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Für den Landkreis Marburg-Biedenkopf<br />
life<br />
Ausgabe Nr. 35 März/April 2018<br />
DAS MAGAZIN<br />
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Beratung nach<br />
Krebsdiagnose<br />
KEIN PONYHOF<br />
Bauer von heute<br />
sucht nicht<br />
nur Frau<br />
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Aufgaben<br />
stemmen im<br />
Ehrenamt<br />
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Editorial<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
saftige Wiesen, frische Milch aus großen Milchkannen gießen und duftendes Heu im Stall verteilen: Wer heute<br />
mit der Landwirtschaft seinen Lebensunterhalt bestreitet, wird angesichts dieser idyllischen Vorstellung des<br />
Landlebens schmunzeln müssen. Der Strukturwandel macht auch vor landwirtschaftlichen Betrieben nicht<br />
halt. Wie sich das auf den Arbeitsalltag auswirkt und welchen Herausforderungen sich die Landwirte von<br />
heute stellen müssen, darüber berichten Heinz-Hermann Nau-Bingel, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes,<br />
und Karin Lölkes, Vorsitzende des Kreisbauernverbands und Bäuerin in dieser Ausgabe (ab Seite 8).<br />
Tierisch wird es auch ab Seite 28: mrlife-Autorin Ina Tannert hat die Samtpfoten im Katzenhaus des Tierheims<br />
Cappel ganz genau unter die Lupe genommen. Lesen Sie selbst, dass Katzen nicht nur mit ihrer starken<br />
Persönlichkeit überzeugen, sondern auch echte Charakterköpfe sind – jede auf ihre ganz eigene Weise.<br />
Wussten Sie eigentlich, dass sich ganz in Ihrer Nähe ein Märchenschloss befindet? Die Rede ist von Schloss<br />
Braunfels, das auch als „hessisches Neuschwanstein“ bezeichnet wird und über dem Kurort im Lahn-Dill-Kreis<br />
thront. Das beeindruckende Gebäude, dessen bauliche Anfänge bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen, kann<br />
in Teilen besichtigt werden – und im Anschluss lohnt sich ein kleiner Bummel durch die Altstadt.<br />
Auf Elektrogeräte oder gar Smart-Home-Technologie mussten die Burgherren verzichten – im Gegensatz zu Ihnen.<br />
mrlife-Autor Manfred Günther hat sich die Möglichkeiten eines intelligenten, vernetzten Zuhauses in der<br />
Praxis angesehen. Lesen Sie seine Eindrücke ab Seite 14 und lernen Sie kleine, technische Helfer kennen, die<br />
das Leben nicht nur angenehmer machen, sondern im Ernstfall sogar retten können.<br />
Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre dieser Ausgabe und freue mich über Rückmeldungen, Anregungen<br />
und Ideen.<br />
Ileri Meier<br />
Geschäftsführung<br />
Impressum:<br />
Herausgeber: Hitzeroth Druck+ Medien GmbH & Co.KG,<br />
Franz-Tuczek-Weg 1, 35039 Marburg<br />
Telefon: 06421/4090, Fax 06421/409155,<br />
E Mail: redaktion@mrlife.de; www.mrlife.de<br />
Geschäftsführung: Ileri Meier<br />
Redaktion: Angela Heinemann<br />
Produktion: Rainer Waldinger<br />
Anzeigen: Roger Schneider<br />
Druck: msi-media service international gmbh, Marburg<br />
3
Inhaltsverzeichnis<br />
Hier erhalten Sie das aktuelle<br />
Im Überblick:<br />
life<br />
DAS MAGAZIN<br />
Marburg • Aroma • Vila Vita Rosenpark • Optik Siebert • Semler • Bißtro<br />
• Alex Lokomotive • Anwara • Ketzerbach 12 • Siebenkorn • Buchhandlung<br />
Jakobi • Tabak Lesch • Einhorn Apotheke • Engel u. Völkers • Gartenlaube<br />
• Kaffee Rösterei • Optiker Unkel • Eiscafe Venezia • Parfümerie<br />
Gröbel • Bäckerei Müller • Philipps Apotheke • Buchhandlung Elwert<br />
• Cafe Vetter • Kulturamt • Rathaus am Markt • Weinhandlung Keßler •<br />
Optik Stoller • Gläser Schuhmode • Bäckerei Pfeiffer • Cafe am Markt •<br />
Restaurant zur Sonne • Hostaria del Castello • Weinlädle • Ristorante Da<br />
Nella • Buchhandlung a.Markt • Edlunds • Glaserei Werner • Pizza Tony<br />
Barfüßerstraße • Restaurant Bückingsgarten • Physicum • Wein u. Käse •<br />
Schlossberg Apotheke • Herzblut • Uhren Bladt • Claudia Preiss • Express<br />
Reinigung • Siebenkorn • Optiker Scharf • KFZ • Peldszus Zweirad • Roter<br />
Stern/Buchh. • Dr. Hermanns • Ahrens Kaufhaus • Vera Moda • Radwerk<br />
• Cafe Goppion • Pfeffer & Salz • Friseur Motisi • Nero • ASK • Perspect •<br />
Move • Freihube VOLVO • Cafe Klingelhöfer • Ars Vivendi • Auto Schubert •<br />
Boese u. Born • HLT-Theater • Shell-Tankstelle, Gisselberger Straße • Praxis<br />
GmbH • Tagesanlaufstelle • VFB Gaststätte • Jet Tankstelle, Gisselberger<br />
Straße • Rehafit • Stadtwerke • Landratsamt • Lebenshilfe • Gärtner<br />
Pötschke • Sparkasse Cappel • Sparkasse Landratsamt • tegut Cappel •<br />
Briel/Heimtex • Amor & Stritzke • EDEKA/ ERNST REIN • Eriks Reisebüro •<br />
Avia Tankstelle • Kamin Ofen Scheune • Ford Autozentrum • Sen. Heim St.<br />
Jakob • Restaurant Kalimera • Restaurant Irodion • Restaurant Tandoori •<br />
DRK, Deutschhausstraße • Restaurant Indiria • Sudhaus • K-Biesalski Haus<br />
• Copy-Kurier • BIP • Caferösterei Il Gusto • Cineplex • Kunsthalle • GeWo-<br />
Bau • MTM-Tourismus • Cafe Rosenpark • Hombergers • Tanzschule Seidel<br />
• Güterbahnhof 12 • DAK, KrummbogenSiebenkorn • Café Satz, Gutenbergstraße<br />
• Gnau Renault • Schwarz Automobile (VW) • FKR • Schwitalla<br />
Citroen • Ringfoto Wehrda • Kaphingst • Mega Optic • AWO • Apotheke<br />
Richtsberg • Restaurant Debelius • Aquamar • Archivschule Bismarckstraße<br />
• Stadtbücherei Ketzerbach • Eiscafé Capri, Schützenstraße<br />
Schäfers Backstuben in Marburg:<br />
Weintrautstraße; Schwanallee; Erlenring;<br />
Lahncenter; tegut Wehrda, tegut Cappel<br />
Amöneburg • Brücker Mühle • Rathaus • Gasthaus Weber Biedenkopf<br />
• Eiscafé Fantastico • DRK-Krankenhaus • Rathaus • Schäfers Backstuben<br />
Hauptgeschäft • Sanitätshaus Kaphingst • Parkhotel • Pizzeria Hospitalstraße<br />
Elnhausen • Gasthaus Zum Alten Schneider • Frischemarkt Piskin<br />
Frankenberg • Buchhandlung Jacobi, Fußgängerzone Bad Endbach •<br />
Lahn-Dill-Bergland Therme Cappel • Hotel-Restaurant Carle<br />
Cölbe • Bäckerei Müller • Metzgerei Lauer • Restaurant Culina • Gemeindeverwaltung<br />
• Golfplatz Bernsdorf • ARAL Cölbe • Freie Tanke Cölbe •<br />
Seniorenheim Cölbe Dagobertshausen • Waldschlösschen Ebsdorfergrund<br />
• Gemeindeverwaltung • Hallenbad • Bio Supermarkt • Poststelle<br />
• Apotheke Gemünden • Natur- und Design-Markt Struthweg/Industriegebiet<br />
• Gasthaus Alter Bahnhof • Gasthaus Sargel • Rathaus Gießen<br />
• Schäfers Backstuben REWE und Neustadt Gisselberg• Gasthof Grebe<br />
Gladenbach • Apotheke Baum • Haus des Gastes • Freizeitbad Nautilust •<br />
Bellersheim • Uhren Bladt • China-Restaurant Petersburg • Wasserbetten<br />
di Lombardo Großseelheim • Bäckerei Carle • Metzgerei Stei<br />
Kirchhain • Café Noll • Tabac Hoos • Blumen Kaufmann • Bäckerei Althainz<br />
• Metzgerei Römer • Bäckerei Möller • Bäckerei Schubert • Bäckerei<br />
Viehmeier • Rathaus • Bäckerei Jungclas • Ärztezentrum • Tankstelle<br />
Rabeneck • Metzgerei Heinen • Gasthaus zur Sonne<br />
Niederklein • Schützenhaus Niederweimar • Gemeinde N-Weimar •<br />
Radio Moik • Sparkasse N-Weimar • Tec Motors • Foto Kul Neustadt •<br />
Rathaus • Tabakwaren Willi Baum • Metzgerei Tittl • Bäckerei & Konditorei<br />
Schmidt Wallau • Ristorante Milano Stadtallendorf • Autohaus Masuch<br />
• Schreibwaren am Bahnhof • Metzgerei Euen • Restaurant Akropolis<br />
• Dewener • Metzgerei Rückert • Rathaus • Freie Tankstelle • Esso Tankstelle<br />
• Bärenhof<br />
Marburg<br />
7 DIE BESTEN FÜR UNSER FACH<br />
Ein Kommentar zum Medizin-Numerus Clausus<br />
20 REISEN IN DIE KONFLIKTGEBIETE<br />
Völkerrechtler Sven Simon<br />
kennt auch die Praxis<br />
28 MAROTTEN WIE MENSCHEN<br />
Auch Katzen können geschwätzig sein<br />
Stadt und Land<br />
8 DIENST AM LANDWIRT<br />
Kreisbauernverband informiert und berät<br />
9 HÖFESTERBEN – UND DANN?<br />
Interview mit Karin Lölkes<br />
10 AUFSTEHEN KURZ NACH 5<br />
Ein Leben für 360 Kühe<br />
13 STADTAUSFLUG BRAUNFELS<br />
Unterwegs mit Dr. Lutz Münzer<br />
16 BLUMENPFLÜCKEN IM WALD<br />
Farbenfrohe Vegetation unter Buchen<br />
22 SPORT UND GESELLSCHAFT<br />
Ohne Ehrenamtler läuft nichts –<br />
auch beim TSV in Stadtallendorf<br />
30 NICHT NUR ESSENSAUSGABE<br />
Kindertafel Stadtallendorf ist<br />
auch Kommunikationspunkt<br />
32 ENERGIE WIE EIN KRAFTWERK<br />
Andreas Schulz seit 25 Jahren<br />
Bürgermeister im Ebsdorfergrund<br />
34 LANGE NICHTS GEHÖRT – von Winfried Carle,<br />
Münchhausens Altbürgermeister<br />
Kultur<br />
5 HINTER DER BÜHNE<br />
Garderobengespräch beim Phantom der Oper<br />
12 MALER GESUCHT<br />
Wer schuf die Marburg-Aquarelle?<br />
35 GUT GEGRUSELT Tipps für Krimi-Fans<br />
Gesundheit<br />
6 SPRECHSTUNDE MOOSDORF<br />
Schwächelndes Herz – und wie man damit umgeht<br />
26 GANZ OHNE GEBÜHREN<br />
Krebsberatung ohne Geld und Versichertenkarte<br />
Wirtschaft<br />
14 UNBESORGT AUS DEM HAUS<br />
Technik wacht über Herd & Co.<br />
24 MIT DEM LANZ DURCH DEN GARTEN<br />
Maschinenmodelle für die Industrie<br />
Essen und Trinken<br />
18 GENUSS MIT GEWISSEN<br />
Fair gehandelte Getränke im Gladenbacher Café Fair<br />
4
Stadt & Land<br />
Mit 3-D-Animation<br />
und historischen<br />
Kostümen scheinbar<br />
mitten im Pariser<br />
Opernhaus: Die Aufführung<br />
des „Phantoms<br />
der Oper“ in Marburg.<br />
Vom Spiel mit dem Publikum<br />
Hinter der Bühne in der Marburger Stadthalle: Garderobengespräch<br />
mit Deborah Sasson, Jochen Sautter und Axel Olzinger<br />
von Manfred Günther<br />
Während der beiden Akte nehmen sie das Publikum<br />
mit in den prunkvollen Saal des Pariser Opernhauses<br />
oder tief hinunter in die unheimlichen Katakomben –<br />
mit Hilfe eines raffinierten 3-D-Bühnenbildes, das Foto<br />
aus den Originalschauplätzen ins Spiel projiziert.<br />
Während der Pause gewähren sie Zutritt in die Garderoben<br />
des Erwin-Piscator-Hauses: Deborah Sasson, die<br />
die Romanvorlage von Gaston Leroux zu einem eigenen<br />
Musical verarbeitet hat und selbst die weibliche Hauptrolle<br />
singt, Co-Autor Jochen Sautter, der den Grafen Raoul<br />
darstellt, und das „Phantom“ Axel Ozinger – nun<br />
kurz einmal ohne Maske.<br />
Fast tägliche Aufführungen stehen in diesen Tourneetagen<br />
auf dem Programm – vom Gewandhaus in Leipzig<br />
oder der Philharmonie in München bis hin zur Marburger<br />
Stadthalle oder das Theater an der Ilmenau in<br />
Uelzen. Was sie motiviert, seit 2010 ihre Fassung des<br />
„Phantoms der Oper“ aufzuführen? „Das Spiel mit und<br />
für das Publikum – ob vor ausverkauftem Haus oder<br />
halbleeren Rängen, jedes Publikum hat eine perfekte<br />
Vorstellung verdient und das motiviert uns für jede<br />
neue Aufführung“, betont Ozinger. „Und dabei ist<br />
es uns wichtig, das Publikum mit in die Originalschauplätze<br />
zu nehmen“, begründet Sasson das außergewöhnliche<br />
Bühnenbild ihres Werkes, das anders als die<br />
vor 30 Jahren uraufgeführte Version von Andrew Lloyd<br />
Webber eine Hommage an den Originalroman „Le<br />
Fantôme de l’Opéra“ von Gaston Leroux aus dem Jahr<br />
1911 darstellt. „Bewusst sehr nahe an der Buchvorlage<br />
gehalten, aber als Gegengewicht zu der sehr dunklen<br />
Seite der Geschichte die humorvolle Seite betonend.“<br />
Ein Bühnenbild, das zwar aufgrund der 3-D-Animation<br />
sehr flexibel sei, „aber auf jeder neuen Bühne eine<br />
Herausforderung darstellt“, wie Sautter berichtet. In<br />
Marburg zum Beispiel mussten Treppenelemente auf<br />
dem Tour-Lkw bleiben. Dafür sei die Platzierung des<br />
18-köpfigen Orchesters direkt vor den Publikum-Reihen<br />
hier etwas Besonderes.<br />
Literatur im Frühling – Literaturfrühling<br />
Foto: Manfred Günther<br />
Mit dem erstmals organisierten „Literaturfrühling“<br />
setzt der Landkreis Marburg-Biedenkopf im<br />
März einen neuen kulturellen Akzent. Vom 14. bis<br />
