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Die Malteser-Zeitung 1/2018

Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens und seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.

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<strong>Die</strong><br />

MALTESER<br />

Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />

Ausgabe 1/<strong>2018</strong><br />

Down-Syndrom: Wunderbar anders<br />

Talentprogramm: „Sag nicht behindert zu mir“<br />

<strong>Malteser</strong>kirche: 900 Jahre alter Schatz


INHALT<br />

IMFOKUS<br />

04 Menschen mit dem Glücks-Chromosom?!<br />

08 Musik kennt keine Ausgrenzung<br />

MALTESERORDEN<br />

10 1000 Eimer <strong>Malteser</strong>wein<br />

11 Alexander Van der Bellen bei Fra’ Giacomo<br />

Dalla Torre in Rom<br />

VORBILDER<br />

12 Daisy Waldstein-Wartenberg<br />

LEBENSWERT<br />

14 Georg Fraberger: „Wenn man einen Sinn hat,<br />

lohnt es sich, viel auszuhalten.“<br />

17 „Sag nicht behindert zu mir“ – Vorstellung myAbility<br />

04 11<br />

RELIGIONAKTUELL<br />

20 Auferstehung und Ostern<br />

MALTESERWELTWEIT<br />

21 Bangladesch – „Wir tun alles, um das<br />

menschliche Leid zu lindern.“<br />

22 Myanmar – an Tuberkolose erkrankte Kinder<br />

24 Südsudan – „Ich habe Angst, aber Gott ist auf<br />

meiner Seite.“<br />

MEDIZINAKTUELL<br />

26 Dysphagie – Schluckstörung<br />

MALTESERÖSTERREICH<br />

27 Berichte aus den Bundesländern<br />

Vielfältige Initiativen und <strong>Die</strong>nste<br />

RUNDSCHAU<br />

48 <strong>Malteser</strong>kirche in Wien – Ein 900 Jahre alter<br />

Schatz wird entdeckt.<br />

50 Cesar Sampson: 12 Punkte<br />

MALTESERREISEN<br />

52 Ein wiederentdecktes Kloster in Montenegro<br />

14<br />

21<br />

KLOSTERKÜCHE<br />

54 Frühlingsrezepte<br />

GELESENEMPFOHLEN<br />

56 Interessante Neuerscheinungen<br />

48<br />

52<br />

TAGEBUCH<br />

57 Menschen und Events<br />

58 Hermann Glettler, neuer Bischof von Innsbruck<br />

ÜBERBLICK<br />

66 Termine und Kontakte<br />

2<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>


EDITORIAL<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

liebe Leserinnen und Leser,<br />

in Kürze feiern wir das Osterfest. Wir feiern damit den Tod,<br />

die Auferstehung und das Leben. Jesus hat in seinem Leben<br />

stets jenen geholfen, die Hilfe brauchten. Es waren vor allem<br />

Menschen, die von ihren Mitbrüdern verachtet und verstoßen<br />

wurden. Ihnen hat Jesus seine Liebe gegeben.<br />

Christliche Nächstenliebe erfüllt sich im selbstlosen Helfen,<br />

in der bedingungslosen Unterstützung derer, die in Not<br />

sind. Das ist das Verständnis, mit dem die <strong>Malteser</strong> ihre<br />

vielfältigen Sozial- und Krankendienste leisten. Ganz gleich,<br />

ob es soziale Hürden zu überwinden gilt, ob Menschen auf<br />

der Suche nach Sicherheit ihre Heimat verlassen müssen,<br />

ob Menschen mit einer Behinderung geboren werden, ob sie<br />

psychische Probleme haben, alt, krank oder einsam sind: Sie<br />

alle sind auf Hilfe angewiesen.<br />

Helfen kann ganz verschiedene Formen annehmen. Es kann<br />

eine kleine Geste, regelmäßige Zuwendung oder Unterstützung<br />

auf Dauer sein. In vielen Fällen braucht es dazu keine<br />

Anstrengung, keine spezielle Ausbildung und keine besonderen<br />

Voraussetzungen. Oft genügt es schon, einfach nur da<br />

zu sein und zuzuhören, dem anderen das Gefühl zu geben, in<br />

einem bestimmten Augenblick, in einer schwierigen Situation<br />

nicht allein zu sein.<br />

IMPRESSUM<br />

Medieninhaber: Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden (<strong>Malteser</strong>orden)<br />

Großpriorat Österreich, 1010 Wien, Johannesgasse 2,<br />

Telefon: +43 1 512 72 44, E-Mail: smom@malteser.at<br />

Chefredaktion: Katharina Stögner<br />

Mitarbeiter bzw. Autoren dieser Ausgabe: Aglaë Hagg-Thun,<br />

Gregor Ulrich Henckel-Donnersmarck OCist, Angela Thierry, Anton<br />

Gatnar, Barbara Masin, Cesar Sampson, Christoph Sackl, Claudia<br />

Braunstein, Edith Holzer, Elisabeth Hintner, Fra`Gottfried, Friedrich<br />

H. Wimmer, Georg Male, Michael Grabner, Gerald Gugerel, Gregor<br />

Demblin, Hanna A. Liebich, Katharina Kiecol, Lukas Krupitza,<br />

Manuel Weinberger, Maria Grossauer, Michael Etoh, Miriam Weigel,<br />

Richard Igler, Richard Mischak, Richard Steeb, Stephanie Rogers,<br />

Susanne Seper, Susanne Wick, Ulrich Glaunach, Veronika Mosich,<br />

Wolfgang Weigel.<br />

Fotos: Afra Loidl-Hämmerle, Alexander Hinteregger, Ben Gräser<br />

Fotografie, Birgit Brunsteiner, Chris Lendl, Christian Herrlich, Claudia<br />

Braunstein, Diözese Innsbruck, Down-Syndrom Österreich, Elke Bitter,<br />

So unterschiedlich die Bedürfnisse und so individuell die<br />

Anforderungen sind, so unterschiedlich sind auch die<br />

Möglichkeiten zur Hilfe. Jeder von uns kann in seinem<br />

persönlichen Umfeld, in seinem – auch noch so kleinen –<br />

Wirkungsbereich etwas finden, wo er für einen anderen<br />

Menschen etwas scheinbar Unmögliches möglich machen<br />

kann.<br />

Würde jeder für sich und innerhalb seiner eigenen Lebenswelt<br />

dort helfen, wo er gerade Not sieht, gäbe es bald keine<br />

Not mehr. Was für eine schöne Vorstellung! Auch wenn<br />

dieses Bild nur eine Illusion ist – es ist eine beständige<br />

Motivation, weiterhin zu helfen, nicht aufzugeben, nicht zu<br />

resignieren. Helfen ist wichtig und richtig. Tun wir es!<br />

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ihren Familien und<br />

Freunden ein frohes und gesegnetes Osterfest.<br />

Norbert Salburg-Falkenstein<br />

Prokurator<br />

Gabriele Padewit, Georg Fraberger,<br />

Gunther Pusch/HBF, Horst Dockal,<br />

i-stockphoto.com, Jeff Mangione, kainzpictures.at,<br />

Land NÖ, Milena Krobath,<br />

Norwegian SEAFOOD COUNCIL, Peter<br />

Lechner/HBF, Robert Herbst, Stefan Ebersberger,<br />

Thomas Meyer, Udo Titz.<br />

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ABSETZBAR<br />

Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige<br />

Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet.<br />

Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für<br />

beiderlei Geschlecht.<br />

Gestaltung: Karin Mayer-Fischer, werbeproduktion.at<br />

Druck: Druckerei Robitschek, Schlossgasse, 1050 Wien.<br />

Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz: Berichterstattung über<br />

nationale und internationale Tätigkeiten des SMRO und seiner<br />

Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Meinung<br />

der Redaktion entsprechen. Redaktionsschluss: März <strong>2018</strong><br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 3


IMFOKUS<br />

MENSCHEN MIT DEM<br />

GLÜCKS-CHROMOSOM?!<br />

Das Leben mit Kindern ist anders. Und es kann „wunderbar anders“ sein mit Down-Syndrom. Eine Einladung zu einer neuen<br />

Sichtweise und ein Plädoyer für echte Inklusion.<br />

Von Maria Grossauer<br />

Man erfährt es entweder während der Schwangerschaft<br />

oder nach der Geburt. Egal, wann die Worte „Ihr Kind hat<br />

Down-Syndrom!“ kommen – kaum jemand ist darauf vorbereitet.<br />

Trisomie 21: <strong>Die</strong> Diagnose ist meist zunächst so<br />

etwas wie ein Schock. Der Anfangsschmerz und die Verzweiflung<br />

überschatten fast immer das eigentlich so freudige<br />

Ereignis. Traurigkeit und Angst vor der Zukunft statt<br />

Freude und Dankbarkeit für das Baby sind zu spüren.<br />

Dabei spielt das Einfühlungsvermögen des Arztes bei der<br />

Diagnoseübermittlung eine tragende Rolle. Weil es weichenstellend<br />

sein kann, wenn die Eltern gleich zu Beginn<br />

freundliche und aufmunternde Sätze zu hören bekommen.<br />

Zum Beispiel solche, wie sie Maggie Rausch, Mutter<br />

einer Tochter mit Down-Syndrom, in ihrem offenen Brief<br />

an Ärzte, Hebammen und Pflegepersonal formuliert hat:<br />

„Gratulation zu Ihrer hübschen Tochter. Darf ich sie halten?<br />

Das sanfteste Wesen, das ich seit langem gehalten<br />

habe. Ein Wunder! Wir haben die Laborergebnisse bekommen<br />

und wissen jetzt mit Sicherheit, dass sie ein ganzes 21.<br />

Chromosom mehr hat. Man nennt dies Trisomie 21 oder<br />

Down-Syndrom.“<br />

„Ihr Leben wird sich für immer ändern ...“<br />

Es macht für die Eltern einen großen Unterschied, wie<br />

ihnen die Diagnose vermittelt wird. Noch viel zu oft bekommen<br />

sie zu hören: „Ihr Kind wird niemals … können<br />

und wird niemals … sein. Ihr Leben wird sich ab nun für<br />

immer ändern …“ Als ob das Leben mit Kindern nicht<br />

ohnehin immer anders wäre als zuvor. Mit Down-Syndrom-Kindern<br />

kann es eben „wunderbar anders“ sein.<br />

<strong>Die</strong> Fähigkeiten von Menschen mit Down-Syndrom werden<br />

generell unterschätzt. Ihre Entwicklung verläuft<br />

zwar insgesamt langsamer als bei den Altersgenossen,<br />

und mögliche Zusatzerkrankungen, wie ein Herzfehler<br />

oder eine hohe Infektanfälligkeit, Fehlfunktionen der<br />

Schilddrüse und Veränderungen im Magen-Darmbereich,<br />

können das Alltagsleben zeitweise stark beeinflussen.<br />

Doch gibt es heutzutage enorm viele Möglichkeiten,<br />

Kinder mit Down-Syndrom in den unterschiedlichsten<br />

Bereichen zu unterstützen. Frühförderung und therapeutische<br />

Betreuung in Form von Logopädie, Ergotherapie<br />

und Physiotherapie helfen zum Beispiel bei der Entwicklung<br />

von Motorik und Sprache. <strong>Die</strong>se Maßnahmen<br />

4<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>


IMFOKUS<br />

lassen sich spielerisch in den Alltag integrieren. Kinder<br />

mit Down-Syndrom wachsen in ihren Familien auf, und<br />

immer mehr von ihnen sind in Regelkindergärten und<br />

Schulen gut integriert.<br />

Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten<br />

Apropos Schule und Lernen: Kinder mit Down-Syndrom<br />

haben Lernpotenziale wie jedes andere Kind auch, nur<br />

lernen sie in ihrem eigenen Tempo. Es gibt mittlerweile<br />

sehr viele, speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit<br />

Down-Syndrom abgestimmte, Lernmethoden und Materialien<br />

für jedes Lebensalter. Ein Kind mit Down-Syndrom<br />

profitiert enorm von der Vorbildwirkung anderer Kinder.<br />

Menschen mit Trisomie 21 lernen viel durch Imitation und<br />

Nachahmen. Gleichzeitig bieten Integrationsgruppen/<br />

-klassen für alle Kinder große Chancen, wie beispielsweise<br />

die Entwicklung von besonderen sozialen Fähigkeiten.<br />

Es kann und soll dem Kind also durchaus etwas zugetraut<br />

werden. Auch wenn die Sprachentwicklung fast immer<br />

durch die eingeschränkte Wiedergabefähigkeit verzögert<br />

ist, leidet das Sprachverständnis kaum darunter. Mit speziellen<br />

Methoden, wie der gebärdenunterstützten Kommunikation,<br />

kann das Potenzial schon früh gefördert<br />

werden. So wird eine eventuelle Frustration, die durch<br />

noch nicht vorhandene verbale Kommunikationsfähigkeit<br />

entstehen kann, abgefedert. Das Kind kann sich ausdrücken,<br />

ohne sprechen können zu müssen. Das stärkt<br />

das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.<br />

Ein möglichst selbstständiges Leben führen<br />

Ermutigung und Konsequenz sind bei jedem Kind wichtig,<br />

bei Kindern mit Down-Syndrom besonders wichtig.<br />

Kinder mit Down-Syndrom brauchen ganz klare Grenzen<br />

und Regeln, an denen sie sich orientieren und festhalten<br />

können. Durch den Besuch von Integrationsklassen haben<br />

Kinder und Jugendliche mit Down-Syndrom heute<br />

so große Bildungschancen wie nie zuvor. Sie erlernen das<br />

Rechnen, Schreiben und Lesen als entscheidendes Fundament<br />

für ihr weiteres Leben in der Gesellschaft. Gut integriert<br />

zu sein und an den ganz normalen Dingen des Alltags<br />

teilhaben zu können, sind wichtige Voraussetzungen, um<br />

ein möglichst selbstständiges Leben führen zu können.<br />

Erwachsene mit Down-Syndrom haben in der Regel einen<br />

Arbeitsplatz, die meisten in einer Werkstatt, einige<br />

auch auf dem freien Arbeitsmarkt oder nahe am ersten<br />

Arbeitsmarkt. Ein Arbeitsplatz, der ein eigenes Einkommen<br />

ermöglicht, ist – wie bei Menschen ohne Behinderung<br />

– ein wichtiger Schritt in die Selbstständigkeit.<br />

Ebenso ist es für Menschen mit Down-Syndrom<br />

wichtig, selbstständig wohnen zu können. Wie alle<br />

Jugendlichen brauchen sie irgendwann Distanz zum<br />

Elternhaus, eigene vier Wände und Selbstbestimmung.<br />

Für einige erfüllt sich der Traum vom selbstständigen<br />

Wohnen in Wohngemeinschaften, die meisten leben in<br />

betreuten Einrichtungen. Wir hoffen, dass in Zukunft<br />

viele Menschen mit Down-Syndrom ein selbstbestimmtes<br />

Leben führen können.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 5


IMFOKUS<br />

DIE SECHS GRÖSSTEN MISSVERSTÄNDNISSE ZUM THEMA DOWN-SYNDROM<br />

1. Was ist das Down-Syndrom?<br />

Menschen mit Down-Syndrom sind Botschafter der Vielfalt<br />

des Lebens. Sie tragen in ihren Körperzellen 47 statt<br />

der üblichen 46 Chromosomen. Das 21. Chromosom ist<br />

dreifach vorhanden, daher „Trisomie 21“. <strong>Die</strong>ses überschüssige<br />

Chromosom trägt jene Gene, die Menschen<br />

mit Down-Syndrom so unverwechselbar machen. Es ist<br />

eine Chromosomen-Besonderheit. Wie und warum es<br />

dazu kommt, ist noch nicht ausreichend erforscht. Das<br />

Down-Syndrom taucht überall auf der Welt auf, quer<br />

durch alle sozialen Schichten und Altersgruppen. Man<br />

geht davon aus, dass auf jede 700. bis 900. Geburt weltweit<br />

ein Kind mit Down-Syndrom kommt. In Österreich<br />

leben etwa 8000 Menschen mit Down-Syndrom. Genaue<br />

offizielle Statistiken existieren nicht.<br />

2. Das Down-Syndrom ist keine Krankheit? Es ist<br />

eine Chromosomen-Anomalie. Es braucht und kann daher<br />

nicht geheilt werden.<br />

3. Am Down-Syndrom „leidet“ man nicht, man<br />

wird damit geboren und lebt damit. Das Down-Syndrom<br />

selbst tut nicht weh. Menschen mit Down-Syndrom leiden,<br />

wenn sie krank sind oder Schwächen haben, wie<br />

alle anderen Menschen auch. Zumeist aber leiden sie am<br />

Verhalten und an den Reaktionen ihrer Umwelt: an Spott<br />

und Mitleid, an Zurückweisung und Unverständnis, an<br />

„Übergangenwerden“ und „Ausgeschlossensein“. Aber sie<br />

leiden nicht am Down-Syndrom selbst.<br />

4. Menschen mit Down-Syndrom sind nicht „immer<br />

glücklich“.<br />

Menschen mit Down-Syndrom verfügen in der Regel über<br />

ein hohes Maß an sozialer Kompetenz. Normalerweise<br />

sind sie freundlich, höflich und kontaktfreudig. Dass sie<br />

nur glücklich sind, ist ein Klischee. Trauer, Glück, Ärger,<br />

Freude und Liebe zeigen sie sehr ehrlich und direkt.<br />

5. Beim Down-Syndrom gibt es keine Abstufungen<br />

des „Schweregrades“.<br />

Menschen mit Down-Syndrom haben – wie alle von uns<br />

– unterschiedliche Talente und Begabungen. Es gibt eine<br />

große Bandbreite von schwer geistig behinderten bis zu<br />

durchschnittlich intelligenten Menschen, wie bei uns allen.<br />

Ihr intellektuelles Entwicklungspotenzial wird mit<br />

zunehmender Forschung und Förderung viel höher als<br />

noch vor etwa 20 Jahren eingeschätzt.<br />

6. Menschen mit Down-Syndrom wollen nicht „besonders“<br />

sein.<br />

Sie sind oft gesellig, offen, lieben es, mit anderen in Interaktion<br />

zu sein – und wollen meist nicht durch das<br />

Down-Syndrom definiert werden. Dementsprechend eignen<br />

sich die Menschen mit Down-Syndrom im Rampenlicht<br />

auch nur bedingt als Vorbilder für die Betroffenen<br />

selbst. Sie wollen nicht „besondere Menschen“ sein, sondern<br />

einfach ganz normal dazugehören.<br />

Opernball-Debüt:<br />

Inklusions-Balleröffnung <strong>2018</strong><br />

Debütantenpaar mit Down Syndrom eröffnet den<br />

62. Wiener Opernball.<br />

Nach der Eröffnung war das Debütantenpaar in die Loge<br />

von Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Frau<br />

Doris Schmidauer eingeladen.<br />

288 Debütanten haben auch heuer wieder in wunderschönen<br />

weißen Kleidern, schwarzen Fräcken und<br />

funkelnden Tiaras den Wiener Opernball eröffnet.<br />

Heuer tanzte auch das erste Tanzpaar mit Trisomie<br />

21, Swatina Wutha und Felix Röper, mit.<br />

6<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>


IMFOKUS<br />

„ES IST NORMAL, VERSCHIEDEN ZU SEIN“<br />

Maria Grossauer vom Verein „Down-Syndrom Österreich“<br />

ist Mutter eines zehnjährigen Sohnes mit<br />

Down-Syndrom. Nach der Geburt ihres Kindes hat die<br />

PR- und Marketingmanagerin u. a. einen Blog veröffentlicht.<br />

Er soll anderen Betroffenen Einblick in ihr Leben<br />

geben und damit Mut und Hoffnung machen. Wir haben<br />

mit der engagierten Mutter gesprochen.<br />

Was macht den Umgang mit dem Thema Down-Syndrom<br />

für viele Menschen so schwierig?<br />

Berührungsängste und Unwissenheit über das Thema.<br />

Wie zum Beispiel die Angst vor dem schweren Leben,<br />

den Einschränkungen, dem Leiden. Genau das Wort<br />

„Leiden“, das in diesem Zusammenhang immer wieder<br />

auftaucht, ist aber völlig unpassend. Betroffene „leiden“<br />

nicht unter dem Down-Syndrom – sie haben es einfach.<br />

Sie leiden maximal unter der Ausgrenzung durch andere<br />

und manchmal an Zusatzerkrankungen, die mit dem<br />

Down-Syndrom einhergehen können. Abgesehen davon<br />

sind fast alle Menschen mit Down-Syndrom besonders<br />

lebenslustig – und jedenfalls ganz und gar nicht leidend.<br />

Wie kann Inklusion gelingen? Welche Anforderungen<br />

gibt es an die Gesellschaft/Politik?<br />

Es beginnt schon ab dem frühen Kindesalter. So lernen die<br />

Kinder von klein auf, dass es „normal“ ist, verschieden zu<br />

sein. Da kommen Berührungsängste erst gar nicht auf. All<br />

die positiven Beispiele in den Medien, die heute noch wie<br />

vereinzelte Leuchttürme herausragen, sollen in Zukunft<br />

„Normalität“ sein. Menschen mit Down-Syndrom gehören<br />

dazu und sollen in allen Bereichen miteinbezogen werden.<br />

Um zu größtmöglicher Selbstständigkeit zu gelangen, ist<br />

es wichtig, dass die Kinder ihre Entwicklungspotenziale<br />

voll ausschöpfen können. Kinder mit Down-Syndrom haben<br />

heute viel bessere Entwicklungschancen als noch vor<br />

20 Jahren. Es gibt aber auch noch großen Aufholbedarf:<br />

Mit dem Pflichtschulabschluss gibt es keine integrative<br />

Angebote mehr, und die Jugendlichen stoßen oft auf Vorbehalte<br />

und Ablehnung, wenn sie einen Lehrplatz suchen.<br />

Welchen Beitrag können Unternehmen leisten?<br />

<strong>Die</strong> gesetzliche Regelung sieht vor, dass pro 25 Arbeitnehmern<br />

eine „begünstigte behinderte Person“ eingestellt<br />

werden muss. Tut das der Arbeitgeber nicht, ist eine Ausgleichstaxe<br />

zu zahlen. Rund 80 Prozent der heimischen<br />

Unternehmen zahlen diese Taxe, anstatt die Einstellungsquote<br />

zu erfüllen. Da ist sicherlich noch Potenzial<br />

vorhanden. Unternehmen müssen Furcht und Unsicherheit<br />

genommen werden, jemanden mit Down-Syndrom<br />

einzustellen.<br />

Wie kann diese Unsicherheit verringert werden?<br />

Es hilft, zu wissen, dass Menschen mit Down-Syndrom<br />

einen wertvollen und nicht zu unterschätzenden Beitrag<br />

zu unserem Berufsleben leisten. Ihre Freundlichkeit,<br />

Offenheit und Ehrlichkeit tragen zu einem positiven<br />

Betriebsklima bei und sorgen auch für einen Motivationsschub<br />

bei anderen Mitarbeitern. Ein gesellschaftlich<br />

wertgeschätzter Arbeitsplatz ermöglicht Menschen mit<br />

Trisomie 21, ihre individuellen Stärken in unterschiedlichen<br />

Bereichen einzusetzen. Sie wollen nicht als hilfsbedürftige<br />

oder bemitleidenswerte Menschen gesehen<br />

werden, sondern in einem positiven Licht zeigen können,<br />

was alles möglich ist.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 7


IMFOKUS<br />

HILFE FÜR ELTERN<br />

VON KINDERN MIT<br />

DOWN-SYNDROM<br />

Der gemeinnützige Elternverein „Down-Syndrom Österreich“<br />

setzt sich für die Optimierung von Lebenschancen<br />

für Menschen mit Down-Syndrom ein. Vorurteile und<br />

Berührungsängste gegenüber Menschen mit Down-Syndrom<br />

sollen abgebaut werden. Durch gezielte Medienpräsenz<br />

wird Aufklärungsarbeit geleistet. <strong>Die</strong> Publikation<br />

von Videos, themenspezifischen Informationsboxen<br />

und die Herausgabe der Fachzeitschrift „Leben Lachen<br />

Lernen“ tragen ebenfalls dazu bei. Down-Syndrom Österreich<br />

organisiert regelmäßig Tagungen, Fachvorträge,<br />

Workshops und Veranstaltungen.<br />

Tipp 1: Im September <strong>2018</strong> findet eine dreitägige Fachtagung<br />

statt. Sie ist eine breit gefächerte Informationsplattform<br />

für Menschen mit Down-Syndrom jeder Altersstufe,<br />

deren Angehörige und Freunde, Pädagogen,<br />

Therapeuten und Ärzte, aber auch für die Gesellschaft<br />

ganz allgemein. International anerkannte Referenten aus<br />

dem deutschsprachigen Raum werden Fachvorträge und<br />

Workshops halten.<br />

Tipp 2: Down-Syndrom Österreich bietet eine Infobox<br />

für Eltern von Neugeborenen mit Down-Syndrom an.<br />

<strong>Die</strong> Box enthält umfassende Informationen und Aufklärungsmaterial<br />

