland
Es flossen Tränen – mehrmals. Obwohl Nour ihren
Text bereits vor Monaten im here-Magazin veröffentlicht
hatte, konnte sie an einigen Stellen ihre Tränen
nicht zurückhalten. Auch Arezoo, die junge Afghanin
brauchte ein Taschentuch beim Vorlesen. Dem Syrer
Shirawan steckte hörbar ein Kloß im Hals, als er den
Text über seine Flucht nach Deutschland las und selbst
dem 82-jährigen Wattenscheider Ehrhard Salewski fiel
es an manchen Stellen schwer seine Erinnerungen an
den 2. Weltkrieg vorzutragen. Das Publikum fühlte mit
ihnen.
Es war eine einmalige Stimmung bei LiesWAT! Mitte
Oktober in der Bücherei Wattenscheid. Regelmäßig
lesen dort Autoren aus ihren Texten. Diesmal
ging es um Flucht, Vertreibung und Heimat. Die
here-Redakteure Nour Abdalkhalek und Shirawan
Rammo lasen dort ihre im here-Magazin veröffentlichten
Texte aus der Rubrik „Mein Weg nach Bochum“.
Eine weitere syrische junge Frau und Mutter sowie
Arezoo lasen Texte über sich und die Flucht ihrer Familien
nach Deutschland.
Aber auch deutsche Autoren stellten ihre
Texte vor: über die Kinderlandverschickung
während des Zweiten Weltkriegs,
über die Vertreibung aus Schlesien und
Gedichte über den Krieg im Nahen Osten.
Immer wieder fiel es den Autoren
schwer, ergreifende Stellen vorzutragen.
Diese Emotionalität hat den mitfühlenden
Abend getragen.
Um auch Menschen, die an diesem
Abend nicht bei der Veranstaltung dabei
sein konnten, die Gelegenheit zu geben,
sich mit den Texten auseinanderzusetzen,
veröffentlicht das here-Magazin dieses
Sonderheft in Kooperation mit „Lies
Wat!“, dem Förderverein der Bücherei
Wattenscheid. Mit Ausnahme von zwei
Texten sind alle auf den folgenden Seiten
zu lesen. Zusätzlich stellen wir die Autorinnen
und Autoren kurz vor.
Tears flowed – several times. Although Nour had already
published her text months ago in here magazine,
in some places she could not hold back her tears.
Also Arezoo, the young Afghan woman needed a
handkerchief while reading aloud. The Syrian Shirawan
audibly stuck a lump in his throat as he read the text
about his escape to Germany, and even the 82-years-old
Ehrhard Salewski from Wattenscheid found it
difficult to recount his memories of the Second World
War. The audience felt with them.
It was a unique atmosphere at LiesWAT! Mid-October
in Wattenscheid Library. Regulary authors read from
their texts. This time it was about escape, expulsion
and homeland. The editors here, Nour Abdalkhalek
and Shirawan Rammo, read their texts published in the
here magazine from the category “My way to Bochum“.
Another young Syrian wife and mother as well as Arezoo
read texts about themselves and the flight of their
families to Germany.
But also German authors presented their texts: about
the “Kinderlandverschickung“ during the Second World
War, about the expulsion from
Silesia and poems about the war
in the Middle East. Again and
again it was difficult for the authors
to recite poignant passages.
This emotionality carried
the compassionate evening.
Die here-Redakteure Shirawan
(li.) und Nour waren eingeladen
bei LiesWAT! ihre Texte vor Publikum
vorzutragen. Foto: here
In order to give people who
could not attend the event that
evening the opportunity to deal
with these texts, here magazine
publishes this special issue
in cooperation with “Lies Wat!“,
the support association of Wattenscheid
Library. All but two
texts are published on the following
pages. In addition, we briefly
introduce the authors.
Text: Vicki, Übersetzung: Nour
نظرة عىل املايض│Rétrospectif Rückblick│Retrospect│Un Regard
www.here-in-bochum.de
here – Sonderausgabe 4. LiesWat! Autoren Forum
5
Les│النصوص Textes│The Texts│Die Texte
Von Hoffnung und Müdigkeit
Arezoo ist afghanische Geflüchtete,
hat ihr Heimatland aber nie gesehen
De l’espérance et de la fatigue
Arezoo est une réfugiée afghane. Mais
elle n’a jamais vu son pays natal
Wenn ich ehrlich sein soll, geht es mir eigentlich nicht
gut. Der erste Grund dafür ist meine Heimat und die
ganzen Probleme in der Welt. In Afghanistan verschlimmert
es sich jeden Tag und das macht mir Sorgen in
jeder Sekunde. Die Menschen, die bei jedem Anschlag
oder Krieg sterben, können meine Freunde, meine Familie,
meine Verwandten, sogar ICH könnte an ihrer Stelle
sein… Oder was die Frauen und Kinder in der ganzen
Welt erleben… Ich kann einfach diese Gedanken nicht
mehr ertragen… Ich bin zu schwach dafür.
Außerdem habe ich neuerdings einen Brief vom Sozialamt
erhalten, in dem ich dazu aufgefordert werde, ab
dem nächsten Schuljahr BAföG zu beantragen. Das Problem
dabei ist, dass ich eine Aufenthaltsgenehmigung
brauche um BAföG-berechtigt zu sein. Was ich vor zwei
Jahren mit meiner Familie beantragt habe, aber noch leider
keine Rückmeldung bekommen habe. Wenn ich den
Aufenthalt nicht bekomme, wird meinen Antrag natürlich
abgelehnt. Meine netten Freunde Gisela und Olaf
kümmern sich darum, aber ich habe trotzdem große
Angst. Vor drei Monaten hat mein Bruder seine Anerkennung
bekommen. Das hat uns echt gefreut.
Was mir all die Freude und Kraft gibt, sind die netten
Menschen in meinem Leben und die Möglichkeiten,
die ich in Deutschland habe, mein Stipendium von der
START-Stiftung, die Erfahrungen in den vergangenen
drei Jahren usw. Die motivieren mich für meine Zukunft!
Ehrlich gesagt, vor zweieinhalb Jahren war ich sehr enttäuscht
und noch dazu müde von den Menschen und
der Welt. Der Fluchtweg und meine Erlebnisse, die ich
hinter mir hatte, waren der Grund, warum ich so müde
und enttäuscht war. Und meine Heimat, die Menschen
da, Politik, Politiker, Ungerechtigkeit, Krieg, Gewalt, einfach
ein Flüchtlingskind zu sein, neu zu sein, ohne Vater
zu sein…
Pour être sincère, je ne vais pas très bien. D’abord, mon
pays natal et tous les problèmes dans le monde sont la
raison pour mes sentiments .En Afghanistan, la situation
s’aggrave tous les jours et ça me fait du souci chaque
seconde. Toutes les personnes qui sont tuées dans un
attentat ou qui meurent à la guerre pourraient être mes
amis, ma famille ou mes proches – et je, moi-même,
pourrais être à leur place … Parler de ce que les femmes
et les enfants dans le monde ont vécu: moi, je ne peux
plus supporter ces pensées. Je suis trop faible pour ça.
En plus, j’ai reçu une lettre du bureau d’aide sociale dans
laquelle on me prie de demander une bourse d’études
pour l’école. Le problème est que j’ai besoin d’un permis
de séjour pour avoir le droit de demander cette bourse. J’ai
demandé le permis de séjour il y a deux ans, mais, jusqu’ici
– aucune réaction. Si on n’accorde pas le permis de séjour,
on va désapprouver évidemment la demande de bourse.
Mes copains, Gisela et Olaf, s’en occupent, quand même,
j’ai très peur. Mon frère a obtenu son permis de séjour il y
a trois mois. Je me suis beaucoup réjouie pour lui.