zum 23. März finden Lesungen an außergewöhnlichen<br />
Orten und in besonderem Ambiente statt.<br />
Namhafte Autorinnen und Autoren lesen in der Tapetenfabrik<br />
in Kirchhain (Gaby Hauptmann), in der Alten<br />
Kirche in Wommelshausen (Andreas Izquierdo),<br />
in der Alten Kirche in Niederweimar (Brigitte Glaser),<br />
im Trauzimmer des Rathauses in Neustadt (Elke Pistor)<br />
und in der Galerie im Glashaus in Rauschenberg<br />
(Sven Stricker). Mehr auf www.marburg-biedenkopf.de<br />
5
Gesundheit<br />
Sprechstunde Moosdorf<br />
Wenn das Herz<br />
schwächelt<br />
Fällt es schwer, längere Treppen zu steigen? Bringt<br />
ein mittellanger Spaziergang Müdigkeit und nicht<br />
Erfrischung und Erholung? Überhaupt: Fühlen Sie<br />
sich häufig lustlos und müde?<br />
Was liegt hier vor? Was ist zu tun?<br />
Wenn Untersuchungen und EKG beim Hausarzt keinen Aufschluss<br />
über eine besondere Erkrankung geben, ist eine weitergehende<br />
Untersuchung bei einem Herzspezialisten zu empfehlen.<br />
Eine Ultraschalluntersuchung lässt erkennen, ob eine Herzschwäche<br />
vorliegt und ob es eine systolische oder diastolische<br />
Schwäche ist.<br />
Wenn die Ursachen für die Herzschwäche so nicht erkennbar<br />
und behebbar sind, sind zunächst medikamentöse Behandlungen<br />
zur Entlastung und Kräftigung des Herzmuskels das<br />
Mittel der Wahl. Dazu gehören natürlich auch Hinweise zur<br />
allgemeinen Lebensführung, die in vielen Fällen einen entscheidenden<br />
Anteil an der Genesung haben. Es nützt das beste<br />
Medikament nichts, wenn Fehlernährung und Suchtmittel wie<br />
Alkohol und Rauchen das Herz belasten.<br />
Wenn weder durch Medikamente und Lebensumstellung noch<br />
durch Operationen das Herz ein lebenswertes Leben mehr ermöglicht,<br />
besteht die Möglichkeit, es durch ein Spenderherz<br />
zu ersetzen. Das ist mittlerweile eine gängige und vielversprechende<br />
Operation, die allerdings durch die begrenzte Zahl von<br />
Spenderorganen oft nicht rechtzeitig möglich ist. In Deutschland<br />
werden pro Jahr etwa 300 Menschen mit einem Spenderherz<br />
versorgt. Sie haben anschließend eine gute Prognose über<br />
zehn bis zwanzig Jahre bei hoher Lebensqualität.<br />
Systolische Herzinsuffizienz:<br />
Bei dieser Erkrankung wird das Blut nicht kräftig genug durch<br />
den Herzmuskel in den Körper gepumpt. Folgen sind schnelle<br />
Ermüdung nach geringen Belastungen und Atemnot. Auch<br />
Husten und rasselnde Atemgeräusche können auf Wasseransammlungen<br />
in der Lunge hinweisen.<br />
Diastolische Herzinsuffizienz:<br />
Diese weist darauf hin, dass entweder der Herzmuskel weniger<br />
elastisch – steifer – geworden ist und sich nicht mehr so<br />
ausdehnen kann, dass genug Blut in die Herzkammern gelangt<br />
oder dass die Ausdehnung des Herzens in der Diastole durch<br />
einen verdickten engen Herzbeutel behindert wird. Verantwortlich<br />
hierfür können durchgemachte Entzündungen, also<br />
auch eine Grippe sein ebenso wie Tumormetastasen. Der Herzbeutel<br />
kann sogar fest mit der Herzoberfläche verwachsen und<br />
verkalken (Panzerherz).<br />
Grundsätzlich gilt: Wenn eine Ursache für die Herzschwäche<br />
erkennbar ist, ist sie zu beseitigen. Mangelnde Durchblutung<br />
der Herzkranzgefäße wird durch Erweiterung der Gefäße<br />
(Stent) oder durch Umgehung verschlossener Gefäße (Bypass)<br />
behoben. Erkrankte Herzklappen werden operativ korrigiert<br />
oder durch künstliche Herzklappen ersetzt. Für das Legen von<br />
Bypässen muss meist der Brustkorb vorn geöffnet werden; die<br />
anderen Eingriffe sind in vielen Fällen auch minimalinvasiv<br />
möglich.<br />
Kunstherzen als Herzunterstützungssysteme sind keine Seltenheit mehr. Auf<br />
der Abbildung ist ein vielfach implantiertes System für Kinder zu sehen, das<br />
ein Berliner Unternehmen fertigt. Lieferanten von Kunstherzen für Erwachsene<br />
kommen häufig aus den USA.<br />
Eine weitere Alternative, falls eine Transplantation nicht in<br />
Frage kommt, ist die Unterstützung des leistungsschwachen<br />
Herzens durch ein sogenanntes Kunstherz. Das ist eine weniger<br />
als faustgroße Pumpe, die in den Brustkorb eingesetzt<br />
wird. Über ein Kabel wird diese Pumpe an Batterien und eine<br />
Steuereinheit angeschlossen. Diese technische Ausrüstung<br />
kann man mit einem Gürtel am Körper tragen, was zu einer erheblichen<br />
Verbesserung der Lebensqualität führt.<br />
Wer wegen Herzschwäche lange im Bett gelegen hat, wird es<br />
schätzen, wieder mit Dackel Waldi um den Block gehen zu<br />
können. Denn das ist auch ein wichtiges Ziel aller ärztlichen<br />
Bemühungen: Die Zeit, die erkrankte Menschen haben, mit Leben<br />
zu füllen. Nicht nur, das Leben auf endlose Jahre auszudehnen.<br />
Und es geht nicht darum, aus einem Herzkranken einen<br />
Leistungssportler zu machen. Mit Waldi ums Haus, das<br />
ist das Ziel.<br />
6
Gesundheit<br />
Medizin studieren - ein Kommentar<br />
Rainer Moosdorf hat als Herzchirurg<br />
viele tausend Herzen operiert. Nun<br />
wird er aus dem Ruhestand heraus<br />
regelmäßig für die mrlife-Leser<br />
schreiben.<br />
unterschiedliche Schwerpunktsetzungen der einzelnen Fakultäten<br />
zuzulassen. Empathie als eine wichtige Eigenschaft<br />
für den Arztberuf kann man nicht mit standardisierten Fragen<br />
ermitteln. Dafür bedarf es eines persönlichen Gesprächs. Und<br />
auch andere für den Arztberuf günstige Eigenschaften sind<br />
nur auf diesem Wege zu ermitteln.<br />
Natürlich kommen mit solchen Gesprächen zusätzliche Belastungen<br />
auf die Hochschullehrer zu. Aber auch bei mindestens<br />
zwei Prüfern und bei Beteiligung aller verfügbaren Hochschullehrer<br />
und auch Emeriti ist diese Aufgabe zu bewältigen<br />
und wir sollten diesen zusätzlichen Aufwand angehen, um die<br />
Chance zu nutzen, die Besten für unser Fach anzuwerben.<br />
Numerus clausus ade? Auch Auswahlgespräche<br />
ermöglichen zügigen Studienzugang<br />
Prof. Dr. Rainer Moosdorf<br />
(bis 2017 Ordinarius für Herzchirurgie)<br />
Fotos: Günter Gleim, Rainer Moosdorf<br />
Die Richter des Bundesverfassungsgerichts haben den Numerus<br />
clausus in seiner jetzigen Form als teilweise verfassungswidrig<br />
erklärt und Veränderungen des Verfahrens angemahnt:<br />
Dass die Abiturnoten zwischen unterschiedlichen Bundesländern<br />
nicht zwanglos vergleichbar sind, ist keine neue Erkenntnis<br />
und zu Recht mahnen die Richter eine Vereinheitlichung<br />
der Anforderungen über Ländergrenzen hinweg an.<br />
Ebenso ist es nachvollziehbar, dass die Richter eine Verkürzung<br />
der Wartefristen anmahnen, ist doch schon lange bekannt,<br />
dass Lernfähigkeit und Kreativität mit dem Alter abnehmen<br />
und dass unser ärztlicher Nachwuchs oft viele Jahre<br />
in Warteschleifen vergeudet.<br />
Dementsprechend sind Praktika und berufliche Vorbildungen<br />
in Pflegeberufen positiv zu berücksichtigen, da sie zu nutzbaren<br />
Vorkenntnissen führen, aber man muss auch vermeiden,<br />
dass dadurch grundsätzlich der Studienbeginn hinausgezögert<br />
wird.<br />
Es gibt heute schon die Möglichkeit, 60 Prozent der Medizinstudenten<br />
nach Auswahlgesprächen zuzulassen. Das ist neben<br />
der Berücksichtigung von Abiturnoten und Wartezeiten<br />
eine wirksame Möglichkeit, einen zeitnahen Studienbeginn<br />
zu erlauben. Diese Option wird zu wenig genutzt. Einerseits<br />
aus Angst vor juristischer Anfechtbarkeit individueller Auswahlgespräche.<br />
Andererseits erfordern diese einen erheblichen<br />
Zeit- und Personalaufwand.<br />
Die Verfassungsrichter geben uns nun die Durchführung solcher<br />
Auswahlgespräche „in strukturierter und standardisierter<br />
Form“ auf und hier beginnt meine Kritik. Natürlich müssen<br />
derartige Gespräche eine gewisse Form und Struktur haben,<br />
sie bundesweit zu standardisieren nimmt uns aber wieder die<br />
Möglichkeit, individuell auf die speziellen Eigenschaften der<br />
Bewerberinnen und Bewerber einzugehen und dabei auch<br />
7
Aus dem Landkreis<br />
Dienstleister und<br />
Interessenvertretung<br />
Kreisbauernverband bietet Mitgliedern<br />
Informationen und Beratung<br />
von Norbert Wiedemer<br />
Während es in den ersten beiden Dritteln des 19. Jahrhunderts<br />
schon Interessenvertretungen der Industrie und des<br />
Handwerks gab, entwickelten sich Zusammenschlüsse der<br />
Landwirte nur langsam. Obwohl sie zu dieser Zeit den wichtigsten<br />
Wirtschaftszweig bildeten, entstanden erst spät<br />
Landwirtschaftliche Vereine, die zumeist mit den<br />
staatlichen Agrarverwaltungen verflochten<br />
waren. Erst zur Jahrhundertwende hin kam<br />
es zu einem größeren landwirtschaftlichen<br />
Vereinswesen und einer mitgliederstarken<br />
Bauernvereinsbewegung. Beide nahmen<br />
jedoch keine politische Interessenvertretung<br />
wahr. 1907 waren immerhin 350.000<br />
Mitglieder in Bauernvereinen organisiert. Als<br />
Pressure Group gewann jedoch mehr und mehr<br />
der Bund der Landwirte (BdL) Einfluss. Ihm gelang<br />
es zeitweise, zahlreiche Abgeordnete auf<br />
seine Ziele zu verpflichten. Der Reichslandbund<br />
als bedeutende Interessenvertretung in der Weimarer Republik<br />
wurde gemeinsam mit anderen Vereinigungen später<br />
im Nationalsozialismus „gleichgeschaltet“.<br />
Nach dem 2.Weltkrieg gründete sich der Deutsche Bauernverband<br />
(DBV), der heute seinen Sitz in Berlin hat. Mitglie-<br />
8<br />
Heinz-Hermann Nau-Bingel<br />
leitet die Geschäftsstelle.<br />
der sind die jeweiligen Landesverbände.<br />
Einmal im Jahr gibt der DBV einen<br />
Situationsbericht zur wirtschaftlichen<br />
Entwicklung der Landwirtschaft heraus.<br />
Er ist außerdem ideeller Träger<br />
der Internationalen Grünen Woche in<br />
Berlin. Im Hessischen Landesverband<br />
sind 18 Kreis- und Regionalverbände<br />
organisiert. Über die Kreisverbände<br />
und die Kreisgeschäftsstellen bietet<br />
der Bauernverband seinen Mitgliedern<br />
ein attraktives Dienstleistungsangebot.<br />
Dem Kreisverband Marburg-Kirchhain-Biedenkopf,<br />
der 1992 aus den<br />
Verbänden der ehemaligen Kreise fusioniert<br />
wurde, gehören 2.000 Mitglieder<br />
an. Er hat seinen Sitz in Marburg<br />
(Rollwiesenweg). Den ehrenamtlichen<br />
Vorstand bilden Karin Lölkes (Simtshausen)<br />
als Vorsitzende, ihre Stellvertreter<br />
Erwin Boland (Himmelsberg)<br />
und Günter Kraft (Reimershausen) sowie<br />
bis zu zwölf weitere gewählte Mitglieder.<br />
Dem Geschäftsführer Heinz-Hermann Nau-Bingel stehen<br />
vier Mitarbeiter in Voll- bzw. Teilzeit zur Seite. Die Mitgliedsbetriebe<br />
können ein umfangreiches Beratungs- und Betreuungsangebot<br />
nutzen. Bedarf besteht häufig in rechtlicher<br />
Hinsicht bei Pacht- und Übergabeverträgen, Vertrags- und<br />
Testamentsgestaltungen sowie dem gesamten öffentlichen<br />
Recht. Die Geschäftsstelle hilft jedoch auch bei Steuerthemen<br />
und der Erstellung von Steuererklärungen, bei<br />
Betriebsaufgaben, Gebäude- und Grundstücksangelegenheiten.<br />
Sie fungiert außerdem als<br />
Anlaufstelle für Fragen der landwirtschaftlichen<br />
Kranken- und Rentenversicherung,<br />
der Pflegekasse und der Berufsgenossenschaft.<br />
Beratung gibt es unter anderem bei<br />
der Agrarförderung, Bauanträgen, Straßenbaumaßnahmen<br />
oder Gesprächen mit Behörden.<br />
Doch auch Information und Weiterbildung ist<br />
ein Schwerpunkt im Portfolio des KBV. So erhalten<br />
die Mitglieder Rundschreiben zu aktuellen<br />
Themen der Landwirtschaft. Gemeinsam<br />
mit dem Fachbereich Ländlicher Raum, den Junglandwirten<br />
oder den Kreisvereinen werden zum Beispiel Veranstaltungen<br />
zur Düngeverordnung, zum Anbau und Pflanzenschutz,<br />
zum Klimaschutz oder zur Entwicklung der Getreidemärkte<br />
angeboten.
