13.04.2018 Aufrufe

s'Magazin usm Ländle, 15. April 2018

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

MUNDART<br />

<br />

mannensitz der über Hofen<br />

liegenden BurgLochau.<br />

Haben Sie auch historische Fotoschätze<br />

zu Hause, dann schicken<br />

Sie sie uns per E-Mail an vorarlberg@kronenzeitung.at.<br />

Die besten<br />

Bilder werden veröffentlicht.<br />

Foto: Vorarlberger Landesbibliothek /Helmut Klapper<br />

<br />

nägala<br />

Zeitwort<br />

••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••<br />

„I muaß wieder i<br />

d’Kälte usse -<br />

mi nägalat’s!“<br />

Das Nägala ist ein Gefühl, das jeder kennt,der einmal<br />

aus bitterer Winterskälte zu schnell in die Wärme seines<br />

Hauses zurückgekehrt ist –jenes nämlich, als ob einem<br />

tausend kleine Nägel oder Nadeln durch Fingerkuppen<br />

und Zehen gebohrt werden. Über die medizinischen<br />

Gründe dieser Empfindung wollen wir uns hier nicht<br />

weiter auslassen,uns interessiert vielmehr der sprachliche<br />

Ursprung des Nägala, für den es drei<br />

Theorien gibt:Erstens der schon erwähnte<br />

Nagel,der das durchbohrende<br />

Gefühl bildhaft im Kopf entstehen<br />

lässt;interessanter und<br />

mindestens so plausibel aber<br />

scheint eine zweite Erklärung,die<br />

auf das alte alemannische Wort<br />

Hornigel zurückgeht.Gemeint waren<br />

damit früher rasch aufziehende Unwetter<br />

mit Wind, Schnee,Regen und Graupelschauern.Diese<br />

traten –sofern man der Mundart traut –<br />

vermehrt ab dem Monate Februar auf,welcher früher<br />

Hornung hieß und vondem besagte Hornigel ihren Namen<br />

bezogen. Vondiesen abgeleitet wiederum ist das<br />

Verb horniglen,das in seiner Bedeutung exakt dem Voradelberger<br />

nägala entspricht,sodass Letzteres eine<br />

sprachliche Verkürzung darstellen könnte. Eine dritte<br />

und volkstümlichereErklärung schließlich vergleicht den<br />

Schmerz des körperlichen Auftauens mit dem mittelalterlichen<br />

Ziehen vonFinger-und Zehennägeln zum<br />

Zweck der Strafe, Läuterung und Buße. Der Leser mag<br />

selbst entscheiden, welche Erklärung er beim nächsten<br />

Nägala heranzieht –der Schmerz bleibt stets der gleiche.<br />

s’Magazin 15

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!