Die Malteser-Zeitung 1/2018
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens und seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens und seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
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Die
MALTESER
Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich
Ausgabe 1/2018
Down-Syndrom: Wunderbar anders
Talentprogramm: „Sag nicht behindert zu mir“
Malteserkirche: 900 Jahre alter Schatz
INHALT
IMFOKUS
04 Menschen mit dem Glücks-Chromosom?!
08 Musik kennt keine Ausgrenzung
MALTESERORDEN
10 1000 Eimer Malteserwein
11 Alexander Van der Bellen bei Fra’ Giacomo
Dalla Torre in Rom
VORBILDER
12 Daisy Waldstein-Wartenberg
LEBENSWERT
14 Georg Fraberger: „Wenn man einen Sinn hat,
lohnt es sich, viel auszuhalten.“
17 „Sag nicht behindert zu mir“ – Vorstellung myAbility
04 11
RELIGIONAKTUELL
20 Auferstehung und Ostern
MALTESERWELTWEIT
21 Bangladesch – „Wir tun alles, um das
menschliche Leid zu lindern.“
22 Myanmar – an Tuberkolose erkrankte Kinder
24 Südsudan – „Ich habe Angst, aber Gott ist auf
meiner Seite.“
MEDIZINAKTUELL
26 Dysphagie – Schluckstörung
MALTESERÖSTERREICH
27 Berichte aus den Bundesländern
Vielfältige Initiativen und Dienste
RUNDSCHAU
48 Malteserkirche in Wien – Ein 900 Jahre alter
Schatz wird entdeckt.
50 Cesar Sampson: 12 Punkte
MALTESERREISEN
52 Ein wiederentdecktes Kloster in Montenegro
14
21
KLOSTERKÜCHE
54 Frühlingsrezepte
GELESENEMPFOHLEN
56 Interessante Neuerscheinungen
48
52
TAGEBUCH
57 Menschen und Events
58 Hermann Glettler, neuer Bischof von Innsbruck
ÜBERBLICK
66 Termine und Kontakte
2
DIE MALTESER 1/2018
EDITORIAL
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Leserinnen und Leser,
in Kürze feiern wir das Osterfest. Wir feiern damit den Tod,
die Auferstehung und das Leben. Jesus hat in seinem Leben
stets jenen geholfen, die Hilfe brauchten. Es waren vor allem
Menschen, die von ihren Mitbrüdern verachtet und verstoßen
wurden. Ihnen hat Jesus seine Liebe gegeben.
Christliche Nächstenliebe erfüllt sich im selbstlosen Helfen,
in der bedingungslosen Unterstützung derer, die in Not
sind. Das ist das Verständnis, mit dem die Malteser ihre
vielfältigen Sozial- und Krankendienste leisten. Ganz gleich,
ob es soziale Hürden zu überwinden gilt, ob Menschen auf
der Suche nach Sicherheit ihre Heimat verlassen müssen,
ob Menschen mit einer Behinderung geboren werden, ob sie
psychische Probleme haben, alt, krank oder einsam sind: Sie
alle sind auf Hilfe angewiesen.
Helfen kann ganz verschiedene Formen annehmen. Es kann
eine kleine Geste, regelmäßige Zuwendung oder Unterstützung
auf Dauer sein. In vielen Fällen braucht es dazu keine
Anstrengung, keine spezielle Ausbildung und keine besonderen
Voraussetzungen. Oft genügt es schon, einfach nur da
zu sein und zuzuhören, dem anderen das Gefühl zu geben, in
einem bestimmten Augenblick, in einer schwierigen Situation
nicht allein zu sein.
IMPRESSUM
Medieninhaber: Souveräner Malteser-Ritter-Orden (Malteserorden)
Großpriorat Österreich, 1010 Wien, Johannesgasse 2,
Telefon: +43 1 512 72 44, E-Mail: smom@malteser.at
Chefredaktion: Katharina Stögner
Mitarbeiter bzw. Autoren dieser Ausgabe: Aglaë Hagg-Thun,
Gregor Ulrich Henckel-Donnersmarck OCist, Angela Thierry, Anton
Gatnar, Barbara Masin, Cesar Sampson, Christoph Sackl, Claudia
Braunstein, Edith Holzer, Elisabeth Hintner, Fra`Gottfried, Friedrich
H. Wimmer, Georg Male, Michael Grabner, Gerald Gugerel, Gregor
Demblin, Hanna A. Liebich, Katharina Kiecol, Lukas Krupitza,
Manuel Weinberger, Maria Grossauer, Michael Etoh, Miriam Weigel,
Richard Igler, Richard Mischak, Richard Steeb, Stephanie Rogers,
Susanne Seper, Susanne Wick, Ulrich Glaunach, Veronika Mosich,
Wolfgang Weigel.
Fotos: Afra Loidl-Hämmerle, Alexander Hinteregger, Ben Gräser
Fotografie, Birgit Brunsteiner, Chris Lendl, Christian Herrlich, Claudia
Braunstein, Diözese Innsbruck, Down-Syndrom Österreich, Elke Bitter,
So unterschiedlich die Bedürfnisse und so individuell die
Anforderungen sind, so unterschiedlich sind auch die
Möglichkeiten zur Hilfe. Jeder von uns kann in seinem
persönlichen Umfeld, in seinem – auch noch so kleinen –
Wirkungsbereich etwas finden, wo er für einen anderen
Menschen etwas scheinbar Unmögliches möglich machen
kann.
Würde jeder für sich und innerhalb seiner eigenen Lebenswelt
dort helfen, wo er gerade Not sieht, gäbe es bald keine
Not mehr. Was für eine schöne Vorstellung! Auch wenn
dieses Bild nur eine Illusion ist – es ist eine beständige
Motivation, weiterhin zu helfen, nicht aufzugeben, nicht zu
resignieren. Helfen ist wichtig und richtig. Tun wir es!
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ihren Familien und
Freunden ein frohes und gesegnetes Osterfest.
Norbert Salburg-Falkenstein
Prokurator
Gabriele Padewit, Georg Fraberger,
Gunther Pusch/HBF, Horst Dockal,
i-stockphoto.com, Jeff Mangione, kainzpictures.at,
Land NÖ, Milena Krobath,
Norwegian SEAFOOD COUNCIL, Peter
Lechner/HBF, Robert Herbst, Stefan Ebersberger,
Thomas Meyer, Udo Titz.
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ABSETZBAR
Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige
Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet.
Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für
beiderlei Geschlecht.
Gestaltung: Karin Mayer-Fischer, werbeproduktion.at
Druck: Druckerei Robitschek, Schlossgasse, 1050 Wien.
Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz: Berichterstattung über
nationale und internationale Tätigkeiten des SMRO und seiner
Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Meinung
der Redaktion entsprechen. Redaktionsschluss: März 2018
DIE MALTESER 1/2018 3
IMFOKUS
MENSCHEN MIT DEM
GLÜCKS-CHROMOSOM?!
Das Leben mit Kindern ist anders. Und es kann „wunderbar anders“ sein mit Down-Syndrom. Eine Einladung zu einer neuen
Sichtweise und ein Plädoyer für echte Inklusion.
Von Maria Grossauer
Man erfährt es entweder während der Schwangerschaft
oder nach der Geburt. Egal, wann die Worte „Ihr Kind hat
Down-Syndrom!“ kommen – kaum jemand ist darauf vorbereitet.
Trisomie 21: Die Diagnose ist meist zunächst so
etwas wie ein Schock. Der Anfangsschmerz und die Verzweiflung
überschatten fast immer das eigentlich so freudige
Ereignis. Traurigkeit und Angst vor der Zukunft statt
Freude und Dankbarkeit für das Baby sind zu spüren.
Dabei spielt das Einfühlungsvermögen des Arztes bei der
Diagnoseübermittlung eine tragende Rolle. Weil es weichenstellend
sein kann, wenn die Eltern gleich zu Beginn
freundliche und aufmunternde Sätze zu hören bekommen.
Zum Beispiel solche, wie sie Maggie Rausch, Mutter
einer Tochter mit Down-Syndrom, in ihrem offenen Brief
an Ärzte, Hebammen und Pflegepersonal formuliert hat:
„Gratulation zu Ihrer hübschen Tochter. Darf ich sie halten?
Das sanfteste Wesen, das ich seit langem gehalten
habe. Ein Wunder! Wir haben die Laborergebnisse bekommen
und wissen jetzt mit Sicherheit, dass sie ein ganzes 21.
Chromosom mehr hat. Man nennt dies Trisomie 21 oder
Down-Syndrom.“
„Ihr Leben wird sich für immer ändern ...“
Es macht für die Eltern einen großen Unterschied, wie
ihnen die Diagnose vermittelt wird. Noch viel zu oft bekommen
sie zu hören: „Ihr Kind wird niemals … können
und wird niemals … sein. Ihr Leben wird sich ab nun für
immer ändern …“ Als ob das Leben mit Kindern nicht
ohnehin immer anders wäre als zuvor. Mit Down-Syndrom-Kindern
kann es eben „wunderbar anders“ sein.
Die Fähigkeiten von Menschen mit Down-Syndrom werden
generell unterschätzt. Ihre Entwicklung verläuft
zwar insgesamt langsamer als bei den Altersgenossen,
und mögliche Zusatzerkrankungen, wie ein Herzfehler
oder eine hohe Infektanfälligkeit, Fehlfunktionen der
Schilddrüse und Veränderungen im Magen-Darmbereich,
können das Alltagsleben zeitweise stark beeinflussen.
Doch gibt es heutzutage enorm viele Möglichkeiten,
Kinder mit Down-Syndrom in den unterschiedlichsten
Bereichen zu unterstützen. Frühförderung und therapeutische
Betreuung in Form von Logopädie, Ergotherapie
und Physiotherapie helfen zum Beispiel bei der Entwicklung
von Motorik und Sprache. Diese Maßnahmen
4
DIE MALTESER 1/2018
IMFOKUS
lassen sich spielerisch in den Alltag integrieren. Kinder
mit Down-Syndrom wachsen in ihren Familien auf, und
immer mehr von ihnen sind in Regelkindergärten und
Schulen gut integriert.
Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten
Apropos Schule und Lernen: Kinder mit Down-Syndrom
haben Lernpotenziale wie jedes andere Kind auch, nur
lernen sie in ihrem eigenen Tempo. Es gibt mittlerweile
sehr viele, speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit
Down-Syndrom abgestimmte, Lernmethoden und Materialien
für jedes Lebensalter. Ein Kind mit Down-Syndrom
profitiert enorm von der Vorbildwirkung anderer Kinder.
Menschen mit Trisomie 21 lernen viel durch Imitation und
Nachahmen. Gleichzeitig bieten Integrationsgruppen/
-klassen für alle Kinder große Chancen, wie beispielsweise
die Entwicklung von besonderen sozialen Fähigkeiten.
Es kann und soll dem Kind also durchaus etwas zugetraut
werden. Auch wenn die Sprachentwicklung fast immer
durch die eingeschränkte Wiedergabefähigkeit verzögert
ist, leidet das Sprachverständnis kaum darunter. Mit speziellen
Methoden, wie der gebärdenunterstützten Kommunikation,
kann das Potenzial schon früh gefördert
werden. So wird eine eventuelle Frustration, die durch
noch nicht vorhandene verbale Kommunikationsfähigkeit
entstehen kann, abgefedert. Das Kind kann sich ausdrücken,
ohne sprechen können zu müssen. Das stärkt
das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.
Ein möglichst selbstständiges Leben führen
Ermutigung und Konsequenz sind bei jedem Kind wichtig,
bei Kindern mit Down-Syndrom besonders wichtig.
Kinder mit Down-Syndrom brauchen ganz klare Grenzen
und Regeln, an denen sie sich orientieren und festhalten
können. Durch den Besuch von Integrationsklassen haben
Kinder und Jugendliche mit Down-Syndrom heute
so große Bildungschancen wie nie zuvor. Sie erlernen das
Rechnen, Schreiben und Lesen als entscheidendes Fundament
für ihr weiteres Leben in der Gesellschaft. Gut integriert
zu sein und an den ganz normalen Dingen des Alltags
teilhaben zu können, sind wichtige Voraussetzungen, um
ein möglichst selbstständiges Leben führen zu können.
Erwachsene mit Down-Syndrom haben in der Regel einen
Arbeitsplatz, die meisten in einer Werkstatt, einige
auch auf dem freien Arbeitsmarkt oder nahe am ersten
Arbeitsmarkt. Ein Arbeitsplatz, der ein eigenes Einkommen
ermöglicht, ist – wie bei Menschen ohne Behinderung
– ein wichtiger Schritt in die Selbstständigkeit.
Ebenso ist es für Menschen mit Down-Syndrom
wichtig, selbstständig wohnen zu können. Wie alle
Jugendlichen brauchen sie irgendwann Distanz zum
Elternhaus, eigene vier Wände und Selbstbestimmung.
Für einige erfüllt sich der Traum vom selbstständigen
Wohnen in Wohngemeinschaften, die meisten leben in
betreuten Einrichtungen. Wir hoffen, dass in Zukunft
viele Menschen mit Down-Syndrom ein selbstbestimmtes
Leben führen können.
DIE MALTESER 1/2018 5
IMFOKUS
DIE SECHS GRÖSSTEN MISSVERSTÄNDNISSE ZUM THEMA DOWN-SYNDROM
1. Was ist das Down-Syndrom?
Menschen mit Down-Syndrom sind Botschafter der Vielfalt
des Lebens. Sie tragen in ihren Körperzellen 47 statt
der üblichen 46 Chromosomen. Das 21. Chromosom ist
dreifach vorhanden, daher „Trisomie 21“. Dieses überschüssige
Chromosom trägt jene Gene, die Menschen
mit Down-Syndrom so unverwechselbar machen. Es ist
eine Chromosomen-Besonderheit. Wie und warum es
dazu kommt, ist noch nicht ausreichend erforscht. Das
Down-Syndrom taucht überall auf der Welt auf, quer
durch alle sozialen Schichten und Altersgruppen. Man
geht davon aus, dass auf jede 700. bis 900. Geburt weltweit
ein Kind mit Down-Syndrom kommt. In Österreich
leben etwa 8000 Menschen mit Down-Syndrom. Genaue
offizielle Statistiken existieren nicht.
2. Das Down-Syndrom ist keine Krankheit? Es ist
eine Chromosomen-Anomalie. Es braucht und kann daher
nicht geheilt werden.
3. Am Down-Syndrom „leidet“ man nicht, man
wird damit geboren und lebt damit. Das Down-Syndrom
selbst tut nicht weh. Menschen mit Down-Syndrom leiden,
wenn sie krank sind oder Schwächen haben, wie
alle anderen Menschen auch. Zumeist aber leiden sie am
Verhalten und an den Reaktionen ihrer Umwelt: an Spott
und Mitleid, an Zurückweisung und Unverständnis, an
„Übergangenwerden“ und „Ausgeschlossensein“. Aber sie
leiden nicht am Down-Syndrom selbst.
4. Menschen mit Down-Syndrom sind nicht „immer
glücklich“.
Menschen mit Down-Syndrom verfügen in der Regel über
ein hohes Maß an sozialer Kompetenz. Normalerweise
sind sie freundlich, höflich und kontaktfreudig. Dass sie
nur glücklich sind, ist ein Klischee. Trauer, Glück, Ärger,
Freude und Liebe zeigen sie sehr ehrlich und direkt.
5. Beim Down-Syndrom gibt es keine Abstufungen
des „Schweregrades“.
Menschen mit Down-Syndrom haben – wie alle von uns
– unterschiedliche Talente und Begabungen. Es gibt eine
große Bandbreite von schwer geistig behinderten bis zu
durchschnittlich intelligenten Menschen, wie bei uns allen.
Ihr intellektuelles Entwicklungspotenzial wird mit
zunehmender Forschung und Förderung viel höher als
noch vor etwa 20 Jahren eingeschätzt.
6. Menschen mit Down-Syndrom wollen nicht „besonders“
sein.
Sie sind oft gesellig, offen, lieben es, mit anderen in Interaktion
zu sein – und wollen meist nicht durch das
Down-Syndrom definiert werden. Dementsprechend eignen
sich die Menschen mit Down-Syndrom im Rampenlicht
auch nur bedingt als Vorbilder für die Betroffenen
selbst. Sie wollen nicht „besondere Menschen“ sein, sondern
einfach ganz normal dazugehören.
Opernball-Debüt:
Inklusions-Balleröffnung 2018
Debütantenpaar mit Down Syndrom eröffnet den
62. Wiener Opernball.
Nach der Eröffnung war das Debütantenpaar in die Loge
von Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Frau
Doris Schmidauer eingeladen.
288 Debütanten haben auch heuer wieder in wunderschönen
weißen Kleidern, schwarzen Fräcken und
funkelnden Tiaras den Wiener Opernball eröffnet.
Heuer tanzte auch das erste Tanzpaar mit Trisomie
21, Swatina Wutha und Felix Röper, mit.
6
DIE MALTESER 1/2018
IMFOKUS
„ES IST NORMAL, VERSCHIEDEN ZU SEIN“
Maria Grossauer vom Verein „Down-Syndrom Österreich“
ist Mutter eines zehnjährigen Sohnes mit
Down-Syndrom. Nach der Geburt ihres Kindes hat die
PR- und Marketingmanagerin u. a. einen Blog veröffentlicht.
Er soll anderen Betroffenen Einblick in ihr Leben
geben und damit Mut und Hoffnung machen. Wir haben
mit der engagierten Mutter gesprochen.
Was macht den Umgang mit dem Thema Down-Syndrom
für viele Menschen so schwierig?
Berührungsängste und Unwissenheit über das Thema.
Wie zum Beispiel die Angst vor dem schweren Leben,
den Einschränkungen, dem Leiden. Genau das Wort
„Leiden“, das in diesem Zusammenhang immer wieder
auftaucht, ist aber völlig unpassend. Betroffene „leiden“
nicht unter dem Down-Syndrom – sie haben es einfach.
Sie leiden maximal unter der Ausgrenzung durch andere
und manchmal an Zusatzerkrankungen, die mit dem
Down-Syndrom einhergehen können. Abgesehen davon
sind fast alle Menschen mit Down-Syndrom besonders
lebenslustig – und jedenfalls ganz und gar nicht leidend.
Wie kann Inklusion gelingen? Welche Anforderungen
gibt es an die Gesellschaft/Politik?
Es beginnt schon ab dem frühen Kindesalter. So lernen die
Kinder von klein auf, dass es „normal“ ist, verschieden zu
sein. Da kommen Berührungsängste erst gar nicht auf. All
die positiven Beispiele in den Medien, die heute noch wie
vereinzelte Leuchttürme herausragen, sollen in Zukunft
„Normalität“ sein. Menschen mit Down-Syndrom gehören
dazu und sollen in allen Bereichen miteinbezogen werden.
Um zu größtmöglicher Selbstständigkeit zu gelangen, ist
es wichtig, dass die Kinder ihre Entwicklungspotenziale
voll ausschöpfen können. Kinder mit Down-Syndrom haben
heute viel bessere Entwicklungschancen als noch vor
20 Jahren. Es gibt aber auch noch großen Aufholbedarf:
Mit dem Pflichtschulabschluss gibt es keine integrative
Angebote mehr, und die Jugendlichen stoßen oft auf Vorbehalte
und Ablehnung, wenn sie einen Lehrplatz suchen.
Welchen Beitrag können Unternehmen leisten?
Die gesetzliche Regelung sieht vor, dass pro 25 Arbeitnehmern
eine „begünstigte behinderte Person“ eingestellt
werden muss. Tut das der Arbeitgeber nicht, ist eine Ausgleichstaxe
zu zahlen. Rund 80 Prozent der heimischen
Unternehmen zahlen diese Taxe, anstatt die Einstellungsquote
zu erfüllen. Da ist sicherlich noch Potenzial
vorhanden. Unternehmen müssen Furcht und Unsicherheit
genommen werden, jemanden mit Down-Syndrom
einzustellen.
Wie kann diese Unsicherheit verringert werden?
Es hilft, zu wissen, dass Menschen mit Down-Syndrom
einen wertvollen und nicht zu unterschätzenden Beitrag
zu unserem Berufsleben leisten. Ihre Freundlichkeit,
Offenheit und Ehrlichkeit tragen zu einem positiven
Betriebsklima bei und sorgen auch für einen Motivationsschub
bei anderen Mitarbeitern. Ein gesellschaftlich
wertgeschätzter Arbeitsplatz ermöglicht Menschen mit
Trisomie 21, ihre individuellen Stärken in unterschiedlichen
Bereichen einzusetzen. Sie wollen nicht als hilfsbedürftige
oder bemitleidenswerte Menschen gesehen
werden, sondern in einem positiven Licht zeigen können,
was alles möglich ist.
Vielen Dank für das Gespräch!
DIE MALTESER 1/2018 7
IMFOKUS
HILFE FÜR ELTERN
VON KINDERN MIT
DOWN-SYNDROM
Der gemeinnützige Elternverein „Down-Syndrom Österreich“
setzt sich für die Optimierung von Lebenschancen
für Menschen mit Down-Syndrom ein. Vorurteile und
Berührungsängste gegenüber Menschen mit Down-Syndrom
sollen abgebaut werden. Durch gezielte Medienpräsenz
wird Aufklärungsarbeit geleistet. Die Publikation
von Videos, themenspezifischen Informationsboxen
und die Herausgabe der Fachzeitschrift „Leben Lachen
Lernen“ tragen ebenfalls dazu bei. Down-Syndrom Österreich
organisiert regelmäßig Tagungen, Fachvorträge,
Workshops und Veranstaltungen.
Tipp 1: Im September 2018 findet eine dreitägige Fachtagung
statt. Sie ist eine breit gefächerte Informationsplattform
für Menschen mit Down-Syndrom jeder Altersstufe,
deren Angehörige und Freunde, Pädagogen,
Therapeuten und Ärzte, aber auch für die Gesellschaft
ganz allgemein. International anerkannte Referenten aus
dem deutschsprachigen Raum werden Fachvorträge und
Workshops halten.
Tipp 2: Down-Syndrom Österreich bietet eine Infobox
für Eltern von Neugeborenen mit Down-Syndrom an.
Die Box enthält umfassende Informationen und Aufklärungsmaterial
und beantwortet neubetroffenen Eltern
Fragen, die sich durch die Geburt eines Kindes mit Trisomie
21 ergeben. Die Eltern sollen wissen, dass sie mit ihrem
Kind nicht alleine sind. So können sie sich auf das
konzentrieren, was wirklich wichtig ist: das Baby liebevoll
willkommen zu heißen und in den Arm zu nehmen.
Mehr dazu unter: www.down-syndrom.at
MUSIK KENNT
Der Verein „Firefly Club“ bildet als einziger Verein in ganz
Österreich Menschen mit intellektueller Behinderung zu
DJs aus, und vermittelt sie für öffentliche und private
Veranstaltungen. Katharina Stögner im Gespräch mit
Christoph Sackl.
Der Verein „Firefly Club“ (www.fireflyclub.at) wurde
2012 von Christoph Sackl und Sebastian Gruber gegründet.
Nach vier Jahren Tätigkeit in Wien wurde auch in
Niederösterreich ein neues Angebot mit einem zusätzlichen
DJ-Kollektiv geschaffen. Insgesamt haben bereits
rund 60 Personen mit Behinderung eine DJ-Ausbildung
absolviert, von denen derzeit mehr als 20 DJs aktiv tätig
sind. Eine neue DJ-Ausbildung findet jährlich in Wien
statt. Wie es zu dieser erfolgreichen und außergewöhnlichen
Initiative gekommen ist, erklärt Christoph Sackl
im Interview.
Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?
Ich habe mehr als zehn Jahre in England gelebt und im
Sozialbereich mit Menschen mit Behinderung gearbeitet.
