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Für den Landkreis Marburg-Biedenkopf
life
Ausgabe Nr. 35 März/April 2018
DAS MAGAZIN
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Editorial
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
saftige Wiesen, frische Milch aus großen Milchkannen gießen und duftendes Heu im Stall verteilen: Wer heute
mit der Landwirtschaft seinen Lebensunterhalt bestreitet, wird angesichts dieser idyllischen Vorstellung des
Landlebens schmunzeln müssen. Der Strukturwandel macht auch vor landwirtschaftlichen Betrieben nicht
halt. Wie sich das auf den Arbeitsalltag auswirkt und welchen Herausforderungen sich die Landwirte von
heute stellen müssen, darüber berichten Heinz-Hermann Nau-Bingel, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes,
und Karin Lölkes, Vorsitzende des Kreisbauernverbands und Bäuerin in dieser Ausgabe (ab Seite 8).
Tierisch wird es auch ab Seite 28: mrlife-Autorin Ina Tannert hat die Samtpfoten im Katzenhaus des Tierheims
Cappel ganz genau unter die Lupe genommen. Lesen Sie selbst, dass Katzen nicht nur mit ihrer starken
Persönlichkeit überzeugen, sondern auch echte Charakterköpfe sind – jede auf ihre ganz eigene Weise.
Wussten Sie eigentlich, dass sich ganz in Ihrer Nähe ein Märchenschloss befindet? Die Rede ist von Schloss
Braunfels, das auch als „hessisches Neuschwanstein“ bezeichnet wird und über dem Kurort im Lahn-Dill-Kreis
thront. Das beeindruckende Gebäude, dessen bauliche Anfänge bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen, kann
in Teilen besichtigt werden – und im Anschluss lohnt sich ein kleiner Bummel durch die Altstadt.
Auf Elektrogeräte oder gar Smart-Home-Technologie mussten die Burgherren verzichten – im Gegensatz zu Ihnen.
mrlife-Autor Manfred Günther hat sich die Möglichkeiten eines intelligenten, vernetzten Zuhauses in der
Praxis angesehen. Lesen Sie seine Eindrücke ab Seite 14 und lernen Sie kleine, technische Helfer kennen, die
das Leben nicht nur angenehmer machen, sondern im Ernstfall sogar retten können.
Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre dieser Ausgabe und freue mich über Rückmeldungen, Anregungen
und Ideen.
Ileri Meier
Geschäftsführung
Impressum:
Herausgeber: Hitzeroth Druck+ Medien GmbH & Co.KG,
Franz-Tuczek-Weg 1, 35039 Marburg
Telefon: 06421/4090, Fax 06421/409155,
E Mail: redaktion@mrlife.de; www.mrlife.de
Geschäftsführung: Ileri Meier
Redaktion: Angela Heinemann
Produktion: Rainer Waldinger
Anzeigen: Roger Schneider
Druck: msi-media service international gmbh, Marburg
3
Inhaltsverzeichnis
Hier erhalten Sie das aktuelle
Im Überblick:
life
DAS MAGAZIN
Marburg • Aroma • Vila Vita Rosenpark • Optik Siebert • Semler • Bißtro
• Alex Lokomotive • Anwara • Ketzerbach 12 • Siebenkorn • Buchhandlung
Jakobi • Tabak Lesch • Einhorn Apotheke • Engel u. Völkers • Gartenlaube
• Kaffee Rösterei • Optiker Unkel • Eiscafe Venezia • Parfümerie
Gröbel • Bäckerei Müller • Philipps Apotheke • Buchhandlung Elwert
• Cafe Vetter • Kulturamt • Rathaus am Markt • Weinhandlung Keßler •
Optik Stoller • Gläser Schuhmode • Bäckerei Pfeiffer • Cafe am Markt •
Restaurant zur Sonne • Hostaria del Castello • Weinlädle • Ristorante Da
Nella • Buchhandlung a.Markt • Edlunds • Glaserei Werner • Pizza Tony
Barfüßerstraße • Restaurant Bückingsgarten • Physicum • Wein u. Käse •
Schlossberg Apotheke • Herzblut • Uhren Bladt • Claudia Preiss • Express
Reinigung • Siebenkorn • Optiker Scharf • KFZ • Peldszus Zweirad • Roter
Stern/Buchh. • Dr. Hermanns • Ahrens Kaufhaus • Vera Moda • Radwerk
• Cafe Goppion • Pfeffer & Salz • Friseur Motisi • Nero • ASK • Perspect •
Move • Freihube VOLVO • Cafe Klingelhöfer • Ars Vivendi • Auto Schubert •
Boese u. Born • HLT-Theater • Shell-Tankstelle, Gisselberger Straße • Praxis
GmbH • Tagesanlaufstelle • VFB Gaststätte • Jet Tankstelle, Gisselberger
Straße • Rehafit • Stadtwerke • Landratsamt • Lebenshilfe • Gärtner
Pötschke • Sparkasse Cappel • Sparkasse Landratsamt • tegut Cappel •
Briel/Heimtex • Amor & Stritzke • EDEKA/ ERNST REIN • Eriks Reisebüro •
Avia Tankstelle • Kamin Ofen Scheune • Ford Autozentrum • Sen. Heim St.
Jakob • Restaurant Kalimera • Restaurant Irodion • Restaurant Tandoori •
DRK, Deutschhausstraße • Restaurant Indiria • Sudhaus • K-Biesalski Haus
• Copy-Kurier • BIP • Caferösterei Il Gusto • Cineplex • Kunsthalle • GeWo-
Bau • MTM-Tourismus • Cafe Rosenpark • Hombergers • Tanzschule Seidel
• Güterbahnhof 12 • DAK, KrummbogenSiebenkorn • Café Satz, Gutenbergstraße
• Gnau Renault • Schwarz Automobile (VW) • FKR • Schwitalla
Citroen • Ringfoto Wehrda • Kaphingst • Mega Optic • AWO • Apotheke
Richtsberg • Restaurant Debelius • Aquamar • Archivschule Bismarckstraße
• Stadtbücherei Ketzerbach • Eiscafé Capri, Schützenstraße
Schäfers Backstuben in Marburg:
Weintrautstraße; Schwanallee; Erlenring;
Lahncenter; tegut Wehrda, tegut Cappel
Amöneburg • Brücker Mühle • Rathaus • Gasthaus Weber Biedenkopf
• Eiscafé Fantastico • DRK-Krankenhaus • Rathaus • Schäfers Backstuben
Hauptgeschäft • Sanitätshaus Kaphingst • Parkhotel • Pizzeria Hospitalstraße
Elnhausen • Gasthaus Zum Alten Schneider • Frischemarkt Piskin
Frankenberg • Buchhandlung Jacobi, Fußgängerzone Bad Endbach •
Lahn-Dill-Bergland Therme Cappel • Hotel-Restaurant Carle
Cölbe • Bäckerei Müller • Metzgerei Lauer • Restaurant Culina • Gemeindeverwaltung
• Golfplatz Bernsdorf • ARAL Cölbe • Freie Tanke Cölbe •
Seniorenheim Cölbe Dagobertshausen • Waldschlösschen Ebsdorfergrund
• Gemeindeverwaltung • Hallenbad • Bio Supermarkt • Poststelle
• Apotheke Gemünden • Natur- und Design-Markt Struthweg/Industriegebiet
• Gasthaus Alter Bahnhof • Gasthaus Sargel • Rathaus Gießen
• Schäfers Backstuben REWE und Neustadt Gisselberg• Gasthof Grebe
Gladenbach • Apotheke Baum • Haus des Gastes • Freizeitbad Nautilust •
Bellersheim • Uhren Bladt • China-Restaurant Petersburg • Wasserbetten
di Lombardo Großseelheim • Bäckerei Carle • Metzgerei Stei
Kirchhain • Café Noll • Tabac Hoos • Blumen Kaufmann • Bäckerei Althainz
• Metzgerei Römer • Bäckerei Möller • Bäckerei Schubert • Bäckerei
Viehmeier • Rathaus • Bäckerei Jungclas • Ärztezentrum • Tankstelle
Rabeneck • Metzgerei Heinen • Gasthaus zur Sonne
Niederklein • Schützenhaus Niederweimar • Gemeinde N-Weimar •
Radio Moik • Sparkasse N-Weimar • Tec Motors • Foto Kul Neustadt •
Rathaus • Tabakwaren Willi Baum • Metzgerei Tittl • Bäckerei & Konditorei
Schmidt Wallau • Ristorante Milano Stadtallendorf • Autohaus Masuch
• Schreibwaren am Bahnhof • Metzgerei Euen • Restaurant Akropolis
• Dewener • Metzgerei Rückert • Rathaus • Freie Tankstelle • Esso Tankstelle
• Bärenhof
Marburg
7 DIE BESTEN FÜR UNSER FACH
Ein Kommentar zum Medizin-Numerus Clausus
20 REISEN IN DIE KONFLIKTGEBIETE
Völkerrechtler Sven Simon
kennt auch die Praxis
28 MAROTTEN WIE MENSCHEN
Auch Katzen können geschwätzig sein
Stadt und Land
8 DIENST AM LANDWIRT
Kreisbauernverband informiert und berät
9 HÖFESTERBEN – UND DANN?
Interview mit Karin Lölkes
10 AUFSTEHEN KURZ NACH 5
Ein Leben für 360 Kühe
13 STADTAUSFLUG BRAUNFELS
Unterwegs mit Dr. Lutz Münzer
16 BLUMENPFLÜCKEN IM WALD
Farbenfrohe Vegetation unter Buchen
22 SPORT UND GESELLSCHAFT
Ohne Ehrenamtler läuft nichts –
auch beim TSV in Stadtallendorf
30 NICHT NUR ESSENSAUSGABE
Kindertafel Stadtallendorf ist
auch Kommunikationspunkt
32 ENERGIE WIE EIN KRAFTWERK
Andreas Schulz seit 25 Jahren
Bürgermeister im Ebsdorfergrund
34 LANGE NICHTS GEHÖRT – von Winfried Carle,
Münchhausens Altbürgermeister
Kultur
5 HINTER DER BÜHNE
Garderobengespräch beim Phantom der Oper
12 MALER GESUCHT
Wer schuf die Marburg-Aquarelle?
35 GUT GEGRUSELT Tipps für Krimi-Fans
Gesundheit
6 SPRECHSTUNDE MOOSDORF
Schwächelndes Herz – und wie man damit umgeht
26 GANZ OHNE GEBÜHREN
Krebsberatung ohne Geld und Versichertenkarte
Wirtschaft
14 UNBESORGT AUS DEM HAUS
Technik wacht über Herd & Co.
24 MIT DEM LANZ DURCH DEN GARTEN
Maschinenmodelle für die Industrie
Essen und Trinken
18 GENUSS MIT GEWISSEN
Fair gehandelte Getränke im Gladenbacher Café Fair
4
Stadt & Land
Mit 3-D-Animation
und historischen
Kostümen scheinbar
mitten im Pariser
Opernhaus: Die Aufführung
des „Phantoms
der Oper“ in Marburg.
Vom Spiel mit dem Publikum
Hinter der Bühne in der Marburger Stadthalle: Garderobengespräch
mit Deborah Sasson, Jochen Sautter und Axel Olzinger
von Manfred Günther
Während der beiden Akte nehmen sie das Publikum
mit in den prunkvollen Saal des Pariser Opernhauses
oder tief hinunter in die unheimlichen Katakomben –
mit Hilfe eines raffinierten 3-D-Bühnenbildes, das Foto
aus den Originalschauplätzen ins Spiel projiziert.
Während der Pause gewähren sie Zutritt in die Garderoben
des Erwin-Piscator-Hauses: Deborah Sasson, die
die Romanvorlage von Gaston Leroux zu einem eigenen
Musical verarbeitet hat und selbst die weibliche Hauptrolle
singt, Co-Autor Jochen Sautter, der den Grafen Raoul
darstellt, und das „Phantom“ Axel Ozinger – nun
kurz einmal ohne Maske.
Fast tägliche Aufführungen stehen in diesen Tourneetagen
auf dem Programm – vom Gewandhaus in Leipzig
oder der Philharmonie in München bis hin zur Marburger
Stadthalle oder das Theater an der Ilmenau in
Uelzen. Was sie motiviert, seit 2010 ihre Fassung des
„Phantoms der Oper“ aufzuführen? „Das Spiel mit und
für das Publikum – ob vor ausverkauftem Haus oder
halbleeren Rängen, jedes Publikum hat eine perfekte
Vorstellung verdient und das motiviert uns für jede
neue Aufführung“, betont Ozinger. „Und dabei ist
es uns wichtig, das Publikum mit in die Originalschauplätze
zu nehmen“, begründet Sasson das außergewöhnliche
Bühnenbild ihres Werkes, das anders als die
vor 30 Jahren uraufgeführte Version von Andrew Lloyd
Webber eine Hommage an den Originalroman „Le
Fantôme de l’Opéra“ von Gaston Leroux aus dem Jahr
1911 darstellt. „Bewusst sehr nahe an der Buchvorlage
gehalten, aber als Gegengewicht zu der sehr dunklen
Seite der Geschichte die humorvolle Seite betonend.“
Ein Bühnenbild, das zwar aufgrund der 3-D-Animation
sehr flexibel sei, „aber auf jeder neuen Bühne eine
Herausforderung darstellt“, wie Sautter berichtet. In
Marburg zum Beispiel mussten Treppenelemente auf
dem Tour-Lkw bleiben. Dafür sei die Platzierung des
18-köpfigen Orchesters direkt vor den Publikum-Reihen
hier etwas Besonderes.
Literatur im Frühling – Literaturfrühling
Foto: Manfred Günther
Mit dem erstmals organisierten „Literaturfrühling“
setzt der Landkreis Marburg-Biedenkopf im
März einen neuen kulturellen Akzent. Vom 14. bis
zum 23. März finden Lesungen an außergewöhnlichen
Orten und in besonderem Ambiente statt.
Namhafte Autorinnen und Autoren lesen in der Tapetenfabrik
in Kirchhain (Gaby Hauptmann), in der Alten
Kirche in Wommelshausen (Andreas Izquierdo),
in der Alten Kirche in Niederweimar (Brigitte Glaser),
im Trauzimmer des Rathauses in Neustadt (Elke Pistor)
und in der Galerie im Glashaus in Rauschenberg
(Sven Stricker). Mehr auf www.marburg-biedenkopf.de
5
Gesundheit
Sprechstunde Moosdorf
Wenn das Herz
schwächelt
Fällt es schwer, längere Treppen zu steigen? Bringt
ein mittellanger Spaziergang Müdigkeit und nicht
Erfrischung und Erholung? Überhaupt: Fühlen Sie
sich häufig lustlos und müde?