Ce qui me donne toute la joie et toute la force, ce sont
les gens très sympas qui m’accompagnent et ce sont les
possibilités que j’ai en Allemagne: la bourse de la fondation
START, les expériences des trois années passées. C‘est
une forte motivation pour poursuivre mes projets d’avenir.
Pour être honnête, il y a deux ans et demi, j’étais très
déçue et, en plus, j’étais fatiguée des hommes et du monde.
Le chemin emprunté pour la fuite et mes expériences,
que j’ai vécues, étaient la raison pour laquelle j’étais fatiguée
et en même temps déçue. Et il y a d’autres raisons
pour cet état d’âme: mon pays natal, les gens qui vivent
là-bas, la politique, les hommes politiques, l’injustice, la
guerre, la violence, tout simplement être un enfant réfugié,
être nouvelle, grandir avec un père absent …
Seit ich geboren bin, war ich in einem fremden Land.
Ich habe mich immer schlecht gefühlt, weil ich fremd
war oder weil ich eine andere Religion hatte. Das stimmt
aber gar nicht. WIR kommen alle aus einem Land. Das
Land heißt unsere WELT!
Ich verstehe nicht, warum wir immer noch fragen: Woher
kommt jemand? Welche Nationalität hast du? Wenn
ich jemanden frage, sind meine Augen afghanisch? Oder
meine Hände? Meine Haare vielleicht?!? Hat jemand
Depuis que je suis née, je vivais dans un pays étranger.
Je me toujours sentais mal ou bien parce que j’étais une
étrangère ou parce que j’appartenais à une autre religion.
Mais ce n’est pas vrai. NOUS venons tous d’un seul
pays. Ce pays s’appelle notre «monde».
Je ne comprends pas pourquoi nous posons toujours les
mêmes questions: Tu viens d’où? Quelle est ta nationalité?
Quand je demande à quelqu’un: «Mes yeux sont-ils
afghans? Ou mes mains? Mes cheveux peut-être?» Qui
6 here – Sonderausgabe 4. LiesWAT! Autoren Forum www.here-in-bochum.de
auf diese Fragen eine Antwort? NEIN! Natürlich nicht!!!
Weil – wie wir selber auch wissen – sind alle gleich, nur
mit unterschiedlichen Meinungen, Hautfarben, Religionen
und Kulturen. Die sollen und dürfen keine Mauer
zwischen uns Menschen sein!
Als ich 15 Jahre alt war, musste stark ich wie eine 25-jährige
Frau sein. Und das war nicht alles. Ja, ich habe sehr
vieles mit 18 Jahren hinter mir. Vor zwei Jahren habe
ich in Deutschland Menschen kennengelernt, von denen
ich sagen könnte: Doch, es gibt die Menschen, die
andere Menschen verstehen. Die Menschen, die für andere
da sind, die für Verbesserung unserer Welt da sind,
die auch mich verstehen können und meine Freunde
sein können. Diese tollen Menschen hat mir Deutschland
geschenkt.
Alles in Deutschland hat mich selbstbewusster, stärker
und einfach zu einer anderen Arezoo gemacht. Ich bin
froh, dass ich das Ganze in den letzten drei Jahren erleben
durfte. Dazu gehört auch mein Fluchtweg! Ich darf
auch nicht vergessen, dass ich vor drei Jahren genau zu
dieser Zeit auf dem Weg war, nicht so weit zum Sterben…
Aber wie die Deutschen sagen: Was mich nicht
umbringt, macht mich stärker. Deswegen bin ich froh
und dankbar und werde es immer sein.
Deutschland ist für mich nicht nur ein Land, sondern
mein drittes Heimatland. Mein erstes ist das natürliche
Herz Asiens: Afghanistan, das ich noch nicht gesehen
habe. Und das zweite ist das, wo ich geboren bin und
mich nie wohl gefühlt habe: der wunderschöne Iran.
Iran heißt für mich meine Kindheit. Meine guten und
schlechten Zeiten sind im Iran gewesen.
Und das dritte ist, wie gesagt Deutschland: mit vielen
netten Menschen, ein Papierland, eine schöne Landschaft,
wo ich mich nach ein paar Monaten ohne Aufenthaltsgenehmigung
wohlgefühlt habe. Wo ich meinen
lieben Paten kennenlernen durfte, tolle Freunde
wie Vera, Gisela und noch sehr viele mehr. Deutschland
heißt für mich, Freunde vermissen, Heimat verlassen,
sprachlos sein. Aber auch neue Freunde finden, neue
Heimat, neue Sprache lernen.
Viele Menschen oder viele Politiker sagen, dass die
Flüchtlinge gedacht haben, dass Deutschland oder Europa
das Paradies sind. Ich habe selber niemals so gedacht.
Aber hier war ich stolz auf mich und habe mich
wie ein starkes afghanisches Mädchen gefühlt, das zur
Schule gehen kann ohne Angst. Ein Mensch, der bestimmte
Rechte hat, egal woher er kommt.
Zum Schluss möchte ich sagen, dass ich diese Tage und
Jahre niemals vergessen werde. Irgendwann werde ich
ein Buch über Hoffnung schreiben. Damit möchte ich
vielen oder wenigen Menschen zeigen, dass man nie die
Hoffnung verlieren darf. Ein Mensch kann vier Wochen
überleben, ohne etwas zu essen, vier Tage ohne Flüssigkeit
und bis zu vier Minuten ohne Sauerstoff – aber
ohne Hoffnung zu haben, keine vier Sekunden.
Übersetzung: Christian
www.here-in-bochum.de
pourrait répondre à ces questions? PERSONNE! Mais
bien sur, on ne peut pas répondre!! Et la raison en est –
comme nous le savons évidemment – que nous sommes
égaux. Nous avons seulement des opinions différentes,
des couleurs de peau différentes, des religions et des
cultures qui se diffèrent. Mais ces faits ne doivent pas
être de barrières entre les hommes.
Quand j’avais 15 ans, je devais être forte comme une
femme de 25 ans. Mais ce n’était pas tout. Oui, j’ai vécu
beaucoup de choses en tant qu’une femme de 18 ans.
En Allemagne, j’ai fait la connaissance aux hommes il
y a deux ans desquels je pourrais dire: Mais oui, il y a
des hommes qui comprennent les problèmes d’autres
hommes. Les hommes qui sont là pour les autres, qui
sont là pour améliorer notre monde, qui veulent me
comprendre et qui peuvent être mes amis. C’est l’Allemagne
qui m’a donné ces hommes extras.
En Allemagne, tout m’a rendu plus forte et je suis devenue
une autre Arezoo. Je suis contente d’avoir eu
l’opportunité de gagner ces expériences au cours des
trois dernières années. Parmi ces choses je compte aussi
le chemin emprunté pour la fuite. Et il ne faut pas oublier
le temps, il y a exactement trois ans, où j’étais sur
le point de mourir. Mais, comme le disent les Allemands:
ce qui ne me tue pas me renforce. Pour cela, je suis et je
serai toujours très contente et reconnaissante.
Pour moi part, je considère l’Allemagne mon troisième
pays natal. Le premier, c’est le cœur réel de l’Asie: l’Afghanistan
que je n’ai jamais vu. Le deuxième, c’est le pays
où je suis née mais où je ne me sentais jamais à l’aise:
le superbe Iran. L’Iran, c’est mon enfance. J’ai passé de
bonnes ainsi que de mauvaises temps en Iran.