Im Laufe meiner Tätigkeiten habe ich mehrere inklusive
Discos in London besucht und war von der Atmosphäre
begeistert. Als ich wieder nach Wien zurückgekommen
bin, habe ich hier nichts Vergleichbares gefunden. So ist
die Idee entstanden, das Angebot an inklusiven und barrierefreien
Veranstaltungen nach Österreich zu bringen.
Viele Menschen mit Behinderung sind von Abendveranstaltungen
auf Grund von räumlichen Barrieren und
dem fehlenden Verständnis von Mitmenschen ausge-
8
DIE MALTESER 1/2018
IMFOKUS
KEINE AUSGRENZUNG
schlossen. Gemeinsam mit Sebastian Gruber, der selbst
eine Behinderung hat, haben wir den Verein Firefly Club
gegründet.
Wie läuft eine Ausbildung zum DJ ab?
Sie wird von bereits ausgebildeten DJs als Trainer geleitet,
die für ihre Tätigkeiten bezahlt werden. Somit
schafft der Firefly Club ein Arbeits-und Beschäftigungsangebot
für Menschen mit Behinderung durch honorierte
Trainer und DJ-Einsätze. Jeder DJ ist mit Herz und
Seele bei der Sache. Fast alle aktiven DJs besitzen schon
ihre eigenen DJ-Geräte, um sich auf die nächsten Auftritte
vorzubereiten. Es werden individuelle DJ-T-Shirts
und Veranstaltungsflyer von den DJs entworfen und eigene
Facebook-Fanseiten betrieben.
Was ist das Ziel der Ausbildung?
Die Ausbildung zum DJ soll das Selbstwertgefühl der
Teilnehmenden steigern, musisch kreative Talente der
Zielgruppe in einem sicheren Rahmen fördern und einer
benachteiligten Personengruppe zu einer verstärkten
kulturellen und gesellschaftlichen Teilhabe verhelfen.
Derzeit gibt es kaum DJs mit Behinderung in Österreich,
die außerhalb von karitativen Einrichtungen im
öffentlichen Rahmen auftreten. Auf gesellschaftlicher
Ebene werden durch die DJ-Auftritte Vorurteile und
Barrieren gegenüber Behinderungen abgebaut. Durch
die musikalische Leistung und Sichtbarkeit der DJs in
der Öffentlichkeit sowie durch die Vernetzung von Menschen
mit und ohne Behinderung trägt der Verein zur
Verwirklichung einer inklusiven Gesellschaft bei.
Bei welchen großen Veranstaltungen durfte man
Eure DJs schon live erleben?
Die DJs spielten bei großen Veranstaltungen wie dem
zehnten Diversity Ball mit über 2.000 Besuchern im
Kursalon Wien, bei mehreren Veranstaltungen im Wiener
Rathaus, den Special Olympics in Schladming und
bei einem inklusiven Festival in der Schweiz. Die Reaktionen
der Kunden waren immer sehr positiv, und eine
positivere Einstellung gegenüber Menschen mit Behinderung
wird oft als sozialer Mehrwert nach den Veranstaltungen
betont.
Was habt ihr als nächstes vor?
Der Verein plant, sich als Sozialunternehmen und Vermittlungsagentur
für Menschen mit Behinderung zu
etablieren. Um auch eine nachhaltige Finanzierung sicherzustellen
und Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung
zu schaffen, sollen die DJs und DJ-Trainer
durch eine neue interaktive Buchungsplattform an neue
Kundengruppen, verstärkt in der Privatwirtschaft, mit
zusätzlichen Leistungen vermittelt werden. Da freuen
wir uns natürlich, wenn es möglichst viele neue Buchungs-
und Kooperationspartner und neue interessierte
Teilnehmer gibt. Unterstützung – welcher Art auch
immer – ist ebenfalls herzlich willkommen.
Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute!
Informationen, Anfragen oder Buchungen über
www.fireflyclub.at oder +43 680 4012002
DIE MALTESER 1/2018 9
MALTESERORDEN
WEINKELLEREI LENZ MOSER
1.000 EIMER MALTESERWEIN
Das 1.000 Eimerfass ist mit einem Rotwein aus dem von Lenz Moser seit 1969 bewirtschafteten Schlossweingut Mailberg
des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens befüllt. Die vorgesehene Reifezeit für den „Premiere-Wein“ der Rebsorten Blauer
Zweigelt, Cabernet Sauvignon und Merlot beträgt mindestens zwölf Monate.
Von Friedrich H. Wimmer
Kellereileiter Ing. Ernest Großauer schätzt am Holzfass
den natürlichen Aspekt in der Weinwerdung – ein Naturprodukt
reift in einem Naturprodukt. Für den Ausbau
eines Weins im Holzfass braucht es spezielles Wissen,
entscheidend für die Qualität des darin gereiften Weins
sind aber Gespür und Erfahrung. Somit steht selbst bei
einer großen Kellerei wie Lenz Moser der Mensch selbst
im Mittelpunkt. Mit Weinen, welche die Handschrift des
Kellermeisters tragen.
Viele Jahrzehnte schlummerte im Weinkeller von Lenz
Moser ein historisches 1.000 Eimerfass, dessen Fassboden
aufwändige Schnitzarbeiten zierten. Seine Zeit als
Reifebehältnis für Wein hatte dieses 56.500 Liter fassende
Juwel längst hinter sich.
Für den Chefönologen Ing. Ernest Großauer wurde das
Fass bei seiner täglichen Arbeit immer mehr zur Inspiration.
Wie könnte diesem Schmuckstück neues Leben
eingehaucht werden? Das Holzfass an sich – in Form von
Barriques und Gebinden mit einigen Tausend Litern Fassungsvermögen
– hatte bei Lenz Moser seit jeher einen
großen Stellenwert. Somit reifte langsam der Entschluss,
dem 1.000 Eimerfass seine einstige Bedeutung zurückzugeben.
Das Fass selbst sollte erneuert werden, der kunstvoll
geschnitzte Fassboden weiterhin die Betrachter erfreuen.
Nach jahrelanger Vorbereitung erfolgte im Sommer 2017
der Aufbau des neuen 1.000 Eimerfasses in der Weinkellerei
Lenz Moser. Das Holz dafür stammt von der Traubeneiche
aus den Waldungen des Stifts Klosterneuburg, geschlägert
im Winter 2009/2010. Das Alter der Stämme beträgt zwischen
130 und 160 Jahre, das leere Fass hat ein Gewicht
von 13.000 Kilogramm, ist 4,9 m lang und 4,65 m hoch.
Eine Besonderheit am ursprünglichen 1.000 Eimerfass
war dessen 1953 kunstvoll geschnitzter Fassboden mit
dem Motiv „Noah empfängt den Rebstock von Gott dem
Herrn“. Dieser außergewöhnliche Fassboden ist bestens
erhalten und schmückt nun die Vorderansicht des neuen
1.000 Eimerfasses.
Informationen:
www.lenzmoser.at oder www.weinshop-mailberg.at
10
DIE MALTESER 1/2018
MALTESERORDEN
ALEXANDER VAN DER BELLEN BEI
FRA’ GIACOMO DALLA TORRE IN ROM
Der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen wurde in Rom vom Statthalter des Großmeisters
Fra’ Giacomo Dalla Torre empfangen.
Von Richard Steeb
Der Statthalter des Großmeisters des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens,
Fra’ Giacomo Dalla Torre, empfing
den österreichischen Bundespräsidenten Alexander Van
der Bellen, im November des vergangenen Jahres, im
Magistralpalast in Rom. Die Gespräche konzentrierten
sich auf die exzellenten Beziehungen zwischen der Österreichischen
Republik und dem Souveränen Malteser-Ritter-Orden
, die auf einer Jahrhunderte währenden Partnerschaft
basieren (diplomatische Beziehungen bestehen
nach Wien zumindest seit 1747). In einer Atmosphäre
großer Herzlichkeit erörterte man die vielen medizinischen
und sozialen Projekte des Malteserordens in Österreich:
die Bandbreite reicht hier von der Betreuung von
Kinderpatienten – und deren Eltern – im Hospiz, über die
Pflege von Behinderten und alten Menschen bis hin zur
Flüchtlingshilfe und dem Rettungsdienst.
„Ich bin sehr beeindruckt von der Präsentation der internationalen
Aktivitäten des Ordens, die in so vielen
Ländern von der humanitären Hilfe bis zu sehr spezifi-
schen Projekten im medizinischen und sozialen Bereich
reichen“, äußerte sich der österreichische Bundespräsident
erfreut. „Der Orden ist immer bei jedem Einzelnen
und seinen Bedürfnissen. Wenn man die vielen Konflikte
und Krisenherde auf der Welt in Betracht zieht, dann
teilt Österreich völlig die Einstellung des Malteser-Ritter-Orden,
dass ein neues und effizientes humanitäres
Hilfsmodell gefunden werden muss“, so der Bundespräsident
weiter.
Der offizielle Besuch des österreichischen Bundespräsidenten
Alexander Van der Bellen ist der erste seit seinem
Amtsantritt im Januar 2017. Gleichwohl haben viele
Besuche stattgefunden, zuletzt war eine Delegation des
Souveränen Malteser-Ritter-Orden 2016 in Wien.
DIE MALTESER 1/2018 11
VORBILDER
DAISY WALDSTEIN-WARTENBERG
EIN AUSSERGEWÖHNLICHES VORBILD FÜR UNS ALLE
Das Leben von Margareta „Daisy“ Gräfin Waldstein-Wartenberg zu erzählen, ist ein nahezu unmögliches Unterfangen.
Dennoch wage ich den Versuch, denn sie hat nicht nur den Alten- und Krankendienst mitbegründet, sondern auch die Malteser in
Österreich wie kaum ein anderer Mensch nachhaltig geprägt und dabei vorbildhafte Spuren hinterlassen.
Von Wolfgang Weigel
Daisy kommt 1927 in London zur Welt. Ihre Kindheit
verbringt sie mit ihrer Mutter und drei Onkeln in
Roketnitz, einem kleinen Ort in Mähren. Zur Schule
geht sie später in Olmütz. Die glücklichen Jahre ihrer
Kindheit enden abrupt mit dem alles vereinnahmenden
Nationalsozialismus. Auf ihrer Flucht – als geborene
Britin ist die Gefahr groß, verfolgt zu werden – ist
Daisy auf einfache Arbeiten angewiesen, um sich vor
Ein Leben in ruhigeren Bahnen
1953 heiratet Daisy ihren ersten Mann, Michael
Thun-Hohenstein, und schenkt ihm zwei Söhne
und eine Tochter. Der erste Sohn, Alfred, hat
das Down-Syndrom und braucht besondere Pflege.
Damit nicht genug, stirbt Michael im Alter
von nur 39 Jahren. Er nimmt Daisy das Versprechen
ab, zum Wohl der Kinder wieder zu heiraten.
So tritt Berthold Waldstein-Wartenberg, kurz Berti, in
Daisys Leben. Mit seinem Engagement reißt er Daisy
mit, sodass entsteht, was wir heute mit tiefem Respekt
bewundern: der Malteser Hospitaldienst, den Berti als
Kommandant 15 Jahre leitete. Nach einem Wechsel in
der Führung des Hospitaldienstes wurde eine neue Initiative
mit der „Waschstraße“, einem Pflegezentrum
dem Zugriff der Gestapo zu verstecken. 1946 folgt die
Vertreibung, Daisy landet in Wien. Dort holt sie die
Matura nach und nimmt ein Studium auf. Als dann das
Geld dafür nicht mehr reicht, lässt sie sich zur Modistin
ausbilden.
im zehnten Wiener Gemeindebezirk, als Kernstück des
Malteser Alten- und Krankendienstes ins Leben gerufen.“
Schwere Zeiten nach langer Aufbauarbeit
Daisy muss mit weiteren Schicksalsschlägen fertigwerden.
Ihr zweiter Mann Berti stirbt nur 66-jährig. Auch die
jüngste Tochter, die sich bald eingestellt hatte, verliert
den geliebten Vater zu früh. Daisy, vierfache Mutter und
von nun an auf sich allein gestellt, verschreibt sich ganz
dem Dienst am Nächsten und schafft neue caritative
Initiativen im Sinne des Kampfes gegen die acht – durch
die Spitzen des Malteserkreuzes dargestellten – Elende.
Unter anderem gründet sie für Menschen mit Behin-
12
DIE MALTESER 1/2018
VORBILDER
derung den böhmischen Hospitaldienst, Servo und die
Česka Maltézská Pomoc. Alle drei sind Werke des Malteser-Ritter-Ordens.
Daisy ist unermüdlich. Wenngleich ihre körperliche
Kraft langsam schwindet, bleiben ihr Wille und ihre
Zugewandtheit zu den Menschen ungebrochen. Der
Heilige Vater, der Malteser-Orden und auch die Republik
Österreich wissen um Daisys Leistungen und würdigen
sie durch hohe Auszeichnungen. Sie aber tritt in
den „Dritten Orden des Heiligen Dominikus“ ein.
Daisys Einfluss auf mein Leben
Ich sah Daisy zum ersten Mal vor etwa 50 Jahren. Sie
und Berti waren Gäste meiner Eltern, mit denen sie der
legendäre Dominikaner-Pater Diego Goetz bekannt ge-
einen Packwagen, der vom Materiallager bis zur „Cafeteria“
alle möglichen Funktionen erfüllte. Als ich gegen
drei Uhr früh für einen unserer Schützlinge etwas holen
wollte, war Daisy auch da, etwas verschlafen, aber
mit einem aufmunternden Lächeln und klaren Worten
– ich war ja ein pflegerischer Jungspund –, worauf ich
bei der Rückkehr in den Waggon zu achten hätte.
Ja, das konnte Daisy: charmant und fast ein wenig verschämt
lächeln und bestimmt bleiben. Sie war zugleich
unbeirrbar und großzügig, insistierend und nachsichtig.
Ihre Umgebung tat sich manchmal mit der kantigeren
Seite ihres Wesens nicht leicht. Aber ich meine zu
wissen, dass sie sich dessen sehr wohl bewusst war und
es möglicherweise nicht selten für notwendig erachtete,
so zu sein, um die Dinge zu lenken.
macht hatte. Sie warb zunächst meine Schwester Barbara
für die „Staffel“, die Vorgängerorganisation des
Malteser Hilfsdienstes und heutigen MHDA, an.
Es dauerte eine Weile, doch dann folgte auch ich. Frühe
Stationen, in denen ich Daisy bei der Arbeit sah, waren
die Ausbildungsabende in der „Casa Waldstein“ in der
Skodagasse 13, deren Wohnzimmer in gewissem Sinne
die Zentrale war (mit Daisys Küche als unerschöpflicher
Quelle von Erfrischungen und Stärkungen).
Erster Rom-Zug 1968
Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir eine Episode
auf meinem ersten Rom-Zug 1968. Der Zug führte
Unermüdlich bis zum 90. Lebensjahr
Daisy hatte eine unerschöpfliche Kraft. Auch Demut
und große Gelassenheit waren ihr eigen , so wie ich
sie bei der Beisetzung ihres Sohnes Alfred erlebte.
Aber auch zuletzt, auf einen Stock gestützt, war sie
unverwechselbar, mit fester Stimme, diesem Blick,
der Charme und Distanz zugleich in sich trug.
Daisy ist am 22. November 2017 von uns gegangen.
Als „die Daisy“ wird sie in unserer Erinnerung fortbestehen.
Weinen wir also nicht um sie, freuen wir uns
mit ihr über ihren paradiesischen Frieden!
DIE MALTESER 1/2018 13
LEBENSWERT
„WENN MAN EINEN SINN HAT, LOHNT
ES SICH, VIEL AUSZUHALTEN.“
Georg Male im Gespräch mit dem Psychologen, Autor, Rollstuhlfahrer und Familienvater Dr. Georg Fraberger.
Ganz einfach war es nicht, einen Termin zu finden,
Dr. Fraberger ist ein viel beschäftigter Mann. Er arbeitet
als klinischer Psychologe an der Orthopädie im Wiener
AKH und zudem als Lehrbeauftragter, betreibt daneben
eine Privatpraxis, hält Vorträge und veröffentlicht beinahe
jedes Jahr ein neues Buch. Und „nebenbei“ ist der
1973 ohne Arme und Beine in Wien Geborene auch noch
verheiratet und hat vier Kinder.
Doch schließlich stehe ich wartend auf einem der langen
Gänge im AKH – etwas unsicher, was mich erwarten
wird. Eine Dreiviertelstunde hat sich für unser Gespräch
gefunden, eingezwängt zwischen zwei andere Termine.
Da biegt Dr. Fraberger mit seinem Elektro-Rollstuhl auch
schon um die Ecke, in ziemlich ambitioniertem Tempo.
Rasche Begrüßung, und schon geht es weiter in sein
Dienstzimmer. Jede Kurve, jedes Tür-Öffnen sitzt perfekt.
Den Rollstuhl steuert er mit seinem an der Hüfte
angewachsenen Fuß, zusätzlich trägt er rechts eine Armprothese.
Es verleiht Lebenswert ...
Gleich sind wir mitten im Gespräch. Meine Eingangsfrage,
in welcher Rubrik unserer Zeitung – VorBilder oder
LebensWert – er sich eher sehen würde, beantwortet
Georg Fraberger umgehend und eindeutig: „In der Kategorie
LebensWert. Ich werde zwar oft in die Vorbildrolle
gedrängt, fühle mich aber nicht so. Das betrifft mich als
Person, aber auch meine Tätigkeit. Ich führe selbst ein gelungenes,
lebenswertes Leben und kann auch andere Menschen
darin unterstützen, gut zu leben.“ Doch natürlich sei
sein Leben nicht immer leicht, ergänzt er. „Dass es mir gut
geht, heißt nicht, dass ich mich auch immer wohl fühle;
meine Behinderung wegzuleugnen, wäre vermessen.“
... mit Menschen zu arbeiten
Und was ist es konkret, das sein Leben lebenswert macht?
Auch hier hat Georg Fraberger sofort eine klare Antwort:
„Dass ich mich mit einem Sinn befassen kann und dass
es sich lohnt, alle Mühen dafür auf sich zu nehmen, mir
etwa auch in der Arbeit helfen zu lassen oder mich mit
einer kaputten Prothese abzumühen, wie gerade jetzt.
Dieser Sinn liegt für mich darin, mit Menschen zu arbeiten
und ihnen hoffentlich weiterhelfen zu können – in
der direkten Begegnung mit ihnen persönlich oder auch
in der Wissenschaft.“
Jetzt muss ich aber doch auch nachfragen, ob es für Georg
Fraberger etwas gibt, das ihn zum Vorbild macht. Und – ja
– auch das gibt es, nämlich „die Tatsache, dass es mir wirklich
gelungen ist, die Behinderung nicht als mein Lebensproblem
zu sehen. Ich habe großes Glück und bin dankbar
für die ganz normalen Probleme eines Ehemannes und Vaters.
Ich bin dankbar, dass ich mich mit meiner Familie und
anderen Menschen auseinandersetzen kann, und nicht
nur mit meinen körperlichen und psychischen Grenzen.“
Wut, Verständnis und Glaube
Wie sieht es dann mit Wut aus, mit dem Vergleich mit
Menschen ohne Behinderung? Georg Fraberger: „Natür-
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DIE MALTESER 1/2018
LEBENSWERT
Bei diesem Stichwort muss ich natürlich einhaken und
stelle die Gretchenfrage, ob es für Georg Fraberger auch
eine spirituelle Dimension gibt. „Ja, die gibt es“, antwortet
er, doch müsse er sie vom Verständnis fernhalten. „Ich
bin gläubig und glaube, dass das Leben einen Sinn hat.
Dieser Sinn liegt für mich in der Erkenntnis – in der Wissenschaft
ebenso wie im Glauben. Meine Klienten erwarten
von mir aber keine Mission. Doch wenn jemand mit
dem Sinn hadert, bringe ich auch spirituelle Aspekte ein.
Manche Erklärungen findet man eben nur in der Philosophie
...“
lich, die Behinderung macht mich oft auch wütend, weil
es so schade ist, dass ich etwas nicht kann ... Ich glaube,
hier hilft mir meine Ausbildung als Psychologe, denn ich
habe gelernt, zu Aggressionen einen positiven Zugang zu
bekommen. Ich weiß einfach, dass Aggression immer nur
dann auftritt, wenn man nicht verstanden wird. Allein
dieses Wissen hat mir schon geholfen, meine Aggression
anders zu betrachten. Das versuche ich auch in meinem
Beruf weiterzugeben. Wir leben alle auf Basis von Verständnis;
wenn kein Verständnis mehr da ist, bleibt nur
der Glaube.“
Ganzheitliche Sicht des Menschen
Großteils betreut Georg Fraberger Menschen in existenziellen
Situationen, sein Spezialgebiet sind Patienten mit
Tumoren und Metastasen am Knochenapparat. Sie bekommen
neue Knochen aus Metall, erleiden Einschränkungen
und eine massive Veränderung ihrer Lebensqualität,
müssen oft neu gehen lernen. Georg Fraberger:
„Äußerlich sieht man oft nur eine einzelne große Narbe,
doch innerlich ist die Verletzung viel gravierender.“
Hier sei es wichtig, den Menschen als leiblich-seelische
Ganzheit zu betrachten. Neben der Versehrtheit auf der
leiblichen Ebene müsse auch die seelische Verwundung
behandelt werden.
Kann er mit seiner speziellen persönlichen Situation seinen
Klienten dabei mehr geben als jemand ohne Behinderung?
„Tendenziell sicher“, meint er, „doch die Behinderung
bringt auch Vorurteile mit sich. Mit Vorurteilen
kämpft aber jeder in irgendeiner Form ...“ Und Georg
Fraberger scheint auch wenig Scheu und Berührungsängste
zu haben. „Ich selbst gehe einfach direkt auf Menschen
zu, oft setze ich dabei auch auf – bisweilen schwarzen
– Humor. Wenn Sie zu jemandem sagen ‚Ich würde
BIOGRAFIE
Georg Fraberger, 1973 ohne Arme und ohne Beine geboren, wuchs in Wien gemeinsam mit zwei Geschwistern auf.
Seine Familie ermöglichte ihm ein normales Leben und sah seine Behinderung nie als Problem. Er besuchte einen
normalen Kindergarten, danach kurzzeitig eine Behindertenschule, und absolvierte später die Handelsakademie.
2000 schloss er das Studium der Psychologie in Wien ab. Danach arbeitete er ein Jahr lang in Somerset (England)
als psychologischer Assistent für Patienten mit Schädel-Hirn-Traumata und Schlaganfall in einer neurologischen
Abteilung. Ab seiner Rückkehr im Jahr 2001 befasste er sich mit seiner Dissertation, 2007 folgte die Promotion im
Fach Psychologie. Neben der Arbeit in seiner Praxis und im AKH ist er Sachverständiger beim bVa Pensionsservice,
Referent in der Facharztausbildung, Seminarleiter an der MedUniWien und seit 2013 Autor. Außerdem ist er glücklich
verheiratet, Vater von vier Kindern und begeisterter Autofahrer.
DIE MALTESER 1/2018 15
BIBLIOGRAFIE
auch nicht mit mir reden’, ist das Eis gebrochen. Letztlich geht
es darum, die Spannung aufzulösen. Solange jemand nur meinen
Körper sieht, weiß er ja nicht, wer und was ich bin.“
Alltag mit Behinderung
Und wie gehen seine Kinder damit um? „Für die ist es ganz
normal“, erklärt Georg Fraberger, „sie kommen sogar mit
Menschen in Kontakt, die nie mit mir reden würden. Dabei
geraten sie manchmal auch in die Rolle, mich zu verteidigen.
Denn manche Menschen, die sich vor mir zurückziehen, lassen
es an den Kindern aus und verspotten sie – nach dem Motto
‚Dein Vater ist aber komisch‘. Erst daran merke ich, dass man
mit Behinderung generell in einer Außenseiterrolle ist, und
meine Kinder tun mir oft leid für diese Konfrontation.“
Durch technische, finanzielle und auch strukturelle Hilfen ist
diese Außenseiterrolle heutzutage zum Glück deutlich gemildert.