Was liegt hier vor? Was ist zu tun?
Wenn Untersuchungen und EKG beim Hausarzt keinen Aufschluss
über eine besondere Erkrankung geben, ist eine weitergehende
Untersuchung bei einem Herzspezialisten zu empfehlen.
Eine Ultraschalluntersuchung lässt erkennen, ob eine Herzschwäche
vorliegt und ob es eine systolische oder diastolische
Schwäche ist.
Wenn die Ursachen für die Herzschwäche so nicht erkennbar
und behebbar sind, sind zunächst medikamentöse Behandlungen
zur Entlastung und Kräftigung des Herzmuskels das
Mittel der Wahl. Dazu gehören natürlich auch Hinweise zur
allgemeinen Lebensführung, die in vielen Fällen einen entscheidenden
Anteil an der Genesung haben. Es nützt das beste
Medikament nichts, wenn Fehlernährung und Suchtmittel wie
Alkohol und Rauchen das Herz belasten.
Wenn weder durch Medikamente und Lebensumstellung noch
durch Operationen das Herz ein lebenswertes Leben mehr ermöglicht,
besteht die Möglichkeit, es durch ein Spenderherz
zu ersetzen. Das ist mittlerweile eine gängige und vielversprechende
Operation, die allerdings durch die begrenzte Zahl von
Spenderorganen oft nicht rechtzeitig möglich ist. In Deutschland
werden pro Jahr etwa 300 Menschen mit einem Spenderherz
versorgt. Sie haben anschließend eine gute Prognose über
zehn bis zwanzig Jahre bei hoher Lebensqualität.
Systolische Herzinsuffizienz:
Bei dieser Erkrankung wird das Blut nicht kräftig genug durch
den Herzmuskel in den Körper gepumpt. Folgen sind schnelle
Ermüdung nach geringen Belastungen und Atemnot. Auch
Husten und rasselnde Atemgeräusche können auf Wasseransammlungen
in der Lunge hinweisen.
Diastolische Herzinsuffizienz:
Diese weist darauf hin, dass entweder der Herzmuskel weniger
elastisch – steifer – geworden ist und sich nicht mehr so
ausdehnen kann, dass genug Blut in die Herzkammern gelangt
oder dass die Ausdehnung des Herzens in der Diastole durch
einen verdickten engen Herzbeutel behindert wird. Verantwortlich
hierfür können durchgemachte Entzündungen, also
auch eine Grippe sein ebenso wie Tumormetastasen. Der Herzbeutel
kann sogar fest mit der Herzoberfläche verwachsen und
verkalken (Panzerherz).
Grundsätzlich gilt: Wenn eine Ursache für die Herzschwäche
erkennbar ist, ist sie zu beseitigen. Mangelnde Durchblutung
der Herzkranzgefäße wird durch Erweiterung der Gefäße
(Stent) oder durch Umgehung verschlossener Gefäße (Bypass)
behoben. Erkrankte Herzklappen werden operativ korrigiert
oder durch künstliche Herzklappen ersetzt. Für das Legen von
Bypässen muss meist der Brustkorb vorn geöffnet werden; die
anderen Eingriffe sind in vielen Fällen auch minimalinvasiv
möglich.
Kunstherzen als Herzunterstützungssysteme sind keine Seltenheit mehr. Auf
der Abbildung ist ein vielfach implantiertes System für Kinder zu sehen, das
ein Berliner Unternehmen fertigt. Lieferanten von Kunstherzen für Erwachsene
kommen häufig aus den USA.
Eine weitere Alternative, falls eine Transplantation nicht in
Frage kommt, ist die Unterstützung des leistungsschwachen
Herzens durch ein sogenanntes Kunstherz. Das ist eine weniger
als faustgroße Pumpe, die in den Brustkorb eingesetzt
wird. Über ein Kabel wird diese Pumpe an Batterien und eine
Steuereinheit angeschlossen. Diese technische Ausrüstung
kann man mit einem Gürtel am Körper tragen, was zu einer erheblichen
Verbesserung der Lebensqualität führt.
Wer wegen Herzschwäche lange im Bett gelegen hat, wird es
schätzen, wieder mit Dackel Waldi um den Block gehen zu
können. Denn das ist auch ein wichtiges Ziel aller ärztlichen
Bemühungen: Die Zeit, die erkrankte Menschen haben, mit Leben
zu füllen. Nicht nur, das Leben auf endlose Jahre auszudehnen.
Und es geht nicht darum, aus einem Herzkranken einen
Leistungssportler zu machen. Mit Waldi ums Haus, das
ist das Ziel.
6
Gesundheit
Medizin studieren - ein Kommentar
Rainer Moosdorf hat als Herzchirurg
viele tausend Herzen operiert. Nun
wird er aus dem Ruhestand heraus
regelmäßig für die mrlife-Leser
schreiben.
unterschiedliche Schwerpunktsetzungen der einzelnen Fakultäten
zuzulassen. Empathie als eine wichtige Eigenschaft
für den Arztberuf kann man nicht mit standardisierten Fragen
ermitteln. Dafür bedarf es eines persönlichen Gesprächs. Und
auch andere für den Arztberuf günstige Eigenschaften sind
nur auf diesem Wege zu ermitteln.
Natürlich kommen mit solchen Gesprächen zusätzliche Belastungen
auf die Hochschullehrer zu. Aber auch bei mindestens
zwei Prüfern und bei Beteiligung aller verfügbaren Hochschullehrer
und auch Emeriti ist diese Aufgabe zu bewältigen
und wir sollten diesen zusätzlichen Aufwand angehen, um die
Chance zu nutzen, die Besten für unser Fach anzuwerben.
Numerus clausus ade? Auch Auswahlgespräche
ermöglichen zügigen Studienzugang
Prof. Dr. Rainer Moosdorf
(bis 2017 Ordinarius für Herzchirurgie)
Fotos: Günter Gleim, Rainer Moosdorf
Die Richter des Bundesverfassungsgerichts haben den Numerus
clausus in seiner jetzigen Form als teilweise verfassungswidrig
erklärt und Veränderungen des Verfahrens angemahnt:
Dass die Abiturnoten zwischen unterschiedlichen Bundesländern
nicht zwanglos vergleichbar sind, ist keine neue Erkenntnis
und zu Recht mahnen die Richter eine Vereinheitlichung
der Anforderungen über Ländergrenzen hinweg an.
Ebenso ist es nachvollziehbar, dass die Richter eine Verkürzung
der Wartefristen anmahnen, ist doch schon lange bekannt,
dass Lernfähigkeit und Kreativität mit dem Alter abnehmen
und dass unser ärztlicher Nachwuchs oft viele Jahre
in Warteschleifen vergeudet.
Dementsprechend sind Praktika und berufliche Vorbildungen
in Pflegeberufen positiv zu berücksichtigen, da sie zu nutzbaren
Vorkenntnissen führen, aber man muss auch vermeiden,
dass dadurch grundsätzlich der Studienbeginn hinausgezögert
wird.
Es gibt heute schon die Möglichkeit, 60 Prozent der Medizinstudenten
nach Auswahlgesprächen zuzulassen. Das ist neben
der Berücksichtigung von Abiturnoten und Wartezeiten
eine wirksame Möglichkeit, einen zeitnahen Studienbeginn
zu erlauben. Diese Option wird zu wenig genutzt. Einerseits
aus Angst vor juristischer Anfechtbarkeit individueller Auswahlgespräche.
Andererseits erfordern diese einen erheblichen
Zeit- und Personalaufwand.
Die Verfassungsrichter geben uns nun die Durchführung solcher
Auswahlgespräche „in strukturierter und standardisierter
Form“ auf und hier beginnt meine Kritik. Natürlich müssen
derartige Gespräche eine gewisse Form und Struktur haben,
sie bundesweit zu standardisieren nimmt uns aber wieder die
Möglichkeit, individuell auf die speziellen Eigenschaften der
Bewerberinnen und Bewerber einzugehen und dabei auch
7
Aus dem Landkreis
Dienstleister und
Interessenvertretung
Kreisbauernverband bietet Mitgliedern
Informationen und Beratung
von Norbert Wiedemer
Während es in den ersten beiden Dritteln des 19. Jahrhunderts
schon Interessenvertretungen der Industrie und des
Handwerks gab, entwickelten sich Zusammenschlüsse der
Landwirte nur langsam. Obwohl sie zu dieser Zeit den wichtigsten
Wirtschaftszweig bildeten, entstanden erst spät
Landwirtschaftliche Vereine, die zumeist mit den
staatlichen Agrarverwaltungen verflochten
waren. Erst zur Jahrhundertwende hin kam
es zu einem größeren landwirtschaftlichen
Vereinswesen und einer mitgliederstarken
Bauernvereinsbewegung. Beide nahmen
jedoch keine politische Interessenvertretung
wahr. 1907 waren immerhin 350.000
Mitglieder in Bauernvereinen organisiert. Als
Pressure Group gewann jedoch mehr und mehr
der Bund der Landwirte (BdL) Einfluss. Ihm gelang
es zeitweise, zahlreiche Abgeordnete auf
seine Ziele zu verpflichten. Der Reichslandbund
als bedeutende Interessenvertretung in der Weimarer Republik
wurde gemeinsam mit anderen Vereinigungen später
im Nationalsozialismus „gleichgeschaltet“.
Nach dem 2.Weltkrieg gründete sich der Deutsche Bauernverband
(DBV), der heute seinen Sitz in Berlin hat. Mitglie-
8
Heinz-Hermann Nau-Bingel
leitet die Geschäftsstelle.
der sind die jeweiligen Landesverbände.
Einmal im Jahr gibt der DBV einen
Situationsbericht zur wirtschaftlichen
Entwicklung der Landwirtschaft heraus.
Er ist außerdem ideeller Träger
der Internationalen Grünen Woche in
Berlin. Im Hessischen Landesverband
sind 18 Kreis- und Regionalverbände
organisiert. Über die Kreisverbände
und die Kreisgeschäftsstellen bietet
der Bauernverband seinen Mitgliedern
ein attraktives Dienstleistungsangebot.
Dem Kreisverband Marburg-Kirchhain-Biedenkopf,
der 1992 aus den
Verbänden der ehemaligen Kreise fusioniert
wurde, gehören 2.000 Mitglieder
an. Er hat seinen Sitz in Marburg
(Rollwiesenweg). Den ehrenamtlichen
Vorstand bilden Karin Lölkes (Simtshausen)
als Vorsitzende, ihre Stellvertreter
Erwin Boland (Himmelsberg)
und Günter Kraft (Reimershausen) sowie
bis zu zwölf weitere gewählte Mitglieder.
Dem Geschäftsführer Heinz-Hermann Nau-Bingel stehen
vier Mitarbeiter in Voll- bzw. Teilzeit zur Seite. Die Mitgliedsbetriebe
können ein umfangreiches Beratungs- und Betreuungsangebot
nutzen. Bedarf besteht häufig in rechtlicher
Hinsicht bei Pacht- und Übergabeverträgen, Vertrags- und
Testamentsgestaltungen sowie dem gesamten öffentlichen
Recht. Die Geschäftsstelle hilft jedoch auch bei Steuerthemen
und der Erstellung von Steuererklärungen, bei
Betriebsaufgaben, Gebäude- und Grundstücksangelegenheiten.
Sie fungiert außerdem als
Anlaufstelle für Fragen der landwirtschaftlichen
Kranken- und Rentenversicherung,
der Pflegekasse und der Berufsgenossenschaft.
Beratung gibt es unter anderem bei
der Agrarförderung, Bauanträgen, Straßenbaumaßnahmen
oder Gesprächen mit Behörden.
Doch auch Information und Weiterbildung ist
ein Schwerpunkt im Portfolio des KBV. So erhalten
die Mitglieder Rundschreiben zu aktuellen
Themen der Landwirtschaft. Gemeinsam
mit dem Fachbereich Ländlicher Raum, den Junglandwirten
oder den Kreisvereinen werden zum Beispiel Veranstaltungen
zur Düngeverordnung, zum Anbau und Pflanzenschutz,
zum Klimaschutz oder zur Entwicklung der Getreidemärkte
angeboten.
Aus dem Landkreis
„Der Strukturwandel in der Landwirtschaft
wird sich fortsetzen“
Die Vorsitzende des
Kreisbauernverbandes,
Karin Lölkes, im
mrlife-Interview
Fotos: KBV; Norbert Wiedemer
mrlife: Die Landwirtschaft befindet
sich seit Jahren im Umbruch. Die
Anzahl der hauptberuflich geführten
Höfe nimmt kontinuierlich ab.
Im Landkreis gibt es derzeit nur noch etwa 1.500 Betriebe
insgesamt, davon ungefähr 300 als Haupterwerb. Wie
sehen Sie die weitere Entwicklung?
Die Anzahl der Betriebe wird weiter sinken. Heute gibt es
im Landkreis 140 Milchviehbetriebe, 1984 waren es noch
2.500. Der Strukturwandel wird sich also fortsetzen. Viele
Politiker bekunden, den ländlichen Raum zu stützen, aber
die Rahmenbedingungen wie Weltmarktpreise und Auflagen,
die mit Kosten verbunden sind, tragen zum Rückgang
bei. Nur die größeren Betriebe sind überlebensfähig. Leider
gilt das Prinzip „wachsen oder weichen“. Eigentlich sollte
man für möglichst viele Landwirte ein auskömmliches Einkommen
ermöglichen.
mrlife: Die politischen Entscheidungen, die die Landwirte
betreffen, werden zum großen Teil in Brüssel getroffen.
Welche Maßnahmen erwarten Sie von der Politik, um
die Situation der Bauern zu verbessern?
Der Berufsstand erwartet, dass die EU-Gesetze nicht noch
durch nationale Auflagen erweitert werden. So ist zum Beispiel
der Einsatz von bestimmten Pflanzenschutzmitteln in
anderen Ländern erlaubt, hier aber nicht. Das wirkt sich auf
die Preise aus.
mrlife: Ein ehemaliger Kreispolitiker vertrat einmal die
These „Lehrer und Landwirte klagen auf besonders hohem
Niveau“. Was können die Bauern und ihre Verbände
selbst ändern und wo wäre eine selbstkritische Betrachtung
der Materie hilfreich?