Et le troisième pays natal, comme j’ai déjà dit, c’est l’Allemagne:
l’Allemagne où il y a beaucoup d’hommes gentils, où il
y a un beau paysage que j’ai appris à aimer après quelques
mois sans avoir un permis de séjour. C’est le pays où j’ai fait
la connaissance de mon parrain et d’amies merveilleuses
comme Vera, Gisela et beaucoup d’autres. Quand même,
cher l’Allemagne, tu me fais penser aussi à quitter ma patrie,
à être sans voix. Et quand je pense à l’Allemagne, mes
amis me manquent. Mais ici, j’ai trouvé des nouveaux amis,
j’ai appris une nouvelle langue, j’ai trouvé un refuge ici.
Beaucoup d’hommes ou beaucoup d’hommes politiques
disent que les réfugiés étaient convaincus que l’Allemagne
ou l’Europe seront le paradis. Mais ici, j’étais fière de
moi-même et je me sentais comme une fille afghane qui
est très forte et qui peut aller à l’école sans avoir peur.
Maintenant, je suis un être humain qui a certains droits,
peu importe d’où vient cet être humain.
Pour conclure, j’aimerais dire que je n’oublierai jamais
ces jours et ces années. Un jour, je vais écrire un livre
sur l’espoir. Avec ce livre, je veux montrer aux gens,
quel que soit le nombre de personnes, qu’il ne faut jamais
abandonner tout espoir. Un homme peut survivre
quatre semaines sans manger, quatre jours sans boire et
jusqu’à quatre minutes sans oxygène – mais sans espoir,
il survit à peine quatre secondes.
here – Sonderausgabe 4. LiesWat! Autoren Forum
Les│النصوص Textes│The Texts│Die Texte
7
Les│القصائد Poèmes│The Poems│Die Gedichte
Tiefe Gedanken in lyrischer Form
Gabriele Franke verarbeitet ihre Gefühle in Gedichten
خواطر عميقة عىل هيئة أشعار
غابرييال فرانكه ترتجم مشاعرها بقصائد شعرية
Übersetzung: Munir
Belagerung Aleppo
Schluckt sie hinunter
eure mitfühlenden Reden,
denn Worte riechen schlecht,
wenn tatenlos dahingesagt.
Den von üblem Geruch Getroffenen
helfen auch eure Tränen nicht.
Sie brauchen zwar Wasser -
aber Trinkwasser.
Eure Gebete, sicher ehrlich gemeint,
machen nicht satt.
Die Bevölkerung wird hungern,
lechzt nach Brot.
Behaltet euer Mitleid,
schickt Medikamente,
um ihre geschundenen,
verletzten Körper zu flicken.
Ihr Flehen und Bitten
ist nicht zu überhören.
Beeilt euch - !
denn die Feuerpausen sind kurz.
صندوق قديم
مستهلك تم اقتطافه من القاممة
إىل جانبك
شعر اسود ملفف
منكمش عند حائط البيت
تشد الركبة اىل حد الذقن
محاط من قبل ذراعيك الرفيعات
خائف و لكن طالب
عيناك الجميلتان
ذو اللون البني الغامق
انت هادىء
ترتجف و قدميك
متسختني عاريتني
بنطالك مشقوق
ال معطف يدفئك
املارة يرمون ببعض
النقود بصندوق الكرتون
أبتلعوها ، أحاديث املواساة
الكلامت تفوح برائحة سيئة
اذا مل تتبع بافعال
لن تساعدكم دموعكم املصابة بالرائحة
الكريهة
أجل يحتاجون املاء
ولكن ماء الرشب
أدعيتكم ، أكيد رصيحة القول
ال تشبع
الشعب سوف يكون يف مجاعة
يتضورعىل قطعة خبز
دعونا من شفقتكم
ابعثوا الدواء ، لرتتية أجسامهم املمزقة
طلباتهم و رصاخهم ال ميكن تجاهله
ارسعوا
الن الهدنات قصرية
Ein alter Karton
schäbig, aus dem Müll gefischt
an deiner Seite
Schwarz gelocktes Haar
kauerst an der Hauswand
ziehst die Knie bis zum Kinn
von deinen dünnen Armen umschlungen
verängstigt, doch bittend
deine wunderschönen
dunkelbraunen Augen
Du bist ganz still
Frierend deine nackten
schmutzigen Füße
deine Hose zerrissen
kein Mantel, der dich wärmt
Passanten werfen
ein paar kleine Münzen
in den Pappkarton
Diese und weitere Gedichte von Gabriele Franke
sind im Buch „Tango im Wind“ erschienen,
Lorbeer-Verlag, 9,90 Euro
8 here – Sonderausgabe 4. LiesWAT! Autoren Forum www.here-in-bochum.de
يف كل مكان
الحياة يف أوروبا
كفقاعة صابونٍ ملونة متألقة
غري أنها يف أي وقت
من املمكن أن تنفجر برسعة .
محاطةٌ بحروبٍ ال تعدّ وال تُحىص ،
الثائرة ،
غاضبة ،
مساكن ،
معامل ثقافية ،
تدمري متعمّد ،
قصف ،
سحق ،
إبادة ،
هالك .
تعذيب الناس ،
تدنيس املقدسات ،
معاملة سيئة ،
مجازر .
مثل املاشية املصابة بطاعون .
ملاذا ؟
ألنهم قيدوا حب الحرية ،
و التعبري عن األفكار ،
االنتامء إىل ثقافاتٍ أجنبية ،
لون برشته املختلف ،
انتهاكات ،
ظلم ،
أعامل وحشية ،
ال ميكن أن تتوقف بعد اآلن .
أولئك الذين ما زالوا عىل قيد الحياة ،
يتم طردهم .
يتم تهجري املاليني ،
الجياع ، يقتتلون بعضهم مع بعض
بال أمتعة
كحياتهم العارية .
يف رؤوسهم
ذكرياتٌ ،
أفكار ،
مشاعر ،
وهي كحملٍ ثقيلٍ ،
إنها ال تُطاق تقريباً .
وعىل املياه امللوثة بالدماء ،
وعرب الشوارع امللطخة بالدماء ،
مع قلوبٍ نازفة ،
وأقدامٍ نازفة ،
مضت بطريقها .
ترسي ظاللهم ،
عىل طول واجهاتٍ محطمة ،
األحالم املفقودة .
اليأس ،
كامن
خانع .
ممتلكاتك
وآمالك الجيدة
وأمنياتك املتأججة .
Rundum
Übersetzung: Nour
Leben in Europa,
eine bunt schillernde Seifenblase,
die jedoch jederzeit
rasant schnell zerplatzen kann.
Umgeben von unzähligen Kriegen,
die toben,
wüten,
Wohnstätten,
Kulturdenkmäler
mutwillig zerstören,
zerbomben,
zermalmen,
zerschmettern,
vernichten.
Menschen quälen,
schänden,
missbrauchen,
niedermetzeln
wie Vieh, das von einer Seuche befallen.
Warum?
Weil die Geknechteten ihre Freiheit lieben,
Gedanken aussprechen,
fremden Kulturen angehören,
ihre Haut eine andere Farbe trägt,
Verletzungen,
Ungerechtigkeiten,
Grausamkeiten
nicht mehr ertragen können.
Die, die überleben
werden vertrieben.
Millionen auf der Flucht.
Hungrig schlagen sie sich durch,
mit nichts im Gepäck
als ihrem nackten Leben.
In den Köpfen
Erinnerungen,
Gedanken,
Gefühle,
die so schwer wiegen,
dass sie kaum auszuhalten sind.
Über blutverschmutzte Gewässer,
durch blutverschmierte Straßen,
mit blutenden Herzen
und blutenden Füßen
führt sie ihr Weg.
Ihre Schatten fließen
entlang zertrümmerter Fassaden,
verlorener Träume.
Verzweifelt,
still,
geduckt.
Ihr Hab und Gut -
Hoffnung
und brennende Wünsche.