Georg Fraberger ist zum Beispiel begeisterter Autofahrer,
wie seine Website verrät. „Ich fahre gern und finde das entspannend“,
erklärt er. „Doch ohne zusätzliche Hilfe über die technische
hinaus wäre das nicht möglich, denn ich kann natürlich
nicht tanken oder Öl nachfüllen. Heute Früh war ein kleiner
Kaugummi meiner Kinder in der Tür, damit ging die Rampe
nicht hinunter – deshalb muss mein Assistent immer mit dabei
sein.“
Kein Sinn ohne Vision
Generell seien die Bedingungen in Österreich in Sachen Infrastruktur,
Pflegegeld, Assistenz etc. ziemlich gut. Dies helfe vor
allem Menschen, die nicht so gut (familiär) eingebunden seien
wie Georg Fraberger. „Doch das Finanzielle und Strukturelle
ist nur ein Aspekt. Die Assistenz ersetzt letztlich ‚nur’ meine
Hände und Füße und ist wertlos, wenn ich nicht eine Vision
habe, wofür ich da sein möchte. Nur wenn ich selbst einen Sinn
in meinem Leben finde, hat auch die Hilfe Sinn. Kurz zusammengefasst:
Wenn man einen Sinn hat, lohnt es sich, viel auszuhalten.“
2013
Ohne Leib, mit Seele
Es gibt zwei Fragen, die mich am meisten beschäftigten:
Was macht den Menschen aus?
Und welchen Körper braucht er dazu? Die Wissenschaft
kann den Wert, den Grund und den
Sinn eines Lebens nicht erklären. Es muss also
mehr geben als Körper und Verstand: die Seele.
2014
Ein ziemlich gutes Leben
Die Voraussetzungen für ein gutes Leben waren
nicht sehr günstig für mich – aber ich habe es
geschafft. Arm oder reich? Gesund oder krank?
Perfekt oder nicht perfekt? Dieses Entweder–
Oder macht vermeintlich den Unterschied aus
zwischen einem guten und einem schlechten
Leben. Aber das stimmt nicht.
2016
Ich verstehe Dich.
Endlich Klarheit in der Kommunikation
Wenn Menschen miteinander in Kontakt treten,
entsteht eine Verbindung zwischen ihnen.
Aber wie schaffen wir es, dass unser Gegenüber
sich verstanden weiß und sagt: „Du sprichst
mir aus der Seele“?
2017
Wie werde ich Ich. Zwischen Körper, Verstand
und Herz
Wir werden dazu erzogen, Ziele anzustreben.
Wir trainieren unseren Körper und funktionieren
nach gesellschaftlichen Vorgaben. Der
Mensch versucht, erfolgreich und in der Liebe
ein perfekter Partner zu sein. Doch oft gelingt
diese Balance nicht. Aber wer hat nun recht:
Körper, Verstand oder Herz? Wie werde ich Ich,
und wer bin ich?
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DIE MALTESER 1/2018
LEBENSWERT
„SAG NICHT BEHINDERT ZU MIR!“
Wie finden Menschen mit Behinderung einen Job? Warum werden Ladentheken nicht so gebaut, dass sie auch für Rollstuhlfahrer
einfach zugänglich sind? Mit diesen Fragen beschäftigen sich Unternehmen wie „myAbility“ und „Career
Moves“ – höchst erfolgreich, wie nachstehendes Porträt zeigt.
Von Katharina Stögner
Was denken Sie? Wie viele Menschen mit Behinderung
leben in Österreich? 20,5 Prozent? 8,5 Prozent? Oder
doch nur 1,5 Prozent? Es sind tatsächlich 20,5 Prozent.
Das sind rund 1,7 Millionen Menschen. Rein betriebswirtschaftlich
gesehen, bedeutet diese Zahl 1,7 Millionen
potenzielle Neukunden bzw. Arbeitskräfte – eine
barrierefreie Gestaltung der Arbeits- und Geschäftsumgebung
vorausgesetzt.
Auch so kann man Statistik betrachten. Keine Scheu vor
dieser Art der Interpretation von Zahlen hat das Unternehmen
„myAbility“. Die Experten von myAbility werden
gerufen, wenn es darum geht, ein Geschäft, einen
Betrieb oder einen großen Konzern (oder eine ganze Gemeinde)
barrierefrei zu machen und Inklusionskonzepte
für einen produktiv lebbaren Berufsalltag zu entwickeln.
Ergänzend zum Know-how von myAbility bietet
die Jobplattform „Career Moves“ neue Job-Perspektiven
für Menschen mit Behinderung bzw. für Unternehmen,
die Menschen mit Behinderung einstellen wollen.
Motivation durch die eigene Betroffenheit
Career Moves ist im Jahr 2009 entstanden, 2014 wurde
myAbility aus der Taufe gehoben. Hinter beiden Namen
steht Mag. Gregor Demblin, dessen Leben wohl ganz
anders verlaufen wäre, wäre da nicht 1995 die Maturareise
nach Griechenland gewesen. Der damals 18-Jährige verunglückte
beim Baden schwer und blieb querschnittgelähmt.
„Es gehört zu einer ganzheitlichen
Unternehmensstrategie, auch
Menschen mit Behinderung als Mitarbeiter
und als Kunden zu berücksichtigen.“
Gregor Demblin, Gründer von myAbility
„Das Schlimmste waren nicht die Diagnose und das Jahr
Reha, in dem ich hart für meine neue Selbstständigkeit
gekämpft habe, sondern es war die veränderte Wahrnehmung
von außen. Als Betroffener ist man motiviert
und will normal weiterleben. Doch auf einmal wird man
anders behandelt, es wird einem nichts zugetraut, man
wird anders angesprochen, anders angeschaut“, erinnert
sich Demblin.
DIE MALTESER 1/2018 17
LEBENSWERT
Nach dem Philosophiestudium und einigen erfolglosen
Bewerbungen kam schließlich der
Entschluss, etwas gegen diese „andere“ Art der
Behandlung zu tun: Gregor Demblin entwickelte
einen neuartigen, wirtschaftsorientierten Ansatz,
zur Inklusion von Menschen mit Behinderung,
und gründete sein eigenes Unternehmen.
„Nur Personal zu vermitteln, reicht nicht, wenn
nicht auch die technischen und sozialen Parameter dafür
geschaffen werden“, so Demblin.
Mittlerweile hat sich myAbility zu einem soliden, kontinuierlich
wachsenden Beratungsunternehmen entwickelt,
das international sogar als Vorzeigemodell für
Lösungen im Bereich Inklusion gilt. Demblin: „Wir bekommen
laufend Anfragen und Besuch von Interessenten
aus der ganzen Welt, die an einer Zusammenarbeit
interessiert sind bzw. überlegen, wie sie ähnliche Unternehmen
in ihren Ländern auf die Beine stellen können.“
Ein Thema von strategischer Bedeutung
Für Unternehmen spielt das Thema Behinderung eine
immer wichtigere Rolle und sollte unbedingt in der strategischen
Unternehmensplanung berücksichtigt werden.
„Das beginnt schon bei der Ladengestaltung. Geschäftstheken
oder Feinkostvitrinen sollten Menschen
mit Behinderung ungehindert Zugang bieten. Das gleiche
gilt bei der Montagehöhe von Fahrscheinautomaten,
Postkästen, Türglocken und Lichtschaltern, bei der
Bedienung von Fahrstühlen und Kopiergeräten im Büro
oder bei der Essensausgabe in der Betriebskantine“, so
Demblin.
myAbility berät Unternehmen umfassend im Hinblick
auf diese Fragestellungen und geht dabei auch noch einen
Schritt weiter: myAbility bedenkt auch die Gruppe
der älteren Mitarbeiter mit. „Menschen bleiben heute
länger im Arbeitsprozess. Man muss daher bedenken,
dass ein 60-jähriger Mitarbeiter andere Bedürfnisse und
Fähigkeiten hat, als ein 30-Jähriger. Ältere Mitarbeiter
haben zunehmend Probleme mit dem Stützapparat, ihre
Sehkraft wird schlechter, Bildschirmarbeit ermüdet sie
rascher als junge Menschen. Hier Rahmenbedingungen
zu schaffen, die häufigen Ausfällen, Erkrankungen und
Das sagen Andere über myAbility
„Die Bank Austria spricht ganz
gezielt Menschen mit Behinderung
an. Nicht nur aus sozialer
Verantwortung oder zur Förderung
von Nachhaltigkeit und
Zukunftssicherung, sondern
auch, weil wir die besten und
engagiertesten jungen Mitarbeiter
an Bord holen wollen. Da
können wir auf diese Talente einfach nicht verzichten.“
Doris Tomanek, Vorstand
UniCredit Bank Austria Human Capital
„Durch das DisAbility-Talent-Programm hatten wir die Möglichkeit,
BewerberInnen kennenzulernen, die bisher den
Handel aufgrund ihrer Behinderung nicht als möglichen Arbeitgeber
in Betracht gezogen haben.
Durch das Job-Shadowing erhielten die
TeilnehmerInnen einerseits Einblicke
in den vielseitigen Arbeitsalltag, und
andererseits konnten die MitarbeiterInnen
und Führungskräfte im direkten
Kontakt Berührungsängste abbauen.“
Johannes Zimmerl, Direktor Konzernpersonalwesen
REWE International AG
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DIE MALTESER 1/2018
LEBENSWERT
„myAbility, ein neuer wirtschaftlicher Ansatz, beweist, dass es
sich für Unternehmen finanziell einfach auszahlt, Menschen mit
Behinderung als Mitarbeiter und Kunden anzuwerben. Mehr als
2,5 Prozent der Bruttopersonalkosten lassen sich bei großen
Unternehmen durch Inklusionsmaßnahmen zurückgewinnen.“
Würdigung von myAbility im Rahmen der ORF-Kampagne
„ÖSTERREICH kann“ als einer der Top 10 Ideen-Pioniere (2017)
Demotivation entgegenwirken, kann einem Unternehmen
helfen, Kosten zu sparen“, ist Demblin überzeugt.
Auch für Studierende und Akademiker die am ersten
Arbeitsmarkt ihre Karriere starten möchte, entwickelte
myAbility eine Einstiegshilfe: Das DisAbility Talent
Programm. Durch dieses können Unternehmen top
ausgebildete Studierende mit Behinderung kennen lernen
und sich mit diesen vernetzen. „Mit dem DisAbility
Talent Programm reagieren wir auf den Impuls der
Unternehmen, sich Studierenden mit Behinderung als
attraktive Arbeitgeber zu präsentieren. Die Partnerunternehmen
des Talent Programms sehen die Behinderung
als positiven Aspekt der Profile der Studierenden“,
erklärt Demblin.
AUSGEZEICHNET!
myAbility wurde bereits mehrfach für seine Leistungen
ausgezeichnet. Wir gratulieren herzlich!
2010 Wundsam-Hartig Preis
2012 Architects-of-the-Future Award, Trigos Award
2013 SEA Sustainable Entrepreneurship Award, Ashoka
Fellow
2014 European Award for Social Entrepreneurship and
Disability, Sozial Marie, DiversCity Award, Österreichischer
Staatspreis für PR
2017 HR Award Gold, seif Award
Fragen zum Thema Inklusion im Unternehmen?
Gregor Demblin steht gerne für weitere Informationen
und eine individuelle Beratung zur Verfügung.
E-Mail: gregor.demblin@myAbility.org
Wie sage ich es richtig?
Darf ich „Behinderung“ sagen? Oder reden wir besser
von „Beeinträchtigung“? Ist „Disability“ das politisch
korrekte Wort? Die Sprache bietet uns eine Vielzahl an
Möglichkeiten, um uns auszudrücken. Was wir sagen und
wie wir es sagen, prägt die Welt, in der wir leben, und unsere
Beziehungen zu anderen Menschen. Sprache kann
bestärken und ermutigen, sie kann aber auch verletzen.
myAbility und Career Moves geben Tipps, wie man mit
„heiklen“ Begriffen am besten umgeht. Hier die wichtigsten
DO‘s and DON’Ts:
Disability
Auf den englischen Begriff auszuweichen, ist in unserer
Arbeit mit Unternehmen oft eine gute Möglichkeit, in
das Thema zu starten. So sprechen wir in unserer Beratung
auch von „Disability Recruiting“.
Behinderung
Dieses Wort löst bei vielen Menschen ein komisches Gefühl
aus. Dennoch ist es politisch und für uns korrekt,
dieses Wort zu schreiben oder zu sagen.
Der/die Behinderte, behindert sein
Durch diese Wortwahl wird man auf die Behinderung
reduziert, als wäre sie das einzige, identitätsstiftende
Merkmal. Daher besser vermeiden.
Handicap
Dieser Begriff kommt von einem alten englischen Spiel
und wird heute im Englischen nicht mehr für behinderte
Menschen verwendet.
Weitere hilfreiche Tipps finden sich unter
www.myability.org/news/inklusive-wording
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RELIGIONAKTUELL
AUFERSTEHUNG
UND
OSTERN
Von Ordensspiritual Altabt Gregor Ulrich
Henckel-Donnersmarck OCist.
Es geht also beim größten Fest der Christenheit schlussendlich
um jeden einzelnen von uns. Davor liegt das
erlösende Leiden, die glorreiche Auferstehung und die
Himmelfahrt Jesu von Nazareth, in dem wir den verheißenen
Messias des auserwählten Volkes Israel erkennen.
Außerdem wissen wir aus den Evangelien und allen weiteren
Schriften des Neuen Testaments, dass er der Sohn
Gottes, der Logos, ja Gott und Erlöser ist. Im Streben, die
„Wenn wir nämlich ihm gleich geworden sind in
seinem Tod, dann werden wir mit ihm auch in
seiner Auferstehung vereinigt sein.“
Lehre auch langfristig in der Balance zu halten, hat die
Kirche der ersten Jahrhunderte noch formuliert, dass
er wahrer Gott und wahrer Mensch ist. Eine Person mit
zwei Naturen. Als Person eine der drei Personen in dem
einen Gott.
Dabei ist die Auferstehung und das ewige Leben auch
außerhalb von Offenbarung und Religion eine Ursehnsucht
des Menschen. Sigmund Freud diagnostiziert, dass
das Unbewusste des Menschen seinen eigenen Tod nicht
wahrnehmen kann und geht davon aus, dass das Unbewusste
letztlich den Menschen steuert und bestimmt.
Das Zweite Vatikanische Konzil bezieht sich nicht direkt
auf Freud, gibt aber doch sehr pointiert die Erklärung
dieser psychoanalytischen Diagnose, wenn es schreibt:
“Er (der Mensch) urteilt aber im Instinkt seines Herzens
richtig, wenn er die völlige Zerstörung und den endgül-
tigen Untergang seiner Person (im Tod) mit Entsetzen
ablehnt“. (gaudium et spes 18)
Eine Zwischenbemerkung: Ich beneide alle spanisch sprechenden
Völker, denn sie nennen das Fest, um das es hier
geht „Pascua de Resurreccion“. Das alttestamentlich Wort
Pascha (Vorübergang des Herrn) verbunden mit Auferstehung.
Was für ein Geschenk, den Inhalt des Festes so
deutlich im Namen auszusprechen! Unser
deutsches Wort „Ostern“ habe ich bis
hierher vermieden, denn es hat eigentlich
keine Beziehung zum Inhalt des Festes,
sondern leitet sich wahrscheinlich vom
(Römerbrief 6,5) Namen einer altgermanischen Gottheit
der Morgenröte und des Frühlings ab. Ich bin daher auch
kein großer Freund vom Osterhasen und von den Ostereiern.
Die von Papst Pius XII schon anfangs der 50er Jahre reformierte
Liturgie der Karwoche will uns vor allem im
sacrum triduum - Gründonnerstag, Karfreitag und Osternacht
- ganz intensiv mit dem zentralen Geheimnis
unseres Glaubens verbinden, indem dieses ausführlich
gefeiert wird. Und daher gibt es die Einladung der Kirche
zur engagierten Mitfeier dieser Liturgien. Dabei darf niemand
auf die Uhr schauen oder ungeduldig werden; diese
Feiern brauchen ihre Zeit für die Ewigkeit. Dann dürfen
auch wir erleben, was die Emmaus-Jünger erlebten:
Christus geht mit uns, hört uns zu, auch wenn wir klagen,
er kehrt auf unsere Bitten bei uns ein und gibt sich uns als
Auferstandener im Brotbrechen zu erkennen.
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DIE MALTESER 1/2018
MALTESERWELTWEIT
„WIR TUN ALLES, UM DAS MENSCH-
LICHE LEID ZU LINDERN.“
Nach gewaltsamen Auseinandersetzungen in Myanmar flohen seit dem 25. August 2017 mehr als 650.000 Menschen in die
Küstenstadt Cox‘s Bazar in Bangladesch. Die meisten Menschen hatten nichts weiter dabei als die Kleidung, die sie am Körper
trugen. Sie wurden in provisorischen Zeltlagern untergebracht, die sich in kürzester Zeit zu einem einzigen „Megacamp“ entwickelten.
Der Bedarf an Hilfe ist immens: die Camps sind überfüllt, das Gesundheitssystem ist völlig überlastet. Hinzu kommt, dass
viele Gebiete sehr schwer zu erreichen sind und es immer wieder Überschwemmungen gibt.
Von Katharina Kiecol
Yvonne Dunton ist für Malteser International in Bangladesch
und gibt uns einen Einblick in das Leben der Menschen
dort. Die Schweizerin ist 54 Jahre alt und wurde
von uns nach Cox´s Bazar entsendet, um unser Projekt
zu betreuen.
Frau Dunton, wie ist die Situation der Flüchtlinge
in Bangladesch?
Viele haben auf der Flucht fast alles verloren und Schreckliches
erlebt. Das erzählen uns die Menschen, die zu uns
kommen, und das sehen wir auch an den Verletzungen,
die die Mitarbeiter in den Krankenhäusern behandeln
müssen. Es gibt Patienten mit Schusswunden oder Verbrennungen
beispielsweise, aber auch mit zahlreichen
anderen Verletzungen, die Hinweise auf ähnlich dramatische
Ereignisse geben. Ich habe etwa Mamtaz Begum
Tulatoli kennengelernt. Sie hat am ganzen Körper schwere
Verbrennungen und wurde in unserer Gesundheitsstation
behandelt. In Myanmar hat sie bei einem Überfall
ihren Mann und vier Kinder verloren. Ihre Tochter wurde
schwer verletzt, ihr Haus angezündet. Die beiden konnten
sich in letzter Sekunde in Sicherheit bringen und
kamen Tage später mit nichts hier an. Mamtaz Brandwunden,
verheilen langsam. Zusätzlich ist sie schwer
traumatisiert, traumatisiert, diese Wunden werden noch
sehr viel länger behandelt werden müssen, bevor sie zu
heilen beginnen.
Was brauchen die Flüchtlinge am dringendsten?
Buchstäblich alles. Zahlreiche Säuglinge und Kleinkinder
sind unterernährt und benötigen dringend Zusatznahrung.
Dort, wo viele Menschen auf so engem Raum und
unter schlechten hygienischen Bedingungen zusammenleben,
besteht immer die Gefahr, dass Epidemien ausbrechen.
Die Lösung des Problems muss dringend in Angriff
genommen werden.
Können Sie uns mehr über die Unterstützung von
Malteser International in den Camps sagen?
Wir von Malteser International haben uns mit Gonos-
DIE MALTESER 1/2018 21
MALTESERWELTWEIT
Foto: Noor Ahmed Gelal/Malteser International Foto: Noor Ahmed Gelal/Malteser International
Rajumas Haus in Myanmar wurde angezündet. Im letzten
Augenblick konnte sie sich retten.
In zwei Gesundheitsstationen versorgt Malteser International
im Megacamp in Cox’s Bazar mehr als 20.000 Flüchtlinge.
hasthaya Kendra, einer erfahrenen lokalen Nichtregierungsorganisation
im Gesundheitsbereich, zusammengeschlossen.
Mit unserer technischen und
finanziellen Unterstützung hat unser lokaler Partner
innerhalb kürzester Zeit zwei Gesundheitsstationen
im Megacamp eingerichtet. Diese sind sechs
Tage in der Woche geöffnet und versorgen über
100 Patienten am Tag. Für die Menschen im Camp
ist die Behandlung kostenlos. Außerdem erhalten
hier auch Schwangere, ältere Menschen und unterernährte
Kleinkinder gehaltvolle Spezialnahrung.
Vielen von ihnen sind von den Strapazen der Flucht
gezeichnet und unterernährt.
Wie erleben Sie persönlich die Situation vor Ort?
Die meisten Flüchtlinge kämpfen darum, ihr Leben
neu zu beginnen. Ich merke ihnen an, dass sie langsam
damit beginnen, sich hier einzurichten und
wieder Mut zu fassen. Ihr Lächeln zu sehen, ist eine
große Freude für mich und gibt mir Kraft.
„ICH DACHTE,
ICH HÄTTE ALS
MUTTER VER-
SAGT.“
Malteser International unterstützt an Tuberkulose erkrankte Kinder
und ihre Familien.
Von Michael Etoh
Über ein Jahr lang war der zweijährige Ar Jua schon krank,
bevor er die Diagnose Tuberkulose erhielt. Seine 30-jährige
Mutter Mi Tueh verzweifelte an der Situation, sie konnte
ihrem Sohn nicht helfen. „Immer wieder hatte er Fieber und
nachts Schweißausbrüche“, erzählt sie. „Ich konnte nicht mehr
schlafen. Alle paar Stunden stand ich in der Nacht auf, um zu
schauen, ob er noch atmet.“ Die Sorge wuchs ins Unermessliche.
Erst als Mi Tueh an einem Gesundheitstraining von Malteser
International zur Vorbeugung und Früherkennung von
Tuberkulose teilnahm, war Hoffnung auf eine Heilung für Ar
Jua in Sicht.
„Es wäre fast zu spät gewesen“
Mi Tueh und ihr Ehemann sind Kleinbauern. In ihrem kleinen
Dorf Tin Htet in der Nähe von Kengtung, einer Stadt ganz im
Osten Myanmars, leben sie vom Reis- und Gemüseanbau. Es
sind abgelegene Regionen wie diese, in denen die Infektionsrate
von Tuberkulose besonders hoch ist. Von den Fortschritten,
die in der Behandlung der Krankheit in den Städten erzielt
werden, bekommen die Dörfer kaum etwas mit. In nur wenigen
anderen Ländern gibt es daher mehr an Tuberkulose erkrankte
Menschen als in Myanmar. Das Leben in den ländlichen Gebieten
ist von Armut geprägt. Viele Menschen können sich
keine ausgewogene Nahrung leisten und sind deshalb besonders
anfällig für Krankheiten. Erkrankt ein Familienmitglied,
stellt dies die Angehörigen vor große finanzielle Herausforderungen.
Die Fahrtkosten in das nächstgelegene Krankenhaus
sind meist nicht zu stemmen. Gemeinsam mit dem nationalen
Tuberkulose-Programm arbeitet Malteser International daran,
22
DIE MALTESER 1/2018
Mit Gesundheitskampagnen klären unsere
Mitarbeiter über Tuberkulose auf.
Mi Tuehs zweijähriger Sohn Ar Jua ist an
Tuberkulose erkrankt.
die Ausbreitung von Tuberkulose in der Region durch Prävention
und Behandlung einzudämmen. Die Mitarbeiter
klären über die Übertragung von Tuberkulose auf und
unterstützen besonders bedürftige Familien während der
umfassenden Tuberkulose-Behandlung sowohl finanziell
als auch mit Nahrungsmitteln.