Nicht alle jammern. Die Erlöse sind jedoch gesunken. Wer
nur von der landwirtschaftlichen Produktion lebt, hat häufig
Schwierigkeiten, wie in den letzten Jahren die Milchproduzenten.
Dieses Manko konnte jedoch teilweise durch Un-
terstützung aufgefangen werden. Der
Verdienst entspricht nicht immer der
Leistung und der Ausbildung. Doch
eigentlich hat unser Beruf auch schöne
Seiten. Wir arbeiten in der Natur, sehen wie Pflanzen
und Tiere gedeihen, haben aber auch mit Technik zu tun
und leben mit den Jahreszeiten.
mrlife: Themen wie „Massentierhaltung“, Pflanzenschutzmaßnahmen
(Glyphosat) oder die Düngung der
Flächen (Nitratwerte) sorgen in der Öffentlichkeit für
kritische Bewertungen. Ist das nur ein falsches öffentliches
Bild oder ist hier Kritik berechtigt?
In den modernen Ställen von heute wird in der Regel auf
die Bedürfnisse der Tiere eingegangen. Sie haben genug Bewegungsmöglichkeiten,
große Fress- und Liegeplätze. Nur
ein Tier, das gute Bedingungen hat, kann gut produzieren.
Natürlich gibt es schwarze Schafe, die der Branche schaden.
Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wird kontrolliert.
Die Landwirte sind angehalten, mit Düngemitteln vernünftig
umzugehen. Die Kollegen müssen Bodenproben zur
Überprüfung geben und bei der Ausbringung von Dünger
bestimmte Fristen einhalten.
mrlife: Ökologische und konventionelle Landwirtschaft,
aber auch industrielle Landwirtschaft auf der einen sowie
kleine und mittlere Betriebe auf der anderen Seite
werden häufig in Gegnerschaft wahrgenommen. Können
diese Bereiche nebeneinander existieren oder müssen
bestimmte Produktionsformen besonders gefördert werden?
Sie können und müssen nebeneinander existieren, weil
sonst nicht mehr alle Flächen bewirtschaftet werden können.
Klar ist, dass es Preisunterschiede gibt, die im Verbraucherinteresse
jedoch nachvollziehbar sind.
mrlife: Über 50 Jahre war der Bauernverband die alleinige
Berufsvertretung der Landwirtschaft. Im Zusammenhang
9
Aus dem Landkreis
mit den Milchkrisen kam es zur Gründung des Bundesverbandes
deutscher Milchviehhalter. Hauptkritikpunkt
war, dass der Bauernverband die Milchviehbetriebe ungenügend
vertritt und auf eine falsche Wachstumsstrategie
setzt. Gibt es diese Debatte immer noch und wie ist
das Verhältnis heute?
Mein Vorgänger Erwin Koch und ich selbst haben uns um
ein gutes Miteinander von BDM und Bauernverband bemüht.
So haben wir auf Kreisebene eine gemeinsame Resolution
verabschiedet, die anstrebt, dass die europäische
Monitoringstelle in Zeiten, in denen es eine Überproduktion
gibt, eine Mengensteuerung vornehmen kann.
mrlife: Welche Wünsche und Forderungen hat der Kreisbauernverband
aktuell an die Vertreter der Kommunalpolitik?
Die Kommunen sollten, was den Einsatz von Glyphosat angeht,
keine Auflagen erteilen, solange das Mittel noch erlaubt
ist. Außerdem sollten sie sich weiter um eine gute
Feldwegeerhaltung bemühen.
mrlife: Der Kreisbauernverband Kirchhain-Marburg-Biedenkopf
ist deckungsgleich mit dem politischen Kreis.
Ist diese Einheit weiter sinnvoll oder ist aus finanziellen
oder anderen Gründen mittel- oder langfristig der Zusammenschluss
zu größeren Einheiten denkbar?
Diese Konstellation kann sich irgendwann einmal ergeben.
Doch aktuell besteht dafür absolut keine Notwendigkeit.
Der Kreisverband steht auf gesunden Füßen und die Nähe
zu den Mitgliedern ist von großem Vorteil.
Nachwuchs auf dem Bauernhof: Neugierig blicken die kleinen Kälbchen in die Welt.
Karin Lölkes aus Simtshausen:
Milchwirtschaft
trifft Ehrenamt
von Norbert Wiedemer
Der Wecker klingelt kurz nach 5 Uhr morgens. Ein starker
Kaffee mit den Mitarbeitern weckt die Lebensgeister. Gegen
6 Uhr geht es in den Stall. In zwei Gruppen beginnt
die Frühschicht. Karin Lölkes und zwei Teammitglieder haben
das Melken und die Versorgung der Kälbchen mit Milch
der „Kannenkühe“ übernommen. Die 56-Jährige betreibt
gemeinsam mit ihrem Sohn Martin in Simtshausen einen
Milchviehbetrieb. 180 Kühe wollen ihre Milch loswerden,
180 weitere Tiere, die „abkalben“, bedürfen ebenfalls fachgerechter
Betreuung. Für alle muss das Futter bereitgestellt
werden, eine Aufgabe, die der junge studierte Agrarwirt
mit seiner Lebensgefährtin und einem Beschäftigten übernimmt.
Zu seinem Arbeitsgebiet zählt auch die Bedienung
der Biogasanlage, die als zweites Standbein des kleinen
landwirtschaftlichen Unternehmens für Diversifikation und
zusätzliche Einnahmen sorgt. Dreieinhalb Stunden dauert
das Melkprozedere am Morgen. Danach ist erst einmal ein
kräftiges Frühstück für die gesamte Crew angesagt. „Familie
und Mitarbeiter haben einen gemeinsamen Tagesablauf“,
sagt Karin Lölkes. Sie ist voll des Lobes für ihre „Angestellten“
und betont die familiäre Atmosphäre, die die gemeinsame
Tätigkeit prägt.
Während die Belegschaft danach erneut zur Stallarbeit aufbricht
– jetzt sind wieder Füttern, das Verteilen von Streu
oder Ausmisten angesagt und von November bis März auch
typische Winterarbeiten wie das Reinigen von Maschinen
und der Umbau der Boxen – bereitet die gelernte Hauswirtschafterin
das Mittagessen vor. Der Nachmittag gehört der
Buchhaltung. Die dynamische Powerfrau kümmert sich um
die Finanzbuchhaltung und die Milchablieferung. Jeden 2.
Tag fährt der Milchwagen einer Molkerei aus Rheinland-
Pfalz auf dem Hof vor und nimmt etwa 10.000 Liter Milch
mit. „Eine gute Milchkuh liefert bei zwei Melkdurchgängen
insgesamt 33 Liter pro Tag“, sagt Lölkes, die nebenbei auch
züchterisch tätig ist. Wichtig ist für sie die stetige Verbesserung
des Futters und die genaue Beobachtung der Tiere. Das
10
Aus dem Landkreis
Karin Lölkes hat sich in ihrem landwirtschaftlichen Betrieb der Milchwirtschaft
verschrieben.
life
DAS MAGAZIN
erscheint am:
11. Juni 2018
abendliche Melken „schwänzt“ sie ab und an. Dafür leistet
sie alle 14 Tage Sonntagsdienst.
Der Tag ist eigentlich ausgefüllt. Die umtriebige Bäuerin hat
jedoch immer noch Zeit für ehrenamtliches Engagement.
Seit drei Jahren ist sie Vorsitzende des Kreisbauernverbandes
– damals als erste Frau in Hessen. Das Amt der Vorsitzenden
des Landfrauenvereins Simtshausen hat sie von
ihrer Mutter übernommen. Doch damit nicht genug: Seit
20 Jahren ist sie in der Kreispolitik aktiv, zuerst im Kreistag,
jetzt im Kreisausschuss. Darüber hinaus mischte sie in
Münchhausen 23 Jahre in der Gemeindepolitik mit. Ihre Tage
absolviert sie also nicht nur in Gummistiefeln. Als KBV-
Vorsitzende beschäftigt sie auch die Landwirtschaftspolitik,
sei es beim Deutschen Bauerntag oder als Lobbyistin
im hessischen oder im nationalen Landwirtschaftsministerium.
Besonders spannend findet sie Informationsbesuche
bei verschiedenen Unternehmen, die sie als Mitglied diverser
CDU-Arbeitskreise wahrnimmt: „Da kann man den Horizont
ganz schön erweitern.“
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Fotos: Norbert Wiedemer
Die Biogasanlage ist das zweite wirtschaftliche Standbein auf dem Hof
der Fam. Lölkes
11
Kultur
Zweimal Marburg in duftigem Grün
von Karl Hermann Völker
Ein einsamer Angler an der Lahn, im Hintergrund klein
die Weidenhäuser Brücke, darüber thront die alte Universität.
Daneben ein Blick aufs Schloss über dichtem Wald
– zweimal Marburg in duftigem Grün, unverbaut, keine
Giebel, keine Dächer. In meinem Wohnzimmer hängen die
beiden Aquarelle, die eine „Gräfin Soden“, so die Signatur,
in den 1920er-Jahren in Marburg gemalt hat. Die beiden
Bilder sind Erbstücke meines Vaters, der in dieser Zeit in
Marburg Theologie studiert hat, unter anderem bei Rudolf
Bultmann und Hans von Soden.
Wer hat die beiden frühlingsfrischen Aquarelle gemalt,
wer war diese Gräfin von Soden? War es die zweite Frau
des Hans Freiherrn von Soden, die er als Hedwig von Möller
1920 nach dem frühen Tod seiner ersten Frau geheiratet
hat? Hans von Soden lehrte ab 1924 an der Philipps-Universität,
war 1927/28 ihr Rektor und stritt später als führender
Kopf der Bekennenden Kirche gegen den Ungeist des
Nationalsozialismus. Gibt es vielleicht in Marburg noch
mehr Bilder aus dem Nachlass dieser Gräfin von Soden?
Alle Nachforschungen waren bisher vergeblich – vielleicht
können die Leser von mrlife hier einen Tipp geben.
Auflösung Rätsel aus mrlife Nr. 34:
Die Eichen, nach denen wir in der vorigen Ausgabe
gefragt haben, heißen „Drei Kaiser-Eichen“ und stehen im
Marburger Schlosspark. Von den Einsendern der richtigen
Lösung haben gewonnen: Yvonne Polivka, Marburg und
Johannes Pausch, Cölbe. Die Gewinner erhalten je einen
Verzehrgutschein von 40 € für das Hotel-Restaurant Dammühle
in Marburg-Wehrshausen. Die Gutscheine gehen
den Gewinnern direkt zu.
Foto: Karl Hermann Völker
12
Stadtausflug Braunfels
Schloss Braunfels –
Hessens Neuschwanstein
von Dr. Lutz Münzer
Fotos: Dr. Lutz Münzer
Als hessische Variante von Schloss Neuschwanstein gilt
Schloss Braunfels. Im Unterschied zum bayrischen Schloss
handelt es sich hier aber um eine geschickte Mischung
zwischen mittelalterlichem sowie frühneuzeitlichem Original
und historistischen Zutaten des späten 19. Jahrhunderts.
Die Edelherren von Solms, seit 1223 als Grafen bezeichnet,
bauten seit der Mitte des 13. Jahrhunderts einen wohl
schon vorhandenen Wartturm zunächst zu einer Burg aus.
Im späten 17. und im 18. Jahrhundert fand ein Umbau zum
Barockschloss statt. Um 1845 kam es zu ersten historistischen
Veränderungen, eine völlige Umgestaltung erfolgte
in den Jahren 1881 bis 1885. Insbesondere wandelte sich
die „Turmlandschaft“: Zwei neue Türme entstanden – der
Hauptturm, auch „Neuer Bergfried“ genannt, und der Georgsturm
an der Südecke des Westflügels. Passend umgestaltet
wurden der aus dem Mittelalter stammende Friedrichsturm
im Norden sowie im Osten der Bergfried. Heute
beherbergt das Schloss, neben Wohnungen, die fürstlichen
Sammlungen – 1742 sind die Grafen in den Fürstenstand
erhoben worden – das Archiv und ein Museum.
Zur Burg gehörten Burgmannen – und diese siedelten
sich am Fuße der Festung an, bildeten den Ansatzpunkt
der Entwicklung einer Stadt, die allerdings erst ab 1645
als solche anerkannt war. Nur zwei kurze Straßen, Belzgasse
und Schütt, umfasst der älteste Stadtteil. Der Zugang
zu ihm erfolgt durch drei Tore, das Vorderste oder Unterste
Tor und den Doppelbau des Oberen Tores, alle Teile von
Befestigungsringen. Ins Schloss selbst geht es übrigens
durchs Eiserne Tor, auf dem die Schlosskirche errichtet
ist. Das Unterste Tor begrenzt den viereckigen Marktplatz,
Zentrum der eigentlichen Altstadt und umsäumt von traufständigen
Fachwerkhäusern, meist errichtet nach 1679. Damals
vernichtete ein Brand den größten Teil der Stadt.
Abgerundet wird das Ensemble von Fürstensitz und Residenzstädtchen
durch den ausgedehnten, am Fuß des
Schlosses gelegenen Kurpark mit prächtigen Kastanien sowie
die unterhalb davon im Tal des Iserbaches anzutreffende
reizvolle Teichlandschaft neben der Obermühle. Diese
wieder enthält das Stadtmuseum.
Einkaufsstadt ist Braunfels nicht, wohl aber Kurort und
bietet als solcher ansprechende Einkehrmöglichkeiten,
zum Teil direkt am Marktplatz, darunter auch ein italienisches
Eiscafé.
Braunfels liegt etwa 15 Kilometer westlich von Wetzlar,
aber nicht im Lahntal, sondern vier Kilometer südlich davon.
Ein Abstecher vom Lahntalradweg führt zur Stadt.
Etwa eine
Stunde bea
n s p r uc ht
die Wanderung
nach
B r a u n f e l s
auf markierten
Wegen,
meist durch
L aubwa ld,
vom Bahnhof
Leun/
B r a u n f e l s Einkehren im historischen Teil von Braunfels. Die Stadt
der Lahntalbahn.
ist auch Kurort – mit entsprechenden Angeboten.
