14.03.2018 Aufrufe

xx-xx_mrlife35_Finales Dokument-bearb-72dpi

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Für den Landkreis Marburg-Biedenkopf<br />

life<br />

Ausgabe Nr. 35 März/April 2018<br />

DAS MAGAZIN<br />

LICHT IM TUNNEL<br />

Kostenlose<br />

Beratung nach<br />

Krebsdiagnose<br />

KEIN PONYHOF<br />

Bauer von heute<br />

sucht nicht<br />

nur Frau<br />

GUTE GEISTER<br />

Aufgaben<br />

stemmen im<br />

Ehrenamt<br />

Ein Hoch auf<br />

den Stubentiger<br />

Charaktermix im Katzenhaus<br />

www.mrlife.de • www.facebook.com/mrlife.de


So baut man heute!<br />

www.fkr-baucentrum.de<br />

Die Bau-Profis in unserer Region!<br />

Ob Rohbau, Innenausbau, Dachausbau, Renovierung, Sanierung oder Modernisierung,<br />

ganz gleich welches Bau vorhaben Sie in Angriff nehmen, das FKR baucentrum ist Iihr<br />

kompetenter Partner für alle Baustoffe.<br />

Wir nehmen uns Zeit für Sie und informieren und beraten aus erster Hand.<br />

Gartengestaltung<br />

Neubau<br />

Bad-Planung Dachausbau<br />

Kommen Sie<br />

zu den Profis –<br />

kommen Sie zum<br />

FKR baucentrum.<br />

35039 Marburg · Neue Kasseler Straße 68 · Telefon 06421/607-0<br />

www.fkr-baucentrum.de · Marburg · Gladenbach · Kirchhain · Schwalmstadt<br />

Auf euch wartet –<br />

wie gewohnt –<br />

Der Start in die Saison 2018!<br />

Großes Gewinnspiel mit MT-09 als Hauptgewinn!<br />

Kaffee, Kuchen,<br />

Deftiges und<br />

Flaschenbier!<br />

Ein Termin, den ihr euch vormerken solltet: Yamaha LIVE – am 07./08. April 2018* bei uns. Erlebt das Yamaha<br />

Zweirad Programm mit zahlreichen Neuheiten für 2018. Außerdem erwartet euch ein attraktives, bundesweites<br />

Gewinnspiel. Wir freuen uns auf euren Besuch!<br />

*Beratung, Verkauf und Probefahrt nur während der gesetzlichen Ladenöffnungszeiten.<br />

Jetzt schon an den<br />

Frühjahrscheck denken!<br />

Wir bieten kostenlosen<br />

Hol- und Bringservice!<br />

Marco Pieringer<br />

Robert-Bosch-Ring 1 · 35463 Fernwald-Steinbach<br />

Telefon: 06404 / 5244, Telefax: 06404 / 5234<br />

Mobil: 0172 / 6772 374<br />

zzf_gmbh@t-online.de www.zzf-gmbh.de


Editorial<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

saftige Wiesen, frische Milch aus großen Milchkannen gießen und duftendes Heu im Stall verteilen: Wer heute<br />

mit der Landwirtschaft seinen Lebensunterhalt bestreitet, wird angesichts dieser idyllischen Vorstellung des<br />

Landlebens schmunzeln müssen. Der Strukturwandel macht auch vor landwirtschaftlichen Betrieben nicht<br />

halt. Wie sich das auf den Arbeitsalltag auswirkt und welchen Herausforderungen sich die Landwirte von<br />

heute stellen müssen, darüber berichten Heinz-Hermann Nau-Bingel, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes,<br />

und Karin Lölkes, Vorsitzende des Kreisbauernverbands und Bäuerin in dieser Ausgabe (ab Seite 8).<br />

Tierisch wird es auch ab Seite 28: mrlife-Autorin Ina Tannert hat die Samtpfoten im Katzenhaus des Tierheims<br />

Cappel ganz genau unter die Lupe genommen. Lesen Sie selbst, dass Katzen nicht nur mit ihrer starken<br />

Persönlichkeit überzeugen, sondern auch echte Charakterköpfe sind – jede auf ihre ganz eigene Weise.<br />

Wussten Sie eigentlich, dass sich ganz in Ihrer Nähe ein Märchenschloss befindet? Die Rede ist von Schloss<br />

Braunfels, das auch als „hessisches Neuschwanstein“ bezeichnet wird und über dem Kurort im Lahn-Dill-Kreis<br />

thront. Das beeindruckende Gebäude, dessen bauliche Anfänge bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen, kann<br />

in Teilen besichtigt werden – und im Anschluss lohnt sich ein kleiner Bummel durch die Altstadt.<br />

Auf Elektrogeräte oder gar Smart-Home-Technologie mussten die Burgherren verzichten – im Gegensatz zu Ihnen.<br />

mrlife-Autor Manfred Günther hat sich die Möglichkeiten eines intelligenten, vernetzten Zuhauses in der<br />

Praxis angesehen. Lesen Sie seine Eindrücke ab Seite 14 und lernen Sie kleine, technische Helfer kennen, die<br />

das Leben nicht nur angenehmer machen, sondern im Ernstfall sogar retten können.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre dieser Ausgabe und freue mich über Rückmeldungen, Anregungen<br />

und Ideen.<br />

Ileri Meier<br />

Geschäftsführung<br />

Impressum:<br />

Herausgeber: Hitzeroth Druck+ Medien GmbH & Co.KG,<br />

Franz-Tuczek-Weg 1, 35039 Marburg<br />

Telefon: 06421/4090, Fax 06421/409155,<br />

E Mail: redaktion@mrlife.de; www.mrlife.de<br />

Geschäftsführung: Ileri Meier<br />

Redaktion: Angela Heinemann<br />

Produktion: Rainer Waldinger<br />

Anzeigen: Roger Schneider<br />

Druck: msi-media service international gmbh, Marburg<br />

3


Inhaltsverzeichnis<br />

Hier erhalten Sie das aktuelle<br />

Im Überblick:<br />

life<br />

DAS MAGAZIN<br />

Marburg • Aroma • Vila Vita Rosenpark • Optik Siebert • Semler • Bißtro<br />

• Alex Lokomotive • Anwara • Ketzerbach 12 • Siebenkorn • Buchhandlung<br />

Jakobi • Tabak Lesch • Einhorn Apotheke • Engel u. Völkers • Gartenlaube<br />

• Kaffee Rösterei • Optiker Unkel • Eiscafe Venezia • Parfümerie<br />

Gröbel • Bäckerei Müller • Philipps Apotheke • Buchhandlung Elwert<br />

• Cafe Vetter • Kulturamt • Rathaus am Markt • Weinhandlung Keßler •<br />

Optik Stoller • Gläser Schuhmode • Bäckerei Pfeiffer • Cafe am Markt •<br />

Restaurant zur Sonne • Hostaria del Castello • Weinlädle • Ristorante Da<br />

Nella • Buchhandlung a.Markt • Edlunds • Glaserei Werner • Pizza Tony<br />

Barfüßerstraße • Restaurant Bückingsgarten • Physicum • Wein u. Käse •<br />

Schlossberg Apotheke • Herzblut • Uhren Bladt • Claudia Preiss • Express<br />

Reinigung • Siebenkorn • Optiker Scharf • KFZ • Peldszus Zweirad • Roter<br />

Stern/Buchh. • Dr. Hermanns • Ahrens Kaufhaus • Vera Moda • Radwerk<br />

• Cafe Goppion • Pfeffer & Salz • Friseur Motisi • Nero • ASK • Perspect •<br />

Move • Freihube VOLVO • Cafe Klingelhöfer • Ars Vivendi • Auto Schubert •<br />

Boese u. Born • HLT-Theater • Shell-Tankstelle, Gisselberger Straße • Praxis<br />

GmbH • Tagesanlaufstelle • VFB Gaststätte • Jet Tankstelle, Gisselberger<br />

Straße • Rehafit • Stadtwerke • Landratsamt • Lebenshilfe • Gärtner<br />

Pötschke • Sparkasse Cappel • Sparkasse Landratsamt • tegut Cappel •<br />

Briel/Heimtex • Amor & Stritzke • EDEKA/ ERNST REIN • Eriks Reisebüro •<br />

Avia Tankstelle • Kamin Ofen Scheune • Ford Autozentrum • Sen. Heim St.<br />

Jakob • Restaurant Kalimera • Restaurant Irodion • Restaurant Tandoori •<br />

DRK, Deutschhausstraße • Restaurant Indiria • Sudhaus • K-Biesalski Haus<br />

• Copy-Kurier • BIP • Caferösterei Il Gusto • Cineplex • Kunsthalle • GeWo-<br />

Bau • MTM-Tourismus • Cafe Rosenpark • Hombergers • Tanzschule Seidel<br />

• Güterbahnhof 12 • DAK, KrummbogenSiebenkorn • Café Satz, Gutenbergstraße<br />

• Gnau Renault • Schwarz Automobile (VW) • FKR • Schwitalla<br />

Citroen • Ringfoto Wehrda • Kaphingst • Mega Optic • AWO • Apotheke<br />

Richtsberg • Restaurant Debelius • Aquamar • Archivschule Bismarckstraße<br />

• Stadtbücherei Ketzerbach • Eiscafé Capri, Schützenstraße<br />

Schäfers Backstuben in Marburg:<br />

Weintrautstraße; Schwanallee; Erlenring;<br />

Lahncenter; tegut Wehrda, tegut Cappel<br />

Amöneburg • Brücker Mühle • Rathaus • Gasthaus Weber Biedenkopf<br />

• Eiscafé Fantastico • DRK-Krankenhaus • Rathaus • Schäfers Backstuben<br />

Hauptgeschäft • Sanitätshaus Kaphingst • Parkhotel • Pizzeria Hospitalstraße<br />

Elnhausen • Gasthaus Zum Alten Schneider • Frischemarkt Piskin<br />

Frankenberg • Buchhandlung Jacobi, Fußgängerzone Bad Endbach •<br />

Lahn-Dill-Bergland Therme Cappel • Hotel-Restaurant Carle<br />

Cölbe • Bäckerei Müller • Metzgerei Lauer • Restaurant Culina • Gemeindeverwaltung<br />

• Golfplatz Bernsdorf • ARAL Cölbe • Freie Tanke Cölbe •<br />

Seniorenheim Cölbe Dagobertshausen • Waldschlösschen Ebsdorfergrund<br />

• Gemeindeverwaltung • Hallenbad • Bio Supermarkt • Poststelle<br />

• Apotheke Gemünden • Natur- und Design-Markt Struthweg/Industriegebiet<br />

• Gasthaus Alter Bahnhof • Gasthaus Sargel • Rathaus Gießen<br />

• Schäfers Backstuben REWE und Neustadt Gisselberg• Gasthof Grebe<br />

Gladenbach • Apotheke Baum • Haus des Gastes • Freizeitbad Nautilust •<br />

Bellersheim • Uhren Bladt • China-Restaurant Petersburg • Wasserbetten<br />

di Lombardo Großseelheim • Bäckerei Carle • Metzgerei Stei<br />

Kirchhain • Café Noll • Tabac Hoos • Blumen Kaufmann • Bäckerei Althainz<br />

• Metzgerei Römer • Bäckerei Möller • Bäckerei Schubert • Bäckerei<br />

Viehmeier • Rathaus • Bäckerei Jungclas • Ärztezentrum • Tankstelle<br />

Rabeneck • Metzgerei Heinen • Gasthaus zur Sonne<br />

Niederklein • Schützenhaus Niederweimar • Gemeinde N-Weimar •<br />

Radio Moik • Sparkasse N-Weimar • Tec Motors • Foto Kul Neustadt •<br />

Rathaus • Tabakwaren Willi Baum • Metzgerei Tittl • Bäckerei & Konditorei<br />

Schmidt Wallau • Ristorante Milano Stadtallendorf • Autohaus Masuch<br />

• Schreibwaren am Bahnhof • Metzgerei Euen • Restaurant Akropolis<br />

• Dewener • Metzgerei Rückert • Rathaus • Freie Tankstelle • Esso Tankstelle<br />