Mi Tueh erinnert sich noch genau an das erste Treffen mit
den Mitarbeitern von Malteser International. „Fast wäre
ich nicht zu dem Gesundheitstraining gegangen“, erzählt
sie. „Unser Dorfvorsteher hatte uns gebeten, zu dem Treffen
zu gehen, aber ich hatte an diesem Tag so viel Arbeit
auf dem Feld. Zum Glück bin ich schließlich doch hingegangen.
Nach dem Training wurde mein Sohn untersucht.
Dabei fanden die Ärzte heraus, dass er Tuberkulose hat.“
Sie schaut zu Ar Jua, der still auf ihrem Schoß sitzt. „Es
wäre fast zu spät gewesen“, sagt sie zitternd. „Wäre ich an
jenem Tag nicht gegangen, dann hätte ich nie herausgefunden,
dass es Tuberkulose ist. Wahrscheinlich säße Ar
Jua dann heute nicht auf meinem Schoß.“
Aufklärung, Früherkennung und Behandlung
„20 Prozent aller an Tuberkulose erkrankten Menschen
in der Kengtung Region sind Kinder“, berichtet Sai
Kham Kyaut, medizinischer Mitarbeiter bei Malteser
International in Kengtung. „Obwohl Kinder zu den gefährdeten
Gruppen gehören, wird die Krankheit bei ihnen
seltener diagnostiziert. Ein Grund dafür ist, dass sie
weniger Auswurf produzieren – ein leicht zu erkennendes
Symptom für Tuberkulose. Die Früherkennung der
Krankheit ist immens wichtig. Nur so kann eine rechtzeitige
Behandlung sichergestellt und die Verbreitung
eingedämmt werden.“
Nach der Diagnose verordneten die Ärzte von Malteser
International dem kleinen Ar Jua eine sechsmonatige Behandlung
in Kengtung. Alle zwei Wochen fuhren Mi Tueh
und Ar Jua in das 40 Kilometer entfernte Krankenhaus.
Malteser International bezuschusste diese Fahrten. „Die
20.000 Kyats im Monat haben uns unglaublich geholfen.
Alleine hätte meine Familie die Kosten niemals tragen
können.“ Zusätzlich zu der finanziellen Hilfe erhielt Mi
Tuehs Familie Nahrungsmittel, um die während des Heilungsprozesses
eine so bedeutende ausgewogene Ernährung
sicherstellen zu können.
Ar Jua ist inzwischen auf dem Weg der Besserung. Seine
Behandlung ist fast abgeschlossen. Mi Tueh hat endlich
wieder einen Grund zu lächeln. „Ich dachte, ich hätte als
Mutter versagt“, sagt sie. „Es bereitet mir so viel Freude,
zu sehen, dass er nun wieder genügend Kraft zum Spielen
und Lachen hat.“ Mi Tueh wünscht sich nur das Beste für
ihren Sohn. „Ich hoffe, dass er gesund bleibt und zur Schule
gehen kann, damit er später einmal einen guten Job findet.
Er möchte aber wohl lieber Fußballer werden“, lacht
sie und zeigt auf das Trikot, das er trägt. „Vielleicht wird er
ja ein erfolgreicher Fußballspieler. Für mich wäre das ok.“
Malteser International ist seit 1996 in Myanmar aktiv.
Mehr als 350 lokale Mitarbeiter arbeiten in den Staaten
Rakhine, Shan und Kayin. Ziel ist die Stärkung der
schwächsten Gemeinden in abgelegenen Gebieten. Malteser
International kümmert sich um Verbesserungen in
der Basisgesundheitsversorgung, dem Zugang zur Wasser-,
Hygiene- und Sanitärversorgung und engagiert sich
außerdem in der Katastrophenvorsorge und Nothilfe bei
akuten Naturkatastrophen.
DIE MALTESER 1/2018 23
MALTESERWELTWEIT
Tumalu floh vor dem Bürgerkrieg im Südsudan. Schutz hat sie im Rhino-Flüchtlingscamp in Uganda gefunden.
„ICH HABE ANGST,
ABER GOTT IST AUF MEINER SEITE.“
Das erste, was einem ins Auge springt, sind Tumalus Zöpfe, die aufwendig geflochten ein kleines Kunstwerk bilden, das seitlich an
ihrem Kopf prangt. „Ich war zu Hause Friseurin“, sagt sie ruhig. „Ich liebe es, Haare zu stylen, und ich werde nicht damit aufhören,
nur weil die Umstände jetzt schwierig sind.“ Tumalu ist 25 Jahre alt und kommt aus Yei im Südsudan. Vor etwas mehr als einem
Jahr floh sie vor dem Bürgerkrieg in ihrem Land, als bewaffnete Kämpfer ihr Dorf überfielen. Jetzt lebt sie mit ihrer Mutter, ihren
beiden Kindern und ihren Neffen in einer kleinen Lehmhütte in dem von Malteser International betreuten Rhino-Flüchtlingscamp
im Norden Ugandas, etwa 600 Kilometer von ihrer Heimat entfernt.
Von Michael Etho
Heute in Sicherheit, aber von der Flucht schwer
traumatisiert
In Norduganda, im Grenzgebiet zum Südsudan, leben
mehr als eine Million vertriebene Südsudanesen. Über
80 Prozent von ihnen sind Frauen und Kinder. Viele von
ihnen haben Traumatisches erlebt, bis sie in Uganda in Sicherheit
waren. „Wir mussten tagelang durch den Busch
laufen, um den Kämpfern aus dem Weg zu gehen“, erzählt
Tumalu und starrt in den Himmel. „Unsere Flucht
ist schon über ein Jahr her, aber an die Angst kann ich
mich noch genau erinnern. Sobald die bewaffneten Männer
dich sehen, vergewaltigen oder töten sie dich, oder sie
vergewaltigen dich und töten dich danach.
Täglich 45 Minuten Fußmarsch, um Wasser zu holen
Nach ihrer Ankunft in Uganda erhielten Tumalu und ihre
Familie 900 Quadratmeter Land für den Bau einer Unterkunft
und den Anbau von Gemüse. „Wir waren glücklich,
als wir das Grundstück erhielten“, fährt sie fort. „Aber wir
hatten kein Wasser. Ich stand jeden Morgen auf, um zum
Fluss zu laufen und Wasser zu holen. Das war ein Fußmarsch
von 45 Minuten.“
Sauberes Wasser war in dieser Gegend bereits knapp,
bevor die Südsudanesen in den Norden Ugandas kamen.
Die Ankunft der 1,3 Millionen Flüchtlinge verschlimmerte
das Problem der begrenzten Wasserressourcen in
diesem kargen Landstrich. Vielen Menschen blieb keine
andere Wahl, als Wasser aus dreckigen Flüssen und
Teichen zu holen. „Ich hatte jeden Tag Angst davor, dass
das schmutzige Wasser meine Kinder eines Tages töten
könnte“, sagt Tumalu schaudernd. „Und dann passierte
24
DIE MALTESER 1/2018
MALTESERWELTWEIT
Dank der von Malteser International gebohrten Brunnen im
Rhino-Camp hat Tumalu nun Zugang zu sauberem Trinkwasser.
Start in eine neue Zukunft: 900 Quadratmeter Land erhielten
Tumalu und ihre Familie nach ihrer Ankunft in Uganda.
es: Nach einem Monat hatte mein Sohn Durchfall und
wurde krank.“
In verschiedenen Flüchtlingssiedlungen im Norden
Ugandas versorgt Malteser International die Menschen
bereits seit 2014 mit sauberem Wasser. Zunächst fuhren
die Mitarbeiter mit Wassertanks zu verschiedenen
Punkten im Rhino-Camp und brachten Trinkwasser.
Das war allerdings schwierig, denn das Rhino-Camp ist
etwa 60 Quadratkilometer groß und mehr als 120.000
Menschen leben hier. Mit den Wasserlieferungen an
ausgewählte Punkte konnten viele Menschen nicht
erreicht werden. Damit die Menschen nachhaltig mit
Trinkwasser versorgt werden können, bohrte Malteser
International im vergangenen Jahr Brunnen. Dadurch
erhalten mittlerweile täglich 30.000 Menschen sauberes
Wasser.
Trinkwasserbrunnen wurden gebaut
Inzwischen hat auch Tumalu einen Brunnen wenige Meter
von ihrer Hütte entfernt. „Jetzt habe ich das saubere
Wasser direkt vor der eigenen Haustür“, sagt sie und
strahlt. Dort versammeln sich gerade einige Kinder und
füllen ihre Kanister. „Jetzt kann ich das Wasser für alle
wichtigen Dinge nutzen: kochen, waschen und baden. Seit
dem Bau des Brunnens hatte niemand aus meiner Familie
mehr Durchfall. Und zusätzlich habe ich jetzt auch mehr
Zeit für andere Dinge, da ich mir den weiten Weg zum
Fluss sparen kann.“
Tumalu hat ihre Ausbildung im Südsudan nicht abgeschlossen,
denn ihrer Familie fehlte das Geld. Im Rhino-Camp
hingegen ist sie zum Vorbild für andere junge
Frauen geworden. Kürzlich wurde sie zur stellvertretenden
Vorsitzenden ihres Viertels im Camp gewählt. In
dieser Funktion kümmert sie sich um Opfer häuslicher
Gewalt. „Einige Frauen haben schon vor ihrer Ankunft
schlechte Erfahrungen gemacht. Und auch hier erleben
Frauen häusliche Gewalt. Wir wollen dies ändern und verhindern,
dass Frauen und Mädchen von ihren Männern
und Vätern geschlagen werden.“
Hoffnung, weil Gott an ihrer Seite ist
Ein Ende des Bürgerkriegs im Südsudan ist nicht in Sicht.
Tumalu sieht momentan ihre Zukunft für sich und ihre
Kinder in Uganda. Alles, was sie hat, ist Hoffnung. Sie
hofft darauf, dass sie die schwere Zeit übersteht und sie
ihren Mann eines Tages wiedersehen wird. Und sie möchte
ihre Ausbildung abschließen, damit sich ihr Leben zum
Besseren wendet. „Ich bin in einem neuen Kapitel in meinem
Leben angekommen, ich habe Angst vor der Zukunft
und was da noch alles auf mich zukommt, aber ich bin bereit,
mich dem zu stellen, weil ich Gott auf meiner Seite
habe.“
DIE MALTESER 1/2018 25
MEDIZINAKTUELL
DYSPHAGIE – LEBEN MIT
SCHLUCKSTÖRUNGEN
Dysphagie ist ein Begriff, der in der breiten Bevölkerung eher unbekannt ist, obwohl eine nicht gerade kleine Personengruppe
davon betroffen ist. Dysphagie ist der Fachausdruck für Schluckstörungen. Die Gründe für diese Beeinträchtigung könnten
nicht unterschiedlicher sein. Schlaganfälle, Kopftumore, Parkinson, Multiple Sklerose, Alzheimer, Operationen im Kopf- und
Halsbereich, um nur einige Ursachen zu nennen, können zu massiven Störungen des Schluckaktes führen. Dies verursacht im
Alltag der Betroffenen oft große Einschränkungen bei der Nahrungsaufnahme, in manchen Fällen ist sogar die Ernährung über
eine Sonde erforderlich.
Von Claudia Braunstein
Dysphagie wird in Stufen eingeteilt, die reichen von dünnflüssig,
angedickt, verflüssigt, püriert bis zu weicher Kost.
Wir haben oft das Bild eines pflegebedürftigen Menschen
vor uns, wenn wir an Schluckstörungen denken. Dem ist
aber nicht so, gerade Menschen mit schlechtsitzenden
Zahnersatz stehen oft noch mitten im Leben, fühlen sich
Zungenkrebs wird statistisch in Österreich etwa 240 Mal
jährlich diagnostiziert. Der durchschnittliche Patient
ist älter als 65, männlich und hat nicht selten ein Alkoholproblem
und ist Raucher. Doch seit einigen Jahren
trifft die Erkrankung auch zunehmend jüngere Patienten
beiderlei Geschlechtes. Der Grund dafür sind HP Viren
„high-risk“, die man auch als Auslöser für Gebärmutterhalskarzinome
kennt.
Diese Krebsart, die zu den
Mundhöhlenkrebsarten
gehört, ist heute gut therapierbar,
oft bleiben aber
Einschränkungen zurück.
aber manchmal wegen ihres eingeschränkten Schluckaktes
an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Oft vermeiden
die Betroffenen Essen in der Öffentlichkeit und beschneiden
so selbst ihren sozialen Umgang.
Meine eigene Betroffenheit basiert auf einer Krebserkrankung
in der Mundhöhle, die bald sieben Jahre zurückliegt.
Die seltene Diagnose Zungenkrebs hat mir
nach folgenschweren Therapien eine lebenslängliche Einschränkung
des Kau- und Schluckaktes eingebracht.
Ich habe nach gut einem
Jahr nach der Diagnose
begonnen, meine Rezepte
in einfacher Form ins Internet zu stellen. Den Anstoß
dazu gab die Ehefrau eines Patienten, den ich im Rahmen
der Selbsthilfegruppe, die ich im Frühjahr 2012 gegründet
hatte, begleiten durfte. Damals gab es kaum Zugang
zu Rezepten für Menschen mit Schluckstörungen. Auch
heute bin ich mit meinem Food Blog „Geschmeidige Köstlichkeiten“
alleine mit diesem Thema als Blog im deutschen
Sprachraum. Der Blog ist schon lange kein Hobby
mehr und hat sich über die Jahre zu einem kleinen Unternehmen
entwickelt. Firmen, die passende Produkte für
26
DIE MALTESER 1/2018
MALTESERÖSTERREICH
Dysphagie Patienten haben, kommen auf mich zu. Auch
die Presse und andere Medien sind auf mich und meine
Tätigkeit aufmerksam geworden. Ich darf auch öfter auf
themenbezogenen Veranstaltungen mein Wissen rund
um Dysphagie und die passende Kost zum Besten geben.
Claudia Braunstein
Und das mit einer veritablen Spracheinschränkung. Die
ist eine weitere Erinnerung an meine überstandene Krebserkrankung.
Durch die Teilresektion der Zunge kann ich
manche Buchstaben nicht mehr korrekt aussprechen.
Dazu gehören G und K, was oft mehrmaliges Nachfragen
des Gegenübers verursacht. Doch all dies ist kein Grund,
mich aus der Gesellschaft zurückzuziehen. Auch wenn
auswärts Essen nicht immer ohne Hindernisse stattfindet,
ich halte es für wichtig, am sozialen Leben teil zu
haben. Ich habe es mir durchaus zum Ziel gesetzt, Menschen
mit derartigen Behinderungen Mut zu machen
und zu zeigen, dass man mit Dysphagie sogar auf fremde
Kontinente reisen kann.
In den kommenden Wochen geht nun einer meiner großen
Herzenswünsche in Erfüllung. Meine Rezepte erscheinen
gleich in zwei Büchern. Bei einem handelt es
sich um ein Fachbuch zum Thema Dysphagie, das ich mit
zwei Ärzten aus Wien herausgeben darf. Das zweite Projekt
ist ein reines Kochbuch mit Tipps aus dem Alltag, das
in einem Salzburger Verlag erscheint.
MALTESER CARE
UND MALTESER
KINDERHILFE AUF
DER INTEGRA
Die Messe für Rehabilitation, Pflege und Therapie findet
vom 25. bis zum 27. April 2018 in Wels statt.
Von Susanne Wick
Ende April ist es wieder so weit, alle zwei Jahre findet
die Integra, die Messe für Reha, Pflege und Therapie
statt. Spannende und innovative Impulse für mehr Lebensqualität
werden auch heuer wieder rund 10.000
Besucher in das Messezentrum nach Wels führen.
Wir von Malteser Care werden, wie in den vergangenen
Jahren, mit einem Messestand (Standnummer
C350) vertreten sein. Unsere kompetenten Mitarbeiter
werden Interessierte zu unseren Leistungen und
Angeboten informieren und beraten.
Die Malteser Kinderhilfe wurde von den Veranstaltern
eingeladen, das Hilde Umdasch Haus, von der
Malteser Kinderhilfe betrieben, als Best Practice Beispiel
einer Pflegeeinrichtung für Kinder mit lebensverkürzenden
Erkrankungen zu präsentieren.
Präsentation Hilde Umdasch Haus: 25. April (Mittwoch)
um 12 Uhr auf der ORF Bühne
Besuchen Sie uns auf der Integra, Messestand C350
www.malteser.care
www.geschmeidigekoestlichkeiten.at
DIE MALTESER 1/2018 27
BURGENLAND
ADVENTMARKT IN HALBTURN
Auch heuer waren die Malteser des Bereichs Burgenland wieder an den ersten drei Adventwochenenden am Weihnachtsmarkt
Halbturn im Einsatz.
WIEN
ERÖFFNUNG DER LOURDESGROTTE IN ST. ROCHUS
„Als wunderschöne Einstummung auf unsere diesjährige Lourdes Wallfahrt, von 4. bis 8. Mai, durften wir die Eröffnung
der Lourdesgrotte in St. Rochus mitfeiern. St. Rochus hat im Kreuzgang eine Lourdesgrotte errichtet, die zum Gebet
einlädt und einen Ort der Andacht für die gesamte Familie darstellt.“
WIEN
AUSFLUG IN DIE
KAPUZINERGRUFT
Die knapp einstündige Reise durch die
Jahrhunderte führte vorbei an den monumentalen
Grabstätten der großen
Herrscher des Hauses Habsburg und gewährte
Einblicke in seine bewegte Familiengeschichte.
28
DIE MALTESER 1/2018
TIROL
BALL4ALL
Integrationsball „Ball4All“ in der Villa Blanka
vom Verein TAFIE – die Malteser, als Gruppe
„Malta Rock“, genossen eine rauschende
Ballnacht. Auch die rollstuhlfahrenden
Ballgäste tanzten zur Musik der Liveband
ausgelassen, ganz im Stile der Malteser
Sommerlager (IMS).
WIEN-STEPHANSDOM
GEBURTSTAGSGESCHENK
ZUM 94.
Malteser organisierten und begleiteten A. Elsner,
damit erfüllten sie ihr diesen sehnlichsten Geburtstagswunsch.
Im Dom nahm Frau Elsner ihr
Tagebuch aus dem Jahr 1943 zur Hand, in dem
sie notiert hat, dass sie als 18-Jährige (aus Köln
kommend) am 12. April zum ersten Mal den Wiener
Stephansdom betreten hat.
Kultur darf in unserem
Alltag nicht fehlen, so besuchten
wir die lebhafte
Inszenierung eines klassischen
Stückes im Tiroler
Landestheater. „Das also
war des Pudels Kern!“ - Wer
kennt’s?
INNSBRUCK
THEATERBESUCH
DIE MALTESER 1/2018 29
MALTESERÖSTERREICH
BRATISLAVA
SUPPE FÜR OBDACHLOSE
WELTTAG DER ARMEN 19. November 2017, Botschaft von Papst Franziskus: Liebt nicht mit Worten sondern in Taten.
WIENER SICHERHEITSFEST 2017
Am „Wiener Sicherheitsfest“ präsentierten
sich jedes Jahr „Die Helfer
Wiens“, gemeinsam mit allen Wiener
Hilfs- und Einsatz-Organisationen, mit
der größten Sicherheitsleistungsschau
Österreichs und einem spannenden
Programm für die gesamte Familie.
30
DIE MALTESER 1/2018
MALTESERÖSTERREICH
WIEN
SCHWEDENBOMBENWORKSHOP
Köstliche Unterhaltung mit süßem Rahmenprogramm bei Niemetz: „Eine bombige Idee.“
SALZBURG
AMBULANZ-
DIENST IN DER
STIFTSKIRCHE
NONNBERG
Am 8.12.2017 – dem Tag der Unbefleckten
Empfängnis Mariens lud
die Äbtissin des Benediktinerinnen-
Ordens, Sr. Veronika OSB., zur Eröffnung
des diözesanen Jubiläumsjahres
ein. Die Zelebranten waren
Weihbischof Dr. Marian Eleganti aus
der Schweiz und Erzabt Dr. Korbinian
Birnbacher von St. Peter.
SALZBURG
VIRGILBUS
Engagement in medizinischer Versorgung
für Obdachlose ist ganz
besonders gefragt, wenn die Außentemperaturen
nachts auf unter
-10 Grad Celsius fallen und die
Notschlafstellen in der Stadt Salzburg
überbelegt sind.
DIE MALTESER 1/2018 31
MALTESERÖSTERREICH
MEINE SPENDE FÜR
ENGAGEMENT DER
32
DIE MALTESER 1/2018
MALTESERÖSTERREICH
DAS SOZIALE
MALTESER!
Im Umfeld der Straßensammlungen
in verschiedenen Städten
Österreichs stellten sich auch
2017 wieder zahlreiche Vertreter
von Politik und Kirche in den
Dienst der guten Sache.
DIE MALTESER 1/2018 33
XXXXX
DAS WAR
WEIHNACHTEN
2017
WIEN
CHRISTKINDL
Auch heuer besuchten wir wieder das Christuskind, in Christkindl und statteten der kleinen Wachsfigur einen
Besuch ab. Nach einem ausgiebigen Mittagessen beim „Christkindlwirt“, bei dem wir auch den ersten Schneesturm dieses
Winters miterleben konnten, fuhren wir nach Steyr und besuchten dort den stimmungsvollen Christkindlmarkt. Turmblasen
und Schokospieße brachten uns in Weihnachtsstimmung und am Nachhauseweg lagen uns noch immer Weihnachtslieder
auf den Lippen.“
SALZBURG
WEIHNACHTSFEIER FÜR NOTREISENDE
Malteser begleiten die Notreisenden seit vielen Jahren in Salzburg und freuen uns,
dass wir sie nun auch vor Ort – in Pauleasca, Rumänien – unterstützen können. Gemeinsam
mit Caritas und der Plattform findet monatlich ein Infotreff für und mit Notreisenden
im „Romanischen Saal“ in St. Peter statt. Im Dezember luden die Malteser
in die Imbergstraße ein. Es gab es einen köstlichen Eintopf - eine großzügige Spende
der „Barmherzigen Bruder“.
Alle waren fröhlich, dankbar und gut aufgewärmt nach dieser gemütlichen Nikolofeier.
34
DIE MALTESER 1/2018
XXXX
WIEN
WEIHNACHTSBASAR
Alljährlicher Karitativer Weihnachtsbasar, zugunsten der
Malteser Hilfsprojekte in der Wiener Bereichszentrale am Börseplatz.
Danke den Ausstellern die mit ihren kreativen und einzigartigen
Produkten wieder zahlreiche Besucher und Interessierte
anlockten.
SALZBURG
MARTINSFEST
Feier und Bastelrunde in Salzburg
Weihnachtsfeier mit Bundespräsident Alexander Van der
Bellen mit seiner Ehefrau Doris Schmidauer für Menschen mit
Behinderung.
STEIERMARK
WEIHNACHTSFEIER
WIEN
BEIM BUNDESPRÄSIDENTEN
DIE MALTESER 1/2018 35
MALTESERÖSTERREICH
TIROLER LANDES-ENQUETE
ZUKUNFT DES FREIWILLIGEN ENGAGE-
MENTS IN EINSATZORGANISATIONEN
Von Lukas Krupitza
Freiwillige Feuerwehr, Malteser, Johanniter, Rotes Kreuz,
Bergrettung, Wasserrettung, Samariterbund, Grubenwehr,
Österreichischer Rettungsdienst, Höhlenrettung,
Bergwacht oder die Caritas: Alle Organisationen planen
die zukünftige Ausrichtung der Freiwilligenarbeit. Das
Land Tirol lud Mitglieder der Organisationen zum Erfahrungsaustausch
und zu Impulsreferaten ins Landhaus in
Innsbruck ein.