13
Wirtschaft
Immer wieder müssen Bügeleisen
und Herdplatte herhalten
Smart Home am Beispiel in Weiterstadt: Daten werden innerhalb
der Wohnung verarbeitet – keine Cloud, kein externer Server
von Manfred Günther
Ob Bügeleisen oder Herdplatte: Sie – oder vielmehr das Vergessen
des Ausschaltens dieser Geräte – dienen immer noch
und immer wieder als Beispiel dafür, wenn es darum geht,
beispielhaft das Thema Sicherheit darzustellen. So auch für
Axel Albrecht vom Wohn- und Quartierzentrum (Woquaz)
in Weiterstadt und Dr. Gunter Küchler von der Assisted
Home Solutions GmbH, die dort ihren Sitz hat.
Dort kommt in einem Assistenzsystem alles zusammen:
Hardware, Installation, Software, Systembetreuung und bei
Bedarf auch der letzte rettende Anruf in einer Hilfekette.
Die Voraussetzungen dafür sind technischer Natur. So ein
schnelles Internet samt dem dazu notwendigen Leitungssystem,
das derzeit durch die Breitbandgesellschaft im Landkreis
geschaffen und weiter ausgebaut wird.
Einfach und unauffällig zu installieren: Eine Lampe, die über einen Bewegungsmelder
ein- und ausgeschaltet wird.
Im Woquaz in der Freiherr-vom-Stein-Straße befinden sich
nicht nur 22 Wohnungen, Veranstaltungs- und Multifunktionalräume,
eine Demenz-WG, eine DRK-Tagespflege sowie
öffentliche Einrichtungen wie Café oder Fitnessstudio. Es
wird auch Smart Home geboten. „Die miteinander vernetzten
Geräte in den Wohnungen helfen, die Bewohner zu betreuen“,
sagt Axel Albrecht stolz, der zusammen mit seinem
Bruder Thilo Investor und Betreiber des Hauses ist.
Smart Home heißt in diesem Fall: Ein in Zusammenarbeit
Der Sensor unter der Matratze sorgt nicht nur dafür, dass niemand mehr im Dunkeln
durch die Wohnung geht, sondern kann auch weitere wichtige Daten erfassen.
Ein kleiner Zwischenstecker, der großes Unheil verhindern kann: Mit ihm lässt sich
das Bügeleisen auch aus der Ferne ausschalten.
14
Wirtschaft
Dr. Gunter Küchler zeigt den Bewegungsmelder, über den auch wichtige Informationen
ins System eingespeist werden.
mit dem Fraunhofer-Institut für graphische Datensicherheit
entwickeltes System erkennt nicht nur, ob sich jemand in
der Wohnung befindet und vielleicht gestürzt ist, sondern
löst dann nach einem ausgeklügelten semantischen System
den vorher definierten Alarm aus.
Es nimmt auch wahr, wenn der Herd noch an ist oder das
Bügeleisen abgeschaltet werden muss. Dann wird aber nicht
gleich ein Alarm ausgelöst. „Der erste Anruf geht immer in
die Wohnung“, erklärt Axel Albrecht. Sobald der Bewohner
ans Telefon gehe, sei der Alarm beendet. Erst wenn keiner
reagiert, ruft das System den nächsten Kontakt an, oder reagiert
selbstständig, indem es laufendes Wasser oder Herd
und Steckdosen abschaltet. Ist niemand erreichbar, landet
der Anruf in der Regel in der Demenz-WG im Woquaz, da
diese rund um die Uhr besetzt ist.
Doch nicht nur im Alarmfall hilft die Technik: Sensoren regulieren
die Heizung – zum Beispiel auch, wenn ein Fenster
geöffnet wird. Ein ausgeklügeltes Lichtsystem sorgt dafür,
dass niemand durchs Dunkel tappen muss, außerdem werden
alle Wohnungen automatisch CO²- und Feuchtegesteuert
gelüftet.
Die ins Woquaz eingebaute Technik lässt sich inzwischen
auch in Bestandswohnungen einbauen, sagt Dr. Küchler. Bewegungsmelder,
Bettsensor, Mini-PC und steuerbare Steck-
Der Screenshot zeigt beispielhaft, wie die über Smart Home Daten der Wohnung
verwaltet und dargestellt werden.
dosen für eine Ein- oder Zweizimmerwohnung passen in
einen Aktenkoffer. „Wir können das in jede Wohnung in
zwei Stunden einbauen“, sagte der Physiker und Informatiker
von Assisted Home Solutions.
Doch nicht nur bei der unauffälligen Unterstützung der Bewohner
in ihrem Alltag sei die Technik hilfreich. Ob die
Zahl der nächtlichen Toilettengänge, ungewöhnliche Gewichtszunahme
oder lange Liegezeiten tagsüber an einem
Ort: Wichtige Fakten können zusammen und zum Beispiel
Pflegepersonal oder Ärzten zur Verfügung gestellt werden.
Diese können so immer auf dem neuesten Stand sein, was
das Befinden der Bewohner anbelangt.
Wichtig für alle Beteiligten dabei ist: Verarbeitet werden alle
Daten innerhalb der Wohnung. Es gibt keine Cloud und
keinen externen Server, an den die Daten gehen. Die Daten
gehören und bleiben bei den Bewohnern. Sie entscheiden,
wer sie erhält.
Fotos: Rainer Waldinger
Stichwort: Smart Home
„Smart Home“, zwei Worte, die irgendwie niedlich klingen und mit denen eine
Vielzahl von Begriffen in Verbindung gebracht werden: intelligentes Zuhause,
eHome oder Smart Living – und manchmal werden mit den Begriffen auch
Konzepte, Verfahren oder Geräte in einen Topf geworfen.
Auf Wikipedia findet sich eine Definition, die auch der Bundesverband Informationswirtschaft,
Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) verwendet:
„Smart Home dient als Oberbegriff für technische Verfahren und Systeme in
Wohnräumen und -häusern, in deren Mittelpunkt eine Erhöhung von Wohn- und
Lebensqualität, Sicherheit und effizienter Energienutzung auf Basis vernetzter und
fernsteuerbarer Geräte und Installationen sowie automatisierbarer Abläufe steht.“
Ambulante Kranken- u. Altenpflege
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15
Haus & Garten
Der Wald
im Blaulicht
von Werner Ebert
Der Lerchensporn hat seinen Namen, weil die Blüten entweder eine Ähnlichkeit mit
der Haube der Haubenlerche oder mit der hinteren Kralle der Lerche haben soll.
Bizarr gewachsene alte Buchen gibt es in den drei Buchen-
Nationalparks Deutschlands. Diese findet sich im Kellerwald.
Das nutzen einige Spezialisten, die mit unterirdischen
Kraftspeichern ausgestattet sind, um ganz früh Blätter
und Blüten treiben zu können, damit sie ihren Job
erledigen können, bevor sich der Schatten der Baumkronen
wieder über sie breitet. Dann können sie ihre Blätter schon im
Sommer wieder welken lassen.
Deshalb finden wir im Frühling in den Buchenwäldern oft
Blütenteppiche von Märzenbechern, Buschwindröschen, Lerchensporn,
Scharbockskraut und Bärlauch. Besonders in den
drei Buchen-Nationalparks Deutschlands, die unterdessen
zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt worden sind, finden wir
diese Frühblüher in ganzen Blütenteppichen. Im Nationalpark
Kellerwald-Edersee, Hainich bei Bad Langensalza und Jasmund
auf Rügen.
Hier gibt es noch großflächige Relikte der Buchenwälder, die
ursprünglich einmal ganz Deutschland überzogen. Die Wälder
der drei Standorte unterscheiden sich allerdings, weil sie
auf unterschiedlichen Böden wachsen: Am nährstoffreichsten
ist der Kalkboden mit Löß-Auflage im Hainich. Jasmund hat
ebenfalls Kalkboden, aber der Wald ist an der Nordspitze Rügens
extremem Wetter und Wind ausgesetzt. Der Kellerwald
wächst auf Grauwacke, auf deren nährstoffarmen Halden
manchmal nur bizarrer Krüppelwuchs möglich ist. Entsprechend
sind auch die Pflanzengesellschaften des Unterwuchses
etwas anders. Während bei den beiden erstgenannten kalkliebende
Pflanzen im Vorteil sind, darf der Boden für die im Kellerwald
auch schon mal etwas sauer sein.
16
Haus & Garten
Gegen Buchen ist kein Kraut gewachsen.
Sie setzen sich gegen andere Baumarten durch, weil sie höher
wachsen und ihr Laubdach so dicht schließt, dass sogar der eigene
Nachwuchs darunter Probleme hat, groß zu werden. Da sie
aber im Herbst ihr Laub abwerfen und im Mai erst wieder dicht
machen, kann das Sonnenlicht im Winter und zeitigen Frühjahr
bis auf den Waldboden gelangen.
Märzenbecher lieben kalkhaltigen Boden, gedeihen aber auch im Kellerwald,
wo dieses Foto entstand.
Der Bärlauch treibt seine Blätter schon früh. Die Blüten kommen mit den Buchenblättern.
Dann duftet der ganze Wald intensiv nach dem Zwiebelgewächs.
Fotos: Werner Ebert, Nationalpark Hainich, Rüdiger Biehl
Der Besuch eines jeden der drei genannten Nationalparks
lohnt sich. Alle verfügen über ein Informationszentrum, das
die Charakteristika des jeweiligen Waldes herausstellt. Es gibt
auch von Rangern begleitete Führungen. Wenn die Blütenteppiche
am Boden verblüht sind, kann man im Kellerwald-Edersee
und im Hainich auch auf einem Baumkronenpfad laufen.
Vor der Haustüre liegt der Nationalpark Kellerwald Edersee.
Lohnend ist der Besuch des Nationalparkzentrums bei Herzhausen.
Hier wird ein 3D-Film über den Buchenwald gezeigt.
Weitere Informationen können mit allen Sinnen erfahren werden.
Bekannt ist die Gastronomie des Zentrums für die Verwendung
regionaler Produkte und für schmackhaft zubereitetes
Wild aus heimischen Wäldern. Bei Frankenau gibt es
weitere Informationen in der Kellerwalduhr am Eingang Euler.
Der dortige Parkplatz ist Ausgangspunkt für eine lohnende
1 1/2-stündige Wanderung zur Quernst-Kapelle. Ebenfalls
in Frankenau findet sich die Arche. In dem Gebäude erfährt
man alles über die Frankenauer Arche-Region zur Erhaltung
alter Haustierrassen. Zum Schluss noch ein gastronomischer
Tipp: Die Fischerhütte in Rehbach bietet eine reiche Auswahl
an Fischgerichten bei einem herrlichen Blick auf den See.
Kontaktadressen der drei deutschen Buchen-Nationalparks:
www.nationalpark-jasmund.de
www.nationalpark-hainich.de
www.nationalpark-kellerwald-edersee.de
17
Gastronomie
Café Fair in Gladenbach
Die ganze Welt fair
gehandelter Getränke
von Angela Heinemann
Verschiedene Teesorten, Kaffeespezialitäten, Kaltgetränke –
aber auch Sekt, Rot- und Weißwein findet der Gast im Gladenbacher
Café Fair. In den hellen und freundlichen Räumlichkeiten
zwischen dem neu gestalteten Stadtmittelpunkt
„Platz am Alten Amtshaus“ und der Marktstraße entdecken
Gäste, die die fair gehandelten Getränke zu schätzen wissen,
ein umfangreiches Sortiment.
„Übrigens, wir haben auch Kuchen, aus regionaler Herstellung“,
informiert Carmen Müller. Sie gehört zu dem kleinen
Personalstamm, der während der regulären Öffnungszeiten
für Besucher da ist. Wenn man weiß, dass alles ehrenamtlich
gestemmt wird, hat man Verständnis für die straffen
Öffnungszeiten: Derzeit kann das Café Fair aus personellen
Gründen nur freitags und samstags zwischen 10 und 18 Uhr
seine Gäste bedienen.
Als der Gladenbacher Weltladen in größere Räume zog, vom
Marktplatz in die Marktstraße, schlug die Stunde des Café
Fair. Unter dem selben Dach, aber als separate Einrichtung
öffnete das Café am 7. Dezember seine Pforten. Mit vielen
Arbeitsstunden machten rund 13 Personen mit hochgekrempelten
Ärmeln und viel Idealismus die Räumlichkeiten zu
dem, was man heute sieht: Ein gepflegtes Ambiente, alles
neu hergerichtet, ansprechend möbliert, liebevoll dekoriert.
Carmen Müller und Elke Schwonke-Körner sind die Managerinnen
des Café Fair. Im Ehrenamt. Beide investieren
merklich Leidenschaft in das Objekt. Um die Einrichtung
bekannter und populärer zu machen, werden regelmäßig
Veranstaltungen
organisiert: Krimi-
Lesungen, Vernis-
sagen, kleine Konzerte.
Denn technische Voraussetzungen
sind da. „Das
wird gut angenommen,“
berichtet das engagierte
Team.
Eine zusätzliche Ausrichtung
ist, das Café als
außerschulischen Lernort
für fairen Handel zu
präsentieren. Referenten
informieren zielgruppen-
und altersgerecht
alle Interessierten über die Themen des fairen Handels und
seine Aspekte, sodass auch Schulklassen sich dort zu Lernzwecken
einfinden können.
Eindrucksvoll auch das Konzept des Cafés als Treffpunkt für
jedermann. Dort soll sich der Gast richtig wohlfühlen. Barrierefrei
vom neuen Parkplatz aus erreichbar, können auch
Menschen mit Behinderungen oder Gehhilfen die Räume
des Café Fair erreichen. Kommen Mütter mit Babys, so ist
im Toilettenbereich sogar ein Wickeltisch verfügbar.
Überhaupt ist die Konzeption des Cafés komplett
durchdacht. So gibt es einen Begegnungstisch mit
sechs Plätzen. Nimmt dort jemand Platz, so setzt
er ein Signal, dass er am Tisch auch
gern Gesellschaft hat.
Eine Vision gibt es aber noch
für Carmen Müller und Elke
Schwonke-Körner: Die Auswei-
Den Haupteingang des Gladenbacher Café Fair findet der
Gast unterhalb des neuen Parkplatzes beim „Platz am
Alten Amtshaus“. Wer ein Bewusstsein für fair gehandelte
Getränke hat und etwas trinken möchte, was man
nicht so schnell woanders findet, ist dort richtig. Es kann
Mineralwasser sein – muss aber nicht. Die Getränkekarte
ist umfangreich.
18
Gastronomie
In 12 verschiedenen Zubereitungsformen gibt es im Café Fair Kaffee-, Espresso- und
Kakaospezialitäten. Von Ingwer-Lemongras bis Roiboos Caramel reicht das Teesortiment.
