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Katalog-Fries_Galerie_Fach

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Gebrüder<br />

Ernst und Bernhard <strong>Fries</strong>


Ausstellungskatalog<br />

der <strong>Galerie</strong>n<br />

Joseph <strong>Fach</strong>, Oberursel<br />

Winterberg | Kunst, Heidelberg


Gebrüder<br />

Ernst und Bernhard <strong>Fries</strong><br />

Leben – Einordnung – Werk<br />

Bärbel <strong>Fach</strong> und Martin <strong>Fach</strong><br />

Thilo Winterberg<br />

2017


Impressum:<br />

Herausgeber<br />

Thilo Winterberg<br />

Textbeiträge<br />

Erika Roediger-Diruf<br />

<strong>Katalog</strong>bearbeitung Bärbel <strong>Fach</strong> und Martin <strong>Fach</strong><br />

Thilo Winterberg<br />

Layout und Satz Heinrich Eiermann, Text & Grafik GbR, Heidelberg<br />

Abbildungen<br />

Stefan Schröder<br />

Druck<br />

Chroma Druck und Verlag GmbH, Römerberg<br />

ISBN 978-3-932204-12-8<br />

© Winterberg | Kunst, Auktionen und <strong>Galerie</strong> GmbH, Heidelberg


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort 8<br />

Ernst <strong>Fries</strong> 9<br />

Lebenslauf 11<br />

Ernst <strong>Fries</strong>: Zeichnungen aus dem Nachlass 15<br />

<strong>Katalog</strong>teil 34<br />

Bernhard <strong>Fries</strong> 107<br />

Lebenslauf 108<br />

Bernhard <strong>Fries</strong>: Zeichnungen aus dem Nachlass 110<br />

<strong>Katalog</strong>teil 124<br />

Ortsregister 169<br />

Literaturverzeichnis 171


Vorwort<br />

Mit diesem <strong>Katalog</strong> der Zeichnungen der Gebrüder Ernst und Bernhard <strong>Fries</strong> stellen wir Ihnen<br />

eine Gemeinschaftsarbeit der <strong>Galerie</strong>n Joseph <strong>Fach</strong> und Winterberg | Kunst vor. Der Inhalt basiert<br />

auf einem Glücksfund, dem zwei Gemälde und zwei Aquarelle sowie zwei Zeichnungen beigefügt<br />

wurden. Die Qualität der zunächst anonymen Zeichnungen war mir sofort aufgefallen. Nach eingehender<br />

Recherche der Arbeiten und zweier Beiblätter (wie abgebildet) mit Besitzangabe, konnten<br />

wir den Namen Eugen Dreisch, der schwer zu entziffern war, erklären. Der ehemalige Sammlername,<br />

den man unschwer im Internet finden kann, ist in der Kunstwissenschaft durch eine Dissertation<br />

von Rudolf Pérard über Bernhard <strong>Fries</strong> seit 1930 bekannt. Zahlreiche Oelgemälde, Studien<br />

und Papierarbeiten sind dort zu finden. In der Publikation von Matthias Lehmann, Nachlaßakte<br />

des Landschaftsmalers Ernst <strong>Fries</strong>, taucht sein Name ebenfalls auf. In der Dissertation von Pérard<br />

wird erwähnt, daß die Witwe von Bernhard <strong>Fries</strong>, Sophie, geborene Feldhoff, noch zu Lebzeiten<br />

den Künstlernachlaß, die verbliebenen Arbeiten der Brüder einschließlich der persönlichen Unterlagen<br />

von Bernhard <strong>Fries</strong> an den Architekten Eugen Dreisch, München veräußerte. Bernhard war<br />

derjenige, der in verschiedenen Erbgängen die Arbeiten seines Bruders erbte oder erwerben konnte.<br />

Auf diese Weise kamen die Arbeiten aus dem Besitz des verstorbenen Vaters (1847), der verstorbenen<br />

Schwägerin, Witwe seines Bruders, Louise (1857) und bis 1860 weitere Arbeiten seines Bruders<br />

aus dem Besitz seiner Nichten in seinen Sammlungsbestand. Sophie, die Witwe von Bernhard<br />

<strong>Fries</strong>, veräußerte bereits 1880 Teile im Umfang von ca. 100 Zeichnungen und Aquarellen an die<br />

Nationalgalerie Berlin.<br />

Es bestehen keinerlei weitere Kenntnisse, wieviele und was für Arbeiten nach dem Tod von Sophie<br />

<strong>Fries</strong>, 1918, noch vorhanden waren. Rätselhaft bleibt der weitere Verbleib der Sammlung des Architekten<br />

Eugen Dreisch, München und die für die Kunstwissenschaft so wichtigen persönlichen<br />

Unterlagen von Bernhard <strong>Fries</strong>. Diese würden den Werdegang des Künstlers nachzeichnen können<br />

und möglicherweise neue Erkenntnisse zu seinem Leben und Freundschaftsbeziehungen zu Künstlerkollegen<br />

beleuchten. Desweiteren ist anzunehmen, daß Bernhard <strong>Fries</strong>’ politische Aktivitäten<br />

ebenfalls in ein neues Licht gelangen.<br />

Thilo Winterberg<br />

8


Ernst <strong>Fries</strong><br />

1801 Heidelberg – Karlsruhe 1833


Ernst <strong>Fries</strong> – Lebenslauf<br />

1801 Heidelberg – Karlsruhe 1833<br />

22.06.1801 geboren in Heidelberg als Sohn von Christian Adam <strong>Fries</strong> (1766-1847) und Christine Louisa<br />

<strong>Fries</strong>, geb. Heddäus (1781-1858). Bruder von Wilhelm (1819-1878) und Bernhard <strong>Fries</strong> (1820-1879). Ernst<br />

<strong>Fries</strong> wächst in einem gebildeten und kunstsinnigen Elternaus heran. Die Familie gilt als wohlhabend und<br />

einflußreich.<br />

Er erhielt seine Schulbildung wahrscheinlich im Schwarz’schen Erziehungsinstitut für Knaben.<br />

Bei Friedrich Rottman (1768-1816) erhält er seinen ersten Zeichenunterricht zusammen mit<br />

Carl Rottmann (1797-1850) und Carl Philipp Fohr (1795-1818).<br />

1815 folgte Zeichenunterricht bei Carl Kuntz (1770-1830) in Karlsruhe, hier zeichnet er auch nach fremden<br />

Vorlagen.<br />

1817/18 im Winter Wanderungen mit Freunden in der Heidelberger Gegend.<br />

2.03.1818 schreibt er sich in München an der Akademie für Landschaftsmalerei und Figuren zeichnen zur<br />

weiteren Ausbildung ein. Seine Lehrer waren Wilhelm von Kobell (1766-1853) und Robert von Langer<br />

(1783-1846).<br />

August 1818 wieder in Heidelberg.<br />

1818/19 Versuche in der noch jungen druckgraphischen Technik der Lithographie (Inkunabel).<br />

1818/19 im Winter auf Wunsch des Vaters Unterricht bei Georg Moller (1784-1852),<br />

Architekt in Darmstadt.<br />

1819 im Frühjahr mit Freunden unterwegs in Darmstadt und im Odenwald.<br />

1819 im Juni Rheinreise mit den Freunden Johann Heinrich Schilbach (1798-1851) und<br />

Carl Kuntz.<br />

1819 im Juli zeichnet er in Sonnenberg, Bad Schwalbach und Adolphseck.<br />

1819 im November Aufenthalt bei Geislingen und auf der Schwäbischen Alb.<br />

1819/20 im Winter arbeitet er an der Folge von Lithographien mit Ansichten des<br />

Heidelberger Schlosses.<br />

1820 entsteht das erste bekannte Ölgemälde, eine Hochgebirgslandschaft.<br />

1820 im Frühsommer erneute Reise nach München und in Gesellschaft weiter ins Inn- und Lechtal, über<br />

Reichenhall, Berchtesgaden, den Watzmann und weiter nach Salzburg.<br />

1820 Ende Juli Rückkehr nach Heidelberg, in der elterlichen Sammlung lernt er den Maler<br />

Carl Wagner (1796-1867) kennen, den er in Rom wieder trifft.<br />

Sommer 1820 und Frühjahr 1821 hauptsächlich in Heidelberg tätig, unterbrochen nur von einem kurzen<br />

Aufenthalt im Januar 1821 in Bonn, es entstehen mehrere Ölgemälde.<br />

1821 Frühjahr bis Herbst drei Reisen: Schwäbische Alb in Begleitung von Christoph Rist (1790-1876); an<br />

den Rhein nach Koblenz und Köln in Begleitung der Freunde Carl Friedrich Sandhaas (1801-1859) und<br />

Schilbach; im September nach Oberbayern und das Berchtesgadener Land über den Chiemsee, Berchtesgaden,<br />

Hintersee, die Schönau und Ramsau zum Staffelsee bei Murnau.<br />

1821/1822 im Winter Beschäftigung mit Porträtzeichnen und Lithographieren.<br />

1822 Ende Mai/Anfang Juni Aufenthalte in Heilbronn, Stuttgart, Waldenburg und Hechingen; Mitte Juni<br />

zurück in Heidelberg.<br />

1822 Anfang August Studienreise an den Genfer See und ins Wallis, über Lausanne, Vevey, Rhône tal,<br />

Rhônegletscher, Grimselpass, Meiringen, Füssen. Wohl im September zurück in Heidelberg. Beschäftigung mit<br />

Bildnissen und Figurenstudien.<br />

23.09.1823 Aufbruch zur Italienreise. Die Route führt über Neckargemünd, Heilbronn nach Stuttgart, wo<br />

er die Weggenossen Schilbach und die Brüder Gottfried (um 1789-1824) und Christoph Rist trifft. Es geht<br />

weiter nach Kirchheim/Teck, die Schwäbische Alb, Ulm, Günzburg, Augsburg und München. Nach dreitätiger<br />

Pause geht die Reise weiter an den Starnberger See, Kochelsee, Walchensee nach Mittenwald. Anschließend<br />

11


weiter über Scharnitz nach Innsbruck, über den Brenner nach Sterzing, durch das Eisacktal nach Brixen,<br />

Bozen. Kurzer Besuch in Meran und auf Schloß Tirol, weiter nach Trient, an der Etsch entlang nach Rovereto,<br />

das die Freunde am 12.10.1823 erreichen.<br />

13.10.1823 Fortsetzung der Reise über Verona und Padua nach Venedig, wo sie mehrere Tage bleiben, um die<br />

Stadt zu besichtigen.<br />

29.10.1823 erreichen sie über Ferrara und Bologna Florenz, wo sie einige Tage verweilen.<br />

7.11.1823 Weiterreise entlang der Via Flaminia.<br />

13.11.1823 Ankunft in Rom, wo <strong>Fries</strong> rasch Anschluß an den geselligen Kreis der jungen deutschen Künstler<br />

findet, die sich in der Osteria Chaivica und im Café Greco treffen. Bei Streifzügen durch die Stadt, an<br />

den Tiber und Anio, oft in Begleitung von Carl Wagner und Ludwig Richter, zeichnete er den ganzen Tag.<br />

Abends besucht er die sogen. Accademia, wo nach Akten gezeichnet wird. Es gibt einen regen geistigen und<br />

künstlerischen Austausch der Künstler untereinander.<br />

1823/1824 im Winter arbeitet <strong>Fries</strong> an einem Gemälde mit einer Ansicht des Schlosses Tirol, Joseph Anton<br />

Koch (1768-1839) ist ihm bei der Anordnung der Komposition behilflich.<br />

1824 im März zeichnet er überwiegend in Rom.<br />

1824 im Sommer bis Mitte Oktober Studien in Olevano und den Albaner Bergen.<br />

1824/1825 im Winter Arbeit an Gemälden und Ölskizzen.<br />

1825 Ende März bricht <strong>Fries</strong> in Rom auf, folgt der Via Flaminia bis nach Terracina, besucht Papigno, die<br />

Wasserfälle des Velino, kommt über Spoleto, Perugia Mitte April in Florenz an, wo er einen Monat verweilt.<br />

18.05.1825 Aufbruch nach Massa, um George Augustus Wallis (1770-1847) zu besuchen, wo er auch auf<br />

Philipp Veit (1793-1877) trifft, den er am 22. Mai von Massa nach Carrara begleitet. Er zeichnet viel in<br />

der Umgebung von Massa und Serravezza, reist nach Genua und entlang der ligurischen Küste bis nach La<br />

Spezia.<br />

1825 im Juli entstehen wieder viele Zeichnungen und Aquarelle mit Ansichten aus der Gegend um Massa.<br />

11.08.1825 Antritt der Rückreise nach Florenz, macht wegen Schwierigkeiten an der Grenze einen Umweg<br />

über Pisa und von dort nach Florenz, das er am 30.08.1825 erreicht.<br />

Wo <strong>Fries</strong> die Monate September und Oktober 1825 verbrachte, ist unklar. Wechssler vermutet, er könnte bei<br />

Wallis in dieser Zeit Unterricht in der Malerei mit Asphaltlasuren genommen haben.<br />

1825 Anfang Oktober zeichnet er in Terzano und Pagiano, die zwischen Florenz und Valombrosa liegen, am<br />

16. November hält er sich am Bolsener See auf.<br />

1825/1826 im Winter, zurück in Rom, malt <strong>Fries</strong> mehrere Landschaften, die er mit der gerade erlernten<br />

Malweise mit Asphaltlasuren ausführt.<br />

1826 Januar bis Mitte April ist er zeichnend und aquarellierend in Rom und der Campagna tätig, gelegentlich<br />

auch in Begleitung von Malerfreunden.<br />

19.04.1826 verläßt <strong>Fries</strong> in Begleitung mehrerer Malerfreunde Rom in nordwestlicher Richtung. Sie wandern<br />

nach Veji, Ponte Sodo, Baccano, Monterosi, Suri, Ronciglione, Caprarola, Bolsener See, Montefiascone.<br />

Orvieto erreichen sie am 26. April. Hier teilt sich die Reisegruppe, <strong>Fries</strong> wendet sich nach Südosten. Stationen<br />

dieser Wanderung sind Castiglione, Amelia, Narni, wo er den Pons Augustus zeichnet. Es folgen Papigno,<br />

die Wasserfälle des Velino und der Lago di Piediluco, wieder Papigno und Narni, dann Otricoli, überquert<br />

in Barghetto den Tiber, geht weiter nach Corchiano und erreicht am 16. Mai Civita Castellana. Hier trifft er<br />

auf Jean-Baptiste Camille Corot (1796-1875) und Edouard Bertin (1797-1871) und sie malen und zeichnen<br />

gemeinsam. Station macht er auch in Falerii und besucht die Felsengräber der Falsker. <strong>Fries</strong> wandert über<br />

Castel S. Elia und Nepi zurück nach Rom, wo er am 2. Juni eintrifft.<br />

11.06.1826 bricht <strong>Fries</strong> zur Reise nach Neapel auf. Sie führt ihn über Laricia, Terracina und Santa Maria<br />

di Capua vetere ans Ziel. Er macht einen Abstecher zu dem über Neapel gelegenen Camaldulenserkloster<br />

(Camaldoli), um den Blick auf den Golf von Neapel zu zeichnen. Die Reise führt weiter über Castellammare,<br />

Gragnano, Cerola, Ravello, Amalfi, und besucht das Kloster S. Francesco. Er setzt die Reise mit dem Schiff<br />

bis Salerno fort und weiter geht es entlang der Küste über Eboli nach Paestum. Über La Cava kehrt er nach<br />

Neapel zurück, wo er Ende Juni Quartier bezieht und von hier aus Ausflüge nach Procida, Ischia, Cuma,<br />

Bajae, zum Mare Morto, Lago d’Averno (1.-4. Juli), Pozzuoli (5.-10. Juli) unternimmt.<br />

12


Vermutlich um den 18. Juli besteigt er den Vesuv und besucht Pompeji.<br />

21.07.1826 Aufbruch zur Reise nach Capri über Sorrent, wo er sich bis zum 28. Juli aufhält. Darauf folgt<br />

Amalfi und setzt am 14. August von Vico Equense nach Capri über. Während dieses Aufenthaltes entdeckt er<br />

zusammen mit August Kopisch (1799-1853) die Blaue Grotte.<br />

22.08.1826 ist <strong>Fries</strong> zurück in Sorrent.<br />

24.08.1826 tritt er die Rückreise über Neapel Richtung Norden an. Stationen sind San Germano (Cassino),<br />

Carnello am Fibreno, Isola di Sora, Casamari und Frosinone.<br />

16.-30.09.1826 zeichnet er in Olevano und der Serpentara. Hier zeichnet er in Civitella (Bellegra), im Anio-<br />

Tal, weiter nach Subiaco, wo er vom 1.-12. Oktober bleibt. Es entstehen zahlreiche Zeichnungen von den<br />

Klöstern Santa Scolastica und San Benedetto.<br />

12./13.10.1826 erreicht er Tivoli und zeichnet hier unermüdlich. Themen seiner Zeichnungen sind Höhlen,<br />

Grotten und Wasserfälle, die Villa d’Este, deren Park, die Villa Hadrian.<br />

1826 Anfang November zurück in Rom, von wo aus er kürzere Ausflüge nach Tivoli, Valmontone, Giulianello<br />

und Cori unternimmt.<br />

7.11.1826 Treffen mit August Graf von Platen-Hallermünde (1796-1835) in Rom.<br />

11.11.1826 zeichnet <strong>Fries</strong> von der Terrasse der Villa Pamphili den Blick auf die Peterskirche und den Monte<br />

Mario.<br />

1827 Ende Mai/Anfang Juni tritt er vermutlich die Heimreise nach Heidelberg mit prall gefüllten Mappen an.<br />

1827 August zurück in Heidelberg, zeichnet Porträts von Angehörigen und Freunden.<br />

1828 März zeichnet er in Heidelberg und Umgebung.<br />

1828 April nimmt er an der Dürer-Feier in Nürnberg teil. Während der Reise dorthin trifft er auf Ludwig<br />

Emil Grimm (1790-1863) und schließt sich ihm an.<br />

4.04.1828 Ankunft in Nürnberg.<br />

11.04.1828 Wanderung von Nürnberg nach Erlangen, wo er zeichnen will.<br />

1828 Mai Besuch seiner Verwandten in Mannheim. Beim Besuch des Rosenfestes im Schwetzinger Schloßgarten<br />

lernt er Louise Stockhausen, seine künftige Frau kennen, die in Neckargemünd bei ihren Eltern lebt.<br />

Hier hält er sich während der Verlobungszeit häufig auf.<br />

1828/1829 Winter beginnt er, Motive seiner italienischen Zeichnungen in Gemälde umzusetzen. Weitere Bildthemen<br />

sind das Heidelberger Schloß, das Neckartal bei Stift Neuburg, das seit 1825 Treffpunkt nazarenischer<br />

Künstler war.<br />

1829 Sommer entstehen die Vorlagen für die geplante lithographische Folge Stift Neuburg.<br />

10.09.1829 Heirat mit Louise Stockhausen in Neckargemünd, bald siedelt das Paar nach München über, wo<br />

sie gut zwei Jahre leben. <strong>Fries</strong> arbeitet hauptsächlich an Gemälden, dazu an vorbereitenden Skizzen und Entwürfen,<br />

gelegentlich aber auch an Zeichnungen bayrischer Landschaften. Er beschickt Kunstausstellungen in<br />

München, Karlsruhe, Düsseldorf und Hamburg, findet große Beachtung beim Publikum und ist nun ein etablierter<br />

Künstler.<br />

28.04.1831 Ernennung zum Hofmaler, im Sommer folgt der Umzug nach Karlsruhe.<br />

1832/1833 nimmt er das Zeichnen und Aquarellieren in der Natur wieder auf. Juli 1832 Besuch in Heidelberg.<br />

August und September zeichnet er in der Baden-Badener Gegend und im Murgtal.<br />

1832 November/Dezember bis Frühjahr 1833 scheint er sich mit der Vorbereitung zu Gemälden zu beschäftigen.<br />

1833 März/Juni zeichnet er in der Umgebung von Karlsruhe, im Albtal und Murgtal.<br />

1./2.10.1833 entstehen letzte Skizzen.<br />

11.10.1833 stirbt Ernst <strong>Fries</strong> in Heidelberg nach der Überlieferung an Scharlachfieber.<br />

13.10.1833 wird er auf dem Peterskirchhof in Heidelberg beigesetzt.<br />

13


Erika Rödiger-Diruf<br />

Ernst <strong>Fries</strong> (1801 Heidelberg – Karlsruhe 1833)<br />

Zeichnungen aus dem Nachlass – eine Auswahl<br />

Ernst <strong>Fries</strong> gehört zu den hervorragenden deutschen Künstlern, die vor allem im Bereich der<br />

Zeichnung in den 1820er Jahren Außerordentliches geleistet haben. Als Schüler des Universitätszeichenmeisters<br />

Friedrich Rottmann (1768 – 1816) in Heidelberg zeigte sich schon früh seine<br />

diesbezügliche Begabung. Nicht nur, dass zu seinen Mitschülern bei Friedrich Rottmann auch die<br />

später für die Kunstgeschichte zu außerordentlicher Bedeutung gelangten Landschaftsmaler Carl<br />

Philipp Fohr (1795 – 1818) und Carl Rottmann (1797 – 1850) gehörten, sondern auch der glückliche<br />

Umstand, dass das Elternhaus von <strong>Fries</strong> sowohl wohlhabend als auch kunstliebend war, trug<br />

sicher zur Förderung seiner künstlerischen Begabung bei. Durch Friedrich Rottmann erhielt <strong>Fries</strong><br />

eine solide Ausbildung insbesondere als Zeichner, zudem bekam er um 1815 Unterricht bei dem<br />

Karlsruher Hofmaler Carl Kuntz (1770 – 1830), und 1818 war er für ein paar Monate Schüler an<br />

der Münchner Kunstakademie bei dem Landschafts-, Tier- und Porträtmaler Wilhelm von Kobell<br />

(1766 – 1853) sowie bei dem Figurenmaler Robert von Langer (1783 – 1846); im Winter 1818/19<br />

nahm er noch Unterricht bei dem Darmstädter Architekten Georg Moller (1784 – 1852). 1819 ist<br />

sein künstlerisches Vermögen bereits so weit fortgeschritten, dass er mit dem etwas älteren Maler<br />

Johann Heinrich Schilbach (1798 – 1851) aus Darmstadt und dem Sohn von Carl Kuntz, Rudolf<br />

Kuntz (1797 -1848) sowie weiteren Kameraden wie Carl Rottmann eine Studienreise entlang des<br />

Rheins unternimmt. Auftraggeber dieser Reise war der Heidelberger Verleger Joseph Engelmann,<br />

der Vorlagen für ein geplantes Werk mit Kupferstichen von Ansichten des Rheins, der Mosel und<br />

des Taunus haben wollte. Von 1820 bis 1823 bereist <strong>Fries</strong> mehrere Male das Berchtesgadener und<br />

Salzburger Land, bevor er von 1823 bis 1827 nach Italien geht. Von dort zurückgekehrt, führen<br />

ihn seine Wege nach München, Heidelberg und Karlsruhe, gründet er eine Familie, wird badischer<br />

Hofmaler und stirbt im Oktober 1833 an einem Scharlachfieber.<br />

Im folgenden geht es nicht darum, die einzelnen Etappen von <strong>Fries</strong>‘ künstlerischem Werdegang<br />

nachzuzeichnen, die sich grob vereinfacht auf drei Lebensabschnitte reduzieren lassen, nämlich<br />

auf die Anfänge bis zur Italienreise, der Italienaufenthalt bis 1827 selbst sowie die Zeit danach,<br />

sondern einige von jenen Papierarbeiten näher zu betrachten, die aus dem Nachlass auf uns gekommen<br />

sind. Es handelt sich dabei überwiegend um Arbeiten, die nicht zum Verkauf bestimmt<br />

waren. Vielmehr wird bei näherer Betrachtung deutlich, dass es unterschiedliche Gesichtspunkte<br />

gegeben hat, die wohl ursächlich dafür waren, dass fast alle dieser Werke das Atelier des Künstlers<br />

nicht verlassen haben und bis 1918 im Familienbesitz verblieben. Dann durch Ankauf in den<br />

Besitz des Münchener Sammlers und Architekten Eugen Dreisch gelangten. Faszinierend ist nicht<br />

nur die Spannbreite an Techniken der Zeichnung, die <strong>Fries</strong> versiert anwendet, sondern auch der<br />

Mut zum Experimentellen, ganz Privaten und sicher nicht für einen kaufinteressierten Rezipienten<br />

gedacht. Souverän verwendet <strong>Fries</strong> verschiedene Ausdrucksformen des Bleistifts unterschiedlicher<br />

Stärke sowie Feder, Tusche, Aquarell, Deckfarben, Gouache, Tusch-/Sepialavierung, Kreide oder<br />

Deckweisshöhung. Vergleichsweise oft verwendet er farbiges Papier; auch finden sich vielfach<br />

schriftliche Notate auf der Darstellung, wohl als Erinnerungsnotizen, wenn offenbar die Zeit oder<br />

die Situation vor Ort für die Fertigstellung der Zeichnung nicht ausgereicht haben. Die Ausführlichkeit<br />

des zeichnerischen Vortrags ist unterschiedlich: Sie bewegt sich zwischen großzügigen<br />

Konturen in Bleistift beispielsweise bei Terrainformationen oder von Laubbäumen bis hin zu detailliert<br />

ausgeführten Motiven mit Licht- und Schattenpartien, von flächendeckenden Gesamtdarstellungen<br />

bis hin zu einem Ausschnitt aus einem landschaftlichen Kontext oder Einzelmotiven wie<br />

etwa eine Baum- oder Felsstudie. Für fast alle Arten an Zeichnungen aus dem Nachlass finden sich<br />

entsprechende Werke von <strong>Fries</strong>, die Sigrid Wechssler 2000 verdienstvoller Weise in ihrem Werkverzeichnis<br />

1 zusammengetragen hat. Im weiteren vorliegenden Text sind die Vergleichsbeispiele<br />

15


ei Wechssler stets mit WV (= Werkverzeichnisnummer) angegeben. Auch wenn die vorliegenden<br />

Zeichnungen aus dem Nachlass nicht signiert sind, so dient doch der Vergleich mit den <strong>Katalog</strong>nummern<br />

des Werkverzeichnisses der Absicherung und Einordnung ins Oeuvre von <strong>Fries</strong>. Die<br />

Aspekte, unter denen die vorliegenden Papierarbeiten betrachtet werden sollen, ergeben sich aus<br />

den Beobachtungen, die bei der Bearbeitung der Originale gemacht werden konnten. Mit ihnen<br />

gewinnt man manch erhellenden Einblick in die Arbeitsweise des Künstlers, damit quasi auch in<br />

einige seiner Ateliergeheimnisse. Primär geht es hier um Landschaftsdarstellungen, denn auf diesem<br />

Gebiet hat Ernst <strong>Fries</strong> vorrangig gearbeitet und eine große Meisterschaft erlangt.<br />

Zunächst geht es um die Frage nach Kopien, die <strong>Fries</strong> nach fremden Vorlagen angefertigt hat.<br />

Kopien nach älteren Vorlagen, oftmals Druckgrafik älterer Meister, waren gang und gäbe in der<br />

künstlerischen Ausbildung, insbesondere der Landschaftsmaler des 19. Jahrhunderts und davor.<br />

Aufschlussreich ist aber auch die Häufung von Kopien nach Zeichnungen von Künstlerkollegen,<br />

wie zum Beispiel Heinrich Reinhold (1788 – 1825) – ebenfalls Landschaftsmaler -, die sich auch<br />

bei <strong>Fries</strong> finden. 2<br />

Der zweite Aspekt betrifft den Umgang mit Bäumen und deren Individualität bzw. Funktion innerhalb<br />

einer Komposition. Die Bandbreite reicht hier vom detailreichen Studium eines einzelnen<br />

Baumes bis hin zum abstrakten Zeichen, das beispielsweise nur in der wolkigen Form von Kronen<br />

noch an Laubbäume erinnert. Seltener findet man eine besondere Baumart spezifiziert.<br />

Die dritte spannende Frage gilt der Umarbeitung eines Motivs von der Studie/Naturaufnahme vor<br />

Ort hin zum eingeengten, „komponierten“ Ausschnitt. Es ist zu diskutieren, ob <strong>Fries</strong> die gleiche<br />

Ansicht zweimal vor Ort unterschiedlich gezeichnet hat oder ob er im Nachhinein einen Ausschnitt<br />

aus einem größeren Zusammenhang, den er vor Ort studierte, für eine bildmäßige Fassung<br />

später herauskopiert hat?<br />

Schließlich geht es um die Charakterisierung von Arbeiten, die er zweifellos erst im Anschluss an<br />

seinen Italienaufenthalt ausgeführt hat, – sei es zum einen die Studie aus der Umgebung von Heidelberg,<br />

sei es zum anderen die farbige Ausarbeitung eines italienischen Motivs in bildmäßiger<br />

Fassung analog zum komponierten Gemälde.<br />

16


Folgende Zeichnungen sind Gegenstand meiner Betrachtungen<br />

(die Nummern beziehen sich auf den <strong>Katalog</strong>):<br />

1 Rheinlandschaft mit Burg Sooneck, 24. Juni 1819<br />

Pinsel in Grau über Bleistift auf chamoisfarbenem Velin, 27.3 x 45.9 cm<br />

Bez. links unten mit brauner Tinte: „Hoheneck am Rhein, Juny 1819“<br />

Wasserzeichen: F H F<br />

5 Rocca di Mezzo, vicino a Civitella mit Blick auf die Monti Ruffi.<br />

In der Ferne das Bergdorf Rocca Canterano, um 1819<br />

Feder in Grau, grau laviert, über leichter Bleistiftzeichnung auf cremefarbenem Velin,<br />

15.5 x 21.4 cm (Maße der Darstellung)<br />

Darüber: Zwei Landschaftsskizzen von der Rheinreise Juni 1819, Bleistift, 23.0 x 26.0 cm<br />

Blattgröße gesamt: 43.5 x 25.9 cm<br />

Verso: Zwei einzelne Bäume in Blatthöhe nebeneinander, Bleistift<br />

Bez. verso rechts vom linken Baum in Bleistift: „In der Natur viel dichter als da“<br />

6 “Bey Geislingen, 1819” – “Geislingen, 1819”. Geislingen aus der Ferne,<br />

mit dem Ödenturm oberhalb der Stadt (2 Ansichten übereinander)<br />

Pinsel in Grau über Bleistift auf grauem Papier, 40.3 x 29.9 cm<br />

Verso oben: Blick durch die Hauptstrasse von Geislingen, Bleistift<br />

Verso unten: Altarnische, Bleistift<br />

Bez. recto jeweils links unten in Bleistift: „Bey Geislingen Novemb. 1819“ (oben),<br />

„Geislingen Novemb. 1819“ (unten)<br />

9 Studienblatt mit Laubbäumen und Füchsen, um 1820<br />

Bleistift auf gelblichem Velin, 44.8 x 27.4 cm<br />

Wasserzeichen: Initialen F H F (Wechssler S. 389)<br />

Nach Wechssler benutzte <strong>Fries</strong> dieses aus einer deutschen Papiermühle stammende Papier bis<br />

Herbst 1823<br />

11 Burgruine Hohenstein bei Bad Schwalbach im Taunus, 3. Juni 1821<br />

Bleistift auf chamoisfarbenem Velin, 23.8 x 32.5 cm<br />

13 Lagerndes Paar am Fuß einer Burgruine<br />

Feder in Braun, braun laviert, über Bleistift auf Bütten, 17.0 x 21.4 cm<br />

Verso: Sitzende junge Frau mit langem, weiten Rock, den Kopf auf die gefalteten Hände gestützt,<br />

im Profil nach rechts, Bleistift<br />

Bez. verso unten links von späterer Hand in Bleistift: „Ernst <strong>Fries</strong> 1801 – 33“<br />

Wasserzeichen: Fragment einer Traube<br />

14 Königssee bei Berchtesgaden, September 1821<br />

Bleistift auf cremefarbenem Velin, Bleistift umrandet, 28.9 x 44.6 cm<br />

Wasserzeichen: Turkey Mill J Whatman 1817<br />

15 Studie zu einer Zwillingstanne, September 1821<br />

Feder in Schwarz über Bleistift, teilweise sichtbare Umfassungslinie in Bleistift am Oberrand,<br />

auf chamoisfarbenem Zeichenkarton, 32.3 x 32.0 cm<br />

16 Freistehende Laubbäume in der Nähe eines Bauernhauses, 1821<br />

Feder in Grau, grau laviert, über Bleistift auf chamoisfarbenem Büttenkarton,<br />

32.0 x 39.7 cm<br />

17


17 Staffelsee. Blick auf das Wettersteingebirge mit Dreitorspitze, September 1821<br />

Bleistift, teilweise hellbraun laviert auf bräunlichem Bütten, Bleistift umrandet, 28.4 x 50.1 cm.<br />

Bez. rechts unten in Bleistift (von fremder Hand?): „Staffel-See“<br />

18 Regensburg mit der Steinernen Brücke und dem Dom –<br />

Landschaftsskizzen bei Abbach an der Donau, Ende Oktober 1821<br />

Bleistift auf cremefarbenem Velin, 21.4 x 35.6 cm<br />

Bez. recto in Bleistift unten Mitte: „bey Abach an Donau“<br />

Verso: Blick auf Kelheim an der Donau, Bleistift<br />

Bez. verso rechts unten in Bleistift: „Donau Kellheim“<br />

22 Waldinneres mit Treppe zu einer Ruine, 1823/27<br />

Bleistift auf chamoisfarbenem Bütten, 23.2 x 37.2 cm<br />

Bez. rechts unten in Bleistift: „Licht von der Linken“<br />

Verso: Detailansicht, Variante der Vorderseite, Bleistift<br />

Wasserzeichen: Bekröntes Wappen mit Posthorn und den Initialen „KM“<br />

26 Rom, Blick von den Caracallathermen auf San Giovanni in Laterano, 1824/25<br />

Bleistift auf gelblichem Transparentpapier, Umfassungslinie in Bleistift nur teilweise sichtbar,<br />

23.5/23.2 x 43.8 cm<br />

27 Spoleto. Blick auf den Viadukt Ponte delle Torri, 1825<br />

Bleistift auf grau-rosa Bütten, Bleistift umrandet, 31.5 x 45.2 cm<br />

Verso: Skizze einer Berglandschaft, Bleistift<br />

Bez. recto in Bleistift rechts oben kaum leserlich: „Dr. Josef [?…]“<br />

Wasserzeichen: Initialen PM<br />

30 Vallombrosa. Benediktiner Kloster San Benedetto, 1825<br />

Bleistift auf chamoisfarbenem Velin, 29.5 x 37.5 cm<br />

Bez. rechts unten in Bleistift: „Val-ombrosa“, und links davon in Bleistift von der Hand des<br />

