SPORTaktiv April 2018
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Ob es eine allgemein gültige Messmethode<br />
gibt, um den Fitnesszustand zu<br />
bestimmen? Man kann zumindest jeden<br />
einzelnen konditionellen Faktor messen.<br />
Die ehemaligen österreichischen Zehnkämpfer,<br />
die Brüder Dr. Georg und Dr.<br />
Roland Werthner, haben ein „Talente<br />
Diagnose-System“ („TDS“) entwickelt,<br />
das auch international angewendet wird<br />
und alle fünf konditionellen Faktoren<br />
einbezieht. Vor einigen Jahren wurden<br />
junge heimische Sportler unterschiedlichster<br />
Sportarten nach Obertauern<br />
eingeladen und mit dem TDS getestet:<br />
„Gewonnen hat damals ein Volleyballer“,<br />
erinnert sich Steinbauer.<br />
Was ist mit mentalen Faktoren? „Die<br />
spielen selbstverständlich auch eine<br />
Rolle in der Leistungsfähigkeit. So wie<br />
der soziale Faktor im Mannschaftssport.<br />
Oder der Faktor Material.“ Und hier<br />
wird die Sache endgültig kaum noch<br />
überschaubar. Wer denn nun der fitteste<br />
Sportler der Welt sei, könne bestimmt<br />
niemand sagen. „Die relevante Frage ist<br />
nicht: Wer ist fitter? Sondern: Wie fit ist<br />
jemand für seine Sportart?“<br />
Im Freizeitsport<br />
Was Hobbysportler mit Spitzensportlern<br />
verbindet: Vielseitigkeit ist besser als<br />
Einseitigkeit. „Weil Einseitigkeit immer<br />
Defizite im System provoziert, die auch<br />
für Freizeit- und Gesundheitssportler<br />
nachteilig ist.“ Ein Läufer, der auf Muskeltraining<br />
und Stretching verzichtet,<br />
wird mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
irgendwann seinen Körper überlasten.<br />
Womit wir bei noch einem Aspekt sind,<br />
der vor allem im Hobbysport relevant<br />
ist: Für eine Sportart zu trainieren, heißt<br />
nicht, diese Sportart ständig auszuüben.<br />
Doch genau das machen viele Freizeitsportler:<br />
Läufer laufen. Biker biken …<br />
Geht man von der Prämisse aus, dass<br />
ein Training nur im Ausüben der Sportart<br />
selbst besteht, dann ist beispielsweise<br />
ein Hobbygolfer bei gleichem Zeiteinsatz<br />
wesentlich vielseitiger trainiert als<br />
ein Hobbyfußballer oder ein Tennisspieler.<br />
Recht gut an das Maß universeller<br />
Fitness komme dagegen heran, wer zwei<br />
DIE FRAGE<br />
IST NICHT:<br />
WER IST FITTER?<br />
SONDERN:<br />
WIE FIT IST<br />
JEMAND FÜR<br />
SEINE<br />
SPORTART.<br />
sich ergänzende Sportarten kombiniert:<br />
Etwa Laufen (Ausdauer) und Klettern<br />
(Kraft, Beweglichkeit; mentale und soziale<br />
Komponente durchs Sichern). Sieht<br />
man Bergsteigen für sich als Kombination<br />
aus Wander- sowie Kletterpassagen<br />
an, dann kommt man sogar mit einer<br />
Sportart recht nah an ein gutes Maß<br />
universeller Fitness heran. Sonst lautet<br />
die Empfehlung schlicht: Abwechslung<br />
und kluge Kombinationen sind gefragt.<br />
Wenn Fitness Gesundheit meint<br />
Aus Gesundheitssicht könnte ein ideales<br />
und dennoch relativ zeitsparendes Fitnesstraining<br />
in etwa so ausschauen, sagt<br />
unser Experte: Zwei Stunden Ausdauertraining<br />
pro Woche, dabei die Dauer-<br />
und Intervallmethode abwechseln.<br />
Zwei Krafteinheiten pro Woche (zu je<br />
ca. 30 bis 45 Min.). Ein tägliches Beweglichkeitstraining<br />
(3 bis 4 Übungen<br />
reichen, diese aber durchwechseln). Und<br />
dazu eine wöchentliche koordinative<br />
Einheit: Das geht mit einem Ballspiel<br />
oder mit Tanzen. Damit wäre auch die<br />
soziale Komponente abgedeckt. Wer so<br />
trainiert, ist zwar sicher nicht der fitteste<br />
Mensch der Welt, aber hat die Gefahr<br />
von Bewegungsmangel-Krankheiten<br />
aller Art bestmöglich reduziert. Und ist<br />
mit hoher Wahrscheinlichkeit gesünder<br />
als Leistungssportler.<br />
Von den fünf konditionellen Faktoren<br />
kann man im Sinne der Gesundheit eigentlich<br />
bloß auf die Schnelligkeit, also<br />
die rasch aufeinander folgende Kontraktionsfähigkeit<br />
der Muskulatur, verzichten.<br />
Aber auch das stimmt nicht ganz:<br />
„Relevant wird diese, wenn im fortgeschrittenen<br />
Alter die Reaktionsfähigkeit<br />
nachlässt. Da ist es schon gut, wenn<br />
man sie ein Leben lang mittrainiert hat.“<br />
Apropos: Zum Fitbleiben bis ins hohe<br />
Alter ist Tanzen und Wandern für unseren<br />
Experten eine gute Kombination.<br />
In welchen Sportarten es aber nun die<br />
fittesten Hobbysportler gibt? Oder wer<br />
es tatsächlich ist? Wir freuen uns schon<br />
auf gut begründete Rückmeldungen<br />
unter office.sportaktiv@styria.com.<br />
Betreff: „Ich bin der/die Fitteste“.<br />
Die Diskussion ist eröffnet …<br />
Fotos: GettyImages<br />
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