• Bärenhof<br />

Marburg<br />

7 DIE BESTEN FÜR UNSER FACH<br />

Ein Kommentar zum Medizin-Numerus Clausus<br />

20 REISEN IN DIE KONFLIKTGEBIETE<br />

Völkerrechtler Sven Simon<br />

kennt auch die Praxis<br />

28 MAROTTEN WIE MENSCHEN<br />

Auch Katzen können geschwätzig sein<br />

Stadt und Land<br />

8 DIENST AM LANDWIRT<br />

Kreisbauernverband informiert und berät<br />

9 HÖFESTERBEN – UND DANN?<br />

Interview mit Karin Lölkes<br />

10 AUFSTEHEN KURZ NACH 5<br />

Ein Leben für 360 Kühe<br />

13 STADTAUSFLUG BRAUNFELS<br />

Unterwegs mit Dr. Lutz Münzer<br />

16 BLUMENPFLÜCKEN IM WALD<br />

Farbenfrohe Vegetation unter Buchen<br />

22 SPORT UND GESELLSCHAFT<br />

Ohne Ehrenamtler läuft nichts –<br />

auch beim TSV in Stadtallendorf<br />

30 NICHT NUR ESSENSAUSGABE<br />

Kindertafel Stadtallendorf ist<br />

auch Kommunikationspunkt<br />

32 ENERGIE WIE EIN KRAFTWERK<br />

Andreas Schulz seit 25 Jahren<br />

Bürgermeister im Ebsdorfergrund<br />

34 LANGE NICHTS GEHÖRT – von Winfried Carle,<br />

Münchhausens Altbürgermeister<br />

Kultur<br />

5 HINTER DER BÜHNE<br />

Garderobengespräch beim Phantom der Oper<br />

12 MALER GESUCHT<br />

Wer schuf die Marburg-Aquarelle?<br />

35 GUT GEGRUSELT Tipps für Krimi-Fans<br />

Gesundheit<br />

6 SPRECHSTUNDE MOOSDORF<br />

Schwächelndes Herz – und wie man damit umgeht<br />

26 GANZ OHNE GEBÜHREN<br />

Krebsberatung ohne Geld und Versichertenkarte<br />

Wirtschaft<br />

14 UNBESORGT AUS DEM HAUS<br />

Technik wacht über Herd & Co.<br />

24 MIT DEM LANZ DURCH DEN GARTEN<br />

Maschinenmodelle für die Industrie<br />

Essen und Trinken<br />

18 GENUSS MIT GEWISSEN<br />

Fair gehandelte Getränke im Gladenbacher Café Fair<br />

4


Stadt & Land<br />

Mit 3-D-Animation<br />

und historischen<br />

Kostümen scheinbar<br />

mitten im Pariser<br />

Opernhaus: Die Aufführung<br />

des „Phantoms<br />

der Oper“ in Marburg.<br />

Vom Spiel mit dem Publikum<br />

Hinter der Bühne in der Marburger Stadthalle: Garderobengespräch<br />

mit Deborah Sasson, Jochen Sautter und Axel Olzinger<br />

von Manfred Günther<br />

Während der beiden Akte nehmen sie das Publikum<br />

mit in den prunkvollen Saal des Pariser Opernhauses<br />

oder tief hinunter in die unheimlichen Katakomben –<br />

mit Hilfe eines raffinierten 3-D-Bühnenbildes, das Foto<br />

aus den Originalschauplätzen ins Spiel projiziert.<br />

Während der Pause gewähren sie Zutritt in die Garderoben<br />

des Erwin-Piscator-Hauses: Deborah Sasson, die<br />

die Romanvorlage von Gaston Leroux zu einem eigenen<br />

Musical verarbeitet hat und selbst die weibliche Hauptrolle<br />

singt, Co-Autor Jochen Sautter, der den Grafen Raoul<br />

darstellt, und das „Phantom“ Axel Ozinger – nun<br />

kurz einmal ohne Maske.<br />

Fast tägliche Aufführungen stehen in diesen Tourneetagen<br />

auf dem Programm – vom Gewandhaus in Leipzig<br />

oder der Philharmonie in München bis hin zur Marburger<br />

Stadthalle oder das Theater an der Ilmenau in<br />

Uelzen. Was sie motiviert, seit 2010 ihre Fassung des<br />

„Phantoms der Oper“ aufzuführen? „Das Spiel mit und<br />

für das Publikum – ob vor ausverkauftem Haus oder<br />

halbleeren Rängen, jedes Publikum hat eine perfekte<br />

Vorstellung verdient und das motiviert uns für jede<br />

neue Aufführung“, betont Ozinger. „Und dabei ist<br />

es uns wichtig, das Publikum mit in die Originalschauplätze<br />

zu nehmen“, begründet Sasson das außergewöhnliche<br />

Bühnenbild ihres Werkes, das anders als die<br />

vor 30 Jahren uraufgeführte Version von Andrew Lloyd<br />

Webber eine Hommage an den Originalroman „Le<br />

Fantôme de l’Opéra“ von Gaston Leroux aus dem Jahr<br />

1911 darstellt. „Bewusst sehr nahe an der Buchvorlage<br />

gehalten, aber als Gegengewicht zu der sehr dunklen<br />

Seite der Geschichte die humorvolle Seite betonend.“<br />

Ein Bühnenbild, das zwar aufgrund der 3-D-Animation<br />

sehr flexibel sei, „aber auf jeder neuen Bühne eine<br />

Herausforderung darstellt“, wie Sautter berichtet. In<br />

Marburg zum Beispiel mussten Treppenelemente auf<br />

dem Tour-Lkw bleiben. Dafür sei die Platzierung des<br />

18-köpfigen Orchesters direkt vor den Publikum-Reihen<br />

hier etwas Besonderes.<br />

Literatur im Frühling – Literaturfrühling<br />

Foto: Manfred Günther<br />

Mit dem erstmals organisierten „Literaturfrühling“<br />

setzt der Landkreis Marburg-Biedenkopf im<br />

März einen neuen kulturellen Akzent. Vom 14. bis<br />

zum 23. März finden Lesungen an außergewöhnlichen<br />

Orten und in besonderem Ambiente statt.<br />

Namhafte Autorinnen und Autoren lesen in der Tapetenfabrik<br />

in Kirchhain (Gaby Hauptmann), in der Alten<br />

Kirche in Wommelshausen (Andreas Izquierdo),<br />

in der Alten Kirche in Niederweimar (Brigitte Glaser),<br />

im Trauzimmer des Rathauses in Neustadt (Elke Pistor)<br />

und in der Galerie im Glashaus in Rauschenberg<br />

(Sven Stricker). Mehr auf www.marburg-biedenkopf.de<br />

5


Gesundheit<br />

Sprechstunde Moosdorf<br />

Wenn das Herz<br />

schwächelt<br />

Fällt es schwer, längere Treppen zu steigen? Bringt<br />

ein mittellanger Spaziergang Müdigkeit und nicht<br />

Erfrischung und Erholung? Überhaupt: Fühlen Sie<br />

sich häufig lustlos und müde?<br />

Was liegt hier vor? Was ist zu tun?<br />

Wenn Untersuchungen und EKG beim Hausarzt keinen Aufschluss<br />

über eine besondere Erkrankung geben, ist eine weitergehende<br />

Untersuchung bei einem Herzspezialisten zu empfehlen.<br />

Eine Ultraschalluntersuchung lässt erkennen, ob eine Herzschwäche<br />

vorliegt und ob es eine systolische oder diastolische<br />

Schwäche ist.<br />

Wenn die Ursachen für die Herzschwäche so nicht erkennbar<br />

und behebbar sind, sind zunächst medikamentöse Behandlungen<br />

zur Entlastung und Kräftigung des Herzmuskels das<br />

Mittel der Wahl. Dazu gehören natürlich auch Hinweise zur<br />

allgemeinen Lebensführung, die in vielen Fällen einen entscheidenden<br />

Anteil an der Genesung haben. Es nützt das beste<br />

Medikament nichts, wenn Fehlernährung und Suchtmittel wie<br />

Alkohol und Rauchen das Herz belasten.<br />

Wenn weder durch Medikamente und Lebensumstellung noch<br />

durch Operationen das Herz ein lebenswertes Leben mehr ermöglicht,<br />

besteht die Möglichkeit, es durch ein Spenderherz<br />

zu ersetzen. Das ist mittlerweile eine gängige und vielversprechende<br />

Operation, die allerdings durch die begrenzte Zahl von<br />

Spenderorganen oft nicht rechtzeitig möglich ist. In Deutschland<br />

werden pro Jahr etwa 300 Menschen mit einem Spenderherz<br />

versorgt. Sie haben anschließend eine gute Prognose über<br />

zehn bis zwanzig Jahre bei hoher Lebensqualität.<br />

Systolische Herzinsuffizienz:<br />

Bei dieser Erkrankung wird das Blut nicht kräftig genug durch<br />

den Herzmuskel in den Körper gepumpt. Folgen sind schnelle<br />

Ermüdung nach geringen Belastungen und Atemnot. Auch<br />

Husten und rasselnde Atemgeräusche können auf Wasseransammlungen<br />

in der Lunge hinweisen.<br />

Diastolische Herzinsuffizienz:<br />

Diese weist darauf hin, dass entweder der Herzmuskel weniger<br />

elastisch – steifer – geworden ist und sich nicht mehr so<br />

ausdehnen kann, dass genug Blut in die Herzkammern gelangt<br />

oder dass die Ausdehnung des Herzens in der Diastole durch<br />

einen verdickten engen Herzbeutel behindert wird. Verantwortlich<br />

hierfür können durchgemachte Entzündungen, also<br />

auch eine Grippe sein ebenso wie Tumormetastasen. Der Herzbeutel<br />

kann sogar fest mit der Herzoberfläche verwachsen und<br />

verkalken (Panzerherz).<br />

Grundsätzlich gilt: Wenn eine Ursache für die Herzschwäche<br />

erkennbar ist, ist sie zu beseitigen. Mangelnde Durchblutung<br />

der Herzkranzgefäße wird durch Erweiterung der Gefäße<br />

(Stent) oder durch Umgehung verschlossener Gefäße (Bypass)<br />

behoben. Erkrankte Herzklappen werden operativ korrigiert<br />

oder durch künstliche Herzklappen ersetzt. Für das Legen von<br />

Bypässen muss meist der Brustkorb vorn geöffnet werden; die<br />

anderen Eingriffe sind in vielen Fällen auch minimalinvasiv<br />

möglich.<br />

Kunstherzen als Herzunterstützungssysteme sind keine Seltenheit mehr. Auf<br />

der Abbildung ist ein vielfach implantiertes System für Kinder zu sehen, das<br />

ein Berliner Unternehmen fertigt. Lieferanten von Kunstherzen für Erwachsene<br />

kommen häufig aus den USA.<br />

Eine weitere Alternative, falls eine Transplantation nicht in<br />

Frage kommt, ist die Unterstützung des leistungsschwachen<br />

Herzens durch ein sogenanntes Kunstherz. Das ist eine weniger<br />

als faustgroße Pumpe, die in den Brustkorb eingesetzt<br />

wird. Über ein Kabel wird diese Pumpe an Batterien und eine<br />

Steuereinheit angeschlossen. Diese technische Ausrüstung<br />

kann man mit einem Gürtel am Körper tragen, was zu einer erheblichen<br />

Verbesserung der Lebensqualität führt.<br />

Wer wegen Herzschwäche lange im Bett gelegen hat, wird es<br />

schätzen, wieder mit Dackel Waldi um den Block gehen zu<br />

können. Denn das ist auch ein wichtiges Ziel aller ärztlichen<br />

Bemühungen: Die Zeit, die erkrankte Menschen haben, mit Leben<br />

zu füllen. Nicht nur, das Leben auf endlose Jahre auszudehnen.<br />

Und es geht nicht darum, aus einem Herzkranken einen<br />

Leistungssportler zu machen. Mit Waldi ums Haus, das<br />

ist das Ziel.<br />

6


Gesundheit<br />

Medizin studieren - ein Kommentar<br />

Rainer Moosdorf hat als Herzchirurg<br />

viele tausend Herzen operiert. Nun<br />

wird er aus dem Ruhestand heraus<br />

regelmäßig für die mrlife-Leser<br />

schreiben.<br />

unterschiedliche Schwerpunktsetzungen der einzelnen Fakultäten<br />

zuzulassen. Empathie als eine wichtige Eigenschaft<br />

für den Arztberuf kann man nicht mit standardisierten Fragen<br />

ermitteln. Dafür bedarf es eines persönlichen Gesprächs. Und<br />

auch andere für den Arztberuf günstige Eigenschaften sind<br />

nur auf diesem Wege zu ermitteln.<br />

Natürlich kommen mit solchen Gesprächen zusätzliche Belastungen<br />

auf die Hochschullehrer zu. Aber auch bei mindestens<br />

zwei Prüfern und bei Beteiligung aller verfügbaren Hochschullehrer<br />

und auch Emeriti ist diese Aufgabe zu bewältigen<br />

und wir sollten diesen zusätzlichen Aufwand angehen, um die<br />

Chance zu nutzen, die Besten für unser Fach anzuwerben.<br />

Numerus clausus ade? Auch Auswahlgespräche<br />

ermöglichen zügigen Studienzugang<br />

Prof. Dr. Rainer Moosdorf<br />

(bis 2017 Ordinarius für Herzchirurgie)<br />

Fotos: Günter Gleim, Rainer Moosdorf<br />

Die Richter des Bundesverfassungsgerichts haben den Numerus<br />

clausus in seiner jetzigen Form als teilweise verfassungswidrig<br />

erklärt und Veränderungen des Verfahrens angemahnt:<br />

Dass die Abiturnoten zwischen unterschiedlichen Bundesländern<br />

nicht zwanglos vergleichbar sind, ist keine neue Erkenntnis<br />

und zu Recht mahnen die Richter eine Vereinheitlichung<br />

der Anforderungen über Ländergrenzen hinweg an.<br />

Ebenso ist es nachvollziehbar, dass die Richter eine Verkürzung<br />

der Wartefristen anmahnen, ist doch schon lange bekannt,<br />

dass Lernfähigkeit und Kreativität mit dem Alter abnehmen<br />

und dass unser ärztlicher Nachwuchs oft viele Jahre<br />

in Warteschleifen vergeudet.<br />

Dementsprechend sind Praktika und berufliche Vorbildungen<br />

in Pflegeberufen positiv zu berücksichtigen, da sie zu nutzbaren<br />

Vorkenntnissen führen, aber man muss auch vermeiden,<br />

dass dadurch grundsätzlich der Studienbeginn hinausgezögert<br />

wird.<br />

Es gibt heute schon die Möglichkeit, 60 Prozent der Medizinstudenten<br />

nach Auswahlgesprächen zuzulassen. Das ist neben<br />

der Berücksichtigung von Abiturnoten und Wartezeiten<br />

eine wirksame Möglichkeit, einen zeitnahen Studienbeginn<br />

zu erlauben. Diese Option wird zu wenig genutzt. Einerseits<br />

aus Angst vor juristischer Anfechtbarkeit individueller Auswahlgespräche.<br />

Andererseits erfordern diese einen erheblichen<br />

Zeit- und Personalaufwand.<br />

Die Verfassungsrichter geben uns nun die Durchführung solcher<br />

Auswahlgespräche „in strukturierter und standardisierter<br />

Form“ auf und hier beginnt meine Kritik. Natürlich müssen<br />

derartige Gespräche eine gewisse Form und Struktur haben,<br />

sie bundesweit zu standardisieren nimmt uns aber wieder die<br />

Möglichkeit, individuell auf die speziellen Eigenschaften der<br />

Bewerberinnen und Bewerber einzugehen und dabei auch<br />

7


Aus dem Landkreis<br />

Dienstleister und<br />

Interessenvertretung<br />

Kreisbauernverband bietet Mitgliedern<br />

Informationen und Beratung<br />

von Norbert Wiedemer<br />

Während es in den ersten beiden Dritteln des 19. Jahrhunderts<br />

schon Interessenvertretungen der Industrie und des<br />

Handwerks gab, entwickelten sich Zusammenschlüsse der<br />

Landwirte nur langsam. Obwohl sie zu dieser Zeit den wichtigsten<br />

Wirtschaftszweig bildeten, entstanden erst spät<br />

Landwirtschaftliche Vereine, die zumeist mit den<br />

staatlichen Agrarverwaltungen verflochten<br />

waren. Erst zur Jahrhundertwende hin kam<br />

es zu einem größeren landwirtschaftlichen<br />

Vereinswesen und einer mitgliederstarken<br />

Bauernvereinsbewegung. Beide nahmen<br />

jedoch keine politische Interessenvertretung<br />

wahr. 1907 waren immerhin 350.000<br />

Mitglieder in Bauernvereinen organisiert. Als<br />

Pressure Group gewann jedoch mehr und mehr<br />

der Bund der Landwirte (BdL) Einfluss. Ihm gelang<br />

es zeitweise, zahlreiche Abgeordnete auf<br />

seine Ziele zu verpflichten. Der Reichslandbund<br />

als bedeutende Interessenvertretung in der Weimarer Republik<br />

wurde gemeinsam mit anderen Vereinigungen später<br />

im Nationalsozialismus „gleichgeschaltet“.<br />

Nach dem 2.Weltkrieg gründete sich der Deutsche Bauernverband<br />

(DBV), der heute seinen Sitz in Berlin hat. Mitglie-<br />

8<br />

Heinz-Hermann Nau-Bingel<br />

leitet die Geschäftsstelle.<br />

der sind die jeweiligen Landesverbände.<br />

Einmal im Jahr gibt der DBV einen<br />

Situationsbericht zur wirtschaftlichen<br />

Entwicklung der Landwirtschaft heraus.<br />

Er ist außerdem ideeller Träger<br />

der Internationalen Grünen Woche in<br />

Berlin. Im Hessischen Landesverband<br />

sind 18 Kreis- und Regionalverbände<br />

organisiert. Über die Kreisverbände<br />

und die Kreisgeschäftsstellen bietet<br />

der Bauernverband seinen Mitgliedern<br />

ein attraktives Dienstleistungsangebot.<br />

Dem Kreisverband Marburg-Kirchhain-Biedenkopf,<br />

der 1992 aus den<br />

Verbänden der ehemaligen Kreise fusioniert<br />

wurde, gehören 2.000 Mitglieder<br />

an. Er hat seinen Sitz in Marburg<br />

(Rollwiesenweg). Den ehrenamtlichen<br />

Vorstand bilden Karin Lölkes (Simtshausen)<br />

als Vorsitzende, ihre Stellvertreter<br />

Erwin Boland (Himmelsberg)<br />

und Günter Kraft (Reimershausen) sowie<br />

bis zu zwölf weitere gewählte Mitglieder.<br />

Dem Geschäftsführer Heinz-Hermann Nau-Bingel stehen<br />

vier Mitarbeiter in Voll- bzw. Teilzeit zur Seite. Die Mitgliedsbetriebe<br />

können ein umfangreiches Beratungs- und Betreuungsangebot<br />

nutzen. Bedarf besteht häufig in rechtlicher<br />

Hinsicht bei Pacht- und Übergabeverträgen, Vertrags- und<br />

Testamentsgestaltungen sowie dem gesamten öffentlichen<br />

Recht. Die Geschäftsstelle hilft jedoch auch bei Steuerthemen<br />

und der Erstellung von Steuererklärungen, bei<br />

Betriebsaufgaben, Gebäude- und Grundstücksangelegenheiten.<br />

Sie fungiert außerdem als<br />

Anlaufstelle für Fragen der landwirtschaftlichen<br />

Kranken- und Rentenversicherung,<br />

der Pflegekasse und der Berufsgenossenschaft.<br />

Beratung gibt es unter anderem bei<br />

der Agrarförderung, Bauanträgen, Straßenbaumaßnahmen<br />

oder Gesprächen mit Behörden.<br />

Doch auch Information und Weiterbildung ist<br />

ein Schwerpunkt im Portfolio des KBV. So erhalten<br />

die Mitglieder Rundschreiben zu aktuellen<br />

Themen der Landwirtschaft. Gemeinsam<br />

mit dem Fachbereich Ländlicher Raum, den Junglandwirten<br />

oder den Kreisvereinen werden zum Beispiel Veranstaltungen<br />

zur Düngeverordnung, zum Anbau und Pflanzenschutz,<br />

zum Klimaschutz oder zur Entwicklung der Getreidemärkte<br />

angeboten.


