Magazin für Kunst und Kultur
DER KUNSTBLITZ
kostenlos
April - Juni|2018
www.kunstblitz.de
32 Jean-Auguste-
Dominique Ingres
20 Keith Haring
Museum Barberini Potsdam
Max Beckmann
62 Paul Gauguin
UNTER UNS
Liebe Leser/innen,
mit fünfzehn Künstlerpräsenzen in ihrem Repertoire
öffnet die fünfte „Allee-Center-ART“
in Magdeburg ihre Tore, die ein interessantes
Panorama der Kunstszene aus der Region
Sachsen-Anhalt widerspiegelt (s. Seite 48).
Von Magdeburg nach Bad Frankenhausen
(um beim „Panorama-Thema“
zu bleiben)
trennen uns
circa zwei Stunden
Autofahrt, die sich
auf jeden Fall lohnen,
wenn Sie die
monumentale Arbeit
des Kunstmalers
Werner Tübke
bewundern möchten.
Das Panorama Museum präsentiert außerdem
die Ausstellung von Vasilije Jordan (s.
Seite 4), mit nostalgischen Landschaften, die
an die Lehre der Surrealisten und metaphysischen
Meistern anknüpft.
Bleiben wir noch einen Moment im Rahmen
der „Figurativen Malerei“. Die Ausstellungen
von Robert Schneider (s. Seite 8) im Mittelrhein
Museum Koblenz, sowie in der Kunsthalle
Rostock (s. Seite 32) und im Museum
Kunstpalast Düsseldorf (s. Seite 38), sind
wahre
„Highlights“
dieser Kategorie.
Wichtig:
Künstler/
innen aus der Region
Berlin/Brandenburg
können sich jetzt
für die nächste ART
A10 (11. 10. - 28. 10.
2018) bewerben. Für
Patrizio Medagli
Künstler/innen ist die
Beteiligung an der Ausstellung kostenlos!
Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre
und schöne Osterferien!
1
DER KUNSTBLITZ | INHALT
4 PANORAMA MUSEUM
BAD FRANKENHAUSEN
8 MITTELRHEIN MUSEUM KOBLENZ
14 VON DER HEYDT-MUSEUM WUPPERTAL
18 KUNSTMUSEUM SOLINGEN
20 ALBERTINA WIEN
26 MUSEUM BARBERINI POTSDAM
32 KUNSTHALLE ROSTOCK
38 MUSEUM KUNSTPALAST
44 STADTMUSEUM OLDENBUR
Carl Friedrich Lessing
Walther und Hildegund auf der Flucht
Niedersächsisches Landesmuseum Hannover
IMPRESSUM Herausgeber und Eigentümer: Patrizio Medagli Verantwortlich
für den redaktionellen Inhalt: Patrizio Medagli Redaktion:
Harald Klee, Patrizio Medagli, Helga Wicher, Giuliana Medagli,
Claudia Rohde, Silke Krage. Redaktion Postadresse: Vohwinkeler Str.
154, 42329 Wuppertal (Germany) Telefon 0202 738217, info@derkunstblitz.com,
www.derkunstblitz.de Redaktion Frankfurt, Postadresse:
Am Sandhügel 30, 63150 Heusenstamm. Verlag: Weinheimer
Verlags-GmbH Konzeption/Layout: Eduardo Rahmani, Simonsstraße
80, 42117 Wuppertal, Tel: 0202 451654, Fax: 0202 450086, info@
bvg-menzel.de, www.bvg-menzel.de Bildmaterial: Albertina Wien,
Alte Nationalgalerie Staatliche Museen zu Berlin, A10 Wildau und Allee-Center
Magdeburg, Bröhan-Museum Berlin, Kunsthalle Rostock,
Clemens Sels Museum Neuss, Mittelrhein-Museum Koblenz, Museum
Barberini Potsdam, Museum Kunstpalast, Niedersächsisches Landesmuseum
Hannover, Panorama Museum Bad Frankenhausen, Stadtmuseum
Oldenburg, Von der Heydt-Museum Wuppertal, Zentrum für
verfolgte Künste Solingen, Titelseite: Museum Barberini Potsdam,
Alte Nationalgalerie Staatliche Museen zu Berlin, Bröhan-Museum
Berlin, Kunsthalle Rostock.
Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine
Gewähr übernommen. Der Nachdruck ist – auch auszugsweise – nur
mit Quellenangabe gestattet. Mit Namen oder Initialen gezeichnete
Beiträge geben die Meinung des Verfassers, aber nicht unbedingt die
der Edition ARTistica wieder.
2
46 BRÖHAN MUSEUM BERLIN
48 ALLEE-CENTER-ART MAGDEBURG
„DIE LEICHTESTE ART, DER KUNST
ZU BEGEGNEN“
54 ART A 10 WILDAU
„WENN ES SIE NICHT GÄBE,
MÜSSTE MAN SIE ERFINDEN!“
60 NOTIZEN
FRÜHLING | 2018
Leuchten. Melancholie. Schrecken.
Robert Schneider - Malerei
3. März bis 21. Mai 2018
©VG-Bildkunst
FORUM
CONFLUENTES
Kunst.Kultur.Bildung.
MITTELRHEIN-MUSEUM
ROMANTICUM
TOURIST-INFORMATION
STADTBIBLIOTHEK
www.mittelrhein-museum.de
3
DER KUNSTBLITZ | PANORAMA MUSEUM BAD FRANKENHAUSEN
JORDAN.
DER WEG AUF BEIDEN SEITEN
bis 10. Juni 2018
LAGUNE, 1995
Öl auf Leinwand, 50 x 60 cm
Privatsammlung, Zagreb
Foto: Goran Vranic
Robert Schneider, Anschlag 1, 2013,
Acryl auf Leinwand, 150 x 105 cm
VG-Bildkunst, Bonn, Foto Nicolai Stephan
4
FRÜHLING | 2018
SPIELE, 2009
Öl auf Leinwand; 55 x 70 cm
Moderna galerija, Zagreb
Foto: Goran Vranic
ZEITMAUER, 1971
Öl auf Leinwand, 40,4 x 60,5 cm
Privatsammlung, Zagreb
Foto: Goran Vranic
Das Panorama Museum Bad Frankenhausen
eröffnete am 10. März 2018
in Anwesenheit auch des Botschafters
der Republik Kroatien, Dr. Gordan Grlic
Radman, die Ausstellung „JORDAN. Der Weg
auf beiden Seiten“. Die Exposition ist ein internationales
Kooperationsprojekt des Panorama
Museums mit der Moderna galerija,
dem Nationalmuseum der bildenden Künste
Kroatiens in Zagreb, und präsentiert das bis
jetzt in Deutschland weitgehend unbekannte
Werk des kroatischen Künstlers Vasilije
Jordan, der seit 1978 an der Kunstakademie
in Zagreb als Professor Malerei lehrte und
sich durch Ausstellungen vor allem in Belgien,
Frankreich und Italien international
schon früh einen Namen machte. In einer
Überblicksschau werden nun im Panorama
Museum 63 Gemälde und 30 Arbeiten in
Mischtechnik auf Papier aus mehr als fünf
Schaffensjahrzehnten vorgestellt.
Vasilije Jordan, 1934 in Zagreb geboren, gilt
als einer der bedeutendsten zeitgenössischen
Künstler seines Heimatlandes und dies
obwohl oder vielleicht gerade weil er über
Jahrzehnte trotz aller offizieller Kontroversen
um die künstlerische Ausrichtung innerhalb
Kroatiens unbeirrt seinen eigenen Weg
ging. Fußend auf den Prinzipien der klassischen
mitteleuropäischen Tradition und
einzig geleitet von „erlebten Erfahrungen“
(Vasilije Jordan) schöpft er Bildwelten, die
aus der Zeit gefallen sind. Auch räumliche
Koordinaten sind vakant und verbieten somit
jeden Anhaltspunkt zum Realen. Jordans
Landschaften sind melancholische Innenansichten
voller Nostalgie, die vor dem Horizont
einer endlos gedehnten Zeit Ansichten
5
DER KUNSTBLITZ | PANORAMA MUSEUM BAD FRANKENHAUSEN
FINIS TERRAE
Öl auf Leinwand; 60 x 60 cm, Privatsammlung, Zagreb
Foto: Goran Vranic
von Traumerlebnissen offenbaren, die voller
Poesie sind. In sich geschlossene Szenarien,
in gedämpften, dunklen Tönen ausgeführt,
lassen flüchtig skizzierte helle Gestalten
aufblitzen. Wie hingehaucht mit lasierender
Leichtigkeit schweben diese vor dem Hintergrund
und suggerieren Projektionen des
Geistes, der Phantasie zu sein.
Ohne Wiederholungen zu generieren, bedient
sich Jordan seit den 1960er Jahren
immer gleicher Motive und Sujets: Einsamkeit,
Abschied, Genealogie, Kindheit, Mutterschaft,
Wohnstätte, Musikanten – das
menschliche Sein, die Vergänglichkeit der
Zeit, rurale und sakrale Themen. Doch nichts
davon entspringt der Erinnerung des Malers,
ist Wiedergegebenes von Gesehenem oder
Erlebtem, alles ist surreal oder irreal, wie Jordan
selbst betonte. Die Quelle seines Schaffens
beruht auf der Einsicht in das eigene
6
FRÜHLING | 2018
WOHNSTÄTTE, 1995
Öl auf Leinwand, 40 x 50 cm, Privatsammlung, Zagreb
Foto: Goran Vranic
Innere seiner Kindheit. So bekennt er frühzeitig:
„Das Leben ist für mich ein Rätsel. Ich
versuche, dieses Rätsel mittels meiner Malerei
zu lösen.“ Und weiter: „Indem ich male,
löse ich dieses Rätsel nur für mich … Indem
ich male, erneuere ich mich, erleichtere ich
mich, versuche ich, mich von meiner Nostalgie
für die fernen Geschichten der verlorenen
Kindheit zu heilen.“
Seine metaphysische Bildwelt, die malerischen
Erzählungen gleicht, und ausgeführt
ist in einer tonalen Hell-Dunkel-Malerei
mit altmeisterlicher Pinseltechnik, lässt den
Betrachter in eine Zeit entfliehen, die entschleunigend,
ja teilweise sogar meditativ
wirkt. Es ist eine Reise auch in unser Innerstes,
die durch Träume, Visionen und Wünsche
gesteuert wird und die uns die geistige
Freiheit des Augenblicks gewährt.
