ewe-aktuell 1/ 2018
Magazin des eine-welt-engagement.de
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Jahrgang 21 - Januar 2018
Eine große Gemeinschaft
WEITERE THEMEN IN DIESER AUSGABE
Die Zeit vergeht
Die Neuen Freiwilligen
Zeitreise in mein FSJ
Seite 2 Seite 3
Editorial
Liebe Leser,
in diesem Jahr jährt es sich zum zwanzigsten Mal, dass
die ersten beiden ewe-Freiwilligen, Karina und Lars,
von ihrem Sambiajahr zurückgekehrt sind. Seitdem
sind mit Ausnahme eines Jahres (2005/2006) immer
mindestens einen deutschen Freiwillige (in der Regel
mehr) in Sambia unterwegs gewesen.
In die andere Richtung
waren inzwischen auch
über 20 Sambierinnen
und Sambier unterwegs
und haben bei uns für
ein Jahr ihre Heimat
gefunden.
Ein beachtlicher
Erfahrungsschatz, den
unser Verein dadurch
besitzt.
Und ein großartiges
Instrument, von
dem nicht nur die
Freiwilligen selbst, sondern viele Menschen im Umkreis
mit profitieren. Viele von euch und Ihnen konnten Zeit
mit den Freiwilligen verbringen und haben auch selbst
viel dazu beigetragen, zum Gelingen des Austausches
beizutragen.
Inhaltsverzeichnis
2
6
10
Editorial
Die Neuen
Mbonyiwe
Chilala
Jolina
Alisha
3
8
14
Die Neuen
In der vergangenen Ausgabe hatten
wir bereits von den neuen Freiwilligen,
berichtet, die ab dem Sommer für ein Jahr
nach Sambia gehen. Hier kommen nun ihre
Vorstellungen:
The new ones
In the past issue we already talked about
the newly selected volunteers who will go
to Zambia this coming summer. In the
following, they talk about themselves…
Es tut gut, hin und wieder danke dafür zu sagen; und es
tut gut zu wissen, dass wir mit euch und Ihnen auch in
der kommenden Zeit an diesem Kernelement unserer
Vereinsarbeit festhalten können.
Ich freue mich daher sehr, auch das Jahr 2018 mit einem
bunten Überblick über das Leben der Freiwilligen in
Deutschland und Sambia beginnen zu können.
Viel Spaß dabei wünscht
Johann Heilmann
18
22
Gemeinden im
Bistum Monze
Charleen
Zeitreise in
mein FSJ
21
Hallo, …
… ich bin Ben Lukas Koch und einer der beiden
Freiwilligen, die 2018/2019 ihr FSJ beim eine-weltengagement
machen werden.
Ich bin 17 Jahre alt und mache aller Voraussicht
nach im Sommer 2018 mein Abitur am Einhard-
Gymnasium in Aachen. Ich wohne ganz in der Nähe
der Schule mit meinem kleinen Bruder Tobias und
meinen beiden Eltern, Sabina und Thomas. Meine
ältere Schwester Anna-Lea lebt in Köln und studiert
bereits.
In meiner Freizeit mache ich viel Musik. Ich
singe im Aachener Domchor und nehme
Einzelgesangsunterricht. Zudem spiele ich Klavier
Auswahlseminar der neuen deutschen Freiwilligen
Dear Sirs and Madams,
my name is Ben Lukas Koch and I am 17 years old.
After my successful application for a voluntary service
with the local German social aid organisation “einewelt-engagement”,
I am now introducing myself to tell
you about my ambitions and expectations concerning
my year abroad.
I live together with my brother Tobias and my parents,
Sabina and Thomas, in Germany more precisely in the
city of Aachen, near to the border triangle with the
Netherlands and Belgium. My older sister Anna-Lea
lives and studies in Cologne.
Furthermore, I describe myself as a very open minded
and independent person. I can also adapt myself to
Seite 4 Seite 5
und Posaune in einem Orchester und einer Band.
Um mich auch sportlich zu betätigen, bin ich aktives
Mitglied im Tischtennisverein Alemannia Aachen,
in dem ich mich teilweise als Hilfstrainer betätige.
Zusätzlich gebe ich einem Realschüler im Fach
Mathematik Nachhilfe.
In den Ferien habe ich häufiger in der
Auferstehungskirche als Betreuer bei den
Ferienspielen mitgearbeitet. Generell macht mir
die Arbeit mit anderen Menschen und vor allem
Kindern sehr viel Spaß. Diese Arbeit hoffe ich auch
in Sambia fortsetzen zu können. Ansonsten könnte
ich mir vorstellen in einem Krankenhaus zu arbeiten,
da ich überlege nach dem FSJ ein Medizinstudium
aufzunehmen. Davon abgesehen freue ich mich aber
vor allem auf die Zusammenarbeit mit den Menschen
vor Ort. Außerdem mache ich in den Ferien viele
Fernreisen mit meiner Familie, so zum Beispiel nach
Ostasien und Südamerika. Den kulturellen Austausch,
den ich dabei erfahren konnte, habe ich immer sehr
genossen und er hat mir gezeigt, wie sehr Menschen
unterschiedlicher Länder mich interessieren. Ich freue
mich aber auch darauf, durch die Musik ein wenig
deutsche Traditionen und Lebensgewohnheiten
mit den Menschen meiner Gastfamilie, meiner
Arbeitsstelle und der Gemeinde zu teilen.
Gerade weil ich viel Zeit mit meiner Familie und
Freunden verbringe, wird es sicherlich nicht leicht,
sie für ein Jahr zu verlassen.
Die Erfahrungen, die ich bisher
an dem Auswahlwochenende
machen konnte, und die
positiven Berichte der bisherigen
Freiwilligen lassen jedoch kaum
Sorgen darum zu, da ich mich
schon jetzt sehr gut beim ewe
aufgehoben fühle.
Ich bin sehr dankbar, dass der
ewe mir die Möglichkeit gibt,
das FSJ bei Ihrer Organisation
antreten zu dürfen, da ich
vor allem den beidseitigen,
partnerschaftlichen, kulturellen
Austausch der sambischen und
deutschen Organisation sehr
schätze.
other people and new situations quickly and easily.
My favourite subjects in school are maths and
chemistry and I consider studying in a field closely
connected to these subjects. In my free time I play
the piano and trombone and I sing in a choir. Music
is very important to me. On the one hand I like to
compose and play music by myself, on the other hand
I like listening to it. Right now, I am practising with
an orchestra and a big band for two concerts. Another
hobby of mine is playing table-tennis. Moreover, I
work as a volunteer especially with children during
school holidays. I expect to finish my school time with
the German certificate: “Allgemeine Hochschulreife”
(similar A-levels).
