Die Malteser-Zeitung 1/2018
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens und seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens und seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Die</strong><br />
MALTESER<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
Ausgabe 1/<strong>2018</strong><br />
Down-Syndrom: Wunderbar anders<br />
Talentprogramm: „Sag nicht behindert zu mir“<br />
<strong>Malteser</strong>kirche: 900 Jahre alter Schatz
INHALT<br />
IMFOKUS<br />
04 Menschen mit dem Glücks-Chromosom?!<br />
08 Musik kennt keine Ausgrenzung<br />
MALTESERORDEN<br />
10 1000 Eimer <strong>Malteser</strong>wein<br />
11 Alexander Van der Bellen bei Fra’ Giacomo<br />
Dalla Torre in Rom<br />
VORBILDER<br />
12 Daisy Waldstein-Wartenberg<br />
LEBENSWERT<br />
14 Georg Fraberger: „Wenn man einen Sinn hat,<br />
lohnt es sich, viel auszuhalten.“<br />
17 „Sag nicht behindert zu mir“ – Vorstellung myAbility<br />
04 11<br />
RELIGIONAKTUELL<br />
20 Auferstehung und Ostern<br />
MALTESERWELTWEIT<br />
21 Bangladesch – „Wir tun alles, um das<br />
menschliche Leid zu lindern.“<br />
22 Myanmar – an Tuberkolose erkrankte Kinder<br />
24 Südsudan – „Ich habe Angst, aber Gott ist auf<br />
meiner Seite.“<br />
MEDIZINAKTUELL<br />
26 Dysphagie – Schluckstörung<br />
MALTESERÖSTERREICH<br />
27 Berichte aus den Bundesländern<br />
Vielfältige Initiativen und <strong>Die</strong>nste<br />
RUNDSCHAU<br />
48 <strong>Malteser</strong>kirche in Wien – Ein 900 Jahre alter<br />
Schatz wird entdeckt.<br />
50 Cesar Sampson: 12 Punkte<br />
MALTESERREISEN<br />
52 Ein wiederentdecktes Kloster in Montenegro<br />
14<br />
21<br />
KLOSTERKÜCHE<br />
54 Frühlingsrezepte<br />
GELESENEMPFOHLEN<br />
56 Interessante Neuerscheinungen<br />
48<br />
52<br />
TAGEBUCH<br />
57 Menschen und Events<br />
58 Hermann Glettler, neuer Bischof von Innsbruck<br />
ÜBERBLICK<br />
66 Termine und Kontakte<br />
2<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>
EDITORIAL<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
liebe Leserinnen und Leser,<br />
in Kürze feiern wir das Osterfest. Wir feiern damit den Tod,<br />
die Auferstehung und das Leben. Jesus hat in seinem Leben<br />
stets jenen geholfen, die Hilfe brauchten. Es waren vor allem<br />
Menschen, die von ihren Mitbrüdern verachtet und verstoßen<br />
wurden. Ihnen hat Jesus seine Liebe gegeben.<br />
Christliche Nächstenliebe erfüllt sich im selbstlosen Helfen,<br />
in der bedingungslosen Unterstützung derer, die in Not<br />
sind. Das ist das Verständnis, mit dem die <strong>Malteser</strong> ihre<br />
vielfältigen Sozial- und Krankendienste leisten. Ganz gleich,<br />
ob es soziale Hürden zu überwinden gilt, ob Menschen auf<br />
der Suche nach Sicherheit ihre Heimat verlassen müssen,<br />
ob Menschen mit einer Behinderung geboren werden, ob sie<br />
psychische Probleme haben, alt, krank oder einsam sind: Sie<br />
alle sind auf Hilfe angewiesen.<br />
Helfen kann ganz verschiedene Formen annehmen. Es kann<br />
eine kleine Geste, regelmäßige Zuwendung oder Unterstützung<br />
auf Dauer sein. In vielen Fällen braucht es dazu keine<br />
Anstrengung, keine spezielle Ausbildung und keine besonderen<br />
Voraussetzungen. Oft genügt es schon, einfach nur da<br />
zu sein und zuzuhören, dem anderen das Gefühl zu geben, in<br />
einem bestimmten Augenblick, in einer schwierigen Situation<br />
nicht allein zu sein.<br />
IMPRESSUM<br />
Medieninhaber: Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden (<strong>Malteser</strong>orden)<br />
Großpriorat Österreich, 1010 Wien, Johannesgasse 2,<br />
Telefon: +43 1 512 72 44, E-Mail: smom@malteser.at<br />
Chefredaktion: Katharina Stögner<br />
Mitarbeiter bzw. Autoren dieser Ausgabe: Aglaë Hagg-Thun,<br />
Gregor Ulrich Henckel-Donnersmarck OCist, Angela Thierry, Anton<br />
Gatnar, Barbara Masin, Cesar Sampson, Christoph Sackl, Claudia<br />
Braunstein, Edith Holzer, Elisabeth Hintner, Fra`Gottfried, Friedrich<br />
H. Wimmer, Georg Male, Michael Grabner, Gerald Gugerel, Gregor<br />
Demblin, Hanna A. Liebich, Katharina Kiecol, Lukas Krupitza,<br />
Manuel Weinberger, Maria Grossauer, Michael Etoh, Miriam Weigel,<br />
Richard Igler, Richard Mischak, Richard Steeb, Stephanie Rogers,<br />
Susanne Seper, Susanne Wick, Ulrich Glaunach, Veronika Mosich,<br />
Wolfgang Weigel.<br />
Fotos: Afra Loidl-Hämmerle, Alexander Hinteregger, Ben Gräser<br />
Fotografie, Birgit Brunsteiner, Chris Lendl, Christian Herrlich, Claudia<br />
Braunstein, Diözese Innsbruck, Down-Syndrom Österreich, Elke Bitter,<br />
So unterschiedlich die Bedürfnisse und so individuell die<br />
Anforderungen sind, so unterschiedlich sind auch die<br />
Möglichkeiten zur Hilfe. Jeder von uns kann in seinem<br />
persönlichen Umfeld, in seinem – auch noch so kleinen –<br />
Wirkungsbereich etwas finden, wo er für einen anderen<br />
Menschen etwas scheinbar Unmögliches möglich machen<br />
kann.<br />
Würde jeder für sich und innerhalb seiner eigenen Lebenswelt<br />
dort helfen, wo er gerade Not sieht, gäbe es bald keine<br />
Not mehr. Was für eine schöne Vorstellung! Auch wenn<br />
dieses Bild nur eine Illusion ist – es ist eine beständige<br />
Motivation, weiterhin zu helfen, nicht aufzugeben, nicht zu<br />
resignieren. Helfen ist wichtig und richtig. Tun wir es!<br />
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ihren Familien und<br />
Freunden ein frohes und gesegnetes Osterfest.<br />
Norbert Salburg-Falkenstein<br />
Prokurator<br />
Gabriele Padewit, Georg Fraberger,<br />
Gunther Pusch/HBF, Horst Dockal,<br />
i-stockphoto.com, Jeff Mangione, kainzpictures.at,<br />
Land NÖ, Milena Krobath,<br />
Norwegian SEAFOOD COUNCIL, Peter<br />
Lechner/HBF, Robert Herbst, Stefan Ebersberger,<br />
Thomas Meyer, Udo Titz.<br />
Spenden<br />
Bitte verwenden<br />
Sie den beiliegenden<br />
Zahlschein!<br />
IHRE SPENDE IST<br />
STEUERLICH<br />
ABSETZBAR<br />
Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige<br />
Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet.<br />
Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für<br />
beiderlei Geschlecht.<br />
Gestaltung: Karin Mayer-Fischer, werbeproduktion.at<br />
Druck: Druckerei Robitschek, Schlossgasse, 1050 Wien.<br />
Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz: Berichterstattung über<br />
nationale und internationale Tätigkeiten des SMRO und seiner<br />
Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Meinung<br />
der Redaktion entsprechen. Redaktionsschluss: März <strong>2018</strong><br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 3
IMFOKUS<br />
MENSCHEN MIT DEM<br />
GLÜCKS-CHROMOSOM?!<br />
Das Leben mit Kindern ist anders. Und es kann „wunderbar anders“ sein mit Down-Syndrom. Eine Einladung zu einer neuen<br />
Sichtweise und ein Plädoyer für echte Inklusion.<br />
Von Maria Grossauer<br />
Man erfährt es entweder während der Schwangerschaft<br />
oder nach der Geburt. Egal, wann die Worte „Ihr Kind hat<br />
Down-Syndrom!“ kommen – kaum jemand ist darauf vorbereitet.<br />
Trisomie 21: <strong>Die</strong> Diagnose ist meist zunächst so<br />
etwas wie ein Schock. Der Anfangsschmerz und die Verzweiflung<br />
überschatten fast immer das eigentlich so freudige<br />
Ereignis. Traurigkeit und Angst vor der Zukunft statt<br />
Freude und Dankbarkeit für das Baby sind zu spüren.<br />
Dabei spielt das Einfühlungsvermögen des Arztes bei der<br />
Diagnoseübermittlung eine tragende Rolle. Weil es weichenstellend<br />
sein kann, wenn die Eltern gleich zu Beginn<br />
freundliche und aufmunternde Sätze zu hören bekommen.<br />
Zum Beispiel solche, wie sie Maggie Rausch, Mutter<br />
einer Tochter mit Down-Syndrom, in ihrem offenen Brief<br />
an Ärzte, Hebammen und Pflegepersonal formuliert hat:<br />
„Gratulation zu Ihrer hübschen Tochter. Darf ich sie halten?<br />
Das sanfteste Wesen, das ich seit langem gehalten<br />
habe. Ein Wunder! Wir haben die Laborergebnisse bekommen<br />
und wissen jetzt mit Sicherheit, dass sie ein ganzes 21.<br />
Chromosom mehr hat. Man nennt dies Trisomie 21 oder<br />
Down-Syndrom.“<br />
„Ihr Leben wird sich für immer ändern ...“<br />
Es macht für die Eltern einen großen Unterschied, wie<br />
ihnen die Diagnose vermittelt wird. Noch viel zu oft bekommen<br />
sie zu hören: „Ihr Kind wird niemals … können<br />
und wird niemals … sein. Ihr Leben wird sich ab nun für<br />
immer ändern …“ Als ob das Leben mit Kindern nicht<br />
ohnehin immer anders wäre als zuvor. Mit Down-Syndrom-Kindern<br />
kann es eben „wunderbar anders“ sein.<br />
<strong>Die</strong> Fähigkeiten von Menschen mit Down-Syndrom werden<br />
generell unterschätzt. Ihre Entwicklung verläuft<br />
zwar insgesamt langsamer als bei den Altersgenossen,<br />
und mögliche Zusatzerkrankungen, wie ein Herzfehler<br />
oder eine hohe Infektanfälligkeit, Fehlfunktionen der<br />
Schilddrüse und Veränderungen im Magen-Darmbereich,<br />
können das Alltagsleben zeitweise stark beeinflussen.<br />
Doch gibt es heutzutage enorm viele Möglichkeiten,<br />
Kinder mit Down-Syndrom in den unterschiedlichsten<br />
Bereichen zu unterstützen. Frühförderung und therapeutische<br />
Betreuung in Form von Logopädie, Ergotherapie<br />
und Physiotherapie helfen zum Beispiel bei der Entwicklung<br />
von Motorik und Sprache. <strong>Die</strong>se Maßnahmen<br />
4<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>
IMFOKUS<br />
lassen sich spielerisch in den Alltag integrieren. Kinder<br />
mit Down-Syndrom wachsen in ihren Familien auf, und<br />
immer mehr von ihnen sind in Regelkindergärten und<br />
Schulen gut integriert.<br />
Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten<br />
Apropos Schule und Lernen: Kinder mit Down-Syndrom<br />
haben Lernpotenziale wie jedes andere Kind auch, nur<br />
lernen sie in ihrem eigenen Tempo. Es gibt mittlerweile<br />
sehr viele, speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit<br />
Down-Syndrom abgestimmte, Lernmethoden und Materialien<br />
für jedes Lebensalter. Ein Kind mit Down-Syndrom<br />
profitiert enorm von der Vorbildwirkung anderer Kinder.<br />
Menschen mit Trisomie 21 lernen viel durch Imitation und<br />
Nachahmen. Gleichzeitig bieten Integrationsgruppen/<br />
-klassen für alle Kinder große Chancen, wie beispielsweise<br />
die Entwicklung von besonderen sozialen Fähigkeiten.<br />
Es kann und soll dem Kind also durchaus etwas zugetraut<br />
werden. Auch wenn die Sprachentwicklung fast immer<br />
durch die eingeschränkte Wiedergabefähigkeit verzögert<br />
ist, leidet das Sprachverständnis kaum darunter. Mit speziellen<br />
Methoden, wie der gebärdenunterstützten Kommunikation,<br />
kann das Potenzial schon früh gefördert<br />
werden. So wird eine eventuelle Frustration, die durch<br />
noch nicht vorhandene verbale Kommunikationsfähigkeit<br />
entstehen kann, abgefedert. Das Kind kann sich ausdrücken,<br />
ohne sprechen können zu müssen. Das stärkt<br />
das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.<br />
Ein möglichst selbstständiges Leben führen<br />
Ermutigung und Konsequenz sind bei jedem Kind wichtig,<br />
bei Kindern mit Down-Syndrom besonders wichtig.<br />
Kinder mit Down-Syndrom brauchen ganz klare Grenzen<br />
und Regeln, an denen sie sich orientieren und festhalten<br />
können. Durch den Besuch von Integrationsklassen haben<br />
Kinder und Jugendliche mit Down-Syndrom heute<br />
so große Bildungschancen wie nie zuvor. Sie erlernen das<br />
Rechnen, Schreiben und Lesen als entscheidendes Fundament<br />
für ihr weiteres Leben in der Gesellschaft. Gut integriert<br />
zu sein und an den ganz normalen Dingen des Alltags<br />
teilhaben zu können, sind wichtige Voraussetzungen, um<br />
ein möglichst selbstständiges Leben führen zu können.<br />
Erwachsene mit Down-Syndrom haben in der Regel einen<br />
Arbeitsplatz, die meisten in einer Werkstatt, einige<br />
auch auf dem freien Arbeitsmarkt oder nahe am ersten<br />
Arbeitsmarkt. Ein Arbeitsplatz, der ein eigenes Einkommen<br />
ermöglicht, ist – wie bei Menschen ohne Behinderung<br />
– ein wichtiger Schritt in die Selbstständigkeit.<br />
Ebenso ist es für Menschen mit Down-Syndrom<br />
wichtig, selbstständig wohnen zu können. Wie alle<br />
Jugendlichen brauchen sie irgendwann Distanz zum<br />
Elternhaus, eigene vier Wände und Selbstbestimmung.<br />
Für einige erfüllt sich der Traum vom selbstständigen<br />
Wohnen in Wohngemeinschaften, die meisten leben in<br />
betreuten Einrichtungen. Wir hoffen, dass in Zukunft<br />
viele Menschen mit Down-Syndrom ein selbstbestimmtes<br />
Leben führen können.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 5
IMFOKUS<br />
DIE SECHS GRÖSSTEN MISSVERSTÄNDNISSE ZUM THEMA DOWN-SYNDROM<br />
1. Was ist das Down-Syndrom?<br />
Menschen mit Down-Syndrom sind Botschafter der Vielfalt<br />
des Lebens. Sie tragen in ihren Körperzellen 47 statt<br />
der üblichen 46 Chromosomen. Das 21. Chromosom ist<br />
dreifach vorhanden, daher „Trisomie 21“. <strong>Die</strong>ses überschüssige<br />
Chromosom trägt jene Gene, die Menschen<br />
mit Down-Syndrom so unverwechselbar machen. Es ist<br />
eine Chromosomen-Besonderheit. Wie und warum es<br />
dazu kommt, ist noch nicht ausreichend erforscht. Das<br />
Down-Syndrom taucht überall auf der Welt auf, quer<br />
durch alle sozialen Schichten und Altersgruppen. Man<br />
geht davon aus, dass auf jede 700. bis 900. Geburt weltweit<br />
ein Kind mit Down-Syndrom kommt. In Österreich<br />
leben etwa 8000 Menschen mit Down-Syndrom. Genaue<br />
offizielle Statistiken existieren nicht.<br />
2. Das Down-Syndrom ist keine Krankheit? Es ist<br />
eine Chromosomen-Anomalie. Es braucht und kann daher<br />
nicht geheilt werden.<br />
3. Am Down-Syndrom „leidet“ man nicht, man<br />
wird damit geboren und lebt damit. Das Down-Syndrom<br />
selbst tut nicht weh. Menschen mit Down-Syndrom leiden,<br />
wenn sie krank sind oder Schwächen haben, wie<br />
alle anderen Menschen auch. Zumeist aber leiden sie am<br />
Verhalten und an den Reaktionen ihrer Umwelt: an Spott<br />
und Mitleid, an Zurückweisung und Unverständnis, an<br />
„Übergangenwerden“ und „Ausgeschlossensein“. Aber sie<br />
leiden nicht am Down-Syndrom selbst.<br />
4. Menschen mit Down-Syndrom sind nicht „immer<br />
glücklich“.<br />
Menschen mit Down-Syndrom verfügen in der Regel über<br />
ein hohes Maß an sozialer Kompetenz. Normalerweise<br />
sind sie freundlich, höflich und kontaktfreudig. Dass sie<br />
nur glücklich sind, ist ein Klischee. Trauer, Glück, Ärger,<br />
Freude und Liebe zeigen sie sehr ehrlich und direkt.<br />
5. Beim Down-Syndrom gibt es keine Abstufungen<br />
des „Schweregrades“.<br />
Menschen mit Down-Syndrom haben – wie alle von uns<br />
– unterschiedliche Talente und Begabungen. Es gibt eine<br />
große Bandbreite von schwer geistig behinderten bis zu<br />
durchschnittlich intelligenten Menschen, wie bei uns allen.<br />
Ihr intellektuelles Entwicklungspotenzial wird mit<br />
zunehmender Forschung und Förderung viel höher als<br />
noch vor etwa 20 Jahren eingeschätzt.<br />
6. Menschen mit Down-Syndrom wollen nicht „besonders“<br />
sein.<br />
Sie sind oft gesellig, offen, lieben es, mit anderen in Interaktion<br />
zu sein – und wollen meist nicht durch das<br />
Down-Syndrom definiert werden. Dementsprechend eignen<br />
sich die Menschen mit Down-Syndrom im Rampenlicht<br />
auch nur bedingt als Vorbilder für die Betroffenen<br />
selbst. Sie wollen nicht „besondere Menschen“ sein, sondern<br />
einfach ganz normal dazugehören.<br />
Opernball-Debüt:<br />
Inklusions-Balleröffnung <strong>2018</strong><br />
Debütantenpaar mit Down Syndrom eröffnet den<br />
62. Wiener Opernball.<br />
Nach der Eröffnung war das Debütantenpaar in die Loge<br />
von Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Frau<br />
Doris Schmidauer eingeladen.<br />
288 Debütanten haben auch heuer wieder in wunderschönen<br />
weißen Kleidern, schwarzen Fräcken und<br />
funkelnden Tiaras den Wiener Opernball eröffnet.<br />
Heuer tanzte auch das erste Tanzpaar mit Trisomie<br />
21, Swatina Wutha und Felix Röper, mit.<br />
6<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>
IMFOKUS<br />
„ES IST NORMAL, VERSCHIEDEN ZU SEIN“<br />
Maria Grossauer vom Verein „Down-Syndrom Österreich“<br />
ist Mutter eines zehnjährigen Sohnes mit<br />
Down-Syndrom. Nach der Geburt ihres Kindes hat die<br />
PR- und Marketingmanagerin u. a. einen Blog veröffentlicht.<br />
Er soll anderen Betroffenen Einblick in ihr Leben<br />
geben und damit Mut und Hoffnung machen. Wir haben<br />
mit der engagierten Mutter gesprochen.<br />
Was macht den Umgang mit dem Thema Down-Syndrom<br />
für viele Menschen so schwierig?<br />
Berührungsängste und Unwissenheit über das Thema.<br />
Wie zum Beispiel die Angst vor dem schweren Leben,<br />
den Einschränkungen, dem Leiden. Genau das Wort<br />
„Leiden“, das in diesem Zusammenhang immer wieder<br />
auftaucht, ist aber völlig unpassend. Betroffene „leiden“<br />
nicht unter dem Down-Syndrom – sie haben es einfach.<br />
Sie leiden maximal unter der Ausgrenzung durch andere<br />
und manchmal an Zusatzerkrankungen, die mit dem<br />
Down-Syndrom einhergehen können. Abgesehen davon<br />
sind fast alle Menschen mit Down-Syndrom besonders<br />
lebenslustig – und jedenfalls ganz und gar nicht leidend.<br />
Wie kann Inklusion gelingen? Welche Anforderungen<br />
gibt es an die Gesellschaft/Politik?<br />
Es beginnt schon ab dem frühen Kindesalter. So lernen die<br />
Kinder von klein auf, dass es „normal“ ist, verschieden zu<br />
sein. Da kommen Berührungsängste erst gar nicht auf. All<br />
die positiven Beispiele in den Medien, die heute noch wie<br />
vereinzelte Leuchttürme herausragen, sollen in Zukunft<br />
„Normalität“ sein. Menschen mit Down-Syndrom gehören<br />
dazu und sollen in allen Bereichen miteinbezogen werden.<br />
Um zu größtmöglicher Selbstständigkeit zu gelangen, ist<br />
es wichtig, dass die Kinder ihre Entwicklungspotenziale<br />
voll ausschöpfen können. Kinder mit Down-Syndrom haben<br />
heute viel bessere Entwicklungschancen als noch vor<br />
20 Jahren. Es gibt aber auch noch großen Aufholbedarf:<br />
Mit dem Pflichtschulabschluss gibt es keine integrative<br />
Angebote mehr, und die Jugendlichen stoßen oft auf Vorbehalte<br />
und Ablehnung, wenn sie einen Lehrplatz suchen.<br />
Welchen Beitrag können Unternehmen leisten?<br />
<strong>Die</strong> gesetzliche Regelung sieht vor, dass pro 25 Arbeitnehmern<br />
eine „begünstigte behinderte Person“ eingestellt<br />
werden muss. Tut das der Arbeitgeber nicht, ist eine Ausgleichstaxe<br />
zu zahlen. Rund 80 Prozent der heimischen<br />
Unternehmen zahlen diese Taxe, anstatt die Einstellungsquote<br />
zu erfüllen. Da ist sicherlich noch Potenzial<br />
vorhanden. Unternehmen müssen Furcht und Unsicherheit<br />
genommen werden, jemanden mit Down-Syndrom<br />
einzustellen.<br />
Wie kann diese Unsicherheit verringert werden?<br />
Es hilft, zu wissen, dass Menschen mit Down-Syndrom<br />
einen wertvollen und nicht zu unterschätzenden Beitrag<br />
zu unserem Berufsleben leisten. Ihre Freundlichkeit,<br />
Offenheit und Ehrlichkeit tragen zu einem positiven<br />
Betriebsklima bei und sorgen auch für einen Motivationsschub<br />
bei anderen Mitarbeitern. Ein gesellschaftlich<br />
wertgeschätzter Arbeitsplatz ermöglicht Menschen mit<br />
Trisomie 21, ihre individuellen Stärken in unterschiedlichen<br />
Bereichen einzusetzen. Sie wollen nicht als hilfsbedürftige<br />
oder bemitleidenswerte Menschen gesehen<br />
werden, sondern in einem positiven Licht zeigen können,<br />
was alles möglich ist.<br />
Vielen Dank für das Gespräch!<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 7
IMFOKUS<br />
HILFE FÜR ELTERN<br />
VON KINDERN MIT<br />
DOWN-SYNDROM<br />
Der gemeinnützige Elternverein „Down-Syndrom Österreich“<br />
setzt sich für die Optimierung von Lebenschancen<br />
für Menschen mit Down-Syndrom ein. Vorurteile und<br />
Berührungsängste gegenüber Menschen mit Down-Syndrom<br />
sollen abgebaut werden. Durch gezielte Medienpräsenz<br />
wird Aufklärungsarbeit geleistet. <strong>Die</strong> Publikation<br />
von Videos, themenspezifischen Informationsboxen<br />
und die Herausgabe der Fachzeitschrift „Leben Lachen<br />
Lernen“ tragen ebenfalls dazu bei. Down-Syndrom Österreich<br />
organisiert regelmäßig Tagungen, Fachvorträge,<br />
Workshops und Veranstaltungen.<br />
Tipp 1: Im September <strong>2018</strong> findet eine dreitägige Fachtagung<br />
statt. Sie ist eine breit gefächerte Informationsplattform<br />
für Menschen mit Down-Syndrom jeder Altersstufe,<br />
deren Angehörige und Freunde, Pädagogen,<br />
Therapeuten und Ärzte, aber auch für die Gesellschaft<br />
ganz allgemein. International anerkannte Referenten aus<br />
dem deutschsprachigen Raum werden Fachvorträge und<br />
Workshops halten.<br />
Tipp 2: Down-Syndrom Österreich bietet eine Infobox<br />
für Eltern von Neugeborenen mit Down-Syndrom an.<br />
<strong>Die</strong> Box enthält umfassende Informationen und Aufklärungsmaterial<br />
und beantwortet neubetroffenen Eltern<br />
Fragen, die sich durch die Geburt eines Kindes mit Trisomie<br />
21 ergeben. <strong>Die</strong> Eltern sollen wissen, dass sie mit ihrem<br />
Kind nicht alleine sind. So können sie sich auf das<br />
konzentrieren, was wirklich wichtig ist: das Baby liebevoll<br />
willkommen zu heißen und in den Arm zu nehmen.<br />
Mehr dazu unter: www.down-syndrom.at<br />
MUSIK KENNT<br />
Der Verein „Firefly Club“ bildet als einziger Verein in ganz<br />
Österreich Menschen mit intellektueller Behinderung zu<br />
DJs aus, und vermittelt sie für öffentliche und private<br />
Veranstaltungen. Katharina Stögner im Gespräch mit<br />
Christoph Sackl.<br />
Der Verein „Firefly Club“ (www.fireflyclub.at) wurde<br />
2012 von Christoph Sackl und Sebastian Gruber gegründet.<br />
Nach vier Jahren Tätigkeit in Wien wurde auch in<br />
Niederösterreich ein neues Angebot mit einem zusätzlichen<br />
DJ-Kollektiv geschaffen. Insgesamt haben bereits<br />
rund 60 Personen mit Behinderung eine DJ-Ausbildung<br />
absolviert, von denen derzeit mehr als 20 DJs aktiv tätig<br />
sind. Eine neue DJ-Ausbildung findet jährlich in Wien<br />
statt. Wie es zu dieser erfolgreichen und außergewöhnlichen<br />
Initiative gekommen ist, erklärt Christoph Sackl<br />
im Interview.<br />
Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?<br />
Ich habe mehr als zehn Jahre in England gelebt und im<br />
Sozialbereich mit Menschen mit Behinderung gearbeitet.<br />
Im Laufe meiner Tätigkeiten habe ich mehrere inklusive<br />
Discos in London besucht und war von der Atmosphäre<br />
begeistert. Als ich wieder nach Wien zurückgekommen<br />
bin, habe ich hier nichts Vergleichbares gefunden. So ist<br />
die Idee entstanden, das Angebot an inklusiven und barrierefreien<br />
Veranstaltungen nach Österreich zu bringen.<br />
Viele Menschen mit Behinderung sind von Abendveranstaltungen<br />
auf Grund von räumlichen Barrieren und<br />
dem fehlenden Verständnis von Mitmenschen ausge-<br />
8<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>
IMFOKUS<br />
KEINE AUSGRENZUNG<br />