Aufgezeigt wurde welche positiven Effekte die Arbeit von
Freiwilligen auf das soziale Gefüge hat, welche Probleme
(Dienstfreistellungen…) dabei auftreten, wie es gelingt,
junge Menschen möglichst dauerhaft zu freiwilliger Mitarbeit
zu motivieren, welche Erfahrungen die Organisationen
(z.B. zunehmende Professionalisierung) und die
Wirtschaft gemacht haben. Spannende Themen, die im
Austausch und gemeinsam gut geplant und aufgesetzt werden
können – gemeinsam schneller und mehr bewegen.
„Generationsübergreifende Freiwilligenarbeit und lebenslanges
Engagement!“, das war der Titel des Impulsreferats
der Malteser.
MALTESER CARE
6. WIEDNER
BEZIRKSSENIORENMESSE
Von Susanne Wick
Ilse Hummer (Malteser Care Pflegedienstleiterin und DGKP) hielt
einen Fachvortrag zum Thema „Individuelle Pflege und Betreuung
zu Hause – Entlastung von Familien und pflegenden Angehörigen“.
Anschließend konnten sich interessierte Senioren, aber auch Angehörige
sowie Betroffene von Malteser Care beraten lassen.
Bezirksvorsteher Leopold Plasch und Stadtrat
Dr. Michael Ludwig im Gespräch mit Helmut
Lutz, GF von Malteser Care.
Einen Überblick über das Leistungsspektrum von Malteser Care finden
Sie auch unter www.malteser.care
Für eine unverbindliche Beratung zur „Betreuung/Pflege zu Hause“
erreichen Sie MALTESER Care per E-Mail: office@mcr.or.at oder
telefonisch: +43 1 361 97 88.
36
DIE MALTESER 1/2018
MALTESERÖSTERREICH
Wir danken dem Verein Heilsport-Team und
allen Sponsoren und Unterstützern, die das
Lauf-Event so großartig unterstützt haben!
MALTESER KINDERHILFE
SAGT DANKE!
Von Susanne Seper
Am 27. November 2017 durften sich die Kinder und Jugendlichen
des Hilde-Umdasch-Hauses (HUH) der MALTESER Kinderhilfe
ganz besonders freuen: Im Rahmen einer Pressekonferenz mit
zahlreichen Medienvertretern, Sponsoren und Politikern wurde
für ihr besonderes „Zuhause“ eine Spende von mehr als 20.000
Euro überreicht. Die Gelder stammen aus freiwilligen Spenden, die
beim 1. Kinderhilfelauf in Amstetten im September 2017 gesammelt
wurden.
Der Spendenscheck wurde von Reinhard Gruber und Daniel Punz
vom Verein Heilsport-Team übergeben. Zusätzlich überbrachte
Erich Berger, der für die gastronomische Verpflegung während
des Laufs verantwortlich zeichnete, einen Scheck in der Höhe von
3.000 Euro. Bürgermeisterin Ursula Puchebner, Vorstandsdirektor
der Sparkasse Amstetten, Reinhard Weilguny, Vizebürgermeister
Michael Wieser und Oberstleutnant Rudolf Halbartschlager
lobten die Veranstaltung in ihren Statements, und Reinhard Gruber
kündigte die Fortführung dieses erfolgreichen Events an: Der
2. Kinderhilfelauf wird am 30. September 2018 stattfinden.
v.l.n.r.: Roman Haslauer (Hausleiter HUH, GF
MKH), Reinhard Weilguny (Vorstandsdirektor
Sparkasse Amstetten), Daniel Punz und Reinhard
Gruber (Verein Heilsport-Team), Vizebgm.
Michael Wieser und Bgm. Ursula Puchebner
Gastronom Erich Berger spendet Euro 3.000.
Wir bedanken uns aus tiefstem Herzen für das
große Engagement so vieler Menschen, allen voran
Reinhard Gruber und Daniel Punz vom Verein
Heilsport-Team, die für die sportliche Durchführung
sorgten. Gedankt sei auch allen Sponsoren
und Unterstützern, ohne die der Kinderhilfelauf
so nicht umsetzbar gewesen wäre.
Gratis,
aber leider nicht kostenlos.
Die
Die
MALTESER
Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich
Ausgabe 3-4/2017
MALTESER
Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich
Ausgabe 3-4/2016
Falls Sie, Ihre
Freunde oder Ihre
Familie über unsere Arbeit
informiert werden wollen,
senden wir Ihnen die Zeitung
gerne regelmäßig zu.
Senden Sie einfach eine
E-Mail an:
zeitung@malteser.at
Liebe Leserinnen und Leser,
„Die MALTESER“ ist traditionell gratis und soll
es auch bleiben. Denn es ist uns ein Anliegen, Sie
über unsere Arbeit umfassend zu informieren.
Doch die Produktion und der Versand sind leider
nicht kostenlos. Bitte unterstützen Sie uns.
Unvergessliche Momente – Sommercamp 2017
Warnsignale einer Demenzerkrankung
Erster Kinderhilfelauf: Laufend helfen
Die Malteser-Zeitung 3_2017_end ok.indd 1 20.11.17 13:08
Italien-Erdbebenhilfe aus Österreich
Legate: In guter Erinnerung bleiben
Ein Jahr Hilde Umdasch Haus
Konto lautend auf MALTESER Hospitaldienst Austria, Kennwort „Zeitung“
AT65 2011 1800 8087 0800, BIC: GIBAATWW
Spenden an den MALTESER Hospitaldienst sind von der Steuer DIE absetzbar! MALTESER 1/2018 37
MALTESERÖSTERREICH
„ANNA WÜRDE DAS HILDE UMDASCH
HAUS ALS ‚URCOOL‘ BEZEICHNEN“
Anna ist am 7. November 2003 als gesundes Kind zur
Welt gekommen. Dann, am 25. Dezember desselben
Jahres, kam es zu einem viral bedingten Herzstillstand.
Die Rettung war innerhalb von sechs Minuten
vor Ort, im AKH Wien wurden sofort alle notwendigen
und möglichen Maßnahmen gesetzt. Die
Reanimation war erfolgreich. Dennoch war Anna
eine Stunde lang klinisch tot – die längste Stunde im
Leben ihrer Eltern. Sechzig unerträglich lange Minuten
und schmerzvolle Verzweiflung, die mit Worten
nicht zu beschreiben und für „Nicht-Betroffene“
kaum erahnbar sind.
Anna blieb körperlich und geistig schwer eingeschränkt.
Sie kann nicht sitzen, nicht sprechen und ist spastisch.
Annas Mutter, selbst eine erfahrene Ärztin, und ihrem
Vater war nach dieser Diagnose klar, dass Anna auf Dauer
nicht ausschließlich zu Hause betreut werden kann. Als
Annas Mutter schließlich selbst schwer erkrankte, kam es
zur Entscheidung Anna in die professionelle und liebevolle
Obhut des Hilde Umdasch Hauses zu geben. Annas Vater,
Dr. Richard Igler, dazu im Gespräch mit „Die Malteser“.
Von Katharina Stögner
oder später nicht nur zu Hause betreut werden kann.
Daher haben wir uns schon früh umgesehen, obwohl wir
den Schritt vermutlich erst ein paar Jahre später gesetzt
hätten, wenn meine Frau nicht erkrankt wäre. Ihr war es
wichtig, diese Entscheidung gemeinsam zu treffen und
eine Einrichtung zu finden, die Anna bestmögliche Geborgenheit,
Betreuung und Förderung bieten kann. Schon die
Architektur des Hauses macht das Hilde Umdasch Haus
einzigartig. Die Atmosphäre und das Ambiente sind sehr
beruhigend und ansprechend. Jedes Kind hat sein eigenes
Zimmer, und jedes Zimmer hat einen eigenen Ausgang
in den Garten sowie ein großes Fenster mit einer Kuschelfensterbank.
Was meiner Frau und mir auch wichtig
war: Man darf zu den Besuchen Haustiere mitbringen.
Außerdem ist die Lage in Amstetten optimal. Wir haben
Verwandtschaft in Oberösterreich, Niederösterreich und
Wien. Amstetten ist von überall her gut und rasch zu erreichen.
Wesentlich und ausschlaggebend für unsere Entscheidung
war für uns natürlich das hochmotivierte und
engagierte Team im Hilde Umdasch Haus, das mitdenkt,
weiterdenkt und zum Wohl unserer Tochter stets über den
Tellerrand blickt.
Herr Igler, was war Ihnen wichtig und am Ende ausschlaggebend
dafür, dass Sie das Hilde Umdasch
Haus in Amstetten als Pflegeeinrichtung für Ihre
Tochter gewählt haben?
Es war meiner Frau und mir bewusst, dass Anna früher
Wie oft haben Sie als in Wien berufstätiger Vater die
Möglichkeit, Ihre Tochter zu besuchen?
Ich besuche Anna zwei bis drei Mal pro Monat und nehme
zu diesen Besuchen immer ihren Hund mit. Da es
für mich von der Verkehrsanbindung praktisch ist, fahre
38
DIE MALTESER 1/2018
ich mit dem Auto. Die meisten anderen Verwandten fahren
mit dem Zug. Der braucht knapp 48 Minuten für die
Strecke Wien-Amstetten, und das Hilde Umdasch Haus ist
nur drei Gehminuten vom Bahnhof entfernt.
Sie haben die individuelle Versorgung und Pflege im
Hilde Umdasch Haus angesprochen. Das stelle ich
mir schwierig vor, da die Bedürfnisse der Kinder
aufgrund der unterschiedlichen Krankheitsbilder
so verschieden sind. Wie schafft das die Malteser
Kinderhilfe?
Das Team im Hilde Umdasch Haus war, wie gesagt, ausschlaggebend
für unsere Entscheidung, und ich bin jedes
Mal wieder überrascht, wie sehr sich jedes einzelne Teammitglied
einbringt. Sie sehen sich neue Therapiemöglichkeiten
an, überlegen, wie und wo man ein Kind noch mehr
fördern oder die Lebensqualität verbessern und den Alltag
abwechslungsreich gestalten kann. Beispielsweise wurde ich
darauf angesprochen, dass es einen neuen Computer mit
Sehsteuerung gibt. Ich habe das Gerät für Anna angeschafft,
und sie kommt wirklich sehr gut damit zurecht. Auch der
Tipp, einen Tablet-PC zu verwenden, war toll. Anna hat viel
Freude damit. Wenn man selbst Ideen einbringt, findet man
sehr rasch ein offenes Ohr. So konnte ich meinen Vorschlag
umsetzen, die CliniClowns ins Hilde Umdasch Haus einzuladen.
Inzwischen kommen sie monatlich ins Haus, worauf
sich die Kinder immer schon sehr freuen. Was mich außerdem
im Hilde Umdasch Haus sehr beeindruckt, war der
Vorschlag des Teams, Anna bei der Verarbeitung des Todes
ihrer Mutter zu begleiten. Das ist wunderbar gelungen, weil
es sehr einfühlsam und auf eine für Anna passende Weise
geschehen ist. Das hat mich sehr berührt.
MALTESER KINDERHILFE
PUNSCH
UND KEKSE
Zum zweiten Mal fand heuer der Punsch- und Kekserlverkauf
zu Gunsten der Malteser Kinderhilfe und des
Hilde Umdasch Hauses statt. Wir freuen uns, dass viele
Menschen der Einladung gefolgt sind, sich bei Heißgetränken
gewärmt und Keksteller für den guten Zweck
gekauft haben. Gleich zu Beginn der Veranstaltung wurde
es spannend, als es um die Prämierung des „Besten
Vanillekipferls“ ging. Heuer entschied der Mostviertler
Bildungshof Gießhübl das Rennen für sich. Herzliche
Gratulation!
Interessierte Gäste hatten auch die Möglichkeiten, an
geführten Rundgängen durch das Hilde Umdasch Haus
teilzunehmen. Wir bedanken uns recht herzlich bei allen
Schülern, Lehrern und Direktoren der teilnehmenden
Schulen für das Engagement und hoffen, dass wir
auch nächstes Jahr wieder auf Sie zählen dürfen!
Wie, denken Sie, würde Anna das Hilde Umdasch
Haus beschreiben?
[Richard Igler lacht] Sie würde sagen „urcool!“ Immer,
wenn Anna für ein paar Wochen nach Hause kommt,
strahlt sie. Es ist ein Tapetenwechsel, vielleicht auch etwas
Vertrautes, und es macht sie froh. Die gleiche Freude zeigt
Anna, wenn sie nach den leider immer wieder erforderlichen
Krankenhausaufenthalten zurück ins Hilde Umdasch Haus
kommt. Für Anna ist das Hilde Umdasch Haus zu einem
zweiten Zuhause geworden.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Dr. Igler!
DIE MALTESER 1/2018 39
MALTESERÖSTERREICH
BARBARA SCHWARZ ÜBER
DAS HILDE UMDASCH HAUS
Barbara Schwarz war bis vor Kurzem Landesrätin für Soziales, Bildung und
Familie und ist eine große Unterstützerin des Hilde Umdasch Hauses und der
Malteser Kinderhilfe. Im Zuge ihres jüngsten Besuchs unterstrich sie im Gespräch mit
Geschäftsführer Olivier Loudon erneut, wie sehr sie die familiäre Atmosphäre des
Hauses beeindruckt hat.
Von Katharina Stögner
Barbara Schwarz hielt als damalige Landesrätin im Interview
weiters fest, dass es in Niederösterreich eine große
Dichte an sozialen Einrichtungen und sozialen Diensten
gibt, um jenen Menschen zu helfen, die besonders auf unsere
Hilfe angewiesen sind.
„Eine wesentliche Stütze sind dabei die Malteser mit ihren
Hilfsdiensten und Einrichtungen, wie der Malteser
Kinderhilfe im Hilde Umdasch Haus, die mit ihren Mitarbeitern
und mit ihren ehrenamtlichen Mitgliedern und
Helfern einen wichtigen Baustein in der Niederösterreichischen
Soziallandschaft darstellen. Es ist eine ehrenvolle
Aufgabe, gerade Kinder und Familien in schwierigen
Phasen des Lebens zu unterstützen und zu begleiten.
Dafür sind wir als Land Niederösterreich sehr dankbar,
denn ohne diese Tätigkeiten in den Bereichen Kinderhilfe,
Behindertenhilfe, Betreuung von Palliativpatienten und
Rettungsdienst würde ein wesentlicher Baustein in der
Betreuung in unserem Bundesland fehlen. Daher war uns
in den letzten Jahren die finanzielle Unterstützung immer
ein großes Anliegen. Ich bedanke mich für die jahrelange
gute Zusammenarbeit zum Wohle unserer Landsleute
und versichere, auch zukünftig die Aufgaben der Malteser
in Niederösterreich nach Kräften zu fördern und zu
unterstützen. Ebenso bitte ich alle Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter auch weiterhin für die Menschen in unserem
Bundesland so verantwortungsbewusst tätig zu bleiben“;
so Barbara Schwarz.
Wir sind stolz auf die Wertschätzung und Anerkennung,
die seitens der Politik den Mitarbeitern der Malteser
Kinderhilfe und dem großen haupt- und ehrenamtlichen
Engagement in der Betreuung „unserer“ Kinder im Hilde
Umdasch Haus entgegenbringt.
40
DIE MALTESER 1/2018
MALTESERÖSTERREICH
WER HÄTTE
DAS GEDACHT?
Der AIDS-Dienst der Malteser feiert sein 25-jähriges Bestehen. Und eines ist klar: Wir werden erst ruhen, wenn es Heilung für
die Krankheit und ihre Folgen gibt!
Von Barbara Masin
„Wer hätte gedacht“, als Burgl Helbich-Poschacher
über den Mozartsteg in Salzburg ging, dass ihr eine kleine
Begegnung für ihr weiteres Leben eine große Aufgabe
werden würde? Nur kurz später saßen wir zusammen,
und der AIDS-Dienst der Malteser war gegründet. Heuer
feiern wir dankbar das 25-Jahr-Jubiläum. Bis zu Burgls
Tod im Jahr 2010 und anschließend unter der Leitung
von Teresa Grill wuchs und gedieh das Werk.
„Wer hätte gedacht“, dass aus einer Krankheit, die
anfangs einem Todesurteil gleichkam, bei der wir oft
nichts anderes tun konnten, als am Bett eines Sterbenden
einfach da zu sein, innerhalb von nur wenigen Jahren
ein Leben mit dem Virus wurde? Die Etablierung
eines mobilen, extramuralen Betreuungsdienstes in
Kooperation mit den HIV-Stationen der Krankenhäuser
war ein großer Schritt hin zu einem „normalen“ Leben
mit der Infektion.
„Wer hätte noch vor Kurzem gedacht“, dass bei heutiger
Diagnose und der Medikatation, die zumindest bei
uns in der westlichen Welt verfügbar ist, die Krankheit
zwar nicht als heilbar gilt, aber nicht mehr lebensverkürzend
sein muss? Von den Titelblättern der Gazetten
verschwunden, scheint die Krankheit ihren Schrecken
verloren zu haben. Das Ende unserer Aufgabe?
Ein veränderter Blick auf sich selbst
Auch heute verändert die Diagnose das ganze Leben.
Ständige Medikationen und immer wiederkehrende
Sekundärinfektionen hinterlassen Spuren. Fragen der
Einschränkung und Ausgrenzung, Suche nach einem
Sinn außerhalb von Arbeitsprozessen, Furcht vor gesellschaftlicher
Ächtung: Die Infektion verändert den Blick
auf sich selbst, die gesamte Lebensplanung und das Verhältnis
zu geliebten Menschen. Sie stellt Fragen nach
Leben und Lieben. Welche Antwort geben wir darauf?
Als Dienst innerhalb der großen Familie der Malteser
möchten wir uns weiterhin diesen Aufgaben stellen und
erst ruhen, wenn die Krankheit und ihre Folgen geheilt
sind.
Kompetente Hilfe
Der AIDS-Dienst der Malteser wird von Mag. Barbara
Masin und stellvertretend von Christian Herrlich geleitet.
Das Angebotsspektrum reicht von der Einzelbetreuung
bis hin zu Gruppenunternehmungen, wie gemeinsamen
Ausflügen und Gottesdiensten. Der AIDS-Dienst
hat zum Ziel, durch die Betreuung der Angehörigen zu
einer angstfreien Begegnung mit AIDS-kranken Menschen
zu verhelfen.
Kontakt: adm@malteser.at
DIE MALTESER 1/2018 41
DER FAMILIENENTLASTUNGS-
DIENST VON MALTESER CARE
Vielseitige und stete Elternkontakte geben uns immer wieder Einblicke in das familiäre Zusammenleben von Familien mit
Kindern und Jugendlichen mit Behinderung. Oft bekommen wir auch die Erschöpfung und die zeitweilige Ratlosigkeit der
Betroffenen zu spüren.
Von Susanne Wick
Laut einer Erhebung der MA 11 leben mehr als die Hälfte
der betroffenen Familien in Alleinerzieherhaushalte. Häufig
ergibt sich daraus eine teilweise Auflösung familiärer
Strukturen, oftmals eine spürbare Unausgewogenheit in
der Erfüllung der Bedürfniss nicht behinderter Geschwisterkindern.
Angehörige von Menschen mit Behinderung
übernehmen im Alltag große Aufgaben, die bis an die eigenen
Leistungsgrenzen und häufig auch darüber hinaus
gehen. Oft bleibt mangels entsprechender zuverlässiger
Entlastungsmöglichkeiten wenig Zeit für die eigene Erholung.
Um den großen Aufgaben der Pflege und Betreuung
der behinderten Kinder und Jugendlichen nachhaltig
nachkommen zu können, läuft man oft Gefahr, in einen
unwiederbringlichen Verbrauch der eigenen Ressourcen
zu kommen („Burnout“). Es ist eine hohe Energieleistung,
sowohl physisch wie auch psychisch, die von den Eltern
bzw. Obsorgeberechtigten abverlangt wird, um die Familie
als solche, sowie die Alltagsstruktur zu erhalten und
gleichzeitig auch den Bedürfnislagen aller Familienmitglieder
Rechnung zu tragen.
Stärkung der Ressourcen
Um diesem Umstand entgegenzuwirken, bietet Malteser
Care seit November 2017 in Kooperation und in Anfrage
mit der MA 11 den Familienentlastungsdienst, als eine
neue Leistung in Wien an. Es handelt sich hierbei um einen
mobilen Dienst, der es diesen Familien ermöglichen
soll, in ihrem eigenen zu Hause durch stundenweise Unterstützungsangebote
bis zu zehn Stunden pro Woche,
von qualifizierten Betreuungspersonen entlastet zu werden.
So bekommen sie die Möglichkeit, ihre eigenen Ressourcen
wieder zu stärken.
Die Eltern, in erster Linie die Mütter, können sich so Auszeiten
nehmen, um zum Beispiel wieder soziale Kontakte
zu Familie und Freunden zu pflegen oder um sich mehr
42
DIE MALTESER 1/2018
MALTESERÖSTERREICH
v.l.n.r.: Prokurator Norbert Salburg-Falkenstein, Kommandant
Mag. Richard Wittek-Saltzberg, Bereichsleiterin Elisabeth Hintner,
Delegat Mag. Johannes Gruchmann-Bernau
MALTESER IN SALZBURG
50-UND 70-JÄHRIGES
JUBILÄUM
Von Elisabeth Hintner
Am 29. Oktober 2017 feierten die Delegation (70 Jahre) und der Hospitaldienst
Salzburg (50 Jahre) ein würdiges Doppeljubiläum in der
Stiftskirche von St. Peter. Etwa 350 Gäste wohnten der feierlichen
Hl. Messe und dem daran anschließenden Festakt im Barocksaal des
Stiftes bei. Den Begrüßungen durch Prokurator Norbert Salburg-
den nicht behinderten Geschwisterkindern zu widmen
und Zeit mit ihnen zu verbringen oder um ganz alltäglichen
Notwendigkeiten, wie persönliche Arztbesuche,
Amtswege oder einmal einem Friseurbesuch, nachgehen
zu können.
Entlastung durch vertraute, qualifizierte Bezugspersonen
Malteser Care ist für die Planung und die Durchführung
der vereinbarten Leistungen verantwortlich. Im Rahmen
eines ersten Kennenlernens unserer Case Managerin
und der Familie vor Ort werden der Betreuungsaufwand,
Organisation, Ziele und Zeiten festgelegt und eine qualifizierte,
verlässliche Betreuungsperson mit Erfahrung
im Kinder- und Jugendbereich, gewählt. Hierbei ist der
Aufbau einer Vertrauensbasis zwischen den Familien und
den Betreuungspersonen äußerst wichtig.
Seit November 2017 wurden bereits zahlreiche Familien
durch den Entlastungsdienst von Malteser Care unterstützt.
www.malteser.care
Falkenstein, und des Delegaten, Mag. Johannes Gruchmann-Bernau,
folgten Ansprachen der Landtagspräsidentin
Dr. Brigitta Pallauf und Video-Botschaften von
fünf Maltesern, die teilweise aus den Gründungszeiten
der Salzburger Delegation beziehungsweise des Hospitaldienstes
in Salzburg berichten konnten: Franz
Alfred Hartig, Andreas Jordis-Lohausen, Peter Hohenberg
(†), Marilda Thun-Hohenstein und Mega Altenburg.
Das anschließende Mittagessen war von regem
Austausch lebendiger Erinnerungen sowie herzlichen
Gesprächen mit unseren Betreuten und Gästen geprägt.
„Ad multos annos!“ mit Gottes Hilfe, zum Wohle unserer
Herrn Kranken.
DIE MALTESER 1/2018 43
MALTESERÖSTERREICH
VERNISSAGE IM HAUS MALTA
„KUNST IM
SENIORENHEIM“
Von Roman Braun
BENEFIZLESUNG
Von Angela Thierry
„Mozart und seine Mutter“ lautete das Thema der von
Bundesleiterin Angela Thierry im Haus Hofmannsthal organisierten
Benefizlesung am 11. November 2017 zugunsten
des „Malteser Betreuungsdienstes“.