Silke Krage
7
DER KUNSTBLITZ | MITTELRHEIN-MUSEUM KOBLENZ
Leuchten. Melancholie.
8
FRÜHLING | 2018
Robert Schneider, Lichtbild 12, 2011, Acryl auf Karton, 80 x 120 cm, Foto ©Nicolai Stephan, VG-Bildkunst, Bonn
Schrecken.
ROBERT SCHNEIDER - MALEREI
BIS 21.05.2018
9
DER KUNSTBLITZ | MITTELRHEIN-MUSEUM KOBLENZ
Robert Schneider, Ego 2, 2015, Acryl auf Leinwand,
100 x 80 cm, Foto ©Nicolai Stephan, VG-Bildkunst, Bonn
Robert Schneider wurde 1944 in
der Nähe von Freiburg im Breisgau
geboren. Ende der 1960er Jahre
entschied sich der Künstler für die gegenständliche
Malerei. Mit dieser Ausstellung
präsentiert das Mittelrhein-Museum einen
Überblick über sein Schaffen der letzten
20 Jahre, das in diesem Umfang erstmals
öffentlich zugänglich ist. Gezeigt werden
über einhundert Acrylmalereien sowie ausgewählte
Zeichnungen.
Als politisch denkender Mensch reflektiert
Schneider die Geschichte des 20. Jahrhunderts,
das geprägt war von infernalischen
Kriegen, menschenverachtenden Ideologien
und Diktaturen. Zudem beobachtet er
die aktuellen Krisenherde, den Terrorismus
und die ökologischen Zerstörungen durch
die Industrialisierung und Ausbeutung der
Natur.
Seinen Arbeiten gehen akribische Vorbereitungen
und Studienaufenthalte voraus. Es
entstehen unzählige Vorzeichnungen sowie
Fotografien als Erinnerungsmaterial. Im
Atelier komponiert Schneider anschließend
seine Bilder mit Hilfe des gesammelten
Materials. Aus einzelnen Versatzstücken
entstehen Metaphern für übergeordnete
Themen, die düstere Ausblicke in die Zukunft
eröffnen. Beispielsweise behandelt
der Zyklus „Fleisch“ die allgegenwärtige
Gewalt, „Fisch“ die industrielle Ausbeutung
unserer Lebensgrundlagen. Die verwüsteten
Landschaften der Reihe „Öl“ stehen für den
ungezügelten Raubbau des Menschen an
den Ressourcen und die damit verbundenen
globalen Verteilungskämpfe.
Bei aller inhaltlicher Schwere zeigt sich
an vielen Bildern die Freude an der rei-
10
FRÜHLING | 2018
Robert Schneider, Öl 12, 2000, Acryl auf Leinwand, 145 x 225 cm, Foto ©Nicolai Stephan, VG-Bildkunst,
Bonn
nen Malerei, an Farben und Formen. Mit
herausragender Könnerschaft zieht Robert
Schneider sein Publikum mit Hilfe der ästhetischen
Wirkung seiner Bilder in den
Bann. So erscheint die Serie „100 Frauen“
nur auf den ersten Blick als prachtvoller
Musterkatalog. Ohne zu zögern folgt der
Betrachter dem Maler bei seiner Reflektion
über die kulturelle und modische Bedeutung
des Kopftuches und die gesellschaftliche
Stellung der Frau, die es trägt.
Damit gelingt dem Maler Robert Schneider
die diffizile Synthese von malerischer und
thematischer Eindrücklichkeit.
11
DER KUNSTBLITZ | MITTELRHEIN-MUSEUM KOBLENZ
BEGLEITPROGRAMM:
ROBERT SCHNEIDER
Kunstgespräch mit dem Kunst- und Kulturbüro
DUCTUS
Dienstag, 17.04.2018, 18 bis 19:30 Uhr;
Kosten € 12,- / ermäßigt € 10,-
Schneiders Bilder erscheinen nur auf den ersten
Blick realitätsnah und dokumentarisch. Als politisch
denkender Maler verarbeitet er vor allem
seine dunklen Vorahnungen zur Zivilisation und
Umwelt in der Zukunft. Er greift auf Motive der
klassischen Kunstgeschichte zurück und verwendet
symbolhafte Zeichen, die die Werke wie
„rote Fäden“ durchziehen.
Workshop Poetry-Slam mit Philipp Herold
Samstag, den 28.04.2018, 12 bis 16 Uhr;
Kosten: € 13,- / ermäßigt € 10,-
Philipp Herold, der seit 2008 deutschlandweit
in Sachen Poetry-Slam unterwegs ist, zeigt den
Teilnehmerinnen und Teilnehmern, wie man
Ideen, die im Kopf entstehen, zu Papier bringt
und wie man sie auf der Bühne optimal präsentieren
kann. Die Ideen dafür liefern die Bilder
von Robert Schneider. Bei der Slamshow im
Mai kann dann jeder Teilnehmer seine Ergebnisse
vor Publikum vorstellen.
Poetry-Slamshow
Donnerstag, 03.05.2018, 18 Uhr; Kosten: € 13,-
/ ermäßigt 10,-
Professionelle Slamer (Felix Bartsch, Jesko Habert
und Kathi Hopf) haben sich von den Bildern
Robert Schneiders inspirieren lassen. Bei
der Slamshow erleben die Besucher hautnah die
Dynamik ihrer live vorgetragenen Dichtkunst. So
entsteht ein neuartiges Format einer von Slampoesie
begleiteten Führung in der Ausstellung.
Führung und Workshop für Schüler ab Klasse 8
Blicke in die Zukunft – Text- und Bildcollagen
2-stündiges Angebot; Kosten: € 40,-
Robert Schneiders Bilder beleuchten die politischen,
sozialen und ökologischen Krisen dieser
Welt. Seine Zukunftsvisionen werden in der
Führung entschlüsselt und besprochen. Anschließend
kann jeder Schüler die eigenen Hoffnungen
und Befürchtungen zu Papier bringen.
Für die Fächer Deutsch, Sozialkunde, Ethik und
Kunst. Inhaltliche Abstimmung und Terminanfragen
per Mail an claudia.heitmann@stadt.koblenz.de
oder telefonisch unter 0261 / 1292504.
Mittelrhein Museum
Zentralplatz 1
56068 Koblenz
info@mittelrhein-museum.de
12
FRÜHLING | 2018
13
DER KUNSTBLITZ | VON DER HEYDT-MUSEUM
Pionier der Moderne
Jankel Adler, Sabbat, Düsseldorf 1925
Öl auf Leinwand, Mischtechnik, Sand auf Leinwand 120 x 110 cm
Jüdisches Museum Berlin Foto: Jüdisches Museum Berlin,
Jens Ziehe © VG Bild-Kunst Bonn, 2018
14
FRÜHLING | 2018
„Jankel Adler und die Avantgarde
Chagall / Dix / Klee / Picasso“
Das Von der Heydt-Museum Wuppertal widmet
dem polnischen Künstler und seinen Zeitgenossen
eine grosse Ausstellung vom 17. April bis 12.
August 2018.
August Sander, Maler (Jankel Adler), 1924
V/33/5 Silbergelatine-Abzug, mattglänzend
30,4 x 23,9 cm (Blatt); Reprint Gunter Sander
1978 Von der Heydt-Museum Wuppertal
© VG Bild-Kunst, Bonn 2018
Marc Chagall und Paul Klee, Pablo
Picasso und Otto Dix, Amedeo
Modigliani und Francis Bacon,
sie alle waren mit Jankel Adler bekannt
oder sogar befreundet. Jankel Adler, geboren
1895 in Tuszyn bei Lodz in Polen, gilt
als wichtiger Repräsentant und Impulsgeber
der Moderne. Er stand im Mittelpunkt
der künstlerischen Avantgarde der 1920er
Jahre und war eine ihrer treibenden Kräfte.
Im „Jungen Rheinland“ ebenso wie bei
den „Kölner Progressiven“, im Umfeld der
Zeitschriften „Sturm“ und „Aktion“ auch
politisch aktiv, war Adler ein experimentierfreudiger,
innovativer und international
vernetzter Künstler auf dem Weg zum
Ruhm.
Die Ausstellung des Von der Heydt-Museums,
seit 30 Jahren die erste Retrospek-
15
DER KUNSTBLITZ | VON DER HEYDT-MUSEUM
Jankel Adler, Die Verstümmelten (The Mutilated),
1942-43 Öl auf Leinwand, 86,4 x 111,8 cm Tate:
Presented by Robert Strauss 1960 © VG Bild-Kunst
Bonn, 2018
Öl auf Leinwand, 100,4 x 65 cm
French & Company, New York
© VG Bild-Kunst Bonn, 2018
Jankel Adler, Bildnis Else Lasker-Schüler, 1924
Öl auf Leinwand, 151 x 75 cm, Von der Heydt-Museum
Wuppertal © VG Bild-Kunst Bonn, 2018
tive zu Jankel Adler, zeigt Werke aus allen
Schaffensphasen dieses Pioniers und bringt
sie in Verbindung mit Schöpfungen seiner
Freunde. Anhand von rund 200 Werken, die
das Von der Heydt-Museum aus den USA
ebenso wie aus Israel, Brasilien, Frankreich,
Polen und Großbritannien zusammenholt,
lässt sich hier ein Malerrevolutionär im
Kontext der Moderne wiederentdecken.
Wie Chagall definierte er seine individuelle
Position vor dem Hintergrund seiner
jüdischen Herkunft, formte dabei aber ein
16
FRÜHLING | 2018
Jankel Adler, Komposition, 1946
Öl auf Leinwand, 88 x 142 cm Goldmark Gallery /
Aukin Collection, © VG Bild-Kunst Bonn, 2018
weltweit verständliches Bildrepertoire. Als
Mitbegründer der Künstlergruppe „Jung Jiddisch“
war er aber auch eine nahezu ideale
Projektionsfläche für den heraufziehenden
Nationalsozialismus – als Vertreter einer
spätexpressionistischen, kubistischen und
konstruktivistischen Formensprache galt er
den Nazis als Kulturbolschewist. Während
er sich selbst 1933 nach Paris und später
London retten konnte, wurden seine Werke
als „entartete Kunst“ gebrandmarkt, in den
Ausstellungen „Entartete Kunst“ 1937 in
München und 1938 in Berlin gezeigt, aus
den Museen gerissen, zu Schleuderpreisen
verkauft und teilweise sogar zerstört.