schlossen. Gemeinsam mit Sebastian Gruber, der selbst<br />
eine Behinderung hat, haben wir den Verein Firefly Club<br />
gegründet.<br />
Wie läuft eine Ausbildung zum DJ ab?<br />
Sie wird von bereits ausgebildeten DJs als Trainer geleitet,<br />
die für ihre Tätigkeiten bezahlt werden. Somit<br />
schafft der Firefly Club ein Arbeits-und Beschäftigungsangebot<br />
für Menschen mit Behinderung durch honorierte<br />
Trainer und DJ-Einsätze. Jeder DJ ist mit Herz und<br />
Seele bei der Sache. Fast alle aktiven DJs besitzen schon<br />
ihre eigenen DJ-Geräte, um sich auf die nächsten Auftritte<br />
vorzubereiten. Es werden individuelle DJ-T-Shirts<br />
und Veranstaltungsflyer von den DJs entworfen und eigene<br />
Facebook-Fanseiten betrieben.<br />
Was ist das Ziel der Ausbildung?<br />
<strong>Die</strong> Ausbildung zum DJ soll das Selbstwertgefühl der<br />
Teilnehmenden steigern, musisch kreative Talente der<br />
Zielgruppe in einem sicheren Rahmen fördern und einer<br />
benachteiligten Personengruppe zu einer verstärkten<br />
kulturellen und gesellschaftlichen Teilhabe verhelfen.<br />
Derzeit gibt es kaum DJs mit Behinderung in Österreich,<br />
die außerhalb von karitativen Einrichtungen im<br />
öffentlichen Rahmen auftreten. Auf gesellschaftlicher<br />
Ebene werden durch die DJ-Auftritte Vorurteile und<br />
Barrieren gegenüber Behinderungen abgebaut. Durch<br />
die musikalische Leistung und Sichtbarkeit der DJs in<br />
der Öffentlichkeit sowie durch die Vernetzung von Menschen<br />
mit und ohne Behinderung trägt der Verein zur<br />
Verwirklichung einer inklusiven Gesellschaft bei.<br />
Bei welchen großen Veranstaltungen durfte man<br />
Eure DJs schon live erleben?<br />
<strong>Die</strong> DJs spielten bei großen Veranstaltungen wie dem<br />
zehnten Diversity Ball mit über 2.000 Besuchern im<br />
Kursalon Wien, bei mehreren Veranstaltungen im Wiener<br />
Rathaus, den Special Olympics in Schladming und<br />
bei einem inklusiven Festival in der Schweiz. <strong>Die</strong> Reaktionen<br />
der Kunden waren immer sehr positiv, und eine<br />
positivere Einstellung gegenüber Menschen mit Behinderung<br />
wird oft als sozialer Mehrwert nach den Veranstaltungen<br />
betont.<br />
Was habt ihr als nächstes vor?<br />
Der Verein plant, sich als Sozialunternehmen und Vermittlungsagentur<br />
für Menschen mit Behinderung zu<br />
etablieren. Um auch eine nachhaltige Finanzierung sicherzustellen<br />
und Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung<br />
zu schaffen, sollen die DJs und DJ-Trainer<br />
durch eine neue interaktive Buchungsplattform an neue<br />
Kundengruppen, verstärkt in der Privatwirtschaft, mit<br />
zusätzlichen Leistungen vermittelt werden. Da freuen<br />
wir uns natürlich, wenn es möglichst viele neue Buchungs-<br />
und Kooperationspartner und neue interessierte<br />
Teilnehmer gibt. Unterstützung – welcher Art auch<br />
immer – ist ebenfalls herzlich willkommen.<br />
Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute!<br />
Informationen, Anfragen oder Buchungen über<br />
www.fireflyclub.at oder +43 680 4012002<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 9
MALTESERORDEN<br />
WEINKELLEREI LENZ MOSER<br />
1.000 EIMER MALTESERWEIN<br />
Das 1.000 Eimerfass ist mit einem Rotwein aus dem von Lenz Moser seit 1969 bewirtschafteten Schlossweingut Mailberg<br />
des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens befüllt. <strong>Die</strong> vorgesehene Reifezeit für den „Premiere-Wein“ der Rebsorten Blauer<br />
Zweigelt, Cabernet Sauvignon und Merlot beträgt mindestens zwölf Monate.<br />
Von Friedrich H. Wimmer<br />
Kellereileiter Ing. Ernest Großauer schätzt am Holzfass<br />
den natürlichen Aspekt in der Weinwerdung – ein Naturprodukt<br />
reift in einem Naturprodukt. Für den Ausbau<br />
eines Weins im Holzfass braucht es spezielles Wissen,<br />
entscheidend für die Qualität des darin gereiften Weins<br />
sind aber Gespür und Erfahrung. Somit steht selbst bei<br />
einer großen Kellerei wie Lenz Moser der Mensch selbst<br />
im Mittelpunkt. Mit Weinen, welche die Handschrift des<br />
Kellermeisters tragen.<br />
Viele Jahrzehnte schlummerte im Weinkeller von Lenz<br />
Moser ein historisches 1.000 Eimerfass, dessen Fassboden<br />
aufwändige Schnitzarbeiten zierten. Seine Zeit als<br />
Reifebehältnis für Wein hatte dieses 56.500 Liter fassende<br />
Juwel längst hinter sich.<br />
Für den Chefönologen Ing. Ernest Großauer wurde das<br />
Fass bei seiner täglichen Arbeit immer mehr zur Inspiration.<br />
Wie könnte diesem Schmuckstück neues Leben<br />
eingehaucht werden? Das Holzfass an sich – in Form von<br />
Barriques und Gebinden mit einigen Tausend Litern Fassungsvermögen<br />
– hatte bei Lenz Moser seit jeher einen<br />
großen Stellenwert. Somit reifte langsam der Entschluss,<br />
dem 1.000 Eimerfass seine einstige Bedeutung zurückzugeben.<br />
Das Fass selbst sollte erneuert werden, der kunstvoll<br />
geschnitzte Fassboden weiterhin die Betrachter erfreuen.<br />
Nach jahrelanger Vorbereitung erfolgte im Sommer 2017<br />
der Aufbau des neuen 1.000 Eimerfasses in der Weinkellerei<br />
Lenz Moser. Das Holz dafür stammt von der Traubeneiche<br />
aus den Waldungen des Stifts Klosterneuburg, geschlägert<br />
im Winter 2009/2010. Das Alter der Stämme beträgt zwischen<br />
130 und 160 Jahre, das leere Fass hat ein Gewicht<br />
von 13.000 Kilogramm, ist 4,9 m lang und 4,65 m hoch.<br />
Eine Besonderheit am ursprünglichen 1.000 Eimerfass<br />
war dessen 1953 kunstvoll geschnitzter Fassboden mit<br />
dem Motiv „Noah empfängt den Rebstock von Gott dem<br />
Herrn“. <strong>Die</strong>ser außergewöhnliche Fassboden ist bestens<br />
erhalten und schmückt nun die Vorderansicht des neuen<br />
1.000 Eimerfasses.<br />
Informationen:<br />
www.lenzmoser.at oder www.weinshop-mailberg.at<br />
10<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>
MALTESERORDEN<br />
ALEXANDER VAN DER BELLEN BEI<br />
FRA’ GIACOMO DALLA TORRE IN ROM<br />
Der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen wurde in Rom vom Statthalter des Großmeisters<br />
Fra’ Giacomo Dalla Torre empfangen.<br />
Von Richard Steeb<br />
Der Statthalter des Großmeisters des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens,<br />
Fra’ Giacomo Dalla Torre, empfing<br />
den österreichischen Bundespräsidenten Alexander Van<br />
der Bellen, im November des vergangenen Jahres, im<br />
Magistralpalast in Rom. <strong>Die</strong> Gespräche konzentrierten<br />
sich auf die exzellenten Beziehungen zwischen der Österreichischen<br />
Republik und dem Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
, die auf einer Jahrhunderte währenden Partnerschaft<br />
basieren (diplomatische Beziehungen bestehen<br />
nach Wien zumindest seit 1747). In einer Atmosphäre<br />
großer Herzlichkeit erörterte man die vielen medizinischen<br />
und sozialen Projekte des <strong>Malteser</strong>ordens in Österreich:<br />
die Bandbreite reicht hier von der Betreuung von<br />
Kinderpatienten – und deren Eltern – im Hospiz, über die<br />
Pflege von Behinderten und alten Menschen bis hin zur<br />
Flüchtlingshilfe und dem Rettungsdienst.<br />
„Ich bin sehr beeindruckt von der Präsentation der internationalen<br />
Aktivitäten des Ordens, die in so vielen<br />
Ländern von der humanitären Hilfe bis zu sehr spezifi-<br />
schen Projekten im medizinischen und sozialen Bereich<br />
reichen“, äußerte sich der österreichische Bundespräsident<br />
erfreut. „Der Orden ist immer bei jedem Einzelnen<br />
und seinen Bedürfnissen. Wenn man die vielen Konflikte<br />
und Krisenherde auf der Welt in Betracht zieht, dann<br />
teilt Österreich völlig die Einstellung des <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden,<br />
dass ein neues und effizientes humanitäres<br />
Hilfsmodell gefunden werden muss“, so der Bundespräsident<br />
weiter.<br />
Der offizielle Besuch des österreichischen Bundespräsidenten<br />
Alexander Van der Bellen ist der erste seit seinem<br />
Amtsantritt im Januar 2017. Gleichwohl haben viele<br />
Besuche stattgefunden, zuletzt war eine Delegation des<br />
Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden 2016 in Wien.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 11
VORBILDER<br />
DAISY WALDSTEIN-WARTENBERG<br />
EIN AUSSERGEWÖHNLICHES VORBILD FÜR UNS ALLE<br />
Das Leben von Margareta „Daisy“ Gräfin Waldstein-Wartenberg zu erzählen, ist ein nahezu unmögliches Unterfangen.<br />
Dennoch wage ich den Versuch, denn sie hat nicht nur den Alten- und Krankendienst mitbegründet, sondern auch die <strong>Malteser</strong> in<br />
Österreich wie kaum ein anderer Mensch nachhaltig geprägt und dabei vorbildhafte Spuren hinterlassen.<br />
Von Wolfgang Weigel<br />
Daisy kommt 1927 in London zur Welt. Ihre Kindheit<br />
verbringt sie mit ihrer Mutter und drei Onkeln in<br />
Roketnitz, einem kleinen Ort in Mähren. Zur Schule<br />
geht sie später in Olmütz. <strong>Die</strong> glücklichen Jahre ihrer<br />
Kindheit enden abrupt mit dem alles vereinnahmenden<br />
Nationalsozialismus. Auf ihrer Flucht – als geborene<br />
Britin ist die Gefahr groß, verfolgt zu werden – ist<br />
Daisy auf einfache Arbeiten angewiesen, um sich vor<br />
Ein Leben in ruhigeren Bahnen<br />
1953 heiratet Daisy ihren ersten Mann, Michael<br />
Thun-Hohenstein, und schenkt ihm zwei Söhne<br />
und eine Tochter. Der erste Sohn, Alfred, hat<br />
das Down-Syndrom und braucht besondere Pflege.<br />
Damit nicht genug, stirbt Michael im Alter<br />
von nur 39 Jahren. Er nimmt Daisy das Versprechen<br />
ab, zum Wohl der Kinder wieder zu heiraten.<br />
So tritt Berthold Waldstein-Wartenberg, kurz Berti, in<br />
Daisys Leben. Mit seinem Engagement reißt er Daisy<br />
mit, sodass entsteht, was wir heute mit tiefem Respekt<br />
bewundern: der <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst, den Berti als<br />
Kommandant 15 Jahre leitete. Nach einem Wechsel in<br />
der Führung des Hospitaldienstes wurde eine neue Initiative<br />
mit der „Waschstraße“, einem Pflegezentrum<br />
dem Zugriff der Gestapo zu verstecken. 1946 folgt die<br />
Vertreibung, Daisy landet in Wien. Dort holt sie die<br />
Matura nach und nimmt ein Studium auf. Als dann das<br />
Geld dafür nicht mehr reicht, lässt sie sich zur Modistin<br />
ausbilden.<br />
im zehnten Wiener Gemeindebezirk, als Kernstück des<br />
<strong>Malteser</strong> Alten- und Krankendienstes ins Leben gerufen.“<br />
Schwere Zeiten nach langer Aufbauarbeit<br />
Daisy muss mit weiteren Schicksalsschlägen fertigwerden.<br />
Ihr zweiter Mann Berti stirbt nur 66-jährig. Auch die<br />
jüngste Tochter, die sich bald eingestellt hatte, verliert<br />
den geliebten Vater zu früh. Daisy, vierfache Mutter und<br />
von nun an auf sich allein gestellt, verschreibt sich ganz<br />
dem <strong>Die</strong>nst am Nächsten und schafft neue caritative<br />
Initiativen im Sinne des Kampfes gegen die acht – durch<br />
die Spitzen des <strong>Malteser</strong>kreuzes dargestellten – Elende.<br />
Unter anderem gründet sie für Menschen mit Behin-<br />
12<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>
VORBILDER<br />
derung den böhmischen Hospitaldienst, Servo und die<br />
Česka Maltézská Pomoc. Alle drei sind Werke des <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens.<br />
Daisy ist unermüdlich. Wenngleich ihre körperliche<br />
Kraft langsam schwindet, bleiben ihr Wille und ihre<br />
Zugewandtheit zu den Menschen ungebrochen. Der<br />
Heilige Vater, der <strong>Malteser</strong>-Orden und auch die Republik<br />
Österreich wissen um Daisys Leistungen und würdigen<br />
sie durch hohe Auszeichnungen. Sie aber tritt in<br />
den „Dritten Orden des Heiligen Dominikus“ ein.<br />
Daisys Einfluss auf mein Leben<br />
Ich sah Daisy zum ersten Mal vor etwa 50 Jahren. Sie<br />
und Berti waren Gäste meiner Eltern, mit denen sie der<br />
legendäre Dominikaner-Pater <strong>Die</strong>go Goetz bekannt ge-<br />
einen Packwagen, der vom Materiallager bis zur „Cafeteria“<br />
alle möglichen Funktionen erfüllte. Als ich gegen<br />
drei Uhr früh für einen unserer Schützlinge etwas holen<br />
wollte, war Daisy auch da, etwas verschlafen, aber<br />
mit einem aufmunternden Lächeln und klaren Worten<br />
– ich war ja ein pflegerischer Jungspund –, worauf ich<br />
bei der Rückkehr in den Waggon zu achten hätte.<br />
Ja, das konnte Daisy: charmant und fast ein wenig verschämt<br />
lächeln und bestimmt bleiben. Sie war zugleich<br />
unbeirrbar und großzügig, insistierend und nachsichtig.<br />
Ihre Umgebung tat sich manchmal mit der kantigeren<br />
Seite ihres Wesens nicht leicht. Aber ich meine zu<br />
wissen, dass sie sich dessen sehr wohl bewusst war und<br />
es möglicherweise nicht selten für notwendig erachtete,<br />
so zu sein, um die Dinge zu lenken.<br />
macht hatte. Sie warb zunächst meine Schwester Barbara<br />
für die „Staffel“, die Vorgängerorganisation des<br />
<strong>Malteser</strong> Hilfsdienstes und heutigen MHDA, an.<br />
Es dauerte eine Weile, doch dann folgte auch ich. Frühe<br />
Stationen, in denen ich Daisy bei der Arbeit sah, waren<br />
die Ausbildungsabende in der „Casa Waldstein“ in der<br />
Skodagasse 13, deren Wohnzimmer in gewissem Sinne<br />
die Zentrale war (mit Daisys Küche als unerschöpflicher<br />
Quelle von Erfrischungen und Stärkungen).<br />
Erster Rom-Zug 1968<br />
Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir eine Episode<br />
auf meinem ersten Rom-Zug 1968. Der Zug führte<br />
Unermüdlich bis zum 90. Lebensjahr<br />
Daisy hatte eine unerschöpfliche Kraft. Auch Demut<br />
und große Gelassenheit waren ihr eigen , so wie ich<br />
sie bei der Beisetzung ihres Sohnes Alfred erlebte.<br />
Aber auch zuletzt, auf einen Stock gestützt, war sie<br />
unverwechselbar, mit fester Stimme, diesem Blick,<br />
der Charme und Distanz zugleich in sich trug.<br />
Daisy ist am 22. November 2017 von uns gegangen.<br />
Als „die Daisy“ wird sie in unserer Erinnerung fortbestehen.<br />
Weinen wir also nicht um sie, freuen wir uns<br />
mit ihr über ihren paradiesischen Frieden!<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 13
LEBENSWERT<br />
„WENN MAN EINEN SINN HAT, LOHNT<br />
ES SICH, VIEL AUSZUHALTEN.“<br />
Georg Male im Gespräch mit dem Psychologen, Autor, Rollstuhlfahrer und Familienvater Dr. Georg Fraberger.<br />
Ganz einfach war es nicht, einen Termin zu finden,<br />
Dr. Fraberger ist ein viel beschäftigter Mann. Er arbeitet<br />
als klinischer Psychologe an der Orthopädie im Wiener<br />
AKH und zudem als Lehrbeauftragter, betreibt daneben<br />
eine Privatpraxis, hält Vorträge und veröffentlicht beinahe<br />
jedes Jahr ein neues Buch. Und „nebenbei“ ist der<br />
1973 ohne Arme und Beine in Wien Geborene auch noch<br />
verheiratet und hat vier Kinder.<br />
Doch schließlich stehe ich wartend auf einem der langen<br />
Gänge im AKH – etwas unsicher, was mich erwarten<br />
wird. Eine Dreiviertelstunde hat sich für unser Gespräch<br />
gefunden, eingezwängt zwischen zwei andere Termine.<br />
Da biegt Dr. Fraberger mit seinem Elektro-Rollstuhl auch<br />
schon um die Ecke, in ziemlich ambitioniertem Tempo.<br />
Rasche Begrüßung, und schon geht es weiter in sein<br />
<strong>Die</strong>nstzimmer. Jede Kurve, jedes Tür-Öffnen sitzt perfekt.<br />
Den Rollstuhl steuert er mit seinem an der Hüfte<br />
angewachsenen Fuß, zusätzlich trägt er rechts eine Armprothese.<br />
Es verleiht Lebenswert ...<br />
Gleich sind wir mitten im Gespräch. Meine Eingangsfrage,<br />
in welcher Rubrik unserer <strong>Zeitung</strong> – VorBilder oder<br />
LebensWert – er sich eher sehen würde, beantwortet<br />
Georg Fraberger umgehend und eindeutig: „In der Kategorie<br />
LebensWert. Ich werde zwar oft in die Vorbildrolle<br />
gedrängt, fühle mich aber nicht so. Das betrifft mich als<br />
Person, aber auch meine Tätigkeit. Ich führe selbst ein gelungenes,<br />
lebenswertes Leben und kann auch andere Menschen<br />
darin unterstützen, gut zu leben.“ Doch natürlich sei<br />
sein Leben nicht immer leicht, ergänzt er. „Dass es mir gut<br />
geht, heißt nicht, dass ich mich auch immer wohl fühle;<br />
meine Behinderung wegzuleugnen, wäre vermessen.“<br />
... mit Menschen zu arbeiten<br />
Und was ist es konkret, das sein Leben lebenswert macht?<br />
Auch hier hat Georg Fraberger sofort eine klare Antwort:<br />
„Dass ich mich mit einem Sinn befassen kann und dass<br />
es sich lohnt, alle Mühen dafür auf sich zu nehmen, mir<br />
etwa auch in der Arbeit helfen zu lassen oder mich mit<br />
einer kaputten Prothese abzumühen, wie gerade jetzt.<br />
<strong>Die</strong>ser Sinn liegt für mich darin, mit Menschen zu arbeiten<br />
und ihnen hoffentlich weiterhelfen zu können – in<br />
der direkten Begegnung mit ihnen persönlich oder auch<br />
in der Wissenschaft.“<br />
Jetzt muss ich aber doch auch nachfragen, ob es für Georg<br />
Fraberger etwas gibt, das ihn zum Vorbild macht. Und – ja<br />
– auch das gibt es, nämlich „die Tatsache, dass es mir wirklich<br />
gelungen ist, die Behinderung nicht als mein Lebensproblem<br />
zu sehen. Ich habe großes Glück und bin dankbar<br />
für die ganz normalen Probleme eines Ehemannes und Vaters.<br />
Ich bin dankbar, dass ich mich mit meiner Familie und<br />
anderen Menschen auseinandersetzen kann, und nicht<br />
nur mit meinen körperlichen und psychischen Grenzen.“<br />
Wut, Verständnis und Glaube<br />
Wie sieht es dann mit Wut aus, mit dem Vergleich mit<br />
Menschen ohne Behinderung? Georg Fraberger: „Natür-<br />
14<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>
LEBENSWERT<br />
Bei diesem Stichwort muss ich natürlich einhaken und<br />
stelle die Gretchenfrage, ob es für Georg Fraberger auch<br />
eine spirituelle Dimension gibt. „Ja, die gibt es“, antwortet<br />
er, doch müsse er sie vom Verständnis fernhalten. „Ich<br />
bin gläubig und glaube, dass das Leben einen Sinn hat.<br />
<strong>Die</strong>ser Sinn liegt für mich in der Erkenntnis – in der Wissenschaft<br />
ebenso wie im Glauben. Meine Klienten erwarten<br />
von mir aber keine Mission. Doch wenn jemand mit<br />
dem Sinn hadert, bringe ich auch spirituelle Aspekte ein.<br />
Manche Erklärungen findet man eben nur in der Philosophie<br />
...“<br />
lich, die Behinderung macht mich oft auch wütend, weil<br />
es so schade ist, dass ich etwas nicht kann ... Ich glaube,<br />
hier hilft mir meine Ausbildung als Psychologe, denn ich<br />
habe gelernt, zu Aggressionen einen positiven Zugang zu<br />
bekommen. Ich weiß einfach, dass Aggression immer nur<br />
dann auftritt, wenn man nicht verstanden wird. Allein<br />
dieses Wissen hat mir schon geholfen, meine Aggression<br />
anders zu betrachten. Das versuche ich auch in meinem<br />
Beruf weiterzugeben. Wir leben alle auf Basis von Verständnis;<br />
wenn kein Verständnis mehr da ist, bleibt nur<br />
der Glaube.“<br />
Ganzheitliche Sicht des Menschen<br />
Großteils betreut Georg Fraberger Menschen in existenziellen<br />
Situationen, sein Spezialgebiet sind Patienten mit<br />
Tumoren und Metastasen am Knochenapparat. Sie bekommen<br />
neue Knochen aus Metall, erleiden Einschränkungen<br />
und eine massive Veränderung ihrer Lebensqualität,<br />
müssen oft neu gehen lernen. Georg Fraberger:<br />
„Äußerlich sieht man oft nur eine einzelne große Narbe,<br />
doch innerlich ist die Verletzung viel gravierender.“<br />
Hier sei es wichtig, den Menschen als leiblich-seelische<br />
Ganzheit zu betrachten. Neben der Versehrtheit auf der<br />
leiblichen Ebene müsse auch die seelische Verwundung<br />
behandelt werden.<br />
Kann er mit seiner speziellen persönlichen Situation seinen<br />
Klienten dabei mehr geben als jemand ohne Behinderung?<br />
„Tendenziell sicher“, meint er, „doch die Behinderung<br />
bringt auch Vorurteile mit sich. Mit Vorurteilen<br />
kämpft aber jeder in irgendeiner Form ...“ Und Georg<br />
Fraberger scheint auch wenig Scheu und Berührungsängste<br />
zu haben. „Ich selbst gehe einfach direkt auf Menschen<br />
zu, oft setze ich dabei auch auf – bisweilen schwarzen<br />
– Humor. Wenn Sie zu jemandem sagen ‚Ich würde<br />
BIOGRAFIE<br />
Georg Fraberger, 1973 ohne Arme und ohne Beine geboren, wuchs in Wien gemeinsam mit zwei Geschwistern auf.<br />
Seine Familie ermöglichte ihm ein normales Leben und sah seine Behinderung nie als Problem. Er besuchte einen<br />
normalen Kindergarten, danach kurzzeitig eine Behindertenschule, und absolvierte später die Handelsakademie.<br />
2000 schloss er das Studium der Psychologie in Wien ab. Danach arbeitete er ein Jahr lang in Somerset (England)<br />
als psychologischer Assistent für Patienten mit Schädel-Hirn-Traumata und Schlaganfall in einer neurologischen<br />
Abteilung. Ab seiner Rückkehr im Jahr 2001 befasste er sich mit seiner Dissertation, 2007 folgte die Promotion im<br />
Fach Psychologie. Neben der Arbeit in seiner Praxis und im AKH ist er Sachverständiger beim bVa Pensionsservice,<br />
Referent in der Facharztausbildung, Seminarleiter an der MedUniWien und seit 2013 Autor. Außerdem ist er glücklich<br />
verheiratet, Vater von vier Kindern und begeisterter Autofahrer.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 15
BIBLIOGRAFIE<br />
auch nicht mit mir reden’, ist das Eis gebrochen. Letztlich geht<br />
es darum, die Spannung aufzulösen. Solange jemand nur meinen<br />
Körper sieht, weiß er ja nicht, wer und was ich bin.“<br />
Alltag mit Behinderung<br />
Und wie gehen seine Kinder damit um? „Für die ist es ganz<br />
normal“, erklärt Georg Fraberger, „sie kommen sogar mit<br />
Menschen in Kontakt, die nie mit mir reden würden. Dabei<br />
geraten sie manchmal auch in die Rolle, mich zu verteidigen.<br />
Denn manche Menschen, die sich vor mir zurückziehen, lassen<br />
es an den Kindern aus und verspotten sie – nach dem Motto<br />
‚Dein Vater ist aber komisch‘. Erst daran merke ich, dass man<br />
mit Behinderung generell in einer Außenseiterrolle ist, und<br />
meine Kinder tun mir oft leid für diese Konfrontation.“<br />
Durch technische, finanzielle und auch strukturelle Hilfen ist<br />
diese Außenseiterrolle heutzutage zum Glück deutlich gemildert.<br />
Georg Fraberger ist zum Beispiel begeisterter Autofahrer,<br />
wie seine Website verrät. „Ich fahre gern und finde das entspannend“,<br />
erklärt er. „Doch ohne zusätzliche Hilfe über die technische<br />
hinaus wäre das nicht möglich, denn ich kann natürlich<br />
nicht tanken oder Öl nachfüllen. Heute Früh war ein kleiner<br />
Kaugummi meiner Kinder in der Tür, damit ging die Rampe<br />
nicht hinunter – deshalb muss mein Assistent immer mit dabei<br />
sein.“<br />
Kein Sinn ohne Vision<br />
Generell seien die Bedingungen in Österreich in Sachen Infrastruktur,<br />
Pflegegeld, Assistenz etc. ziemlich gut. <strong>Die</strong>s helfe vor<br />
allem Menschen, die nicht so gut (familiär) eingebunden seien<br />
wie Georg Fraberger. „Doch das Finanzielle und Strukturelle<br />
ist nur ein Aspekt. <strong>Die</strong> Assistenz ersetzt letztlich ‚nur’ meine<br />
Hände und Füße und ist wertlos, wenn ich nicht eine Vision<br />
habe, wofür ich da sein möchte. Nur wenn ich selbst einen Sinn<br />