Bruders von Ernst <strong>Fries</strong>: „gesehen mit ausgezeichneter Zufriedenheit/ Wilhelm <strong>Fries</strong>“<br />

Wasserzeichen: J Whatman<br />

31 Bäume am hohen Seeufer, 1822/26<br />

Pinsel in Grau und Deckweiß (stellenweise oxydiert) über Bleistift, auf bräunlichem Velin,<br />

31.0 x 44.5 cm<br />

Bez. verso von fremder Hand in Bleistift: „B. Fr. Bl. 20“<br />

Die Zeichnung ist auf die Rückseite einer Lithografie mit dem Bildnis des Philosophen Ludwig<br />

Feuerbach (1804 – 1872), Großonkels des Malers Anselm Feuerbach (1829 – 1880), montiert.<br />

Diese Lithographie wurde von Bernhard <strong>Fries</strong> (1820 – 1879) im Selbstverlag herausgegeben,<br />

das Gemälde gilt als verschollen.<br />

32 Landschaft mit fernen Bäumen oberhalb einer Tiefebene, vermutlich 1825/27<br />

Bleistift, mit Deckweiß laviert/weißer Kreide überarbeitet auf grauem Velin, 31.6 x 45.8 cm<br />

Bez. in Bleistift rechts unten: „Ferne Kornfelder u Luft […] hell gegen den Himmel/ Himmel grau<br />

Mittelgrund ganz im Schatten – oben /[…] grau u Erd[reich? …] roth gelb – Stämme violett“<br />

Wasserzeichen: Buchstabenligatur<br />

18


34 Faleri, etruskische Grabkammern, 1826<br />

Bleistift auf Bütten, 28.2 x 41.9 cm<br />

Bez. links unten in Bleistift: „Faleri den 22tn May 1826.“<br />

Wasserzeichen: Initialen V M F<br />

Verso Nachlassnummer in Bleistift: „286“<br />

Provenienz: Frau Dr. Ernst <strong>Fries</strong>, München; Wolf von <strong>Fries</strong>, Freiburg; Kurpfälzisches Museum,<br />

Heidelberg; Winterberg Kunst, Heidelberg, Auktion 25.4.2015, Nr. 246.<br />

36 Römische Villa, 1826/1839<br />

Bleistift, blau, grau und braun aquarelliert, mit schwarzer Feder umrandet auf chamoisfarbenem<br />

Bütten, 30.8 x 39.0 cm<br />

Bez. rechts unten in Bleistift: „Rom d 11tn April 1826“, darunter ebenfalls in Bleistift:<br />

„15 Feb. 39“<br />

Wasserzeichen: Figur (vermutlich Van der Ley, ähnlich Heawood 1364)<br />

Povenienz: Privatbesitz München<br />

38 Monte Gennaro bei Tivoli, Oktober 1826<br />

Bleistift auf chamoisfarbenem Velin, 23.7 x 44.7 cm<br />

Wasserzeichen: De Canson Frères<br />

39 Landschaft bei Rom mit dem Monte Soracte, 1826/27<br />

Aquarell über Bleistift auf cremefarbenem Velin, 34.5 x 50.8 cm<br />

Wasserzeichen: Fragment von C & I Honig<br />

41 Landschaft bei Olevano mit Blick auf Civitella (Bellagra), Februar 1827<br />

Bleistift auf cremefarbenem Transparentpapier, Bleistiftumrandung rechts und unten,<br />

24.5 x 33.2 cm<br />

Bez. links unten in Bleistift, wohl nicht von <strong>Fries</strong>: „Nach Reinholtd[!] Rom 16ten Febr. 1827“<br />

42 Dreistämmiger Baumwurzel-Austrieb an einem Hang, 1827/33<br />

Bleistift auf grauem Velin, 42.5 x 30.8 cm<br />

Wasserzeichen: M. Heusler<br />

Nach Wechssler (S. 393, Nr. 33) verwendete <strong>Fries</strong> Papiere mit diesem Wasserzeichen seit Herbst<br />

1827<br />

43 Studie einer verknorpelten alten Eiche an einem Seeufer, 1828/29<br />

Bleistift auf bräunlichem Velin, 27.5 x 24.5 cm<br />

Wasserzeichen: Fragment von J Whatman<br />

44 Die „Drei Wassertröge“ im Heidelberger Stadtwald, 1828/29<br />

Bleistift auf chamoisfarbenem Velin, 28.8 x 36.5 cm<br />

Wasserzeichen: J Whatman<br />

46 Blick von Schlierbach auf den Neckar und Stift Neuburg, 1833<br />

Bleistift auf chamoisfarbenem Velin, 31.5 x 47.6 cm<br />

Verso: „579“ (Nachlassnummer)<br />

19


Kopien und frühe Arbeiten<br />

Die Schulung eines angehenden Landschaftsmalers im frühen 19. Jahrhundert erfolgte vor allem<br />

durch das Studium von Werken anderer, vielfach älterer Künstler zumeist des 17. Jahrhunderts<br />

in Form der Druckgrafik, aber auch – wie die Forschung in den letzten Jahren immer wieder<br />

feststellen konnte – durch den gegenseitigen Austausch der jungen Künstler untereinander bis<br />

hin zur Kopie nach Arbeiten des Kollegen. So schreibt auch Sigrid Wechssler in der Werkmonographie<br />

„Ernst <strong>Fries</strong> (1801 – 1833)“: „Die Entwicklung vom Zeichnen nach Vorlagen zu<br />

selbstständigen Arbeiten vollzieht sich [bei <strong>Fries</strong>] in den Jahren 1818 – 1823.“ 3 Eine der ersten<br />

frühen Kopien von <strong>Fries</strong> nach einer Vorlage aus dem Jahr 1816 gilt „Österreichische[n] Kohlbauern“,<br />

eine Radierung von Johann Adam Klein (1792 – 1875) (WV 9) 4 . Weiterhin weiß man<br />

von einer Kopie, nämlich der Federlithografie von 1820/21 nach Joseph Anton Kochs (1768 –<br />

1839) Motiv der „Via Mala“ (Gemälde heute in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe) 5 , die <strong>Fries</strong><br />

wohl nach einer Zeichnung schuf 6 . <strong>Fries</strong> ging bei seiner Grafik offenbar davon aus, dass das<br />

Motiv von George Augustus Wallis (1761 – 1847) 7 und nicht von Joseph Anton Koch erfunden<br />

wurde. Denn es fragt sich, wie <strong>Fries</strong> in der Beschriftung der Federlithographie darauf verweisen<br />

konnte, dass die Bildfindung von [George Augustus] W[allis] und nicht von Koch stammt, der<br />

das Gemälde 1804 gemalt hat? Es gibt mehrere Zeichnungen nach diesem Gemälde 8 , und so ist<br />

es durchaus denkbar, dass <strong>Fries</strong> eine Zeichnung von Wallis nach dem Gemälde „Via Mala“ von<br />

Koch in seinem Elternhaus sah, ohne zu wissen, dass Wallis sie möglicherweise schon in Rom<br />

nach Kochs Bild geschaffen hat. Als sich Wallis während der Seeblockade Englands von 1812<br />

bis 1816 in Heidelberg aufhielt, hatte er – wie oft betont – engen Kontakt zu den Schülern von<br />

Friedrich Rottmann, auch erwarb der Vater von Ernst <strong>Fries</strong> mehrere Gemälde von Wallis für<br />

seine umfangreiche Kunstsammlung.<br />

Weiterhin hat <strong>Fries</strong> nach Grafikvorlagen von Johann Christian Reinhart (1761 – 1847) Zeichnungen<br />

angefertigt, – so 1817 ein „Waldstück mit Flöte spielendem Pan“ (WV 15) 9 oder „Bei Subiaco“<br />

(WV 16), ebenfalls von 1817 10 , worauf auch Matthias Lehmann in seiner Publikation zur<br />

Nachlassakte Ernst <strong>Fries</strong> 2013 aufmerksam machte 11 .<br />

Joseph Anton Kochs Radierungsfolge von 1810 mit dem Titel „Römische Ansichten“, die 20 Motive<br />

umfasste 12 , lieferte <strong>Fries</strong> um 1819 die Grafikvorlage für seine Zeichnung „Rocca di Mezzo bei<br />

Civitella“, die sich nun in dem vorliegenden Konvolut an Zeichnungen aus dem Nachlass gefunden<br />

hat (5) und mit Rocca di Mezzo, vicino a Civitella mit Blick auf die Monti Ruffi. In der Ferne<br />

das Bergdorf Rocca Canterano betitelt wird. Auch hier hat <strong>Fries</strong> das Querformat gedreht (siehe<br />

Nr. 6) und in der oberen und unteren Hälfte unterschiedliche Zeichnungen ausgeführt: Oben vage<br />

Studien in Bleistift von Landschaften übereinander, unten die Kopie nach Kochs Radierung. Auf<br />

dieser Blatthälfte dominiert – wie auf Kochs Blatt 6 der Folge – im Hintergrund der Doppelgipfel<br />

der Monti Ruffi, zumeist auch wegen ihrer Form Mammellen genannt, im Mittelgrund beleben<br />

Bäume und Büsche ein von links abfallendes Gelände, und im sonnenbeschienenen Vordergrund<br />

nähert sich (bei Koch) rechts eine Familie – sie mit Kind auf einem Reittier -, während links ein<br />

Jäger mit Flinte und Hund zu sehen ist. Je ein Laubbaum rahmt seitlich die Darstellung. Bis auf<br />

die menschliche Staffage im Vordergrund, die er weglässt, folgt <strong>Fries</strong> der Koch-Vorlage in fast allen<br />

Details. Lediglich rechtsseitig belässt er die Partie, wo die Familie mit Reittier und das dichte<br />

Gebüsch am Fuße des Baumes zu erwarten wäre, frei von kleinteiliger Zeichnung oder Lavierung.<br />

Mit großer Leichtigkeit übersetzt <strong>Fries</strong> die harte Strichführung der Radierung in die relativ großflächige<br />

Graulavierung, wobei es ihm in erster Linie wohl um die Verteilung von Licht- und Schattenpartien<br />

ging. Es ist denkbar, dass die Bäume auf der Rückseite des Blattes als Studien für die<br />

rahmenden Bäume auf der Vorderseite gedacht waren.<br />

Wie M. Lehmann anhand der Nachlassakte von <strong>Fries</strong> im Badischen Generallandesarchiv feststellen<br />

konnte, hat <strong>Fries</strong> mehr als sechs Kopien nach Zeichnungen von Heinrich Reinhold (1788 – 1825)<br />

angefertigt. 13 „Reinhold arbeitete vorzugsweise in der Serpentara, nördlich oberhalb von Olevano.<br />

Die zahlreichen Zeichnungen und Ölstudien dieser Landschaft – aber auch die Aussichten von<br />

dort auf die umliegende Landschaft – begründen mit Recht seinen Ruhm, neben dem Kochs, als<br />

20


‚Serpentara-Maler‘. Von L. Richter erfahren wir, daß er dort ‚fast jeden Nachmittag [saß], ohne<br />

sich von der Stelle zu rühren, bis spät zum Abend‘.“ 14<br />

Die Zeichnung Landschaft bei Olevano mit Blick auf Civitella (Bellagra) (41) im Nachlass <strong>Fries</strong><br />

weist in der Beschriftung darauf hin, dass sie „nach Reinholtd[!]“ am 16. Februar 1827 entstanden<br />

sei. Anfangs scheint <strong>Fries</strong> von Reinholds Fähigkeiten nicht besonders überzeugt gewesen zu<br />

sein. So schreibt Wechssler: „An Reinhold lobt <strong>Fries</strong> besonders die korrekte und zierliche Wiedergabe<br />

anspruchsloser Naturausschnitte, hält ihn jedoch nicht für sehr ursprünglich, für kein großes<br />

Talent; denn vieles habe er von Koch angenommen.“ 15 Offensichtlich hat <strong>Fries</strong> seine Meinung<br />

nach Reinholds frühem Tod geändert.<br />

Von den bekannten Zeichnungen Reinholds, die zum Vergleich herangezogen werden können,<br />

kommt die Ansicht „Civitella (heute Bellegra) von der Serpentara aus gesehen“ von 1821, die sich<br />

heute in der Stiftung Ratjen, Vaduz, befindet, dem vorliegenden Blatt am nächsten 16 . Allerdings<br />

entspricht sie hinsichtlich des Standorts nicht ganz der Zeichnung von <strong>Fries</strong>, denn dieser muss etwas<br />

höher und weiter rechts angenommen werden. Wenn es sich bei der Arbeit von <strong>Fries</strong> um die<br />

Pause einer Zeichnung Reinholds handeln sollte – dafür sprechen die Beischrift, das Transparentpapier<br />

17 und die gleichmäßige Strichlage des Bleistifts -, muss es sich vermutlich um eine andere<br />

Papierarbeit von Reinhold gehandelt haben, die aber nicht mehr nachweisbar ist.<br />

Gezeigt ist der Fernblick auf Civitella, das einen der Felsgipfel der Monti Prenestini bekrönt. Der<br />

Vordergrund ist von unwegsamem Gesteinsboden und wildwüchsigen Bäumen und Büschen bestimmt.<br />

Als Abschluss des Vordergrundes sind Bäume so arrangiert, dass sie, seitlich hochgezogen,<br />

rahmend wirken und gegen den Absturz zur Talsohle wie aufgereiht eine Zäsur bilden. Während<br />

Reinhold der Landschaft und den Bäumen den Charakter des Geordneten verleiht, indem er die<br />

Bäume durchaus individualisiert, den Boden quasi einebnet und durch einen Weg begehbar darstellt,<br />

scheint auf der Zeichnung von <strong>Fries</strong> eher das Urtümliche und Wilde der Landschaft betont.<br />

Dass sich <strong>Fries</strong> mit italienischen Motiven befasst hat, bevor er selbst die Reise nach dem Süden<br />

antrat, zeigen unter anderem die Kopien nach Koch und Reinhart. Interessant ist jedoch auch die<br />

Annäherung an ein deutsches Motiv, das er sich offenbar erschließen wollte, bevor er es tatsächlich<br />

vor Augen haben würde. Aufschlussreich ist hier das Blatt aus dem Nachlass mit dem Titel<br />

Regensburg mit der Steinernen Brücke und dem Dom. (Darunter zwei Landschaftsskizzen bei<br />

Abbach an der Donau) von 1821 (18). Statt auf mehreren Seiten eines Skizzenbuches verteilt, hat<br />

<strong>Fries</strong> hier auf Vorder- und Rückseite des Blattes Eindrücke von der Heimreise seiner zweiten Fahrt<br />

in die Alpen notiert. Auf der oberen Blatthälfte gibt er den Fernblick auf fünf (von insgesamt 15<br />

bzw. 16) Bögen der Steinernen Brücke von Regensburg wieder, die, im 12. Jahrhundert erbaut,<br />

rechts zu dem Regensburger Stadtteil Stadtamhof führt. Links steigt die Häusersilhouette im Bereich<br />

der Giebel vom Brückenturm bis zum Dom hin leicht an. Der Dom ist noch ohne die beiden<br />

Türme gezeigt, da deren Fertigstellung erst 1865 begonnen wurde. Abgesehen von dieser topographisch<br />

nachvollziehbaren Erinnerungsstudie von Regensburg finden sich im „himmlischen“ oberen<br />

Bereich des Blattes links das Profil eines Säulenfragments, rechts davon die vagen Konturen eines<br />

Gebirges sowie nicht deutbare Formen.<br />

Auf der unteren Blatthälfte ist links ein Querrechteck mit Bleistift eingerahmt, in dem in vagem<br />

Umriss eine Art horizontaler Mauerzug eingefügt ist, – rechts von einer Kirche begrenzt, dahinter<br />

von einem Turm überragt. <strong>Fries</strong> hat hier offensichtlich einen Stich von Michael Wening (1645 –<br />

1718) herangezogen, auf dem der Mauerzug der Burg Abbach mit Heinrichsturm als Bergfried und<br />

eine Kirche zu sehen sind. 18 <strong>Fries</strong> hat die historische Wening’sche Vedute, die postum erst 1721<br />

ediert worden ist, studiert, wohl noch bevor er nach Abbach kam, wo er dann den Ort in seiner<br />

aktuellen Situation zeichnete. Das erklärt die Landschaftsstudie im rechten, etwa Zweidrittel der<br />

unteren Blatthälfte einnehmenden Teil, wo der Blick auf die Donau und deren Steilufer erfasst ist.<br />

Im Vergleich zu dieser mehrteiligen Ansammlung von Motiven auf der Vorderseite ist das Motiv<br />

der Rückseite Kelheim, eine gotische Kirchenruine am Flussufer sowie Häuser, relativ realistisch in<br />

der Perspektive gezeichnet. Die Nummerierung „346 B“ ist vermutlich mit der Nachlassnummer<br />

identisch, wo die Zeichnung mit 12 Kreuzern taxiert ist. 19<br />

21


Bei einer der frühen Zeichnungen aus dem Nachlass mit dem Motiv Lagerndes Paar am Fuß einer<br />

Burgruine, die 1821/22 entstanden sein dürfte (13), fühlt man sich an Arbeiten des Schweizer Malers<br />

und Dichters Salomon Gessner (1730 – 1788) erinnert, der vor allem im letzten Drittel des 18.<br />

Jahrhunderts zahlreiche Künstler zu Werken mit idyllischem Charakter inspiriert hat 20 . Gemeint ist<br />

auf dieser Zeichnung die Staffage, die wie ein Zitat nach Gessner anmutet: Auf halber Höhe hockt<br />

ein Paar mit Tieren, geborgen in einer schattigen Höhle. Durch den relativ harten Bleistiftstrich,<br />

mit dem deren Kontur betont wird, und die Positionierung gewinnt die Gruppe innerhalb der Darstellung<br />

eine besondere, wenn auch inhaltlich nicht zu klärende Bedeutung. Weiter oben hat sich<br />

eine Ziege verirrt. Tatsächlich dominant auf der Darstellung sind die Felsmassive und die Fahrstraße,<br />

die in einer Linkskurve den steil zu ihr abfallenden Felshang mit der Höhle umschließt. Der<br />

teilweise mit Büschen und Tannen bewachsene Hang wird von einem hohen, von einer Burgruine<br />

bekrönten Felskegel hinterfangen. Rechts der Fahrstraße geht der Blick über eine Talsenke hinweg<br />

auf Berge und eine weitere Burg, auf die eine Gestalt vom Straßenrand aus schaut. Im Gegensatz<br />

zu dem Paar in der Höhle wirkt diese Person wie ein Wanderer aus <strong>Fries</strong>‘ Gegenwart.<br />

Zu den frühesten, wenn auch in Format und der Ausführung durchaus anspruchsvollen Zeichnungen<br />

aus dem Nachlass gehört die Rheinlandschaft mit Burg Sooneck von 1819 (1). Dargestellt ist<br />

die auf einem Steilhang gelegene Burg Sooneck am Mittelrhein, im Kreis Mainz-Bingen. Im Ursprung<br />

aus dem 12. Jahrhundert stammend, bot sie für das Künstlerauge ein interessantes romantisches<br />

Motiv. Ab 1834 war die Burg preußisch und wurde zum Jagdschloss bis 1864 umgebaut,<br />

doch in dieser Funktion nicht genutzt. Der damals noch schwer zugänglichen Burg hat sich <strong>Fries</strong><br />

so weit wie möglich genähert. Sein Standort befindet sich auf einem Steilhang diesseits der Talsohle,<br />

von der aus das steile Felsmassiv mit der bekrönenden Burg aufragt. Links im Vordergrund<br />

wird das Gefälle, aus geschichtetem Gestein und mit Baumbewuchs in die Darstellung hineinragend,<br />

als überwiegend im Schatten liegend beschrieben. Die über der Landschaft thronende Burg<br />

sowie der von Anhöhen begleitete Lauf des Rheins im Mittelgrund sind hingegen von Sonnenlicht<br />

durchflutet. Hier dominiert der Wechsel von Schattenpartien (zarte Graulavierungen) und Lichtpartien<br />

(Papiergrund), selbst der Himmel ist entsprechend fein strukturiert. Die Vorzeichnung in<br />

Bleistift ist äußerst zart gehalten, ja partienweise sind die Formen meisterhaft rein mit dem Pinsel<br />

entwickelt wie beispielsweise die Häuser der Ortschaft am rechten Flussufer. Rudolf Kuntz (1797<br />

– 1848), der Reisegefährte von Ernst <strong>Fries</strong>‘ erster Rheinreise, hatte schon 1818 die Burg in einer<br />

Zeichnung festgehalten, aber fälschlicherweise mit „Königstein“ beschriftet 21 . Ein Jahr später, als<br />

<strong>Fries</strong> das Motiv aufnahm, benannte er es statt „Königstein“ nun „Burg Hoheneck“. Das gleiche,<br />

relativ selten erfasste Motiv hat 1830/35 Carl Friedrich Lessing (1808 – 1880) gemalt 22 .<br />

Durch zwei Skizzenbücher (WV 741, 742) ist belegt, dass sich <strong>Fries</strong> in den Jahren 1819 bis 1822<br />

unter anderem auch auf der Schwäbischen Alb aufgehalten hat (vgl. auch WV 69, 70). Auf einer<br />

dieser Reisen hat er die beiden Ansichten von Geislingen aus der Ferne, mit dem Ödenturm oberhalb<br />

der Stadt festgehalten (6). Das Besondere dieses Blattes ist die Tatsache, dass <strong>Fries</strong> das Querformat<br />

zum Hochformat umfunktioniert und darauf zwei gleichwertige Darstellungen bildmäßig<br />

– ohne Randdistanz – als Querformate übereinander ausgeführt hat. Die gleiche Art des Vorgehens<br />

und des Stils findet sich auf einer bzw. zwei lavierten Zeichnungen auf einem Blatt aus der gleichen<br />

Zeit, die Salzburg und den Königssee wiedergeben (WV 57).<br />

Auf dem vorliegenden Blatt gibt die obere Zeichnung (ca. 19.5 x 30.0 cm) den Blick aus größerer<br />

Distanz auf ein Flüsschen wieder, über das eine einbogige Brücke führt, der sich ein Fuhrwerk mit<br />

zwei Personen auf der Fahrstraße nähert. Seitlich wird die Ansicht von je zwei Häusern flankiert.<br />

Der Mittelgrund – das hügelige Tal – ist von Bäumen belebt. Im Hintergrund breitet sich die<br />

Schwäbische Alb, rechts der Mitte bekrönt von dem Ödenturm, unterhalb dessen sich ein optischer<br />

Bezug zu einem Kruzifix in der Nähe der Brücke ergibt. Der Himmel ist offenbar bewölkt.<br />

Auf der unteren Darstellung (ca. 21.0 x 30.0 cm) ist der Standort des Künstlers wesentlich näher<br />

zur Ortschaft, die sich im Mittelgrund als Zentrum der Landschaft zu Füssen der steilen Berge und<br />

am Ufer des Flüsschens breitet. Auch hier überragt der Ödenturm die Umgebung und ergibt sich<br />

ein Blickbezug zwischen ihm und der Kirche mit spitzem Turm inmitten des Dorfs. <strong>Fries</strong> dürfte den<br />

22


latent religiösen Aspekt auf beiden Ansichten beabsichtigt haben. Der als leeres Terrain behandelte<br />

Vordergrund wird rechts von einer Baumgruppe, links von einer Buschreihe flankiert. Es ist davon<br />

auszugehen, dass der Künstler beide Ansichten vor Ort – zumindest in der Bleistift –Vorzeichnung<br />

– nacheinander ausgeführt hat. Auf späteren Arbeiten ist nicht immer eindeutig klar, inwieweit<br />

<strong>Fries</strong> aus einer großformatigen Darstellung einen kleineren Ausschnitt auf einem weiteren Blatt<br />

wiederholt hat oder ob er tatsächlich eine zweite Studie vor Ort geschaffen hat?<br />

Etwa gleichzeitig mit dem Geislingen-Blatt entstand zu Beginn der dritten Rheinreise, die Ernst <strong>Fries</strong><br />

mit Johann Heinrich Schilbach (1798 – 1851), dem Freund und Weggefährten auch später noch<br />

in Italien, in Frankfurt begann, die Zeichnung von der Burgruine Hohenstein bei Bad Schwalbach<br />

im Taunus (11). Im Nachlassverzeichnis von <strong>Fries</strong> ist eine Zeichnung von Schwalbach vom 3. Juni<br />

1821 belegt 23 , doch handelt es sich mit Sicherheit nicht um das vorliegende Blatt. Gezeigt ist die<br />

Burgruine auf dem Berggipfel, umkränzt von Wohnhäusern, die sich rechtsseitig und von dort im<br />

Bogen nach links unterhalb der Ruine hinziehen, wo die Landschaft in tiefer liegende Anhöhen<br />

übergeht. Als eines der letzten Gebäude ist unterhalb der Burg eine Kirche erkennbar. Die Burg<br />

selbst, einst von dem Geschlecht der Katzenelnbogen Ende des 12. Jahrhunderts erbaut, wurde vor<br />

allem Ende des 30jährigen Krieges 1647 zerstört und es begann ihr Verfall. Himmel und Vordergrund<br />

wurden von <strong>Fries</strong> auf der Zeichnung leer belassen, so dass das Motiv auf halber Blatthöhe<br />

wie eine Vision zu schweben scheint, der sich der Künstler aus der Distanz gegenüber sah. Ihm ging<br />

es also offensichtlich um die Erfassung der Silhouette der Gesamtanlage, weniger um deren Positionierung<br />

in der Landschaft. Es ist anzunehmen, dass diese Studie als Erinnerungsnotiz für das Reise-Portefeuille<br />

gedacht war und nicht als Ausgangspunkt für eine bildmäßige Ausarbeitung.<br />

Im September 1821 durchwanderte <strong>Fries</strong> zusammen mit den Künstlerfreunden Carl Sandhaas<br />

(1801 -1859) und Johann Heinrich Schilbach das oberbayerische und Berchtesgadener Land. In<br />

dieser Zeit wird auch die vorliegende Zeichnung aus dem Nachlass, eine Teilansicht des Staffelsees.<br />

Blick auf das Wettersteingebirge mit Dreitorspitze entstanden sein, die von einer bemerkenswerten<br />

Großräumigkeit bestimmt ist (17). <strong>Fries</strong> gibt den Blick auf die jenseitige Uferzone und das dahinter<br />

liegende Voralpengebiet gen Süden. Im Mittelgrund staffeln sich seitlich die Berge zur Mitte und<br />

lassen im Hintergrund den Blick auf das ferne Gebirge frei. Das diesseitige Ufer (links unten) sowie<br />

der rechte Rand des Sees sind in offenen Linien nur angedeutet, wohingegen <strong>Fries</strong> die jenseitige<br />

Uferzone als durchgehenden horizontalen Streifen – ebenso wie die rechten Anhöhen – hellbraun<br />

laviert hat. Dort sind Akzente in Form von kleinen Bäumen und Häusern gesetzt. Zackenlinien am<br />

oberen Abschluss des braun lavierten Streifens deuten auf Bewaldung hin. Sind die sich zur Mitte<br />

staffelnden Berge nur in Kontur gegeben, ist das ferne Gebirge in Licht- und Schattenpartien stärker<br />

modelliert.<br />

Auffallend ist das betont panoramatische Querformat, das <strong>Fries</strong> für diese Studie wählte. Eine<br />

ähnliche Proportionierung findet sich im Werkverzeichnis von Wechssler nicht sehr oft, aber beispielsweise<br />

bei der ebenfalls 1821 datierten Studie von „Koblenz mit Schiffsbrücke“ (WV 77) aus<br />

der Ferne, wenngleich nicht Format füllend, oder bei den Aquarellstudien „Lago di Licola“ von<br />

1826 (WV 342) und die um 1830 datierte „Landschaft am Ammersee“ (WV 644). Die vorliegende<br />

Studie vom Staffelsee lag offenbar der Komposition „Staffelsee bei Murnau“ in der Staatlichen<br />

Kunsthalle Karlsruhe (WV 97) zugrunde, die ebenfalls 1821 datiert wird. Auf dieser großformatigen<br />

Darstellung ist nun das diesseitige Seeufer als breiter, mit Laubbäumen besetzter Landstreifen<br />

durchgestaltet und der Blick auf das jenseitige Ufer mit den gestaffelten Bergzügen sowie vor allem<br />

das ferne Gebirge konzentriert.<br />

Der Königssee bei Berchtesgaden (14) gehört seit den 1820er Jahren bis in das späte 19. Jahrhundert<br />

zu den beliebtesten Motiven der Maler im Berchtesgadener und Salzburger Land. Gezeigt ist<br />

der Blick auf den See, nicht weit von der Stelle, wo man damals wie heute die Bootsfahrt beginnt.<br />

Doch interessierte <strong>Fries</strong> offensichtlich weniger die gängige Ansicht vom südlichsten Teil des Sees,<br />

den Obersee, wie ihn beispielsweise Carl Rottmann (1797 – 1850) 24 wohl als einer der ersten unter<br />

den Malern 1825/26 entdeckt hat, oder vom Königssee selbst mit seinen extremen Steilufern oder<br />

den Blick auf St. Bartholomä 25 , denn die Uferzonen sind auf der Zeichnung aus dem Nachlass nur<br />

23


in zartestem Strich angedeutet. Vielmehr notierte <strong>Fries</strong> ausführlich die dicht wachsende, beinahe<br />

die ganze Blatthöhe einnehmende Baumgruppe auf der kleinen Landzunge zur Linken, beim Malerwinkel,<br />

die von einer im Bogen dahinter vorspringenden Felswand hinterfangen wird. Es hat<br />

den Anschein, als ob für <strong>Fries</strong> weniger die Topographie oder das Pittoreske bei der Erfassung der<br />

Gesamtsituation ausschlaggebend gewesen ist, sein Künstlerauge vielmehr von den Bäumen auf<br />

der Landzunge gefesselt war, zumal er sich Bäumen, wie noch gezeigt werden soll, immer wieder<br />

als Studienobjekt gewidmet hat. Doch ist anzunehmen, dass <strong>Fries</strong> vom Königssee 26 noch andere,<br />

den See-Prospekt wiedergebende Ansichten geschaffen hat, die aber nicht mehr nachweisbar sind.<br />

Bäume<br />

Wie die Zeichnung vom Königssee deutlich macht, gehörten Bäume zu den attraktiven Motiven,<br />

denen sich Ernst <strong>Fries</strong> immer wieder zugewandt hat. Sicherlich hat er diese Individuen sowohl<br />

in der Natur studiert als auch nach Radierungs-Vorlagen gearbeitet, wie beispielsweise vielleicht<br />

nach den acht „Baumporträts“ von Goethes favorisiertem Landschaftsmaler Jacob Philipp Hackert<br />

(1737 – 1807) von 1802 27 . „Wenn man den ‚wahren Baumschlag‘ beherrscht, kann man<br />

den präzisen ‚Charakter‘ eines Baumes herausarbeiten. Wenn die Varietät der Baumschläge fehlt,<br />

gibt es lediglich ein manieriertes Bild – […] Das ernsthafte Studium der Bäume ist für Hackert essentiell<br />

für eine Ausbildung zum Landschaftsmaler.“ 28 So heißt es unter anderem im einleitenden<br />

Text Hermann Mildenbergers im Hackert’schen Ausstellungskatalog zu den „Baumporträts“. Im<br />

Gesamtwerk wie im Nachlass von Ernst <strong>Fries</strong> finden sich zahlreiche Zeichnungen, auf denen die<br />

Bäume eine dominante Rolle spielen. Das Spektrum ist hier besonders weit gespannt und reicht<br />

von der detaillierten Einzeldarstellung über die Baumgruppe bis hin zu Spezifika des Wachstums<br />

beispielsweise eines sehr alten, an manchen Stellen morsch gewordenen Baumes oder einer neue<br />

Triebe bildenden Baumwurzel. Außerdem inspirierte <strong>Fries</strong> das Baummotiv kompositorisch und<br />

technisch zu experimentell anmutenden Studien, darüber hinaus aber diente ihm der nur rudimentär<br />

angedeutete, weitgehend unspezifische Baumschlag quasi als Lückenfüller oder Zeichen, dass<br />

an dieser Stelle in der Natur Baumwuchs vorhanden ist.<br />

Eine der frühesten Einzelaufnahmen eines Baumes stellt die prachtvolle Studie zu einer Zwillingstanne<br />

dar (15), die 1821 oder früher auf einer der Reisen in das Voralpengebiet und die Alpen<br />

entstanden sein dürfte. Stilistisch nimmt sie eine Sonderstellung im Werk von <strong>Fries</strong> ein, denn die<br />

detailreiche, mit der Feder gezeichnete Studie unterscheidet sich definitiv von dem fast identischen<br />

Tannen-Motiv auf graublauem Papier im Landesmuseum Mainz (WV 680), die mit dem Bleistift<br />

aus einem gänzlich anderen, eher kompakten Duktus entwickelt ist. Die Mainzer Studie wird von<br />

Wechssler 1830/33, also in die nachitalienische Zeit von <strong>Fries</strong>, datiert.<br />

Mit Blick auf die Sorgfalt, mit der die Tanne auf dem Papier aus dem Nachlass durchgegliedert<br />

ist, ist die Entstehung aus der Frühzeit des Künstlers als wahrscheinlicher anzunehmen. Gezeigt<br />

ist eine schlanke, gerade gewachsene Tanne ohne Spitze, in der Höhe überschnitten vom oberen<br />

Blattrand. Am Fuß sind zwei Baumstümpfe vorhanden, und links wächst eine zweite noch junge<br />

Tanne parallel zum Hauptstamm, in der Spitze kurz vor dem oberen Blattrand endend. Die Art der<br />

Erfassung zeugt von äußerster Akribie des Künstlers: Die Zweige sind vielfach als eigene geschlossene<br />

Form gebildet, die an den Stamm wie angesetzt wirkt, der Übergang von der Rinde zum Ast<br />

also nicht als organisch herauswachsend entwickelt ist. Das „immergrüne Kleid“ der Tannen, die<br />

Nadeln, sind in der Art von kleinen, zumeist länglichen Laubinseln zusammengefasst, deren Kontur<br />

in unendlich zarter, stets vibrierender Linienführung wie in Auflösung begriffen zu sein scheint.<br />