Kaltgetränke mit Smoothies, Sekt, Rot- und Weißwein gehören ebenfalls zum
Angebot, das von regionalen Kuchenspezialitäten abgerundet wird.
Aus personellen Gründen hat das Café Fair nur freitags und samstags
zwischen 10 und 18 Uhr geöffnet. Das soll sich ändern.
Elke Schwonke-Körner
(links) und Carmen
Müller bedienen ihre
Gäste mit Engagement,
Herz und Leidenschaft
für die Sache.
tung der Öffnungszeiten. Die Bereitschaft zur Hilfe im Ehrenamt
ist dafür erforderlich. „Wir freuen uns über Menschen,
die sich eine Unterstützung des Cafés vorstellen
könnten.“
Tatsächlich wurde das Café Fair hauptsächlich durch die
Evangelische Kirche, aber zusätzlich auch durch Spenden
finanziert: Geldinstitute, aber auch Privatpersonen waren
vorwiegend diejenigen, die hier einen Beitrag leisteten.
Kein einfacher Weg, sodass weitere Unterstützung gern
gesehen ist. Durch Zuwendungen – aber auch durch
Zupacken. Kontakt: www.weltladen.de/gladenbach,
www.facebook.com/weltladenhinterland.
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Öffnungszeiten: Mi.–So. ab 9.30 Uhr geöffnet
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Im Künstlerhaus Lenz
können Gesellschaften
bis 50 Personen
komfortabel feiern.
Fotos: Angela Heinemann
Fotos: Angela Heinemann
19
Universität
Auf internationalem
Parkett unterwegs
Prof. Sven Simon lehrt Völkerrecht,
Europa- und Kommunalrecht
von Norbert Wiedemer
Die Erfahrungen aus regelmäßigen
Auslandsaufenthalten
fließen in die Lehre mit ein
– für den Völkerrechtler Sven
Simon ein wichtiger Aspekt.
Eigentlich bin ich etwas zu früh. Drei
junge Juristen erwarten mich im Savigny-Haus:
„Sind Sie der 11-Uhr-
Termin?“ Auf die bejahende Antwort
werde ich in das Büro von Sven Simon
geleitet: „Kaffee oder Wasser?
Der Prof. kommt gleich.“ Das Warten
gibt mir fünf Minuten Zeit, mich umzusehen.
Besonders auffällig: An der
Wand steht ein riesiger blauer Hessen-Löwe
aus Plastik, der friedlich in
den Raum schaut. Doch schon naht
das Objekt meines journalistischen
Interesses, Prof. Simon begrüßt mich
freundlich. Da ist er wieder, dieser
jungenhafte Charme, der mir bereits
in einer Vorlesung zum Thema Verfassungsgeschichte
im vergangenen
Sommersemester auffiel, die ich als
Gasthörer verfolgte. Und nicht nur der
Seniorenstudent, sondern auch das
junge studentische Publikum war von
der Performance des Hochschullehrers
angetan.
Seit dem 1. Dezember 2016 – damals
gab es das oben aufgeführte Raubtier
zur Feier des Tages als Präsent – hat
der 39-Jährige die Professur für Völkerrecht
und Europarecht mit öffentlichem
Recht inne. Damit trat er am
Fachbereich Jura der Philipps-Universität
die Nachfolge des emeritierten
Prof. Gilbert Gornig an. Im Bereich des
Völkerrechts beschäftigt sich Prof. Simon
vor allem mit der internationalen
„normativen Ordnung“ und dabei besonders
mit der „kollektiven Friedenssicherung
und den Friedenskonsolidierungskonzepten“
im System der
Vereinten Nationen. Dabei arbeitet er
auch mit dem Marburger Zentrum für
Friedens- und Konfliktforschung zusammen.
Außerdem ist er regelmäßig
Mitglied von „Peacekeeping-Delegationen“
der UNO, die ihn unter anderem
in Konfliktgebiete im Sudan und
Südsudan oder die Westsahara führte.
Seine Bewertungen fließen in die
völkerrechtliche Arbeit der Weltorganisation
ein. In Marokko beobachtet
er mit zwei Doktoranden, die als Vertreter
einer lokalen Menschenrechtsorganisation
aktiv sind, einen Prozess
um Protestaktionen gegen die Regierung,
bei denen Polizisten getötet
wurden. In diesem Zusammenhang
beschäftigt ihn auch die Frage, ob
unser demokratisches System in Ländern,
die von verschiedenen Ethnien
und Stammesgesellschaften geprägt
20
Universität
Fotos: Norbert Wiedemer/privat
sind, eins zu eins umgesetzt
werden kann.
Die Einflüsse und Auswirkungen
supranationaler Organisationen
und internationaler Regime auf
die nationale Rechtsordnung, Öffentlichkeit
und demokratische Legitimation
sind ein weiterer Bereich, dem
das Interesse Simons gilt. Auch seine
Habilitation „Grenzen des Bundesverfassungsgerichts
im europäischen Integrationsprozess“
ist in diesem Komplex
angesiedelt.
Das Wirtschaftsvölkerrecht ist ebenfalls
Teil seiner Professur. Schon
die Promotion „Liberalisierung von
Dienstleistungen der Daseinsfürsorge
im WTO- und EU-Recht“ fiel in diesen
Bereich, zu dem unter anderem
die Beschäftigung mit internationalen
Wirtschaftsverträgen wie TTIP
oder CETA gehört. Deutsche
und europäische Verfassungsgeschichte,
die Verfassungsreform
des Landes Hessen sowie
das Kommunalverfassungsrecht
sind ebenso Bestandteil des
wissenschaftlichen Portfolios.
Dass bei Letzterem
auch Erfahrungen
in der
kommunalpolitischen
Praxis
hilfreich sind,
hat Simon als
Mitglied des Gießener
Kreistags erfahren.
Von seinen Studenten erwartet der
Juraprofessor, dass sie ihren Blick für
internationale Sachverhalte schärfen.
Diesem Ziel gelten auch Prof. Simons
Bemühungen, weltweit Kontakte herzustellen
und zu pflegen. So strebt er
mit der Hilfe des europäischen Erasmus-Plus-Programms
den Austausch
von Studenten und wissenschaftlichem
Personal mit der äthiopischen
Hawassa-Universität südlich von Addis
Abeba an. Unter diesen Aspekten
ist bereits ein Abkommen mit der
Kim-Il-Sung-Universität Pjöngjang in
Nordkorea zustande gekommen. Exkursionen
und Blockseminare vor Ort
führen Studierendengruppen regelmäßig
an die Standorte von UN-Organisationen
in der Schweiz sowie den
internationalen Gerichtshof in Den
Haag.
Welche Impulse gab es für den jungen
Professor, sich gerade der „Juristerei“
zu widmen? Da war, wie er
schmunzelnd bekennt, zunächst die
Fernsehserie „Ein Fall für zwei“ mit
Günter Strack als Rechtsanwalt, die
ihn als Jugendlichen begeisterte. Der
eigentliche Impulsgeber für die akademische
Laufbahn war sein Doktorvater
Prof. Thilo Marauhn in Gießen.
Schon früh bewegte sich Simon
in internationalen Gefilden: So stehen
Studienaufenthalte an der Universität
Warwick (UK), in Brüssel und Genf,
Referendariatszeiten in Anwaltskanzleien
in Tel Aviv und Frankfurt sowie
in der Ständigen Vertretung der BRD
bei der UNO in New York zu Buche.
Was treibt der Jurist, der in Buseck
lebt, eigentlich in seiner Freizeit? Neben
der Kommunalpolitik und einem
Vorstandsamt im Landesverband der
Europa-Union steht vor allem Bewegung
auf der Agenda. Er joggt zweimal
pro Woche, ist mit dem Fahrrad
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schon mal von Oberstdorf nach Meran
über die Alpen.
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21
Erfahrung seit 1982
Sport & Freizeit
Wenn Amateure
wie Profis arbeiten
Mit vielen ehrenamtlich engagierten Helfern
rockt Eintracht Stadtallendorf die Regionalliga
Rainer Bremer leitet die Fußballabteilung
des TSV Eintracht Stadtallendorf
von Norbert Wiedemer
Das Stadtallendorfer Fußballmärchen will kein Ende nehmen.
Aktuell belegt die Eintracht in der Regionalliga Südwest
einen hervorragenden Mittelfeldplatz und hat mit dem
Abstieg nichts zu tun. Das war nach dem Aufstieg am Ende
der Saison 2016/2017 nicht unbedingt zu erwarten. Selbst
die kühnsten Optimisten unter den Fußballanhängern der
Region und im Verein selbst hatten nicht mit dem anhaltenden
Erfolg gerechnet.
So wundert es nicht, dass der Vorsitzende der Fußballabteilung,
Rainer Bremer, bekennt: „Die Regionalliga ist eigentlich
eine andere Welt und auch ich dachte, dass wir als
„no-name“ gegenüber den Arrivierten mit Nachteilen
leben müssen. Dies vor allem aus finanziellen
G r ü n d e n , aber auch weil wir allen
Hessenliga-
Spielern ein Vertragsangebot
für die höhere Klasse
versprochen hatten.
Da galt es bei den
Planungen den
gesunden Menschenverstand
einzuschalten
und nicht abzuheben.“
Genug negative Beispiele
untermauern
diese Einschätzung
des Stadtallendorfer
Tomislav Baltic und
Fußballchefs. Immer
wieder stür-
Ghani Wessam Abdul
zen sich Vereine
i n fi n a n -
zielle Abenteuer und müssen bei sportlichem Misserfolg
hauptberufliche Mitarbeiter entlassen. Dennoch arbeiten
viele Clubs der Regionalliga wie z.B. Kickers Offenbach,
der FSV Frankfurt, der 1. FC Saarbrücken oder Waldhof
Mannheim mit fest angestelltem Mitarbeiterstab unter
Profibedingungen und auch die Spieler selbst erwarten
ein entsprechendes Salär. Da war den Verantwortlichen
der Eintracht laut Bremer klar: „Alle ehrenamtlich Tätigen
müssen noch ein bisschen mehr ran.“
Kleinster Etat der Liga
Schon alleine der Etat von nur 500.000 Euro – übrigens
der kleinste der Liga – macht überdeutlich klar, wo die
Grenzen liegen, zumal darin auch noch die Kosten für
die Jugendabteilung eingeschlossen sind. Gemeinsam mit
seinem für die Finanzen zuständigen Vorstandskollegen
Wolfgang Schratz trägt Bremer die Hauptverantwortung
für die strategischen und organisatorischen Entscheidungen.
Besonders im Licht der Öffentlichkeit stehen der ehemalige
Spieler Fejz Hodaj und Mario Schrödel, die sich um
die Mannschaftsplanung kümmern. Natürlich hat auch
Cheftrainer Sicaja ein gewichtiges Wörtchen mitzureden.
TSV Eintracht Stadtallendorf
Der TSV Eintracht Stadtallendorf ist ein Mehrspartenverein mit
den Abteilungen Fußball, Badminton, Handball, Judo, Leichtathletik,
Schwimmen, Turnen und Volleyball. Er wurde ursprünglich
als FV Eintracht Allendorf gegründet und fusionierte 1956 mit
dem TSV Blau-Weiß Allendorf. Nach vielen Jahren in der hessischen
Landesliga stiegen die Fußballer 2008 in die hessische
Oberliga auf. In der vergangenen Saison gelang schließlich der
Sprung in die Regionalliga.
22
Sport & Freizeit
Mit Herzblut dabei:
Norbert Naumann und Hermann
Weitzel (v.l.)
Fotos: Norbert Wiedemer; Thorsten Richter
Aus dem zarten Pflänzchen eines kleinen Fanclubs in der
Hessenliga ist inzwischen eine große Gruppe von lautstarken
und kreativen Unterstützern geworden. Vier Fangruppen,
die „Allendorfer Jungs“, „Kaliber 35260“, „Crew 260“
und die „Legion Herrenwald“ feuern die Kicker begeistert
an und unterhalten mit ihren bunten Choreografien. Über
Fan- und Sicherheitsbeauftragte stehen die Vereinsverantwortlichen
in ständigem Kontakt zu ihnen. Zwei szenekundige
Polizeibeamte aus Stadtallendorf kommunizieren
regelmäßig mit Kollegen aus den anderen Regionalligastädten,
um vor allem bei „Risikospielen“ entsprechend vorbereitet
zu sein.
Besonders groß ist der personelle Aufwand bei Heimbegegnungen.
Über 50 Menschen engagieren sich an den Imbissund
Getränkeständen, beim Kartenverkauf, in der Presseund
VIP-Betreuung. Ein professioneller Sicherheitsdienst
führt Kontrollen durch. Hier kommt auch
hat dem Verein seit 40 Jahren in verschiedenen Funktionen
gedient. Er hat nicht nur die Schlüsselgewalt für Stadion
und Funktionsgebäude, sondern koordiniert auch die am
Spieltag anliegenden Aufgaben. Neben dem Bestücken der
Kassen und Imbissbuden gehören dazu die Reinigung der
Tribüne und die Präparierung des Spielfeldes.
Als guter Geist der Mannschaft gilt Norbert Naumann. Er
ist als Betreuer und Zeugwart bei jedem Training sowie allen
Pflicht- und Freundschaftsspielen mit von der Partie. Er
versorgt die Fußballer nicht nur mit Getränken und Obst,
sondern legt jedem von ihnen auch einen Trikotsatz auf
den Kabinenplatz. Wenn der TSV-Tross zu weiter entfernten
Spielorten schon am Freitagabend anreist, organisiert Naumann
ein warmes Essen, das die Spieler nach einem langen
Arbeitstag und dem Abschlusstraining im Bus einnehmen.
Und etwas Glamour darf auch bei der Eintracht sein. Mit
dem früheren Nationaltorwart Eike Immel,
d a s
„Mädchen für Alles“, Hermann
Weitzel, ins Spiel.
Vier Fanclubs unterstützen inzwischen
lautstark die Eintracht-Kicker der aus Erksdorf stammt, konnte
man einen Ex-Profi als Berater und Beisitzer
Der stellvertretende
und unterhalten das Publikum mit
im Vorstand gewinnen.
Vorsitzende, Ju-
gendleiter und
Platzwart
kreativen Choreografien.
Der Zuschauerdurchschnitt pro
Heimspiel liegt derzeit bei etwa
1.800.