Les│القصائد Poèmes│The Poems│Die Gedichte
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here – Sonderausgabe 4. LiesWat! Autoren Forum
9
LiesWAT!
4. Autoren Forum
Diese Autorinnen
und Autoren
waren dabei!
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Wattenscheid
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Ehrhard Salewski
82 Jahre
Die Wurzeln meiner Familie findet
man in Ostpreußen. Die Großeltern
sind um das Jahr 1902 nach
Wattenscheid gekommen und haben
sich eine Existenz aufgebaut.
Wattenscheid
Der Erhalt vieler landwirtschaftlich genutzter Flächen,
die das Stadtbild auflockern und dem Bürger
viel Raum für sene Freizeitaktivitäten in der Natur
bieten.
Mit Astrid und Jochen Kern verbindet mich eine
jahrzehnte währende Freundschaft. Mit meiner
Geschichte möchte ich den Menschen, die sich in
der heutigen Zeit auf Weg machen und ein neues
Zuhause suchen, die Gewissheit geben, dass sich
für ihre Probleme immer eine Lösung finden lässt.
Wichtig ist, dass man sich in schweren Stunden
nicht aufgibt und an der Lösung mitarbeitet. Die
Hoffnung stirbt stets zuletzt.
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Arezoo
18 Jahre
Ghom (auch Qom oder Kum) im Iran
(allerdings besitzt Arezoo die afghanische Staatsbürgerschaft)
Ich mag Großstädte, aber zu groß dürfen sie auch nicht sein. Bochum,
ist genau richtig. Ich verbinde mit Bochum und Wattenscheid die vielen
netten Menschen hier. An meinem dritten Tag in Bochum habe ich meinen
Patenonkel kennengelernt. Er ist für mich mein Lehrer, mein Vater und mein Begleiter geworden.
Meine beste Freundin lebt auch hier. Wenn jemand Wattenscheid sagt, denke ich sofort
an diese Menschen.
Ich bin am liebsten in der Universitätsbibliothek. Inmitten der vielen Bücher fühle ich mich
wohl. Wenn ich mit der Schule fertig bin, will ich hier als Studierende sein – am liebsten eingeschrieben
für das Jurastudium.
durch Stipendium war ich an der Nordsee. Dann rief mich meine Sozialarbeiterin an und
sagte mir, dass Menschen wie ich, ihre Geschichte erzählen sollen. eigentlich wollte ich das
nicht. Aber dann dachte ich mir, dass andere aus meiner Geschichte lernen können, sie verstehen
und darüber nachdenken – auch jüngere Menschen
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Shirawan Rammo
33 Jahre
Tall Ommaia in Syrien
Ich mag die Ruhe von Bochum und die Natur
der Stadt. Die Menschen hier sind sehr nett.
Bochum hat sehr viele schön Plätze! Aber ich finde den
Kemnader See am besten.
Ich lese und schreibe gern, vor allem Geschichten und
kulturelle Informationen. Ich mag es Dinge in Bewegung
zu bringen, besonders wenn sie etwas mit der
Gesellschaft zu tun haben. Und ich mag persönliche
Geschichten.
10 here – Sonderausgabe 4. LiesWAT! Autoren Forum www.here-in-bochum.de
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Sieben Autorinnen und Autoren stellten ihre Texte bei 4. Autorenlesung
von LiesWAT! vor. Fünf von ihnen haben ihre Texte
für diese Ausgabe zur Verfügung gestellt: Gabriele Franke
(2.v.l), Shirawan Rammo (3.v.l.), Arezoo (Mitte), Nour Adhalkhadek
(2.v.r.), Ehrhard Salewski (re.).
Foto: here
Nour Abdalkhalek
29 Jahre
Ich komme aus Syrien und bin in
Damaskus geboren
Bochum ist eine schöne Stadt, nicht
zu klein und nicht zu groß. Ich bin
zufrieden hier, ich fühle mich wie
früher in Damaskus. Die Leute sind
sehr freundlich.
Kemnader See , Botanischer Garten
تسعة │ Auteurs Die Autoren│The Authors│Les
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Ich wollte immer neue Dinge ausprobieren.
Ich habe diese Erfahrung
gemacht und ich fühle mich wie ein
anderer Mensch beim Vorlesen.
Fotos: here, privat
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Gabriele Franke
60 Jahre
Wattenscheid
Die zentrale Lage im Ruhrgebiet. In kürzester Zeit bin ich in den
Nachbarstädten Essen und Gelsenkirchen. Unser kulturelles Angebot
im Ruhrgebiet ist unschlagbar und ich mache regen Gebrauch davon.
Ich habe viele Lieblingsplätze. Es fängt an mit der Ruhr und dem botanischen
Garten. Gerne fahre ich mit dem Rad über die Erzbahntrasse zur Jahrhunderthalle.
Oft sehen wir uns die Stücke im Schauspielhaus an, dienstags sind wir
regelmäßig im Bermuda Dreieck zum Kinotag – fast immer im Casablanca.
Bücher – also Worte – sind mit das Wichtigste, was man seinen Kindern mit
auf den Weg geben kann. Sie regen die Phantasie an, erweitern den Sprachschatz,
helfen stark zu werden, fördern Verständnis und Kompromissbereitschaft.
Bereiten Freude. Gerne würde ich Gedichte für Kinder zusammenstellen
aber noch fehlen mir die Zeichnungen dazu.
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here – Sonderausgabe 4. LiesWat! Autoren Forum
11
Les│النصوص Textes│The Texts│Die Texte
Das lange Warten auf das Kriegsende
Wattenscheider Ehrhard Salewski floh als Kind während
des Zweiten Weltkriegs nach Süddeutschland
The Long Wait for the End of War
Ehrhard Salewski from Wattenscheid fled to southern
Germany as a child during the Second World War
Auch wenn dieser Abschnitt meiner Kindheit schon
Jahrzehnte zurückliegt, so nimmt er immer wieder feste
Konturen an, wenn ich mich im Schwarzwald-Baar-
Kreis, in Fürstenberg, aufhalte und mit den dort lebenden
Menschen wieder zusammenkomme. Häufig werde
ich von den Jüngeren gefragt, was mich vor fast siebzig
Jahren in ihren Heimatort geführt und mich mit ihm vertraut
gemacht hat. Der eigentliche Anlass, so wie ich ihn
mit zunehmendem Alter verstanden habe, gibt ihnen
stets große Rätsel auf, wenn sie nicht im Geschichtsunterricht
davon gehört haben. Denn es waren die Wirren
der Zeit, der 2. Weltkrieg mit seinen grausamen Ereignissen
im Ruhrgebiet, die physischen und psychischen
Belastungen der Bevölkerung durch den unablässigen
nächtlichen Bombenhagel sowie die anhaltende Suche
von Vätern und Müttern nach Plätzen, ihr eigenes Leben
und das ihrer Kinder zu schützen.
So bin ich in ihre schöne, damals lange vom Krieg unberührte
Gegend gekommen. Noch heute muss ich meiner
damaligen Pflegefamilie überaus dankbar sein, dass sie
mich in ihr Haus aufgenommen und mir ihre Fürsorge
geschenkt hat. Es ist der Familie, die einem kleinen Bauernhof
betrieb, sicher nicht leichtgefallen. Die Landwirtschaft
auf steinigen, kargen Böden verlangte ihnen täglich
harte Arbeit ab und für das ihnen anfangs fremde
Stadtkind hatten sie nur wenig Zeit übrig. Allerdings war
der schüchterne Umgang miteinander nicht von langer
Dauer. Ich brachte mich geschickt in die Tagesarbeit ein
und machte mich sichtbar nützlich. Ich bekam oft ihre
Anerkennung zu spüren und gehörte bald zu ihrer Lebensgemeinschaft,
die mir über Generationen hinweg
bis heute erhalten geblieben ist.