My excitement to do my voluntary year of social
service in Zambia and support your work grows every
day. I hope that my assistance will be helpful with
all your daily labour. Apart from the social work and
me helping in different areas of education, my vision
is to establish some cultural exchange for example
regarding music.
My interests concern various working spaces and I
am happy to discover new abilities, but I would prefer
to work in a hospital or any kind of school, because
I think about studying medicine after my voluntary
year of social service. Nevertheless, I am glad to help
you wherever I can.
In case of any questions I would be happy to answer
via email.
I am looking
forward to my time
in Zambia.
Hallo, ich heiße Silja
Thönnes und freue mich,
eines der neuen Gesichter
des ewe zu sein.
Ich bin 19 Jahre alt und
mache diesen Frühling
mein Abitur am St. Ursula
Gymnasium in Aachen.
Mein Berufswunsch ist
es Polizistin zu werden.
Deshalb bewerbe ich
mich dieses Jahr an
der Polizeischule in
Köln, werde aber die
Ausbildung erst nach dem
FSJ beginnen.
In meiner Freizeit lese und
zeichne ich sehr gerne.
Zudem habe ich lange Zeit
Basketball gespielt. Am
Wochenende gehe ich oft
mit meinen Freunden ins
Kino.
Zurzeit arbeite ich samstags in einer Bäckerei.
Besonders interessant finde ich den Kontakt mit
vielen verschiedenen Kunden und die Möglichkeit
in einem tollen Team zu arbeiten. Schon viele Jahre
helfe ich regelmäßig, in vier Familien kleine Kinder
zu betreuen. Mit den Kleinen zu spielen macht mir
besonders viel Spaß.
Ich habe mich für das FSJ in Sambia entschieden, weil
ich die Kultur, die Menschen und das Land näher
kennenlernen möchte. Meiner Meinung nach geht
das am besten in einer afrikanischen Familie. Diese
besondere Möglichkeit bietet mir das ewe.
Durch das Kennenlernen einer neuen Kultur lerne ich
mich in einer neuen Umgebung zurechtzufinden und
Menschen anderer Kulturkreise besser zu verstehen.
Das hilft mir auch in meinem künftigen Beruf.
My name is Silja Thönnes
and I am happy to be one
of the new faces of ewe
this year. I am 19 years
old and I am heading
towards my final exams
at the secondary school in
Aachen in spring. I wish
to become a police woman
and will apply for the
police school in Cologne
this year, but plan to start
my training after the year
in Zambia.
My hobbies include
reading and drawing. I also
used to play basketball for
a couple of years. At the
weekend, I often go to the
cinema with my friends.
Currently, I work in a
bakery shop on Saturdays.
It is interesting getting
into contact with many different customers and being
part of a wonderful team. For many years I take care of
little children as a baby-sitter in four different families.
It has always been fun for me to play with the kids. So
I would love to work in a kindergarten.
I chose to go to Zambia as a volunteer because I want to
get to know the culture and the people of this country.
In my opinion, the best way to do this is to live in an
African family. I am happy to get this opportunity by
joining the ewe program.
Getting to know a new culture helps me to find my
way in a new environment and to understand people
from different cultural groups. And this I expect to be
very helpful in my future job.
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Unglaublich, es ist schon Halbzeit
Six Months in Deutschland
Ich kann es gar nicht glauben, dass es schon sechs
Monate her ist, seitdem ich nach Deutschland kam.
Mir geht es gut und ich bin gesund. Ich habe vieles
gelernt und neue Orte gesehen. Ich spiele nun jeden
Donnerstag Volleyball in dem Team meines Gastvaters
und habe abgesehen davon auch viele andere Sportarten
ausprobiert, wie beispielsweise Schwimmen, Golf und
Wandern, wenn das Wetter schön war. Zurzeit bringt
meine Gastmutter mir das Stricken bei. Wenn ich von
der Arbeit komme oder Freizeit habe, dann stricke ich
meine eigenen Kissenbezüge, Handschuhe oder eine
Mütze. Warme Kleidung kann man hier im deutschen
Winter wirklich gut gebrauchen.
Im Kindergarten läuft alles sehr gut, so wie ich erwartet
hatte. Ich genieße meine Zeit mit den Kindern, das
gemeinsame Spielen und besonders, den ganzen
Arbeitstag über auf sie aufzupassen. Vor allem aber
I believe I can and I am halfway there. It‘s now six
months since I came to Germany, and I am still alive
and healthy. I have seen a lot and as well visited many
places. I now play volleyball on every Thursday and I
belong to a volleyball team in my village of which my
guest father is the coach. I have also tried swimming,
playing golf, wandering only when the weather is
favourable. And I now learnt knitting from my guest
mother, this I do after my work and when am free. I
have made my own pillow, hand warmers and a head
sock, very important for the winter season.
Just according to my expectations,, everything is
going on well at the kindergarten, I enjoy being with
the kids, playing with them and taking care of them all
through the day, and this makes my German language
to be better.
The experience of seeing snow was so nice for me but
kann ich durch die Gespräche mit den Kindern mein
Deutsch verbessern.
Eine weitere schöne Erfahrung für mich war der
viele Schnee. Es war sehr kalt, aber es gehört zu
einem Weihnachten und Silvester in Europa dazu.
Der Kontrast zu meinen bisher erlebten Ritualen
an Weihnachten und Silvester war sehr groß. In
Sambia habe ich an Weihnachten viel Zeit in der
Kirche verbracht. Nach der Messe am Abend haben
wir anschließend mit Freunden gefeiert. Hier in
Deutschland war es mehr ein Familienereignis,
bei dem man viel Zeit miteinander und mit engen
Freunden verbringt. Dazu gehört es, Kuchen zu essen
und Kaffee zu trinken und bei einem Weihnachtsessen
auch gerne Wein zu trinken.
Zuletzt habe ich eine der schönsten kulturellen
Erfahrungen gemacht: Karneval. Die Menschen
haben sich nach Belieben ihre Kostüme ausgewählt
und sind in eine andere Rolle geschlüpft. Ich hatte
zwei verschiedene Kostüme für die Karnevalsfeier
im Kindergarten und den Karnevalszug in meinem
Wohnort Obermaubach. Laute Musik tönt durch die
Straßen und es gibt Konzerte in der Stadt, es war ein
tolles Erlebnis mit viel Spaß.
Ich danke meiner Gastfamilie und dem ewe!