Das hinderte Adler jedoch nicht daran,
nach dem eigensinnigen, spektakulären
Werk der 20er Jahre im Exil zu einem neuen,
weltoffenen Stil zu finden, diesen an jüngere,
vor allem britische Künstler weiterzuvermitteln
und damit maßgeblichen Einfluss
auf die Kunst nach 1945 zu nehmen. Seine
mystisch geheimnisvolle Kunst, in deren
Mittelpunkt die Suche nach einem existenziellen
Menschenbild steht, fasziniert bis
heute.
www.von-der-heydt-museum.de
17
DER KUNSTBLITZ | KUNSTMUSEUM SOLINGEN
ZENTRUM FÜR VERFOLGTE KÜNSTE IM KUNSTMUSEUM SOLINGEN
DIE NEUNTE KUNST: CARTOONING
17.6. – 19.9.2018
Ausgehend von Heinrich Heine, seinem
wort- und bildgewaltigem satirischen
Kampf gegen die Zensur,
zeigt die Ausstellung „Neunte Kunst“ des
Zentrums für verfolgte Künste im Kunstmuseum
Solingen, wie reichhaltig die
Geschichte der Karikatur mit der Kunstgeschichte
und der Sammlung des Zentrums
verwoben ist. Mit vielen Arbeiten
weltweit aktiver Zeichnerinnen und
Zeichner, Karikaturisten, reflektiert die
Ausstellung die Neunte Kunst heute. Die
Ausstellung will jedoch keinesfalls polarisieren,
nicht alte Konflikte fortsetzten.
Sie folgt der Philosophie des Zeichners
Michel Kichka, der die Gegenwart zwar
scharf seziert, dabei aber nie beleidigend
wird und so beispielsweise von der palästinensischen
Seite genauso akzeptiert
wird wie von der israelischen.
Zentrum für verfolgte Künste
GmbH im Kunstmuseum Solingen
Wuppertaler Str. 160
42653 Solingen
info@verfolgte-kuenste.de
www.verfolgte-kuenste.de
18
FRÜHLING | 2018
WALLRAF-RICHARTZ-MUSEUM &
FONDATION CORBOUD
Obenmarspforten
Römer zum (Am Anfassen
Kölner Rathaus)
Mythos und Fakten
18.3.–10.6.2018
D - 50667
Telefon: +49 (0)221 / 221 211 19
www.wallraf.museum
www.clemens-sels-museum-neuss.de
19
DER KUNSTBLITZ | ALBERTINA WIEN
Keith Haring
The Alphabet
Keith Haring
Ohne Titel, 1982 Gebranntes Email auf Stahl, Courtesy Larry
Warsh © The Keith Haring Foundation
20
FRÜHLING | 2018
Bis zu 24. Juni
2018
Die Albertina widmet dem amerikanischen
Ausnahmekünstler Keith Haring (1958–
1990) aus Anlass seines 60. Geburtstags
eine umfassende Ausstellung mit rund 100
Werken aus internationalen Museen und
privaten Sammlungen.
Haring war einer der gefeiertsten Künstler
seiner Zeit. Seine Werke wurden 1982 auf
der documenta 7, in führenden internationalen
Museen und Galerien sowie auf zahlreichen
Biennalen in aller Welt präsentiert.
Trotz seines frühen und anhaltenden Erfolgs
bei der Kritik und auf dem Kunstmarkt wurde
ein zentraler Aspekt, der als ein Haupt-
21
DER KUNSTBLITZ | ALBERTINA WIEN
Gottfried Helnwein, Keith Haring, 1989 © Gottfried Helnwein
Keith Haring, Ohne Titel, 1984, Leuchtfarbe auf
Musselin Privatsammlung, Courtesy Skarstedt Gallery
© The Keith Haring Foundation
anliegen seiner Kunst gelten kann, bis heute
kaum in seiner Bedeutung erkannt: seine
systematische Zeichensprache, die sich als
Alphabet wie ein roter Faden durch sein gesamtes
Schaffen zieht.
Keith Harings Zeichnungen, Gemälde und
Skulpturen sind Botschaften gegen die Gewalt
der Herrschenden, gegen Unterdrückung
von Minderheiten, gegen Vorurteile
und Barbarei. Seine Themen kreisen immer
wieder aufs Neue um Gerechtigkeit und
Veränderung. Seine Kunst war eine Sprache,
die für alle Menschen leicht verständlich
sein sollte.
Keith Haring greift auf die Gestaltungsprinzipien
von Graffiti und Street Art zurück
und mit seinen erfundenen Strichmännchen
– Urformen der Kunst – ist er Teil jenes
Transformationsprozesses von Low Art
über High Art, mit dem schon die Pop Art
Cartoons und Wandbilder ins Museum geschleust
hat. Er kämpfte für das Individuum
und gegen dessen Unterdrückung durch
Diktatur, Rassismus, Kapitalismus und Drogensucht.
Er setzte sich für die Beendigung
der Apartheid in Südafrika ein, sein Engagement
im Kampf gegen AIDS ist legendär. Er
war eine jener Stimmen, die am lautesten
vor den Gefahren eines Atomkriegs, der Zerstörung
der Umwelt und zahllosen weiteren
Bedrohungen der Menschheit und unseres
Planeten warnten.
22
FRÜHLING | 2018
Keith Haring, Ohne Titel, 1982 Email und Leuchtfarbe auf Metall ©The Keith Haring Foundation
23
DER KUNSTBLITZ | ALBERTINA WIEN
Seine gesamte Zeichensprache entwickelte
er aus der Erkenntnis, dass Bilder wie
Wörter funktionieren können. Die U-Bahn-
Zeichnungen wurden zur wesentlichen
Grundlage seiner Kunst. Harings Einfluss
auf seine Zeitgenossinnen und nachfolgende
Künstlergenerationen ist gewaltig und
nachhaltig. Seine politischen Botschaften
und Gedanken sind nicht nur Teil seines Erbes,
sondern auch Teil der Menschheit und
der Kunstgeschichte.
Keith Haring, Ohne Titel, 1985 Acryl auf Leinwand
Privatsammlung © The Keith Haring Foundation
Exponate 1oo Werke
Kurator Dr. Dr. Dieter Buchhart
Katalog Keith Haring, The Alphabet
Herausgegeben von Prof. Dr. Klaus
Albrecht Schröder, Dr. Dr. Dieter Buchhart,
Eigenverlag, EUR 29,90 (Hardcover)
Kontakt Albertinaplatz 1, 1010 Wien
T +43 (01) 534 83-0
info@albertina.at
Keith Haring Ohne Titel, 1985 Acryl auf Leinwand
Alona Kagan, USA © The Keith Haring Foundation
24
FRÜHLING | 2018
10. März bis 10. Juni 2018
Panorama Museum
Am Schlachtberg 9
06567 Bad Frankenhausen
Tel.: 034671 / 6190
www.panorama-museum.de
Di bis So 10 - 17 Uhr
ab April 10 - 18 Uhr
VASILIJE JORDAN
25
DER KUNSTBLITZ | MUSEUM BARBERINI POTSDAM
Max Beckmann.
Bis zum 10. Juni 2018
Welttheater
26
FRÜHLING | 2018
Max Beckmann:
Familienbild, 1920, The
Museum of Modern
Art, New York, Schenkung
Abby Adrich Rockefeller,
1935, © VG
Bild-Kunst, Bonn 2018,
Photo: Scala, Florence/
The Museum of Modern
Art
27
DER KUNSTBLITZ | MUSEUM BARBERINI POTSDAM
Motive des Zurschaustellens prägten
das Werk Max Beckmanns
(1884–1950) seit den frühen
1920er Jahren: Varieté- und Jahrmarktkünstler,
Akrobaten, Clowns und Schauspieler.
Beckmann sah diesen Themenkreis als
Ausdruck des Welttheaters. Damit stellte er
sein Schaffen in die Tradition der barocken
Idee, die das Weltgeschehen als scheinhaftes
Spiel begreift, das auf eine dahinterliegende
Macht verweist. Max Beckmann.
Welttheater ist die erste Ausstellung zu diesem
zentralen Thema im Werk des Malers.
Max Beckmann gehört zu den bedeutendsten
Malern der Klassischen Moderne.
In den zwanziger Jahren stand er der Neuen
Sachlichkeit nahe. Mit seinen schwarzen
Konturen und leuchtenden Farben galt er
später als Expressionist, der früh internationale
Beachtung fand. Viele seiner berühmten
Triptychen hängen in Museen in den
USA. Darunter befindet sich das Schauspieler-Triptychon
aus dem Fogg Art Museum
der Harvard University, das im Zentrum der
neuen Ausstellung im Museum Barberini
steht.
Max Beckmanns Gemälde, Skulpturen
und Druckgraphik zeigen oft Szenen, die auf
oder hinter der Bühne spielen: Zu sehen sind
Varieté- oder Zirkusnummern, Schauspieler
in der Garderobe oder Schausteller auf dem
Jahrmarkt. Hinzu kommen Selbstportraits,
in denen sich Beckmann als Clown oder
Artist präsentiert. Schon Picasso hatte den
Künstler unter das fahrende Volk gemischt,
um herauszustellen, dass er vom Rand der
Gesellschaft einen unbestechlichen Blick
auf die Menschen richtet.
Auch für Beckmann war die Rolle des
Zuschauers eine Möglichkeit, das Weltgeschehen
zu kommentieren und persönliche
Erfahrungen zu verarbeiten. Der Maler fühlte
sich den Menschen als aufrichtiger Berichterstatter
verpflichtet, als Zeitgenosse,
Max Beckmann: Artistin. Am Trapez, 1936, Privatsammlung
Deutschland, Photo: Walter Bayer, München, © VG
Bild-Kunst Bonn, 2017
der das Leben auf der Straße und die gesellschaftlichen
Gegensätze aufzeigen wollte.