23
Wirtschaft
Riesenraupe – mal ganz klein
In Gemünden baut Wolfgang Diehl Maschinenmodelle
für Sammler und Firmen
von Karl-Hermann Völker
In Marburg arbeitete er 25 Jahre in der Industrie, ehe
er sich in Gemünden/Wohra einen Kindheitstraum
erfüllte: Aus seiner kleinen Modellbau-Werkstatt Am
Holzbach 9 in Gemünden beliefert er große Firmen in aller
Welt mit Landmaschinenmodellen, die beispielsweise auf
Agrarmessen dann eingesetzt werden, wenn für die echten
Maschinen in der Halle gar kein Platz gewesen wäre.
„Auch Baumaschinen im Maßstab 1:50 sind meine Spezialität“,
sagt der Technik-Experte.
Nicht alles ist Geschäft, manches bleibt für ihn Hobby. So
hat er gerade für sich das Modell einer 50 Tonnen schweren
Liebherr-Planierraupe PR 751 angefertigt, mit der man in
der Realität ganze Berge versetzen könnte.
24
Sein Modell schafft das (fast!) auch: Wirklichkeitsgetreu,
mit allen Funktionen wie das Original der Riesenraupe,
kann es mit seiner Schaufel 10 bis 15 Kilogramm Erde oder
Sand schieben, die Beleuchtung klappt. Ein Soundmodul
sorgt täuschend echt für das röhrende Motorengeräusch.
„Ich habe etwa sechs Monate gebraucht, um Formen und
Funktionen für das Modell im Maßstab 1:14,5 komplett zu
konstruieren“, berichtet Wolfgang Diehl. Viele Einzelteile
aus Aluminium, Messing und Kunststoff hat er dafür
mit Präzisionsdreh- und Fräsmaschinen geformt, gegossen
und bearbeitet, oft musste er die Arbeit an der Planierraupe
unterbrechen. Schon 1990 hat sich Wolfgang Diehl vom
Werk die Originalbaupläne besorgt.
Fotos: Karl-Hermann Völker
Wirtschaft
Mehr als ein Spielzeug:
Mit dieser Liebherr-Planierraupe hat sich Wolfgang
Diehl einen Traum erfüllt. Das von ihm gebaute Modell
ist voll funktionsfähig und kann immerhin auch 10 bis
15 Kilogramm Sand schieben.
Warten auf ihren Einsatz:
Traktorfahrer in allen Größen,
allerdings fertig dazugekauft.
„Viel Erfolg“, wünschte ihm die Herstellerfirma damals.
„Leider habe ich nie genug Zeit dafür gehabt, verrückt.
Aber jetzt ist sie fertig!“ sagt der Gemündener stolz und
lässt sein funkgesteuertes Raupenfahrzeug über Stock und
Stein rollen.
Das, was für ihn mit Legosteinen und Fischer-Technik
schon in der Kindheit als Spiel begonnen hat, ist für den
57-Jährigen längst zum Hauptberuf geworden. Wolfgang
Diehl wuchs in Gemünden auf und ging dort zur Schule,
bevor er eine Ausbildung als Elektriker absolvierte. Deshalb
hat er auch immer noch einen engen Bezug zur Landwirtschaft
in seiner Heimatregion, kennt
alle Traktoren-Typen und lässt den alten
Lanz-Bulldog (Maßstab 1:10) ferngesteuert
durch den Garten rollen. „Oft kommen
auch Angehörige zu mir, um für
ihre Väter oder Großväter, die mit ihren
Ackerschleppern in der Landwirtschaft
gearbeitet haben, genau diese Modelle
als Geschenk zu bestellen“, berichtet der
Technikfreak.
Und dann sind da natürlich die Sammler:
Für sie fertigt Wolfgang Diehl auf
Wunsch ganz individuelle Unikate an,
kleine Wunderwerke an Technik, liebevoll
ausgearbeitet bis in jedes Detail.
Auch die Welt der Modelleisenbahnen
gehört für ihn dazu – er bringt als aktives
Mitglied des Eisenbahn-Modellbau-
Clubs Gemünden e. V. auch dort sein
fachliches Wissen ein. Und natürlich
füllen die schönsten Eisenbahn-Modelle
seine eigenen Regale im Haus.
Geburtstagsgeschenk für einen Großvater: im Maßstab 1:32 ein Modell
vom liebgewonnenen Fendt-Hoftraktor.
Ein Stück Traktorengeschichte: der Schlüter Supertrac mit vier gleich
großen Reifen im Maßstab 1:15.
25
Gesundheit
Leitende Hilfe auf dem
Weg durch den Tunnel
Anneliese Pohl Stiftung fördert Krebsberatungsstelle und Forschung
Für Patienten, die Zweifel an ihrer Krebsdiagnose oder der
Therapieempfehlung haben, wurde mit Hilfe der Anneliese
Pohl Stiftung ein so genanntes Zweitmeinungszentrum
geschaffen. Im Anneliese Pohl Krebszentrum ansässig,
werden hier Ergebnisse aus bildgebenden Untersuchungsverfahren
wie CT oder MRT geprüft. Bei einem schnellstmöglichen
Termin werden mit dem Patienten Erkenntnisse
erörtert. Vertrauen entsteht, wenn die Therapieempfehlung
des Erstbehandlers bestätigt wird. Wird eine alternative
Therapieempfehlung ausgesprochen, kann die medizinische
Versorgung des Patienten optimiert werden.
Mit dem Ziel, Diagnostik und Therapie von Krebserkranvon
Angela Heinemann
Diagnose Krebs – das ist im Leben vieler Menschen eine
Art Super-GAU. Verzweiflung, Hilflosigkeit, Desorientierung,
Angst und Ohnmacht machen sich breit. Wie soll es
weitergehen? Ende 2009 wurde die Anneliese Pohl Stiftung
gegründet, um genau an dieser Stelle anzusetzen. Die Stiftung
möchte betroffene Menschen beraten, ihnen psychologisch
zur Seite stehen und Wegweiser sein zur bestmöglichen
medizinischen Behandlung.
Der Gründer der Stiftung, Prof. Dr. Reinfried Pohl, hat die
Erkrankung aus nächster Nähe erlebt. „Es war bitter für
mich, als meine Frau Anneliese im Sommer 2008 einem
Krebsleiden erlag,“ sagte er. Im Gedenken an sie nahm er
ein Jahr später die Stiftungsgründung vor.
Persönlich Betroffene sind oft verzweifelt und hoffen darauf,
dass die Medizin Wege findet, ihre Krankheit zu heilen
oder wenigstens zurückzudrängen.
Prof. Dr. Reinfried Pohl, Gründer der Deutschen Vermögensberatung,
Marburger Bürger seit seiner Flucht aus der
sowjetischen Besatzungszone im Jahre 1948 und zugleich
Ehrenbürger der Stadt Marburg sowie Ehrensenator der
Philipps-Universität, hat zum Thema Krebs in Marburg mit
der Stiftung mehrere Zeichen gesetzt. Aus Stiftungsmitteln
entstand in der Marburger Leopold Lucas-Straße unter
dem Dach der Hessischen Krebsgesellschaft die Anneliese
Pohl – Psychosoziale Krebsberatungsstelle. Diplom-Psychologin
Annekatrein Menges-Beutel und ihr qualifiziertes
Team helfen Betroffenen und Angehörigen durch psychologische
und soziale Beratung in Fragen der Krankheitsverarbeitung,
Pflege, Rentenversicherung, Beruf und Rehabilitation.
Krankheit bedeutet in vielen Fällen auch eine
materielle Belastungsprobe, zu deren Bewältigung ebenfalls
beraten wird. Mittel der Stiftung und der Krebshilfe
ermöglichen, dass die Beratungsstelle von Betroffenen
und Angehörigen kostenfrei in Anspruch genommen werden
kann.
Die Beratungsstelle übernimmt zugleich Lotsenfunktion,
wenn es Fragen zur Therapie gibt oder auch Zweifel daran.
Das Anneliese Pohl Krebszentrum Comprehensive
26
Cancer Center im Universitätsklinikum
auf den Marburger Lahnbergen
steht als zentrale Anlaufstelle
für Krebserkrankungen bereit. Neuer
Direktor ist seit September 2016
Prof. Dr. Thomas Wündisch. Die Anneliese Pohl Stiftung
gewährt dem Krebszentrum Mittel für Wissenschaft und
Forschung.
Eine zweite Meinung einholen
Sind in der Krebsberatungsstelle für Hilfesuchende da: (von links)
Diplom-Psychologin und Leiterin der Einrichtung Annekatrein
Menges-Beutel, Verwaltungsmitarbeiterin Sigrid Ruppersberg,
Diplom-Pädagogin und Psychoonkologin Sabine Otto und Diplom-
Psychologin Kerstin Strehl-Schwarz. Durch die Beratung entstehen
keine Kosten. Auch die Versichertenkarte einer Krankenkasse
ist nicht erforderlich.
Gesundheit
Im Anneliese Pohl Krebszentrum Marburg stehen Direktor
Prof. Thomas Wündisch und die Teams der eingebundenen
Abteilungen für die Behandlung krebskranker Menschen nach
den aktuellen medizinischen Leitlinien. Astrid Landau (links) ist
im angeschlossenen Zweitmeinungszentrum Ansprechpartnerin
für Patienten, wenn sie Fragen zu Diagnose oder Behandlungsablauf
haben. Stiftungsmanagerin Arzu Kurt-Duran vom Vorstand
der Stiftungen Anneliese Pohl und Dr. Reinfried Pohl weiß die
Stiftungszuwendungen in guten Händen.
Fotos: Uwe Brock/privat
Diplom-Kauffrau Seda Kurt (links) und
ihre Schwester, die Diplom-Politologin
Arzu Kurt-Duran, sind Geschäftsführerinnen
der Anneliese Pohl Stiftung und
der Dr. Reinfried Pohl Stiftung.
kungen immer weiter zu fördern, werden Spenden der Stiftung
auch in moderne Technik investiert, zum Beispiel für
die Beschaffung des „da Vinci-Systems“. Dabei handelt es
sich um eine in den USA weit verbreitete Roboterchirurgie,
die hochpräzises chirurgisches Arbeiten unter optimalen
Sichtbedingungen ermöglicht. Zugleich dient das Gerät als
Operationssimulator für die studentische Ausbildung.
Auch die Comprehensive Biomaterialbank Marburg
(CBBMR) im Anneliese Pohl Krebszentrum wurde durch
die Stiftung ermöglicht. Dort werden Biomaterialien wie
Gewebe und Körperflüssigkeiten unter hohen Qualitätsstandards
gelagert für künftige Forschungsvorhaben zur
Verbesserung von Prävention und Therapie. Insgesamt
stellte die Stiftung für das Vinci-System, Biomaterialbank
und Zweitmeinungszentrum vier Millionen Euro an die
Universitätsklinik bereit.
Das Schaffen besserer Bedingungen besonders für Medizinerinnen
hat neben dem Augenmerk auf technische Ausstattung
noch weitere Aspekte, wusste Prof. Dr. Reinfried
Pohl, der 2014 verstarb. So setzte sich die Anneliese Pohl
Stiftung schon vor einigen Jahren mit einem neuen Stipendienprogramm
für die Förderung von Habilitandinnen am
Fachbereich Medizin der Philipps-Universität
Marburg ein
– und tut es noch. „Die Anneliese
Pohl-Habilitationsförderung wird jeweils gezielt auf
die persönliche, berufliche sowie familiäre Situation der
Antragstellerin angepasst,“ so Prof. Dr. Rita Engenhart-Cabillic,
Direktorin der Strahlentherapie am Universitätsklinikum
Gießen und Marburg.
Um die Wissenschaft weiterhin zu unterstützen, hat die
Anneliese Pohl Stiftung aktuell eine Stiftungsprofessur
am Institut für Molekularbiologie und Tumorforschung
eingerichtet. Bei der Forschung unter
Leitung von Prof. Dr. Rolf
M ü l l e r ,
der gleichzeitig
Prodekan der Philipps-
Univer- sität Marburg
ist, geht es um Ovarialkarzino-
me, also Krebs
der Eiers
t ö c k e .
Ein übergreifendes
Einsatz von Stiftungsmitteln geht zurück auf das
Nachhaltiges Engagement gegen den Krebs: Der
T h e m a , Ehepaar Anneliese Pohl und Dr. Reinfried Pohl,
das in Ko-
verstorben 2008 und 2014.
operati-
on mit Prof. Dr. Uwe Wagner, dem Direktor der Klinik für
Frauenheilkunde und Geburtshilfe, beleuchtet wird.
Es ist nicht die erste Stiftungsprofessur, die auf Stiftungsmittel
der Gründerfamilie zurückzuführen ist. Dr. Jürgen
Schäfer vom Zentrum für unerkannte Krankheiten des
Marburger Universitätsklinikums, bekannt als „der deutsche
Dr. House“, ist Stiftungsprofessor der Dr. Reinfried
Pohl Stiftung. Sie fördert neben der Medizin auch den
Fachbereich Rechtswissenschaften.
„Ich bin sehr stolz darauf, dass wir als Anneliese Pohl
Stiftung und Dr. Reinfried Pohl Stiftung diese vielen Projekte
realisieren können,“ so die Diplom-Politologin und
Stiftungsmanagerin Arzu Kurt-Duran von der Geschäftsführung
der beiden Stiftungen. In Anbetracht der Tatsache,
dass in Deutschland jährlich 500 000 Menschen neu
an Krebs erkranken, ein Engagement für die Allgemeinheit.
27
Tiere
Im Katzenhaus -
Stubentiger mit Charakter
von Ina Tannert
Grüne und gelbe Augenpaare schauen durch graues
Drahtgeflecht. Leise Maunzer, vieldeutige Blicke begrüßen
die Besucher. Erste Sonnenstrahlen stehlen
sich an diesem winterlichen Mittag in das Freigehege, der Anlaufpunkt
der pelzigen Bewohnerschaft. Durch das Gitter wuchert
ein Gebüsch. Spatzen sitzen darin, zwitschern ein Lied.
So nah und doch so unerreichbar ist die Beute. Die kann lediglich
angestarrt werden. Katzen-TV. Immerhin etwas.
Clara interessiert sich nicht für das Programm. Die Katzendame
sitzt in graziler Pose auf einer Kiste. Helle grüne Augen
blicken aufmerksam aus dem graugetigerten Gesicht, das mit
weißen Stellen durchsetzt ist. Orange Flecken schmücken das
flauschige Fell der dreifarbigen Schönheit. Clara ist die Anmutige
im Haus, vornehm und wohlerzogen. Das Maul öffnet sich
zu einem piepsigen Ton, zurückhaltend, damenhaft. Sie spendiert
jedem Besuch einen sanften Kopfstoß. Das ist nett, eine
freundliche Begrüßung in Katzensprache.