Mbonyiwe
it was very cold, but that’s what makes up the festival
season in most European countries. The contrast of
Christmas and New Year was very wide according to
how I spent this season in Zambia. I was mostly at
church of every eve and later have a party with my
friends. But here it was more like a family gathering
and close friends togetherness. Eating of sweet cakes
and drinking wine and of course coffee.
Just like the saying goes, „if you can‘t beat them, join
them „.
The carnival celebrations were on, there were different
kinds of outfits of what one has always wished to
be. Well, I also had different outfits for both at the
kindergarten and my village group. Loud music and
concerts in the city, it‘s was a nice culture experience
for me and I had so much fun.
Mbonyiwe
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Eine Zeit des Genießens
A time to enjoy
Erfahrungen zu machen, ist die beste Art zu lernen.
Etwas zu lernen und sich anzupassen lässt dich zu
einem Teil der Menschen um dich herum werden.
Das bringt dir das großartige Gefühl, die Zeit sehr
zu genießen. Die Erlebnisse in den schon sechs
Monaten in Deutschland waren durchweg positiv für
mich, ich habe fast alles mit großer Freude miterlebt.
Während meines Urlaubs mit meiner Gastfamilie in
der Schweiz habe ich das Ski fahren gelernt. Ich habe
meine Zeit dort sehr genossen und wir hatten viel
Spaß miteinander.
Bei all den ungewohnten Dingen, die die Deutschen
anders erleben als wir in Sambia, war ich mit großer
Freude Teil der Karnevalsfeier. Ich fand es sehr
lustig, dass die Menschen sich verkleidet haben und
wünschte mir, dass es Karneval vor meiner Abreise
nach Sambia nochmal geben würde.
Ich freue mich darüber zu berichten, dass es mir hier
in Deutschland außer des kalten Wetters sehr gut
geht. In meiner Gastfamilie und auch auf der Station
im Krankenhaus läuft alles gut.
Vielen Dank, dass ich das alles miterleben darf.
Chilala
Experiencing is the best way every person learns,
therefore learning makes one to be part of the people
around and this brings in a great feeling of full
enjoyment. In the six months I have already stayed
in Deutschland, I have done so many things, of which
I liked almost all of what I have done, having been so
good, I learnt how to ski when my family and I went for
ski holiday to Austria, I enjoyed it very much and had
so much fun. With so many different things Germans
done, I participated in the carnival celebration, which
I found to be totally funny but I enjoyed it so much, the
funny part of it where everyone wears funny clothes,
I really loved it, I wished it could happen again once
before my year is over.
I am glad to report once
again that I am doing well
in Deutschland, apart from
the cold weather which
also not so bad, my family,
my voluntary place of
work and indeed my stay
in Deutschland is all good.
Thank you.
Chilala
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Auf verschiedene Weisen leben
Different ways of living
Ich kann mich noch so genau an das Gefühl erinnern,
als wir im August über Afrika geflogen sind und das
erste Mal neugierigie Blicke auf die neue Heimat
werfen konnten.
Kaum zu glauben, dass wir nun schon ein halbes Jahr
hier in Sambia verbracht haben!
In den letzten drei Monaten habe ich nochmal viel
über das Leben hier gelernt, über Traditionen und
Bräuche, die Kunst des Kochens und die Rolle der
Frau.
Seit Anfang Dezember arbeite ich wegen der
einmonatigen Ferien leider nicht mehr in der Schule
und habe bisher auch noch keine neue Arbeit,
was besonders an dem Weihnachtstrubel und
unglücklicherweise an einer Cholera-Epidemie liegt.
So habe ich mich mehr oder weniger freiwillig zwei
Monate lang dem Leben einer sambischen Hausfrau
gestellt.
Obwohl Hausfrauen einen Großteil ihrer Zeit zu
Hause verbringen, kann ich nicht behaupten, dass sie
sich auf die faule Haut legen. Morgens gegen sechs oder
I can still remember, when the three of us were flying
over Africa in August, having the chance to curiously
look at our new home from above.
It is hard to believe that we‘ve already spent half a year
in Zambia now!
During the last three months I have again learnt a lot
more about life here, about traditions, cooking and
especially the role of a woman.
Since the schools closed for vacation in december I
don‘t have a job anymore. Finding a new job was
difficult because of all the preparations for christmas
and new year’s eve, and finally also because of the
cholera outbreak. That’s why I have given myself the
challenge now to improve my skills as a housewife.
Although housewives spent a lot of time at home,
I cannot say that they live a lazy life. Just like on a
workday I wake up every morning around 6 or 7 am,
then go bathing (in the shower which only has water
in the morning and in the evening) and start my work.
This means sweeping and mopping the house every
sieben Uhr stehe ich auf, wie alle anderen, um mich
(in der nur morgens und abends funktionierenden
Dusche) zu erfrischen. Danach geht es normalerweise
ans Fegen und Schrubben, dann nach draußen zum
Waschen, zum Tee und Porridge Kochen über der
Feuerstelle und schließlich wird den Eltern das
Frühstück serviert. Frühstück besteht hier meistens
aus dem, was man eben so im Haus findet, oftmals
Weißbrot mit Butter, manchmal aber auch Porridge,
Nudeln, Reis oder Pommes. Ich persönlich habe mich
zwar inzwischen daran gewöhnt, zu jeder Tageszeit
warm essen zu können, trotzdem genieße ich es
sehr, dass ich mir in dieser Zeit auch einfach ein paar
Mangos oder Guavas zum Frühstück pflücken kann.
Nachdem nach und nach alle gefrühstückt haben, wird
gespült und angefangen, das Mittagessen zu kochen.
Nach einem halben Jahr in Sambia kann ich Nsima
für eine Großfamilie kochen, auf den Markt gehen
und lebendige Hühner einkaufen, Fische ausnehmen
und eine Menge Gemüse kochen – Kochkünste, die
bestimmt irgendwann nochmal hilfreich sind, auch
wenn unsere Essensgewohnheiten in Deutschland
ziemlich anders sind.
Neben meiner Zeit im Haushalt habe ich zum Glück
noch einige Freunde, mit denen ich mir ab und zu
kleine Highlights wie eine Pizza oder einen Kaffee
gönne, ich gehe noch immer zu den Chorproben,
und ich habe angefangen, an einem Sportkurs für
Frauen teilzunehmen, der von meiner norwegischen
Freundin geleitet wird.
Auch hatten die anderen Freiwilligen und ich durch
unsere Arbeitslosigkeit wegen der Cholera Zeit, die
Familie Phiri auf ihrer kleinen Farm zu besuchen.
Wir haben diese Woche in super netter Gesellschaft
und unglaublicher Ruhe in der Natur sehr genossen.