Aus der Nähe betrachtet, erinnert die Struktur etwa an Kräuselungen von Stoffspitze. Bei größeren<br />

Verdichtungen der Tannenzweige sind feine Parallelschraffuren zur Schattengebung eingefügt. Gegenüber<br />

diesem Detailreichtum tritt die Landschaft in einfachen Umrisslinien zurück. Eine gewisse<br />

Verwandtschaft in Technik und Behandlung des Laubwerks findet sich auf der Zeichnung „Blick<br />

auf Ischia und den Golf von Bajae“ (WV 703), auf der jedoch ein Laubbaum und kein Nadelbaum<br />

im Vordergrund dominiert und die Wechssler ohne weitere Begründung als „Ideenskizze zu einem<br />

Gemälde“ in die Zeit 1829/33 einordnet.<br />

24


Es wäre denkbar, dass sich <strong>Fries</strong> bei der Tannen-Studie an dem etwas älteren Malerfreund Johann<br />

Heinrich Schilbach orientiert hat, der schon 1815 ein Studienbuch mit Baumporträts füllte 29 und<br />

mit dem <strong>Fries</strong> ab 1818 zahlreiche gemeinsame Wanderungen zum Zweck des gemeinsamen Naturstudiums<br />

unternommen hat. Die Mainzer Zeichnung (WV 680) weist alle Eigentümlichkeiten des<br />

späten Stils von <strong>Fries</strong> auf. Die Kompaktheit, mit der die Äste des Nadelbaumes dort erfasst sind,<br />

widerspricht der eleganten offenen Form und Tendenz zur Kräuselung, wie sie in der Nachlass-Studie<br />

vorhanden ist. Tendenziell kann gesagt werden, dass diese Zeichnung eine frühe Meisterleistung<br />

von <strong>Fries</strong> ist, die wohl unter Anleitung von Schilbach geschaffen wurde.<br />

Ein besonders reizvolles und interessantes Beispiel für die Auffassung von Bäumen quasi analog<br />

zu menschlichen Individuen ist die Zeichnung Freistehende Laubbäume in der Nähe eines Bauernhauses<br />

(16) von ca. 1821. Gezeigt ist im Vordergrund ein abgeflachter Hügel, auf dem vereinzelt<br />

schlanke hohe Laubbäume, vermutlich Bergahorn, stehen. Zwischen dem kleinsten Baum rechts<br />

außen und dem nächst folgenden links taucht hinter dem Hügel schemenhaft – dünn laviert – die<br />

voluminöse Laubkrone eines weiteren Baumes auf. Hügelabwärts erblickt man am linken Rand<br />

ein giebelständiges Bauernhaus mit Vorbau, das von weiteren Laubbäumen umstanden ist. In der<br />

weitgehend ungestalteten Vorderzone setzt links ein Weg ein, der zu dem Haus hinabführt. Das<br />

Spiel von Licht und Schatten auf dem Erdhügel und im Laub der frei stehenden Bäume ist lebhaft<br />

durch Lavierungen und konturierte Formgebilde zeichnerisch umgesetzt. Das Motiv von wenigen<br />

frei stehenden Bäumen findet sich nicht häufig in Landschaftsdarstellungen. Eines der frühesten<br />

und bekanntesten Beispiele für diesen Typus ist die Radierung von Rembrandt „Die Landschaft<br />

mit den drei Bäumen“ von 1643. Eine auffallende Ähnlichkeit mit <strong>Fries</strong>‘ Zeichnung findet sich<br />

jedoch bei Heinrich Reinhold mit dem Titel „Serpentara bei Olevano“ 30 . Vergleichbar ist die Reihung<br />

von Bäumen auf einem flachen Hügel in einem wilden, felsigen Umfeld mit Durchblicken<br />

auf die Landschaft, wenngleich die Abfolge der Bäume gegenüber der <strong>Fries</strong>-Zeichnung spiegelbildlich<br />

wirkt: Der kleinere Baum steht hier links außen. Die Datierung der Zeichnung von Reinhold<br />

schwankt zwischen 1821 und 1824. Die wohl in den Alpen entstandene Studie von <strong>Fries</strong> dürfte<br />

vor seiner Abreise nach Italien, also 1823 oder früher und sicher nicht nach 1827 entstanden sein.<br />

Dass <strong>Fries</strong> zu diesem Zeitpunkt schon Reinholds Zeichnung gekannt hat, ist eher unwahrscheinlich,<br />

zumal er dessen künstlerisches Vermögen erst nach dessen Tod erkannt und einige von dessen<br />

Zeichnungen kopiert hat (siehe lfd. Nr. 41).<br />

Zu den frühen Baumstudien gehört das humorvolle Studienblatt mit Laubbäumen und Füchsen<br />

(9), das wohl um 1820 bei einem Streifzug durch den Wald entstanden ist. Gezeigt ist eine ausladende<br />

Baumkrone, deren Stamm und Äste zwischen den Laubbüscheln teilweise sichtbar sind,<br />

nicht hingegen der untere Teil des Stammes, der nur ansatzweise im ganz leichten Linienzug angegeben<br />

ist. Hinter dieser dominanten Baumkrone sieht man die Volumina weiterer Laubbäume,<br />

hinterfangen von einem Bergrücken. Unterhalb desselben sind links die Silhouetten von zwei<br />

weiteren Bäumchen auf einer Grasnarbe erfasst, neben denen ein Fuchs sitzt. Ein weiterer Fuchs<br />

bewegt sich laufend aus der linken unteren Ecke. Abgesehen von der Beobachtung der Tiere des<br />

Waldes, die <strong>Fries</strong> hier festgehalten hat, ist diese Studie ein Meisterstück an Feinheit im Umgang<br />

mit dem Bleistift und den differenzierten Abschattierungen der Grautöne, ohne Zuhilfenahme der<br />

Tuschlavierung.<br />

Auch auf einer weiteren Zeichnung aus dem Nachlass, Waldinneres mit Treppe zu einer Ruine (22),<br />

ist eine Situation gezeigt, wie sie <strong>Fries</strong> sicher des öfteren ähnlich erlebt hat: dicht stehende Bäume<br />

im Wald, links eine Treppe mit Geländer am Fuße eines felsigen Abhangs, die nach einer Kurve zu<br />

einer Ruine auf einem Hügel führt. Auf der Treppe eine hinansteigende Gestalt, wohl eine Frau, –<br />

rechts daneben sitzend der Künstler beim Zeichnen. Dem Charakter der Darstellung nach handelt<br />

es sich um eine nordische, also keine mediterrane Waldlandschaft. Für die Datierung heißt das, dass<br />

die Zeichnung entweder noch 1823, kurz vor der Italienreise von <strong>Fries</strong> entstanden ist, oder nach<br />

der Rückkehr 1827. Für die frühe Datierung spricht der teilweise noch nicht ganz sicher wirkende<br />

Zeichenstil im linken Teil, wenngleich die schlanke, nahezu abstrakte Eleganz der Baumstämme<br />

ohne Spezifika auf der rechten Seite Eigentümlichkeiten von Arbeiten um 1826/27 vorauszunehmen<br />

25


scheint. 31 Dass <strong>Fries</strong> die Darstellung um 1823 begonnen und später fertiggestellt hat, ist nicht ganz<br />

auszuschließen, zumal er in Duktus und Strichstärke unterschiedliche Bleistifte verwandte.<br />

Einen ganz anderen Charakter haben die Bäume am hohen Seeufer (31), eine Zeichnung mit Pinsel<br />

in Grau und Deckweiß über Bleistift. Gezeigt ist keine Gegend mit wiedererkennbarem Charakter<br />

oder einem topographischen Motiv, sondern – aus der Nähe – ein dichter Baumbestand,<br />

offenbar auf einer Anhöhe, von wo aus der Blick auf eine Tiefebene gelenkt wird. Es handelt sich<br />

wohl um eine Studie, bei der <strong>Fries</strong> das Spiel des Lichts und die reich strukturierte Modulation in<br />

den Baumkronen, aus denen nur partienweise die schlanken Stämme (links) und die Äste (rechts)<br />

hervorschauen, gereizt hat. Bleiben bei den vorderen Bäumen die Binnenformen der Laubkronen<br />

weitgehend ungestaltet, nehmen die Pinselstriche im Blätterwerk der weiteren Bäume zu. Die vom<br />

Grauton des Pinsels und dem Braunton des Papiers bestimmte Darstellung wird durch Deckweiß<br />

ergänzt und erhellt, indem <strong>Fries</strong> über den Bäumen ein breites wolkenähnliches Band in freiem<br />

Strich setzt, das er nach rechts wie zu einem Küstenstreifen auslaufen und vereinzelt noch als Akzent<br />

zwischen dem Laubwerk aufblitzen lässt. Vermutlich ist die Zeichnung kurz vor oder während<br />

der Italienreise entstanden.<br />

Eine der erstaunlichsten, modern, ja experimentell anmutenden Zeichnungen stellt die Landschaft<br />

mit fernen Bäumen oberhalb einer Tiefebene dar (32), bei der <strong>Fries</strong> ebenfalls unspezifisch Deckweiß<br />

eingesetzt hat. Das Motiv ist auf das Äußerste auf dem großformatigen, graugrundigen Blatt<br />

reduziert, und die eigentliche Information zur Darstellung hat <strong>Fries</strong> vierzeilig per Schrift rechts<br />

unten notiert. Der Blick geht über ansteigendes Terrain, das zwar raumschaffend wirkt, in sich<br />

aber keinerlei Perspektive signalisierende Gegenstände aufweist. Im oberen Blattdrittel formiert<br />

sich das Terrain zu einer Landspitze bzw. einem von dort nach rechts auslaufenden Landstreifen.<br />

Dicht wachsende Laubbäume, vielleicht Olivenbäume(?), markieren zum einen die Dreiecksform<br />

der Landspitze, zum anderen setzen sie sich seitlich auf dem Landstreifen sowie der Abbruchkante<br />

eines Hanges fort. Formal sind die Bäume in Bleistift als graue Volumina gestaltet, deren Umrisse<br />

sich zu den seitlichen Rändern im Grau des Papiergrundes allmählich auflösen. Streifenförmig verläuft<br />

eine Partie Deckweiß, teilweise noch mit weißer Kreide überarbeitet, parallel zu den Bäumen,<br />

so dass sowohl eine Tiefebene als auch eine ferne Küste damit gemeint sein kann. Rechts der Landspitze<br />

ist ebenfalls Deckweiß eingefügt, offenbar die Bucht eines Gewässers betonend. Die Zeichnung<br />

zeugt von <strong>Fries</strong>‘ Befähigung, Gesehenes in ungeheurer zeitlicher Geschwindigkeit aufzuzeichnen,<br />

und sei es nur fragmentarisch, und das schriftlich zu notieren, was ihm optisch aufgrund<br />

äußerer Umstände (aufkommendes Gewitter, Anbruch der Nacht o.ä.) nicht mehr verfügbar war.<br />

Die Erwähnung von Kornfeldern im Text und die Laubbäume sprechen dafür, dass <strong>Fries</strong> die Zeichnung<br />

erst nach seinem Italienaufenthalt ausgeführt hat, ohne dass sie ins Bayerische oder Badische<br />

eindeutig zu lokalisieren wäre. In ihrem auf ein spezielles Detail und ein bestimmtes Moment zugespitzten<br />

Charakter mutet die Zeichnung eher wie ein stimmungsgeladenes Erinnerungsmoment an,<br />

das er im Atelier noch mit Weißhöhungen überarbeitete, als dass es sich um eine für den Verkauf<br />

geeignete Darstellung handelt. Für das heutige Auge ist diese Arbeit eine der progressivsten innerhalb<br />

des Nachlasses.<br />

Wie sehr <strong>Fries</strong> von individuellen Besonderheiten eines Baumes angezogen wurde, zeigt beispielsweise<br />

die Studie einer verknorpelten alten Eiche an einem Seeufer (43) 32 . Gezeigt ist der direkt im<br />

Vordergrund nach links aufragende Baum, dessen Stamm vom unteren Blattrand überschnitten<br />

wird, und dessen obere Partie sich nach rechts hin gabelt. Deutlich sind gewundene und wohl auch<br />

abgestorbene Äste sowie Stümpfe von abgefaulten oder abgebrochenen Ästen erkennbar, die <strong>Fries</strong><br />

besonders sensibel erfasst hat. Laub, das nur links und rechts vom Stamm wachsend vorhanden<br />

ist, hat <strong>Fries</strong> in vereinfachendem Umriss wiedergegeben. Was die Örtlichkeit anbetrifft, so sind das<br />

Ufer mit dem abschnittweise gestuften Weg, dem See und dem Felshang im Hintergrund als Raumkontinuum<br />

und in einfacher Formgebung erfasst. Demgegenüber bleibt der organische Wachstumszusammenhang<br />

der Eiche unklar. Vielmehr ging es dem Künstler hier ganz offensichtlich um<br />

die Wunden, Narben und Zeichen des Absterbens eines gealterten Baumes, der doch immer wieder<br />

neue Triebe hervorzubringen vermag.<br />

26


Die exotische Form eines dreiteiligen Baum-Austriebs aus einer fast frei liegenden Baumwurzel<br />

an einem kleinen Hang hat <strong>Fries</strong> offensichtlich fasziniert. Aufgrund des Wasserzeichens im Papier<br />

lässt sich die Zeichnung Dreistämmiger Baumwurzel-Austrieb an einem Hang (42) in die Jahre<br />

1827/33 datieren. Die geographische Lage ist lediglich vage angedeutet: Hinter dem nur gering<br />

plastisch durchgebildeten Hangabsatz geht der Blick rechts auf eine Ebene, die nicht näher spezifiziert<br />

ist. Dem dreiteiligen Austrieb von schlanken, wenngleich kräftigen Stämmen hat <strong>Fries</strong> hingegen<br />

vermehrte Aufmerksamkeit gewidmet. In den oberen Bereichen gabeln sich die Äste teilweise<br />

schlangenartig gewunden, auch ineinander, als sei der Wind von rechts in sie hineingefahren. Das<br />

Laubwerk, teilweise inselartig ohne Volumen, ist partienweise wie ein abstraktes Muster gebildet.<br />

Mit ein bisschen Phantasie lässt sich in dem Wurzelballen eine Physiognomie erkennen. Fraglich<br />

bleibt, ob es sich bei der Baumart um eine Eiche handelt, wie es schon vorgeschlagen wurde.<br />

Italien<br />

Während seines von 1823 bis 1827 dauernden Italienaufenthalts scheint <strong>Fries</strong> ununterbrochen<br />

seine Eindrücke in Zeichnungen festgehalten zu haben, wohl – zurück in der deutschen Heimat<br />

– um etwas im Portefeuille zu haben, aus dem sich im Nachhinein aus dem einen oder anderen<br />

Motiv Kompositionen für ein Käuferpublikum entwickeln ließen. Aus der Zeit um 1824/25<br />

stammt die Ansicht von Rom, Blick von den Caracallathermen auf San Giovanni in Laterano (26).<br />

Der Überblick über zahlreiche bedeutende Bauten Roms auf die Lateransbasilika im Hintergrund<br />

entspricht weitgehend einer großformatigen Zeichnung (43.3 x 60.6 cm) von <strong>Fries</strong> im Hessischen<br />

Landesmuseum Darmstadt (WV 163), 1824 datiert und mit dem Titel „Rom, Blick von den Caracallathermen<br />

auf San Giovanni in Laterano“. Der Vergleich macht deutlich, dass <strong>Fries</strong> gegenüber<br />

dem Darmstädter Blatt die Darstellung quasi beschnitten hat. Auf der vorliegenden Zeichnung aus<br />

dem Nachlass stand der Künstler dichter vor dem Motiv, beziehungsweise ließ er den Vordergrund<br />

mit dem rahmenden, aufgehenden und teilweise überwachsenen Mauerwerk fort. Lediglich links<br />

sind noch Buschfragmente vorhanden, so als ob das Blatt dort ursprünglich breiter gewesen und<br />

dann beschnitten worden ist. Das Gleiche gilt für die rechte untere Ecke mit Mauerabsatz und<br />

Buschwerk. Der Bleistiftstrich ist durchgehend weich gehalten. <strong>Fries</strong> wollte offenbar der Vielzahl<br />

an Denkmälern, die sich in Rom seinem Auge boten, gerecht werden. Außer der Lateransbasilika<br />

ist keiner der Bauten weder durch Stellung, noch durch markante Strichführung stärker hervorgehoben.<br />

Es ist durchaus denkbar, dass, aufgrund der vielfachen Übereinstimmungen auch in Details<br />

zwischen dem vorliegenden und dem Darmstädter Blatt, das vorliegende aus dem Nachlass<br />

zunächst eine Kopie oder Pause der Darmstädter Fassung darstellte und später verkleinert wurde.<br />

Zu dem Motiv schreibt Mechthild Haas in Zusammenhang mit dem Darmstädter Blatt: „Im Zentrum<br />

am fernen Horizont ragt die Silhouette der kolossalen Ostfassade der Lateransbasilika auf,<br />

bekrönt von den sieben Meter hohen Travertinstatuen, die <strong>Fries</strong> in Rückenansicht festhält. Wahrscheinlich<br />

wurde <strong>Fries</strong>‘ imposante Vedute mit ihrer eigenwilligen Perspektive auf die Mutterkirche<br />

der Christenheit zum Gesprächsgegenstand zwischen den deutschen Künstlern […] Dabei dürfte<br />

auch Heinrich Reinhold (1788 – 1825) anwesend gewesen sein. Denn nur zwei Tage später zeichnete<br />

dieser eine identische Romansicht (vgl. <strong>Galerie</strong> Billesberger 1989, Nr. 52). Der Blick von den<br />

Caracallathermen auf die Rückansicht der Lateransbasilika blieb gängiges Veduten-Repertoire für<br />

die deutschen romreisenden Künstler. So wundert es nicht, dass auch August Lucas sieben Jahre<br />

später in einem seiner römischen Skizzenbücher am 13. April 1831 die identische Ansicht mit dem<br />

Bleistift festhält.“ 33<br />

Sigrid Wechssler vermutet, dass <strong>Fries</strong> 1824 durch den Karlsruher Architekten Heinrich Hübsch<br />

(1795 – 1863) den Architekten, Zeichner und Radierer Joseph Thürmer (1789 – 1833) aus München<br />

kennengelernt hat, mit dem er die „nordwestliche Übersicht von Rom“ plante, und zwar<br />

eine großformatige Radierung von zwei Platten, von der je eine <strong>Fries</strong> und eine Thürmer radieren<br />

sollten. „Die Vorzeichnung und Vorlage dazu sind von <strong>Fries</strong>, die Radierung meint mit dem Titel<br />

‚nordwestliche Übersicht‘ den Standpunkt des Kapitolturms, von dem der Blick über die Stadt<br />

nach Südosten geht. Die Arbeit an der Platte wird bis in den April gedauert haben. Ende April und<br />

27


im Mai zeichnet er noch am Forum und Palatin. Dann bricht er mit den Historienmalern [Karl]<br />

Begas [1794 – 1854] und Heinrich Hess [1798 – 1863] in die Albaner Berge auf.“ 34 Es ist nicht<br />

auszuschließen, dass die vorliegende Zeichnung mit der Nr. 504 „Kaiserpaläste in Rom, 1825“ im<br />

Nachlassverzeichnis <strong>Fries</strong> 35 identisch ist, auch wenn die Ziffer – üblicherweise mit Bleistift auf der<br />

Rückseite – fehlt.<br />

Aus dem Nachlassverzeichnis von <strong>Fries</strong> geht hervor, dass der Künstler im Oktober 1825 bei Vallombrosa<br />

in der Nähe von Florenz gezeichnet hat 36 , wodurch ein sicherer Anhaltspunkt für die Datierung<br />

des vorliegenden Blattes Vallombrosa, Benediktiner Kloster San Benedetto (30) gegeben ist<br />

(vgl. auch WV 422). Gezeigt ist der Blick in ein weites Tal mit einem See von einem Bachbett aus,<br />

über das ein Steg führt. Rechts, auf halber Höhe, liegt, durch einen Baum und einen Steilhang halb<br />

verborgen, das Benediktiner Kloster oberhalb der Landschaft. Das Reizvolle dieser Studie liegt<br />

in den schwarzen, mit weichem, breiten wie Kreide anmutenden Bleistift gesetzten Akzenten, die<br />

<strong>Fries</strong> hier abbreviaturhaft gesetzt hat, so bei Pflanzen und Gestein im Bachbett, den Baumstümpfen<br />

rechts am Hang, den blattlosen Bäumen, vor allem aber bei dem prominent den Vordergrund<br />

durchschneidenden Steg; dessen scharfer Schatten mutet barriereartig wie eine Zäsur zwischen<br />

Vorder- und Mittelgrund an. Die Klosteranlage selbst erscheint wie nebensächlich über dem Tal,<br />

nur dem Auge zugänglich. Die Akzentsetzungen machen offenbar, über welche Geschicklichkeit<br />

<strong>Fries</strong> im schnellen Erfassen einer insgesamt doch komplexen landschaftlichen Situation verfügte.<br />

Darauf mag sich die Anmerkung seines Bruders Wilhelm (1819 – 1878) beziehen, der die Zeichnung<br />

„mit ausgezeichneter Zufriedenheit“ bewertete, war Wilhelm selbst doch auch künstlerisch<br />

tätig, wovon einige Papierarbeiten beispielsweise im Kurpfälzischen Museum Heidelberg oder im<br />

Kupferstichkabinett der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe zeugen.<br />

Ein beeindruckendes Relikt mittelalterlicher Baukunst aus dem 13./14. Jahrhundert repräsentiert<br />

der Viadukt bei Spoleto. <strong>Fries</strong>‘ Zeichnung gibt das Motiv Spoleto, Blick auf den Viadukt Ponte<br />

delle Torri (27) wieder. Auf dem Weg von Rom nach Florenz im Frühjahr 1825 kam er auch über<br />

Spoleto bei Perugia, wo ihn der 231 m lange Ponte delle Torri mit seinen 13 Arkaden und circa<br />

90 m Höhe zwischen dem Colle Sant’Elia und dem Monteluco offensichtlich faszinierte. Eine weitere,<br />

nur unwesentlich kleinere Bleistiftzeichnung in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden<br />

zeigt das gleiche Motiv, doch aus größerer Entfernung und mit Architekturen in Vorder- und Hintergrund<br />

(WV 291), das heißt von der entgegengesetzten Seite. Ein Jahr später hat <strong>Fries</strong> ein ähnliches<br />

Motiv, nämlich die zweigeschossige, einem antiken Aquädukt ähnliche Brücke von Cività<br />

castellana von 1707 gezeichnet (WV 311), wobei davon auszugehen ist, dass es sich in dem Fall<br />

wohl um eine Kopie nach der Bleistiftzeichnung von Heinrich Reinhold handelt, die sich heute in<br />

der Hamburger Kunsthalle befindet 37 .<br />

Die Gegensätze, die die Ansicht des Ponte delle Torri bietet, der tiefe Einschnitt in das Felsental<br />

mit den rauen, steil abfallenden Gesteinsmassen und die gewaltige, das Tal durchquerende Brücke<br />

als atemberaubende Ingenieursleistung des Mittelalters, waren für den Künstler überwältigend. In<br />

großzügiger Strichlage gliedert er hier die Landschaft, indem er den oberen Brückenabschluss als<br />

horizontales Band, das links nur geringfügige Abweichungen von der Geraden aufweist, von Rand<br />

zu Rand durchzieht. Stilistisch bevorzugte <strong>Fries</strong> hier einen weichen, relativ breiten Bleistift, den er<br />

im Wechsel von offenem Kontur und Parallelschraffuren in allen Partien der Darstellung, bis auf<br />

jene, die Licht reflektieren, in gleichmäßigem Duktus anwendet. Gegenüber dem Dresdner Blatt<br />

hat <strong>Fries</strong>, indem er die Ansicht von der entgegengesetzten Seite der Brücke gewählt hat, erreicht,<br />

dass, – bis auf das Gebäude mit dem hohen Rechteckturm am linken Brückenabgang – nur vereinzelt<br />

Häuser an den Hängen der kahlen Berge im Hintergrund auftauchen. Wie er den Vordergrund<br />

gestaltet hätte, sofern es zu einer bildmäßigen Version gekommen wäre, muss offen bleiben.<br />

Eines der wenigen großformatigen farbigen Blätter mit bildmäßigem Anspruch ist die Aquarellkomposition<br />

Landschaft bei Rom mit dem Monte Soracte (39). Gegeben ist der Blick auf den<br />

Soracte in der Ferne unter einem gegen den Horizont von weißen Wolken überzogenen Himmel.<br />

Der Mittelgrund – die gegen den Gipfel ansteigenden Hänge – wird im Vordergrund links weitgehend<br />

von einer Kirchenruine verstellt, die sich auf einem von Felsbrocken besetzten Plateau<br />

28


erhebt; neben dem rechteckigen Turm duckt sich ein kleinerer, offenbar jüngerer Kirchenbau mit<br />

bogenförmigem Eingang. Rechts ragt ein Felshang mit einem rechtwinkligen Einschnitt in die<br />

Darstellung hinein und leitet zum tiefer liegenden Mittelgrund über. Büsche und Bäume setzen im<br />

Bereich der Ruine Akzente, sind großflächiger aber auch im Mittelgrund verteilt. Der unkolorierte<br />

Vordergrund ist lediglich in feinen Bleistiftlinien angelegt, während auf der rechten Seite mit einem<br />

rudimentär ausgeführten und kolorierten Baum ein rahmender Bildabschluss eingefügt ist.<br />

Das Unfertige spricht dafür, dass es sich um eine Naturaufnahme handelt, die <strong>Fries</strong> partienweise<br />

in Aquarell ausgearbeitet hat. Im Oeuvreverzeichnis von Wechssler sind unter WV 323a und WV<br />

324 zwei Zeichnungen von 1826 aufgeführt und mit den Titeln „Blick aus dem Traiatal bei Cività<br />

castellana auf das Tibertal und den Soracte“ und „Traia- und Tibertal von Cività castellana, dahinter<br />

der Soracte“ versehen sind. Sie zeigen zwar auch den Soracte aus dem gleichen Blickwinkel,<br />

jedoch mit einer unterschiedlichen Architektur im Vordergrund (WV 323a). Es ist aufschlussreich,<br />

dass in der Ernst <strong>Fries</strong>-Ausstellung von 1927 im Kurpfälzischen Museum Heidelberg unter Nr. 77<br />

eben dieses Landschaftsmotiv aus dem Nachlass als Ölbild (52 x 72.5 cm) mit dem Vermerk ausgestellt<br />

war: „Landschaft bei Rom mit dem Sorracte [!]. Wohl in der von [George Augustus] Wallis<br />

übermittelten [Asphalt-] Technik, die den Farben besondere Leuchtkraft gab […] Kurpfälzisches<br />

Museum (Neuerwerbung)“ 38 Leider ist man heute bei der Beurteilung des Bildes auf eine schwarz-/<br />

weiss-Reproduktion angewiesen, da das Gemälde 1931 im Münchner Glaspalast mit zahlreichen<br />

anderen Bildern des 19. Jahrhunderts verbrannte 39 . Der Vergleich der Aquarellfassung mit dem<br />

Ölbild zeigt einen identischen Landschaftsausschnitt, der Vordergrund ist nun gestaltet als dunkle<br />

Schattenpartie, in die das Wurzelwerk des rechten, nunmehr ausgeführten Baumes hineinragt und<br />

ansonsten von Felsbrocken belebt wird. Manche formalen Veränderungen erklären sich aus der<br />

Umsetzung der von hellem Licht durchfluteten Aquarellfassung in die flächendeckende Ölbildversion,<br />

wie zum Beispiel bei der hinteren Partie der Kirchenruine oder beim Felsgebilde vor dem Turm<br />

ersichtlich. Es ist zu bedauern, dass <strong>Fries</strong> durch seinen frühen Tod nicht mehr von derart qualitätvollen<br />

Zeichnungen in Aquarell geschaffen hat. Stilistisch kommt dem vorliegenden Blatt die 1827<br />

datierte „Italienische Berglandschaft mit steinerner Brücke“ (WV 541) besonders nahe.<br />

Bei dem Aquarell Römische Villa (36) handelt es sich um eine Arbeit, die gemäß Bezeichnung auf<br />

dem Blatt noch im Frühjahr 1826 in Rom begonnen, doch erst wohl zu einem späteren Zeitpunkt<br />

vollendet wurde? Gezeigt ist eine altrömische Villa (vielleicht bei San Sebastiano?), die durch ein<br />

Eckrisalit um ein Geschoss turmartig überhöht wurde und deren schmaler bogenförmiger Eingang<br />

linksseitig offen ist. Rechtsseitig staffeln sich mehrere Mauerzüge nach hinten, zwischen diesen<br />

wachsen vereinzelt Bäume und Buschwerk. In das Gefüge ist in Form eines antiken Triumphbogens<br />

ein Durchgang eingebunden; vor diesem gehen einerseits seitlich Stufen zum Hauseingang<br />

und zum Hang gegenüber hinauf, andererseits führt der Weg direkt zu einem Steinsockel im Vordergrund<br />

links, auf dem wohl einst eine Statue stand. Kompositionell wird die Ansicht linksseitig<br />

von Pappeln, rechtsseitig von einem hinter dem Mauerwerk halb verdeckten Turm flankiert. Aus<br />

dem Werkverzeichnis von Wechssler ist ersichtlich, dass <strong>Fries</strong> immer wieder von Architekturen<br />

– seien es Häuser, seien es Gebäudekomplexe – angezogen war und diese zum Bildgegenstand auswählte.<br />

Die Bleistiftzeichnung ist hier wenig ins Detail gehend und weich im Strich. Die Aquarellfarbe<br />

suggeriert innerhalb der Architektur und dem Mauerwerk braune Schattenakzente und ist im<br />

Vordergrund großflächig lavierend in Braun und Hellblau aufgetragen.<br />

Die aquarellierte Zeichnung gibt aufgrund der zwei Beschriftungen mit unterschiedlichen Jahreszahlen<br />

– 1826 und 1839 – Rätsel auf. Da Ernst <strong>Fries</strong> bereits 1833 verstarb, kann die zweite, untere<br />

Schriftzeile nicht von seiner Hand stammen, es sei denn, man liest die „9“ mit etwas Phantasie als<br />

eine „3“. Die stilistische Einheitlichkeit des Blattes spricht für diese Lesart.<br />

Andererseits scheint die untere Schriftzeile eher von anderer Hand zu stammen als die obere und<br />

liest sich meines Erachtens hinsichtlich der Jahreszahl eindeutig als 1839. Theoretisch könnte sie,<br />

was naheliegend wäre, von Ernst‘ Bruder Bernhard stammen, da dieser 1839 in Italien weilte und<br />

möglicherweise im Nachhinein auf dem Blatt vermerkt hat, dass auch er hier vor Ort gewesen ist.<br />

Es ist aber auch nicht ganz auszuschließen, dass sich das zweite Datum auf den postumen Erwerb<br />

29


des Blattes durch einen neuen Eigentümer bezieht? Solche Überlegungen beeinträchtigen jedoch<br />

nicht die Eigenhändigkeit der Zeichnung und die Qualität des Blattes als Ganzes.<br />

Im Herbst 1826 war <strong>Fries</strong> besonders intensiv in und bei Tivoli tätig. Die Zeichnung aus dem<br />

Nach lass Monte Gennaro bei Tivoli (38) zeigt im Hintergrund die kahle, sich in die Tiefe staffelnde<br />

Berglandschaft mit dem Monte Gennaro als höchsten Gipfel links der Mitte. Davor, im<br />

Mittelgrund, fällt das Gelände in horizontalen Stufen nach vorne hin ab, vereinzelt von Bäumen<br />

belebt. Auf einem Plateau dominiert rechts ein frei stehendes Gebäude; weitere kleinere Häuser<br />

verteilen sich im Gelände, davon eines mit Rundturm (Grabmal der Familie der Plautier?). Den<br />

Vordergrund durchzieht von links unten ein Bach, dessen Lauf schräg nach rechts hinter einer<br />

waldartigen Verdichtung von Laubbäumen verschwindet. Der Himmel ist wolkenlos. Bei Wechssler<br />

findet sich unter WV 460 in der Hamburger Kunsthalle eine etwas größere Bleistiftzeichnung<br />

fast mit dem gleichen Motiv sowie einer sehr ausführlichen Beschriftung – Erinnerungsnotizen<br />

vor allem zur Farbe – und die Datierung „Tivoli 26 Octo 1826“. Im Vergleich zu der Hamburger<br />

Naturaufnahme wirkt die Zeichnung aus dem Nachlass konzentrierter. Der Standort des Künstlers<br />

ist näher zum Bach genommen und etwa auf gleicher Höhe wie das Gebäude auf dem Plateau.<br />

Insgesamt ist die Darstellung links verkürzt, entspricht aber in zahlreichen Einzelheiten der Hamburger<br />

Studie, wenn auch in der stärkeren Betonung der Horizontalen im Mittelgrund und in der<br />

Bildung der Felsgipfel stringenter durchgestaltet. Ähnlich wie bei der Ansicht von Rom mit der<br />

Lateransbasilika (lfd. Nr. 33) stellt sich auch hier die Frage, in welchem Verhältnis die vorliegende<br />

Zeichnung zu der (Hamburger) Naturaufnahme steht: Handelt es sich um eine zweite, vor Ort<br />

entstandene Studie oder um eine Kopie, d.h. um die Übernahme eines Ausschnitts aus dem größeren<br />

landschaftlichen Zusammenhang und die Übertragung desselben auf ein anderes Blatt, sei es<br />

als Kompositionsentwurf, sei es zum Verbleib im Atelier bestimmt, wenn die größer gefasste Studie<br />

zum Verkauf ansteht?<br />

Um eine bildmäßig durchkomponierte und meisterhaft ausgeführte Bleistiftzeichnung handelt es<br />

sich in der Ansicht von Faleri, etruskische Grabkammern (34), eine etruskische Stadt, die etwa<br />

45 km nördlich von Rom an Stelle des heutigen Cività castellana lag und 241 vor Chr. von den<br />

Römern zerstört wurde. Erhalten ist vor allem noch die Nekropole in Form von in den Fels gehauenen<br />

Kammer- und Schachtgräbern. <strong>Fries</strong> muss von der etruskischen Anlage fasziniert gewesen<br />

sein, die ansonsten von kaum einem der deutschen Künstler, die in den 1820er Jahren in Rom<br />

waren, aufgesucht und bildlich festgehalten worden ist. Camille Corot (1796 – 1875), mit dem<br />

sich <strong>Fries</strong> im Mai 1826 in der Gegend von Cività castellana aufgehalten hat, hat die Nekropole<br />

offenbar nicht interessiert, sieht man einmal von einer Zeichnung im Pariser Louvre ab, auf der<br />

zwei Felsöffnungen in der Distanz erkennbar sind 40 . Gezeigt ist im Mittelgrund in horizontaler<br />