in meinem Leben finde, hat auch die Hilfe Sinn. Kurz zusammengefasst:<br />
Wenn man einen Sinn hat, lohnt es sich, viel auszuhalten.“<br />
2013<br />
Ohne Leib, mit Seele<br />
Es gibt zwei Fragen, die mich am meisten beschäftigten:<br />
Was macht den Menschen aus?<br />
Und welchen Körper braucht er dazu? <strong>Die</strong> Wissenschaft<br />
kann den Wert, den Grund und den<br />
Sinn eines Lebens nicht erklären. Es muss also<br />
mehr geben als Körper und Verstand: die Seele.<br />
2014<br />
Ein ziemlich gutes Leben<br />
<strong>Die</strong> Voraussetzungen für ein gutes Leben waren<br />
nicht sehr günstig für mich – aber ich habe es<br />
geschafft. Arm oder reich? Gesund oder krank?<br />
Perfekt oder nicht perfekt? <strong>Die</strong>ses Entweder–<br />
Oder macht vermeintlich den Unterschied aus<br />
zwischen einem guten und einem schlechten<br />
Leben. Aber das stimmt nicht.<br />
2016<br />
Ich verstehe Dich.<br />
Endlich Klarheit in der Kommunikation<br />
Wenn Menschen miteinander in Kontakt treten,<br />
entsteht eine Verbindung zwischen ihnen.<br />
Aber wie schaffen wir es, dass unser Gegenüber<br />
sich verstanden weiß und sagt: „Du sprichst<br />
mir aus der Seele“?<br />
2017<br />
Wie werde ich Ich. Zwischen Körper, Verstand<br />
und Herz<br />
Wir werden dazu erzogen, Ziele anzustreben.<br />
Wir trainieren unseren Körper und funktionieren<br />
nach gesellschaftlichen Vorgaben. Der<br />
Mensch versucht, erfolgreich und in der Liebe<br />
ein perfekter Partner zu sein. Doch oft gelingt<br />
diese Balance nicht. Aber wer hat nun recht:<br />
Körper, Verstand oder Herz? Wie werde ich Ich,<br />
und wer bin ich?<br />
16<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>
LEBENSWERT<br />
„SAG NICHT BEHINDERT ZU MIR!“<br />
Wie finden Menschen mit Behinderung einen Job? Warum werden Ladentheken nicht so gebaut, dass sie auch für Rollstuhlfahrer<br />
einfach zugänglich sind? Mit diesen Fragen beschäftigen sich Unternehmen wie „myAbility“ und „Career<br />
Moves“ – höchst erfolgreich, wie nachstehendes Porträt zeigt.<br />
Von Katharina Stögner<br />
Was denken Sie? Wie viele Menschen mit Behinderung<br />
leben in Österreich? 20,5 Prozent? 8,5 Prozent? Oder<br />
doch nur 1,5 Prozent? Es sind tatsächlich 20,5 Prozent.<br />
Das sind rund 1,7 Millionen Menschen. Rein betriebswirtschaftlich<br />
gesehen, bedeutet diese Zahl 1,7 Millionen<br />
potenzielle Neukunden bzw. Arbeitskräfte – eine<br />
barrierefreie Gestaltung der Arbeits- und Geschäftsumgebung<br />
vorausgesetzt.<br />
Auch so kann man Statistik betrachten. Keine Scheu vor<br />
dieser Art der Interpretation von Zahlen hat das Unternehmen<br />
„myAbility“. <strong>Die</strong> Experten von myAbility werden<br />
gerufen, wenn es darum geht, ein Geschäft, einen<br />
Betrieb oder einen großen Konzern (oder eine ganze Gemeinde)<br />
barrierefrei zu machen und Inklusionskonzepte<br />
für einen produktiv lebbaren Berufsalltag zu entwickeln.<br />
Ergänzend zum Know-how von myAbility bietet<br />
die Jobplattform „Career Moves“ neue Job-Perspektiven<br />
für Menschen mit Behinderung bzw. für Unternehmen,<br />
die Menschen mit Behinderung einstellen wollen.<br />
Motivation durch die eigene Betroffenheit<br />
Career Moves ist im Jahr 2009 entstanden, 2014 wurde<br />
myAbility aus der Taufe gehoben. Hinter beiden Namen<br />
steht Mag. Gregor Demblin, dessen Leben wohl ganz<br />
anders verlaufen wäre, wäre da nicht 1995 die Maturareise<br />
nach Griechenland gewesen. Der damals 18-Jährige verunglückte<br />
beim Baden schwer und blieb querschnittgelähmt.<br />
„Es gehört zu einer ganzheitlichen<br />
Unternehmensstrategie, auch<br />
Menschen mit Behinderung als Mitarbeiter<br />
und als Kunden zu berücksichtigen.“<br />
Gregor Demblin, Gründer von myAbility<br />
„Das Schlimmste waren nicht die Diagnose und das Jahr<br />
Reha, in dem ich hart für meine neue Selbstständigkeit<br />
gekämpft habe, sondern es war die veränderte Wahrnehmung<br />
von außen. Als Betroffener ist man motiviert<br />
und will normal weiterleben. Doch auf einmal wird man<br />
anders behandelt, es wird einem nichts zugetraut, man<br />
wird anders angesprochen, anders angeschaut“, erinnert<br />
sich Demblin.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 17
LEBENSWERT<br />
Nach dem Philosophiestudium und einigen erfolglosen<br />
Bewerbungen kam schließlich der<br />
Entschluss, etwas gegen diese „andere“ Art der<br />
Behandlung zu tun: Gregor Demblin entwickelte<br />
einen neuartigen, wirtschaftsorientierten Ansatz,<br />
zur Inklusion von Menschen mit Behinderung,<br />
und gründete sein eigenes Unternehmen.<br />
„Nur Personal zu vermitteln, reicht nicht, wenn<br />
nicht auch die technischen und sozialen Parameter dafür<br />
geschaffen werden“, so Demblin.<br />
Mittlerweile hat sich myAbility zu einem soliden, kontinuierlich<br />
wachsenden Beratungsunternehmen entwickelt,<br />
das international sogar als Vorzeigemodell für<br />
Lösungen im Bereich Inklusion gilt. Demblin: „Wir bekommen<br />
laufend Anfragen und Besuch von Interessenten<br />
aus der ganzen Welt, die an einer Zusammenarbeit<br />
interessiert sind bzw. überlegen, wie sie ähnliche Unternehmen<br />
in ihren Ländern auf die Beine stellen können.“<br />
Ein Thema von strategischer Bedeutung<br />
Für Unternehmen spielt das Thema Behinderung eine<br />
immer wichtigere Rolle und sollte unbedingt in der strategischen<br />
Unternehmensplanung berücksichtigt werden.<br />
„Das beginnt schon bei der Ladengestaltung. Geschäftstheken<br />
oder Feinkostvitrinen sollten Menschen<br />
mit Behinderung ungehindert Zugang bieten. Das gleiche<br />
gilt bei der Montagehöhe von Fahrscheinautomaten,<br />
Postkästen, Türglocken und Lichtschaltern, bei der<br />
Bedienung von Fahrstühlen und Kopiergeräten im Büro<br />
oder bei der Essensausgabe in der Betriebskantine“, so<br />
Demblin.<br />
myAbility berät Unternehmen umfassend im Hinblick<br />
auf diese Fragestellungen und geht dabei auch noch einen<br />
Schritt weiter: myAbility bedenkt auch die Gruppe<br />
der älteren Mitarbeiter mit. „Menschen bleiben heute<br />
länger im Arbeitsprozess. Man muss daher bedenken,<br />
dass ein 60-jähriger Mitarbeiter andere Bedürfnisse und<br />
Fähigkeiten hat, als ein 30-Jähriger. Ältere Mitarbeiter<br />
haben zunehmend Probleme mit dem Stützapparat, ihre<br />
Sehkraft wird schlechter, Bildschirmarbeit ermüdet sie<br />
rascher als junge Menschen. Hier Rahmenbedingungen<br />
zu schaffen, die häufigen Ausfällen, Erkrankungen und<br />
Das sagen Andere über myAbility<br />
„<strong>Die</strong> Bank Austria spricht ganz<br />
gezielt Menschen mit Behinderung<br />
an. Nicht nur aus sozialer<br />
Verantwortung oder zur Förderung<br />
von Nachhaltigkeit und<br />
Zukunftssicherung, sondern<br />
auch, weil wir die besten und<br />
engagiertesten jungen Mitarbeiter<br />
an Bord holen wollen. Da<br />
können wir auf diese Talente einfach nicht verzichten.“<br />
Doris Tomanek, Vorstand<br />
UniCredit Bank Austria Human Capital<br />
„Durch das DisAbility-Talent-Programm hatten wir die Möglichkeit,<br />
BewerberInnen kennenzulernen, die bisher den<br />
Handel aufgrund ihrer Behinderung nicht als möglichen Arbeitgeber<br />
in Betracht gezogen haben.<br />
Durch das Job-Shadowing erhielten die<br />
TeilnehmerInnen einerseits Einblicke<br />
in den vielseitigen Arbeitsalltag, und<br />
andererseits konnten die MitarbeiterInnen<br />
und Führungskräfte im direkten<br />
Kontakt Berührungsängste abbauen.“<br />
Johannes Zimmerl, Direktor Konzernpersonalwesen<br />
REWE International AG<br />
18<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>
LEBENSWERT<br />
„myAbility, ein neuer wirtschaftlicher Ansatz, beweist, dass es<br />
sich für Unternehmen finanziell einfach auszahlt, Menschen mit<br />
Behinderung als Mitarbeiter und Kunden anzuwerben. Mehr als<br />
2,5 Prozent der Bruttopersonalkosten lassen sich bei großen<br />
Unternehmen durch Inklusionsmaßnahmen zurückgewinnen.“<br />
Würdigung von myAbility im Rahmen der ORF-Kampagne<br />
„ÖSTERREICH kann“ als einer der Top 10 Ideen-Pioniere (2017)<br />
Demotivation entgegenwirken, kann einem Unternehmen<br />
helfen, Kosten zu sparen“, ist Demblin überzeugt.<br />
Auch für Studierende und Akademiker die am ersten<br />
Arbeitsmarkt ihre Karriere starten möchte, entwickelte<br />
myAbility eine Einstiegshilfe: Das DisAbility Talent<br />
Programm. Durch dieses können Unternehmen top<br />
ausgebildete Studierende mit Behinderung kennen lernen<br />
und sich mit diesen vernetzen. „Mit dem DisAbility<br />
Talent Programm reagieren wir auf den Impuls der<br />
Unternehmen, sich Studierenden mit Behinderung als<br />
attraktive Arbeitgeber zu präsentieren. <strong>Die</strong> Partnerunternehmen<br />
des Talent Programms sehen die Behinderung<br />
als positiven Aspekt der Profile der Studierenden“,<br />
erklärt Demblin.<br />
AUSGEZEICHNET!<br />
myAbility wurde bereits mehrfach für seine Leistungen<br />
ausgezeichnet. Wir gratulieren herzlich!<br />
2010 Wundsam-Hartig Preis<br />
2012 Architects-of-the-Future Award, Trigos Award<br />
2013 SEA Sustainable Entrepreneurship Award, Ashoka<br />
Fellow<br />
2014 European Award for Social Entrepreneurship and<br />
Disability, Sozial Marie, DiversCity Award, Österreichischer<br />
Staatspreis für PR<br />
2017 HR Award Gold, seif Award<br />
Fragen zum Thema Inklusion im Unternehmen?<br />
Gregor Demblin steht gerne für weitere Informationen<br />
und eine individuelle Beratung zur Verfügung.<br />
E-Mail: gregor.demblin@myAbility.org<br />
Wie sage ich es richtig?<br />
Darf ich „Behinderung“ sagen? Oder reden wir besser<br />
von „Beeinträchtigung“? Ist „Disability“ das politisch<br />
korrekte Wort? <strong>Die</strong> Sprache bietet uns eine Vielzahl an<br />
Möglichkeiten, um uns auszudrücken. Was wir sagen und<br />
wie wir es sagen, prägt die Welt, in der wir leben, und unsere<br />
Beziehungen zu anderen Menschen. Sprache kann<br />
bestärken und ermutigen, sie kann aber auch verletzen.<br />
myAbility und Career Moves geben Tipps, wie man mit<br />
„heiklen“ Begriffen am besten umgeht. Hier die wichtigsten<br />
DO‘s and DON’Ts:<br />
Disability<br />
Auf den englischen Begriff auszuweichen, ist in unserer<br />
Arbeit mit Unternehmen oft eine gute Möglichkeit, in<br />
das Thema zu starten. So sprechen wir in unserer Beratung<br />
auch von „Disability Recruiting“.<br />
Behinderung<br />
<strong>Die</strong>ses Wort löst bei vielen Menschen ein komisches Gefühl<br />
aus. Dennoch ist es politisch und für uns korrekt,<br />
dieses Wort zu schreiben oder zu sagen.<br />
Der/die Behinderte, behindert sein<br />
Durch diese Wortwahl wird man auf die Behinderung<br />
reduziert, als wäre sie das einzige, identitätsstiftende<br />
Merkmal. Daher besser vermeiden.<br />
Handicap<br />
<strong>Die</strong>ser Begriff kommt von einem alten englischen Spiel<br />
und wird heute im Englischen nicht mehr für behinderte<br />
Menschen verwendet.<br />
Weitere hilfreiche Tipps finden sich unter<br />
www.myability.org/news/inklusive-wording<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 19
RELIGIONAKTUELL<br />
AUFERSTEHUNG<br />
UND<br />
OSTERN<br />
Von Ordensspiritual Altabt Gregor Ulrich<br />
Henckel-Donnersmarck OCist.<br />
Es geht also beim größten Fest der Christenheit schlussendlich<br />
um jeden einzelnen von uns. Davor liegt das<br />
erlösende Leiden, die glorreiche Auferstehung und die<br />
Himmelfahrt Jesu von Nazareth, in dem wir den verheißenen<br />
Messias des auserwählten Volkes Israel erkennen.<br />
Außerdem wissen wir aus den Evangelien und allen weiteren<br />
Schriften des Neuen Testaments, dass er der Sohn<br />
Gottes, der Logos, ja Gott und Erlöser ist. Im Streben, die<br />
„Wenn wir nämlich ihm gleich geworden sind in<br />
seinem Tod, dann werden wir mit ihm auch in<br />
seiner Auferstehung vereinigt sein.“<br />
Lehre auch langfristig in der Balance zu halten, hat die<br />
Kirche der ersten Jahrhunderte noch formuliert, dass<br />
er wahrer Gott und wahrer Mensch ist. Eine Person mit<br />
zwei Naturen. Als Person eine der drei Personen in dem<br />
einen Gott.<br />
Dabei ist die Auferstehung und das ewige Leben auch<br />
außerhalb von Offenbarung und Religion eine Ursehnsucht<br />
des Menschen. Sigmund Freud diagnostiziert, dass<br />
das Unbewusste des Menschen seinen eigenen Tod nicht<br />
wahrnehmen kann und geht davon aus, dass das Unbewusste<br />
letztlich den Menschen steuert und bestimmt.<br />
Das Zweite Vatikanische Konzil bezieht sich nicht direkt<br />
auf Freud, gibt aber doch sehr pointiert die Erklärung<br />
dieser psychoanalytischen Diagnose, wenn es schreibt:<br />
“Er (der Mensch) urteilt aber im Instinkt seines Herzens<br />
richtig, wenn er die völlige Zerstörung und den endgül-<br />
tigen Untergang seiner Person (im Tod) mit Entsetzen<br />
ablehnt“. (gaudium et spes 18)<br />
Eine Zwischenbemerkung: Ich beneide alle spanisch sprechenden<br />
Völker, denn sie nennen das Fest, um das es hier<br />
geht „Pascua de Resurreccion“. Das alttestamentlich Wort<br />
Pascha (Vorübergang des Herrn) verbunden mit Auferstehung.<br />
Was für ein Geschenk, den Inhalt des Festes so<br />
deutlich im Namen auszusprechen! Unser<br />
deutsches Wort „Ostern“ habe ich bis<br />
hierher vermieden, denn es hat eigentlich<br />
keine Beziehung zum Inhalt des Festes,<br />
sondern leitet sich wahrscheinlich vom<br />
(Römerbrief 6,5) Namen einer altgermanischen Gottheit<br />
der Morgenröte und des Frühlings ab. Ich bin daher auch<br />
kein großer Freund vom Osterhasen und von den Ostereiern.<br />
<strong>Die</strong> von Papst Pius XII schon anfangs der 50er Jahre reformierte<br />
Liturgie der Karwoche will uns vor allem im<br />
sacrum triduum - Gründonnerstag, Karfreitag und Osternacht<br />
- ganz intensiv mit dem zentralen Geheimnis<br />
unseres Glaubens verbinden, indem dieses ausführlich<br />
gefeiert wird. Und daher gibt es die Einladung der Kirche<br />
zur engagierten Mitfeier dieser Liturgien. Dabei darf niemand<br />
auf die Uhr schauen oder ungeduldig werden; diese<br />
Feiern brauchen ihre Zeit für die Ewigkeit. Dann dürfen<br />
auch wir erleben, was die Emmaus-Jünger erlebten:<br />
Christus geht mit uns, hört uns zu, auch wenn wir klagen,<br />
er kehrt auf unsere Bitten bei uns ein und gibt sich uns als<br />
Auferstandener im Brotbrechen zu erkennen.<br />
20<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>
MALTESERWELTWEIT<br />
„WIR TUN ALLES, UM DAS MENSCH-<br />
LICHE LEID ZU LINDERN.“<br />
Nach gewaltsamen Auseinandersetzungen in Myanmar flohen seit dem 25. August 2017 mehr als 650.000 Menschen in die<br />
Küstenstadt Cox‘s Bazar in Bangladesch. <strong>Die</strong> meisten Menschen hatten nichts weiter dabei als die Kleidung, die sie am Körper<br />
trugen. Sie wurden in provisorischen Zeltlagern untergebracht, die sich in kürzester Zeit zu einem einzigen „Megacamp“ entwickelten.<br />
Der Bedarf an Hilfe ist immens: die Camps sind überfüllt, das Gesundheitssystem ist völlig überlastet. Hinzu kommt, dass<br />
viele Gebiete sehr schwer zu erreichen sind und es immer wieder Überschwemmungen gibt.<br />
Von Katharina Kiecol<br />
Yvonne Dunton ist für <strong>Malteser</strong> International in Bangladesch<br />
und gibt uns einen Einblick in das Leben der Menschen<br />
dort. <strong>Die</strong> Schweizerin ist 54 Jahre alt und wurde<br />
von uns nach Cox´s Bazar entsendet, um unser Projekt<br />
zu betreuen.<br />
Frau Dunton, wie ist die Situation der Flüchtlinge<br />
in Bangladesch?<br />
Viele haben auf der Flucht fast alles verloren und Schreckliches<br />
erlebt. Das erzählen uns die Menschen, die zu uns<br />
kommen, und das sehen wir auch an den Verletzungen,<br />
die die Mitarbeiter in den Krankenhäusern behandeln<br />
müssen. Es gibt Patienten mit Schusswunden oder Verbrennungen<br />
beispielsweise, aber auch mit zahlreichen<br />
anderen Verletzungen, die Hinweise auf ähnlich dramatische<br />
Ereignisse geben. Ich habe etwa Mamtaz Begum<br />
Tulatoli kennengelernt. Sie hat am ganzen Körper schwere<br />
Verbrennungen und wurde in unserer Gesundheitsstation<br />
behandelt. In Myanmar hat sie bei einem Überfall<br />
ihren Mann und vier Kinder verloren. Ihre Tochter wurde<br />
schwer verletzt, ihr Haus angezündet. <strong>Die</strong> beiden konnten<br />
sich in letzter Sekunde in Sicherheit bringen und<br />
kamen Tage später mit nichts hier an. Mamtaz Brandwunden,<br />
verheilen langsam. Zusätzlich ist sie schwer<br />
traumatisiert, traumatisiert, diese Wunden werden noch<br />
sehr viel länger behandelt werden müssen, bevor sie zu<br />
heilen beginnen.<br />
Was brauchen die Flüchtlinge am dringendsten?<br />
Buchstäblich alles. Zahlreiche Säuglinge und Kleinkinder<br />
sind unterernährt und benötigen dringend Zusatznahrung.<br />
Dort, wo viele Menschen auf so engem Raum und<br />
unter schlechten hygienischen Bedingungen zusammenleben,<br />
besteht immer die Gefahr, dass Epidemien ausbrechen.<br />
<strong>Die</strong> Lösung des Problems muss dringend in Angriff<br />
genommen werden.<br />
Können Sie uns mehr über die Unterstützung von<br />
<strong>Malteser</strong> International in den Camps sagen?<br />
Wir von <strong>Malteser</strong> International haben uns mit Gonos-<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 21
MALTESERWELTWEIT<br />
Foto: Noor Ahmed Gelal/<strong>Malteser</strong> International Foto: Noor Ahmed Gelal/<strong>Malteser</strong> International<br />
Rajumas Haus in Myanmar wurde angezündet. Im letzten<br />
Augenblick konnte sie sich retten.<br />
In zwei Gesundheitsstationen versorgt <strong>Malteser</strong> International<br />
im Megacamp in Cox’s Bazar mehr als 20.000 Flüchtlinge.<br />
hasthaya Kendra, einer erfahrenen lokalen Nichtregierungsorganisation<br />
im Gesundheitsbereich, zusammengeschlossen.<br />
Mit unserer technischen und<br />
finanziellen Unterstützung hat unser lokaler Partner<br />
innerhalb kürzester Zeit zwei Gesundheitsstationen<br />
im Megacamp eingerichtet. <strong>Die</strong>se sind sechs<br />
Tage in der Woche geöffnet und versorgen über<br />
100 Patienten am Tag. Für die Menschen im Camp<br />
ist die Behandlung kostenlos. Außerdem erhalten<br />
hier auch Schwangere, ältere Menschen und unterernährte<br />
Kleinkinder gehaltvolle Spezialnahrung.<br />
Vielen von ihnen sind von den Strapazen der Flucht<br />
gezeichnet und unterernährt.<br />
Wie erleben Sie persönlich die Situation vor Ort?<br />
<strong>Die</strong> meisten Flüchtlinge kämpfen darum, ihr Leben<br />
neu zu beginnen. Ich merke ihnen an, dass sie langsam<br />
damit beginnen, sich hier einzurichten und<br />
wieder Mut zu fassen. Ihr Lächeln zu sehen, ist eine<br />
große Freude für mich und gibt mir Kraft.<br />
„ICH DACHTE,<br />
ICH HÄTTE ALS<br />
MUTTER VER-<br />
SAGT.“<br />
<strong>Malteser</strong> International unterstützt an Tuberkulose erkrankte Kinder<br />
und ihre Familien.<br />
Von Michael Etoh<br />
Über ein Jahr lang war der zweijährige Ar Jua schon krank,<br />
bevor er die Diagnose Tuberkulose erhielt. Seine 30-jährige<br />
Mutter Mi Tueh verzweifelte an der Situation, sie konnte<br />
ihrem Sohn nicht helfen. „Immer wieder hatte er Fieber und<br />
nachts Schweißausbrüche“, erzählt sie. „Ich konnte nicht mehr<br />
schlafen. Alle paar Stunden stand ich in der Nacht auf, um zu<br />
schauen, ob er noch atmet.“ <strong>Die</strong> Sorge wuchs ins Unermessliche.<br />
Erst als Mi Tueh an einem Gesundheitstraining von <strong>Malteser</strong><br />
International zur Vorbeugung und Früherkennung von<br />
Tuberkulose teilnahm, war Hoffnung auf eine Heilung für Ar<br />
Jua in Sicht.<br />
„Es wäre fast zu spät gewesen“<br />
Mi Tueh und ihr Ehemann sind Kleinbauern. In ihrem kleinen<br />
Dorf Tin Htet in der Nähe von Kengtung, einer Stadt ganz im<br />
Osten Myanmars, leben sie vom Reis- und Gemüseanbau. Es<br />
sind abgelegene Regionen wie diese, in denen die Infektionsrate<br />
von Tuberkulose besonders hoch ist. Von den Fortschritten,<br />
die in der Behandlung der Krankheit in den Städten erzielt<br />
werden, bekommen die Dörfer kaum etwas mit. In nur wenigen<br />
anderen Ländern gibt es daher mehr an Tuberkulose erkrankte<br />
Menschen als in Myanmar. Das Leben in den ländlichen Gebieten<br />
ist von Armut geprägt. Viele Menschen können sich<br />
keine ausgewogene Nahrung leisten und sind deshalb besonders<br />
anfällig für Krankheiten. Erkrankt ein Familienmitglied,<br />
stellt dies die Angehörigen vor große finanzielle Herausforderungen.<br />
<strong>Die</strong> Fahrtkosten in das nächstgelegene Krankenhaus<br />
sind meist nicht zu stemmen. Gemeinsam mit dem nationalen<br />
Tuberkulose-Programm arbeitet <strong>Malteser</strong> International daran,<br />
22<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>
Mit Gesundheitskampagnen klären unsere<br />
Mitarbeiter über Tuberkulose auf.<br />
Mi Tuehs zweijähriger Sohn Ar Jua ist an<br />
Tuberkulose erkrankt.<br />
die Ausbreitung von Tuberkulose in der Region durch Prävention<br />
und Behandlung einzudämmen. <strong>Die</strong> Mitarbeiter<br />
klären über die Übertragung von Tuberkulose auf und<br />
unterstützen besonders bedürftige Familien während der<br />
umfassenden Tuberkulose-Behandlung sowohl finanziell<br />
als auch mit Nahrungsmitteln.<br />
Mi Tueh erinnert sich noch genau an das erste Treffen mit<br />
den Mitarbeitern von <strong>Malteser</strong> International. „Fast wäre<br />
ich nicht zu dem Gesundheitstraining gegangen“, erzählt<br />
sie. „Unser Dorfvorsteher hatte uns gebeten, zu dem Treffen<br />
zu gehen, aber ich hatte an diesem Tag so viel Arbeit<br />
auf dem Feld. Zum Glück bin ich schließlich doch hingegangen.<br />
Nach dem Training wurde mein Sohn untersucht.<br />
Dabei fanden die Ärzte heraus, dass er Tuberkulose hat.“<br />
Sie schaut zu Ar Jua, der still auf ihrem Schoß sitzt. „Es<br />
wäre fast zu spät gewesen“, sagt sie zitternd. „Wäre ich an<br />
jenem Tag nicht gegangen, dann hätte ich nie herausgefunden,<br />
dass es Tuberkulose ist. Wahrscheinlich säße Ar<br />
Jua dann heute nicht auf meinem Schoß.“<br />
Aufklärung, Früherkennung und Behandlung<br />
„20 Prozent aller an Tuberkulose erkrankten Menschen<br />
in der Kengtung Region sind Kinder“, berichtet Sai<br />
Kham Kyaut, medizinischer Mitarbeiter bei <strong>Malteser</strong><br />
International in Kengtung. „Obwohl Kinder zu den gefährdeten<br />
Gruppen gehören, wird die Krankheit bei ihnen<br />
seltener diagnostiziert. Ein Grund dafür ist, dass sie<br />
weniger Auswurf produzieren – ein leicht zu erkennendes<br />
Symptom für Tuberkulose. <strong>Die</strong> Früherkennung der<br />
Krankheit ist immens wichtig. Nur so kann eine rechtzeitige<br />
Behandlung sichergestellt und die Verbreitung<br />
eingedämmt werden.“<br />
Nach der Diagnose verordneten die Ärzte von <strong>Malteser</strong><br />
International dem kleinen Ar Jua eine sechsmonatige Behandlung<br />
in Kengtung. Alle zwei Wochen fuhren Mi Tueh<br />
und Ar Jua in das 40 Kilometer entfernte Krankenhaus.<br />