Aus dem Landkreis<br />
„Der Strukturwandel in der Landwirtschaft<br />
wird sich fortsetzen“<br />
Die Vorsitzende des<br />
Kreisbauernverbandes,<br />
Karin Lölkes, im<br />
mrlife-Interview<br />
Fotos: KBV; Norbert Wiedemer<br />
mrlife: Die Landwirtschaft befindet<br />
sich seit Jahren im Umbruch. Die<br />
Anzahl der hauptberuflich geführten<br />
Höfe nimmt kontinuierlich ab.<br />
Im Landkreis gibt es derzeit nur noch etwa 1.500 Betriebe<br />
insgesamt, davon ungefähr 300 als Haupterwerb. Wie<br />
sehen Sie die weitere Entwicklung?<br />
Die Anzahl der Betriebe wird weiter sinken. Heute gibt es<br />
im Landkreis 140 Milchviehbetriebe, 1984 waren es noch<br />
2.500. Der Strukturwandel wird sich also fortsetzen. Viele<br />
Politiker bekunden, den ländlichen Raum zu stützen, aber<br />
die Rahmenbedingungen wie Weltmarktpreise und Auflagen,<br />
die mit Kosten verbunden sind, tragen zum Rückgang<br />
bei. Nur die größeren Betriebe sind überlebensfähig. Leider<br />
gilt das Prinzip „wachsen oder weichen“. Eigentlich sollte<br />
man für möglichst viele Landwirte ein auskömmliches Einkommen<br />
ermöglichen.<br />
mrlife: Die politischen Entscheidungen, die die Landwirte<br />
betreffen, werden zum großen Teil in Brüssel getroffen.<br />
Welche Maßnahmen erwarten Sie von der Politik, um<br />
die Situation der Bauern zu verbessern?<br />
Der Berufsstand erwartet, dass die EU-Gesetze nicht noch<br />
durch nationale Auflagen erweitert werden. So ist zum Beispiel<br />
der Einsatz von bestimmten Pflanzenschutzmitteln in<br />
anderen Ländern erlaubt, hier aber nicht. Das wirkt sich auf<br />
die Preise aus.<br />
mrlife: Ein ehemaliger Kreispolitiker vertrat einmal die<br />
These „Lehrer und Landwirte klagen auf besonders hohem<br />
Niveau“. Was können die Bauern und ihre Verbände<br />
selbst ändern und wo wäre eine selbstkritische Betrachtung<br />
der Materie hilfreich?<br />
Nicht alle jammern. Die Erlöse sind jedoch gesunken. Wer<br />
nur von der landwirtschaftlichen Produktion lebt, hat häufig<br />
Schwierigkeiten, wie in den letzten Jahren die Milchproduzenten.<br />
Dieses Manko konnte jedoch teilweise durch Un-<br />
terstützung aufgefangen werden. Der<br />
Verdienst entspricht nicht immer der<br />
Leistung und der Ausbildung. Doch<br />
eigentlich hat unser Beruf auch schöne<br />
Seiten. Wir arbeiten in der Natur, sehen wie Pflanzen<br />
und Tiere gedeihen, haben aber auch mit Technik zu tun<br />
und leben mit den Jahreszeiten.<br />
mrlife: Themen wie „Massentierhaltung“, Pflanzenschutzmaßnahmen<br />
(Glyphosat) oder die Düngung der<br />
Flächen (Nitratwerte) sorgen in der Öffentlichkeit für<br />
kritische Bewertungen. Ist das nur ein falsches öffentliches<br />
Bild oder ist hier Kritik berechtigt?<br />
In den modernen Ställen von heute wird in der Regel auf<br />
die Bedürfnisse der Tiere eingegangen. Sie haben genug Bewegungsmöglichkeiten,<br />
große Fress- und Liegeplätze. Nur<br />
ein Tier, das gute Bedingungen hat, kann gut produzieren.<br />
Natürlich gibt es schwarze Schafe, die der Branche schaden.<br />
Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wird kontrolliert.<br />
Die Landwirte sind angehalten, mit Düngemitteln vernünftig<br />
umzugehen. Die Kollegen müssen Bodenproben zur<br />
Überprüfung geben und bei der Ausbringung von Dünger<br />
bestimmte Fristen einhalten.<br />
mrlife: Ökologische und konventionelle Landwirtschaft,<br />
aber auch industrielle Landwirtschaft auf der einen sowie<br />
kleine und mittlere Betriebe auf der anderen Seite<br />
werden häufig in Gegnerschaft wahrgenommen. Können<br />
diese Bereiche nebeneinander existieren oder müssen<br />
bestimmte Produktionsformen besonders gefördert werden?<br />
Sie können und müssen nebeneinander existieren, weil<br />
sonst nicht mehr alle Flächen bewirtschaftet werden können.<br />
Klar ist, dass es Preisunterschiede gibt, die im Verbraucherinteresse<br />
jedoch nachvollziehbar sind.<br />
mrlife: Über 50 Jahre war der Bauernverband die alleinige<br />
Berufsvertretung der Landwirtschaft. Im Zusammenhang<br />
9
Aus dem Landkreis<br />
mit den Milchkrisen kam es zur Gründung des Bundesverbandes<br />
deutscher Milchviehhalter. Hauptkritikpunkt<br />
war, dass der Bauernverband die Milchviehbetriebe ungenügend<br />
vertritt und auf eine falsche Wachstumsstrategie<br />
setzt. Gibt es diese Debatte immer noch und wie ist<br />
das Verhältnis heute?<br />
Mein Vorgänger Erwin Koch und ich selbst haben uns um<br />
ein gutes Miteinander von BDM und Bauernverband bemüht.<br />
So haben wir auf Kreisebene eine gemeinsame Resolution<br />
verabschiedet, die anstrebt, dass die europäische<br />
Monitoringstelle in Zeiten, in denen es eine Überproduktion<br />
gibt, eine Mengensteuerung vornehmen kann.<br />
mrlife: Welche Wünsche und Forderungen hat der Kreisbauernverband<br />
aktuell an die Vertreter der Kommunalpolitik?<br />
Die Kommunen sollten, was den Einsatz von Glyphosat angeht,<br />
keine Auflagen erteilen, solange das Mittel noch erlaubt<br />
ist. Außerdem sollten sie sich weiter um eine gute<br />
Feldwegeerhaltung bemühen.<br />
mrlife: Der Kreisbauernverband Kirchhain-Marburg-Biedenkopf<br />
ist deckungsgleich mit dem politischen Kreis.<br />
Ist diese Einheit weiter sinnvoll oder ist aus finanziellen<br />
oder anderen Gründen mittel- oder langfristig der Zusammenschluss<br />
zu größeren Einheiten denkbar?<br />
Diese Konstellation kann sich irgendwann einmal ergeben.<br />
Doch aktuell besteht dafür absolut keine Notwendigkeit.<br />
Der Kreisverband steht auf gesunden Füßen und die Nähe<br />
zu den Mitgliedern ist von großem Vorteil.<br />
Nachwuchs auf dem Bauernhof: Neugierig blicken die kleinen Kälbchen in die Welt.<br />
Karin Lölkes aus Simtshausen:<br />
Milchwirtschaft<br />
trifft Ehrenamt<br />
von Norbert Wiedemer<br />
Der Wecker klingelt kurz nach 5 Uhr morgens. Ein starker<br />
Kaffee mit den Mitarbeitern weckt die Lebensgeister. Gegen<br />
6 Uhr geht es in den Stall. In zwei Gruppen beginnt<br />
die Frühschicht. Karin Lölkes und zwei Teammitglieder haben<br />
das Melken und die Versorgung der Kälbchen mit Milch<br />
der „Kannenkühe“ übernommen. Die 56-Jährige betreibt<br />
gemeinsam mit ihrem Sohn Martin in Simtshausen einen<br />
Milchviehbetrieb. 180 Kühe wollen ihre Milch loswerden,<br />
180 weitere Tiere, die „abkalben“, bedürfen ebenfalls fachgerechter<br />
Betreuung. Für alle muss das Futter bereitgestellt<br />
werden, eine Aufgabe, die der junge studierte Agrarwirt<br />
mit seiner Lebensgefährtin und einem Beschäftigten übernimmt.<br />
Zu seinem Arbeitsgebiet zählt auch die Bedienung<br />
der Biogasanlage, die als zweites Standbein des kleinen<br />
landwirtschaftlichen Unternehmens für Diversifikation und<br />
zusätzliche Einnahmen sorgt. Dreieinhalb Stunden dauert<br />
das Melkprozedere am Morgen. Danach ist erst einmal ein<br />
kräftiges Frühstück für die gesamte Crew angesagt. „Familie<br />
und Mitarbeiter haben einen gemeinsamen Tagesablauf“,<br />
sagt Karin Lölkes. Sie ist voll des Lobes für ihre „Angestellten“<br />
und betont die familiäre Atmosphäre, die die gemeinsame<br />
Tätigkeit prägt.<br />
Während die Belegschaft danach erneut zur Stallarbeit aufbricht<br />
– jetzt sind wieder Füttern, das Verteilen von Streu<br />
oder Ausmisten angesagt und von November bis März auch<br />
typische Winterarbeiten wie das Reinigen von Maschinen<br />
und der Umbau der Boxen – bereitet die gelernte Hauswirtschafterin<br />
das Mittagessen vor. Der Nachmittag gehört der<br />
Buchhaltung. Die dynamische Powerfrau kümmert sich um<br />
die Finanzbuchhaltung und die Milchablieferung. Jeden 2.<br />
Tag fährt der Milchwagen einer Molkerei aus Rheinland-<br />
Pfalz auf dem Hof vor und nimmt etwa 10.000 Liter Milch<br />
mit. „Eine gute Milchkuh liefert bei zwei Melkdurchgängen<br />
insgesamt 33 Liter pro Tag“, sagt Lölkes, die nebenbei auch<br />
züchterisch tätig ist. Wichtig ist für sie die stetige Verbesserung<br />
des Futters und die genaue Beobachtung der Tiere. Das<br />
10
Aus dem Landkreis<br />
Karin Lölkes hat sich in ihrem landwirtschaftlichen Betrieb der Milchwirtschaft<br />
verschrieben.<br />
life<br />
DAS MAGAZIN<br />
erscheint am:<br />
11. Juni 2018<br />
abendliche Melken „schwänzt“ sie ab und an. Dafür leistet<br />
sie alle 14 Tage Sonntagsdienst.<br />
Der Tag ist eigentlich ausgefüllt. Die umtriebige Bäuerin hat<br />
jedoch immer noch Zeit für ehrenamtliches Engagement.<br />
Seit drei Jahren ist sie Vorsitzende des Kreisbauernverbandes<br />
– damals als erste Frau in Hessen. Das Amt der Vorsitzenden<br />
des Landfrauenvereins Simtshausen hat sie von<br />
ihrer Mutter übernommen. Doch damit nicht genug: Seit<br />
20 Jahren ist sie in der Kreispolitik aktiv, zuerst im Kreistag,<br />
jetzt im Kreisausschuss. Darüber hinaus mischte sie in<br />
Münchhausen 23 Jahre in der Gemeindepolitik mit. Ihre Tage<br />
absolviert sie also nicht nur in Gummistiefeln. Als KBV-<br />
Vorsitzende beschäftigt sie auch die Landwirtschaftspolitik,<br />
sei es beim Deutschen Bauerntag oder als Lobbyistin<br />
im hessischen oder im nationalen Landwirtschaftsministerium.<br />
Besonders spannend findet sie Informationsbesuche<br />
bei verschiedenen Unternehmen, die sie als Mitglied diverser<br />
CDU-Arbeitskreise wahrnimmt: „Da kann man den Horizont<br />
ganz schön erweitern.“<br />
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Fotos: Norbert Wiedemer<br />
Die Biogasanlage ist das zweite wirtschaftliche Standbein auf dem Hof<br />
der Fam. Lölkes<br />
11
Kultur<br />
Zweimal Marburg in duftigem Grün<br />
von Karl Hermann Völker<br />
Ein einsamer Angler an der Lahn, im Hintergrund klein<br />
die Weidenhäuser Brücke, darüber thront die alte Universität.<br />
Daneben ein Blick aufs Schloss über dichtem Wald<br />
– zweimal Marburg in duftigem Grün, unverbaut, keine<br />
Giebel, keine Dächer. In meinem Wohnzimmer hängen die<br />
beiden Aquarelle, die eine „Gräfin Soden“, so die Signatur,<br />
in den 1920er-Jahren in Marburg gemalt hat. Die beiden<br />
Bilder sind Erbstücke meines Vaters, der in dieser Zeit in<br />
Marburg Theologie studiert hat, unter anderem bei Rudolf<br />
Bultmann und Hans von Soden.<br />
Wer hat die beiden frühlingsfrischen Aquarelle gemalt,<br />
wer war diese Gräfin von Soden? War es die zweite Frau<br />
des Hans Freiherrn von Soden, die er als Hedwig von Möller<br />
1920 nach dem frühen Tod seiner ersten Frau geheiratet<br />
hat? Hans von Soden lehrte ab 1924 an der Philipps-Universität,<br />
war 1927/28 ihr Rektor und stritt später als führender<br />
Kopf der Bekennenden Kirche gegen den Ungeist des<br />
Nationalsozialismus. Gibt es vielleicht in Marburg noch<br />
mehr Bilder aus dem Nachlass dieser Gräfin von Soden?<br />
Alle Nachforschungen waren bisher vergeblich – vielleicht<br />
können die Leser von mrlife hier einen Tipp geben.<br />
Auflösung Rätsel aus mrlife Nr. 34:<br />
Die Eichen, nach denen wir in der vorigen Ausgabe<br />
gefragt haben, heißen „Drei Kaiser-Eichen“ und stehen im<br />
Marburger Schlosspark. Von den Einsendern der richtigen<br />
Lösung haben gewonnen: Yvonne Polivka, Marburg und<br />
Johannes Pausch, Cölbe. Die Gewinner erhalten je einen<br />
Verzehrgutschein von 40 € für das Hotel-Restaurant Dammühle<br />
in Marburg-Wehrshausen. Die Gutscheine gehen<br />
den Gewinnern direkt zu.<br />
Foto: Karl Hermann Völker<br />
12
Stadtausflug Braunfels<br />
Schloss Braunfels –<br />
Hessens Neuschwanstein<br />
von Dr. Lutz Münzer<br />
Fotos: Dr. Lutz Münzer<br />
Als hessische Variante von Schloss Neuschwanstein gilt<br />
Schloss Braunfels. Im Unterschied zum bayrischen Schloss<br />
handelt es sich hier aber um eine geschickte Mischung<br />
zwischen mittelalterlichem sowie frühneuzeitlichem Original<br />
und historistischen Zutaten des späten 19. Jahrhunderts.<br />
Die Edelherren von Solms, seit 1223 als Grafen bezeichnet,<br />
bauten seit der Mitte des 13. Jahrhunderts einen wohl<br />
schon vorhandenen Wartturm zunächst zu einer Burg aus.<br />
Im späten 17. und im 18. Jahrhundert fand ein Umbau zum<br />
Barockschloss statt. Um 1845 kam es zu ersten historistischen<br />
Veränderungen, eine völlige Umgestaltung erfolgte<br />
in den Jahren 1881 bis 1885. Insbesondere wandelte sich<br />
die „Turmlandschaft“: Zwei neue Türme entstanden – der<br />
Hauptturm, auch „Neuer Bergfried“ genannt, und der Georgsturm<br />
an der Südecke des Westflügels. Passend umgestaltet<br />
wurden der aus dem Mittelalter stammende Friedrichsturm<br />
im Norden sowie im Osten der Bergfried. Heute<br />
beherbergt das Schloss, neben Wohnungen, die fürstlichen<br />
Sammlungen – 1742 sind die Grafen in den Fürstenstand<br />
erhoben worden – das Archiv und ein Museum.<br />
Zur Burg gehörten Burgmannen – und diese siedelten<br />
sich am Fuße der Festung an, bildeten den Ansatzpunkt<br />
der Entwicklung einer Stadt, die allerdings erst ab 1645<br />
als solche anerkannt war. Nur zwei kurze Straßen, Belzgasse<br />
und Schütt, umfasst der älteste Stadtteil. Der Zugang<br />
zu ihm erfolgt durch drei Tore, das Vorderste oder Unterste<br />
Tor und den Doppelbau des Oberen Tores, alle Teile von<br />
Befestigungsringen. Ins Schloss selbst geht es übrigens<br />
durchs Eiserne Tor, auf dem die Schlosskirche errichtet<br />
ist. Das Unterste Tor begrenzt den viereckigen Marktplatz,<br />
Zentrum der eigentlichen Altstadt und umsäumt von traufständigen<br />
Fachwerkhäusern, meist errichtet nach 1679. Damals<br />
vernichtete ein Brand den größten Teil der Stadt.<br />
