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Gazette Zehlendorf Nr. 7/2017

Gazette für Zehlendorf, Nikolassee, Schlachtensee, Dahlem und Wannsee - Juli 2017

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14 | <strong>Gazette</strong> <strong>Zehlendorf</strong> | Juli <strong>2017</strong><br />

Fontänen, Brunnen und Bäche<br />

Die Wasserspiele im Park Babelsberg<br />

Die kaiserlichen Hoheiten flanierten<br />

durch den Park. Dabei fiel<br />

der Blick immer wieder auf den<br />

aufstiebenden Geysir in der Havel.<br />

Oder sie verweilten, um den<br />

munter sprudelnden Lauf eines<br />

Baches zu bewundern. Auch die<br />

Brunnen beeindruckten und wurden<br />

immer wieder gern besucht.<br />

Sehenswerte Werke wie der von<br />

der Stadt Köln gestiftete Städtebrunnen,<br />

der Jubiläumsbrunnen<br />

anlässlich der Silberhochzeit des<br />

Kaiserpaares und der Adlerbrunnen<br />

sind darunter. Die repräsentativen<br />

Wasserspiele ließ Kaiser<br />

Wilhelm I. noch während seiner<br />

Zeit als Kronprinz erbauen. Zunächst<br />

war Peter Joseph Lenné als<br />

Planer für die Parkanlagen beauftragt,<br />

um sein Gesamtkunstwerk<br />

der preußischen Parks weiter zu<br />

führen. Er überwarf sich jedoch<br />

mit der Prinzessin Augusta und<br />

wurde daraufhin abgelöst. Die<br />

Planung oblag nun dem Fürsten<br />

Hermann von Pückler-Muskau.<br />

Der Kronprinz Wilhelm und sein<br />

Vater, König Friedrich-Wilhelm<br />

II., zeigten sich großzügig, wenn<br />

es um ihre Parkanlagen ging. Die<br />

Wasserspiele wurden über ein ungefähr<br />

10 km langes Brauchwassernetz<br />

gespeist. Der Betrieb war<br />

allerdings teuer. Das führte dazu,<br />

dass die ersten Wasserläufe nach<br />

dem Tod Kaiser Wilhelms I. im<br />

Jahr 1888 abgeschaltet wurden.<br />

Nach dem Ende der Monarchie<br />

im Jahr 1918 ließ man nach und<br />

nach auch den Rest abschalten.<br />

Im Laufe der Jahrzehnte verfielen<br />

die Anlagen und die Lage einiger<br />

Die Südostseite des Schlosses Babelsberg. <br />

Wasserläufe war nur noch mit<br />

Fantasie auszumachen.<br />

Im Jahr 2013 begannen die Baumaßnahmen<br />

zur Wiederherstellung<br />

der zahlreichen Wasserspiele<br />

im Babelsberger Park. Möglich<br />

wurde das Unterfangen durch das<br />

Sonderinvestitionsprogramm für<br />

die preußischen Schlösser und<br />

Gärten. Die Rückkehr zur alten<br />

Schönheit ließ sich das Brandenburger<br />

Ministerium für Wissenschaft,<br />

Forschung und Kultur sowie<br />

die Berliner Senatskanzlei für<br />

kulturelle Angelegenheiten immerhin<br />

5,9 Millionen Euro kosten.<br />

Die Terrassen am Schloss<br />

Als außergewöhnliche Herausforderung<br />

erwies sich die Wiederherstellung<br />

der fünf – das<br />

Schloss umgebenden – Terrassen<br />

mit ihren Brunnen, Setzstufen<br />

und Stützmauern aus Naturstein.<br />

Dekontaminationsmaßnahmen<br />

Foto: SPSG/Max Daiber<br />

Blick über den Pleasureground<br />

zum Schloss Babelsberg.<br />

<br />

Foto: SPSG/Leo Seidel<br />

auf der Abdichtungsebene waren<br />