Aus dem Landkreis<br />

„Der Strukturwandel in der Landwirtschaft<br />

wird sich fortsetzen“<br />

Die Vorsitzende des<br />

Kreisbauernverbandes,<br />

Karin Lölkes, im<br />

mrlife-Interview<br />

Fotos: KBV; Norbert Wiedemer<br />

mrlife: Die Landwirtschaft befindet<br />

sich seit Jahren im Umbruch. Die<br />

Anzahl der hauptberuflich geführten<br />

Höfe nimmt kontinuierlich ab.<br />

Im Landkreis gibt es derzeit nur noch etwa 1.500 Betriebe<br />

insgesamt, davon ungefähr 300 als Haupterwerb. Wie<br />

sehen Sie die weitere Entwicklung?<br />

Die Anzahl der Betriebe wird weiter sinken. Heute gibt es<br />

im Landkreis 140 Milchviehbetriebe, 1984 waren es noch<br />

2.500. Der Strukturwandel wird sich also fortsetzen. Viele<br />

Politiker bekunden, den ländlichen Raum zu stützen, aber<br />

die Rahmenbedingungen wie Weltmarktpreise und Auflagen,<br />

die mit Kosten verbunden sind, tragen zum Rückgang<br />

bei. Nur die größeren Betriebe sind überlebensfähig. Leider<br />

gilt das Prinzip „wachsen oder weichen“. Eigentlich sollte<br />

man für möglichst viele Landwirte ein auskömmliches Einkommen<br />

ermöglichen.<br />

mrlife: Die politischen Entscheidungen, die die Landwirte<br />

betreffen, werden zum großen Teil in Brüssel getroffen.<br />

Welche Maßnahmen erwarten Sie von der Politik, um<br />

die Situation der Bauern zu verbessern?<br />

Der Berufsstand erwartet, dass die EU-Gesetze nicht noch<br />

durch nationale Auflagen erweitert werden. So ist zum Beispiel<br />

der Einsatz von bestimmten Pflanzenschutzmitteln in<br />

anderen Ländern erlaubt, hier aber nicht. Das wirkt sich auf<br />

die Preise aus.<br />

mrlife: Ein ehemaliger Kreispolitiker vertrat einmal die<br />

These „Lehrer und Landwirte klagen auf besonders hohem<br />

Niveau“. Was können die Bauern und ihre Verbände<br />

selbst ändern und wo wäre eine selbstkritische Betrachtung<br />

der Materie hilfreich?<br />

Nicht alle jammern. Die Erlöse sind jedoch gesunken. Wer<br />

nur von der landwirtschaftlichen Produktion lebt, hat häufig<br />

Schwierigkeiten, wie in den letzten Jahren die Milchproduzenten.<br />

Dieses Manko konnte jedoch teilweise durch Un-<br />

terstützung aufgefangen werden. Der<br />

Verdienst entspricht nicht immer der<br />

Leistung und der Ausbildung. Doch<br />

eigentlich hat unser Beruf auch schöne<br />

Seiten. Wir arbeiten in der Natur, sehen wie Pflanzen<br />

und Tiere gedeihen, haben aber auch mit Technik zu tun<br />

und leben mit den Jahreszeiten.<br />

mrlife: Themen wie „Massentierhaltung“, Pflanzenschutzmaßnahmen<br />

(Glyphosat) oder die Düngung der<br />

Flächen (Nitratwerte) sorgen in der Öffentlichkeit für<br />

kritische Bewertungen. Ist das nur ein falsches öffentliches<br />

Bild oder ist hier Kritik berechtigt?<br />

In den modernen Ställen von heute wird in der Regel auf<br />

die Bedürfnisse der Tiere eingegangen. Sie haben genug Bewegungsmöglichkeiten,<br />

große Fress- und Liegeplätze. Nur<br />

ein Tier, das gute Bedingungen hat, kann gut produzieren.<br />

Natürlich gibt es schwarze Schafe, die der Branche schaden.<br />

Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wird kontrolliert.<br />

Die Landwirte sind angehalten, mit Düngemitteln vernünftig<br />

umzugehen. Die Kollegen müssen Bodenproben zur<br />

Überprüfung geben und bei der Ausbringung von Dünger<br />

bestimmte Fristen einhalten.<br />

mrlife: Ökologische und konventionelle Landwirtschaft,<br />

aber auch industrielle Landwirtschaft auf der einen sowie<br />

kleine und mittlere Betriebe auf der anderen Seite<br />

werden häufig in Gegnerschaft wahrgenommen. Können<br />

diese Bereiche nebeneinander existieren oder müssen<br />

bestimmte Produktionsformen besonders gefördert werden?<br />

Sie können und müssen nebeneinander existieren, weil<br />

sonst nicht mehr alle Flächen bewirtschaftet werden können.<br />

Klar ist, dass es Preisunterschiede gibt, die im Verbraucherinteresse<br />

jedoch nachvollziehbar sind.<br />

mrlife: Über 50 Jahre war der Bauernverband die alleinige<br />

Berufsvertretung der Landwirtschaft. Im Zusammenhang<br />

9


Aus dem Landkreis<br />

mit den Milchkrisen kam es zur Gründung des Bundesverbandes<br />

deutscher Milchviehhalter. Hauptkritikpunkt<br />

war, dass der Bauernverband die Milchviehbetriebe ungenügend<br />

vertritt und auf eine falsche Wachstumsstrategie<br />

setzt. Gibt es diese Debatte immer noch und wie ist<br />

das Verhältnis heute?<br />

Mein Vorgänger Erwin Koch und ich selbst haben uns um<br />

ein gutes Miteinander von BDM und Bauernverband bemüht.<br />

So haben wir auf Kreisebene eine gemeinsame Resolution<br />

verabschiedet, die anstrebt, dass die europäische<br />

Monitoringstelle in Zeiten, in denen es eine Überproduktion<br />

gibt, eine Mengensteuerung vornehmen kann.<br />

mrlife: Welche Wünsche und Forderungen hat der Kreisbauernverband<br />

aktuell an die Vertreter der Kommunalpolitik?<br />

Die Kommunen sollten, was den Einsatz von Glyphosat angeht,<br />

keine Auflagen erteilen, solange das Mittel noch erlaubt<br />

ist. Außerdem sollten sie sich weiter um eine gute<br />

Feldwegeerhaltung bemühen.<br />

mrlife: Der Kreisbauernverband Kirchhain-Marburg-Biedenkopf<br />

ist deckungsgleich mit dem politischen Kreis.<br />

Ist diese Einheit weiter sinnvoll oder ist aus finanziellen<br />

oder anderen Gründen mittel- oder langfristig der Zusammenschluss<br />

zu größeren Einheiten denkbar?<br />

Diese Konstellation kann sich irgendwann einmal ergeben.<br />

Doch aktuell besteht dafür absolut keine Notwendigkeit.<br />

Der Kreisverband steht auf gesunden Füßen und die Nähe<br />

zu den Mitgliedern ist von großem Vorteil.<br />

Nachwuchs auf dem Bauernhof: Neugierig blicken die kleinen Kälbchen in die Welt.<br />

Karin Lölkes aus Simtshausen:<br />

Milchwirtschaft<br />

trifft Ehrenamt<br />

von Norbert Wiedemer<br />

Der Wecker klingelt kurz nach 5 Uhr morgens. Ein starker<br />

Kaffee mit den Mitarbeitern weckt die Lebensgeister. Gegen<br />

6 Uhr geht es in den Stall. In zwei Gruppen beginnt<br />

die Frühschicht. Karin Lölkes und zwei Teammitglieder haben<br />

das Melken und die Versorgung der Kälbchen mit Milch<br />

der „Kannenkühe“ übernommen. Die 56-Jährige betreibt<br />

gemeinsam mit ihrem Sohn Martin in Simtshausen einen<br />

Milchviehbetrieb. 180 Kühe wollen ihre Milch loswerden,<br />

180 weitere Tiere, die „abkalben“, bedürfen ebenfalls fachgerechter<br />

Betreuung. Für alle muss das Futter bereitgestellt<br />

werden, eine Aufgabe, die der junge studierte Agrarwirt<br />

mit seiner Lebensgefährtin und einem Beschäftigten übernimmt.<br />

Zu seinem Arbeitsgebiet zählt auch die Bedienung<br />

der Biogasanlage, die als zweites Standbein des kleinen<br />

landwirtschaftlichen Unternehmens für Diversifikation und<br />

zusätzliche Einnahmen sorgt. Dreieinhalb Stunden dauert<br />

das Melkprozedere am Morgen. Danach ist erst einmal ein<br />

kräftiges Frühstück für die gesamte Crew angesagt. „Familie<br />

und Mitarbeiter haben einen gemeinsamen Tagesablauf“,<br />

sagt Karin Lölkes. Sie ist voll des Lobes für ihre „Angestellten“<br />

und betont die familiäre Atmosphäre, die die gemeinsame<br />

Tätigkeit prägt.<br />

Während die Belegschaft danach erneut zur Stallarbeit aufbricht<br />

– jetzt sind wieder Füttern, das Verteilen von Streu<br />

oder Ausmisten angesagt und von November bis März auch<br />

typische Winterarbeiten wie das Reinigen von Maschinen<br />

und der Umbau der Boxen – bereitet die gelernte Hauswirtschafterin<br />

das Mittagessen vor. Der Nachmittag gehört der<br />

Buchhaltung. Die dynamische Powerfrau kümmert sich um<br />

die Finanzbuchhaltung und die Milchablieferung. Jeden 2.<br />

Tag fährt der Milchwagen einer Molkerei aus Rheinland-<br />

Pfalz auf dem Hof vor und nimmt etwa 10.000 Liter Milch<br />

mit. „Eine gute Milchkuh liefert bei zwei Melkdurchgängen<br />

insgesamt 33 Liter pro Tag“, sagt Lölkes, die nebenbei auch<br />

züchterisch tätig ist. Wichtig ist für sie die stetige Verbesserung<br />

des Futters und die genaue Beobachtung der Tiere. Das<br />

10


Aus dem Landkreis<br />

Karin Lölkes hat sich in ihrem landwirtschaftlichen Betrieb der Milchwirtschaft<br />

verschrieben.<br />

life<br />

DAS MAGAZIN<br />

erscheint am:<br />

11. Juni 2018<br />

abendliche Melken „schwänzt“ sie ab und an. Dafür leistet<br />

sie alle 14 Tage Sonntagsdienst.<br />

Der Tag ist eigentlich ausgefüllt. Die umtriebige Bäuerin hat<br />

jedoch immer noch Zeit für ehrenamtliches Engagement.<br />

Seit drei Jahren ist sie Vorsitzende des Kreisbauernverbandes<br />

– damals als erste Frau in Hessen. Das Amt der Vorsitzenden<br />

des Landfrauenvereins Simtshausen hat sie von<br />

ihrer Mutter übernommen. Doch damit nicht genug: Seit<br />

20 Jahren ist sie in der Kreispolitik aktiv, zuerst im Kreistag,<br />

jetzt im Kreisausschuss. Darüber hinaus mischte sie in<br />

Münchhausen 23 Jahre in der Gemeindepolitik mit. Ihre Tage<br />

absolviert sie also nicht nur in Gummistiefeln. Als KBV-<br />

Vorsitzende beschäftigt sie auch die Landwirtschaftspolitik,<br />

sei es beim Deutschen Bauerntag oder als Lobbyistin<br />

im hessischen oder im nationalen Landwirtschaftsministerium.<br />

Besonders spannend findet sie Informationsbesuche<br />

bei verschiedenen Unternehmen, die sie als Mitglied diverser<br />

CDU-Arbeitskreise wahrnimmt: „Da kann man den Horizont<br />

ganz schön erweitern.“<br />

Firmenkurse * Abendkurse * Intensivkurse<br />

Cambridgekurse * Einzelkurse * Levels A1-C2<br />

fon: 06421 - 123 56<br />

fax: 06421 - 210 684<br />

Ihr Ansprechpartner:<br />

Berthold Wiora<br />

kontakt@passmore.de<br />

www.passmore.de<br />

!! Mehr Erfolg im Beruf - mehr Spass in der Freizeit !!<br />

Pflegeimmobilien<br />

- Ihre Renditeanlage<br />

- sicher und renditestark<br />

- gesicherte Mietzahlung<br />

- kein Mieterwechsel<br />

- 25 Jahre Pachtvertrag<br />

- eigenes Grundbuch<br />

Kontakt unter:<br />

06421 - 1667116<br />

service@wiora.de<br />

Bis ca.<br />

5,0 %<br />

Rendite<br />

Fotos: Norbert Wiedemer<br />

Die Biogasanlage ist das zweite wirtschaftliche Standbein auf dem Hof<br />

der Fam. Lölkes<br />

11


Kultur<br />

Zweimal Marburg in duftigem Grün<br />

von Karl Hermann Völker<br />

Ein einsamer Angler an der Lahn, im Hintergrund klein<br />

die Weidenhäuser Brücke, darüber thront die alte Universität.<br />

Daneben ein Blick aufs Schloss über dichtem Wald<br />

– zweimal Marburg in duftigem Grün, unverbaut, keine<br />

Giebel, keine Dächer. In meinem Wohnzimmer hängen die<br />

beiden Aquarelle, die eine „Gräfin Soden“, so die Signatur,<br />

in den 1920er-Jahren in Marburg gemalt hat. Die beiden<br />

Bilder sind Erbstücke meines Vaters, der in dieser Zeit in<br />

Marburg Theologie studiert hat, unter anderem bei Rudolf<br />

Bultmann und Hans von Soden.<br />

Wer hat die beiden frühlingsfrischen Aquarelle gemalt,<br />

wer war diese Gräfin von Soden? War es die zweite Frau<br />

des Hans Freiherrn von Soden, die er als Hedwig von Möller<br />

1920 nach dem frühen Tod seiner ersten Frau geheiratet<br />

hat? Hans von Soden lehrte ab 1924 an der Philipps-Universität,<br />

war 1927/28 ihr Rektor und stritt später als führender<br />

Kopf der Bekennenden Kirche gegen den Ungeist des<br />

Nationalsozialismus. Gibt es vielleicht in Marburg noch<br />

mehr Bilder aus dem Nachlass dieser Gräfin von Soden?<br />

Alle Nachforschungen waren bisher vergeblich – vielleicht<br />

können die Leser von mrlife hier einen Tipp geben.<br />

Auflösung Rätsel aus mrlife Nr. 34:<br />

Die Eichen, nach denen wir in der vorigen Ausgabe<br />

gefragt haben, heißen „Drei Kaiser-Eichen“ und stehen im<br />

Marburger Schlosspark. Von den Einsendern der richtigen<br />

Lösung haben gewonnen: Yvonne Polivka, Marburg und<br />

Johannes Pausch, Cölbe. Die Gewinner erhalten je einen<br />

Verzehrgutschein von 40 € für das Hotel-Restaurant Dammühle<br />

in Marburg-Wehrshausen. Die Gutscheine gehen<br />

den Gewinnern direkt zu.<br />

Foto: Karl Hermann Völker<br />

12


Stadtausflug Braunfels<br />

Schloss Braunfels –<br />

Hessens Neuschwanstein<br />

von Dr. Lutz Münzer<br />

Fotos: Dr. Lutz Münzer<br />

Als hessische Variante von Schloss Neuschwanstein gilt<br />

Schloss Braunfels. Im Unterschied zum bayrischen Schloss<br />

handelt es sich hier aber um eine geschickte Mischung<br />

zwischen mittelalterlichem sowie frühneuzeitlichem Original<br />

und historistischen Zutaten des späten 19. Jahrhunderts.<br />

Die Edelherren von Solms, seit 1223 als Grafen bezeichnet,<br />

bauten seit der Mitte des 13. Jahrhunderts einen wohl<br />

schon vorhandenen Wartturm zunächst zu einer Burg aus.<br />

Im späten 17. und im 18. Jahrhundert fand ein Umbau zum<br />

Barockschloss statt. Um 1845 kam es zu ersten historistischen<br />

Veränderungen, eine völlige Umgestaltung erfolgte<br />

in den Jahren 1881 bis 1885. Insbesondere wandelte sich<br />

die „Turmlandschaft“: Zwei neue Türme entstanden – der<br />

Hauptturm, auch „Neuer Bergfried“ genannt, und der Georgsturm<br />

an der Südecke des Westflügels. Passend umgestaltet<br />

wurden der aus dem Mittelalter stammende Friedrichsturm<br />

im Norden sowie im Osten der Bergfried. Heute<br />

beherbergt das Schloss, neben Wohnungen, die fürstlichen<br />

Sammlungen – 1742 sind die Grafen in den Fürstenstand<br />

erhoben worden – das Archiv und ein Museum.<br />

Zur Burg gehörten Burgmannen – und diese siedelten<br />

sich am Fuße der Festung an, bildeten den Ansatzpunkt<br />

der Entwicklung einer Stadt, die allerdings erst ab 1645<br />

als solche anerkannt war. Nur zwei kurze Straßen, Belzgasse<br />

und Schütt, umfasst der älteste Stadtteil. Der Zugang<br />

zu ihm erfolgt durch drei Tore, das Vorderste oder Unterste<br />

Tor und den Doppelbau des Oberen Tores, alle Teile von<br />

Befestigungsringen. Ins Schloss selbst geht es übrigens<br />

durchs Eiserne Tor, auf dem die Schlosskirche errichtet<br />

ist. Das Unterste Tor begrenzt den viereckigen Marktplatz,<br />

Zentrum der eigentlichen Altstadt und umsäumt von traufständigen<br />

Fachwerkhäusern, meist errichtet nach 1679. Damals<br />

vernichtete ein Brand den größten Teil der Stadt.<br />

Abgerundet wird das Ensemble von Fürstensitz und Residenzstädtchen<br />

durch den ausgedehnten, am Fuß des<br />

Schlosses gelegenen Kurpark mit prächtigen Kastanien sowie<br />

die unterhalb davon im Tal des Iserbaches anzutreffende<br />

reizvolle Teichlandschaft neben der Obermühle. Diese<br />

wieder enthält das Stadtmuseum.<br />

Einkaufsstadt ist Braunfels nicht, wohl aber Kurort und<br />

bietet als solcher ansprechende Einkehrmöglichkeiten,<br />

zum Teil direkt am Marktplatz, darunter auch ein italienisches<br />

Eiscafé.<br />

Braunfels liegt etwa 15 Kilometer westlich von Wetzlar,<br />

aber nicht im Lahntal, sondern vier Kilometer südlich davon.<br />

Ein Abstecher vom Lahntalradweg führt zur Stadt.<br />

Etwa eine<br />

Stunde bea<br />

n s p r uc ht<br />

die Wanderung<br />

nach<br />

B r a u n f e l s<br />

auf markierten<br />

Wegen,<br />

meist durch<br />

L aubwa ld,<br />

vom Bahnhof<br />

Leun/<br />

B r a u n f e l s Einkehren im historischen Teil von Braunfels. Die Stadt<br />

der Lahntalbahn.<br />

ist auch Kurort – mit entsprechenden Angeboten.<br />

13


Wirtschaft<br />

Immer wieder müssen Bügeleisen<br />

und Herdplatte herhalten<br />

Smart Home am Beispiel in Weiterstadt: Daten werden innerhalb<br />

der Wohnung verarbeitet – keine Cloud, kein externer Server<br />

von Manfred Günther<br />

Ob Bügeleisen oder Herdplatte: Sie – oder vielmehr das Vergessen<br />

des Ausschaltens dieser Geräte – dienen immer noch<br />

und immer wieder als Beispiel dafür, wenn es darum geht,<br />

beispielhaft das Thema Sicherheit darzustellen. So auch für<br />

Axel Albrecht vom Wohn- und Quartierzentrum (Woquaz)<br />

in Weiterstadt und Dr. Gunter Küchler von der Assisted<br />

Home Solutions GmbH, die dort ihren Sitz hat.<br />

Dort kommt in einem Assistenzsystem alles zusammen:<br />

Hardware, Installation, Software, Systembetreuung und bei<br />

Bedarf auch der letzte rettende Anruf in einer Hilfekette.<br />

Die Voraussetzungen dafür sind technischer Natur. So ein<br />

schnelles Internet samt dem dazu notwendigen Leitungssystem,<br />

das derzeit durch die Breitbandgesellschaft im Landkreis<br />

geschaffen und weiter ausgebaut wird.<br />

Einfach und unauffällig zu installieren: Eine Lampe, die über einen Bewegungsmelder<br />