Anordnung eine Felswand, in die unregelmäßig, annähernd querrechteckige Öffnungen gehauen<br />

sind, die, dunkel gehalten, darauf verweisen, dass sich dahinter Räume befinden. Die Felswand ist<br />

partienweise mit Mauerwerk ergänzt, das sich rechtsseitig – unterbrochen von einem gemauerten<br />

halbrunden Turm – fortsetzt. Dichtes Buschwerk verteilt sich auf Mauer und Turm sowie rechts<br />

im Vordergrund, der ansonsten nur andeutungsweise mit Vegetationsformen belebt ist. Es ist anzunehmen,<br />

dass sich <strong>Fries</strong> deshalb für dieses ungewöhnliche Motiv interessiert hat, weil ihn die<br />

Anlage mit gewachsenem und behauenem Fels, gemauertem Stein sowie wildwüchsigem Buschwerk<br />

insbesondere an die Situation und die Materialien am Heidelberger Schloss (vgl. z.B. WV<br />

755, 756) oder an so manche Burgruine am Rhein erinnert hat. Qualitativ kaum zu übertreffen<br />

sind Subtilität und stoffliche Differenziertheit, die der Künstler hier unter Beweis stellt: Von den<br />

dunkelsten Parallelschraffuren in den Felsöffnungen bis hin zu den zarten Umrandungen der Steine<br />

im Mauerwerk des Turms und die Wiedergabe von deren Schattenfugen, – alle Materialeigenschaften<br />

und Oberflächen sind jeweils sinnlich-haptisch in die Zeichnung übersetzt. Das Blatt ist im<br />

Nachlassverzeichnis unter Nr.286 aufgeführt und dort mit „1 Florin (Gulden) und 30 Kreuzer“<br />

bewertet. 41<br />

30


Zurück aus Italien<br />

Das relativ intime Motiv Drei Wassertröge im Heidelberger Stadtwald (44) kann durch den Hinweis<br />

bei Wechssler (WV 603) identifiziert werden als „Brunnen am Königstuhlhang“. Allerdings<br />

ist der Brunnen später, nachdem ihn <strong>Fries</strong> um 1828/29 mehrfach gezeichnet hat, entscheidend<br />

verändert worden. Heute steht (gemäß Internet) an der Bierhelder Steige im Wald bei Heidelberg-Rohrbach<br />

ein kreisrund gemauertes Brunnenbecken mit einem Ablauf zu zwei steinernen<br />

längeren Rinnen. Die Situation zeigte sich zu <strong>Fries</strong>‘ Zeiten völlig anders: Auf dem vorliegenden<br />

Blatt aus dem Nachlass ist ein Steilhang zu sehen, an dessen Fußpunkt die unteren Abschnitte von<br />

massiven Baumstämmen erkennbar sind. Rechts der Mitte geht der Blick auf eine Felsöffnung,<br />

aus der ein unterirdischer Wasserlauf hervortritt. Das Wasser wird nach vorne zunächst durch ein<br />

offenes (Ziegel-?) Rohr in eine niedrige, kreisrunde, leicht schräg stehende Wasserschale geleitet,<br />

von der wiederum in ein rechteckiges, steinernes Wasserbecken, was dann in leichter Schräge das<br />

Wasser über seinen Rand hangabwärts überfließen lässt. Diese halb naturgegebene, halb durch<br />

menschliche Konstrukte gebändigte Situation scheint <strong>Fries</strong>‘ Interesse besonders auf sich gezogen zu<br />

haben. Das Umfeld ist bis auf die Baumstämme nur fragmentarisch angedeutet. Durch den Schatten<br />

signalisierenden, überwiegend breiten, dunklen Bleistiftstrich gewinnen die Felsenöffnung, das<br />

Bachbett und die „Brunnen“-Konstruktion an Plastizität. Das gleiche Motiv (WV 603) findet sich<br />

auf einer weiteren Zeichnung, wenngleich sie im Format wesentlich kleiner (17.4 x 21.4 cm) und<br />

mit Feder/Tusche bearbeitet ist; sie macht die damalige Situation im Stadtwald deutlicher: Hier<br />

sind Felsenöffnung, Bachlauf und „Brunnen“ in ihrem Zusammenhang erklärt, flankiert von drei<br />

kräftigen Bäumen, die fast bis zum Kronenansatz beschrieben werden. Seitliches Gestrüpp verbirgt<br />

den Blick in den Hintergrund.<br />

Mit der Zeichnung Blick von Schlierbach auf den Neckar und Stift Neuburg (46) hat <strong>Fries</strong> eine ungemein<br />

stimmungsvolle, unprätentiöse wie individuelle Ansicht vom Neckartal geschaffen. Gezeigt<br />

ist der Blick flussabwärts über den Neckar auf Stift Neuburg rechts im Mittelgrund. Der Standort<br />

des Künstlers ist nahe Schlierbach, von dem Teile auf der linken Blatthälfte zu sehen sind. Die<br />

Zeichnung ist außerordentlich zart gehalten, so dass die subtil erfassten Landschaftsformen mehr<br />

ahn- als sichtbar sind. Eine Ausnahme bildet die Architektur von Stift Neuburg, die <strong>Fries</strong> dezidierter<br />

wiedergegeben hat. Insgesamt herrscht hier nicht das Vedutenhafte, sondern die Landschaft<br />

selbst und das intensiv Atmosphärische vor, die diffuse Stimmung an einem nebligen oder dunstgeschwängerten<br />

Morgen im Flusstal. Darin unterscheidet sich die Darstellung entschieden von jenen,<br />

in denen <strong>Fries</strong> Stift Neuburg thematisiert hat (vgl. WV 775 – 780, 689, 690).<br />

Anmerkungen<br />

1 Sigrid Wechssler, Ernst <strong>Fries</strong> (1801 – 1833), Monographie und Werkverzeichnis, Kehrer Verlag<br />

Heidelberg 2000.<br />

2 Ausst. Kat. Heinrich Reinhold (1788 – 1825). Italienische Landschaften. Zeichnungen, Aquarelle,<br />

Ölskizzen, Gemälde. Eine Ausstellung aus Anlaß seines 200. Geburtstages in der Kunstgalerie<br />

Gera 1988. Mit einer biographischen Skizze zum Leben und Werk des Künstlers von<br />

Gerhard Winkler. – Siehe auch Peter Märker in: Lit. wie Anm. 29, S. 32, 33: „Der Einfluss von<br />

Heinrich Reinhold ist sicherlich nicht hoch genug einzuschätzen [….], sowie S. 35 – 37.<br />

3 Lit. wie Anm. 1, S. 20.<br />

4 Das Motiv ist in der Literatur zu Johann Adam Klein nicht nachweisbar.<br />

5 Christian von Holst, Joseph Anton Koch 1768 – 1839. Ansichten der Natur, Stuttgart 1989 ( =<br />

Ausst. Kat. Staatsgalerie Stuttgart, 26.8. – 29.10.1989), Kat.Nr. 70, Abb. 137, S. 210.<br />

6 Lit. wie Anm. 1, S. 20 und WV 784.<br />

7 Monika von Wild, George Augustus Wallis (1761 - 1847). Englischer Landschaftsmaler – Monographie<br />

und Oeuvrekatalog (Reihe: Monographien zur Bildenden Kunst), Frankfurt/M. et.al.<br />

31


1996. – Wallis ist ein Maler schottischer Abkunft, der am Übergang vom Klassizismus zur Romantik<br />

viel in Mitteleuropa reiste und von 1794 bis 1806 in Rom in engem Kontakt u.a. mit<br />

Joseph Anton Koch, Johann Christian Reinhart und Bertel Thorwaldsen lebte und arbeitete.<br />

Von 1806 bis 1812 hielt er sich mit Unterbrechungen in Heidelberg auf, wo er auf die jungen<br />

Künstler Carl Rottmann, Ernst <strong>Fries</strong> und Carl Philipp Fohr starken Einfluss ausübte. Ab 1817<br />

lebte er in Florenz, wo er auch starb. In Wallis‘ Portofolio befanden sich drei Zeichnungen von<br />

Ernst <strong>Fries</strong> (s.S. 238 und S. 422f.) sowie u.a. Zeichnungen von Koch und Reinhart. Der Charakter<br />

von Wallis wird allgemein kritisch betrachtet (u.a. Frauengeschichten, Verleugnung von<br />

Ideenklau, z.B. die Asphaltmalerei von Washington Allston).<br />

8 Lit. wie Anm. 1, S. 20, und Lit. wie Anm. 5, Kat.Nr. 69, S. 208.<br />

9 Hrsg. Herbert W. Rott und Andreas Stolzenburg in Zusammenarbeit mit F.Carlo Schmid, Johann<br />

Christian Reinhart. Ein deutscher Landschaftsmaler in Rom, Hirmer Verlag München<br />

2013 (= Ausst. Kat Hamburger Kunsthalle, 26.10.2012 – 27.1.2013, und Bayerische Staatsgemäldesammlungen<br />

München, Neue Pinakothek, 21.2. – 26.5.2013), Kat.Nr. 178, Abb. S. 269.<br />

10 Lit. wie Anm. 9, Kat.Nr. 141, Abb. S. 235.<br />

11 Matthias Lehmann, Naturstudien – Nachlaß – Nachruhm. Die Nachlaßakte des Landschaftsmalers<br />

Ernst <strong>Fries</strong> (1801 – 1833). H.W. Fichter, Kunsthandel und Edition, Frankfurt/M. 2013,<br />

Abb. 086, S. 99.<br />

12 Lit. wie Anm. 5, Kat.Nrn. 83 – 92, S. 225 – 228, speziell Kat.Nrn. 85, 86.<br />

13 Lit. wie Anm. 11, S. 202, - dort mit „Durchzeichnungen“ nach Reinhold benannt, und zwar<br />

einmal 5 und einmal 9 an der Zahl.<br />

14 Domenico Riccardi, in Lit. wie Anm. 2, S. 18.<br />

15 Lit. wie Anm. 1, S. 26.<br />

16 Lit. wie Anm. 2, Kat.Nr. 77, Abb. S. 163. – Siehe auch: Peter Prange, Gemeinsam zeichnen Carl<br />

Wilhelm Götzloff, Johann Christoph Erhard und Heinrich Reinhold in Rom, in: Ausst. Kat.<br />

Carl Wilhelm Götzloff (1799 – 1866). Ein Dresdner Landschaftsmaler am Golf von Neapel,<br />

Museum Behnhaus Drägerhaus, Lübeck, 2.5. – 20.7.2014 sowie Mittelrhein-Museum Koblenz,<br />

8.8. – 2.11.2014, S. 37, Abb. 6. Hier wird als Standort der Zeichnung von Reinhold Los Angeles,<br />

Paul Getty Museum angegeben.<br />

17 Lit. wie Anm. 11, S.255 – 263, Lehmann erörtert hier die schwer lösbare Frage, ob es sich bei<br />

der Verwendung von Transparentpapier bei Künstlern des frühen 19. Jahrhunderts um ein Medium<br />

für Durchzeichnungen handelt oder um eine besondere Papiersorte ohne die Funktion der<br />

Pause oder Kopie.<br />

18 Michael Wening (1645 – 1718), - Wening war ab 1696 Kupferstecher bei Kurfürst Max Emanuel<br />

von Bayern und lieferte die Vorlagen für die vierbändige Publikation „Beschreibung des<br />

Kurfürsten- und Herzogtums Ober- und Niederbayern“, von denen der letzte 1726 erschien.<br />

19 Lit. wie Anm. 11, S. 191.<br />

20 Siehe z.B. Lit. wie Anm. 5, Kat.Nr. 4, S. 118, 119.<br />

21 Mus. Kat. Karlsruhe 1978, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe Kupferstichkabinett, Die deutschen<br />

Zeichnungen des 19. Jahrhunderts. Bearbeitet von Rudolf Theilmann und Edith Ammann,<br />

Karlsruhe 1978, Nr. 2175, Text-Band, S. 348, Abb.-Band, S. 164.<br />

22 Ausst. Kat. Der Rhein. Ritterburgen mit Eisenbahnanschluss, Museum für Kunst und Technik<br />

des 19. Jahrhunderts in Baden-Baden (LA8), 22.9.2012 – 24.2.2013, S. 14 f., Abb. 6.<br />

23 Lit. wie Anm. 11, S. 191, Nr. 394.<br />

24 Erika Bierhaus-Rödiger, Carl Rottmann 1797 – 1850. Monographie und kritischer Werkkatalog.<br />

Mit Beiträgen von Hugo Decker und Barbara Eschenburg, München 1978, WV 44, 45<br />

(dort irrtümlich „Watzmann“ statt „Teufelshörner“), S. 171 – 173. – 1823 hatte schon Ludwig<br />

32


Richter den Obersee gezeichnet (Ausst. Kat. Ludwig Richter und sein Kreis, Staatliche Kunstsammlungen<br />

Dresden, März bis Juni 1984, Kat.Nr. 106). – Siehe auch: Nikolaus Schaffer, Johann<br />

Fischbach 1797 – 1871. Monographische Reihe zur Salzburger Kunst, Band 11, o.J., Kat.<br />

Nr. 31, 130, 131.<br />

25 Herman von Schmid und Karl Stieler, Wanderungen im Bayerischen Gebirge und Salzkammergut.<br />

Illustrirt von Gustav Cloß, Wilhelm Diez, Alois Gabl, Richard Püttner, Arthur von Ramberg,<br />

Carl Raupp, L. Ritter, J.G. Steffan, Friedrich Voltz, Josef Watter, Josef Wopfner, Stuttgart<br />

1880 (2. Aufl.), verkleinerter Reprint INGENIUM Verlag Graz 2003, Königssee Abb. S. 70,<br />

Obersee Abb. S. 73, St. Bartholomä.Abb. S.75.<br />

26 Lit. wie Anm. 1, WV 626, Farbtafel 56, das kleine Ölbild (28.5 x 38.5 cm) mit dem Titel „Der<br />

Obersee bei Berchtesgaden“ und 1829/30 datiert zeigt weniger eine topographisch zu identifizierende<br />

Landschaft als eine phantastisch im Halbdunkel liegende Gebirgsgegend. – Bei WV 57<br />

wählte <strong>Fries</strong> den Blick von großer Höhe hinab in das Tal mit dem Königssee.<br />

27 Ausst.Kat. Jakob Philipp Hackert. Europas Landschaftsmaler der Goethezeit. Klassik Stiftung<br />

Weimar, 25.8. -2.11.2008, und Hamburger Kunsthalle Hamburg, 25.11.2008 – 15.2.2009, S.<br />

268 ff.<br />

28 Lit. wie Anm. 27, S. 269.<br />

29 Peter Märker und Klaus D. Pohl, Der Traum vom Süden. Johann Heinrich Schilbach (1798<br />

– 1851). Zeichnungen, Aquarelle, Ölstudien und Gemälde, Heidelberg 2000 (= Ausst. Kat.<br />

Hessisches Landesmuseum Darmstadt, 24.2. – 30.4.2000), Kat.Nr. 3. – Bei Gisela Bergsträsser<br />

(Johann Heinrich Schilbach. Ein Darmstädter Maler der Romantik, Darmstadt 1959, S. 24)<br />

sind frühe Studienbücher von 1815 und 1816/17 erwähnt, in denen u.a. auch Baumstudien<br />

vorhanden sind. Auf S. 28 verweist Bergsträsser darauf, dass Schilbach nach <strong>Fries</strong>‘ Zeichnungen<br />

Radierungen angefertigt habe.<br />

30 Lit. wie Anm. 2, Kat.Nr. 104, Abb. S. 190.<br />

31 Lit. wie Anm. 1, vgl. z.B. WV 45, 452, 484.<br />

32 Lit. wie Anm. 1, vgl. WV 533, 534, siehe auch WV 181 – 183, 185, 634.<br />

33 Ausst. Kat. Zwischen Aufklärung und Romantik – Zeichnungen, Aquarelle und Ölstudien aus<br />

der Gründungszeit des HLMD, Darmstadt, Hessisches Landesmuseum, 13.3. – 14.6.2015, Nr.<br />

93, S. 244, 245 (Frau Dr. Mechthild Haas, Leiterin des Kupferstichkabinetts im Darmstädter<br />

Landesmuseum, sei für den Hinweis gedankt).<br />

34 Lit. wie Anm. 1, S. 27.<br />

35 Lit. wie Anm. 11, S. 193.<br />

36 Lit. wie Anm. 11, S. 195.<br />

37 Lit. wie Anm. 2, Kat.Nr. 73, und Lit. wie Anm. 11, S. 258 – 260.<br />

38 Ausst.Kat. Ernst <strong>Fries</strong> 1801 -1833 – Landschaftsmaler aus Heidelberg, Heidelberg 1927.<br />

39 Georg Jacob Wolf, Verlorene Werke deutscher romantischer Malerei, München 1931 2 ,<br />

Abb. S. 58.<br />

40 Peter Galassi, Corot in Italien. Freilichtmalerei und klassische Landschaftstradition, München<br />

1991, S. 180, Abb. 223.<br />

41 Lit. wie Anm. 11, S. 196.<br />

33


1/I<br />

Schloßruine Auerbach mit dem Südturm, Hofansicht, 1819.<br />

Pinsel in Grau über Bleistift, auf Bütten mit Wasserzeichen: großes bekröntes Lilienwappen.<br />

33,8:27,3 cm. Seitengleiche Vorzeichnung zur Kreidelithographie, die 1819 entstanden ist (vgl.<br />

Wechssler 752, Dussler 5 und Winkler 231, 3).<br />

Provenienz: Nachlaß Bernhard <strong>Fries</strong>; Sammlung Eugen Dreisch, München; Grisebach, Berlin, Auktion<br />

278, 29.11.2017, Nr. 134. Bevor <strong>Fries</strong> mit seinen Freunden im Juni 1819 zur ersten Rheinreise<br />

aufbrach, war er im Frühjahr in der Umgebung Darmstadts und im Odenwald unterwegs. Dies<br />

ist durch datierte Landschaftszeichnungen im Skizzenbuch I (Wechssler 741) belegt. Die Schloßruine<br />

Auerbach bei Bensheim ist eine der imposantesten und mächtigsten Burgen im südlichen Hessen<br />

und steht unter Denkmalschutz.<br />

34


35


1<br />

Rheinlandschaft mit Burg Sooneck, 24. Juni 1819.<br />

Pinsel in Grau über Bleistift, auf chamoisfarbenem Velin mit Wasserzeichen: F H F, links unten mit<br />

brauner Feder bezeichnet und datiert „Hoheneck am Rhein, Juny 1819.“. 27,3:45,9 cm. – Ausriß<br />

im oberen Rand ergänzt.<br />

Die übliche Namensvielfalt der Burgen am Mittelrhein gilt auch hier. Bereits auf der ersten Rheinreise<br />

im Herbst 1818 hatte <strong>Fries</strong>‘ Reisegefährte Rudolf Kuntz (1797-1848) diese Hangburg gezeichnet<br />

und mit „Königstein R. Kunz 1818“ beschriftet (vgl. M. Lehmann: An der Clemenskirche<br />

und im Morgenbachtal, Konz bei Trier 2010, S. 100). Ein Jahr später heißt der „Königstein“<br />

bei Ernst <strong>Fries</strong> „Burg Hoheneck“. Gemeint ist die heutige Burg Sooneck. Sie war eine gut erhaltene<br />

Burgruine und für Künstler interessant, aber damals unzugänglich im Gelände. So wurde sie relativ<br />

selten dargestellt. Ernst <strong>Fries</strong> begann seine zweite Rheinreise in Rüdesheim. Am 23. Juni 1819<br />

auf dem Weg nach „Aßmannshausen“ zeichnete er den Ort im Rheintal mit der gegenüberliegenden<br />

Seite und lavierte seine Zeichnung großflächig mit grauer Tusche (33,5:43,4 cm, Heidelberg,<br />

Kurpfälzisches Museum). Früh am nächsten Morgen setzte er über den Fluß und erkletterte einen<br />

Standort im Steilhang, um die Burgruine „Bautzberg“ von Norden gesehen in gleicher Technik<br />

festzuhalten (45,5:28,5 cm, ebenfalls in Heidelberg; beide Arbeiten abgebildet bei Wechssler<br />

WV 27 und 28. Am selben Tag nachmittags entstand dann die hier vorliegende Arbeit von Burg<br />

Sooneck, denn am 26. Juni 1819 war <strong>Fries</strong> bereits in Oberwesel tätig. Diese drei getuschten Zeichnungen<br />

in großem Format sind von heraus ragender Qualität im Frühwerk.<br />

36


2<br />

Oberwesel, mit dem Ochsenturm, 1819.<br />

Bleistift, mit einigen Deckweißhöhungen, auf braun-grauem Bütten mit Wasserzeichen: Anker mit<br />

Danish Royal Cipher, rechts unten bezeichnet und datiert „Oberwesel den 26ten Juny 1819“.<br />

30:48,3 cm. – Insgesamt etwas fleckig, linker Rand ungleich, in der rechten oberen Ecke leichte<br />

Knickfalte sowie mit wenigen Papierergänzungen.<br />

Wechssler trennt <strong>Fries</strong>‘ zwei Rheinreisen nicht voneinander: die erste fand mit Gefährten im<br />

Herbst 1818 statt, die zweite dagegen ohne Gefährten im Juni 1819 bis Bonn (vgl. Lehmann,<br />

S. 209-213).<br />

37


3<br />

Kloster Limburg bei Bad Dürkheim,<br />

darunter eine Landschaftsstudie, 1819/23.<br />

Bleistift, auf chamoisfarbenem Velin, rechts bezeichnet und datiert „Kloster Limburg den 19ten<br />

Aug.“, links oben am Rand bezeichnet „3 Gegenden 2 Paar...“. 43:27,3 cm. – Verso: Blick in ein<br />

Flußtal. Bleistift. – Insgesamt leicht fleckig.<br />

Bisher konnte nicht geklärt werden, wann <strong>Fries</strong> die Haardt und das Nahetal besuchte, um die Vorzeichnungen<br />

für einige Kupferstiche zu schaffen, die um 1820 in einem Ansichtenwerk im Verlag<br />

von Joseph Engelmann in Heidelberg erschienen sind. Es wäre möglich, daß die vorliegende Zeichnung<br />

auf einer eigenen, kurzen Reise von Heidelberg aus im August 1819 entstanden ist. Denn im<br />

folgenden Jahr 1820 kehrte <strong>Fries</strong> Ende Juli aus München nach Heidelberg zurück und wird nicht<br />

gleich wieder im August auf Reise gegangen sein. Die Zeichnung könnte so eine Lücke in der zeitlichen<br />

Abfolge der Reisen von Ernst <strong>Fries</strong> schließen. Vgl. Wechssler WV 788-804 (Arbeiten anderer<br />

Künstler nach Vorlagen von Ernst <strong>Fries</strong>); Lehmann, S. 211-213, Abb. 142-147. Zur Klosterruine<br />

Limburg vgl. Franz Weiss: Die malerische und romantische Pfalz, Neustadt an der Haardt, 1840,<br />

Reprint Olms 1975, S. 86-92 mit Abbildung einer Zeichnung von Theodor Verhas (1811-1872).<br />

verso<br />

38


ecto<br />

39


4<br />

Ruine Drachenfels bei Bonn, 1819/23.<br />

Blatt mit mehreren Landschaftsstudien sowie kleine Detailskizze in der Art eines Souvenirblattes:<br />

Gutshof in Italien; Rheinlandschaft mit Ruine Drachenfels; Rheinlandschaft mit Blick auf Felsen<br />

und den Rheinsteig; Italienische Landschaft, wohl 1819/1823. Bleistift und wenig Feder in Braun,<br />

auf cremefarbenem Bütten. 24,7:40 cm. Mit einer Inventarnummer links unten „151“ (nicht aus<br />

dem Nachlaßverzeichnis).<br />

Den „Drachenfels“ hat <strong>Fries</strong> auf seiner zweiten Rheinreise 1819 gezeichnet. Denn bei Wechssler<br />

WV 67, Abb. S. 152, handelt es sich um eine mit Feder und Tusche aufbereitete Vorarbeit, datiert<br />

mit dem 14. Januar 1821, für die Lithographie WV 766, Abb. S. 367. Mit Bestätigung der Topographie<br />

von Herrn Gerhard Wagner, Deutsche Burgenvereinigung e. V., Braubach. An diesem Studienblatt<br />

hat <strong>Fries</strong> zu ganz verschiedenen Zeiten gearbeitet. Die italienischen Motive sind frühestens<br />

ab Herbst 1823 entstanden.<br />

40


41


5<br />

Rocca di Mezzo, vicino a Civitella mit Blick auf die Monti Ruffi.<br />

In der Ferne das Bergdorf Rocca Canterano, um 1819.<br />

Feder in Grau, grau laviert, über leichter Bleistiftskizze, auf cremefarbenem Velin. Darstellungsgröße<br />

15,5:21,4 cm. – Darüber: Zwei Landschaftsskizzen von der Rheinreise, Juni 1819. Bleistift.<br />

23:26 cm. – Verso: Zwei einzelne Bäume. Bleistift, einer bezeichnet „In der Natur viel dichter als<br />

da“. Blattgröße 43,5:25,9 cm.<br />

Bei der italienischen Landschaft hat <strong>Fries</strong> die 1810 datierte Radierung „Rocca di Mezzo, vicino<br />

a Civitella“ von Joseph Anton Koch (1768-1839) als Vorlage benutzt, Blatt 6 der 20-Blatt-Folge<br />

„Römische Ansichten“. Wechssler erwähnt im WV, S. 19, ein großformatiges Skizzenbuch, das sich<br />

in <strong>Fries</strong>’schem Familienbesitz befand und aufgelöst wurde. Es enthielt Zeichnungen von den Reisen<br />

Mai/Juni 1822 nach Heilbronn, Stuttgart, Waldenburg und Hechingen und weiter Anfang August<br />

1822 an den Genfer See und ins Wallis. Nur wenige Zeichnungen daraus sind bekannt. Das<br />

oben beschriebene Blatt dürfte aus diesem Skizzenbuch stammen, das auch Gravenkamp kannte<br />

und aufführte. Zum Zeichnen nach fremden Vorlagen schreibt Wechssler WV, S. 20: „Die Entwicklung<br />

vom Zeichnen nach Vorlagen zu selbständigen Arbeiten vollzieht sich in den Jahren 1818-<br />

1823. Es hat den Anschein, dass ihn sowohl Landschaft als auch Bildnis- und Figurenzeichnen<br />

gleichermaßen beschäftigen.“ Ein weiteres Beispiel dafür, daß <strong>Fries</strong> nach einer in Grau und Braun<br />

lavierten Federzeichnung von der Hand Kochs gearbeitet hat, belegt eine Lithographie (1820/21)<br />

mit der Darstellung der „Via mala“ (WV 784, Abb. S. 20). Selbst lernte <strong>Fries</strong> die Landschaft um<br />

Olevano und Civitella im September 1824 kennen, als er in und um Olevano unterwegs war (vgl.<br />

Wechssler WV 189-192.). Dort traf er seine Freunde Adrian Ludwig Richter, Carl Wagner, die Brüder<br />

Rist, Carl Wilhelm Götzloff, Ernst Ferdinand Oehme und Carl Gustav Boerner.<br />

42<br />

verso


ecto<br />

43


6<br />

“Bey Geislingen, 1819” – “Geislingen, 1819”.<br />

Geislingen aus der Ferne, mit dem Ödenturm oberhalb der Stadt.<br />

Pinsel in Grau, über Bleistift, auf grauem Papier, beide links unten bezeichnet und datiert „Bey<br />

Geislingen Novemb. 1819.“ bzw. „Geislingen Novemb. 1819“. 40,3:29,9 cm. – Verso: Blick durch<br />

die Hauptstraße von Geislingen (oben) und: Altarnische (unten). Bleistift.<br />

Vgl. Wechssler WV 57 (Salzburg, 1820): auch hier zwei Pinselzeichnungen übereinander. Diese<br />

Variante der Blattbenutzung ist von Carl Kuntz (1770-1830) 1815 abgeschaut. Zwei Skizzenbücher<br />

von 1819 und 1819-1822 (WV 741 und 742) enthalten Landschaftszeichnungen vom<br />

Odenwald und der Bergstraße, der Neckartalgegend, von Heidelberg, der Rheinreise und der<br />

Schwäbischen Alb. Diese Zeichnungen vom November 1819 sind vermutlich zu der Zeit entstanden,<br />

als <strong>Fries</strong> in Heidelberg auch an seiner berühmten Folge von sechs Ansichten des Heidelberger<br />

Schlosses arbeitet. (Vgl. WV Nr. 754-760). Weitere Landschaftszeichnungen mit Motiven aus<br />

Baden-Württemberg sind WV 69 (Burg Hohenrechberg bei Schwäbisch Gmünd) und WV 70 (Burg<br />

Lichtenstein bzw. wohl Burg Bronnen im Donautal, wie Koopmann im Nachlaßverzeichnis zu Nr.<br />

290 B angibt). Infolgedessen muß der Besuch der Schwäbischen Alb (Wechssler WV 69 und 70<br />

bzw. Lehmann, S. 190) von 1821 auf 1819 umdatiert werden.<br />

44<br />

verso


ecto<br />

45


7<br />

Almhütte in Brannenburg im Inntal, 1820.<br />

Bleistift und Pinselspuren in Blaugrau, auf Bütten mit Wasserzeichen: Drei Kreise und Wappenschild,<br />

links bezeichnet „Almhütte bey Brannenburg“. 17,5:26,5 cm.<br />

Vgl. Wechssler WV 47 und 48; Lehmann, S. 190. „Im Frühsommer (Juni/Juli 1820) reist <strong>Fries</strong><br />

ein zweites Mal nach München und in Gesellschaft weiter ins Inn- und Lechtal, um dann über<br />

Reichenhall und Berchtesgaden nach Salzburg zu kommen.“ (Wechssler, S. 16).<br />

8<br />

Berchtesgadener Land mit Dorfhäusern im Vordergrund, Juni/Juli 1820.<br />

Bleistift, auf Velin. 22,5:36,4 cm. – Größerer Einriß im Bereich des Himmels nahezu unsichtbar<br />

restauriert.<br />

Verso mit Nachlaßnummer „321“ im Konvolut 313-324 „12 Blätter Skizzen“ (Lehmann, S. 244);<br />

vgl. Wechssler WV 45-61, besonders aber WV 51, die stilistisch mit unserer Zeichnung absolut<br />

vergleichbar ist. Diese erste Alpenreise führte <strong>Fries</strong> über das Alpenvorland und Berchtesgaden nach<br />

Salzburg.<br />

46


47


9<br />

Studienblatt mit Laubbäumen und Füchsen, um 1820.<br />

Bleistift, auf gelblichem Velin mit Wasserzeichen: Initialen FHF. 44,8:27,4 cm. – Insgesamt etwas<br />

fleckig.<br />

Das Papier stammt von einer deutschen Papiermühle und wurde von <strong>Fries</strong> bis Herbst 1823<br />

verwendet. (Wechssler, S. 389).<br />

48


49


10<br />

Dorflandschaft, um 1820.<br />

Bleistift, aquarelliert und mit Deckweiß gehöht, auf hellgrauem Velin mit Fragment eines Wasserzeichens.<br />

Darstellungsgröße ca. 21:31 cm, Blattgröße 42,2:31 cm. – Verso: Studie eines Mädchenkopfes<br />

und Baumstudie. Bleistift.<br />

50<br />

verso


ecto<br />

51


11<br />

Burgruine Hohenstein bei Bad Schwalbach im Taunus, 3. Juni 1821.<br />

Bleistift auf chamoisfarbenem Velin. 23,8:32,5 cm. – Durchgehend leicht braunfleckig,<br />

zwei Löchlein sorgfältig geschlossen.<br />

Die qualitätvolle Zeichnung entstand zu Beginn der dritten Rheinreise, die <strong>Fries</strong> mit Johann<br />

Heinrich Schilbach (1798-1851) am 1. Juni 1821 in Frankfurt begann. Im Nachlaßverzeichnis ist<br />

Nr. 384.B mit Datum 3. Juni 1821 und „Schwalbach“ ausgewiesen. Burg Hohenstein ist vermutlich<br />

zwischen 1190 und 1230 von den Grafen von Katzenelnbogen erbaut worden. Bei Auseinandersetzungen<br />

mit den Grafen von Nassau schwer beschädigt, wurde sie 1604 wieder hergestellt.<br />

Zum Ende des Dreißigjährigen Krieges 1647 zerstört, blieben von ihr die beiden wuchtigen Schildmauern<br />

erhalten, jeweils flankiert von zwei Türmen.<br />

52


12<br />

Rheinlandschaft bei Koblenz mit Festung Ehrenbreitstein, Juni 1821.<br />

Bleistift, auf cremefarbenem Velin. 21,6:37,1 cm. – Minimal stockfleckig.<br />

Mit Nachlaßnummer verso „364“ im Konvolut Nr. 360-371 „Zwölf Blätter Studien, worunter<br />

ein coloriertes“ à 15 Kreuzer taxiert; vgl. Lehmann, S. 245. Entstanden während der 3. Rheinreise<br />

mit Johann Heinrich Schilbach (1798-1851) im Juni 1821. Von ihm waren 10 Zeichnungen vom<br />

Rhein im Nachlaß von <strong>Fries</strong>, vermutlich zur Ergänzung von dessen Vorarbeiten für die gestochenen<br />

Rhein-Ansichten. Wechssler (S. 375 f.) hat 18 Kupferstiche nach <strong>Fries</strong> aufgelistet, die in dem<br />

Buch „Malerische Ansichten des Rheins, der Mosel, des Haardt- und Taunusgebirges“ mit 72 Tafeln<br />

nach Zeichnungen von <strong>Fries</strong>, Kunz, Rottmann, Roux und Xeller bei Josef Engelmann in Heidelberg<br />

in Teillieferungen ab 1819 bis 1826 erschienen.<br />

53


13<br />

Lagerndes Paar am Fuß einer Burgruine.<br />

Feder in Braun, braun laviert, über Bleistift, um 1821, auf Bütten mit Fragment eines Wasserzeichens:<br />

Traube, verso von neuerer Hand bezeichnet „Ernst <strong>Fries</strong> 1801-1833“. 17:21,4 cm. –<br />

