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Nikolassee & Schlachtensee extra AUG/SEP 2017

Journal für Nikolassee, Schlachtensee, Krumme Lanke und Mexikoplatz

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18 <strong>2017</strong>-04-<strong>Nikolassee</strong>-<strong>extra</strong><br />

& <strong>Schlachtensee</strong> <strong>extra</strong><br />

Streit am Wannsee<br />

Von noblen Villen und Strandbadfreuden<br />

in der Villa Liebermann<br />

Lärmende Erholungssuchende<br />

gegen ruhesuchende<br />

Anwohner – ein Streit, der<br />

über Jahrhunderte immer wieder<br />

aufflammt. So kam es auch<br />

am ruhigen Wannsee zu Konflikten<br />

– die Villenbesitzer, die<br />

die Ruhe ihrer beschaulichen<br />

Sommersitze genießen wollten,<br />

beschwerten sich über die lärmenden<br />

Besucher im Strandbad<br />

Wannsee.<br />

Mit der Bahnverbindung Richtung<br />

Wannsee kamen nicht nur<br />

die Bewohner der Villenkolonie<br />

problemlos hierher. Auch viele<br />

Arbeiter, die in lichtarmen, engen<br />

Wohnungen hausten, entdeckten<br />

die Vorzüge der guten<br />

Verkehrsanbindung. Das Wannseeufer<br />

mit seinem Strandbad<br />

und den vielen Ausflugslokalen<br />

bot Licht, Sonne und Badespaß.<br />

Die perfekte Erholung<br />

und Ablenkung vom grauen<br />

Alltag. Den Bewohnern eines<br />

„der vornehmsten und ruhigsten<br />

Wohnorte in der Nähe Berlins“<br />

schmeckte das gar nicht.<br />

Sie blieben nicht untätig und<br />

Gartenbank unter dem Kastanienbaum, um<br />

1915 von Max Liebermann.<br />

Berliner Strandleben, 1912 von Heinrich Zille.<br />

so ging am 28. Januar 1912 ein<br />

vierseitiger Brief bei der königlichen<br />

Regierung in Potsdam ein,<br />

in dem sich 28 Wannsee-Villenbesitzer,<br />

unter ihnen auch Max<br />

Liebermann – über die „eingerissenen<br />

Zustände“ am gegenüberliegenden<br />

Wannseeufer,<br />

beschwerten. Der Lärm machte<br />

eine „geistige Konzentration<br />

oder ein Ausruhen unmöglich“,<br />

so die Beschwerdeführer.<br />

Des Künstlers Garten in Wannsee, um 1910<br />

von Max Liebermann Foto: Julia Jungfer<br />

© Stiftung Stadtmuseum<br />

Die Ausstellung Streit am Wannsee<br />

untersucht den Konflikt zwischen<br />

Villenbesitzern und Ausflüglern<br />

des Strandbades unter<br />

künstlerischem Aspekt. Mit einer<br />

Auswahl von Werken, u. a. von<br />

Max Liebermann, Philipp Franck,<br />

Hugo Vogel, Paul Paeschke und<br />

Heinrich Zille werden diese zwei<br />

Seiten des Lebens am Wannsee<br />

vorgestellt, die unterschiedlicher<br />

nicht sein konnten: einerseits<br />

der Wannsee als Rückzugsort<br />

für die Berliner Oberschicht andererseits<br />

als „Badewanne“ für<br />

Berliner Arbeiterfamilien.<br />

Die Ausstellung Streit am<br />

Wannsee – von noblen Villen<br />

und Strandbadfreuden ist bis<br />

zum 3. Oktober in der Liebermann-Villa<br />

zu sehen, www.<br />

liebermann- villa.de. ◾

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