Als Sanitäter im Ersten Weltkrieg hatte er
großes Leid gesehen. Er gehörte einer Generation
an, der der Glaube an eine ordnende
Macht verlorengegangen war. Ihr stellte
sich die Frage nach der persönlichen Souveränität,
die bei Beckmann in der Figur des
Narren ihren Ausdruck findet. Mit diesem
Vergleich traf er den Nerv einer Generation,
28
ALLEE-CENTER MAGDEBURG
2018
AUSSTELLUNG - 5. bis 28. April 2018
ART KUNST
Edouard Manet, Die Rennbahn von Longchamp 1867
Öl auf Leinwand 43,9 x 84,5 cm The Art Institute of
Chicago, Potter Palmer Collection
Die leichteste , der zu begegnen!
29
DER KUNSTBLITZ | MUSEUM BARBERINI POTSDAM
die das Ausgeliefertsein an das Schicksal
erfahren hatte und der sich damit auch die
Frage nach der Willensfreiheit stellte. Angesichts
seiner persönlichen Erfahrungen
und der dramatischen Entwicklungen auf
der politischen Weltbühne – 1933 wurde
ihm sein Lehramt an der Frankfurter Städelschule
gekündigt, nach 1937 befand er
sich im Exil in Amsterdam – galt Beckmann
das Welttheater als Sinnbild für das aktuelle
Geschehen. Er suchte die Wahrheit hinter
der Maskerade, und dafür lieferten Zirkus
und Theater die Vorlagen: das Leben ist
nicht nur für Seiltänzer ein Balanceakt und
nicht nur für Schauspieler ein Rollenspiel.
Nicht allein Beckmanns Motive, auch
Komposition und Malweise zeugen vom
Zurschaustellen. In den zwanziger Jahren
begann er, seine Bilder wie Guckkastenbühnen
anzulegen. In einem flachen Raum
wölben sich Figuren und Gegenstände dem
Betrachter entgegen. Je leuchtender die
Farben, je freier die Malerei, desto flächiger
und moderner seine Bilder. In seinen
ausdrucksstarken Gemälden betonte er das
Körperliche. Plastisch modelliert, sprechen
die dargestellten Motive die Sinne der Betrachter
direkt an. Durch auffordernde Gesten
und provozierende Themen entwickelte
Beckmann die seinem Werk eigene Ansprache.
Sie fordert den Betrachter heraus und
ist bis heute aktuell.
Die Ausstellung versammelt 112 Leihgaben
aus deutschen und internationalen
Museen und Privatsammlungen wie der
Nationalgalerie Berlin, der Stiftung Kunstsammlung
Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf,
dem Museum Ludwig, Köln, der Tate,
London und dem Saint Louis Art Museum.
Unter den gezeigten Werken sind auch
zwei großformatige, bisher kaum in Euro-
Max Beckmann: Doppelbildnis Karneval, Max Beckmann
und Quappie, 1925, Stiftung Museum Kunstpalast, Düsseldorf,
VG Bild-Kunst, Bonn 2018, Photo: ARTOTHEK,
Weilheim/Stiftung Museum Kunstpalast
30
FRÜHLING | 2018
Museum Barberini,
Alter Markt, Humboldtstraße 5–6,
14467 Potsdam
Mo & Mi–So 10–19 Uhr, jeder erste Do im
Monat 10–21 Uhr, Di geschlossen Mo–Fr
(außer Di) für Kindergärten und Schulen
nach Anmeldung 9–11 Uhr Eintritt: € 14
/ ermäßigt € 10 / Kinder und Jugendliche
unter 18 Jahren frei
Jahreskarte Einzelperson 30 / Jahreskarte
Paare € 50 / Young Friend (unter 35 Jahre)
€ 20
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Max Beckmann: Fastnacht Carnival, 1920, Tate, London,
Ankauf mit Unterstützung des Art Fund und der Friends
of the Tate Gallery und and Mercedes Benz (U. K.) Ltd
1981, © VG Bild-Kunst, Bonn 2018, Photo: Tate Images,
London
pa präsentierte Triptychen aus amerikanischen
Sammlungen.
Die Ausstellung wurde in Kooperation
mit der Kunsthalle Bremen realisiert, die
eine der größten Beckmann-Sammlungen
Deutschlands besitzt. Dort war die Ausstellung
vom 30.9.2017–4.2.2018 zu sehen.
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31
DER KUNSTBLITZ | ERICH KISSING KUNSTHALLE ROSTOCK
Erich Kissing und
Kerstin
32
FRÜHLING | 2018
Maler und Modell
Bis 01.05.2018
Leif Borges, Lucid Dreamer 2017, Acryl und Öl auf Leinwand 160 x 200 cm courtesy Galerie Schwind, Leipzig, © VG Bild-Kunst, Bonn 2018, Foto: Martin Url, Frankfurt am Main
33
DER KUNSTBLITZ | KUNSTHALLE ROSTOCK
Die Kunsthalle Rostock richtet dem
Leipziger Künstler Erich Kissing noch
bis 1. Mai 2018 eine große Werkschau
aus. Unter dem Titel „Erich Kissing und
Kerstin. Maler und Modell“ werden etwa 60
Gemälde von Erich Kissing gezeigt und damit
nahezu sein gesamtes malerisches Werk.
Ein zweiter Teil der Ausstellung thematisiert
die Bedeutung des Leipziger Modells Kerstin
für Kissing und eine Reihe weiterer Künstler,
darunter Michael Triegel und Günter Rössler.
Kentauren bevölkern die Bilder. Erich Kissing
steht mit seinem Schaffen zweifellos
in der Tradition des Symbolismus, doch
fehlt seinen Gemälden jenes Dunkle, Religiöse,
Sündige und Halluzinative, welches
so charakteristisch ist für die Künstler jener
Selten gezeigt: Erich Kissing
Die Gemälde Erich Kissings sind nur selten
öffentlich zugänglich; die letzte große Einzelausstellung
richtete 2010 das Panorama
Museum Bad Frankenhausen aus. Nun
ergibt sich in der Kunsthalle Rostock die
seltene Möglichkeit der Entdeckung dieses
einzigartigen Werkes. Kissing (* 1943) studierte
Malerei an der renommierten Hochschule
für Grafik und Buchkunst Leipzig bei
Werner Tübke und Wolfgang Mattheuer.
Die Überschaubarkeit seines 64 Gemälde
umfassenden malerischen Oeuvres liegt
begründet in der aufwendigen, feinmalerischen
Technik, in der Kissing oft mehrere
Jahre an einem Bild arbeitet. In ihnen
entspinnen sich zumeist surreale Szenen:
vom Künstler erfundene Flugapparate, gezähmte
Mischwesen, Mondlandungen und
Michael Triegel, Persephone und Orpheus 2012, Mischtechnik
auf Leinwand 200 x 110 cm Museum Barberini,
Potsdam VG Bild-Kunst, Bonn 2018 Foto: Martin Url,
Frankfurt am Main
Richtung. Vielmehr verhandelt er in seinen
Bildern - mal sensibel, mal ironisch - die
Beziehung zwischen Mann und Frau. Insbesondere
wird dies in seinen Kentaurenbildern
deutlich, wo aus den wilden, wollüstigen
antiken Kreaturen, freundliche und
umsorgende weibliche Mischwesen werden.
34
FRÜHLING | 2018
Kerstin. Ein Modell und seine Leipziger
Künstler
Im zweiten Teil beschäftigt sich die Ausstellung
mit der langjährigen Verbindung
Kissings zu dem Leipziger Modell Kerstin:
berüchtigte Künstler-Modell-Konstellationen,
in denen das Modell als ästhetische
oder erotische Muse, als Maßstab des eigenen
Schönheitsbegriffs, nicht selten
als Lebensgefährtin des Künstlers wirkte.
Die Besonderheit der Ausstellung liegt in
Erich Kissing, Jenseits von Leipzig 2003–04, Eitempera und Öl auf Leinwand 147 x 235 cm courtesy Galerie Schwind,
Leipzig © VG Bild-Kunst, Bonn 2018 Foto: Christoph Sandig, Leipzig
dieser zarte, ätherische Frauentypus, der in
insgesamt 17 Gemälden Erich Kissings auftaucht:
seit 1998 ist Kerstin sein Lieblingsmodell.
Seit jeher haben weibliche Modelle
eine besondere Bedeutung für Maler, Bildhauer
und Fotografen. Die Kunstgeschichte
kennt zahlreiche berühmte und teilweise
der neuen Sichtweise auf Leipziger Kunst
aus der Perspektive eines Modells. Leipzig
und seine Kunstentwicklung nimmt dabei
eine Sonderstellung ein: Die traditionelle
Ausbildung an der dortigen Kunsthochschule,
der Fokus auf gegenständliche,
metaphorisch-fabulierende Malerei bildet
35
DER KUNSTBLITZ | KUNSTHALLE ROSTOCK
Erich Kissing, Sommertag 2007–09, Eitempera und Öl
auf Leinwand 165 x 225 cm Sammlung Klöcker, Bad
Homburg v. d. Höhe, © VG Bild-Kunst, Bonn 2018 Foto:
Martin Url, Frankfurt am Main
die Voraussetzung für die Entwicklung der
Bedeutung eines einzelnen Modells für eine
Vielzahl Leipziger Künstler.
So zeigt die Ausstellung Arbeiten von Michael
Triegel, Leif Borges und Dietrich
Wenzel sowie Fotografien von Günter Rössler
und Stefan Hoyer. Der Blick Leipziger
Künstler auf Kerstin ist ein figurativer Blick,
der sehr unterschiedlich ausfällt: Die Arbeit
Persephone und Orpheus (2012) von Michael
Triegel (* 1968) zeigt Kerstin als Herrscherin
der Unterwelt auf einem primitiven
Holzthron. Michael Triegel kreiert seine
Bildwelten aus Versatzstücken der Literatur,
Kunst- und Kulturgeschichte, die von ihm
neu kombiniert und interpretiert werden.
Während Kerstin in den Werken Kissings
häufig als Kentaur auftritt, so nimmt sie bei
Stefan Hoyer, Büste 2002, Fine Art Print auf Hahnemühle
Papier Courtesy / © Stefan Hoyer, Leipzig
Triegel die Rolle der kühlen Persephone ein.