Verso: Sitzende junge Frau, den Kopf auf die gefalteten Hände gestützt, im Profil nach rechts.<br />

Bleistift. – Verso am linken Rand Reste einer alten Montage.<br />

Die Landschaft läßt sich thematisch und stilistisch in die Reihe der Rheinlandschaften einordnen<br />

(vgl. Wechssler WV 28, Abb. S. 141 und 83, Abb. S. 156). Zu denken ist dabei an die Burg Bauzberg<br />

(auch Fautzberg, Voitzberg oder Vautsburg, später nach dem Wiederaufbau 1825/29 Burg<br />

Rheinstein vgl. Kat. Nr.1 ). Zur figürlichen Staffage in der vorliegenden Zeichnung vgl. Wechssler<br />

WV 45, Abb. S. 146 und WV 86, Abb. S. 157. Vgl. verso WV 516, Farbtafel 41.<br />

54<br />

verso


ecto<br />

55


14<br />

Königssee bei Berchtesgaden, September 1821.<br />

Bleistift, mit Bleistiftlinie umrandet, auf cremefarbenem Velin mit Wasserzeichen: Turkey Mill<br />

J Whatman 1817. 28,9:44,6 cm. Riß im Unterrand sorgfältig restauriert.<br />

Vgl. Wechssler WV 90, Abb. S. 158. Die dort aufgeführte Zeichnung ist bezeichnet und datiert<br />

„Hintersee den 17ten September 1821“ und ist mit 28,6:43,8 cm in der Größe nahezu identisch.<br />

Nachdem <strong>Fries</strong> bereits im Juni 1820 in und um Berchtesgaden und Salzburg gezeichnet hatte<br />

(vgl. WV 54-61), besuchte er im September 1821 in Begleitung von Carl Sandhaas (1801-1859)<br />

und Johann Heinrich Schilbach (1798-1851) erneut diese Gegend. Stationen sind Berchtesgaden,<br />

der Hintersee, die Schönau, die Ramsau und der Staffelsee bei Murnau.<br />

56


57


15<br />

Studie zu einer Zwillingstanne, September 1821.<br />

Feder in Schwarz, über Bleistift, mit teilweise sichtbarer Umfassungslinie in Bleistift am Oberrand,<br />

auf chamoisfarbenem Zeichenkarton. 32,3:32 cm.<br />

Vgl. Wechssler WV 680, Abb. S. 344. Die hier aufgeführte Zeichnung „Studie zu drei Tannen“<br />

wird auf 1830/33 datiert. Doch derart sorgfältige Studien mit Bäumen gehören in die Frühzeit.<br />

Die Zuordnung zur zweiten Alpenreise im September 1821 bietet sich an.<br />

58


59


16<br />

Freistehende Laubbäume in der Nähe eines Bauernhauses, 1821.<br />

Feder in Grau, grau laviert, über Bleistift, auf chamoisfarbenem Büttenkarton. 32:39,7 cm. –<br />

Mit einem grünen Wasserfarbenfleck in einer Baumkrone.<br />

Bei den Bäumen handelt es sich vermutlich um Bergahorn, der für das Berchtesgadener Land<br />

typisch ist. Mit seiner offenen Baumkrone ist er wie die Eiche für die Künstler von bevorzugtem<br />

Interesse. Das Wechselspiel von Sonnenlicht und Schatten und freiem Durchblick zum Himmel<br />

sind trefflich erfaßt.<br />

60


17<br />

Staffelsee. Blick auf das Wettersteingebirge mit Dreitorspitze, September 1821.<br />

Bleistift, teils hellbraun laviert, mit Bleistiftlinie umrandet, auf bräunlichem Bütten, rechts unten<br />

von fremder Hand bezeichnet „Staffel-See“. 28,4:50,1 cm. – Schwache Knickspur am linken Rand.<br />

Die vorliegende Naturstudie wird fortgesetzt mit Wechssler WV 97, Abb. S. 159: Staffelsee.<br />

37,9:47,8 cm. Bleistift mit Tuschlavierung und weiß gehöht; der Bildinhalt ist mit hohen Einzelbäumen<br />

ergänzt worden.<br />

61


18<br />

Regensburg mit der Steinernen Brücke und dem Dom – Landschaftsskizzen<br />

bei Abbach an der Donau, Ende Oktober 1821.<br />

Bleistift, auf cremefarbenem Velin, unten bezeichnet „bey Abach an Donau“. 21,4:35,6 cm. –<br />

Verso: Blick auf Kelheim an der Donau. Bleistift, rechts unten bezeichnet „Donau Kellheim“. –<br />

Mit mehreren Braunflecken verso.<br />

Mit Nachlaßnummer verso „346 B“, Lehmann, S. 191, mit 12 Kreuzern taxiert. Entstanden auf<br />

der Heimreise von der 2. Alpenreise. Die beiden Türme des Regensburger Domes hier noch vor der<br />

Fertigstellung, die 1865 begonnen wurde.<br />

62


ecto<br />

verso<br />

63


19<br />

Künstlerfreund am Waldrand, 1822.<br />

Schwarze und weiße Kreide, mit Umfassungslinie, auf braunem Bütten mit Wasserzeichen:<br />

St Etienne du Mamis. 28:44,5 cm. – Papier am rechten Rand etwas wellig, links leicht knitterfaltig.<br />

Vgl. Wechssler WV 105-121. Während der Reise an den Genfer See und ins Wallis im August 1822<br />

entstanden. Diese Annahme wird durch die Tatsache gestützt, daß die Zeichnungen WV 104, 106<br />

und 116 ebenfalls mit Bleistift und weißer Kreide, bzw. mit schwarzer und weißer Kreide auf braunes<br />

Papier gezeichnet sind. Über diese Reise schreibt Wechssler auf S. 19: „Anfang August unternimmt<br />

er eine Studienreise an den Genfer See und ins Wallis. Die Route führt über Lausanne,<br />

Vevey, Rhônetal, Rhônegletscher, Grimselpass hinunter nach Meiringen und schließlich nach Füssen.<br />

Nur wenige Zeichnungen dieser Reise lassen sich heute noch nachweisen; von einem größeren<br />

Teil ist der Verbleib unbekannt, war in Familienbesitz und ist bei Gravenkamp aufgeführt. Diese<br />

Blätter stammen aus einem großformatigen Skizzenbuch, das aufgelöst wurde“.<br />

20<br />

Starnberg mit dem Schloß und der Sankt Josefskirche, 29./30. September 1823.<br />

Bleistift, auf gelblichem Velin, links bezeichnet „Starenberg“ (sic!). 25,3:34,6 cm. – Leicht fleckig.<br />

Verso mit anderer Inventarnummer „5“ (nicht aus dem Nachlaßverzeichnis). Entstanden kurz<br />

nach dem Aufbruch (23.09.1823) zur Italienreise von 1823-1827 in Begleitung von Johann Heinrich<br />

Schilbach (1798-1851) und den Brüdern Gottfried und Christoph Rist (um 1789-1824 bzw.<br />

1790-1876). „Am 29. September erreichten sie den Starnberger See und setzten über zur Roseninsel,<br />

um dort zu übernachten“. (Wechssler, S. 21; vgl. auch WV 743, ein Skizzenbuch, das mehrere<br />

Zeichnungen enthält, die während dieses Besuchs entstanden sind).<br />

64


65


21<br />

Landschaft am Kochelsee, 30. September 1823.<br />

Bleistift, auf chamoisfarbenem Bütten mit Wasserzeichen: bekröntes Wappen mit Posthorn und<br />

den Initialen „KM“, rechts unten bezeichnet „Kochelsee“. 23,2:39,4 cm. – Einriß und kleine<br />

Randläsuren sorgfältig restauriert.<br />

Entstanden kurz nach dem Aufbruch (23.09.1823) zur Italienreise 1823-1827 in Begleitung von<br />

Johann Heinrich Schilbach (1798-1851) und den Brüdern Gottfried und Christoph Rist (um 1789-<br />

1824 bzw. 1790-1876). „Am 29. September erreichen sie den Starnberger See und setzen über zur<br />

Roseninsel um dort zu übernachten. Der nächste Tag führt über Kochel- und Walchensee nach<br />

Mittenwald.“ (Wechssler, S. 21, Abb. 13).<br />

66


67


22<br />

Waldinneres mit Treppe zu einer Ruine, 1823/27.<br />

Bleistift, auf chamoisfarbenem Bütten mit Wasserzeichen: bekröntes Wappen mit Posthorn und<br />

den Initialen „KM“, rechts unten bezeichnet „Licht von der Linken“. 23,2:37,2 cm. – Verso:<br />

Detailansicht, Variante der Vorderseite. Bleistift. – Kleine Randläsuren sorgfältig restauriert.<br />

Vermutlich entstanden kurz nach dem Aufbruch (23.09.1823) zur Italienreise 1823-1827 in<br />

Begleitung von Johann Heinrich Schilbach (1798-1851) und den Brüdern Gottfried und Christoph<br />

Rist (um 1789-1824 bzw. 1790-1876), oder auf der Rückreise 1827. Der Weg nach Italien führte<br />

sie über München, Starnberger See, Kochelsee, Walchensee, Mittenwald, über den Brenner nach<br />

Sterzing usw.<br />

68


ecto<br />

verso<br />

69


23<br />

Etschtal in Tirol, Oktober 1823.<br />

Bleistift, auf cremefarbenemVelin mit Fragment des Wasserzeichens: Van der Ley. 21,6:36,1 cm. –<br />

Mit einem bräunlichen Strich im oberen Drittel rechts und wenige Fleckchen, sowie vertikaler<br />

Knickfalte.<br />

Mit Nachlaßnummer verso „323“ aus dem Konvolut Nr. 302-336 (Lehmann, S. 244). Wechssler<br />

berichtet auf S. 22: „Von Trient vermerkt <strong>Fries</strong>, dass es die erste Stadt mit italienischem Charakter<br />

sei. Am Mittag geht es zu Fuß im Regen der Etsch entlang nach Rovereto; es ist der 12. Oktober<br />

(1823)“.<br />

24<br />

Blick auf Civitella, 1824.<br />

Bleistift, Feder in Braun, mit Deckweiß gehöht, auf chamoisfarbenem Velin. 28,2:43,3 cm. –<br />

In den Rändern Papier etwas wellig, Knickfalte links unten, Druckstelle rechts unten.<br />

Obwohl die nachgewiesenen Zeichnungen mit Ansichten von oder bei Civitella im September<br />

1826 entstanden sind (vgl. Wechssler WV 408-418), neigen wir zu der Annahme, daß das vorliegende<br />

Blatt bereits im September 1824, anläßlich <strong>Fries</strong>‘ erstem Besuch in der Serpentara gezeichnet<br />

wurde. Dafür spricht die Ausführung mit Bleistift und Deckweiß wie bei Wechssler WV 183, 184<br />

und 186, vgl. aber auch WV 192, Abb. S. 185: Blick von Osten auf Olevano, 1824. Diese Zeichnung<br />

ist zudem mit 28,2:43,3 cm von identischer Größe.<br />

70


71


25<br />

Stadt in der Toskana, vermutlich September 1824.<br />

Bleistift, mit Deckweiß gehöht, auf gelblichem Velin mit Wasserzeichen: Ligatur aus mehreren<br />

Buchstaben. 28,5:38,3 cm. – Horizontale Knickfalte im oberen Drittel der Zeichnung, Ränder mit<br />

Knickspuren.<br />

72


26<br />

Rom, Blick von den Caracallathermen auf San Giovanni in Laterano, 1824/25.<br />

Bleistift, mit nur teilweise sichtbarer Umfassungslinie, auf gelblichem Transparentpapier.<br />

23,5/23,2:43,8 cm. – Rechte obere Ecke ergänzt, mit mehreren winzigen Löchlein.<br />

Vgl. Wechssler WV 163: „Rom, Blick von den Caracallathermen auf San Giovanni in Laterano“,<br />

Abb. S. 177. Die an dieser Stelle aufgeführte sowie die hier vorliegende Zeichnung stehen in Zusammenhang<br />

mit den gemeinsam mit Joseph Thürmer (1789-1833) geplanten Radierungen mit<br />

Romansichten aus verschiedenen Himmelsrichtungen, von denen aber nur die südöstliche Ansicht<br />

verwirklicht wurde (vgl. Wechssler WV 772); Lehmann, S. 193, Nachlaßnummer „504“, „Kaiserpaläste<br />

in Rom, 1825“, geschätzt mit 22 Gulden. Obwohl verso die Nachlaßnummer – üblicherweise<br />

mit Bleistift geschrieben – fehlt, was mit der Feinheit des Papieres zu erklären ist, handelt es<br />

sich wohl um die im Nachlaßverzeichnis genannte Zeichnung. Die Bezeichnung „Kaiserpaläste“<br />

stammt von Koopmann, der das Inventar erstellte. Wechssler schreibt dazu im WV, S. 27:<br />

„Im März (1824) zeichnet er vornehmlich in Rom. Durch Heinrich Hübsch (1795-1863) ist er vermutlich<br />

mit Joseph Thürmer aus München bekannt gemacht worden, mit dem er die ‚nordwestliche<br />

Übersicht von Rom’ plant, eine großformatige Radierung von zwei Platten, von der je eine<br />

<strong>Fries</strong> und Thürmer radieren sollen. Die Vorzeichnung und Vorlage dazu sind von <strong>Fries</strong>, die Radierung<br />

meint mit dem Titel ‚nordwestliche Übersicht’ den Standpunkt des Kapitolturms, von dem<br />

der Blick über die Stadt nach Südosten geht. Die Arbeit an der Platte wird bis in den April gedauert<br />

haben. Ende April und im Mai zeichnet er noch am Forum und Palatin. Dann bricht er mit<br />

Begas (Karl Begas, 1794-1854) und Heinrich Hess (1798-1863) in die Albaner Berge auf.“<br />

73


27<br />

Spoleto. Blick auf den Viadukt Ponte delle Torri, 1825.<br />

Bleistift, mit Bleistiftlinie umrandet, auf grau-rosa Bütten mit Wasserzeichen: Initialen PM, rechts<br />

oben undeutlich bezeichnet. 31,5:45,2 cm. – Verso: Skizze einer Berglandschaft. Bleistift. – Ränder<br />

mit Knickspuren.<br />

Vgl. Wechssler WV 291, Textabb. 27; diese wie unsere Zeichnung sind im Frühjahr1825 auf der<br />

Reise nach Florenz – von Rom kommend – entstanden. Wechssler schreibt dazu auf S. 34:<br />

„<strong>Fries</strong> bricht um den 20. März von Rom auf, folgt der Via Flaminia bis nach Terni, besucht am<br />

21. März Papigno und die Wasserfälle des Velino, und kommt über Spoleto (Abb. 27) und Perugia<br />

am 13. oder 14. April in Florenz an.“<br />

74


ecto<br />

verso<br />

75


28<br />

Perugia, mit den Türmen<br />

von San Pietro und San Domenico, April 1825.<br />

Bleistift, auf Bütten mit Wasserzeichen: bekrönter Wappenschild mit Adler und den Initialen<br />

„GM“, rechts unten von fremder Hand bezeichnet „Viterbo (durchgestrichen) Perugia“.<br />

21,1:30,1 cm. – Leicht fleckig und mit zwei Knickfalten.<br />

Diese Zeichnung ist auf derselben Studienwanderung entstanden, wie das vorhergehende Blatt.<br />

76


77


29<br />

Küstenstreifen bei Genua, Juni 1825.<br />

Bleistift, auf cremefarbenem Velin, rechts unten bezeichnet „Nach dem durchbrochenen Felsen,<br />

wo ich Genua zuerst sah-“, rechts oben nummeriert „16“. 20,4:27,9 cm. – Verso: Eckiger Turm an<br />

einer Hafeneinfahrt an der ligurischen Küste. Bleistift.<br />

Vgl. Wechssler WV 232. – „Die ersten drei Wochen im Juni arbeitet <strong>Fries</strong> intensiv in der Gegend<br />

von Massa und Serravezza, dann ist er eine Woche auf Reisen nach Genua und zurück entlang<br />

der ligurischen Küste bis nach La Spezia. Im Juli sind wieder viele Zeichnungen und Aquarelle mit<br />

Ansichten der Gegend um Massa zu verzeichnen.“ (Wechssler, S. 35).<br />

78<br />

verso


ecto<br />

79


30<br />

Vallombrosa.<br />

Benediktiner Kloster San Benedetto, 1825.<br />

Bleistift, auf chamoisfarbenem Velin mit Wasserzeichen: J Whatman, rechts unten bezeichnet<br />

„Val-ombrosa“ sowie vom Bruder des Künstlers beschriftet „gesehen mit ausgezeichneter Zufriedenheit,<br />

Wilhelm <strong>Fries</strong>“. 29,6:37,5 cm. – Mit wenigen Flecken.<br />

Vgl. Wechssler WV 422. Mit 28,6:35,9 cm ist die hier aufgeführte Zeichnung nahezu gleich groß<br />

wie das vorliegende Blatt. Vallombrosa liegt nahe bei Florenz und ist im Nachlaßverzeichnis (Lehmann,<br />

S. 194) mit Zeichnungen vom 2. und 3. Oktober 1825 nachgewiesen. Wilhelm <strong>Fries</strong> (1819<br />

Heidelberg – Konstanz 1878), Bruder von Ernst, bildete sich in München als Landschaftsmaler aus<br />

und war später als Konservator am Wessenberghaus in Konstanz tätig.<br />

80


31<br />

Bäume am hohen Seeufer, 1822/26.<br />

Pinsel in Grau und Deckweiß (stellenweise oxydiert), über Bleistift, auf bräunlichem Velin.<br />

31:44,5 cm. – Insgesamt nicht ganz frisch, etwas fleckig.<br />

Die Zeichnung ist auf die leere Rückseite einer Lithographie mit dem Bildnis von Ludwig Feuerbach<br />

(Philosoph und Anthropologe, 1804-1872), Großvater des Malers Anselm Feuerbach (1829-<br />

1880), montiert, die Bernhard <strong>Fries</strong> im Selbstverlag herausgegeben hat. Das Gemälde gilt als verschollen<br />

(vgl. Pérard, S. 79). Pérard erwähnt auch, daß sich einige Exemplare dieser Lithographie<br />

im Besitz des Architekten Eugen Dreisch, München, befanden.<br />

81


32<br />

Landschaft mit fernen Bäumen oberhalb einer Tiefebene,<br />

vermutlich 1825/26.<br />

Bleistift, mit Deckweiß laviert, auf grauem Velin mit Wasserzeichen: Buchstabenligatur, mit ausführlichen<br />

eigenhändigen Farbangaben rechts. 31,6:45,8 cm. – Insgesamt etwas knitterfaltig.<br />

Die Farbangaben zu lesen als: „Ferne Kornfelder u Luft ... hell gegen den Himmel / Himmel grau<br />

Mittelgrund ganz in ... oben / ... grau ..... gelb – .... violett“. Die Studie beschränkt sich auf die Erfassung<br />

des Mittelgrundes und war gedacht für eine größere Landschaftsschilderung.<br />

82


33<br />

Brunnen am Weg vor einer römischen Ruine, 1825/26.<br />

Bleistift, auf cremefarbenem Bütten. 19,5:27,4 cm. – Dünne Papierstellen.<br />

83


34<br />

Faleri, etruskische Grabkammern, 1826.<br />

Bleistift, auf Bütten mit Wasserzeichen: Initialen V M F, links unten bezeichnet und datiert „ Faleri<br />

den 22tn May 1826“. 28,2:41,9 cm. – Zu den Rändern hin leicht vergilbt, kleine Randbeschädigungen<br />

und Einriß im Unterrand sehr sorgfältig restauriert, vertikale Mittelfalte geglättet.<br />

Provenienz: Familie <strong>Fries</strong>; Kurpfälzisches Museum, Heidelberg; Winterberg Kunst, Heidelberg,<br />

Auktion 90, 25.04.2015, Nr. 246. Mit Nachlaßnummer verso „286“, geschätzt auf „1 Florin<br />

(Gulden) und 30 Kreuzer“, Lehmann, S. 196. Wechssler WV 310, Abb. S. 222. Hierzu schreibt<br />

Wechssler, S. 39/40: „... Ebenso ziehen die Felsengräber der Falsker, die in den Schluchten angelegt<br />

sind, die Künstler an. Die Ruinen der römischen Siedlung Faleri im Tal werden besucht und die beeindruckenden<br />

Felsformationen in Zeichnung und Aquarell festgehalten. Am 1. Juni verläßt <strong>Fries</strong><br />

die Stadt und wandert über Castel S. Elia und Nepi zurück nach Rom, wo er am 2. Juni eintrifft.<br />

Die Entwicklung des Zeichenstils von <strong>Fries</strong> hat während der Frühjahrsreise einen Höhepunkt erreicht.<br />

Der sichere Strich, gepaart mit den Modulationsmöglichkeiten des weicheren oder härteren<br />

Graphits sind von nun an in seinem zeichnerischen Werk bestimmend...“. <strong>Fries</strong> befand sich auf<br />

diesem Teil der Reise in Begleitung von Jean-Baptiste-Camille Corot (1796-1875) und Francois<br />

Eduard Bertin (1797-1871), die er in Civita Castellana getroffen hatte.<br />

35<br />

Neapel, Häusergruppe und die Kirche San Francesco di Paola,<br />

in der Ferne Capri, 1826.<br />

Bleistift, weiß gehöht, auf Transparentpapier, aufgezogen, verso von späterer Hand bezeichnet<br />

„<strong>Fries</strong>“. 15,3:24,4 cm. – Mit Braunfleck rechts oben.<br />

Die Kirche befindet sich an der Westseite der Piazza del Plebiscito gegenüber dem Palazzo Reale.<br />

Bei seinem Aufenthalt im Juni/Juli 1826 in Neapel konnte <strong>Fries</strong> die Kirche nur in unfertigem Zustand<br />

gesehen haben. Sie wurde 1815-1824 von Pietro Bianchi erbaut und 1836 von Papst Gregor<br />

XVI. geweiht. Das Hauptinteresse des Zeichners gilt der Architektur, die er mit großer zeichnerischer<br />

Präzision aufgenommen hat.<br />

84


85


36<br />

Römische Villa, 1826/1833.<br />

Bleistift, blau, grau und braun aquarelliert, mit schwarzer Feder umrandet, auf chamoisfarbenem<br />

Bütten mit Wasserzeichen: Figur (vermutl. Van der Ley, ähnlich Heawood 1364), rechts unten bezeichnet<br />

und datiert „Rom d 11tn April 1826.-“, nochmals datiert unserer Meinung nach „15 Feb.<br />

33.“. 30,8:39 cm. – Leicht verblichen.<br />

Provenienz: Privatbesitz München. Bei der Nummer „372“ verso handelt es sich um eine anderweitige<br />

Inventar-Nummer. Im Nachlaßverzeichnis ist unter 219 B „Rom, bei Sebastiano“, datiert<br />

11. April 1826, ausgewiesen und mit 3 Florint taxiert, was dem Ort und der Aufbereitung der<br />

Zeichnung entspricht. <strong>Fries</strong> war von Januar bis Mitte April 1826 in Rom und der Campagna tätig<br />

und es sind zahlreiche Zeichnungen entstanden. Die Kaiserforen, das Forum Romanum, der Tempel<br />

der Minerva Medica, die aurelianische Stadtmauer an der Porta S. Giovanni und der Monte<br />

Testaccio ziehen seine Aufmerksamkeit an. Er zeichnet und aquarelliert an der Via appia antica, an<br />

der Via Nomentana und an der Acqua acetosa. Im vorliegenden Fall hat <strong>Fries</strong> eine Bleistiftzeichnung,<br />

die am 11. April 1826 entstanden war, im Februar 1833 wieder zur Hand genommen und<br />

aquarelliert. Vermutlich plante er, sie zu einem späteren Zeitpunkt als Vorlage für ein Gemälde zu<br />

nutzen. Es ist belegt, daß sich <strong>Fries</strong> gegen das Jahresende 1832 und im Frühjahr 1833 mit Vorbereitungen<br />

zu Gemälden beschäftigt hat. „Gegen das Jahresende 1832 und bis zum Frühjahr 1833<br />

scheint er sich mit der Vorbereitung zu Gemälden zu beschäftigen. Skizzen, Studien, Kartons und<br />

schließlich Gemälde nehmen einen stattlichen Umfang an“. (Wechssler, S. 49). Zu den Zeichnungen<br />

bis zum Ende des Romaufenthaltes Ende Mai 1827 äußert sich Wechssler (S. 45/46) wie folgt:<br />

„Das letzte Jahr in Italien ist gekennzeichnet durch intensives Zeichnen und Aquarellieren beliebter,<br />

mehr konventioneller Ansichten italienischer Landschaften und Bauten, von denen sich <strong>Fries</strong><br />

nach Ausarbeiten zu Gemälden gute Verdienstmöglichkeiten verspricht. Die exakte Wiedergabe<br />

der Realität paart sich mit den malerischen Ausdrucksmöglichkeiten des Graphits. Dazu kommen<br />

noch Einzelstudien von Felsformationen und Bäumen, die für <strong>Fries</strong> von besonderem Interesse<br />

sind ....“. „<strong>Fries</strong> nimmt auf der Rückreise nach Heidelberg nicht nur eine prall gefüllte Mappe mit<br />

Zeichnungen mit, sondern er hat in Italien auch seinen persönlichen Stil gefunden“.<br />

86


87


37<br />

Lago di Licola bei Cuma, Juli 1826.<br />

Feder in Braun, auf Bütten mit Wasserzeichen: bekrönter Wappenschild mit Adler und den Initialen<br />

„GM“, unten von fremder Hand falsch bezeichnet „Perugia Assisi“. 21,1:30,1 cm. –<br />

Geringfügig stockfleckig.<br />

Vgl. Wechssler WV 342, Farbtaf. 25. Der Lago di Licola liegt nördlich von Cuma am Golf von<br />

Gaeta hinter einem Strand- und Hainstreifen. Die Zeichnung ist während der Reise im Sommer<br />

1826 an den Golf von Neapel, nach Sorrent, Amalfi und Capri entstanden.<br />

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38<br />

Monte Gennaro bei Tivoli, Oktober 1826.<br />

Bleistift, auf chamoisfarbenem Velin mit Wasserzeichen: De Canson Frères. 23,7:44,7 cm. –<br />

Mit leichter Knickspur am linken oberen Rand.<br />

Vgl. Wechssler WV 460, Abb. S. 275; Lehmann, vgl. S. 199/200. Ab Mitte Oktober zeichnet <strong>Fries</strong><br />

unermüdlich in Tivoli und Umgebung (vgl. WV 436-471). Zu diesen 35 Arbeiten nennt das Nachlaßverzeichnis<br />

weitere. Das vorliegende Blatt bestätigt die vortreffliche Qualität dieses Schaffensdranges.<br />

Anfang November 1826 kehrt <strong>Fries</strong> nach Rom zurück.<br />

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39<br />

Landschaft bei Rom mit dem Monte Soracte, 1826/27.<br />

Aquarell, über Bleistift, auf cremefarbenem Velin mit Fragment des Wasserzeichens: C & I Honig.<br />

34,5:50,8 cm. – Sorgfältig restaurierter, kleiner Einriß im unteren Rand. Farbfrisch.<br />

Vgl. Wechssler WV 323a und 324, Abb. S. 227 und 228; vgl. Lehmann, S. 132, Abb. 112; S. 168,<br />

Abb. 132; vgl. g.J. Wolf, Verlorene Werke deutscher romantischer Malerei. München, 3. Aufl.,<br />

1931, S. 58; K. Lohmeyer, Heidelberger Maler der Romantik. Heidelberg, 1935, S. 291. Das vorliegende<br />

Aquarell steht in direktem Zusammenhang mit einem ausgearbeiteten, in Details geringfügig<br />

veränderten Ölgemälde, das in der Ausstellung im Glaspalast in München 1931 verbrannte.<br />

Vermutlich ist das Aquarell im Nachlaßverzeichnis unter Nr. 461 erfaßt: „Landschaft in Aquarell“<br />

auf 1826 zugeordnet, mit 44 Gulden die höchste Taxierung unter den Arbeiten auf Papier,<br />

und für 81 Gulden von Koopmann ersteigert (Lehmann S. 202). Johann Carl Heinrich Koopmann<br />

(1797-1894) hatte nicht nur das Nachlaßverzeichnis erstellt, sondern war auch der finanziell engagierteste<br />

Käufer auf der Nachlaßauktion im Dezember 1833 (Lehmann, S. 273). Er ersteigerte<br />

17 Arbeiten von erlesener Qualität. Aus seiner aufgelösten Sammlung sind bislang 9 Arbeiten bekannt<br />

geworden. Es spricht alles dafür, das vorliegende Aquarell nun als zehnte Arbeit anzuerkennen.<br />

Wechssler schreibt: „Es ist auffällig, daß sich ab 1826 die Aquarelle mehren. Über die Bleistiftzeichnung<br />

legt er mit nassen Farben diejenigen Teile an, die für das Kolorit bedeutsam sind.<br />

Die Farben sind lebhaft. In der Komposition verzichtet er auf das rahmende Beiwerk und gibt die<br />

Landschaft in einem sich kontinuierlich in die Ferne entwickelnden Ausschnitt wieder. Weich modulierende<br />

Linien deuten den Vordergrund an, verschiedene Härtegrade der Zeichenstifte und die<br />

damit erlangte Licht- und Schattenwirkung bilden den Kern der Darstellung.“ (Wechssler, S. 38).<br />

Sie sind weder nur um die Farbgebung ergänzte Naturstudien noch zwecks Verkaufs gemalt.<br />

Vielmehr sind sie eigenständige Arbeiten, die die Sepia- und Aquarell- Kunst von Ernst <strong>Fries</strong> auf<br />

das Trefflichste kennzeichnen (vgl. Lehmann S. 114-119). Die Besonderheiten dieser Arbeiten werden<br />

dort unter Einbezug der Erkenntnisse von Elisabeth Bott (Ernst <strong>Fries</strong>. Studien zu seinen Landschaftszeichnungen,<br />

Diss. Heidelberg 1976, Leverkusen 1978) beschrieben, um zu begründen, daß<br />

sie zumindest bei Ernst <strong>Fries</strong> eine eigene Kategorie im künstlerischen Gesamtwerk bilden. Ohne<br />

diese Ausführungen zu wiederholen, lassen wir die Qualität des Aquarells für sich sprechen. Es<br />

handelt sich bei diesem Aquarell ganz ohne Frage um ein Hauptwerk im zeichnerischen Oeuvre<br />

von Ernst <strong>Fries</strong> und um ein Rarissimum der Zeichenkunst aus der Zeit der deutschen Romantik.<br />

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40<br />

Rom, Ruinen der Praetorianerkaserne des Hadrian, 1827.<br />

Bleistift, auf dünnem Bütten. 30,3:30,7 cm. – Insgesamt etwas stockfleckig, zwei dünne Stellen im<br />

Randbereich.<br />

Mit Nachlaßnummer verso „361“ im Konvolut 357 B bis 363 B, „7 Blätter Skizzen“, zusammen<br />

mit 1 Gulden und 12 Kreuzern taxiert. Vgl. Wechssler WV 618 verso, Abb. S. 320, WV 653, Abb.<br />

S. 334, WV 654, Farbtafel 63 und WV 655, 5, Abb. S. 335. Diese drei hier genannten Gemälde<br />

sind im Jahr 1831 während des zweijährigen Aufenthaltes in München entstanden. Zu den Zeichnungen<br />

bis zum Ende des Romaufenthaltes Ende Mai 1827 äußert sich Wechssler (S. 45/46) wie<br />

folgt: „Das letzte Jahr in Italien ist gekennzeichnet durch intensives Zeichnen und Aquarellieren<br />

beliebter, mehr konventioneller Ansichten italienischer Landschaften und Bauten, von denen sich<br />

<strong>Fries</strong> nach Ausarbeiten zu Gemälden gute Verdienstmöglichkeiten verspricht. Die exakte Wiedergabe<br />

der Realität paart sich mit den malerischen Ausdrucksmöglichkeiten des Graphits. Dazu kommen<br />

noch Einzelstudien von Felsformationen und Bäumen, die für <strong>Fries</strong> von besonderem Interesse<br />

sind ....“. „<strong>Fries</strong> nimmt auf der Rückreise nach Heidelberg nicht nur eine prall gefüllte Mappe mit<br />

Zeichnungen mit, sondern er hat in Italien auch seinen persönlichen Stil gefunden“.<br />

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41<br />

Landschaft bei Olevano mit Blick auf Civitella (Bellagra), Februar 1827.<br />

Bleistift, auf cremefarbenem Transparentpapier, mit Bleistiftlinie rechts und unten umrandet,<br />

links unten bezeichnet und datiert „Nach Reinhold Rom 16ten Febr. 1827.“ 24,5:33,2 cm. –<br />

Verso Reste alter Montierung an den Ecken, rechte untere Ecke wieder angesetzt.<br />

Vgl. Lehmann, S. 202: im Nachlaßverzeichnis Nr. 568 mit der bescheidenen Taxe von 1 Gulden<br />

und 20 Kreuzern. Hier sind mit Nr. 567 bis 571 fünf „Durchzeichnungen“ nach Reinhold genannt.<br />

Wechssler schreibt zu <strong>Fries</strong>’ Ansicht über Heinrich Reinhold auf S. 26: „An Reinhold lobt<br />

<strong>Fries</strong> besonders die korrekte und zierliche Wiedergabe anspruchsloser Naturausschnitte, hält ihn<br />

jedoch nicht für sehr ursprünglich, für kein großes Talent; denn vieles habe er von Koch angenommen.“<br />

Ganz offensichtlich hat er seine Meinung, wahrscheinlich nach Reinholds Tod 1825, neu<br />

überdacht. <strong>Fries</strong> pauste sich insgesamt 14 Zeichnungen nach Reinhold durch. Sie belegen seine besondere<br />

Wertschätzung, die keinem anderen Künstlerkollegen zu Teil wurde. Reinhold selbst verwandte<br />

Transparentpapier nicht zum Pausen, sondern wegen der feinen, glatten Oberfläche, vgl.<br />

dazu Lehmann, S. 259-263. Zu Heinrich Reinhold (1788-1825) und dem gleichen Motiv vgl. den<br />

Ausstellungs-<strong>Katalog</strong>: Heinrich Reinhold (1788-1825). Italienische Landschaften. Gera, Kunstgalerie,<br />

1988, Nr. 77, Abb. 163. Die Pauszeichnungen von <strong>Fries</strong> nach Reinhold sind etwas Besonderes;<br />

bislang bekannt sind: „Straßenbrücke bei Civita Castellana“ (<strong>Galerie</strong> Joseph <strong>Fach</strong>, Frankfurt,<br />