ein- und ausgeschaltet wird.<br />

Im Woquaz in der Freiherr-vom-Stein-Straße befinden sich<br />

nicht nur 22 Wohnungen, Veranstaltungs- und Multifunktionalräume,<br />

eine Demenz-WG, eine DRK-Tagespflege sowie<br />

öffentliche Einrichtungen wie Café oder Fitnessstudio. Es<br />

wird auch Smart Home geboten. „Die miteinander vernetzten<br />

Geräte in den Wohnungen helfen, die Bewohner zu betreuen“,<br />

sagt Axel Albrecht stolz, der zusammen mit seinem<br />

Bruder Thilo Investor und Betreiber des Hauses ist.<br />

Smart Home heißt in diesem Fall: Ein in Zusammenarbeit<br />

Der Sensor unter der Matratze sorgt nicht nur dafür, dass niemand mehr im Dunkeln<br />

durch die Wohnung geht, sondern kann auch weitere wichtige Daten erfassen.<br />

Ein kleiner Zwischenstecker, der großes Unheil verhindern kann: Mit ihm lässt sich<br />

das Bügeleisen auch aus der Ferne ausschalten.<br />

14


Wirtschaft<br />

Dr. Gunter Küchler zeigt den Bewegungsmelder, über den auch wichtige Informationen<br />

ins System eingespeist werden.<br />

mit dem Fraunhofer-Institut für graphische Datensicherheit<br />

entwickeltes System erkennt nicht nur, ob sich jemand in<br />

der Wohnung befindet und vielleicht gestürzt ist, sondern<br />

löst dann nach einem ausgeklügelten semantischen System<br />

den vorher definierten Alarm aus.<br />

Es nimmt auch wahr, wenn der Herd noch an ist oder das<br />

Bügeleisen abgeschaltet werden muss. Dann wird aber nicht<br />

gleich ein Alarm ausgelöst. „Der erste Anruf geht immer in<br />

die Wohnung“, erklärt Axel Albrecht. Sobald der Bewohner<br />

ans Telefon gehe, sei der Alarm beendet. Erst wenn keiner<br />

reagiert, ruft das System den nächsten Kontakt an, oder reagiert<br />

selbstständig, indem es laufendes Wasser oder Herd<br />

und Steckdosen abschaltet. Ist niemand erreichbar, landet<br />

der Anruf in der Regel in der Demenz-WG im Woquaz, da<br />

diese rund um die Uhr besetzt ist.<br />

Doch nicht nur im Alarmfall hilft die Technik: Sensoren regulieren<br />

die Heizung – zum Beispiel auch, wenn ein Fenster<br />

geöffnet wird. Ein ausgeklügeltes Lichtsystem sorgt dafür,<br />

dass niemand durchs Dunkel tappen muss, außerdem werden<br />

alle Wohnungen automatisch CO²- und Feuchtegesteuert<br />

gelüftet.<br />

Die ins Woquaz eingebaute Technik lässt sich inzwischen<br />

auch in Bestandswohnungen einbauen, sagt Dr. Küchler. Bewegungsmelder,<br />

Bettsensor, Mini-PC und steuerbare Steck-<br />

Der Screenshot zeigt beispielhaft, wie die über Smart Home Daten der Wohnung<br />

verwaltet und dargestellt werden.<br />

dosen für eine Ein- oder Zweizimmerwohnung passen in<br />

einen Aktenkoffer. „Wir können das in jede Wohnung in<br />

zwei Stunden einbauen“, sagte der Physiker und Informatiker<br />

von Assisted Home Solutions.<br />

Doch nicht nur bei der unauffälligen Unterstützung der Bewohner<br />

in ihrem Alltag sei die Technik hilfreich. Ob die<br />

Zahl der nächtlichen Toilettengänge, ungewöhnliche Gewichtszunahme<br />

oder lange Liegezeiten tagsüber an einem<br />

Ort: Wichtige Fakten können zusammen und zum Beispiel<br />

Pflegepersonal oder Ärzten zur Verfügung gestellt werden.<br />

Diese können so immer auf dem neuesten Stand sein, was<br />

das Befinden der Bewohner anbelangt.<br />

Wichtig für alle Beteiligten dabei ist: Verarbeitet werden alle<br />

Daten innerhalb der Wohnung. Es gibt keine Cloud und<br />

keinen externen Server, an den die Daten gehen. Die Daten<br />

gehören und bleiben bei den Bewohnern. Sie entscheiden,<br />

wer sie erhält.<br />

Fotos: Rainer Waldinger<br />

Stichwort: Smart Home<br />

„Smart Home“, zwei Worte, die irgendwie niedlich klingen und mit denen eine<br />

Vielzahl von Begriffen in Verbindung gebracht werden: intelligentes Zuhause,<br />

eHome oder Smart Living – und manchmal werden mit den Begriffen auch<br />

Konzepte, Verfahren oder Geräte in einen Topf geworfen.<br />

Auf Wikipedia findet sich eine Definition, die auch der Bundesverband Informationswirtschaft,<br />

Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) verwendet:<br />

„Smart Home dient als Oberbegriff für technische Verfahren und Systeme in<br />

Wohnräumen und -häusern, in deren Mittelpunkt eine Erhöhung von Wohn- und<br />

Lebensqualität, Sicherheit und effizienter Energienutzung auf Basis vernetzter und<br />

fernsteuerbarer Geräte und Installationen sowie automatisierbarer Abläufe steht.“<br />

Ambulante Kranken- u. Altenpflege<br />

Palliativversorgung<br />

Hauswirtschaftliche Versorgung<br />

Wohngruppe für Demenzkranke<br />

Tagespflege<br />

Betreuung und Beratung<br />

24 Std. Rufbereitschaft<br />

Essen auf Rädern<br />

Hausnotruf<br />

Marburger Hauskrankenpflege<br />

Körnerstraße 6a 35039 Marburg<br />

Telefon: 06421 65545<br />

www.marburger-hauskrankenpflege.de<br />

15


Haus & Garten<br />

Der Wald<br />

im Blaulicht<br />

von Werner Ebert<br />

Der Lerchensporn hat seinen Namen, weil die Blüten entweder eine Ähnlichkeit mit<br />

der Haube der Haubenlerche oder mit der hinteren Kralle der Lerche haben soll.<br />

Bizarr gewachsene alte Buchen gibt es in den drei Buchen-<br />

Nationalparks Deutschlands. Diese findet sich im Kellerwald.<br />

Das nutzen einige Spezialisten, die mit unterirdischen<br />

Kraftspeichern ausgestattet sind, um ganz früh Blätter<br />

und Blüten treiben zu können, damit sie ihren Job<br />

erledigen können, bevor sich der Schatten der Baumkronen<br />

wieder über sie breitet. Dann können sie ihre Blätter schon im<br />

Sommer wieder welken lassen.<br />

Deshalb finden wir im Frühling in den Buchenwäldern oft<br />

Blütenteppiche von Märzenbechern, Buschwindröschen, Lerchensporn,<br />

Scharbockskraut und Bärlauch. Besonders in den<br />

drei Buchen-Nationalparks Deutschlands, die unterdessen<br />

zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt worden sind, finden wir<br />

diese Frühblüher in ganzen Blütenteppichen. Im Nationalpark<br />

Kellerwald-Edersee, Hainich bei Bad Langensalza und Jasmund<br />

auf Rügen.<br />

Hier gibt es noch großflächige Relikte der Buchenwälder, die<br />

ursprünglich einmal ganz Deutschland überzogen. Die Wälder<br />

der drei Standorte unterscheiden sich allerdings, weil sie<br />

auf unterschiedlichen Böden wachsen: Am nährstoffreichsten<br />

ist der Kalkboden mit Löß-Auflage im Hainich. Jasmund hat<br />

ebenfalls Kalkboden, aber der Wald ist an der Nordspitze Rügens<br />

extremem Wetter und Wind ausgesetzt. Der Kellerwald<br />

wächst auf Grauwacke, auf deren nährstoffarmen Halden<br />

manchmal nur bizarrer Krüppelwuchs möglich ist. Entsprechend<br />

sind auch die Pflanzengesellschaften des Unterwuchses<br />

etwas anders. Während bei den beiden erstgenannten kalkliebende<br />

Pflanzen im Vorteil sind, darf der Boden für die im Kellerwald<br />

auch schon mal etwas sauer sein.<br />

16


Haus & Garten<br />

Gegen Buchen ist kein Kraut gewachsen.<br />

Sie setzen sich gegen andere Baumarten durch, weil sie höher<br />

wachsen und ihr Laubdach so dicht schließt, dass sogar der eigene<br />

Nachwuchs darunter Probleme hat, groß zu werden. Da sie<br />

aber im Herbst ihr Laub abwerfen und im Mai erst wieder dicht<br />

machen, kann das Sonnenlicht im Winter und zeitigen Frühjahr<br />

bis auf den Waldboden gelangen.<br />

Märzenbecher lieben kalkhaltigen Boden, gedeihen aber auch im Kellerwald,<br />

wo dieses Foto entstand.<br />

Der Bärlauch treibt seine Blätter schon früh. Die Blüten kommen mit den Buchenblättern.<br />

Dann duftet der ganze Wald intensiv nach dem Zwiebelgewächs.<br />

Fotos: Werner Ebert, Nationalpark Hainich, Rüdiger Biehl<br />

Der Besuch eines jeden der drei genannten Nationalparks<br />

lohnt sich. Alle verfügen über ein Informationszentrum, das<br />

die Charakteristika des jeweiligen Waldes herausstellt. Es gibt<br />

auch von Rangern begleitete Führungen. Wenn die Blütenteppiche<br />

am Boden verblüht sind, kann man im Kellerwald-Edersee<br />

und im Hainich auch auf einem Baumkronenpfad laufen.<br />

Vor der Haustüre liegt der Nationalpark Kellerwald Edersee.<br />

Lohnend ist der Besuch des Nationalparkzentrums bei Herzhausen.<br />

Hier wird ein 3D-Film über den Buchenwald gezeigt.<br />

Weitere Informationen können mit allen Sinnen erfahren werden.<br />

Bekannt ist die Gastronomie des Zentrums für die Verwendung<br />

regionaler Produkte und für schmackhaft zubereitetes<br />

Wild aus heimischen Wäldern. Bei Frankenau gibt es<br />

weitere Informationen in der Kellerwalduhr am Eingang Euler.<br />

Der dortige Parkplatz ist Ausgangspunkt für eine lohnende<br />

1 1/2-stündige Wanderung zur Quernst-Kapelle. Ebenfalls<br />

in Frankenau findet sich die Arche. In dem Gebäude erfährt<br />

man alles über die Frankenauer Arche-Region zur Erhaltung<br />

alter Haustierrassen. Zum Schluss noch ein gastronomischer<br />

Tipp: Die Fischerhütte in Rehbach bietet eine reiche Auswahl<br />

an Fischgerichten bei einem herrlichen Blick auf den See.<br />

Kontaktadressen der drei deutschen Buchen-Nationalparks:<br />

www.nationalpark-jasmund.de<br />

www.nationalpark-hainich.de<br />

www.nationalpark-kellerwald-edersee.de<br />

17


Gastronomie<br />

Café Fair in Gladenbach<br />

Die ganze Welt fair<br />

gehandelter Getränke<br />

von Angela Heinemann<br />

Verschiedene Teesorten, Kaffeespezialitäten, Kaltgetränke –<br />

aber auch Sekt, Rot- und Weißwein findet der Gast im Gladenbacher<br />

Café Fair. In den hellen und freundlichen Räumlichkeiten<br />

zwischen dem neu gestalteten Stadtmittelpunkt<br />

„Platz am Alten Amtshaus“ und der Marktstraße entdecken<br />

Gäste, die die fair gehandelten Getränke zu schätzen wissen,<br />

ein umfangreiches Sortiment.<br />

„Übrigens, wir haben auch Kuchen, aus regionaler Herstellung“,<br />

informiert Carmen Müller. Sie gehört zu dem kleinen<br />

Personalstamm, der während der regulären Öffnungszeiten<br />

für Besucher da ist. Wenn man weiß, dass alles ehrenamtlich<br />

gestemmt wird, hat man Verständnis für die straffen<br />

Öffnungszeiten: Derzeit kann das Café Fair aus personellen<br />

Gründen nur freitags und samstags zwischen 10 und 18 Uhr<br />

seine Gäste bedienen.<br />

Als der Gladenbacher Weltladen in größere Räume zog, vom<br />

Marktplatz in die Marktstraße, schlug die Stunde des Café<br />

Fair. Unter dem selben Dach, aber als separate Einrichtung<br />

öffnete das Café am 7. Dezember seine Pforten. Mit vielen<br />

Arbeitsstunden machten rund 13 Personen mit hochgekrempelten<br />

Ärmeln und viel Idealismus die Räumlichkeiten zu<br />

dem, was man heute sieht: Ein gepflegtes Ambiente, alles<br />

neu hergerichtet, ansprechend möbliert, liebevoll dekoriert.<br />

Carmen Müller und Elke Schwonke-Körner sind die Managerinnen<br />

des Café Fair. Im Ehrenamt. Beide investieren<br />

merklich Leidenschaft in das Objekt. Um die Einrichtung<br />

bekannter und populärer zu machen, werden regelmäßig<br />

Veranstaltungen<br />

organisiert: Krimi-<br />

Lesungen, Vernis-<br />

sagen, kleine Konzerte.<br />

Denn technische Voraussetzungen<br />

sind da. „Das<br />

wird gut angenommen,“<br />

berichtet das engagierte<br />

Team.<br />

Eine zusätzliche Ausrichtung<br />

ist, das Café als<br />

außerschulischen Lernort<br />

für fairen Handel zu<br />

präsentieren. Referenten<br />

informieren zielgruppen-<br />

und altersgerecht<br />

alle Interessierten über die Themen des fairen Handels und<br />

seine Aspekte, sodass auch Schulklassen sich dort zu Lernzwecken<br />

einfinden können.<br />

Eindrucksvoll auch das Konzept des Cafés als Treffpunkt für<br />

jedermann. Dort soll sich der Gast richtig wohlfühlen. Barrierefrei<br />

vom neuen Parkplatz aus erreichbar, können auch<br />

Menschen mit Behinderungen oder Gehhilfen die Räume<br />

des Café Fair erreichen. Kommen Mütter mit Babys, so ist<br />

im Toilettenbereich sogar ein Wickeltisch verfügbar.<br />

Überhaupt ist die Konzeption des Cafés komplett<br />

durchdacht. So gibt es einen Begegnungstisch mit<br />

sechs Plätzen. Nimmt dort jemand Platz, so setzt<br />

er ein Signal, dass er am Tisch auch<br />

gern Gesellschaft hat.<br />

Eine Vision gibt es aber noch<br />

für Carmen Müller und Elke<br />

Schwonke-Körner: Die Auswei-<br />

Den Haupteingang des Gladenbacher Café Fair findet der<br />

Gast unterhalb des neuen Parkplatzes beim „Platz am<br />

Alten Amtshaus“. Wer ein Bewusstsein für fair gehandelte<br />

Getränke hat und etwas trinken möchte, was man<br />

nicht so schnell woanders findet, ist dort richtig. Es kann<br />

Mineralwasser sein – muss aber nicht. Die Getränkekarte<br />

ist umfangreich.<br />

18


Gastronomie<br />

In 12 verschiedenen Zubereitungsformen gibt es im Café Fair Kaffee-, Espresso- und<br />