Abgerundet wird das Ensemble von Fürstensitz und Residenzstädtchen<br />
durch den ausgedehnten, am Fuß des<br />
Schlosses gelegenen Kurpark mit prächtigen Kastanien sowie<br />
die unterhalb davon im Tal des Iserbaches anzutreffende<br />
reizvolle Teichlandschaft neben der Obermühle. Diese<br />
wieder enthält das Stadtmuseum.<br />
Einkaufsstadt ist Braunfels nicht, wohl aber Kurort und<br />
bietet als solcher ansprechende Einkehrmöglichkeiten,<br />
zum Teil direkt am Marktplatz, darunter auch ein italienisches<br />
Eiscafé.<br />
Braunfels liegt etwa 15 Kilometer westlich von Wetzlar,<br />
aber nicht im Lahntal, sondern vier Kilometer südlich davon.<br />
Ein Abstecher vom Lahntalradweg führt zur Stadt.<br />
Etwa eine<br />
Stunde bea<br />
n s p r uc ht<br />
die Wanderung<br />
nach<br />
B r a u n f e l s<br />
auf markierten<br />
Wegen,<br />
meist durch<br />
L aubwa ld,<br />
vom Bahnhof<br />
Leun/<br />
B r a u n f e l s Einkehren im historischen Teil von Braunfels. Die Stadt<br />
der Lahntalbahn.<br />
ist auch Kurort – mit entsprechenden Angeboten.<br />
13
Wirtschaft<br />
Immer wieder müssen Bügeleisen<br />
und Herdplatte herhalten<br />
Smart Home am Beispiel in Weiterstadt: Daten werden innerhalb<br />
der Wohnung verarbeitet – keine Cloud, kein externer Server<br />
von Manfred Günther<br />
Ob Bügeleisen oder Herdplatte: Sie – oder vielmehr das Vergessen<br />
des Ausschaltens dieser Geräte – dienen immer noch<br />
und immer wieder als Beispiel dafür, wenn es darum geht,<br />
beispielhaft das Thema Sicherheit darzustellen. So auch für<br />
Axel Albrecht vom Wohn- und Quartierzentrum (Woquaz)<br />
in Weiterstadt und Dr. Gunter Küchler von der Assisted<br />
Home Solutions GmbH, die dort ihren Sitz hat.<br />
Dort kommt in einem Assistenzsystem alles zusammen:<br />
Hardware, Installation, Software, Systembetreuung und bei<br />
Bedarf auch der letzte rettende Anruf in einer Hilfekette.<br />
Die Voraussetzungen dafür sind technischer Natur. So ein<br />
schnelles Internet samt dem dazu notwendigen Leitungssystem,<br />
das derzeit durch die Breitbandgesellschaft im Landkreis<br />
geschaffen und weiter ausgebaut wird.<br />
Einfach und unauffällig zu installieren: Eine Lampe, die über einen Bewegungsmelder<br />
ein- und ausgeschaltet wird.<br />
Im Woquaz in der Freiherr-vom-Stein-Straße befinden sich<br />
nicht nur 22 Wohnungen, Veranstaltungs- und Multifunktionalräume,<br />
eine Demenz-WG, eine DRK-Tagespflege sowie<br />
öffentliche Einrichtungen wie Café oder Fitnessstudio. Es<br />
wird auch Smart Home geboten. „Die miteinander vernetzten<br />
Geräte in den Wohnungen helfen, die Bewohner zu betreuen“,<br />
sagt Axel Albrecht stolz, der zusammen mit seinem<br />
Bruder Thilo Investor und Betreiber des Hauses ist.<br />
Smart Home heißt in diesem Fall: Ein in Zusammenarbeit<br />
Der Sensor unter der Matratze sorgt nicht nur dafür, dass niemand mehr im Dunkeln<br />
durch die Wohnung geht, sondern kann auch weitere wichtige Daten erfassen.<br />
Ein kleiner Zwischenstecker, der großes Unheil verhindern kann: Mit ihm lässt sich<br />
das Bügeleisen auch aus der Ferne ausschalten.<br />
14
Wirtschaft<br />
Dr. Gunter Küchler zeigt den Bewegungsmelder, über den auch wichtige Informationen<br />
ins System eingespeist werden.<br />
mit dem Fraunhofer-Institut für graphische Datensicherheit<br />
entwickeltes System erkennt nicht nur, ob sich jemand in<br />
der Wohnung befindet und vielleicht gestürzt ist, sondern<br />
löst dann nach einem ausgeklügelten semantischen System<br />
den vorher definierten Alarm aus.<br />
Es nimmt auch wahr, wenn der Herd noch an ist oder das<br />
Bügeleisen abgeschaltet werden muss. Dann wird aber nicht<br />
gleich ein Alarm ausgelöst. „Der erste Anruf geht immer in<br />
die Wohnung“, erklärt Axel Albrecht. Sobald der Bewohner<br />
ans Telefon gehe, sei der Alarm beendet. Erst wenn keiner<br />
reagiert, ruft das System den nächsten Kontakt an, oder reagiert<br />
selbstständig, indem es laufendes Wasser oder Herd<br />
und Steckdosen abschaltet. Ist niemand erreichbar, landet<br />
der Anruf in der Regel in der Demenz-WG im Woquaz, da<br />
diese rund um die Uhr besetzt ist.<br />
Doch nicht nur im Alarmfall hilft die Technik: Sensoren regulieren<br />
die Heizung – zum Beispiel auch, wenn ein Fenster<br />
geöffnet wird. Ein ausgeklügeltes Lichtsystem sorgt dafür,<br />
dass niemand durchs Dunkel tappen muss, außerdem werden<br />
alle Wohnungen automatisch CO²- und Feuchtegesteuert<br />
gelüftet.<br />
Die ins Woquaz eingebaute Technik lässt sich inzwischen<br />
auch in Bestandswohnungen einbauen, sagt Dr. Küchler. Bewegungsmelder,<br />
Bettsensor, Mini-PC und steuerbare Steck-<br />
Der Screenshot zeigt beispielhaft, wie die über Smart Home Daten der Wohnung<br />
verwaltet und dargestellt werden.<br />
dosen für eine Ein- oder Zweizimmerwohnung passen in<br />
einen Aktenkoffer. „Wir können das in jede Wohnung in<br />
zwei Stunden einbauen“, sagte der Physiker und Informatiker<br />
von Assisted Home Solutions.<br />
Doch nicht nur bei der unauffälligen Unterstützung der Bewohner<br />
in ihrem Alltag sei die Technik hilfreich. Ob die<br />
Zahl der nächtlichen Toilettengänge, ungewöhnliche Gewichtszunahme<br />
oder lange Liegezeiten tagsüber an einem<br />
Ort: Wichtige Fakten können zusammen und zum Beispiel<br />
Pflegepersonal oder Ärzten zur Verfügung gestellt werden.<br />
Diese können so immer auf dem neuesten Stand sein, was<br />
das Befinden der Bewohner anbelangt.<br />
Wichtig für alle Beteiligten dabei ist: Verarbeitet werden alle<br />
Daten innerhalb der Wohnung. Es gibt keine Cloud und<br />
keinen externen Server, an den die Daten gehen. Die Daten<br />
gehören und bleiben bei den Bewohnern. Sie entscheiden,<br />
wer sie erhält.<br />
Fotos: Rainer Waldinger<br />
Stichwort: Smart Home<br />
„Smart Home“, zwei Worte, die irgendwie niedlich klingen und mit denen eine<br />
Vielzahl von Begriffen in Verbindung gebracht werden: intelligentes Zuhause,<br />
eHome oder Smart Living – und manchmal werden mit den Begriffen auch<br />
Konzepte, Verfahren oder Geräte in einen Topf geworfen.<br />
Auf Wikipedia findet sich eine Definition, die auch der Bundesverband Informationswirtschaft,<br />
Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) verwendet:<br />
„Smart Home dient als Oberbegriff für technische Verfahren und Systeme in<br />
Wohnräumen und -häusern, in deren Mittelpunkt eine Erhöhung von Wohn- und<br />
Lebensqualität, Sicherheit und effizienter Energienutzung auf Basis vernetzter und<br />
fernsteuerbarer Geräte und Installationen sowie automatisierbarer Abläufe steht.“<br />
Ambulante Kranken- u. Altenpflege<br />
Palliativversorgung<br />
Hauswirtschaftliche Versorgung<br />
Wohngruppe für Demenzkranke<br />
Tagespflege<br />
Betreuung und Beratung<br />
24 Std. Rufbereitschaft<br />
Essen auf Rädern<br />
Hausnotruf<br />
Marburger Hauskrankenpflege<br />
Körnerstraße 6a 35039 Marburg<br />
Telefon: 06421 65545<br />
www.marburger-hauskrankenpflege.de<br />
15
Haus & Garten<br />
Der Wald<br />
im Blaulicht<br />
von Werner Ebert<br />
Der Lerchensporn hat seinen Namen, weil die Blüten entweder eine Ähnlichkeit mit<br />
der Haube der Haubenlerche oder mit der hinteren Kralle der Lerche haben soll.<br />
Bizarr gewachsene alte Buchen gibt es in den drei Buchen-<br />
Nationalparks Deutschlands. Diese findet sich im Kellerwald.<br />
Das nutzen einige Spezialisten, die mit unterirdischen<br />
Kraftspeichern ausgestattet sind, um ganz früh Blätter<br />
und Blüten treiben zu können, damit sie ihren Job<br />
erledigen können, bevor sich der Schatten der Baumkronen<br />
wieder über sie breitet. Dann können sie ihre Blätter schon im<br />
Sommer wieder welken lassen.<br />
Deshalb finden wir im Frühling in den Buchenwäldern oft<br />
Blütenteppiche von Märzenbechern, Buschwindröschen, Lerchensporn,<br />
Scharbockskraut und Bärlauch. Besonders in den<br />
drei Buchen-Nationalparks Deutschlands, die unterdessen<br />
zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt worden sind, finden wir<br />
diese Frühblüher in ganzen Blütenteppichen. Im Nationalpark<br />
Kellerwald-Edersee, Hainich bei Bad Langensalza und Jasmund<br />
auf Rügen.<br />
Hier gibt es noch großflächige Relikte der Buchenwälder, die<br />
ursprünglich einmal ganz Deutschland überzogen. Die Wälder<br />
der drei Standorte unterscheiden sich allerdings, weil sie<br />
auf unterschiedlichen Böden wachsen: Am nährstoffreichsten<br />
ist der Kalkboden mit Löß-Auflage im Hainich. Jasmund hat<br />
ebenfalls Kalkboden, aber der Wald ist an der Nordspitze Rügens<br />
extremem Wetter und Wind ausgesetzt. Der Kellerwald<br />
wächst auf Grauwacke, auf deren nährstoffarmen Halden<br />
manchmal nur bizarrer Krüppelwuchs möglich ist. Entsprechend<br />
sind auch die Pflanzengesellschaften des Unterwuchses<br />
etwas anders. Während bei den beiden erstgenannten kalkliebende<br />
Pflanzen im Vorteil sind, darf der Boden für die im Kellerwald<br />
auch schon mal etwas sauer sein.<br />
16
Haus & Garten<br />
Gegen Buchen ist kein Kraut gewachsen.<br />
Sie setzen sich gegen andere Baumarten durch, weil sie höher<br />
wachsen und ihr Laubdach so dicht schließt, dass sogar der eigene<br />
Nachwuchs darunter Probleme hat, groß zu werden. Da sie<br />
aber im Herbst ihr Laub abwerfen und im Mai erst wieder dicht<br />
machen, kann das Sonnenlicht im Winter und zeitigen Frühjahr<br />
bis auf den Waldboden gelangen.<br />
Märzenbecher lieben kalkhaltigen Boden, gedeihen aber auch im Kellerwald,<br />
wo dieses Foto entstand.<br />
Der Bärlauch treibt seine Blätter schon früh. Die Blüten kommen mit den Buchenblättern.<br />
Dann duftet der ganze Wald intensiv nach dem Zwiebelgewächs.<br />
Fotos: Werner Ebert, Nationalpark Hainich, Rüdiger Biehl<br />
Der Besuch eines jeden der drei genannten Nationalparks<br />
lohnt sich. Alle verfügen über ein Informationszentrum, das<br />
die Charakteristika des jeweiligen Waldes herausstellt. Es gibt<br />
auch von Rangern begleitete Führungen. Wenn die Blütenteppiche<br />
am Boden verblüht sind, kann man im Kellerwald-Edersee<br />
und im Hainich auch auf einem Baumkronenpfad laufen.<br />
Vor der Haustüre liegt der Nationalpark Kellerwald Edersee.<br />
Lohnend ist der Besuch des Nationalparkzentrums bei Herzhausen.<br />
Hier wird ein 3D-Film über den Buchenwald gezeigt.<br />
Weitere Informationen können mit allen Sinnen erfahren werden.<br />
Bekannt ist die Gastronomie des Zentrums für die Verwendung<br />
regionaler Produkte und für schmackhaft zubereitetes<br />
Wild aus heimischen Wäldern. Bei Frankenau gibt es<br />
weitere Informationen in der Kellerwalduhr am Eingang Euler.<br />
Der dortige Parkplatz ist Ausgangspunkt für eine lohnende<br />
1 1/2-stündige Wanderung zur Quernst-Kapelle. Ebenfalls<br />
in Frankenau findet sich die Arche. In dem Gebäude erfährt<br />
man alles über die Frankenauer Arche-Region zur Erhaltung<br />
alter Haustierrassen. Zum Schluss noch ein gastronomischer<br />
Tipp: Die Fischerhütte in Rehbach bietet eine reiche Auswahl<br />
an Fischgerichten bei einem herrlichen Blick auf den See.<br />
Kontaktadressen der drei deutschen Buchen-Nationalparks:<br />
www.nationalpark-jasmund.de<br />
www.nationalpark-hainich.de<br />
www.nationalpark-kellerwald-edersee.de<br />
17
Gastronomie<br />
Café Fair in Gladenbach<br />
Die ganze Welt fair<br />
gehandelter Getränke<br />
von Angela Heinemann<br />
Verschiedene Teesorten, Kaffeespezialitäten, Kaltgetränke –<br />
aber auch Sekt, Rot- und Weißwein findet der Gast im Gladenbacher<br />
Café Fair. In den hellen und freundlichen Räumlichkeiten<br />
zwischen dem neu gestalteten Stadtmittelpunkt<br />
„Platz am Alten Amtshaus“ und der Marktstraße entdecken<br />
Gäste, die die fair gehandelten Getränke zu schätzen wissen,<br />
ein umfangreiches Sortiment.<br />
„Übrigens, wir haben auch Kuchen, aus regionaler Herstellung“,<br />
informiert Carmen Müller. Sie gehört zu dem kleinen<br />
Personalstamm, der während der regulären Öffnungszeiten<br />
für Besucher da ist. Wenn man weiß, dass alles ehrenamtlich<br />
gestemmt wird, hat man Verständnis für die straffen<br />
Öffnungszeiten: Derzeit kann das Café Fair aus personellen<br />
Gründen nur freitags und samstags zwischen 10 und 18 Uhr<br />
seine Gäste bedienen.<br />
Als der Gladenbacher Weltladen in größere Räume zog, vom<br />
Marktplatz in die Marktstraße, schlug die Stunde des Café<br />
Fair. Unter dem selben Dach, aber als separate Einrichtung<br />
öffnete das Café am 7. Dezember seine Pforten. Mit vielen<br />
Arbeitsstunden machten rund 13 Personen mit hochgekrempelten<br />
Ärmeln und viel Idealismus die Räumlichkeiten zu<br />
dem, was man heute sieht: Ein gepflegtes Ambiente, alles<br />
neu hergerichtet, ansprechend möbliert, liebevoll dekoriert.<br />
Carmen Müller und Elke Schwonke-Körner sind die Managerinnen<br />
des Café Fair. Im Ehrenamt. Beide investieren<br />
merklich Leidenschaft in das Objekt. Um die Einrichtung<br />
bekannter und populärer zu machen, werden regelmäßig<br />
Veranstaltungen<br />
organisiert: Krimi-<br />
Lesungen, Vernis-<br />
sagen, kleine Konzerte.<br />
Denn technische Voraussetzungen<br />
sind da. „Das<br />
wird gut angenommen,“<br />
berichtet das engagierte<br />
Team.<br />
Eine zusätzliche Ausrichtung<br />
ist, das Café als<br />
außerschulischen Lernort<br />
für fairen Handel zu<br />
präsentieren. Referenten<br />
informieren zielgruppen-<br />
und altersgerecht<br />
alle Interessierten über die Themen des fairen Handels und<br />
seine Aspekte, sodass auch Schulklassen sich dort zu Lernzwecken<br />