Kat. 100, Nr. 28) und „Otranto“ (M. Lehmann, S. 261). Hier ist zu bemerken, daß es sich bei dieser<br />

Zeichnung Reinholds um eine Pause nach einer Zeichnung von Joseph Thürmer (1789-1833)<br />

handelt. Heinrich Reinhold ist selbst nie in Otranto gewesen.<br />

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42<br />

Dreistämmiger Baumwurzel-Austrieb an einem Hang, 1827/33.<br />

Bleistift, auf grauem Velin mit Wasserzeichen: M. Heusler. 42,5:30,8 cm. – Die Ränder ungleich<br />

geschnitten, wenige Fleckchen.<br />

Papiere mit dem Wasserzeichen „M. Heusler“ verwandte <strong>Fries</strong> seit Herbst 1827 bis 1833 (vgl.<br />

Wechssler, S. 393, Nr. 33).<br />

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43<br />

Studie einer verknorpelten alten Eiche an einem Seeufer, 1828/29.<br />

Bleistift, auf bräunlichem Velin mit Fragment des Wasserzeichens: JWhatman. 27,5:24,5 cm. –<br />

Insgesamt etwas faltig, Löchlein und kleiner Einriß.<br />

Whatman-Papier benutzte <strong>Fries</strong> von 1824-1833 (Wechssler, S. 389). Auf faszinierende Weise<br />

beschränkt sich diese Studie auf einen Baumstamm mit den Verwerfungen (Knorren), die bereits<br />

kahles Astwerk zur Folge haben.<br />

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44<br />

Die „Drei Wassertröge“ im Heidelberger Stadtwald, 1828/29.<br />

Bleistift, auf chamoisfarbenem Velin mit Wasserzeichen: JWhatman. 28,8:36,5 cm. – Ränder mit<br />

leichten Knickspuren.<br />

Vgl. Wechssler WV 603, Abb. S. 316: diese lavierte Federzeichnung ist nicht datiert, gleichwohl mit<br />

1829 angesetzt. Unsere Zeichnung dürfte jedoch zeitgleich mit der im WV 543 genannten Zeichnung<br />

(von 1828, 25,3:36,1 cm) entstanden sein, die ebenfalls ein Motiv aus dem Heidelberger<br />

Stadtwald zeigt und ebenfalls mit Bleistift gezeichnet ist. Dafür spricht auch die Sorgfalt im Hell<br />

und Dunkel der vorliegenden Arbeit, die dann 1829 mit WV 603 rasch durch Feder und Tusche ersetzt<br />

wird. Der nach oben erweiterte Bildausschnitt spricht für eine vor Ort entstandene Naturstudie.<br />

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45<br />

Bildnis Louise Stockhausen, im Profil nach links, Juni 1832.<br />

Bleistift, auf gelblichem Velin, rechts unten datiert „Juny 1832“, Wiederholung des Profils am<br />

linken Rand. 16,2:13,7 cm.<br />

Vgl. Wechssler WV 583 und 584, jeweils auf 1828/1829 datiert. Bei der Dargestellten handelt es<br />

sich um die Frau des Künstlers Louise Stockhausen, Tochter des Pfarrers Christian Gottlieb und<br />

der Friederike Christina Stockhausen. Das Paar hatte am 10. September 1829 in Neckargemünd<br />

geheiratet. Der Familienüberlieferung nach lernte <strong>Fries</strong> seine Braut auf dem jährlich stattfindenden<br />

Rosenfest bei dem Apollotempel im Schwetzinger Schloßgarten kennen (Wechssler, S. 47).<br />

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46<br />

Blick von Schlierbach auf den Neckar und Stift Neuburg, 1833.<br />

Bleistift, auf chamoisfarbenem Velin. 31,5:47,6 cm. – Mit kleiner dünner Papierstelle im Bereich<br />

des Berghanges.<br />

Mit Nachlaßnummer verso „579“, Lehmann, S. 203. Auf der Nachlaßauktion wurde die Zeichnung<br />

– wie taxiert – für 1 Florin verkauft. Vgl. Wechssler WV 575-580, Farbtafel 48 und Abb.<br />

Ss. 310-312 (1828) einerseits und Wechssler WV 686, 689, 690, Farbtafel 68, Abb. S. 346 und 348<br />

(1833) andererseits. In der Regel geht der Blick flußaufwärts über den Neckar auf Stift Neuburg<br />

links im Bild. Die vorliegende Zeichnung hingegen wählt den Standort mit Schlierbach links im<br />

Vordergrund und Stift Neuburg auf der anderen Flußseite. Die Arbeiten von 1829 im kleinen Format<br />

15:20 cm waren für die Druckgraphik vorgesehen. Bereits im Winter 1829/30 ist von <strong>Fries</strong><br />

eine Folge von „Sechs lithographierte Ansichten von Stift Neuburg bei Heidelberg“, in Heidelberg<br />

im Verlag L. Meder erschienen (Wechssler WV 775-780). Erst die Arbeiten von 1833 weisen das<br />

größere Format aus, weshalb wir die vorliegende Zeichnung auf 1833 datiert haben.<br />

47<br />

Bammental mit Blick zur Evangelischen Kirche, 1833.<br />

Bleistift, auf Velin. 30,7:43 cm. – Kleinere Randschäden oben und Löchlein sorgfältig restauriert,<br />

geglättete Knickfalte links oben.<br />

Mit der Nummer verso „No 127“ gehörte die Zeichnung zu einem Konvolut im Nachlaßverzeichnis<br />

Teil B mit Nr. 122-142, 21 Blatt à 1 Florint und 12 Kreuzer taxiert (Lehmann, S. 246).<br />

Wechssler WV 693 „Das Elsenztal mit der alten Bammentaler Kirche“ (1833, unfertiges Aquarell<br />

mit Farbtafel 69, 29,1:41,3 cm) ist im Nachlaßverzeichnis unter Nr. 244 B mit nur 1 Gulden<br />

taxiert. Das unfertige Aquarell wurde damals vergleichsweise gering taxiert gegenüber einer unfertigen<br />

Naturstudie und deutlich niedriger als Aquarelle. Der Aufenthalt in und um Bammental ist<br />

bei Wechssler mit 4 Zeichnungen dokumentiert (vgl. Wechssler WV 691-694). Im Juli bis September<br />

1833 hielt sich <strong>Fries</strong> in Heidelberg und Neckargemünd auf. Bammental liegt von beiden Orten<br />

nicht weit entfernt.<br />

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48<br />

Pons Augustus, Narni, 1833.<br />

Öl auf Leinwand, doubliert. 57,7:84 cm. – Mit Überarbeitungen an den Rändern.<br />

Provenienz: Süddeutscher Privatbesitz. Der Pons Augustus war der Übergang der Via Flaminia<br />

über die Nera und ist in Augusteischer Zeit (30 v. Chr. – 14 n. Chr.) gebaut worden. Diese italienische<br />

Landschaft mit dem großen Repoussoir-Baum rechts geht auf Zeichnungen zurück, die <strong>Fries</strong><br />

im Frühling 1826 angefertigt hat (vgl. WV Wechssler 294, Abb. S. 217 und 295, Farbtaf. 20). Zu<br />

Nr. 295 schreibt Wechssler: „Der Vermerk auf der Rückseite des Blattes Nr. 290 „Alte Mühle an<br />

der Nera bei Narni“ gibt den Hinweis, dass <strong>Fries</strong> sich mit den beiden Blättern zur Vorbereitung zu<br />

geplanten Gemälden kurz vor seinem Tode beschäftigt hat Das Nachlaßverzeichnis führt allein<br />

8 Papierarbeiten mit Motiven bei Narni auf (vgl. Lehmann, S. 195). Bei Wechssler sind im<br />

WV mit 706, 706a (ebenfalls unsigniert), 716 und 717 vier Gemälde genannt, die sämtlich 1833<br />

entstanden sind, von weiteren ist der Verbleib unbekannt und es fehlen auch nähere Angaben<br />

dazu. Das vorliegende Gemälde wurde im Dezember 2001 Frau Dr. Wechssler vom Vorbesitzer in<br />

einem persönlichen Gespräch vorgestellt. Beim Betrachten des Original-Gemäldes bestätigte<br />

Frau Dr. Wechssler mündlich, daß dies eine authentische Arbeit von Ernst <strong>Fries</strong> sei.<br />

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Bernhard <strong>Fries</strong><br />

1820 Heidelberg – München 1879


Bernhard <strong>Fries</strong> – Lebenslauf<br />

1820 Heidelberg – München 1879<br />

1820 in Heidelberg geboren als Sohn des Bankiers Christian Adam <strong>Fries</strong> (1766-1847) und Christine<br />

Louisa <strong>Fries</strong>, geb. Heddäus (1781-1858). Bruder von Ernst (1801-1833) und Wilhelm <strong>Fries</strong><br />

(1819-1878).<br />

Schon in früher Jugend kam Bernhard mit Werken des englischen Landschaftsmalers George Wallis<br />

(1770-1847) in Berührung sowie mit Arbeiten von Carl Rottmann (1797-1850).<br />

Erhielt ersten Zeichenunterricht bei Carl Heinrich Koopmann (1797-1894) am Polytechnikum in<br />

Karlsruhe.<br />

1835 geht er auf den Rat Koopmanns an die Münchner Akademie.<br />

1837 reist er ohne Wissen der Eltern und Lehrer mit Stationen in Innsbruck, Bozen, Trient, Riva,<br />

Triest, Verona, Vicenza und Venedig (hier einige Tage Aufenthalt), weiter über Padua, Mantua,<br />

Modena, Bologna, Pisa und Lucca.<br />

Wohl Anfang Oktober 1838 Eintreffen in Rom. Hier lernt er 1839 Johann Wilhelm Schirmer<br />

(1807-1863) kennen, dessen Schüler er später wurde.<br />

Frühjahr 1839 Reise nach Neapel entlang der „Via di Terracina“.<br />

Winter 1839/40 in Rom.<br />

Sommer 1840 entstehen Arbeiten vor den Toren Roms und in der Umgebung: Perugia, Civita<br />

Castellana, Terracina, Tivoli, Subiaco, Olevano, im Sabiner- und Albaner-Gebirge.<br />

Ende März 1841 auf dem Landweg nach Neapel.<br />

Anfang Juni 1841 Aufbruch zur Heimreise über Civitavechia (hier Einschiffung) Livorno, Florenz,<br />

Bologna, Ferrara, Padua, Venedig, Verona, Trient, Meran, Innsbruck, Mittenwald nach München.<br />

Ende Juni 1841 bis Sommer 1842 wieder in Heidelberg.<br />

Oktober 1842 Reise nach Düsseldorf, wo die Freundschaft zu Schirmer erneuert wird. Seine<br />

Freunde sind hier Andreas Achenbach (1815-1910), Adolf Carl (1814-1845) und Ernst Wilhelm<br />

Pose (1812-1878).<br />

1842 bis Herbst 1843 abwechselnd in Düsseldorf und Heidelberg.<br />

Herbst 1843 in Begleitung der Malerfreunde Achenbach und Carl wieder Aufbruch in den Süden.<br />

Winter 1843/44 in Rom.<br />

1844 im Mai Aufbruch des Trios nach Süden mit Ziel Neapel und Sizilien.<br />

November 1844 wieder in Rom.<br />

29. April 1845 Teilnahme am Cervaro-Fest der deutschen Künstler in Rom, als Adjutant des Präsidenten<br />

Carl Werner (1808-1894).<br />

1845 bis Anfang 1846 in München und Heidelberg.<br />

Juli 1846 Reise nach Paris, die Meister der „paysage intime“ sind für ihn wichtig. Kurzer Aufenthalt<br />

bei Alexandre Calame (1810-1864) in Genf, Studienfahrten um den Genfer See, ins nahe<br />

Hochgebirge und im oberen Rhônetal.<br />

Herbst 1846 kurz in Rom. Bernhards künstlerische Ausbildung ist abgeschlossen. Vorbild seiner<br />

Landschaftskunst ist Carl Rottmann (1797-1850). Sein Ruf ist gefestigt und er ist erfolgreich. Er<br />

läßt sich in München nieder.<br />

1848 stürzte er sich in die Revolution.<br />

1849 in München tätig, gibt Johanna Kapp (1824-1883), Tochter des Heidelberger Philosophen<br />

Christian Kapp (1798-1874), Malunterricht.<br />

Jahreswende 1849/50 verbringt er in Dresden.<br />

1850 an der Universität in Heidelberg bei Kuno Fischer.<br />

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1850/1854 entstehen Porträts Heidelberger Dozenten.<br />

Januar 1852 als „Demokrat“ aus München ausgewiesen.<br />

1852/53 in Heidelberg.<br />

August 1853 Reise nach Italien über Genua – Florenz (2 Wochen).<br />

Ende September 1853 erreicht er Rom.<br />

März 1854 Besuch in Neapel, 2 Wochen später mit Schiff nach Livorno, weiter nach Florenz,<br />

Bologna, Modena, Parma, Venedig. 10 Tage später über den Brenner weiter nach München, das er<br />

Ende April 1854 wieder erreicht. Die Ausweisung wird aufgehoben.<br />

Mitte April 1855 ein weiteres Mal nach Paris, auf der Weltausstellung vertreten, wendet sich<br />

zunehmend der deutschen Landschaft zu.<br />

3. Juli 1855 Besuch des Städels in Frankfurt mit dem Philosophen und Schriftsteller David<br />

Friedrich Strauß (1808-1874).<br />

6. November 1856 erhält er das Bürgerrecht in Heidelberg.<br />

22. November 1856 Heirat mit seiner Nichte Sophie Feldhoff.<br />

Anfang 1857 wieder in Dresden.<br />

Seit 1857 Mitglied der Heidelberger Freimaurerloge „Ruprecht zu den fünf Rosen“.<br />

1860 Verlust seines Vermögens durch Bankrott des Bankhauses der Familie. Zieht endgültig nach<br />

München.<br />

1860-1866 entsteht ein Zyklus von 40 italienischen Landschaften, in Anlehnung an Rottmanns<br />

Fresken in den Münchner Hofgartenarkaden. Sie waren bestimmt für einen von Gottfried von<br />

Neureuther (1811-1887) entworfenen, doch nicht gebauten Pavillon und gelten als sein wichtigstes<br />

Werk.<br />

9. Januar 1862 erhält <strong>Fries</strong> vom Großherzog von Baden den Auftrag für ein Gemälde vom<br />

Heidelberger Schloß.<br />

Von 1864 an ist er aus finanziellen Gründen gezwungen, die Hälfte dieser Bilder einzeln zu verkaufen,<br />

die meisten sind verschollen. Daneben entstehen in dieser Zeit kleine Landschaften vom<br />

Starnberger See und dem nahen Gebirge.<br />

21. Mai 1879 stirbt Bernhard <strong>Fries</strong> in München.<br />

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Erika Rödiger-Diruf<br />

Bernhard <strong>Fries</strong> (1820 Heidelberg – München 1879)<br />

Zeichnungen aus dem Nachlass – eine Auswahl<br />

Im Gegensatz zu seinem Bruder Ernst <strong>Fries</strong>, der, 1801 geboren, schon 1833 verstarb, zu dem es seit<br />

dem Jahr 2000 ein ausführliches kritisches Werkverzeichnis gibt, verfasst von Sigrid Wechssler 1 , ist<br />

Leben und Werk von dessen erheblich jüngeren Bruder Bernhard <strong>Fries</strong> (1820 – 1879) seit dem Erscheinen<br />

der Dissertation von Rudolf Pérard von 1930 „Bernhard <strong>Fries</strong>. Ein Maler des Übergangs<br />

im neunzehnten Jahrhundert, in seinem Leben und künstlerischen Werk“ 2 keine neuere umfänglichere<br />

Publikation erschienen. Ursächlich dafür dürfte weniger die Qualität von Bernhard <strong>Fries</strong>‘<br />

Werk sein, als die Heterogenität seines Stils. Schon Karl Lohmeyer résumierte 1922: „‘Daraus<br />

[<strong>Fries</strong> als Verehrer Poussins und Lorrains], in Verbindung mit seinem echt pfälzisch fröhlichen und<br />

leichtblütigen Naturell wie einer überaus beweglichen Phantasie, ging ihm jene große Leichtigkeit,<br />

sich in sehr verschiedenen Stylformen zu bewegen, hervor, die ihn von jeher auszeichnete. So gibt<br />

es denn Produktionen aller Art, ganz naturalistische, wie klassizistische und romantisch-stimmungsvolle,<br />

von ihm; ja es war ihm Bedürfnis, entweder alle paar Jahre eine ganz neue Richtung<br />

einzuschlagen oder durch ein neues Feld mit neuen Mitteln anzubahnen.‘“ 3 So kann man – im Gegensatz<br />

zum Werk seines Bruders Ernst – bei Bernhard <strong>Fries</strong> von keiner kontinuierlichen künstlerischen<br />

Entwicklung sprechen, vielmehr eignete er sich mehrere Stilrichtungen an, sodass es, sofern<br />

die Signatur oder die gesicherte Provenienz fehlen, manchmal schwer fällt, ihm mit letzter Sicherheit<br />

ein Werk zuzuschreiben oder gar auch zu datieren.<br />

Umso bedeutsamer sind vor diesem Hintergrund die Zeichnungen aus Familienbesitz, sind diese<br />

doch individueller, in der Regel handschriftlicher und damit authentischerer Ausdruck eines Künstlers<br />

als seine im Atelier durchkomponierten Gemälde.<br />

Seine Ausbildung erhielt <strong>Fries</strong> zunächst 1835 bei dem Historienmaler Johann Carl Heinrich Koopmann<br />

(1797 – 1894), der seit 1833 Lehrer für figürliches Zeichnen am Karlsruher Polytechnikum<br />

war. Dass Bernhard schon frühzeitig noch in Heidelberg in Kontakt mit Werken des schottischen<br />

Malers George Augustus Wallis (1761 – 1847) und denen des Landschaftsmalers Carl Rottmann<br />

(1797 – 1850) sowie von William Turner (1775 – 1851) gekommen sein will, kann nur bedingt<br />

zutreffen. Wahrscheinlich ist damit gemeint, dass er schon als Knabe Bilder von Wallis, der nur<br />

von 1812 bis 1816 in Heidelberg weilte, in der Kunstsammlung seines Vaters, der mehrere Gemälde<br />

von Wallis erworben hatte, gesehen und Wallis selbst möglicherweise später auf einer seiner<br />

Italienreisen in Florenz aufgesucht hat. 4 Carl Rottmann 5 wiederum, der mit Bernhards erheblich<br />

älteren Bruder Ernst befreundet und 1821 von Heidelberg nach München übergesiedelt war, dürfte<br />

Bernhard erst um 1835/37 als höchst erfolgreichen, vor allem für König Ludwig I. von Bayern<br />

tätigen Landschaftsmaler kennengelernt haben, nachdem er seinerseits an die Münchener Akademie<br />

gegangen war. Rottmann wiederum stand in dieser Zeit auf dem Höhepunkt seiner Karriere:<br />

Von 1830 bis 1833/34 hatte er für König Ludwig I. den 28 Motive umfassenden Italienzyklus unter<br />

den Münchner Hofgartenarkaden al fresco ausgeführt, die den Daheimgebliebenen eine Reise<br />

durch Italien wenigstens optisch ermöglichen sollte. 1834/35 war Rottmann dann im Auftrag des<br />

Königs nach Griechenland gereist 6 , um im Anschluss an diese Reise dem Italien- einen Griechenlandzyklus<br />

in München folgen zu lassen. Sowohl der öffentlich zugängliche Italienzyklus, als auch<br />

der Griechenlandzyklus, an dem Rottmann von 1838 bis 1850 arbeitete und zwischenzeitlich<br />

einige Motive auch in Form der Ölbildfassung auf den Kunstmarkt brachte, wurden vorbildlich<br />

für zahlreiche Landschaftsmaler aus ganz Europa. Der damit verbundene Stil wirkte quasi Schule<br />

bildend, obwohl Rottmann keine Professur an der Münchner Kunstakademie innehatte! Denn seit<br />

1826 war das Landschafts- als Lehrfach an der Münchner Akademie abgeschafft worden, und die<br />

Professuren waren mit Historienmalern – allen voran Peter von Cornelius (1783 – 1867) – besetzt.<br />

Diese Tendenz stieß wohl, so wird überliefert, bei Bernhard <strong>Fries</strong> auf geringes Interesse. Allem An-<br />

110


schein nach scheint er sich in München 1835 anfangs wohl an den alten Bekannten seiner Familie<br />

aus Heidelberg, Rottmann, gehalten zu haben. Vermutlich hat dieser auch den Wunsch bei Bernhard<br />

verstärkt, wie einst sein Bruder Ernst Landschafts- und nicht Historienmaler zu werden.<br />

Was die Kenntnis von Turners Werk angeht, so kann darüber nur spekuliert werden. Am wahrscheinlichsten<br />

ist es, dass <strong>Fries</strong> Turners Werke in München kennengelernt hat, wo 1842 dessen<br />

Gemälde „Eröffnung der Walhalla“, entstand. Allerdings ist Turner ab den 1830er Jahren mehrfach<br />

den Rhein hinab gereist und hat auch 1836 und 1838 Heidelberg aufgesucht. In diesen Jahren<br />

hielt sich Bernhard jedoch in München bzw. Italien auf. Das Gemälde von „Schloss Heidelberg“,<br />

das Turner um 1840/45 schuf, wurde zu dessen Lebzeiten nie öffentlich ausgestellt! 7 Es ist aber<br />

auch nicht auszuschließen, dass Bernhard <strong>Fries</strong> Werke von Turner auf einer seiner zahlreichen Reisen<br />

bei Freunden oder Sammlern gesehen haben kann. Selbst wenn dies der Fall gewesen sein sollte,<br />

ist das Vorbildhafte Turners im Werk von <strong>Fries</strong> ebenso schwer nachzuweisen wie das von Carl<br />

Rottmann, was Rudolf Pérard hartnäckig versucht, wobei darauf hinzuweisen ist, dass Pérard bei<br />

seinen Vergleichen oftmals Gemälde von Rottmann ins Gefecht führt, die – wie man heute weiß –<br />

zweifellos nicht von dessen Hand stammen.<br />

Als enfant terrible machte sich Bernhard <strong>Fries</strong> 1837 ohne Wissen der Eltern und Lehrer auf den Weg<br />

nach Italien, zunächst bis nach Venedig. Wohl Anfang 1838 trifft er in Rom ein, von wo aus er auch<br />

u.a. Neapel aufsucht. Dort begegnet er Johann Wilhelm Schirmer (1807 – 1863), dem Landschaftsmaler<br />

aus Düsseldorf, der sich 1839/40 in Rom und seiner Umgebung aufhält und im Zuge dessen<br />

zum einen die Ideallandschaft pflegt, zum anderen brillante Ölstudien vor der Natur ausführt 8 . Mitte<br />

1841 kehrt Bernhard <strong>Fries</strong> nach Heidelberg zurück, um im Herbst 1842 nach Düsseldorf zu gehen.<br />

Hier vertieft er die Freundschaft mit Schirmer, der mittlerweile eine Professur für Landschaftsmalerei<br />

an der Düsseldorfer Kunstakademie innehat, und pflegt enge Kontakte mit Andreas Achenbach<br />

(1815 – 1910), Adolf Carl (1814 – 1845) und Ernst Wilhelm Pose (1812 – 1878). 9 Auch ist anzunehmen,<br />

dass er dort die Arbeiten des Landschafts- und Historienmalers Karl Friedrich Lessing (1808<br />

– 1880) kennengelernt hat, obwohl dieses nirgendwo erwähnt ist. Darüber hinaus bleibt unklar,<br />

weshalb Bernhard trotz der diversen Ortswechsel von 1840 bis 1843 als Schüler der Schirmer-Klasse<br />

an der Düsseldorfer Akademie aufgeführt wird, wie Rudolf Theilmann 1979 nachwies. Unstet<br />

pendelt Bernhard zwischen Düsseldorf und Heidelberg hin und her, um im Herbst 1843 erneut nach<br />

Italien aufzubrechen, begleitet von Andreas Achenbach und Adolf Carl. Dieses Mal geht die Reise<br />

über Rom bis – 1844 – nach Sizilien. 1845 findet man ihn wieder in München und Heidelberg bzw.<br />

1846 in Paris, wo er die Künstler der so genannten Schule von Barbizon kennen gelernt haben soll<br />

wie etwa Théodore Rousseau (1812 – 1867), Jules Dupré (1811 – 1889) oder Charles-François Daubigny<br />

(1817 – 1878). 10 Anschließend pflegt er im Rahmen einer Studienreise durch die Schweiz 1846<br />

Kontakt mit dem Schweizer Landschaftsmaler Alexandre Calame (1810 – 1864). In den folgenden<br />

Jahren führt er sein unstetes Leben weiter, reist nach München, Heidelberg, Italien, Paris, Dresden<br />

und Frankfurt/M. in alle Richtungen. 1848 engagiert sich Bernhard <strong>Fries</strong> für die Revolution, wie<br />

überhaupt seine Kontakte zu David Friedrich Strauß (1808 – 1874) und Ludwig Feuerbach (1804 –<br />

1872), die mit ihren Schriften Kritik an der Kirche, an Dogmen- und Glaubensfragen üben, für sich<br />

selbst sprechen. Das Hauptwerk von Strauß „Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet“ erscheint 1835/36<br />

und wirkt so revolutionär, dass Strauß seinen theologischen Lehrstuhl in Tübingen verliert; in ähnlicher<br />

Richtung argumentiert Feuerbach 1841 in seiner Schrift „Das Wesen des Christentums“. Von<br />

Feuerbach fertigt Bernhard <strong>Fries</strong> ein (heute verschollenes) Porträt an, das er auch als Grafik herausgibt.<br />

11 Bezeichnend ist auch der Kontakt mit Johanna Kapp (1824 – 1883), der er 1848 in München<br />

Malunterricht gibt und die die Tochter des „linksorientierten“ Philosophen Christian Kapp (1798<br />

– 1874) ist, der u.a. Burschenschaftler und 1848/49 im Parlament der Frankfurter Paulskirche tätig<br />

war. Aufgrund seiner revolutionären Haltung als Demokrat wird Bernhard <strong>Fries</strong> 1852 aus München<br />

ausgewiesen, woraufhin er in das liberalere Heidelberg übersiedelt. 1853/54 unternimmt er eine weitere<br />

Italienreise, kehrt 1854 nach München zurück, wo seine Ausweisung aus politischen Gründen<br />

mittlerweile aufgehoben worden ist.<br />

Erst 1860 wird Bernhard <strong>Fries</strong> in München sesshaft, nachdem er sein Vermögen, das ihm bis dahin<br />

ein unbeschwertes Leben und Reisen ermöglichte, durch den Bankrott des Bankhauses seines Bru-<br />

111


ders in Heidelberg verloren hat. Eines von Bernhards letzten Hauptwerken besteht in Anlehnung<br />

an Carl Rottmanns Italienzyklus 1860 aus einer Serie von 40 Bildern mit Italienansichten, die er<br />

mit Blick auf einen von Gottfried Neureuther (1811 – 1887) entworfenen, jedoch nicht ausgeführten<br />

Pavillon geschaffen hat. Ab 1864 ist er gezwungen, die Bilder der Serie einzeln zu verkaufen,<br />

die meisten von ihnen sind verschollen. 12 In den letzten Jahren malt er vor allem kleinformatige<br />

Bilder mit deutschen Motiven.<br />

Das Kurpfälzische Museum in Heidelberg ist im Besitz von zahlreichen Gemälden von Bernhard<br />

<strong>Fries</strong>, nicht wenige von ihnen sind signiert. Es wäre ein großes Verdienst, aufgrund neuerer Erkenntnisse<br />

ihm eine kritische Monographie zu widmen.<br />

Die Zeichnungen aus dem Nachlass, die von seiner Hand stammen, machen deutlich, dass sich<br />

Bernhard durchaus nicht mit der zeichnerischen Qualität seines Bruders Ernst messen will. Geht es<br />

Ernst <strong>Fries</strong> vielfach um die Erfassung der Landschaft in Form der sorgfältigen Naturaufnahme, bei<br />

der unter anderem auch Details und Lichtgebung eine Rolle spielen, so vereinfacht Bernhard ab<br />

den 1840er Jahren zunehmend die Landschaftsformen, oft nur auf den großzügigen Umriss beschränkt.<br />

Hier ist man an Carl Rottmanns „Sizilianisches Studienbuch“ erinnert 13 , das dieser unter<br />

Zeitnot 1827 während seiner Sizilienumrundung mit einfachsten, weitgehend auf den Kontur<br />

reduzierten Skizzen füllte, um sie von Fall zu Fall später – wohl aus einem eidetischen Gedächtnis<br />

heraus – in eine detailreiche Aquarellversion überzuführen. Bei Bernhard <strong>Fries</strong> ist auffallend, dass<br />

er offenbar bemüht ist, den natürlichen Charakter der Landschaft sowie der Natur zur Geltung zu<br />

bringen, also nicht zu idealisieren oder zu individualisieren. So zeigt er beispielsweise die Felsen<br />

an der Mittelmeerküste ganz real als vom Salzwasser geformte, rohe Gebilde, zeichnerisch auf den<br />

gebrochenen Umriss reduziert.<br />

Selten stellt <strong>Fries</strong> einen inhaltlichen Kontext zu seinem Motiv her, das heißt, er platziert zwar berühmte<br />

Namen von geschichtlich bedeutenden Orten auf seine Zeichnungen, doch ergibt sich oft<br />

kein Bezug zu der Darstellung. Ja, man gewinnt geradezu den Eindruck, dass Bernhard <strong>Fries</strong> die<br />

dem Bildungsreisenden geläufigen Orte der Geschichte zwar aufgesucht, aber die Darstellung der<br />

Denkmäler selbst oder bedeutenden Stätten geradezu vermieden hat. Beispielhaft hierfür ist die<br />

Nr. 56, die im Titel auf Narni verweist, woraufhin eigentlich die augusteische Brücke zu erwarten<br />

wäre, wie sie schon sein älterer Bruder 14 oder Camille Corot 15 in Narni erfasst haben; doch<br />

stattdessen wählt er eine Baumgruppe, die topographisch nicht zu verankern ist. Ähnlich verfährt<br />

<strong>Fries</strong> bei den Ansichten von Palermo: Die so bezeichneten Studien zeigen weniger prägnant das<br />

eindrucksvolle Massiv des Monte Pellegrino, das sich über der Stadt Palermo erhebt und wie es<br />

nach Carl Rottmann zahlreiche Künstler, die nach Sizilien gereist sind, gemalt haben; vielmehr hält<br />

<strong>Fries</strong> des Öfteren tagebuchartig gänzlich unbedeutende Landstriche im Umfeld von Palermo fest.<br />

Eine Ausnahme bildet Nr. 72, wo die Silhouette des Monte Pellegrino zwar erfasst ist, jedoch nicht<br />

derart eindrücklich, dass hinsichtlich ihrer Bezeichnung auch Zweifel aufkommen könnten. Etwas<br />

anderes ist es bei den früheren Zeichnungen bis etwa 1840, bei denen <strong>Fries</strong> noch vielfach mit der<br />

Tuschfeder gearbeitet und Details näher spezifiziert hat (siehe lfd. Nrn. 60-63).<br />

Als Zeichner macht sich <strong>Fries</strong> vom Einzelgegenstand weitgehend frei und entwickelt ab etwa Mitte<br />

der 1840er Jahre von Fall zu Fall eine eigene Form von Handschriftlichkeit, indem er beispielsweise<br />

den einfachen Kontur immer wieder erneut parallelisiert, sodass eine expressive mehrfache<br />

Strichführung entsteht. Heute wirken solche Zeichnungen ausgesprochen modern, ja in mancher<br />

Hinsicht der so genannten écriture automatique im 20. Jahrhundert ähnelnd. Dieser emotionale<br />

Subjektivismus mag unter anderem darin begründet sein, dass Bernhard <strong>Fries</strong> bis Ende der 1850er<br />

Jahre finanziell unabhängig war und sowohl einen individuellen Zeichenstil pflegen konnte, als<br />

auch keine Motive wählen musste, die für ein Käuferpublikum bestimmt waren. Denkbar wären<br />

in dieser Hinsicht auch Eindrücke, die er in Paris im Umfeld der Maler der „Schule von Barbizon“<br />

gesammelt hat, für die nicht das bedeutende Motiv, sondern die Stimmung maßgeblich war. <strong>Fries</strong><br />

reichte es oftmals offenbar, dass er nur den Namen einer berühmten Stätte beispielsweise in Form<br />

der schriftlichen Bezeichnung fallen lassen musste, um beim gebildeten Reisenden als Betrachter<br />

entsprechende Assoziationen wecken zu können.<br />

112


Folgende Zeichnungen sind Gegenstand meiner Betrachtungen<br />

(die Nummern beziehen sich auf den <strong>Katalog</strong>):<br />

50 Ziegelhausen bei Heidelberg mit der St. Laurentiuskirche, o.D.<br />

Feder in Grau, über Bleistift auf braunem Velin, 29.3 x 42.2 cm<br />

(links Papierstreifen von ca. 4.5 cm angesetzt)<br />

51 Großer Laubbaum mit zwei Personen, o.D.<br />

Bleistift auf Bütten, 29.3 x 45.5 cm<br />

52 Studie eines Laubbaumes, o.D.<br />

Feder in Schwarzbraun und Bleistift auf chamoisfarbenem Velin, 39.0 x 26.6 cm<br />

55 Steineichen bei Cervara di Roma, um 1840<br />

Feder in Schwarzbraun und Bleistift auf chamoisfarbenem Velin, 30.5 x 41.8 cm<br />

Bez. rechts unten: „Cervara“<br />

56 Baumgruppe bei Narni, um 1840<br />

Feder und Pinsel in Braun über leichter Bleistiftskizze auf chamoisfarbenem Bütten,<br />

29.7 x 44.9 cm<br />

Verso: Weite Landschaft mit einem Fluss, Bäumen und einem Höhenzug im Hintergrund,<br />