Kakaospezialitäten. Von Ingwer-Lemongras bis Roiboos Caramel reicht das Teesortiment.<br />

Kaltgetränke mit Smoothies, Sekt, Rot- und Weißwein gehören ebenfalls zum<br />

Angebot, das von regionalen Kuchenspezialitäten abgerundet wird.<br />

Aus personellen Gründen hat das Café Fair nur freitags und samstags<br />

zwischen 10 und 18 Uhr geöffnet. Das soll sich ändern.<br />

Elke Schwonke-Körner<br />

(links) und Carmen<br />

Müller bedienen ihre<br />

Gäste mit Engagement,<br />

Herz und Leidenschaft<br />

für die Sache.<br />

tung der Öffnungszeiten. Die Bereitschaft zur Hilfe im Ehrenamt<br />

ist dafür erforderlich. „Wir freuen uns über Menschen,<br />

die sich eine Unterstützung des Cafés vorstellen<br />

könnten.“<br />

Tatsächlich wurde das Café Fair hauptsächlich durch die<br />

Evangelische Kirche, aber zusätzlich auch durch Spenden<br />

finanziert: Geldinstitute, aber auch Privatpersonen waren<br />

vorwiegend diejenigen, die hier einen Beitrag leisteten.<br />

Kein einfacher Weg, sodass weitere Unterstützung gern<br />

gesehen ist. Durch Zuwendungen – aber auch durch<br />

Zupacken. Kontakt: www.weltladen.de/gladenbach,<br />

www.facebook.com/weltladenhinterland.<br />

RESTAURANT<br />

35041 Marburg-Marbach<br />

Oberer Rotenberg 47<br />

Telefon (0 64 21) 3 52 90<br />

www.sellhof.de<br />

· gutbürgerliche Küche<br />

· Familienfeiern bis 80 Personen<br />

Öffnungszeiten: Mi.–So. ab 9.30 Uhr geöffnet<br />

Seit 1881 in Familienbesitz<br />

Im Künstlerhaus Lenz<br />

können Gesellschaften<br />

bis 50 Personen<br />

komfortabel feiern.<br />

Fotos: Angela Heinemann<br />

Fotos: Angela Heinemann<br />

19


Universität<br />

Auf internationalem<br />

Parkett unterwegs<br />

Prof. Sven Simon lehrt Völkerrecht,<br />

Europa- und Kommunalrecht<br />

von Norbert Wiedemer<br />

Die Erfahrungen aus regelmäßigen<br />

Auslandsaufenthalten<br />

fließen in die Lehre mit ein<br />

– für den Völkerrechtler Sven<br />

Simon ein wichtiger Aspekt.<br />

Eigentlich bin ich etwas zu früh. Drei<br />

junge Juristen erwarten mich im Savigny-Haus:<br />

„Sind Sie der 11-Uhr-<br />

Termin?“ Auf die bejahende Antwort<br />

werde ich in das Büro von Sven Simon<br />

geleitet: „Kaffee oder Wasser?<br />

Der Prof. kommt gleich.“ Das Warten<br />

gibt mir fünf Minuten Zeit, mich umzusehen.<br />

Besonders auffällig: An der<br />

Wand steht ein riesiger blauer Hessen-Löwe<br />

aus Plastik, der friedlich in<br />

den Raum schaut. Doch schon naht<br />

das Objekt meines journalistischen<br />

Interesses, Prof. Simon begrüßt mich<br />

freundlich. Da ist er wieder, dieser<br />

jungenhafte Charme, der mir bereits<br />

in einer Vorlesung zum Thema Verfassungsgeschichte<br />

im vergangenen<br />

Sommersemester auffiel, die ich als<br />

Gasthörer verfolgte. Und nicht nur der<br />

Seniorenstudent, sondern auch das<br />

junge studentische Publikum war von<br />

der Performance des Hochschullehrers<br />

angetan.<br />

Seit dem 1. Dezember 2016 – damals<br />

gab es das oben aufgeführte Raubtier<br />

zur Feier des Tages als Präsent – hat<br />

der 39-Jährige die Professur für Völkerrecht<br />

und Europarecht mit öffentlichem<br />

Recht inne. Damit trat er am<br />

Fachbereich Jura der Philipps-Universität<br />

die Nachfolge des emeritierten<br />

Prof. Gilbert Gornig an. Im Bereich des<br />

Völkerrechts beschäftigt sich Prof. Simon<br />

vor allem mit der internationalen<br />

„normativen Ordnung“ und dabei besonders<br />

mit der „kollektiven Friedenssicherung<br />

und den Friedenskonsolidierungskonzepten“<br />

im System der<br />

Vereinten Nationen. Dabei arbeitet er<br />

auch mit dem Marburger Zentrum für<br />

Friedens- und Konfliktforschung zusammen.<br />

Außerdem ist er regelmäßig<br />

Mitglied von „Peacekeeping-Delegationen“<br />

der UNO, die ihn unter anderem<br />

in Konfliktgebiete im Sudan und<br />

Südsudan oder die Westsahara führte.<br />

Seine Bewertungen fließen in die<br />

völkerrechtliche Arbeit der Weltorganisation<br />

ein. In Marokko beobachtet<br />

er mit zwei Doktoranden, die als Vertreter<br />

einer lokalen Menschenrechtsorganisation<br />

aktiv sind, einen Prozess<br />

um Protestaktionen gegen die Regierung,<br />

bei denen Polizisten getötet<br />

wurden. In diesem Zusammenhang<br />

beschäftigt ihn auch die Frage, ob<br />

unser demokratisches System in Ländern,<br />

die von verschiedenen Ethnien<br />

und Stammesgesellschaften geprägt<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

