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Grünweiss - Spieltagsheft SC DHfK Leipzig vs. GWD Minden

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Kolumne <strong>SC</strong> <strong>DHfK</strong> – handball für leipzig<br />

von fans, kulissen und dem 22. april 1966<br />

Am Montag war ich beim RB-Spiel gegen Leverkusen<br />

in der Red-Bull-Arena und auch gespannt, wie sich<br />

die RB-Fans verhalten würden. Im Vorfeld wurde<br />

darüber berichtet, dass ein Teil von ihnen in der<br />

ersten Halbzeit der Mannschaft die Unterstützung<br />

verweigern und schweigen wollte. Weil es eben ein<br />

Montagsspiel sei, und die wären nur aus kommerziellen<br />

Gründen eingeführt worden.<br />

Darüber lässt sich streiten, denn gerade die <strong>Leipzig</strong>er<br />

hatten sicher nichts dagegen, dass sie nach dem<br />

EC-Spiel am Donnerstag vorher gegen Marseille bis<br />

zum Montagabend für die Bundesligapartie gegen<br />

Bayer etwas mehr Zeit hatten. Was im konkreten Fall<br />

bekanntlich nichts genützt hat. Doch kein Spieler<br />

oder Trainer hatte Einfluss auf die Einführung der<br />

Montagsspiele, daher ist es merkwürdig, wenn der<br />

Protest ausgerechnet an die Mannschaft adressiert<br />

wird. Diejenigen, die sich nicht angeschlossen<br />

hatten, waren in der klaren Mehrheit und mit ihren<br />

Anfeuerungsrufen großartig.<br />

Als in der Handball-Bundesliga auf Grund des neuen<br />

Fernsehvertrages Anwurfzeiten auf Sonntagmittag<br />

gelegt wurden, klatschten auch nicht alle Fans vor<br />

Begeisterung in die Hände. Mein Eindruck ist, dass<br />

man sich dennoch damit gut arrangiert hat. In der<br />

ARENA <strong>Leipzig</strong> ist die Stimmung weiter phänomenal,<br />

was auch die jeweiligen Gegner bestätigen.<br />

Heute gegen <strong>Minden</strong> dürfte sie noch eine zusätzliche<br />

Steigerung erfahren, wenn die Europapokalsieger<br />

des <strong>SC</strong> <strong>DHfK</strong> von 1966 begrüßt werden. Am 22. April<br />

1966 stand das Team um seinen unvergessenen Trainer<br />

Hans-Gert Stein (gestorben 1998) und legendären<br />

Kapitän Paul Tiedemann (gestorben 2014) nach<br />

dem 16:14-Sieg gegen Honved Budapest im Finale<br />

von Paris auf Europas Thorn. Der <strong>SC</strong> <strong>DHfK</strong> lädt seine<br />

berühmten Vorgänger seit dem Bundesligaaufstieg<br />

immer um dieses Datum herum zu einem Heimspiel<br />

ein, bei Ferry Sárközi laufen die organisatorischen<br />

Fäden zusammen. Es wird gehofft, dass möglichst<br />

viele von damals „auflaufen“. Eingeladen sind auf<br />

jeden Fall Erwin Kaldarasch, Klaus Langhoff, Wolf-<br />

Dieter Neiling, Lothar Fährmann, Otto Hölke, Dieter<br />

Wöhler, Peter Randt, Rolf Schmidt, Hannes Eichhorn<br />

und Klaus Franke.<br />

Sie werden bestimmt auch wieder darüber sprechen,<br />

wie sich ihr Sport seit ihrer aktiven Zeit verändert<br />

hat. Daran musste ich auch am Montag denken, als<br />

ich die Stufen des alten und nach wie vor bestehenden<br />

Walls des ehemaligen Zentralstadions nach oben<br />

und unten ging. An dieser Stelle wurde schließlich<br />

auch Handball-Geschichte geschrieben. So am<br />

14. Juli 1957 mit dem Feldhandball-Länderspiel<br />

zwischen der DDR und der Bundesrepublik (Endstand<br />

14:19). Offiziell waren 80 000 Zuschauer für diese<br />

Partie angegeben, manche Augenzeugen berichten<br />

sogar von über 90 000 Besuchern.<br />

Handball auf dem Großfeld hatte sich lange als Publikumsmagnet<br />

erwiesen und Kulissen aufzuweisen,<br />

die mühelos mit denen von Fußball-Länderspielen<br />

konkurrieren konnten. Damals hatte sich noch nicht<br />

vollständig abgezeichnet, dass der Handball eines<br />

Tages gänzlich in die Hallen abwandern würde. Das<br />

passierte etwa zu der Zeit, als die <strong>DHfK</strong>-Studenten<br />

unter Hans-Gert Stein ihren Siegeszug durch Europa<br />

beendet hatten.<br />

Die jetzige Generation der Grün-Weißen kennt das<br />

natürlich alles nur vom Hörensagen und kann sich<br />

nur wundern, was ihre Vorgänger alles in einer Zeit<br />

erlebt haben, als in der öffentlichen Wahrnehmung<br />

der Handball mit dem Fußball fast noch gleichauf<br />

stand. Sicher, das ist schon eine ganze Weile vorbei,<br />

was aber nichts daran ändert, dass man sich gerne<br />

an solche Höhepunkte erinnert. <strong>Leipzig</strong> hatte einige<br />

davon – so den 22. April 1966.<br />

Seite 16<br />

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