und beantwortet neubetroffenen Eltern<br />

Fragen, die sich durch die Geburt eines Kindes mit Trisomie<br />

21 ergeben. <strong>Die</strong> Eltern sollen wissen, dass sie mit ihrem<br />

Kind nicht alleine sind. So können sie sich auf das<br />

konzentrieren, was wirklich wichtig ist: das Baby liebevoll<br />

willkommen zu heißen und in den Arm zu nehmen.<br />

Mehr dazu unter: www.down-syndrom.at<br />

MUSIK KENNT<br />

Der Verein „Firefly Club“ bildet als einziger Verein in ganz<br />

Österreich Menschen mit intellektueller Behinderung zu<br />

DJs aus, und vermittelt sie für öffentliche und private<br />

Veranstaltungen. Katharina Stögner im Gespräch mit<br />

Christoph Sackl.<br />

Der Verein „Firefly Club“ (www.fireflyclub.at) wurde<br />

2012 von Christoph Sackl und Sebastian Gruber gegründet.<br />

Nach vier Jahren Tätigkeit in Wien wurde auch in<br />

Niederösterreich ein neues Angebot mit einem zusätzlichen<br />

DJ-Kollektiv geschaffen. Insgesamt haben bereits<br />

rund 60 Personen mit Behinderung eine DJ-Ausbildung<br />

absolviert, von denen derzeit mehr als 20 DJs aktiv tätig<br />

sind. Eine neue DJ-Ausbildung findet jährlich in Wien<br />

statt. Wie es zu dieser erfolgreichen und außergewöhnlichen<br />

Initiative gekommen ist, erklärt Christoph Sackl<br />

im Interview.<br />

Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?<br />

Ich habe mehr als zehn Jahre in England gelebt und im<br />

Sozialbereich mit Menschen mit Behinderung gearbeitet.<br />

Im Laufe meiner Tätigkeiten habe ich mehrere inklusive<br />

Discos in London besucht und war von der Atmosphäre<br />

begeistert. Als ich wieder nach Wien zurückgekommen<br />

bin, habe ich hier nichts Vergleichbares gefunden. So ist<br />

die Idee entstanden, das Angebot an inklusiven und barrierefreien<br />

Veranstaltungen nach Österreich zu bringen.<br />

Viele Menschen mit Behinderung sind von Abendveranstaltungen<br />

auf Grund von räumlichen Barrieren und<br />

dem fehlenden Verständnis von Mitmenschen ausge-<br />

8<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>


IMFOKUS<br />

KEINE AUSGRENZUNG<br />

schlossen. Gemeinsam mit Sebastian Gruber, der selbst<br />

eine Behinderung hat, haben wir den Verein Firefly Club<br />

gegründet.<br />

Wie läuft eine Ausbildung zum DJ ab?<br />

Sie wird von bereits ausgebildeten DJs als Trainer geleitet,<br />

die für ihre Tätigkeiten bezahlt werden. Somit<br />

schafft der Firefly Club ein Arbeits-und Beschäftigungsangebot<br />

für Menschen mit Behinderung durch honorierte<br />

Trainer und DJ-Einsätze. Jeder DJ ist mit Herz und<br />

Seele bei der Sache. Fast alle aktiven DJs besitzen schon<br />

ihre eigenen DJ-Geräte, um sich auf die nächsten Auftritte<br />

vorzubereiten. Es werden individuelle DJ-T-Shirts<br />

und Veranstaltungsflyer von den DJs entworfen und eigene<br />

Facebook-Fanseiten betrieben.<br />

Was ist das Ziel der Ausbildung?<br />

<strong>Die</strong> Ausbildung zum DJ soll das Selbstwertgefühl der<br />

Teilnehmenden steigern, musisch kreative Talente der<br />

Zielgruppe in einem sicheren Rahmen fördern und einer<br />

benachteiligten Personengruppe zu einer verstärkten<br />

kulturellen und gesellschaftlichen Teilhabe verhelfen.<br />

Derzeit gibt es kaum DJs mit Behinderung in Österreich,<br />

die außerhalb von karitativen Einrichtungen im<br />

öffentlichen Rahmen auftreten. Auf gesellschaftlicher<br />

Ebene werden durch die DJ-Auftritte Vorurteile und<br />

Barrieren gegenüber Behinderungen abgebaut. Durch<br />

die musikalische Leistung und Sichtbarkeit der DJs in<br />

der Öffentlichkeit sowie durch die Vernetzung von Menschen<br />

mit und ohne Behinderung trägt der Verein zur<br />

Verwirklichung einer inklusiven Gesellschaft bei.<br />

Bei welchen großen Veranstaltungen durfte man<br />

Eure DJs schon live erleben?<br />

<strong>Die</strong> DJs spielten bei großen Veranstaltungen wie dem<br />

zehnten Diversity Ball mit über 2.000 Besuchern im<br />

Kursalon Wien, bei mehreren Veranstaltungen im Wiener<br />

Rathaus, den Special Olympics in Schladming und<br />

bei einem inklusiven Festival in der Schweiz. <strong>Die</strong> Reaktionen<br />

der Kunden waren immer sehr positiv, und eine<br />

positivere Einstellung gegenüber Menschen mit Behinderung<br />

wird oft als sozialer Mehrwert nach den Veranstaltungen<br />

betont.<br />

Was habt ihr als nächstes vor?<br />

Der Verein plant, sich als Sozialunternehmen und Vermittlungsagentur<br />

für Menschen mit Behinderung zu<br />

etablieren. Um auch eine nachhaltige Finanzierung sicherzustellen<br />

und Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung<br />

zu schaffen, sollen die DJs und DJ-Trainer<br />

durch eine neue interaktive Buchungsplattform an neue<br />

Kundengruppen, verstärkt in der Privatwirtschaft, mit<br />

zusätzlichen Leistungen vermittelt werden. Da freuen<br />

wir uns natürlich, wenn es möglichst viele neue Buchungs-<br />

und Kooperationspartner und neue interessierte<br />

Teilnehmer gibt. Unterstützung – welcher Art auch<br />

immer – ist ebenfalls herzlich willkommen.<br />

Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute!<br />

Informationen, Anfragen oder Buchungen über<br />

www.fireflyclub.at oder +43 680 4012002<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 9


MALTESERORDEN<br />

WEINKELLEREI LENZ MOSER<br />

1.000 EIMER MALTESERWEIN<br />

Das 1.000 Eimerfass ist mit einem Rotwein aus dem von Lenz Moser seit 1969 bewirtschafteten Schlossweingut Mailberg<br />

des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens befüllt. <strong>Die</strong> vorgesehene Reifezeit für den „Premiere-Wein“ der Rebsorten Blauer<br />

Zweigelt, Cabernet Sauvignon und Merlot beträgt mindestens zwölf Monate.<br />

Von Friedrich H. Wimmer<br />

Kellereileiter Ing. Ernest Großauer schätzt am Holzfass<br />

den natürlichen Aspekt in der Weinwerdung – ein Naturprodukt<br />

reift in einem Naturprodukt. Für den Ausbau<br />

eines Weins im Holzfass braucht es spezielles Wissen,<br />

entscheidend für die Qualität des darin gereiften Weins<br />

sind aber Gespür und Erfahrung. Somit steht selbst bei<br />

einer großen Kellerei wie Lenz Moser der Mensch selbst<br />

im Mittelpunkt. Mit Weinen, welche die Handschrift des<br />

Kellermeisters tragen.<br />

Viele Jahrzehnte schlummerte im Weinkeller von Lenz<br />

Moser ein historisches 1.000 Eimerfass, dessen Fassboden<br />

aufwändige Schnitzarbeiten zierten. Seine Zeit als<br />

Reifebehältnis für Wein hatte dieses 56.500 Liter fassende<br />

Juwel längst hinter sich.<br />

Für den Chefönologen Ing. Ernest Großauer wurde das<br />

Fass bei seiner täglichen Arbeit immer mehr zur Inspiration.<br />

Wie könnte diesem Schmuckstück neues Leben<br />

eingehaucht werden? Das Holzfass an sich – in Form von<br />

Barriques und Gebinden mit einigen Tausend Litern Fassungsvermögen<br />

– hatte bei Lenz Moser seit jeher einen<br />

großen Stellenwert. Somit reifte langsam der Entschluss,<br />

dem 1.000 Eimerfass seine einstige Bedeutung zurückzugeben.<br />

Das Fass selbst sollte erneuert werden, der kunstvoll<br />

geschnitzte Fassboden weiterhin die Betrachter erfreuen.<br />

Nach jahrelanger Vorbereitung erfolgte im Sommer 2017<br />

der Aufbau des neuen 1.000 Eimerfasses in der Weinkellerei<br />

Lenz Moser. Das Holz dafür stammt von der Traubeneiche<br />

aus den Waldungen des Stifts Klosterneuburg, geschlägert<br />

im Winter 2009/2010. Das Alter der Stämme beträgt zwischen<br />

130 und 160 Jahre, das leere Fass hat ein Gewicht<br />

von 13.000 Kilogramm, ist 4,9 m lang und 4,65 m hoch.<br />

Eine Besonderheit am ursprünglichen 1.000 Eimerfass<br />

war dessen 1953 kunstvoll geschnitzter Fassboden mit<br />

dem Motiv „Noah empfängt den Rebstock von Gott dem<br />

Herrn“. <strong>Die</strong>ser außergewöhnliche Fassboden ist bestens<br />

erhalten und schmückt nun die Vorderansicht des neuen<br />

1.000 Eimerfasses.<br />

Informationen:<br />

www.lenzmoser.at oder www.weinshop-mailberg.at<br />

10<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>


MALTESERORDEN<br />

ALEXANDER VAN DER BELLEN BEI<br />

FRA’ GIACOMO DALLA TORRE IN ROM<br />

Der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen wurde in Rom vom Statthalter des Großmeisters<br />

Fra’ Giacomo Dalla Torre empfangen.<br />

Von Richard Steeb<br />

Der Statthalter des Großmeisters des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens,<br />

Fra’ Giacomo Dalla Torre, empfing<br />

den österreichischen Bundespräsidenten Alexander Van<br />

der Bellen, im November des vergangenen Jahres, im<br />

Magistralpalast in Rom. <strong>Die</strong> Gespräche konzentrierten<br />

sich auf die exzellenten Beziehungen zwischen der Österreichischen<br />

Republik und dem Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />

, die auf einer Jahrhunderte währenden Partnerschaft<br />

basieren (diplomatische Beziehungen bestehen<br />

nach Wien zumindest seit 1747). In einer Atmosphäre<br />

großer Herzlichkeit erörterte man die vielen medizinischen<br />

und sozialen Projekte des <strong>Malteser</strong>ordens in Österreich:<br />

die Bandbreite reicht hier von der Betreuung von<br />

Kinderpatienten – und deren Eltern – im Hospiz, über die<br />

Pflege von Behinderten und alten Menschen bis hin zur<br />

Flüchtlingshilfe und dem Rettungsdienst.<br />

„Ich bin sehr beeindruckt von der Präsentation der internationalen<br />

Aktivitäten des Ordens, die in so vielen<br />

Ländern von der humanitären Hilfe bis zu sehr spezifi-<br />

schen Projekten im medizinischen und sozialen Bereich<br />

reichen“, äußerte sich der österreichische Bundespräsident<br />

erfreut. „Der Orden ist immer bei jedem Einzelnen<br />

und seinen Bedürfnissen. Wenn man die vielen Konflikte<br />

und Krisenherde auf der Welt in Betracht zieht, dann<br />

teilt Österreich völlig die Einstellung des <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden,<br />

dass ein neues und effizientes humanitäres<br />

Hilfsmodell gefunden werden muss“, so der Bundespräsident<br />

weiter.<br />

Der offizielle Besuch des österreichischen Bundespräsidenten<br />

Alexander Van der Bellen ist der erste seit seinem<br />

Amtsantritt im Januar 2017. Gleichwohl haben viele<br />

Besuche stattgefunden, zuletzt war eine Delegation des<br />

Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden 2016 in Wien.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 11


VORBILDER<br />

DAISY WALDSTEIN-WARTENBERG<br />

EIN AUSSERGEWÖHNLICHES VORBILD FÜR UNS ALLE<br />

Das Leben von Margareta „Daisy“ Gräfin Waldstein-Wartenberg zu erzählen, ist ein nahezu unmögliches Unterfangen.<br />

Dennoch wage ich den Versuch, denn sie hat nicht nur den Alten- und Krankendienst mitbegründet, sondern auch die <strong>Malteser</strong> in<br />

Österreich wie kaum ein anderer Mensch nachhaltig geprägt und dabei vorbildhafte Spuren hinterlassen.<br />

Von Wolfgang Weigel<br />

Daisy kommt 1927 in London zur Welt. Ihre Kindheit<br />

verbringt sie mit ihrer Mutter und drei Onkeln in<br />

Roketnitz, einem kleinen Ort in Mähren. Zur Schule<br />

geht sie später in Olmütz. <strong>Die</strong> glücklichen Jahre ihrer<br />

Kindheit enden abrupt mit dem alles vereinnahmenden<br />

Nationalsozialismus. Auf ihrer Flucht – als geborene<br />

Britin ist die Gefahr groß, verfolgt zu werden – ist<br />

Daisy auf einfache Arbeiten angewiesen, um sich vor<br />

Ein Leben in ruhigeren Bahnen<br />

1953 heiratet Daisy ihren ersten Mann, Michael<br />

Thun-Hohenstein, und schenkt ihm zwei Söhne<br />

und eine Tochter. Der erste Sohn, Alfred, hat<br />

das Down-Syndrom und braucht besondere Pflege.<br />

Damit nicht genug, stirbt Michael im Alter<br />

von nur 39 Jahren. Er nimmt Daisy das Versprechen<br />

ab, zum Wohl der Kinder wieder zu heiraten.<br />

So tritt Berthold Waldstein-Wartenberg, kurz Berti, in<br />

Daisys Leben. Mit seinem Engagement reißt er Daisy<br />

mit, sodass entsteht, was wir heute mit tiefem Respekt<br />

bewundern: der <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst, den Berti als<br />

Kommandant 15 Jahre leitete. Nach einem Wechsel in<br />

der Führung des Hospitaldienstes wurde eine neue Initiative<br />

mit der „Waschstraße“, einem Pflegezentrum<br />

dem Zugriff der Gestapo zu verstecken. 1946 folgt die<br />

Vertreibung, Daisy landet in Wien. Dort holt sie die<br />

Matura nach und nimmt ein Studium auf. Als dann das<br />

Geld dafür nicht mehr reicht, lässt sie sich zur Modistin<br />

ausbilden.<br />

im zehnten Wiener Gemeindebezirk, als Kernstück des<br />

<strong>Malteser</strong> Alten- und Krankendienstes ins Leben gerufen.“<br />

Schwere Zeiten nach langer Aufbauarbeit<br />

Daisy muss mit weiteren Schicksalsschlägen fertigwerden.<br />

Ihr zweiter Mann Berti stirbt nur 66-jährig. Auch die<br />

jüngste Tochter, die sich bald eingestellt hatte, verliert<br />

den geliebten Vater zu früh. Daisy, vierfache Mutter und<br />

von nun an auf sich allein gestellt, verschreibt sich ganz<br />

dem <strong>Die</strong>nst am Nächsten und schafft neue caritative<br />

Initiativen im Sinne des Kampfes gegen die acht – durch<br />

die Spitzen des <strong>Malteser</strong>kreuzes dargestellten – Elende.<br />

Unter anderem gründet sie für Menschen mit Behin-<br />

12<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>


VORBILDER<br />

derung den böhmischen Hospitaldienst, Servo und die<br />

Česka Maltézská Pomoc. Alle drei sind Werke des <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens.<br />

Daisy ist unermüdlich. Wenngleich ihre körperliche<br />

Kraft langsam schwindet, bleiben ihr Wille und ihre<br />

Zugewandtheit zu den Menschen ungebrochen. Der<br />

Heilige Vater, der <strong>Malteser</strong>-Orden und auch die Republik<br />

Österreich wissen um Daisys Leistungen und würdigen<br />

sie durch hohe Auszeichnungen. Sie aber tritt in<br />

den „Dritten Orden des Heiligen Dominikus“ ein.<br />

Daisys Einfluss auf mein Leben<br />

Ich sah Daisy zum ersten Mal vor etwa 50 Jahren. Sie<br />

und Berti waren Gäste meiner Eltern, mit denen sie der<br />

legendäre Dominikaner-Pater <strong>Die</strong>go Goetz bekannt ge-<br />

einen Packwagen, der vom Materiallager bis zur „Cafeteria“<br />

alle möglichen Funktionen erfüllte. Als ich gegen<br />

drei Uhr früh für einen unserer Schützlinge etwas holen<br />

wollte, war Daisy auch da, etwas verschlafen, aber<br />

mit einem aufmunternden Lächeln und klaren Worten<br />

– ich war ja ein pflegerischer Jungspund –, worauf ich<br />

bei der Rückkehr in den Waggon zu achten hätte.<br />

Ja, das konnte Daisy: charmant und fast ein wenig verschämt<br />

lächeln und bestimmt bleiben. Sie war zugleich<br />

unbeirrbar und großzügig, insistierend und nachsichtig.<br />

Ihre Umgebung tat sich manchmal mit der kantigeren<br />

Seite ihres Wesens nicht leicht. Aber ich meine zu<br />

wissen, dass sie sich dessen sehr wohl bewusst war und<br />

es möglicherweise nicht selten für notwendig erachtete,<br />

so zu sein, um die Dinge zu lenken.<br />

macht hatte. Sie warb zunächst meine Schwester Barbara<br />

für die „Staffel“, die Vorgängerorganisation des<br />

<strong>Malteser</strong> Hilfsdienstes und heutigen MHDA, an.<br />

Es dauerte eine Weile, doch dann folgte auch ich. Frühe<br />

Stationen, in denen ich Daisy bei der Arbeit sah, waren<br />

die Ausbildungsabende in der „Casa Waldstein“ in der<br />

Skodagasse 13, deren Wohnzimmer in gewissem Sinne<br />

die Zentrale war (mit Daisys Küche als unerschöpflicher<br />

Quelle von Erfrischungen und Stärkungen).<br />

Erster Rom-Zug 1968<br />

Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir eine Episode<br />

auf meinem ersten Rom-Zug 1968. Der Zug führte<br />

Unermüdlich bis zum 90. Lebensjahr<br />

Daisy hatte eine unerschöpfliche Kraft. Auch Demut<br />

und große Gelassenheit waren ihr eigen , so wie ich<br />

sie bei der Beisetzung ihres Sohnes Alfred erlebte.<br />

Aber auch zuletzt, auf einen Stock gestützt, war sie<br />

unverwechselbar, mit fester Stimme, diesem Blick,<br />

der Charme und Distanz zugleich in sich trug.<br />

Daisy ist am 22. November 2017 von uns gegangen.<br />

Als „die Daisy“ wird sie in unserer Erinnerung fortbestehen.<br />

Weinen wir also nicht um sie, freuen wir uns<br />

mit ihr über ihren paradiesischen Frieden!<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 13


LEBENSWERT<br />

„WENN MAN EINEN SINN HAT, LOHNT<br />

ES SICH, VIEL AUSZUHALTEN.“<br />

Georg Male im Gespräch mit dem Psychologen, Autor, Rollstuhlfahrer und Familienvater Dr. Georg Fraberger.<br />

Ganz einfach war es nicht, einen Termin zu finden,<br />

Dr. Fraberger ist ein viel beschäftigter Mann. Er arbeitet<br />

als klinischer Psychologe an der Orthopädie im Wiener<br />

AKH und zudem als Lehrbeauftragter, betreibt daneben<br />

eine Privatpraxis, hält Vorträge und veröffentlicht beinahe<br />

jedes Jahr ein neues Buch. Und „nebenbei“ ist der<br />

1973 ohne Arme und Beine in Wien Geborene auch noch<br />

verheiratet und hat vier Kinder.<br />

Doch schließlich stehe ich wartend auf einem der langen<br />

Gänge im AKH – etwas unsicher, was mich erwarten<br />

wird. Eine Dreiviertelstunde hat sich für unser Gespräch<br />

gefunden, eingezwängt zwischen zwei andere Termine.<br />

Da biegt Dr. Fraberger mit seinem Elektro-Rollstuhl auch<br />

schon um die Ecke, in ziemlich ambitioniertem Tempo.<br />

Rasche Begrüßung, und schon geht es weiter in sein<br />

<strong>Die</strong>nstzimmer. Jede Kurve, jedes Tür-Öffnen sitzt perfekt.<br />

Den Rollstuhl steuert er mit seinem an der Hüfte<br />

angewachsenen Fuß, zusätzlich trägt er rechts eine Armprothese.<br />

Es verleiht Lebenswert ...<br />

Gleich sind wir mitten im Gespräch. Meine Eingangsfrage,<br />

in welcher Rubrik unserer <strong>Zeitung</strong> – VorBilder oder<br />

LebensWert – er sich eher sehen würde, beantwortet<br />

Georg Fraberger umgehend und eindeutig: „In der Kategorie<br />

LebensWert. Ich werde zwar oft in die Vorbildrolle<br />

gedrängt, fühle mich aber nicht so. Das betrifft mich als<br />

Person, aber auch meine Tätigkeit. Ich führe selbst ein gelungenes,<br />

lebenswertes Leben und kann auch andere Menschen<br />

darin unterstützen, gut zu leben.“ Doch natürlich sei<br />

sein Leben nicht immer leicht, ergänzt er. „Dass es mir gut<br />

geht, heißt nicht, dass ich mich auch immer wohl fühle;<br />

meine Behinderung wegzuleugnen, wäre vermessen.“<br />

... mit Menschen zu arbeiten<br />

Und was ist es konkret, das sein Leben lebenswert macht?<br />

Auch hier hat Georg Fraberger sofort eine klare Antwort:<br />

„Dass ich mich mit einem Sinn befassen kann und dass<br />

es sich lohnt, alle Mühen dafür auf sich zu nehmen, mir<br />

etwa auch in der Arbeit helfen zu lassen oder mich mit<br />

einer kaputten Prothese abzumühen, wie gerade jetzt.<br />

<strong>Die</strong>ser Sinn liegt für mich darin, mit Menschen zu arbeiten<br />

und ihnen hoffentlich weiterhelfen zu können – in<br />

der direkten Begegnung mit ihnen persönlich oder auch<br />

in der Wissenschaft.“<br />

Jetzt muss ich aber doch auch nachfragen, ob es für Georg<br />

Fraberger etwas gibt, das ihn zum Vorbild macht. Und – ja<br />

– auch das gibt es, nämlich „die Tatsache, dass es mir wirklich<br />

gelungen ist, die Behinderung nicht als mein Lebensproblem<br />

zu sehen. Ich habe großes Glück und bin dankbar<br />

für die ganz normalen Probleme eines Ehemannes und Vaters.<br />

Ich bin dankbar, dass ich mich mit meiner Familie und<br />

anderen Menschen auseinandersetzen kann, und nicht<br />

nur mit meinen körperlichen und psychischen Grenzen.“<br />

Wut, Verständnis und Glaube<br />

Wie sieht es dann mit Wut aus, mit dem Vergleich mit<br />

Menschen ohne Behinderung? Georg Fraberger: „Natür-<br />

14<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>


LEBENSWERT<br />

Bei diesem Stichwort muss ich natürlich einhaken und<br />

stelle die Gretchenfrage, ob es für Georg Fraberger auch<br />

eine spirituelle Dimension gibt. „Ja, die gibt es“, antwortet<br />

er, doch müsse er sie vom Verständnis fernhalten. „Ich<br />

bin gläubig und glaube, dass das Leben einen Sinn hat.<br />

<strong>Die</strong>ser Sinn liegt für mich in der Erkenntnis – in der Wissenschaft<br />

ebenso wie im Glauben. Meine Klienten erwarten<br />

von mir aber keine Mission. Doch wenn jemand mit<br />

dem Sinn hadert, bringe ich auch spirituelle Aspekte ein.<br />

Manche Erklärungen findet man eben nur in der Philosophie<br />

...“<br />

lich, die Behinderung macht mich oft auch wütend, weil<br />

es so schade ist, dass ich etwas nicht kann ... Ich glaube,<br />

hier hilft mir meine Ausbildung als Psychologe, denn ich<br />

habe gelernt, zu Aggressionen einen positiven Zugang zu<br />

bekommen. Ich weiß einfach, dass Aggression immer nur<br />

dann auftritt, wenn man nicht verstanden wird. Allein<br />

dieses Wissen hat mir schon geholfen, meine Aggression<br />

anders zu betrachten. Das versuche ich auch in meinem<br />

Beruf weiterzugeben. Wir leben alle auf Basis von Verständnis;<br />

wenn kein Verständnis mehr da ist, bleibt nur<br />

der Glaube.“<br />

Ganzheitliche Sicht des Menschen<br />

Großteils betreut Georg Fraberger Menschen in existenziellen<br />

Situationen, sein Spezialgebiet sind Patienten mit<br />

Tumoren und Metastasen am Knochenapparat. Sie bekommen<br />

neue Knochen aus Metall, erleiden Einschränkungen<br />

und eine massive Veränderung ihrer Lebensqualität,<br />

müssen oft neu gehen lernen. Georg Fraberger:<br />

„Äußerlich sieht man oft nur eine einzelne große Narbe,<br />

doch innerlich ist die Verletzung viel gravierender.“<br />

Hier sei es wichtig, den Menschen als leiblich-seelische<br />

Ganzheit zu betrachten. Neben der Versehrtheit auf der<br />

leiblichen Ebene müsse auch die seelische Verwundung<br />

behandelt werden.<br />

Kann er mit seiner speziellen persönlichen Situation seinen<br />

Klienten dabei mehr geben als jemand ohne Behinderung?<br />

„Tendenziell sicher“, meint er, „doch die Behinderung<br />

bringt auch Vorurteile mit sich. Mit Vorurteilen<br />

kämpft aber jeder in irgendeiner Form ...“ Und Georg<br />

Fraberger scheint auch wenig Scheu und Berührungsängste<br />

zu haben. „Ich selbst gehe einfach direkt auf Menschen<br />

zu, oft setze ich dabei auch auf – bisweilen schwarzen<br />

– Humor. Wenn Sie zu jemandem sagen ‚Ich würde<br />

BIOGRAFIE<br />

Georg Fraberger, 1973 ohne Arme und ohne Beine geboren, wuchs in Wien gemeinsam mit zwei Geschwistern auf.<br />

Seine Familie ermöglichte ihm ein normales Leben und sah seine Behinderung nie als Problem. Er besuchte einen<br />

normalen Kindergarten, danach kurzzeitig eine Behindertenschule, und absolvierte später die Handelsakademie.<br />

2000 schloss er das Studium der Psychologie in Wien ab. Danach arbeitete er ein Jahr lang in Somerset (England)<br />

als psychologischer Assistent für Patienten mit Schädel-Hirn-Traumata und Schlaganfall in einer neurologischen<br />

Abteilung. Ab seiner Rückkehr im Jahr 2001 befasste er sich mit seiner Dissertation, 2007 folgte die Promotion im<br />

Fach Psychologie. Neben der Arbeit in seiner Praxis und im AKH ist er Sachverständiger beim bVa Pensionsservice,<br />

Referent in der Facharztausbildung, Seminarleiter an der MedUniWien und seit 2013 Autor. Außerdem ist er glücklich<br />

verheiratet, Vater von vier Kindern und begeisterter Autofahrer.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 15


BIBLIOGRAFIE<br />

auch nicht mit mir reden’, ist das Eis gebrochen. Letztlich geht<br />

es darum, die Spannung aufzulösen. Solange jemand nur meinen<br />

Körper sieht, weiß er ja nicht, wer und was ich bin.“<br />

Alltag mit Behinderung<br />

Und wie gehen seine Kinder damit um? „Für die ist es ganz<br />

normal“, erklärt Georg Fraberger, „sie kommen sogar mit<br />

Menschen in Kontakt, die nie mit mir reden würden. Dabei<br />

geraten sie manchmal auch in die Rolle, mich zu verteidigen.<br />

Denn manche Menschen, die sich vor mir zurückziehen, lassen<br />

es an den Kindern aus und verspotten sie – nach dem Motto<br />

‚Dein Vater ist aber komisch‘. Erst daran merke ich, dass man<br />

mit Behinderung generell in einer Außenseiterrolle ist, und<br />

meine Kinder tun mir oft leid für diese Konfrontation.“<br />

Durch technische, finanzielle und auch strukturelle Hilfen ist<br />

diese Außenseiterrolle heutzutage zum Glück deutlich gemildert.<br />

Georg Fraberger ist zum Beispiel begeisterter Autofahrer,<br />

wie seine Website verrät. „Ich fahre gern und finde das entspannend“,<br />

erklärt er. „Doch ohne zusätzliche Hilfe über die technische<br />

hinaus wäre das nicht möglich, denn ich kann natürlich<br />

nicht tanken oder Öl nachfüllen. Heute Früh war ein kleiner<br />

Kaugummi meiner Kinder in der Tür, damit ging die Rampe<br />

nicht hinunter – deshalb muss mein Assistent immer mit dabei<br />

sein.“<br />

Kein Sinn ohne Vision<br />

Generell seien die Bedingungen in Österreich in Sachen Infrastruktur,<br />

Pflegegeld, Assistenz etc. ziemlich gut. <strong>Die</strong>s helfe vor<br />

allem Menschen, die nicht so gut (familiär) eingebunden seien<br />

wie Georg Fraberger. „Doch das Finanzielle und Strukturelle<br />

ist nur ein Aspekt. <strong>Die</strong> Assistenz ersetzt letztlich ‚nur’ meine<br />