<strong>Malteser</strong> International bezuschusste diese Fahrten. „<strong>Die</strong><br />
20.000 Kyats im Monat haben uns unglaublich geholfen.<br />
Alleine hätte meine Familie die Kosten niemals tragen<br />
können.“ Zusätzlich zu der finanziellen Hilfe erhielt Mi<br />
Tuehs Familie Nahrungsmittel, um die während des Heilungsprozesses<br />
eine so bedeutende ausgewogene Ernährung<br />
sicherstellen zu können.<br />
Ar Jua ist inzwischen auf dem Weg der Besserung. Seine<br />
Behandlung ist fast abgeschlossen. Mi Tueh hat endlich<br />
wieder einen Grund zu lächeln. „Ich dachte, ich hätte als<br />
Mutter versagt“, sagt sie. „Es bereitet mir so viel Freude,<br />
zu sehen, dass er nun wieder genügend Kraft zum Spielen<br />
und Lachen hat.“ Mi Tueh wünscht sich nur das Beste für<br />
ihren Sohn. „Ich hoffe, dass er gesund bleibt und zur Schule<br />
gehen kann, damit er später einmal einen guten Job findet.<br />
Er möchte aber wohl lieber Fußballer werden“, lacht<br />
sie und zeigt auf das Trikot, das er trägt. „Vielleicht wird er<br />
ja ein erfolgreicher Fußballspieler. Für mich wäre das ok.“<br />
<strong>Malteser</strong> International ist seit 1996 in Myanmar aktiv.<br />
Mehr als 350 lokale Mitarbeiter arbeiten in den Staaten<br />
Rakhine, Shan und Kayin. Ziel ist die Stärkung der<br />
schwächsten Gemeinden in abgelegenen Gebieten. <strong>Malteser</strong><br />
International kümmert sich um Verbesserungen in<br />
der Basisgesundheitsversorgung, dem Zugang zur Wasser-,<br />
Hygiene- und Sanitärversorgung und engagiert sich<br />
außerdem in der Katastrophenvorsorge und Nothilfe bei<br />
akuten Naturkatastrophen.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 23
MALTESERWELTWEIT<br />
Tumalu floh vor dem Bürgerkrieg im Südsudan. Schutz hat sie im Rhino-Flüchtlingscamp in Uganda gefunden.<br />
„ICH HABE ANGST,<br />
ABER GOTT IST AUF MEINER SEITE.“<br />
Das erste, was einem ins Auge springt, sind Tumalus Zöpfe, die aufwendig geflochten ein kleines Kunstwerk bilden, das seitlich an<br />
ihrem Kopf prangt. „Ich war zu Hause Friseurin“, sagt sie ruhig. „Ich liebe es, Haare zu stylen, und ich werde nicht damit aufhören,<br />
nur weil die Umstände jetzt schwierig sind.“ Tumalu ist 25 Jahre alt und kommt aus Yei im Südsudan. Vor etwas mehr als einem<br />
Jahr floh sie vor dem Bürgerkrieg in ihrem Land, als bewaffnete Kämpfer ihr Dorf überfielen. Jetzt lebt sie mit ihrer Mutter, ihren<br />
beiden Kindern und ihren Neffen in einer kleinen Lehmhütte in dem von <strong>Malteser</strong> International betreuten Rhino-Flüchtlingscamp<br />
im Norden Ugandas, etwa 600 Kilometer von ihrer Heimat entfernt.<br />
Von Michael Etho<br />
Heute in Sicherheit, aber von der Flucht schwer<br />
traumatisiert<br />
In Norduganda, im Grenzgebiet zum Südsudan, leben<br />
mehr als eine Million vertriebene Südsudanesen. Über<br />
80 Prozent von ihnen sind Frauen und Kinder. Viele von<br />
ihnen haben Traumatisches erlebt, bis sie in Uganda in Sicherheit<br />
waren. „Wir mussten tagelang durch den Busch<br />
laufen, um den Kämpfern aus dem Weg zu gehen“, erzählt<br />
Tumalu und starrt in den Himmel. „Unsere Flucht<br />
ist schon über ein Jahr her, aber an die Angst kann ich<br />
mich noch genau erinnern. Sobald die bewaffneten Männer<br />
dich sehen, vergewaltigen oder töten sie dich, oder sie<br />
vergewaltigen dich und töten dich danach.<br />
Täglich 45 Minuten Fußmarsch, um Wasser zu holen<br />
Nach ihrer Ankunft in Uganda erhielten Tumalu und ihre<br />
Familie 900 Quadratmeter Land für den Bau einer Unterkunft<br />
und den Anbau von Gemüse. „Wir waren glücklich,<br />
als wir das Grundstück erhielten“, fährt sie fort. „Aber wir<br />
hatten kein Wasser. Ich stand jeden Morgen auf, um zum<br />
Fluss zu laufen und Wasser zu holen. Das war ein Fußmarsch<br />
von 45 Minuten.“<br />
Sauberes Wasser war in dieser Gegend bereits knapp,<br />
bevor die Südsudanesen in den Norden Ugandas kamen.<br />
<strong>Die</strong> Ankunft der 1,3 Millionen Flüchtlinge verschlimmerte<br />
das Problem der begrenzten Wasserressourcen in<br />
diesem kargen Landstrich. Vielen Menschen blieb keine<br />
andere Wahl, als Wasser aus dreckigen Flüssen und<br />
Teichen zu holen. „Ich hatte jeden Tag Angst davor, dass<br />
das schmutzige Wasser meine Kinder eines Tages töten<br />
könnte“, sagt Tumalu schaudernd. „Und dann passierte<br />
24<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>
MALTESERWELTWEIT<br />
Dank der von <strong>Malteser</strong> International gebohrten Brunnen im<br />
Rhino-Camp hat Tumalu nun Zugang zu sauberem Trinkwasser.<br />
Start in eine neue Zukunft: 900 Quadratmeter Land erhielten<br />
Tumalu und ihre Familie nach ihrer Ankunft in Uganda.<br />
es: Nach einem Monat hatte mein Sohn Durchfall und<br />
wurde krank.“<br />
In verschiedenen Flüchtlingssiedlungen im Norden<br />
Ugandas versorgt <strong>Malteser</strong> International die Menschen<br />
bereits seit 2014 mit sauberem Wasser. Zunächst fuhren<br />
die Mitarbeiter mit Wassertanks zu verschiedenen<br />
Punkten im Rhino-Camp und brachten Trinkwasser.<br />
Das war allerdings schwierig, denn das Rhino-Camp ist<br />
etwa 60 Quadratkilometer groß und mehr als 120.000<br />
Menschen leben hier. Mit den Wasserlieferungen an<br />
ausgewählte Punkte konnten viele Menschen nicht<br />
erreicht werden. Damit die Menschen nachhaltig mit<br />
Trinkwasser versorgt werden können, bohrte <strong>Malteser</strong><br />
International im vergangenen Jahr Brunnen. Dadurch<br />
erhalten mittlerweile täglich 30.000 Menschen sauberes<br />
Wasser.<br />
Trinkwasserbrunnen wurden gebaut<br />
Inzwischen hat auch Tumalu einen Brunnen wenige Meter<br />
von ihrer Hütte entfernt. „Jetzt habe ich das saubere<br />
Wasser direkt vor der eigenen Haustür“, sagt sie und<br />
strahlt. Dort versammeln sich gerade einige Kinder und<br />
füllen ihre Kanister. „Jetzt kann ich das Wasser für alle<br />
wichtigen Dinge nutzen: kochen, waschen und baden. Seit<br />
dem Bau des Brunnens hatte niemand aus meiner Familie<br />
mehr Durchfall. Und zusätzlich habe ich jetzt auch mehr<br />
Zeit für andere Dinge, da ich mir den weiten Weg zum<br />
Fluss sparen kann.“<br />
Tumalu hat ihre Ausbildung im Südsudan nicht abgeschlossen,<br />
denn ihrer Familie fehlte das Geld. Im Rhino-Camp<br />
hingegen ist sie zum Vorbild für andere junge<br />
Frauen geworden. Kürzlich wurde sie zur stellvertretenden<br />
Vorsitzenden ihres Viertels im Camp gewählt. In<br />
dieser Funktion kümmert sie sich um Opfer häuslicher<br />
Gewalt. „Einige Frauen haben schon vor ihrer Ankunft<br />
schlechte Erfahrungen gemacht. Und auch hier erleben<br />
Frauen häusliche Gewalt. Wir wollen dies ändern und verhindern,<br />
dass Frauen und Mädchen von ihren Männern<br />
und Vätern geschlagen werden.“<br />
Hoffnung, weil Gott an ihrer Seite ist<br />
Ein Ende des Bürgerkriegs im Südsudan ist nicht in Sicht.<br />
Tumalu sieht momentan ihre Zukunft für sich und ihre<br />
Kinder in Uganda. Alles, was sie hat, ist Hoffnung. Sie<br />
hofft darauf, dass sie die schwere Zeit übersteht und sie<br />
ihren Mann eines Tages wiedersehen wird. Und sie möchte<br />
ihre Ausbildung abschließen, damit sich ihr Leben zum<br />
Besseren wendet. „Ich bin in einem neuen Kapitel in meinem<br />
Leben angekommen, ich habe Angst vor der Zukunft<br />
und was da noch alles auf mich zukommt, aber ich bin bereit,<br />
mich dem zu stellen, weil ich Gott auf meiner Seite<br />
habe.“<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 25
MEDIZINAKTUELL<br />
DYSPHAGIE – LEBEN MIT<br />
SCHLUCKSTÖRUNGEN<br />
Dysphagie ist ein Begriff, der in der breiten Bevölkerung eher unbekannt ist, obwohl eine nicht gerade kleine Personengruppe<br />
davon betroffen ist. Dysphagie ist der Fachausdruck für Schluckstörungen. <strong>Die</strong> Gründe für diese Beeinträchtigung könnten<br />
nicht unterschiedlicher sein. Schlaganfälle, Kopftumore, Parkinson, Multiple Sklerose, Alzheimer, Operationen im Kopf- und<br />
Halsbereich, um nur einige Ursachen zu nennen, können zu massiven Störungen des Schluckaktes führen. <strong>Die</strong>s verursacht im<br />
Alltag der Betroffenen oft große Einschränkungen bei der Nahrungsaufnahme, in manchen Fällen ist sogar die Ernährung über<br />
eine Sonde erforderlich.<br />
Von Claudia Braunstein<br />
Dysphagie wird in Stufen eingeteilt, die reichen von dünnflüssig,<br />
angedickt, verflüssigt, püriert bis zu weicher Kost.<br />
Wir haben oft das Bild eines pflegebedürftigen Menschen<br />
vor uns, wenn wir an Schluckstörungen denken. Dem ist<br />
aber nicht so, gerade Menschen mit schlechtsitzenden<br />
Zahnersatz stehen oft noch mitten im Leben, fühlen sich<br />
Zungenkrebs wird statistisch in Österreich etwa 240 Mal<br />
jährlich diagnostiziert. Der durchschnittliche Patient<br />
ist älter als 65, männlich und hat nicht selten ein Alkoholproblem<br />
und ist Raucher. Doch seit einigen Jahren<br />
trifft die Erkrankung auch zunehmend jüngere Patienten<br />
beiderlei Geschlechtes. Der Grund dafür sind HP Viren<br />
„high-risk“, die man auch als Auslöser für Gebärmutterhalskarzinome<br />
kennt.<br />
<strong>Die</strong>se Krebsart, die zu den<br />
Mundhöhlenkrebsarten<br />
gehört, ist heute gut therapierbar,<br />
oft bleiben aber<br />
Einschränkungen zurück.<br />
aber manchmal wegen ihres eingeschränkten Schluckaktes<br />
an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Oft vermeiden<br />
die Betroffenen Essen in der Öffentlichkeit und beschneiden<br />
so selbst ihren sozialen Umgang.<br />
Meine eigene Betroffenheit basiert auf einer Krebserkrankung<br />
in der Mundhöhle, die bald sieben Jahre zurückliegt.<br />
<strong>Die</strong> seltene Diagnose Zungenkrebs hat mir<br />
nach folgenschweren Therapien eine lebenslängliche Einschränkung<br />
des Kau- und Schluckaktes eingebracht.<br />
Ich habe nach gut einem<br />
Jahr nach der Diagnose<br />
begonnen, meine Rezepte<br />
in einfacher Form ins Internet zu stellen. Den Anstoß<br />
dazu gab die Ehefrau eines Patienten, den ich im Rahmen<br />
der Selbsthilfegruppe, die ich im Frühjahr 2012 gegründet<br />
hatte, begleiten durfte. Damals gab es kaum Zugang<br />
zu Rezepten für Menschen mit Schluckstörungen. Auch<br />
heute bin ich mit meinem Food Blog „Geschmeidige Köstlichkeiten“<br />
alleine mit diesem Thema als Blog im deutschen<br />
Sprachraum. Der Blog ist schon lange kein Hobby<br />
mehr und hat sich über die Jahre zu einem kleinen Unternehmen<br />
entwickelt. Firmen, die passende Produkte für<br />
26<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
Dysphagie Patienten haben, kommen auf mich zu. Auch<br />
die Presse und andere Medien sind auf mich und meine<br />
Tätigkeit aufmerksam geworden. Ich darf auch öfter auf<br />
themenbezogenen Veranstaltungen mein Wissen rund<br />
um Dysphagie und die passende Kost zum Besten geben.<br />
Claudia Braunstein<br />
Und das mit einer veritablen Spracheinschränkung. <strong>Die</strong><br />
ist eine weitere Erinnerung an meine überstandene Krebserkrankung.<br />
Durch die Teilresektion der Zunge kann ich<br />
manche Buchstaben nicht mehr korrekt aussprechen.<br />
Dazu gehören G und K, was oft mehrmaliges Nachfragen<br />
des Gegenübers verursacht. Doch all dies ist kein Grund,<br />
mich aus der Gesellschaft zurückzuziehen. Auch wenn<br />
auswärts Essen nicht immer ohne Hindernisse stattfindet,<br />
ich halte es für wichtig, am sozialen Leben teil zu<br />
haben. Ich habe es mir durchaus zum Ziel gesetzt, Menschen<br />
mit derartigen Behinderungen Mut zu machen<br />
und zu zeigen, dass man mit Dysphagie sogar auf fremde<br />
Kontinente reisen kann.<br />
In den kommenden Wochen geht nun einer meiner großen<br />
Herzenswünsche in Erfüllung. Meine Rezepte erscheinen<br />
gleich in zwei Büchern. Bei einem handelt es<br />
sich um ein Fachbuch zum Thema Dysphagie, das ich mit<br />
zwei Ärzten aus Wien herausgeben darf. Das zweite Projekt<br />
ist ein reines Kochbuch mit Tipps aus dem Alltag, das<br />
in einem Salzburger Verlag erscheint.<br />
MALTESER CARE<br />
UND MALTESER<br />
KINDERHILFE AUF<br />
DER INTEGRA<br />
<strong>Die</strong> Messe für Rehabilitation, Pflege und Therapie findet<br />
vom 25. bis zum 27. April <strong>2018</strong> in Wels statt.<br />
Von Susanne Wick<br />
Ende April ist es wieder so weit, alle zwei Jahre findet<br />
die Integra, die Messe für Reha, Pflege und Therapie<br />
statt. Spannende und innovative Impulse für mehr Lebensqualität<br />
werden auch heuer wieder rund 10.000<br />
Besucher in das Messezentrum nach Wels führen.<br />
Wir von <strong>Malteser</strong> Care werden, wie in den vergangenen<br />
Jahren, mit einem Messestand (Standnummer<br />
C350) vertreten sein. Unsere kompetenten Mitarbeiter<br />
werden Interessierte zu unseren Leistungen und<br />
Angeboten informieren und beraten.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe wurde von den Veranstaltern<br />
eingeladen, das Hilde Umdasch Haus, von der<br />
<strong>Malteser</strong> Kinderhilfe betrieben, als Best Practice Beispiel<br />
einer Pflegeeinrichtung für Kinder mit lebensverkürzenden<br />
Erkrankungen zu präsentieren.<br />
Präsentation Hilde Umdasch Haus: 25. April (Mittwoch)<br />
um 12 Uhr auf der ORF Bühne<br />
Besuchen Sie uns auf der Integra, Messestand C350<br />
www.malteser.care<br />
www.geschmeidigekoestlichkeiten.at<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 27
BURGENLAND<br />
ADVENTMARKT IN HALBTURN<br />
Auch heuer waren die <strong>Malteser</strong> des Bereichs Burgenland wieder an den ersten drei Adventwochenenden am Weihnachtsmarkt<br />
Halbturn im Einsatz.<br />
WIEN<br />
ERÖFFNUNG DER LOURDESGROTTE IN ST. ROCHUS<br />
„Als wunderschöne Einstummung auf unsere diesjährige Lourdes Wallfahrt, von 4. bis 8. Mai, durften wir die Eröffnung<br />
der Lourdesgrotte in St. Rochus mitfeiern. St. Rochus hat im Kreuzgang eine Lourdesgrotte errichtet, die zum Gebet<br />
einlädt und einen Ort der Andacht für die gesamte Familie darstellt.“<br />
WIEN<br />
AUSFLUG IN DIE<br />
KAPUZINERGRUFT<br />
<strong>Die</strong> knapp einstündige Reise durch die<br />
Jahrhunderte führte vorbei an den monumentalen<br />
Grabstätten der großen<br />
Herrscher des Hauses Habsburg und gewährte<br />
Einblicke in seine bewegte Familiengeschichte.<br />
28<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>
TIROL<br />
BALL4ALL<br />
Integrationsball „Ball4All“ in der Villa Blanka<br />
vom Verein TAFIE – die <strong>Malteser</strong>, als Gruppe<br />
„Malta Rock“, genossen eine rauschende<br />
Ballnacht. Auch die rollstuhlfahrenden<br />
Ballgäste tanzten zur Musik der Liveband<br />
ausgelassen, ganz im Stile der <strong>Malteser</strong><br />
Sommerlager (IMS).<br />
WIEN-STEPHANSDOM<br />
GEBURTSTAGSGESCHENK<br />
ZUM 94.<br />
<strong>Malteser</strong> organisierten und begleiteten A. Elsner,<br />
damit erfüllten sie ihr diesen sehnlichsten Geburtstagswunsch.<br />
Im Dom nahm Frau Elsner ihr<br />
Tagebuch aus dem Jahr 1943 zur Hand, in dem<br />
sie notiert hat, dass sie als 18-Jährige (aus Köln<br />
kommend) am 12. April zum ersten Mal den Wiener<br />
Stephansdom betreten hat.<br />
Kultur darf in unserem<br />
Alltag nicht fehlen, so besuchten<br />
wir die lebhafte<br />
Inszenierung eines klassischen<br />
Stückes im Tiroler<br />
Landestheater. „Das also<br />
war des Pudels Kern!“ - Wer<br />
kennt’s?<br />
INNSBRUCK<br />
THEATERBESUCH<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 29
MALTESERÖSTERREICH<br />
BRATISLAVA<br />
SUPPE FÜR OBDACHLOSE<br />
WELTTAG DER ARMEN 19. November 2017, Botschaft von Papst Franziskus: Liebt nicht mit Worten sondern in Taten.<br />
WIENER SICHERHEITSFEST 2017<br />
Am „Wiener Sicherheitsfest“ präsentierten<br />
sich jedes Jahr „<strong>Die</strong> Helfer<br />
Wiens“, gemeinsam mit allen Wiener<br />
Hilfs- und Einsatz-Organisationen, mit<br />
der größten Sicherheitsleistungsschau<br />
Österreichs und einem spannenden<br />
Programm für die gesamte Familie.<br />
30<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
WIEN<br />
SCHWEDENBOMBENWORKSHOP<br />
Köstliche Unterhaltung mit süßem Rahmenprogramm bei Niemetz: „Eine bombige Idee.“<br />
SALZBURG<br />
AMBULANZ-<br />
DIENST IN DER<br />
STIFTSKIRCHE<br />
NONNBERG<br />
Am 8.12.2017 – dem Tag der Unbefleckten<br />
Empfängnis Mariens lud<br />
die Äbtissin des Benediktinerinnen-<br />
Ordens, Sr. Veronika OSB., zur Eröffnung<br />
des diözesanen Jubiläumsjahres<br />
ein. <strong>Die</strong> Zelebranten waren<br />
Weihbischof Dr. Marian Eleganti aus<br />
der Schweiz und Erzabt Dr. Korbinian<br />
Birnbacher von St. Peter.<br />
SALZBURG<br />
VIRGILBUS<br />
Engagement in medizinischer Versorgung<br />
für Obdachlose ist ganz<br />
besonders gefragt, wenn die Außentemperaturen<br />
nachts auf unter<br />
-10 Grad Celsius fallen und die<br />
Notschlafstellen in der Stadt Salzburg<br />
überbelegt sind.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 31
MALTESERÖSTERREICH<br />
MEINE SPENDE FÜR<br />
ENGAGEMENT DER<br />
32<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
DAS SOZIALE<br />
MALTESER!<br />
Im Umfeld der Straßensammlungen<br />
in verschiedenen Städten<br />
Österreichs stellten sich auch<br />
2017 wieder zahlreiche Vertreter<br />
von Politik und Kirche in den<br />
<strong>Die</strong>nst der guten Sache.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 33
XXXXX<br />
DAS WAR<br />
WEIHNACHTEN<br />
2017<br />
WIEN<br />
CHRISTKINDL<br />
Auch heuer besuchten wir wieder das Christuskind, in Christkindl und statteten der kleinen Wachsfigur einen<br />
Besuch ab. Nach einem ausgiebigen Mittagessen beim „Christkindlwirt“, bei dem wir auch den ersten Schneesturm dieses<br />
Winters miterleben konnten, fuhren wir nach Steyr und besuchten dort den stimmungsvollen Christkindlmarkt. Turmblasen<br />
und Schokospieße brachten uns in Weihnachtsstimmung und am Nachhauseweg lagen uns noch immer Weihnachtslieder<br />
auf den Lippen.“<br />
SALZBURG<br />
WEIHNACHTSFEIER FÜR NOTREISENDE<br />
<strong>Malteser</strong> begleiten die Notreisenden seit vielen Jahren in Salzburg und freuen uns,<br />
dass wir sie nun auch vor Ort – in Pauleasca, Rumänien – unterstützen können. Gemeinsam<br />
mit Caritas und der Plattform findet monatlich ein Infotreff für und mit Notreisenden<br />
im „Romanischen Saal“ in St. Peter statt. Im Dezember luden die <strong>Malteser</strong><br />
in die Imbergstraße ein. Es gab es einen köstlichen Eintopf - eine großzügige Spende<br />
der „Barmherzigen Bruder“.<br />
Alle waren fröhlich, dankbar und gut aufgewärmt nach dieser gemütlichen Nikolofeier.<br />
34<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>
XXXX<br />
WIEN<br />
WEIHNACHTSBASAR<br />
Alljährlicher Karitativer Weihnachtsbasar, zugunsten der<br />
<strong>Malteser</strong> Hilfsprojekte in der Wiener Bereichszentrale am Börseplatz.<br />
Danke den Ausstellern die mit ihren kreativen und einzigartigen<br />
Produkten wieder zahlreiche Besucher und Interessierte<br />
anlockten.<br />
SALZBURG<br />
MARTINSFEST<br />
Feier und Bastelrunde in Salzburg<br />
Weihnachtsfeier mit Bundespräsident Alexander Van der<br />
Bellen mit seiner Ehefrau Doris Schmidauer für Menschen mit<br />
Behinderung.<br />
STEIERMARK<br />
WEIHNACHTSFEIER<br />
WIEN<br />
BEIM BUNDESPRÄSIDENTEN<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 35
MALTESERÖSTERREICH<br />
TIROLER LANDES-ENQUETE<br />
ZUKUNFT DES FREIWILLIGEN ENGAGE-<br />
MENTS IN EINSATZORGANISATIONEN<br />
Von Lukas Krupitza<br />
Freiwillige Feuerwehr, <strong>Malteser</strong>, Johanniter, Rotes Kreuz,<br />
Bergrettung, Wasserrettung, Samariterbund, Grubenwehr,<br />
Österreichischer Rettungsdienst, Höhlenrettung,<br />
Bergwacht oder die Caritas: Alle Organisationen planen<br />
die zukünftige Ausrichtung der Freiwilligenarbeit. Das<br />
Land Tirol lud Mitglieder der Organisationen zum Erfahrungsaustausch<br />
und zu Impulsreferaten ins Landhaus in<br />
Innsbruck ein.<br />
Aufgezeigt wurde welche positiven Effekte die Arbeit von<br />
Freiwilligen auf das soziale Gefüge hat, welche Probleme<br />
(<strong>Die</strong>nstfreistellungen…) dabei auftreten, wie es gelingt,<br />
junge Menschen möglichst dauerhaft zu freiwilliger Mitarbeit<br />
zu motivieren, welche Erfahrungen die Organisationen<br />
(z.B. zunehmende Professionalisierung) und die<br />
Wirtschaft gemacht haben. Spannende Themen, die im<br />
Austausch und gemeinsam gut geplant und aufgesetzt werden<br />
können – gemeinsam schneller und mehr bewegen.<br />
„Generationsübergreifende Freiwilligenarbeit und lebenslanges<br />
Engagement!“, das war der Titel des Impulsreferats<br />
der <strong>Malteser</strong>.<br />
MALTESER CARE<br />
6. WIEDNER<br />
BEZIRKSSENIORENMESSE<br />
Von Susanne Wick<br />
Ilse Hummer (<strong>Malteser</strong> Care Pflegedienstleiterin und DGKP) hielt<br />
einen Fachvortrag zum Thema „Individuelle Pflege und Betreuung<br />
zu Hause – Entlastung von Familien und pflegenden Angehörigen“.<br />
Anschließend konnten sich interessierte Senioren, aber auch Angehörige<br />
sowie Betroffene von <strong>Malteser</strong> Care beraten lassen.<br />
Bezirksvorsteher Leopold Plasch und Stadtrat<br />
Dr. Michael Ludwig im Gespräch mit Helmut<br />
Lutz, GF von <strong>Malteser</strong> Care.<br />
Einen Überblick über das Leistungsspektrum von <strong>Malteser</strong> Care finden<br />
Sie auch unter www.malteser.care<br />
Für eine unverbindliche Beratung zur „Betreuung/Pflege zu Hause“<br />
erreichen Sie MALTESER Care per E-Mail: office@mcr.or.at oder<br />
telefonisch: +43 1 361 97 88.<br />
36<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
Wir danken dem Verein Heilsport-Team und<br />
allen Sponsoren und Unterstützern, die das<br />
Lauf-Event so großartig unterstützt haben!<br />
MALTESER KINDERHILFE<br />
SAGT DANKE!<br />
Von Susanne Seper<br />
Am 27. November 2017 durften sich die Kinder und Jugendlichen<br />
des Hilde-Umdasch-Hauses (HUH) der MALTESER Kinderhilfe<br />
ganz besonders freuen: Im Rahmen einer Pressekonferenz mit<br />
zahlreichen Medienvertretern, Sponsoren und Politikern wurde<br />
für ihr besonderes „Zuhause“ eine Spende von mehr als 20.000<br />
Euro überreicht. <strong>Die</strong> Gelder stammen aus freiwilligen Spenden, die<br />
beim 1. Kinderhilfelauf in Amstetten im September 2017 gesammelt<br />
wurden.<br />
Der Spendenscheck wurde von Reinhard Gruber und Daniel Punz<br />
vom Verein Heilsport-Team übergeben. Zusätzlich überbrachte<br />
Erich Berger, der für die gastronomische Verpflegung während<br />
des Laufs verantwortlich zeichnete, einen Scheck in der Höhe von<br />
3.000 Euro. Bürgermeisterin Ursula Puchebner, Vorstandsdirektor<br />
der Sparkasse Amstetten, Reinhard Weilguny, Vizebürgermeister<br />
Michael Wieser und Oberstleutnant Rudolf Halbartschlager<br />
lobten die Veranstaltung in ihren Statements, und Reinhard Gruber<br />
kündigte die Fortführung dieses erfolgreichen Events an: Der<br />
2. Kinderhilfelauf wird am 30. September <strong>2018</strong> stattfinden.<br />
v.l.n.r.: Roman Haslauer (Hausleiter HUH, GF<br />
MKH), Reinhard Weilguny (Vorstandsdirektor<br />