Außerhalb der Städte kann man auf den Farmen
ein völlig anderes Leben führen, mit Hühnern und
Kühen, auf Maisfeldern, zwischen meterhohen
Bananenstauden und im Busch. Besonders
beeindruckend war wieder einmal der Nachthimmel,
der von so unglaublich vielen kleinen Sternen und
einem strahlenden Mond erleuchtet wird, wie man es
in Deutschland kaum erleben kann.
Natürlich haben wir im Dezember auch das erste Mal
Weihnachten und Silvester auf der anderen Seite der
Welt erlebt. Ich muss zugeben, dass ich besonders
morning, washing my clothes outside, cooking tea
and porridge on the fireplace and serving breakfast
for my parents. For breakfast we prepare the things we
can find in the house, which can be bread or porridge,
but also macaroni, rice or chips. By now I am even
used eating warm meals at any time, but I also enjoy
the privilege of having trees with fresh mangos and
guavas that wait to be plucked in the morning...
After everyone had breakfast we have to make the
dishes and start to cook our lunch. After half a year
in Zambia I am able to cook Nsima for a big family,
to buy living chickens at the market, to clean and cut
fresh fish, and to prepare lots of different vegetables.
Even though food is not the same in Germany I am
convinced that I can use some of my new skills also
back home.
Apart from helping in the household, I am lucky to
have friends to sometimes grab a pizza or a coffee with,
I am still a choir member, and I also started visiting a
sports course for women.
What’s more is that since the Cholera outbreak kept
Seite 12 Seite 13
in dieser Zeit meine Familie und Freunde zu Hause
sehr vermisst habe, da mir die beiden Feste einfach so
wichtig sind.
Ich war tatsächlich überrascht und enttäuscht, als wir
nach der Kirche am Heiligen Abend zuhause gar nichts
gemeinsames gemacht haben und ich mir zur Feier
des Tages eine Portion Nudeln gekocht habe, während
us from working for some weeks, we had timeto visit
Family Phiri in their village for a week. We really
did enjoy our stay with these friendly people in the
outskirts of nature. At the farm we not only helped
with the chickens and cows, we were also shown the
bush and could help fertilizing the maize fields. And
again all of us enjoyed eatching the sky at night, which
looks bright because of the shining moon and so, so
many stars.
Of course we also experiences Christmas and New
Year for the first time at the other time of the world. I
have to admit that I missed my family and friends very
much during this time, because being together in this
period is so important for me.
That’s why I was surprised and a bit disappointed
when we didn’t do anything together with the family
on Christmas Eve after the church service and I
celebrated alone cooking some macaroni for me...
Only the next day I learnt that Zambians celebrate
the actual day of Christmas, the 25th december.
meine Familie in Deutschland ein schönes Fest hatte.
Am nächsten Tag erst ist mir klar geworden, dass
Weihnachten hier erst am 25. Dezember gefeiert wird.
Mit meinen vier großen Schwestern habe ich Nudeln,
Reis und Kartoffeln gekocht (eine echt schräge
Kombination, hier aber ein Festessen). Beim Kochen
wurde Musik angemacht und alle haben getanzt und
sich auf das Essen gefreut.
Im Großen und Ganzen liegt der Schwerpunkt des
Weihnachts- und Silvesterfestes aber eindeutig in der
Kirche. Dreistündige Gottesdienste, Taufen, und die
großzügigen Geschenke an die Kirche (an Jesus) sind
ein fester Bestandteil und ersetzen unter anderem das
gegenseitige Schenken, wie ich es aus Deutschland
kenne. Auch Silvester habe ich anstatt draußen beim
Feuerwerk drinnen in der Kirche zwischen laut
betenden und singenden Menschen verbracht.
Ich bin froh um meine neuen Erfahrungen und
bewundere, wie sehr die Sambier den ursprünglichen
Sinn dieser Feste im Blick haben, habe jedoch
besonders die Gemeinschaft und das Zusammensein
mit Familie und Freunden in Deutschland zu schätzen
gelernt.
Nun freue ich mich erstmal auf unser Zwischenseminar
in Tansania und den anschließenden Sansibar-Urlaub,
danach auf den Beginn
meiner neuen Arbeit im
Krankenhaus und natürlich
auf den Besuch meiner
Familie und der anderen
Fairreisen-Teilnehmer im
März.
Together with my 4 older sisters we cooked macaroni,
rice and potatos while dancing to african music on the
verandah.
All in all, people here focus more on church services
during the Christmas and New Year’s period. A long
mass including baptizing children and bringing many
offerings to the church (to Jesus) are very important
and replace for example our european tradition of
giving gifts to each other. Also on New Year’s eve
I was inside the church in between a lot of praying
and singing people instead of watching the fireworks
outside.
I am thankful for my new experiences and I admire
those people for focusing on the actual sense of
the festivities, but I also learnt to appreciate the
togetherness with family and friends in Geermany.
Now I am looking forward to our seminar in Tanzania
and vacation in Zanzibar, after that my new work
in the hospital, and finally of course the visit of my
family and the other Fairreisen-participants in march.
Jolina Bilstein
Jolina Bilstein
Seite 14 Seite 15
Eine große Gemeinschaft
A big community
Halbzeit! Ich lebe jetzt schon seit so gut wie einem
halben Jahr hier in Sambia und bin erstaunt, wie schnell
die Zeit vorbeigegangen ist. Mittlerweile haben sich
schon einige Leute, wie z.B. meine Nachbarn, endlich
an den Muzungu in ihrer Nachbarschaft gewöhnt.
Das fühlt sich gut an, da jetzt nicht mehr jeder meiner
Schritte verfolgt wird wie zu Beginn. In der Gegend, in
der ich lebe, wo sowieso eher dicht auf dicht gewohnt
wird, wird mir oft bewusst, dass die Leute im Vergleich
zu Deutschland in einer großen Gemeinschaft mit fast
allen anderen aus der Nachbarschaft zusammenleben.
Hier wird sich gegenseitig ausgeholfen; ist einem das
Waschpulver ausgegangen, klopft man mal eben an
die Nachbarstür; ist keine Wäscheleine mehr frei,
wird halt die des Gegenübers benutzt. Und wenn der
eigene Kühlschrank nicht die richtige Temperatur
hat, um Babynahrung aufzubewahren, wird nicht
lange gezögert und es werden den netten Leuten von
nebenan eben die Umstände erklärt. Und ein wenig
Platz im Kühlschrank hat doch jeder. Es wird am
Leben der anderen teilgenommen.
Auch an der Erziehung ist mir aufgefallen, dass jeder
für jedes Kind mitverantwortlich ist.
Ein weiterer großer
Unterschied zu
Deutschland ist
das Begleiten von
Freunden und
Bekannten. Das
ist manchmal ein
einziges Hin und Her.