20


Universität<br />

Fotos: Norbert Wiedemer/privat<br />

sind, eins zu eins umgesetzt<br />

werden kann.<br />

Die Einflüsse und Auswirkungen<br />

supranationaler Organisationen<br />

und internationaler Regime auf<br />

die nationale Rechtsordnung, Öffentlichkeit<br />

und demokratische Legitimation<br />

sind ein weiterer Bereich, dem<br />

das Interesse Simons gilt. Auch seine<br />

Habilitation „Grenzen des Bundesverfassungsgerichts<br />

im europäischen Integrationsprozess“<br />

ist in diesem Komplex<br />

angesiedelt.<br />

Das Wirtschaftsvölkerrecht ist ebenfalls<br />

Teil seiner Professur. Schon<br />

die Promotion „Liberalisierung von<br />

Dienstleistungen der Daseinsfürsorge<br />

im WTO- und EU-Recht“ fiel in diesen<br />

Bereich, zu dem unter anderem<br />

die Beschäftigung mit internationalen<br />

Wirtschaftsverträgen wie TTIP<br />

oder CETA gehört. Deutsche<br />

und europäische Verfassungsgeschichte,<br />

die Verfassungsreform<br />

des Landes Hessen sowie<br />

das Kommunalverfassungsrecht<br />

sind ebenso Bestandteil des<br />

wissenschaftlichen Portfolios.<br />

Dass bei Letzterem<br />

auch Erfahrungen<br />

in der<br />

kommunalpolitischen<br />

Praxis<br />

hilfreich sind,<br />

hat Simon als<br />

Mitglied des Gießener<br />

Kreistags erfahren.<br />

Von seinen Studenten erwartet der<br />

Juraprofessor, dass sie ihren Blick für<br />

internationale Sachverhalte schärfen.<br />

Diesem Ziel gelten auch Prof. Simons<br />

Bemühungen, weltweit Kontakte herzustellen<br />

und zu pflegen. So strebt er<br />

mit der Hilfe des europäischen Erasmus-Plus-Programms<br />

den Austausch<br />

von Studenten und wissenschaftlichem<br />

Personal mit der äthiopischen<br />

Hawassa-Universität südlich von Addis<br />

Abeba an. Unter diesen Aspekten<br />

ist bereits ein Abkommen mit der<br />

Kim-Il-Sung-Universität Pjöngjang in<br />

Nordkorea zustande gekommen. Exkursionen<br />

und Blockseminare vor Ort<br />

führen Studierendengruppen regelmäßig<br />

an die Standorte von UN-Organisationen<br />

in der Schweiz sowie den<br />

internationalen Gerichtshof in Den<br />

Haag.<br />

Welche Impulse gab es für den jungen<br />

Professor, sich gerade der „Juristerei“<br />

zu widmen? Da war, wie er<br />

schmunzelnd bekennt, zunächst die<br />

Fernsehserie „Ein Fall für zwei“ mit<br />

Günter Strack als Rechtsanwalt, die<br />

ihn als Jugendlichen begeisterte. Der<br />

eigentliche Impulsgeber für die akademische<br />

Laufbahn war sein Doktorvater<br />

Prof. Thilo Marauhn in Gießen.<br />

Schon früh bewegte sich Simon<br />

in internationalen Gefilden: So stehen<br />

Studienaufenthalte an der Universität<br />

Warwick (UK), in Brüssel und Genf,<br />

Referendariatszeiten in Anwaltskanzleien<br />

in Tel Aviv und Frankfurt sowie<br />

in der Ständigen Vertretung der BRD<br />

bei der UNO in New York zu Buche.<br />

Was treibt der Jurist, der in Buseck<br />

lebt, eigentlich in seiner Freizeit? Neben<br />

der Kommunalpolitik und einem<br />

Vorstandsamt im Landesverband der<br />

Europa-Union steht vor allem Bewegung<br />

auf der Agenda. Er joggt zweimal<br />

pro Woche, ist mit dem Fahrrad<br />

unterwegs und wandert gerne. Auch<br />

schon mal von Oberstdorf nach Meran<br />

über die Alpen.<br />

• Umzugslogistik • Privatumzüge • Firmenumzüge<br />

• Klaviertransporte • Lagerung • Full Service Umzug<br />

• Objektumzug • Entrümpelung • Küchenmontage<br />

• Verpackungsmaterial • Ausführliche und<br />

übergreifende Beratung<br />

Foto:<br />

von klein<br />

bis groß<br />

Damit der<br />

Umzug<br />

gelingt<br />

Umzüge & Klaviertransporte<br />

Worauf Sie sich<br />

verlassen können<br />

hps-Transporte GmbH • Alte Kasseler Straße 60 • 35039 Marburg<br />

Tel: 06421- 42559 • Mobil 0172- 6703203 (24h) • Fax: 06421- 487741<br />

cerstin-sommer@gmx.de • www.hps-transporte.com<br />

21<br />

Erfahrung seit 1982


Sport & Freizeit<br />

Wenn Amateure<br />

wie Profis arbeiten<br />

Mit vielen ehrenamtlich engagierten Helfern<br />

rockt Eintracht Stadtallendorf die Regionalliga<br />

Rainer Bremer leitet die Fußballabteilung<br />

des TSV Eintracht Stadtallendorf<br />

von Norbert Wiedemer<br />

Das Stadtallendorfer Fußballmärchen will kein Ende nehmen.<br />

Aktuell belegt die Eintracht in der Regionalliga Südwest<br />

einen hervorragenden Mittelfeldplatz und hat mit dem<br />

Abstieg nichts zu tun. Das war nach dem Aufstieg am Ende<br />

der Saison 2016/2017 nicht unbedingt zu erwarten. Selbst<br />

die kühnsten Optimisten unter den Fußballanhängern der<br />

Region und im Verein selbst hatten nicht mit dem anhaltenden<br />

Erfolg gerechnet.<br />

So wundert es nicht, dass der Vorsitzende der Fußballabteilung,<br />

Rainer Bremer, bekennt: „Die Regionalliga ist eigentlich<br />

eine andere Welt und auch ich dachte, dass wir als<br />

„no-name“ gegenüber den Arrivierten mit Nachteilen<br />

leben müssen. Dies vor allem aus finanziellen<br />

G r ü n d e n , aber auch weil wir allen<br />

Hessenliga-<br />

Spielern ein Vertragsangebot<br />

für die höhere Klasse<br />

versprochen hatten.<br />

Da galt es bei den<br />

Planungen den<br />

gesunden Menschenverstand<br />

einzuschalten<br />

und nicht abzuheben.“<br />

Genug negative Beispiele<br />

untermauern<br />

diese Einschätzung<br />

des Stadtallendorfer<br />

Tomislav Baltic und<br />

Fußballchefs. Immer<br />

wieder stür-<br />

Ghani Wessam Abdul<br />

zen sich Vereine<br />

i n fi n a n -<br />

zielle Abenteuer und müssen bei sportlichem Misserfolg<br />

hauptberufliche Mitarbeiter entlassen. Dennoch arbeiten<br />

viele Clubs der Regionalliga wie z.B. Kickers Offenbach,<br />

der FSV Frankfurt, der 1. FC Saarbrücken oder Waldhof<br />

Mannheim mit fest angestelltem Mitarbeiterstab unter<br />

Profibedingungen und auch die Spieler selbst erwarten<br />

ein entsprechendes Salär. Da war den Verantwortlichen<br />

der Eintracht laut Bremer klar: „Alle ehrenamtlich Tätigen<br />

müssen noch ein bisschen mehr ran.“<br />

Kleinster Etat der Liga<br />

Schon alleine der Etat von nur 500.000 Euro – übrigens<br />

der kleinste der Liga – macht überdeutlich klar, wo die<br />

Grenzen liegen, zumal darin auch noch die Kosten für<br />

die Jugendabteilung eingeschlossen sind. Gemeinsam mit<br />

seinem für die Finanzen zuständigen Vorstandskollegen<br />

Wolfgang Schratz trägt Bremer die Hauptverantwortung<br />

für die strategischen und organisatorischen Entscheidungen.<br />

Besonders im Licht der Öffentlichkeit stehen der ehemalige<br />

Spieler Fejz Hodaj und Mario Schrödel, die sich um<br />

die Mannschaftsplanung kümmern. Natürlich hat auch<br />

Cheftrainer Sicaja ein gewichtiges Wörtchen mitzureden.<br />

TSV Eintracht Stadtallendorf<br />

Der TSV Eintracht Stadtallendorf ist ein Mehrspartenverein mit<br />

den Abteilungen Fußball, Badminton, Handball, Judo, Leichtathletik,<br />

Schwimmen, Turnen und Volleyball. Er wurde ursprünglich<br />

als FV Eintracht Allendorf gegründet und fusionierte 1956 mit<br />

dem TSV Blau-Weiß Allendorf. Nach vielen Jahren in der hessischen<br />

Landesliga stiegen die Fußballer 2008 in die hessische<br />

Oberliga auf. In der vergangenen Saison gelang schließlich der<br />

Sprung in die Regionalliga.<br />

22


Sport & Freizeit<br />

Mit Herzblut dabei:<br />

Norbert Naumann und Hermann<br />

Weitzel (v.l.)<br />

Fotos: Norbert Wiedemer; Thorsten Richter<br />

Aus dem zarten Pflänzchen eines kleinen Fanclubs in der<br />

Hessenliga ist inzwischen eine große Gruppe von lautstarken<br />

und kreativen Unterstützern geworden. Vier Fangruppen,<br />

die „Allendorfer Jungs“, „Kaliber 35260“, „Crew 260“<br />

und die „Legion Herrenwald“ feuern die Kicker begeistert<br />

an und unterhalten mit ihren bunten Choreografien. Über<br />

Fan- und Sicherheitsbeauftragte stehen die Vereinsverantwortlichen<br />

in ständigem Kontakt zu ihnen. Zwei szenekundige<br />

Polizeibeamte aus Stadtallendorf kommunizieren<br />

regelmäßig mit Kollegen aus den anderen Regionalligastädten,<br />

um vor allem bei „Risikospielen“ entsprechend vorbereitet<br />

zu sein.<br />

Besonders groß ist der personelle Aufwand bei Heimbegegnungen.<br />

Über 50 Menschen engagieren sich an den Imbissund<br />

Getränkeständen, beim Kartenverkauf, in der Presseund<br />

VIP-Betreuung. Ein professioneller Sicherheitsdienst<br />

führt Kontrollen durch. Hier kommt auch<br />

hat dem Verein seit 40 Jahren in verschiedenen Funktionen<br />

gedient. Er hat nicht nur die Schlüsselgewalt für Stadion<br />

und Funktionsgebäude, sondern koordiniert auch die am<br />

Spieltag anliegenden Aufgaben. Neben dem Bestücken der<br />

Kassen und Imbissbuden gehören dazu die Reinigung der<br />

Tribüne und die Präparierung des Spielfeldes.<br />

Als guter Geist der Mannschaft gilt Norbert Naumann. Er<br />

ist als Betreuer und Zeugwart bei jedem Training sowie allen<br />

Pflicht- und Freundschaftsspielen mit von der Partie. Er<br />

versorgt die Fußballer nicht nur mit Getränken und Obst,<br />

sondern legt jedem von ihnen auch einen Trikotsatz auf<br />

den Kabinenplatz. Wenn der TSV-Tross zu weiter entfernten<br />

Spielorten schon am Freitagabend anreist, organisiert Naumann<br />

ein warmes Essen, das die Spieler nach einem langen<br />

Arbeitstag und dem Abschlusstraining im Bus einnehmen.<br />

Und etwas Glamour darf auch bei der Eintracht sein. Mit<br />

dem früheren Nationaltorwart Eike Immel,<br />

d a s<br />

„Mädchen für Alles“, Hermann<br />

Weitzel, ins Spiel.<br />

Vier Fanclubs unterstützen inzwischen<br />

lautstark die Eintracht-Kicker der aus Erksdorf stammt, konnte<br />

man einen Ex-Profi als Berater und Beisitzer<br />

Der stellvertretende<br />

und unterhalten das Publikum mit<br />

im Vorstand gewinnen.<br />

Vorsitzende, Ju-<br />

gendleiter und<br />

Platzwart<br />

kreativen Choreografien.<br />

Der Zuschauerdurchschnitt pro<br />

Heimspiel liegt derzeit bei etwa<br />

1.800.<br />

23


Wirtschaft<br />

Riesenraupe – mal ganz klein<br />

In Gemünden baut Wolfgang Diehl Maschinenmodelle<br />

für Sammler und Firmen<br />

von Karl-Hermann Völker<br />

In Marburg arbeitete er 25 Jahre in der Industrie, ehe<br />

er sich in Gemünden/Wohra einen Kindheitstraum<br />

erfüllte: Aus seiner kleinen Modellbau-Werkstatt Am<br />

Holzbach 9 in Gemünden beliefert er große Firmen in aller<br />

Welt mit Landmaschinenmodellen, die beispielsweise auf<br />

Agrarmessen dann eingesetzt werden, wenn für die echten<br />

Maschinen in der Halle gar kein Platz gewesen wäre.<br />

„Auch Baumaschinen im Maßstab 1:50 sind meine Spezialität“,<br />

sagt der Technik-Experte.<br />

Nicht alles ist Geschäft, manches bleibt für ihn Hobby. So<br />

hat er gerade für sich das Modell einer 50 Tonnen schweren<br />

Liebherr-Planierraupe PR 751 angefertigt, mit der man in<br />

der Realität ganze Berge versetzen könnte.<br />

24<br />

Sein Modell schafft das (fast!) auch: Wirklichkeitsgetreu,<br />

mit allen Funktionen wie das Original der Riesenraupe,<br />

kann es mit seiner Schaufel 10 bis 15 Kilogramm Erde oder<br />

Sand schieben, die Beleuchtung klappt. Ein Soundmodul<br />

sorgt täuschend echt für das röhrende Motorengeräusch.<br />

„Ich habe etwa sechs Monate gebraucht, um Formen und<br />

Funktionen für das Modell im Maßstab 1:14,5 komplett zu<br />

konstruieren“, berichtet Wolfgang Diehl. Viele Einzelteile<br />

aus Aluminium, Messing und Kunststoff hat er dafür<br />

mit Präzisionsdreh- und Fräsmaschinen geformt, gegossen<br />

und <strong>bearb</strong>eitet, oft musste er die Arbeit an der Planierraupe<br />

unterbrechen. Schon 1990 hat sich Wolfgang Diehl vom<br />

Werk die Originalbaupläne besorgt.<br />

Fotos: Karl-Hermann Völker


Wirtschaft<br />

Mehr als ein Spielzeug:<br />

Mit dieser Liebherr-Planierraupe hat sich Wolfgang<br />

Diehl einen Traum erfüllt. Das von ihm gebaute Modell<br />

ist voll funktionsfähig und kann immerhin auch 10 bis<br />

15 Kilogramm Sand schieben.<br />

Warten auf ihren Einsatz:<br />

Traktorfahrer in allen Größen,<br />

allerdings fertig dazugekauft.<br />

„Viel Erfolg“, wünschte ihm die Herstellerfirma damals.<br />

„Leider habe ich nie genug Zeit dafür gehabt, verrückt.<br />

Aber jetzt ist sie fertig!“ sagt der Gemündener stolz und<br />

lässt sein funkgesteuertes Raupenfahrzeug über Stock und<br />

Stein rollen.<br />

Das, was für ihn mit Legosteinen und Fischer-Technik<br />

schon in der Kindheit als Spiel begonnen hat, ist für den<br />

57-Jährigen längst zum Hauptberuf geworden. Wolfgang<br />

Diehl wuchs in Gemünden auf und ging dort zur Schule,<br />

bevor er eine Ausbildung als Elektriker absolvierte. Deshalb<br />

hat er auch immer noch einen engen Bezug zur Landwirtschaft<br />

in seiner Heimatregion, kennt<br />

alle Traktoren-Typen und lässt den alten<br />

Lanz-Bulldog (Maßstab 1:10) ferngesteuert<br />

durch den Garten rollen. „Oft kommen<br />

auch Angehörige zu mir, um für<br />

ihre Väter oder Großväter, die mit ihren<br />

Ackerschleppern in der Landwirtschaft<br />

gearbeitet haben, genau diese Modelle<br />

als Geschenk zu bestellen“, berichtet der<br />

Technikfreak.<br />

Und dann sind da natürlich die Sammler:<br />

Für sie fertigt Wolfgang Diehl auf<br />

Wunsch ganz individuelle Unikate an,<br />

kleine Wunderwerke an Technik, liebevoll<br />

ausgearbeitet bis in jedes Detail.<br />

Auch die Welt der Modelleisenbahnen<br />

gehört für ihn dazu – er bringt als aktives<br />

Mitglied des Eisenbahn-Modellbau-<br />

Clubs Gemünden e. V. auch dort sein<br />

fachliches Wissen ein. Und natürlich<br />

füllen die schönsten Eisenbahn-Modelle<br />

seine eigenen Regale im Haus.<br />

Geburtstagsgeschenk für einen Großvater: im Maßstab 1:32 ein Modell<br />

vom liebgewonnenen Fendt-Hoftraktor.<br />

Ein Stück Traktorengeschichte: der Schlüter Supertrac mit vier gleich<br />

großen Reifen im Maßstab 1:15.<br />

25


Gesundheit<br />

Leitende Hilfe auf dem<br />

Weg durch den Tunnel<br />

Anneliese Pohl Stiftung fördert Krebsberatungsstelle und Forschung<br />

Für Patienten, die Zweifel an ihrer Krebsdiagnose oder der<br />

Therapieempfehlung haben, wurde mit Hilfe der Anneliese<br />

Pohl Stiftung ein so genanntes Zweitmeinungszentrum<br />

geschaffen. Im Anneliese Pohl Krebszentrum ansässig,<br />

werden hier Ergebnisse aus bildgebenden Untersuchungsverfahren<br />

wie CT oder MRT geprüft. Bei einem schnellstmöglichen<br />

Termin werden mit dem Patienten Erkenntnisse<br />

erörtert. Vertrauen entsteht, wenn die Therapieempfehlung<br />

des Erstbehandlers bestätigt wird. Wird eine alternative<br />

Therapieempfehlung ausgesprochen, kann die medizinische<br />

Versorgung des Patienten optimiert werden.<br />

Mit dem Ziel, Diagnostik und Therapie von Krebserkranvon<br />

Angela Heinemann<br />

Diagnose Krebs – das ist im Leben vieler Menschen eine<br />

Art Super-GAU. Verzweiflung, Hilflosigkeit, Desorientierung,<br />

Angst und Ohnmacht machen sich breit. Wie soll es<br />

weitergehen? Ende 2009 wurde die Anneliese Pohl Stiftung<br />

gegründet, um genau an dieser Stelle anzusetzen. Die Stiftung<br />

möchte betroffene Menschen beraten, ihnen psychologisch<br />

zur Seite stehen und Wegweiser sein zur bestmöglichen<br />

medizinischen Behandlung.<br />

Der Gründer der Stiftung, Prof. Dr. Reinfried Pohl, hat die<br />

Erkrankung aus nächster Nähe erlebt. „Es war bitter für<br />

mich, als meine Frau Anneliese im Sommer 2008 einem<br />

Krebsleiden erlag,“ sagte er. Im Gedenken an sie nahm er<br />

ein Jahr später die Stiftungsgründung vor.<br />

Persönlich Betroffene sind oft verzweifelt und hoffen darauf,<br />

dass die Medizin Wege findet, ihre Krankheit zu heilen<br />

oder wenigstens zurückzudrängen.<br />

Prof. Dr. Reinfried Pohl, Gründer der Deutschen Vermögensberatung,<br />

Marburger Bürger seit seiner Flucht aus der<br />

sowjetischen Besatzungszone im Jahre 1948 und zugleich<br />

Ehrenbürger der Stadt Marburg sowie Ehrensenator der<br />

Philipps-Universität, hat zum Thema Krebs in Marburg mit<br />

der Stiftung mehrere Zeichen gesetzt. Aus Stiftungsmitteln<br />

entstand in der Marburger Leopold Lucas-Straße unter<br />

dem Dach der Hessischen Krebsgesellschaft die Anneliese<br />

Pohl – Psychosoziale Krebsberatungsstelle. Diplom-Psychologin<br />

Annekatrein Menges-Beutel und ihr qualifiziertes<br />

Team helfen Betroffenen und Angehörigen durch psychologische<br />

und soziale Beratung in Fragen der Krankheitsverarbeitung,<br />

Pflege, Rentenversicherung, Beruf und Rehabilitation.<br />

Krankheit bedeutet in vielen Fällen auch eine<br />

materielle Belastungsprobe, zu deren Bewältigung ebenfalls<br />

beraten wird. Mittel der Stiftung und der Krebshilfe<br />

ermöglichen, dass die Beratungsstelle von Betroffenen<br />

und Angehörigen kostenfrei in Anspruch genommen werden<br />

kann.<br />

Die Beratungsstelle übernimmt zugleich Lotsenfunktion,<br />

wenn es Fragen zur Therapie gibt oder auch Zweifel daran.<br />

Das Anneliese Pohl Krebszentrum Comprehensive<br />

26<br />

Cancer Center im Universitätsklinikum<br />

auf den Marburger Lahnbergen<br />

steht als zentrale Anlaufstelle<br />

für Krebserkrankungen bereit. Neuer<br />

Direktor ist seit September 2016<br />

Prof. Dr. Thomas Wündisch. Die Anneliese Pohl Stiftung<br />

gewährt dem Krebszentrum Mittel für Wissenschaft und<br />

Forschung.<br />

Eine zweite Meinung einholen<br />

Sind in der Krebsberatungsstelle für Hilfesuchende da: (von links)<br />

Diplom-Psychologin und Leiterin der Einrichtung Annekatrein<br />

Menges-Beutel, Verwaltungsmitarbeiterin Sigrid Ruppersberg,<br />

Diplom-Pädagogin und Psychoonkologin Sabine Otto und Diplom-<br />

Psychologin Kerstin Strehl-Schwarz. Durch die Beratung entstehen<br />

keine Kosten. Auch die Versichertenkarte einer Krankenkasse<br />

ist nicht erforderlich.