Sparkasse Amstetten), Daniel Punz und Reinhard<br />
Gruber (Verein Heilsport-Team), Vizebgm.<br />
Michael Wieser und Bgm. Ursula Puchebner<br />
Gastronom Erich Berger spendet Euro 3.000.<br />
Wir bedanken uns aus tiefstem Herzen für das<br />
große Engagement so vieler Menschen, allen voran<br />
Reinhard Gruber und Daniel Punz vom Verein<br />
Heilsport-Team, die für die sportliche Durchführung<br />
sorgten. Gedankt sei auch allen Sponsoren<br />
und Unterstützern, ohne die der Kinderhilfelauf<br />
so nicht umsetzbar gewesen wäre.<br />
Gratis,<br />
aber leider nicht kostenlos.<br />
<strong>Die</strong><br />
<strong>Die</strong><br />
MALTESER<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
Ausgabe 3-4/2017<br />
MALTESER<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
Ausgabe 3-4/2016<br />
Falls Sie, Ihre<br />
Freunde oder Ihre<br />
Familie über unsere Arbeit<br />
informiert werden wollen,<br />
senden wir Ihnen die <strong>Zeitung</strong><br />
gerne regelmäßig zu.<br />
Senden Sie einfach eine<br />
E-Mail an:<br />
zeitung@malteser.at<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
„<strong>Die</strong> MALTESER“ ist traditionell gratis und soll<br />
es auch bleiben. Denn es ist uns ein Anliegen, Sie<br />
über unsere Arbeit umfassend zu informieren.<br />
Doch die Produktion und der Versand sind leider<br />
nicht kostenlos. Bitte unterstützen Sie uns.<br />
Unvergessliche Momente – Sommercamp 2017<br />
Warnsignale einer Demenzerkrankung<br />
Erster Kinderhilfelauf: Laufend helfen<br />
<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong>-<strong>Zeitung</strong> 3_2017_end ok.indd 1 20.11.17 13:08<br />
Italien-Erdbebenhilfe aus Österreich<br />
Legate: In guter Erinnerung bleiben<br />
Ein Jahr Hilde Umdasch Haus<br />
Konto lautend auf MALTESER Hospitaldienst Austria, Kennwort „<strong>Zeitung</strong>“<br />
AT65 2011 1800 8087 0800, BIC: GIBAATWW<br />
Spenden an den MALTESER Hospitaldienst sind von der Steuer DIE absetzbar! MALTESER 1/<strong>2018</strong> 37
MALTESERÖSTERREICH<br />
„ANNA WÜRDE DAS HILDE UMDASCH<br />
HAUS ALS ‚URCOOL‘ BEZEICHNEN“<br />
Anna ist am 7. November 2003 als gesundes Kind zur<br />
Welt gekommen. Dann, am 25. Dezember desselben<br />
Jahres, kam es zu einem viral bedingten Herzstillstand.<br />
<strong>Die</strong> Rettung war innerhalb von sechs Minuten<br />
vor Ort, im AKH Wien wurden sofort alle notwendigen<br />
und möglichen Maßnahmen gesetzt. <strong>Die</strong><br />
Reanimation war erfolgreich. Dennoch war Anna<br />
eine Stunde lang klinisch tot – die längste Stunde im<br />
Leben ihrer Eltern. Sechzig unerträglich lange Minuten<br />
und schmerzvolle Verzweiflung, die mit Worten<br />
nicht zu beschreiben und für „Nicht-Betroffene“<br />
kaum erahnbar sind.<br />
Anna blieb körperlich und geistig schwer eingeschränkt.<br />
Sie kann nicht sitzen, nicht sprechen und ist spastisch.<br />
Annas Mutter, selbst eine erfahrene Ärztin, und ihrem<br />
Vater war nach dieser Diagnose klar, dass Anna auf Dauer<br />
nicht ausschließlich zu Hause betreut werden kann. Als<br />
Annas Mutter schließlich selbst schwer erkrankte, kam es<br />
zur Entscheidung Anna in die professionelle und liebevolle<br />
Obhut des Hilde Umdasch Hauses zu geben. Annas Vater,<br />
Dr. Richard Igler, dazu im Gespräch mit „<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong>“.<br />
Von Katharina Stögner<br />
oder später nicht nur zu Hause betreut werden kann.<br />
Daher haben wir uns schon früh umgesehen, obwohl wir<br />
den Schritt vermutlich erst ein paar Jahre später gesetzt<br />
hätten, wenn meine Frau nicht erkrankt wäre. Ihr war es<br />
wichtig, diese Entscheidung gemeinsam zu treffen und<br />
eine Einrichtung zu finden, die Anna bestmögliche Geborgenheit,<br />
Betreuung und Förderung bieten kann. Schon die<br />
Architektur des Hauses macht das Hilde Umdasch Haus<br />
einzigartig. <strong>Die</strong> Atmosphäre und das Ambiente sind sehr<br />
beruhigend und ansprechend. Jedes Kind hat sein eigenes<br />
Zimmer, und jedes Zimmer hat einen eigenen Ausgang<br />
in den Garten sowie ein großes Fenster mit einer Kuschelfensterbank.<br />
Was meiner Frau und mir auch wichtig<br />
war: Man darf zu den Besuchen Haustiere mitbringen.<br />
Außerdem ist die Lage in Amstetten optimal. Wir haben<br />
Verwandtschaft in Oberösterreich, Niederösterreich und<br />
Wien. Amstetten ist von überall her gut und rasch zu erreichen.<br />
Wesentlich und ausschlaggebend für unsere Entscheidung<br />
war für uns natürlich das hochmotivierte und<br />
engagierte Team im Hilde Umdasch Haus, das mitdenkt,<br />
weiterdenkt und zum Wohl unserer Tochter stets über den<br />
Tellerrand blickt.<br />
Herr Igler, was war Ihnen wichtig und am Ende ausschlaggebend<br />
dafür, dass Sie das Hilde Umdasch<br />
Haus in Amstetten als Pflegeeinrichtung für Ihre<br />
Tochter gewählt haben?<br />
Es war meiner Frau und mir bewusst, dass Anna früher<br />
Wie oft haben Sie als in Wien berufstätiger Vater die<br />
Möglichkeit, Ihre Tochter zu besuchen?<br />
Ich besuche Anna zwei bis drei Mal pro Monat und nehme<br />
zu diesen Besuchen immer ihren Hund mit. Da es<br />
für mich von der Verkehrsanbindung praktisch ist, fahre<br />
38<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>
ich mit dem Auto. <strong>Die</strong> meisten anderen Verwandten fahren<br />
mit dem Zug. Der braucht knapp 48 Minuten für die<br />
Strecke Wien-Amstetten, und das Hilde Umdasch Haus ist<br />
nur drei Gehminuten vom Bahnhof entfernt.<br />
Sie haben die individuelle Versorgung und Pflege im<br />
Hilde Umdasch Haus angesprochen. Das stelle ich<br />
mir schwierig vor, da die Bedürfnisse der Kinder<br />
aufgrund der unterschiedlichen Krankheitsbilder<br />
so verschieden sind. Wie schafft das die <strong>Malteser</strong><br />
Kinderhilfe?<br />
Das Team im Hilde Umdasch Haus war, wie gesagt, ausschlaggebend<br />
für unsere Entscheidung, und ich bin jedes<br />
Mal wieder überrascht, wie sehr sich jedes einzelne Teammitglied<br />
einbringt. Sie sehen sich neue Therapiemöglichkeiten<br />
an, überlegen, wie und wo man ein Kind noch mehr<br />
fördern oder die Lebensqualität verbessern und den Alltag<br />
abwechslungsreich gestalten kann. Beispielsweise wurde ich<br />
darauf angesprochen, dass es einen neuen Computer mit<br />
Sehsteuerung gibt. Ich habe das Gerät für Anna angeschafft,<br />
und sie kommt wirklich sehr gut damit zurecht. Auch der<br />
Tipp, einen Tablet-PC zu verwenden, war toll. Anna hat viel<br />
Freude damit. Wenn man selbst Ideen einbringt, findet man<br />
sehr rasch ein offenes Ohr. So konnte ich meinen Vorschlag<br />
umsetzen, die CliniClowns ins Hilde Umdasch Haus einzuladen.<br />
Inzwischen kommen sie monatlich ins Haus, worauf<br />
sich die Kinder immer schon sehr freuen. Was mich außerdem<br />
im Hilde Umdasch Haus sehr beeindruckt, war der<br />
Vorschlag des Teams, Anna bei der Verarbeitung des Todes<br />
ihrer Mutter zu begleiten. Das ist wunderbar gelungen, weil<br />
es sehr einfühlsam und auf eine für Anna passende Weise<br />
geschehen ist. Das hat mich sehr berührt.<br />
MALTESER KINDERHILFE<br />
PUNSCH<br />
UND KEKSE<br />
Zum zweiten Mal fand heuer der Punsch- und Kekserlverkauf<br />
zu Gunsten der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe und des<br />
Hilde Umdasch Hauses statt. Wir freuen uns, dass viele<br />
Menschen der Einladung gefolgt sind, sich bei Heißgetränken<br />
gewärmt und Keksteller für den guten Zweck<br />
gekauft haben. Gleich zu Beginn der Veranstaltung wurde<br />
es spannend, als es um die Prämierung des „Besten<br />
Vanillekipferls“ ging. Heuer entschied der Mostviertler<br />
Bildungshof Gießhübl das Rennen für sich. Herzliche<br />
Gratulation!<br />
Interessierte Gäste hatten auch die Möglichkeiten, an<br />
geführten Rundgängen durch das Hilde Umdasch Haus<br />
teilzunehmen. Wir bedanken uns recht herzlich bei allen<br />
Schülern, Lehrern und Direktoren der teilnehmenden<br />
Schulen für das Engagement und hoffen, dass wir<br />
auch nächstes Jahr wieder auf Sie zählen dürfen!<br />
Wie, denken Sie, würde Anna das Hilde Umdasch<br />
Haus beschreiben?<br />
[Richard Igler lacht] Sie würde sagen „urcool!“ Immer,<br />
wenn Anna für ein paar Wochen nach Hause kommt,<br />
strahlt sie. Es ist ein Tapetenwechsel, vielleicht auch etwas<br />
Vertrautes, und es macht sie froh. <strong>Die</strong> gleiche Freude zeigt<br />
Anna, wenn sie nach den leider immer wieder erforderlichen<br />
Krankenhausaufenthalten zurück ins Hilde Umdasch Haus<br />
kommt. Für Anna ist das Hilde Umdasch Haus zu einem<br />
zweiten Zuhause geworden.<br />
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Dr. Igler!<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 39
MALTESERÖSTERREICH<br />
BARBARA SCHWARZ ÜBER<br />
DAS HILDE UMDASCH HAUS<br />
Barbara Schwarz war bis vor Kurzem Landesrätin für Soziales, Bildung und<br />
Familie und ist eine große Unterstützerin des Hilde Umdasch Hauses und der<br />
<strong>Malteser</strong> Kinderhilfe. Im Zuge ihres jüngsten Besuchs unterstrich sie im Gespräch mit<br />
Geschäftsführer Olivier Loudon erneut, wie sehr sie die familiäre Atmosphäre des<br />
Hauses beeindruckt hat.<br />
Von Katharina Stögner<br />
Barbara Schwarz hielt als damalige Landesrätin im Interview<br />
weiters fest, dass es in Niederösterreich eine große<br />
Dichte an sozialen Einrichtungen und sozialen <strong>Die</strong>nsten<br />
gibt, um jenen Menschen zu helfen, die besonders auf unsere<br />
Hilfe angewiesen sind.<br />
„Eine wesentliche Stütze sind dabei die <strong>Malteser</strong> mit ihren<br />
Hilfsdiensten und Einrichtungen, wie der <strong>Malteser</strong><br />
Kinderhilfe im Hilde Umdasch Haus, die mit ihren Mitarbeitern<br />
und mit ihren ehrenamtlichen Mitgliedern und<br />
Helfern einen wichtigen Baustein in der Niederösterreichischen<br />
Soziallandschaft darstellen. Es ist eine ehrenvolle<br />
Aufgabe, gerade Kinder und Familien in schwierigen<br />
Phasen des Lebens zu unterstützen und zu begleiten.<br />
Dafür sind wir als Land Niederösterreich sehr dankbar,<br />
denn ohne diese Tätigkeiten in den Bereichen Kinderhilfe,<br />
Behindertenhilfe, Betreuung von Palliativpatienten und<br />
Rettungsdienst würde ein wesentlicher Baustein in der<br />
Betreuung in unserem Bundesland fehlen. Daher war uns<br />
in den letzten Jahren die finanzielle Unterstützung immer<br />
ein großes Anliegen. Ich bedanke mich für die jahrelange<br />
gute Zusammenarbeit zum Wohle unserer Landsleute<br />
und versichere, auch zukünftig die Aufgaben der <strong>Malteser</strong><br />
in Niederösterreich nach Kräften zu fördern und zu<br />
unterstützen. Ebenso bitte ich alle Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter auch weiterhin für die Menschen in unserem<br />
Bundesland so verantwortungsbewusst tätig zu bleiben“;<br />
so Barbara Schwarz.<br />
Wir sind stolz auf die Wertschätzung und Anerkennung,<br />
die seitens der Politik den Mitarbeitern der <strong>Malteser</strong><br />
Kinderhilfe und dem großen haupt- und ehrenamtlichen<br />
Engagement in der Betreuung „unserer“ Kinder im Hilde<br />
Umdasch Haus entgegenbringt.<br />
40<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
WER HÄTTE<br />
DAS GEDACHT?<br />
Der AIDS-<strong>Die</strong>nst der <strong>Malteser</strong> feiert sein 25-jähriges Bestehen. Und eines ist klar: Wir werden erst ruhen, wenn es Heilung für<br />
die Krankheit und ihre Folgen gibt!<br />
Von Barbara Masin<br />
„Wer hätte gedacht“, als Burgl Helbich-Poschacher<br />
über den Mozartsteg in Salzburg ging, dass ihr eine kleine<br />
Begegnung für ihr weiteres Leben eine große Aufgabe<br />
werden würde? Nur kurz später saßen wir zusammen,<br />
und der AIDS-<strong>Die</strong>nst der <strong>Malteser</strong> war gegründet. Heuer<br />
feiern wir dankbar das 25-Jahr-Jubiläum. Bis zu Burgls<br />
Tod im Jahr 2010 und anschließend unter der Leitung<br />
von Teresa Grill wuchs und gedieh das Werk.<br />
„Wer hätte gedacht“, dass aus einer Krankheit, die<br />
anfangs einem Todesurteil gleichkam, bei der wir oft<br />
nichts anderes tun konnten, als am Bett eines Sterbenden<br />
einfach da zu sein, innerhalb von nur wenigen Jahren<br />
ein Leben mit dem Virus wurde? <strong>Die</strong> Etablierung<br />
eines mobilen, extramuralen Betreuungsdienstes in<br />
Kooperation mit den HIV-Stationen der Krankenhäuser<br />
war ein großer Schritt hin zu einem „normalen“ Leben<br />
mit der Infektion.<br />
„Wer hätte noch vor Kurzem gedacht“, dass bei heutiger<br />
Diagnose und der Medikatation, die zumindest bei<br />
uns in der westlichen Welt verfügbar ist, die Krankheit<br />
zwar nicht als heilbar gilt, aber nicht mehr lebensverkürzend<br />
sein muss? Von den Titelblättern der Gazetten<br />
verschwunden, scheint die Krankheit ihren Schrecken<br />
verloren zu haben. Das Ende unserer Aufgabe?<br />
Ein veränderter Blick auf sich selbst<br />
Auch heute verändert die Diagnose das ganze Leben.<br />
Ständige Medikationen und immer wiederkehrende<br />
Sekundärinfektionen hinterlassen Spuren. Fragen der<br />
Einschränkung und Ausgrenzung, Suche nach einem<br />
Sinn außerhalb von Arbeitsprozessen, Furcht vor gesellschaftlicher<br />
Ächtung: <strong>Die</strong> Infektion verändert den Blick<br />
auf sich selbst, die gesamte Lebensplanung und das Verhältnis<br />
zu geliebten Menschen. Sie stellt Fragen nach<br />
Leben und Lieben. Welche Antwort geben wir darauf?<br />
Als <strong>Die</strong>nst innerhalb der großen Familie der <strong>Malteser</strong><br />
möchten wir uns weiterhin diesen Aufgaben stellen und<br />
erst ruhen, wenn die Krankheit und ihre Folgen geheilt<br />
sind.<br />
Kompetente Hilfe<br />
Der AIDS-<strong>Die</strong>nst der <strong>Malteser</strong> wird von Mag. Barbara<br />
Masin und stellvertretend von Christian Herrlich geleitet.<br />
Das Angebotsspektrum reicht von der Einzelbetreuung<br />
bis hin zu Gruppenunternehmungen, wie gemeinsamen<br />
Ausflügen und Gottesdiensten. Der AIDS-<strong>Die</strong>nst<br />
hat zum Ziel, durch die Betreuung der Angehörigen zu<br />
einer angstfreien Begegnung mit AIDS-kranken Menschen<br />
zu verhelfen.<br />
Kontakt: adm@malteser.at<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 41
DER FAMILIENENTLASTUNGS-<br />
DIENST VON MALTESER CARE<br />
Vielseitige und stete Elternkontakte geben uns immer wieder Einblicke in das familiäre Zusammenleben von Familien mit<br />
Kindern und Jugendlichen mit Behinderung. Oft bekommen wir auch die Erschöpfung und die zeitweilige Ratlosigkeit der<br />
Betroffenen zu spüren.<br />
Von Susanne Wick<br />
Laut einer Erhebung der MA 11 leben mehr als die Hälfte<br />
der betroffenen Familien in Alleinerzieherhaushalte. Häufig<br />
ergibt sich daraus eine teilweise Auflösung familiärer<br />
Strukturen, oftmals eine spürbare Unausgewogenheit in<br />
der Erfüllung der Bedürfniss nicht behinderter Geschwisterkindern.<br />
Angehörige von Menschen mit Behinderung<br />
übernehmen im Alltag große Aufgaben, die bis an die eigenen<br />
Leistungsgrenzen und häufig auch darüber hinaus<br />
gehen. Oft bleibt mangels entsprechender zuverlässiger<br />
Entlastungsmöglichkeiten wenig Zeit für die eigene Erholung.<br />
Um den großen Aufgaben der Pflege und Betreuung<br />
der behinderten Kinder und Jugendlichen nachhaltig<br />
nachkommen zu können, läuft man oft Gefahr, in einen<br />
unwiederbringlichen Verbrauch der eigenen Ressourcen<br />
zu kommen („Burnout“). Es ist eine hohe Energieleistung,<br />
sowohl physisch wie auch psychisch, die von den Eltern<br />
bzw. Obsorgeberechtigten abverlangt wird, um die Familie<br />
als solche, sowie die Alltagsstruktur zu erhalten und<br />
gleichzeitig auch den Bedürfnislagen aller Familienmitglieder<br />
Rechnung zu tragen.<br />
Stärkung der Ressourcen<br />
Um diesem Umstand entgegenzuwirken, bietet <strong>Malteser</strong><br />
Care seit November 2017 in Kooperation und in Anfrage<br />
mit der MA 11 den Familienentlastungsdienst, als eine<br />
neue Leistung in Wien an. Es handelt sich hierbei um einen<br />
mobilen <strong>Die</strong>nst, der es diesen Familien ermöglichen<br />
soll, in ihrem eigenen zu Hause durch stundenweise Unterstützungsangebote<br />
bis zu zehn Stunden pro Woche,<br />
von qualifizierten Betreuungspersonen entlastet zu werden.<br />
So bekommen sie die Möglichkeit, ihre eigenen Ressourcen<br />
wieder zu stärken.<br />
<strong>Die</strong> Eltern, in erster Linie die Mütter, können sich so Auszeiten<br />
nehmen, um zum Beispiel wieder soziale Kontakte<br />
zu Familie und Freunden zu pflegen oder um sich mehr<br />
42<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
v.l.n.r.: Prokurator Norbert Salburg-Falkenstein, Kommandant<br />
Mag. Richard Wittek-Saltzberg, Bereichsleiterin Elisabeth Hintner,<br />
Delegat Mag. Johannes Gruchmann-Bernau<br />
MALTESER IN SALZBURG<br />
50-UND 70-JÄHRIGES<br />
JUBILÄUM<br />
Von Elisabeth Hintner<br />
Am 29. Oktober 2017 feierten die Delegation (70 Jahre) und der Hospitaldienst<br />
Salzburg (50 Jahre) ein würdiges Doppeljubiläum in der<br />
Stiftskirche von St. Peter. Etwa 350 Gäste wohnten der feierlichen<br />
Hl. Messe und dem daran anschließenden Festakt im Barocksaal des<br />
Stiftes bei. Den Begrüßungen durch Prokurator Norbert Salburg-<br />
den nicht behinderten Geschwisterkindern zu widmen<br />
und Zeit mit ihnen zu verbringen oder um ganz alltäglichen<br />
Notwendigkeiten, wie persönliche Arztbesuche,<br />
Amtswege oder einmal einem Friseurbesuch, nachgehen<br />
zu können.<br />
Entlastung durch vertraute, qualifizierte Bezugspersonen<br />
<strong>Malteser</strong> Care ist für die Planung und die Durchführung<br />
der vereinbarten Leistungen verantwortlich. Im Rahmen<br />
eines ersten Kennenlernens unserer Case Managerin<br />
und der Familie vor Ort werden der Betreuungsaufwand,<br />
Organisation, Ziele und Zeiten festgelegt und eine qualifizierte,<br />
verlässliche Betreuungsperson mit Erfahrung<br />
im Kinder- und Jugendbereich, gewählt. Hierbei ist der<br />
Aufbau einer Vertrauensbasis zwischen den Familien und<br />
den Betreuungspersonen äußerst wichtig.<br />
Seit November 2017 wurden bereits zahlreiche Familien<br />
durch den Entlastungsdienst von <strong>Malteser</strong> Care unterstützt.<br />
www.malteser.care<br />
Falkenstein, und des Delegaten, Mag. Johannes Gruchmann-Bernau,<br />
folgten Ansprachen der Landtagspräsidentin<br />
Dr. Brigitta Pallauf und Video-Botschaften von<br />
fünf <strong>Malteser</strong>n, die teilweise aus den Gründungszeiten<br />
der Salzburger Delegation beziehungsweise des Hospitaldienstes<br />
in Salzburg berichten konnten: Franz<br />
Alfred Hartig, Andreas Jordis-Lohausen, Peter Hohenberg<br />
(†), Marilda Thun-Hohenstein und Mega Altenburg.<br />
Das anschließende Mittagessen war von regem<br />
Austausch lebendiger Erinnerungen sowie herzlichen<br />
Gesprächen mit unseren Betreuten und Gästen geprägt.<br />
„Ad multos annos!“ mit Gottes Hilfe, zum Wohle unserer<br />
Herrn Kranken.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 43
MALTESERÖSTERREICH<br />
VERNISSAGE IM HAUS MALTA<br />
„KUNST IM<br />
SENIORENHEIM“<br />
Von Roman Braun<br />
BENEFIZLESUNG<br />
Von Angela Thierry<br />
„Mozart und seine Mutter“ lautete das Thema der von<br />
Bundesleiterin Angela Thierry im Haus Hofmannsthal organisierten<br />
Benefizlesung am 11. November 2017 zugunsten<br />
des „<strong>Malteser</strong> Betreuungsdienstes“.<br />
Ende des vergangenen Jahres eröffnete Dr. Henriette<br />
Blanckenstein die zweite Vernissage im Haus Malta zum<br />
Thema „Kunst im Seniorenheim“. Mit diesem Projekt bietet<br />
das Haus Malta seinen Bewohnern Raum für Spiritualität,<br />
Kommunikation und sinnvolle Auseinandersetzung<br />
mit persönlichen Lebensthemen. <strong>Die</strong>smal wurden Werke<br />
von Clotilde Prinzessin Auersperg, Dr. Michael Kronegger,<br />
DI Hans Rumpf und Maria Steinbauer gezeigt.<br />
„Während des Malens habe ich viele bewegende Geschichten<br />
von den Heimbewohnern gehört“, erzählt Bogdan<br />
Norbert Bercal, Direktor des Hauses. „Es ist wichtig, betagte<br />
Menschen nicht auf Ausmalbilder zu reduzieren.<br />
Viele haben das Potenzial und die Fähigkeit, sich in eigenen<br />
Bildern auszudrücken. Unsere Senioren haben so<br />
viel Lebenserfahrung, die sie sprachlich oft nicht mehr<br />
artikulieren, aber auf künstlerische Weise vermitteln können.“<br />
So zeigten sich neben den zahlreichen Gästen und<br />
Hausbewohnern, die zur Eröffnungsfeier gekommen waren,<br />
auch die Künstler selbst beeindruckt von der Wirkung<br />
ihrer Werke im Überblick.<br />
Unter dem Ehrenschutz des Prokurators, Norbert Salburg-Falkenstein,<br />
der auch persönlich anwesend war, trugen<br />
Gabriele Schuchter und Kurt Hexmann Texte aus den<br />
Briefen von Mozart an seine Mutter Anna Maria vor. Im<br />
Zuge einer Parisreise, die die beiden 1778 unternahmen,<br />
wurde die Persönlichkeit von Anna Maria Mozart, die eine<br />
bewundernswerte und tapfere Frau war, dem Publikum<br />
nahegebracht. Mozarts Mutter wird ja bis zum heutigen<br />
Tag in sämtlichen Veröffentlichungen eher „stiefmütterlich“<br />
behandelt.<br />
Klavierstücke, wie das Präludium (Capriccio) in C, die Sonate<br />
in C (KV 309), die Variationen in Es (KV 354) und<br />
die Sonate in a (KV 310), vorgetragen von Petra Pawlik am<br />
Klavier, rundeten die fast zweistündige Lesung ab.<br />
Da der Saal wieder vollständig besetzt war und die meisten<br />
Gäste auch zum nachfolgenden Empfang blieben,<br />
freuten sich die Organisatoren über eine erfolgreiche<br />
Benefizveranstaltung zugunsten des <strong>Malteser</strong> Betreuungsdienstes.<br />
44<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
HOSPIZBEGLEITUNG IM KRANKENHAUS:<br />
ALS MENSCH GESEHEN WERDEN<br />
Seit 2013 begleiten ehrenamtliche Mitarbeiter des <strong>Malteser</strong>-Palliativdienstes Menschen mit lebensbedrohlichen<br />
Erkrankungen und Sterbende. Sie werden im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien durch das palliative<br />
Konsiliarteam betreut.<br />
Von Veronika Mosich<br />
Herr Stary* ist ein alter Mann. Er hat schon viel erlebt, das<br />
meiste davon liegt lange zurück. <strong>Die</strong> Demenzerkrankung<br />
seiner Frau bereitet ihm Sorgen, aber noch macht sich ihre<br />
Krankheit erst durch ein bisschen Vergesslichkeit und einen<br />
weniger vielfältig werdenden Speisezettel bemerkbar.<br />
<strong>Die</strong> beiden haben bis in ihr hohes Alter ihr gemeinsames<br />
Hobby erhalten und gepflegt: Wandern. Früher sind sie<br />
viel und weit herumgekommen, in letzter Zeit waren es<br />
immerhin noch Spaziergänge im Wienerwald, wo sie ihre<br />
Verbundenheit mit der Natur ausleben konnten.<br />
Dann erkrankte auch Herr Stary. Ein Tumor. Nicht heilbar.<br />
Allerlei Untersuchungen und Therapien werden notwendig.<br />
Herrn Stary wird klar vermittelt, dass er wahrscheinlich<br />
an seiner Erkrankung sterben wird. Wann? Das<br />
traut er sich nicht zu fragen. <strong>Die</strong> meiste Zeit halten sich<br />