Meine heute fast leidenschaftliche Beziehung zum südlichen
Schwarzwald geht also auf den Sommer 1941
und auf die damals übliche Kinderlandverschickung zurück.
Kurz zuvor in Wattenscheid eingeschult, sollte ich
mich in den großen Ferien von einer Erkrankung im Vorschulalter
im besagten Schwarzwalddorf erholen. Die
Eltern konnten mich auf dieser Fahrt nicht begleiten. Nach
sechs erlebnisreichen Wochen bin ich zum Ende der Ferien
in das heimatliche Wattenscheid gesund zurückgekehrt. Ich
glaubte damals, es sei ein Abschied von Fürstenberg für immer.
Es sollte alles anders kommen.
Even though this period of my
childhood has been decades
ago, it keeps taking firm contours
when I stay in the Black
Forest-Baar district of Fürstenberg
and get back together with
the people living there. I am often
asked by the younger ones what
led me to their hometown almost
seventy years ago and made me familiar
with it. The real reason, as I understood
it with increasing age,
always puzzles them if they
have not heard of it in history
classes. For it was the turmoil
of the time, the Second
World War with its cruel
events in the Ruhr area, the
physical and psychological
stress on the population
caused by the incessant
night-time bombing and
the continuing search of
fathers and mothers for
places to protect their
own lives and that of
their children.
That is how I came
to their beautiful
area, which was long
unspoiled by war.
Even today I must be
extremely grateful to
my foster family at
that time for accepting
me into their
house and giving
me their care. It
was certainly not
easy for the family
who ran a
small farm. Agriculture
on stony, barren
soils demanded hard
14 here – Sonderausgabe 4. LiesWAT! Autoren Forum www.here-in-bochum.de
Ein ordentlicher Unterricht für die Schulkinder in Westfalen
war immer stärker in Frage gestellt, je öfter die britische
Luftwaffe ab 1942 das Ruhrgebiet in das Fadenkreuz
ihrer Bombenangriffe nahm. Es lagen viele wichtige
Rüstungsbetriebe im Umfeld der Zechen und Hütten zwischen
Duisburg und Dortmund. Es blieb also nicht
aus, dass in Wattenscheid schon bei den ersten
massiven Luftangriffen etliche Gebäude schwer
beschädigt oder gar zerstört wurden. Auch unsere
Wohnung nahm dabei erheblichen Schaden.
Eine Brandbombe durchschlug vom Dach
bis zum Untergeschoss alle Decken unseres
Hauses. Zwangsläufig suchten meine Eltern
jetzt immer häufiger mit mir und meinen Geschwistern
Schutzräume in Kellern wie auch
in Bunkern auf, um unsere heile Haut zu retten.
Unter dem Druck, ihren Beruf ausüben
zu müssen und dabei ihre Kinder in Sicherheit
zu wissen, wandte sich meine Mutter erneut
an meine ehemalige Pflegefamilie in Fürstenberg.
Sie stimmten dem zu, bis sich die Gefahrenlage
im Ruhrgebiet entspannen würde. Erleichtert
brachte meine Mutter im Juli 1942 uns
Kinder schleunigst in den ungefährdeten Schwarzwald,
um aber gleich wieder die Heimreise anzutreten.
Ich habe schnell den Anschluss an meine
Pflegefamilie aus dem Jahr zuvor gefunden,
was meinem Bruder in der ganzen Zeit, die
wir uns in Fürstenberg aufhielten, nicht
so recht gelang. Er vermisste Vater
und Mutter sehr und konnte bei aller
Fürsorge der Ersatzeltern in seiner
neuen Umgebung kein Gefühl der
Geborgenheit entwickeln.
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Unser schulisches Fortkommen
machte keine Probleme. Wenige
Tage nach unserer Ankunft wurden
wir in den örtlichen Schulbetrieb
aufgenommen und konnten
trotz anfänglicher, dem schwäbischen
Dialekt geschuldeten
Sprachschwierigkeiten, in der
Leistung sehr gut mithalten. Unsere
Pflegeeltern nahmen dies
wohlwollend auf. Der Umfang
der Hausaufgaben der Kleinschule
fiel zu unserer Freude,
abgesehen von Strafarbeiten,
immer sehr mäßig aus, weil es
dem Dorflehrer bekannt war,
dass die Kinder im landwirtschaftlichen
Betrieb der Eltern
ausgiebig helfen mussten.
Die ersten zwei Jahre auf dem
Fürstenberg verliefen so in
recht ruhigen Bahnen. Mit den
Erwachsenen im Dorf hatte ich
zwischenzeitlich enge Kontakte
geknüpft, mein Bruder und ich
waren für sie Rothmunds Kinder
und ihre Kinder unsere Freunde. Ich
work on a daily basis, and they had little time left for the
foreign city child. However, the shy treatment of each
other was not long lasting. I brought myself skilfully into
the daily work and made myself noticeably useful. I often
received their recognition and soon became part of their
community, which I was able to preserve over generations
until today.
My almost passionate relationship with the southern
Black Forest dates back to the summer of 1941 and
to the Children Evacuation Programme – the so called
“Kinderlandverschickung”. Having just started school in
Wattenscheid, I was supposed to recover from an illness
I had during my pre-school time in the very Black Forest
village. The parents could not accompany me on this trip.
After six exciting weeks, I returned to my home town of
Wattenscheid at the end of my holidays. At that time,
I thought it was a farewell to Fürstenberg forever. Yet,
things turned out differently.
Ordinary lessons for school children in Westphalia were
increasingly questioned the more often the British Air
Force took the Ruhr area into the crosshairs of its bombing
raids from 1942 onwards. There were many important
armaments factories near the collieries and smelters
between Duisburg and Dortmund. In Wattenscheid, several
buildings were badly damaged or even destroyed
during the first massive air raids. Our flat also suffered
considerable damage. A fire-bomb hit all the ceilings of
our house from the roof to the basement. Inevitably, my
parents went to shelters in cellars and bunkers with me
and my siblings to save our skin. Under the pressure of
having to work and at the same time to keep their children
safe, my mother once again turned to my former
foster family in Fürstenberg. They agreed to this until the
dangerous situation in the Ruhr area would ease. Relieved,
my mother brought us children to the Black Forest in
July 1942, but then immediately returned home. I quickly
connected again with my foster family from the year
before, which my brother did not quite succeed in the
whole time we spent in Fürstenberg. He missed father
and mother very much and, with all the care of the foster
parents, he could not develop a feeling of security in his
new environment.
Our progress in school did not cause any problems. A few
days after our arrival, we were accepted into the local
school system and, despite initial language difficulties
due to the Swabian dialect, we were able to keep up very
well. Our foster parents accepted this favourably. The extent
of the school‘s homework was always very modest,
apart from disciplinary extra homework, because the village
teacher knew that the children had to help a lot on
the parents‘ farm.
The first two years on the Fürstenberg ran fairly quietly.
In the meantime, I had made close contacts with the
adults in the village, my brother and I were Rothmund‘s
children and their children our friends. I no longer thought
of troublesome air raid alarms, the annoying engine noise
of flying bomber squadrons and the nights I had spent
dressed up in my bed at home to be able to leave the flat
towards the bunker in case of an emergency.
In the fall of 1944, World War II moved from France
here – Sonderausgabe 4. LiesWat! Autoren Forum
Les│النصوص Textes│The Texts│Die Texte
15
Les│النصوص Textes│The Texts│Die Texte
dachte nicht mehr an lästige Fliegeralarme, an das nervige
Motorengeräusch überfliegender Bomberstaffeln und an
Nächte, die ich zuhause angekleidet in meinem Bett zugebracht
hatte, um im Ernstfall gleich die Wohnung in Richtung
Bunker verlassen zu können.