Der junge Leipziger Maler Leif Borges (*
1988) beschäftigte sich 2017, anlässlich seiner
Meisterschülerprüfung, in einem Zyklus
von acht Gemälden mit dem Modell Kerstin.
In seinen Bildern sieht der Betrachter
das Modell in traumhaften, fast surrealistischen
Szenen. Im Gemälde Lucid Dreamer
liegt Kerstin nackt auf einem Ausziehsofa
in einer Pose, die an Tizians Venus, Manets
Olympia oder Goyas Maja erinnert. Als würde
sie sich selbst im Traum betrachten, tritt
eine zweite Kerstin im Nachthemd an die
Szene heran. Ihr Traumgefährte – ein Mann
im lila Hasenkostüm – scheint sie durch
diesen beunruhigenden Klartraum zu füh-
36
FRÜHLING | 2018
en und legt ihr den Arm um die Schulter.
Die Zeichnungen von Dietrich Wenzel (*
1943) sind akribisch und präzise ausgearbeitete
Porträts des Modells. Dem genauen
Auge des Künstlers bleibt kein Makel, keine
Unebenheit verborgen. Durch ein differenziertes
Ausloten von Hell-Dunkel und dem
genauen Beobachten des Lichtspiels auf
der Haut oder den Oberflächen der Gegenstände
entstehen Zeichnungen im naturalistischen
Stil und von malerischer Qualität.
Die beiden Fotografen Günter Rössler (1926
– 2012) und Stefan Hoyer (* 1974) kreieren
mit dem Medium der Fotografie einen
weiteren Blickwinkel zum Thema Künstler
undModell. Anfang der 2000er entstehen
die sehr kühl wirkenden Schwarzweißaufnahme
Stefan Hoyers. Kurze Zeit darauf
fotografiert auch der berühmteste Aktfotograf
der ehemaligen DDR, Günter Rössler,
das Modell. Kerstin wirkt auf seinen Fotos
fast wie eine Skulptur, die aus dem dunklen
Hintergrund herausgearbeitet ist. Doch wider
Erwarten besitzen die Fotografien nicht
die Perfektion und Austauschbarkeit jener
Modelle der Mode- und Kosmetikfirmen,
sondern zeigen eine sehr individuelle Frau
mit ausgeprägten Zügen. Kerstin ist für die
Maler und Fotografen eine Projektionsfläche,
eine Figur, die in verschiedenste Rollen
verwandelt werden kann.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog „Erich
Erich Kissing, Atelierfoto mit Kerstin 1998,
Foto: Erich Kissing, Leipzig
Kissing und Kerstin - Maler und Modell“ mit
Gemälden und Fotografien von Erich Kissing
sowie von Leif Borges, Stefan Hoyer, Günter
Rössler, Michael Triegel, Günter Wentz und
Dietrich Wenzel. (160 Seiten) ISBN 978-3-
932830-72-3 Preis: 19,90 Euro
Kunsthalle Rostock,
Hamburger Str. 40, 18069 Rostock
Telefon: 0381 3817000,
E-Mail: kunsthalle@rostock.de
Internet: www.kunsthallerostock.de
37
DER KUNSTBLITZ | MUSEUM KUNSTPALAST, DÜSSELDORF
BLACK
&
WHITE
Von Dürer bis Eliasson
Bis 15.7.2018
Grau sei „die ideale Farbe“ - so Gerhard
Richter. Seit Jahrhunderten
sind Künstler von einer Welt ohne
Farbe angezogen. Durch die Konzentration
auf Schwarz und Weiß in ihren künstlerischen
Darstellungen fordern sie den
Betrachter auf, tradierte Wahrnehrnungsmuster
zu überdenken. Anhand von etwa
80 Arbeiten aus einem Zeitraum von 700
Jahren – Gemälde, Glasmalerei, Fotografie,
Grafik und Installationen - präsentiert die
Schau einen umfassenden Überblick zur
Schwarz-Weiß-Kunst. Ausgehend von mittelalterlicher
Grisaille-Malerei bis zu den
38
FRÜHLING | 2018
Jean-Auguste-Dominique Ingres und Werkstatt, Odalisque in Grisaille, um 1824-1834
Öl auf Leinwand, 83,2 × 109,2 cm, The Metropolitan Museum of Art, Catharine Lorillard Wolfe Collection, Wolfe
Fund, 1938 (38.65), Foto: © bpk The Metropolitan Museum of Art
begehbaren Installationen „Room for one
colour“ von Olafur Eliasson und „Collector‘s
House“ von Hans Op de Beeck widmet sich
die Ausstellung der visuellen Kraft einer
reduzierten Farbpalette. Zu den Highlights
der Ausstellung zählt die Schwarz-Weiß-
Version des berühmten Frauenaktes „Die
große Odaliske“ von Ingres sowie das einzige
bekannte Grisaille-Gemälde von Degas,
„Ballettprobe auf der Bühne“. Das Spektrum
der hochkarätigen Leihgaben reicht von
Mantegna, Tizian, Rubens, über Picasso,
Pollock, Riley und Richter zu Zero-Künstlern
wie Piene, Mack und Uecker.
39
DER KUNSTBLITZ | MUSEUM KUNSTPALAST, DÜSSELDORF
Das monochrome Malen ermöglicht es
den Künstlern sich auf die wenigsten Akzente
von Hell und Dunkel - die Ur-Elemente
visueller Wahrnehmung – zu konzentrieren.
Bereits die alten Griechen kannten
den Begriff Skiagraphia (Schattenmalerei)
für das Malen von Licht und Schatten. In
Frankreich wurde einige Jahrhunderte später
der Begriffe Grisaiite geprägt, eine aus
Grautonen bestehende Malerei.
Für viele Künstler ist es eine reizvolle Herausforderung,
auch ohne den Einsatz von
Farbe ein hohes Maß an Wahrhaftigkeit zu
erreichen. Oft wird der Farbverzicht eingesetzt,
um sich ganz auf das Sujet des Bildes
zu konzentrieren. Im Mittelalter hingegen
forderte die Strenge der kirchlichen Liturgie
eine Einschränkung der Palette. Neue
Herausforderungen boten im späten 15.
Jahrhundert die Erfindung der Druckgrafik
und im 19. Jahrhundert die Erfindung der
Fotografie und des Films.
Gerhard Richter, Helga Matura mit Verlobtem,
1966, (Helga Matura with her Fiancé)
Öl auf Leinwand, 200 × 100 cm, Museum Kunstpalast,
Düsseldorf, mkp.O.1973.305
Foto: © Museum Kunstpalast - ARTOTHEK/
© Gerhard Richter 2017
Die Ausstellung stellt die spannungsvolle
Geschichte einer Welt ohne Farbe vor, die
viele Künstler in ihren Bann zog, aber bislang
kaum erzählt wurde. Der Weg führt
dabei vom Mittelalter bis hin zur zeitgenössischen
Kunst - und immer auch zurück
zum Ursprung der Frage, warum die Malerei
in der westlichen Kultur eine so große
Rolle spielt
40
FRÜHLING | 2018
Hans Op de Beeck, The Collector‘s House, 2016, (The
Collector‘s House), Skulpturale Installation, Mixed Media,
40 × 20 × 12,5 m, Foto: © Studio Hans Op de Beeck
Museum Kunstpalast, Düsseldorf
Ehrenhof 4-5
40479 Düsseldorf
www.smkp.de
Edgar Degas, Ballettprobe auf der Bühne, 1874, (Rehersal on
Stage), Öl auf Leinwand, 65 × 81 cm, Paris, Musée d‘Orsay,
legs du comte Isaac de Camondo, 1911 , Foto: bpk RMN -
Grand Palais Hervé Lewandowski
Laufzeit 22. März - 1 5. Juli 2018
Begleitend zur Ausstellung erscheint ein
umfangreicher illustrierter Katalog in deutscher
und englischer Sprache.
Museumausgabe: 39,90 € Buchhandelsausgabe:
49,90 €
41
DER KUNSTBLITZ | RUBRIK
DIE DUCKOMENTA –
WELTGESCHICHTE NEU
ENTdeckt
Bis 30. September im Stadtmuseum Oldenburg
Leonardo da Vinci - Mona Lisa, Öl auf Leinwand © interDuck
Provenienz in Abklärung
42
FRÜHLING | 2018
Egbert Monk, Der Schrei
© interDuck
43
DER KUNSTBLITZ | STADTMUSEUM OLDENBURG
Johann H. W. Tischbein. Goethe in der römischen Campagna
© interDuck
Mit der außergewöhnlichen Ausstellung
„Die DUCKOMENTA –
Weltgeschichte neu ENTdeckt“
widmet sich das Stadtmuseum Oldenburg
– erstmals im Nordwesten – einer faszinierenden,
wenn auch bislang unbekannten
Zivilisation: den Anatiden. In amüsanter
Weise hat sich diese Entensippe in berühmte
Kunstwerke der Kulturgeschichte
geschlichen, so dass ein ganzes Entenuniversum
parallel zur Menschheitsgeschichte
entstanden ist. Die DUCKOMENTA ist bis
zum 30. September in Oldenburg zu sehen.
Im einmaligen Rahmen der historischen
Villen des Stadtmuseums werden rund 180
wichtige Meisterwerke der vergangenen
drei Jahrtausende in einer unterhaltsamen,
aber ebenso künstlerisch anspruchsvollen
Neuinterpretation präsentiert und halten
dem Ernst der großen Geschichte für einen
Moment ein Augenzwinkern entgegen. Die
Exponate reichen von der Antike über die
Renaissance, die Zeit des Barocks und des
Rokokos sowie den Klassizismus bis hin zur
Moderne und bieten spannende Einblicke
in den rätselhaften Entenkosmos: Zu sehen
sind zentrale Bildikonen der Kunst- und
Kulturgeschichte, von der Mona Lisa, über
den Mann mit dem Goldhelm und Goethe
in der Campagna bis hin zu Che Duckevara.