einfinden können.<br />
Eindrucksvoll auch das Konzept des Cafés als Treffpunkt für<br />
jedermann. Dort soll sich der Gast richtig wohlfühlen. Barrierefrei<br />
vom neuen Parkplatz aus erreichbar, können auch<br />
Menschen mit Behinderungen oder Gehhilfen die Räume<br />
des Café Fair erreichen. Kommen Mütter mit Babys, so ist<br />
im Toilettenbereich sogar ein Wickeltisch verfügbar.<br />
Überhaupt ist die Konzeption des Cafés komplett<br />
durchdacht. So gibt es einen Begegnungstisch mit<br />
sechs Plätzen. Nimmt dort jemand Platz, so setzt<br />
er ein Signal, dass er am Tisch auch<br />
gern Gesellschaft hat.<br />
Eine Vision gibt es aber noch<br />
für Carmen Müller und Elke<br />
Schwonke-Körner: Die Auswei-<br />
Den Haupteingang des Gladenbacher Café Fair findet der<br />
Gast unterhalb des neuen Parkplatzes beim „Platz am<br />
Alten Amtshaus“. Wer ein Bewusstsein für fair gehandelte<br />
Getränke hat und etwas trinken möchte, was man<br />
nicht so schnell woanders findet, ist dort richtig. Es kann<br />
Mineralwasser sein – muss aber nicht. Die Getränkekarte<br />
ist umfangreich.<br />
18
Gastronomie<br />
In 12 verschiedenen Zubereitungsformen gibt es im Café Fair Kaffee-, Espresso- und<br />
Kakaospezialitäten. Von Ingwer-Lemongras bis Roiboos Caramel reicht das Teesortiment.<br />
Kaltgetränke mit Smoothies, Sekt, Rot- und Weißwein gehören ebenfalls zum<br />
Angebot, das von regionalen Kuchenspezialitäten abgerundet wird.<br />
Aus personellen Gründen hat das Café Fair nur freitags und samstags<br />
zwischen 10 und 18 Uhr geöffnet. Das soll sich ändern.<br />
Elke Schwonke-Körner<br />
(links) und Carmen<br />
Müller bedienen ihre<br />
Gäste mit Engagement,<br />
Herz und Leidenschaft<br />
für die Sache.<br />
tung der Öffnungszeiten. Die Bereitschaft zur Hilfe im Ehrenamt<br />
ist dafür erforderlich. „Wir freuen uns über Menschen,<br />
die sich eine Unterstützung des Cafés vorstellen<br />
könnten.“<br />
Tatsächlich wurde das Café Fair hauptsächlich durch die<br />
Evangelische Kirche, aber zusätzlich auch durch Spenden<br />
finanziert: Geldinstitute, aber auch Privatpersonen waren<br />
vorwiegend diejenigen, die hier einen Beitrag leisteten.<br />
Kein einfacher Weg, sodass weitere Unterstützung gern<br />
gesehen ist. Durch Zuwendungen – aber auch durch<br />
Zupacken. Kontakt: www.weltladen.de/gladenbach,<br />
www.facebook.com/weltladenhinterland.<br />
RESTAURANT<br />
35041 Marburg-Marbach<br />
Oberer Rotenberg 47<br />
Telefon (0 64 21) 3 52 90<br />
www.sellhof.de<br />
· gutbürgerliche Küche<br />
· Familienfeiern bis 80 Personen<br />
Öffnungszeiten: Mi.–So. ab 9.30 Uhr geöffnet<br />
Seit 1881 in Familienbesitz<br />
Im Künstlerhaus Lenz<br />
können Gesellschaften<br />
bis 50 Personen<br />
komfortabel feiern.<br />
Fotos: Angela Heinemann<br />
Fotos: Angela Heinemann<br />
19
Universität<br />
Auf internationalem<br />
Parkett unterwegs<br />
Prof. Sven Simon lehrt Völkerrecht,<br />
Europa- und Kommunalrecht<br />
von Norbert Wiedemer<br />
Die Erfahrungen aus regelmäßigen<br />
Auslandsaufenthalten<br />
fließen in die Lehre mit ein<br />
– für den Völkerrechtler Sven<br />
Simon ein wichtiger Aspekt.<br />
Eigentlich bin ich etwas zu früh. Drei<br />
junge Juristen erwarten mich im Savigny-Haus:<br />
„Sind Sie der 11-Uhr-<br />
Termin?“ Auf die bejahende Antwort<br />
werde ich in das Büro von Sven Simon<br />
geleitet: „Kaffee oder Wasser?<br />
Der Prof. kommt gleich.“ Das Warten<br />
gibt mir fünf Minuten Zeit, mich umzusehen.<br />
Besonders auffällig: An der<br />
Wand steht ein riesiger blauer Hessen-Löwe<br />
aus Plastik, der friedlich in<br />
den Raum schaut. Doch schon naht<br />
das Objekt meines journalistischen<br />
Interesses, Prof. Simon begrüßt mich<br />
freundlich. Da ist er wieder, dieser<br />
jungenhafte Charme, der mir bereits<br />
in einer Vorlesung zum Thema Verfassungsgeschichte<br />
im vergangenen<br />
Sommersemester auffiel, die ich als<br />
Gasthörer verfolgte. Und nicht nur der<br />
Seniorenstudent, sondern auch das<br />
junge studentische Publikum war von<br />
der Performance des Hochschullehrers<br />
angetan.<br />
Seit dem 1. Dezember 2016 – damals<br />
gab es das oben aufgeführte Raubtier<br />
zur Feier des Tages als Präsent – hat<br />
der 39-Jährige die Professur für Völkerrecht<br />
und Europarecht mit öffentlichem<br />
Recht inne. Damit trat er am<br />
Fachbereich Jura der Philipps-Universität<br />
die Nachfolge des emeritierten<br />
Prof. Gilbert Gornig an. Im Bereich des<br />
Völkerrechts beschäftigt sich Prof. Simon<br />
vor allem mit der internationalen<br />
„normativen Ordnung“ und dabei besonders<br />
mit der „kollektiven Friedenssicherung<br />
und den Friedenskonsolidierungskonzepten“<br />
im System der<br />
Vereinten Nationen. Dabei arbeitet er<br />
auch mit dem Marburger Zentrum für<br />
Friedens- und Konfliktforschung zusammen.<br />
Außerdem ist er regelmäßig<br />
Mitglied von „Peacekeeping-Delegationen“<br />
der UNO, die ihn unter anderem<br />
in Konfliktgebiete im Sudan und<br />
Südsudan oder die Westsahara führte.<br />
Seine Bewertungen fließen in die<br />
völkerrechtliche Arbeit der Weltorganisation<br />
ein. In Marokko beobachtet<br />
er mit zwei Doktoranden, die als Vertreter<br />
einer lokalen Menschenrechtsorganisation<br />
aktiv sind, einen Prozess<br />
um Protestaktionen gegen die Regierung,<br />
bei denen Polizisten getötet<br />
wurden. In diesem Zusammenhang<br />
beschäftigt ihn auch die Frage, ob<br />
unser demokratisches System in Ländern,<br />
die von verschiedenen Ethnien<br />
und Stammesgesellschaften geprägt<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
20
Universität<br />
Fotos: Norbert Wiedemer/privat<br />
sind, eins zu eins umgesetzt<br />
werden kann.<br />
Die Einflüsse und Auswirkungen<br />
supranationaler Organisationen<br />
und internationaler Regime auf<br />
die nationale Rechtsordnung, Öffentlichkeit<br />
und demokratische Legitimation<br />
sind ein weiterer Bereich, dem<br />
das Interesse Simons gilt. Auch seine<br />
Habilitation „Grenzen des Bundesverfassungsgerichts<br />
im europäischen Integrationsprozess“<br />
ist in diesem Komplex<br />
angesiedelt.<br />
Das Wirtschaftsvölkerrecht ist ebenfalls<br />
Teil seiner Professur. Schon<br />
die Promotion „Liberalisierung von<br />
Dienstleistungen der Daseinsfürsorge<br />
im WTO- und EU-Recht“ fiel in diesen<br />
Bereich, zu dem unter anderem<br />
die Beschäftigung mit internationalen<br />
Wirtschaftsverträgen wie TTIP<br />
oder CETA gehört. Deutsche<br />
und europäische Verfassungsgeschichte,<br />
die Verfassungsreform<br />
des Landes Hessen sowie<br />
das Kommunalverfassungsrecht<br />
sind ebenso Bestandteil des<br />
wissenschaftlichen Portfolios.<br />
Dass bei Letzterem<br />
auch Erfahrungen<br />
in der<br />
kommunalpolitischen<br />
Praxis<br />
hilfreich sind,<br />
hat Simon als<br />
Mitglied des Gießener<br />
Kreistags erfahren.<br />
Von seinen Studenten erwartet der<br />
Juraprofessor, dass sie ihren Blick für<br />
internationale Sachverhalte schärfen.<br />
Diesem Ziel gelten auch Prof. Simons<br />
Bemühungen, weltweit Kontakte herzustellen<br />
und zu pflegen. So strebt er<br />
mit der Hilfe des europäischen Erasmus-Plus-Programms<br />
den Austausch<br />
von Studenten und wissenschaftlichem<br />
Personal mit der äthiopischen<br />
Hawassa-Universität südlich von Addis<br />
Abeba an. Unter diesen Aspekten<br />
ist bereits ein Abkommen mit der<br />
Kim-Il-Sung-Universität Pjöngjang in<br />
Nordkorea zustande gekommen. Exkursionen<br />
und Blockseminare vor Ort<br />
führen Studierendengruppen regelmäßig<br />
an die Standorte von UN-Organisationen<br />
in der Schweiz sowie den<br />
internationalen Gerichtshof in Den<br />
Haag.<br />
Welche Impulse gab es für den jungen<br />
Professor, sich gerade der „Juristerei“<br />
zu widmen? Da war, wie er<br />
schmunzelnd bekennt, zunächst die<br />
Fernsehserie „Ein Fall für zwei“ mit<br />
Günter Strack als Rechtsanwalt, die<br />
ihn als Jugendlichen begeisterte. Der<br />
eigentliche Impulsgeber für die akademische<br />
Laufbahn war sein Doktorvater<br />
Prof. Thilo Marauhn in Gießen.<br />
Schon früh bewegte sich Simon<br />
in internationalen Gefilden: So stehen<br />
Studienaufenthalte an der Universität<br />
Warwick (UK), in Brüssel und Genf,<br />
Referendariatszeiten in Anwaltskanzleien<br />
in Tel Aviv und Frankfurt sowie<br />
in der Ständigen Vertretung der BRD<br />
bei der UNO in New York zu Buche.<br />
Was treibt der Jurist, der in Buseck<br />
lebt, eigentlich in seiner Freizeit? Neben<br />
der Kommunalpolitik und einem<br />
Vorstandsamt im Landesverband der<br />
Europa-Union steht vor allem Bewegung<br />
auf der Agenda. Er joggt zweimal<br />
pro Woche, ist mit dem Fahrrad<br />
unterwegs und wandert gerne. Auch<br />
schon mal von Oberstdorf nach Meran<br />
über die Alpen.<br />
• Umzugslogistik • Privatumzüge • Firmenumzüge<br />
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übergreifende Beratung<br />
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21<br />
Erfahrung seit 1982
Sport & Freizeit<br />
Wenn Amateure<br />
wie Profis arbeiten<br />
Mit vielen ehrenamtlich engagierten Helfern<br />
rockt Eintracht Stadtallendorf die Regionalliga<br />
Rainer Bremer leitet die Fußballabteilung<br />
des TSV Eintracht Stadtallendorf<br />
von Norbert Wiedemer<br />
Das Stadtallendorfer Fußballmärchen will kein Ende nehmen.<br />
Aktuell belegt die Eintracht in der Regionalliga Südwest<br />
einen hervorragenden Mittelfeldplatz und hat mit dem<br />
Abstieg nichts zu tun. Das war nach dem Aufstieg am Ende<br />
der Saison 2016/2017 nicht unbedingt zu erwarten. Selbst<br />
die kühnsten Optimisten unter den Fußballanhängern der<br />
Region und im Verein selbst hatten nicht mit dem anhaltenden<br />
Erfolg gerechnet.<br />
So wundert es nicht, dass der Vorsitzende der Fußballabteilung,<br />
Rainer Bremer, bekennt: „Die Regionalliga ist eigentlich<br />
eine andere Welt und auch ich dachte, dass wir als<br />
„no-name“ gegenüber den Arrivierten mit Nachteilen<br />
leben müssen. Dies vor allem aus finanziellen<br />
G r ü n d e n , aber auch weil wir allen<br />
Hessenliga-<br />
Spielern ein Vertragsangebot<br />
für die höhere Klasse<br />
versprochen hatten.<br />
Da galt es bei den<br />
Planungen den<br />
gesunden Menschenverstand<br />
einzuschalten<br />
und nicht abzuheben.“<br />
Genug negative Beispiele<br />
untermauern<br />
diese Einschätzung<br />
des Stadtallendorfer<br />
Tomislav Baltic und<br />
Fußballchefs. Immer<br />
wieder stür-<br />
Ghani Wessam Abdul<br />
zen sich Vereine<br />
i n fi n a n -<br />
zielle Abenteuer und müssen bei sportlichem Misserfolg<br />
hauptberufliche Mitarbeiter entlassen. Dennoch arbeiten<br />
viele Clubs der Regionalliga wie z.B. Kickers Offenbach,<br />
der FSV Frankfurt, der 1. FC Saarbrücken oder Waldhof<br />
Mannheim mit fest angestelltem Mitarbeiterstab unter<br />
Profibedingungen und auch die Spieler selbst erwarten<br />
ein entsprechendes Salär. Da war den Verantwortlichen<br />
der Eintracht laut Bremer klar: „Alle ehrenamtlich Tätigen<br />
müssen noch ein bisschen mehr ran.“<br />
Kleinster Etat der Liga<br />
Schon alleine der Etat von nur 500.000 Euro – übrigens<br />
der kleinste der Liga – macht überdeutlich klar, wo die<br />
Grenzen liegen, zumal darin auch noch die Kosten für<br />
die Jugendabteilung eingeschlossen sind. Gemeinsam mit<br />
seinem für die Finanzen zuständigen Vorstandskollegen<br />
Wolfgang Schratz trägt Bremer die Hauptverantwortung<br />
für die strategischen und organisatorischen Entscheidungen.<br />
Besonders im Licht der Öffentlichkeit stehen der ehemalige<br />
Spieler Fejz Hodaj und Mario Schrödel, die sich um<br />
die Mannschaftsplanung kümmern. Natürlich hat auch<br />
Cheftrainer Sicaja ein gewichtiges Wörtchen mitzureden.<br />
TSV Eintracht Stadtallendorf<br />
Der TSV Eintracht Stadtallendorf ist ein Mehrspartenverein mit<br />
den Abteilungen Fußball, Badminton, Handball, Judo, Leichtathletik,<br />
Schwimmen, Turnen und Volleyball. Er wurde ursprünglich<br />
als FV Eintracht Allendorf gegründet und fusionierte 1956 mit<br />
dem TSV Blau-Weiß Allendorf. Nach vielen Jahren in der hessischen<br />
Landesliga stiegen die Fußballer 2008 in die hessische<br />
Oberliga auf. In der vergangenen Saison gelang schließlich der<br />
Sprung in die Regionalliga.<br />
22
Sport & Freizeit<br />
Mit Herzblut dabei:<br />
Norbert Naumann und Hermann<br />
Weitzel (v.l.)<br />
Fotos: Norbert Wiedemer; Thorsten Richter<br />
Aus dem zarten Pflänzchen eines kleinen Fanclubs in der<br />
Hessenliga ist inzwischen eine große Gruppe von lautstarken<br />
und kreativen Unterstützern geworden. Vier Fangruppen,<br />
die „Allendorfer Jungs“, „Kaliber 35260“, „Crew 260“<br />
und die „Legion Herrenwald“ feuern die Kicker begeistert<br />
an und unterhalten mit ihren bunten Choreografien. Über<br />
Fan- und Sicherheitsbeauftragte stehen die Vereinsverantwortlichen<br />
in ständigem Kontakt zu ihnen. Zwei szenekundige<br />
Polizeibeamte aus Stadtallendorf kommunizieren<br />
regelmäßig mit Kollegen aus den anderen Regionalligastädten,<br />
um vor allem bei „Risikospielen“ entsprechend vorbereitet<br />
zu sein.<br />
Besonders groß ist der personelle Aufwand bei Heimbegegnungen.<br />
Über 50 Menschen engagieren sich an den Imbissund<br />
Getränkeständen, beim Kartenverkauf, in der Presseund<br />
VIP-Betreuung. Ein professioneller Sicherheitsdienst<br />