Die Katze – dieses geheimnisvolle Wesen mit starker Persönlichkeit.
Das Biest, das die Herzen vieler Menschen erobert,
sich ein räuberisches Wesen bewahrt hat. Katzen werden besonders
unterschiedliche Charakterzüge nachgesagt. Die habe
ich versucht zu entdecken – im Katzenhaus des Kreistierheims
in Cappel.
Da geht es gerade im Nachbarraum
zur Sache. Ein weiß-grauer
Kater rollt zappelnd auf
d e m
Boden herum, schlägt
nach einem kleinen
Ball, kickt ihn unter eine
Bank, jagt hinterher.
Filou heißt der agile
Kerl, er ist der Spieler,
der Klassenclown. Ein
Filou eben. Er sucht Halligalli,
Zurückhaltung ist
nichts für ihn. Er springt auf
ein Brett an der Wand, hangelt
sich von Regal zu Regal.
Voller Körpereinsatz. Kratzend
suchen scharfe Krallen Halt im
bunt bemalten Holz. Dann wird er
abgelenkt, entdeckt was auch immer
am Boden und ändert die Richtung.
Eine Katze mit Konzentrationsschwäche?
Dann ein lauter Rumms. Er lässt sich
fallen, knallt laut auf den Boden. Von wegen
Samtpfote.
Neben dem Derwisch ein besetztes Körbchen.
Darin liegt Erwin, der Schläfer, der sich sichtlich gestört
fühlt. Mit zusammengekniffenen Augen blickt
der schwarz-weiße Kollege missbilligend auf. Er öffnet
das Maul, ein zischendes Fauchen ist zu hören.
Der entnervte Rüffel fällt nicht gerade auf fruchtbaren
Boden. Filou rempelt nochmal nach und
pirscht wieder davon.
Lilly mit den schönen Augen schaut zaghaft
herüber. Poliertem Bernstein gleich ziehen
die zwei goldenen Punkte im dreieckigen
Tigergesicht den Beobachter hinab in ihre
schillernde Tiefe. Lilly ist die Schüch-
Menschen haben Marotten,
Tiere auch und Katzen erst
recht. Charakteristisch für die
charmante Clara (oben) ist eine
schon fast damenhafte Anmut.
28
Dutzende ganz unterschiedliche Katzentypen
leben im Katzenhaus des Marburger Kreistierheims.
Hervorstechendste Eigenart der mitteilsamen
Mäxi ist die Geschwätzigkeit.
Fotos: Ina Tannert
terne, vorsichtig, unsicher. Angestarrt wird sie nicht
gerne. Welche Katze mag das schon, ist ja unhöflich.
Mir wird wenig diskret der Hintern zugewandt. Botschaft
angekommen.
Plötzlich ein Rumpeln. Aufregung im Auslauf. Eine Fliege
hat sich durch die Gitter verirrt. Als schwarzer Punkt
summt sie im Zickzack durch die Luft, vorbei an Kletterästen
und Sitzbänken. Ein halbes Dutzend Augenpaare
folgen. Ohren richten sich auf, Schnurrhaare
zittern. Höchste Konzentration. Endlich mal
was los im Katzenhaus.
Birbo macht den ersten Schritt. Tief duckt
sich der schneeweiße Kater auf den Boden,
Hinterbeine trommeln auf grauen
Beton. Dann schießt er vorwärts,
stoppt an der Wand, schlägt
pfeilschnell zu. Eine weiße Pfote
klatscht hörbar gegen den Putz.
Daneben. Die Beute entkommt.
Von der Jagd unbeeindruckt gibt
sich Furbo. Der Senior im tiefschwarzen
Gewand dreht geruhsame
Runden, schaut den hektischen
Kollegen still zu. Er ist der Erfahrene,
der Ruhepol im Haus, eine Fliege
bringt ihn nicht mehr in Wallung.
Die anderen machen ihm Platz.
Als wäre er der Silberrücken
der Katzenkommune.
Besuch im Nachbarraum.
Da macht
Mäxi den Türsteher,
begrüßt
Besucher mit
lautem Helau –
Pardon Miau.
Feines weißes
Fell, rote und graue Flecken
glänzen im Sonnenlicht. Durchdringend
klagt die redselige Katzendame
ihr Leid. Bald ist Futterzeit. Nicht bald genug,
wie es klingt.
Meckernd nimmt sie dann doch auf dem Schoß Platz, fängt an
zu vibrieren, ein leises Brummen erfüllt den Raum. Weiche
Pfoten treten im Rhythmus, warme Gemütlichkeit macht sich
breit. Bis die Geschwätzige genug hat von der Stille, wieder ihren
Lauschposten an der Tür bezieht.
Zurück bleiben kleine Andenken an die bunte Katzenbande.
Haare überall auf der Kleidung, in allen Farben,
graue, weiße, rote, schwarze. Von jedem e t wa s.
Überbleibsel einer Schar vielseitiger
Charakterköpfe.
Nur nicht so hastig – so
könnte das Lebensmotto
von Erwin lauten, der
eigentlich nur zum Gähnen
mal die Zähne zeigt.
29
Ein Körbchen pro Kind Lebensmittel
und Gespräche: So hilft die Kindertafel Stadtallendorf
von Ina Tannert
Neugierig stöbert Nrmin in den blauen Plastikkörbchen
auf der langen Theke herum. Das Mädchen guckt unter eine
Brötchentüte, ignoriert ein saftig aussehendes Hefeteilchen
mit Mohn im Zuckerguss und greift zwischen den Bananen
hindurch. „Super“. Ein grünes Marzipantäfelchen
taucht in ihrer Hand auf. Mit einem Grinsen im Gesicht
packt die Neunjährige den Fund ein und weitere Lebensmittel
unter den Kinderwagen der kleinen Schwester.
Auch die große Einkaufstasche von Mutter Nahed Omar
füllt sich. Den Inhalt von drei der vielen blauen Plastikkörbchen
steckt die Familie ein. Vier Töchter gibt es, drei
davon zwischen sechs und sechzehn – das Alter in dem sie
Anspruch auf die Waren der Stadtallendorfer Kindertafel
haben. Der Standort ist eine von sechs Ausgabestellen der
Marburger Tafel und der einzige Standort, der ausschließlich
für bedürftige Kinder gedacht ist.
mrlife hat die bunt bemalten Geschäftsräume besucht, die
mit den vielen Körbchen, und mit den Menschen gesprochen,
die sie dringend brauchen. Obst, Brötchen, Milch,
Käse, Joghurt, etwas Butter – das ist immer drin im blauen
Körbchen. Manchmal gibt es ein Extra, je nach Spendenhöhe.
Es ist ein Freitagmittag Ende Januar. Da sind noch
rot eingewickelte Weihnachtsmänner aus Schokolade vom
letzten Weihnachtsgeschäft übrig. Die lassen sich nicht
mehr verkaufen, die landen bei der Tafel. Nrmin freut sich.
Auch die zweijährige Schwester Jana lacht mit Sahne verschmiertem
Mund aus dem Kinderwagen heraus. Sie hat
einen Schokokuss von den Tafel-Mitarbeitern bekommen.
Nrmin hat Spaß an diesem Mittag. Wie ein kleiner Ausflug
zum Wochenende wirkt der Besuch der Familie. Erste
Anlaufstelle an jedem Freitag ist die Kindertafel. So wie
für über 150 Kinder aus Stadtallendorf. Angefangen hat die
Tafel vor zehn Jahren mit 16 Kunden. Damals, als Schulen
und Lehrer auf immer mehr hungrige Schüler im Unterricht
aufmerksam machten.
Nur die Kinder haben Anspruch auf die Lebensmittel, die
Eltern der Kleinsten gehen noch mit.
Nrmin kennt sich aus, sie ist registriert und zeigt eine kleine
eingeschweißte Plastikkarte vor. Der Nachweis zur Bedürftigkeit
ist Voraussetzung für den Besuch in der Kindertafel.
Wände und Fenster der Geschäftsräume sind voller
bunter Bilder – grinsende Fabelwesen, bunte Autos, knal-
30
Aus dem Landkreis
In langen Reihen stehen die blauen Körbchen für die Kinder bereit, nur selten findet sich zwischen Obst und Gebäck mal ein Kuscheltier, die sind rar.
Nrmin freut sich am meisten über eine Leckerei aus Marzipan.
lige Filmposter. Das hübscht auf und ist gleichzeitig Sichtschutz
nach außen. Gerade die Jugendlichen schämen sich
für den unfreiwilligen Gang nach der Schule zur kleinen
Anlaufstelle neben dem Schwimmbad, erzählen die Tafel-
Helfer.
Nrmin nicht, sie hat gleich noch eine Freundin mitgebracht.
Die Mädchen plappern unbeschwert drauflos, ärgern die
große Schwester. Die rätselt gerade über ihre nächste Mathematiknote.
„Ich bin ja gut in Mathe, Deutsch, Sport,
und Werken mag ich auch“, erzählt Nrmin.
Viele Kinder und Eltern kommen an diesem Tag vorbei, holen
sich ihre blauen Körbchen ab. So mancher bleibt auf einen
kleinen Schwatz. Man kennt sich. Die Ehrenamtlichen
sind Anlaufstelle wie Ansprechpartner, fragen nach den
letzten Schultests, nach der Geburtstagsfeier letzte Woche,
nach der Familie. Die Armut bleibt im Hintergrund, Thema
ist sie nicht.
Bekanntermaßen rettet der gemeinnützige Tafel-Verbund
Lebensmittel mit Schönheitsfehlern vor der Mülltonne zugunsten
von Bedürftigen. Die Kindertafel kauft zusätzlich
Milch ein. Nur so können die blauen Kinderkörbchen
ausreichend bestückt werden. „100 Euro im Monat kostet
die Milch – das geht nur mit Sponsoren“, sagt Kindertafel-
Leiterin Angelika Dorn. Sie stellt mit Nrmin
die leeren Boxen zur Seite, fragt nach
der Schule, wie es zu Hause
läuft. Viel Neues gibt es nicht zu berichten. Knapp ist das
Geld bei der Familie, die vor drei Jahren aus Syrien flüchtete.
Hartz IV, der Vater stockt mit Mini-Jobs auf. Mutter
Nahed kümmert sich um die vier Töchter. „Die brauchen
viel Essen und noch mehr, die Tafel hilft uns da“, erzählt
sie. Wenn Jana aus dem Gröbsten raus ist, peilt die Mutter
eine Ausbildung an. „Als Köchin oder Erzieherin – ich habe
vier Kinder, das kann ich beides gut“, erzählt sie und
lacht. Nrmin will mal Ärztin werden, sagt sie und tütet eine
letzte Orange ein.
Winkend verlassen die letzten Familien die Tafel. Zurück
bleiben vier Helferinnen und viel Aufräumarbeit. Dutzende
leere Körbchen werden aufeinander gestapelt, warten
auf die nächste Ladung Lebensmittel. Auf jene Waren,
die schon zu lange im Markt liegen, die als überflüssig
abgetan werden und die doch so vielen Menschen zumindest
eine Woche lang das Leben erleichtern können.
150 Körbe mit Lebensmittelspenden verteilen die
ehrenamtlichen Helfer der Kindertafel an jedem
Freitag an die Schüler. Innerhalb von zehn Jahren
hat sich die Zahl der Kunden fast verzehnfacht.
Fotos: Ina Tannert
31
Bürgermeistergespräch
Jörg Bendix ist Professor
für Geoökologie.
Vom Drang, Dinge
zu verändern mrlife im
Gespräch mit Bürgermeister Andreas Schulz
von Manfred Günther
Was ist zu tun? Andreas Schulz im Gespräch mit Mitarbeiterin Carina Greb-Zimmermann.
Er gehört zu dem halben Dutzend von Bürgermeistern
im Landkreis, die – Anfang der 1990er Jahre ins
Amt gekommen, von Medien als die „jungen Wilden“
bezeichnet wurden: Andreas Schulz, mittlerweile 25
Jahre für die fast 9.000 Einwohner zählende Großgemeinde
Ebsdorfergrund tätig.
Während der Großteil dieser neuen Generation von Verwaltungs-Chefs
– Norbert Mai, Helmut Hyner, Manfred
Barth oder Oliver Haupt – inzwischen andere Berufe ausübt,
pensioniert ist oder nicht mehr wiedergewählt wurde,
ist es für Schulz nach wie vor ein „Traumjob, Bürgermeister
zu sein“. Auch wenn er zwei Mal öffentlich mit
dem Gedanken gespielt hat, auf die nächstgrößere Bühne
zu wechseln: 2006 und auch sechs Jahre später war
er als Landratskandidat bei der SPD vielversprechend im
Gespräch, sagte aber jeweils ab. Das erste Mal, weil das
Vorstandsvotum nicht eindeutig genug war, 2012 weil er
das geplante Kandidaten-Casting ablehnte. Eine für Schulz
im Nachhinein richtige Entscheidung: „Hier in der Großgemeinde
kann ich mehr gestalten als im Kreishaus“.
„Junge Wilde“ waren sie, weil es mit einem „weiter so“ für
sie einfach nicht mehr weitergehen konnte. Sie gestalteten
Verwaltungen um, definierten Ziele und Handeln neu
– vor allem ergebnisorientierter und betriebswirtschaftli-
cher. Für die Vorgänger, die „alten Mauschler“ wie sie von
Journalisten einmal bezeichnet wurden, zeigt Schulz Verständnis
und begründet deren Tun: Sie hätten in den Jahren
nach der Gebietsreform eine große Aufgabe bewältigen
müssen. Auch, weil diese den Bürgern durch Verheißungen
und Geschenke schmackhaft gemacht worden sei.
Was von dem „jungen Wilden“ Andreas Schulz geblieben
ist? „Vor allem der Elan und der Drang, Dinge zu verändern.“
Nur würde er
bei der Umsetzung
inzwischen „ef- fektiver vorgehen“.