Erstmals im Rahmen der DUCKOMENTA gezeigt
wird ein bislang unbekanntes Porträt
des Grafen Anton Bürzler, das nach Ende der
Ausstellung in der Sammlung des Stadtmuseums
verbleibt. „Zentrale Werke der historischen
Villen werden auch während der Lauf-
44
FRÜHLING | 2018
Jan Vermeer van Delft. Ente mit Perlenohrring,
Öl auf Holz © interDuck
zeit der DUCKOMENTA zu sehen sein, sodass
der besondere Reiz der Oldenburger Ausstellung
im überraschenden Zusammenspiel von
Alt und Neu liegt“, sagt Stadtmuseumsleiter
Dr. Andreas von Seggern.
Hinter der amüsanten Umdeutung unserer
Weltgeschichte steht die interDuck, ein
Zusammenschluss von Künstlerinnen und
Künstlern in Berlin, die sowohl gegenständlich-traditionelle
Malweisen, die Kunst der
Zeichnung und traditionelle druckgraphische
Techniken, aber auch die Abstraktion
sowie andere zeitgenössische Ausdrucksweisen
beherrschen. Bei den von interDuck
geschaffenen Bildern handelt sich nicht um
schlichte Computermanipulationen, sondern
um reale Malerei, Graphik und Skulptur.
Die Idee für das Entenuniversum entstand
1982, in einem Seminar der Hochschule für
Bildende Künste Braunschweig: In diesem
Jahr traf Prof. Dr. Eckhart Bauer die ersten
aus der Gruppe, damals Studierende der
Hochschule, um spielerisch mit Mitteln der
Kunst etwas ganz Besonderes zu erkunden.
Alle waren überrascht vom Ausmaß
der „Ver-Entung der Welt“, von der kulturellen
Besitznahme durch Enten in Alltag und
Kunst.
Seit 1986 ist die Wanderausstellung DUCK-
OMENTA in vielen Kunstmuseen in ganz Europa
zu Gast gewesen und hat inzwischen
mehr als 2 Millionen Besucherinnen und
Besuchern die Welt der Enten nahegebracht.
Parallel zur Oldenburger DUCKOMENTA
zeigt das Ostfriesische Landesmuseum in
Emden bis zum 30. September unter dem
Titel „Emden wird gENTErt“ weitere Meisterwerke
der Berliner Künstlergruppe. Heute
besteht interDuck aus folgenden aktiven
Mitgliedern: Prof. Dr. Eckhart Bauer, Anke
Doepner, Prof. Volker Schönwart, Rüdiger
Stanko und Ommo Wille..
Stadtmuseum Oldenburg
Am Stadtmuseum 4-8, 26121 Oldenburg
Telefon: 0441 235-2886
www.stadtmuseum-oldenburg.de
Öffnungszeiten: Di. bis So. 10 bis 18 Uhr
45
DER KUNSTBLITZ | BRÖHAN-MUSEUM BERLIN
„Berliner Realismus.
Von Käthe Kollwitz bis Otto Dix“
Ausstellung bis 17. Juni 2018
Rau, ruppig und politisch unbequem:
Die Berliner Kunst besaß schon zur
Kaiserzeit Sprengkraft. Von Wilhelm
II. mit dem Verdikt der „Rinnsteinkunst“ belegt,
widmeten sich Künstler der Berliner
Secession um 1900 erstmals dezidiert sozialen
Themen. Sie begründeten eine spezifisch
berlinische Tradition des sozialkritischen Realismus,
die in der Kunst der Weimarer Republik
ihre konsequente Fortsetzung fand. Die
Ausstellung richtet den Blick auf diese besondere
Form des künstlerischen Realismus
und spannt dabei einen zeitlichen Bogen von
den 1890er bis zu den 1930er Jahren.
Die prekären Lebens- und Wohnverhältnisse
der durch die Industrialisierung stark
angewachsenen Arbeiterschaft sind zentrale
Themen bei Hans Baluschek, Käthe Koll-
Hans Baluschek, FEIERABEND, 1910, Mischtechnik auf Karton,
Bröhan-Museum, Berlin, Foto: Martin Adam,
46
FRÜHLING | 2018
Conrad Felixmüller, ZEITUNGSJUNGE, 1928,
Lindenau-Museum Altenburg, Foto: Bernd Sinterhauf,
© VG Bild-Kunst, Bonn 2018
witz und Heinrich Zille. Ihre Werke zeigen
Armut, Hunger und soziales Elend in einer
äußerlich glanzvollen Zeit. Ein drastischer
Einschnitt ist der Erste Weltkrieg und die darauf
folgende Revolution. Die zweite Generation
der Berliner Realisten – darunter Otto
Dix, George Grosz und Otto Nagel – ergreift
nicht Partei für den „kleinen Mann“, sondern
kritisiert mit zunehmend politischer Stoßrichtung
die gesellschaftlichen Missstände
der Weimarer Republik. Neue Techniken wie
Collage und Fotomontage werden angewendet,
um – in Text und Bild – vor politischen
Entwicklungen zu warnen. Unabhängig von
den verschiedenen Stilen zu Beginn des 20.
Jahrhunderts zieht sich die Sozialkritik wie
ein roter Faden durch die Berliner Kunst.
Krieg, Revolution, Kapitalismuskritik, soziale
Ungleichheit und Prostitution sind wiederkehrende
Motive. Die Ausstellung integriert
auch fotografische Positionen und zeigt, wie
es der ab 1926 aufkommenden Arbeiterfotografie
gelingt, die Lebensumstände der unteren
Gesellschaftsschichten aus einer selbst
gewählten Perspektive zu dokumentieren.
Die Solidarität der Künstler zeigt sich ganz
konkret an Werken, die für die „Internationale
Arbeiterhilfe“ entstanden. Als Beispiele
des proletarischen Films werden „Mutter
Krausens Fahrt ins Glück“ und „Kuhle Wampe
oder: Wem gehört die Welt?“ zu sehen sein.
Die Schau versammelt fast 200 Gemälde,
Grafiken und Fotografien, darunter zahlreiche
nationale und internationale Leihgaben
von bedeutenden Institutionen, Museen und
privaten Sammlungen wie der Steinhardt
Collection New York. Ab Herbst 2019 wird
die Ausstellung als Übernahme im Käthe
Kollwitz Museum Köln gezeigt.
Bröhan-Museum
Schlossstraße 1a
14059 Berlin (am Schloß Charlottenburg)
Infoline: +49/(0)30/326 906 22
E-Mail: info@broehan-museum.de
47
DER KUNSTBLITZ | ALLEE-CENTER-ART MAGDEBURG
Allee-Center-ART 2018
„Die leichteste ART, der KUNST zu begegnen“
Am 05.04.2018 startet die Allee-
Center-ART 2018 nach dem Motto
„Die leichteste ART, der KUNST zu
begegnen“ in die fünfte Runde der Ausstellungsreihe.
In dieser Zeit verwandelt
sich die Ladenstraße des Allee-Centers in
Magdeburg wieder in eine Kunstmesse. Die
Schau bietet einen Überblick zur zeitgenössischen
Kunst aus den Sparten der Malerei,
Fotografie, Bildhauerei und Objektkunst
von 15 Künstler/innen aus Magdeburg und
der Region Sachsen Anhalts, die ihre aktuellen
Arbeiten vorstellen.
DIE KÜNSTLER/INNEN DER ALLEE-CENTER-
ART 2018
Margaret Stange-Gläsener (Centermanagerin)
i)
Christoph Ackermann (Malerei), Iris Band
(Malerei), Sandra Eichler (Malerei), Diana
Gehlhoff (Drucktechniken), Christoph Kunze
(Fotografie), Philipp Liehr (Skulpturen),
48
FRÜHLING | 2018
Allee-Center Magdeburg
5.4.- 28.4.2018
Ein Werk des Künstlers Frank Nitsche.
Frank Nitsche (Malerei & Drucktechniken),
Sebastian Noe (Objekte & Skulpturen),
Hans-Rainer Otto Rausch (Drucktechniken),
Bernd Steinert (Malerei), Ingrid Thielbeer
(Malerei), Johanna Marika Thoms (Malerei),
Pauline Ullrich (Skulpturen, Drucktechniken),
Eine Skulptur des Holzbildhauers Philipp Liehr.
49
DER KUNSTBLITZ | ALLEE-CENTER-ART MAGDEBURG
Ein Werk der Künstlerin Johanna Marika Thoms
Rosemarie Ullrich (Skulpturen, Objekte),
Ines Zimmermann (Malerei).
„Ein Kunstwerk zu erwerben oder zu verschenken
ist wie das Pflanzen eines Baumes,
der nicht nur denjenigen belohnt, der ihn
mit Sorgfalt pflegt, sondern auch den folgenden
Generationen seine Früchte gibt.“
Eine Keramikskulptur der Bildhauerin Pauline Ullrich
Die Kontaktdaten der teilnehmenden Kunstschaffenden
können Sie auch der Ausstellungsbegleitenden
Broschüre entnehmen.
Dies dürfte bei dem Kauf eines Werks (zu
dem wir Sie gerne anregen möchten) von
Wichtigkeit sein.
Die Broschüre wird im Ausstellungsbereich
und an der Kundeninformation im Center
Ein Gemälde von Ingrid Thielbeer.
50
FRÜHLING | 2018
Ein Werk der Künstlerin Iris Band.,
Ein Wandobjekt des Künstlers Sebastian Noe.
ausgelegt und ist auch unter www.alleecenter-art.de
als online-Version erhältlich.
Ein Objekt von Rosemarie Ullrich.
Für die drei Erstnominierten gibt es wieder
Preise (erster Preis: 1.500,00 Euro, zweiter
Preis: 1000,00 Euro, Publikumspreis:
500,00 Euro) zu gewinnen. Zur Wahl des
Publikumspreises sind Sie eingeladen, eine
Wahlkarte auszufüllen, die im Center an
der Kundeninformation und im Ausstellungsbereich
ausliegt. Als kleines Dankeschön
werden unter allen Teilnehmern drei
Iris Band„Ansicht von Venedig nach Canaletto“
51
DER KUNSTBLITZ | ALLEE-CENTER-ART MAGDEBURG
Warengutscheine in Höhe von 50,00 Euro
verlost.
OPENING
„Lombina“ ein Werk von Pauline Ullrich
(Publikumspreisträgerin 2017)
Ein Bild von Ines Zimmermann.