Hände und Füße und ist wertlos, wenn ich nicht eine Vision<br />

habe, wofür ich da sein möchte. Nur wenn ich selbst einen Sinn<br />

in meinem Leben finde, hat auch die Hilfe Sinn. Kurz zusammengefasst:<br />

Wenn man einen Sinn hat, lohnt es sich, viel auszuhalten.“<br />

2013<br />

Ohne Leib, mit Seele<br />

Es gibt zwei Fragen, die mich am meisten beschäftigten:<br />

Was macht den Menschen aus?<br />

Und welchen Körper braucht er dazu? <strong>Die</strong> Wissenschaft<br />

kann den Wert, den Grund und den<br />

Sinn eines Lebens nicht erklären. Es muss also<br />

mehr geben als Körper und Verstand: die Seele.<br />

2014<br />

Ein ziemlich gutes Leben<br />

<strong>Die</strong> Voraussetzungen für ein gutes Leben waren<br />

nicht sehr günstig für mich – aber ich habe es<br />

geschafft. Arm oder reich? Gesund oder krank?<br />

Perfekt oder nicht perfekt? <strong>Die</strong>ses Entweder–<br />

Oder macht vermeintlich den Unterschied aus<br />

zwischen einem guten und einem schlechten<br />

Leben. Aber das stimmt nicht.<br />

2016<br />

Ich verstehe Dich.<br />

Endlich Klarheit in der Kommunikation<br />

Wenn Menschen miteinander in Kontakt treten,<br />

entsteht eine Verbindung zwischen ihnen.<br />

Aber wie schaffen wir es, dass unser Gegenüber<br />

sich verstanden weiß und sagt: „Du sprichst<br />

mir aus der Seele“?<br />

2017<br />

Wie werde ich Ich. Zwischen Körper, Verstand<br />

und Herz<br />

Wir werden dazu erzogen, Ziele anzustreben.<br />

Wir trainieren unseren Körper und funktionieren<br />

nach gesellschaftlichen Vorgaben. Der<br />

Mensch versucht, erfolgreich und in der Liebe<br />

ein perfekter Partner zu sein. Doch oft gelingt<br />

diese Balance nicht. Aber wer hat nun recht:<br />

Körper, Verstand oder Herz? Wie werde ich Ich,<br />

und wer bin ich?<br />

16<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>


LEBENSWERT<br />

„SAG NICHT BEHINDERT ZU MIR!“<br />

Wie finden Menschen mit Behinderung einen Job? Warum werden Ladentheken nicht so gebaut, dass sie auch für Rollstuhlfahrer<br />

einfach zugänglich sind? Mit diesen Fragen beschäftigen sich Unternehmen wie „myAbility“ und „Career<br />

Moves“ – höchst erfolgreich, wie nachstehendes Porträt zeigt.<br />

Von Katharina Stögner<br />

Was denken Sie? Wie viele Menschen mit Behinderung<br />

leben in Österreich? 20,5 Prozent? 8,5 Prozent? Oder<br />

doch nur 1,5 Prozent? Es sind tatsächlich 20,5 Prozent.<br />

Das sind rund 1,7 Millionen Menschen. Rein betriebswirtschaftlich<br />

gesehen, bedeutet diese Zahl 1,7 Millionen<br />

potenzielle Neukunden bzw. Arbeitskräfte – eine<br />

barrierefreie Gestaltung der Arbeits- und Geschäftsumgebung<br />

vorausgesetzt.<br />

Auch so kann man Statistik betrachten. Keine Scheu vor<br />

dieser Art der Interpretation von Zahlen hat das Unternehmen<br />

„myAbility“. <strong>Die</strong> Experten von myAbility werden<br />

gerufen, wenn es darum geht, ein Geschäft, einen<br />

Betrieb oder einen großen Konzern (oder eine ganze Gemeinde)<br />

barrierefrei zu machen und Inklusionskonzepte<br />

für einen produktiv lebbaren Berufsalltag zu entwickeln.<br />

Ergänzend zum Know-how von myAbility bietet<br />

die Jobplattform „Career Moves“ neue Job-Perspektiven<br />

für Menschen mit Behinderung bzw. für Unternehmen,<br />

die Menschen mit Behinderung einstellen wollen.<br />

Motivation durch die eigene Betroffenheit<br />

Career Moves ist im Jahr 2009 entstanden, 2014 wurde<br />

myAbility aus der Taufe gehoben. Hinter beiden Namen<br />

steht Mag. Gregor Demblin, dessen Leben wohl ganz<br />

anders verlaufen wäre, wäre da nicht 1995 die Maturareise<br />

nach Griechenland gewesen. Der damals 18-Jährige verunglückte<br />

beim Baden schwer und blieb querschnittgelähmt.<br />

„Es gehört zu einer ganzheitlichen<br />

Unternehmensstrategie, auch<br />

Menschen mit Behinderung als Mitarbeiter<br />

und als Kunden zu berücksichtigen.“<br />

Gregor Demblin, Gründer von myAbility<br />

„Das Schlimmste waren nicht die Diagnose und das Jahr<br />

Reha, in dem ich hart für meine neue Selbstständigkeit<br />

gekämpft habe, sondern es war die veränderte Wahrnehmung<br />

von außen. Als Betroffener ist man motiviert<br />

und will normal weiterleben. Doch auf einmal wird man<br />

anders behandelt, es wird einem nichts zugetraut, man<br />

wird anders angesprochen, anders angeschaut“, erinnert<br />

sich Demblin.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 17


LEBENSWERT<br />

Nach dem Philosophiestudium und einigen erfolglosen<br />

Bewerbungen kam schließlich der<br />

Entschluss, etwas gegen diese „andere“ Art der<br />

Behandlung zu tun: Gregor Demblin entwickelte<br />

einen neuartigen, wirtschaftsorientierten Ansatz,<br />

zur Inklusion von Menschen mit Behinderung,<br />

und gründete sein eigenes Unternehmen.<br />

„Nur Personal zu vermitteln, reicht nicht, wenn<br />

nicht auch die technischen und sozialen Parameter dafür<br />

geschaffen werden“, so Demblin.<br />

Mittlerweile hat sich myAbility zu einem soliden, kontinuierlich<br />

wachsenden Beratungsunternehmen entwickelt,<br />

das international sogar als Vorzeigemodell für<br />

Lösungen im Bereich Inklusion gilt. Demblin: „Wir bekommen<br />

laufend Anfragen und Besuch von Interessenten<br />

aus der ganzen Welt, die an einer Zusammenarbeit<br />

interessiert sind bzw. überlegen, wie sie ähnliche Unternehmen<br />

in ihren Ländern auf die Beine stellen können.“<br />

Ein Thema von strategischer Bedeutung<br />

Für Unternehmen spielt das Thema Behinderung eine<br />

immer wichtigere Rolle und sollte unbedingt in der strategischen<br />

Unternehmensplanung berücksichtigt werden.<br />

„Das beginnt schon bei der Ladengestaltung. Geschäftstheken<br />

oder Feinkostvitrinen sollten Menschen<br />

mit Behinderung ungehindert Zugang bieten. Das gleiche<br />

gilt bei der Montagehöhe von Fahrscheinautomaten,<br />

Postkästen, Türglocken und Lichtschaltern, bei der<br />

Bedienung von Fahrstühlen und Kopiergeräten im Büro<br />

oder bei der Essensausgabe in der Betriebskantine“, so<br />

Demblin.<br />

myAbility berät Unternehmen umfassend im Hinblick<br />

auf diese Fragestellungen und geht dabei auch noch einen<br />

Schritt weiter: myAbility bedenkt auch die Gruppe<br />

der älteren Mitarbeiter mit. „Menschen bleiben heute<br />

länger im Arbeitsprozess. Man muss daher bedenken,<br />

dass ein 60-jähriger Mitarbeiter andere Bedürfnisse und<br />

Fähigkeiten hat, als ein 30-Jähriger. Ältere Mitarbeiter<br />

haben zunehmend Probleme mit dem Stützapparat, ihre<br />

Sehkraft wird schlechter, Bildschirmarbeit ermüdet sie<br />

rascher als junge Menschen. Hier Rahmenbedingungen<br />

zu schaffen, die häufigen Ausfällen, Erkrankungen und<br />

Das sagen Andere über myAbility<br />

„<strong>Die</strong> Bank Austria spricht ganz<br />

gezielt Menschen mit Behinderung<br />

an. Nicht nur aus sozialer<br />

Verantwortung oder zur Förderung<br />

von Nachhaltigkeit und<br />

Zukunftssicherung, sondern<br />

auch, weil wir die besten und<br />

engagiertesten jungen Mitarbeiter<br />

an Bord holen wollen. Da<br />

können wir auf diese Talente einfach nicht verzichten.“<br />

Doris Tomanek, Vorstand<br />

UniCredit Bank Austria Human Capital<br />

„Durch das DisAbility-Talent-Programm hatten wir die Möglichkeit,<br />

BewerberInnen kennenzulernen, die bisher den<br />

Handel aufgrund ihrer Behinderung nicht als möglichen Arbeitgeber<br />

in Betracht gezogen haben.<br />

Durch das Job-Shadowing erhielten die<br />

TeilnehmerInnen einerseits Einblicke<br />

in den vielseitigen Arbeitsalltag, und<br />

andererseits konnten die MitarbeiterInnen<br />

und Führungskräfte im direkten<br />

Kontakt Berührungsängste abbauen.“<br />

Johannes Zimmerl, Direktor Konzernpersonalwesen<br />

REWE International AG<br />

18<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>


LEBENSWERT<br />

„myAbility, ein neuer wirtschaftlicher Ansatz, beweist, dass es<br />

sich für Unternehmen finanziell einfach auszahlt, Menschen mit<br />

Behinderung als Mitarbeiter und Kunden anzuwerben. Mehr als<br />

2,5 Prozent der Bruttopersonalkosten lassen sich bei großen<br />

Unternehmen durch Inklusionsmaßnahmen zurückgewinnen.“<br />

Würdigung von myAbility im Rahmen der ORF-Kampagne<br />

„ÖSTERREICH kann“ als einer der Top 10 Ideen-Pioniere (2017)<br />

Demotivation entgegenwirken, kann einem Unternehmen<br />

helfen, Kosten zu sparen“, ist Demblin überzeugt.<br />

Auch für Studierende und Akademiker die am ersten<br />

Arbeitsmarkt ihre Karriere starten möchte, entwickelte<br />

myAbility eine Einstiegshilfe: Das DisAbility Talent<br />

Programm. Durch dieses können Unternehmen top<br />

ausgebildete Studierende mit Behinderung kennen lernen<br />

und sich mit diesen vernetzen. „Mit dem DisAbility<br />

Talent Programm reagieren wir auf den Impuls der<br />

Unternehmen, sich Studierenden mit Behinderung als<br />

attraktive Arbeitgeber zu präsentieren. <strong>Die</strong> Partnerunternehmen<br />

des Talent Programms sehen die Behinderung<br />

als positiven Aspekt der Profile der Studierenden“,<br />

erklärt Demblin.<br />

AUSGEZEICHNET!<br />

myAbility wurde bereits mehrfach für seine Leistungen<br />

ausgezeichnet. Wir gratulieren herzlich!<br />

2010 Wundsam-Hartig Preis<br />

2012 Architects-of-the-Future Award, Trigos Award<br />

2013 SEA Sustainable Entrepreneurship Award, Ashoka<br />

Fellow<br />

2014 European Award for Social Entrepreneurship and<br />

Disability, Sozial Marie, DiversCity Award, Österreichischer<br />

Staatspreis für PR<br />

2017 HR Award Gold, seif Award<br />

Fragen zum Thema Inklusion im Unternehmen?<br />

Gregor Demblin steht gerne für weitere Informationen<br />

und eine individuelle Beratung zur Verfügung.<br />

E-Mail: gregor.demblin@myAbility.org<br />

Wie sage ich es richtig?<br />

Darf ich „Behinderung“ sagen? Oder reden wir besser<br />

von „Beeinträchtigung“? Ist „Disability“ das politisch<br />

korrekte Wort? <strong>Die</strong> Sprache bietet uns eine Vielzahl an<br />

Möglichkeiten, um uns auszudrücken. Was wir sagen und<br />

wie wir es sagen, prägt die Welt, in der wir leben, und unsere<br />

Beziehungen zu anderen Menschen. Sprache kann<br />

bestärken und ermutigen, sie kann aber auch verletzen.<br />

myAbility und Career Moves geben Tipps, wie man mit<br />

„heiklen“ Begriffen am besten umgeht. Hier die wichtigsten<br />

DO‘s and DON’Ts:<br />

Disability<br />

Auf den englischen Begriff auszuweichen, ist in unserer<br />

Arbeit mit Unternehmen oft eine gute Möglichkeit, in<br />

das Thema zu starten. So sprechen wir in unserer Beratung<br />

auch von „Disability Recruiting“.<br />

Behinderung<br />

<strong>Die</strong>ses Wort löst bei vielen Menschen ein komisches Gefühl<br />

aus. Dennoch ist es politisch und für uns korrekt,<br />

dieses Wort zu schreiben oder zu sagen.<br />

Der/die Behinderte, behindert sein<br />

Durch diese Wortwahl wird man auf die Behinderung<br />

reduziert, als wäre sie das einzige, identitätsstiftende<br />

Merkmal. Daher besser vermeiden.<br />

Handicap<br />

<strong>Die</strong>ser Begriff kommt von einem alten englischen Spiel<br />

und wird heute im Englischen nicht mehr für behinderte<br />

Menschen verwendet.<br />

Weitere hilfreiche Tipps finden sich unter<br />

www.myability.org/news/inklusive-wording<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 19


RELIGIONAKTUELL<br />

AUFERSTEHUNG<br />

UND<br />

OSTERN<br />

Von Ordensspiritual Altabt Gregor Ulrich<br />

Henckel-Donnersmarck OCist.<br />

Es geht also beim größten Fest der Christenheit schlussendlich<br />

um jeden einzelnen von uns. Davor liegt das<br />

erlösende Leiden, die glorreiche Auferstehung und die<br />

Himmelfahrt Jesu von Nazareth, in dem wir den verheißenen<br />

Messias des auserwählten Volkes Israel erkennen.<br />

Außerdem wissen wir aus den Evangelien und allen weiteren<br />

Schriften des Neuen Testaments, dass er der Sohn<br />

Gottes, der Logos, ja Gott und Erlöser ist. Im Streben, die<br />

„Wenn wir nämlich ihm gleich geworden sind in<br />

seinem Tod, dann werden wir mit ihm auch in<br />

seiner Auferstehung vereinigt sein.“<br />

Lehre auch langfristig in der Balance zu halten, hat die<br />

Kirche der ersten Jahrhunderte noch formuliert, dass<br />

er wahrer Gott und wahrer Mensch ist. Eine Person mit<br />

zwei Naturen. Als Person eine der drei Personen in dem<br />

einen Gott.<br />

Dabei ist die Auferstehung und das ewige Leben auch<br />

außerhalb von Offenbarung und Religion eine Ursehnsucht<br />

des Menschen. Sigmund Freud diagnostiziert, dass<br />

das Unbewusste des Menschen seinen eigenen Tod nicht<br />

wahrnehmen kann und geht davon aus, dass das Unbewusste<br />

letztlich den Menschen steuert und bestimmt.<br />

Das Zweite Vatikanische Konzil bezieht sich nicht direkt<br />

auf Freud, gibt aber doch sehr pointiert die Erklärung<br />

dieser psychoanalytischen Diagnose, wenn es schreibt:<br />

“Er (der Mensch) urteilt aber im Instinkt seines Herzens<br />

richtig, wenn er die völlige Zerstörung und den endgül-<br />

tigen Untergang seiner Person (im Tod) mit Entsetzen<br />

ablehnt“. (gaudium et spes 18)<br />

Eine Zwischenbemerkung: Ich beneide alle spanisch sprechenden<br />

Völker, denn sie nennen das Fest, um das es hier<br />

geht „Pascua de Resurreccion“. Das alttestamentlich Wort<br />

Pascha (Vorübergang des Herrn) verbunden mit Auferstehung.<br />

Was für ein Geschenk, den Inhalt des Festes so<br />

deutlich im Namen auszusprechen! Unser<br />

deutsches Wort „Ostern“ habe ich bis<br />

hierher vermieden, denn es hat eigentlich<br />

keine Beziehung zum Inhalt des Festes,<br />

sondern leitet sich wahrscheinlich vom<br />

(Römerbrief 6,5) Namen einer altgermanischen Gottheit<br />

der Morgenröte und des Frühlings ab. Ich bin daher auch<br />

kein großer Freund vom Osterhasen und von den Ostereiern.<br />

<strong>Die</strong> von Papst Pius XII schon anfangs der 50er Jahre reformierte<br />

Liturgie der Karwoche will uns vor allem im<br />

sacrum triduum - Gründonnerstag, Karfreitag und Osternacht<br />

- ganz intensiv mit dem zentralen Geheimnis<br />

unseres Glaubens verbinden, indem dieses ausführlich<br />

gefeiert wird. Und daher gibt es die Einladung der Kirche<br />

zur engagierten Mitfeier dieser Liturgien. Dabei darf niemand<br />

auf die Uhr schauen oder ungeduldig werden; diese<br />

Feiern brauchen ihre Zeit für die Ewigkeit. Dann dürfen<br />

auch wir erleben, was die Emmaus-Jünger erlebten:<br />

Christus geht mit uns, hört uns zu, auch wenn wir klagen,<br />

er kehrt auf unsere Bitten bei uns ein und gibt sich uns als<br />

Auferstandener im Brotbrechen zu erkennen.<br />

20<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>


MALTESERWELTWEIT<br />

„WIR TUN ALLES, UM DAS MENSCH-<br />

LICHE LEID ZU LINDERN.“<br />

Nach gewaltsamen Auseinandersetzungen in Myanmar flohen seit dem 25. August 2017 mehr als 650.000 Menschen in die<br />

Küstenstadt Cox‘s Bazar in Bangladesch. <strong>Die</strong> meisten Menschen hatten nichts weiter dabei als die Kleidung, die sie am Körper<br />

trugen. Sie wurden in provisorischen Zeltlagern untergebracht, die sich in kürzester Zeit zu einem einzigen „Megacamp“ entwickelten.<br />

Der Bedarf an Hilfe ist immens: die Camps sind überfüllt, das Gesundheitssystem ist völlig überlastet. Hinzu kommt, dass<br />

viele Gebiete sehr schwer zu erreichen sind und es immer wieder Überschwemmungen gibt.<br />

Von Katharina Kiecol<br />

Yvonne Dunton ist für <strong>Malteser</strong> International in Bangladesch<br />

und gibt uns einen Einblick in das Leben der Menschen<br />

dort. <strong>Die</strong> Schweizerin ist 54 Jahre alt und wurde<br />

von uns nach Cox´s Bazar entsendet, um unser Projekt<br />

zu betreuen.<br />

Frau Dunton, wie ist die Situation der Flüchtlinge<br />

in Bangladesch?<br />

Viele haben auf der Flucht fast alles verloren und Schreckliches<br />

erlebt. Das erzählen uns die Menschen, die zu uns<br />

kommen, und das sehen wir auch an den Verletzungen,<br />

die die Mitarbeiter in den Krankenhäusern behandeln<br />

müssen. Es gibt Patienten mit Schusswunden oder Verbrennungen<br />

beispielsweise, aber auch mit zahlreichen<br />

anderen Verletzungen, die Hinweise auf ähnlich dramatische<br />

Ereignisse geben. Ich habe etwa Mamtaz Begum<br />

Tulatoli kennengelernt. Sie hat am ganzen Körper schwere<br />

Verbrennungen und wurde in unserer Gesundheitsstation<br />

behandelt. In Myanmar hat sie bei einem Überfall<br />

ihren Mann und vier Kinder verloren. Ihre Tochter wurde<br />

schwer verletzt, ihr Haus angezündet. <strong>Die</strong> beiden konnten<br />

sich in letzter Sekunde in Sicherheit bringen und<br />

kamen Tage später mit nichts hier an. Mamtaz Brandwunden,<br />

verheilen langsam. Zusätzlich ist sie schwer<br />

traumatisiert, traumatisiert, diese Wunden werden noch<br />

sehr viel länger behandelt werden müssen, bevor sie zu<br />

heilen beginnen.<br />

Was brauchen die Flüchtlinge am dringendsten?<br />

Buchstäblich alles. Zahlreiche Säuglinge und Kleinkinder<br />

sind unterernährt und benötigen dringend Zusatznahrung.<br />

Dort, wo viele Menschen auf so engem Raum und<br />

unter schlechten hygienischen Bedingungen zusammenleben,<br />

besteht immer die Gefahr, dass Epidemien ausbrechen.<br />

<strong>Die</strong> Lösung des Problems muss dringend in Angriff<br />

genommen werden.<br />

Können Sie uns mehr über die Unterstützung von<br />

<strong>Malteser</strong> International in den Camps sagen?<br />

Wir von <strong>Malteser</strong> International haben uns mit Gonos-<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 21


MALTESERWELTWEIT<br />

Foto: Noor Ahmed Gelal/<strong>Malteser</strong> International Foto: Noor Ahmed Gelal/<strong>Malteser</strong> International<br />

Rajumas Haus in Myanmar wurde angezündet. Im letzten<br />

Augenblick konnte sie sich retten.<br />

In zwei Gesundheitsstationen versorgt <strong>Malteser</strong> International<br />

im Megacamp in Cox’s Bazar mehr als 20.000 Flüchtlinge.<br />

hasthaya Kendra, einer erfahrenen lokalen Nichtregierungsorganisation<br />

im Gesundheitsbereich, zusammengeschlossen.<br />

Mit unserer technischen und<br />

finanziellen Unterstützung hat unser lokaler Partner<br />

innerhalb kürzester Zeit zwei Gesundheitsstationen<br />

im Megacamp eingerichtet. <strong>Die</strong>se sind sechs<br />

Tage in der Woche geöffnet und versorgen über<br />

100 Patienten am Tag. Für die Menschen im Camp<br />

ist die Behandlung kostenlos. Außerdem erhalten<br />

hier auch Schwangere, ältere Menschen und unterernährte<br />

Kleinkinder gehaltvolle Spezialnahrung.<br />

Vielen von ihnen sind von den Strapazen der Flucht<br />

gezeichnet und unterernährt.<br />

Wie erleben Sie persönlich die Situation vor Ort?<br />

<strong>Die</strong> meisten Flüchtlinge kämpfen darum, ihr Leben<br />

neu zu beginnen. Ich merke ihnen an, dass sie langsam<br />

damit beginnen, sich hier einzurichten und<br />

wieder Mut zu fassen. Ihr Lächeln zu sehen, ist eine<br />

große Freude für mich und gibt mir Kraft.<br />

„ICH DACHTE,<br />

ICH HÄTTE ALS<br />

MUTTER VER-<br />

SAGT.“<br />

<strong>Malteser</strong> International unterstützt an Tuberkulose erkrankte Kinder<br />

und ihre Familien.<br />

Von Michael Etoh<br />

Über ein Jahr lang war der zweijährige Ar Jua schon krank,<br />

bevor er die Diagnose Tuberkulose erhielt. Seine 30-jährige<br />

Mutter Mi Tueh verzweifelte an der Situation, sie konnte<br />

ihrem Sohn nicht helfen. „Immer wieder hatte er Fieber und<br />

nachts Schweißausbrüche“, erzählt sie. „Ich konnte nicht mehr<br />

schlafen. Alle paar Stunden stand ich in der Nacht auf, um zu<br />

schauen, ob er noch atmet.“ <strong>Die</strong> Sorge wuchs ins Unermessliche.<br />

Erst als Mi Tueh an einem Gesundheitstraining von <strong>Malteser</strong><br />

International zur Vorbeugung und Früherkennung von<br />

Tuberkulose teilnahm, war Hoffnung auf eine Heilung für Ar<br />

Jua in Sicht.<br />

„Es wäre fast zu spät gewesen“<br />

Mi Tueh und ihr Ehemann sind Kleinbauern. In ihrem kleinen<br />

Dorf Tin Htet in der Nähe von Kengtung, einer Stadt ganz im<br />

Osten Myanmars, leben sie vom Reis- und Gemüseanbau. Es<br />

sind abgelegene Regionen wie diese, in denen die Infektionsrate<br />

von Tuberkulose besonders hoch ist. Von den Fortschritten,<br />

die in der Behandlung der Krankheit in den Städten erzielt<br />

werden, bekommen die Dörfer kaum etwas mit. In nur wenigen<br />

anderen Ländern gibt es daher mehr an Tuberkulose erkrankte<br />

Menschen als in Myanmar. Das Leben in den ländlichen Gebieten<br />

ist von Armut geprägt. Viele Menschen können sich<br />

keine ausgewogene Nahrung leisten und sind deshalb besonders<br />

anfällig für Krankheiten. Erkrankt ein Familienmitglied,<br />

stellt dies die Angehörigen vor große finanzielle Herausforderungen.<br />

<strong>Die</strong> Fahrtkosten in das nächstgelegene Krankenhaus<br />

sind meist nicht zu stemmen. Gemeinsam mit dem nationalen<br />

Tuberkulose-Programm arbeitet <strong>Malteser</strong> International daran,<br />

