Jonathan lernt leben_v3.08_Buch_Druckversion

Es ist der 23. September, Freitag, 21:03
Jonathan sitzt im „Silberlöffel“, dem Eckkaffee seiner
Blockreihe und trinkt Tee mit Ivan. Ivan schüttet viel zu viel
Honig in den Tee, doch Jonathan weist ihn nicht darauf hin.
Ivan würde eigentlich gut daran tun, etwas Gewicht
zuzunehmen. Jetzt, wo Jonathan darüber nachdenkt, wäre
er wahrscheinlich mit ein paar extra Kilo auch besser dran.
Auf Tumblr sagen sie aber, dass man sich so lieben soll, wie
man ist. Genau das will Jonathan nun versuchen. Samuel
hockt zu diesem Zeitpunkt in seinem Zimmer und spielt
Overwatch. Robin ist auf seinem Weg nachhause. Es ist
verhältnismässig warm für einen Spätsommerabend.
Jonathan malt sich aus, wie diese Kreuzung am „Silberlöffel“
letzten Winter ausgesehen hat, und ihm graut es schon vor
dem nächsten Winter. Anna würde jetzt darauf hinweisen,
dass die Natur dasselbe Wunder jedes Jahr vollbringt, aber
Anna ist in Heidelberg und denkt jetzt wahrscheinlich nicht
an Jonathan. Manchmal vermisst er sie sogar ein bisschen,
aber das würde er nie zugeben.
„Denkst du, meine Schwester hat vielleicht einen
Freund? Ich meine, sie würde uns bestimmt nicht
gleich etwas sagen.“
„Was weiss ich schon.“
„Irgendwie komisch, ich bekomme fast nichts mehr
von meiner Schwester mehr mit. Es ist fast als wäre
sie aus meinem Leben verschwunden und ab und
zu macht sie noch einen kleinen Abstecher zurück.
„Eines kann ich dir sagen, ich beneide dich nicht
um deine Schwester, die hat ja noch des Öfteren
Ärger gemacht. Zumindest nach dem zu urteilen,
was du mir erzählt hast.
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