Wenn mich Freunde
nach Hause begleiten,
quatschen wir
manchmal so lange,
bis wir mein Haus
erreicht haben, und
dann begleite ich sie
natürlich auch wieder
ein Stück. Vergisst
man dabei die Zeit,
kann es vorkommen,
dass man wieder am
Haus des anderen
angekommen ist.
Half time! It´s almost a half year ago since I arrived
in Zambia and I‘m surprised how fast this time has
passed. It feels good that some people got used to the
muzungu in their neighbourhood. Finally, people
don’t follow all my steps anymore like it was in the
beginning. Compared to Germany, here people live
in a big community with almost all their neighbours.
For example, if you‘re running out of washing powder
you just knock at your neighbour’s door, if there‘s no
place on your line for hanging clothes you use the
neighbour’s one and those whose refrigerator doesn‘t
have the correct temperature for keeping baby food
will not be hesitated to ask the nice people living next
door for explaining the circumstances; and we all have
a little place. People take part of their friends life. They
even take care of the other peoples children.
Another big difference is that people escort their
friends almost every time they meet. Its natural that I
escort my friends back, even if their just from escorting
me and sometimes we chat without even noticing that
we already reached each others home.
It took longtime for me to get used to spontaneous
visits. If my friends are near by my place they just
Woran ich mich
lange gewöhnen
musste, sind auch die
spontanen Besuche.
Ist man in der Nähe
eines Freundes,
schaut man mal eben
vorbei, um Hallo zu
sagen, und manchmal
verabredet man sich
an einem bestimmten
Tag und Niemand
kommt.
Wie wichtig Religion
hier für die Leute
ist, wird mir bei
den Treffen der
Jugendlichen von
meiner Gemeinde
bewusst. Bevor es
losgeht, wird erst
einmal gebetet, und
das machen sie freiwillig. Während des Treffens
werden dann wichtige Veranstaltungen geplant
und besprochen, denn hier geht so gut wie jede
Veranstaltung von der Kirche aus. Am Ende des
Meetings wird zum Abschluss wieder eine Runde
gebetet. Womit ich noch immer Schwierigkeiten habe,
ist der Dresscode, der in der Kirche gilt, sowohl für die
Messe als auch für die nachmittäglichen Meetings mit
den Jugendlichen. Denn als Mädchen darf ich meine
Knie und Schultern nicht zeigen und muss immer ein
Kleid oder zumindest einen Rock tragen.
Weihnachten ist für mich eher enttäuschend
ausgefallen. Zwar wusste ich, dass Weihnachten
nicht so groß gefeiert wird wie in Deutschland, aber
dennoch hatte ich mir mehr erhofft als einfach nur
einen zusätzlichen Gottesdienst. In diesem wurde
dafür aber mehr gesungen, einige Jugendliche
haben getanzt, und es wurde sogar in Tonga ein
Weihnachtsstück aufgeführt. Auch Silvester war, bis
auf den Gottesdienst am Abend, wie jeder andere
normale Tag. Eigentlich war am nächsten Tag eine
Neujahrsparty für uns Jugendliche geplant, da aber
come to greet me. Another thing is that if we arrange
a meeting on a special day sometimes they just don‘t
come and I have waited all day long for them.
I‘m aware of how important religion is for the people
at every meeting with the youths of my community.
Before they start planning some future parties and
meetings they pray first. I‘m still struggling with the
dress code while mass and even at the meetings in the
afternoons. Because of being a girl I cannot show my
knees and shoulders and I always have to wear a dress,
skirt or at least a chitenge.
Christmas has turned out rather disappointing for me.
Although I did know that Christmas is not that big
celebrated as it is in Germany I still hoped for more
than just an additional mass at church. But at least
people sung more, some of the youths have danced
and there even was a Christmas play performed,
however, in Tonga. Even New Year’s Eve was like every
other day except for the evening service. Actually, the
next day was a New Year party for all of the youths
but almost no one was able to pay in advance, so it got
postponed.
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kaum jemand im Voraus bezahlen konnte, wurde
diese enttäuschender Weise abgesagt.
Abschied zu nehmen von meinen Schülern aus der
Vorschule ist mir schwergefallen, da ich sie alle binnen
kurzer Zeit sehr lieb gewonnen habe. Da sie wegen
Ferien geschlossen hatte, habe ich in einem kleinen
Krankenhaus auf der Kinderstation angefangen zu
arbeiten. Dort war ich vor allem fürs Bettenmachen
zuständig. Jedoch konnte ich nach sehr kurzer Zeit
dort nicht mehr arbeiten, da der Cholera-Virus
ausgebrochen war und das Krankenhaus zu gefährlich
für eine freiwillige Arbeiterin wie mich geworden war,
da ich nun einmal überhaupt nicht weiß, wie damit
umzugehen ist. Wegen des Virus‘ wurde leider auch
der diesjährige Ausflug mit allen Jugendlichen aus der
Kirche abgesagt und auch die Schulen sind geschlossen,
darunter leider auch die Behindertenschule, in der
ich anfangen möchte zu arbeiten. Deshalb führe ich
zurzeit ein typisches sambisches Hausfrauenleben.
Oder besser gesagt das Leben eines sambischen
Kindes, denn hier bin ich trotz meiner Volljährigkeit
immer noch ein Kind, das auf die Regeln seiner Eltern
hören muss. Hier ist mir sehr stark aufgefallen, dass
ich einige meiner deutschen Freiheiten aufgeben
musste. Zum einen wird Alkohol für Frauen eher als
schlecht angesehen, und wenn ich erzähle, dass Bier
zur deutschen Kultur gehört und es fast jeder trinkt,
ernte ich oft erstaunte Blicke.
Was mir am schwersten fällt, ist es, nicht mehr
auszugehen oder männliche Freunde besuchen zu
können. Generell gibt es die Gleichstellung von
Mann und Frau nicht so, wie ich sie in Deutschland
genießen konnte. Damit meine ich, dass hier noch
zwischen Männer- und Frauenarbeit unterschieden
wird. Zur Frauenarbeit zählt das Kochen, Putzen und
Wäschewaschen, Männer hingegen gehen arbeiten.
Damit möchte ich nichts verallgemeinern, denn ich
kenne auch Haushalte, bei denen der Mann mithilft zu
putzen und wo die Frau auch arbeiten geht. Dennoch
nehme ich die Stellung der Frau als eine andere war.
Was die Sprache betrifft kann ich sagen, dass ich
Bemba immer noch nicht sprechen kann, aber dafür
schnappe ich manchmal englische Wörter auf und
kann so manchmal sogar einer Unterhaltung folgen.