Im Herbst 1944 bewegte sich der 2. Weltkrieg mit den Alliierten
von Frankreich aus auf Deutschland zu. Die französische
Armee bereitete die Invasion Süddeutschlands mit
ihren Truppen vor. Dabei geriet die Landbevölkerung immer
mehr in ihr Fadenkreuz. Im Frühjahr 1945 bestimmten die
Nachrichten von der herannahenden Front das Gemeingeschehen
im Dorf. In der selben Zeit besetzten kleinere
Kampfgruppen der deutschen Wehrmacht die geografisch
an einem Berghang günstig gelegene Ortschaft und richteten
sich auf ihre Verteidigung in den umliegenden Wäldern
ein. Es wurden Schützengräben an Stellen ausgehoben, die
zur Beobachtung des Umlandes besonders geeignet waren.
Die kleinen mitgeführten Handfeuerwaffen - Maschinengewehre
und Panzerfäuste - erhielten eine gründliche
Tarnung. In einzelnen hausnahen Gärten wurden von den
Bewohnern zum Personenschutz kleine Erdbunker angelegt.
Im April befindet sich die gesamte Dorfbevölkerung
in einer hochsensiblen Belagerungsstimmung. Kostbare
Habseligkeiten vergraben meine Pflegeeltern in der Nähe
des Hühnerstalls. Im Keller des Hauses schaffen sie Möglichkeiten,
wichtige Grundbedürfnisse des täglichen Lebens
zu befriedigen. Die oberen Wohnräume stehen leer. Einzig
um das Vieh zu versorgen, verlassen die Menschen in den
letzten Kriegstagen die Kellerräume. Schule findet nicht
mehr statt. Wir Kinder hocken meistens zwischen Rüben
und Kartoffeln und warten auf ein Monster, welches, wie
man uns suggerierte, unser Leben erheblich verändern wird.
Der Krieg sieht also doch anders aus, als wir Kinder ihn an
Winterabenden mit Zinnsoldaten in der warmen Stube im
Spiel inszeniert haben.
In den ersten Maitagen bekommen wir den Lindwurm
zu Gesicht. Aus einem unserer Kellerfenster können wir
recht gut die Straße übersehen, die von der Kreisstraße
in unseren Wohnort führt. Ein großer Fahrzeugtross mit
zwei leichten Panzern an der Spitze nähert sich dem Dorf.
In die umliegenden Wälder werden viele Granatsalven
aus den Geschützen der Panzer abgefeuert. Eine eilig aus
Landmaschinen errichtete Panzersperre bedeutet für sie
kein Hindernis. Sie wird niedergewalzt. Auch seitens der
deutschen Wehrmacht hat es für die feindlichen Einheiten
kaum Widerstand gegeben. Am Ortseingang erwartete
sie der Bürgermeister, der direkt neben dran seinen Bauernhof
unterhält, mit einer weißen Fahne, um den Franzosen
die friedliche Übergabe der Ortschaft zu signalisieren.
Um nicht in einen Hinterhalt zu geraten, wird von ihnen
jedoch jedes einzelne Haus akribisch nach möglichen Widerstandskämpfern
durchsucht. Dazu hatten sich etliche
bewaffnete Fuß-trupps im Dorf auf den Weg gemacht. Sie
nahmen sich auch unser Haus vor. Die Erwachsenen mit
den Kindern mussten lange im Keller, von einem Soldaten
bewacht, ausharren, bis das Haus freigegeben war und
wir in die oberen Wohnräume zurückkehren durften. Es
machte sich eine bedrückte Stimmung breit, als wir beim
Abendessen zusammensaßen. Im Gespräch wurde immer
wieder die Frage gestellt, welche Einschränkungen wir im
Leben in der nächsten Zeit wohl hinnehmen müssen.
towards Germany with the Allies. The French army prepared
the invasion of southern Germany with their troops
and the rural population was increasingly caught in
the crosshairs. In the spring of 1945 the news from the
approaching front determined the public events in the
village. At the same time, smaller German armed forces
occupied the town, which was geographically located on
a mountain slope, and prepared to defend it in the surrounding
forests. Trenches were dug in places that were
Ehrhard Salewski (Mitte) mit seinem Bruder und seiner „Pflegemutter“
auf dem Hof in Süddeutschland. Foto: privat
particularly suitable for observing the surrounding countryside.
Small handguns – machine guns and bazookas
– were given a thorough camouflage. In some gardens
close to houses, small bunkers were built by the residents
for personal protection. In April, the entire village population
is in a highly sensitive state of siege. My foster
parents bury valuable belongings near the henhouse. In
the basement of the house they create facilities to satisfy
important basic needs of daily life. The upper living
rooms are empty. Only to feed the cattle, people leave
the cellars during the last days of war. School no longer
takes place. We children usually sit between turnips and
potatoes and wait for a monster that, as we were suggested,
will change our lives. War in fact looked differently
as when we children staged it in games on winter evenings
with tin soldiers in the warm living room.
In the first days of May we get to see the lindworm.
From one of our cellar windows we can overlook the
street that leads from the county road to our town.
A large vehicle trough with two light tanks at the top
approaches the village. Many grenade salves are fired
from the tanks into the surrounding forests. A tank barrier
quickly erected from agricultural machinery is no
obstacle for them. It is being rolled down. On part of
the German Wehrmacht there was hardly any resistance
against the enemy units. At the entrance to the
village, the mayor, who runs his farm right next to it,
awaited them with a white flag to signal the peaceful
handover of the village to the French. In order not to
be ambushed, however, they meticulously search every
single house for possible resistance fighters. Several
armed troops patrolled the village. They searched our
house too. The adults with the children had to wait for
a long time in the basement, guarded by a soldier, until
the house was cleared, and we were allowed to return
to the upper living quarters. There was a depressed
mood when we were sitting together for dinner. In the
conversation, the question was asked again and again
16 here – Sonderausgabe 4. LiesWAT! Autoren Forum www.here-in-bochum.de
In den ersten Wochen nach der deutschen Kapitulation war
der Bewegungsraum für alle Bewohner der Ortschaft stark
eingeschränkt. Die Feldarbeit konnte später wieder ungehindert
aufgenommen werden und meine Freunde und ich
durften an unsere alten Spielplätze in den Waldrandlagen
zurück. Mit Vergnügen entzogen wir uns dort der Aufsicht
der Erwachsenen und trieben dort so manchen jugendlichen
Unfug. Bei den Jagdspielen im Unterholz fanden wir
etliche Munitionsreste, die die deutsche Wehrmacht auf der
Flucht zurückgelassen hatte. Die älteren Jugendlichen, die
während ihrer Zugehörigkeit zur Hitlerjugend den Umgang
mit Handgranaten und Panzerfäusten bereits geübt hatten,
machten unsere Funde zu einem gefährlichen Spielzeug.
Am 06. November erlebte ich, als ich vom Austrieb kommend
die Tiere im Stall hatte, eine große Überraschung. Im
Hauseingang erwartete mich meine Mutter. Sie hatte die
beschwerliche Reise mit der Eisenbahn durch die drei von
den Engländern, Amerikanern und Franzosen militärisch
verwalteten Zonen unternommen, ohne eine Reisegenehmigung
eingeholt zu haben. Die Berufskleidung des Deutschen
Roten Kreuzes, die sie auf der Fahrt trug, muss ihr
geholfen haben, mehrere Kontrollen unbeschadet zu überstehen.
Der Abschied von meiner Pflegefamilie fiel mir nicht leicht.