seine Beschwerden in Grenzen, aber manchmal muss er<br />
doch ins Krankenhaus, damit ihm dort geholfen wird.<br />
Jedes Mal bedeutet das eine Trennung von seiner Ehefrau.<br />
Weil die Schmerzen nicht so recht in den Griff zu<br />
bekommen sind, wird ihm das Palliativteam vorgestellt:<br />
„<strong>Die</strong> kennen sich mit Schmerztherapie gut aus!“, heißt es.<br />
Aber: Sind das nicht die, die sich um Sterbende kümmern?<br />
Ist es denn schon so weit? Wieder behält Herr Stary seine<br />
Fragen für sich.<br />
Was wird aus meiner Frau, wenn ich nicht mehr bin?<br />
Das Palliativteam kümmert sich dann tatsächlich um die<br />
Schmerzen des Patienten. Er bekommt andere und mehr<br />
Medikamente, die ihm auch wirklich helfen und seine<br />
Schmerzen lindern. Und er wird gefragt, was ihm Sorgen<br />
mache. Auf diese Frage hat Herr Stary sofort eine Antwort<br />
parat: „Was wird aus meiner Frau, wenn ich mich nicht<br />
mehr um sie kümmern kann? Es gibt nur noch uns zwei.“<br />
Sein Wunsch, möglichst viel Zeit zu Hause verbringen zu<br />
können, scheint jetzt mehr Gehör zu finden. Es wird ihm<br />
ein mobiles Palliativteam für zu Hause vermittelt – wegen<br />
der Schmerztherapie und auch für seine Frau.<br />
Bald lernt das Ehepaar Stary die ehrenamtliche Hospizbegleiterin,<br />
Frau Ulrike, kennen. Sie ist auch eine leidenschaftliche<br />
Wandernde und kommt jetzt wöchentlich<br />
zu Besuch. Gemeinsam erinnern sich die drei an schöne<br />
Bergtouren und blättern gemeinsam in ihren Fotoalben.<br />
Während dieser Besuche sind Herrn Starys Schmerzen kein<br />
Problem, sie treten in den Hintergrund. Das gelebte Leben<br />
wird erinnert, die Höhen und auch manche Tiefen. Oft fließen<br />
Tränen, aber jedes Mal wird auch herzlich gelacht, Frau<br />
Ulrike ist so eine fröhliche Person! Wenn Herr Stary jetzt<br />
ins Krankenhaus muss, macht er sich weniger Sorgen um<br />
seine Frau, denn er weiß, dass sie weiterhin besucht wird.<br />
Von früher erzählen ...<br />
Zu ihm ins Krankenhaus kommen auch ehrenamtliche<br />
Besucher – jeden Nachmittag. Vom einen zum anderen<br />
Mal erinnern sie sich an das, was zuletzt beredet worden<br />
war. Manchmal ist Herrn Stary nach Reden, da kann er<br />
von früher erzählen, von Zeiten, wo die Sorgen ganz an-<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 45
MALTESERÖSTERREICH<br />
dere waren. Und immer wieder werden im Gespräch auch<br />
erfreuliche Erinnerungen wach. Manchmal aber ist ihm<br />
einfach nach Schweigen. Auch das können die ehrenamtlichen<br />
Hospizbegleiter.<br />
Auch wenn es Herrn Stary schwerfällt, trifft er die Entscheidung,<br />
ins Seniorenheim zu übersiedeln – statt gemeinsam<br />
mit seiner Frau. Dann ist sie mit dem neuen<br />
Wohnort schon vertraut, wenn er einmal nicht mehr ist.<br />
Sie ist zwar dagegen, sie würde viel lieber in ihrer gemeinsamen<br />
Wohnung bleiben, aber ihm ist es wichtig, sie gut<br />
versorgt zu wissen. Nur zwei Zimmer werden sie im Pflegeheim<br />
haben, nur einzelne Möbel können sie mitnehmen.<br />
Frau Ulrike hilft dabei, die Sachen zu sortieren, manches<br />
zu verabschieden, anderes einzupacken. Mit ihr gemeinsam<br />
geht bei dieser schweren Arbeit wirklich eine Menge<br />
weiter. Und im Heim hilft sie wieder beim Auspacken und<br />
Einrichten. Mit ihr gemeinsam sind die erst noch fremden<br />
Räume bald mit Freundlichkeit gefüllt. <strong>Die</strong> neuen Balkonsessel<br />
transportiert die Hospizbegleiterin mit ihrem Auto.<br />
Ab jetzt kann das Ehepaar Stary die Sonnenuntergänge im<br />
Freien genießen.<br />
Vieles hat sich jetzt zum Guten gewendet, sodass sich Herr<br />
Stary nicht mehr so viele Sorgen macht. Wenn er nicht<br />
mehr ist, hat seine Frau einen guten Platz gefunden, wo sie<br />
umsorgt wird. Und Frau Ulrike wird auch dann noch für sie<br />
da sein – mit ihren Besuchen und ihrer Herzlichkeit.<br />
* Um die Identität der begleiteten Menschen zu schützen,<br />
wurden die Namen geändert und Elemente aus verschiedenen<br />
Begleitungen miteinander verknüpft.<br />
GUT BEGLEITET BIS ZULETZT<br />
In Österreich gibt es vielfältige Angebote der Hospiz- und<br />
Palliativversorgung, die darum bemüht sind, die Lebensqualität<br />
von lebensbedrohlich Erkrankten und ihren Angehörigen<br />
entsprechend einem bio-psycho-sozialen Menschenbild<br />
so gut wie möglich zu erhalten oder zu fördern.<br />
Spirituelle Aspekte werden in der Begleitung ebenso berücksichtigt.<br />
Alle <strong>Die</strong>nste der spezialisierten Hospiz- und<br />
Palliativversorgung sollen ehrenamtliche Mitarbeiter in<br />
ihre Arbeit integrieren. Für die ehrenamtliche Mitarbeit ist<br />
der Abschluss eines Befähigungslehrgangs zur „Lebens-,<br />
Sterbe- und Trauerbegleitung“ im Umfang von 80 Stunden<br />
Theorie mit 40 Stunden Praktikum Voraussetzung.<br />
Eintritt frei!<br />
BENEFIZKONZERT<br />
für MALTESER Care am 21. April <strong>2018</strong> im Schloss Reichenau<br />
Schloßplatz 9, 2651 Reichenau an der Rax, Beginn: 18 Uhr<br />
Es singen und tanzen die Singgemeinschaft und die Volkstanzgruppe Payerbach-Reichenau<br />
46 Spenden DIE MALTESER zu Gunsten 1/<strong>2018</strong>von MALTESER Care – Mehr Lebensqualität durch individuelle Pflege zu Hause.
MALTESERÖSTERREICH<br />
EIN KLEINES STÜCK<br />
LOURDES IN GRAZ<br />
Anlässlich des internationalen Welttages der Kranken wurde<br />
in Graz am 11. Februar die alljährliche Lourdesmesse samt<br />
Lichterprozession gefeiert.<br />
Von Stephanie Rogers<br />
Welch besseren Ort hätte es geben können als die 1611<br />
erbaute, prachtvolle Mariahilfer Kirche und den Kreuzgang<br />
des Minoritenklosters für diese erhebende und<br />
verbindende Marienandacht und Mini-Pilgerreise –<br />
denn für manche von uns ist schon ein zweifaches Umrunden<br />
des Kreuzganges ein persönlicher Erfolg.<br />
Der steirische <strong>Malteser</strong>priester und Ordenskaplan, Pater<br />
Clemens Grill, führte durch eine gedankenanregende<br />
Predigt zum Thema der Lesung: Aussatz. Zu biblischen<br />
Zeiten war Aussatz ein körperliches und öffentlich verschrienes<br />
Leiden. Heutzutage kann Aussatz jede Gestalt<br />
annehmen, denn die traditionelle Lepra Krankheit ist<br />
bei uns ja Gott sei Dank praktisch ausgerottet, und es ist<br />
umso wichtiger, dass wir alle uns der Leiden unserer Mitmenschen<br />
bewusst sind, ob sichtbar oder unsichtbar. In<br />
Lourdes, dem südfranzösischen Gnadenort, in dem vor<br />
160 Jahren der jungfräulichen Bernadette die Heilige<br />
Mutter erschienen ist, finden alle Menschen Linderung<br />
ihrer Leiden. Und in der alljährlichen Lourdesmesse in<br />
Graz, seit einigen Jahren vom <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst<br />
organisiert, dürfen wir alle ein Stück Lourdes genießen,<br />
ohne die Heimat zu verlassen.<br />
Neun Betreute, sechs Ritter und Ordensdamen, achtundzwanzig<br />
Mitglieder des Hospitaldienstes und rund<br />
zweihundert Pilgerinnen und Pilger feierten gemeinsam<br />
die Heilige Messe und prozessierten hinter der wunderschön<br />
geschmückten Madonna durchs Kloster, während<br />
das wohlbekannte<br />
Lourdes-Ave gesungen<br />
wurde und die<br />
kleinen blauweißen<br />
Kerzen Gesichter sowie Herzen erleuchteten.<br />
Zum Ausklang gab es eine Agape im Pfarrsaal. Dort wurden<br />
schon die ersten Zusagen gemacht, auch im kommenden<br />
Jahr wieder mit den <strong>Malteser</strong>n nach Lourdes<br />
reisen zu wollen.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 47
RUNDSCHAU<br />
MALTESERKIRCHE IN WIEN<br />
EIN 900 JAHRE ALTER<br />
SCHATZ WIRD ENTDECKT<br />
Zu Beginn des 14. Jahrhunderts errichtet, überdauerte das gotische Dachwerk der <strong>Malteser</strong>kirche 700 Jahre lang unbemerkt<br />
alle Stadtbrände, Kriegsereignisse und Bautätigkeiten im Zentrum von Wien. Hanna A. Liebich (Bundesdenkmalamt) und<br />
Michael Grabner (Universität für Bodenkultur) berichten von seiner Entdeckung.<br />
Von Katharina Stögner<br />
Seit wann beschäftigen Sie sich mit Dächern?<br />
Hanna A. Liebich: Als Studentin hatte ich die Möglichkeit,<br />
das Dach einer Renaissancevilla in Italien aufzunehmen,<br />
seitdem bin ich von diesen Tragwerken fasziniert.<br />
Sie liegen oft hinter verschlossenen Dachbodentüren und<br />
sind von der Welt vergessen. Dabei bergen sie einen reichen<br />
Fundus an baugeschichtlichen Zeugnissen.<br />
Michael Grabner: Ich bin seit 1996 im Bereich der<br />
Dendrochronologie (Anm.: Datierung von Holz mit Jahrringbreiten)<br />
tätig. Hierbei sind nicht nur lebende Bäume,<br />
sondern auch historische Hölzer von Interesse. <strong>Die</strong><br />
Faszination für alte Dachkonstruktionen stellt sich sehr<br />
schnell ein. Und sie bleibt aufrecht, auch wenn man viele<br />
hunderte gesehen hat, oder auch deswegen.<br />
Wann sind Sie zum ersten Mal auf das Dach der <strong>Malteser</strong>kirche<br />
aufmerksam geworden?<br />
Hanna A. Liebich: Wir haben 2015 das Projekt „Dachkataster<br />
Wien“ gestartet, bei dem das Baualter aller 1400 Dächer<br />
der Innenstadt erfasst wurde. Das geschah vor allem<br />
mit Hilfe von Archivmaterial. Dabei tauchte im Planarchiv<br />
bereits die Bauaufnahme der <strong>Malteser</strong>kirche von 1964 auf.<br />
Man nahm jedoch bisher an, dass die Dachkonstruktion<br />
dieser Kirche aus dem 19. Jahrhundert stammen würde.<br />
Wie haben Sie den Irrtum dann bemerkt?<br />
Hanna A. Liebich: Im Zuge des Katasterprojektes wurden<br />
180 Dachwerke detailliert aufgenommen und datiert.<br />
Dabei konnten Dächer aus sieben Jahrhunderten dokumentiert<br />
werden. Im Vergleich mit diesen Zeichnungen<br />
wies dann das Dach der <strong>Malteser</strong>kirche überraschende<br />
Ähnlichkeiten mit dem ältesten Dach von 1299 auf.<br />
Was ist denn so besonders am diesem Dach?<br />
Hanna A. Liebich: Besonders prägnant sind die großen<br />
Kreuzstreben, wichtiger aber für die Entwicklungsgeschichte<br />
sind die leicht nach außen geneigten Stuhlwände.<br />
<strong>Die</strong>se Konstruktion musste älter sein als die typischen<br />
Stuhlgerüste, die sich ab dem 15. Jahrhundert entwickeln.<br />
Daraufhin fand eine erste Begehung vor Ort statt.<br />
48<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>
RUNDSCHAU<br />
Das Team von Dr. Michael Grabner (Institut<br />
für Holztechnologie und Nachwachsende<br />
Rohstoffe, Universität für Bodenkultur) bei<br />
der Entnahme einer Holzprobe<br />
Projektleiterin DI Hanna A. Liebich (Abteilung<br />
für Architektur und Bautechnik, Bundesdenkmalamt)<br />
mit der Bauaufnahme der<br />
<strong>Malteser</strong>kirche von 1964<br />
Woher wissen Sie nun, wie alt das Dach wirklich ist?<br />
Hanna A. Liebich: Abgesehen von der ungewöhnlichen<br />
Konstruktion waren die einzelnen Details sehr auffällig.<br />
Es fehlen die typischen Zimmermannsverbindungen wie<br />
Blatt, Kamm oder Zapfen. Hier ist vielmehr alles sehr<br />
archaisch mit Keilen und Klauen fixiert. Außerdem fehlt<br />
bisher jede Spur eines Abbundsystems, mit dem Dachwerke<br />
sonst immer nummeriert werden. Aber wirkliche<br />
Gewissheit lieferten uns erst die Ergebnisse der Dendrochronologie.<br />
Wie funktioniert eine Dendrochronologie?<br />
Michael Grabner: Bei einer dendrochronologischen<br />
Untersuchung wird das Alter von Hölzern über die Jahrringbreitenmuster<br />
bestimmt. <strong>Die</strong> Abfolge an guten und<br />
schlechten Jahren (und somit an breiten und schmalen<br />
Jahrringen) ist so eindeutig und einmalig, dass man damit<br />
datieren kann. Dafür haben wir 18 Proben von den<br />
Dachhölzern genommen und sie mit Referenzkurven verglichen.<br />
Und mit welchem Ergebnis?<br />
Michael Grabner: <strong>Die</strong> Ergebnisse waren sehr eindeutig.<br />
Alle Proben ergaben eine Fällzeit der Hölzer zwischen<br />
1307 und 1312. Damit bestätigte sich die Vermutung,<br />
dass hier tatsächlich der Dachstuhl des gotischen Kirchenbaus<br />
vom Beginn des 14. Jahrhunderts erhalten geblieben<br />
ist.<br />
Hanna A. Liebich: <strong>Die</strong> einzelnen Bohrkerne besitzen<br />
dabei bis zu 200 Jahrringe. <strong>Die</strong> verwendeten Hölzer<br />
stammen also von Bäumen, die bereits im 11. Jahrhundert<br />
begonnen haben zu wachsen. Ihre Geschichte reicht<br />
damit bis in die Zeit der Gründung des <strong>Malteser</strong>ordens<br />
zurück.<br />
Gibt es noch ältere Dächer in Wien?<br />
Michael Grabner: Ein Dachwerk mit einem Alter von<br />
700 Jahren stellt für Wien eine Sensation dar. Bisher kennen<br />
wir nur noch das Dach der ehemaligen Hauskapelle der<br />
Haimonen, die heute zur Salvatorkapelle im Alten Rathaus<br />
gehört. Hier konnten wir Hölzer auf 1296 -1299 datieren.<br />
Ansonsten gibt es nur einzelne ältere Holzbalken, die noch<br />
erhalten sind – keine gesamten Konstruktionen.<br />
Hanna A. Liebich: Das macht die Entdeckung so wichtig.<br />
Das Dach der <strong>Malteser</strong>kirche ist vollständig überliefert<br />
und in einem bemerkenswert guten Zustand. Es<br />
stellt für Wien ein einzigartiges Zeugnis mittelalterlicher<br />
Bautechnik dar.<br />
Was bedeutet dieser Fund für die Forschung?<br />
Hanna A. Liebich: Am Beginn des Projektes haben wir<br />
kaum zu hoffen gewagt, Dächer aus der Zeit vor dem Barock<br />
zu finden. Wir können nun aber die Entwicklungsgeschichte<br />
der Dachwerke über ganze sieben Jahrhunderte<br />
nachzeichnen. Und am Beginn dieser Geschichte steht<br />
ein ganz eigener Wiener Typus, der sich in der <strong>Malteser</strong>kirche<br />
in beeindruckender Größe und Vollständigkeit erhalten<br />
hat.<br />
Michael Grabner: Es ist somit einer der ältesten Dachstühle,<br />
die wir kennen. Auch außerhalb von Wien gibt<br />
es nicht sehr viele, die älter sind. Das heißt, wir haben<br />
somit auch einen guten Einblick in die Holzverwendung<br />
der Vergangenheit und können uns mit den Daten auch<br />
Fragen wie der Holzherkunft widmen.<br />
Was geschieht jetzt?<br />
Hanna A. Liebich: Im Frühjahr werden Studierende der<br />
TU-Wien den gesamten Dachstuhl genau aufmessen und<br />
nach besonderen Konstruktionsmerkmalen suchen.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 49
XXXXX<br />
CESAR SAMPSON:<br />
12 PUNKTE<br />
Cesar Sampson ist in seinem Leben schon verschiedene Wege erfolgreich gegangen. Im Mai vertritt er Österreich beim „Eurovision<br />
Song Contest“. Außerdem unterstützt er die <strong>Malteser</strong>.<br />
Von Katharina Stögner<br />
In erster Linie ist er Künstler, Songwriter und Produzent.<br />
Doch auch als Sozialarbeiter hat der 1983 in Linz geborene<br />
Cesar Sampson bereits Erfahrung gesammelt. „Irgendwann<br />
bin ich in meiner künstlerischen Laufbahn an<br />
einem Punkt angekommen, an dem ich nicht mehr bloß<br />
Unterhaltungskünstler sein wollte, sondern einen bedeutungsvolleren<br />
Sinn meiner Tätigkeit gesucht habe“, sagt<br />
Sampson.<br />
So verschlug es den mittlerweile 34-Jährigen in die Sozialarbeit<br />
– zuerst ehrenamtlich, dann im Rahmen des<br />
Zivildienstes und schließlich als hauptamtlicher Betreuer<br />
im österreichischen Hilfswerk für Taubblinde und hochgradig<br />
Hör- und Sehbehinderte (ÖHTB). Dort absolvierte<br />
Sampson eine berufsbegleitende Fortbildung.<br />
„Ich musste zuerst als Mensch komplett werden“<br />
Rund sechs Jahre war der empathische Sänger mit der<br />
dunklen Soulstimme als Behindertenbetreuer im Einsatz.<br />
„Danach bin ich mit einem ganz anderen Zugang zur<br />
Musik in die Musikbranche zurückgekommen“, erinnert<br />
sich Sampson, der seine Produzenten mit seiner Ganzheitlichkeit<br />
beeindruckt. „Für mich macht einen Künstler<br />
nicht nur sein Vermögen aus, ein Instrument bzw. seine<br />
Stimme zu beherrschen. Vielmehr ist es ein Zusammenspiel<br />
von Körper und Geist, das sich in der Musik manifestiert<br />
und das man in der Musik spürt. Vor fünf Jahren<br />
wäre ich noch nicht für das Abenteuer „Song Contest“<br />
bereit gewesen – ich musste zuerst als Mensch komplett<br />
werden. Das hat sich bei mir auf mehreren Ebenen abgespielt:<br />
Einerseits durch die Arbeit im sozialen Bereich,<br />
andererseits durch die Arbeit an meinem Körper – sozusagen<br />
an dem Instrument, mit dem ich meine Musik ausdrücke.<br />
Seit dieser Arbeit verstehe ich meine natürliche<br />
Gabe erst und bin dadurch als Künstler authentisch.“<br />
„Nobody but You“<br />
Cesar Sampson ist keine unbekannte Größe in der heimischen<br />
Musiklandschaft. Bereits im Alter von 17 Jahren<br />
begann er, mit klingenden Namen der Wiener Alternative-Szene<br />
(Kruder & Dorfmeister, Sofa Surfers, Louie<br />
Austen) die Welt zu bereisen. Danach zog es ihn eher<br />
hinter die Kulissen des Musikbusiness, wo er als Songwriter<br />
und Texter an internationalen Produktionen ver-<br />
50<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>
RUNDSCHAU<br />
LEBENSRETTER-APP GEWINNT DEN eAWARD <strong>2018</strong><br />
Am 20. Februar wurde der „eAward<br />
<strong>2018</strong>“ im Rahmen einer großen Verleihung<br />
im T-Center in Wien vergeben.<br />
Der Wirtschaftspreis wird seit 2005<br />
an die besten innovativen Projekte mit<br />
IT-Bezug aus Österreich vergeben. <strong>Die</strong>se<br />
Auszeichnung ist auch für alle <strong>Malteser</strong><br />
LEBENSRETTER eine große Wertschätzung.<br />
www.lebensretter.at<br />
Weil: jedes Leben zählt! Und im Notfall<br />
zählt jede Sekunde!<br />
schiedenster Musikrichtungen mitwirkte. In Österreich<br />
schrieb er unter anderem Louie Austens<br />
Album „What a Comeback“.<br />
Auch auf der schillernden Bühne des „Eurovision<br />
Song Contest“ ist Cesar Sampson kein Neuling.<br />
Als Mitglied des Musikproduzenten-Kollektivs<br />
„Symphonix International“ war er als Background-Sänger<br />
und Vocal Coach Teil jenes Wiener<br />
Teams, das Bulgarien 2016 zum vierten und 2017<br />
zum zweiten Platz führte. Jetzt ist die Zeit reif,<br />
das zu tun, was Cesar immer noch am allerbesten<br />
kann – performen. Wir freuen uns schon sehr auf<br />
den Eurovision Song Contest vom 8. bis zum 12.<br />
Mai <strong>2018</strong> in Portugal und Cesars Lied: „Nobody<br />
but You“!<br />
Hilfe für die MALTESER<br />
Am 30. September <strong>2018</strong> wird Cesar Sampson<br />
zugungsten der MALTESER Kinderhilfe beim<br />
2. Kinderhilfelauf in Amstetten an den Start gehen.<br />
Außerdem dürfen sich die Teilnehmer des<br />
diesjährigen MALTESER Wildwassercamps im<br />
August für Menschen mit Behinderung auf Cesars<br />
Besuch freuen. Das Camp findet vom 2. Mai<br />
bis zum 5. Mai <strong>2018</strong> statt und feiert heuer sein<br />
20-jähriges Jubliäum.<br />
ST. JOHANNS CLUB<br />
SPENDET REINERLÖS<br />
SEINES BALLES FÜR DIE<br />
SENIORENPFLEGE<br />
Von Anton Gatnar<br />
v.l.n.r.: Anton F. Gatnar, Louis Schönburg-Hartenstein, Präsident<br />
Mag. Richard Belcredi, Prokurator Norbert Salburg-<br />
Falkenstein , Prof. Dipl.-Ing. Mag. Friedrich Rödler<br />
Das St. Johanns Clubpräsidium und der Ballorganisator<br />
Louis Schönburg haben dem Ehrenmitglied Norbert<br />
Salburg-Falkenstein in Begleitung der leitenden<br />
Herren des Großpriorates einen symbolischen Scheck<br />
über EUR 14.000 überreicht. Damit kommt auch heuer<br />
der Reinerlös des St. Johanns Club Balles den <strong>Malteser</strong>n<br />
zu Gute, konkret dem Haus Malta, Seniorenresidenz und<br />
Pflegeheim der <strong>Malteser</strong>.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 51
REISEBERICHT<br />
WENN MALTESER EINE REISE TUN ...<br />
Vor 20 Jahren wurde die verschollen geglaubte Ikone unserer Lieben Frau von Philermos in einem Kloster in Montenegro<br />
wiederentdeckt. Grund genug für die Delegation Kärnten, sich mit 31 Mitgliedern und Freunden auf eine eindrucksvolle<br />
Erkundungstour zu begeben.<br />
Von Ulrich Glaunach<br />
<strong>Die</strong> konkrete Anregung für die Reise kam vom Ordensgeistlichen<br />
der Delegation Kärnten, Monsignore Emmanuel<br />
Longin. In seiner Funktion als Militärdekan hatte er<br />
Montenegro bereits bereist und auch das Kloster in Cetinje<br />
besucht, wo unsere Liebe Frau von Philermos nun<br />
ausgestellt ist. <strong>Die</strong>se Erfahrungen waren uns bei der Vorbereitung<br />
und Durchführung unserer viertägigen Pilgerreise<br />
im Oktober 2017 von großem Nutzen.<br />
<strong>Die</strong> Anreise erfolgte mit dem Flugzeug von Wien über<br />
Laibach nach Podgorica, in die Hauptstadt Montenegros.<br />
Untergebracht waren wir direkt an der Küste in einem Hotel<br />
mit dem verheißungsvollen Namen „Queen of Montenegro“.<br />
Mit einem komfortablen Autobus erforschten<br />
wir die gebirgige Landschaft dieses kleinen Landes, wobei<br />
uns besonders die Fahrt auf den Lovćen-Pass, hoch über<br />
der Bucht von Kotor, als eindrucksvoller Beweis gelassener<br />
Autobusfahrkunst in Erinnerung ist.<br />
Von Sveti Stefan über Njeguši zum Skutarisee ...<br />
Unsere Reiseführerin, Angelica, strahlte ihre Vaterlandsliebe<br />
sehr kenntnisreich und engagiert aus und bekam dafür<br />
viel Applaus. Das Essen und der montenegrinische Wein<br />
schmeckten uns gut. Am ersten Tag wurden wir bei letzterem<br />
zwar ein bisschen knapp gehalten, aber schon ab dem zweiten<br />
Essen im Hotel waren die Karaffen immer gut gefüllt.<br />
<strong>Die</strong> Reiseroute führte von Sveti Stefan über den Lovćen-<br />
Pass hoch in das kleine Dorf Njeguši, aus dem die Herrscherdynastie<br />
Montenegros stammt. Danach fuhren wir<br />
mit einem Boot zum großen Skutarisee. Am nächsten Tag<br />
besuchten wir die Stadt Kotor und anschließend – wieder<br />
per Schiff – die Sehenswürdigkeiten der Bucht von Kotor,<br />
die malerische Stadt Perast, die Kircheninsel „Maria<br />
vom Felsen“ und die Marina von Tivat. Sie diente seinerzeit<br />
als österreichischer Marinestützpunkt und ist jetzt<br />
Residenz von „Reich und Schön“. Wieder unterwegs im<br />
Autobus lauschten wir mit Spannung den Erzählungen<br />
von Andreas Jordis über die Erlebnisse seines Vaters, des<br />
Korvettenkapitäns Hans Freiherr Jordis von Lohausen,<br />
während des ersten Weltkrieges.<br />
... und dann endlich: Cetinje!<br />
Besondere Höhepunkte unserer Reise waren die unvergesslichen<br />
Andachten und heiligen Messen, die Emmanuel<br />
Longin an ganz besonderen Plätzen zelebrierte: in<br />
52<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>
REISEBERICHT<br />
der Abendsonne auf der Terrasse der „Queen of Montenegro“,<br />
in den Gärten des Königinnenpalastes bei Sveti<br />
Stefan, auf dem Schiff unterwegs auf dem mäandernden<br />
Fluss Richtung Skutarisee und in der kleinen Kirche in<br />
Kotor, vor der mitten während der Messe ein touristisches<br />
„O sole mio“ erklang.<br />
Am dritten Tag erreichten wir Cetinje, besuchten den Königspalast<br />
und dann – endlich – das Museum des Ortes:<br />
In dem kleinen, blau beleuchteten Saal vor der golden<br />
gerahmten Mutter von Philermos beteten wir das Ordensgebet<br />
und sangen ein Marienlied. Erfahrene <strong>Malteser</strong><br />
wissen um die verworrene Geschichte dieser Ikone,<br />
die lange als verschollen galt. Nach dem Museumsbesuch<br />
