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11 - INTEGRATION / SPRACHE<br />
<strong>HABER</strong><br />
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<strong>MÄRZ</strong> <strong>2018</strong><br />
Wäre Österreich ein Kind, so wäre es mehrsprachig<br />
Heute braucht es einmal mehr die Zivilgesellschaft, um den konstruktiven<br />
Blick auf Mehrsprachigkeit zu erhalten, geht doch von der neuen<br />
Bundesregierung in diesem Bereich eine Rückentwicklung aus<br />
Laut Statistik Austria werden in Österreich<br />
neben Deutsch 250 weitere Sprachen gesprochen.<br />
Für ein im europäischen Vergleich kleines<br />
Land stellt dies in meinen Augen eine<br />
große Bereicherung und ein Kapital dar, das<br />
viele Möglichkeiten kultureller, sozialer und<br />
auch ökonomischer Wertschöpfung bietet.<br />
Dass die autochthonen Sprachen und die der<br />
zugewanderten Menschen ein gesellschaftlicher<br />
Mehrwert sind, wurde in den letzten<br />
zwanzig Jahren sukzessive erkannt. Entsprechend<br />
wurden sinnvolle Maßnahmen gesetzt.<br />
Zum Beispiel ist der positive Umgang mit der<br />
mehrsprachigen Schülerschaft heute zunehmend<br />
im Lehrplan verankert, auch in die<br />
Lehrerausbildung findet das Thema Mehrsprachigkeit<br />
als Querschnittsmaterie Eingang.<br />
Es hat einige Zeit für den Sinneswandel von<br />
einem defizitären zu einem wertschätzenden<br />
Blick auf die Sprachkompetenz von Migranten<br />
gebraucht. Und noch immer gibt es einiges<br />
an Sensibilisierungsarbeit zu leisten, aber letztendlich<br />
ist eine sehr positive Veränderung<br />
spürbar.<br />
Sprachenvielfalt fehlt<br />
im Regierungsprogramm<br />
Umso mehr überrascht das Regierungsprogramm<br />
2017 – 2022 von Kurz/Strache. Darin<br />
findet man die Ausführungen zum Thema<br />
"Integration" nicht etwa im Abschnitt "Zukunft<br />
und Gesellschaft", sondern unter dem Stichwort<br />
"Ordnung und Sicherheit". Zum Thema<br />
Sprache findet einzig und allein das Erlernen<br />
und Erwerben der deutschen Sprache Erwähnung.<br />
Auf Seite 37 heißt es etwa: „Für eine<br />
gelingende Integration der bzw. des Einzelnen<br />
sind der Erwerb der deutschen Sprache, die<br />
Akzeptanz unserer Werte und die Teilnahme<br />
am Arbeitsmarkt Voraussetzungen." Diese<br />
Maßnahmen sind für eine gelingende Integration<br />
sicherlich von zentraler Bedeutung. Doch<br />
wo verbleiben in dem solcherart definierten<br />
Integrationsprozess die vielen anderen Erstsprachen,<br />
wohin mit der sprachlich-kulturellen<br />
Vielfalt Österreichs? Hierzu findet sich im<br />
Regierungsprogramm nur ein mittelbarer<br />
Bezug, und zwar in dem mehrfach genannten<br />
Begriff der "Parallelgesellschaft".<br />
Kommende Termine für Eltern:<br />
Ich erziehe mein Kind mehrsprachig - wie es mir gelingt:<br />
Samstag, 26.5.<strong>2018</strong>, 10.00 – 14.00 Uhr<br />
Samstag, 23.6.<strong>2018</strong>, 10.00 – 14.00 Uhr<br />
von Mag. Zwetelina Ortega<br />
Zur Autorin:<br />
Mag. Zwetelina Ortega ist Sprachwissenschaftlerin, Autorin<br />
und Expertin für Mehrsprachigkeit. Sie ist Gründerin des<br />
"Beratungszentrum Linguamulti - mehrsprachige Erziehung<br />
und kreative Sprachförderung" (www.linguamulti.at).<br />
Dort bietet sie individuelle Beratung und Workshops für<br />
mehrsprachige Erziehung an und arbeitet mit Eltern,<br />
PädagogInnen und Kindern. Ortega ist mit Bulgarisch,<br />
Spanisch und Deutsch aufgewachsen. In diesen drei Sprachen<br />
verfasst sie auch ihre literarischen Texte. 2012 erschien der<br />
Gedichtband "Aз und tú" (Edition Yara).<br />
Sie lehrt an der Universität Wien und leitet unter anderem<br />
Fortbildungen an der Pädagogischen Hochschule Wien,<br />
dem Landesinstitut für Schule in Bremen etc.<br />
Kontakt: z.ortega@linguamulti.at oder +436769669775<br />
Emanzipation der Sprecher<br />
Der Begriff Mehrsprachigkeit kommt in dem<br />
neuen Regierungsprogramm ein einziges Mal<br />
