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Text und Bilder von<br />
Gerhard Königer<br />
Es muss irgendwann im „Summer of<br />
´69“ gewesen sein als ich ihr das erste<br />
Mal begegnete. Ich zählte damals<br />
noch kaum sechs Lenze. Meine ältere<br />
Schwester war bereits eingeschult und<br />
ich durfte sie zusammen mit Mama<br />
zur Schule begleiten. Das Gute daran<br />
aber war, die Schule befand sich<br />
in München Schwabing und dort gab<br />
es natürlich allerlei für ein motorbegeistertes<br />
Knäblein wie mich zu sehen.<br />
Eines Tages auf dem Heimweg<br />
stand sie da, mitten auf dem Gehweg<br />
in der Leopoldstraße. DER Boulevard<br />
in München, wo sonst. Die 750 Four<br />
in Candy Gold. Ich riss mich los von<br />
der Hand der fürsorglichen Mutter,<br />
die noch verzweifelt schrie ich solle<br />
auf die heißen Auspuffe achtgeben….<br />
Zu spät – erst später vernahm ich den<br />
Geruch verbrannter Haut der von meiner<br />
rechten Hand stammte. Aber wie<br />
12<br />
das damals so war, ein Indianer kennt<br />
keinen Schmerz. Wollte ich doch nur<br />
Meine C 50 hatte meist‘ die Nase vorn<br />
den Tacho sehen, wozu ich<br />
versuchte mich am Krümmer<br />
hochzuhangeln. Zumindest<br />
in diesem Fall<br />
erwies es sich nicht als besonders<br />
hilfreich, dass ich<br />
damals schon halbwegs gut<br />
lesen konnte. Ich war nämlich<br />
immer zugegen wenn<br />
meine Schwester die Hausaufgaben<br />
machte, da ich<br />
doch wissen musste, was in<br />
den Sprech- und Denkblasen<br />
der von mir heiß geliebten<br />
Donald Duck-Heftchen<br />
stand. Die Leidenschaft des<br />
Lernens nahm seltsamerweise mit<br />
zunehmendem Alter ab, ganz im Gegenteil<br />
zur Begeisterung für alles was<br />
Motoren hat. Im wahrsten Sinne des<br />
Wortes jedenfalls brannte sich die<br />
750er in mein Gedächtnis, und nicht<br />
nur darin, ein. Immer wieder begegnete<br />
ich Fours in den darauffolgenden<br />
Jahren in München. Übrigens konnte<br />
sich auch meine Mutter sehr dafür<br />
begeistern. Immer wenn sie eine erspähte,<br />
rief sie: Schau mal, eine Honda<br />
Four. Wir wohnten damals mitten<br />
im Englischen Garten, mein Vater war<br />
dort als Gärtner beschäftigt, unmittelbar<br />
neben dem Biergarten am Chinesischen<br />
Turm. Dieser Biergarten gefiel<br />
natürlich nicht nur Hinz und Kunz,<br />
sondern auch den berüchtigten Valley<br />
Rockern, die im München der frühen<br />
70er Jahre ihr Unwesen trieben. Die<br />
zuverlässige Four stieß nämlich auch