22<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>


Mit Gesundheitskampagnen klären unsere<br />

Mitarbeiter über Tuberkulose auf.<br />

Mi Tuehs zweijähriger Sohn Ar Jua ist an<br />

Tuberkulose erkrankt.<br />

die Ausbreitung von Tuberkulose in der Region durch Prävention<br />

und Behandlung einzudämmen. <strong>Die</strong> Mitarbeiter<br />

klären über die Übertragung von Tuberkulose auf und<br />

unterstützen besonders bedürftige Familien während der<br />

umfassenden Tuberkulose-Behandlung sowohl finanziell<br />

als auch mit Nahrungsmitteln.<br />

Mi Tueh erinnert sich noch genau an das erste Treffen mit<br />

den Mitarbeitern von <strong>Malteser</strong> International. „Fast wäre<br />

ich nicht zu dem Gesundheitstraining gegangen“, erzählt<br />

sie. „Unser Dorfvorsteher hatte uns gebeten, zu dem Treffen<br />

zu gehen, aber ich hatte an diesem Tag so viel Arbeit<br />

auf dem Feld. Zum Glück bin ich schließlich doch hingegangen.<br />

Nach dem Training wurde mein Sohn untersucht.<br />

Dabei fanden die Ärzte heraus, dass er Tuberkulose hat.“<br />

Sie schaut zu Ar Jua, der still auf ihrem Schoß sitzt. „Es<br />

wäre fast zu spät gewesen“, sagt sie zitternd. „Wäre ich an<br />

jenem Tag nicht gegangen, dann hätte ich nie herausgefunden,<br />

dass es Tuberkulose ist. Wahrscheinlich säße Ar<br />

Jua dann heute nicht auf meinem Schoß.“<br />

Aufklärung, Früherkennung und Behandlung<br />

„20 Prozent aller an Tuberkulose erkrankten Menschen<br />

in der Kengtung Region sind Kinder“, berichtet Sai<br />

Kham Kyaut, medizinischer Mitarbeiter bei <strong>Malteser</strong><br />

International in Kengtung. „Obwohl Kinder zu den gefährdeten<br />

Gruppen gehören, wird die Krankheit bei ihnen<br />

seltener diagnostiziert. Ein Grund dafür ist, dass sie<br />

weniger Auswurf produzieren – ein leicht zu erkennendes<br />

Symptom für Tuberkulose. <strong>Die</strong> Früherkennung der<br />

Krankheit ist immens wichtig. Nur so kann eine rechtzeitige<br />

Behandlung sichergestellt und die Verbreitung<br />

eingedämmt werden.“<br />

Nach der Diagnose verordneten die Ärzte von <strong>Malteser</strong><br />

International dem kleinen Ar Jua eine sechsmonatige Behandlung<br />

in Kengtung. Alle zwei Wochen fuhren Mi Tueh<br />

und Ar Jua in das 40 Kilometer entfernte Krankenhaus.<br />

<strong>Malteser</strong> International bezuschusste diese Fahrten. „<strong>Die</strong><br />

20.000 Kyats im Monat haben uns unglaublich geholfen.<br />

Alleine hätte meine Familie die Kosten niemals tragen<br />

können.“ Zusätzlich zu der finanziellen Hilfe erhielt Mi<br />

Tuehs Familie Nahrungsmittel, um die während des Heilungsprozesses<br />

eine so bedeutende ausgewogene Ernährung<br />

sicherstellen zu können.<br />

Ar Jua ist inzwischen auf dem Weg der Besserung. Seine<br />

Behandlung ist fast abgeschlossen. Mi Tueh hat endlich<br />

wieder einen Grund zu lächeln. „Ich dachte, ich hätte als<br />

Mutter versagt“, sagt sie. „Es bereitet mir so viel Freude,<br />

zu sehen, dass er nun wieder genügend Kraft zum Spielen<br />

und Lachen hat.“ Mi Tueh wünscht sich nur das Beste für<br />

ihren Sohn. „Ich hoffe, dass er gesund bleibt und zur Schule<br />

gehen kann, damit er später einmal einen guten Job findet.<br />

Er möchte aber wohl lieber Fußballer werden“, lacht<br />

sie und zeigt auf das Trikot, das er trägt. „Vielleicht wird er<br />

ja ein erfolgreicher Fußballspieler. Für mich wäre das ok.“<br />

<strong>Malteser</strong> International ist seit 1996 in Myanmar aktiv.<br />

Mehr als 350 lokale Mitarbeiter arbeiten in den Staaten<br />

Rakhine, Shan und Kayin. Ziel ist die Stärkung der<br />

schwächsten Gemeinden in abgelegenen Gebieten. <strong>Malteser</strong><br />

International kümmert sich um Verbesserungen in<br />

der Basisgesundheitsversorgung, dem Zugang zur Wasser-,<br />

Hygiene- und Sanitärversorgung und engagiert sich<br />

außerdem in der Katastrophenvorsorge und Nothilfe bei<br />

akuten Naturkatastrophen.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 23


MALTESERWELTWEIT<br />

Tumalu floh vor dem Bürgerkrieg im Südsudan. Schutz hat sie im Rhino-Flüchtlingscamp in Uganda gefunden.<br />

„ICH HABE ANGST,<br />

ABER GOTT IST AUF MEINER SEITE.“<br />

Das erste, was einem ins Auge springt, sind Tumalus Zöpfe, die aufwendig geflochten ein kleines Kunstwerk bilden, das seitlich an<br />

ihrem Kopf prangt. „Ich war zu Hause Friseurin“, sagt sie ruhig. „Ich liebe es, Haare zu stylen, und ich werde nicht damit aufhören,<br />

nur weil die Umstände jetzt schwierig sind.“ Tumalu ist 25 Jahre alt und kommt aus Yei im Südsudan. Vor etwas mehr als einem<br />

Jahr floh sie vor dem Bürgerkrieg in ihrem Land, als bewaffnete Kämpfer ihr Dorf überfielen. Jetzt lebt sie mit ihrer Mutter, ihren<br />

beiden Kindern und ihren Neffen in einer kleinen Lehmhütte in dem von <strong>Malteser</strong> International betreuten Rhino-Flüchtlingscamp<br />

im Norden Ugandas, etwa 600 Kilometer von ihrer Heimat entfernt.<br />

Von Michael Etho<br />

Heute in Sicherheit, aber von der Flucht schwer<br />

traumatisiert<br />

In Norduganda, im Grenzgebiet zum Südsudan, leben<br />

mehr als eine Million vertriebene Südsudanesen. Über<br />

80 Prozent von ihnen sind Frauen und Kinder. Viele von<br />

ihnen haben Traumatisches erlebt, bis sie in Uganda in Sicherheit<br />

waren. „Wir mussten tagelang durch den Busch<br />

laufen, um den Kämpfern aus dem Weg zu gehen“, erzählt<br />

Tumalu und starrt in den Himmel. „Unsere Flucht<br />

ist schon über ein Jahr her, aber an die Angst kann ich<br />

mich noch genau erinnern. Sobald die bewaffneten Männer<br />

dich sehen, vergewaltigen oder töten sie dich, oder sie<br />

vergewaltigen dich und töten dich danach.<br />

Täglich 45 Minuten Fußmarsch, um Wasser zu holen<br />

Nach ihrer Ankunft in Uganda erhielten Tumalu und ihre<br />

Familie 900 Quadratmeter Land für den Bau einer Unterkunft<br />

und den Anbau von Gemüse. „Wir waren glücklich,<br />

als wir das Grundstück erhielten“, fährt sie fort. „Aber wir<br />

hatten kein Wasser. Ich stand jeden Morgen auf, um zum<br />

Fluss zu laufen und Wasser zu holen. Das war ein Fußmarsch<br />

von 45 Minuten.“<br />

Sauberes Wasser war in dieser Gegend bereits knapp,<br />

bevor die Südsudanesen in den Norden Ugandas kamen.<br />

<strong>Die</strong> Ankunft der 1,3 Millionen Flüchtlinge verschlimmerte<br />

das Problem der begrenzten Wasserressourcen in<br />

diesem kargen Landstrich. Vielen Menschen blieb keine<br />

andere Wahl, als Wasser aus dreckigen Flüssen und<br />

Teichen zu holen. „Ich hatte jeden Tag Angst davor, dass<br />

das schmutzige Wasser meine Kinder eines Tages töten<br />

könnte“, sagt Tumalu schaudernd. „Und dann passierte<br />

24<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>


MALTESERWELTWEIT<br />

Dank der von <strong>Malteser</strong> International gebohrten Brunnen im<br />

Rhino-Camp hat Tumalu nun Zugang zu sauberem Trinkwasser.<br />

Start in eine neue Zukunft: 900 Quadratmeter Land erhielten<br />

Tumalu und ihre Familie nach ihrer Ankunft in Uganda.<br />

es: Nach einem Monat hatte mein Sohn Durchfall und<br />

wurde krank.“<br />

In verschiedenen Flüchtlingssiedlungen im Norden<br />

Ugandas versorgt <strong>Malteser</strong> International die Menschen<br />

bereits seit 2014 mit sauberem Wasser. Zunächst fuhren<br />

die Mitarbeiter mit Wassertanks zu verschiedenen<br />

Punkten im Rhino-Camp und brachten Trinkwasser.<br />

Das war allerdings schwierig, denn das Rhino-Camp ist<br />

etwa 60 Quadratkilometer groß und mehr als 120.000<br />

Menschen leben hier. Mit den Wasserlieferungen an<br />

ausgewählte Punkte konnten viele Menschen nicht<br />

erreicht werden. Damit die Menschen nachhaltig mit<br />

Trinkwasser versorgt werden können, bohrte <strong>Malteser</strong><br />

International im vergangenen Jahr Brunnen. Dadurch<br />

erhalten mittlerweile täglich 30.000 Menschen sauberes<br />

Wasser.<br />

Trinkwasserbrunnen wurden gebaut<br />

Inzwischen hat auch Tumalu einen Brunnen wenige Meter<br />

von ihrer Hütte entfernt. „Jetzt habe ich das saubere<br />

Wasser direkt vor der eigenen Haustür“, sagt sie und<br />

strahlt. Dort versammeln sich gerade einige Kinder und<br />

füllen ihre Kanister. „Jetzt kann ich das Wasser für alle<br />

wichtigen Dinge nutzen: kochen, waschen und baden. Seit<br />

dem Bau des Brunnens hatte niemand aus meiner Familie<br />

mehr Durchfall. Und zusätzlich habe ich jetzt auch mehr<br />

Zeit für andere Dinge, da ich mir den weiten Weg zum<br />

Fluss sparen kann.“<br />

Tumalu hat ihre Ausbildung im Südsudan nicht abgeschlossen,<br />

denn ihrer Familie fehlte das Geld. Im Rhino-Camp<br />

hingegen ist sie zum Vorbild für andere junge<br />

Frauen geworden. Kürzlich wurde sie zur stellvertretenden<br />

Vorsitzenden ihres Viertels im Camp gewählt. In<br />

dieser Funktion kümmert sie sich um Opfer häuslicher<br />

Gewalt. „Einige Frauen haben schon vor ihrer Ankunft<br />

schlechte Erfahrungen gemacht. Und auch hier erleben<br />

Frauen häusliche Gewalt. Wir wollen dies ändern und verhindern,<br />

dass Frauen und Mädchen von ihren Männern<br />

und Vätern geschlagen werden.“<br />

Hoffnung, weil Gott an ihrer Seite ist<br />

Ein Ende des Bürgerkriegs im Südsudan ist nicht in Sicht.<br />

Tumalu sieht momentan ihre Zukunft für sich und ihre<br />

Kinder in Uganda. Alles, was sie hat, ist Hoffnung. Sie<br />

hofft darauf, dass sie die schwere Zeit übersteht und sie<br />

ihren Mann eines Tages wiedersehen wird. Und sie möchte<br />

ihre Ausbildung abschließen, damit sich ihr Leben zum<br />

Besseren wendet. „Ich bin in einem neuen Kapitel in meinem<br />

Leben angekommen, ich habe Angst vor der Zukunft<br />

und was da noch alles auf mich zukommt, aber ich bin bereit,<br />

mich dem zu stellen, weil ich Gott auf meiner Seite<br />

habe.“<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 25


MEDIZINAKTUELL<br />

DYSPHAGIE – LEBEN MIT<br />

SCHLUCKSTÖRUNGEN<br />

Dysphagie ist ein Begriff, der in der breiten Bevölkerung eher unbekannt ist, obwohl eine nicht gerade kleine Personengruppe<br />

davon betroffen ist. Dysphagie ist der Fachausdruck für Schluckstörungen. <strong>Die</strong> Gründe für diese Beeinträchtigung könnten<br />

nicht unterschiedlicher sein. Schlaganfälle, Kopftumore, Parkinson, Multiple Sklerose, Alzheimer, Operationen im Kopf- und<br />

Halsbereich, um nur einige Ursachen zu nennen, können zu massiven Störungen des Schluckaktes führen. <strong>Die</strong>s verursacht im<br />

Alltag der Betroffenen oft große Einschränkungen bei der Nahrungsaufnahme, in manchen Fällen ist sogar die Ernährung über<br />

eine Sonde erforderlich.<br />

Von Claudia Braunstein<br />

Dysphagie wird in Stufen eingeteilt, die reichen von dünnflüssig,<br />

angedickt, verflüssigt, püriert bis zu weicher Kost.<br />

Wir haben oft das Bild eines pflegebedürftigen Menschen<br />

vor uns, wenn wir an Schluckstörungen denken. Dem ist<br />

aber nicht so, gerade Menschen mit schlechtsitzenden<br />

Zahnersatz stehen oft noch mitten im Leben, fühlen sich<br />

Zungenkrebs wird statistisch in Österreich etwa 240 Mal<br />

jährlich diagnostiziert. Der durchschnittliche Patient<br />

ist älter als 65, männlich und hat nicht selten ein Alkoholproblem<br />

und ist Raucher. Doch seit einigen Jahren<br />

trifft die Erkrankung auch zunehmend jüngere Patienten<br />

beiderlei Geschlechtes. Der Grund dafür sind HP Viren<br />

„high-risk“, die man auch als Auslöser für Gebärmutterhalskarzinome<br />

kennt.<br />

<strong>Die</strong>se Krebsart, die zu den<br />

Mundhöhlenkrebsarten<br />

gehört, ist heute gut therapierbar,<br />

oft bleiben aber<br />

Einschränkungen zurück.<br />

aber manchmal wegen ihres eingeschränkten Schluckaktes<br />

an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Oft vermeiden<br />

die Betroffenen Essen in der Öffentlichkeit und beschneiden<br />

so selbst ihren sozialen Umgang.<br />

Meine eigene Betroffenheit basiert auf einer Krebserkrankung<br />

in der Mundhöhle, die bald sieben Jahre zurückliegt.<br />

<strong>Die</strong> seltene Diagnose Zungenkrebs hat mir<br />

nach folgenschweren Therapien eine lebenslängliche Einschränkung<br />

des Kau- und Schluckaktes eingebracht.<br />

Ich habe nach gut einem<br />

Jahr nach der Diagnose<br />

begonnen, meine Rezepte<br />

in einfacher Form ins Internet zu stellen. Den Anstoß<br />

dazu gab die Ehefrau eines Patienten, den ich im Rahmen<br />

der Selbsthilfegruppe, die ich im Frühjahr 2012 gegründet<br />

hatte, begleiten durfte. Damals gab es kaum Zugang<br />

zu Rezepten für Menschen mit Schluckstörungen. Auch<br />

heute bin ich mit meinem Food Blog „Geschmeidige Köstlichkeiten“<br />

alleine mit diesem Thema als Blog im deutschen<br />

Sprachraum. Der Blog ist schon lange kein Hobby<br />

mehr und hat sich über die Jahre zu einem kleinen Unternehmen<br />

entwickelt. Firmen, die passende Produkte für<br />

26<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

Dysphagie Patienten haben, kommen auf mich zu. Auch<br />

die Presse und andere Medien sind auf mich und meine<br />

Tätigkeit aufmerksam geworden. Ich darf auch öfter auf<br />

themenbezogenen Veranstaltungen mein Wissen rund<br />

um Dysphagie und die passende Kost zum Besten geben.<br />

Claudia Braunstein<br />

Und das mit einer veritablen Spracheinschränkung. <strong>Die</strong><br />

ist eine weitere Erinnerung an meine überstandene Krebserkrankung.<br />

Durch die Teilresektion der Zunge kann ich<br />

manche Buchstaben nicht mehr korrekt aussprechen.<br />

Dazu gehören G und K, was oft mehrmaliges Nachfragen<br />

des Gegenübers verursacht. Doch all dies ist kein Grund,<br />

mich aus der Gesellschaft zurückzuziehen. Auch wenn<br />

auswärts Essen nicht immer ohne Hindernisse stattfindet,<br />

ich halte es für wichtig, am sozialen Leben teil zu<br />

haben. Ich habe es mir durchaus zum Ziel gesetzt, Menschen<br />

mit derartigen Behinderungen Mut zu machen<br />

und zu zeigen, dass man mit Dysphagie sogar auf fremde<br />

Kontinente reisen kann.<br />

In den kommenden Wochen geht nun einer meiner großen<br />

Herzenswünsche in Erfüllung. Meine Rezepte erscheinen<br />

gleich in zwei Büchern. Bei einem handelt es<br />

sich um ein Fachbuch zum Thema Dysphagie, das ich mit<br />

zwei Ärzten aus Wien herausgeben darf. Das zweite Projekt<br />

ist ein reines Kochbuch mit Tipps aus dem Alltag, das<br />

in einem Salzburger Verlag erscheint.<br />

MALTESER CARE<br />

UND MALTESER<br />

KINDERHILFE AUF<br />

DER INTEGRA<br />

<strong>Die</strong> Messe für Rehabilitation, Pflege und Therapie findet<br />

vom 25. bis zum 27. April <strong>2018</strong> in Wels statt.<br />

Von Susanne Wick<br />

Ende April ist es wieder so weit, alle zwei Jahre findet<br />

die Integra, die Messe für Reha, Pflege und Therapie<br />

statt. Spannende und innovative Impulse für mehr Lebensqualität<br />

werden auch heuer wieder rund 10.000<br />

Besucher in das Messezentrum nach Wels führen.<br />

Wir von <strong>Malteser</strong> Care werden, wie in den vergangenen<br />

Jahren, mit einem Messestand (Standnummer<br />

C350) vertreten sein. Unsere kompetenten Mitarbeiter<br />

werden Interessierte zu unseren Leistungen und<br />

Angeboten informieren und beraten.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe wurde von den Veranstaltern<br />

eingeladen, das Hilde Umdasch Haus, von der<br />

<strong>Malteser</strong> Kinderhilfe betrieben, als Best Practice Beispiel<br />

einer Pflegeeinrichtung für Kinder mit lebensverkürzenden<br />

Erkrankungen zu präsentieren.<br />

Präsentation Hilde Umdasch Haus: 25. April (Mittwoch)<br />

um 12 Uhr auf der ORF Bühne<br />

Besuchen Sie uns auf der Integra, Messestand C350<br />

www.malteser.care<br />

www.geschmeidigekoestlichkeiten.at<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 27


BURGENLAND<br />

ADVENTMARKT IN HALBTURN<br />

Auch heuer waren die <strong>Malteser</strong> des Bereichs Burgenland wieder an den ersten drei Adventwochenenden am Weihnachtsmarkt<br />

Halbturn im Einsatz.<br />

WIEN<br />

ERÖFFNUNG DER LOURDESGROTTE IN ST. ROCHUS<br />

„Als wunderschöne Einstummung auf unsere diesjährige Lourdes Wallfahrt, von 4. bis 8. Mai, durften wir die Eröffnung<br />

der Lourdesgrotte in St. Rochus mitfeiern. St. Rochus hat im Kreuzgang eine Lourdesgrotte errichtet, die zum Gebet<br />

einlädt und einen Ort der Andacht für die gesamte Familie darstellt.“<br />

WIEN<br />

AUSFLUG IN DIE<br />

KAPUZINERGRUFT<br />

<strong>Die</strong> knapp einstündige Reise durch die<br />

Jahrhunderte führte vorbei an den monumentalen<br />

Grabstätten der großen<br />

Herrscher des Hauses Habsburg und gewährte<br />

Einblicke in seine bewegte Familiengeschichte.<br />

28<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>


TIROL<br />

BALL4ALL<br />

Integrationsball „Ball4All“ in der Villa Blanka<br />

vom Verein TAFIE – die <strong>Malteser</strong>, als Gruppe<br />

„Malta Rock“, genossen eine rauschende<br />

Ballnacht. Auch die rollstuhlfahrenden<br />

Ballgäste tanzten zur Musik der Liveband<br />

ausgelassen, ganz im Stile der <strong>Malteser</strong><br />

Sommerlager (IMS).<br />

WIEN-STEPHANSDOM<br />

GEBURTSTAGSGESCHENK<br />

ZUM 94.<br />

<strong>Malteser</strong> organisierten und begleiteten A. Elsner,<br />

damit erfüllten sie ihr diesen sehnlichsten Geburtstagswunsch.<br />

Im Dom nahm Frau Elsner ihr<br />

Tagebuch aus dem Jahr 1943 zur Hand, in dem<br />

sie notiert hat, dass sie als 18-Jährige (aus Köln<br />

kommend) am 12. April zum ersten Mal den Wiener<br />

Stephansdom betreten hat.<br />

Kultur darf in unserem<br />

Alltag nicht fehlen, so besuchten<br />

wir die lebhafte<br />

Inszenierung eines klassischen<br />

Stückes im Tiroler<br />

Landestheater. „Das also<br />

war des Pudels Kern!“ - Wer<br />

kennt’s?<br />

INNSBRUCK<br />

THEATERBESUCH<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 29


MALTESERÖSTERREICH<br />

BRATISLAVA<br />

SUPPE FÜR OBDACHLOSE<br />

WELTTAG DER ARMEN 19. November 2017, Botschaft von Papst Franziskus: Liebt nicht mit Worten sondern in Taten.<br />

WIENER SICHERHEITSFEST 2017<br />

Am „Wiener Sicherheitsfest“ präsentierten<br />

sich jedes Jahr „<strong>Die</strong> Helfer<br />

Wiens“, gemeinsam mit allen Wiener<br />

Hilfs- und Einsatz-Organisationen, mit<br />

der größten Sicherheitsleistungsschau<br />

Österreichs und einem spannenden<br />

Programm für die gesamte Familie.<br />

30<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

WIEN<br />

SCHWEDENBOMBENWORKSHOP<br />

Köstliche Unterhaltung mit süßem Rahmenprogramm bei Niemetz: „Eine bombige Idee.“<br />

SALZBURG<br />

AMBULANZ-<br />

DIENST IN DER<br />

STIFTSKIRCHE<br />

NONNBERG<br />

Am 8.12.2017 – dem Tag der Unbefleckten<br />

Empfängnis Mariens lud<br />

die Äbtissin des Benediktinerinnen-<br />

Ordens, Sr. Veronika OSB., zur Eröffnung<br />

des diözesanen Jubiläumsjahres<br />

ein. <strong>Die</strong> Zelebranten waren<br />

Weihbischof Dr. Marian Eleganti aus<br />

der Schweiz und Erzabt Dr. Korbinian<br />

Birnbacher von St. Peter.<br />

SALZBURG<br />

VIRGILBUS<br />

Engagement in medizinischer Versorgung<br />

für Obdachlose ist ganz<br />

besonders gefragt, wenn die Außentemperaturen<br />

nachts auf unter<br />

-10 Grad Celsius fallen und die<br />

Notschlafstellen in der Stadt Salzburg<br />

überbelegt sind.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 31


MALTESERÖSTERREICH<br />

MEINE SPENDE FÜR<br />

ENGAGEMENT DER<br />

32<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

DAS SOZIALE<br />

MALTESER!<br />

Im Umfeld der Straßensammlungen<br />

in verschiedenen Städten<br />

Österreichs stellten sich auch<br />

2017 wieder zahlreiche Vertreter<br />

von Politik und Kirche in den<br />

<strong>Die</strong>nst der guten Sache.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 33


XXXXX<br />

DAS WAR<br />

WEIHNACHTEN<br />

2017<br />

WIEN<br />

CHRISTKINDL<br />

Auch heuer besuchten wir wieder das Christuskind, in Christkindl und statteten der kleinen Wachsfigur einen<br />

Besuch ab. Nach einem ausgiebigen Mittagessen beim „Christkindlwirt“, bei dem wir auch den ersten Schneesturm dieses<br />

Winters miterleben konnten, fuhren wir nach Steyr und besuchten dort den stimmungsvollen Christkindlmarkt. Turmblasen<br />

und Schokospieße brachten uns in Weihnachtsstimmung und am Nachhauseweg lagen uns noch immer Weihnachtslieder<br />

auf den Lippen.“<br />

SALZBURG<br />

WEIHNACHTSFEIER FÜR NOTREISENDE<br />

<strong>Malteser</strong> begleiten die Notreisenden seit vielen Jahren in Salzburg und freuen uns,<br />

dass wir sie nun auch vor Ort – in Pauleasca, Rumänien – unterstützen können. Gemeinsam<br />

mit Caritas und der Plattform findet monatlich ein Infotreff für und mit Notreisenden<br />

im „Romanischen Saal“ in St. Peter statt. Im Dezember luden die <strong>Malteser</strong><br />

in die Imbergstraße ein. Es gab es einen köstlichen Eintopf - eine großzügige Spende<br />

der „Barmherzigen Bruder“.<br />

Alle waren fröhlich, dankbar und gut aufgewärmt nach dieser gemütlichen Nikolofeier.<br />

34<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>


XXXX<br />

WIEN<br />

WEIHNACHTSBASAR<br />

Alljährlicher Karitativer Weihnachtsbasar, zugunsten der<br />

<strong>Malteser</strong> Hilfsprojekte in der Wiener Bereichszentrale am Börseplatz.<br />

Danke den Ausstellern die mit ihren kreativen und einzigartigen<br />

Produkten wieder zahlreiche Besucher und Interessierte<br />

anlockten.<br />

SALZBURG<br />

MARTINSFEST<br />

Feier und Bastelrunde in Salzburg<br />

Weihnachtsfeier mit Bundespräsident Alexander Van der<br />

Bellen mit seiner Ehefrau Doris Schmidauer für Menschen mit<br />

Behinderung.<br />

STEIERMARK<br />

WEIHNACHTSFEIER<br />

WIEN<br />

BEIM BUNDESPRÄSIDENTEN<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 35


MALTESERÖSTERREICH<br />

TIROLER LANDES-ENQUETE<br />

ZUKUNFT DES FREIWILLIGEN ENGAGE-<br />

MENTS IN EINSATZORGANISATIONEN<br />

Von Lukas Krupitza<br />

Freiwillige Feuerwehr, <strong>Malteser</strong>, Johanniter, Rotes Kreuz,<br />

Bergrettung, Wasserrettung, Samariterbund, Grubenwehr,<br />

Österreichischer Rettungsdienst, Höhlenrettung,<br />

Bergwacht oder die Caritas: Alle Organisationen planen<br />

die zukünftige Ausrichtung der Freiwilligenarbeit. Das<br />

Land Tirol lud Mitglieder der Organisationen zum Erfahrungsaustausch<br />

und zu Impulsreferaten ins Landhaus in<br />

Innsbruck ein.<br />

Aufgezeigt wurde welche positiven Effekte die Arbeit von<br />

Freiwilligen auf das soziale Gefüge hat, welche Probleme<br />

(<strong>Die</strong>nstfreistellungen…) dabei auftreten, wie es gelingt,<br />

junge Menschen möglichst dauerhaft zu freiwilliger Mitarbeit<br />

zu motivieren, welche Erfahrungen die Organisationen<br />

(z.B. zunehmende Professionalisierung) und die<br />

Wirtschaft gemacht haben. Spannende Themen, die im<br />

Austausch und gemeinsam gut geplant und aufgesetzt werden<br />

können – gemeinsam schneller und mehr bewegen.<br />

„Generationsübergreifende Freiwilligenarbeit und lebenslanges<br />

Engagement!“, das war der Titel des Impulsreferats<br />

der <strong>Malteser</strong>.<br />

MALTESER CARE<br />

6. WIEDNER<br />

BEZIRKSSENIORENMESSE<br />

Von Susanne Wick<br />

Ilse Hummer (<strong>Malteser</strong> Care Pflegedienstleiterin und DGKP) hielt<br />

einen Fachvortrag zum Thema „Individuelle Pflege und Betreuung<br />

zu Hause – Entlastung von Familien und pflegenden Angehörigen“.<br />

Anschließend konnten sich interessierte Senioren, aber auch Angehörige<br />

sowie Betroffene von <strong>Malteser</strong> Care beraten lassen.<br />

Bezirksvorsteher Leopold Plasch und Stadtrat<br />

Dr. Michael Ludwig im Gespräch mit Helmut<br />

Lutz, GF von <strong>Malteser</strong> Care.<br />

Einen Überblick über das Leistungsspektrum von <strong>Malteser</strong> Care finden<br />