Meine Nachbarskinder versuchen mir manchmal
Saying goodbye to all the students of the preschool
was hard to me because I really enjoyed my time with
them. After it closed because of the holidays I started
working in a small hospital in the children´s ward.
But I had almost nothing to do, just preparing the
beds. However, after a very short time I couldn‘t work
there anymore because of the cholera virus outbreak
and the hospital became too dangerous for a volunteer
like me because I don‘t know how to deal with such
things. Unfortunately, this month excursion with all
the youths from church got canceled because of the
virus and all the schools are closed, including the
special school where I want to start working. That‘s
why I‘m currently living a typical Zambian life of a
child, because I still get treated like a child despite
being of age.
I‘ve noticed that I had to give up some of my German
liberties. On the other hand, alcohol is considered as
bad or a woman and when I tell them, that beer is part
of German culture and almost everybody drinks it but
people give me a confused look.
What I find the hardest, is not being able to go out
anymore or visit male friends.
To me it feels that there are not really equal rights
between men and women as it is in Germany because
of typical men and women work. Of course I can´t
say that about every Zambian. There are also some
households were the husband knows how to cook and
the wife is also going for work.
I can tell you that learning how to speak Bemba is still
very hard for me but therefore I can understand some
English words and that‘s why I sometimes understand
what people are talking about. The children that are
staying next door are trying to teach me Nyanja but
I usually forget everything immediately. Therefore
I‘m teaching them to sing some German songs and
sometimes there calling me from outside: “Alisha,
Hoppe Hoppe Reiter” or “Wiza, sing for us Hänschenklein”.
All in all I can say that I‘m trying to adapt the Zambian
culture, sometimes it´s working more and sometimes
less. But I definitely can say that I‘ve got to know
myself much better. I‘m looking forward whats going
to happen in the next six months in Zambia and till
then I´ll enjoy having a great time together with all the
Nyanga beizubringen, aber ich vergesse das meiste
sofort. Dafür bringe ich ihnen deutsche Kinderlieder
bei, und das kommt so gut an, dass ich manchmal von
draußen höre: „Alisha, Hoppe, Hoppe Reiter“ oder
„Wiza, sing nochmal das Hänschen-klein Lied“.
Alles in einem kann ich sagen, dass ich jeden
Tag versuche, mich der sambischen Kultur und
Lebensweise anzupassen. Das klappt manchmal mehr
und manchmal weniger gut. Aber ich kann definitiv
sagen, dass ich meine Person in der Zeit bisher besser
kennengelernt habe. Ich bin gespannt, was mich in
der zweiten Hälfte meines Jahres in Sambia so alles
erwartet und bis dahin genieße ich die gemeinsame
Zeit mit den vielen Kindern in meiner großen
Nachbarschaft.
Alisha Ernst
children in my neighborhood.
Alisha Ernst
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Tag 167 - Feiertage in Sambia
Day 167 - Holidays in Zambia
Nun sind schon fast sechs Monate vorüber und
somit auch die Hälfte meines Aufenthaltes hier. Ich
hätte nicht damit gerechnet, aber so sehr ich mich
auch auf mein Zuhause in Deutschland freue, bin
ich gleichzeitig mindestens genauso traurig darüber,
Sambia bald wieder zu verlassen.
Der Grund, warum mir das so schwer fallen wird,
sind wahrscheinlich all die schönen Ereignisse
der vergangenen drei Monate, von denen ich nun
berichten werde.
Am 17. Dezember habe ich zusammen mit den
„Youths“ anlässlich der „Christmas Carols“ in der
Kirche getanzt und gesungen. Überwiegend wurden
Weihnachtslieder auf Tonga gesungen. Die ganze
Kirche war voll, sodass extra mehr Stühle dazugestellt
wurden mussten. Obwohl die meisten wissen, dass ich
im Chor und bei den Youths bin, waren die meisten
wohl anscheinend doch darüber überrascht, dass
ich an dem Tag mit den Youths mitgesungen habe.
Es wurde viel Beifall gegeben, gelacht, getanzt und
fotografiert, was das Zeug hält. Ich habe mich so
integriert gefühlt wie noch nie zuvor hier, weshalb der
Tag einer der schönsten Tage war, die ich 2017 hatte.
Nach den Christmas Carols war ich nun auch im
Weihnachtsfieber. Ich wusste, das Weihnachten
hier von den meisten sambischen Familien nur in
der Kirche gefeiert wird, doch meine Familie ist da
etwas anders. Es gab viel Weihnachtsdekoration,
einen Weihnachtsbaum, viel Zeit mit der Familie
und sogar ein Festessen. Zum ersten Mal seit meiner
Ankunft hier habe ich meine ganze Familie an einem
Tag zusammen erleben können. Trotzdem muss ich
hinzufügen, dass es dennoch sehr anders war als das
deutsche Weihnachtsfest. Geschenke und typische
deutsche Weihnachtsleckereien gab es natürlich nicht.
Dennoch muss ich zugeben, dass Weihnachten 2017
hier in Sambia zu meinem Lieblingsweihnachten
geworden ist. Die Leute machen sich hier nicht so
verrückt davon, sondern genießen das Fest ganz
entspannt und locker mit der Familie. Mit viel Gesang
und Getanze versteht sich.
An Silvester habe ich mittags einen Ausflug mit
dem Englisch-Chor gemacht. Wir sind nach Kizito
gefahren und haben dort zusammen unsere „End of
Nearly six months are over now and half of my time
here in Zambia has passed.
I did not expect that but as much as I am happy to go
back home to Germany I am also sad that I have to
leave Zambia eventually.
I think the reason why I am afraid of leaving Zambia
are all the great experiences I made in the last
three months. In the following I will explain which
experiences I mean.
On 17th December I sang and danced together with
the Youths for Christmas Carols in church. Mostly
Tonga Christmas songs. Church was full of people so
that they extra brought more chairs for all the visitors.
I think most people from church now that I am in
the English quire and a member of the Youths, but it
seems that most visitors were still surprised that I took
part at the Carols. They made many pictures, clapped,
laughed and danced together.
I felt very integrated so that this day become one of
my favourite days in 2017.
the Year Party“ gefeiert. Auch dort wurde wieder viel
getanzt und gesungen. Die Idylle war umwerfend.
Kizito ist weit draußen bei den Dörfern und hat daher
eine wunderschöne Landschaft zu bieten. Auf dem
Heimweg sind wir an einigen Dörfern vorbeigefahren,
haben angehalten, sind ausgestiegen und haben mit
den Dorfbewohnern zusammen getanzt und gelacht.
