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s'Magazin usm Ländle, 15. April 2018

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ERICH SCHWÄRZLER<br />

FORTSETZUNG<br />

Es wurde gesagt, dass Markus Wallner<br />

mit Ihrem Rückzug eine wichtige Verbindung<br />

zur Bevölkerung verliert. Sie<br />

sind tatsächlich sehr populär.Wie wird<br />

man so beliebt?<br />

Das kann ich nicht beantworten –<br />

Lacht. Das machen wohl die Jahre<br />

aus, und es hilft, wenn man die Menschen<br />

mag. Am meisten schätzen die<br />

Menschen es, wenn man auf Besuch<br />

kommt, wennesihnen nicht gut geht.<br />

Bei Sonnenschein tauchen viele auf.<br />

Wenn es nichtsogut läuft, bleibeneinige<br />

daheim. Genau dann muss man<br />

aber dort sein und Hilfe anbieten.<br />

Deshalb habe mich eben oft ins Auto<br />

gesetzt und bin losgefahren.<br />

Sie gelten als jemand, der auch in Krisenzeiten<br />

noch handlungsfähig ist.<br />

Kann man so etwas erlernen?<br />

Nun, im Grundebin ich ein schüchterner<br />

Bregenzerwälder. Ein Stück weit<br />

ist es wohl Erfahrung und Einschätzungsvermögen.<br />

Und irgendjemand<br />

muss den Weg vorgeben. Sonst bleibt<br />

man im „könnteund würde“stecken.<br />

Man muss Entscheidungen treffen,<br />

natürlich nicht als Einzelkämpfer,<br />

sondern im Team. Für Unfälle und<br />

Katastrophen gibt es auchkeinen Terminkalender.<br />

Wenn das Telefon, das<br />

ich immer bei mir habe, nachts um2<br />

Uhr klingelt, dann ist Einsatz.<br />

Auf politischer Ebene muss man auch<br />

immer wieder mit Anfeindungen leben.<br />

Gab es Kränkungen, die Sie enttäuscht<br />

haben?<br />

Eigentlichnicht.Klar gabesmal härtere<br />

Diskussionen mit wenig schüchternen<br />

Einwürfen. Manmacht ja auch<br />

selbst hin und wieder solche Fehler.<br />

Dann braucht es aber auch die Größe,<br />

sich zu entschuldigen. Was ich auch<br />

gemachthabe.<br />

Stimmt die Geschichte, dass Sie…<br />

Nein, keinesfalls! – Lacht.<br />

Ich versuche es anders: Mir wurde erzählt,<br />

dass Sie abends auch immer<br />

wieder eine Art private Sprechstunde<br />

STECK<br />

BRIEF<br />

Geboren 1953 in Lingenau, Ausbildung<br />

zum Lehramt für Landwirtschaftliche<br />

Fachausbildung,von<br />

1988 bis 1993 Nationalratsabgeordneter,von<br />

1993 bis <strong>2018</strong> Landesrat<br />

für Land- und Wasserwirtschaft,Forstwesen,<br />

Energie und Sicherheit.Verheiratet,vier<br />

Kinder.<br />

·········································································································································<br />

Der Bregenzerwald ist ein fast mythischer<br />

Ort. Was ist das Besondere an<br />

dieser Region?<br />

Der Bregenzerwälder ist etwas verschlossen,<br />

hat eine klare Meinung,<br />

man wird nicht gleich warm mit ihm,<br />

aber der Zusammenhalt ist etwas Bein<br />

Ihrer Stube abgehalten haben –bis<br />

Sie der sprichwörtliche Schlaf übermannt<br />

hat.Richtig?<br />

Wenn ich abends um 23 oder 24Uhr<br />

heimgekommen bin, habe ich immer<br />

noch einen kleinen Spaziergang<br />

unternommen. Erstens wusste ich<br />

dann immer genau, wer in der Nacht<br />

noch wo unterwegs ist –und zweitens<br />

habe ich es genossen, diese 20 Minuten<br />

für mich alleine zuhaben. Aber<br />

ja, es kam schon immer wieder<br />

abends Besuch. Dann haben wir die<br />

jeweilige Angelegenheit diskutiert.<br />

Manche hatten dann vielleicht mehr<br />

Zeit zum Diskutieren als ich… und<br />

da kam es schon vor, dass ich mich<br />

irgendwann ein wenig zurückgelehnt<br />

habe.<br />

Gerade in der Flüchtlingsfrage wurde<br />

der Begriff Solidarität oft diskutiert.<br />

Wasbedeutet Ihnen Solidarität?<br />

Die größte Anstrengung in meiner<br />

politischen Laufbahn war die Zeit der<br />

Flüchtlingskrise, als wir jede Woche<br />

zig Flüchtlinge unterbringen mussten.<br />

Damals habe ich immer gesagt:<br />

Weihnachten ist erst dann, wenn alle<br />

Flüchtlinge eine Unterkunft haben.<br />

Jeden Bürgermeister habeich damals<br />

angerufen und gefragt, wie viele<br />

Flüchtlinge schon in der Gemeinde<br />

sind. War die Antwort „keine“, dann<br />

habe ich gesagt: „überleg dir eine<br />

Unterkunft, ich ruf dich morgen wieder<br />

an.“ Das Miteinander ist damals<br />

gewachsen.<br />

Nimmt die Solidarität in der Bevölkerung<br />

derzeit ab?<br />

Die Ich-Mentalität nimmt da und<br />

dort sicher zu, andererseits haben die<br />

Menschen auch eine Sehnsucht nach<br />

dem Miteinander,nach Regionalität.<br />

Wasbedeutet Ihnen Vorarlberg?<br />

Vorarlbergist für mich Heimat. Man<br />

hat alles, was es fürs Leben braucht:<br />

Arbeit, Zusammenleben, eine wunderbare<br />

Natur. Noch stolzer bin ich<br />

natürlich auf den Bregenzerwald. Es<br />

ist wichtig, verwurzelt zu sein.<br />

8<br />

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