Gesundheit<br />

Im Anneliese Pohl Krebszentrum Marburg stehen Direktor<br />

Prof. Thomas Wündisch und die Teams der eingebundenen<br />

Abteilungen für die Behandlung krebskranker Menschen nach<br />

den aktuellen medizinischen Leitlinien. Astrid Landau (links) ist<br />

im angeschlossenen Zweitmeinungszentrum Ansprechpartnerin<br />

für Patienten, wenn sie Fragen zu Diagnose oder Behandlungsablauf<br />

haben. Stiftungsmanagerin Arzu Kurt-Duran vom Vorstand<br />

der Stiftungen Anneliese Pohl und Dr. Reinfried Pohl weiß die<br />

Stiftungszuwendungen in guten Händen.<br />

Fotos: Uwe Brock/privat<br />

Diplom-Kauffrau Seda Kurt (links) und<br />

ihre Schwester, die Diplom-Politologin<br />

Arzu Kurt-Duran, sind Geschäftsführerinnen<br />

der Anneliese Pohl Stiftung und<br />

der Dr. Reinfried Pohl Stiftung.<br />

kungen immer weiter zu fördern, werden Spenden der Stiftung<br />

auch in moderne Technik investiert, zum Beispiel für<br />

die Beschaffung des „da Vinci-Systems“. Dabei handelt es<br />

sich um eine in den USA weit verbreitete Roboterchirurgie,<br />

die hochpräzises chirurgisches Arbeiten unter optimalen<br />

Sichtbedingungen ermöglicht. Zugleich dient das Gerät als<br />

Operationssimulator für die studentische Ausbildung.<br />

Auch die Comprehensive Biomaterialbank Marburg<br />

(CBBMR) im Anneliese Pohl Krebszentrum wurde durch<br />

die Stiftung ermöglicht. Dort werden Biomaterialien wie<br />

Gewebe und Körperflüssigkeiten unter hohen Qualitätsstandards<br />

gelagert für künftige Forschungsvorhaben zur<br />

Verbesserung von Prävention und Therapie. Insgesamt<br />

stellte die Stiftung für das Vinci-System, Biomaterialbank<br />

und Zweitmeinungszentrum vier Millionen Euro an die<br />

Universitätsklinik bereit.<br />

Das Schaffen besserer Bedingungen besonders für Medizinerinnen<br />

hat neben dem Augenmerk auf technische Ausstattung<br />

noch weitere Aspekte, wusste Prof. Dr. Reinfried<br />

Pohl, der 2014 verstarb. So setzte sich die Anneliese Pohl<br />

Stiftung schon vor einigen Jahren mit einem neuen Stipendienprogramm<br />

für die Förderung von Habilitandinnen am<br />

Fachbereich Medizin der Philipps-Universität<br />

Marburg ein<br />

– und tut es noch. „Die Anneliese<br />

Pohl-Habilitationsförderung wird jeweils gezielt auf<br />

die persönliche, berufliche sowie familiäre Situation der<br />

Antragstellerin angepasst,“ so Prof. Dr. Rita Engenhart-Cabillic,<br />

Direktorin der Strahlentherapie am Universitätsklinikum<br />

Gießen und Marburg.<br />

Um die Wissenschaft weiterhin zu unterstützen, hat die<br />

Anneliese Pohl Stiftung aktuell eine Stiftungsprofessur<br />

am Institut für Molekularbiologie und Tumorforschung<br />

eingerichtet. Bei der Forschung unter<br />

Leitung von Prof. Dr. Rolf<br />

M ü l l e r ,<br />

der gleichzeitig<br />

Prodekan der Philipps-<br />

Univer- sität Marburg<br />

ist, geht es um Ovarialkarzino-<br />

me, also Krebs<br />

der Eiers<br />

t ö c k e .<br />

Ein übergreifendes<br />

Einsatz von Stiftungsmitteln geht zurück auf das<br />

Nachhaltiges Engagement gegen den Krebs: Der<br />

T h e m a , Ehepaar Anneliese Pohl und Dr. Reinfried Pohl,<br />

das in Ko-<br />

verstorben 2008 und 2014.<br />

operati-<br />

on mit Prof. Dr. Uwe Wagner, dem Direktor der Klinik für<br />

Frauenheilkunde und Geburtshilfe, beleuchtet wird.<br />

Es ist nicht die erste Stiftungsprofessur, die auf Stiftungsmittel<br />

der Gründerfamilie zurückzuführen ist. Dr. Jürgen<br />

Schäfer vom Zentrum für unerkannte Krankheiten des<br />

Marburger Universitätsklinikums, bekannt als „der deutsche<br />

Dr. House“, ist Stiftungsprofessor der Dr. Reinfried<br />

Pohl Stiftung. Sie fördert neben der Medizin auch den<br />

Fachbereich Rechtswissenschaften.<br />

„Ich bin sehr stolz darauf, dass wir als Anneliese Pohl<br />

Stiftung und Dr. Reinfried Pohl Stiftung diese vielen Projekte<br />

realisieren können,“ so die Diplom-Politologin und<br />

Stiftungsmanagerin Arzu Kurt-Duran von der Geschäftsführung<br />

der beiden Stiftungen. In Anbetracht der Tatsache,<br />

dass in Deutschland jährlich 500 000 Menschen neu<br />

an Krebs erkranken, ein Engagement für die Allgemeinheit.<br />

27


Tiere<br />

Im Katzenhaus -<br />

Stubentiger mit Charakter<br />

von Ina Tannert<br />

Grüne und gelbe Augenpaare schauen durch graues<br />

Drahtgeflecht. Leise Maunzer, vieldeutige Blicke begrüßen<br />

die Besucher. Erste Sonnenstrahlen stehlen<br />

sich an diesem winterlichen Mittag in das Freigehege, der Anlaufpunkt<br />

der pelzigen Bewohnerschaft. Durch das Gitter wuchert<br />

ein Gebüsch. Spatzen sitzen darin, zwitschern ein Lied.<br />

So nah und doch so unerreichbar ist die Beute. Die kann lediglich<br />

angestarrt werden. Katzen-TV. Immerhin etwas.<br />

Clara interessiert sich nicht für das Programm. Die Katzendame<br />

sitzt in graziler Pose auf einer Kiste. Helle grüne Augen<br />

blicken aufmerksam aus dem graugetigerten Gesicht, das mit<br />

weißen Stellen durchsetzt ist. Orange Flecken schmücken das<br />

flauschige Fell der dreifarbigen Schönheit. Clara ist die Anmutige<br />

im Haus, vornehm und wohlerzogen. Das Maul öffnet sich<br />

zu einem piepsigen Ton, zurückhaltend, damenhaft. Sie spendiert<br />

jedem Besuch einen sanften Kopfstoß. Das ist nett, eine<br />

freundliche Begrüßung in Katzensprache.<br />

Die Katze – dieses geheimnisvolle Wesen mit starker Persönlichkeit.<br />

Das Biest, das die Herzen vieler Menschen erobert,<br />

sich ein räuberisches Wesen bewahrt hat. Katzen werden besonders<br />

unterschiedliche Charakterzüge nachgesagt. Die habe<br />

ich versucht zu entdecken – im Katzenhaus des Kreistierheims<br />

in Cappel.<br />

Da geht es gerade im Nachbarraum<br />

zur Sache. Ein weiß-grauer<br />

Kater rollt zappelnd auf<br />

d e m<br />

Boden herum, schlägt<br />

nach einem kleinen<br />

Ball, kickt ihn unter eine<br />

Bank, jagt hinterher.<br />

Filou heißt der agile<br />

Kerl, er ist der Spieler,<br />

der Klassenclown. Ein<br />

Filou eben. Er sucht Halligalli,<br />

Zurückhaltung ist<br />

nichts für ihn. Er springt auf<br />

ein Brett an der Wand, hangelt<br />

sich von Regal zu Regal.<br />

Voller Körpereinsatz. Kratzend<br />

suchen scharfe Krallen Halt im<br />

bunt bemalten Holz. Dann wird er<br />

abgelenkt, entdeckt was auch immer<br />

am Boden und ändert die Richtung.<br />

Eine Katze mit Konzentrationsschwäche?<br />

Dann ein lauter Rumms. Er lässt sich<br />

fallen, knallt laut auf den Boden. Von wegen<br />

Samtpfote.<br />

Neben dem Derwisch ein besetztes Körbchen.<br />

Darin liegt Erwin, der Schläfer, der sich sichtlich gestört<br />

fühlt. Mit zusammengekniffenen Augen blickt<br />

der schwarz-weiße Kollege missbilligend auf. Er öffnet<br />

das Maul, ein zischendes Fauchen ist zu hören.<br />

Der entnervte Rüffel fällt nicht gerade auf fruchtbaren<br />

Boden. Filou rempelt nochmal nach und<br />

pirscht wieder davon.<br />

Lilly mit den schönen Augen schaut zaghaft<br />

herüber. Poliertem Bernstein gleich ziehen<br />

die zwei goldenen Punkte im dreieckigen<br />

Tigergesicht den Beobachter hinab in ihre<br />

schillernde Tiefe. Lilly ist die Schüch-<br />

Menschen haben Marotten,<br />

Tiere auch und Katzen erst<br />

recht. Charakteristisch für die<br />

charmante Clara (oben) ist eine<br />

schon fast damenhafte Anmut.<br />

28


Dutzende ganz unterschiedliche Katzentypen<br />

leben im Katzenhaus des Marburger Kreistierheims.<br />

Hervorstechendste Eigenart der mitteilsamen<br />

Mäxi ist die Geschwätzigkeit.<br />

Fotos: Ina Tannert<br />

terne, vorsichtig, unsicher. Angestarrt wird sie nicht<br />

gerne. Welche Katze mag das schon, ist ja unhöflich.<br />

Mir wird wenig diskret der Hintern zugewandt. Botschaft<br />

angekommen.<br />

Plötzlich ein Rumpeln. Aufregung im Auslauf. Eine Fliege<br />

hat sich durch die Gitter verirrt. Als schwarzer Punkt<br />

summt sie im Zickzack durch die Luft, vorbei an Kletterästen<br />

und Sitzbänken. Ein halbes Dutzend Augenpaare<br />

folgen. Ohren richten sich auf, Schnurrhaare<br />

zittern. Höchste Konzentration. Endlich mal<br />

was los im Katzenhaus.<br />

Birbo macht den ersten Schritt. Tief duckt<br />

sich der schneeweiße Kater auf den Boden,<br />

Hinterbeine trommeln auf grauen<br />

Beton. Dann schießt er vorwärts,<br />

stoppt an der Wand, schlägt<br />

pfeilschnell zu. Eine weiße Pfote<br />

klatscht hörbar gegen den Putz.<br />

Daneben. Die Beute entkommt.<br />

Von der Jagd unbeeindruckt gibt<br />

sich Furbo. Der Senior im tiefschwarzen<br />

Gewand dreht geruhsame<br />

Runden, schaut den hektischen<br />

Kollegen still zu. Er ist der Erfahrene,<br />

der Ruhepol im Haus, eine Fliege<br />

bringt ihn nicht mehr in Wallung.<br />

Die anderen machen ihm Platz.<br />

Als wäre er der Silberrücken<br />

der Katzenkommune.<br />

Besuch im Nachbarraum.<br />

Da macht<br />

Mäxi den Türsteher,<br />

begrüßt<br />

Besucher mit<br />

lautem Helau –<br />

Pardon Miau.<br />

Feines weißes<br />

Fell, rote und graue Flecken<br />

glänzen im Sonnenlicht. Durchdringend<br />

klagt die redselige Katzendame<br />

ihr Leid. Bald ist Futterzeit. Nicht bald genug,<br />

wie es klingt.<br />

Meckernd nimmt sie dann doch auf dem Schoß Platz, fängt an<br />

zu vibrieren, ein leises Brummen erfüllt den Raum. Weiche<br />

Pfoten treten im Rhythmus, warme Gemütlichkeit macht sich<br />

breit. Bis die Geschwätzige genug hat von der Stille, wieder ihren<br />

Lauschposten an der Tür bezieht.<br />

Zurück bleiben kleine Andenken an die bunte Katzenbande.<br />

Haare überall auf der Kleidung, in allen Farben,<br />

graue, weiße, rote, schwarze. Von jedem e t wa s.<br />

Überbleibsel einer Schar vielseitiger<br />

Charakterköpfe.<br />

Nur nicht so hastig – so<br />

könnte das Lebensmotto<br />

von Erwin lauten, der<br />

eigentlich nur zum Gähnen<br />

mal die Zähne zeigt.<br />

29


Ein Körbchen pro Kind Lebensmittel<br />

und Gespräche: So hilft die Kindertafel Stadtallendorf<br />

von Ina Tannert<br />

Neugierig stöbert Nrmin in den blauen Plastikkörbchen<br />

auf der langen Theke herum. Das Mädchen guckt unter eine<br />

Brötchentüte, ignoriert ein saftig aussehendes Hefeteilchen<br />

mit Mohn im Zuckerguss und greift zwischen den Bananen<br />

hindurch. „Super“. Ein grünes Marzipantäfelchen<br />

taucht in ihrer Hand auf. Mit einem Grinsen im Gesicht<br />

packt die Neunjährige den Fund ein und weitere Lebensmittel<br />

unter den Kinderwagen der kleinen Schwester.<br />

Auch die große Einkaufstasche von Mutter Nahed Omar<br />

füllt sich. Den Inhalt von drei der vielen blauen Plastikkörbchen<br />

steckt die Familie ein. Vier Töchter gibt es, drei<br />

davon zwischen sechs und sechzehn – das Alter in dem sie<br />

Anspruch auf die Waren der Stadtallendorfer Kindertafel<br />

haben. Der Standort ist eine von sechs Ausgabestellen der<br />

Marburger Tafel und der einzige Standort, der ausschließlich<br />

für bedürftige Kinder gedacht ist.<br />

mrlife hat die bunt bemalten Geschäftsräume besucht, die<br />

mit den vielen Körbchen, und mit den Menschen gesprochen,<br />

die sie dringend brauchen. Obst, Brötchen, Milch,<br />

Käse, Joghurt, etwas Butter – das ist immer drin im blauen<br />

Körbchen. Manchmal gibt es ein Extra, je nach Spendenhöhe.<br />

Es ist ein Freitagmittag Ende Januar. Da sind noch<br />

rot eingewickelte Weihnachtsmänner aus Schokolade vom<br />

letzten Weihnachtsgeschäft übrig. Die lassen sich nicht<br />

mehr verkaufen, die landen bei der Tafel. Nrmin freut sich.<br />

Auch die zweijährige Schwester Jana lacht mit Sahne verschmiertem<br />

Mund aus dem Kinderwagen heraus. Sie hat<br />

einen Schokokuss von den Tafel-Mitarbeitern bekommen.<br />

Nrmin hat Spaß an diesem Mittag. Wie ein kleiner Ausflug<br />

zum Wochenende wirkt der Besuch der Familie. Erste<br />

Anlaufstelle an jedem Freitag ist die Kindertafel. So wie<br />

für über 150 Kinder aus Stadtallendorf. Angefangen hat die<br />

Tafel vor zehn Jahren mit 16 Kunden. Damals, als Schulen<br />

und Lehrer auf immer mehr hungrige Schüler im Unterricht<br />

aufmerksam machten.<br />

Nur die Kinder haben Anspruch auf die Lebensmittel, die<br />

Eltern der Kleinsten gehen noch mit.<br />

Nrmin kennt sich aus, sie ist registriert und zeigt eine kleine<br />

eingeschweißte Plastikkarte vor. Der Nachweis zur Bedürftigkeit<br />

ist Voraussetzung für den Besuch in der Kindertafel.<br />

Wände und Fenster der Geschäftsräume sind voller<br />

bunter Bilder – grinsende Fabelwesen, bunte Autos, knal-<br />

30


Aus dem Landkreis<br />

In langen Reihen stehen die blauen Körbchen für die Kinder bereit, nur selten findet sich zwischen Obst und Gebäck mal ein Kuscheltier, die sind rar.<br />

Nrmin freut sich am meisten über eine Leckerei aus Marzipan.<br />

lige Filmposter. Das hübscht auf und ist gleichzeitig Sichtschutz<br />

nach außen. Gerade die Jugendlichen schämen sich<br />

für den unfreiwilligen Gang nach der Schule zur kleinen<br />

Anlaufstelle neben dem Schwimmbad, erzählen die Tafel-<br />

Helfer.<br />

Nrmin nicht, sie hat gleich noch eine Freundin mitgebracht.<br />

Die Mädchen plappern unbeschwert drauflos, ärgern die<br />

große Schwester. Die rätselt gerade über ihre nächste Mathematiknote.<br />

„Ich bin ja gut in Mathe, Deutsch, Sport,<br />

und Werken mag ich auch“, erzählt Nrmin.<br />

Viele Kinder und Eltern kommen an diesem Tag vorbei, holen<br />

sich ihre blauen Körbchen ab. So mancher bleibt auf einen<br />

kleinen Schwatz. Man kennt sich. Die Ehrenamtlichen<br />

sind Anlaufstelle wie Ansprechpartner, fragen nach den<br />

letzten Schultests, nach der Geburtstagsfeier letzte Woche,<br />

nach der Familie. Die Armut bleibt im Hintergrund, Thema<br />

ist sie nicht.<br />

Bekanntermaßen rettet der gemeinnützige Tafel-Verbund<br />

Lebensmittel mit Schönheitsfehlern vor der Mülltonne zugunsten<br />

von Bedürftigen. Die Kindertafel kauft zusätzlich<br />

Milch ein. Nur so können die blauen Kinderkörbchen<br />

ausreichend bestückt werden. „100 Euro im Monat kostet<br />

die Milch – das geht nur mit Sponsoren“, sagt Kindertafel-<br />

Leiterin Angelika Dorn. Sie stellt mit Nrmin<br />

die leeren Boxen zur Seite, fragt nach<br />

der Schule, wie es zu Hause<br />

läuft. Viel Neues gibt es nicht zu berichten. Knapp ist das<br />

Geld bei der Familie, die vor drei Jahren aus Syrien flüchtete.<br />

Hartz IV, der Vater stockt mit Mini-Jobs auf. Mutter<br />

Nahed kümmert sich um die vier Töchter. „Die brauchen<br />

viel Essen und noch mehr, die Tafel hilft uns da“, erzählt<br />

sie. Wenn Jana aus dem Gröbsten raus ist, peilt die Mutter<br />

eine Ausbildung an. „Als Köchin oder Erzieherin – ich habe<br />

vier Kinder, das kann ich beides gut“, erzählt sie und<br />

lacht. Nrmin will mal Ärztin werden, sagt sie und tütet eine<br />

letzte Orange ein.<br />

Winkend verlassen die letzten Familien die Tafel. Zurück<br />

bleiben vier Helferinnen und viel Aufräumarbeit. Dutzende<br />

leere Körbchen werden aufeinander gestapelt, warten<br />

auf die nächste Ladung Lebensmittel. Auf jene Waren,<br />

die schon zu lange im Markt liegen, die als überflüssig<br />

abgetan werden und die doch so vielen Menschen zumindest<br />

eine Woche lang das Leben erleichtern können.<br />

150 Körbe mit Lebensmittelspenden verteilen die<br />

ehrenamtlichen Helfer der Kindertafel an jedem<br />

Freitag an die Schüler. Innerhalb von zehn Jahren<br />

hat sich die Zahl der Kunden fast verzehnfacht.<br />

Fotos: Ina Tannert<br />

31


Bürgermeistergespräch<br />

Jörg Bendix ist Professor<br />

für Geoökologie.<br />

Vom Drang, Dinge<br />

zu verändern mrlife im<br />

Gespräch mit Bürgermeister Andreas Schulz<br />

von Manfred Günther<br />

Was ist zu tun? Andreas Schulz im Gespräch mit Mitarbeiterin Carina Greb-Zimmermann.<br />