ebenso erforderlich wie die<br />

Restaurierung stark geschädigter<br />

Metall- und Kunststeinvasen,<br />

Fialspitzen, Wasserspeier, Tierskulpturen<br />

und der ca. 100 Meter<br />

langen gusseisernen Brüstungsgeländer<br />

in Maßwerkform.<br />

Nach Fertigstellung des ersten<br />

Bauteils hatte das Schloss keine<br />

Terrasse. Stattdessen war es nur<br />

von einem schmalen Weg und<br />

einer steilen Rasenböschung<br />

umgeben. Der Vorschlag, mit der<br />

Erweiterung des Schlosses auch<br />

Terrassen zu errichten, ging auf<br />

Hermann Fürst von Pückler-Muskau<br />

zurück, der sich 1842 um die<br />

Weitergestaltung des Babelsberger<br />

Parks bewarb und dem es<br />

gelang, den Architekten Ludwig<br />

Persius (1803-1845) von der Terrassen-Idee<br />

zu begeistern.<br />

Die Terrassen sollten nach Pücklers<br />

Bekunden wie „Schlossräume<br />

in vergrößertem Maßstab<br />

unter freiem Himmel“ wirken. Sie<br />

waren daher reich mit Blumen,<br />

Skulpturen, Mosaiken und exotischen<br />

Pflanzen geschmückt. Sie<br />

entstanden sukzessive zwischen<br />

1843 und 1848. Auf unterschiedlichen<br />

Ebenen angelegt, über<br />

Treppen erreichbar, sind sie von<br />

den Innenräumen des Schlosses<br />

aus zugänglich und mit dem anschließenden<br />

Pleasureground<br />

verbunden. Ein fischblasenornamentiertes<br />

Geländer umfasst die<br />

Terrassenebenen. Lange eingelagert,<br />

konnte es restauriert und<br />

mit einer zusätzlichen Stützkonstruktion<br />

wieder montiert werden.<br />

Jede Terrasse ist spezifisch<br />

ausgestattet.<br />

Im Zentrum der Porzellanterrasse<br />

steht der jetzt wieder funktionierende<br />

Städte-Brunnen, der um<br />

1863 in Gestalt einer gotischen<br />

Fiale und als Geschenk der Dombauhütte<br />

Köln zum Dank für<br />

die Bemühungen Friedrich Wilhelms<br />

IV. (1796-1861) und Wilhelms<br />

I. um die Vollendung des<br />

Kölner Domes errichtet wurde.<br />

Von den zahlreichen Tierplastiken<br />

auf der Porzellanterrasse haben<br />

sich die Gruppe „Adler und Geier<br />

um eine Gemse kämpfend“ von<br />

Christophe Fratin (1801-1864)<br />

und verschiedene Hundeplastiken<br />

von Elisabeth Ney (1833-<br />

1907) erhalten. Die Goldene<br />

Terrasse verdankt ihren Namen<br />

einem vergoldeten, bepflanzten<br />

Rankgerüst unmittelbar vor dem<br />

Erkerfenster des Arbeitszimmers<br />

der Prinzessin Augusta (1811-<br />

1890). Es konnte nach erhaltenen<br />

Teilen rekonstruiert werden und<br />

wird bald wieder Blütenfreude<br />

versprühen. Restauriert wurden<br />

zudem die stark geschädigten ornamentierten<br />

Bodenmosaike der<br />

Porzellanterrasse und der Goldenen<br />

Terrasse sowie die Beeteinfassungen<br />

aus vergoldeten Stahlseilen,<br />

die an Schiffstaue erinnern.<br />

Verloren gegangen war der blau<br />

gebänderte Belag der Blauen<br />

Terrasse. Die jetzt fertig gestellte<br />

Gliederung der Bodenoberfläche<br />

nimmt Materialität und Dimension<br />

der Babelsberger Terrassen in

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