Dies si-
„Man muss mit
der Zeit gehen,
sonst geht man
mit der Zeit“
cherlich
auch,
weil
er zu Be-
ginn
sei-
ner Amts-
zeit
auf
viele Wi-
derstände
gestoßen
sei:
Kurz nach Das Schiller-Zitat,
ein Motto von seinem Amtsantritt
verliert Andreas Schulz.
die SPD bei der
Kommunalwahl die
Mehrheit im Gemein-
deparlament. Nicht nur, dass die neue und für damalige
Zeit ungewöhnliche Zählgemeinschaft aus CDU, Grünen
und Freien Wählern im Grund kräftig am Haushaltsentwurf
des Bürgermeisters herumstreichen will. Er soll nur
32
Bürgermeistergespräch
Im Kurzporträt:
Im Dezember 1992 zieht der damals 31-jährige
Verwaltungsfachmann Andreas Schulz vom südhessischen
Maintal nach Oberhessen. Ins Rhein-Main-Gebiet
zieht es den gebürtigen Dörnigheimer regelmäßig noch ein
Mal pro Jahr: in die Commerzbank-Arena in Frankfurt. Zwar
zu Spielen der Frankfurter Eintracht, aber als eingefleischten
Schalke-Fan. Sechs Heimspiele des Revierklubs pro Saison
erlebt der Fußballanhänger live im Stadion mit, mehr gebe
der Terminkalender eines Bürgermeisters nicht her. Und
auch ansonsten steht der Verwaltungs-Chef in seiner
Freizeit auf Sport – vielmehr treibt er ihn: inzwischen
walkend und nicht mehr joggend oder auf zwei
Brettern – sowohl langlaufend wie alpin.
Fotos: Rainer Waldinger
zuvor abgesegnete Mitteilungen im Gemeindeblättchen
verkünden dürfen – eine Reaktion auf eine Fähigkeit des
Bürgermeisters, Öffentlichkeitsarbeit auch in eigener Sache
zu betreiben. Die Antwort auf diesen „Maulkorb“ lässt
nicht lange auf sich warten. „Hört, Ihr Leut …“, Andreas
Schulz zieht mit der Schelle durch Dreihausen.
Doch nicht nur politisch bläst dem Bürgermeister in den
ersten Jahren der Wind ins Gesicht, auch aus der Verwaltung.
„Offener Aufstand gegen den Bürgermeister“ titelt
die „Oberhessische Presse“ 1995. Während der Personalrat
das schlechte Arbeitsklima beklagt, hat für den Bürgermeister
die Arbeitsleistung Vorrang.
„Diese Auseinandersetzungen waren notwendig“, ist sich
Schulz heute sicher. Sie seien Voraussetzungen dafür gewesen,
überhaupt etwas verändern zu können. Und was
ihm dabei besonders wichtig ist: „Ich habe den Rückhalt in
der Bevölkerung gespürt.“ Ein Beistand, der bei der ersten
Direktwahl deutlich wurde: mit 73,5 Prozent wurde er im
Amt bestätigt – im ersten Wahlgang.
Ein Rückhalt, den der „junge Wilde“ sicherlich nicht nur
der Streitbarkeit für die eigenen Anliegen verdankt, sondern
auch der Entwicklung der Kommune bis hin zur
„Sonnenscheingemeinde“. Betrug der Schuldenstand 1993
noch 15,7 Millionen Mark, ist acht Jahre später die Quadratur
des Kreises gelungen: Während anderenorts die Haushalte
– wenn überhaupt – nur mit Mühe ausgeglichen sind,
freut man sich im Grund über ein dickes Plus. Zwei Jahre
später wird aus dem Nehmer Ebsdorfergrund gegenüber
dem Land gar ein Geber: Nachdem nunmehr 40 Jahre vergeblich
auf die Ortsumgehung für Heskem gewartet wurde,
wird der Bau der Landesstraße durch die Kommune
vorfinanziert. Nicht die einzige Idee, durch die der Grund
überregional Aufmerksamkeit erlangt. Kindersparbuch für
jedes Neugeborene oder GrundGeldGutschein – mit einem
Wert von 25 Euro, für 10 Euro erhältlich und einlösbar in
mehr als 70 Unternehmen, Betrieben und Geschäften im
Ebsdorfergrund – sind weitere Beispiele.
Und wenn dann einmal Schluss ist mit Bürgermeister,
wie sähe die Stellenausschreibung für seinen Job aus?
Ideen zur Fortentwicklung der Gemeinde, Menschen und
menschlich überzeugen, Finanzfachmann sein, Durchsetzungsvermögen
und für den Erfolg der Gemeinde auch
persönlich leidensfähig zu sein. Ansprüche, die er auch
nach 25 Jahren noch an sich stellt. Auch wenn er nicht
mehr wie früher mit dem Gesetzbuch im Rucksack in den
Urlaub fährt und auch nach drei Tagen ohne Kontakt zur
Gemeinde nicht mehr unruhig wird.
33
Lange nichts mehr gehört von...
Für ein knappes Vierteljahrhundert
saß Winfried Carle als Bürgermeister
der Gemeinde Münchhausen auf
dem „Chefsessel“.
von Norbert Wiedemer
Lange nichts gehört von …
Winfried Carle
Die Gebietsreform in Hessen gebar 1974 viele geliebte aber
auch einige ungeliebte Kinder. Es war eine Zeit des kommunalpolitischen
Umbruchs. Da war es von Vorteil, wenn
der Prozess des Zusammenwachsens einen klugen und
zielorientierten Moderator fand. Auch in der neu entstandenen
Gemeinde Münchhausen herrschte nach der Fusion
der Dörfer Simtshausen, Nieder- und Oberasphe, Wollmar
und Münchhausen nicht nur eitel Sonnenschein. So kam
der junge Dipl. Verwaltungswirt Winfried Carle aus Marburg
gerade richtig. Er war ab 1975 der erste Bürgermeister
der frischgebackenen Kommune und blieb es bis 1999.
Heute schaut der 79-Jährige
als Ehrenbürgermeister nicht
ohne Stolz auf diese Ära zurück,
in der er viele Impulse
geben konnte und zahlreiche
Projekte in die Tat umsetzte.
In Marburg hatte der gebürtige
Langensteiner nach Lehre,
weiterführender Ausbildung
und einer Anstellung als
Zeitsoldat der Bundeswehr
bei der Universitätsstadt die
Verwaltungslaufbahn eingeschlagen.
Mit Georg Gaßmann
und Hanno Drechsler
erlebte er dabei zwei prominente
Chefs.
Die Lektüre theologischer Bücher
gehört zu den Hobbys des heute
79-Jährigen.
34
Die Daseinsfürsorge in den Ortsteilen war
zunächst Schwerpunkt seiner Arbeit als
Bürgermeister. Wasserversorgung, Abwasserentsorgung
und Straßenbaumaßnahmen
standen ebenso im Fokus wie die Schaffung
von Kindergartenplätzen oder die Renovierung
von Bürgerhäusern. In der Verwaltung
hielt das digitale Zeitalter Einzug. Und im
Jahr 2017 durfte Carle selbst als Beteiligter
beim ersten Spatenstich die Früchte der Planungsarbeit
für die Umgehungsstraße ernten. Seine Devise
war immer: „Man muss in einer Gemeinde langfristig denken
und planen.“ Gerne zeigt der rüstige Pensionär auch
seinem journalistischen Besucher einen seiner Lieblingsplätze:
Es ist die Anlage vor dem Rathaus, in der fünf große
Steine vor einer Sitzbank das Zusammenwachsen der Ortsteile
symbolisieren.
Lange war Carle auch in der Kreispolitik aktiv und beobachtete
in den 80er Jahren die großen Debatten um die Müllentsorgung
hautnah. Daneben hatte er kirchliche Ehrenämter
inne und war als Prädikant tätig. In dieser Funktion durfte
er einen seiner drei Enkel selbst taufen. In guter Erinnerung
sind ihm auch die gemeinsamen Treffs und Fahrten der Bürgermeister
des Landkreises. Die geliebten Bergwanderungen
im Allgäu und im Vorarlberg sind zurzeit wegen der maladen
Achillessehne nicht möglich. Doch zu Spaziergängen in
seiner Heimatgemeinde reicht es allemal. Daneben verfolgt
Carle in der überregionalen Presse die politischen Entwicklungen
und widmet sich der Lektüre theologischer Bücher.
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Fotos: Norbert Wiedemer
Schatztruhe für Krimi-Freunde
von Christina Rausch
Tödliche Rache
Mord im Thermenland
Krimineller “Reiseführer”
Gleich drei ermordete Richter halten die Ermittler
der Mordkommission Kiel in Atem und sorgen
bei den Medien vor Ort für die wildesten
Spekulationen. Eine Mordserie mit einer solchen
Brisanz hat es an der Küste noch nie gegeben.
Kommissarin Lisa Sanders und ihre Kollegen
stehen unter Strom und setzen alles daran,
um die Fälle so schnell wie möglich aufzuklären.
Zunächst sieht alles danach aus, als seien die
Richter aufgrund ihres Berufs ermordet worden:
Jeder der drei Männer musste in der Vergangenheit
Kritik für zu mild ausgefallene
Urteile einstecken. Könnte es sein, dass ein Angehöriger
der damaligen Opfer sich jetzt auf
eine mörderische Weise für die ungerechten
Urteile rächt? Als Lisa Sanders und ihr Kollege
Bergmann allerdings im privaten Umfeld der Ermordeten
ermitteln, kommt eine weitere und
mehr als grausame Gemeinsamkeit ans Licht –
und damit ein äußerst starkes Rachemotiv eines
Mannes, das die Ermittler aus allen Wolken fallen
lässt... Eine Entwicklung, die gleich mehrere
Beteiligte in höchste Gefahr bringt.
Auf sehr unterhaltsamen 400 Seiten treibt Angelika
Svensson die Handlung in „Küstentod“
von Spannungsbogen zu Spannungsbogen
und versteht es dabei bestens, sowohl Ermittler
als auch Leser auf eine falsche Fährte zu locken.
Spannung bietet auch das Privatleben von
Kommissarin Lisa Sanders: Nachdem sie sich
von ihrem Partner getrennt hat, kommt es zu
einer erneuten Annäherung mit Staatsanwalt
Thomas Fehrbach – damit bietet „Küstentod“
nicht nur spannungsgeladene Momente, sondern
auch etwas fürs Herz.
Angelika Svensson
„Küstentod“
400 Seiten, Droemer Knaur, ISBN: 978-3-426-52165-6,
9,99 Euro (Taschenbuch & eBook)
Mit „Steirerquell“ ist der achte Krimi der Österreichischen
Bestseller-Autorin Claudia Rossbacher
erschienen. Sandra Mohr und ihr Macho-Chef
Sascha Bergmann ermitteln in einem
besonders grausaumen Fall. Im ansonsten so
beschaulichen Thermenland Steiermark geht
es alles andere als idyllisch zu und der neue Fall
lässt vor allem Frauen den Atem stocken… Sandra
Mohr und Sascha Bergmann sind auf der
Hochzeit einer Kollegin, als Sandras Handy vibriert.
Dass sie den Anruf während der Trauung
nicht angenommen hat, bereut sie nur kurze
Zeit später, denn die Mailbox gibt eine grausige
Nachricht wieder. Der Anruf kam von Sandras
bester Freundin Andrea und war ein regelrechter
Hilferuf. Nach einigen panisch gestammelten
Worten bricht die Nachricht ab.
Bei der Kommissarin schrillen natürlich sofort
alle Alarmglocken und sie begibt sich auf die
Suche nach ihrer Freundin. Noch während Sandra
recherchiert, wo Andrea das Wochenende
verbringen wollte und ob sie je dort angekommen
ist, wird eine verkohlte Frauenleiche gefunden.
Im Schuppen nebenan: Andreas Auto!
Für Sandra Mohr und Sascha Bergmann beginnen
nervenaufreibende Ermittlungen, die zu
einem Wettlauf gegen die Zeit werden, als sich
herausstellt, dass es sich bei der Toten doch
nicht um Andrea handelt. Sandra setzt alles daran,
ihre offensichtlich entführte Freundin zu
finden und zu verhindern, dass sie das nächste
Opfer des Frauenmörders wird…
“Steirerquell” bringt alles mit, was einen guten
Krimi ausmacht: eine spannende Handlung, bis
ins Detail angelegte Charaktere und einen kräftigen
Schuss Lokalkolorit.
Claudia Rossbacher
Steirerquell
279 Seiten, Gmeiner-Verlag, ISBN 978-3-8392-2265-2,
15 Euro (Taschenbuch), 11,99 Euro (eBook)
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Böse
liegt so nah? Auch wenn die Redewendung im
Original anders lautet: Für den Freizeitführer
“Mörderisches Oberhessen” trifft diese Variante
zu. Die Idee des etwas anderen Freizeitführers
ist unterhaltsam. Zunächst erwartet den Leser
ein Krimi, der in der vorgestellten Region spielt,
und im Anschluss liefert das Buch eine ganze
Reihe an Ausflugstipps oder Hinweisen auf
spannende Orte in der Umgebung, deren Besuch
sich lohnt.
Die elf Kurzkrimis in diesem Band der im Gmeiner
Verlag erschienenen Reihe stammen von
Krimiautor Bernd Köstering, der selbst in Gießen
aufgewachsen ist und inzwischen fünf Krimis
mit Privatermittler Hendrik Wilmut in der
Hauptrolle veröffentlicht hat. In “Mörderisches
Oberhessen” gehen die Leser gemeinsam mit
Marburger Medizinstudenten auf eine mehr
als schaurige Exkursion, die mitten in der Nacht
einen gruseligen Fund ans Licht bringt. Ein anderes
Mal nimmt Köstering die Leser mit nach
Bad Nauheim, wo Elvis Presley seine Spuren hinterlassen
hat. Natürlich spielt auch Gießen eine
Rolle in den kurzen und sehr unterhaltsamen –
und auch manchmal leisen – Geschichten.
Nicht nur für Leser, die noch nie in Oberhessen
waren, sind die Freizeittipps interessant. Auch
einheimische Leser können ihre Heimat noch
einmal von einer ganz anderen Seite kennenlernen.
In der Reihe “Mörderische Freizeitführer” sind
im Gmeiner Verlag bereits mehrere Bände erschienen.
Wer möchte, kann von Sylt über
Bonn, das Erzgebirge und die Eifel bis in die
Steiermark auf kriminelle Entdeckungstouren
gehen.
Bernd Köstering
“Mörderisches Oberhessen”,
192 Seiten, Gmeiner Verlag, ISBN 978-3-8392-2063-4,
9,99 Euro (Taschenbuch), 8,99 Euro (eBook)
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