Feder in Schwarzbraun und Pinsel in Grau über Bleistift<br />

Bez. recto links unten von fremder Hand: „Narni“<br />

Bez. verso: eigenhändige Farbangaben in der Darstellung<br />

58 Kirche von Papigno, um 1840<br />

Bleistift auf Bütten, 23.8 x35.9 cm<br />

Verso: Baumgruppe, Bleistift<br />

Bez. recto: mehrere eigenhändige Farbangaben<br />

Bez. verso: „Linde“, „Buche“, „Eiche“ und „Ahorn“<br />

59 Italienische Stadtlandschaft mit einem Gebirgszug im Hintergrund, o.D.<br />

Bleistift auf chamoisfarbenem Velin, 25.4 x 44.0 cm<br />

Verso: Baumlandschaft, Bleistift<br />

60 Berghang mit Mauer und Weinreben, um 1841<br />

(Zwei Studien desselben Motivs)<br />

Bleistift sowie Feder in Schwarzbraun über Bleistift, auf bräunlichem Bütten, 44.4 x 28.2 cm<br />

Verso: Große Baumstudie, Feder in Schwarzbraun über Bleistift<br />

61 Blick auf Schloss Tirol, um 1841<br />

Feder in Schwarzbraun und Bleistift auf chamoisfarbenem Bütten, 26.4 x 44.7 cm<br />

Verso: Blick in das Etsch-Tal, Bleistift<br />

Bez. verso rechts unten von fremder Hand: „B. Fr. Bl. 54“<br />

Wasserzeichen: Van der Ley<br />

62 Blick auf Schloss Tirol, um 1841<br />

Bleistift auf chamoisfarbenem Bütten, 27.8 x 42.8 cm<br />

Verso: Flüchtige Skizze desselben Motivs, Bleistift<br />

Wasserzeichen: Van der Ley<br />

63 Schloss Schenna bei Meran, um 1841<br />

Feder in Schwarzbraun und Bleistift auf cremefarbenem Velin, 28 x 33 cm<br />

Bez.: mehrere Farbangaben in der Darstellung<br />

113


66 Capri, um 1844<br />

Feder in Braun und Bleistift auf chamoisfarbenem Velin, 26.3 x 35.9 cm<br />

Verso: Küstenstreifen bei Neapel, Bleistift<br />

Bez. recto: mehrere eigenhändige Farbangaben sowie „doppelt“ und „Napoli“<br />

Bez. verso: „doppelt“ und „Napoli“<br />

67 Ischia, Küstenlandschaft, Sommer 1844<br />

Bleistift auf Bütten, 25.0 x 36.0 cm<br />

Verso: Küstenlandschaft mit Booten, Bleistift<br />

Bez. recto rechts unten: „Ischia“<br />

Bez. verso rechts unten: „Reggio“<br />

Wasserzeichen: FP<br />

69 Concordia-Tempel, Agrigent, Sommer 1844<br />

Bleistift auf chamoisfarbenem Bütten, 14.5 x 24.5 cm<br />

Bez. rechts unten: „Girgenti“<br />

70 Landschaft bei Agrigent, Sommer 1844<br />

Bleistift auf Bütten, 18.7 x 26.8 cm<br />

Bez. rechts unten: “Girgenti“<br />

71 Monte Catalfano, Sizilien, Sommer 1844<br />

Bleistift auf chamoisfarbenem Velin, 26.3 x 35.8 cm<br />

Verso: An der Ostküste der Bagheria mit der Turmruine Sólanto bei Santa Flavia, Bleistift<br />

Bez. recto rechts von fremder Hand: „Bagaria“<br />

Bez. verso unten: „Cap Caferano“<br />

72 Monte Pellegrino bei Palermo, Sommer 1844<br />

Bleistift auf Bütten, 21.5 x 31.5 cm<br />

Verso: Stadt, Ansicht mit Kirche, Stadtmauer und Kastell sowie darunter ein Baum, Bleistift<br />

Bez. recto rechts unten: „Palermo“<br />

Wasserzeichen: Giuse. Baccari und Lilienwappen<br />

73 Palermo, römische Ruine mit drei Bogen, Sommer 1844<br />

Bleistift auf Bütten, 21.5 x 31.5 cm<br />

Bez. links unten von fremder Hand: „Palermo“, sowie mehrere Farbangaben in der Darstellung<br />

(rechts unten: „sehr brillant rothe Ziegel“)<br />

Wasserzeichen: Giuse. Baccari und Lilienwappen<br />

78 Küstenstreifen bei Palermo, Sommer 1844<br />

Bleistift auf Bütten, 21.0 x 31.5 cm<br />

Bez. rechts unten: „Palermo“ sowie mehrere Farbangaben in der Darstellung<br />

Wasserzeichen: Giuse.Baccari und Lilienwappen<br />

79 Felsenküste bei Palermo, Sommer 1844<br />

Bleistift auf chamoisfarbenem Velin, 26.3 x 35.8 cm<br />

Verso: Zwei Studien übereinander, oben: Panorama der Küste von Sizilien mit Capo Zafferano,<br />

Bleistift, – unten: Nahsicht auf Capo Zafferano<br />

Bez. recto rechts unten: „Palermo“<br />

Bez. verso oben: „Termini rechts der Mitte“, unten rechts der Mitte: „Cap Zaferano“<br />

114


81 Landschaftsausschnitt mit Bäumen, Sommer 1844<br />

Bleistift, auf cremefarbenem Bütten, 21.5 x 31.7 cm<br />

Bez. rechts unten: „Palermo“<br />

84 Landschaft im Rhônetal, 1846<br />

Bleistift auf chamoisfarbenem festen Bütten, 30.0 x 47.0 cm<br />

Verso: Skizze eines Berghanges, Bleistift<br />

Bez. recto: mehrere eigenhändige Farbangaben<br />

Bez. verso rechts unten: „B. Fr. Bl. 11“<br />

Wasserzeichen: undeutlich<br />

115


Bäume<br />

Ebenso wie sein Bruder Ernst hat Bernhard <strong>Fries</strong> immer wieder gerne Bäume zeichnerisch und malerisch<br />

erfasst, wie das Werkverzeichnis von Pérard (z.B. WV 78 – 83, 85, 89, 90) deutlich macht.<br />

Auch im Nachlass haben sich einige Baumstudien gefunden, auf die hier etwas näher eingegangen<br />

werden soll, wobei nicht entscheidend ist, ob sich die Baumstudie auf der Vorder- oder Rückseite<br />

eines Blattes befindet.<br />

Das Bergdorf Papigno liegt östlich von Terni, das durch seine Kaskaden berühmt ist. Gezeigt ist<br />

die Kirche von Papigno (58), ihre Dachlandschaft mit dem Langhaus, Anbauten und dem barocken<br />

Turm ohne Helm, wie sie langgestreckt den Felsen bekrönt und aus Bäumen und Gebüsch<br />

gleichsam emporwächst. Der Standort des Künstlers liegt etwas unterhalb der Anlage, den Vordergrund<br />

hat er ungestaltet belassen. Linear angelegte Anhöhen im Hintergrund charakterisieren den<br />

Ort zusätzlich als in den Bergen des Appennin befindlich. Der Zeichenstil ist sparsam: Bäume und<br />

Gebüsch sind unspezifisch in offenen Umrissformen gegeben, lediglich die Architektur wirkt durch<br />

den kubischen Aufbau und die Schattengebung in den Öffnungen plastischer. Schon 1826 hatte<br />

Camille Corot das malerische Bergnest Papigno in mehreren Bildern erfasst 16 , ebenso im gleichen<br />

Jahr der Bruder Ernst <strong>Fries</strong> 17 .<br />

Merkwürdig mutet die Zeichnung auf der Rückseite an: Dort sind in nach rechts abnehmender<br />

Höhe Bäume in rohen Konturen in Bleistift gezeichnet, und zwar Laubbäume, wie sie vor allem im<br />

nördlicheren Europa wachsen, nämlich: Linde, Buche, Eiche und Ahorn. So hat sie der Künstler<br />

jedenfalls innerhalb der Zeichnung beschriftet. Stamm und Laubwerk sind bis auf die mit „Eiche“<br />

bezeichnete Form ohne jede individuelle Note. Es fragt sich, ob diese Baumarten auch in der Gegend<br />

von Terni wachsen, oder ob Bernhard <strong>Fries</strong> die Bäume aus der Erinnerung zu Papier gebracht<br />

hat? Vielleicht hat er auch das Blatt auf Vorder- und Rückseite zu unterschiedlichen Zeiten verwendet?<br />

Festzuhalten gilt, dass der schriftliche Verweis auf einen Gegenstand, auf ein Motiv, eher<br />

die entsprechende Vorstellung im Kopf des Betrachters weckt, als dass der Künstler es ausführlich<br />

abzubilden sucht.<br />

Ein ähnliches Phänomen – wenn auch in anderer Weise – findet sich auf der Zeichnung in Feder<br />

und Pinsel in Braun Baumgruppe bei Narni (56). Gezeigt ist eine Baumgruppe, bestehend aus mindestens<br />

drei ausladenden Eichen und üppigem Laubwerk. Die Laubbündel sind mit kleinen Häkchenformen<br />

konturiert, die Verschattung ist vor allem auf die Stämme und das Innere der Krone<br />

links konzentriert.<br />

Nachdem auf der Rückseite der Papigno-Ansicht (Nr. 58) der individuellen Gestalt der Bäume lediglich<br />

durch die schriftlichen Bezeichnungen Ausdruck gegeben worden ist, ist hier die zeit- und<br />

ortlose Baumgruppe durch die Beischrift mit einem kulturhistorisch bedeutenden Ort verbunden,<br />

der eigentlich durch seine 27 v. Chr. erbaute Brücke (ursprünglich 160 m lang, 30 m hoch,<br />

4 Bogen, davon noch einer vorhanden) aus der Zeit des römischen Kaisers Augustus (63 v.Chr.<br />

– 14 n.Chr.) berühmt geworden ist: „Narni“. Die Brückenruine wurde von Camille Corot 1826<br />

mehrfach gemalt 18 . Auch hat Ernst <strong>Fries</strong> im gleichen Jahr die augusteische Brücke in Zeichnungen<br />

festgehalten 19 . Man gewinnt den Eindruck, dass Bernhard <strong>Fries</strong> zwar die berühmte Stätte der Reiseführer<br />

aufgesucht hat, aber offenbar ganz bewusst das damit verbundene bekannte Motiv, wie<br />

hier das römische Denkmal, nicht erfassen und wiedergeben wollte. Auch das Motiv der Rückseite<br />

– eine Landschaft ohne geographische Besonderheiten – ist topographisch nicht bestimmbar.<br />

Etwa in der gleichen Zeit – um 1841 oder etwas früher – dürften auch die zwei Zeichnungen auf<br />

einem Blatt Berghang mit Mauer und Weinreben (60) entstanden sein. Ebenso wie sein älterer Bruder<br />

Ernst hat Bernhard ein querformatiges Blatt gedreht und zwei Darstellungen ähnlichen Motivs<br />

übereinander 20 , – einmal in Bleistift, einmal in Tusche, – ausgeführt. Auf der Rückseite nimmt eine<br />

ausladende Baumstudie (wohl eine Eiche?) die ganze Blattbreite ein.<br />

Die Bleistiftversion (22.4 x 28.5 cm), um damit zu beginnen, zeigt in relativ großer Distanz zum<br />

unteren und den seitlichen Blatträndern den Blick auf einen Hang, aus dem links die Ecke einer<br />

Steinmauer vorragt. Der Absatz darüber ist wild bewachsen mit niedrigen Pflanzen und dünnstäm-<br />

116


migen Büschen. Rechts dahinter ist ein Holzgatter skizziert und sind Bäume angedeutet. Sind das<br />

Mauerwerk und links dahinter fern im Halbdunkel liegende Treppenstufen relativ kräftig im Ton<br />

gezeichnet, ist der Bleistift in den übrigen Bereichen zumeist als sanfter Grauton verrieben.<br />

Die Tuscheversion (21.8 x 28.3 cm) zeigt einen Weg, der in einer Linkskurve um einen Abhang<br />

führt, der sich links mehrstufig aufbaut: Die untere Partie besteht aus einer Steinmauer, deren<br />

oberer Absatz mit Gras bewachsen ist, an den sich ein etwas weiter zurückliegender Mauerstreifen<br />

anschließt. Darüber ist eine Pergola ähnliche einfache Konstruktion aufgebaut, bestehend aus<br />

kreisförmig in die Erde gerammten Holzstäben und Blattranken, die sich links zu einer Art Blätterdach,<br />

rechts zu einer überhängenden Blätterwand verdichten. Seitlich rahmt je ein Baum in groben<br />

Umrissen die Darstellung. Manches spricht motivisch für Weinbergterrassen, doch bleibt unklar, in<br />

welchem landschaftlichen Umfeld <strong>Fries</strong> diese Studien geschaffen hat.<br />

Zu den zahlreichen Baumstudien von der Hand Bernhards gehört auch Steineichen bei Cervara di<br />

Roma (55). Der nach links abfallende Steilhang und die Beischrift „Cervara“ sprechen dafür, dass<br />

es sich um den Felssporn nördlich von Subiaco handelt, der sich von den Monti Simbruini weit<br />

nach Westen in das Tal des Anio vorschiebt. Unterhalb des Steilabsturzes senkt sich der mit Steineichen<br />

bestandene Hang zum Flusstal hinab. Ohne die Ortsbezeichnung gibt es keinen weiteren<br />

Hinweis auf etwas Spezifisches, denn auch der Charakter der Bäume ist eher verallgemeinert, als<br />

dass er im Laubwerk als Steineiche eindeutig bestimmbar wäre. Dies gilt umso mehr für die nur<br />

in Bleistift gezeichneten hinteren Bäume, wohingegen der vorderste – ein üppiges Prachtstück – in<br />

Tusche bis ins Ast- und Blätterwerk durchgebildet ist, ohne dass Eichenblattformen im Einzelnen<br />

erkennbar sind. Die verwendete Tuschfeder ist derart spitz gewählt, dass die Tusche, wohl auch<br />

durch den Druck der zeichnenden Hand, auf der Rückseite des Blattes fast durchschlägt.<br />

Immer wieder begegnet man bei Bernard <strong>Fries</strong> dessen Vorliebe für Bäume, deren Bedeutung durch<br />

Beischriften wie hier „Palermo“ auf Landschaftsausschnitt mit Bäumen (81) unklar bleibt. Es<br />

könnte sich in diesem Fall um eine stilisierte Pinie handeln, umgeben von weiteren hochwachsenden<br />

Pflanzen, die, wohl ohne weiteres Interesse, in offenen Konturen halbabstrakt notiert sind.<br />

Lediglich die Pinie ist in kräftigem Strich und mit Schattenzonen durchgezeichnet, das Ganze horizontal<br />

mit einer energischen Mehrfachlinie unterstrichen.<br />

Bei der lfd. Nummer (51) Großer Laubbaum mit zwei Personen dürfte es sich um einen Baum<br />

handeln, der eher in nordischen Breiten wächst wie die Linde oder Eiche. Auf einem kleinen Hügel<br />

erhebt sich der gewaltige Stamm, der sich bald über dem Erdboden gegabelt hat. Weit ausladend<br />

ragen die belaubten Äste wie ein Strahlenkranz um den Stamm, flüchtig sind Schatten hier und da<br />

auf den Ästen, den Stamm und als lockere Schraffuren zwischen den Laubpartien angegeben. Quasi<br />

wie ein Kürzel ist ein Menschenpaar am Fuße des Baumes eingefügt, in der Ferne sieht man zwei<br />

Höhenrücken. Ansonsten ist das Baumindividuum auf der Blattfläche frei gestellt.<br />

Im Gegensatz zu dem Archaik ausstrahlenden Baumriesen widmete sich Bernhard bei der Studie<br />

eines Laubbaumes (52) einem jungen, schlank gewachsenen Baum, dessen Verhaftung im Boden<br />

oder in einer umgebenden Landschaft nicht erkennbar ist. In voller Höhe nimmt er das Blattformat<br />

ein und ist mit der Tuschfeder ausführlich durchgezeichnet. Die Blattformen haben spitzen<br />

Charakter, doch lässt sich die Baumart nicht bestimmen. Weitere Laubgebilde, die nur in Bleistift<br />

gehalten sind, finden sich auf der linken Blattseite. Es dürfte sich um eine frühe Studie von Bernhard<br />

<strong>Fries</strong> handeln.<br />

Italienreise<br />

1851 ist das Ölgemälde der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen München „Blick auf das<br />

Etschtal mit Schloss Tirol“ 21 datiert. Wann die Zeichnung Blick auf Schloss Tirol (62) mit dem<br />

fast identischen Motiv entstanden ist, kann nur vermutet werden: 1837, als Bernhard zum ersten<br />

Mal gen Süden reiste resp. 1841 auf der Rückreise, oder 1843 auf der zweiten Reise bzw. auf der<br />

Rückreise von Rom 1845? Erst 1853 reiste er wieder nach Rom, doch dann war das Gemälde<br />

schon fertiggestellt.<br />

117


Stilistisch ist die Zeichnung am ehesten in den Zeitraum um 1840 einzuordnen. Gezeigt ist der Blick<br />

von tief unten aus dem Tal hinauf auf die von rechts nach hinten gestaffelten steilen Fels gipfel, von<br />

denen der vordere von einem Wirtschaftsgebäude sowie einer Ruine bekrönt ist. Auf dem hinteren<br />

linken Gipfel thront das Schloss Tirol, das im Ursprung aus dem 12. Jahrhundert stammt. Die Abhänge<br />

sind dicht bis hinab ins Tal mit Laubbäumen bewachsen. Vordergrund bzw. die Tal sohle sind<br />

nicht spezifiziert, links geht der Blick in die mehr ahn- als sichtbare ferne Tiefebene. <strong>Fries</strong> hat hier<br />

einen weichen Bleistift verwendet, den er vor allem entweder für den offenen Kontur der Baumsilhouetten<br />

oder für die Architekturen einsetzte, außerdem hat er die Schraffuren des Öfteren zu<br />

Grau-Schattenpartien verrieben. Die Zeichnung auf der Rückseite scheint ebenfalls Schloss Tirol<br />

gegolten zu haben, ist aber in so leichtem, nervösen Strich gehalten, dass sie kaum lesbar ist.<br />

Das gleiche Motiv, doch aus einem etwas anderen Blickwinkel, nämlich mehr direkt von unterhalb<br />

der Bauten und daher diese stärker verkürzt wiedergebend, zeigt die Zeichnung (61) mit dem<br />

gleichen Titel wie Nr. 62. Die Tuschfeder, mit der Bernhard <strong>Fries</strong> die auch hier teilweise verriebene<br />

Bleistiftzeichnung überarbeitet hat, verdeutlicht die Geländestruktur. So sind die von diesem<br />

Standort aus teilweise wie keilförmig aussehenden steilen Felshänge klarer von den unter Baumbewuchs<br />

verschwindenden Partien unterschieden. Links werden die Anhöhen mit den Schlossbauten<br />

durch einen Bergrücken quasi verlängert, sodass sich hier kein Durchblick auf das wie auch immer<br />

geartete Flusstal ergibt. 22<br />

Vergleicht man die Nrn. 61 und 62 mit dem Münchner Ölgemälde, so hat Bernhard <strong>Fries</strong> die Studien<br />

offenbar nur für die rechte Partie verwendet. Auf dem Bild gilt das linke Drittel ganz dem<br />

Durchblick auf das fern sich weitende Flusstal. Allerdings zeigt die Rückseite des vorliegenden<br />

Blattes in dynamischen, oft – wie suchend – mehrfach parallellaufenden Strichführungen in Bleistift<br />

in etwa die Komposition wie auf dem Münchner Ölbild. Es wäre denkbar, dass diese Skizze<br />

später entstanden ist. Darauf, dass <strong>Fries</strong> außer dem Münchner Gemälde mindestens noch eine weitere<br />

Version von Schloss Tirol gemalt hat, lässt Pérards WV 143 schließen.<br />

Vermutlich auf der ersten Reise nach Italien bzw. auf der Rückreise 1838/41 entstand die Studie<br />

Schloss Schenna bei Meran (63). In der Tuschezeichnung geht der Künstler vergleichsweise differenzierend<br />

in der Charakterisierung der Einzelheiten, insbesondre des Baumschlags, vor. So unterscheidet<br />

er deutlich zwischen Nadelbaum und Laubbaum. Gezeigt ist auf einer die Landschaft<br />

beherrschenden Anhöhe der im 14. Jahrhundert entstandene Schlossbau, wobei über dem Dach<br />

gerade noch die barocke Zwiebelturmspitze der hinter dem Schlossbau befindlichen Schlosskirche<br />

sichtbar ist. Der Standort des Künstlers ist unterhalb der Anhöhe so gewählt, dass die Sichtachse<br />

in Blattmitte, wo sich die Matten an den Hängen zu Füßen der Schlossarchitektur breiten, wie frei<br />

gelegt wirkt. Links des Schlosses befindet sich offenbar ein Graben oder Fluss, über den eine Brücke<br />

zu Wohnhäusern führt. Es ist nicht klar lesbar, ob von dort ein Weg oder ein Bachbett hinab<br />

zum Fußpunkt der Matten führt, um rechts weiter in einer Linkskurve in die Tiefe überzuleiten,<br />

wo der Blick auf einen Hang mit Nadelbäumen fällt. Im Vordergrund flankieren Baumgruppen –<br />

links Nadelbäume, rechts Laubbäume – die Szenerie. Unklar ist, ob es sich bei den Gebilden oben<br />

rechts um den abstrakten Verweis auf Wolken oder um Laubformationen handelt.<br />

Die Zeichnung von Ischia, Küstenlandschaft (67) dürfte aufgrund der Studien auf der Rückseite,<br />

die mit „Reggio“ bezeichnet sind, wohl auf der Italienreise von 1843/45 entstanden sein, die<br />

Bernhard <strong>Fries</strong> zusammen mit Andreas Achenbach bis nach Sizilien führte. Stünde nicht „Ischia“<br />

auf der Vorderseite, ließe sich lediglich feststellen, dass es eine x-beliebige Küstenlandschaft war,<br />

die Bernhard <strong>Fries</strong> hier festgehalten hat. Mit wenigen Strichen sind im Mittelgrund Hügelketten<br />

angegeben, links gestaffelt, rechts in einfacher großer Form eine Bucht umschließend. Eine weitere<br />

Bucht ragt von rechts in die Darstellung hinein. Architekturen sind nur rudimentär angegeben, –<br />

links vorne ein Bau mit Turm, rechts außen auf dem Kap ein Rundbau?<br />

Das Motiv auf der Rückseite gibt offenbar von Reggio di Calabria aus den Blick auf die Nordostküste<br />

Siziliens zwischen Catania und Messina wieder, links der Mitte im Hintergrund überhöht<br />

vom Ätna. Drei Segelboote kreuzen unmittelbar vor der fernen Küste, ein Ruderboot mit Insassen<br />

nähert sich dem Künstlerstandort von links. Im unteren Drittel des Blattes schiebt sich von rechts<br />

118


– weitgehend auf wenige vage Linien beschränkt – ein Küstenstreifen in die Darstellung hinein.<br />

Links unten ist eine leicht verdrehte männliche Gestalt skizziert, möglicherweise sollte mit ihr die<br />

Folge von Seekrankheit angedeutet werden?<br />

Es gibt wohl kaum eine/n Künstler/in, der in Rom und Neapel war und nicht auch die Insel Capri<br />

mit ihrer charakteristischen, einem Schlachtschiff ähnlichen Silhouette gemalt oder gezeichnet hat.<br />

So auch Bernhard <strong>Fries</strong>, der während einer seiner beiden früheren Aufenthalte um 1839 oder 1844<br />

die Studie Capri (66) geschaffen haben dürfte. 23 Die horizontal gelagerte Insel, in Tusche gezeichnet,<br />

erstreckt sich im Hintergrund über der Horizontlinie. Davor breitet sich das Meer, die Bucht<br />

von Neapel, bis zum Künstlerstandort. Der Vordergrund ist angefüllt mit Farbnotizen in Bleistift<br />

sowie die Beischrift „Napoli“ und wird begrenzt von einem zweiteiligen Felsenriff, dessen Oberkante<br />

den Fußpunkt Capris nicht überschneidet, und dessen Silhouette spiegelbildlich in etwa der<br />

von Capri entspricht. Der in Bleistift gehaltene, Form vereinfachende Duktus spricht dafür, dass<br />

<strong>Fries</strong> diese Felsformation zu einem anderen Zeitpunkt und an einem anderen Ort gefunden und<br />

der Capri-Ansicht wohl nicht ohne humoristische Anspielung hinzugefügt hat. Möglicherweise<br />

bezieht sich darauf der Vermerk „doppelt“, der sich auch auf der Rückseite findet, wo Bernhard<br />

eine buchtenreiche, nach links abfallende Felsenküste ohne besondere Kennzeichen mit dem Bleistift<br />

erfasst hat.<br />

Um eine Italienische Stadtlandschaft mit einem Gebirgszug im Hintergrund handelt es sich bei<br />

lfd. Nr. (59). Bei dieser Ansicht ging es Bernhard <strong>Fries</strong> offenbar um den harmonischen Anblick,<br />

den die Stadt mit ihren dominanten Kirchenbauten inmitten von Bäumen sowie einer Stadtmauer<br />

zu Füßen von Gebirgszügen bot. Skizzenhaft ist die Szenerie von außerhalb der Mauer zu Papier<br />

gebracht. Der Künstler befindet sich auf gleicher Höhe wie das Stadttor links der Mitte; er überblickt<br />

die davor liegende mit Bäumen bewachsene Senke, die er bis auf rudimentäre Laubformen<br />

unstrukturiert lässt. Von rechts führt ein Weg, auf dem ein paar Gestalten verweilen, auf das Stadttor<br />

zu. Dichte Bewaldung ist rechts der Mitte außerhalb der Mauer lediglich angedeutet. Innerhalb<br />

der Stadtmauer beherrscht ein lang gestrecktes Gebäude mit Arkaden an der Außenseite sowie<br />

Bogennischen an der Frontseite, die von einem maurisch anmutenden Turmaufsatz überhöht wird,<br />

die Szenerie. Aus dem sich nach links hinziehenden Häusermeer ragen einzelne rechteckige Kirchtürme<br />

empor. Ein vom Sonnenstand her bedingter Schattenwurf scheint Bernhard nicht interessiert<br />

zu haben, vielmehr verteilte er die Schatten suggerierenden Schraffuren zwischen den Bäumen vor<br />

allem innerhalb der Stadtmauer und punktuell im Gebirgsbereich, wo nur vage Linien den Verlauf<br />

der Berge erahnen lassen. Rechts ergibt sich der Durchblick auf einen Fluss, hinter dem Berge angedeutet<br />

sind. Ansonsten sind der Vordergrund und die rechte Partie leer belassen.<br />

Die Schattengebung auf der Ansicht der Vorderseite und der ruhige Kontur weisen darauf hin, dass<br />

es sich um eine für Bernhard <strong>Fries</strong>‘ Verhältnisse wohl eher ausführliche Zeichnung handelt; demgegenüber<br />

weist der Duktus auf der Rückseite einen ausgesprochen skizzenhaften Charakter auf.<br />

Wiederum sind es Bäume, ohne Spezifika neben- und hintereinander wachsende Bäume (Ölbäume?),<br />

die offenbar in heftiger Strichführung und expressiver Geschwindigkeit ebenso festgehalten<br />

worden sind wie eine dort befindliche Frauenfigur. Dem Prospekt nach kann es sich um eine Ortschaft<br />

sowohl auf dem Festland als auch auf Sizilien handeln.<br />

Sizilien<br />

1844 hielt sich <strong>Fries</strong> auf Sizilien auf. Dort entstand eine Reihe Zeichnungen wie die Felsenküste<br />

bei Palermo (79), die auf der Vorderseite lediglich einen nach links zum Meer leicht abfallenden<br />

Küstenstreifen mit großen, weitgehend nur Kontur betonten eckigen Felsbrocken wiedergibt. In<br />

der Ferne sind Landzungen vage angedeutet. Wäre hier nicht der schriftliche Vermerk „Palermo“,<br />

wäre auch dieses Motiv topographisch nicht bestimmbar.<br />

Die Rückseite untergliedert das Querformat in eine obere und eine untere Darstellung. Oben sind<br />

mehrere Küstenpartien aus großer Distanz gezeigt. Der beigefügte Begriff „Termini“ dürfte sich<br />

auf den Golf von Termini beziehen, eine Bucht östlich von Palermo an der Nordküste Siziliens.<br />

119


Die untere Darstellung gibt – wie die Beischrift „Cap Zaferano“ besagt – eine Erhebung wieder,<br />

die sich am südlichen Ende der Bucht von Palermo befindet; nördlich beherrscht das markante<br />

Felsmassiv Monte Pellegrino die Bucht von Palermo und wurde von zahlreichen Künstlern, die<br />

Sizilien bereisten, als die Stadt überragendes Wahrzeichen dargestellt. Carl Rottmann hat wohl als<br />

einer der ersten diese Ansicht geprägt und daraufhin den Auftrag von König Ludwig I. von Bayern<br />

für den Italienzyklus unter den Münchner Hofgartenarkaden erhalten. Bernhard <strong>Fries</strong> hat Rottmanns<br />

Wandbild „Palermo“ mit Sicherheit gekannt 24 , denn unter der Nr. 72 gibt er den Monte<br />

Pellegrino in sehr verwandter Weise wieder. Geht man von Pérards numerischem Werkverzeichnis<br />

aus, so findet sich unter Nr. 273 ein Ölbild mit dem Titel „Der Golf von Palermo“ mit den stattlichen<br />

Maßen 97.5 x 131.5 cm, bei dem unklar ist, welches Palermo-Motiv Bernhard hier gewählt<br />

hat.<br />

Um den Monte Pellegrino bei Palermo handelt es sich auf der Zeichnung lfd. Nr. (72), vergleicht<br />

man die Bergsilhouette auch im Detail mit der im Hintergrund auf Carl Rottmanns Wandbild<br />

„Palermo“. <strong>Fries</strong> übergeht quasi den Vordergrund, lässt ihn unstrukturiert, und konzentriert sich<br />

auf das mehrteilige Massiv, das sich von Rand zu Rand breitet. Den Formationen des Vorgebirges<br />

wird durch intensivere Schattengebung plastischere Gestalt verliehen. Auf der Rückseite finden<br />

sich etwa auf Blattmitte die Ansicht einer mittelalterlichen Stadtanlage sowie die Studie eines Ölbaumes<br />

darunter.<br />

Bei der Zeichnung Palermo, römische Ruine mit drei Bogen (73) verweist wieder lediglich die Beschriftung<br />

auf die geografische Lage des gezeigten Gegenstandes. Erfasst ist der untere Teil einer<br />

aus dicken Quadern gemauerten Gebäudeecke, deren Fassade von drei bogenförmigen Nischen<br />

oder Öffnungen bestimmt wird. Die Bogen sind mit Ziegeln ausgekleidet wie unten rechts ausdrücklich<br />

in Bleistift notiert ist: „Hohe brillant roth. Ziegel.“, was mit einer Verbindungslinie<br />

betont wird. Dass es sich um eine Ruine handeln dürfte, machen sowohl das vermutliche Fehlen<br />

eines Obergeschosses deutlich, zumal sich dort schon Pflanzen angesiedelt zu haben scheinen, als<br />

auch der Schutt, der aus den rechten beiden Öffnungen auf die Straße quillt. Die linke Nische ist<br />

unterteilt in die obere Bogenform und eine untere, rechtwinklig eingeschnittene Türöffnung, die –<br />

vom Künstler aus gesehen – etwas tiefer als die beiden anderen Nischen zu liegen scheint. Dahinter<br />

ist ebenso wie rechts außen ein Hang angedeutet. Das Künstlerauge war indes vor allem von der<br />

malerischen Architektur mit den drei Nischen angezogen, zumindest sind diese formal mit kräftigem<br />

Strich und dunklen Akzenten am intensivsten durchgestaltet. Von dem französischen Maler<br />

Jean Charles Joseph Rémond (1795 – 1875) wurde 2004 im Pariser Kunsthandel ein Gemälde mit<br />

dem Titel „Ruines romaines près de Palerme“ angeboten, das das gleiche Motiv sowie ein erweitertes<br />

Umfeld wiedergibt 25 .<br />

Die mit „Bagaria“ bezeichnete Studie Monte Catalfano, Sizilien (71) zeigt von einem erhöhten<br />

Standort aus den Blick über eine bewaldete Ebene und einen Meeresarm auf den Bergrücken Monte<br />

Catalfano, der sich östlich von Palermo und nördlich der Stadt Bagheria zum Capo Mongerbino<br />

im Westen und zum Capo Zafferano im Osten zieht. Hervorzuheben sind die Baumgruppen, die<br />

Bernhard prominent in Vorder- (links) und Mittelgrund (rechts) platziert hat, wobei die linke vordere<br />

Gruppe relativ detailliert durchgebildet ist. Die Räumlichkeit bleibt insofern etwas im Unklaren,<br />

als die vordere linke Baumgruppe anscheinend an einer Küste stehend zu denken ist, denn eine<br />

zarte Linie deutet ein jenseitiges Ufer an. Um welche Art von Laubbäumen es sich handelt, lässt<br />

sich nicht sagen.<br />

Auf der Rückseite des Blattes ist mit wenigen Strichen eine Meeresbucht skizziert, die im Mittelgrund<br />

von einem erhöht liegenden Kastell mit einem Turm, Castello di Solanto bei Santa Flavi,<br />

begrenzt wird. Am vorderen Rand der Bucht ist eine Gestalt angedeutet.<br />

Während seines Sizilien-Aufenthaltes 1844 suchte Bernhard <strong>Fries</strong> auch Agrigent im Süden der Insel<br />

auf. Ihm ging es bei der Studie Concordia-Tempel, Agrigent (69) weniger um die Wiedergabe der<br />

Tempelruinen von Agrigent, denn um die Lage des Concordia-Tempels in der Landschaft wie sie<br />

beispielsweise schon 1817 Johann Georg von Dillis (1759 – 1841) bei seiner Italienreise mit Kronprinz<br />

Ludwig von Bayern – ab 1825 König Ludwig I. von Bayern – in einem Aquarell festgehalten<br />

120


hat 26 . Der Blick geht hangaufwärts, wo sich links der Mitte Laubbäume zum Wald verdichten.<br />

Über diesen ragt die Tempelfassade – im unteren Teil optisch vom Laub verdeckt – hervor und<br />

dominiert die tiefer liegende Landschaft. Rechtsseitig sind auf dem Hügel vage Trümmerreste erkennbar<br />

sowie der Umriss einer antiken Mauer. Lockere Parallelschraffuren verleihen den Bäumen<br />

ein wenig Volumen, der Tempelbau ist vor allem zwischen den Säulen dunkel gehalten.<br />

Im Gegensatz dazu ist die Studie Landschaft bei Agrigent (70) allein auf die Geländeformen konzentriert:<br />

