Lebens.Haus Magazin 04/2018
Wir möchten mit Dir ins Gespräch kommen, über Themen, die in unseren Leben wichtig sind: Leben Heute - Meditation - Kreativität - Spiritualität - Genuss
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Leben Heute<br />
Geschichten<br />
Du machst eine Ausbildung zur Märchenerzählerin. Was lernst Du<br />
da? Und was macht Dir am Märchenerzählen so Spaß?<br />
Ich bin per Zufall – gibt es Zufälle? - auf die Ausbildung gestoßen<br />
mit dem Hintergedanken an meine Märchenreisen, die schon in<br />
Planung waren. „Wäre doch ganz schön, so richtig gut erzählen zu<br />
können“, dachte ich mir. Schon das erste Wochenende zeigte; es<br />
wird mehr, viel mehr. Die Messlatte war auf einmal himmelwärts<br />
gerückt und das ist gut so. Ich habe Feuer gefangen und liebe es,<br />
mein Publikum mitzunehmen auf Reisen in die Fantasie, Bilder aufzubauen<br />
und sie hinein zu entführen – sehen und entdecken zu<br />
lassen. Wunderbar!<br />
Ich gehe auch mit großer Begeisterung selbst zu Erzähl-Abenden.<br />
Es ist so ein großes Geschenk, ein Märchen erzählt zu bekommen.<br />
Hörbücher sind nett, aber live gibt es doch noch einmal eine<br />
besondere Magie zwischen ErzählerIn und ZuhörerIn. Gleichzeitig<br />
merke ich, wie viel Arbeit schon allein in einer kleinen Geschichte<br />
steckt, die gut erzählt werden möchte. Bei der Ausbildung der<br />
Sprechwerker geht es wirklich um das Handwerkszeug: Stimme,<br />
Präsenz, Authenzität, Spannungsaufbau. Und wie es so ist, wenn<br />
man sich auf dem „richtigen“ Weg befindet; ich erfahre ganz wunderbare<br />
Begegnungen mit Gleichgesinnten und neue Türen gehen<br />
auf. Kohärenz.<br />
Du verbindest auch Naturerfahrung und Märchen?<br />
Natur ist märchenhaft – man muss nur genau hinschauen. Feingesponnene<br />
Spinnennetze, raue Baumrinde, glänzender Schneckenschleim,<br />
zarte Blüten, … Den Blick für diese Wunder möchte ich<br />
schulen. Gleichzeitig auch die Freude über diese Schönheit und die<br />
Dankbarkeit, daran teilhaben zu dürfen. Darauf dann noch Märchen,<br />
die zu unserer Seele sprechen, die Saiten unseres Inneren sanft<br />
zupfen und streiche(l)n, unsere ureigene Melodie spielen und – in<br />
einer Gruppe – zu einer gemeinsamen Symphonie emporstreben,<br />
in der jeder seine eigene Stimme hat. Pure Magie!<br />
Was ist Dein Lieblingsort in der Natur?<br />
Ich liebe den Wald. Bäume beruhigen mich. Nicht nur mich – ich<br />
weiß. Bei der Frage fiel mir spontan die Himmelswiese bei Wiesbaden<br />
ein, an der ich jeden Baum kenne. Dort hatte ich über fünf Jahre<br />
lang immer wieder Zuflucht gesucht. Angefangen mit den <strong>Haus</strong>aufgaben<br />
für meine Ausbildung in Wildnispädagogik verbrachte ich<br />
dort viel, viel Zeit, schulte meinen Blick für die Vielfalt und suchte in<br />
dunklen Stunden Trost bei Mutter Buche.<br />
Ich liebe auch das Meer. Die Insel Ouessant in der Bretagne – wild<br />
und sanft zugleich. Dort laufe ich gerne über den federnden Heideboden,<br />
suche mir einen Felsen, der mich vor dem Wind schützt, rolle<br />
mein kleines Reise-Schaffell aus und mache ein Nickerchen in der<br />
Sonne mit dem Rauschen der Wellen und den Rufen der Möwen in<br />
den Ohren. Herrlich!<br />
Hast Du dort schon besondere Erfahrungen gemacht?<br />
Immer. Geschenke der Natur auf dem Weg: Steine, Federn, Heilkräuter,<br />
…<br />
Ein sehr berührendes Erlebnis hatte ich während meiner Ausbildung<br />
in Wildnispädagogik. Wir hatten die <strong>Haus</strong>aufgabe drei Nächte<br />
in einer selbstgebauten Laubhütte zu verbringen und ich gebe offen<br />
zu: die ersten beiden Nächte habe ich wenig geschlafen und bin bei<br />
jedem Blatt, das auf den Boden segelte, aufgeschreckt. Ganz anders<br />
in der dritten Nacht. Ich hatte einen Traum von einer goldstrahlenden<br />
Wurzelhöhle, in der die weise Alte lebte und mich willkommen<br />
hieß – eine zutiefst spirituelle Erfahrung. Als ich aufwachte, fühlte<br />
ich mich unendlich geborgen im Wald; eine Geborgenheit, die ich<br />
selten in dieser reinen Form im Leben gefühlt habe.<br />
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