10 5 FRAGEN 01. 5 FRAGEN an Patrick Wengenroth Patrick Wengenroth wurde 1976 in Hamburg geboren, lebt mit seiner Familie in Berlin und arbeitet als Regisseur und Schauspieler. 2017 wurde er für drei Jahre mit der künstlerischen Leitung des <strong>Augsburg</strong>er Brechtfestivals betraut. 5 <strong>Neue</strong> <strong>Szene</strong>-Redakteur Markus Krapf hat den charismatischen Kulturmacher nach dem Schlussakkord des <strong>2018</strong>er Weit über 8000 Besucher haben die vielfältigen Veranstaltungen des diesjährigen Brechtfestivals besucht, ein astreiner Zuspruch. Ist alles so gelaufen, wie Du es erwartet hast? Ich bin mit sehr vielen Aspekten des diesjährigen Festivals äußerst glücklich. Das große Interesse des Publikums an unseren Veranstaltungen hat mich sehr gefreut. Zudem ist es auch immer eine große Herausforderung für uns als Festival-Team, für die vielen eingeladenen Künstler ein guter Gastgeber zu sein. Die vielen positiven Rückmeldungen unserer Gäste sind ein schöner Rückenwind für die bereits laufenden Planungen für 2019. Trotzdem hatte ich mir mehr Interesse an unseren Literatur- und Diskursformaten erhofft, aber da muss man halt beharren und überzeugen und man muss lernen, sich über alle Zuschauer freuen, die gekommen sind, und sich nicht über diejenigen ärgern, die die Angebote nicht wahrgenommen haben. 02. Unsere Leser waren vom Programm begeistert, gerade die Musikacts wie Algier, Antilopengang und Wallis Bird haben große Euphorie auslösen können. Offenbar sind die ganz großen Namen nicht wichtig, um die Leute hinterm Ofen hervorzulocken? Diese ewige Frage nach den „Namen“ ist schon ein wenig lästig. Ein Künstler ist nie nur ein bloßer Name, der dann irgendeine verbriefte Form der Qualität garantiert. Ein gelungener Theaterabend, ein stimmiges Musik-Line-Up oder aber auch ein 10-tägiges Festival in seiner Gesamtheit kann man eher mit dem Kochen eines Essens vergleichen – es geht um viele Zutaten, die es in ein spannendes kulinarisch-intellektuelles Erlebnis zu verwandeln gilt. 03. Brechtfestivals getroffen, um eine kleine Bilanz zu ziehen. Die hiesige Tageszeitung wirkte dennoch in ihrer Berichterstattung recht unzufrieden und kritisierte zum Beispiel den fehlenden Glanz in der Hütte. Was entgegnest Du? Meinungsvielfalt ist per se erstmal gut. Was einzelne sehen, deckt sich nicht zwangsläufig mit dem, was die anderen empfinden. Es gab auf dem Festival durchaus glanzvolle Momente – die Begeisterung der Menschen über den Auftritt von Johannes Dullin zum Beispiel, das Happening im Grandhotel Cosmopolis oder die begeisterte Stimmung nach der Aufführung von „Winterreise“ – in der das Publikum im Martini Park so divers und gemischt war, wie man es selten im Theater erlebt. Das hat dann nichts mehr mit „Stars“, „Glitter“ und „Gala-Uniform“ zu tun. Das ist nicht die Art von „Glanz“ mit der ich Brecht in Verbindung bringe. Mir geht es darum, das Theater zum Glänzen zu bringen. <strong>04</strong>. Vor dem Festival ist nach dem Festival. Auch 2019 wirst Du der künstlerische Leiter sein. Wird es einschneidende Veränderungen geben? Ich bin auch dritten Jahr wieder mit einer neuen Spielstätte konfrontiert – der neuen Brechtbühne im Gaswerk-Areal. Das heißt die Herausforderung bleibt, sich immer wieder Programm für wechselnde Orte zu überlegen. Ich persönlich würde im dritten Jahr gern wieder etwas mehr in Richtung Performance gehen, aber ich habe mich schon auch sehr darüber gefreut, dass das <strong>Augsburg</strong>er Publikum ein starkes Interesse an großen Ensemble- Stücken gezeigt hat, die von der schauspielerischen Qualität leben. Insofern setze ich da im dritten Jahr auf beides: Kontinuität und Überraschungen gleichermaßen. 05. Durch die Arbeit hier hast Du unsere Stadt und viele <strong>Augsburg</strong>er genauer kennengelernt. Wer oder was begeistert Dich an <strong>Augsburg</strong> besonders? Ich fände es falsch, jetzt einzelne Orte oder Personen zu highlighten. Je länger ich mich in <strong>Augsburg</strong> bewege und Menschen treffe, desto mehr finde ich eine sehr lebendige, aus vielen interessanten <strong>Szene</strong>n bestehende, offene und neugierige Stadt vor. Ich kann dann mitunter überhaupt nicht nachvollziehen, warum viele <strong>Augsburg</strong>er (und auch die <strong>Augsburg</strong>er Medien, siehe oben) nicht viel begeisterter von ihrer Stadt, dem Kulturleben und der Lebensqualtät hier sind. Es gibt unzählige Städte, in denen das Leben viel langweiliger und eintöniger ist als hier. Foto: Christian Menkel
INTRO 11 am Mittwoch, 4. April.