führt Kontrollen durch. Hier kommt auch<br />
hat dem Verein seit 40 Jahren in verschiedenen Funktionen<br />
gedient. Er hat nicht nur die Schlüsselgewalt für Stadion<br />
und Funktionsgebäude, sondern koordiniert auch die am<br />
Spieltag anliegenden Aufgaben. Neben dem Bestücken der<br />
Kassen und Imbissbuden gehören dazu die Reinigung der<br />
Tribüne und die Präparierung des Spielfeldes.<br />
Als guter Geist der Mannschaft gilt Norbert Naumann. Er<br />
ist als Betreuer und Zeugwart bei jedem Training sowie allen<br />
Pflicht- und Freundschaftsspielen mit von der Partie. Er<br />
versorgt die Fußballer nicht nur mit Getränken und Obst,<br />
sondern legt jedem von ihnen auch einen Trikotsatz auf<br />
den Kabinenplatz. Wenn der TSV-Tross zu weiter entfernten<br />
Spielorten schon am Freitagabend anreist, organisiert Naumann<br />
ein warmes Essen, das die Spieler nach einem langen<br />
Arbeitstag und dem Abschlusstraining im Bus einnehmen.<br />
Und etwas Glamour darf auch bei der Eintracht sein. Mit<br />
dem früheren Nationaltorwart Eike Immel,<br />
d a s<br />
„Mädchen für Alles“, Hermann<br />
Weitzel, ins Spiel.<br />
Vier Fanclubs unterstützen inzwischen<br />
lautstark die Eintracht-Kicker der aus Erksdorf stammt, konnte<br />
man einen Ex-Profi als Berater und Beisitzer<br />
Der stellvertretende<br />
und unterhalten das Publikum mit<br />
im Vorstand gewinnen.<br />
Vorsitzende, Ju-<br />
gendleiter und<br />
Platzwart<br />
kreativen Choreografien.<br />
Der Zuschauerdurchschnitt pro<br />
Heimspiel liegt derzeit bei etwa<br />
1.800.<br />
23
Wirtschaft<br />
Riesenraupe – mal ganz klein<br />
In Gemünden baut Wolfgang Diehl Maschinenmodelle<br />
für Sammler und Firmen<br />
von Karl-Hermann Völker<br />
In Marburg arbeitete er 25 Jahre in der Industrie, ehe<br />
er sich in Gemünden/Wohra einen Kindheitstraum<br />
erfüllte: Aus seiner kleinen Modellbau-Werkstatt Am<br />
Holzbach 9 in Gemünden beliefert er große Firmen in aller<br />
Welt mit Landmaschinenmodellen, die beispielsweise auf<br />
Agrarmessen dann eingesetzt werden, wenn für die echten<br />
Maschinen in der Halle gar kein Platz gewesen wäre.<br />
„Auch Baumaschinen im Maßstab 1:50 sind meine Spezialität“,<br />
sagt der Technik-Experte.<br />
Nicht alles ist Geschäft, manches bleibt für ihn Hobby. So<br />
hat er gerade für sich das Modell einer 50 Tonnen schweren<br />
Liebherr-Planierraupe PR 751 angefertigt, mit der man in<br />
der Realität ganze Berge versetzen könnte.<br />
24<br />
Sein Modell schafft das (fast!) auch: Wirklichkeitsgetreu,<br />
mit allen Funktionen wie das Original der Riesenraupe,<br />
kann es mit seiner Schaufel 10 bis 15 Kilogramm Erde oder<br />
Sand schieben, die Beleuchtung klappt. Ein Soundmodul<br />
sorgt täuschend echt für das röhrende Motorengeräusch.<br />
„Ich habe etwa sechs Monate gebraucht, um Formen und<br />
Funktionen für das Modell im Maßstab 1:14,5 komplett zu<br />
konstruieren“, berichtet Wolfgang Diehl. Viele Einzelteile<br />
aus Aluminium, Messing und Kunststoff hat er dafür<br />
mit Präzisionsdreh- und Fräsmaschinen geformt, gegossen<br />
und <strong>bearb</strong>eitet, oft musste er die Arbeit an der Planierraupe<br />
unterbrechen. Schon 1990 hat sich Wolfgang Diehl vom<br />
Werk die Originalbaupläne besorgt.<br />
Fotos: Karl-Hermann Völker
Wirtschaft<br />
Mehr als ein Spielzeug:<br />
Mit dieser Liebherr-Planierraupe hat sich Wolfgang<br />
Diehl einen Traum erfüllt. Das von ihm gebaute Modell<br />
ist voll funktionsfähig und kann immerhin auch 10 bis<br />
15 Kilogramm Sand schieben.<br />
Warten auf ihren Einsatz:<br />
Traktorfahrer in allen Größen,<br />
allerdings fertig dazugekauft.<br />
„Viel Erfolg“, wünschte ihm die Herstellerfirma damals.<br />
„Leider habe ich nie genug Zeit dafür gehabt, verrückt.<br />
Aber jetzt ist sie fertig!“ sagt der Gemündener stolz und<br />
lässt sein funkgesteuertes Raupenfahrzeug über Stock und<br />
Stein rollen.<br />
Das, was für ihn mit Legosteinen und Fischer-Technik<br />
schon in der Kindheit als Spiel begonnen hat, ist für den<br />
57-Jährigen längst zum Hauptberuf geworden. Wolfgang<br />
Diehl wuchs in Gemünden auf und ging dort zur Schule,<br />
bevor er eine Ausbildung als Elektriker absolvierte. Deshalb<br />
hat er auch immer noch einen engen Bezug zur Landwirtschaft<br />
in seiner Heimatregion, kennt<br />
alle Traktoren-Typen und lässt den alten<br />
Lanz-Bulldog (Maßstab 1:10) ferngesteuert<br />
durch den Garten rollen. „Oft kommen<br />
auch Angehörige zu mir, um für<br />
ihre Väter oder Großväter, die mit ihren<br />
Ackerschleppern in der Landwirtschaft<br />
gearbeitet haben, genau diese Modelle<br />
als Geschenk zu bestellen“, berichtet der<br />
Technikfreak.<br />
Und dann sind da natürlich die Sammler:<br />
Für sie fertigt Wolfgang Diehl auf<br />
Wunsch ganz individuelle Unikate an,<br />
kleine Wunderwerke an Technik, liebevoll<br />
ausgearbeitet bis in jedes Detail.<br />
Auch die Welt der Modelleisenbahnen<br />
gehört für ihn dazu – er bringt als aktives<br />
Mitglied des Eisenbahn-Modellbau-<br />
Clubs Gemünden e. V. auch dort sein<br />
fachliches Wissen ein. Und natürlich<br />
füllen die schönsten Eisenbahn-Modelle<br />
seine eigenen Regale im Haus.<br />
Geburtstagsgeschenk für einen Großvater: im Maßstab 1:32 ein Modell<br />
vom liebgewonnenen Fendt-Hoftraktor.<br />
Ein Stück Traktorengeschichte: der Schlüter Supertrac mit vier gleich<br />
großen Reifen im Maßstab 1:15.<br />
25
Gesundheit<br />
Leitende Hilfe auf dem<br />
Weg durch den Tunnel<br />
Anneliese Pohl Stiftung fördert Krebsberatungsstelle und Forschung<br />
Für Patienten, die Zweifel an ihrer Krebsdiagnose oder der<br />
Therapieempfehlung haben, wurde mit Hilfe der Anneliese<br />
Pohl Stiftung ein so genanntes Zweitmeinungszentrum<br />
geschaffen. Im Anneliese Pohl Krebszentrum ansässig,<br />
werden hier Ergebnisse aus bildgebenden Untersuchungsverfahren<br />
wie CT oder MRT geprüft. Bei einem schnellstmöglichen<br />
Termin werden mit dem Patienten Erkenntnisse<br />
erörtert. Vertrauen entsteht, wenn die Therapieempfehlung<br />
des Erstbehandlers bestätigt wird. Wird eine alternative<br />
Therapieempfehlung ausgesprochen, kann die medizinische<br />
Versorgung des Patienten optimiert werden.<br />
Mit dem Ziel, Diagnostik und Therapie von Krebserkranvon<br />
Angela Heinemann<br />
Diagnose Krebs – das ist im Leben vieler Menschen eine<br />
Art Super-GAU. Verzweiflung, Hilflosigkeit, Desorientierung,<br />
Angst und Ohnmacht machen sich breit. Wie soll es<br />
weitergehen? Ende 2009 wurde die Anneliese Pohl Stiftung<br />
gegründet, um genau an dieser Stelle anzusetzen. Die Stiftung<br />
möchte betroffene Menschen beraten, ihnen psychologisch<br />
zur Seite stehen und Wegweiser sein zur bestmöglichen<br />
medizinischen Behandlung.<br />
Der Gründer der Stiftung, Prof. Dr. Reinfried Pohl, hat die<br />
Erkrankung aus nächster Nähe erlebt. „Es war bitter für<br />
mich, als meine Frau Anneliese im Sommer 2008 einem<br />
Krebsleiden erlag,“ sagte er. Im Gedenken an sie nahm er<br />
ein Jahr später die Stiftungsgründung vor.<br />
Persönlich Betroffene sind oft verzweifelt und hoffen darauf,<br />
dass die Medizin Wege findet, ihre Krankheit zu heilen<br />
oder wenigstens zurückzudrängen.<br />
Prof. Dr. Reinfried Pohl, Gründer der Deutschen Vermögensberatung,<br />
Marburger Bürger seit seiner Flucht aus der<br />
sowjetischen Besatzungszone im Jahre 1948 und zugleich<br />
Ehrenbürger der Stadt Marburg sowie Ehrensenator der<br />
Philipps-Universität, hat zum Thema Krebs in Marburg mit<br />
der Stiftung mehrere Zeichen gesetzt. Aus Stiftungsmitteln<br />
entstand in der Marburger Leopold Lucas-Straße unter<br />
dem Dach der Hessischen Krebsgesellschaft die Anneliese<br />
Pohl – Psychosoziale Krebsberatungsstelle. Diplom-Psychologin<br />
Annekatrein Menges-Beutel und ihr qualifiziertes<br />
Team helfen Betroffenen und Angehörigen durch psychologische<br />
und soziale Beratung in Fragen der Krankheitsverarbeitung,<br />
Pflege, Rentenversicherung, Beruf und Rehabilitation.<br />
Krankheit bedeutet in vielen Fällen auch eine<br />
materielle Belastungsprobe, zu deren Bewältigung ebenfalls<br />
beraten wird. Mittel der Stiftung und der Krebshilfe<br />
ermöglichen, dass die Beratungsstelle von Betroffenen<br />
und Angehörigen kostenfrei in Anspruch genommen werden<br />
kann.<br />
Die Beratungsstelle übernimmt zugleich Lotsenfunktion,<br />
wenn es Fragen zur Therapie gibt oder auch Zweifel daran.<br />
Das Anneliese Pohl Krebszentrum Comprehensive<br />
26<br />
Cancer Center im Universitätsklinikum<br />
auf den Marburger Lahnbergen<br />
steht als zentrale Anlaufstelle<br />
für Krebserkrankungen bereit. Neuer<br />
Direktor ist seit September 2016<br />
Prof. Dr. Thomas Wündisch. Die Anneliese Pohl Stiftung<br />
gewährt dem Krebszentrum Mittel für Wissenschaft und<br />
Forschung.<br />
Eine zweite Meinung einholen<br />
Sind in der Krebsberatungsstelle für Hilfesuchende da: (von links)<br />
Diplom-Psychologin und Leiterin der Einrichtung Annekatrein<br />
Menges-Beutel, Verwaltungsmitarbeiterin Sigrid Ruppersberg,<br />
Diplom-Pädagogin und Psychoonkologin Sabine Otto und Diplom-<br />
Psychologin Kerstin Strehl-Schwarz. Durch die Beratung entstehen<br />
keine Kosten. Auch die Versichertenkarte einer Krankenkasse<br />
ist nicht erforderlich.
Gesundheit<br />
Im Anneliese Pohl Krebszentrum Marburg stehen Direktor<br />
Prof. Thomas Wündisch und die Teams der eingebundenen<br />
Abteilungen für die Behandlung krebskranker Menschen nach<br />
den aktuellen medizinischen Leitlinien. Astrid Landau (links) ist<br />
im angeschlossenen Zweitmeinungszentrum Ansprechpartnerin<br />
für Patienten, wenn sie Fragen zu Diagnose oder Behandlungsablauf<br />
haben. Stiftungsmanagerin Arzu Kurt-Duran vom Vorstand<br />
der Stiftungen Anneliese Pohl und Dr. Reinfried Pohl weiß die<br />
Stiftungszuwendungen in guten Händen.<br />
Fotos: Uwe Brock/privat<br />
Diplom-Kauffrau Seda Kurt (links) und<br />
ihre Schwester, die Diplom-Politologin<br />
Arzu Kurt-Duran, sind Geschäftsführerinnen<br />
der Anneliese Pohl Stiftung und<br />
der Dr. Reinfried Pohl Stiftung.<br />
kungen immer weiter zu fördern, werden Spenden der Stiftung<br />
auch in moderne Technik investiert, zum Beispiel für<br />
die Beschaffung des „da Vinci-Systems“. Dabei handelt es<br />
sich um eine in den USA weit verbreitete Roboterchirurgie,<br />
die hochpräzises chirurgisches Arbeiten unter optimalen<br />
Sichtbedingungen ermöglicht. Zugleich dient das Gerät als<br />
Operationssimulator für die studentische Ausbildung.<br />
Auch die Comprehensive Biomaterialbank Marburg<br />
(CBBMR) im Anneliese Pohl Krebszentrum wurde durch<br />
die Stiftung ermöglicht. Dort werden Biomaterialien wie<br />
Gewebe und Körperflüssigkeiten unter hohen Qualitätsstandards<br />
gelagert für künftige Forschungsvorhaben zur<br />
Verbesserung von Prävention und Therapie. Insgesamt<br />
stellte die Stiftung für das Vinci-System, Biomaterialbank<br />
und Zweitmeinungszentrum vier Millionen Euro an die<br />
Universitätsklinik bereit.<br />
Das Schaffen besserer Bedingungen besonders für Medizinerinnen<br />
hat neben dem Augenmerk auf technische Ausstattung<br />
noch weitere Aspekte, wusste Prof. Dr. Reinfried<br />
Pohl, der 2014 verstarb. So setzte sich die Anneliese Pohl<br />
Stiftung schon vor einigen Jahren mit einem neuen Stipendienprogramm<br />
für die Förderung von Habilitandinnen am<br />
Fachbereich Medizin der Philipps-Universität<br />
Marburg ein<br />
– und tut es noch. „Die Anneliese<br />
Pohl-Habilitationsförderung wird jeweils gezielt auf<br />
die persönliche, berufliche sowie familiäre Situation der<br />
Antragstellerin angepasst,“ so Prof. Dr. Rita Engenhart-Cabillic,<br />
Direktorin der Strahlentherapie am Universitätsklinikum<br />
Gießen und Marburg.<br />
Um die Wissenschaft weiterhin zu unterstützen, hat die<br />
Anneliese Pohl Stiftung aktuell eine Stiftungsprofessur<br />
am Institut für Molekularbiologie und Tumorforschung<br />
eingerichtet. Bei der Forschung unter<br />
Leitung von Prof. Dr. Rolf<br />
M ü l l e r ,<br />
der gleichzeitig<br />
Prodekan der Philipps-<br />
Univer- sität Marburg<br />
ist, geht es um Ovarialkarzino-<br />
me, also Krebs<br />
der Eiers<br />
t ö c k e .<br />
Ein übergreifendes<br />
Einsatz von Stiftungsmitteln geht zurück auf das<br />
Nachhaltiges Engagement gegen den Krebs: Der<br />
T h e m a , Ehepaar Anneliese Pohl und Dr. Reinfried Pohl,<br />
das in Ko-<br />
verstorben 2008 und 2014.<br />
operati-<br />
on mit Prof. Dr. Uwe Wagner, dem Direktor der Klinik für<br />
Frauenheilkunde und Geburtshilfe, beleuchtet wird.<br />
Es ist nicht die erste Stiftungsprofessur, die auf Stiftungsmittel<br />
der Gründerfamilie zurückzuführen ist. Dr. Jürgen<br />
Schäfer vom Zentrum für unerkannte Krankheiten des<br />
Marburger Universitätsklinikums, bekannt als „der deutsche<br />
Dr. House“, ist Stiftungsprofessor der Dr. Reinfried<br />
Pohl Stiftung. Sie fördert neben der Medizin auch den<br />
Fachbereich Rechtswissenschaften.<br />
„Ich bin sehr stolz darauf, dass wir als Anneliese Pohl<br />
Stiftung und Dr. Reinfried Pohl Stiftung diese vielen Projekte<br />
realisieren können,“ so die Diplom-Politologin und<br />
Stiftungsmanagerin Arzu Kurt-Duran von der Geschäftsführung<br />
der beiden Stiftungen. In Anbetracht der Tatsache,<br />
dass in Deutschland jährlich 500 000 Menschen neu<br />
an Krebs erkranken, ein Engagement für die Allgemeinheit.<br />
27
Tiere<br />
Im Katzenhaus -<br />
Stubentiger mit Charakter<br />