Nach dem Tod meines Pflegevaters einige Wochen zuvor
war ich, wenn auch erst zehnjährig, in die Rolle des „Jungbauern”
geschlüpft und hatte von den Frauen im Haus eine
Menge Verantwortlichkeiten übertragen bekommen. Wir
trennten uns alle nur schweren Herzens. Auf der Fahrt nach
Wattenscheid bekam ich einen Eindruck davon, wie wohl
aufgehoben ich doch während des Krieges in Fürstenberg
gelebt habe. Immer wieder kurze Verbindungen zusammenstellend
- Fernzüge gab es nicht - fuhren wir eine Galerie
zerstörter Großstädte ab (Karlsruhe, Bruchsal, Mannheim,
Ludwigshafen, Darmstadt), mussten Ausweichbahnsteige
anfahren, verpassten Anschlüsse, weil defektes Gleismaterial
zu Verspätungen führte, übernachteten auf Bahnhofsbänken,
wurden von der Bahnhofsmission versorgt und mussten
über Nebenstrecken umgeleitet werden, wenn wieder
einmal eine Brücke auf einer Hauptstrecke, im Bombenhagel
geborsten, darnieder lag. Bis nach Frankfurt in normalen,
wenn auch überfüllten Personenzügen gekommen, blieb
uns das Schicksal nicht erspart, auf dem letzten Teilstück
in einen offenen Waggon eines Güterzuges umzusteigen.
Er brachte uns über Siegen nach Hagen. Völlig durchnässt
kamen wir der Heimat immer näher, denn ein Dauerregen
begleitete uns auf der Nachtfahrt durch das Sauerland. In
Hagen-Vorhalle gab es erst einmal wieder eine längere Wartezeit,
bis es feststand, dass wir über Witten und Bochum
endlich nach Hause finden.
So sollte es sein. Es ist nicht denkbar, was aus unserer Heimkehr
geworden wäre, wenn meine Mutter in Offenburg den
anfahrenden Zug, in einem überfüllten Abteil saßen ihre Kinder,
nicht im letzten Augenblick mit fremder Hilfe noch hätte
besteigen können. Übermüdet aber glücklich standen wir
nach dreieinhalb Tagen auf der Schiene vor einer uns unbekannten
Haustür, die in ein neues Leben führen sollte. Hier
wohnte seit zwei Jahren meine Familie, weil der Bombenkrieg
das alte Zuhause in Schutt und Asche gelegt hat. Auch
mein Bruder und ich haben uns hier bald heimisch gefühlt.
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what restrictions we would have to accept in life in the
near future.
In the first weeks after the German surrender, free movement
was severely restricted for all inhabitants of the
village. The fieldwork could be resumed later again without
hindrance and my friends and I were allowed to
return to our old playgrounds on the edge of the forest. It
was with great pleasure that we escaped the supervision
of the adults and did some juvenile mischief there. During
the hunting games in the undergrowth we found a lot of
ammunition left behind by the German Wehrmacht. The
older youths, who had already practiced the handling of
hand grenades and bazookas during their membership of
the Hitler Youth, made our discoveries a dangerous toy.
On November 6th, when I led the animals in the barn
coming from the pastures, I experienced a big surprise.
My mother was waiting for me at the front door. She
had undergone the arduous journey by rail through the
three military zones managed by the British, Americans
and French without obtaining a travel permit. The work
clothes of the German Red Cross, which she wore on
her trip, must have helped her to pass the several checkpoints
without difficulties.
Saying goodbye to my foster family was not easy for me.
After the death of my foster father a few weeks earlier, I
had slipped into the role of a “young farmer”, albeit only
ten years old, and had been given a lot of responsibilities
by the women of the house. We all parted with a heavy
heart. On the trip to Wattenscheid I got an impression
of how safely I had lived in Fürstenberg during the war.
Putting together a lot of short train connections – there
were no long-distance trains – we passed by a gallery of
destroyed cities (Karlsruhe, Bruchsal, Mannheim, Ludwigshafen,
Darmstadt), had to use alternative platforms,
missed connections, because defective track material
led to delays, stayed overnight on train station benches,
were supplied by the station mission and had to be diverted
via secondary routes, if a bridge was destroyed on the
main rout by hail of bombs. When we reached Frankfurt
in normal, albeit overcrowded passenger trains, we were
not spared the fate of changing to an open wagon of a
freight train on the last section. He brought us via Siegen
to Hagen. Completely drenched we came closer and
closer to our home, because a continuous rain accompanied
us on the night journey through the Sauerland. In
Hagen-Vorhalle there was again a longer waiting period
until it was clear that we would make our way home via
Witten and Bochum.
That was the way it should be. I cannot imagine what
would have become of our return, if my mother had not
boarded the train in Offenburg at the last moment with
the help of others, her children already sitting in an overcrowded
compartment. After three and a half days we
stood, tired but happy, on the track in front of an unknown
doorstep leading into a new life. In this place my
family had been living for the past two years because the
air raids had wrecked the old home. Soon my brother and
I felt at home here, too.
Übersetzung: Mareike
here – Sonderausgabe 4. LiesWat! Autoren Forum
Les│النصوص Textes│The Texts│Die Texte
17
Les│النصوص Textes│The Texts│Die Texte
Fünf Versuche mit dem Boot über
das Mittelmeer zu kommen
Nour Abdalkhalek ist alleinerziehend und mit
ihren beiden Kindern aus Syrien geflohen
خمسة محاوالت لعبور مياه البحر األبيض املتوسط
نور عبد الخالق األم املعيلة التي أجربت عىل مغادرة وطنها مع طفليها
Ich heiße Nour, bin 29 Jahre alt und komme aus Syrien.
Ende 2015 bin ich nach Deutschland gekommen
und lebe seit März letzten Jahres in Bochum. Ich bin
geschieden und habe zwei Kinder. Als alleinerziehende
Mutter hatte ich viele Schwierigkeiten in Syrien. Damit
meine Kinder in Sicherheit aufwachsen können, war ich
gezwungen, meine Heimat zu verlassen.
اسمي نور ، عمري تسعة وعرشين عاماً ، أتيت من سوريا ، وصلت اىل أملانيا يف نهاية 2015
وانتقلت للعيش يف مدينة بوخوم منذ بداية اذار العام املايض ، منفصلة عن زوجي ولدي طفالن ،
عانيت الكثري من املصاعب يف سوريا ولهذا أجربت عىل مغادرة وطني باحثةً عن جو امن يرتعرع
فيه طفالي
Das war gefährlich mit zwei Kindern. Bei uns in Syrien
spricht man von der „Todesroute“ (wörtlich übersetzt
„Todesreise“), wenn sich Geflüchtete auf den Weg nach
Europa machen. Überall kann man sterben: auf dem
Meer, in den Bergen, auf der Ladefläche eines Lasters.
Ich wusste das, aber ich hatte keine Wahl.
Meine Tochter war damals fünf Jahre alt, mein Sohn sieben.
Unser erstes Ziel war die Türkei, um von da aus nach
Deutschland zu kommen. Ich wollte dorthin fliegen, aber
es gab keine Flugverbindungen von Syrien aus aufgrund
eines Finanzembargos. Deshalb sind wir mit dem Auto
zuerst in den Libanon gefahren, dann weiter nach Izmir
Nour mit ihrem neunjährigen Sohn Ibraheem und ihrer siebenjährigen
Tochter Jolyana.
18 here – Sonderausgabe 4. LiesWAT! Autoren Forum www.here-in-bochum.de
in die Türkei geflogen. Es war schwierig dort, weil ich kein
türkisch spreche und nur wenige Türken dort englisch.
Von Izmir aus wollten wir mit dem Boot weiter nach
Griechenland. Dreimal haben wir es versucht. Beim ersten
Mal ist das Boot untergegangen, weil ein Loch darin
war. Mein Sohn konnte schon schwimmen, meine Tochter
nicht. Aber dank der Schwimmwesten ging alles gut.