Das Opening zur Veranstaltung wird am
08.04.2018 stattfinden und am gleichen
Tag werden auch die ersten zwei neuen
Preisträger/innen bekannt gegeben.
Die Veranstaltung mit geladenen Gästen
aus Wirtschaft, Kultur und Politik, hat sich
im Rahmen der lokalen Kunstszene erfolgreich
etabliert.
Am 28. April, um 16.00 Uhr wird der glückliche
Publikumspreisträger gekrönt. An
Ein Holzschnitt von Diana Gehlhoff.
Ein Druck von H.-R. O Rausch
Eine Fotografie von Christoph Kunze.
52
FRÜHLING | 2018
diesem Tag schließt die dreiwöchige Ausstellung
abends ihre Tore.
KÜNSTLER BEWERBEN SICH FÜR DIE
NÄCHSTE ALLEE-CENTER-ART 2019
Ein Triptychon der Künstlerin Sandra Eichler.
Künstler/innen, die sich für die Ausstellung
bewerben möchten, können bis spätestens
Ende Dezember 2018 maximal 10 Fotos
der Werke, die sie in der Allee-Center-ART
2019 präsentieren wollen, per E-mail an
folgende Adresse senden:
ausstellung@allee-center-art.de
Ein Werk des Künstlers Bernd Steinert.
Ein Bild des Künstlers Christoph Ackermann.
Wer heute noch keinen PC besitzt oder
keine Internetverbindung nutzt, kann die
Bewerbung in Form einer Mappe an der
Kundeninformation des Allee-Center Magdeburg
abgeben oder per Post an die nachstehende
Adresse schicken:
DER KUNSTBLITZ
„Allee-Center-ART 2019“
Vohwinkeler Str. 154
42329 Wuppertal
Die Voraussetzung zur Teilnahme beschränkt
sich nicht auf einen erfolgreichen
Abschluss an einer anerkannten Kunstakademie;
auch Autodidakten, die Kunst auf
hohem Niveau präsentieren, sind willkommen.
Allerdings weisen wir ausdrücklich
darauf hin, dass nur Profikünstler in die
Endauswahl kommen (keine Hobbymaler,
53
DER KUNSTBLITZ | ART A 10 WILDAU
ART A10 2018 in Wildau
„Wenn es sie nicht gäbe, müsste man sie erfinden!“
Künstler bewerben sich für die nächste ART A10
Szene aus der Vernissage der ART A10 2017
Gute Nachrichten für Künstler/innen
aus Berlin und der Region Brandenburg:
Die vierte ART A10 findet vom 11. bis
zum 28. Oktober 2018 statt und wie in
der letzten Veranstaltung im Oktober
2017, so wird auch in diesem Jahr der
„Kunstpreis Brandenburg“ in Verbindung
mit der Ausstellung vergeben.
Fünfundzwanzig Kunstschaffende
aus den Bereichen der Malerei, Bildhauerei
und Fotografie, hatten im
letztem Jahr eine sehr überzeugende Präsentation
ihrer Arbeiten dargelegt. Es gab
insgesamt drei Preisträger/innen.
Eine kompetente Jury wählte für den
ersten Platz (mit 3‘000 Euro dotiert) den
Künstler Günter Böhme (Malerei). Den
zweiten Preis (mit 1‘500 Euro dotiert)
54
FRÜHLING | 2018
Der Preisträger Günther Böhme (l.) und Sven Schulze (Center Manager A10, Wildau)
55
DER KUNSTBLITZ | ART A 10 WILDAU
Eine eSkl Skulptur rdes Bildhauers sAmrot
bekam die Künstlerin Sylvia Seelmann
(Malerei), während der Publikumspreis, in
Höhe von 500 Euro (den Sie liebe Leser/
innen, auch in diesem Jahr, als Besucher
der Ausstellung mitentscheiden können),
an den Fotograf Frank Müller ging. Mehrere
Kunstwerke fanden ihre Liebhaber und
sie hängen heute oder stehen (wie es bei
Skulpturen der Fall ist) in angesehenen
Sammlungen der Region.
KÜNSTLER BEWERBEN SICH FÜR
DIE NÄCHSTE ART A10
Bis zum 31. 07. 2018 können sich Künstler/
innen aus den Bereichen der Malerei, Fotografie,
sowie der Bildhauerei/Objektkunst,
aus der Region Brandenburg und Berlin für
die ART A10 bewerben.
Es sind bis zu zehn Fotos der Arbeiten
aus der Produktion der letzten zehn Jahre
(in digitaler Form oder auf Fotopapier
entwickelt) einzureichen. Außerdem sollten
die Fotos mit den üblichen Werkbeschreibungen
(Titel / Größe / Technik /
Entstehungszeit) versehen sein. Eine kurze
Biographie ist außerdem erforderlich. Das
Material kann per Mail (art-a10@city-art.
info) oder persönlich unter der nachstehenden
Adresse an der Kundeninformation des
Ein Werk der Künstlerin Bernadette Arnaud
56
FRÜHLING | 2018
A10-Centers Wildau eingereicht werden:
A10 Center Wildau, Centermanagement,
Chausseestr. 1, 15740 Wildau
Es gibt keinerlei Einschränkungen bezüglich
der Themenwahl und der Formate der
Kunstwerke (vorausgesetzt ihre Lieferung
und Installation stellt keine Gefährdung
und kein Hindernis für die Besucher dar).
Für Künstler/innen ist die Beteiligung an
der Ausstellung kostenlos! Die Aussteller/
innen haben keinerlei Gebühren zu tragen,
allerdings sind sie für einen sicheren Transport
ihrer Werke selbst verantwortlich und
müssen für die entsprechenden Kosten aufkommen.
Die Arbeiten sind während der Ausstellungszeit
über das Center versichert und sie
können zum Verkauf angeboten werden.
Ein erfolgreicher Abschluss an einer anerkannten
Kunstakademie oder die Mitgliedschaft
im Verband bildender Künstler sind
gewünscht; aber auch Autodidakten, die
ihre Kunst auf hohem Niveau präsentieren,
sind willkommen. Allerdings wird ausdrücklich
darauf hingewiesen, dass nur Profikünstler
in die Endauswahl kommen (keine
Hobbymaler, keine Kunsthandwerker).
Die Ausstellung gibt den Künstlerinnen
und Künstlern die Möglichkeit, ihre Arbeiten
einem großen Publikum vorzustellen
Ein Bild des Preisträgers Günther Böhme
Ein Bild der Künstlerin Christina Herbst
57
DER KUNSTBLITZ | ART A 10 WILDAU
(circa 500’000 Besucher) und so
mehr Beachtung in der Brandenburgischen
Kunstlandschaft zu finden.
„KUNSTPREIS BRANDENBURG“
Die Jury wird aus allen Exponaten
ein Kunstwerk für die Kunstsammlung
des A10 Centers wählen. Das
bedeutet, dass der mit mit 3.000,00
Euro dotierte Preis, an einen Kunstschaffenden
vergeben wird, der im
Gegenwert eins seiner Werke (von
Ein Gemälde der Künstlerin Karin
Koch
Szene aus der ART A10 2017
Ein Bild
des Preisträgers sA Andreas Zimmermann
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FRÜHLING | 2018
der Jury ausgewählt) der A10-Center-
Kunstsammlung überlässt (unabhängig
vom realen Marktwert seiner Arbeit, der
eventuell auch unter oder über dem oben
genannten „ART A10-Preis“ liegen kann).
Der zweite Kunstpreis ist mit 1.500,00 Euro
dotiert (die Abgabe eines Kunstwerkes ist
in diesem Fall nicht vorgesehen). Der „Publikumspreis“,
dotiert mit 500,00 Euro, wird
vom Publikum direkt gewählt (auch in diesem
Fall ist die Abgabe eines Kunstwerkes
nicht vorgesehen).
Weitere Informationen zur ART A10 2018
erfahren Sie auf der Internet-Seite:
www.art-a10.de
Plastiken des sBildhauers UliMathes
Ausstellungsort:
A10 Center, Wildau (bei Berlin).
Ausstellungszeitraum:
11.10.- 28.10.2018
Am 14.10.2018 ist eine Vernissage
mit geladenen Gästen aus der
Politik, Wirtschaft, Presse und Kulturszene
vorgesehen.
Ein nWerk der rPreisträgerin rin Sylvia aSeelmann
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DER KUNSTBLITZ | NOTIZEN
RÖMER ZUM ANFASSEN.
MYTHOS UND FAKTEN
Bis zum 10.6.2018
Ob im Fernsehen, im Kino oder bei Stadtfesten:
Bilder von Römern begegnen uns überall.
Aber war die Welt der Antike wirklich
so, wie sie heute oft dargestellt wird? Dieser
spannenden Frage geht die Ausstellung
nach. Viele Rekonstruktionen zum Anfassen
und Ausprobieren machen die Welt der alten
Römer erlebbar.
Vom Kupferstich, über Hollywood-Filme
bis hin zur Virtual Reality: Unser Bild von
den Römern ist einem beständigem Wandel
unterworfen. Dies verrät ein Blick auf die
Römerdarstellungen der letzten 400 Jahre,
die immer auch den Geist ihrer Zeit widerspiegeln.
Die Ausstellung zeigt, wie unter-
DER KUNSTBLITZ | NOTIZEN
schiedlichste Lebensbereiche der römischen
Vergangenheit rekonstruiert werden können.
Zwar lässt sich die Vergangenheit nicht
zweifelsfrei wiederherstellen, doch können
uns gute Rekonstruktionen eine genaue Vorstellung
von ihr geben.
Die Welt der Römer war bunt, sehr bunt!
Die zeigen nicht zuletzt die comic-artigen
Reliefs auf der Trajanssäule in Rom, deren
Farbfassung vor kurzem rekonstruiert wurde.
Die Siegessäule, die im Jahr 113 n. Chr. in
Erinnerung an die Eroberung Dakiens durch
Kaiser Trajan eingeweiht wurde, enthält eine
Fülle an Informationen und verrät uns, wie
Waffen, Rüstungen und sogar Bauwerke des
Römische Soldaten marschieren über eine Pontonbrücke.
Szene auf der Trajanssäule in Rom.
Rekonstruktion der Farbfassung: Ritchie Pogorzelski
römischen Militärs einmal ausgesehen haben.