Ich bin immer noch beeindruckt, welch eine Offenheit
die Sambier an den Tag legen. Als ich wieder zu Hause
war, habe ich den Abend noch gemütlich mit der
Familie verbracht. Um Mitternacht haben wir ein paar
Raketen knallen lassen. Der Umfang des Feuerwerks
lässt sich natürlich nicht mit dem vergleichen, was ich
aus Europa kenne, dennoch war die Freude über das
Feuerwerk bei meinen Geschwistern so groß, wie ich
es nirgends sonst bisher erlebt habe.
Am 23. Januar habe ich meinen 20. Geburtstag gefeiert.
Und abermals kann ich sagen, dass ich tierisch Glück
mit meiner Gastfamilie habe, da der Tag ohne sie nur
halb so schön gewesen wäre.
Ich habe einen Kuchen mit der Aufschrift „Happy
Birthday Lumuno“ und einen neuen schönen roten
Chitenge bekommen. Von Chitenges kann eine Frau
in Sambia bekanntlich nie genug bekommen.
Am Abend hin ist das passiert, wovor ich von
meinen Geschwistern gewarnt wurde, und ich muss
zugeben, dass ich echt überrascht war, dass es sich
nicht um einen Witz gehandelt hat. Eine afrikanische
Tradition besagt nämlich, dass jedes Geburtstagskind
mit Wasser überschüttet wird und anschließend mit
Maismehl (woraus Nshima zubereitet wird) und Sand
eingeschmiert wird.
Nachdem ich nicht drum herum gekommen bin, von
Unmengen von Wasser gefüllten Eimern überschüttet
zu werden, war ich froh, dass ich von Maismehl und
Sand verschont wurde. Mein 20. Geburtstag wird mir
somit immer gut in Erinnerung bleiben.
Nicht so schön war dagegen die Cholera-Epidemie.
Den Medien zufolge sind mehr als 3500 Menschen
in Sambia an Cholera erkrankt. Um eine Zunahme
weiterer Patienten zu verhindern, gab es strenge
Maßnahmen. Alle Schulen in der südlichen Provinz
wurden unmittelbar geschlossen, es gab viele
Aufklärungskampagnen, und der Verkauf von Waren
After the Carols I was in Christmas fever too. I knew
that most Zambian familiess celebrate Christmas
only in church but my family seems to be a little bit
different. We had a lot of Christmas decoration, a
Christmas tree, enjoyed time with the whole family
and had very tasty food. For the first time I saw my
whole Zambian family together since I am here.
But I still have to admit that Christmas in Zambia
was of course quietly different from Christmas in
Germany. Gifts and Christmas sweets were missing.
Nevertheless Christmas in 2017 became one of my
favourite Christmas feasts.
People just enjoy spending time together with someone
singing and dancing instead of making themselves
crazy for the best gift and Christmas food.
On New Year’s Eve we had a trip with the English
Quire to Kizito to celebrate our End of the Year Party
there. Again we sang and danced a lot.
The view was beautiful. Kizito is nearby the villages
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Gemeinden im Bistum Monze - Heute: Namwala
auf der offenen Straße wurde verboten. Somit sollte
verhindert werden, dass Menschen sich anstecken
können, hieß es.
Bei dem Cholera-Ausbruch war ich erleichtert, doch
noch die Cholera-Prophylaxe genommen zu haben,
die ich am letzten Tag in Deutschland geschluckt
hatte. Aber nicht nur für mich, sondern auch für
meine Familie war der Ausbruch ein einschneidendes
Ereignis, den sie so bisher noch nie erlebt hatten.
Da auch die Krankenschwesternschulen geschlossen
blieben, war auch ich gezwungen, zu Hause zu
bleiben und konnte fast einen Monat nicht arbeiten
gehen. Umso schöner war es deshalb, dass auch meine
ganzen Geschwister zu Hause waren, sodass es nicht
so schnell langweilig wurde.
Nun ist die Cholera-Krise jedoch überwunden, und
ich konnte wieder angefangen zu arbeiten. Momentan
arbeite ich in der Aids-Klinik. Aufgrund der vielen
Patienten gibt es einiges zu tun, doch ich genieße
die Arbeit dort. Ich habe wohl den „Arbeitsstress“
vermisst, kann dort eine Menge lernen, höre
interessante Geschichten und treffe nette Menschen.
Im Februar geht es für die anderen Freiwilligen
und mich zum Zwischenseminar nach Tansania.
Anschließend geht es zum Urlaubmachen auf
Sansibar. Ich bin gespannt darauf und freue mich
schon tierisch.
Charleen Kovac
and has a wonderful nature. On the way back home
we stopped at some villages, went outside, danced
and laughed together. I am still impressed how open
Zambians are to each other. Back home I enjoyed
the rest of the evening together with my family. At
midnight we made some firecrackers.
It is not as much as we are using in Germany but at
least I never saw people being so happy about firework
than my siblings here.
On 23rd January I celebrated my 20th Birthday here.
Again I can say that I have luck to stay in such a nice
Zambian family because without them the day would
not have been so nice.
I good a „Happy Birthday Lumuno“ cake and a nice
new Chitenge. And as we now a Zambian woman
cannot get enough of Chitenges. In the evening my
family confronted me with an African tradition.
They threw water upon my head. A lot of water. It was
fun but I am happy that they did not threw milimeal
or sand on me. My 20th Birthday will always be a nice
memory now.
Another experience which was not that nice was the
Cholera outbreak. Schools were closed so that I also
was not able to go to work in hospital. I stayed home
nearly one month but the good part is that also my
siblings had to stay home. So we had the possibility to
spend time together before they have to go back again
to college and boarding school.
Now I am happy that the number of patients shrank
and I am back at work.
At the moment I am working in ART clinic. Work is
really busy there but I enjoy it. I missed work stress, I
can learn a lot there, hear interesting stories and meet
nice people.