Sie auch unter www.malteser.care<br />

Für eine unverbindliche Beratung zur „Betreuung/Pflege zu Hause“<br />

erreichen Sie MALTESER Care per E-Mail: office@mcr.or.at oder<br />

telefonisch: +43 1 361 97 88.<br />

36<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

Wir danken dem Verein Heilsport-Team und<br />

allen Sponsoren und Unterstützern, die das<br />

Lauf-Event so großartig unterstützt haben!<br />

MALTESER KINDERHILFE<br />

SAGT DANKE!<br />

Von Susanne Seper<br />

Am 27. November 2017 durften sich die Kinder und Jugendlichen<br />

des Hilde-Umdasch-Hauses (HUH) der MALTESER Kinderhilfe<br />

ganz besonders freuen: Im Rahmen einer Pressekonferenz mit<br />

zahlreichen Medienvertretern, Sponsoren und Politikern wurde<br />

für ihr besonderes „Zuhause“ eine Spende von mehr als 20.000<br />

Euro überreicht. <strong>Die</strong> Gelder stammen aus freiwilligen Spenden, die<br />

beim 1. Kinderhilfelauf in Amstetten im September 2017 gesammelt<br />

wurden.<br />

Der Spendenscheck wurde von Reinhard Gruber und Daniel Punz<br />

vom Verein Heilsport-Team übergeben. Zusätzlich überbrachte<br />

Erich Berger, der für die gastronomische Verpflegung während<br />

des Laufs verantwortlich zeichnete, einen Scheck in der Höhe von<br />

3.000 Euro. Bürgermeisterin Ursula Puchebner, Vorstandsdirektor<br />

der Sparkasse Amstetten, Reinhard Weilguny, Vizebürgermeister<br />

Michael Wieser und Oberstleutnant Rudolf Halbartschlager<br />

lobten die Veranstaltung in ihren Statements, und Reinhard Gruber<br />

kündigte die Fortführung dieses erfolgreichen Events an: Der<br />

2. Kinderhilfelauf wird am 30. September <strong>2018</strong> stattfinden.<br />

v.l.n.r.: Roman Haslauer (Hausleiter HUH, GF<br />

MKH), Reinhard Weilguny (Vorstandsdirektor<br />

Sparkasse Amstetten), Daniel Punz und Reinhard<br />

Gruber (Verein Heilsport-Team), Vizebgm.<br />

Michael Wieser und Bgm. Ursula Puchebner<br />

Gastronom Erich Berger spendet Euro 3.000.<br />

Wir bedanken uns aus tiefstem Herzen für das<br />

große Engagement so vieler Menschen, allen voran<br />

Reinhard Gruber und Daniel Punz vom Verein<br />

Heilsport-Team, die für die sportliche Durchführung<br />

sorgten. Gedankt sei auch allen Sponsoren<br />

und Unterstützern, ohne die der Kinderhilfelauf<br />

so nicht umsetzbar gewesen wäre.<br />

Gratis,<br />

aber leider nicht kostenlos.<br />

<strong>Die</strong><br />

<strong>Die</strong><br />

MALTESER<br />

Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />

Ausgabe 3-4/2017<br />

MALTESER<br />

Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />

Ausgabe 3-4/2016<br />

Falls Sie, Ihre<br />

Freunde oder Ihre<br />

Familie über unsere Arbeit<br />

informiert werden wollen,<br />

senden wir Ihnen die <strong>Zeitung</strong><br />

gerne regelmäßig zu.<br />

Senden Sie einfach eine<br />

E-Mail an:<br />

zeitung@malteser.at<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

„<strong>Die</strong> MALTESER“ ist traditionell gratis und soll<br />

es auch bleiben. Denn es ist uns ein Anliegen, Sie<br />

über unsere Arbeit umfassend zu informieren.<br />

Doch die Produktion und der Versand sind leider<br />

nicht kostenlos. Bitte unterstützen Sie uns.<br />

Unvergessliche Momente – Sommercamp 2017<br />

Warnsignale einer Demenzerkrankung<br />

Erster Kinderhilfelauf: Laufend helfen<br />

<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong>-<strong>Zeitung</strong> 3_2017_end ok.indd 1 20.11.17 13:08<br />

Italien-Erdbebenhilfe aus Österreich<br />

Legate: In guter Erinnerung bleiben<br />

Ein Jahr Hilde Umdasch Haus<br />

Konto lautend auf MALTESER Hospitaldienst Austria, Kennwort „<strong>Zeitung</strong>“<br />

AT65 2011 1800 8087 0800, BIC: GIBAATWW<br />

Spenden an den MALTESER Hospitaldienst sind von der Steuer DIE absetzbar! MALTESER 1/<strong>2018</strong> 37


MALTESERÖSTERREICH<br />

„ANNA WÜRDE DAS HILDE UMDASCH<br />

HAUS ALS ‚URCOOL‘ BEZEICHNEN“<br />

Anna ist am 7. November 2003 als gesundes Kind zur<br />

Welt gekommen. Dann, am 25. Dezember desselben<br />

Jahres, kam es zu einem viral bedingten Herzstillstand.<br />

<strong>Die</strong> Rettung war innerhalb von sechs Minuten<br />

vor Ort, im AKH Wien wurden sofort alle notwendigen<br />

und möglichen Maßnahmen gesetzt. <strong>Die</strong><br />

Reanimation war erfolgreich. Dennoch war Anna<br />

eine Stunde lang klinisch tot – die längste Stunde im<br />

Leben ihrer Eltern. Sechzig unerträglich lange Minuten<br />

und schmerzvolle Verzweiflung, die mit Worten<br />

nicht zu beschreiben und für „Nicht-Betroffene“<br />

kaum erahnbar sind.<br />

Anna blieb körperlich und geistig schwer eingeschränkt.<br />

Sie kann nicht sitzen, nicht sprechen und ist spastisch.<br />

Annas Mutter, selbst eine erfahrene Ärztin, und ihrem<br />

Vater war nach dieser Diagnose klar, dass Anna auf Dauer<br />

nicht ausschließlich zu Hause betreut werden kann. Als<br />

Annas Mutter schließlich selbst schwer erkrankte, kam es<br />

zur Entscheidung Anna in die professionelle und liebevolle<br />

Obhut des Hilde Umdasch Hauses zu geben. Annas Vater,<br />

Dr. Richard Igler, dazu im Gespräch mit „<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong>“.<br />

Von Katharina Stögner<br />

oder später nicht nur zu Hause betreut werden kann.<br />

Daher haben wir uns schon früh umgesehen, obwohl wir<br />

den Schritt vermutlich erst ein paar Jahre später gesetzt<br />

hätten, wenn meine Frau nicht erkrankt wäre. Ihr war es<br />

wichtig, diese Entscheidung gemeinsam zu treffen und<br />

eine Einrichtung zu finden, die Anna bestmögliche Geborgenheit,<br />

Betreuung und Förderung bieten kann. Schon die<br />

Architektur des Hauses macht das Hilde Umdasch Haus<br />

einzigartig. <strong>Die</strong> Atmosphäre und das Ambiente sind sehr<br />

beruhigend und ansprechend. Jedes Kind hat sein eigenes<br />

Zimmer, und jedes Zimmer hat einen eigenen Ausgang<br />

in den Garten sowie ein großes Fenster mit einer Kuschelfensterbank.<br />

Was meiner Frau und mir auch wichtig<br />

war: Man darf zu den Besuchen Haustiere mitbringen.<br />

Außerdem ist die Lage in Amstetten optimal. Wir haben<br />

Verwandtschaft in Oberösterreich, Niederösterreich und<br />

Wien. Amstetten ist von überall her gut und rasch zu erreichen.<br />

Wesentlich und ausschlaggebend für unsere Entscheidung<br />

war für uns natürlich das hochmotivierte und<br />

engagierte Team im Hilde Umdasch Haus, das mitdenkt,<br />

weiterdenkt und zum Wohl unserer Tochter stets über den<br />

Tellerrand blickt.<br />

Herr Igler, was war Ihnen wichtig und am Ende ausschlaggebend<br />

dafür, dass Sie das Hilde Umdasch<br />

Haus in Amstetten als Pflegeeinrichtung für Ihre<br />

Tochter gewählt haben?<br />

Es war meiner Frau und mir bewusst, dass Anna früher<br />

Wie oft haben Sie als in Wien berufstätiger Vater die<br />

Möglichkeit, Ihre Tochter zu besuchen?<br />

Ich besuche Anna zwei bis drei Mal pro Monat und nehme<br />

zu diesen Besuchen immer ihren Hund mit. Da es<br />

für mich von der Verkehrsanbindung praktisch ist, fahre<br />

38<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>


ich mit dem Auto. <strong>Die</strong> meisten anderen Verwandten fahren<br />

mit dem Zug. Der braucht knapp 48 Minuten für die<br />

Strecke Wien-Amstetten, und das Hilde Umdasch Haus ist<br />

nur drei Gehminuten vom Bahnhof entfernt.<br />

Sie haben die individuelle Versorgung und Pflege im<br />

Hilde Umdasch Haus angesprochen. Das stelle ich<br />

mir schwierig vor, da die Bedürfnisse der Kinder<br />

aufgrund der unterschiedlichen Krankheitsbilder<br />

so verschieden sind. Wie schafft das die <strong>Malteser</strong><br />

Kinderhilfe?<br />

Das Team im Hilde Umdasch Haus war, wie gesagt, ausschlaggebend<br />

für unsere Entscheidung, und ich bin jedes<br />

Mal wieder überrascht, wie sehr sich jedes einzelne Teammitglied<br />

einbringt. Sie sehen sich neue Therapiemöglichkeiten<br />

an, überlegen, wie und wo man ein Kind noch mehr<br />

fördern oder die Lebensqualität verbessern und den Alltag<br />

abwechslungsreich gestalten kann. Beispielsweise wurde ich<br />

darauf angesprochen, dass es einen neuen Computer mit<br />

Sehsteuerung gibt. Ich habe das Gerät für Anna angeschafft,<br />

und sie kommt wirklich sehr gut damit zurecht. Auch der<br />

Tipp, einen Tablet-PC zu verwenden, war toll. Anna hat viel<br />

Freude damit. Wenn man selbst Ideen einbringt, findet man<br />

sehr rasch ein offenes Ohr. So konnte ich meinen Vorschlag<br />

umsetzen, die CliniClowns ins Hilde Umdasch Haus einzuladen.<br />

Inzwischen kommen sie monatlich ins Haus, worauf<br />

sich die Kinder immer schon sehr freuen. Was mich außerdem<br />

im Hilde Umdasch Haus sehr beeindruckt, war der<br />

Vorschlag des Teams, Anna bei der Verarbeitung des Todes<br />

ihrer Mutter zu begleiten. Das ist wunderbar gelungen, weil<br />

es sehr einfühlsam und auf eine für Anna passende Weise<br />

geschehen ist. Das hat mich sehr berührt.<br />

MALTESER KINDERHILFE<br />

PUNSCH<br />

UND KEKSE<br />

Zum zweiten Mal fand heuer der Punsch- und Kekserlverkauf<br />

zu Gunsten der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe und des<br />

Hilde Umdasch Hauses statt. Wir freuen uns, dass viele<br />

Menschen der Einladung gefolgt sind, sich bei Heißgetränken<br />

gewärmt und Keksteller für den guten Zweck<br />

gekauft haben. Gleich zu Beginn der Veranstaltung wurde<br />

es spannend, als es um die Prämierung des „Besten<br />

Vanillekipferls“ ging. Heuer entschied der Mostviertler<br />

Bildungshof Gießhübl das Rennen für sich. Herzliche<br />

Gratulation!<br />

Interessierte Gäste hatten auch die Möglichkeiten, an<br />

geführten Rundgängen durch das Hilde Umdasch Haus<br />

teilzunehmen. Wir bedanken uns recht herzlich bei allen<br />

Schülern, Lehrern und Direktoren der teilnehmenden<br />

Schulen für das Engagement und hoffen, dass wir<br />

auch nächstes Jahr wieder auf Sie zählen dürfen!<br />

Wie, denken Sie, würde Anna das Hilde Umdasch<br />

Haus beschreiben?<br />

[Richard Igler lacht] Sie würde sagen „urcool!“ Immer,<br />

wenn Anna für ein paar Wochen nach Hause kommt,<br />

strahlt sie. Es ist ein Tapetenwechsel, vielleicht auch etwas<br />

Vertrautes, und es macht sie froh. <strong>Die</strong> gleiche Freude zeigt<br />

Anna, wenn sie nach den leider immer wieder erforderlichen<br />

Krankenhausaufenthalten zurück ins Hilde Umdasch Haus<br />

kommt. Für Anna ist das Hilde Umdasch Haus zu einem<br />

zweiten Zuhause geworden.<br />

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Dr. Igler!<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 39


MALTESERÖSTERREICH<br />

BARBARA SCHWARZ ÜBER<br />

DAS HILDE UMDASCH HAUS<br />

Barbara Schwarz war bis vor Kurzem Landesrätin für Soziales, Bildung und<br />

Familie und ist eine große Unterstützerin des Hilde Umdasch Hauses und der<br />

<strong>Malteser</strong> Kinderhilfe. Im Zuge ihres jüngsten Besuchs unterstrich sie im Gespräch mit<br />

Geschäftsführer Olivier Loudon erneut, wie sehr sie die familiäre Atmosphäre des<br />

Hauses beeindruckt hat.<br />

Von Katharina Stögner<br />

Barbara Schwarz hielt als damalige Landesrätin im Interview<br />

weiters fest, dass es in Niederösterreich eine große<br />

Dichte an sozialen Einrichtungen und sozialen <strong>Die</strong>nsten<br />

gibt, um jenen Menschen zu helfen, die besonders auf unsere<br />

Hilfe angewiesen sind.<br />

„Eine wesentliche Stütze sind dabei die <strong>Malteser</strong> mit ihren<br />

Hilfsdiensten und Einrichtungen, wie der <strong>Malteser</strong><br />

Kinderhilfe im Hilde Umdasch Haus, die mit ihren Mitarbeitern<br />

und mit ihren ehrenamtlichen Mitgliedern und<br />

Helfern einen wichtigen Baustein in der Niederösterreichischen<br />

Soziallandschaft darstellen. Es ist eine ehrenvolle<br />

Aufgabe, gerade Kinder und Familien in schwierigen<br />

Phasen des Lebens zu unterstützen und zu begleiten.<br />

Dafür sind wir als Land Niederösterreich sehr dankbar,<br />

denn ohne diese Tätigkeiten in den Bereichen Kinderhilfe,<br />

Behindertenhilfe, Betreuung von Palliativpatienten und<br />

Rettungsdienst würde ein wesentlicher Baustein in der<br />

Betreuung in unserem Bundesland fehlen. Daher war uns<br />

in den letzten Jahren die finanzielle Unterstützung immer<br />

ein großes Anliegen. Ich bedanke mich für die jahrelange<br />

gute Zusammenarbeit zum Wohle unserer Landsleute<br />

und versichere, auch zukünftig die Aufgaben der <strong>Malteser</strong><br />

in Niederösterreich nach Kräften zu fördern und zu<br />

unterstützen. Ebenso bitte ich alle Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter auch weiterhin für die Menschen in unserem<br />

Bundesland so verantwortungsbewusst tätig zu bleiben“;<br />

so Barbara Schwarz.<br />

Wir sind stolz auf die Wertschätzung und Anerkennung,<br />

die seitens der Politik den Mitarbeitern der <strong>Malteser</strong><br />

Kinderhilfe und dem großen haupt- und ehrenamtlichen<br />

Engagement in der Betreuung „unserer“ Kinder im Hilde<br />

Umdasch Haus entgegenbringt.<br />

40<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

WER HÄTTE<br />

DAS GEDACHT?<br />

Der AIDS-<strong>Die</strong>nst der <strong>Malteser</strong> feiert sein 25-jähriges Bestehen. Und eines ist klar: Wir werden erst ruhen, wenn es Heilung für<br />

die Krankheit und ihre Folgen gibt!<br />

Von Barbara Masin<br />

„Wer hätte gedacht“, als Burgl Helbich-Poschacher<br />

über den Mozartsteg in Salzburg ging, dass ihr eine kleine<br />

Begegnung für ihr weiteres Leben eine große Aufgabe<br />

werden würde? Nur kurz später saßen wir zusammen,<br />

und der AIDS-<strong>Die</strong>nst der <strong>Malteser</strong> war gegründet. Heuer<br />

feiern wir dankbar das 25-Jahr-Jubiläum. Bis zu Burgls<br />

Tod im Jahr 2010 und anschließend unter der Leitung<br />

von Teresa Grill wuchs und gedieh das Werk.<br />

„Wer hätte gedacht“, dass aus einer Krankheit, die<br />

anfangs einem Todesurteil gleichkam, bei der wir oft<br />

nichts anderes tun konnten, als am Bett eines Sterbenden<br />

einfach da zu sein, innerhalb von nur wenigen Jahren<br />

ein Leben mit dem Virus wurde? <strong>Die</strong> Etablierung<br />

eines mobilen, extramuralen Betreuungsdienstes in<br />

Kooperation mit den HIV-Stationen der Krankenhäuser<br />

war ein großer Schritt hin zu einem „normalen“ Leben<br />

mit der Infektion.<br />

„Wer hätte noch vor Kurzem gedacht“, dass bei heutiger<br />

Diagnose und der Medikatation, die zumindest bei<br />

uns in der westlichen Welt verfügbar ist, die Krankheit<br />

zwar nicht als heilbar gilt, aber nicht mehr lebensverkürzend<br />

sein muss? Von den Titelblättern der Gazetten<br />

verschwunden, scheint die Krankheit ihren Schrecken<br />

verloren zu haben. Das Ende unserer Aufgabe?<br />

Ein veränderter Blick auf sich selbst<br />

Auch heute verändert die Diagnose das ganze Leben.<br />

Ständige Medikationen und immer wiederkehrende<br />

Sekundärinfektionen hinterlassen Spuren. Fragen der<br />

Einschränkung und Ausgrenzung, Suche nach einem<br />

Sinn außerhalb von Arbeitsprozessen, Furcht vor gesellschaftlicher<br />

Ächtung: <strong>Die</strong> Infektion verändert den Blick<br />

auf sich selbst, die gesamte Lebensplanung und das Verhältnis<br />

zu geliebten Menschen. Sie stellt Fragen nach<br />

Leben und Lieben. Welche Antwort geben wir darauf?<br />

Als <strong>Die</strong>nst innerhalb der großen Familie der <strong>Malteser</strong><br />

möchten wir uns weiterhin diesen Aufgaben stellen und<br />

erst ruhen, wenn die Krankheit und ihre Folgen geheilt<br />

sind.<br />

Kompetente Hilfe<br />

Der AIDS-<strong>Die</strong>nst der <strong>Malteser</strong> wird von Mag. Barbara<br />

Masin und stellvertretend von Christian Herrlich geleitet.<br />

Das Angebotsspektrum reicht von der Einzelbetreuung<br />

bis hin zu Gruppenunternehmungen, wie gemeinsamen<br />

Ausflügen und Gottesdiensten. Der AIDS-<strong>Die</strong>nst<br />

hat zum Ziel, durch die Betreuung der Angehörigen zu<br />

einer angstfreien Begegnung mit AIDS-kranken Menschen<br />

zu verhelfen.<br />

Kontakt: adm@malteser.at<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 41


DER FAMILIENENTLASTUNGS-<br />

DIENST VON MALTESER CARE<br />

Vielseitige und stete Elternkontakte geben uns immer wieder Einblicke in das familiäre Zusammenleben von Familien mit<br />

Kindern und Jugendlichen mit Behinderung. Oft bekommen wir auch die Erschöpfung und die zeitweilige Ratlosigkeit der<br />

Betroffenen zu spüren.<br />

Von Susanne Wick<br />

Laut einer Erhebung der MA 11 leben mehr als die Hälfte<br />

der betroffenen Familien in Alleinerzieherhaushalte. Häufig<br />

ergibt sich daraus eine teilweise Auflösung familiärer<br />

Strukturen, oftmals eine spürbare Unausgewogenheit in<br />

der Erfüllung der Bedürfniss nicht behinderter Geschwisterkindern.<br />

Angehörige von Menschen mit Behinderung<br />

übernehmen im Alltag große Aufgaben, die bis an die eigenen<br />

Leistungsgrenzen und häufig auch darüber hinaus<br />

gehen. Oft bleibt mangels entsprechender zuverlässiger<br />

Entlastungsmöglichkeiten wenig Zeit für die eigene Erholung.<br />

Um den großen Aufgaben der Pflege und Betreuung<br />

der behinderten Kinder und Jugendlichen nachhaltig<br />

nachkommen zu können, läuft man oft Gefahr, in einen<br />

unwiederbringlichen Verbrauch der eigenen Ressourcen<br />

zu kommen („Burnout“). Es ist eine hohe Energieleistung,<br />

sowohl physisch wie auch psychisch, die von den Eltern<br />

bzw. Obsorgeberechtigten abverlangt wird, um die Familie<br />

als solche, sowie die Alltagsstruktur zu erhalten und<br />

gleichzeitig auch den Bedürfnislagen aller Familienmitglieder<br />

Rechnung zu tragen.<br />

Stärkung der Ressourcen<br />

Um diesem Umstand entgegenzuwirken, bietet <strong>Malteser</strong><br />

Care seit November 2017 in Kooperation und in Anfrage<br />

mit der MA 11 den Familienentlastungsdienst, als eine<br />

neue Leistung in Wien an. Es handelt sich hierbei um einen<br />

mobilen <strong>Die</strong>nst, der es diesen Familien ermöglichen<br />

soll, in ihrem eigenen zu Hause durch stundenweise Unterstützungsangebote<br />

bis zu zehn Stunden pro Woche,<br />

von qualifizierten Betreuungspersonen entlastet zu werden.<br />

So bekommen sie die Möglichkeit, ihre eigenen Ressourcen<br />

wieder zu stärken.<br />

<strong>Die</strong> Eltern, in erster Linie die Mütter, können sich so Auszeiten<br />

nehmen, um zum Beispiel wieder soziale Kontakte<br />

zu Familie und Freunden zu pflegen oder um sich mehr<br />

42<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

v.l.n.r.: Prokurator Norbert Salburg-Falkenstein, Kommandant<br />

Mag. Richard Wittek-Saltzberg, Bereichsleiterin Elisabeth Hintner,<br />

Delegat Mag. Johannes Gruchmann-Bernau<br />

MALTESER IN SALZBURG<br />

50-UND 70-JÄHRIGES<br />

JUBILÄUM<br />

Von Elisabeth Hintner<br />

Am 29. Oktober 2017 feierten die Delegation (70 Jahre) und der Hospitaldienst<br />

Salzburg (50 Jahre) ein würdiges Doppeljubiläum in der<br />

Stiftskirche von St. Peter. Etwa 350 Gäste wohnten der feierlichen<br />

Hl. Messe und dem daran anschließenden Festakt im Barocksaal des<br />

Stiftes bei. Den Begrüßungen durch Prokurator Norbert Salburg-<br />

den nicht behinderten Geschwisterkindern zu widmen<br />

und Zeit mit ihnen zu verbringen oder um ganz alltäglichen<br />

Notwendigkeiten, wie persönliche Arztbesuche,<br />

Amtswege oder einmal einem Friseurbesuch, nachgehen<br />

zu können.<br />

Entlastung durch vertraute, qualifizierte Bezugspersonen<br />

<strong>Malteser</strong> Care ist für die Planung und die Durchführung<br />

der vereinbarten Leistungen verantwortlich. Im Rahmen<br />

eines ersten Kennenlernens unserer Case Managerin<br />

und der Familie vor Ort werden der Betreuungsaufwand,<br />

Organisation, Ziele und Zeiten festgelegt und eine qualifizierte,<br />

verlässliche Betreuungsperson mit Erfahrung<br />

im Kinder- und Jugendbereich, gewählt. Hierbei ist der<br />

Aufbau einer Vertrauensbasis zwischen den Familien und<br />

den Betreuungspersonen äußerst wichtig.<br />

Seit November 2017 wurden bereits zahlreiche Familien<br />

durch den Entlastungsdienst von <strong>Malteser</strong> Care unterstützt.<br />

www.malteser.care<br />

Falkenstein, und des Delegaten, Mag. Johannes Gruchmann-Bernau,<br />

folgten Ansprachen der Landtagspräsidentin<br />

Dr. Brigitta Pallauf und Video-Botschaften von<br />

fünf <strong>Malteser</strong>n, die teilweise aus den Gründungszeiten<br />

der Salzburger Delegation beziehungsweise des Hospitaldienstes<br />

in Salzburg berichten konnten: Franz<br />

Alfred Hartig, Andreas Jordis-Lohausen, Peter Hohenberg<br />

(†), Marilda Thun-Hohenstein und Mega Altenburg.<br />

Das anschließende Mittagessen war von regem<br />

Austausch lebendiger Erinnerungen sowie herzlichen<br />

Gesprächen mit unseren Betreuten und Gästen geprägt.<br />

„Ad multos annos!“ mit Gottes Hilfe, zum Wohle unserer<br />

Herrn Kranken.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 43


MALTESERÖSTERREICH<br />

VERNISSAGE IM HAUS MALTA<br />

„KUNST IM<br />

SENIORENHEIM“<br />

Von Roman Braun<br />

BENEFIZLESUNG<br />

Von Angela Thierry<br />

„Mozart und seine Mutter“ lautete das Thema der von<br />

Bundesleiterin Angela Thierry im Haus Hofmannsthal organisierten<br />

Benefizlesung am 11. November 2017 zugunsten<br />

des „<strong>Malteser</strong> Betreuungsdienstes“.<br />

Ende des vergangenen Jahres eröffnete Dr. Henriette<br />

Blanckenstein die zweite Vernissage im Haus Malta zum<br />

Thema „Kunst im Seniorenheim“. Mit diesem Projekt bietet<br />

das Haus Malta seinen Bewohnern Raum für Spiritualität,<br />

Kommunikation und sinnvolle Auseinandersetzung<br />

mit persönlichen Lebensthemen. <strong>Die</strong>smal wurden Werke<br />

von Clotilde Prinzessin Auersperg, Dr. Michael Kronegger,<br />

DI Hans Rumpf und Maria Steinbauer gezeigt.<br />

„Während des Malens habe ich viele bewegende Geschichten<br />

von den Heimbewohnern gehört“, erzählt Bogdan<br />

Norbert Bercal, Direktor des Hauses. „Es ist wichtig, betagte<br />

Menschen nicht auf Ausmalbilder zu reduzieren.<br />

Viele haben das Potenzial und die Fähigkeit, sich in eigenen<br />

Bildern auszudrücken. Unsere Senioren haben so<br />

viel Lebenserfahrung, die sie sprachlich oft nicht mehr<br />

artikulieren, aber auf künstlerische Weise vermitteln können.“<br />

So zeigten sich neben den zahlreichen Gästen und<br />

Hausbewohnern, die zur Eröffnungsfeier gekommen waren,<br />

auch die Künstler selbst beeindruckt von der Wirkung<br />

ihrer Werke im Überblick.<br />

Unter dem Ehrenschutz des Prokurators, Norbert Salburg-Falkenstein,<br />

der auch persönlich anwesend war, trugen<br />

Gabriele Schuchter und Kurt Hexmann Texte aus den<br />

Briefen von Mozart an seine Mutter Anna Maria vor. Im<br />

Zuge einer Parisreise, die die beiden 1778 unternahmen,<br />

wurde die Persönlichkeit von Anna Maria Mozart, die eine<br />

bewundernswerte und tapfere Frau war, dem Publikum<br />

nahegebracht. Mozarts Mutter wird ja bis zum heutigen<br />

Tag in sämtlichen Veröffentlichungen eher „stiefmütterlich“<br />

behandelt.<br />

Klavierstücke, wie das Präludium (Capriccio) in C, die Sonate<br />

in C (KV 309), die Variationen in Es (KV 354) und<br />

die Sonate in a (KV 310), vorgetragen von Petra Pawlik am<br />

Klavier, rundeten die fast zweistündige Lesung ab.<br />

Da der Saal wieder vollständig besetzt war und die meisten<br />

Gäste auch zum nachfolgenden Empfang blieben,<br />

freuten sich die Organisatoren über eine erfolgreiche<br />

Benefizveranstaltung zugunsten des <strong>Malteser</strong> Betreuungsdienstes.<br />