Am Sonntag, 10. Juni 2018, heißt es dann:
Die Römer kommen in das Museum! Akteure
der Gruppen COHORS I NERVANA und
ROMANI LUPIANI führen römisches Handwerk
und römisches Militärwesen vor. Mit
einem Museumsfest für große und kleine
Besucher, spannende Mitmachaktionen
und der letzten Gelegenheit zu Führungen
geht die Sonderausstellung zu Ende. Der
Eintritt an diesem Tag ist frei.
Clemens Sels Museum Neuss
Am Obertor
41460 Neuss
Telefon +49 (0) 2131/90 41 41
Fax +49 (0) 2131/90 24 72
service@clemens-sels-museum-neuss.de
www.clemens-sels-museum-neuss.de
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FRÜHLING | 2018
ZEITGENÖSSISCHE AUSSTELLUNG ZU FLUCHT UND VERTREIBUNG IM ZENTRUM FÜR VERFOLGTE KÜNSTE
BETTINA BALLENDAT: DAS BÜNDEL
Bis zum 29. April 2018
Was kann ein Mensch bei sich tragen, der
auf der Flucht ist? Was kann er mitnehmen,
was muss er zurücklassen? Diesen Fragen
geht Bettina Ballendat in ihrem Zyklus
„Das Bündel“ nach. Das Zentrum für verfolgte
Künste spannt mit der Präsentation
ihrer Arbeiten einen Bogen von der gegenwärtigen
Flucht aus Krieg und existenzieller
Bedrohung hin zu Verfolgung und Vertreibung
vor allem von Kunstschaffenden
in den Zeiten von Diktatur und Nazi-Terror.
Damals wie heute mussten die Menschen
– Bettina Ballendat nennt sie in ihren Arbeiten
„Passanten“ – sich entscheiden. Für
oder gegen Dinge und sogar andere Menschen,
die sie mitnehmen oder zurücklassen
müssen: die Kinder, den Partner, Erinnerungen,
Worte, Dokumente und zuletzt
Gegenstände. Das sind die individuellen
„Bündel“, die jeder mit sich trägt, um sie
nicht zu verlieren und neu zu beheimaten.
Bettina Ballendat ist Meisterschülerin der
Kunstakademie Düsseldorf in Malerei und
Bildhauerei und seit 1985 freischaffend
künstlerisch tätig. Sie stellt regelmäßig Arbeiten
aus, die sich von der klaren Abgrenzung
von Malerei und Zeichnungen weg zu
einer Kombination dieser Techniken entwickelt
haben. Schon 1998, als die Jury der
Bergischen Kunstaustellung einstimmig
ihr Gemälde „Citylights“ prämierte, fiel ihr
sehr eigenständiger Ansatz auf. Ihre Kombination
von Malerei, Zeichnung, Collage
und Assemblage wird unterstützt durch die
Verwendung transparenter Materialien, beispielsweise
Wachs.
Seit 1988 leitet Bettina Ballendat die Bergische
Kunstschule, unterrichtet an Regelschulen
und gibt Kunstunterricht mit Schwerpunkt
in der Jugendarbeit, Brennpunktarbeit
und innerhalb sozialer Projekte. Das Zentrum
für verfolgte Künste wird unterstützt durch
das LVR-Netzwerk Kulturelles Erbe.
Kuratoren:
Bettina Ballendat
Dr. Rolf Jessewitsch, Direktor des Zentrums für
verfolgte Künste
Zentrum für verfolgte Künste
Wuppertaler Str. 160
42653 Solingen
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DER KUNSTBLITZ | NOTIZEN
AUSSTELLUNGSVORSCHAU
Wer heute an das Wandern als Motiv in
der Malerei denkt, der hat Caspar David
Friedrichs berühmtes Gemälde „Wanderer
über dem Nebelmeer“ von ca. 1817 vor Augen.
Diese herausragende Leihgabe aus der
Hambur ger Kunsthalle bildet den Ausgangspunkt
für eine Sonderausstellung in der Alten
Nationalgalerie, die diesem für die Kunst
überraschend zent ralen Thema durch das gesamte
19. Jahrhundert bis hin zu Hodler und
Gauguin nachspürt.
Mit Rousseaus Parole „Zurück zur Natur!“
und Goethes Sturm und Drang-Dichtung
wird das Wandern um 1800 zum Ausdruck
eines moder nen Lebensgefühls. Angesichts
DER KUNSTBLITZ | NOTIZEN
der rasanten gesellschaftlichen Umbrü che
seit der Französischen Revolution entwickelt
sich in einer Gegenbe wegung eine neue
Form der entschleunigten Selbst-und Welterkenntnis,
die bis heute nachwirkt.
Seit der Romantik erobern sich Künstler
die Natur zu Fuß und unter neu en Aspekten.
Dem Wandern wächst dabei in der Kunst
die sinnbildliche Bedeutung der Lebensreise
und der symbolischen Pilgerschaft zu. Die
selbstbestimmte Fußreise eröffnet eine neue,
intensive Art der Naturbe gegnung und eine
sinnliche wie auch körperliche Form der
Weltaneig nung.
Die in der Ausstellung präsentierten Wer-
Paul Gauguin
Bonjour Monsieur Gauguin, 1889
Öl auf Leinwand, 92,5 x 74 cm
NationalgaleriePrag© Nationalgalerie Prag
Caspar David Friedrich
Wanderer über dem Nebelmeer,
um 1817 Öl auf Leinwand, 94,8 x 74,8cm
Hamburger Kunsthalle© SHK / Hamburger Kunsthalle
/ bpk / Elke Walford
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FRÜHLING | 2018
ke von Meistern wie Caspar Da vid Friedrich,
Carl Blechen, Karl Friedrich Schinkel und Johan
Christian Dahl über Gustave Courbet bis
hin zu Ferdinand Hodler, Auguste Renoir und
Paul Gauguin verdeutlichen, wie wirkmächtig
und fruchtbar das Mo tiv des Wanderns
für die Kunst des gesamten 19. Jahrhunderts
nicht nur in Deutschland, sondern von
Frankreich bis Norwegen und von Russland
bis in die USA war. Die Ausstellung wird thematisch
in verschiedene Kapitel gegliedert
sein: „Entdeckung der Natur“, „Lebensreise“,
„Künstlerwanderung“, „Spazier gänge“, „Wanderlandschaften
diesseits und jenseits der
Alpen“. Bedeu tende Leihgaben aus wichtigen
internationalen Museumssammlungen
bereichern die ausgewählten Werke aus der
Sammlung der Nationalgale rie zu einer um
die 100 Werke umfassenden Großausstellung.
Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher
Katalog mit Abbildungen aller ausgestellten
Werke im Hirmer Verlag.
Jens Ferdinand Willumsen, Bergsteigerin, 1912,
Öl auf Leinwand, 210 x 170,5 cm, Statens
Museum for Kunst, Kopenhagen, © Statens
Museum for Kunst, Kopenhagen
ALTE NATIONALGALERIE
STAATLICHE MUSEEN ZU BERLIN
Bodestraße 1-3, 10178 Berlin
www.wanderlustinberlin.de
www.smb.museum/ang
ÖFFNUNGSZEITEN
Di, Mi, Fr, Sa, So 10–18 Uhr
Do 10–20 Uhr
Mo geschlossen
Richard Riemerschmid
In freier Natur, 1895 Öl auf Leinwand,
87 x 63 cm, Städtische Galerie im Lenbachhaus, München©
Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau
München
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DER KUNSTBLITZ | NOTIZEN
LANDESMUSEUM HANNOVER
ROMANTISCHE BLICKE. DEUTSCHE ZEICHNUNGEN DES 19. JAHRHUNDERTS
BIS 24. JUNI.2018
Die deutsche Kunst des 19. Jahrhunderts
erlebt seit einiger Zeit einen großen Aufschwung
- einhergehend mit neuen Entdeckungen
auf dem Kunstmarkt, in den
Museen und an den Universitäten. Die Ausstellung
erzählt die spannende Geschichte
des Zeichnens zwischen Romantik und Realismus.
Seit dem Klassizismus um 1800 war die
Handzeichnung zum führenden künstlerischen
Ausdrucksmittel geworden. Eine
neue Lust an der zeichnerischen Erfassung
bisher unbekannter Themen wurde wach,
DER KUNSTBLITZ | NOTIZEN
viele Künstler erfanden neue Techniken,
und sie diskutierten wie nie zuvor über die
fundamentale Bedeutung der Zeichnung
in ihrem Schaffen. 50 ausgewählte Meisterwerke
aus dem Kupferstichkabinett des
Landesmuseums Hannover illustrieren die
Vielseitigkeit des Zeichnens zwischen Romantik
und Realismus. Vorgestellt wird ein
bedeutender, bisher nahezu unentdeckter
Schatz und zugleich eine leitende Kunstgattung
des 19. Jahrhunderts.
Die Ausstellung findet in Zusammenarbeit
mit der Georg-August Universität in Göttingen
statt.
Niedersächsisches
Landesmuseum Hannover
Willy-Brandt-Allee 5
30169 Hannover
Tel: (0511) 9807 - 686
Fax: (0511) 9807 - 684
www.landesmuseum-hannover.de
Carl Friedrich Lessing Walther und Hildegund
auf der Flucht, Bleistift mit Wasserfarben
laviert 390 x 335 mm © Landesmuseum
Hannover
Julius Schnorr von Carolsfeld Jakob ringt
mit dem Engel, Feder in Grauschwarz, Reste
von Unterzeichnung 220 x 259 mm ,
Leihgabe der Stadt Hannover © Landesmuseum
Hannover
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FRÜHLING | 2018
VON DER HEYDT-MUSEUM
WUPPERTAL
jankel-adler-ausstellung.de
17.4. - 12.8.2018
Jankel Adler
UND DIE AVANTGARDE
CHAGALL | DIX | KLEE | PICASSO
Jankel Adler, Der Künstler (Artist), 1927 (Ausschnitt), French & Company, New York © VG Bild-Kunst, Bonn 2018
Keith Haring, Ohne Titel, 1982, © Keith Haring Foundation
TÄGLICH 10 BIS 18 UHR, MI & FR BIS 21 UHR
16. 3. BIS 24. 6. 2018