Beim zweiten Mal hat uns die türkische Polizei am Strand
festgenommen. Alle Geflüchteten mussten ein Papier
unterschreiben, dass sie nicht noch einmal versuchen
würden, die Türkei zu verlassen. Diejenigen, die sich
weigerten, dass Papier zu unterschreiben, wurden in ein
Flüchtlingscamp abgeschoben. Ich habe das zwar unterschrieben,
aber ich wollte unbedingt nach Deutschland.
Beim dritten Mal mussten wir uns lange ohne Essen in
den Bergen verstecken und auch dort schlafen, weil die
Polizei das Boot beschlagnahmte und wir auf ein anderes
16 Stunden warten mussten. Das Essen für meine
Kinder ging mir dabei aus und ich beschloß nach Istanbul
zu fahren um von dort aus mein Glück zu versuchen.
Beim vierten Versuch, mit dem Boot über das Mittelmeer
zu kommen, waren wir schon drei Stunden auf dem Meer,
als plötzlich der Bootsmotor ausfiel. Wir trieben zwei
Stunden lang auf dem Meer, als zufällig ein türkisches Fischerboot
vorbeikam und uns in die Türkei zurückbrachte.
Beim fünften Mal haben wir es dann geschafft Griechenland
zu erreichen. Von dort aus haben wir versucht, irgendwie
einen Weg nach Deutschland zu finden. Erst sind wir
mit dem Bus nach Mazedonien gefahren, dann mit dem
Zug nach Serbien. Von dort sind wir gelaufen: von Serbien
nach Kroatien, von Kroatien nach Ungarn, von Ungarn
nach Österreich, von Österreich nach Deutschland. Unser
Weg von Syrien nach Deutschland hat insgesamt 17 Tage
gedauert. Ich habe nächtelang nicht geschlafen, weil ich
Angst um meine Kinder hatte. In Österreich und Deutschland
sind wir zum ersten Mal nett behandelt worden und
meine Kinder mussten keine Angst vor der Polizei haben.
لقد كان من الخطري االبحار مع طفلني يف رحلة املوت " كام نسميها نحن يف سوريا " ، عندما
تغادر وطنك وتسلك ذاك الطريق اىل أوروبا و أنت عىل دراية أنه من املمكن أن تلقى حتفك يف
أي مكان ، رمبا يف البحر أو يف الجبال أو يف شاحنات النقل ، نعم كنت أعي ذلك لكن مل يكن لدي
خيار اخر .
ابنتي كانت يف الخامسة من عمرها وابني يف السابعة ، هدفنا االول كان تركيا ، ومن هناك كنت
سابحث عن وسيلة للوصول اىل املانيا
أردت أن أسافر اىل تركيا بالطائرة لكن ذلك مل يكن ممكنا ، ال يوجد رحالت جوية من دمشق
اىل تركيا بسبب العقوبات االقتصادية املفروضة عىل سوريا ، لذلك توجب علينا السفر اىل لبنان
بواسطة سيارة ، ومن هناك سافرنا عىل منت طائرة اىل ازمري ، يف ازمري عانيت الكثري من الصعاب
ألين ال أجيد التحدث باللغة الرتكية ، و القليل من األتراك يتحدثون االنكليزية ، من ازمري اردنا
االبحار عىل منت بامل اىل اليونان ، وقد كان يل هناك ثالثة محاوالت ..
يف املحاولة األوىل غرقنا الن البامل كان مثقوب ، كان ابني يجيد السباحة لكن ابنتي ال تجيدها
، لكن حمدا لله فمع طوق النجاة سارت األمور عىل ما يرام ، يف املحاولة الثانية قامت الرشطة
الرتكية بالقبض علينا أثناء تواجدنا عىل الشاطئ يف نقطة التهريب ، وتوجب علينا جميعا أن
نوقع عىل ورقة نتعهد فيها بعدم محاولة ركوب البحر مرة أخرى ، وبدون هذا التوقيع مل يكونوا
ليطلقوا رساحنا ، واال فسوف يتم ترحيلنا اىل مخيم لالجئني يف تركيا ، ولقد قمت مجربة بتوقيع
هذه الورقة ، لكن هذا مل يثني عزميتي عن مواصلة طريقي اىل املانيا.
محاولتي الثالثة كانت األصعب ، فقد توجب علينا االختباء يف الجبال القريبة من الشاطئ
واالنتظار و النوم يف العراء ، ألن الرشطة داهمت املكان من جديد وهذه املرة احتجزت البامل ،
واضطررنا اىل انتظار املهرب ست عرشة ساعة ليحرض بامل جديد ، ومل يتبق معي يومها اي طعام
الطفايل ، بعدها قررت الذهاب اىل اسطنبول عىس أن يكون هناك حظي أفضل يف ايجاد طريقة
ما للوصول اىل اليونان .
يف محاولتي الرابعة الجتياز مياه البحر األبيض املتوسط وبعد ثالث ساعات من االبحار توقف
املحرك فجأة واضطررنا اىل االنتظار ساعتني يف عرض البحر ، ليأيت عن طريق الصدفة قارب صيد
تريك ويعيدنا من جديد اىل تركيا ، ومتكنا يف املحاولة الخامسة واخريا من الوصول اىل اليونان .
ومن هناك بدأت رحلة بحث جديدة ألجد طريقة ما للوصول اىل أملانيا ، لنتابع طريقنا بواسطة
باص اىل مقدونيا ، ثم عىل منت قطار اىل رصبيا ، من رصبيا اىل كرواتيا ، من كرواتيا اىل املجر ، من
املجر اىل النمسا ، من النمسا اىل أملانيا ، لقد استغرقت الرحلة 17 يوما ، مل أستطع النوم فيها ألين
كنت أخىش أن يصاب أطفايل مبكروه ، يف النمسا و أملانيا تم التعامل معنا للمرة األوىل بلطف من
قبل رجال الرشطة ، بعد أن كان أطفايل قد اعتادوا أن يصابوا بالذعر كلام رأوا رجال الرشطة ،
وذلك عىل أثر كل ما عانيناه يف الطريق .
سعيدة جدا و ممتنة لوجودي يف أملانيا ، أحب بوخوم أشعر فيها يف كثري من األحيان و كأين يف
دمشق ، أطفايل أيضا يشعرون باألمان هنا ، ابنتي تذهب االن اىل الروضة ، و ابني يذهب اىل
مدرسته ، وأنا أتعلم اللغة األملانية كل يوم لساعات طويلة .
Les│النصوص Textes│The Texts│Die Texte
Ich bin sehr glücklich und dankbar, dass ich in Deutschland
bin. Ich lebe sehr gern in Bochum. Ich fühle mich
hier so wohl wie früher in Damaskus. Meine Kinder sind
hier sicher. Meine Tochter geht in den Kindergarten und
mein Sohn in die Schule. Ich lerne jeden Tag viele Stunden
deutsch und will so schnell wie möglich arbeiten.
An der Universität Damaskus habe ich Anglistik studiert
und in einem Übersetzungsbüro als Dolmetscherin gearbeitet.
Hier in Deutschland möchte ich eine Ausbildung
machen. Ich habe den Ehrgeiz, den Willen und das
Selbstvertrauen, mir und meinen Kindern hier ein neues
Leben aufzubauen.
لقد كنت قد درست اللغة االنكليزية يف جامعة دمشق ، وقد عملت كمرتجمة يف مكتب للرتجمة
املحلفة ، أود أن أتابع هنا تدريب مهني ، و أن أعمل يف أرسع وقت ممكن ، أملك الطموح و
االرادة و الثقة بالنفس لبناء حياة جديدة ألطفايل .
Lektorat: Bettina, Übersetzung: Nour
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