wurde uns Einlass in das orthodoxe Kloster gewährt.<br />
So konnten wir auch die Reliquien des Ordens (Näheres<br />
dazu siehe Kasten) und einen reichen Schatz an Antiquitäten<br />
des Klosters besichtigen.<br />
Dankbar und erfüllt<br />
Am letzten Tag waren wir besonders beeindruckt von der<br />
großen, neu gebauten serbisch-orthodoxen „Auferstehungskathedrale“<br />
von Podgorica, die sich stattlich und innen<br />
reich goldbeschichtet auf einem freien Feld inmitten<br />
von Plattenbauten präsentiert. Schließlich ging es zurück<br />
nach Hause, voll Freude über die gemeinsam verbrachten<br />
Tage mit dieser gleichgesinnten, fröhlichen Pilgertruppe,<br />
dankbar für die kompetente und gefühlvolle spirituelle<br />
Begleitung durch Emmanuel Longin – und mit dem Vorsatz,<br />
bald wieder gemeinsam unterwegs zu sein.<br />
UNSERE LIEBE<br />
FRAU VON PHILERMOS<br />
<strong>Die</strong> Ikone der Muttergottes vom Berg Philermos wurde<br />
vermutlich um 1200 im byzantinischen Raum geschrieben.<br />
Sie wurde von den Ordensrittern in der Georgs-Kapelle<br />
auf dem Berg Philermos auf Rhodos verehrt. Beim<br />
Abzug aus Rhodos 1523 wurde die Ikone mitgenommen<br />
und fand in Valletta ihre neue Heimat. Nach der Besetzung<br />
von Malta durch Napoléon im Jahr 1798 wurden<br />
die Ikone und die zwei Hauptreliquien des Ordens (Arm<br />
des Hl. Johannes des Täufers und Kreuzpartikel) an Zar<br />
Paul I. von Russland übergeben, um sie vor den Kriegsereignissen<br />
zu schützen.<br />
Später konnten sie den Wirren der bolschewistischen<br />
Revolution im Jahr 1917 mit Hilfe der Zarenmutter – einer<br />
geborenen Prinzessin von Dänemark – entkommen.<br />
<strong>Die</strong>se brachte die wertvollen Stücke nach Kopenhagen.<br />
Nach dem Tod der Zarenmutter im Jahr 1928 gelangte<br />
die Madonna kurz in die Obhut des Vorsitzenden der<br />
russisch-orthodoxen Bischofssynode in Berlin. <strong>Die</strong>ser<br />
übergab die Ikone und die Reliquien dem jugoslawischen<br />
König Alexander I. in Belgrad. Seit der Besetzung von<br />
Belgrad durch die Wehrmacht im Jahre 1941 gab es keine<br />
Nachrichten mehr über Madonna und Reliquien.<br />
Schließlich erhielt unser Fürstgroßprior Willhelm Liechtenstein<br />
einen Hinweis auf den Aufenthaltsort der Ikone:<br />
Ein kroatischer Arzt wollte sie in Cetinje gesehen haben.<br />
<strong>Die</strong>ser Hinweis ließ sich zunächst nicht verdichten. Einen<br />
weiteren Hinweis bekam unser Großprior während<br />
eines Australien-Aufenthalts, als er gemeinsam mit dem<br />
Ordensritter Richard Divall ein neu gebautes orthodoxes<br />
Kloster in der Nähe von Melbourne besuchte. Dort traf<br />
er auf Mönche, die die Ikone und die Reliquien in Cetinje<br />
gesehen hatten. Auf Basis dieser Information gelang<br />
ebenfalls eine Kontaktaufnahme mit dem Kloster und<br />
dem Museum, und die ersten Fotos wurden übermittelt.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 53
KLOSTERKÜCHE<br />
FRÜHLINGSREZEPTE<br />
AUS DER KLOSTERKÜCHE<br />
von Sr. Dr. Margareta An der Lan<br />
Nach einem langen Winter beschert uns der Frühling wieder Energie und Elan. Der Frühling<br />
wirkt sich positiv auf unsere Psyche aus, mehr Licht und Wärme lassen unsere Laune steigen,<br />
Natur, Farben und Gerüche regen unsere Sinne an, unser Körper freut sich auf frische,<br />
leichte Kost.<br />
P.S. Sollten nach Ostern noch gekochte Eier und Schokohasen übrig geblieben sein, hier ein paar Tipps zur Verwertung …<br />
Schokoosterhase auf Erdbeerbett<br />
Leichte Sauce aus gehackten Eiern<br />
Passt besonders gut zu frischem Spargel und zu<br />
warmen Kartoffel.<br />
Zutaten pro Person<br />
1 hartes Ei<br />
Maiskeimöl<br />
2EL Sauerrahm<br />
1Tl Dijonsenf<br />
Weißer Balsamicoessig, Salz, Pfeffer<br />
Frische Petersilie oder Schnittlauch<br />
Zubereitung:<br />
Eier schälen, in der Mitte durchschneiden, harte<br />
Eigelbe in eine Schüssel geben und mit dem Schneebesen<br />
zerkleinern, tröpfchenweise das Öl einrühren<br />
bis es mit dem harten Dotter bindet und so viel<br />
Öl dazu geben bis eine mittelfeste Sauce entsteht,<br />
dann den Sauerrahm und den Senf unterrühren.<br />
Das Weiße des Eis fein hacken und mit der Sauce<br />
mischen, 1-2 Schuss weißen Balsamico, Salz und<br />
Pfeffer hinzufügen. Zum Schluss die frisch gehackte<br />
Petersilie/Schnittlauch untermengen.<br />
„Gesunder Genuss“<br />
Wann immer man Schokolade, egal ob Milch,<br />
Bitter oder Kochschokolade übrig hat…Schokolade<br />
im Wasserbad unter ständigem Rühren<br />
vorsichtig schmelzen und etwas Schlagobers<br />
hinzufügen. Wenn die Schokolade vollständig<br />
geschmolzen ist, Gefäß aus dem Wasserbad nehmen<br />
und die Schokolade unter Rühren abkühlen<br />
lassen bis sie wieder beginnt einzudicken.<br />
Erdbeeren zur Hälfte in die Schokolade tunken<br />
und auf einem Rost abtropfen lassen bis sie<br />
getrocknet sind.<br />
P.S. Fast alle Obstsorten schmecken in Schokolade<br />
getunkt besonders köstlich!<br />
© istockphoto.com<br />
54<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>
KLOSTERKÜCHE<br />
Frischer Saibling aus heimischen Gewässern<br />
mit Kürbis und Paradeiser<br />
Zutaten:<br />
Für vier Personen<br />
4 Saiblinge à rund 320g<br />
Salz und Pfeffer<br />
200 g frische Champignons<br />
100 g Kirsch-Paradeiser<br />
200 g Kürbis<br />
1 Bd. Frühlingszwiebeln<br />
2 unbehandelte Bio Limetten/Zitronen<br />
1 Bd. Petersilie<br />
Butter<br />
Olivenöl<br />
Vinaigrette<br />
6 Paradeiser<br />
Frischer Bund Basilikum<br />
2 EL Balsamico-Essig<br />
Salz<br />
Pfeffer aus der Mühle<br />
3 EL Olivenöl<br />
Zucker<br />
Zitronensaft<br />
Zubereitung:<br />
Saiblinge abspülen, mit Küchenrolle trocknen, salzen und pfeffern.<br />
Champignons und Frühlingszwiebeln putzen und in Scheiben schneiden,<br />
Kürbis, Zitronen waschen und würfeln, Petersilie grob hacken.<br />
Gemüse, Kräuter und Kirsch-Paradeiser vermischen.<br />
Jeden Fisch auf ein Stück mit Olivenöl bestrichene Alufolie legen und<br />
jeweils mit der Gemüse-, Zitronenwürfelmischung füllen und je einen<br />
Esslöffel zerlassene Butter und etwas Olivenöl beimengen. Alufolie<br />
verschließen, auf ein Backblech legen und 20 Minuten bei 200°C im<br />
Backofen garen.<br />
Für die Vinaigrette Tomaten blanchieren, häuten und das Fleisch in kleine<br />
Würfel schneiden. Basilikumblätter abspülen, trocknen und in dünne<br />
Streifen schneiden. Balsamico mit Salz und Pfeffer verrühren, Olivenöl<br />
dazugeben und erneut verrühren. Zum Schluss Tomatenwürfel und Basilikum<br />
unterheben. Mit Zitrone/Limette und Salz abschmecken.<br />
Und noch ein altes Hausmittel: Salbe sebstgemacht<br />
Im Winter wird die Haut durch das raue, kalte Wetter,<br />
die Kleidung und die beheizten Räume oft sehr beansprucht.<br />
<strong>Die</strong> Haut wird oft rissig und trocken, daher<br />
braucht sie eine spezielle Pflege. <strong>Die</strong> Kraft der Ringelblume<br />
kann helfen. Selbstgerührt und in hübsche Cremedosen<br />
gefüllt ist sie ein tolles Geschenk für jeden.<br />
Zutaten:<br />
50 g Bienenwachs<br />
1/4 Liter Olivenöl<br />
50 g Shea- oder Kakaobutter<br />
(oder eine Mischung 25 g Shea und 25 g Kakaobutter)<br />
5 Tropfen Vitamin-E-Acetat (erhältlich in der Apotheke)<br />
2 Handvoll Ringelblumenblüten (klein gehackt)<br />
1 1/2 TL Propolis-Tinktur<br />
5 Tropfen ätherisches Öl, wenn man der Salbe eine<br />
Duftnote geben möchte.<br />
Zubereitung der Salbe:<br />
Geben Sie die festen Zutaten in einen Behälter, den Sie<br />
dann im Wasserbad bis zu ca. 70 Grad erhitzen. <strong>Die</strong><br />
Zutaten schmelzen, sodass sich alles gut vermischen<br />
lässt.<br />
Danach erhitzen Sie diese Fettphase in einem Topf<br />
und fügen dann die Ringelblumen hinzu. Nachdem<br />
die heiße Creme einmal aufgeschäumt hat, sollte<br />
man sie vom Ofen nehmen. Dann 24 Stunden stehen<br />
lassen. Dann nochmal erwärmen und durch ein Leintuch<br />
filtrieren.<br />
Wenn die Creme fertig ist, geben Sie während des<br />
Abkühlens der Creme das Vitamin-E-Acetat hinzu<br />
und rühren es ebenfalls gut unter, denn dieses<br />
Vitamin-E-Acetat sorgt später dafür, dass die Creme<br />
nicht ranzig wird, auch die Propolis-Tinktur und das<br />
ätherische Öl ganz zum Schluss beimengen damit<br />
der Geruch bzw. der Wirkstoff nicht entweichen.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 55
GELESENEMPFOHLEN<br />
GLAUBENS FRAGEN<br />
Mit „Ethik – <strong>Die</strong> Grundfragen unseres Lebens von der Geburt bis zum Tod” bietet Autor Wolfgang<br />
Huber einen hilfreichen Orientierungsrahmen für Suchende.<br />
Von Richard Mischak<br />
„Moral standards prescribe how you ought to treat<br />
others, ethical standards how we ought to live ourselves.”<br />
Im christlichen Ethos geht es um die Ordnung der Gesellschaft<br />
im Ganzen. In einer pluralistischen Gesellschaft<br />
stehen verschiedene Überzeugungsgemeinschaften nebeneinander;<br />
ihre Differenzen beinhalten auch grundlegende<br />
Werteunterschiede.<br />
<strong>Die</strong> moderne Medizin etwa hat ganz andere Möglichkeiten<br />
als noch vor einer oder zwei Generationen. Was<br />
ist ethisch vertretbar und wie kann man entsprechendes<br />
Handeln jeweils begründen in einer Gesellschaft, in<br />
der die christliche Religion keinen Alleinvertretungsanspruch<br />
mehr erheben kann? Auch der Klimawandel und<br />
die Frage des Einsatzes von Gewalt gegen Terroristen<br />
oder Unrechtsregime werfen neue Fragen auf.<br />
Von A wie Armut bis V wie Verantwortung<br />
In 20 Kapiteln behandelt Autor Wolfgang Huber – Professor<br />
für Theologie, ehemaliger Bischof in Berlin sowie<br />
Vorsitzender des Rats der Evangelischen Kirchen in<br />
Deutschland – die wichtigsten ethischen Fragen unserer<br />
Zeit. Themen sind Familie, Ungerechtigkeit, menschliche<br />
Würde, Behinderung, Grundbedürfnisse, Armut, Kultur,<br />
Gewissen, Verantwortung, Informationszeitalter, Arbeit,<br />
Profit, Wissenschaft, Medizin, Politik, Toleranz, Krieg und<br />
Frieden, Generationengerechtigkeit, Alter und Sterben.<br />
Man kann die Kapitel der Reihe nach lesen oder wahllos<br />
ein Kapitel herausgreifen. Der Text ist leicht verständlich,<br />
ohne jedoch oberflächlich zu werden. Der Problemkreis des<br />
Kapitels wird anfangs beschrieben, dann werden dem Leser<br />
argumentativ ethische Entscheidungshilfen geliefert;<br />
GLÜCK IST KEIN ZUSTAND,<br />
SONDERN EINE TÄTIGKEIT<br />
Unter dem Titel „Hört auf zu arbeiten!“ haben sich Anja Förster und Peter Kreuz<br />
genauer mit dem Wandel in der Arbeitswelt beschäftigt. Ihr Fazit: Es geht nicht<br />
darum, den Job zu wechseln, sondern Gelegenheiten für wirklich bedeutsame<br />
Tätigkeiten zu suchen und diese zu nutzen.<br />
Von Richard Mischak<br />
Bei (zu) vielen Menschen beginnt das Leben erst, wenn der<br />
Arbeitstag zu Ende ist. Schade, denn: Mit und in der Arbeit<br />
verbringen wir den Großteil unseres Lebens. Es ist also wertvoll,<br />
darüber nachzudenken, welche Möglichkeiten es gibt,<br />
gerade in der Arbeit wieder mehr Leidenschaft, mehr Freude,<br />
mehr Sinn, mehr Miteinander zu spüren. <strong>Die</strong> Schlüsselfrage<br />
lautet: „Worauf kommt es in meinem Leben an?“<br />
Das Buch von Anja Förster und Peter Kreuz gibt viele<br />
Anregungen. Ihrer Ansicht nach besteht das Wichtigste<br />
darin, eine Arbeit zu finden, die glücklich macht, die<br />
also bedeutsam ist für einen selbst und für andere. Schön,<br />
wenn man dabei kreativ sein kann! Im Idealfall bekommt<br />
man mehr Energie zurück als man hineinsteckt. Das funktioniert<br />
auch am bisherigen Arbeitsplatz – zum Beispiel<br />
56<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>
TAGEBUCH<br />
letztlich mit dem Ziel, dass sich der Leser die Argumentationslinien<br />
des Kapitels verinnerlicht, sodass er sie selbstständig<br />
auch auf andere Themen anwenden kann.<br />
Ethik unter Unsicherheit<br />
Wolfgang Huber beschließt das Buch mit einem kritischen<br />
Ausblick auf die Zukunft der Ethik in einer globalisierten<br />
Welt. <strong>Die</strong> klassische Ethik war an Regeln, Werte und Gesetze<br />
gebunden, doch steht die Ethik heute vor ungleich größeren<br />
Unsicherheiten. Durch welches Handeln Chancen genutzt<br />
oder Risiken vermieden werden, lässt sich nun nicht mit<br />
Gewissheit sagen. Ethik muss jedenfalls in die Zukunft gerichtet<br />
sein, Nachhaltigkeit wird zu einem wichtigen Thema.<br />
Ausführliche Literaturhinweise und ein umfassendes Personenund<br />
Sachregister zeugen von der Ganzheitlichkeit im Denken<br />
und Urteilen von Wolfgang Huber. Der renommierte Theologe<br />
stellt durchaus handhabbare Maßstäbe auf und wird mit seinem<br />
Orientierungsrahmen vielen Lesern ein hilfreicher Ratgeber sein.<br />
Wolfgang Huber, Ethik – <strong>Die</strong> Grundfragen unseres Lebens von der<br />
Geburt bis zum Tod, C.H. Beck, 2. Auflage 2015, 320 Seiten,<br />
ISBN: 978-3-406-70076-7, 19,95 Euro<br />
GRAZ<br />
BENEFIZGALA<br />
17. MALTESER Benefizabend ermöglicht Hilfsprojekte<br />
in der Steiermark.<br />
Der Einladung von Landeshauptmann Hermann<br />
Schützenhöfer zum Benefizabend des <strong>Malteser</strong>-<br />
Ritter-Ordens in der Aula der Alten Universität<br />
folgten mehr als 300 Festgäste; darunter Diözesanbischof<br />
Wilhelm Krautwaschl, Landtagspräsidentin<br />
Bettina Vollath, Nationalratsabgeordnete Juliane<br />
Bogner-Strauß, die Grazer Gemeinderäte Peter<br />
Piffl-Percevic und Peter Stöckler sowie das Mitglied<br />
der Ordensregierung des Souveränen <strong>Malteser</strong>-<br />
Ritter-Ordens in Rom, Franz Harnoncourt-Unverzagt.<br />
„Der Erlös des 17. <strong>Malteser</strong> Benefizabends ermöglicht<br />
viele ehrenamtlichen Projekte der <strong>Malteser</strong> in der Steiermark,<br />
wie zum Beispiel die „Herzenswunschfahrten“<br />
für Hospiz-Patienten, freut sich Richard Wittek-<br />
Saltzberg, Kommandant der MALTESER Austria.<br />
dann, wenn man mutig wird, sich erlaubt „Nein“ zu sagen<br />
und unermüdlich versucht, die eigenen Talente und Potenziale<br />
weiter zu entwickeln. Aristoteles‘ Sichtweise bringt es<br />
hier auf den Punkt: Glück ist kein Zustand, sondern eine Tätigkeit!<br />
Mit ihrer Aufforderung „Hört auf zu arbeiten!“ meinen die<br />
Autoren nicht, dass wir gar nichts mehr tun, sondern anders<br />
arbeiten sollten, als bisher. Dabei geht es nicht darum, den<br />
Job zu wechseln, sondern Gelegenheiten für die bedeutsamen<br />
Tätigkeiten zu suchen und diese zu nutzen. Leistung ist<br />
immer Arbeit für andere. Es ist allerdings auch wichtig, für<br />
sich selbst Energie, positive Erlebnisse, das Gefühl des Sinns<br />
zu spüren. Das Buch ist gut verständlich geschrieben, flüssig<br />
zu lesen und macht Lust darauf, tatsächlich etwas zu ändern.<br />
Anja Förster/Peter Kreuz, Hört auf zu arbeiten! Eine Anstiftung, das zu<br />
tun, was wirklich zählt, Pantheon, München 2013, 230 Seiten, ISBN:<br />
978-3-55189-9, 14,99 Euro<br />
(v.l.n.r.): Ordens-Delegat KR Martin Auer, Ordens-Kanzler<br />
DI Richard Steeb, Gemeinderat Dr. Peter Piffl-Percevic,<br />
Organisatorin Melina Winkler, Ehrenpräsident Dr. Franz<br />
Harnoncourt-Unverzagt, NAbg Univ.-Prof. Mag. Dr. Juliane<br />
Bogner-Strauß, Bischof Dr. Wilhelm Krautwaschl, Landtagspräsidentin<br />
Dr. Bettina Vollath, MHDA-Bereichsseelsorger<br />
Dechant Mag. Clemens Grill, Kommandant Mag. Richard<br />
Wittek-Saltzberg, Gemeinderat Peter Stöckler<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 57
„GEHT, HEILT UND<br />
VERKÜNDET“<br />
Am 2. Dezember 2017 wurde Hermann Glettler zum neuen Bischof von Innsbruck<br />
geweiht. Eine Delegation der Tiroler MALTESER war live dabei.<br />
Von Lukas Krupitza<br />
Auf Wunsch von Hermann Glettler fand die eindrucksvolle<br />
Zeremonie in der Innsbrucker Olympiahalle statt. Mit<br />
der Wahl dieses Ortes sollten möglichst viele Menschen<br />
die Gelegenheit haben, an diesem besonderen „Fest des<br />
Glaubens“ teilzunehmen. Vor mehr als 7.000 Mitfeiernden<br />
legten der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, der<br />
Linzer Bischof Manfred Scheuer und der Grazer Bischof<br />
Wilhelm Krautwaschl dem 52-jährigen Steirer die Hände<br />
auf und vollzogen seine Weihe.<br />
Ein Zeichen der Solidarität<br />
Das Fest war von symbolträchtigen Gesten begleitet: So<br />
durften ein blinder Extrembergsteiger, der älteste Priester<br />
der Diözese und zwei Jugendliche der Katholischen<br />
Jugend die Amtsinsignien überreichen. Stab und Brustkreuz<br />
waren zwar nicht neu – Bischof Glettler hatte sie<br />
aus einem kirchlichen Bestand ausgewählt. Allerdings waren<br />
sie vom Grazer Künstler Gustav Troger nachbearbeitet<br />
worden: Der Hirtenstab zeigt nun eine Pfeffermühle<br />
(„Der Hermann wird auch Pfeffer brauchen“, so Troger),<br />
das Pektorale wurde mit Löchern versehen. Sie sollen an<br />
das durchbohrte Herz Jesu erinnern und Durchlässigkeit,<br />
Transparenz und Verwundbarkeit als ein Zeichen der Solidarität<br />
mit Bedürftigen ausdrücken.<br />
Im Sinne der acht Elende<br />
<strong>Die</strong> Gabenbereitung im weiteren Verlauf des Zeremoniells,<br />
das unter dem Wahlspruch „Euntes curate et praedicate<br />
– Geht, heilt und verkündet“ stand, wurde von der<br />
African Catholic Community gestaltet. Unser langjährig<br />
Betreuter, Heinrich Strickner, ministrierte und feierte<br />
dabei sein persönliches kleines Jubiläum: Es war bereits<br />
seine dritte Bischofsweihe. Wir freuen uns sehr, dass wir<br />
mit Bischof Hermann Glettler einen neuen Oberhirten<br />
in der Diözese Innsbruck haben. <strong>Die</strong> Unterstützung und<br />
Begleitung für Menschen in Not sind nicht nur zentrale<br />
Anliegen des neuen Bischofs, sondern auch im Sinne der<br />
acht Elende Grundpfeiler der <strong>Malteser</strong>.<br />
Ein Steirer in Tirol<br />
Hermann Glettler, geboren am 8. Jänner 1965 in Übelbach/Steiermark,<br />
schloss seine Schullaufbahn am Bischöflichen<br />
Seminar und Gymnasium in Graz ab. <strong>Die</strong><br />
Maturareise führte ihn 1983 nach Frankreich, wo er in<br />
Paray-le-Monial zufällig an einem internationalen Jugendtreffen<br />
der Gemeinschaft Emmanuel teilnahm, der<br />
er seit 1987 angehört. Glettler studierte Theologie und<br />
Kunstgeschichte in Graz, Tübingen und München. Am<br />
23. Juni 1991 wurde Hermann Glettler zum Priester für<br />
die Diözese Graz-Seckau geweiht. Nach Kaplansjahren<br />
in Judenburg-St. Nikolaus und Wagna verbrachte er ein<br />
Fortbildungsjahr 1998/99 in St. Nicolas-des-Champs in<br />
Paris. Von 1999 bis 2016 war er Pfarrer im Pfarrverband<br />
Graz St. Andrä-Karlau. www.dibk.at<br />
58<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>
TAGEBUCH<br />
AUSZEICHNUNGEN<br />
v.l.n.r.: Kdt. Mag. R. Wittek-Saltzberg, KR M. Auer, Diözesanbischof<br />
Dr. Krautwaschl, Mag. G. Liebminger, em. Bischof Dr. E. Kapellari,<br />
MMag. Dr. Lagger<br />
Der Einladung im Refektorium des Grazer Priesterseminars<br />
folgten rund 100 <strong>Malteser</strong>, Betreute und Gäste.<br />
Ein würdevoller und besinnlicher Abend mit höchster<br />
Auszeichnung, denn dem Delegaten der Delegation<br />
Steiermark, Martin Auer, wurde der Silvesterorden<br />
verliehen, gleichzeitig bedankte sich der <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst<br />
bei Mag. Günther Liebminger für die große<br />
Unterstützung mit der MALTESER Verdienstmedaille<br />
in Silber.<br />
Kommerzialrat Martin Auer, Delegat des Souveränen<br />
<strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens für die Steiermark wurde von<br />
S. Exz. Diözesanbischof Dr. Wilhelm Krautwaschl das<br />
Komturkreuz mit Stern des päpstlichen Silvesterordens<br />
verliehen. <strong>Die</strong>ser Orden wird für besonderes Engagement<br />
in katholischen Institutionen und aufgrund großer<br />
persönlicher Verdienste verliehen. Er ist eine der<br />
höchsten Auszeichnung des Heiligen Vaters, die dieser<br />
an katholische Laien vergibt.<br />
Kdt. Mag. R. Wittek-Saltzberg, Mag. G. Liebminger<br />
Martin Auer wurde am 6. März 1944 in der Steiermark<br />
geboren. Das Jusstudium an der Karl-Franzens-Universität<br />
musste er aufgrund des frühen Todes seines<br />
Vaters vorzeitig beenden und 1966 die väterliche Bäckerei<br />
übernehmen. Neben Ausschuss-Tätigkeiten für<br />
die Wirtschaftskammer Steiermark und als Laienrichter<br />
am Landesgericht für Zivilrechtssachen in Graz<br />
ist Martin Auer seit vielen Jahren für den MALTESER<br />
Hospitaldienst im Einsatz und engagiert sich seit 2004<br />
als Ordensmitglied und seit 2011 als Delegat für den<br />
<strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden in der Steiermark. Martin Auer<br />
unterstützt darüber hinaus noch zahlreiche Initiativen<br />
der Obdachlosenfürsorge und Flüchtlingsinitiativen.<br />
Botschafter Dr. Christof Fritzen hat Mag. Constantin<br />
Hempel-Hubersting für seine langjährigen Verdienste<br />
und die fortwährende Unterstützung der Botschaft, das<br />
Kommandeurskreuz der Verdienstauszeichnung „pro<br />
Merito Melitensi“ überreicht.<br />
KR M. Auer, Diözesanbischof Dr. Krautwaschl Botschafter Dr. Fritzen, Mag. Hempel-Hubersting<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 59
TAGEBUCH<br />
+ 6. September 2017<br />
Topsy Gräfin von Thun und<br />
Hohenstein, geb. Frankl<br />
Mitglied der <strong>Malteser</strong> in Wien<br />
+ 5.November 2017<br />
Vera Malek, geb. Prinz<br />
Langjährig Betreute der <strong>Malteser</strong><br />
+ 22. November 2017<br />
Margareta Daisy Gräfin<br />
Waldstein-Wartenberg<br />
geb. Tetzeli von Rasador<br />
Ehren- und Devotions-<br />
Großkreuz-Dame<br />
+ 27. November 2017<br />
Franz Graf von<br />
Thurn-Valsassina und Taxis<br />
Ehren- und Devotionsritter<br />
WIR TRAUERN UM<br />
+ 21. Jänner <strong>2018</strong><br />
Dr. pharm. Nikolaus<br />
Claudius Hofmann<br />
Magistralritter<br />
=<br />
+ 26. Jänner <strong>2018</strong><br />
Prof. Mag.iur. Robert L.<br />
von Dauber<br />
Gratial- und Devotions-Großkreuz-Ritter<br />
mit Schulterband<br />
+ 29. Januar <strong>2018</strong><br />
Joseph Hörandner<br />
Betreuter der <strong>Malteser</strong> im<br />
Wohnhaus Lebenshilfe Salzburg<br />
+ 6. Dezember 2017<br />
Peter Fürst von Hohenberg<br />
Ehren- und Devotions-Großkreuz-Ritter<br />
in Oboedienz<br />
+ 12. Januar <strong>2018</strong><br />
Sr. Aurelia Hedwig<br />
Denkmayr CS<br />
Schwester der Caritas<br />
Socialis, Mitglied des MAKD<br />
+ 13. Jänner <strong>2018</strong><br />
Dr. jur. Johannes Paul Kyrle<br />
Magistal-Großkreuz-Ritter<br />
Botschafter u. Generalsekretär für<br />
auswärtige Angelegenheiten i. R.<br />
+ 25. Februar <strong>2018</strong><br />
Ing. Matthias Henn<br />
Magistralritter<br />
+ 6. März <strong>2018</strong><br />
Albertina Gräfin von Hartig,<br />
geb. Mihalovich de Oravicza<br />
Ehren- und Devotionsgroßkreuz-Dame<br />
+ 11. März <strong>2018</strong><br />
Reinhold Gayer<br />
Mitglied der <strong>Malteser</strong> in Salzburg<br />
60<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong><br />
R.I.P.