vor, in einer Klammer, wenn es um die Ausbildung<br />
der Pädagogen geht. Den Reichtum<br />
sprachlicher Vielfalt zu erhalten und konstruktiv<br />
zu nutzen wird anscheinend weder als<br />
politische noch als gesamt-gesellschaftliche<br />
Aufgabe angesehen.<br />
Einer meiner Deutschlehrer hat einmal meiner<br />
Mutter angeraten, sie solle Deutsch mit mir<br />
sprechen. Sie hat ihm höflich aber bestimmt<br />
geantwortet, sie spreche lieber perfektes Spanisch<br />
oder Bulgarisch mit mir als gebrochenes<br />
Deutsch. Menschen aus der Zivilgesellschaft,<br />
vor allem im Bildungs- und im wissenschaftlichen<br />
Bereich, haben wir es zu verdanken, dass<br />
solche Ratschläge fast zur Vergangenheit gehören.<br />
Und ich bin zuversichtlich, dass sie<br />
dort bleiben werden. Sprachenpolitik alleine<br />
gibt nicht den Ton an, sondern wir alle als<br />
Gesellschaft, und wir alle können uns stark<br />
machen, dass neben Deutsch viele weitere<br />
Sprachen in Österreich Platz haben dürfen. Gelebte<br />
Mehrsprachigkeit kann nur dann ernsthaft<br />
gelingen, wenn sie nicht nur hinter den<br />
eigenen vier Wänden passiert, sondern wenn<br />
sie in allen Teilbereichen des Lebens Platz hat.<br />
Ursprünglich erschienen am 21.02.<strong>2018</strong> www.derstandard.at<br />
Beratungszentrum Linguamulti - mehrsprachige Erziehung und kreative Sprachförderung,<br />
Beratung und Workshops für mehrsprachige Erziehung<br />
Therapiezentrum Gersthof, Klostergasse 31-33, 1180 Wien<br />
Anmeldung ist erforderlich: z.ortega@linguamulti.at oder +436769669775<br />
© Magdalena Possert<br />
Integrationsprojekte gefährdet<br />
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OÖ - Die neue Integrationspolitik, die in Oberösterreich<br />
seit zwei Jahren vom ersten Tag<br />
des Aufenthalts an und dezentral durchgeführt<br />
wird, hat wesentlich dazu beigetragen,<br />
dass die Integration großteils recht gut<br />
gelingt. Deutschtraining für alle, Ausbildung<br />
und Qualifizierung, kleine, dezentrale Quartiere<br />
und raschest mögliche Arbeitsmarktintegration,<br />
wo immer dies rechtlich zulässig<br />
ist, sind dabei die Eckpfeiler, die Erfolg<br />
gebracht haben. Nun scheint diese Integrationsarbeit<br />
ernsthaft gefährdet, da die<br />
Bundesregierung entweder bislang keine Zusagen<br />
für die Fortsetzung von Maßnahmen,<br />
in anderen Fällen sogar bereits massive<br />
Einschnitte angekündigt hat. Ein Beispiel ist<br />
unter anderem die Ankündigung eines budgetären<br />
Kahlschlags beim AMS, der massiv<br />
zulasten der Umsetzung des verpflichtenden<br />
Integrationsjahres und der Qualifizierungsmaßnahmen<br />
für Asylberechtigte gehen würden.<br />
Hier sollen die Budgets jeweils mehr als<br />
halbiert werden. Eine Fortführung der bisher<br />
in den Ländern so erfolgreich praktizierten<br />
dezentralen Integration ab Tag 1 der Grundversorgung<br />
– um Teilhabe und Beschäftigung<br />
zu ermöglichen – ist massiv gefährdet-.<br />
LR Anschober: „Ich appelliere an die Bundesregierung,<br />
den erfolgreichen Weg der Integration<br />
gemeinsam mit den Bundesländern<br />
weiter zu gehen! (…) Wer jetzt die Integrationsarbeit<br />
für Asylwerbende zerstört, gefährdet<br />
ein gutes Miteinander und riskiert<br />
den Erfolgskurs der letzten beiden Jahre. Wir<br />
haben es in der Hand, wie unser Zusammenleben<br />
für die nächsten Jahrzehnte funktioniert.<br />
Bisher haben wir es bei der aktuellen<br />
Fluchtbewegung erstmals geschafft, Asyl<br />
ohne Zentralisierung und Integration rasch<br />
mit flächendeckenden Deutschkursen bis<br />
hin zu einer rascheren Arbeitsmarktintegration<br />
zu verwirklichen – dies steht nun<br />
wieder am Spiel. (…) Wenn wir jetzt nicht in<br />
Integration investieren, werden die Kosten<br />
zu einem späteren Zeitpunkt noch viel teurer<br />
präsentiert.“<br />
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