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werden hier falsche Signale gesetzt. Darüber hinaus werden durch<br />
massive Sponsorings mit Transportkostenübernahmen und Ankommerprämien,<br />
wie bei einigen so gesponserten Wettbewerben in<br />
Europa in 2017 geschehen und für <strong>2018</strong> schon angekündigt, große<br />
Starterzahlen generiert. Dadurch werden den etablierten Ritten, die<br />
seit vielen Jahren von engagierten Veranstaltern in verschiedensten<br />
Ländern wie z.B. in Frankreich, Belgien aber auch in Deutschland<br />
durchgeführt werden, die Starter entzogen, was alleine in 2017 zu<br />
erheblich reduzierten Teilnehmerzahlen bei diversen Ritten geführt<br />
hat. Weiterhin verändert sich der Distanzsport durch den Einfluss der<br />
Sponsoren auch in Europa hin zu möglichst flachen, schnellen Pistenrennen,<br />
die eben nicht mehr die Herausforderung Reiter-Pferdpaar<br />
gegen eine anspruchsvolle technisch herausfordernde Strecke abbilden.<br />
Was hinzu kommt sind die sinkenden Aussichten auf Erfolg,<br />
denn nur auf technisch anspruchsvollen Strecken haben auch Reiter<br />
aus anderen Nationen eine Chance auf einen Sieg. Vor allem aber<br />
wird dann auch in Europa immer mehr auf „schneller, schneller“ trainiert,<br />
was - wie vorab schon erwähnt - durch die <strong>Pferde</strong> bezahlt wird.<br />
AP: Nun könnte man sagen, der Mittlere Osten ist weit weg, und bei<br />
uns passiert so was ja nicht. Aber die Auswirkungen dieses Skandals<br />
sind auch bei uns zu spüren - in welcher Form?<br />
A.A.S.: Es sind die Auswirkungen der Entwicklung, die wir mehr und<br />
mehr spüren. Tote <strong>Pferde</strong> sind leider im <strong>Pferde</strong>sport nie ganz auszuschließen.<br />
Tragische Unfälle oder unglückliche Umstände führen immer<br />
wieder einmal zu einem tödlichen Ende, wie z.B. 2006 anlässlich<br />
der WEG in Aachen, wo wir ja auch in der Mannschaft waren und ein<br />
skandinavisches Pferd 10 km nach dem Start ein erhebliches Stoffwechselproblem<br />
bekam und euthanisiert werden musste. Das lag<br />
nicht an der Art des Rennens. Was aber nicht hinzunehmen ist, sind<br />
die systembedingten Todesfälle: Röhrbeinfrakturen, Splitterbrüche,<br />
Herzversagen. Dies sind Folgen einer über die physiologischen Grenzen<br />
des Lebewesens Pferd hinausgehenden Belastung. Dadurch wird<br />
auch dem Image des Distanzsports erheblicher Schaden zugefügt.<br />
Obwohl wir in Deutschland mit dieser rein auf Geschwindigkeit ausgerichteten<br />
Art des Sportes nichts zu tun haben, werden Distanzreiter<br />
in Deutschland durchaus von anderen Reitern und Teilen der Öffentlichkeit<br />
diskreditiert. Neben den gängigen Vorurteilen, dass Distanzreiter<br />
nicht reiten könnten, und wenn dann nur geradeaus, kommt<br />
jetzt noch der Vorwurf hinzu, man betreibe doch den Sport, bei dem<br />
ständig <strong>Pferde</strong> zu Tode kämen. Obwohl das tatsächlich als Systemfolge<br />
bei uns überhaupt keine Rolle spielt, erschwert das natürlich<br />
die Anerkennung von Erfolgen und Leistung, das Etablieren dieser<br />
eigentlich faszinierenden Reitsportart, das normale Sponsoring unserer<br />
nationalen und internationalen Veranstaltungen und hemmt<br />
den Fortschritt des Distanzsports in Deutschland, weil es auch Nachwuchsreiter<br />
abhält, sich diesem Sport zuzuwenden.<br />
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Sport Distanzreiten<br />
AP: Welche Maßnahmen kann man auch hierzulande ergreifen?<br />
Und was würden Sie z.B. Züchtern raten, die vor der Entscheidung<br />
stehen, ihr Distanzpferd in ein Gruppe VII-Land zu verkaufen?<br />
A.A.S.: Ich würde mir klare Statements der FN und des VDDs wünschen,<br />
aktivere Suche nach Kooperation mit anderen Organisationen<br />
in anderen Ländern, z.B. in Skandinavien, in der Schweiz und in<br />
den USA und ein gemeinsames Herantreten an die FEI. Züchtern, die<br />
ihr Pferd in ein Gruppe VII-Land verkaufen wollen, kann ich keinen<br />
Rat geben. Das muss letztendlich jeder selber verantworten. Jeder<br />
einzelne hat die Freiheit sich zu entscheiden, das gilt für die Teilnahme<br />
an Einladungsritten – und hier muss man auch unterscheiden -,<br />
genauso wie für den Verkauf eines <strong>Pferde</strong>s. Jeder kann sich heute<br />
vorab informieren, ob es bei dem fraglichen Käufer schon Todesfälle<br />
oder entsprechende Handhabungen wie häufige extrem schnelle<br />
Ritte gegeben hat. Die FEI führt über jeden Reiter und jedes Pferd<br />
ein öffentlich einsehbares Archiv. Es kann keiner sagen, er/sie hätte<br />
davon nichts gewusst.<br />
Besten Dank für die klaren Worte, und weiterhin viel Erfolg Ihren<br />
<strong>Pferde</strong>n und Ihrer Familie!<br />
(das Interview führte Gudrun Waiditschka)<br />
1/<strong>2018</strong> - www.in-the-focus.com<br />
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