44<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

HOSPIZBEGLEITUNG IM KRANKENHAUS:<br />

ALS MENSCH GESEHEN WERDEN<br />

Seit 2013 begleiten ehrenamtliche Mitarbeiter des <strong>Malteser</strong>-Palliativdienstes Menschen mit lebensbedrohlichen<br />

Erkrankungen und Sterbende. Sie werden im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien durch das palliative<br />

Konsiliarteam betreut.<br />

Von Veronika Mosich<br />

Herr Stary* ist ein alter Mann. Er hat schon viel erlebt, das<br />

meiste davon liegt lange zurück. <strong>Die</strong> Demenzerkrankung<br />

seiner Frau bereitet ihm Sorgen, aber noch macht sich ihre<br />

Krankheit erst durch ein bisschen Vergesslichkeit und einen<br />

weniger vielfältig werdenden Speisezettel bemerkbar.<br />

<strong>Die</strong> beiden haben bis in ihr hohes Alter ihr gemeinsames<br />

Hobby erhalten und gepflegt: Wandern. Früher sind sie<br />

viel und weit herumgekommen, in letzter Zeit waren es<br />

immerhin noch Spaziergänge im Wienerwald, wo sie ihre<br />

Verbundenheit mit der Natur ausleben konnten.<br />

Dann erkrankte auch Herr Stary. Ein Tumor. Nicht heilbar.<br />

Allerlei Untersuchungen und Therapien werden notwendig.<br />

Herrn Stary wird klar vermittelt, dass er wahrscheinlich<br />

an seiner Erkrankung sterben wird. Wann? Das<br />

traut er sich nicht zu fragen. <strong>Die</strong> meiste Zeit halten sich<br />

seine Beschwerden in Grenzen, aber manchmal muss er<br />

doch ins Krankenhaus, damit ihm dort geholfen wird.<br />

Jedes Mal bedeutet das eine Trennung von seiner Ehefrau.<br />

Weil die Schmerzen nicht so recht in den Griff zu<br />

bekommen sind, wird ihm das Palliativteam vorgestellt:<br />

„<strong>Die</strong> kennen sich mit Schmerztherapie gut aus!“, heißt es.<br />

Aber: Sind das nicht die, die sich um Sterbende kümmern?<br />

Ist es denn schon so weit? Wieder behält Herr Stary seine<br />

Fragen für sich.<br />

Was wird aus meiner Frau, wenn ich nicht mehr bin?<br />

Das Palliativteam kümmert sich dann tatsächlich um die<br />

Schmerzen des Patienten. Er bekommt andere und mehr<br />

Medikamente, die ihm auch wirklich helfen und seine<br />

Schmerzen lindern. Und er wird gefragt, was ihm Sorgen<br />

mache. Auf diese Frage hat Herr Stary sofort eine Antwort<br />

parat: „Was wird aus meiner Frau, wenn ich mich nicht<br />

mehr um sie kümmern kann? Es gibt nur noch uns zwei.“<br />

Sein Wunsch, möglichst viel Zeit zu Hause verbringen zu<br />

können, scheint jetzt mehr Gehör zu finden. Es wird ihm<br />

ein mobiles Palliativteam für zu Hause vermittelt – wegen<br />

der Schmerztherapie und auch für seine Frau.<br />

Bald lernt das Ehepaar Stary die ehrenamtliche Hospizbegleiterin,<br />

Frau Ulrike, kennen. Sie ist auch eine leidenschaftliche<br />

Wandernde und kommt jetzt wöchentlich<br />

zu Besuch. Gemeinsam erinnern sich die drei an schöne<br />

Bergtouren und blättern gemeinsam in ihren Fotoalben.<br />

Während dieser Besuche sind Herrn Starys Schmerzen kein<br />

Problem, sie treten in den Hintergrund. Das gelebte Leben<br />

wird erinnert, die Höhen und auch manche Tiefen. Oft fließen<br />

Tränen, aber jedes Mal wird auch herzlich gelacht, Frau<br />

Ulrike ist so eine fröhliche Person! Wenn Herr Stary jetzt<br />

ins Krankenhaus muss, macht er sich weniger Sorgen um<br />

seine Frau, denn er weiß, dass sie weiterhin besucht wird.<br />

Von früher erzählen ...<br />

Zu ihm ins Krankenhaus kommen auch ehrenamtliche<br />

Besucher – jeden Nachmittag. Vom einen zum anderen<br />

Mal erinnern sie sich an das, was zuletzt beredet worden<br />

war. Manchmal ist Herrn Stary nach Reden, da kann er<br />

von früher erzählen, von Zeiten, wo die Sorgen ganz an-<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 45


MALTESERÖSTERREICH<br />

dere waren. Und immer wieder werden im Gespräch auch<br />

erfreuliche Erinnerungen wach. Manchmal aber ist ihm<br />

einfach nach Schweigen. Auch das können die ehrenamtlichen<br />

Hospizbegleiter.<br />

Auch wenn es Herrn Stary schwerfällt, trifft er die Entscheidung,<br />

ins Seniorenheim zu übersiedeln – statt gemeinsam<br />

mit seiner Frau. Dann ist sie mit dem neuen<br />

Wohnort schon vertraut, wenn er einmal nicht mehr ist.<br />

Sie ist zwar dagegen, sie würde viel lieber in ihrer gemeinsamen<br />

Wohnung bleiben, aber ihm ist es wichtig, sie gut<br />

versorgt zu wissen. Nur zwei Zimmer werden sie im Pflegeheim<br />

haben, nur einzelne Möbel können sie mitnehmen.<br />

Frau Ulrike hilft dabei, die Sachen zu sortieren, manches<br />

zu verabschieden, anderes einzupacken. Mit ihr gemeinsam<br />

geht bei dieser schweren Arbeit wirklich eine Menge<br />

weiter. Und im Heim hilft sie wieder beim Auspacken und<br />

Einrichten. Mit ihr gemeinsam sind die erst noch fremden<br />

Räume bald mit Freundlichkeit gefüllt. <strong>Die</strong> neuen Balkonsessel<br />

transportiert die Hospizbegleiterin mit ihrem Auto.<br />

Ab jetzt kann das Ehepaar Stary die Sonnenuntergänge im<br />

Freien genießen.<br />

Vieles hat sich jetzt zum Guten gewendet, sodass sich Herr<br />

Stary nicht mehr so viele Sorgen macht. Wenn er nicht<br />

mehr ist, hat seine Frau einen guten Platz gefunden, wo sie<br />

umsorgt wird. Und Frau Ulrike wird auch dann noch für sie<br />

da sein – mit ihren Besuchen und ihrer Herzlichkeit.<br />

* Um die Identität der begleiteten Menschen zu schützen,<br />

wurden die Namen geändert und Elemente aus verschiedenen<br />

Begleitungen miteinander verknüpft.<br />

GUT BEGLEITET BIS ZULETZT<br />

In Österreich gibt es vielfältige Angebote der Hospiz- und<br />

Palliativversorgung, die darum bemüht sind, die Lebensqualität<br />

von lebensbedrohlich Erkrankten und ihren Angehörigen<br />

entsprechend einem bio-psycho-sozialen Menschenbild<br />

so gut wie möglich zu erhalten oder zu fördern.<br />

Spirituelle Aspekte werden in der Begleitung ebenso berücksichtigt.<br />

Alle <strong>Die</strong>nste der spezialisierten Hospiz- und<br />

Palliativversorgung sollen ehrenamtliche Mitarbeiter in<br />

ihre Arbeit integrieren. Für die ehrenamtliche Mitarbeit ist<br />

der Abschluss eines Befähigungslehrgangs zur „Lebens-,<br />

Sterbe- und Trauerbegleitung“ im Umfang von 80 Stunden<br />

Theorie mit 40 Stunden Praktikum Voraussetzung.<br />

Eintritt frei!<br />

BENEFIZKONZERT<br />

für MALTESER Care am 21. April <strong>2018</strong> im Schloss Reichenau<br />

Schloßplatz 9, 2651 Reichenau an der Rax, Beginn: 18 Uhr<br />

Es singen und tanzen die Singgemeinschaft und die Volkstanzgruppe Payerbach-Reichenau<br />

46 Spenden DIE MALTESER zu Gunsten 1/<strong>2018</strong>von MALTESER Care – Mehr Lebensqualität durch individuelle Pflege zu Hause.


MALTESERÖSTERREICH<br />

EIN KLEINES STÜCK<br />

LOURDES IN GRAZ<br />

Anlässlich des internationalen Welttages der Kranken wurde<br />

in Graz am 11. Februar die alljährliche Lourdesmesse samt<br />

Lichterprozession gefeiert.<br />

Von Stephanie Rogers<br />

Welch besseren Ort hätte es geben können als die 1611<br />

erbaute, prachtvolle Mariahilfer Kirche und den Kreuzgang<br />

des Minoritenklosters für diese erhebende und<br />

verbindende Marienandacht und Mini-Pilgerreise –<br />

denn für manche von uns ist schon ein zweifaches Umrunden<br />

des Kreuzganges ein persönlicher Erfolg.<br />

Der steirische <strong>Malteser</strong>priester und Ordenskaplan, Pater<br />

Clemens Grill, führte durch eine gedankenanregende<br />

Predigt zum Thema der Lesung: Aussatz. Zu biblischen<br />

Zeiten war Aussatz ein körperliches und öffentlich verschrienes<br />

Leiden. Heutzutage kann Aussatz jede Gestalt<br />

annehmen, denn die traditionelle Lepra Krankheit ist<br />

bei uns ja Gott sei Dank praktisch ausgerottet, und es ist<br />

umso wichtiger, dass wir alle uns der Leiden unserer Mitmenschen<br />

bewusst sind, ob sichtbar oder unsichtbar. In<br />

Lourdes, dem südfranzösischen Gnadenort, in dem vor<br />

160 Jahren der jungfräulichen Bernadette die Heilige<br />

Mutter erschienen ist, finden alle Menschen Linderung<br />

ihrer Leiden. Und in der alljährlichen Lourdesmesse in<br />

Graz, seit einigen Jahren vom <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst<br />

organisiert, dürfen wir alle ein Stück Lourdes genießen,<br />

ohne die Heimat zu verlassen.<br />

Neun Betreute, sechs Ritter und Ordensdamen, achtundzwanzig<br />

Mitglieder des Hospitaldienstes und rund<br />

zweihundert Pilgerinnen und Pilger feierten gemeinsam<br />

die Heilige Messe und prozessierten hinter der wunderschön<br />

geschmückten Madonna durchs Kloster, während<br />

das wohlbekannte<br />

Lourdes-Ave gesungen<br />

wurde und die<br />

kleinen blauweißen<br />

Kerzen Gesichter sowie Herzen erleuchteten.<br />

Zum Ausklang gab es eine Agape im Pfarrsaal. Dort wurden<br />

schon die ersten Zusagen gemacht, auch im kommenden<br />

Jahr wieder mit den <strong>Malteser</strong>n nach Lourdes<br />

reisen zu wollen.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 47


RUNDSCHAU<br />

MALTESERKIRCHE IN WIEN<br />

EIN 900 JAHRE ALTER<br />

SCHATZ WIRD ENTDECKT<br />

Zu Beginn des 14. Jahrhunderts errichtet, überdauerte das gotische Dachwerk der <strong>Malteser</strong>kirche 700 Jahre lang unbemerkt<br />

alle Stadtbrände, Kriegsereignisse und Bautätigkeiten im Zentrum von Wien. Hanna A. Liebich (Bundesdenkmalamt) und<br />

Michael Grabner (Universität für Bodenkultur) berichten von seiner Entdeckung.<br />

Von Katharina Stögner<br />

Seit wann beschäftigen Sie sich mit Dächern?<br />

Hanna A. Liebich: Als Studentin hatte ich die Möglichkeit,<br />

das Dach einer Renaissancevilla in Italien aufzunehmen,<br />

seitdem bin ich von diesen Tragwerken fasziniert.<br />

Sie liegen oft hinter verschlossenen Dachbodentüren und<br />

sind von der Welt vergessen. Dabei bergen sie einen reichen<br />

Fundus an baugeschichtlichen Zeugnissen.<br />

Michael Grabner: Ich bin seit 1996 im Bereich der<br />

Dendrochronologie (Anm.: Datierung von Holz mit Jahrringbreiten)<br />

tätig. Hierbei sind nicht nur lebende Bäume,<br />

sondern auch historische Hölzer von Interesse. <strong>Die</strong><br />

Faszination für alte Dachkonstruktionen stellt sich sehr<br />

schnell ein. Und sie bleibt aufrecht, auch wenn man viele<br />

hunderte gesehen hat, oder auch deswegen.<br />

Wann sind Sie zum ersten Mal auf das Dach der <strong>Malteser</strong>kirche<br />

aufmerksam geworden?<br />

Hanna A. Liebich: Wir haben 2015 das Projekt „Dachkataster<br />

Wien“ gestartet, bei dem das Baualter aller 1400 Dächer<br />

der Innenstadt erfasst wurde. Das geschah vor allem<br />

mit Hilfe von Archivmaterial. Dabei tauchte im Planarchiv<br />

bereits die Bauaufnahme der <strong>Malteser</strong>kirche von 1964 auf.<br />

Man nahm jedoch bisher an, dass die Dachkonstruktion<br />

dieser Kirche aus dem 19. Jahrhundert stammen würde.<br />

Wie haben Sie den Irrtum dann bemerkt?<br />

Hanna A. Liebich: Im Zuge des Katasterprojektes wurden<br />

180 Dachwerke detailliert aufgenommen und datiert.<br />

Dabei konnten Dächer aus sieben Jahrhunderten dokumentiert<br />

werden. Im Vergleich mit diesen Zeichnungen<br />

wies dann das Dach der <strong>Malteser</strong>kirche überraschende<br />

Ähnlichkeiten mit dem ältesten Dach von 1299 auf.<br />

Was ist denn so besonders am diesem Dach?<br />

Hanna A. Liebich: Besonders prägnant sind die großen<br />

Kreuzstreben, wichtiger aber für die Entwicklungsgeschichte<br />

sind die leicht nach außen geneigten Stuhlwände.<br />

<strong>Die</strong>se Konstruktion musste älter sein als die typischen<br />

Stuhlgerüste, die sich ab dem 15. Jahrhundert entwickeln.<br />

Daraufhin fand eine erste Begehung vor Ort statt.<br />

48<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>


RUNDSCHAU<br />

Das Team von Dr. Michael Grabner (Institut<br />

für Holztechnologie und Nachwachsende<br />

Rohstoffe, Universität für Bodenkultur) bei<br />

der Entnahme einer Holzprobe<br />

Projektleiterin DI Hanna A. Liebich (Abteilung<br />

für Architektur und Bautechnik, Bundesdenkmalamt)<br />

mit der Bauaufnahme der<br />

<strong>Malteser</strong>kirche von 1964<br />

Woher wissen Sie nun, wie alt das Dach wirklich ist?<br />

Hanna A. Liebich: Abgesehen von der ungewöhnlichen<br />

Konstruktion waren die einzelnen Details sehr auffällig.<br />

Es fehlen die typischen Zimmermannsverbindungen wie<br />

Blatt, Kamm oder Zapfen. Hier ist vielmehr alles sehr<br />

archaisch mit Keilen und Klauen fixiert. Außerdem fehlt<br />

bisher jede Spur eines Abbundsystems, mit dem Dachwerke<br />

sonst immer nummeriert werden. Aber wirkliche<br />

Gewissheit lieferten uns erst die Ergebnisse der Dendrochronologie.<br />

Wie funktioniert eine Dendrochronologie?<br />

Michael Grabner: Bei einer dendrochronologischen<br />

Untersuchung wird das Alter von Hölzern über die Jahrringbreitenmuster<br />

bestimmt. <strong>Die</strong> Abfolge an guten und<br />

schlechten Jahren (und somit an breiten und schmalen<br />

Jahrringen) ist so eindeutig und einmalig, dass man damit<br />

datieren kann. Dafür haben wir 18 Proben von den<br />

Dachhölzern genommen und sie mit Referenzkurven verglichen.<br />

Und mit welchem Ergebnis?<br />

Michael Grabner: <strong>Die</strong> Ergebnisse waren sehr eindeutig.<br />

Alle Proben ergaben eine Fällzeit der Hölzer zwischen<br />

1307 und 1312. Damit bestätigte sich die Vermutung,<br />

dass hier tatsächlich der Dachstuhl des gotischen Kirchenbaus<br />

vom Beginn des 14. Jahrhunderts erhalten geblieben<br />

ist.<br />

Hanna A. Liebich: <strong>Die</strong> einzelnen Bohrkerne besitzen<br />

dabei bis zu 200 Jahrringe. <strong>Die</strong> verwendeten Hölzer<br />

stammen also von Bäumen, die bereits im 11. Jahrhundert<br />

begonnen haben zu wachsen. Ihre Geschichte reicht<br />

damit bis in die Zeit der Gründung des <strong>Malteser</strong>ordens<br />

zurück.<br />

Gibt es noch ältere Dächer in Wien?<br />

Michael Grabner: Ein Dachwerk mit einem Alter von<br />

700 Jahren stellt für Wien eine Sensation dar. Bisher kennen<br />

wir nur noch das Dach der ehemaligen Hauskapelle der<br />

Haimonen, die heute zur Salvatorkapelle im Alten Rathaus<br />

gehört. Hier konnten wir Hölzer auf 1296 -1299 datieren.<br />

Ansonsten gibt es nur einzelne ältere Holzbalken, die noch<br />

erhalten sind – keine gesamten Konstruktionen.<br />

Hanna A. Liebich: Das macht die Entdeckung so wichtig.<br />

Das Dach der <strong>Malteser</strong>kirche ist vollständig überliefert<br />

und in einem bemerkenswert guten Zustand. Es<br />

stellt für Wien ein einzigartiges Zeugnis mittelalterlicher<br />

Bautechnik dar.<br />

Was bedeutet dieser Fund für die Forschung?<br />

Hanna A. Liebich: Am Beginn des Projektes haben wir<br />

kaum zu hoffen gewagt, Dächer aus der Zeit vor dem Barock<br />

zu finden. Wir können nun aber die Entwicklungsgeschichte<br />

der Dachwerke über ganze sieben Jahrhunderte<br />

nachzeichnen. Und am Beginn dieser Geschichte steht<br />

ein ganz eigener Wiener Typus, der sich in der <strong>Malteser</strong>kirche<br />

in beeindruckender Größe und Vollständigkeit erhalten<br />

hat.<br />

Michael Grabner: Es ist somit einer der ältesten Dachstühle,<br />

die wir kennen. Auch außerhalb von Wien gibt<br />

es nicht sehr viele, die älter sind. Das heißt, wir haben<br />

somit auch einen guten Einblick in die Holzverwendung<br />

der Vergangenheit und können uns mit den Daten auch<br />

Fragen wie der Holzherkunft widmen.<br />

Was geschieht jetzt?<br />

Hanna A. Liebich: Im Frühjahr werden Studierende der<br />

TU-Wien den gesamten Dachstuhl genau aufmessen und<br />

nach besonderen Konstruktionsmerkmalen suchen.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 49


XXXXX<br />

CESAR SAMPSON:<br />

12 PUNKTE<br />

Cesar Sampson ist in seinem Leben schon verschiedene Wege erfolgreich gegangen. Im Mai vertritt er Österreich beim „Eurovision<br />

Song Contest“. Außerdem unterstützt er die <strong>Malteser</strong>.<br />

Von Katharina Stögner<br />

In erster Linie ist er Künstler, Songwriter und Produzent.<br />

Doch auch als Sozialarbeiter hat der 1983 in Linz geborene<br />

Cesar Sampson bereits Erfahrung gesammelt. „Irgendwann<br />

bin ich in meiner künstlerischen Laufbahn an<br />

einem Punkt angekommen, an dem ich nicht mehr bloß<br />

Unterhaltungskünstler sein wollte, sondern einen bedeutungsvolleren<br />

Sinn meiner Tätigkeit gesucht habe“, sagt<br />

Sampson.<br />

So verschlug es den mittlerweile 34-Jährigen in die Sozialarbeit<br />

– zuerst ehrenamtlich, dann im Rahmen des<br />

Zivildienstes und schließlich als hauptamtlicher Betreuer<br />

im österreichischen Hilfswerk für Taubblinde und hochgradig<br />

Hör- und Sehbehinderte (ÖHTB). Dort absolvierte<br />

Sampson eine berufsbegleitende Fortbildung.<br />

„Ich musste zuerst als Mensch komplett werden“<br />

Rund sechs Jahre war der empathische Sänger mit der<br />

dunklen Soulstimme als Behindertenbetreuer im Einsatz.<br />

„Danach bin ich mit einem ganz anderen Zugang zur<br />

Musik in die Musikbranche zurückgekommen“, erinnert<br />

sich Sampson, der seine Produzenten mit seiner Ganzheitlichkeit<br />

beeindruckt. „Für mich macht einen Künstler<br />

nicht nur sein Vermögen aus, ein Instrument bzw. seine<br />

Stimme zu beherrschen. Vielmehr ist es ein Zusammenspiel<br />

von Körper und Geist, das sich in der Musik manifestiert<br />

und das man in der Musik spürt. Vor fünf Jahren<br />

wäre ich noch nicht für das Abenteuer „Song Contest“<br />

bereit gewesen – ich musste zuerst als Mensch komplett<br />

werden. Das hat sich bei mir auf mehreren Ebenen abgespielt:<br />

Einerseits durch die Arbeit im sozialen Bereich,<br />

andererseits durch die Arbeit an meinem Körper – sozusagen<br />

an dem Instrument, mit dem ich meine Musik ausdrücke.<br />

Seit dieser Arbeit verstehe ich meine natürliche<br />

Gabe erst und bin dadurch als Künstler authentisch.“<br />

„Nobody but You“<br />

Cesar Sampson ist keine unbekannte Größe in der heimischen<br />

Musiklandschaft. Bereits im Alter von 17 Jahren<br />

begann er, mit klingenden Namen der Wiener Alternative-Szene<br />

(Kruder & Dorfmeister, Sofa Surfers, Louie<br />

Austen) die Welt zu bereisen. Danach zog es ihn eher<br />

hinter die Kulissen des Musikbusiness, wo er als Songwriter<br />

und Texter an internationalen Produktionen ver-<br />

50<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>


RUNDSCHAU<br />

LEBENSRETTER-APP GEWINNT DEN eAWARD <strong>2018</strong><br />

Am 20. Februar wurde der „eAward<br />

<strong>2018</strong>“ im Rahmen einer großen Verleihung<br />

im T-Center in Wien vergeben.<br />

Der Wirtschaftspreis wird seit 2005<br />

an die besten innovativen Projekte mit<br />

IT-Bezug aus Österreich vergeben. <strong>Die</strong>se<br />

Auszeichnung ist auch für alle <strong>Malteser</strong><br />

LEBENSRETTER eine große Wertschätzung.<br />

www.lebensretter.at<br />

Weil: jedes Leben zählt! Und im Notfall<br />

zählt jede Sekunde!<br />

schiedenster Musikrichtungen mitwirkte. In Österreich<br />

schrieb er unter anderem Louie Austens<br />

Album „What a Comeback“.<br />

Auch auf der schillernden Bühne des „Eurovision<br />

Song Contest“ ist Cesar Sampson kein Neuling.<br />

Als Mitglied des Musikproduzenten-Kollektivs<br />

„Symphonix International“ war er als Background-Sänger<br />

und Vocal Coach Teil jenes Wiener<br />

Teams, das Bulgarien 2016 zum vierten und 2017<br />

zum zweiten Platz führte. Jetzt ist die Zeit reif,<br />

das zu tun, was Cesar immer noch am allerbesten<br />

kann – performen. Wir freuen uns schon sehr auf<br />

den Eurovision Song Contest vom 8. bis zum 12.<br />

Mai <strong>2018</strong> in Portugal und Cesars Lied: „Nobody<br />

but You“!<br />

Hilfe für die MALTESER<br />

Am 30. September <strong>2018</strong> wird Cesar Sampson<br />

zugungsten der MALTESER Kinderhilfe beim<br />

2. Kinderhilfelauf in Amstetten an den Start gehen.<br />

Außerdem dürfen sich die Teilnehmer des<br />

diesjährigen MALTESER Wildwassercamps im<br />

August für Menschen mit Behinderung auf Cesars<br />

Besuch freuen. Das Camp findet vom 2. Mai<br />

bis zum 5. Mai <strong>2018</strong> statt und feiert heuer sein<br />

20-jähriges Jubliäum.<br />

ST. JOHANNS CLUB<br />

SPENDET REINERLÖS<br />

SEINES BALLES FÜR DIE<br />

SENIORENPFLEGE<br />

Von Anton Gatnar<br />

v.l.n.r.: Anton F. Gatnar, Louis Schönburg-Hartenstein, Präsident<br />

Mag. Richard Belcredi, Prokurator Norbert Salburg-<br />

Falkenstein , Prof. Dipl.-Ing. Mag. Friedrich Rödler<br />

Das St. Johanns Clubpräsidium und der Ballorganisator<br />

Louis Schönburg haben dem Ehrenmitglied Norbert<br />

Salburg-Falkenstein in Begleitung der leitenden<br />

Herren des Großpriorates einen symbolischen Scheck<br />

über EUR 14.000 überreicht. Damit kommt auch heuer<br />

der Reinerlös des St. Johanns Club Balles den <strong>Malteser</strong>n<br />

zu Gute, konkret dem Haus Malta, Seniorenresidenz und<br />

Pflegeheim der <strong>Malteser</strong>.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 51