Stufenweise steigt die karge, anscheinend baumlose Landschaft von vorne nach hinten an<br />

und gipfelt in einer lang gestreckten Kuppe, auf deren hinterer Partie in der Ferne eine Akropolis<br />

erkennbar ist. Insgesamt bestimmt nach rechts gerichtetes Gefälle das Gelände, wenngleich im<br />

Vordergrund ein Weg eine Biegung nach rechts vollzieht, formal wiederholt in dem darüber gelegenen<br />

Ovalgebilde, dessen Bedeutung nicht ganz klar ist. Eine weitere Architektur erscheint dort am<br />

rechten Rand.<br />

An welchem Küstenstreifen bei Palermo – worauf die Beschriftung verweist – Bernhard seine<br />

Zeichnung (78) geschaffen hat, lässt sich nicht sagen. Betont ist der Mittelgrund mit einem horizontal<br />

verlaufenden felsigen Ufer, das in der unteren Partie eine (Höhlen?) -Öffnung aufweist und<br />

auf seiner Kuppe von einem architektonischen Gebilde, wohl ein Waschhaus, bekrönt wird, vor<br />

dem eine Gestalt steht. Diese Szenerie, die die Aufmerksamkeit des Künstlers auf sich gezogen hat,<br />

wird nach vorne zu in vagen Strichen von einem steinigen, nach links zu einer Meeresbucht abfallenden<br />

Hang begrenzt. Jenseits der Landzunge im Mittelgrund erblickt man einzelne Felsbrocken,<br />

die aus dem Wasser emporragen, sowie – in zarter Andeutung – Gebirge am anderen Ufer.<br />

Heidelberg und Rhônetal<br />

Die Landschaft im Rhônetal (84) lässt sich um 1846 datieren, als <strong>Fries</strong> eine Studienreise in die<br />

Schweiz unternahm und mit dem Landschaftsmaler Alexandre Calame Kontakt aufnahm. Gezeigt<br />

ist der Blick auf ein vielgestaltiges Bergmassiv im Mittelgrund, dessen Hänge zu Tälern abfallen,<br />

von denen ihrerseits Anstiege zu den Seiten einsetzen. Am Fuß des Massivs breitet sich links der<br />

Mitte horizontal eine Art Plateau (oder Insel?), das dicht bewachsen zu sein scheint. Wie der Flussverlauf<br />

zu denken ist, wird in der Zeichnung nicht eindeutig geklärt. Der Vordergrund, über den<br />

man hinweg schaut, ist skizzenhaft durch Bleistiftlineaturen strukturiert, links und rechts gegen die<br />

Seiten hin sind Waldungen angedeutet. Die Rhône scheint vor dem Plateau (oder der Insel?) vorbei<br />

zu fließen. Stilistisch verfügt der Künstler hier über ein Spektrum von Kürzeln, mit denen er die<br />

Vielfalt der Landschaft wiedergibt. Er geht hier vor allem von den großen Landschaft bestimmenden<br />

Formen aus, belässt es bei der Wiedergabe von Bäumen bei abstrakten Notaten, wohingegen<br />

die Massive und das Plateau im Mittelgrund durch intensivere Schattenpartien plastisch durchgebildet<br />

sind. Bei der Zeichnung eines nach rechts abfallenden Berghangs auf der Rückseite, der die<br />

ganze Blattbreite einnimmt, konnte sich der Künstler offenbar nicht genug damit tun, jede Unebenheit<br />

der Gesteinsoberfläche linear zu erfassen und so ein fast informell anmutendes abstraktes<br />

Gewebe zu schaffen.<br />

Eine bildmäßige Ansicht von Ziegelhausen bei Heidelberg mit der St. Laurentiuskirche (50) ist<br />

auf der Bleistift-Zeichnung vom jenseitigen Ufer des Neckars gegeben. Den unmittelbaren Vordergrund<br />

nimmt der schmale, bewachsene Uferstreifen ein, von dem der Blick über den Fluss geht, der<br />

mit einem Gänsepaar und einem mit zwei Personen besetzten Ruderboot belebt ist. Gezeigt ist das<br />

jenseitige Ufer mit einer Mauer, die zwei Rundbogendurchgänge aufweist und Ziegelhausen umschließt.<br />

Dahinter entfaltet sich üppiger Baumwuchs bis auf die Partie rechts, wo die von Häusern<br />

umstandene Kirche und ein Fabrikschornstein ins Auge fallen. Im Hintergrund schließen sanfte<br />

Hänge die Ansicht gegen die Ferne ab. Vermutlich ist die Zeichnung erst in den 1850er Jahren entstanden<br />

und charakteristisch für Bernhard <strong>Fries</strong>‘ unromantische Art des Sehens und Erfassens von<br />

Wirklichkeit.<br />

121


Anmerkungen<br />

1 Sigrid Wechssler, Ernst <strong>Fries</strong> (1801 – 1833). Monographie und Werkverzeichnis, Kehrer Verlag<br />

Heidelberg 2000<br />

2 Rudolf Pérard, Bernhard <strong>Fries</strong>, Ein Maler des Übergangs im neunzehnten Jahrhundert, in<br />

seinem Leben und künstlerischen Werk, Darmstadt 1930.<br />

3 Karl Lohmeyer, in: Verzeichnis der im Kurpfälzischen Museum der Stadt Heidelberg vom<br />

15. Mai bis 15. Oktober 1922 ausgestellten Werk von Bernhard <strong>Fries</strong>, einem Heidelberger und<br />

Münchener Maler 1820 – 1879, S. 4, 5.<br />

4 Monika von Wild, George Augustus Wallis (1761 – 1847). Englischer Landschaftsmaler –<br />

Mono graphie und Oeuvrekatalog (Reihe Monographien zur Bildenden Kunst), Frankfurt/M.<br />

et al. 1996.<br />

5 Erika Bierhaus-Rödiger, Carl Rottmann 1797 – 1850. Monographie und kritischer Werkkatalog.<br />

Mit Beiträgen von Hugo Decker und Barbara Eschenburg, Prestel Verlag München 1978.<br />

6 Ausst. Kat. Zehn Tonnen Hellas. Carl Rottmanns Griechenlandzyjklus. Mt Beiträgen von Herbert<br />

W. Rott, Renate Poggendorf und Elisabeth Stürmer. Bayerische Staatsgemäldesammlungen<br />

Neue Pinakothek München, 25.1. – 29.4.2007.<br />

7 Ausst. Kat. Turner 1775 – 1851, London Tate Gallery und Royal Academy of Arts, 16.11.1974<br />

– 2.3.1975, Kat. Nr. 574. “Heidelberg”, Öl auf Leinwand, 132 x 201 cm, Tate Gallery London.<br />

Dort heißt es, dass das Bild eigentlich ein großes, für die Akademie-Ausstellung geeignetes<br />

Format ist, doch zu Turners Lebzeiten unausgestellt blieb! Turner hat Heidelberg mehrfach in<br />

Skizzenbüchern erfasst, so schon u.a. 1817 oder 1833 (Andrew Wilton, Turner und seine Zeit,<br />

Hirmer Verlag München 1987, S. 205, 243, Abb. 298 (1844). – Siehe auch: Ausst. Kat. J.M.W.<br />

Turner, The Metropolitan Museum of Art, New York, in association with Tate Publishing,<br />

24.6. – 21.8.2008, Kat.Nr. 146 “The Walhalla near Regensburg on the Danube”, 1840/42.<br />

8 Bettina Baumgärtel, „Ein bläulich silbriger Duft der Ferne“ – Schirmers Ölskizzen aus Italien, in:<br />

Ausst. Kat. Johann Wilhelm Schirmer. Vom Rheinland in die Welt. Clemens-Sels-Museum Neuss,<br />

museum kunst palast Düsseldorf, et al., Michael Imhof Verlag Petersberg 2010, S. 168 ff.<br />

9 Während Andreas Achenbach als einer der bedeutendsten Düsseldorfer Landschaftsmaler des<br />

19. Jahrhunderts gut aufgearbeitet ist (zuletzt: Ausst. Kat. Andreas Achenbach, Revolutionär und<br />

Malerfürst. Museum LA8, Baden-Baden, 18.3. – 28.8.2016), sind die Publikationen über Ernst<br />

Wilhelm Pose und Adolf Carl (noch) spärlich. Aufschlussreich ist bei Achenbach die Tat sache,<br />

dass er, der vor allem nordische und Meereslandschaften gemalt hat, kaum italienische Motive<br />

bearbeitet hat. (Siehe Ausst. Kat. Baden-Baden, S. 117 – 141). Rudolf Theilmann, Schirmer<br />

und die Düsseldorfer Landschaftsmalerei, in: Ausst. Kat. Die Düsseldorfer Malerschule, Kunstmuseum<br />

Düsseldorf, 15.5.–8.7.1979,S. 130ff, insbesondere S. 144.<br />

10 Ausst. Kat. Corot, Courbet und die Maler von Barbizon, „Les amis de la nature“. Hrsg. Christoph<br />

Heilmann, Michael Clarke und John Sillevis, Haus der Kunst München, 4.2. – 21.4.1996.<br />

11 Lit. wie Anm. 2, S. 79, – dort ist bereits nur die Lithographie nach dem verschollenen Ölbild von<br />

<strong>Fries</strong> angegeben.<br />

12 Zwei der Gemälde aus dem Zyklus erwarb Graf Schack in München. Siehe: Herbert W. Rott,<br />

Sammlung Schack. <strong>Katalog</strong> der ausgestellten Gemälde. Bayerische Staatsgemäldesammlungen,<br />

München 2009, S. 98, 99.<br />

13 Lit. wie Anm. 5, WV 140 – 154.<br />

14 Lit. wie Anm. 1, WV 294, 295. – Rottmann hat das Brückendenkmal in seinem Wandbild<br />

„Tivoli“ als Vordergrund eingefügt (Lit. wie Anm. 5, WV 220, 221).<br />

15 Peter Galassi, Corot in Italien. Freilichtmalerei und klassische Landschaftstradition, Hirmer<br />

Verlag München 1991, S. 168 – 170..<br />

122


16 Lit. wie Anm. 15, S. 196 – 199.<br />

17 Lit. wie Anm. 1, WV 298 – 300.<br />

18 Lit. wie Anm. 15, S. 166 – 170<br />

19 Lit. wie Anm. 1, WV 294, 295.<br />

20 Lit. wie Anm. 1, u.a. WV 57.<br />

21 Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Gemäldekataloge V, Neue Pinakothek, Spätromantik<br />

und Realismus, bearbeitet u.a. von Barbara Eschenburg, Hirmer Verlag München 1984, S. 150,<br />

151.<br />

22 Wilhelm von Harnier (1800 – 1838) und Johann Heinrich Schilbach (1798 – 1851) schufen<br />

ebenfalls Gemälde mit dem Schloss Tirol-Motiv, allerdings nicht mit dem Blick in das Etschtal,<br />

sondern mehr als Blick aus dem Tal auf das Schloss und mit einer Brücke im Vordergrund. ( siehe<br />

Ausst. Kat. Darmstadt in der Zeit des Klassizismus und der Romantik, Darmstadt – Mathildenhöhe,<br />

19.11.1978 – 14.1.1979, Kat. Nrn. 62 und 225, sowie Ausst. Kat. Johann Heinrich Schilbach<br />

(1798 – 1851). Der Traum vom Süden, Hessisches Landesmuseum Darmstadt, 24.2. –<br />

30.4.2000, Kat.Nr. 66). – Aus dem Nachlassverzeichnis von Ernst <strong>Fries</strong> geht hervor, dass dieser<br />

schon 1823 das „Schloss Tirol“ gezeichnet hat. (Matthias Lehmann, Naturstudien – Nachlaß<br />

– Nachruhm. Die Nachlaßakte des Landschaftsmalers Ernst <strong>Fries</strong> (1801 – 1833). H.W. Fichter,<br />

Kunsthandel Frankfurt/M. 2013, S. 192.<br />

23 Lit. wie Anm. 9, Abb. S. 130, – Achenbachs Capri-Zeichnung dürfte etwa gleichzeitig mit <strong>Fries</strong>‘<br />

Zeichnung entstanden sein.<br />

24 Lit. wie Anm. 5, WV 159, 238 – 241.<br />

25 Verst. Kat. Sotheby’s, Paris 23.6.2004, Nr. 58: Rémond, Jean Charles Joseph (1795 – 1875),<br />

Ruines romaines près de Palerme, Öl/Papier/Leinwand, 25 x 35 cm, Bez. Unten rechts: “ Rémond“.<br />

– Der Hinweis ist Herrn Matthias Lehmann zu danken.<br />

26 Lit. wie Anm. 5, 461, Abb. 10.<br />

123


49<br />

Jäger auf einer Lichtung im Heidelberger Stadtwald, 1841/42.<br />

Öl auf Leinwand. Signiert. 31,5:43 cm.<br />

Provenienz: Badische Privatsammlung. Der Heidelberger Stadtwald war für Bernhard <strong>Fries</strong> ein beliebter<br />

Ort, wo er für die Zeit typische Landschaftsschilderungen ausarbeitet. Er fängt den natürlichen<br />

Charakter der Landschaft ein, zeigt die aufsteigenden Nebelschwaden am frühen Morgen<br />

über dem Neckartal. Der Betrachter des Gemäldes bekommt die Assoziation, er sei Beobachter auf<br />

der Waldlichtung und damit mittendrin im Geschehen. Das Gemälde ist keinesfalls eine idealisierte<br />

Landschaft, es ist durch das Wechselspiel von verschatteten Partien und von der frühen Morgensonne<br />

beleuchteten Zonen in seiner Komposition abwechslungsreich und harmonisch ausgewogen.<br />

Die Szenerie wird durch den heimkehrenden Jäger mit seiner geschulterten Beute und den beiden<br />

jungen Frauen belebt. Der Jagdhund verbindet die eher staffagehaften Figuren kompositorisch miteinander.<br />

124


125


50<br />

Ziegelhausen bei Heidelberg mit der St. Laurentiuskirche.<br />

Feder in Grau, über Bleistift, auf braunem Velin. 29,3:42,2 cm (vom Künstler ca. 4,5 cm breiter<br />

Papierstreifen links angesetzt). – Im ganzen nicht ganz frisch, mehrere Einrisse im oberen und<br />

rechten Rand.<br />

126


51<br />

Großer Laubbaum mit zwei Personen.<br />

Bleistift, auf Bütten. 29,3:45,7 cm. – Zu den Rändern hin leicht angeschmutzt, rechte obere Ecke<br />

knitterfaltig.<br />

127


52<br />

Studie eines Laubbaumes.<br />

Feder in Schwarzbraun und Bleistift, auf chamoisfarbenem Velin. 39:26,6 cm. – Leicht vergilbt.<br />

128


53<br />

Küste bei La Spezia, um 1840.<br />

Bleistift, auf chamoisfarbenem Velin, rechts unten bezeichnet „doppelt“ und „Spezia“. 22:30 cm.<br />

– Verso: Küstenstreifen bei La Spezia. Bleistift, rechts unten bezeichnet „doppelt“ und „Spezia“.<br />

Bleistift. – Im Ganzen leicht knitterfaltig.<br />

recto<br />

verso<br />

129


54<br />

Tiberlandschaft mit zwei Personen am Ufer, um 1840.<br />

Bleistift, auf chamoisfarbenem Velin, rechts unten bezeichnet „Roma“. 22:29 cm. –<br />

Verso: Schilfstudie. Bleistift.<br />

recto<br />

verso<br />

130


55<br />

Steineichen bei Cervara di Roma, um 1840.<br />

Feder in Schwarzbraun und Bleistift, auf chamoisfarbenem Velin, rechts unten bezeichnet<br />

„Cervara“. 30,5:41,8 cm. – Leicht stockfleckig.<br />

Cervara liegt 8 km nördlich von Subiaco auf einem Felssporn, der sich von den Monti Simbruini<br />

weit nach Westen in das Tal des Anio vorschiebt. Unterhalb des Steilabsturzes senkt sich der mit<br />

Steineichen bestandene Hang zum Flußtal hinab.<br />

131


56<br />

Baumgruppe bei Narni, um 1840.<br />

Feder und Pinsel in Braun, über leichter Bleistiftskizze, auf chamoisfarbenem Bütten, links unten<br />

bezeichnet „Narni“. 29,7:44,9 cm. – Verso: Weite Landschaft mit Bäumen und einem Höhenzug<br />

im Hintergrund. Feder in Schwarzbraun und Pinsel in Grau, über Bleistiftskizze, mit mehreren<br />

eigenhändigen Farbangaben innerhalb der Darstellung. – Rechte obere Ecke ergänzt, etwas fleckig<br />

und mit einigen winzigen Löchlein oben.<br />

Im Sommer 1840 arbeitet Bernhard <strong>Fries</strong> vor den Toren Roms und Umgebung: Perugia, Civita<br />

Castellana, Terracina, Tivoli, Subiaco, Olevano, im Sabiner- und Albanergebirge. Vgl.: Karl &<br />

Faber, München, Auktion vom 8.11.2013, Kat.-Nr. 334. Die hier beschriebene und abgebildete<br />

Zeichnung von Bernhard <strong>Fries</strong> ist von derselben Hand mit „Narni“ bezeichnet wie die hier vorliegende<br />

und folgende mit „Nepi“ bezeichnete. Darüber hinaus sind sie in der Größe nahezu identisch<br />

und auch thematisch und stilistisch eng verwandt.<br />

132


ecto<br />

verso<br />

133


57<br />

Nepi bei Civita Castellana, Landschaft mit Bäumen, um 1840.<br />

Bleistift, auf chamoisfarbenem Bütten mit Fragment des Wasserzeichens: P M Fabriano, rechts<br />

unten bezeichnet „Nepi“. 29,7:44,7 cm. – Gering fleckig und mit Knickspuren am rechten Rand.<br />

134


58<br />

Kirche von Papigno, um 1840.<br />

Bleistift, auf hellgrauem Bütten, mit mehreren eigenhändigen Farbangaben. 23,8:35,9 cm. – Verso:<br />

Baumgruppe, bestehend aus Linde, Eiche, Buche und Ahorn. Bleistift, innerhalb der Darstellung<br />

mit eigenhändiger Bezeichnung „Linde“, „Eiche“, „Buche“ und “Ahorn“. – Ränder etwas wellig.<br />

Der Ort Papigno liegt östlich von Terni auf dem Weg zu den Kaskaden von Terni. Zwischen dem<br />

Bergdorf und dem fernen Gebirgsrücken liegt die Schlucht der Nera. Auch Ernst <strong>Fries</strong> weilte hier<br />

vom 5. bis 14. Mai 1826. Bekannt sind ebenfalls Ölstudien von Corot aus der gleichen Zeit, vgl.<br />

Peter Galassi, Corot in Italien, 1991, S. 196-199.<br />

recto<br />

verso<br />

135


59<br />

Italienische Stadtlandschaft mit einem Gebirgszug im Hintergrund.<br />

Bleistift, auf chamoisfarbenem Velin. 25,4:44 cm. – Verso: Baumlandschaft. Bleistiftskizze. –<br />

Ränder geringfügig vergilbt und kleinem Einriß am Unterrand.<br />

136


ecto<br />

verso<br />

137


60<br />

Berghang mit Mauer und Weinreben, um 1841.<br />

Zwei Studien desselben Motivs.<br />

Feder in Schwarzbraun, über Bleistift, auf bräunlichem Bütten. 44,4:28,2 cm. –<br />

Verso: Baum studie. Feder in Schwarzbraun, über Bleistift. – Mit horizontaler (bzw. vertikaler)<br />

Faltung und kleinem Einriß am Unterrand.<br />

138<br />

verso


ecto<br />

139


61<br />

Blick auf Schloß Tirol, um 1841.<br />

Feder in Schwarzbraun und Bleistift, auf chamoisfarbenem Bütten mit Wasserzeichen: Van der Ley.<br />

26,4:44,7 cm. – Verso: Blick in das Tal der Etsch. Bleistift, verso rechts unten von fremder Hand<br />

bezeichnet „B. Fr. Bl. 54“. – Mit leichten Knickspuren und winzigem Randeinriß.<br />

Die Zeichnung zeigt den Bergfried der Burg vor dem Wiederaufbau um 1880. Wie auch bei der<br />

folgenden Nummer handelt es sich hier um eine Vorstudie zum gleichnamigen Gemälde von 1851,<br />

das sich in der Neuen Pinakothek, München (Inv. Nr. 9609) befindet. Bei der Bleistiftzeichnung<br />

verso handelt es sich um denselben Landschaftsausschnitt, den Bernhard <strong>Fries</strong> für sein Gemälde<br />

von 1851 gewählt hat. Vgl.: R. Pérard, Bernhard <strong>Fries</strong>. Ein Maler des Uebergangs im neunzehnten<br />

Jahrhundert, in seinem Leben und künstlerischen Werk. Diss. Univ. Frankfurt am Main, 1930,<br />

Nr. 143.<br />

Neue Pinakothek, München (Inv. Nr. 9609)<br />

140


ecto<br />

verso<br />

141


62<br />

Blick auf Schloß Tirol, um 1841.<br />

Bleistift, auf chamoisfarbenem Bütten mit Wasserzeichen: Van der Ley. 27,8:42,8 cm. –<br />

Verso: Flüchtige Skizze desselben Motivs. Bleistift.<br />

recto<br />

142<br />

verso


63<br />

Schloß Schenna bei Meran, um 1841.<br />

Feder in Schwarzbraun und Bleistift, auf cremefarbenem Velin, mit zahlreichen Farbangaben<br />

innerhalb der Darstellung. 28:33 cm. – Mit Knickspuren in den Ecken.<br />

143


64<br />

Kalterer See in Südtirol, um 1841.<br />

Bleistift, auf chamoisfarbenem Bütten mit Wasserzeichen: Van der Ley, unten bezeichnet<br />

„Botzen Kaldern See“. 28,4:45,1 cm. – Mit leichten Knickspuren an den Rändern.<br />

144


65<br />

Italienische Landschaft.<br />

Bleistift, auf bräunlichem Velin, verso von fremder Hand bezeichnet „B. Fr. Bl. 9“. 27:40,8 cm. –<br />

Mit mehreren Einrissen in den Rändern, teils mit Fehlstellen, Knickfalten in der linken unteren<br />

Ecke.<br />

145


66<br />

Capri, um 1844.<br />

Feder in Braun und Bleistift, auf chamoisfarbenem Velin, mit mehreren eigenhändigen Farbangaben<br />

sowie bezeichnet „doppelt“ und „Napoli“. 26,3:35,9 cm. – Verso: Küstenstreifen bei<br />

Neapel. Bleistift, unten bezeichnet „doppelt“ und „Napoli“.<br />

146


ecto<br />

verso<br />

147


67<br />

Ischia, Küstenlandschaft, Sommer 1844.<br />

Bleistift, auf hellgrauem Bütten mit Wasserzeichen: Initialen FP, rechts unten bezeichnet „Ischia“.<br />

25:36 cm. – Verso: Küstenlandschaft mit Booten. Bleistift, rechts unten bezeichnet „Reggio“. –<br />

Ränder etwas wellig, mit mehreren Braunflecken.<br />

recto<br />

148<br />

verso


68<br />

Sizilianische Landschaft bei Aci Reale, Sommer 1844.<br />

Bleistift, auf hellgrauem Bütten mit Wasserzeichen: Initialen „FP“, links bezeichnet „Aci Reale“.<br />

28:44,5 cm. – Mit vertikaler Mittelfalte, Knickspuren und vereinzelten braunen Flecken.<br />

149


69<br />

Concordia-Tempel, Agrigent, Sommer 1844.<br />

Bleistift, auf chamoisfarbenem Bütten, rechts unten bezeichnet „Girgenti“. 14,5:24,5 cm.<br />

150


70<br />

Landschaft bei Agrigent, Sommer 1844.<br />

Bleistift, auf Bütten, rechts unten bezeichnet „Girgenti“. 18,7:26,8 cm. – Knickfalte in der rechten<br />

unteren Ecke.<br />

151


71<br />

Monte Catalfano, Sizilien, Sommer 1844.<br />

Bleistift, auf chamoisfarbenem Velin, rechts bezeichnet „Bagaria“. 26,3:35,8 cm. – Verso: An der<br />

Ostküste der Bagheria mit der Turmruine Sólanto bei Santa Flavia. Bleistift, unten bezeichnet<br />

„Cap Zaferano“. – Geringfügig angestaubt.<br />

Der Bergrücken Monte Catalfano – hier von Westen gesehen – zieht sich nördlich der Stadt<br />

Bagheria zum Capo Mongerbino im Westen und zum Capo Zafferano im Osten. Letzteres ist<br />

bekannt durch den davor im Meer hochragenden Fels (225 m), zu sehen auf der Rückseite.<br />

recto<br />

152<br />

verso


72<br />

Monte Pellegrino bei Palermo, Sommer 1844.<br />

Bleistift, auf Bütten mit Wasserzeichen: Giuse. Baccari und Lilienwappen, rechts unten bezeichnet<br />

„Palermo“. 21,5:31,5 cm. – Verso: Stadtansicht mit Kirche, Stadtmauer und Kastell sowie darunter<br />

ein Baum. Bleistiftskizze. – Leicht fleckig, mit einigen Löchlein oben.<br />

recto<br />

verso<br />

153


73<br />

Palermo, römische Ruine mit drei Bogen, Sommer 1844.<br />

Bleistift, auf Bütten mit Wasserzeichen: Giuse. Baccari und Lilienwappen, mit mehreren eigenhändigen<br />

Farbangaben, z. B. „sehr brillant rot Ziegel“ u. a., links unten bezeichnet „Palermo“.<br />

21,5:31,5 cm. – Verso: Landschaftsskizze. Bleistift. – Mit Quetschfalten in der linken Bildhälfte.<br />

Dieselbe Ruine ist Bildgegenstand auf einer Ölstudie von Jean-Charles Rémond (1795-1875),<br />

25:35 cm, genannt „Ruines romaines près de Palerme“, die sich 2004 im Kunsthandel in Paris<br />

befand.<br />

154


74<br />

Landschaft bei Palermo, Sommer 1844.<br />

Bleistift, auf Bütten, unten bezeichnet „Palermo“. 21,4:31,5 cm. – Verso: Ponte dell’Ammiraglio in<br />

Palermo. Bleistift, rechts unten bezeichnet „Palermo“. – Mit einigen Braunflecken und Knickfalten<br />

links unten.<br />

Die Brücke „Ponte dell’Ammiraglio“ gilt als ein Wahrzeichen von Palermo.<br />

recto<br />

verso<br />

155


75<br />

Sizilianische Landschaften.<br />

Zwei Zeichnungen auf einem Blatt, Sommer 1844.<br />

Bleistift, auf Bütten mit Wasserzeichen: Anker im Doppelkreis, rechts unten bezeichnet „Palermo“<br />

sowie von anderer Hand „Angelina“. 37,5:26,5 cm. – Verso: Landschaft. Bleistift. – Kleiner Eckabriß,<br />

mit horizontaler Faltung und einigen Braunflecken.<br />

156<br />

verso


ecto<br />

157


76<br />

Felsige Küste mit kleinem Boot bei Palermo, Sommer 1844.<br />

Bleistift, auf Bütten. 21,7:31,5 cm. – Verso: Felsvorsprung. Bleistift, unten bezeichnet „Palermo“.<br />

recto<br />

158<br />

verso


77<br />

Blick auf Palermo Guadamia, Sommer 1844.<br />

Bleistift, auf Bütten, rechts unten bezeichnet „Palermo Guadambia (sic!)“. 31,6:21,3 cm. – Verso:<br />

Pilgersäule. Bleistift, mit eigenhändigen Farbangaben. – Mit einem größeren und kleineren Braunflecken<br />

sowie mit Knickspuren.<br />

recto<br />

verso<br />

159


78<br />

Küstenstreifen bei Palermo, Sommer 1844.<br />

Bleistift, auf Bütten mit Wasserzeichen: Giuse. Baccari und Lilienwappen, mit mehreren eigenhändigen<br />

Farbangaben, rechts unten bezeichnet „Palermo“. 21:31,5 cm. – Wenig stockfleckig.<br />

160


79<br />

Felsenküste bei Palermo, Sommer 1844.<br />

Bleistift, auf chamoisfarbenem Velin, rechts unten bezeichnet „Palermo“. 26,3:35,8 cm. –<br />

Verso: Zwei Studien übereinander: Panorama der Küste von Sizilien mit Capo Zafferano.<br />

Bezeichnet „Termini“ (hier: Endpunkt); darunter: Nahsicht auf Capo Zafferano. Bleistift, unten<br />

bezeichnet „Cap Zaferano“. – Fehlstelle im oberen Rand, Einriß und knitterfaltig im linken Rand.<br />

recto<br />

verso<br />

161


80<br />

Studie mit Bäumen und Büschen, Sommer 1844.<br />

Bleistift, auf Bütten mit Wasserzeichen: Giuse. Baccari und Lilienwappen, rechts bezeichnet<br />

„Palermo“. 21,3:31,5 cm – Leicht stockfleckig.<br />

162


81<br />

Landschaftsausschnitt mit Bäumen, Sommer 1844.<br />

Bleistift, auf cremefarbenem Bütten, rechts unten bezeichnet „Palermo“. 21,5:31,7 cm. –<br />

Mit Tuschfleck rechts unten, in den Rändern etwas knitterfaltig.<br />

163


82<br />

Landschaft mit Kirche bei Syrakus, Sommer 1844.<br />

Bleistift, auf hellgrauem Bütten mit Wasserzeichen: Initialen FP, rechts bezeichnet „Siracusa“.<br />

25:35,8 cm. – Ränder etwas wellig.<br />

164


83<br />

Blick über den Starnberger See, um 1845.<br />

Bleistift, auf chamoisfarbenem Velin, rechts unten bezeichnet „Tutzing“. 22,2:35,8 cm. – Verso:<br />

Landschaftsstudie mit Seeufer und Gebirgskette. Bleistift. – Mit Reißnagelspuren sowie Ränder<br />

mit leichten Knickspuren und geringfügig angeschmutzt.<br />

recto<br />

verso<br />

165


84<br />

Landschaft im Rhônetal, 1846.<br />

Bleistift, auf hellgrauem Bütten mit undeutlichem Wasserzeichen, mit mehreren eigenhändigen<br />

Farb angaben. 30:47 cm. Verso: Skizze eines Berghanges. Bleistift. – Mit einem Braunfleck innerhalb<br />

der Darstellung.<br />

Im Herbst 1846 unternahm er Studienfahrten um den Genfer See und ins nahe Hochgebirge,<br />

in die Gegend des Montblanc und ins obere Rhônetal. In dieser Zeit hatte er engen Kontakt zu<br />

Alexandre Calame (1810-1864).<br />

recto<br />

166<br />

verso


85<br />

Blick von erhöhtem Standpunkt auf ein Flußtal, gesäumt von Bergen;<br />

darüber Bleistiftskizze einer Landschaft, um 1846.<br />

Feder in Schwarzbraun, über Bleistift, auf grauem Velin, mit zahlreichen Farbangaben innerhalb<br />

der Darstellung. 31,8:46,8 cm. – Leicht fleckig und mit kleinem Einriß am Oberrand. – Verso:<br />

Flußlandschaft mit schroffen Felsformationen an den Ufern. Feder in Schwarzbraun, über Bleistift,<br />

mit mehreren Farbangaben innerhalb der Darstellung. – Besonders zum rechten Rand hin leicht<br />

angeschmutzt.<br />

recto<br />

verso<br />

167


Ortsregister<br />

Aci Reale 68<br />

Agrigent 69, 70<br />

Bad Dürkheim/Kloster Limburg 3<br />

Bammental 47<br />

Bensheim-Auerbach, Bergstrasse 1/I<br />

Berchtesgaden 8<br />

Brannenburg/Inn 7<br />

Burg Hohenstein/Taunus 11<br />

Burg Sooneck/Rhein (früher Burg Hoheneck) 1<br />

Capri 66<br />

Cervara di Roma 55<br />

Civitella 5, 24, 41<br />

Drachenfels/Rhein 4<br />

Etschtal 23<br />

Faleri 34<br />

Geislingen 6<br />

Genua 29<br />

Heidelberg 44, 46, 49, 50<br />

Ischia 67<br />

Kalterer See 64<br />

Koblenz 12<br />

Kochelsee 21<br />

Königssee 14<br />

Lago di Licula/Cuma 37<br />

La Spezia 53<br />

Monte Catalfano/Sizilien 71<br />

Monte Gennaro/Tivoli 38<br />

Monte Pellegrino/Sizilien 72<br />

Monte Soracte/Rom 39<br />

Narni 48, 56<br />

Neapel 35<br />

Nepi/Civita Castellana 57<br />

Neuburg, Stift 46<br />

Oberwesel 2<br />

Olevano 41<br />

Palermo 73-81<br />

Papigno 58<br />

Perugia 28<br />

Regensburg 18<br />

Rhônetal 84<br />

Rom 26, 36, 39, 40, 54<br />

San Benedetto, Kloster 30<br />

Schenna, Schloß 63<br />

Schlierbach/Neckar 46<br />

Sizilien 68-82<br />

Spoleto 27<br />

Staffelsee 17<br />

Starnberg 20<br />

Starnberger See 83<br />

Syrakus 82<br />

Tiber 54<br />

Tirol 23, 61-64<br />

Tirol, Schloß 61, 62<br />

Tivoli 38<br />

Vallombrosa 30<br />

Ziegelhausen/Neckar 50<br />

169


Literatur<br />

Rudolf Pérard, Bernhard <strong>Fries</strong>, Ein Maler des Uebergangs im neunzehnten Jahrhundert, in seinem<br />

Leben und künstlerischen Werk. Dissertation, Universität Frankfurt a.M., 1930.<br />

Elisabeth Bott, Ernst <strong>Fries</strong> (1801-1833), Studien zu seinen Landschaftszeichnungen. Dissertation,<br />

Universität Heidelberg, 1978.<br />

Sigrid Wechssler, Ernst <strong>Fries</strong> (1801-1833). Monographie und Werkverzeichnis. Heidelberg, Kehrer<br />

Verlag, (2000).<br />

Frieder Hepp/Annette Frese (Hrsg.), Ernst <strong>Fries</strong>, Heidelberg 1801 – 1833 Karlsruhe. Ausstellungskatalog<br />

des Kurpfälzischen Museums. Heidelberg, Kehrer Verlag, (2001).<br />

Matthias Lehmann, Naturstudien – Nachlaß – Nachruhm. Die Nachlaßakte des Landschaftsmalers<br />

Ernst <strong>Fries</strong> (1801-1833). Frankfurt a.M., H. W. Fichter, 2013.<br />

171


Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB)<br />

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