TAGEBUCH<br />
Erinnerungen<br />
BOTSCHAFTER I. R.<br />
DR. JOHANNES KYRLE<br />
Magistral-Großkreuz-Ritter<br />
ihm offen sein konnte und dass diese Offenheit nie missbraucht<br />
werden würde.<br />
Wenn ich eines über meinen Schwager weiß, so ist es,<br />
dass ich nie viel über ihn gewusst habe. Er war voll von<br />
Gedanken zur Situation der Weltpolitik, zur Stellung Österreichs<br />
in der Welt, zur Bedeutung der <strong>Malteser</strong> für eine<br />
friedliche, die Hilfe für die Menschen in den Mittelpunkt<br />
stellende Aufgabe, zur Entwicklung seiner Betriebe, zur<br />
Pflege seiner Freundschaften und der Sorge um seine Familie.<br />
Aber seine Person stand nie im Vordergrund.<br />
Ein weiterer Grund, warum ich über diesen von mir so<br />
sehr geschätzten Menschen so wenig weiß, war seine absolute<br />
Verschwiegenheit. Ein weiteres Geheimnis seines<br />
Erfolges: Jeder, der mit ihm sprach, wusste, dass man mit<br />
PETER FÜRST VON HOHENBERG<br />
Ehren- und Devotions-Großkreuz-Ritter<br />
Es gibt wohl kaum einen Namen in Österreich, der so<br />
untrennbar und eng mit dem Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden,<br />
Großpriorat von Österreich und seinen Hilfswerken<br />
verbunden ist, wie der seine. Peter war der personifizierte<br />
<strong>Malteser</strong> in allen Belangen, er hat dies auch<br />
immer und überall mit Stolz und Überzeugung nach<br />
innen und nach außen vertreten. Er hat Generationen<br />
geprägt durch seine Geschichtsvorträge, aber noch viel<br />
stärker durch sein Vorbild im <strong>Die</strong>nst an unseren Herren<br />
Kranken.<br />
r<br />
Für die <strong>Malteser</strong> hat er nicht nur in seiner Funktion als<br />
Generalsekretär im Außenministerium eine Reihe von<br />
gegenseitigen Staatsbesuchen unterstützt. Seiner Idee<br />
und seinem Engagement verdanken wir auch den Rahmenvertrag<br />
zwischen der Republik Österreich und dem<br />
<strong>Malteser</strong>orden für Projekte der humanitären Entwicklungszusammenarbeit.<br />
Zuletzt hat er im Hintergrund<br />
Verbindungen geknüpft, um volle diplomatische Beziehungen<br />
mit Deutschland zu erlangen. Geboren am 30.<br />
Juli 1948, wurde Dr. Johannes Kyrle im Oktober 2001<br />
in der Kommende Mailberg als Magistralritter aufgenommen.<br />
Im Juli 2008 erfolgte die Rangerhöhung zum Magistral-Großkreuz-Ritter.<br />
Von Harald Haymerle<br />
Peter Fürst von Hohenberg wurde 1936 geboren und<br />
1963 als Ehren- und Devotionsritter in den Orden aufgenommen.<br />
1964 begann er das Noviziat zum Justizritter<br />
und wurde 1966 Professritter mit einfachen Gelübden.<br />
1968 trat er in den Stand der Ehren- und Devotionsritter<br />
über, legte 1973 sein Obödienzversprechen ab. Er war<br />
Mitglied im Kapitel des Großpriorats und lange Jahre<br />
Vertreter des II. Standes. 1999 wurde er zum Ehren- und<br />
Devotions-Grosskreuzritter in Obödienz im Rang erhöht.<br />
Nebenbei hatte Peter Fürst von Hohenberg lange Jahre leitende<br />
Funktionen im <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst inne. Für alle<br />
diese Verdienste um den Orden und die Hl. römische Kirche<br />
wurde er zusätzlich mit dem Komturkreuz des päpstlichen<br />
Ordens vom Hl. Gregor und dem Kommandeurskreuz<br />
der Verdienstauszeichnung „Pro Merito Melitensi“ des<br />
<strong>Malteser</strong>-Ordens ausgezeichnet.<br />
Von Olivier Loudon<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 61
TAGEBUCH<br />
ING. MATTHIAS HENN<br />
Magistralritter<br />
Am 17. Mai 1961 in Wien als Sohn von KR <strong>Die</strong>ter Henn<br />
und Christiane, geb. Freiin von Sacken, geboren, trat<br />
Matthias Henn nach der Volksschule, der HTL für Maschinenbau<br />
und der Einjährig-Freiwilligen-Ausbildung beim<br />
Bundesheer im Jahr 1982 in den Familienbetrieb ein.<br />
Damals baute er seine engen Kontakte zur orthodoxen<br />
Kirche in Bulgarien und Rumänien und seine beruflichen<br />
Kontakte nach China auf. 1983 begann er, im <strong>Malteser</strong><br />
PROF. MAG. ROBERT VON DAUBERr<br />
Gratial- und Devotions-Großkreuz-Ritter<br />
Alten- und Krankendienst (MAKD) bei der „Waschstraße“<br />
mitzuarbeiten und wurde 1986 in den MAKD aufgenommen.<br />
Als engagierter und verlässlicher Mitarbeiter im MAKD<br />
überaus geschätzt, wurde Matthias Henn 1993 unter<br />
Fürstgroßprior Bailli Fra‘ Wilhelm von und zu Liechtenstein<br />
als Magistralritter in den Orden aufgenommen.<br />
Allzu früh ist er nun von uns gegangen.<br />
Von Richard Steeb<br />
Als Sohn des Regierungsrats Ing. Robert von Dauber und<br />
Elisabeth, geb. Pollak, am 18. Mai 1939 in Sofia/Bulgarien<br />
zur Welt gekommen, besuchte Robert von Dauber<br />
die Volksschule in Friesach/Kärnten, das Gymnasium in<br />
Klagenfurt und schließlich das Stiftsgymnasium von St.<br />
Paul/Lavanttal. Nach der Handelsakademie und Matura<br />
mit Auszeichnung studierte er Jus an der Universität<br />
Wien und war nebenberuflich seit 1957 bei der Österreichischen<br />
Tabakregie beschäftigt. 1962 heiratete er Dkfm.<br />
Edith Eisenköbl und wurde Vater von zwei Töchtern.<br />
Für unseren Orden verdient gemacht hat sich Robert vor<br />
allem durch seine große historische Tätigkeit. 1978 in den<br />
Orden als Gratial- und Devotionsritter aufgenommen,<br />
engagierter er sich im <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst (MHDA)<br />
und half mit, die Jubiläumsfestschriften „25 bzw. 30 Jahre<br />
<strong>Die</strong>nst am Nächsten“ zu verfassen. 1981 wurde er zum<br />
Sonderbeauftragten des MHDA für Dokumentation und<br />
Archiv bestellt, hielt Vorträge und arbeitete acht Jahre intensiv<br />
in der Öffentlichkeitsarbeit und an verschiedenen<br />
Ausstellungen mit.<br />
Bereits 1982 erhielt er das Kommandeurskreuz der Verdienstauszeichnung<br />
„pro Merito Melitensi“ und avancierte<br />
1994 zum Gratial- und Devotions-Großkreuz-Ritter.<br />
Er, der mit großer Leidenschaft segelte, war der „Marinehistoriker“<br />
des Ordens und verfasste zum Beispiel 1989<br />
das Fachbuch „<strong>Die</strong> Marine des Johanniter-/Souveränen<br />
<strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens“ sowie zahlreiche Bücher zur<br />
Ordensgeschichte und über Ordenspersönlichkeiten,<br />
wie etwa die Biographie über DDr. Arthur Baron Breycha-Vauthier<br />
de Baillamont. Einige seiner rund 20 Bücher<br />
und 60 Forschungsarbeiten erschienen auch in englischer<br />
Sprache und in Zusammenarbeit mit dem Malta Maritime<br />
Museum.<br />
Von der Johanniter-Unfallhilfe und dem Johanniterorden<br />
für seine ordensverbindende, historische Tätigkeit<br />
früh ausgezeichnet, wurde er 2015 von S.H.u.Emz.<br />
dem Fürst- und Großmeister mit dem Schulterband und<br />
dem Großkreuz der Verdienstauszeichnung „pro Merito<br />
Melitensi“ geehrt.<br />
Von Richard Steeb<br />
62<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>
XXXX<br />
r<br />
FRANZ FERDINAND GRAF<br />
THURN VALSASSINA UND TAXIS<br />
Ehren- und Devotionsritter<br />
Franz Ferdinand Graf Thurn Valsassina und Taxis<br />
wurde am 12. Dezember 1925 in Innsbruck als<br />
drittes Kind von Franz Graf Thurn Valsassina und<br />
Taxis, des letzten Generalerbpostmeisters von<br />
Tirol und Vorderösterreich, und der Carola Gräfin<br />
Thurn Valsassina und Taxis, geb. Gräfin von Seckendorff-Aberdar,<br />
geboren. Nach dem frühen Tod<br />
der Eltern und des Bruders Leopold absolvierte er<br />
das Gymnasium im Internat Marquartstein/Bayern<br />
und musste dann noch über zwei Jahre schweren<br />
Kriegsdienst in Ungarn, Russland und zuletzt in<br />
Deutschland leisten. Nach dem Krieg studierte er<br />
an der Universität für Bodenkultur in Wien und<br />
schloss eine Ausbildung zum Hotelkaufmann ab.<br />
Im Jahr 1969 wurde Franz Ferdinand Graf Thurn<br />
Valsassina und Taxis als Ehren- und Devotionsritter<br />
in den Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden aufgenommen,<br />
nahm in der Folge rege an den Veranstaltungen<br />
der Delegation Tirol-Vorarlberg teil und bereicherte<br />
diese durch seine weltläufigen Erfahrungen und seinen<br />
ausgeprägten Humor.<br />
Von Richard Steeb<br />
MALTESER<br />
Friedhofsbegleitdienst<br />
<strong>Die</strong> ehrenamtliche Friedhofsbegleitung<br />
richtet sich an ältere Menschen, die sich<br />
auf dem Weg zum Friedhof unsicher fühlen<br />
und niemanden haben, der sie begleitet.<br />
<strong>Die</strong> MALTESER begleiten Sie ehrenamtlich<br />
und kostenlos auf den Friedhof.<br />
Wir holen Sie von zu Hause ab, begleiten Sie<br />
auf den Friedhof, verweilen mit Ihnen am<br />
Grab, sind beim Blumentausch und Kerzenanzünden<br />
behilflich. Danach bringen wir Sie<br />
wieder zurück nach Hause.<br />
Tel. +43 664 11 88 180<br />
info@friedhofsbegleitdienst.at<br />
Weitere Informationen:<br />
www.friedhofsbegleitdienst.at<br />
Unsere Mitglieder engagieren sich ehrenamtlich<br />
und spenden ihre Zeit, um anderen<br />
Menschen ein Stück Lebensalltag zu schenken<br />
(zunächst ausschließlich in Wien). Mit Ihrer<br />
Spende unterstützen Sie die ehrenamtlichen<br />
Hilfsprojekte der MALTESER in Österreich.<br />
<strong>Malteser</strong> Hospitaldienst Austria<br />
IBAN: AT65 2011 1800 8087 0800<br />
BIC: GIBAATWWXXX<br />
Informationen über die MALTESER unter<br />
www.malteser.at • www.malteserorden.at<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 63
TAGEBUCH<br />
DANKE, VERA!<br />
Einige Mitglieder des <strong>Malteser</strong> Alten- und Krankendienstes (MAKD) durften Vera Malek bereits 1978 kennenlernen.<br />
Keiner von uns wird sie je vergessen, denn Vera hatte eine wunderbare menschliche Ausstrahlung. Sie war intelligent,<br />
warmherzig, witzig und immer bereit, andere zu unterstützen. Am 5. November 2017 hat Gott sie in die Ewige Heimat<br />
abberufen.<br />
Von Miriam Weigel<br />
Vera hat ihre Selbstbiografie hinterlassen, die uns von<br />
ihrem Schicksal und Lebensweg erzählt: Als Vera Prinz<br />
kam sie 1932 körperlich behindert zur Welt. Zahllose<br />
Operationen bis zu ihrem sechsten Lebensjahr konnten<br />
nicht helfen. Ihr Wesen bezauberte allerdings schon damals<br />
das ärztliche Personal.<br />
In einem Kinderheim in Rodaun/Wien fühlte sich Vera<br />
zunächst sehr wohl. Trotz schwerster Beeinträchtigung<br />
von Armen und Händen erlernte sie das Stricken. Im Alter<br />
von 16 Jahren brachte man Vera in das Landespflegeheim<br />
Mistelbach. Dort traf die junge Frau ihre getreue,<br />
mütterliche Gefährtin Frieda und ihren späteren Mann,<br />
Herrn Malek. <strong>Die</strong> Hochzeit wurde 1958 gefeiert.<br />
Einige Jahre nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1975<br />
übersiedelten Vera und Frieda ins Landespflegeheim<br />
Wiener Neustadt. Dort war ein eigenes „Malzimmer“<br />
eingerichtet, das Vera ausgiebig für ihre Seidenmaleri<br />
nutzte. Sie malte mit dem Mund wunderbare Muster für<br />
Bilder, Tücher, Schirme und vieles mehr. Sie machte Ausstellungen<br />
und verschenkte großherzig ihre Werke.<br />
Betreut und geliebt bis zum Schluss<br />
Den <strong>Malteser</strong>n war Vera eng verbunden. Sie fuhr mit<br />
uns dreimal nach Lourdes und nach Rom und nahm viele<br />
Jahrzehnte lang an den Reisen des <strong>Malteser</strong> Alten- und<br />
Krankendienstes teil. Außerdem war Vera regelmäßiger<br />
Gast bei den monatlichen Heiligen Messen und Jausen<br />
des MAKD im Pfarrsaal der Kirche Kaasgraben.<br />
Das letzte Mal sahen wir Vera am 13. Oktober 2017 bei unserer<br />
Tagesfahrt nach Linz. In den folgenden Wochen stürzte<br />
Vera immer wieder, und es war auch ein unglücklicher<br />
Sturz, der sie schließlich am 5. November das Leben kostete.<br />
Viele von uns fuhren zu ihrem Begräbnis nach Grünbach<br />
am Schneeberg. Wir hatten das Bedürfnis, sie auf ihrem<br />
letzten Weg zu begleiten und ihr „Danke“ zu sagen.<br />
64<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>
TAGEBUCH<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 65
TAGEBUCH<br />
Termine <strong>2018</strong><br />
APRIL <strong>2018</strong><br />
21 Benefizkonzert Reichenau MC/MHDA<br />
25–27 Integra, Messe Wels MC/MKH<br />
MAI <strong>2018</strong><br />
4-8 Lourdes-Wallfahrt SMRO/MHDA<br />
25 Lange Nacht der Kirchen SMRO<br />
31 Fronleichnamsprozession SMRO<br />
31–3 Straßensammlung Tirol MHDA<br />
JUNI <strong>2018</strong><br />
21 Benefizkonzert im Konzerthaus MHDA<br />
23 Aufnahme Mailberg SMRO/MHDA<br />
24 Hochfest Hl. Johannes der Täufer SMRO<br />
JULI <strong>2018</strong><br />
8–16 Burgundreise MHDA<br />
14 Konzert Schloss-Altenhof SMRO/MHDA<br />
AUGUST <strong>2018</strong><br />
2–5 20. Wildwassercamp MHDA<br />
3 Benefizball Salzburg SMRO<br />
25–26 Tiroler Sommerreise Bad Ischl MHDA<br />
SEPTEMBER <strong>2018</strong><br />
14–16 Familienwallfahrt Admont SMRO<br />
30 Kinderhilfelauf Amstetten MKH<br />
NOVEMBER <strong>2018</strong><br />
9 Benefizlesung Peter Matić SMRO/MHDA<br />
17 Benefizgala Steiermark SMRO<br />
18–25 Pilgerfahrt ins Heilige Land SMRO/MHDA<br />
Wiederkehrende Termine<br />
<strong>Malteser</strong>kirche, Kärntner Straße 37, 1010 Wien<br />
„Montag bei den <strong>Malteser</strong>n“ Hl. Messe, Predigt, Musik, Stille im Zentrum der Stadt, 12.00 Uhr<br />
Hl. Messe mit Orgelmusik und Predigt Jeden ersten Sonntag im Monat, 10.00 Uhr<br />
Feierliche Vesper mit Eucharistischem Segen Jeden Sonntag, 16.00 Uhr<br />
Hl. Messe mit der Johannesgemeinschaft Jeden ersten Montag im Monat, 19.30 Uhr<br />
KONTAKT<br />
Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
Großpriorat von Österreich<br />
Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />
T: +43 1 512 72 44<br />
E: smom@malteser.at<br />
I: www.malteserorden.at<br />
MALTESER Austria<br />
Bundeszentrale<br />
Mag. Manuel Weinberger<br />
T: +43 1 512 53 95<br />
E: zentrale@malteser.at<br />
I: www.malteser.at<br />
<strong>Malteser</strong> International<br />
Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />
T: +43 1 512 72 44<br />
E: smom@malteser.at<br />
I: www.malteser-international.org<br />
MALTESER Care<br />
Helmut Lutz<br />
T: +43 1 361 97 88 Fax 50<br />
Kostenlose Pflegehotline: 0800 201 800<br />
(Mo–So 8.00–20.00 Uhr)<br />
E: office@mcr.or.at<br />
I: www.malteser.care<br />
MALTESER Kinderhilfe<br />
Olivier Loudon<br />
DGKP Roman Haslauer, MBA<br />
T: +43 7472 98201<br />
E: office@malteser-kinderhilfe.at<br />
I: www.malteser-kinderhilfe.at<br />
Haus Malta<br />
Dir. Bogdan Norbert Bercal<br />
T: +43 1 597 59 91<br />
E: hausmalta@malteser.at<br />
I: www.hausmalta.at<br />
Johannesgemeinschaft<br />
Marie Czernin<br />
T: +43 1 512 72 44<br />
E: info@jg-online.at<br />
I: www.jg-online.at<br />
66<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>
Was zählt, ist Nähe.<br />
Nur Wer eiNfühlsam ist,<br />
kaNN aNdere versteheN<br />
uNd uNterstützeN.<br />
www.erstebank.at www.sparkasse.at<br />
Besuchen DIE MALTESER Sie uns auf: 1/<strong>2018</strong> 67<br />
facebook.com erstebank.sparkasse
XXXXX<br />
LOURDES <strong>2018</strong><br />
Meine Hilfe kommt vom Herrn<br />
AUSTRIA<br />
AUSTRIA<br />
URDES <strong>2018</strong><br />
ine Hilfe kommt vom Herrn<br />
Schenken Sie<br />
Lebensfreude mit<br />
Ihrer Spende für die<br />
LOURDES<br />
WALLFAHRT <strong>2018</strong><br />
4.-8. Mai <strong>2018</strong><br />
Der MALTESER Hospitaldienst organisiert auch dieses Jahr<br />
eine Pilgerreise nach Lourdes. Das Miteinander von Pilgern,<br />
Betreuungsbedürftigen und <strong>Malteser</strong>n sowie die Gnaden des<br />
südfranzösischen Marienheiligtums machen diese Wallfahrt zu<br />
einem einzigartigen Erlebnis.<br />
Gemeinsam<br />
Lourdes erleben!<br />
lourdes.malteser.at<br />
Spendenkonto: MALTESER Hospitaldienst, IBAN: AT65 2011 1800 8087 0800, BIC: GIBAATWWXXX<br />
Vergelt‘s Gott für Ihre Spende! Ihre Spende ist steuerlich absetzbar!<br />
Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
Großpriorat von Österreich<br />
Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />
Katharina Stögner<br />
T: +43 1 512 72 44, F: +43 1 513 92 90<br />
presse@malteser.at<br />
www.malteserorden.at<br />
MALTESER Austria<br />
Bundeszentrale<br />
Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />
Mag. Manuel Weinberger<br />
T: +43 1 512 53 95, F: +43 1 512 84 78<br />
zentrale@malteser.at<br />
www.malteser.at<br />
Österreichische Post AG<br />
MZ 11Z038858M<br />
Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />
68<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>