Er gehört zu dem halben Dutzend von Bürgermeistern<br />

im Landkreis, die – Anfang der 1990er Jahre ins<br />

Amt gekommen, von Medien als die „jungen Wilden“<br />

bezeichnet wurden: Andreas Schulz, mittlerweile 25<br />

Jahre für die fast 9.000 Einwohner zählende Großgemeinde<br />

Ebsdorfergrund tätig.<br />

Während der Großteil dieser neuen Generation von Verwaltungs-Chefs<br />

– Norbert Mai, Helmut Hyner, Manfred<br />

Barth oder Oliver Haupt – inzwischen andere Berufe ausübt,<br />

pensioniert ist oder nicht mehr wiedergewählt wurde,<br />

ist es für Schulz nach wie vor ein „Traumjob, Bürgermeister<br />

zu sein“. Auch wenn er zwei Mal öffentlich mit<br />

dem Gedanken gespielt hat, auf die nächstgrößere Bühne<br />

zu wechseln: 2006 und auch sechs Jahre später war<br />

er als Landratskandidat bei der SPD vielversprechend im<br />

Gespräch, sagte aber jeweils ab. Das erste Mal, weil das<br />

Vorstandsvotum nicht eindeutig genug war, 2012 weil er<br />

das geplante Kandidaten-Casting ablehnte. Eine für Schulz<br />

im Nachhinein richtige Entscheidung: „Hier in der Großgemeinde<br />

kann ich mehr gestalten als im Kreishaus“.<br />

„Junge Wilde“ waren sie, weil es mit einem „weiter so“ für<br />

sie einfach nicht mehr weitergehen konnte. Sie gestalteten<br />

Verwaltungen um, definierten Ziele und Handeln neu<br />

– vor allem ergebnisorientierter und betriebswirtschaftli-<br />

cher. Für die Vorgänger, die „alten Mauschler“ wie sie von<br />

Journalisten einmal bezeichnet wurden, zeigt Schulz Verständnis<br />

und begründet deren Tun: Sie hätten in den Jahren<br />

nach der Gebietsreform eine große Aufgabe bewältigen<br />

müssen. Auch, weil diese den Bürgern durch Verheißungen<br />

und Geschenke schmackhaft gemacht worden sei.<br />

Was von dem „jungen Wilden“ Andreas Schulz geblieben<br />

ist? „Vor allem der Elan und der Drang, Dinge zu verändern.“<br />

Nur würde er<br />

bei der Umsetzung<br />

inzwischen „ef- fektiver vorgehen“.<br />

Dies si-<br />

„Man muss mit<br />

der Zeit gehen,<br />

sonst geht man<br />

mit der Zeit“<br />

cherlich<br />

auch,<br />

weil<br />

er zu Be-<br />

ginn<br />

sei-<br />

ner Amts-<br />

zeit<br />

auf<br />

viele Wi-<br />

derstände<br />

gestoßen<br />

sei:<br />

Kurz nach Das Schiller-Zitat,<br />

ein Motto von seinem Amtsantritt<br />

verliert Andreas Schulz.<br />

die SPD bei der<br />

Kommunalwahl die<br />

Mehrheit im Gemein-<br />

deparlament. Nicht nur, dass die neue und für damalige<br />

Zeit ungewöhnliche Zählgemeinschaft aus CDU, Grünen<br />

und Freien Wählern im Grund kräftig am Haushaltsentwurf<br />

des Bürgermeisters herumstreichen will. Er soll nur<br />

32


Bürgermeistergespräch<br />

Im Kurzporträt:<br />

Im Dezember 1992 zieht der damals 31-jährige<br />

Verwaltungsfachmann Andreas Schulz vom südhessischen<br />

Maintal nach Oberhessen. Ins Rhein-Main-Gebiet<br />

zieht es den gebürtigen Dörnigheimer regelmäßig noch ein<br />

Mal pro Jahr: in die Commerzbank-Arena in Frankfurt. Zwar<br />

zu Spielen der Frankfurter Eintracht, aber als eingefleischten<br />

Schalke-Fan. Sechs Heimspiele des Revierklubs pro Saison<br />

erlebt der Fußballanhänger live im Stadion mit, mehr gebe<br />

der Terminkalender eines Bürgermeisters nicht her. Und<br />

auch ansonsten steht der Verwaltungs-Chef in seiner<br />

Freizeit auf Sport – vielmehr treibt er ihn: inzwischen<br />

walkend und nicht mehr joggend oder auf zwei<br />

Brettern – sowohl langlaufend wie alpin.<br />

Fotos: Rainer Waldinger<br />

zuvor abgesegnete Mitteilungen im Gemeindeblättchen<br />

verkünden dürfen – eine Reaktion auf eine Fähigkeit des<br />

Bürgermeisters, Öffentlichkeitsarbeit auch in eigener Sache<br />

zu betreiben. Die Antwort auf diesen „Maulkorb“ lässt<br />

nicht lange auf sich warten. „Hört, Ihr Leut …“, Andreas<br />

Schulz zieht mit der Schelle durch Dreihausen.<br />

Doch nicht nur politisch bläst dem Bürgermeister in den<br />

ersten Jahren der Wind ins Gesicht, auch aus der Verwaltung.<br />

„Offener Aufstand gegen den Bürgermeister“ titelt<br />

die „Oberhessische Presse“ 1995. Während der Personalrat<br />

das schlechte Arbeitsklima beklagt, hat für den Bürgermeister<br />

die Arbeitsleistung Vorrang.<br />

„Diese Auseinandersetzungen waren notwendig“, ist sich<br />

Schulz heute sicher. Sie seien Voraussetzungen dafür gewesen,<br />

überhaupt etwas verändern zu können. Und was<br />

ihm dabei besonders wichtig ist: „Ich habe den Rückhalt in<br />

der Bevölkerung gespürt.“ Ein Beistand, der bei der ersten<br />

Direktwahl deutlich wurde: mit 73,5 Prozent wurde er im<br />

Amt bestätigt – im ersten Wahlgang.<br />

Ein Rückhalt, den der „junge Wilde“ sicherlich nicht nur<br />

der Streitbarkeit für die eigenen Anliegen verdankt, sondern<br />

auch der Entwicklung der Kommune bis hin zur<br />

„Sonnenscheingemeinde“. Betrug der Schuldenstand 1993<br />

noch 15,7 Millionen Mark, ist acht Jahre später die Quadratur<br />

des Kreises gelungen: Während anderenorts die Haushalte<br />

– wenn überhaupt – nur mit Mühe ausgeglichen sind,<br />

freut man sich im Grund über ein dickes Plus. Zwei Jahre<br />

später wird aus dem Nehmer Ebsdorfergrund gegenüber<br />

dem Land gar ein Geber: Nachdem nunmehr 40 Jahre vergeblich<br />

auf die Ortsumgehung für Heskem gewartet wurde,<br />

wird der Bau der Landesstraße durch die Kommune<br />

vorfinanziert. Nicht die einzige Idee, durch die der Grund<br />

überregional Aufmerksamkeit erlangt. Kindersparbuch für<br />

jedes Neugeborene oder GrundGeldGutschein – mit einem<br />

Wert von 25 Euro, für 10 Euro erhältlich und einlösbar in<br />

mehr als 70 Unternehmen, Betrieben und Geschäften im<br />

Ebsdorfergrund – sind weitere Beispiele.<br />

Und wenn dann einmal Schluss ist mit Bürgermeister,<br />

wie sähe die Stellenausschreibung für seinen Job aus?<br />

Ideen zur Fortentwicklung der Gemeinde, Menschen und<br />

menschlich überzeugen, Finanzfachmann sein, Durchsetzungsvermögen<br />

und für den Erfolg der Gemeinde auch<br />

persönlich leidensfähig zu sein. Ansprüche, die er auch<br />

nach 25 Jahren noch an sich stellt. Auch wenn er nicht<br />

mehr wie früher mit dem Gesetzbuch im Rucksack in den<br />

Urlaub fährt und auch nach drei Tagen ohne Kontakt zur<br />

Gemeinde nicht mehr unruhig wird.<br />

33


Lange nichts mehr gehört von...<br />

Für ein knappes Vierteljahrhundert<br />

saß Winfried Carle als Bürgermeister<br />

der Gemeinde Münchhausen auf<br />

dem „Chefsessel“.<br />

von Norbert Wiedemer<br />

Lange nichts gehört von …<br />

Winfried Carle<br />

Die Gebietsreform in Hessen gebar 1974 viele geliebte aber<br />

auch einige ungeliebte Kinder. Es war eine Zeit des kommunalpolitischen<br />

Umbruchs. Da war es von Vorteil, wenn<br />

der Prozess des Zusammenwachsens einen klugen und<br />

zielorientierten Moderator fand. Auch in der neu entstandenen<br />

Gemeinde Münchhausen herrschte nach der Fusion<br />

der Dörfer Simtshausen, Nieder- und Oberasphe, Wollmar<br />

und Münchhausen nicht nur eitel Sonnenschein. So kam<br />

der junge Dipl. Verwaltungswirt Winfried Carle aus Marburg<br />

gerade richtig. Er war ab 1975 der erste Bürgermeister<br />

der frischgebackenen Kommune und blieb es bis 1999.<br />

Heute schaut der 79-Jährige<br />

als Ehrenbürgermeister nicht<br />

ohne Stolz auf diese Ära zurück,<br />

in der er viele Impulse<br />

geben konnte und zahlreiche<br />

Projekte in die Tat umsetzte.<br />

In Marburg hatte der gebürtige<br />

Langensteiner nach Lehre,<br />

weiterführender Ausbildung<br />

und einer Anstellung als<br />

Zeitsoldat der Bundeswehr<br />

bei der Universitätsstadt die<br />

Verwaltungslaufbahn eingeschlagen.<br />

Mit Georg Gaßmann<br />

und Hanno Drechsler<br />

erlebte er dabei zwei prominente<br />

Chefs.<br />

Die Lektüre theologischer Bücher<br />

gehört zu den Hobbys des heute<br />

79-Jährigen.<br />

34<br />

Die Daseinsfürsorge in den Ortsteilen war<br />

zunächst Schwerpunkt seiner Arbeit als<br />

Bürgermeister. Wasserversorgung, Abwasserentsorgung<br />

und Straßenbaumaßnahmen<br />

standen ebenso im Fokus wie die Schaffung<br />

von Kindergartenplätzen oder die Renovierung<br />

von Bürgerhäusern. In der Verwaltung<br />

hielt das digitale Zeitalter Einzug. Und im<br />

Jahr 2017 durfte Carle selbst als Beteiligter<br />

beim ersten Spatenstich die Früchte der Planungsarbeit<br />

für die Umgehungsstraße ernten. Seine Devise<br />

war immer: „Man muss in einer Gemeinde langfristig denken<br />

und planen.“ Gerne zeigt der rüstige Pensionär auch<br />

seinem journalistischen Besucher einen seiner Lieblingsplätze:<br />

Es ist die Anlage vor dem Rathaus, in der fünf große<br />

Steine vor einer Sitzbank das Zusammenwachsen der Ortsteile<br />

symbolisieren.<br />

Lange war Carle auch in der Kreispolitik aktiv und beobachtete<br />

in den 80er Jahren die großen Debatten um die Müllentsorgung<br />

hautnah. Daneben hatte er kirchliche Ehrenämter<br />

inne und war als Prädikant tätig. In dieser Funktion durfte<br />

er einen seiner drei Enkel selbst taufen. In guter Erinnerung<br />

sind ihm auch die gemeinsamen Treffs und Fahrten der Bürgermeister<br />

des Landkreises. Die geliebten Bergwanderungen<br />

im Allgäu und im Vorarlberg sind zurzeit wegen der maladen<br />

Achillessehne nicht möglich. Doch zu Spaziergängen in<br />

seiner Heimatgemeinde reicht es allemal. Daneben verfolgt<br />

Carle in der überregionalen Presse die politischen Entwicklungen<br />

und widmet sich der Lektüre theologischer Bücher.<br />

Design Gemütlichkeit Qualität<br />

CI 41T<br />

Contura 35<br />

Contur i51<br />

MCZ Pelletofen WW Musa Hydromatic 16 kW<br />

Angebot 3.455 € abzgl. 2.000 € Förderung<br />

Kachel · Ofen · Systeme Kamin · Ofen · Scheune<br />

35396 Gießen<br />

35043 Marburg-Cappel<br />

Marburger Str. 240<br />

Moischter Str. 10<br />

Tel. 06 41/71970 · Fax 7 38 26 Tel. 0 6421 / 471 85 · Fax 5 1433<br />

Dipl.-Ing. E. Heuser<br />

www.kos-kamine.de<br />

Fotos: Norbert Wiedemer


Schatztruhe für Krimi-Freunde<br />

von Christina Rausch<br />

Tödliche Rache<br />

Mord im Thermenland<br />

Krimineller “Reiseführer”<br />

Gleich drei ermordete Richter halten die Ermittler<br />

der Mordkommission Kiel in Atem und sorgen<br />

bei den Medien vor Ort für die wildesten<br />

Spekulationen. Eine Mordserie mit einer solchen<br />

Brisanz hat es an der Küste noch nie gegeben.<br />

Kommissarin Lisa Sanders und ihre Kollegen<br />

stehen unter Strom und setzen alles daran,<br />

um die Fälle so schnell wie möglich aufzuklären.<br />

Zunächst sieht alles danach aus, als seien die<br />

Richter aufgrund ihres Berufs ermordet worden:<br />

Jeder der drei Männer musste in der Vergangenheit<br />

Kritik für zu mild ausgefallene<br />

Urteile einstecken. Könnte es sein, dass ein Angehöriger<br />

der damaligen Opfer sich jetzt auf<br />

eine mörderische Weise für die ungerechten<br />

Urteile rächt? Als Lisa Sanders und ihr Kollege<br />

Bergmann allerdings im privaten Umfeld der Ermordeten<br />

ermitteln, kommt eine weitere und<br />

mehr als grausame Gemeinsamkeit ans Licht –<br />

und damit ein äußerst starkes Rachemotiv eines<br />

Mannes, das die Ermittler aus allen Wolken fallen<br />

lässt... Eine Entwicklung, die gleich mehrere<br />

Beteiligte in höchste Gefahr bringt.<br />

Auf sehr unterhaltsamen 400 Seiten treibt Angelika<br />

Svensson die Handlung in „Küstentod“<br />

von Spannungsbogen zu Spannungsbogen<br />

und versteht es dabei bestens, sowohl Ermittler<br />

als auch Leser auf eine falsche Fährte zu locken.<br />

Spannung bietet auch das Privatleben von<br />

Kommissarin Lisa Sanders: Nachdem sie sich<br />

von ihrem Partner getrennt hat, kommt es zu<br />

einer erneuten Annäherung mit Staatsanwalt<br />

Thomas Fehrbach – damit bietet „Küstentod“<br />

nicht nur spannungsgeladene Momente, sondern<br />

auch etwas fürs Herz.<br />

Angelika Svensson<br />

„Küstentod“<br />

400 Seiten, Droemer Knaur, ISBN: 978-3-426-52165-6,<br />

9,99 Euro (Taschenbuch & eBook)<br />

Mit „Steirerquell“ ist der achte Krimi der Österreichischen<br />

Bestseller-Autorin Claudia Rossbacher<br />

erschienen. Sandra Mohr und ihr Macho-Chef<br />

Sascha Bergmann ermitteln in einem<br />

besonders grausaumen Fall. Im ansonsten so<br />

beschaulichen Thermenland Steiermark geht<br />

es alles andere als idyllisch zu und der neue Fall<br />

lässt vor allem Frauen den Atem stocken… Sandra<br />

Mohr und Sascha Bergmann sind auf der<br />

Hochzeit einer Kollegin, als Sandras Handy vibriert.<br />

Dass sie den Anruf während der Trauung<br />

nicht angenommen hat, bereut sie nur kurze<br />

Zeit später, denn die Mailbox gibt eine grausige<br />

Nachricht wieder. Der Anruf kam von Sandras<br />

bester Freundin Andrea und war ein regelrechter<br />

Hilferuf. Nach einigen panisch gestammelten<br />

Worten bricht die Nachricht ab.<br />

Bei der Kommissarin schrillen natürlich sofort<br />

alle Alarmglocken und sie begibt sich auf die<br />

Suche nach ihrer Freundin. Noch während Sandra<br />

recherchiert, wo Andrea das Wochenende<br />

verbringen wollte und ob sie je dort angekommen<br />

ist, wird eine verkohlte Frauenleiche gefunden.<br />

Im Schuppen nebenan: Andreas Auto!<br />

Für Sandra Mohr und Sascha Bergmann beginnen<br />

nervenaufreibende Ermittlungen, die zu<br />

einem Wettlauf gegen die Zeit werden, als sich<br />

herausstellt, dass es sich bei der Toten doch<br />

nicht um Andrea handelt. Sandra setzt alles daran,<br />

ihre offensichtlich entführte Freundin zu<br />

finden und zu verhindern, dass sie das nächste<br />

Opfer des Frauenmörders wird…<br />

“Steirerquell” bringt alles mit, was einen guten<br />

Krimi ausmacht: eine spannende Handlung, bis<br />

ins Detail angelegte Charaktere und einen kräftigen<br />

Schuss Lokalkolorit.<br />

Claudia Rossbacher<br />

Steirerquell<br />

279 Seiten, Gmeiner-Verlag, ISBN 978-3-8392-2265-2,<br />

15 Euro (Taschenbuch), 11,99 Euro (eBook)<br />

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Böse<br />

liegt so nah? Auch wenn die Redewendung im<br />

Original anders lautet: Für den Freizeitführer<br />

“Mörderisches Oberhessen” trifft diese Variante<br />

zu. Die Idee des etwas anderen Freizeitführers<br />

ist unterhaltsam. Zunächst erwartet den Leser<br />

ein Krimi, der in der vorgestellten Region spielt,<br />

und im Anschluss liefert das Buch eine ganze<br />

Reihe an Ausflugstipps oder Hinweisen auf<br />

spannende Orte in der Umgebung, deren Besuch<br />

sich lohnt.<br />

Die elf Kurzkrimis in diesem Band der im Gmeiner<br />

Verlag erschienenen Reihe stammen von<br />

Krimiautor Bernd Köstering, der selbst in Gießen<br />

aufgewachsen ist und inzwischen fünf Krimis<br />

mit Privatermittler Hendrik Wilmut in der<br />

Hauptrolle veröffentlicht hat. In “Mörderisches<br />

Oberhessen” gehen die Leser gemeinsam mit<br />

Marburger Medizinstudenten auf eine mehr<br />

als schaurige Exkursion, die mitten in der Nacht<br />

einen gruseligen Fund ans Licht bringt. Ein anderes<br />

Mal nimmt Köstering die Leser mit nach<br />

Bad Nauheim, wo Elvis Presley seine Spuren hinterlassen<br />

hat. Natürlich spielt auch Gießen eine<br />

Rolle in den kurzen und sehr unterhaltsamen –<br />

und auch manchmal leisen – Geschichten.<br />

Nicht nur für Leser, die noch nie in Oberhessen<br />

waren, sind die Freizeittipps interessant. Auch<br />

einheimische Leser können ihre Heimat noch<br />

einmal von einer ganz anderen Seite kennenlernen.<br />

In der Reihe “Mörderische Freizeitführer” sind<br />

im Gmeiner Verlag bereits mehrere Bände erschienen.<br />

Wer möchte, kann von Sylt über<br />

Bonn, das Erzgebirge und die Eifel bis in die<br />

Steiermark auf kriminelle Entdeckungstouren<br />

gehen.<br />

Bernd Köstering<br />

“Mörderisches Oberhessen”,<br />

192 Seiten, Gmeiner Verlag, ISBN 978-3-8392-2063-4,<br />

9,99 Euro (Taschenbuch), 8,99 Euro (eBook)<br />

35


Das<br />

TOP<br />

Firmenevent<br />

zum<br />

Festpreis<br />

Essen &<br />

Getränke<br />

bis zum<br />

Abwinken!<br />

34.<br />

Oktoberfest<br />

IHR BETRIEBSFEST 2018<br />

Glashütte<br />

21.& 22.9.2018<br />

Die fetzige Trachtenparty für<br />

Firmenkunden zum kalkulierbaren<br />

Festpreis, jetzt schnell buchen!<br />

98.- Euro<br />

pro Person<br />

zzl.19% MwSt<br />

Endpreis 116,62<br />

Hotel Jagdhof Glashütte · Glashütter Straße 20 · 57334 Bad Laasphe · Tel. 02754 399-0 · Fax 02754 399-225<br />

r.dornhoefer@jagdhof-glashuette.de · www. jagdhof-glashuette.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!