REISEBERICHT<br />

WENN MALTESER EINE REISE TUN ...<br />

Vor 20 Jahren wurde die verschollen geglaubte Ikone unserer Lieben Frau von Philermos in einem Kloster in Montenegro<br />

wiederentdeckt. Grund genug für die Delegation Kärnten, sich mit 31 Mitgliedern und Freunden auf eine eindrucksvolle<br />

Erkundungstour zu begeben.<br />

Von Ulrich Glaunach<br />

<strong>Die</strong> konkrete Anregung für die Reise kam vom Ordensgeistlichen<br />

der Delegation Kärnten, Monsignore Emmanuel<br />

Longin. In seiner Funktion als Militärdekan hatte er<br />

Montenegro bereits bereist und auch das Kloster in Cetinje<br />

besucht, wo unsere Liebe Frau von Philermos nun<br />

ausgestellt ist. <strong>Die</strong>se Erfahrungen waren uns bei der Vorbereitung<br />

und Durchführung unserer viertägigen Pilgerreise<br />

im Oktober 2017 von großem Nutzen.<br />

<strong>Die</strong> Anreise erfolgte mit dem Flugzeug von Wien über<br />

Laibach nach Podgorica, in die Hauptstadt Montenegros.<br />

Untergebracht waren wir direkt an der Küste in einem Hotel<br />

mit dem verheißungsvollen Namen „Queen of Montenegro“.<br />

Mit einem komfortablen Autobus erforschten<br />

wir die gebirgige Landschaft dieses kleinen Landes, wobei<br />

uns besonders die Fahrt auf den Lovćen-Pass, hoch über<br />

der Bucht von Kotor, als eindrucksvoller Beweis gelassener<br />

Autobusfahrkunst in Erinnerung ist.<br />

Von Sveti Stefan über Njeguši zum Skutarisee ...<br />

Unsere Reiseführerin, Angelica, strahlte ihre Vaterlandsliebe<br />

sehr kenntnisreich und engagiert aus und bekam dafür<br />

viel Applaus. Das Essen und der montenegrinische Wein<br />

schmeckten uns gut. Am ersten Tag wurden wir bei letzterem<br />

zwar ein bisschen knapp gehalten, aber schon ab dem zweiten<br />

Essen im Hotel waren die Karaffen immer gut gefüllt.<br />

<strong>Die</strong> Reiseroute führte von Sveti Stefan über den Lovćen-<br />

Pass hoch in das kleine Dorf Njeguši, aus dem die Herrscherdynastie<br />

Montenegros stammt. Danach fuhren wir<br />

mit einem Boot zum großen Skutarisee. Am nächsten Tag<br />

besuchten wir die Stadt Kotor und anschließend – wieder<br />

per Schiff – die Sehenswürdigkeiten der Bucht von Kotor,<br />

die malerische Stadt Perast, die Kircheninsel „Maria<br />

vom Felsen“ und die Marina von Tivat. Sie diente seinerzeit<br />

als österreichischer Marinestützpunkt und ist jetzt<br />

Residenz von „Reich und Schön“. Wieder unterwegs im<br />

Autobus lauschten wir mit Spannung den Erzählungen<br />

von Andreas Jordis über die Erlebnisse seines Vaters, des<br />

Korvettenkapitäns Hans Freiherr Jordis von Lohausen,<br />

während des ersten Weltkrieges.<br />

... und dann endlich: Cetinje!<br />

Besondere Höhepunkte unserer Reise waren die unvergesslichen<br />

Andachten und heiligen Messen, die Emmanuel<br />

Longin an ganz besonderen Plätzen zelebrierte: in<br />

52<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>


REISEBERICHT<br />

der Abendsonne auf der Terrasse der „Queen of Montenegro“,<br />

in den Gärten des Königinnenpalastes bei Sveti<br />

Stefan, auf dem Schiff unterwegs auf dem mäandernden<br />

Fluss Richtung Skutarisee und in der kleinen Kirche in<br />

Kotor, vor der mitten während der Messe ein touristisches<br />

„O sole mio“ erklang.<br />

Am dritten Tag erreichten wir Cetinje, besuchten den Königspalast<br />

und dann – endlich – das Museum des Ortes:<br />

In dem kleinen, blau beleuchteten Saal vor der golden<br />

gerahmten Mutter von Philermos beteten wir das Ordensgebet<br />

und sangen ein Marienlied. Erfahrene <strong>Malteser</strong><br />

wissen um die verworrene Geschichte dieser Ikone,<br />

die lange als verschollen galt. Nach dem Museumsbesuch<br />

wurde uns Einlass in das orthodoxe Kloster gewährt.<br />

So konnten wir auch die Reliquien des Ordens (Näheres<br />

dazu siehe Kasten) und einen reichen Schatz an Antiquitäten<br />

des Klosters besichtigen.<br />

Dankbar und erfüllt<br />

Am letzten Tag waren wir besonders beeindruckt von der<br />

großen, neu gebauten serbisch-orthodoxen „Auferstehungskathedrale“<br />

von Podgorica, die sich stattlich und innen<br />

reich goldbeschichtet auf einem freien Feld inmitten<br />

von Plattenbauten präsentiert. Schließlich ging es zurück<br />

nach Hause, voll Freude über die gemeinsam verbrachten<br />

Tage mit dieser gleichgesinnten, fröhlichen Pilgertruppe,<br />

dankbar für die kompetente und gefühlvolle spirituelle<br />

Begleitung durch Emmanuel Longin – und mit dem Vorsatz,<br />

bald wieder gemeinsam unterwegs zu sein.<br />

UNSERE LIEBE<br />

FRAU VON PHILERMOS<br />

<strong>Die</strong> Ikone der Muttergottes vom Berg Philermos wurde<br />

vermutlich um 1200 im byzantinischen Raum geschrieben.<br />

Sie wurde von den Ordensrittern in der Georgs-Kapelle<br />

auf dem Berg Philermos auf Rhodos verehrt. Beim<br />

Abzug aus Rhodos 1523 wurde die Ikone mitgenommen<br />

und fand in Valletta ihre neue Heimat. Nach der Besetzung<br />

von Malta durch Napoléon im Jahr 1798 wurden<br />

die Ikone und die zwei Hauptreliquien des Ordens (Arm<br />

des Hl. Johannes des Täufers und Kreuzpartikel) an Zar<br />

Paul I. von Russland übergeben, um sie vor den Kriegsereignissen<br />

zu schützen.<br />

Später konnten sie den Wirren der bolschewistischen<br />

Revolution im Jahr 1917 mit Hilfe der Zarenmutter – einer<br />

geborenen Prinzessin von Dänemark – entkommen.<br />

<strong>Die</strong>se brachte die wertvollen Stücke nach Kopenhagen.<br />

Nach dem Tod der Zarenmutter im Jahr 1928 gelangte<br />

die Madonna kurz in die Obhut des Vorsitzenden der<br />

russisch-orthodoxen Bischofssynode in Berlin. <strong>Die</strong>ser<br />

übergab die Ikone und die Reliquien dem jugoslawischen<br />

König Alexander I. in Belgrad. Seit der Besetzung von<br />

Belgrad durch die Wehrmacht im Jahre 1941 gab es keine<br />

Nachrichten mehr über Madonna und Reliquien.<br />

Schließlich erhielt unser Fürstgroßprior Willhelm Liechtenstein<br />

einen Hinweis auf den Aufenthaltsort der Ikone:<br />

Ein kroatischer Arzt wollte sie in Cetinje gesehen haben.<br />

<strong>Die</strong>ser Hinweis ließ sich zunächst nicht verdichten. Einen<br />

weiteren Hinweis bekam unser Großprior während<br />

eines Australien-Aufenthalts, als er gemeinsam mit dem<br />

Ordensritter Richard Divall ein neu gebautes orthodoxes<br />

Kloster in der Nähe von Melbourne besuchte. Dort traf<br />

er auf Mönche, die die Ikone und die Reliquien in Cetinje<br />

gesehen hatten. Auf Basis dieser Information gelang<br />

ebenfalls eine Kontaktaufnahme mit dem Kloster und<br />

dem Museum, und die ersten Fotos wurden übermittelt.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 53


KLOSTERKÜCHE<br />

FRÜHLINGSREZEPTE<br />

AUS DER KLOSTERKÜCHE<br />

von Sr. Dr. Margareta An der Lan<br />

Nach einem langen Winter beschert uns der Frühling wieder Energie und Elan. Der Frühling<br />

wirkt sich positiv auf unsere Psyche aus, mehr Licht und Wärme lassen unsere Laune steigen,<br />

Natur, Farben und Gerüche regen unsere Sinne an, unser Körper freut sich auf frische,<br />

leichte Kost.<br />

P.S. Sollten nach Ostern noch gekochte Eier und Schokohasen übrig geblieben sein, hier ein paar Tipps zur Verwertung …<br />

Schokoosterhase auf Erdbeerbett<br />

Leichte Sauce aus gehackten Eiern<br />

Passt besonders gut zu frischem Spargel und zu<br />

warmen Kartoffel.<br />

Zutaten pro Person<br />

1 hartes Ei<br />

Maiskeimöl<br />

2EL Sauerrahm<br />

1Tl Dijonsenf<br />

Weißer Balsamicoessig, Salz, Pfeffer<br />

Frische Petersilie oder Schnittlauch<br />

Zubereitung:<br />

Eier schälen, in der Mitte durchschneiden, harte<br />

Eigelbe in eine Schüssel geben und mit dem Schneebesen<br />

zerkleinern, tröpfchenweise das Öl einrühren<br />

bis es mit dem harten Dotter bindet und so viel<br />

Öl dazu geben bis eine mittelfeste Sauce entsteht,<br />

dann den Sauerrahm und den Senf unterrühren.<br />

Das Weiße des Eis fein hacken und mit der Sauce<br />

mischen, 1-2 Schuss weißen Balsamico, Salz und<br />

Pfeffer hinzufügen. Zum Schluss die frisch gehackte<br />

Petersilie/Schnittlauch untermengen.<br />

„Gesunder Genuss“<br />

Wann immer man Schokolade, egal ob Milch,<br />

Bitter oder Kochschokolade übrig hat…Schokolade<br />

im Wasserbad unter ständigem Rühren<br />

vorsichtig schmelzen und etwas Schlagobers<br />

hinzufügen. Wenn die Schokolade vollständig<br />

geschmolzen ist, Gefäß aus dem Wasserbad nehmen<br />

und die Schokolade unter Rühren abkühlen<br />

lassen bis sie wieder beginnt einzudicken.<br />

Erdbeeren zur Hälfte in die Schokolade tunken<br />

und auf einem Rost abtropfen lassen bis sie<br />

getrocknet sind.<br />

P.S. Fast alle Obstsorten schmecken in Schokolade<br />

getunkt besonders köstlich!<br />

© istockphoto.com<br />

54<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>


KLOSTERKÜCHE<br />

Frischer Saibling aus heimischen Gewässern<br />

mit Kürbis und Paradeiser<br />

Zutaten:<br />

Für vier Personen<br />

4 Saiblinge à rund 320g<br />

Salz und Pfeffer<br />

200 g frische Champignons<br />

100 g Kirsch-Paradeiser<br />

200 g Kürbis<br />

1 Bd. Frühlingszwiebeln<br />

2 unbehandelte Bio Limetten/Zitronen<br />

1 Bd. Petersilie<br />

Butter<br />

Olivenöl<br />

Vinaigrette<br />

6 Paradeiser<br />

Frischer Bund Basilikum<br />

2 EL Balsamico-Essig<br />

Salz<br />

Pfeffer aus der Mühle<br />

3 EL Olivenöl<br />

Zucker<br />

Zitronensaft<br />

Zubereitung:<br />

Saiblinge abspülen, mit Küchenrolle trocknen, salzen und pfeffern.<br />

Champignons und Frühlingszwiebeln putzen und in Scheiben schneiden,<br />

Kürbis, Zitronen waschen und würfeln, Petersilie grob hacken.<br />

Gemüse, Kräuter und Kirsch-Paradeiser vermischen.<br />

Jeden Fisch auf ein Stück mit Olivenöl bestrichene Alufolie legen und<br />

jeweils mit der Gemüse-, Zitronenwürfelmischung füllen und je einen<br />

Esslöffel zerlassene Butter und etwas Olivenöl beimengen. Alufolie<br />

verschließen, auf ein Backblech legen und 20 Minuten bei 200°C im<br />

Backofen garen.<br />

Für die Vinaigrette Tomaten blanchieren, häuten und das Fleisch in kleine<br />

Würfel schneiden. Basilikumblätter abspülen, trocknen und in dünne<br />

Streifen schneiden. Balsamico mit Salz und Pfeffer verrühren, Olivenöl<br />

dazugeben und erneut verrühren. Zum Schluss Tomatenwürfel und Basilikum<br />

unterheben. Mit Zitrone/Limette und Salz abschmecken.<br />

Und noch ein altes Hausmittel: Salbe sebstgemacht<br />

Im Winter wird die Haut durch das raue, kalte Wetter,<br />

die Kleidung und die beheizten Räume oft sehr beansprucht.<br />

<strong>Die</strong> Haut wird oft rissig und trocken, daher<br />

braucht sie eine spezielle Pflege. <strong>Die</strong> Kraft der Ringelblume<br />

kann helfen. Selbstgerührt und in hübsche Cremedosen<br />

gefüllt ist sie ein tolles Geschenk für jeden.<br />

Zutaten:<br />

50 g Bienenwachs<br />

1/4 Liter Olivenöl<br />

50 g Shea- oder Kakaobutter<br />

(oder eine Mischung 25 g Shea und 25 g Kakaobutter)<br />

5 Tropfen Vitamin-E-Acetat (erhältlich in der Apotheke)<br />

2 Handvoll Ringelblumenblüten (klein gehackt)<br />

1 1/2 TL Propolis-Tinktur<br />

5 Tropfen ätherisches Öl, wenn man der Salbe eine<br />

Duftnote geben möchte.<br />

Zubereitung der Salbe:<br />

Geben Sie die festen Zutaten in einen Behälter, den Sie<br />

dann im Wasserbad bis zu ca. 70 Grad erhitzen. <strong>Die</strong><br />

Zutaten schmelzen, sodass sich alles gut vermischen<br />

lässt.<br />

Danach erhitzen Sie diese Fettphase in einem Topf<br />

und fügen dann die Ringelblumen hinzu. Nachdem<br />

die heiße Creme einmal aufgeschäumt hat, sollte<br />

man sie vom Ofen nehmen. Dann 24 Stunden stehen<br />

lassen. Dann nochmal erwärmen und durch ein Leintuch<br />

filtrieren.<br />

Wenn die Creme fertig ist, geben Sie während des<br />

Abkühlens der Creme das Vitamin-E-Acetat hinzu<br />

und rühren es ebenfalls gut unter, denn dieses<br />

Vitamin-E-Acetat sorgt später dafür, dass die Creme<br />

nicht ranzig wird, auch die Propolis-Tinktur und das<br />

ätherische Öl ganz zum Schluss beimengen damit<br />

der Geruch bzw. der Wirkstoff nicht entweichen.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 55


GELESENEMPFOHLEN<br />

GLAUBENS FRAGEN<br />

Mit „Ethik – <strong>Die</strong> Grundfragen unseres Lebens von der Geburt bis zum Tod” bietet Autor Wolfgang<br />

Huber einen hilfreichen Orientierungsrahmen für Suchende.<br />

Von Richard Mischak<br />

„Moral standards prescribe how you ought to treat<br />

others, ethical standards how we ought to live ourselves.”<br />

Im christlichen Ethos geht es um die Ordnung der Gesellschaft<br />

im Ganzen. In einer pluralistischen Gesellschaft<br />

stehen verschiedene Überzeugungsgemeinschaften nebeneinander;<br />

ihre Differenzen beinhalten auch grundlegende<br />

Werteunterschiede.<br />

<strong>Die</strong> moderne Medizin etwa hat ganz andere Möglichkeiten<br />

als noch vor einer oder zwei Generationen. Was<br />

ist ethisch vertretbar und wie kann man entsprechendes<br />

Handeln jeweils begründen in einer Gesellschaft, in<br />

der die christliche Religion keinen Alleinvertretungsanspruch<br />

mehr erheben kann? Auch der Klimawandel und<br />

die Frage des Einsatzes von Gewalt gegen Terroristen<br />

oder Unrechtsregime werfen neue Fragen auf.<br />

Von A wie Armut bis V wie Verantwortung<br />

In 20 Kapiteln behandelt Autor Wolfgang Huber – Professor<br />

für Theologie, ehemaliger Bischof in Berlin sowie<br />

Vorsitzender des Rats der Evangelischen Kirchen in<br />

Deutschland – die wichtigsten ethischen Fragen unserer<br />

Zeit. Themen sind Familie, Ungerechtigkeit, menschliche<br />

Würde, Behinderung, Grundbedürfnisse, Armut, Kultur,<br />

Gewissen, Verantwortung, Informationszeitalter, Arbeit,<br />

Profit, Wissenschaft, Medizin, Politik, Toleranz, Krieg und<br />

Frieden, Generationengerechtigkeit, Alter und Sterben.<br />

Man kann die Kapitel der Reihe nach lesen oder wahllos<br />

ein Kapitel herausgreifen. Der Text ist leicht verständlich,<br />

ohne jedoch oberflächlich zu werden. Der Problemkreis des<br />

Kapitels wird anfangs beschrieben, dann werden dem Leser<br />

argumentativ ethische Entscheidungshilfen geliefert;<br />

GLÜCK IST KEIN ZUSTAND,<br />

SONDERN EINE TÄTIGKEIT<br />

Unter dem Titel „Hört auf zu arbeiten!“ haben sich Anja Förster und Peter Kreuz<br />

genauer mit dem Wandel in der Arbeitswelt beschäftigt. Ihr Fazit: Es geht nicht<br />

darum, den Job zu wechseln, sondern Gelegenheiten für wirklich bedeutsame<br />

Tätigkeiten zu suchen und diese zu nutzen.<br />

Von Richard Mischak<br />

Bei (zu) vielen Menschen beginnt das Leben erst, wenn der<br />

Arbeitstag zu Ende ist. Schade, denn: Mit und in der Arbeit<br />

verbringen wir den Großteil unseres Lebens. Es ist also wertvoll,<br />

darüber nachzudenken, welche Möglichkeiten es gibt,<br />

gerade in der Arbeit wieder mehr Leidenschaft, mehr Freude,<br />

mehr Sinn, mehr Miteinander zu spüren. <strong>Die</strong> Schlüsselfrage<br />

lautet: „Worauf kommt es in meinem Leben an?“<br />

Das Buch von Anja Förster und Peter Kreuz gibt viele<br />

Anregungen. Ihrer Ansicht nach besteht das Wichtigste<br />

darin, eine Arbeit zu finden, die glücklich macht, die<br />

also bedeutsam ist für einen selbst und für andere. Schön,<br />

wenn man dabei kreativ sein kann! Im Idealfall bekommt<br />

man mehr Energie zurück als man hineinsteckt. Das funktioniert<br />

auch am bisherigen Arbeitsplatz – zum Beispiel<br />

56<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>


TAGEBUCH<br />

letztlich mit dem Ziel, dass sich der Leser die Argumentationslinien<br />

des Kapitels verinnerlicht, sodass er sie selbstständig<br />

auch auf andere Themen anwenden kann.<br />

Ethik unter Unsicherheit<br />

Wolfgang Huber beschließt das Buch mit einem kritischen<br />

Ausblick auf die Zukunft der Ethik in einer globalisierten<br />

Welt. <strong>Die</strong> klassische Ethik war an Regeln, Werte und Gesetze<br />

gebunden, doch steht die Ethik heute vor ungleich größeren<br />

Unsicherheiten. Durch welches Handeln Chancen genutzt<br />

oder Risiken vermieden werden, lässt sich nun nicht mit<br />

Gewissheit sagen. Ethik muss jedenfalls in die Zukunft gerichtet<br />

sein, Nachhaltigkeit wird zu einem wichtigen Thema.<br />

Ausführliche Literaturhinweise und ein umfassendes Personenund<br />

Sachregister zeugen von der Ganzheitlichkeit im Denken<br />

und Urteilen von Wolfgang Huber. Der renommierte Theologe<br />

stellt durchaus handhabbare Maßstäbe auf und wird mit seinem<br />

Orientierungsrahmen vielen Lesern ein hilfreicher Ratgeber sein.<br />

Wolfgang Huber, Ethik – <strong>Die</strong> Grundfragen unseres Lebens von der<br />

Geburt bis zum Tod, C.H. Beck, 2. Auflage 2015, 320 Seiten,<br />

ISBN: 978-3-406-70076-7, 19,95 Euro<br />

GRAZ<br />

BENEFIZGALA<br />

17. MALTESER Benefizabend ermöglicht Hilfsprojekte<br />

in der Steiermark.<br />

Der Einladung von Landeshauptmann Hermann<br />

Schützenhöfer zum Benefizabend des <strong>Malteser</strong>-<br />

Ritter-Ordens in der Aula der Alten Universität<br />

folgten mehr als 300 Festgäste; darunter Diözesanbischof<br />

Wilhelm Krautwaschl, Landtagspräsidentin<br />

Bettina Vollath, Nationalratsabgeordnete Juliane<br />

Bogner-Strauß, die Grazer Gemeinderäte Peter<br />

Piffl-Percevic und Peter Stöckler sowie das Mitglied<br />

der Ordensregierung des Souveränen <strong>Malteser</strong>-<br />

Ritter-Ordens in Rom, Franz Harnoncourt-Unverzagt.<br />

„Der Erlös des 17. <strong>Malteser</strong> Benefizabends ermöglicht<br />

viele ehrenamtlichen Projekte der <strong>Malteser</strong> in der Steiermark,<br />

wie zum Beispiel die „Herzenswunschfahrten“<br />

für Hospiz-Patienten, freut sich Richard Wittek-<br />

Saltzberg, Kommandant der MALTESER Austria.<br />

dann, wenn man mutig wird, sich erlaubt „Nein“ zu sagen<br />

und unermüdlich versucht, die eigenen Talente und Potenziale<br />

weiter zu entwickeln. Aristoteles‘ Sichtweise bringt es<br />

hier auf den Punkt: Glück ist kein Zustand, sondern eine Tätigkeit!<br />

Mit ihrer Aufforderung „Hört auf zu arbeiten!“ meinen die<br />

Autoren nicht, dass wir gar nichts mehr tun, sondern anders<br />

arbeiten sollten, als bisher. Dabei geht es nicht darum, den<br />

Job zu wechseln, sondern Gelegenheiten für die bedeutsamen<br />

Tätigkeiten zu suchen und diese zu nutzen. Leistung ist<br />

immer Arbeit für andere. Es ist allerdings auch wichtig, für<br />

sich selbst Energie, positive Erlebnisse, das Gefühl des Sinns<br />

zu spüren. Das Buch ist gut verständlich geschrieben, flüssig<br />

zu lesen und macht Lust darauf, tatsächlich etwas zu ändern.<br />

Anja Förster/Peter Kreuz, Hört auf zu arbeiten! Eine Anstiftung, das zu<br />

tun, was wirklich zählt, Pantheon, München 2013, 230 Seiten, ISBN:<br />

978-3-55189-9, 14,99 Euro<br />

(v.l.n.r.): Ordens-Delegat KR Martin Auer, Ordens-Kanzler<br />

DI Richard Steeb, Gemeinderat Dr. Peter Piffl-Percevic,<br />

Organisatorin Melina Winkler, Ehrenpräsident Dr. Franz<br />

Harnoncourt-Unverzagt, NAbg Univ.-Prof. Mag. Dr. Juliane<br />

Bogner-Strauß, Bischof Dr. Wilhelm Krautwaschl, Landtagspräsidentin<br />

Dr. Bettina Vollath, MHDA-Bereichsseelsorger<br />

Dechant Mag. Clemens Grill, Kommandant Mag. Richard<br />

Wittek-Saltzberg, Gemeinderat Peter Stöckler<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 57