Ende des vergangenen Jahres eröffnete Dr. Henriette
Blanckenstein die zweite Vernissage im Haus Malta zum
Thema „Kunst im Seniorenheim“. Mit diesem Projekt bietet
das Haus Malta seinen Bewohnern Raum für Spiritualität,
Kommunikation und sinnvolle Auseinandersetzung
mit persönlichen Lebensthemen. Diesmal wurden Werke
von Clotilde Prinzessin Auersperg, Dr. Michael Kronegger,
DI Hans Rumpf und Maria Steinbauer gezeigt.
„Während des Malens habe ich viele bewegende Geschichten
von den Heimbewohnern gehört“, erzählt Bogdan
Norbert Bercal, Direktor des Hauses. „Es ist wichtig, betagte
Menschen nicht auf Ausmalbilder zu reduzieren.
Viele haben das Potenzial und die Fähigkeit, sich in eigenen
Bildern auszudrücken. Unsere Senioren haben so
viel Lebenserfahrung, die sie sprachlich oft nicht mehr
artikulieren, aber auf künstlerische Weise vermitteln können.“
So zeigten sich neben den zahlreichen Gästen und
Hausbewohnern, die zur Eröffnungsfeier gekommen waren,
auch die Künstler selbst beeindruckt von der Wirkung
ihrer Werke im Überblick.
Unter dem Ehrenschutz des Prokurators, Norbert Salburg-Falkenstein,
der auch persönlich anwesend war, trugen
Gabriele Schuchter und Kurt Hexmann Texte aus den
Briefen von Mozart an seine Mutter Anna Maria vor. Im
Zuge einer Parisreise, die die beiden 1778 unternahmen,
wurde die Persönlichkeit von Anna Maria Mozart, die eine
bewundernswerte und tapfere Frau war, dem Publikum
nahegebracht. Mozarts Mutter wird ja bis zum heutigen
Tag in sämtlichen Veröffentlichungen eher „stiefmütterlich“
behandelt.
Klavierstücke, wie das Präludium (Capriccio) in C, die Sonate
in C (KV 309), die Variationen in Es (KV 354) und
die Sonate in a (KV 310), vorgetragen von Petra Pawlik am
Klavier, rundeten die fast zweistündige Lesung ab.
Da der Saal wieder vollständig besetzt war und die meisten
Gäste auch zum nachfolgenden Empfang blieben,
freuten sich die Organisatoren über eine erfolgreiche
Benefizveranstaltung zugunsten des Malteser Betreuungsdienstes.
44
DIE MALTESER 1/2018
MALTESERÖSTERREICH
HOSPIZBEGLEITUNG IM KRANKENHAUS:
ALS MENSCH GESEHEN WERDEN
Seit 2013 begleiten ehrenamtliche Mitarbeiter des Malteser-Palliativdienstes Menschen mit lebensbedrohlichen
Erkrankungen und Sterbende. Sie werden im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien durch das palliative
Konsiliarteam betreut.
Von Veronika Mosich
Herr Stary* ist ein alter Mann. Er hat schon viel erlebt, das
meiste davon liegt lange zurück. Die Demenzerkrankung
seiner Frau bereitet ihm Sorgen, aber noch macht sich ihre
Krankheit erst durch ein bisschen Vergesslichkeit und einen
weniger vielfältig werdenden Speisezettel bemerkbar.
Die beiden haben bis in ihr hohes Alter ihr gemeinsames
Hobby erhalten und gepflegt: Wandern. Früher sind sie
viel und weit herumgekommen, in letzter Zeit waren es
immerhin noch Spaziergänge im Wienerwald, wo sie ihre
Verbundenheit mit der Natur ausleben konnten.
Dann erkrankte auch Herr Stary. Ein Tumor. Nicht heilbar.
Allerlei Untersuchungen und Therapien werden notwendig.
Herrn Stary wird klar vermittelt, dass er wahrscheinlich
an seiner Erkrankung sterben wird. Wann? Das
traut er sich nicht zu fragen. Die meiste Zeit halten sich
seine Beschwerden in Grenzen, aber manchmal muss er
doch ins Krankenhaus, damit ihm dort geholfen wird.
Jedes Mal bedeutet das eine Trennung von seiner Ehefrau.
Weil die Schmerzen nicht so recht in den Griff zu
bekommen sind, wird ihm das Palliativteam vorgestellt:
„Die kennen sich mit Schmerztherapie gut aus!“, heißt es.
Aber: Sind das nicht die, die sich um Sterbende kümmern?
Ist es denn schon so weit? Wieder behält Herr Stary seine
Fragen für sich.
Was wird aus meiner Frau, wenn ich nicht mehr bin?
Das Palliativteam kümmert sich dann tatsächlich um die
Schmerzen des Patienten. Er bekommt andere und mehr
Medikamente, die ihm auch wirklich helfen und seine
Schmerzen lindern. Und er wird gefragt, was ihm Sorgen
mache. Auf diese Frage hat Herr Stary sofort eine Antwort
parat: „Was wird aus meiner Frau, wenn ich mich nicht
mehr um sie kümmern kann? Es gibt nur noch uns zwei.“
Sein Wunsch, möglichst viel Zeit zu Hause verbringen zu
können, scheint jetzt mehr Gehör zu finden. Es wird ihm
ein mobiles Palliativteam für zu Hause vermittelt – wegen
der Schmerztherapie und auch für seine Frau.
Bald lernt das Ehepaar Stary die ehrenamtliche Hospizbegleiterin,
Frau Ulrike, kennen. Sie ist auch eine leidenschaftliche
Wandernde und kommt jetzt wöchentlich
zu Besuch. Gemeinsam erinnern sich die drei an schöne
Bergtouren und blättern gemeinsam in ihren Fotoalben.
Während dieser Besuche sind Herrn Starys Schmerzen kein
Problem, sie treten in den Hintergrund. Das gelebte Leben
wird erinnert, die Höhen und auch manche Tiefen. Oft fließen
Tränen, aber jedes Mal wird auch herzlich gelacht, Frau
Ulrike ist so eine fröhliche Person! Wenn Herr Stary jetzt
ins Krankenhaus muss, macht er sich weniger Sorgen um
seine Frau, denn er weiß, dass sie weiterhin besucht wird.
Von früher erzählen ...
Zu ihm ins Krankenhaus kommen auch ehrenamtliche
Besucher – jeden Nachmittag. Vom einen zum anderen
Mal erinnern sie sich an das, was zuletzt beredet worden
war. Manchmal ist Herrn Stary nach Reden, da kann er
von früher erzählen, von Zeiten, wo die Sorgen ganz an-
DIE MALTESER 1/2018 45
MALTESERÖSTERREICH
dere waren. Und immer wieder werden im Gespräch auch
erfreuliche Erinnerungen wach. Manchmal aber ist ihm
einfach nach Schweigen. Auch das können die ehrenamtlichen
Hospizbegleiter.
Auch wenn es Herrn Stary schwerfällt, trifft er die Entscheidung,
ins Seniorenheim zu übersiedeln – statt gemeinsam
mit seiner Frau. Dann ist sie mit dem neuen
Wohnort schon vertraut, wenn er einmal nicht mehr ist.
Sie ist zwar dagegen, sie würde viel lieber in ihrer gemeinsamen
Wohnung bleiben, aber ihm ist es wichtig, sie gut
versorgt zu wissen. Nur zwei Zimmer werden sie im Pflegeheim
haben, nur einzelne Möbel können sie mitnehmen.
Frau Ulrike hilft dabei, die Sachen zu sortieren, manches
zu verabschieden, anderes einzupacken. Mit ihr gemeinsam
geht bei dieser schweren Arbeit wirklich eine Menge
weiter. Und im Heim hilft sie wieder beim Auspacken und
Einrichten. Mit ihr gemeinsam sind die erst noch fremden
Räume bald mit Freundlichkeit gefüllt. Die neuen Balkonsessel
transportiert die Hospizbegleiterin mit ihrem Auto.
Ab jetzt kann das Ehepaar Stary die Sonnenuntergänge im
Freien genießen.
Vieles hat sich jetzt zum Guten gewendet, sodass sich Herr
Stary nicht mehr so viele Sorgen macht. Wenn er nicht
mehr ist, hat seine Frau einen guten Platz gefunden, wo sie
umsorgt wird. Und Frau Ulrike wird auch dann noch für sie
da sein – mit ihren Besuchen und ihrer Herzlichkeit.
* Um die Identität der begleiteten Menschen zu schützen,
wurden die Namen geändert und Elemente aus verschiedenen
Begleitungen miteinander verknüpft.
GUT BEGLEITET BIS ZULETZT
In Österreich gibt es vielfältige Angebote der Hospiz- und
Palliativversorgung, die darum bemüht sind, die Lebensqualität
von lebensbedrohlich Erkrankten und ihren Angehörigen
entsprechend einem bio-psycho-sozialen Menschenbild
so gut wie möglich zu erhalten oder zu fördern.
Spirituelle Aspekte werden in der Begleitung ebenso berücksichtigt.
Alle Dienste der spezialisierten Hospiz- und
Palliativversorgung sollen ehrenamtliche Mitarbeiter in
ihre Arbeit integrieren. Für die ehrenamtliche Mitarbeit ist
der Abschluss eines Befähigungslehrgangs zur „Lebens-,
Sterbe- und Trauerbegleitung“ im Umfang von 80 Stunden
Theorie mit 40 Stunden Praktikum Voraussetzung.
Eintritt frei!
BENEFIZKONZERT
für MALTESER Care am 21. April 2018 im Schloss Reichenau
Schloßplatz 9, 2651 Reichenau an der Rax, Beginn: 18 Uhr
Es singen und tanzen die Singgemeinschaft und die Volkstanzgruppe Payerbach-Reichenau
46 Spenden DIE MALTESER zu Gunsten 1/2018von MALTESER Care – Mehr Lebensqualität durch individuelle Pflege zu Hause.
MALTESERÖSTERREICH
EIN KLEINES STÜCK
LOURDES IN GRAZ
Anlässlich des internationalen Welttages der Kranken wurde
in Graz am 11. Februar die alljährliche Lourdesmesse samt
Lichterprozession gefeiert.
Von Stephanie Rogers
Welch besseren Ort hätte es geben können als die 1611
erbaute, prachtvolle Mariahilfer Kirche und den Kreuzgang
des Minoritenklosters für diese erhebende und
verbindende Marienandacht und Mini-Pilgerreise –
denn für manche von uns ist schon ein zweifaches Umrunden
des Kreuzganges ein persönlicher Erfolg.
Der steirische Malteserpriester und Ordenskaplan, Pater
Clemens Grill, führte durch eine gedankenanregende
Predigt zum Thema der Lesung: Aussatz. Zu biblischen
Zeiten war Aussatz ein körperliches und öffentlich verschrienes
Leiden. Heutzutage kann Aussatz jede Gestalt
annehmen, denn die traditionelle Lepra Krankheit ist
bei uns ja Gott sei Dank praktisch ausgerottet, und es ist
umso wichtiger, dass wir alle uns der Leiden unserer Mitmenschen
bewusst sind, ob sichtbar oder unsichtbar. In
Lourdes, dem südfranzösischen Gnadenort, in dem vor
160 Jahren der jungfräulichen Bernadette die Heilige
Mutter erschienen ist, finden alle Menschen Linderung
ihrer Leiden. Und in der alljährlichen Lourdesmesse in
Graz, seit einigen Jahren vom Malteser Hospitaldienst
organisiert, dürfen wir alle ein Stück Lourdes genießen,
ohne die Heimat zu verlassen.
Neun Betreute, sechs Ritter und Ordensdamen, achtundzwanzig
Mitglieder des Hospitaldienstes und rund
zweihundert Pilgerinnen und Pilger feierten gemeinsam
die Heilige Messe und prozessierten hinter der wunderschön
geschmückten Madonna durchs Kloster, während
das wohlbekannte
Lourdes-Ave gesungen
wurde und die
kleinen blauweißen
Kerzen Gesichter sowie Herzen erleuchteten.
Zum Ausklang gab es eine Agape im Pfarrsaal. Dort wurden
schon die ersten Zusagen gemacht, auch im kommenden
Jahr wieder mit den Maltesern nach Lourdes
reisen zu wollen.
DIE MALTESER 1/2018 47
RUNDSCHAU
MALTESERKIRCHE IN WIEN
EIN 900 JAHRE ALTER
SCHATZ WIRD ENTDECKT
Zu Beginn des 14. Jahrhunderts errichtet, überdauerte das gotische Dachwerk der Malteserkirche 700 Jahre lang unbemerkt
alle Stadtbrände, Kriegsereignisse und Bautätigkeiten im Zentrum von Wien. Hanna A. Liebich (Bundesdenkmalamt) und
Michael Grabner (Universität für Bodenkultur) berichten von seiner Entdeckung.
Von Katharina Stögner
Seit wann beschäftigen Sie sich mit Dächern?
Hanna A. Liebich: Als Studentin hatte ich die Möglichkeit,
das Dach einer Renaissancevilla in Italien aufzunehmen,
seitdem bin ich von diesen Tragwerken fasziniert.
Sie liegen oft hinter verschlossenen Dachbodentüren und
sind von der Welt vergessen. Dabei bergen sie einen reichen
Fundus an baugeschichtlichen Zeugnissen.
Michael Grabner: Ich bin seit 1996 im Bereich der
Dendrochronologie (Anm.: Datierung von Holz mit Jahrringbreiten)
tätig. Hierbei sind nicht nur lebende Bäume,
sondern auch historische Hölzer von Interesse. Die
Faszination für alte Dachkonstruktionen stellt sich sehr
schnell ein. Und sie bleibt aufrecht, auch wenn man viele
hunderte gesehen hat, oder auch deswegen.
Wann sind Sie zum ersten Mal auf das Dach der Malteserkirche
aufmerksam geworden?
Hanna A. Liebich: Wir haben 2015 das Projekt „Dachkataster
Wien“ gestartet, bei dem das Baualter aller 1400 Dächer
der Innenstadt erfasst wurde. Das geschah vor allem
mit Hilfe von Archivmaterial. Dabei tauchte im Planarchiv
bereits die Bauaufnahme der Malteserkirche von 1964 auf.
Man nahm jedoch bisher an, dass die Dachkonstruktion
dieser Kirche aus dem 19. Jahrhundert stammen würde.
Wie haben Sie den Irrtum dann bemerkt?
Hanna A. Liebich: Im Zuge des Katasterprojektes wurden
180 Dachwerke detailliert aufgenommen und datiert.
Dabei konnten Dächer aus sieben Jahrhunderten dokumentiert
werden. Im Vergleich mit diesen Zeichnungen
wies dann das Dach der Malteserkirche überraschende
Ähnlichkeiten mit dem ältesten Dach von 1299 auf.
Was ist denn so besonders am diesem Dach?
Hanna A. Liebich: Besonders prägnant sind die großen
Kreuzstreben, wichtiger aber für die Entwicklungsgeschichte
sind die leicht nach außen geneigten Stuhlwände.
Diese Konstruktion musste älter sein als die typischen
Stuhlgerüste, die sich ab dem 15. Jahrhundert entwickeln.
Daraufhin fand eine erste Begehung vor Ort statt.
48
DIE MALTESER 1/2018
RUNDSCHAU
Das Team von Dr. Michael Grabner (Institut
für Holztechnologie und Nachwachsende
Rohstoffe, Universität für Bodenkultur) bei
der Entnahme einer Holzprobe
Projektleiterin DI Hanna A. Liebich (Abteilung
für Architektur und Bautechnik, Bundesdenkmalamt)
mit der Bauaufnahme der
Malteserkirche von 1964
Woher wissen Sie nun, wie alt das Dach wirklich ist?
Hanna A. Liebich: Abgesehen von der ungewöhnlichen
Konstruktion waren die einzelnen Details sehr auffällig.
Es fehlen die typischen Zimmermannsverbindungen wie
Blatt, Kamm oder Zapfen. Hier ist vielmehr alles sehr
archaisch mit Keilen und Klauen fixiert. Außerdem fehlt
bisher jede Spur eines Abbundsystems, mit dem Dachwerke
sonst immer nummeriert werden. Aber wirkliche
Gewissheit lieferten uns erst die Ergebnisse der Dendrochronologie.
Wie funktioniert eine Dendrochronologie?
Michael Grabner: Bei einer dendrochronologischen
Untersuchung wird das Alter von Hölzern über die Jahrringbreitenmuster
bestimmt. Die Abfolge an guten und
schlechten Jahren (und somit an breiten und schmalen
Jahrringen) ist so eindeutig und einmalig, dass man damit
datieren kann. Dafür haben wir 18 Proben von den
Dachhölzern genommen und sie mit Referenzkurven verglichen.
Und mit welchem Ergebnis?
Michael Grabner: Die Ergebnisse waren sehr eindeutig.
Alle Proben ergaben eine Fällzeit der Hölzer zwischen
1307 und 1312. Damit bestätigte sich die Vermutung,
dass hier tatsächlich der Dachstuhl des gotischen Kirchenbaus
vom Beginn des 14. Jahrhunderts erhalten geblieben
ist.
Hanna A. Liebich: Die einzelnen Bohrkerne besitzen
dabei bis zu 200 Jahrringe. Die verwendeten Hölzer
stammen also von Bäumen, die bereits im 11. Jahrhundert
begonnen haben zu wachsen. Ihre Geschichte reicht
damit bis in die Zeit der Gründung des Malteserordens
zurück.
Gibt es noch ältere Dächer in Wien?
Michael Grabner: Ein Dachwerk mit einem Alter von
700 Jahren stellt für Wien eine Sensation dar. Bisher kennen
wir nur noch das Dach der ehemaligen Hauskapelle der
Haimonen, die heute zur Salvatorkapelle im Alten Rathaus
gehört. Hier konnten wir Hölzer auf 1296 -1299 datieren.
Ansonsten gibt es nur einzelne ältere Holzbalken, die noch
erhalten sind – keine gesamten Konstruktionen.
Hanna A. Liebich: Das macht die Entdeckung so wichtig.
Das Dach der Malteserkirche ist vollständig überliefert
und in einem bemerkenswert guten Zustand. Es
stellt für Wien ein einzigartiges Zeugnis mittelalterlicher
Bautechnik dar.
Was bedeutet dieser Fund für die Forschung?
Hanna A. Liebich: Am Beginn des Projektes haben wir
kaum zu hoffen gewagt, Dächer aus der Zeit vor dem Barock
zu finden. Wir können nun aber die Entwicklungsgeschichte
der Dachwerke über ganze sieben Jahrhunderte
nachzeichnen. Und am Beginn dieser Geschichte steht
ein ganz eigener Wiener Typus, der sich in der Malteserkirche
in beeindruckender Größe und Vollständigkeit erhalten
hat.
Michael Grabner: Es ist somit einer der ältesten Dachstühle,
die wir kennen. Auch außerhalb von Wien gibt
es nicht sehr viele, die älter sind. Das heißt, wir haben
somit auch einen guten Einblick in die Holzverwendung
der Vergangenheit und können uns mit den Daten auch
Fragen wie der Holzherkunft widmen.
Was geschieht jetzt?
Hanna A. Liebich: Im Frühjahr werden Studierende der
TU-Wien den gesamten Dachstuhl genau aufmessen und
nach besonderen Konstruktionsmerkmalen suchen.
DIE MALTESER 1/2018 49
XXXXX
CESAR SAMPSON:
12 PUNKTE
Cesar Sampson ist in seinem Leben schon verschiedene Wege erfolgreich gegangen. Im Mai vertritt er Österreich beim „Eurovision
Song Contest“. Außerdem unterstützt er die Malteser.
Von Katharina Stögner
In erster Linie ist er Künstler, Songwriter und Produzent.
Doch auch als Sozialarbeiter hat der 1983 in Linz geborene
Cesar Sampson bereits Erfahrung gesammelt. „Irgendwann
bin ich in meiner künstlerischen Laufbahn an
einem Punkt angekommen, an dem ich nicht mehr bloß
Unterhaltungskünstler sein wollte, sondern einen bedeutungsvolleren
Sinn meiner Tätigkeit gesucht habe“, sagt
Sampson.
So verschlug es den mittlerweile 34-Jährigen in die Sozialarbeit
– zuerst ehrenamtlich, dann im Rahmen des
Zivildienstes und schließlich als hauptamtlicher Betreuer
im österreichischen Hilfswerk für Taubblinde und hochgradig
Hör- und Sehbehinderte (ÖHTB). Dort absolvierte
Sampson eine berufsbegleitende Fortbildung.
„Ich musste zuerst als Mensch komplett werden“
Rund sechs Jahre war der empathische Sänger mit der
dunklen Soulstimme als Behindertenbetreuer im Einsatz.
„Danach bin ich mit einem ganz anderen Zugang zur
Musik in die Musikbranche zurückgekommen“, erinnert
sich Sampson, der seine Produzenten mit seiner Ganzheitlichkeit
beeindruckt. „Für mich macht einen Künstler
nicht nur sein Vermögen aus, ein Instrument bzw. seine
Stimme zu beherrschen. Vielmehr ist es ein Zusammenspiel
von Körper und Geist, das sich in der Musik manifestiert
und das man in der Musik spürt. Vor fünf Jahren
wäre ich noch nicht für das Abenteuer „Song Contest“
bereit gewesen – ich musste zuerst als Mensch komplett
werden. Das hat sich bei mir auf mehreren Ebenen abgespielt:
Einerseits durch die Arbeit im sozialen Bereich,
andererseits durch die Arbeit an meinem Körper – sozusagen
an dem Instrument, mit dem ich meine Musik ausdrücke.
Seit dieser Arbeit verstehe ich meine natürliche
Gabe erst und bin dadurch als Künstler authentisch.“
„Nobody but You“
Cesar Sampson ist keine unbekannte Größe in der heimischen
Musiklandschaft. Bereits im Alter von 17 Jahren
begann er, mit klingenden Namen der Wiener Alternative-Szene
(Kruder & Dorfmeister, Sofa Surfers, Louie
Austen) die Welt zu bereisen. Danach zog es ihn eher
hinter die Kulissen des Musikbusiness, wo er als Songwriter
und Texter an internationalen Produktionen ver-
50
DIE MALTESER 1/2018
RUNDSCHAU
LEBENSRETTER-APP GEWINNT DEN eAWARD 2018
Am 20. Februar wurde der „eAward
2018“ im Rahmen einer großen Verleihung
im T-Center in Wien vergeben.
Der Wirtschaftspreis wird seit 2005
an die besten innovativen Projekte mit
IT-Bezug aus Österreich vergeben. Diese
Auszeichnung ist auch für alle Malteser
LEBENSRETTER eine große Wertschätzung.
www.lebensretter.at
Weil: jedes Leben zählt! Und im Notfall
zählt jede Sekunde!
schiedenster Musikrichtungen mitwirkte. In Österreich
schrieb er unter anderem Louie Austens
Album „What a Comeback“.
Auch auf der schillernden Bühne des „Eurovision
Song Contest“ ist Cesar Sampson kein Neuling.
Als Mitglied des Musikproduzenten-Kollektivs
„Symphonix International“ war er als Background-Sänger
und Vocal Coach Teil jenes Wiener
Teams, das Bulgarien 2016 zum vierten und 2017
zum zweiten Platz führte. Jetzt ist die Zeit reif,
das zu tun, was Cesar immer noch am allerbesten
kann – performen. Wir freuen uns schon sehr auf
den Eurovision Song Contest vom 8. bis zum 12.
Mai 2018 in Portugal und Cesars Lied: „Nobody
but You“!
Hilfe für die MALTESER
Am 30. September 2018 wird Cesar Sampson
zugungsten der MALTESER Kinderhilfe beim
2. Kinderhilfelauf in Amstetten an den Start gehen.
Außerdem dürfen sich die Teilnehmer des
diesjährigen MALTESER Wildwassercamps im
August für Menschen mit Behinderung auf Cesars
Besuch freuen. Das Camp findet vom 2. Mai
bis zum 5. Mai 2018 statt und feiert heuer sein
20-jähriges Jubliäum.
