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Ostbayern-Kurier_April-2018_NORD

DIE Monatszeitung für Stadt und Kreis Schwandorf

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22 Aus dem Nähkästchen<br />

www.ostbayern-kurier.de<br />

Innere Sicherheit für Strauß<br />

Franz Niebauer erinnert sich für den <strong>Ostbayern</strong>-<strong>Kurier</strong> an seine Dienstzeit bei der Polizei<br />

Nürnberg. Der Frühling<br />

kommt, alle sind müde.<br />

Es ist noch „glockenhell“,<br />

man ist nach dem Winter<br />

noch nicht so richtig auf<br />

die „helle“ Zeit eingestellt.<br />

Was soll`s - auf zur Nachtschicht...<br />

Eine halbe Stunde vorher ist<br />

immer Besprechung. „Heute“,<br />

so meint der Chef, „heute<br />

haben wir eine besonderen<br />

Gast in unserer Stadt. Der<br />

bayerische Ministerpräsident“<br />

– damals war das<br />

Franz Josef Strauß – „nächtigt<br />

im Burghotel.“ Aber, so<br />

bemerkt mein Kollege Fred<br />

wieder einmal vorlaut, das ist<br />

doch gar nicht unser Zuständigkeitsbereich...<br />

Schlagfertig,<br />

antwortet der Chef,<br />

der Stadtbereich „gehört“ in<br />

diesem Ausnahmefall allen<br />

Stadt-Revieren. Und dann<br />

noch das: “Ihr zwei seid dem<br />

Personenschutz des Ministerpräsidenten<br />

unterstellt“,<br />

zeigt er auf Fred und mich.<br />

Nobel in den Dienst<br />

Na bravo, jetzt dürfen wir uns<br />

auch noch umziehen und im<br />

Anzug und Schlips Dienst<br />

machen..! Ich schaue Fred<br />

an, er mich, und wie sollte<br />

es auch sein: „..mir wieder..“,<br />

das war sein Spruch. Nachdem<br />

wir für solche Anlässe<br />

immer eine schicke Garderobe<br />

auf der Dienstelle hatten,<br />

war es uns ein Leichtes, uns<br />

„in Gala“ zu schmeißen.<br />

Diesmal durften wir nicht<br />

selbst zum Einsatzort fahren,<br />

wir wurden gebracht. Nobel.<br />

Ich bemerkte bei der Anfahrt<br />

nur so nebenbei „Kollege, Du<br />

könntest uns dann die Autotür<br />

aufmachen...“.<br />

Erich - ansonsten ein recht<br />

netter Kerl, hilfsbereit und<br />

immer zuvorkommend - tippte<br />

sich mit dem Zeigefinger<br />

wortlos auf die Stirn. Wir wurden<br />

tatsächlich vor den Eingang<br />

des Hotels gefahren.<br />

Erich stieg sogar aus und<br />

- was sage ich - er machte<br />

mir die Türe des Opel Admiral<br />

auf! So schnell, dass der<br />

Bild: Von CDU - Diese Datei wurde Wikimedia Commons freundlicherweise von der Konrad-<br />

Adenauer-Stiftung im Rahmen eines Kooperationsprojektes zur Verfügung gestellt. CC BY-<br />

SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=30225553<br />

Dienstbote des Hotels überhaupt<br />

nicht mitkam, zu staunen.<br />

Nur – und jetzt kommt<br />

der Bumerang - Erich sprach<br />

laut und deutlich: „Ihren Führerschein<br />

bekommen Sie<br />

erst wieder in vier Wochen“.<br />

Das war also die Retourkutsche.<br />

Ich stieg aus und ging<br />

mit Fred in die Eingangshalle<br />

des Hotels. Der Leiter der<br />

zuständigen Abteilung kam<br />

auf uns zu und übergab uns<br />

ein Schreiben mit den notwendigen<br />

Daten wie Zim-<br />

Bild: Rolf Handke, pixelio.de<br />

mernummer, Ankunftszeit<br />

und die Verhaltensregeln.<br />

Wir kannten das ja von anderen<br />

Staatsbesuchen. Wir<br />

fuhren mit dem Lift hoch und<br />

postierten uns vor dem Zimmereingang.<br />

Fred druckste<br />

herum, so dass ich mich veranlasst<br />

fühlte, ihn zu fragen,<br />

was er denn habe... Wie immer,<br />

es konnte gar nicht anders<br />

sein, Fred hatte Hunger.<br />

„Mensch Kollege“, entgegnete<br />

ich ihm, „das hättest Du<br />

früher wissen müssen, jetzt<br />

geht nichts mehr.“ Fred wäre<br />

aber nicht Fred, wenn da<br />

nicht doch noch etwas ginge.<br />

Zu meinem Entsetzen ging<br />

er zielstrebig zur Zimmertüre,<br />

drückte die Klinke herunter<br />

und verschwand tatsächlich<br />

hinter dieser. Ich saß wie<br />

ein begossener Pudel vor<br />

der Zimmertüre und wusste<br />

erst einmal nicht, was hier<br />

geschah. Jeden Moment<br />

konnte der Ministerpräsident<br />

zurückkommen!<br />

Immer schön sauber bleiben<br />

Gut eine halbe bis dreiviertel<br />

Stunde dauerte es, bis<br />

Fred wieder zurück war. Der<br />

Ministerpräsident war noch<br />

nicht da, er hatte sich immer<br />

verspätet. Fred kam aus<br />

der Türe und wischte sich<br />

mit einer Hotelserviette den<br />

Mund ab. Das war im letzten<br />

Moment denn, das Gefolge<br />

voraus, kam gerade der Ministerpräsident<br />

zurück.<br />

Wir standen auf, der Ministerpräsident<br />

begrüßte uns<br />

mit Handschlag und bedankte<br />

sich. Ein Kollege aus München<br />

ging vor und man hörte<br />

ihn nur etwas verhalten „sauber“<br />

rufen. Dicht dahinter<br />

folgte der Ministerpräsident.<br />

„Machens das Fenster sofort<br />

auf“ hörte ich ihn ziemlich<br />

laut rufen. Ich schaute Fred<br />

an und schüttelte nur den<br />

Kopf. Er, wie man ihn halt<br />

kennt, hob die Schultern und<br />

meinte „...der Ministerpräsident<br />

kann froh sei, dass ER<br />

des Lachsbrot nicht gegessen<br />

hat“.<br />

Wir wurden abgelöst,<br />

schließlich war es ja schon<br />

knapp drei Uhr in der Früh.<br />

Auf der Dienststelle angekommen<br />

meinte Fred,<br />

„Schau amal, des is ja an<br />

Max sei Consul-Coupé. Besagtes<br />

Auto hatte Max immer,<br />

wenn er Nachtdienst<br />

hatte, vor dem Haupteingang<br />

des Reviers abgestellt. Er<br />

meinte einmal, dass er so<br />

nach Dienstschluss schneller<br />

in Richtung Oberpfalz<br />

„davonbrausen“ könne. Diesmal<br />

war das wohl anders.<br />

Ich sah Fred nicht mehr, wo<br />

war denn? Die Eingangstüre<br />

ging auf und Fred kam mit<br />

einer großen Decke aus der<br />

Haftzelle heraus. Mit einem<br />

Schwung lupfte er sie über<br />

Max`Auto, so dass alle Fenster<br />

verdeckt waren.<br />

Ich wollte noch fragen, wo<br />

Max sei, aber Fred hielt den<br />

Zeigefinger vor seinen Mund<br />

und sagte dann leise zu mir:<br />

„Wetten, dass der Max nicht<br />

der Erste ist, der wegfährt“.<br />

Locker und gelassen ging er<br />

zur Eingangstüre, setzte sich<br />

an seinen Schreibtisch und<br />

spannte in die Schreibmaschine<br />

ein Blatt Papier ein.<br />

Erst beim nächsten Dienstbeginn<br />

erfuhren wir, dass der<br />

Revierleiter sehr verwundert<br />

über das zugedeckte Auto<br />

von Max war. Natürlich, um<br />

der Sicherheit willen, deckte<br />

er es vorsichtig ab.... und was<br />

- nein wer - war da im Auto?<br />

Max sabberte genüsslich auf<br />

dem in Liegestellung gebrachten<br />

Fahrersitz und schlief den<br />

Schlaf des Gerechten.

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