„GEHT, HEILT UND<br />

VERKÜNDET“<br />

Am 2. Dezember 2017 wurde Hermann Glettler zum neuen Bischof von Innsbruck<br />

geweiht. Eine Delegation der Tiroler MALTESER war live dabei.<br />

Von Lukas Krupitza<br />

Auf Wunsch von Hermann Glettler fand die eindrucksvolle<br />

Zeremonie in der Innsbrucker Olympiahalle statt. Mit<br />

der Wahl dieses Ortes sollten möglichst viele Menschen<br />

die Gelegenheit haben, an diesem besonderen „Fest des<br />

Glaubens“ teilzunehmen. Vor mehr als 7.000 Mitfeiernden<br />

legten der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, der<br />

Linzer Bischof Manfred Scheuer und der Grazer Bischof<br />

Wilhelm Krautwaschl dem 52-jährigen Steirer die Hände<br />

auf und vollzogen seine Weihe.<br />

Ein Zeichen der Solidarität<br />

Das Fest war von symbolträchtigen Gesten begleitet: So<br />

durften ein blinder Extrembergsteiger, der älteste Priester<br />

der Diözese und zwei Jugendliche der Katholischen<br />

Jugend die Amtsinsignien überreichen. Stab und Brustkreuz<br />

waren zwar nicht neu – Bischof Glettler hatte sie<br />

aus einem kirchlichen Bestand ausgewählt. Allerdings waren<br />

sie vom Grazer Künstler Gustav Troger nachbearbeitet<br />

worden: Der Hirtenstab zeigt nun eine Pfeffermühle<br />

(„Der Hermann wird auch Pfeffer brauchen“, so Troger),<br />

das Pektorale wurde mit Löchern versehen. Sie sollen an<br />

das durchbohrte Herz Jesu erinnern und Durchlässigkeit,<br />

Transparenz und Verwundbarkeit als ein Zeichen der Solidarität<br />

mit Bedürftigen ausdrücken.<br />

Im Sinne der acht Elende<br />

<strong>Die</strong> Gabenbereitung im weiteren Verlauf des Zeremoniells,<br />

das unter dem Wahlspruch „Euntes curate et praedicate<br />

– Geht, heilt und verkündet“ stand, wurde von der<br />

African Catholic Community gestaltet. Unser langjährig<br />

Betreuter, Heinrich Strickner, ministrierte und feierte<br />

dabei sein persönliches kleines Jubiläum: Es war bereits<br />

seine dritte Bischofsweihe. Wir freuen uns sehr, dass wir<br />

mit Bischof Hermann Glettler einen neuen Oberhirten<br />

in der Diözese Innsbruck haben. <strong>Die</strong> Unterstützung und<br />

Begleitung für Menschen in Not sind nicht nur zentrale<br />

Anliegen des neuen Bischofs, sondern auch im Sinne der<br />

acht Elende Grundpfeiler der <strong>Malteser</strong>.<br />

Ein Steirer in Tirol<br />

Hermann Glettler, geboren am 8. Jänner 1965 in Übelbach/Steiermark,<br />

schloss seine Schullaufbahn am Bischöflichen<br />

Seminar und Gymnasium in Graz ab. <strong>Die</strong><br />

Maturareise führte ihn 1983 nach Frankreich, wo er in<br />

Paray-le-Monial zufällig an einem internationalen Jugendtreffen<br />

der Gemeinschaft Emmanuel teilnahm, der<br />

er seit 1987 angehört. Glettler studierte Theologie und<br />

Kunstgeschichte in Graz, Tübingen und München. Am<br />

23. Juni 1991 wurde Hermann Glettler zum Priester für<br />

die Diözese Graz-Seckau geweiht. Nach Kaplansjahren<br />

in Judenburg-St. Nikolaus und Wagna verbrachte er ein<br />

Fortbildungsjahr 1998/99 in St. Nicolas-des-Champs in<br />

Paris. Von 1999 bis 2016 war er Pfarrer im Pfarrverband<br />

Graz St. Andrä-Karlau. www.dibk.at<br />

58<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>


TAGEBUCH<br />

AUSZEICHNUNGEN<br />

v.l.n.r.: Kdt. Mag. R. Wittek-Saltzberg, KR M. Auer, Diözesanbischof<br />

Dr. Krautwaschl, Mag. G. Liebminger, em. Bischof Dr. E. Kapellari,<br />

MMag. Dr. Lagger<br />

Der Einladung im Refektorium des Grazer Priesterseminars<br />

folgten rund 100 <strong>Malteser</strong>, Betreute und Gäste.<br />

Ein würdevoller und besinnlicher Abend mit höchster<br />

Auszeichnung, denn dem Delegaten der Delegation<br />

Steiermark, Martin Auer, wurde der Silvesterorden<br />

verliehen, gleichzeitig bedankte sich der <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst<br />

bei Mag. Günther Liebminger für die große<br />

Unterstützung mit der MALTESER Verdienstmedaille<br />

in Silber.<br />

Kommerzialrat Martin Auer, Delegat des Souveränen<br />

<strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens für die Steiermark wurde von<br />

S. Exz. Diözesanbischof Dr. Wilhelm Krautwaschl das<br />

Komturkreuz mit Stern des päpstlichen Silvesterordens<br />

verliehen. <strong>Die</strong>ser Orden wird für besonderes Engagement<br />

in katholischen Institutionen und aufgrund großer<br />

persönlicher Verdienste verliehen. Er ist eine der<br />

höchsten Auszeichnung des Heiligen Vaters, die dieser<br />

an katholische Laien vergibt.<br />

Kdt. Mag. R. Wittek-Saltzberg, Mag. G. Liebminger<br />

Martin Auer wurde am 6. März 1944 in der Steiermark<br />

geboren. Das Jusstudium an der Karl-Franzens-Universität<br />

musste er aufgrund des frühen Todes seines<br />

Vaters vorzeitig beenden und 1966 die väterliche Bäckerei<br />

übernehmen. Neben Ausschuss-Tätigkeiten für<br />

die Wirtschaftskammer Steiermark und als Laienrichter<br />

am Landesgericht für Zivilrechtssachen in Graz<br />

ist Martin Auer seit vielen Jahren für den MALTESER<br />

Hospitaldienst im Einsatz und engagiert sich seit 2004<br />

als Ordensmitglied und seit 2011 als Delegat für den<br />

<strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden in der Steiermark. Martin Auer<br />

unterstützt darüber hinaus noch zahlreiche Initiativen<br />

der Obdachlosenfürsorge und Flüchtlingsinitiativen.<br />

Botschafter Dr. Christof Fritzen hat Mag. Constantin<br />

Hempel-Hubersting für seine langjährigen Verdienste<br />

und die fortwährende Unterstützung der Botschaft, das<br />

Kommandeurskreuz der Verdienstauszeichnung „pro<br />

Merito Melitensi“ überreicht.<br />

KR M. Auer, Diözesanbischof Dr. Krautwaschl Botschafter Dr. Fritzen, Mag. Hempel-Hubersting<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 59


TAGEBUCH<br />

+ 6. September 2017<br />

Topsy Gräfin von Thun und<br />

Hohenstein, geb. Frankl<br />

Mitglied der <strong>Malteser</strong> in Wien<br />

+ 5.November 2017<br />

Vera Malek, geb. Prinz<br />

Langjährig Betreute der <strong>Malteser</strong><br />

+ 22. November 2017<br />

Margareta Daisy Gräfin<br />

Waldstein-Wartenberg<br />

geb. Tetzeli von Rasador<br />

Ehren- und Devotions-<br />

Großkreuz-Dame<br />

+ 27. November 2017<br />

Franz Graf von<br />

Thurn-Valsassina und Taxis<br />

Ehren- und Devotionsritter<br />

WIR TRAUERN UM<br />

+ 21. Jänner <strong>2018</strong><br />

Dr. pharm. Nikolaus<br />

Claudius Hofmann<br />

Magistralritter<br />

=<br />

+ 26. Jänner <strong>2018</strong><br />

Prof. Mag.iur. Robert L.<br />

von Dauber<br />

Gratial- und Devotions-Großkreuz-Ritter<br />

mit Schulterband<br />

+ 29. Januar <strong>2018</strong><br />

Joseph Hörandner<br />

Betreuter der <strong>Malteser</strong> im<br />

Wohnhaus Lebenshilfe Salzburg<br />

+ 6. Dezember 2017<br />

Peter Fürst von Hohenberg<br />

Ehren- und Devotions-Großkreuz-Ritter<br />

in Oboedienz<br />

+ 12. Januar <strong>2018</strong><br />

Sr. Aurelia Hedwig<br />

Denkmayr CS<br />

Schwester der Caritas<br />

Socialis, Mitglied des MAKD<br />

+ 13. Jänner <strong>2018</strong><br />

Dr. jur. Johannes Paul Kyrle<br />

Magistal-Großkreuz-Ritter<br />

Botschafter u. Generalsekretär für<br />

auswärtige Angelegenheiten i. R.<br />

+ 25. Februar <strong>2018</strong><br />

Ing. Matthias Henn<br />

Magistralritter<br />

+ 6. März <strong>2018</strong><br />

Albertina Gräfin von Hartig,<br />

geb. Mihalovich de Oravicza<br />

Ehren- und Devotionsgroßkreuz-Dame<br />

+ 11. März <strong>2018</strong><br />

Reinhold Gayer<br />

Mitglied der <strong>Malteser</strong> in Salzburg<br />

60<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong><br />

R.I.P.


TAGEBUCH<br />

Erinnerungen<br />

BOTSCHAFTER I. R.<br />

DR. JOHANNES KYRLE<br />

Magistral-Großkreuz-Ritter<br />

ihm offen sein konnte und dass diese Offenheit nie missbraucht<br />

werden würde.<br />

Wenn ich eines über meinen Schwager weiß, so ist es,<br />

dass ich nie viel über ihn gewusst habe. Er war voll von<br />

Gedanken zur Situation der Weltpolitik, zur Stellung Österreichs<br />

in der Welt, zur Bedeutung der <strong>Malteser</strong> für eine<br />

friedliche, die Hilfe für die Menschen in den Mittelpunkt<br />

stellende Aufgabe, zur Entwicklung seiner Betriebe, zur<br />

Pflege seiner Freundschaften und der Sorge um seine Familie.<br />

Aber seine Person stand nie im Vordergrund.<br />

Ein weiterer Grund, warum ich über diesen von mir so<br />

sehr geschätzten Menschen so wenig weiß, war seine absolute<br />

Verschwiegenheit. Ein weiteres Geheimnis seines<br />

Erfolges: Jeder, der mit ihm sprach, wusste, dass man mit<br />

PETER FÜRST VON HOHENBERG<br />

Ehren- und Devotions-Großkreuz-Ritter<br />

Es gibt wohl kaum einen Namen in Österreich, der so<br />

untrennbar und eng mit dem Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden,<br />

Großpriorat von Österreich und seinen Hilfswerken<br />

verbunden ist, wie der seine. Peter war der personifizierte<br />

<strong>Malteser</strong> in allen Belangen, er hat dies auch<br />

immer und überall mit Stolz und Überzeugung nach<br />

innen und nach außen vertreten. Er hat Generationen<br />

geprägt durch seine Geschichtsvorträge, aber noch viel<br />

stärker durch sein Vorbild im <strong>Die</strong>nst an unseren Herren<br />

Kranken.<br />

r<br />

Für die <strong>Malteser</strong> hat er nicht nur in seiner Funktion als<br />

Generalsekretär im Außenministerium eine Reihe von<br />

gegenseitigen Staatsbesuchen unterstützt. Seiner Idee<br />

und seinem Engagement verdanken wir auch den Rahmenvertrag<br />

zwischen der Republik Österreich und dem<br />

<strong>Malteser</strong>orden für Projekte der humanitären Entwicklungszusammenarbeit.<br />

Zuletzt hat er im Hintergrund<br />

Verbindungen geknüpft, um volle diplomatische Beziehungen<br />

mit Deutschland zu erlangen. Geboren am 30.<br />

Juli 1948, wurde Dr. Johannes Kyrle im Oktober 2001<br />

in der Kommende Mailberg als Magistralritter aufgenommen.<br />

Im Juli 2008 erfolgte die Rangerhöhung zum Magistral-Großkreuz-Ritter.<br />

Von Harald Haymerle<br />

Peter Fürst von Hohenberg wurde 1936 geboren und<br />

1963 als Ehren- und Devotionsritter in den Orden aufgenommen.<br />

1964 begann er das Noviziat zum Justizritter<br />

und wurde 1966 Professritter mit einfachen Gelübden.<br />

1968 trat er in den Stand der Ehren- und Devotionsritter<br />

über, legte 1973 sein Obödienzversprechen ab. Er war<br />

Mitglied im Kapitel des Großpriorats und lange Jahre<br />

Vertreter des II. Standes. 1999 wurde er zum Ehren- und<br />

Devotions-Grosskreuzritter in Obödienz im Rang erhöht.<br />

Nebenbei hatte Peter Fürst von Hohenberg lange Jahre leitende<br />

Funktionen im <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst inne. Für alle<br />

diese Verdienste um den Orden und die Hl. römische Kirche<br />

wurde er zusätzlich mit dem Komturkreuz des päpstlichen<br />

Ordens vom Hl. Gregor und dem Kommandeurskreuz<br />

der Verdienstauszeichnung „Pro Merito Melitensi“ des<br />

<strong>Malteser</strong>-Ordens ausgezeichnet.<br />

Von Olivier Loudon<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 61


TAGEBUCH<br />

ING. MATTHIAS HENN<br />

Magistralritter<br />

Am 17. Mai 1961 in Wien als Sohn von KR <strong>Die</strong>ter Henn<br />

und Christiane, geb. Freiin von Sacken, geboren, trat<br />

Matthias Henn nach der Volksschule, der HTL für Maschinenbau<br />

und der Einjährig-Freiwilligen-Ausbildung beim<br />

Bundesheer im Jahr 1982 in den Familienbetrieb ein.<br />

Damals baute er seine engen Kontakte zur orthodoxen<br />

Kirche in Bulgarien und Rumänien und seine beruflichen<br />

Kontakte nach China auf. 1983 begann er, im <strong>Malteser</strong><br />

PROF. MAG. ROBERT VON DAUBERr<br />

Gratial- und Devotions-Großkreuz-Ritter<br />

Alten- und Krankendienst (MAKD) bei der „Waschstraße“<br />

mitzuarbeiten und wurde 1986 in den MAKD aufgenommen.<br />

Als engagierter und verlässlicher Mitarbeiter im MAKD<br />

überaus geschätzt, wurde Matthias Henn 1993 unter<br />

Fürstgroßprior Bailli Fra‘ Wilhelm von und zu Liechtenstein<br />

als Magistralritter in den Orden aufgenommen.<br />

Allzu früh ist er nun von uns gegangen.<br />

Von Richard Steeb<br />

Als Sohn des Regierungsrats Ing. Robert von Dauber und<br />

Elisabeth, geb. Pollak, am 18. Mai 1939 in Sofia/Bulgarien<br />

zur Welt gekommen, besuchte Robert von Dauber<br />

die Volksschule in Friesach/Kärnten, das Gymnasium in<br />

Klagenfurt und schließlich das Stiftsgymnasium von St.<br />

Paul/Lavanttal. Nach der Handelsakademie und Matura<br />

mit Auszeichnung studierte er Jus an der Universität<br />

Wien und war nebenberuflich seit 1957 bei der Österreichischen<br />

Tabakregie beschäftigt. 1962 heiratete er Dkfm.<br />

Edith Eisenköbl und wurde Vater von zwei Töchtern.<br />

Für unseren Orden verdient gemacht hat sich Robert vor<br />

allem durch seine große historische Tätigkeit. 1978 in den<br />

Orden als Gratial- und Devotionsritter aufgenommen,<br />

engagierter er sich im <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst (MHDA)<br />

und half mit, die Jubiläumsfestschriften „25 bzw. 30 Jahre<br />

<strong>Die</strong>nst am Nächsten“ zu verfassen. 1981 wurde er zum<br />

Sonderbeauftragten des MHDA für Dokumentation und<br />

Archiv bestellt, hielt Vorträge und arbeitete acht Jahre intensiv<br />

in der Öffentlichkeitsarbeit und an verschiedenen<br />

Ausstellungen mit.<br />

Bereits 1982 erhielt er das Kommandeurskreuz der Verdienstauszeichnung<br />

„pro Merito Melitensi“ und avancierte<br />

1994 zum Gratial- und Devotions-Großkreuz-Ritter.<br />

Er, der mit großer Leidenschaft segelte, war der „Marinehistoriker“<br />

des Ordens und verfasste zum Beispiel 1989<br />

das Fachbuch „<strong>Die</strong> Marine des Johanniter-/Souveränen<br />

<strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens“ sowie zahlreiche Bücher zur<br />

Ordensgeschichte und über Ordenspersönlichkeiten,<br />

wie etwa die Biographie über DDr. Arthur Baron Breycha-Vauthier<br />

de Baillamont. Einige seiner rund 20 Bücher<br />

und 60 Forschungsarbeiten erschienen auch in englischer<br />

Sprache und in Zusammenarbeit mit dem Malta Maritime<br />

Museum.<br />

Von der Johanniter-Unfallhilfe und dem Johanniterorden<br />

für seine ordensverbindende, historische Tätigkeit<br />

früh ausgezeichnet, wurde er 2015 von S.H.u.Emz.<br />

dem Fürst- und Großmeister mit dem Schulterband und<br />

dem Großkreuz der Verdienstauszeichnung „pro Merito<br />

Melitensi“ geehrt.<br />

Von Richard Steeb<br />

62<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>


XXXX<br />

r<br />

FRANZ FERDINAND GRAF<br />

THURN VALSASSINA UND TAXIS<br />

Ehren- und Devotionsritter<br />

Franz Ferdinand Graf Thurn Valsassina und Taxis<br />

wurde am 12. Dezember 1925 in Innsbruck als<br />

drittes Kind von Franz Graf Thurn Valsassina und<br />

Taxis, des letzten Generalerbpostmeisters von<br />

Tirol und Vorderösterreich, und der Carola Gräfin<br />

Thurn Valsassina und Taxis, geb. Gräfin von Seckendorff-Aberdar,<br />

geboren. Nach dem frühen Tod<br />

der Eltern und des Bruders Leopold absolvierte er<br />

das Gymnasium im Internat Marquartstein/Bayern<br />

und musste dann noch über zwei Jahre schweren<br />

Kriegsdienst in Ungarn, Russland und zuletzt in<br />

Deutschland leisten. Nach dem Krieg studierte er<br />

an der Universität für Bodenkultur in Wien und<br />

schloss eine Ausbildung zum Hotelkaufmann ab.<br />

Im Jahr 1969 wurde Franz Ferdinand Graf Thurn<br />

Valsassina und Taxis als Ehren- und Devotionsritter<br />

in den Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden aufgenommen,<br />

nahm in der Folge rege an den Veranstaltungen<br />

der Delegation Tirol-Vorarlberg teil und bereicherte<br />

diese durch seine weltläufigen Erfahrungen und seinen<br />

ausgeprägten Humor.<br />

Von Richard Steeb<br />

MALTESER<br />

Friedhofsbegleitdienst<br />

<strong>Die</strong> ehrenamtliche Friedhofsbegleitung<br />

richtet sich an ältere Menschen, die sich<br />

auf dem Weg zum Friedhof unsicher fühlen<br />

und niemanden haben, der sie begleitet.<br />

<strong>Die</strong> MALTESER begleiten Sie ehrenamtlich<br />

und kostenlos auf den Friedhof.<br />

Wir holen Sie von zu Hause ab, begleiten Sie<br />

auf den Friedhof, verweilen mit Ihnen am<br />

Grab, sind beim Blumentausch und Kerzenanzünden<br />

behilflich. Danach bringen wir Sie<br />

wieder zurück nach Hause.<br />

Tel. +43 664 11 88 180<br />

info@friedhofsbegleitdienst.at<br />

Weitere Informationen:<br />

www.friedhofsbegleitdienst.at<br />

Unsere Mitglieder engagieren sich ehrenamtlich<br />

und spenden ihre Zeit, um anderen<br />

Menschen ein Stück Lebensalltag zu schenken<br />

(zunächst ausschließlich in Wien). Mit Ihrer<br />

Spende unterstützen Sie die ehrenamtlichen<br />

Hilfsprojekte der MALTESER in Österreich.<br />

<strong>Malteser</strong> Hospitaldienst Austria<br />

IBAN: AT65 2011 1800 8087 0800<br />

BIC: GIBAATWWXXX<br />

Informationen über die MALTESER unter<br />

www.malteser.at • www.malteserorden.at<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 63


TAGEBUCH<br />

DANKE, VERA!<br />

Einige Mitglieder des <strong>Malteser</strong> Alten- und Krankendienstes (MAKD) durften Vera Malek bereits 1978 kennenlernen.<br />

Keiner von uns wird sie je vergessen, denn Vera hatte eine wunderbare menschliche Ausstrahlung. Sie war intelligent,<br />

warmherzig, witzig und immer bereit, andere zu unterstützen. Am 5. November 2017 hat Gott sie in die Ewige Heimat<br />

abberufen.<br />

Von Miriam Weigel<br />

Vera hat ihre Selbstbiografie hinterlassen, die uns von<br />

ihrem Schicksal und Lebensweg erzählt: Als Vera Prinz<br />

kam sie 1932 körperlich behindert zur Welt. Zahllose<br />

Operationen bis zu ihrem sechsten Lebensjahr konnten<br />

nicht helfen. Ihr Wesen bezauberte allerdings schon damals<br />

das ärztliche Personal.<br />

In einem Kinderheim in Rodaun/Wien fühlte sich Vera<br />

zunächst sehr wohl. Trotz schwerster Beeinträchtigung<br />

von Armen und Händen erlernte sie das Stricken. Im Alter<br />

von 16 Jahren brachte man Vera in das Landespflegeheim<br />

Mistelbach. Dort traf die junge Frau ihre getreue,<br />

mütterliche Gefährtin Frieda und ihren späteren Mann,<br />

Herrn Malek. <strong>Die</strong> Hochzeit wurde 1958 gefeiert.<br />

Einige Jahre nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1975<br />

übersiedelten Vera und Frieda ins Landespflegeheim<br />

Wiener Neustadt. Dort war ein eigenes „Malzimmer“<br />

eingerichtet, das Vera ausgiebig für ihre Seidenmaleri<br />

nutzte. Sie malte mit dem Mund wunderbare Muster für<br />

Bilder, Tücher, Schirme und vieles mehr. Sie machte Ausstellungen<br />

und verschenkte großherzig ihre Werke.<br />

Betreut und geliebt bis zum Schluss<br />

Den <strong>Malteser</strong>n war Vera eng verbunden. Sie fuhr mit<br />

uns dreimal nach Lourdes und nach Rom und nahm viele<br />

Jahrzehnte lang an den Reisen des <strong>Malteser</strong> Alten- und<br />

Krankendienstes teil. Außerdem war Vera regelmäßiger<br />

Gast bei den monatlichen Heiligen Messen und Jausen<br />

des MAKD im Pfarrsaal der Kirche Kaasgraben.<br />

Das letzte Mal sahen wir Vera am 13. Oktober 2017 bei unserer<br />

Tagesfahrt nach Linz. In den folgenden Wochen stürzte<br />

Vera immer wieder, und es war auch ein unglücklicher<br />

Sturz, der sie schließlich am 5. November das Leben kostete.<br />

Viele von uns fuhren zu ihrem Begräbnis nach Grünbach<br />

am Schneeberg. Wir hatten das Bedürfnis, sie auf ihrem<br />

letzten Weg zu begleiten und ihr „Danke“ zu sagen.<br />

64<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>


TAGEBUCH<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong> 65


TAGEBUCH<br />

Termine <strong>2018</strong><br />

APRIL <strong>2018</strong><br />

21 Benefizkonzert Reichenau MC/MHDA<br />

25–27 Integra, Messe Wels MC/MKH<br />

MAI <strong>2018</strong><br />

4-8 Lourdes-Wallfahrt SMRO/MHDA<br />

25 Lange Nacht der Kirchen SMRO<br />

31 Fronleichnamsprozession SMRO<br />

31–3 Straßensammlung Tirol MHDA<br />

JUNI <strong>2018</strong><br />

21 Benefizkonzert im Konzerthaus MHDA<br />

23 Aufnahme Mailberg SMRO/MHDA<br />

24 Hochfest Hl. Johannes der Täufer SMRO<br />

JULI <strong>2018</strong><br />

8–16 Burgundreise MHDA<br />

14 Konzert Schloss-Altenhof SMRO/MHDA<br />

AUGUST <strong>2018</strong><br />

2–5 20. Wildwassercamp MHDA<br />

3 Benefizball Salzburg SMRO<br />

25–26 Tiroler Sommerreise Bad Ischl MHDA<br />

SEPTEMBER <strong>2018</strong><br />

14–16 Familienwallfahrt Admont SMRO<br />

30 Kinderhilfelauf Amstetten MKH<br />

NOVEMBER <strong>2018</strong><br />

9 Benefizlesung Peter Matić SMRO/MHDA<br />

17 Benefizgala Steiermark SMRO<br />

18–25 Pilgerfahrt ins Heilige Land SMRO/MHDA<br />

Wiederkehrende Termine<br />

<strong>Malteser</strong>kirche, Kärntner Straße 37, 1010 Wien<br />

„Montag bei den <strong>Malteser</strong>n“ Hl. Messe, Predigt, Musik, Stille im Zentrum der Stadt, 12.00 Uhr<br />

Hl. Messe mit Orgelmusik und Predigt Jeden ersten Sonntag im Monat, 10.00 Uhr<br />

Feierliche Vesper mit Eucharistischem Segen Jeden Sonntag, 16.00 Uhr<br />

Hl. Messe mit der Johannesgemeinschaft Jeden ersten Montag im Monat, 19.30 Uhr<br />

KONTAKT<br />

Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />

Großpriorat von Österreich<br />

Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />

T: +43 1 512 72 44<br />

E: smom@malteser.at<br />

I: www.malteserorden.at<br />

MALTESER Austria<br />

Bundeszentrale<br />

Mag. Manuel Weinberger<br />

T: +43 1 512 53 95<br />

E: zentrale@malteser.at<br />

I: www.malteser.at<br />

<strong>Malteser</strong> International<br />

Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />

T: +43 1 512 72 44<br />

E: smom@malteser.at<br />

I: www.malteser-international.org<br />

MALTESER Care<br />

Helmut Lutz<br />

T: +43 1 361 97 88 Fax 50<br />

Kostenlose Pflegehotline: 0800 201 800<br />

(Mo–So 8.00–20.00 Uhr)<br />

E: office@mcr.or.at<br />

I: www.malteser.care<br />

MALTESER Kinderhilfe<br />

Olivier Loudon<br />

DGKP Roman Haslauer, MBA<br />

T: +43 7472 98201<br />

E: office@malteser-kinderhilfe.at<br />

I: www.malteser-kinderhilfe.at<br />

Haus Malta<br />

Dir. Bogdan Norbert Bercal<br />

T: +43 1 597 59 91<br />

E: hausmalta@malteser.at<br />

I: www.hausmalta.at<br />

Johannesgemeinschaft<br />

Marie Czernin<br />

T: +43 1 512 72 44<br />

E: info@jg-online.at<br />

I: www.jg-online.at<br />

66<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>


Was zählt, ist Nähe.<br />

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Besuchen DIE MALTESER Sie uns auf: 1/<strong>2018</strong> 67<br />

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LOURDES <strong>2018</strong><br />

Meine Hilfe kommt vom Herrn<br />

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URDES <strong>2018</strong><br />

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Schenken Sie<br />

Lebensfreude mit<br />

Ihrer Spende für die<br />

LOURDES<br />

WALLFAHRT <strong>2018</strong><br />

4.-8. Mai <strong>2018</strong><br />

Der MALTESER Hospitaldienst organisiert auch dieses Jahr<br />

eine Pilgerreise nach Lourdes. Das Miteinander von Pilgern,<br />

Betreuungsbedürftigen und <strong>Malteser</strong>n sowie die Gnaden des<br />

südfranzösischen Marienheiligtums machen diese Wallfahrt zu<br />

einem einzigartigen Erlebnis.<br />

Gemeinsam<br />

Lourdes erleben!<br />

lourdes.malteser.at<br />

Spendenkonto: MALTESER Hospitaldienst, IBAN: AT65 2011 1800 8087 0800, BIC: GIBAATWWXXX<br />

Vergelt‘s Gott für Ihre Spende! Ihre Spende ist steuerlich absetzbar!<br />

Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />

Großpriorat von Österreich<br />

Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />

Katharina Stögner<br />

T: +43 1 512 72 44, F: +43 1 513 92 90<br />

presse@malteser.at<br />

www.malteserorden.at<br />

MALTESER Austria<br />

Bundeszentrale<br />

Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />

Mag. Manuel Weinberger<br />

T: +43 1 512 53 95, F: +43 1 512 84 78<br />

zentrale@malteser.at<br />

www.malteser.at<br />

Österreichische Post AG<br />

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Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />

Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />

68<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2018</strong>

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