ST. JOHANNS CLUB
SPENDET REINERLÖS
SEINES BALLES FÜR DIE
SENIORENPFLEGE
Von Anton Gatnar
v.l.n.r.: Anton F. Gatnar, Louis Schönburg-Hartenstein, Präsident
Mag. Richard Belcredi, Prokurator Norbert Salburg-
Falkenstein , Prof. Dipl.-Ing. Mag. Friedrich Rödler
Das St. Johanns Clubpräsidium und der Ballorganisator
Louis Schönburg haben dem Ehrenmitglied Norbert
Salburg-Falkenstein in Begleitung der leitenden
Herren des Großpriorates einen symbolischen Scheck
über EUR 14.000 überreicht. Damit kommt auch heuer
der Reinerlös des St. Johanns Club Balles den Maltesern
zu Gute, konkret dem Haus Malta, Seniorenresidenz und
Pflegeheim der Malteser.
DIE MALTESER 1/2018 51
REISEBERICHT
WENN MALTESER EINE REISE TUN ...
Vor 20 Jahren wurde die verschollen geglaubte Ikone unserer Lieben Frau von Philermos in einem Kloster in Montenegro
wiederentdeckt. Grund genug für die Delegation Kärnten, sich mit 31 Mitgliedern und Freunden auf eine eindrucksvolle
Erkundungstour zu begeben.
Von Ulrich Glaunach
Die konkrete Anregung für die Reise kam vom Ordensgeistlichen
der Delegation Kärnten, Monsignore Emmanuel
Longin. In seiner Funktion als Militärdekan hatte er
Montenegro bereits bereist und auch das Kloster in Cetinje
besucht, wo unsere Liebe Frau von Philermos nun
ausgestellt ist. Diese Erfahrungen waren uns bei der Vorbereitung
und Durchführung unserer viertägigen Pilgerreise
im Oktober 2017 von großem Nutzen.
Die Anreise erfolgte mit dem Flugzeug von Wien über
Laibach nach Podgorica, in die Hauptstadt Montenegros.
Untergebracht waren wir direkt an der Küste in einem Hotel
mit dem verheißungsvollen Namen „Queen of Montenegro“.
Mit einem komfortablen Autobus erforschten
wir die gebirgige Landschaft dieses kleinen Landes, wobei
uns besonders die Fahrt auf den Lovćen-Pass, hoch über
der Bucht von Kotor, als eindrucksvoller Beweis gelassener
Autobusfahrkunst in Erinnerung ist.
Von Sveti Stefan über Njeguši zum Skutarisee ...
Unsere Reiseführerin, Angelica, strahlte ihre Vaterlandsliebe
sehr kenntnisreich und engagiert aus und bekam dafür
viel Applaus. Das Essen und der montenegrinische Wein
schmeckten uns gut. Am ersten Tag wurden wir bei letzterem
zwar ein bisschen knapp gehalten, aber schon ab dem zweiten
Essen im Hotel waren die Karaffen immer gut gefüllt.
Die Reiseroute führte von Sveti Stefan über den Lovćen-
Pass hoch in das kleine Dorf Njeguši, aus dem die Herrscherdynastie
Montenegros stammt. Danach fuhren wir
mit einem Boot zum großen Skutarisee. Am nächsten Tag
besuchten wir die Stadt Kotor und anschließend – wieder
per Schiff – die Sehenswürdigkeiten der Bucht von Kotor,
die malerische Stadt Perast, die Kircheninsel „Maria
vom Felsen“ und die Marina von Tivat. Sie diente seinerzeit
als österreichischer Marinestützpunkt und ist jetzt
Residenz von „Reich und Schön“. Wieder unterwegs im
Autobus lauschten wir mit Spannung den Erzählungen
von Andreas Jordis über die Erlebnisse seines Vaters, des
Korvettenkapitäns Hans Freiherr Jordis von Lohausen,
während des ersten Weltkrieges.
... und dann endlich: Cetinje!
Besondere Höhepunkte unserer Reise waren die unvergesslichen
Andachten und heiligen Messen, die Emmanuel
Longin an ganz besonderen Plätzen zelebrierte: in
52
DIE MALTESER 1/2018
REISEBERICHT
der Abendsonne auf der Terrasse der „Queen of Montenegro“,
in den Gärten des Königinnenpalastes bei Sveti
Stefan, auf dem Schiff unterwegs auf dem mäandernden
Fluss Richtung Skutarisee und in der kleinen Kirche in
Kotor, vor der mitten während der Messe ein touristisches
„O sole mio“ erklang.
Am dritten Tag erreichten wir Cetinje, besuchten den Königspalast
und dann – endlich – das Museum des Ortes:
In dem kleinen, blau beleuchteten Saal vor der golden
gerahmten Mutter von Philermos beteten wir das Ordensgebet
und sangen ein Marienlied. Erfahrene Malteser
wissen um die verworrene Geschichte dieser Ikone,
die lange als verschollen galt. Nach dem Museumsbesuch
wurde uns Einlass in das orthodoxe Kloster gewährt.
So konnten wir auch die Reliquien des Ordens (Näheres
dazu siehe Kasten) und einen reichen Schatz an Antiquitäten
des Klosters besichtigen.
Dankbar und erfüllt
Am letzten Tag waren wir besonders beeindruckt von der
großen, neu gebauten serbisch-orthodoxen „Auferstehungskathedrale“
von Podgorica, die sich stattlich und innen
reich goldbeschichtet auf einem freien Feld inmitten
von Plattenbauten präsentiert. Schließlich ging es zurück
nach Hause, voll Freude über die gemeinsam verbrachten
Tage mit dieser gleichgesinnten, fröhlichen Pilgertruppe,
dankbar für die kompetente und gefühlvolle spirituelle
Begleitung durch Emmanuel Longin – und mit dem Vorsatz,
bald wieder gemeinsam unterwegs zu sein.
UNSERE LIEBE
FRAU VON PHILERMOS
Die Ikone der Muttergottes vom Berg Philermos wurde
vermutlich um 1200 im byzantinischen Raum geschrieben.
Sie wurde von den Ordensrittern in der Georgs-Kapelle
auf dem Berg Philermos auf Rhodos verehrt. Beim
Abzug aus Rhodos 1523 wurde die Ikone mitgenommen
und fand in Valletta ihre neue Heimat. Nach der Besetzung
von Malta durch Napoléon im Jahr 1798 wurden
die Ikone und die zwei Hauptreliquien des Ordens (Arm
des Hl. Johannes des Täufers und Kreuzpartikel) an Zar
Paul I. von Russland übergeben, um sie vor den Kriegsereignissen
zu schützen.
Später konnten sie den Wirren der bolschewistischen
Revolution im Jahr 1917 mit Hilfe der Zarenmutter – einer
geborenen Prinzessin von Dänemark – entkommen.
Diese brachte die wertvollen Stücke nach Kopenhagen.
Nach dem Tod der Zarenmutter im Jahr 1928 gelangte
die Madonna kurz in die Obhut des Vorsitzenden der
russisch-orthodoxen Bischofssynode in Berlin. Dieser
übergab die Ikone und die Reliquien dem jugoslawischen
König Alexander I. in Belgrad. Seit der Besetzung von
Belgrad durch die Wehrmacht im Jahre 1941 gab es keine
Nachrichten mehr über Madonna und Reliquien.
Schließlich erhielt unser Fürstgroßprior Willhelm Liechtenstein
einen Hinweis auf den Aufenthaltsort der Ikone:
Ein kroatischer Arzt wollte sie in Cetinje gesehen haben.
Dieser Hinweis ließ sich zunächst nicht verdichten. Einen
weiteren Hinweis bekam unser Großprior während
eines Australien-Aufenthalts, als er gemeinsam mit dem
Ordensritter Richard Divall ein neu gebautes orthodoxes
Kloster in der Nähe von Melbourne besuchte. Dort traf
er auf Mönche, die die Ikone und die Reliquien in Cetinje
gesehen hatten. Auf Basis dieser Information gelang
ebenfalls eine Kontaktaufnahme mit dem Kloster und
dem Museum, und die ersten Fotos wurden übermittelt.
DIE MALTESER 1/2018 53
KLOSTERKÜCHE
FRÜHLINGSREZEPTE
AUS DER KLOSTERKÜCHE
von Sr. Dr. Margareta An der Lan
Nach einem langen Winter beschert uns der Frühling wieder Energie und Elan. Der Frühling
wirkt sich positiv auf unsere Psyche aus, mehr Licht und Wärme lassen unsere Laune steigen,
Natur, Farben und Gerüche regen unsere Sinne an, unser Körper freut sich auf frische,
leichte Kost.
P.S. Sollten nach Ostern noch gekochte Eier und Schokohasen übrig geblieben sein, hier ein paar Tipps zur Verwertung …
Schokoosterhase auf Erdbeerbett
Leichte Sauce aus gehackten Eiern
Passt besonders gut zu frischem Spargel und zu
warmen Kartoffel.
Zutaten pro Person
1 hartes Ei
Maiskeimöl
2EL Sauerrahm
1Tl Dijonsenf
Weißer Balsamicoessig, Salz, Pfeffer
Frische Petersilie oder Schnittlauch
Zubereitung:
Eier schälen, in der Mitte durchschneiden, harte
Eigelbe in eine Schüssel geben und mit dem Schneebesen
zerkleinern, tröpfchenweise das Öl einrühren
bis es mit dem harten Dotter bindet und so viel
Öl dazu geben bis eine mittelfeste Sauce entsteht,
dann den Sauerrahm und den Senf unterrühren.
Das Weiße des Eis fein hacken und mit der Sauce
mischen, 1-2 Schuss weißen Balsamico, Salz und
Pfeffer hinzufügen. Zum Schluss die frisch gehackte
Petersilie/Schnittlauch untermengen.
„Gesunder Genuss“
Wann immer man Schokolade, egal ob Milch,
Bitter oder Kochschokolade übrig hat…Schokolade
im Wasserbad unter ständigem Rühren
vorsichtig schmelzen und etwas Schlagobers
hinzufügen. Wenn die Schokolade vollständig
geschmolzen ist, Gefäß aus dem Wasserbad nehmen
und die Schokolade unter Rühren abkühlen
lassen bis sie wieder beginnt einzudicken.
Erdbeeren zur Hälfte in die Schokolade tunken
und auf einem Rost abtropfen lassen bis sie
getrocknet sind.
P.S. Fast alle Obstsorten schmecken in Schokolade
getunkt besonders köstlich!
© istockphoto.com
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DIE MALTESER 1/2018
KLOSTERKÜCHE
Frischer Saibling aus heimischen Gewässern
mit Kürbis und Paradeiser
Zutaten:
Für vier Personen
4 Saiblinge à rund 320g
Salz und Pfeffer
200 g frische Champignons
100 g Kirsch-Paradeiser
200 g Kürbis
1 Bd. Frühlingszwiebeln
2 unbehandelte Bio Limetten/Zitronen
1 Bd. Petersilie
Butter
Olivenöl
Vinaigrette
6 Paradeiser
Frischer Bund Basilikum
2 EL Balsamico-Essig
Salz
Pfeffer aus der Mühle
3 EL Olivenöl
Zucker
Zitronensaft
Zubereitung:
Saiblinge abspülen, mit Küchenrolle trocknen, salzen und pfeffern.
Champignons und Frühlingszwiebeln putzen und in Scheiben schneiden,
Kürbis, Zitronen waschen und würfeln, Petersilie grob hacken.
Gemüse, Kräuter und Kirsch-Paradeiser vermischen.
Jeden Fisch auf ein Stück mit Olivenöl bestrichene Alufolie legen und
jeweils mit der Gemüse-, Zitronenwürfelmischung füllen und je einen
Esslöffel zerlassene Butter und etwas Olivenöl beimengen. Alufolie
verschließen, auf ein Backblech legen und 20 Minuten bei 200°C im
Backofen garen.
Für die Vinaigrette Tomaten blanchieren, häuten und das Fleisch in kleine
Würfel schneiden. Basilikumblätter abspülen, trocknen und in dünne
Streifen schneiden. Balsamico mit Salz und Pfeffer verrühren, Olivenöl
dazugeben und erneut verrühren. Zum Schluss Tomatenwürfel und Basilikum
unterheben. Mit Zitrone/Limette und Salz abschmecken.
Und noch ein altes Hausmittel: Salbe sebstgemacht
Im Winter wird die Haut durch das raue, kalte Wetter,
die Kleidung und die beheizten Räume oft sehr beansprucht.
Die Haut wird oft rissig und trocken, daher
braucht sie eine spezielle Pflege. Die Kraft der Ringelblume
kann helfen. Selbstgerührt und in hübsche Cremedosen
gefüllt ist sie ein tolles Geschenk für jeden.
Zutaten:
50 g Bienenwachs
1/4 Liter Olivenöl
50 g Shea- oder Kakaobutter
(oder eine Mischung 25 g Shea und 25 g Kakaobutter)
5 Tropfen Vitamin-E-Acetat (erhältlich in der Apotheke)
2 Handvoll Ringelblumenblüten (klein gehackt)
1 1/2 TL Propolis-Tinktur
5 Tropfen ätherisches Öl, wenn man der Salbe eine
Duftnote geben möchte.
Zubereitung der Salbe:
Geben Sie die festen Zutaten in einen Behälter, den Sie
dann im Wasserbad bis zu ca. 70 Grad erhitzen. Die
Zutaten schmelzen, sodass sich alles gut vermischen
lässt.
Danach erhitzen Sie diese Fettphase in einem Topf
und fügen dann die Ringelblumen hinzu. Nachdem
die heiße Creme einmal aufgeschäumt hat, sollte
man sie vom Ofen nehmen. Dann 24 Stunden stehen
lassen. Dann nochmal erwärmen und durch ein Leintuch
filtrieren.
Wenn die Creme fertig ist, geben Sie während des
Abkühlens der Creme das Vitamin-E-Acetat hinzu
und rühren es ebenfalls gut unter, denn dieses
Vitamin-E-Acetat sorgt später dafür, dass die Creme
nicht ranzig wird, auch die Propolis-Tinktur und das
ätherische Öl ganz zum Schluss beimengen damit
der Geruch bzw. der Wirkstoff nicht entweichen.
DIE MALTESER 1/2018 55
GELESENEMPFOHLEN
GLAUBENS FRAGEN
Mit „Ethik – Die Grundfragen unseres Lebens von der Geburt bis zum Tod” bietet Autor Wolfgang
Huber einen hilfreichen Orientierungsrahmen für Suchende.
Von Richard Mischak
„Moral standards prescribe how you ought to treat
others, ethical standards how we ought to live ourselves.”
Im christlichen Ethos geht es um die Ordnung der Gesellschaft
im Ganzen. In einer pluralistischen Gesellschaft
stehen verschiedene Überzeugungsgemeinschaften nebeneinander;
ihre Differenzen beinhalten auch grundlegende
Werteunterschiede.
Die moderne Medizin etwa hat ganz andere Möglichkeiten
als noch vor einer oder zwei Generationen. Was
ist ethisch vertretbar und wie kann man entsprechendes
Handeln jeweils begründen in einer Gesellschaft, in
der die christliche Religion keinen Alleinvertretungsanspruch
mehr erheben kann? Auch der Klimawandel und
die Frage des Einsatzes von Gewalt gegen Terroristen
oder Unrechtsregime werfen neue Fragen auf.
Von A wie Armut bis V wie Verantwortung
In 20 Kapiteln behandelt Autor Wolfgang Huber – Professor
für Theologie, ehemaliger Bischof in Berlin sowie
Vorsitzender des Rats der Evangelischen Kirchen in
Deutschland – die wichtigsten ethischen Fragen unserer
Zeit. Themen sind Familie, Ungerechtigkeit, menschliche
Würde, Behinderung, Grundbedürfnisse, Armut, Kultur,
Gewissen, Verantwortung, Informationszeitalter, Arbeit,
Profit, Wissenschaft, Medizin, Politik, Toleranz, Krieg und
Frieden, Generationengerechtigkeit, Alter und Sterben.
Man kann die Kapitel der Reihe nach lesen oder wahllos
ein Kapitel herausgreifen. Der Text ist leicht verständlich,
ohne jedoch oberflächlich zu werden. Der Problemkreis des
Kapitels wird anfangs beschrieben, dann werden dem Leser
argumentativ ethische Entscheidungshilfen geliefert;
GLÜCK IST KEIN ZUSTAND,
SONDERN EINE TÄTIGKEIT
Unter dem Titel „Hört auf zu arbeiten!“ haben sich Anja Förster und Peter Kreuz
genauer mit dem Wandel in der Arbeitswelt beschäftigt. Ihr Fazit: Es geht nicht
darum, den Job zu wechseln, sondern Gelegenheiten für wirklich bedeutsame
Tätigkeiten zu suchen und diese zu nutzen.
Von Richard Mischak
Bei (zu) vielen Menschen beginnt das Leben erst, wenn der
Arbeitstag zu Ende ist. Schade, denn: Mit und in der Arbeit
verbringen wir den Großteil unseres Lebens. Es ist also wertvoll,
darüber nachzudenken, welche Möglichkeiten es gibt,
gerade in der Arbeit wieder mehr Leidenschaft, mehr Freude,
mehr Sinn, mehr Miteinander zu spüren. Die Schlüsselfrage
lautet: „Worauf kommt es in meinem Leben an?“
Das Buch von Anja Förster und Peter Kreuz gibt viele
Anregungen. Ihrer Ansicht nach besteht das Wichtigste
darin, eine Arbeit zu finden, die glücklich macht, die
also bedeutsam ist für einen selbst und für andere. Schön,
wenn man dabei kreativ sein kann! Im Idealfall bekommt
man mehr Energie zurück als man hineinsteckt. Das funktioniert
auch am bisherigen Arbeitsplatz – zum Beispiel
56
DIE MALTESER 1/2018
TAGEBUCH
letztlich mit dem Ziel, dass sich der Leser die Argumentationslinien
des Kapitels verinnerlicht, sodass er sie selbstständig
auch auf andere Themen anwenden kann.
Ethik unter Unsicherheit
Wolfgang Huber beschließt das Buch mit einem kritischen
Ausblick auf die Zukunft der Ethik in einer globalisierten
Welt. Die klassische Ethik war an Regeln, Werte und Gesetze
gebunden, doch steht die Ethik heute vor ungleich größeren
Unsicherheiten. Durch welches Handeln Chancen genutzt
oder Risiken vermieden werden, lässt sich nun nicht mit
Gewissheit sagen. Ethik muss jedenfalls in die Zukunft gerichtet
sein, Nachhaltigkeit wird zu einem wichtigen Thema.
Ausführliche Literaturhinweise und ein umfassendes Personenund
Sachregister zeugen von der Ganzheitlichkeit im Denken
und Urteilen von Wolfgang Huber. Der renommierte Theologe
stellt durchaus handhabbare Maßstäbe auf und wird mit seinem
Orientierungsrahmen vielen Lesern ein hilfreicher Ratgeber sein.
Wolfgang Huber, Ethik – Die Grundfragen unseres Lebens von der
Geburt bis zum Tod, C.H. Beck, 2. Auflage 2015, 320 Seiten,
ISBN: 978-3-406-70076-7, 19,95 Euro
GRAZ
BENEFIZGALA
17. MALTESER Benefizabend ermöglicht Hilfsprojekte
in der Steiermark.
Der Einladung von Landeshauptmann Hermann
Schützenhöfer zum Benefizabend des Malteser-
Ritter-Ordens in der Aula der Alten Universität
folgten mehr als 300 Festgäste; darunter Diözesanbischof
Wilhelm Krautwaschl, Landtagspräsidentin
Bettina Vollath, Nationalratsabgeordnete Juliane
Bogner-Strauß, die Grazer Gemeinderäte Peter
Piffl-Percevic und Peter Stöckler sowie das Mitglied
der Ordensregierung des Souveränen Malteser-
Ritter-Ordens in Rom, Franz Harnoncourt-Unverzagt.
„Der Erlös des 17. Malteser Benefizabends ermöglicht
viele ehrenamtlichen Projekte der Malteser in der Steiermark,
wie zum Beispiel die „Herzenswunschfahrten“
für Hospiz-Patienten, freut sich Richard Wittek-
Saltzberg, Kommandant der MALTESER Austria.
dann, wenn man mutig wird, sich erlaubt „Nein“ zu sagen
und unermüdlich versucht, die eigenen Talente und Potenziale
weiter zu entwickeln. Aristoteles‘ Sichtweise bringt es
hier auf den Punkt: Glück ist kein Zustand, sondern eine Tätigkeit!
Mit ihrer Aufforderung „Hört auf zu arbeiten!“ meinen die
Autoren nicht, dass wir gar nichts mehr tun, sondern anders
arbeiten sollten, als bisher. Dabei geht es nicht darum, den
Job zu wechseln, sondern Gelegenheiten für die bedeutsamen
Tätigkeiten zu suchen und diese zu nutzen. Leistung ist
immer Arbeit für andere. Es ist allerdings auch wichtig, für
sich selbst Energie, positive Erlebnisse, das Gefühl des Sinns
zu spüren. Das Buch ist gut verständlich geschrieben, flüssig
zu lesen und macht Lust darauf, tatsächlich etwas zu ändern.
Anja Förster/Peter Kreuz, Hört auf zu arbeiten! Eine Anstiftung, das zu
tun, was wirklich zählt, Pantheon, München 2013, 230 Seiten, ISBN:
978-3-55189-9, 14,99 Euro
(v.l.n.r.): Ordens-Delegat KR Martin Auer, Ordens-Kanzler
DI Richard Steeb, Gemeinderat Dr. Peter Piffl-Percevic,
Organisatorin Melina Winkler, Ehrenpräsident Dr. Franz
Harnoncourt-Unverzagt, NAbg Univ.-Prof. Mag. Dr. Juliane
Bogner-Strauß, Bischof Dr. Wilhelm Krautwaschl, Landtagspräsidentin
Dr. Bettina Vollath, MHDA-Bereichsseelsorger
Dechant Mag. Clemens Grill, Kommandant Mag. Richard
Wittek-Saltzberg, Gemeinderat Peter Stöckler
DIE MALTESER 1/2018 57
„GEHT, HEILT UND
VERKÜNDET“
Am 2. Dezember 2017 wurde Hermann Glettler zum neuen Bischof von Innsbruck
geweiht. Eine Delegation der Tiroler MALTESER war live dabei.
Von Lukas Krupitza
Auf Wunsch von Hermann Glettler fand die eindrucksvolle
Zeremonie in der Innsbrucker Olympiahalle statt. Mit
der Wahl dieses Ortes sollten möglichst viele Menschen
die Gelegenheit haben, an diesem besonderen „Fest des
Glaubens“ teilzunehmen. Vor mehr als 7.000 Mitfeiernden
legten der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, der
Linzer Bischof Manfred Scheuer und der Grazer Bischof
Wilhelm Krautwaschl dem 52-jährigen Steirer die Hände
auf und vollzogen seine Weihe.
Ein Zeichen der Solidarität
Das Fest war von symbolträchtigen Gesten begleitet: So
durften ein blinder Extrembergsteiger, der älteste Priester
der Diözese und zwei Jugendliche der Katholischen
Jugend die Amtsinsignien überreichen. Stab und Brustkreuz
waren zwar nicht neu – Bischof Glettler hatte sie
aus einem kirchlichen Bestand ausgewählt. Allerdings waren
sie vom Grazer Künstler Gustav Troger nachbearbeitet
worden: Der Hirtenstab zeigt nun eine Pfeffermühle
(„Der Hermann wird auch Pfeffer brauchen“, so Troger),
das Pektorale wurde mit Löchern versehen. Sie sollen an
das durchbohrte Herz Jesu erinnern und Durchlässigkeit,
Transparenz und Verwundbarkeit als ein Zeichen der Solidarität
mit Bedürftigen ausdrücken.