Im Zentrum des Bistums ist man nicht gerade, wenn
man sich in Namwala aufhält. Vielleicht dauerte es auch
deswegen bis 2004, bis zum ersten Mal ein Freiwilliger
des ewe dort sein Jahr verbrachte. Doch dann folgten
zwei weitere an den durchaus idyllischen Ort, der über
nicht komplett geteerte Straßen von Monze, Pemba
oder Choma zu erreichen ist und fast direkt am Südufer
des Kafue-Flusses liegt. Seit dem Bau des Itezhitezhi-
Damms etwa 100km westlich von Namwala sind die
Ernteverluste durch Überschwemmung vorbei, die
die Kafueauen für Monate in einen bis zu 5.000 km²
großen Binnensee verwandelten. Schlechter geworden
ist dadurch allerdings die Bodenfruchtbarkeit des von
der Landwirtschaft lebenden Städtchens mit ca. 5000
Einwohnern. Neben den Tonga leben in Namwala
und im gleichnamigen Distrikt auch viele mit den
Tonga eng verwandte Ila. Die Ila halten einmal im Jahr
im September oder Oktober im Namwala-Distrikt
ihre berühmte Shimunenga-Zeremonie ab. Sie ist
vor allem als Ehrerbietung gegenüber den Ahnen
gedacht, ihr Schrein wird angebetet, es wird getanzt,
und man führt sich gegenseitig das Vieh, Zeichen
des Reichtums, vor. Regional bekannt ist Namwala
ansonsten für seine weiterführende Schule, die
Namwala Secondary School, die als Internat zurzeit
1500 Schüler beherbergt.
„Shimunenga-Zeremonie“
In February I will go to a seminar in Tanzania together
with the other volunteers.
After that we will go to Zanzibar for vacation. I cannot
wait to go there and I am really excited.
Charleen Kovac
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Zeitreise in mein FSJ
Knapp zwei Jahre nach ihrem Freiwilligenjahr
in Sambia berichtet Helen Hermens von einem
Wiedersehen…
Als ich 2015/16 in Mazabuka mein FSJ machte, kam
natürlich die Frage auf, ob ich denn vorhätte, wieder
zurück zu kommen. Am liebsten natürlich, ob ich “for
good“, sprich für immer, nach Sambia zurückkehren
wolle. Nun endlich, dieses Jahr, im Februar, habe ich es
hinbekommen ein wenig Geld zusammen zu suchen,
einen Flug zu buchen und zu überlegen, was ich wohl
wem mitbringe und was ich zu dieser Jahreszeit packen
muss. Das Wetter hat mich trotzdem überrascht.
Gestartet bei um die 0 Grad in Frankfurt, landete ich
bei schwülen Temperaturen einen Tag später in Lusaka.
Die Luft war wie im Schwimmbad, dachte ich zuerst,
irgendwie ungewohnt. Genau wie die Gerüche im
ersten Moment.
Lusaka kam mir auch sofort anders vor als 2015. Erstens
natürlich, hatte ich nicht denselben Kulturschock
wie damals – ich hatte schließlich alles schon einmal
gesehen. Aber es hatte sich verändert, diese so
vollgepackte Hauptstadt. Keine Straßenverkäufer mehr,
keine qualmenden Müllberge an jeder Ecke. Ich redete
mit einem Taxifahrer darüber. Er lachte. Es sei wegen
der Cholera, meinte er. Weil der Krankheitsausbruch
dieses Jahr so schlimm gewesen war, hatte die Regierung
das Militär angeheuert, die Straßen sauber zu halten.
Schien zu funktionieren.
Auch Mazabuka, die Stadt, in der ich mein Jahr
verbrachte, sah auf den ersten Blick seltsam aus – wie,
als würde ich bloß durch ein Fenster blicken. Die erste
Begegnung mit meiner Familie und meinen Freunden,
wieder der erste Schritt über die Türschwelle, wieder
das erste Mal Minibus fahren oder mit einem Eimer
Wasser duschen – es fühlte sich alles an, als wäre ich
bloß eine Schlafwandlerin.
Schließlich war alles dann doch irgendwie, als wäre ich
niemals weg gewesen. So viele Leute erinnerten sich
an mich, ich war wirklich erstaunt. Ganz, ganz schnell
schlich sich der Alltag wieder ein. Ich hatte zwar vor,
noch ein bisschen Ferien zu machen, aber die zwei
Wochen, die ich in meiner Gastfamilie verbrachte,
waren einfach, als wäre ich gestern erst gefahren und
heute wieder gekommen. Es war wirklich wie eine
kleine Zeitreise zurück nach 2015.
Ich war sofort wieder die kleine Chileleko. Kein Stück
älter geworden. Die immer noch Punkt sieben Uhr zu
Hause sein musste. Keine Chance. Unter Mamas Dach
war ich immer noch genauso Kind wie vor zwei Jahren.
Viele Leute hatten sich verändert, manche
gar nicht. Besonders die Kinder waren
alle plötzlich so groß. Meine Nichte, die
geboren wurde, als ich dort war, konnte
nun rumrennen und sprechen. Erst da
merkte ich, dass doch etwas Zeit vergangen
war. Nicht nur diese Kinder waren älter
geworden, auch ich. Ich merkte, dass ich
die ersten Tage sehr vorsichtig war. Wasser
abkochen, Hände waschen, kein rohes
Gemüse essen, unter einem Mückennetz
schlafen. Es war nicht wie im Laufe des
Jahres, wo mir das alles irgendwann egal
war und ich mich soweit angepasst hatte.
Und auch meine Freunde dort hatten sich
verändert, gingen plötzlich alle studieren
und meine Schwester hatte ein Kind
bekommen. Sie erzählte mir alles, wie
spannend die Schwangerschaft und die Geburt gewesen
war und wie es jetzt ist, gleichzeitig Mama zu sein und
das Abitur nachzuholen. Es gab viel zu erzählen. So saß
ich die ersten Tage viel herum, drinnen und draußen,
begleitete Freunde zum Markt und wieder zurück und
tat nicht viel außer quatschen und genießen und ein
bisschen hier und da mit anpacken.
Natürlich musste ich auch diverse Besuche abstatten,
weil ein paar Familienmitglieder mittlerweile in
anderen Städten wohnten. So fuhr ich zum Beispiel
ein Wochenende nach Chikuni, einem sehr kleinen
gepflegten Ort mitten im sambischen Busch. Vor lauter
Regen durchpflügte unser Taxi tiefe Pfützen und wir
verbrachten das Wochenende nahe dem Holzkohlefeuer.
Ich hatte, bevor ich geflogen war, ein bisschen Angst,
alles würde vielleicht anders sein, Erinnerungen zerstört
oder meine Erwartungen enttäuscht. Aber das war nicht
so. Sambia empfing mich mit offenen Armen, genau
wie die Leute dort. Eine Freundin ließ fast ihr Baby
fallen, als sie mich unerwartet wieder sah. Mein Bruder
schrie vor Freunde, weil er nicht glauben konnte, dass
ich wirklich vor ihm stand. Und ich konnte es ehrlich
gesagt auch lange nicht glauben. Erst nach hundert Mal
Atmen sambischer Luft, Gospelmusik-Hören, nachts
dem Regen auf dem Wellblechdach lauschen und den
Sonnenbrand in meinem Nacken Spüren, wusste ich,
dass ich wirklich, wirklich wieder da war.
Helen Hermens