Tagungsbroschüre_Zweisprachigkeit_Vecjezicnost
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Motor <strong>Zweisprachigkeit</strong>: Kärntner-slowenische Kulturarbeit und<br />
der Literaturtransfer aus dem Serbokroatischen seit den 1990er<br />
Jahren<br />
ELENA MESSNER<br />
Österreich weist ab 1992 eine beträchtlich gestiegene Übersetzungsproduktion<br />
aus dem Serbokroatischen auf. Es zieht diesbezüglich mit<br />
Deutschland mit, während die Schweiz deutlich weniger Interesse an<br />
diesem spezifischen Literaturimport zeigt. In den Jahren 1992 und 1994<br />
hat die österreichische Übersetzungsproduktion sogar fast den gleichen<br />
Umfang wie die deutsche. Unter anderem sind die Gründe dafür in der<br />
sehr starken verlegerischen Aktivität kleiner und mittelgroßer österreichischer<br />
Verlage zu suchen, unter denen wiederum jene der slowenischsprachigen<br />
Minderheit in Kärnten besonders aktiv sind. Diese<br />
zweisprachigen Kärntner Verlage sind bereits seit den 1980ern dafür<br />
verantwortlich, dass die slowenische Literatur kontinuierlich ins<br />
Deutsche übersetzt wird und heute als die in Österreich meistübersetzte<br />
aus dem ehemaligen Jugoslawien gelten kann. Im Vortrag wird daher<br />
die herausstechende Vermittlungsarbeit von zweisprachigen Kärntner<br />
KulturmittlerInnen im Fokus stehen, die nicht nur den verstärkten<br />
Import slowenischer, sondern auch kroatischer, bosnischer, serbischer<br />
und mazedonischer Literatur in den deutschsprachigen Raum stark<br />
beeinflusste. Diskutiert wird die Frage der „Brückenkopffunktion" der<br />
slowenischen Literatur für die Erschließung der übrigen Literaturen Ex-<br />
Jugoslawiens wie auch für die Literaturen anderer Staaten Südosteuropas,<br />
was wiederum die Frage aufwirft, ob regionale <strong>Zweisprachigkeit</strong><br />
einen besonders leistungsfähigen Motor in der vermittelnden Kulturarbeit<br />
darstellt und welche Probleme sich in Folge daraus entwickeln<br />
können. Es werden neben geografischen, ökonomischen und politischen<br />
Aspekten auch sprachliche und kulturelle Faktoren analysiert, die<br />
auf einen Literaturtransfer Einfluss nehmen können.<br />
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