von Ina Tannert<br />
Grüne und gelbe Augenpaare schauen durch graues<br />
Drahtgeflecht. Leise Maunzer, vieldeutige Blicke begrüßen<br />
die Besucher. Erste Sonnenstrahlen stehlen<br />
sich an diesem winterlichen Mittag in das Freigehege, der Anlaufpunkt<br />
der pelzigen Bewohnerschaft. Durch das Gitter wuchert<br />
ein Gebüsch. Spatzen sitzen darin, zwitschern ein Lied.<br />
So nah und doch so unerreichbar ist die Beute. Die kann lediglich<br />
angestarrt werden. Katzen-TV. Immerhin etwas.<br />
Clara interessiert sich nicht für das Programm. Die Katzendame<br />
sitzt in graziler Pose auf einer Kiste. Helle grüne Augen<br />
blicken aufmerksam aus dem graugetigerten Gesicht, das mit<br />
weißen Stellen durchsetzt ist. Orange Flecken schmücken das<br />
flauschige Fell der dreifarbigen Schönheit. Clara ist die Anmutige<br />
im Haus, vornehm und wohlerzogen. Das Maul öffnet sich<br />
zu einem piepsigen Ton, zurückhaltend, damenhaft. Sie spendiert<br />
jedem Besuch einen sanften Kopfstoß. Das ist nett, eine<br />
freundliche Begrüßung in Katzensprache.<br />
Die Katze – dieses geheimnisvolle Wesen mit starker Persönlichkeit.<br />
Das Biest, das die Herzen vieler Menschen erobert,<br />
sich ein räuberisches Wesen bewahrt hat. Katzen werden besonders<br />
unterschiedliche Charakterzüge nachgesagt. Die habe<br />
ich versucht zu entdecken – im Katzenhaus des Kreistierheims<br />
in Cappel.<br />
Da geht es gerade im Nachbarraum<br />
zur Sache. Ein weiß-grauer<br />
Kater rollt zappelnd auf<br />
d e m<br />
Boden herum, schlägt<br />
nach einem kleinen<br />
Ball, kickt ihn unter eine<br />
Bank, jagt hinterher.<br />
Filou heißt der agile<br />
Kerl, er ist der Spieler,<br />
der Klassenclown. Ein<br />
Filou eben. Er sucht Halligalli,<br />
Zurückhaltung ist<br />
nichts für ihn. Er springt auf<br />
ein Brett an der Wand, hangelt<br />
sich von Regal zu Regal.<br />
Voller Körpereinsatz. Kratzend<br />
suchen scharfe Krallen Halt im<br />
bunt bemalten Holz. Dann wird er<br />
abgelenkt, entdeckt was auch immer<br />
am Boden und ändert die Richtung.<br />
Eine Katze mit Konzentrationsschwäche?<br />
Dann ein lauter Rumms. Er lässt sich<br />
fallen, knallt laut auf den Boden. Von wegen<br />
Samtpfote.<br />
Neben dem Derwisch ein besetztes Körbchen.<br />
Darin liegt Erwin, der Schläfer, der sich sichtlich gestört<br />
fühlt. Mit zusammengekniffenen Augen blickt<br />
der schwarz-weiße Kollege missbilligend auf. Er öffnet<br />
das Maul, ein zischendes Fauchen ist zu hören.<br />
Der entnervte Rüffel fällt nicht gerade auf fruchtbaren<br />
Boden. Filou rempelt nochmal nach und<br />
pirscht wieder davon.<br />
Lilly mit den schönen Augen schaut zaghaft<br />
herüber. Poliertem Bernstein gleich ziehen<br />
die zwei goldenen Punkte im dreieckigen<br />
Tigergesicht den Beobachter hinab in ihre<br />
schillernde Tiefe. Lilly ist die Schüch-<br />
Menschen haben Marotten,<br />
Tiere auch und Katzen erst<br />
recht. Charakteristisch für die<br />
charmante Clara (oben) ist eine<br />
schon fast damenhafte Anmut.<br />
28
Dutzende ganz unterschiedliche Katzentypen<br />
leben im Katzenhaus des Marburger Kreistierheims.<br />
Hervorstechendste Eigenart der mitteilsamen<br />
Mäxi ist die Geschwätzigkeit.<br />
Fotos: Ina Tannert<br />
terne, vorsichtig, unsicher. Angestarrt wird sie nicht<br />
gerne. Welche Katze mag das schon, ist ja unhöflich.<br />
Mir wird wenig diskret der Hintern zugewandt. Botschaft<br />
angekommen.<br />
Plötzlich ein Rumpeln. Aufregung im Auslauf. Eine Fliege<br />
hat sich durch die Gitter verirrt. Als schwarzer Punkt<br />
summt sie im Zickzack durch die Luft, vorbei an Kletterästen<br />
und Sitzbänken. Ein halbes Dutzend Augenpaare<br />
folgen. Ohren richten sich auf, Schnurrhaare<br />
zittern. Höchste Konzentration. Endlich mal<br />
was los im Katzenhaus.<br />
Birbo macht den ersten Schritt. Tief duckt<br />
sich der schneeweiße Kater auf den Boden,<br />
Hinterbeine trommeln auf grauen<br />
Beton. Dann schießt er vorwärts,<br />
stoppt an der Wand, schlägt<br />
pfeilschnell zu. Eine weiße Pfote<br />
klatscht hörbar gegen den Putz.<br />
Daneben. Die Beute entkommt.<br />
Von der Jagd unbeeindruckt gibt<br />
sich Furbo. Der Senior im tiefschwarzen<br />
Gewand dreht geruhsame<br />
Runden, schaut den hektischen<br />
Kollegen still zu. Er ist der Erfahrene,<br />
der Ruhepol im Haus, eine Fliege<br />
bringt ihn nicht mehr in Wallung.<br />
Die anderen machen ihm Platz.<br />
Als wäre er der Silberrücken<br />
der Katzenkommune.<br />
Besuch im Nachbarraum.<br />
Da macht<br />
Mäxi den Türsteher,<br />
begrüßt<br />
Besucher mit<br />
lautem Helau –<br />
Pardon Miau.<br />
Feines weißes<br />
Fell, rote und graue Flecken<br />
glänzen im Sonnenlicht. Durchdringend<br />
klagt die redselige Katzendame<br />
ihr Leid. Bald ist Futterzeit. Nicht bald genug,<br />
wie es klingt.<br />
Meckernd nimmt sie dann doch auf dem Schoß Platz, fängt an<br />
zu vibrieren, ein leises Brummen erfüllt den Raum. Weiche<br />
Pfoten treten im Rhythmus, warme Gemütlichkeit macht sich<br />
breit. Bis die Geschwätzige genug hat von der Stille, wieder ihren<br />
Lauschposten an der Tür bezieht.<br />
Zurück bleiben kleine Andenken an die bunte Katzenbande.<br />
Haare überall auf der Kleidung, in allen Farben,<br />
graue, weiße, rote, schwarze. Von jedem e t wa s.<br />
Überbleibsel einer Schar vielseitiger<br />
Charakterköpfe.<br />
Nur nicht so hastig – so<br />
könnte das Lebensmotto<br />
von Erwin lauten, der<br />
eigentlich nur zum Gähnen<br />
mal die Zähne zeigt.<br />
29
Ein Körbchen pro Kind Lebensmittel<br />
und Gespräche: So hilft die Kindertafel Stadtallendorf<br />
von Ina Tannert<br />
Neugierig stöbert Nrmin in den blauen Plastikkörbchen<br />
auf der langen Theke herum. Das Mädchen guckt unter eine<br />
Brötchentüte, ignoriert ein saftig aussehendes Hefeteilchen<br />
mit Mohn im Zuckerguss und greift zwischen den Bananen<br />
hindurch. „Super“. Ein grünes Marzipantäfelchen<br />
taucht in ihrer Hand auf. Mit einem Grinsen im Gesicht<br />
packt die Neunjährige den Fund ein und weitere Lebensmittel<br />
unter den Kinderwagen der kleinen Schwester.<br />
Auch die große Einkaufstasche von Mutter Nahed Omar<br />
füllt sich. Den Inhalt von drei der vielen blauen Plastikkörbchen<br />
steckt die Familie ein. Vier Töchter gibt es, drei<br />
davon zwischen sechs und sechzehn – das Alter in dem sie<br />
Anspruch auf die Waren der Stadtallendorfer Kindertafel<br />
haben. Der Standort ist eine von sechs Ausgabestellen der<br />
Marburger Tafel und der einzige Standort, der ausschließlich<br />
für bedürftige Kinder gedacht ist.<br />
mrlife hat die bunt bemalten Geschäftsräume besucht, die<br />
mit den vielen Körbchen, und mit den Menschen gesprochen,<br />
die sie dringend brauchen. Obst, Brötchen, Milch,<br />
Käse, Joghurt, etwas Butter – das ist immer drin im blauen<br />
Körbchen. Manchmal gibt es ein Extra, je nach Spendenhöhe.<br />
Es ist ein Freitagmittag Ende Januar. Da sind noch<br />
rot eingewickelte Weihnachtsmänner aus Schokolade vom<br />
letzten Weihnachtsgeschäft übrig. Die lassen sich nicht<br />
mehr verkaufen, die landen bei der Tafel. Nrmin freut sich.<br />
Auch die zweijährige Schwester Jana lacht mit Sahne verschmiertem<br />
Mund aus dem Kinderwagen heraus. Sie hat<br />
einen Schokokuss von den Tafel-Mitarbeitern bekommen.<br />
Nrmin hat Spaß an diesem Mittag. Wie ein kleiner Ausflug<br />
zum Wochenende wirkt der Besuch der Familie. Erste<br />
Anlaufstelle an jedem Freitag ist die Kindertafel. So wie<br />
für über 150 Kinder aus Stadtallendorf. Angefangen hat die<br />
Tafel vor zehn Jahren mit 16 Kunden. Damals, als Schulen<br />
und Lehrer auf immer mehr hungrige Schüler im Unterricht<br />
aufmerksam machten.<br />
Nur die Kinder haben Anspruch auf die Lebensmittel, die<br />
Eltern der Kleinsten gehen noch mit.<br />
Nrmin kennt sich aus, sie ist registriert und zeigt eine kleine<br />
eingeschweißte Plastikkarte vor. Der Nachweis zur Bedürftigkeit<br />
ist Voraussetzung für den Besuch in der Kindertafel.<br />
Wände und Fenster der Geschäftsräume sind voller<br />
bunter Bilder – grinsende Fabelwesen, bunte Autos, knal-<br />
30
Aus dem Landkreis<br />
In langen Reihen stehen die blauen Körbchen für die Kinder bereit, nur selten findet sich zwischen Obst und Gebäck mal ein Kuscheltier, die sind rar.<br />
Nrmin freut sich am meisten über eine Leckerei aus Marzipan.<br />
lige Filmposter. Das hübscht auf und ist gleichzeitig Sichtschutz<br />
nach außen. Gerade die Jugendlichen schämen sich<br />
für den unfreiwilligen Gang nach der Schule zur kleinen<br />
Anlaufstelle neben dem Schwimmbad, erzählen die Tafel-<br />
Helfer.<br />
Nrmin nicht, sie hat gleich noch eine Freundin mitgebracht.<br />
Die Mädchen plappern unbeschwert drauflos, ärgern die<br />
große Schwester. Die rätselt gerade über ihre nächste Mathematiknote.<br />
„Ich bin ja gut in Mathe, Deutsch, Sport,<br />
und Werken mag ich auch“, erzählt Nrmin.<br />
Viele Kinder und Eltern kommen an diesem Tag vorbei, holen<br />
sich ihre blauen Körbchen ab. So mancher bleibt auf einen<br />
kleinen Schwatz. Man kennt sich. Die Ehrenamtlichen<br />
sind Anlaufstelle wie Ansprechpartner, fragen nach den<br />
letzten Schultests, nach der Geburtstagsfeier letzte Woche,<br />
nach der Familie. Die Armut bleibt im Hintergrund, Thema<br />
ist sie nicht.<br />
Bekanntermaßen rettet der gemeinnützige Tafel-Verbund<br />
Lebensmittel mit Schönheitsfehlern vor der Mülltonne zugunsten<br />
von Bedürftigen. Die Kindertafel kauft zusätzlich<br />
Milch ein. Nur so können die blauen Kinderkörbchen<br />
ausreichend bestückt werden. „100 Euro im Monat kostet<br />
die Milch – das geht nur mit Sponsoren“, sagt Kindertafel-<br />
Leiterin Angelika Dorn. Sie stellt mit Nrmin<br />
die leeren Boxen zur Seite, fragt nach<br />
der Schule, wie es zu Hause<br />
läuft. Viel Neues gibt es nicht zu berichten. Knapp ist das<br />
Geld bei der Familie, die vor drei Jahren aus Syrien flüchtete.<br />
Hartz IV, der Vater stockt mit Mini-Jobs auf. Mutter<br />
Nahed kümmert sich um die vier Töchter. „Die brauchen<br />
viel Essen und noch mehr, die Tafel hilft uns da“, erzählt<br />
sie. Wenn Jana aus dem Gröbsten raus ist, peilt die Mutter<br />
eine Ausbildung an. „Als Köchin oder Erzieherin – ich habe<br />
vier Kinder, das kann ich beides gut“, erzählt sie und<br />
lacht. Nrmin will mal Ärztin werden, sagt sie und tütet eine<br />
letzte Orange ein.<br />
Winkend verlassen die letzten Familien die Tafel. Zurück<br />
bleiben vier Helferinnen und viel Aufräumarbeit. Dutzende<br />
leere Körbchen werden aufeinander gestapelt, warten<br />
auf die nächste Ladung Lebensmittel. Auf jene Waren,<br />
die schon zu lange im Markt liegen, die als überflüssig<br />
abgetan werden und die doch so vielen Menschen zumindest<br />
eine Woche lang das Leben erleichtern können.<br />
150 Körbe mit Lebensmittelspenden verteilen die<br />
ehrenamtlichen Helfer der Kindertafel an jedem<br />
Freitag an die Schüler. Innerhalb von zehn Jahren<br />
hat sich die Zahl der Kunden fast verzehnfacht.<br />
Fotos: Ina Tannert<br />
31
Bürgermeistergespräch<br />
Jörg Bendix ist Professor<br />
für Geoökologie.<br />
Vom Drang, Dinge<br />
zu verändern mrlife im<br />
Gespräch mit Bürgermeister Andreas Schulz<br />
von Manfred Günther<br />
Was ist zu tun? Andreas Schulz im Gespräch mit Mitarbeiterin Carina Greb-Zimmermann.<br />
Er gehört zu dem halben Dutzend von Bürgermeistern<br />
im Landkreis, die – Anfang der 1990er Jahre ins<br />
Amt gekommen, von Medien als die „jungen Wilden“<br />
bezeichnet wurden: Andreas Schulz, mittlerweile 25<br />
Jahre für die fast 9.000 Einwohner zählende Großgemeinde<br />
Ebsdorfergrund tätig.<br />
Während der Großteil dieser neuen Generation von Verwaltungs-Chefs<br />
– Norbert Mai, Helmut Hyner, Manfred<br />
Barth oder Oliver Haupt – inzwischen andere Berufe ausübt,<br />
pensioniert ist oder nicht mehr wiedergewählt wurde,<br />
ist es für Schulz nach wie vor ein „Traumjob, Bürgermeister<br />
zu sein“. Auch wenn er zwei Mal öffentlich mit<br />
dem Gedanken gespielt hat, auf die nächstgrößere Bühne<br />
zu wechseln: 2006 und auch sechs Jahre später war<br />
er als Landratskandidat bei der SPD vielversprechend im<br />
Gespräch, sagte aber jeweils ab. Das erste Mal, weil das<br />
Vorstandsvotum nicht eindeutig genug war, 2012 weil er<br />
das geplante Kandidaten-Casting ablehnte. Eine für Schulz<br />
im Nachhinein richtige Entscheidung: „Hier in der Großgemeinde<br />
kann ich mehr gestalten als im Kreishaus“.<br />
„Junge Wilde“ waren sie, weil es mit einem „weiter so“ für<br />
sie einfach nicht mehr weitergehen konnte. Sie gestalteten<br />
Verwaltungen um, definierten Ziele und Handeln neu<br />
– vor allem ergebnisorientierter und betriebswirtschaftli-<br />
cher. Für die Vorgänger, die „alten Mauschler“ wie sie von<br />
Journalisten einmal bezeichnet wurden, zeigt Schulz Verständnis<br />
und begründet deren Tun: Sie hätten in den Jahren<br />
nach der Gebietsreform eine große Aufgabe bewältigen<br />
müssen. Auch, weil diese den Bürgern durch Verheißungen<br />
und Geschenke schmackhaft gemacht worden sei.<br />
Was von dem „jungen Wilden“ Andreas Schulz geblieben<br />
ist? „Vor allem der Elan und der Drang, Dinge zu verändern.“<br />
Nur würde er<br />
bei der Umsetzung<br />
inzwischen „ef- fektiver vorgehen“.<br />
Dies si-<br />
„Man muss mit<br />
der Zeit gehen,<br />
sonst geht man<br />
mit der Zeit“<br />
cherlich<br />
auch,<br />
weil<br />
er zu Be-<br />
ginn<br />
sei-<br />