Im Sinne der acht Elende
Die Gabenbereitung im weiteren Verlauf des Zeremoniells,
das unter dem Wahlspruch „Euntes curate et praedicate
– Geht, heilt und verkündet“ stand, wurde von der
African Catholic Community gestaltet. Unser langjährig
Betreuter, Heinrich Strickner, ministrierte und feierte
dabei sein persönliches kleines Jubiläum: Es war bereits
seine dritte Bischofsweihe. Wir freuen uns sehr, dass wir
mit Bischof Hermann Glettler einen neuen Oberhirten
in der Diözese Innsbruck haben. Die Unterstützung und
Begleitung für Menschen in Not sind nicht nur zentrale
Anliegen des neuen Bischofs, sondern auch im Sinne der
acht Elende Grundpfeiler der Malteser.
Ein Steirer in Tirol
Hermann Glettler, geboren am 8. Jänner 1965 in Übelbach/Steiermark,
schloss seine Schullaufbahn am Bischöflichen
Seminar und Gymnasium in Graz ab. Die
Maturareise führte ihn 1983 nach Frankreich, wo er in
Paray-le-Monial zufällig an einem internationalen Jugendtreffen
der Gemeinschaft Emmanuel teilnahm, der
er seit 1987 angehört. Glettler studierte Theologie und
Kunstgeschichte in Graz, Tübingen und München. Am
23. Juni 1991 wurde Hermann Glettler zum Priester für
die Diözese Graz-Seckau geweiht. Nach Kaplansjahren
in Judenburg-St. Nikolaus und Wagna verbrachte er ein
Fortbildungsjahr 1998/99 in St. Nicolas-des-Champs in
Paris. Von 1999 bis 2016 war er Pfarrer im Pfarrverband
Graz St. Andrä-Karlau. www.dibk.at
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DIE MALTESER 1/2018
TAGEBUCH
AUSZEICHNUNGEN
v.l.n.r.: Kdt. Mag. R. Wittek-Saltzberg, KR M. Auer, Diözesanbischof
Dr. Krautwaschl, Mag. G. Liebminger, em. Bischof Dr. E. Kapellari,
MMag. Dr. Lagger
Der Einladung im Refektorium des Grazer Priesterseminars
folgten rund 100 Malteser, Betreute und Gäste.
Ein würdevoller und besinnlicher Abend mit höchster
Auszeichnung, denn dem Delegaten der Delegation
Steiermark, Martin Auer, wurde der Silvesterorden
verliehen, gleichzeitig bedankte sich der Malteser Hospitaldienst
bei Mag. Günther Liebminger für die große
Unterstützung mit der MALTESER Verdienstmedaille
in Silber.
Kommerzialrat Martin Auer, Delegat des Souveränen
Malteser-Ritter-Ordens für die Steiermark wurde von
S. Exz. Diözesanbischof Dr. Wilhelm Krautwaschl das
Komturkreuz mit Stern des päpstlichen Silvesterordens
verliehen. Dieser Orden wird für besonderes Engagement
in katholischen Institutionen und aufgrund großer
persönlicher Verdienste verliehen. Er ist eine der
höchsten Auszeichnung des Heiligen Vaters, die dieser
an katholische Laien vergibt.
Kdt. Mag. R. Wittek-Saltzberg, Mag. G. Liebminger
Martin Auer wurde am 6. März 1944 in der Steiermark
geboren. Das Jusstudium an der Karl-Franzens-Universität
musste er aufgrund des frühen Todes seines
Vaters vorzeitig beenden und 1966 die väterliche Bäckerei
übernehmen. Neben Ausschuss-Tätigkeiten für
die Wirtschaftskammer Steiermark und als Laienrichter
am Landesgericht für Zivilrechtssachen in Graz
ist Martin Auer seit vielen Jahren für den MALTESER
Hospitaldienst im Einsatz und engagiert sich seit 2004
als Ordensmitglied und seit 2011 als Delegat für den
Malteser-Ritter-Orden in der Steiermark. Martin Auer
unterstützt darüber hinaus noch zahlreiche Initiativen
der Obdachlosenfürsorge und Flüchtlingsinitiativen.
Botschafter Dr. Christof Fritzen hat Mag. Constantin
Hempel-Hubersting für seine langjährigen Verdienste
und die fortwährende Unterstützung der Botschaft, das
Kommandeurskreuz der Verdienstauszeichnung „pro
Merito Melitensi“ überreicht.
KR M. Auer, Diözesanbischof Dr. Krautwaschl Botschafter Dr. Fritzen, Mag. Hempel-Hubersting
DIE MALTESER 1/2018 59
TAGEBUCH
+ 6. September 2017
Topsy Gräfin von Thun und
Hohenstein, geb. Frankl
Mitglied der Malteser in Wien
+ 5.November 2017
Vera Malek, geb. Prinz
Langjährig Betreute der Malteser
+ 22. November 2017
Margareta Daisy Gräfin
Waldstein-Wartenberg
geb. Tetzeli von Rasador
Ehren- und Devotions-
Großkreuz-Dame
+ 27. November 2017
Franz Graf von
Thurn-Valsassina und Taxis
Ehren- und Devotionsritter
WIR TRAUERN UM
+ 21. Jänner 2018
Dr. pharm. Nikolaus
Claudius Hofmann
Magistralritter
=
+ 26. Jänner 2018
Prof. Mag.iur. Robert L.
von Dauber
Gratial- und Devotions-Großkreuz-Ritter
mit Schulterband
+ 29. Januar 2018
Joseph Hörandner
Betreuter der Malteser im
Wohnhaus Lebenshilfe Salzburg
+ 6. Dezember 2017
Peter Fürst von Hohenberg
Ehren- und Devotions-Großkreuz-Ritter
in Oboedienz
+ 12. Januar 2018
Sr. Aurelia Hedwig
Denkmayr CS
Schwester der Caritas
Socialis, Mitglied des MAKD
+ 13. Jänner 2018
Dr. jur. Johannes Paul Kyrle
Magistal-Großkreuz-Ritter
Botschafter u. Generalsekretär für
auswärtige Angelegenheiten i. R.
+ 25. Februar 2018
Ing. Matthias Henn
Magistralritter
+ 6. März 2018
Albertina Gräfin von Hartig,
geb. Mihalovich de Oravicza
Ehren- und Devotionsgroßkreuz-Dame
+ 11. März 2018
Reinhold Gayer
Mitglied der Malteser in Salzburg
60
DIE MALTESER 1/2018
R.I.P.
TAGEBUCH
Erinnerungen
BOTSCHAFTER I. R.
DR. JOHANNES KYRLE
Magistral-Großkreuz-Ritter
ihm offen sein konnte und dass diese Offenheit nie missbraucht
werden würde.
Wenn ich eines über meinen Schwager weiß, so ist es,
dass ich nie viel über ihn gewusst habe. Er war voll von
Gedanken zur Situation der Weltpolitik, zur Stellung Österreichs
in der Welt, zur Bedeutung der Malteser für eine
friedliche, die Hilfe für die Menschen in den Mittelpunkt
stellende Aufgabe, zur Entwicklung seiner Betriebe, zur
Pflege seiner Freundschaften und der Sorge um seine Familie.
Aber seine Person stand nie im Vordergrund.
Ein weiterer Grund, warum ich über diesen von mir so
sehr geschätzten Menschen so wenig weiß, war seine absolute
Verschwiegenheit. Ein weiteres Geheimnis seines
Erfolges: Jeder, der mit ihm sprach, wusste, dass man mit
PETER FÜRST VON HOHENBERG
Ehren- und Devotions-Großkreuz-Ritter
Es gibt wohl kaum einen Namen in Österreich, der so
untrennbar und eng mit dem Souveränen Malteser-Ritter-Orden,
Großpriorat von Österreich und seinen Hilfswerken
verbunden ist, wie der seine. Peter war der personifizierte
Malteser in allen Belangen, er hat dies auch
immer und überall mit Stolz und Überzeugung nach
innen und nach außen vertreten. Er hat Generationen
geprägt durch seine Geschichtsvorträge, aber noch viel
stärker durch sein Vorbild im Dienst an unseren Herren
Kranken.
r
Für die Malteser hat er nicht nur in seiner Funktion als
Generalsekretär im Außenministerium eine Reihe von
gegenseitigen Staatsbesuchen unterstützt. Seiner Idee
und seinem Engagement verdanken wir auch den Rahmenvertrag
zwischen der Republik Österreich und dem
Malteserorden für Projekte der humanitären Entwicklungszusammenarbeit.
Zuletzt hat er im Hintergrund
Verbindungen geknüpft, um volle diplomatische Beziehungen
mit Deutschland zu erlangen. Geboren am 30.
Juli 1948, wurde Dr. Johannes Kyrle im Oktober 2001
in der Kommende Mailberg als Magistralritter aufgenommen.
Im Juli 2008 erfolgte die Rangerhöhung zum Magistral-Großkreuz-Ritter.
Von Harald Haymerle
Peter Fürst von Hohenberg wurde 1936 geboren und
1963 als Ehren- und Devotionsritter in den Orden aufgenommen.
1964 begann er das Noviziat zum Justizritter
und wurde 1966 Professritter mit einfachen Gelübden.
1968 trat er in den Stand der Ehren- und Devotionsritter
über, legte 1973 sein Obödienzversprechen ab. Er war
Mitglied im Kapitel des Großpriorats und lange Jahre
Vertreter des II. Standes. 1999 wurde er zum Ehren- und
Devotions-Grosskreuzritter in Obödienz im Rang erhöht.
Nebenbei hatte Peter Fürst von Hohenberg lange Jahre leitende
Funktionen im Malteser Hospitaldienst inne. Für alle
diese Verdienste um den Orden und die Hl. römische Kirche
wurde er zusätzlich mit dem Komturkreuz des päpstlichen
Ordens vom Hl. Gregor und dem Kommandeurskreuz
der Verdienstauszeichnung „Pro Merito Melitensi“ des
Malteser-Ordens ausgezeichnet.
Von Olivier Loudon
DIE MALTESER 1/2018 61
TAGEBUCH
ING. MATTHIAS HENN
Magistralritter
Am 17. Mai 1961 in Wien als Sohn von KR Dieter Henn
und Christiane, geb. Freiin von Sacken, geboren, trat
Matthias Henn nach der Volksschule, der HTL für Maschinenbau
und der Einjährig-Freiwilligen-Ausbildung beim
Bundesheer im Jahr 1982 in den Familienbetrieb ein.
Damals baute er seine engen Kontakte zur orthodoxen
Kirche in Bulgarien und Rumänien und seine beruflichen
Kontakte nach China auf. 1983 begann er, im Malteser
PROF. MAG. ROBERT VON DAUBERr
Gratial- und Devotions-Großkreuz-Ritter
Alten- und Krankendienst (MAKD) bei der „Waschstraße“
mitzuarbeiten und wurde 1986 in den MAKD aufgenommen.
Als engagierter und verlässlicher Mitarbeiter im MAKD
überaus geschätzt, wurde Matthias Henn 1993 unter
Fürstgroßprior Bailli Fra‘ Wilhelm von und zu Liechtenstein
als Magistralritter in den Orden aufgenommen.
Allzu früh ist er nun von uns gegangen.
Von Richard Steeb
Als Sohn des Regierungsrats Ing. Robert von Dauber und
Elisabeth, geb. Pollak, am 18. Mai 1939 in Sofia/Bulgarien
zur Welt gekommen, besuchte Robert von Dauber
die Volksschule in Friesach/Kärnten, das Gymnasium in
Klagenfurt und schließlich das Stiftsgymnasium von St.
Paul/Lavanttal. Nach der Handelsakademie und Matura
mit Auszeichnung studierte er Jus an der Universität
Wien und war nebenberuflich seit 1957 bei der Österreichischen
Tabakregie beschäftigt. 1962 heiratete er Dkfm.
Edith Eisenköbl und wurde Vater von zwei Töchtern.
Für unseren Orden verdient gemacht hat sich Robert vor
allem durch seine große historische Tätigkeit. 1978 in den
Orden als Gratial- und Devotionsritter aufgenommen,
engagierter er sich im Malteser Hospitaldienst (MHDA)
und half mit, die Jubiläumsfestschriften „25 bzw. 30 Jahre
Dienst am Nächsten“ zu verfassen. 1981 wurde er zum
Sonderbeauftragten des MHDA für Dokumentation und
Archiv bestellt, hielt Vorträge und arbeitete acht Jahre intensiv
in der Öffentlichkeitsarbeit und an verschiedenen
Ausstellungen mit.
Bereits 1982 erhielt er das Kommandeurskreuz der Verdienstauszeichnung
„pro Merito Melitensi“ und avancierte
1994 zum Gratial- und Devotions-Großkreuz-Ritter.
Er, der mit großer Leidenschaft segelte, war der „Marinehistoriker“
des Ordens und verfasste zum Beispiel 1989
das Fachbuch „Die Marine des Johanniter-/Souveränen
Malteser-Ritter-Ordens“ sowie zahlreiche Bücher zur
Ordensgeschichte und über Ordenspersönlichkeiten,
wie etwa die Biographie über DDr. Arthur Baron Breycha-Vauthier
de Baillamont. Einige seiner rund 20 Bücher
und 60 Forschungsarbeiten erschienen auch in englischer
Sprache und in Zusammenarbeit mit dem Malta Maritime
Museum.
Von der Johanniter-Unfallhilfe und dem Johanniterorden
für seine ordensverbindende, historische Tätigkeit
früh ausgezeichnet, wurde er 2015 von S.H.u.Emz.
dem Fürst- und Großmeister mit dem Schulterband und
dem Großkreuz der Verdienstauszeichnung „pro Merito
Melitensi“ geehrt.
Von Richard Steeb
62
DIE MALTESER 1/2018
XXXX
r
FRANZ FERDINAND GRAF
THURN VALSASSINA UND TAXIS
Ehren- und Devotionsritter
Franz Ferdinand Graf Thurn Valsassina und Taxis
wurde am 12. Dezember 1925 in Innsbruck als
drittes Kind von Franz Graf Thurn Valsassina und
Taxis, des letzten Generalerbpostmeisters von
Tirol und Vorderösterreich, und der Carola Gräfin
Thurn Valsassina und Taxis, geb. Gräfin von Seckendorff-Aberdar,
geboren. Nach dem frühen Tod
der Eltern und des Bruders Leopold absolvierte er
das Gymnasium im Internat Marquartstein/Bayern
und musste dann noch über zwei Jahre schweren
Kriegsdienst in Ungarn, Russland und zuletzt in
Deutschland leisten. Nach dem Krieg studierte er
an der Universität für Bodenkultur in Wien und
schloss eine Ausbildung zum Hotelkaufmann ab.
Im Jahr 1969 wurde Franz Ferdinand Graf Thurn
Valsassina und Taxis als Ehren- und Devotionsritter
in den Souveränen Malteser-Ritter-Orden aufgenommen,
nahm in der Folge rege an den Veranstaltungen
der Delegation Tirol-Vorarlberg teil und bereicherte
diese durch seine weltläufigen Erfahrungen und seinen
ausgeprägten Humor.
Von Richard Steeb
MALTESER
Friedhofsbegleitdienst
Die ehrenamtliche Friedhofsbegleitung
richtet sich an ältere Menschen, die sich
auf dem Weg zum Friedhof unsicher fühlen
und niemanden haben, der sie begleitet.
Die MALTESER begleiten Sie ehrenamtlich
und kostenlos auf den Friedhof.
Wir holen Sie von zu Hause ab, begleiten Sie
auf den Friedhof, verweilen mit Ihnen am
Grab, sind beim Blumentausch und Kerzenanzünden
behilflich. Danach bringen wir Sie
wieder zurück nach Hause.
Tel. +43 664 11 88 180
info@friedhofsbegleitdienst.at
Weitere Informationen:
www.friedhofsbegleitdienst.at
Unsere Mitglieder engagieren sich ehrenamtlich
und spenden ihre Zeit, um anderen
Menschen ein Stück Lebensalltag zu schenken
(zunächst ausschließlich in Wien). Mit Ihrer
Spende unterstützen Sie die ehrenamtlichen
Hilfsprojekte der MALTESER in Österreich.
Malteser Hospitaldienst Austria
IBAN: AT65 2011 1800 8087 0800
BIC: GIBAATWWXXX
Informationen über die MALTESER unter
www.malteser.at • www.malteserorden.at
DIE MALTESER 1/2018 63
TAGEBUCH
DANKE, VERA!
Einige Mitglieder des Malteser Alten- und Krankendienstes (MAKD) durften Vera Malek bereits 1978 kennenlernen.
Keiner von uns wird sie je vergessen, denn Vera hatte eine wunderbare menschliche Ausstrahlung. Sie war intelligent,
warmherzig, witzig und immer bereit, andere zu unterstützen. Am 5. November 2017 hat Gott sie in die Ewige Heimat
abberufen.
Von Miriam Weigel
Vera hat ihre Selbstbiografie hinterlassen, die uns von
ihrem Schicksal und Lebensweg erzählt: Als Vera Prinz
kam sie 1932 körperlich behindert zur Welt. Zahllose
Operationen bis zu ihrem sechsten Lebensjahr konnten
nicht helfen. Ihr Wesen bezauberte allerdings schon damals
das ärztliche Personal.
In einem Kinderheim in Rodaun/Wien fühlte sich Vera
zunächst sehr wohl. Trotz schwerster Beeinträchtigung
von Armen und Händen erlernte sie das Stricken. Im Alter
von 16 Jahren brachte man Vera in das Landespflegeheim
Mistelbach. Dort traf die junge Frau ihre getreue,
mütterliche Gefährtin Frieda und ihren späteren Mann,
Herrn Malek. Die Hochzeit wurde 1958 gefeiert.
Einige Jahre nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1975
übersiedelten Vera und Frieda ins Landespflegeheim
Wiener Neustadt. Dort war ein eigenes „Malzimmer“
eingerichtet, das Vera ausgiebig für ihre Seidenmaleri
nutzte. Sie malte mit dem Mund wunderbare Muster für
Bilder, Tücher, Schirme und vieles mehr. Sie machte Ausstellungen
und verschenkte großherzig ihre Werke.
Betreut und geliebt bis zum Schluss
Den Maltesern war Vera eng verbunden. Sie fuhr mit
uns dreimal nach Lourdes und nach Rom und nahm viele
Jahrzehnte lang an den Reisen des Malteser Alten- und
Krankendienstes teil. Außerdem war Vera regelmäßiger
Gast bei den monatlichen Heiligen Messen und Jausen
des MAKD im Pfarrsaal der Kirche Kaasgraben.
Das letzte Mal sahen wir Vera am 13. Oktober 2017 bei unserer
Tagesfahrt nach Linz. In den folgenden Wochen stürzte
Vera immer wieder, und es war auch ein unglücklicher
Sturz, der sie schließlich am 5. November das Leben kostete.
Viele von uns fuhren zu ihrem Begräbnis nach Grünbach
am Schneeberg. Wir hatten das Bedürfnis, sie auf ihrem
letzten Weg zu begleiten und ihr „Danke“ zu sagen.
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TAGEBUCH
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TAGEBUCH
Termine 2018
APRIL 2018
21 Benefizkonzert Reichenau MC/MHDA
25–27 Integra, Messe Wels MC/MKH
MAI 2018
4-8 Lourdes-Wallfahrt SMRO/MHDA
25 Lange Nacht der Kirchen SMRO
31 Fronleichnamsprozession SMRO
31–3 Straßensammlung Tirol MHDA
JUNI 2018
21 Benefizkonzert im Konzerthaus MHDA
23 Aufnahme Mailberg SMRO/MHDA
24 Hochfest Hl. Johannes der Täufer SMRO
JULI 2018
8–16 Burgundreise MHDA
14 Konzert Schloss-Altenhof SMRO/MHDA
AUGUST 2018
2–5 20. Wildwassercamp MHDA
3 Benefizball Salzburg SMRO
25–26 Tiroler Sommerreise Bad Ischl MHDA
SEPTEMBER 2018
14–16 Familienwallfahrt Admont SMRO
30 Kinderhilfelauf Amstetten MKH
NOVEMBER 2018
9 Benefizlesung Peter Matić SMRO/MHDA
17 Benefizgala Steiermark SMRO
18–25 Pilgerfahrt ins Heilige Land SMRO/MHDA
Wiederkehrende Termine
Malteserkirche, Kärntner Straße 37, 1010 Wien
„Montag bei den Maltesern“ Hl. Messe, Predigt, Musik, Stille im Zentrum der Stadt, 12.00 Uhr
Hl. Messe mit Orgelmusik und Predigt Jeden ersten Sonntag im Monat, 10.00 Uhr
Feierliche Vesper mit Eucharistischem Segen Jeden Sonntag, 16.00 Uhr
Hl. Messe mit der Johannesgemeinschaft Jeden ersten Montag im Monat, 19.30 Uhr
KONTAKT
Souveräner Malteser-Ritter-Orden
Großpriorat von Österreich
Dipl.-Ing. Richard Steeb
T: +43 1 512 72 44
E: smom@malteser.at
I: www.malteserorden.at
MALTESER Austria
Bundeszentrale
Mag. Manuel Weinberger
T: +43 1 512 53 95
E: zentrale@malteser.at
I: www.malteser.at
Malteser International
Dipl.-Ing. Richard Steeb
T: +43 1 512 72 44
E: smom@malteser.at
I: www.malteser-international.org
MALTESER Care
Helmut Lutz
T: +43 1 361 97 88 Fax 50
Kostenlose Pflegehotline: 0800 201 800
(Mo–So 8.00–20.00 Uhr)
E: office@mcr.or.at
I: www.malteser.care
MALTESER Kinderhilfe
Olivier Loudon
DGKP Roman Haslauer, MBA
T: +43 7472 98201
E: office@malteser-kinderhilfe.at
I: www.malteser-kinderhilfe.at
Haus Malta
Dir. Bogdan Norbert Bercal
T: +43 1 597 59 91
E: hausmalta@malteser.at
I: www.hausmalta.at
Johannesgemeinschaft
Marie Czernin
T: +43 1 512 72 44
E: info@jg-online.at
I: www.jg-online.at
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Was zählt, ist Nähe.
Nur Wer eiNfühlsam ist,
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Besuchen DIE MALTESER Sie uns auf: 1/2018 67
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LOURDES 2018
Meine Hilfe kommt vom Herrn
AUSTRIA
AUSTRIA
URDES 2018
ine Hilfe kommt vom Herrn
Schenken Sie
Lebensfreude mit
Ihrer Spende für die
LOURDES
WALLFAHRT 2018
4.-8. Mai 2018
Der MALTESER Hospitaldienst organisiert auch dieses Jahr
eine Pilgerreise nach Lourdes. Das Miteinander von Pilgern,
Betreuungsbedürftigen und Maltesern sowie die Gnaden des
südfranzösischen Marienheiligtums machen diese Wallfahrt zu
einem einzigartigen Erlebnis.
Gemeinsam
Lourdes erleben!
lourdes.malteser.at
Spendenkonto: MALTESER Hospitaldienst, IBAN: AT65 2011 1800 8087 0800, BIC: GIBAATWWXXX
Vergelt‘s Gott für Ihre Spende! Ihre Spende ist steuerlich absetzbar!
Souveräner Malteser-Ritter-Orden
Großpriorat von Österreich
Johannesgasse 2, 1010 Wien
Katharina Stögner
T: +43 1 512 72 44, F: +43 1 513 92 90
presse@malteser.at
www.malteserorden.at
MALTESER Austria
Bundeszentrale
Johannesgasse 2, 1010 Wien
Mag. Manuel Weinberger
T: +43 1 512 53 95, F: +43 1 512 84 78
zentrale@malteser.at
www.malteser.at
Österreichische Post AG
MZ 11Z038858M
Souveräner Malteser-Ritter-Orden
Johannesgasse 2, 1010 Wien
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