ner Amts-<br />
zeit<br />
auf<br />
viele Wi-<br />
derstände<br />
gestoßen<br />
sei:<br />
Kurz nach Das Schiller-Zitat,<br />
ein Motto von seinem Amtsantritt<br />
verliert Andreas Schulz.<br />
die SPD bei der<br />
Kommunalwahl die<br />
Mehrheit im Gemein-<br />
deparlament. Nicht nur, dass die neue und für damalige<br />
Zeit ungewöhnliche Zählgemeinschaft aus CDU, Grünen<br />
und Freien Wählern im Grund kräftig am Haushaltsentwurf<br />
des Bürgermeisters herumstreichen will. Er soll nur<br />
32
Bürgermeistergespräch<br />
Im Kurzporträt:<br />
Im Dezember 1992 zieht der damals 31-jährige<br />
Verwaltungsfachmann Andreas Schulz vom südhessischen<br />
Maintal nach Oberhessen. Ins Rhein-Main-Gebiet<br />
zieht es den gebürtigen Dörnigheimer regelmäßig noch ein<br />
Mal pro Jahr: in die Commerzbank-Arena in Frankfurt. Zwar<br />
zu Spielen der Frankfurter Eintracht, aber als eingefleischten<br />
Schalke-Fan. Sechs Heimspiele des Revierklubs pro Saison<br />
erlebt der Fußballanhänger live im Stadion mit, mehr gebe<br />
der Terminkalender eines Bürgermeisters nicht her. Und<br />
auch ansonsten steht der Verwaltungs-Chef in seiner<br />
Freizeit auf Sport – vielmehr treibt er ihn: inzwischen<br />
walkend und nicht mehr joggend oder auf zwei<br />
Brettern – sowohl langlaufend wie alpin.<br />
Fotos: Rainer Waldinger<br />
zuvor abgesegnete Mitteilungen im Gemeindeblättchen<br />
verkünden dürfen – eine Reaktion auf eine Fähigkeit des<br />
Bürgermeisters, Öffentlichkeitsarbeit auch in eigener Sache<br />
zu betreiben. Die Antwort auf diesen „Maulkorb“ lässt<br />
nicht lange auf sich warten. „Hört, Ihr Leut …“, Andreas<br />
Schulz zieht mit der Schelle durch Dreihausen.<br />
Doch nicht nur politisch bläst dem Bürgermeister in den<br />
ersten Jahren der Wind ins Gesicht, auch aus der Verwaltung.<br />
„Offener Aufstand gegen den Bürgermeister“ titelt<br />
die „Oberhessische Presse“ 1995. Während der Personalrat<br />
das schlechte Arbeitsklima beklagt, hat für den Bürgermeister<br />
die Arbeitsleistung Vorrang.<br />
„Diese Auseinandersetzungen waren notwendig“, ist sich<br />
Schulz heute sicher. Sie seien Voraussetzungen dafür gewesen,<br />
überhaupt etwas verändern zu können. Und was<br />
ihm dabei besonders wichtig ist: „Ich habe den Rückhalt in<br />
der Bevölkerung gespürt.“ Ein Beistand, der bei der ersten<br />
Direktwahl deutlich wurde: mit 73,5 Prozent wurde er im<br />
Amt bestätigt – im ersten Wahlgang.<br />
Ein Rückhalt, den der „junge Wilde“ sicherlich nicht nur<br />
der Streitbarkeit für die eigenen Anliegen verdankt, sondern<br />
auch der Entwicklung der Kommune bis hin zur<br />
„Sonnenscheingemeinde“. Betrug der Schuldenstand 1993<br />
noch 15,7 Millionen Mark, ist acht Jahre später die Quadratur<br />
des Kreises gelungen: Während anderenorts die Haushalte<br />
– wenn überhaupt – nur mit Mühe ausgeglichen sind,<br />
freut man sich im Grund über ein dickes Plus. Zwei Jahre<br />
später wird aus dem Nehmer Ebsdorfergrund gegenüber<br />
dem Land gar ein Geber: Nachdem nunmehr 40 Jahre vergeblich<br />
auf die Ortsumgehung für Heskem gewartet wurde,<br />
wird der Bau der Landesstraße durch die Kommune<br />
vorfinanziert. Nicht die einzige Idee, durch die der Grund<br />
überregional Aufmerksamkeit erlangt. Kindersparbuch für<br />
jedes Neugeborene oder GrundGeldGutschein – mit einem<br />
Wert von 25 Euro, für 10 Euro erhältlich und einlösbar in<br />
mehr als 70 Unternehmen, Betrieben und Geschäften im<br />
Ebsdorfergrund – sind weitere Beispiele.<br />
Und wenn dann einmal Schluss ist mit Bürgermeister,<br />
wie sähe die Stellenausschreibung für seinen Job aus?<br />
Ideen zur Fortentwicklung der Gemeinde, Menschen und<br />
menschlich überzeugen, Finanzfachmann sein, Durchsetzungsvermögen<br />
und für den Erfolg der Gemeinde auch<br />
persönlich leidensfähig zu sein. Ansprüche, die er auch<br />
nach 25 Jahren noch an sich stellt. Auch wenn er nicht<br />
mehr wie früher mit dem Gesetzbuch im Rucksack in den<br />
Urlaub fährt und auch nach drei Tagen ohne Kontakt zur<br />
Gemeinde nicht mehr unruhig wird.<br />
33
Lange nichts mehr gehört von...<br />
Für ein knappes Vierteljahrhundert<br />
saß Winfried Carle als Bürgermeister<br />
der Gemeinde Münchhausen auf<br />
dem „Chefsessel“.<br />
von Norbert Wiedemer<br />
Lange nichts gehört von …<br />
Winfried Carle<br />
Die Gebietsreform in Hessen gebar 1974 viele geliebte aber<br />
auch einige ungeliebte Kinder. Es war eine Zeit des kommunalpolitischen<br />
Umbruchs. Da war es von Vorteil, wenn<br />
der Prozess des Zusammenwachsens einen klugen und<br />
zielorientierten Moderator fand. Auch in der neu entstandenen<br />
Gemeinde Münchhausen herrschte nach der Fusion<br />
der Dörfer Simtshausen, Nieder- und Oberasphe, Wollmar<br />
und Münchhausen nicht nur eitel Sonnenschein. So kam<br />
der junge Dipl. Verwaltungswirt Winfried Carle aus Marburg<br />
gerade richtig. Er war ab 1975 der erste Bürgermeister<br />
der frischgebackenen Kommune und blieb es bis 1999.<br />
Heute schaut der 79-Jährige<br />
als Ehrenbürgermeister nicht<br />
ohne Stolz auf diese Ära zurück,<br />
in der er viele Impulse<br />
geben konnte und zahlreiche<br />
Projekte in die Tat umsetzte.<br />
In Marburg hatte der gebürtige<br />
Langensteiner nach Lehre,<br />
weiterführender Ausbildung<br />
und einer Anstellung als<br />
Zeitsoldat der Bundeswehr<br />
bei der Universitätsstadt die<br />
Verwaltungslaufbahn eingeschlagen.<br />
Mit Georg Gaßmann<br />
und Hanno Drechsler<br />
erlebte er dabei zwei prominente<br />
Chefs.<br />
Die Lektüre theologischer Bücher<br />
gehört zu den Hobbys des heute<br />
79-Jährigen.<br />
34<br />
Die Daseinsfürsorge in den Ortsteilen war<br />
zunächst Schwerpunkt seiner Arbeit als<br />
Bürgermeister. Wasserversorgung, Abwasserentsorgung<br />
und Straßenbaumaßnahmen<br />
standen ebenso im Fokus wie die Schaffung<br />
von Kindergartenplätzen oder die Renovierung<br />
von Bürgerhäusern. In der Verwaltung<br />
hielt das digitale Zeitalter Einzug. Und im<br />
Jahr 2017 durfte Carle selbst als Beteiligter<br />
beim ersten Spatenstich die Früchte der Planungsarbeit<br />
für die Umgehungsstraße ernten. Seine Devise<br />
war immer: „Man muss in einer Gemeinde langfristig denken<br />
und planen.“ Gerne zeigt der rüstige Pensionär auch<br />
seinem journalistischen Besucher einen seiner Lieblingsplätze:<br />
Es ist die Anlage vor dem Rathaus, in der fünf große<br />
Steine vor einer Sitzbank das Zusammenwachsen der Ortsteile<br />
symbolisieren.<br />
Lange war Carle auch in der Kreispolitik aktiv und beobachtete<br />
in den 80er Jahren die großen Debatten um die Müllentsorgung<br />
hautnah. Daneben hatte er kirchliche Ehrenämter<br />
inne und war als Prädikant tätig. In dieser Funktion durfte<br />
er einen seiner drei Enkel selbst taufen. In guter Erinnerung<br />
sind ihm auch die gemeinsamen Treffs und Fahrten der Bürgermeister<br />
des Landkreises. Die geliebten Bergwanderungen<br />
im Allgäu und im Vorarlberg sind zurzeit wegen der maladen<br />
Achillessehne nicht möglich. Doch zu Spaziergängen in<br />
seiner Heimatgemeinde reicht es allemal. Daneben verfolgt<br />
Carle in der überregionalen Presse die politischen Entwicklungen<br />
und widmet sich der Lektüre theologischer Bücher.<br />
Design Gemütlichkeit Qualität<br />
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Fotos: Norbert Wiedemer
Schatztruhe für Krimi-Freunde<br />
von Christina Rausch<br />
Tödliche Rache<br />
Mord im Thermenland<br />
Krimineller “Reiseführer”<br />
Gleich drei ermordete Richter halten die Ermittler<br />
der Mordkommission Kiel in Atem und sorgen<br />
bei den Medien vor Ort für die wildesten<br />
Spekulationen. Eine Mordserie mit einer solchen<br />
Brisanz hat es an der Küste noch nie gegeben.<br />
Kommissarin Lisa Sanders und ihre Kollegen<br />
stehen unter Strom und setzen alles daran,<br />
um die Fälle so schnell wie möglich aufzuklären.<br />
Zunächst sieht alles danach aus, als seien die<br />
Richter aufgrund ihres Berufs ermordet worden:<br />
Jeder der drei Männer musste in der Vergangenheit<br />
Kritik für zu mild ausgefallene<br />
Urteile einstecken. Könnte es sein, dass ein Angehöriger<br />
der damaligen Opfer sich jetzt auf<br />
eine mörderische Weise für die ungerechten<br />
Urteile rächt? Als Lisa Sanders und ihr Kollege<br />
Bergmann allerdings im privaten Umfeld der Ermordeten<br />
ermitteln, kommt eine weitere und<br />
mehr als grausame Gemeinsamkeit ans Licht –<br />
und damit ein äußerst starkes Rachemotiv eines<br />
Mannes, das die Ermittler aus allen Wolken fallen<br />
lässt... Eine Entwicklung, die gleich mehrere<br />
Beteiligte in höchste Gefahr bringt.<br />
Auf sehr unterhaltsamen 400 Seiten treibt Angelika<br />
Svensson die Handlung in „Küstentod“<br />
von Spannungsbogen zu Spannungsbogen<br />
und versteht es dabei bestens, sowohl Ermittler<br />
als auch Leser auf eine falsche Fährte zu locken.<br />
Spannung bietet auch das Privatleben von<br />
Kommissarin Lisa Sanders: Nachdem sie sich<br />
von ihrem Partner getrennt hat, kommt es zu<br />
einer erneuten Annäherung mit Staatsanwalt<br />
Thomas Fehrbach – damit bietet „Küstentod“<br />
nicht nur spannungsgeladene Momente, sondern<br />
auch etwas fürs Herz.<br />
Angelika Svensson<br />
„Küstentod“<br />
400 Seiten, Droemer Knaur, ISBN: 978-3-426-52165-6,<br />
9,99 Euro (Taschenbuch & eBook)<br />
Mit „Steirerquell“ ist der achte Krimi der Österreichischen<br />
Bestseller-Autorin Claudia Rossbacher<br />
erschienen. Sandra Mohr und ihr Macho-Chef<br />
Sascha Bergmann ermitteln in einem<br />
besonders grausaumen Fall. Im ansonsten so<br />
beschaulichen Thermenland Steiermark geht<br />
es alles andere als idyllisch zu und der neue Fall<br />
lässt vor allem Frauen den Atem stocken… Sandra<br />
Mohr und Sascha Bergmann sind auf der<br />
Hochzeit einer Kollegin, als Sandras Handy vibriert.<br />
Dass sie den Anruf während der Trauung<br />
nicht angenommen hat, bereut sie nur kurze<br />
Zeit später, denn die Mailbox gibt eine grausige<br />
Nachricht wieder. Der Anruf kam von Sandras<br />
bester Freundin Andrea und war ein regelrechter<br />
Hilferuf. Nach einigen panisch gestammelten<br />
Worten bricht die Nachricht ab.<br />
Bei der Kommissarin schrillen natürlich sofort<br />
alle Alarmglocken und sie begibt sich auf die<br />
Suche nach ihrer Freundin. Noch während Sandra<br />
recherchiert, wo Andrea das Wochenende<br />
verbringen wollte und ob sie je dort angekommen<br />
ist, wird eine verkohlte Frauenleiche gefunden.<br />
Im Schuppen nebenan: Andreas Auto!<br />
Für Sandra Mohr und Sascha Bergmann beginnen<br />
nervenaufreibende Ermittlungen, die zu<br />
einem Wettlauf gegen die Zeit werden, als sich<br />
herausstellt, dass es sich bei der Toten doch<br />
nicht um Andrea handelt. Sandra setzt alles daran,<br />
ihre offensichtlich entführte Freundin zu<br />
finden und zu verhindern, dass sie das nächste<br />
Opfer des Frauenmörders wird…<br />
“Steirerquell” bringt alles mit, was einen guten<br />
Krimi ausmacht: eine spannende Handlung, bis<br />
ins Detail angelegte Charaktere und einen kräftigen<br />
Schuss Lokalkolorit.<br />
Claudia Rossbacher<br />
Steirerquell<br />
279 Seiten, Gmeiner-Verlag, ISBN 978-3-8392-2265-2,<br />
15 Euro (Taschenbuch), 11,99 Euro (eBook)<br />
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Böse<br />
liegt so nah? Auch wenn die Redewendung im<br />
Original anders lautet: Für den Freizeitführer<br />
“Mörderisches Oberhessen” trifft diese Variante<br />
zu. Die Idee des etwas anderen Freizeitführers<br />
ist unterhaltsam. Zunächst erwartet den Leser<br />
ein Krimi, der in der vorgestellten Region spielt,<br />
und im Anschluss liefert das Buch eine ganze<br />
Reihe an Ausflugstipps oder Hinweisen auf<br />
spannende Orte in der Umgebung, deren Besuch<br />
sich lohnt.<br />
Die elf Kurzkrimis in diesem Band der im Gmeiner<br />
Verlag erschienenen Reihe stammen von<br />
Krimiautor Bernd Köstering, der selbst in Gießen<br />
aufgewachsen ist und inzwischen fünf Krimis<br />
mit Privatermittler Hendrik Wilmut in der<br />
Hauptrolle veröffentlicht hat. In “Mörderisches<br />
Oberhessen” gehen die Leser gemeinsam mit<br />
Marburger Medizinstudenten auf eine mehr<br />
als schaurige Exkursion, die mitten in der Nacht<br />
einen gruseligen Fund ans Licht bringt. Ein anderes<br />
Mal nimmt Köstering die Leser mit nach<br />
Bad Nauheim, wo Elvis Presley seine Spuren hinterlassen<br />
hat. Natürlich spielt auch Gießen eine<br />
Rolle in den kurzen und sehr unterhaltsamen –<br />
und auch manchmal leisen – Geschichten.<br />
Nicht nur für Leser, die noch nie in Oberhessen<br />
waren, sind die Freizeittipps interessant. Auch<br />
einheimische Leser können ihre Heimat noch<br />
einmal von einer ganz anderen Seite kennenlernen.<br />
In der Reihe “Mörderische Freizeitführer” sind<br />
im Gmeiner Verlag bereits mehrere Bände erschienen.<br />
Wer möchte, kann von Sylt über<br />
Bonn, das Erzgebirge und die Eifel bis in die<br />
Steiermark auf kriminelle Entdeckungstouren<br />
gehen.<br />
Bernd Köstering<br />
“Mörderisches Oberhessen”,<br />
192 Seiten, Gmeiner Verlag, ISBN 978-3-8392-2063-4,<br />
9,99 Euro (Taschenbuch), 8,99 Euro (eBook)<br />
35
Das<br />
TOP<br />
Firmenevent<br />
zum<br />
Festpreis<br />
Essen &<br />
Getränke<br />
bis zum<br />
Abwinken!<br />
34.<br />
Oktoberfest<br />
IHR BETRIEBSFEST 2018<br />
Glashütte<br />
21.& 22.9.2018<br />
Die fetzige Trachtenparty für<br />
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