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Timotheus Magazin #3 - Suende

Inhalt Editorial Was ist Sünde? (Matthias Lohmann) – Die Definition eines immer unbekannter werdenden Wortes. Das wahre Menschenbild (Waldemar Dirksen) – Wie Gott wirklich über uns denkt. Die Macht der Sünde (Viktor Sudermann) – Eine Auslegung zu Römer 5,20-21. Sünde und mein Alltag (Michael Wiche) – Die Realität der Sünde in unserem Leben. Die spektakulärste Sünde (John Piper) – Judas' Verrat und die Souveränität Gottes. Erlöst von der Sünde (Andreas Kuhlmann) – Eine Auslegung zu 1. Petrus 2,24. John Newton– Von Sünde und Gnade (Peter Voth) – Ein biographischer Artikel. Das Wesen und die unbegrenzte Ausbreitung der Sünde (Paul Washer) – Was wir (noch) nicht über die Sünde wissen. Buchrezensionen

Inhalt
Editorial
Was ist Sünde? (Matthias Lohmann) – Die Definition eines immer unbekannter werdenden Wortes.
Das wahre Menschenbild (Waldemar Dirksen) – Wie Gott wirklich über uns denkt.
Die Macht der Sünde (Viktor Sudermann) – Eine Auslegung zu Römer 5,20-21.
Sünde und mein Alltag (Michael Wiche) – Die Realität der Sünde in unserem Leben.
Die spektakulärste Sünde (John Piper) – Judas' Verrat und die Souveränität Gottes.
Erlöst von der Sünde (Andreas Kuhlmann) – Eine Auslegung zu 1. Petrus 2,24.
John Newton– Von Sünde und Gnade (Peter Voth) – Ein biographischer Artikel.
Das Wesen und die unbegrenzte Ausbreitung der Sünde (Paul Washer) – Was wir (noch) nicht über die Sünde wissen.
Buchrezensionen

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April 2011<br />

DAS WAHRE<br />

AUSMAß DER SÜNDE<br />

UND DER<br />

EINZIGE AUSWEG


S Ü N D E<br />

urch die Sünde des ersten<br />

Menschen ist die Verurteilung<br />

auch über alle anderen gekommen.<br />

Diese biblische Tatsache<br />

wird vom Großteil der Menschheit<br />

verdrängt. Das Wort Gottes<br />

ruft uns jedoch zur Buße über<br />

unsere Sünden auf. Dafür ist rechte<br />

Sündenerkenntnis unerlässlich.<br />

Kann Sünde mit guten Taten aufgewogen<br />

werden? Ist Sünde nur eine Charakterschwäche,<br />

über die hinweggesehen werden kann? Oder<br />

dürfen wir sie sogar gutheißen?<br />

Der Ernst und das Verständnis über die Bedeutung<br />

und die Auswirkung der Sünde sind in der<br />

Gesellschaft fast vollständig verloren gegangen.<br />

Die Medien suggerieren, Sünde sei harmlos und<br />

manchmal sogar erstrebenswert. Von Werbeagenturen<br />

wird sie bewusst instrumentalisiert,<br />

um Käufer zu gewinnen.<br />

Doch trotz dieser Verharmlosung kann sich<br />

niemand den Konsequenzen der Sünde entziehen.<br />

Deshalb ist eine Neubesinnung wichtig.<br />

Sünde ist weder harmlos noch erstrebenswert.<br />

Sie ist zerstörerisch und bewirkt letztlich den<br />

ewigen Tod. Doch so wie die Sünde durch den<br />

Ungehorsam des ersten Menschen in die Welt<br />

kam, so ist auch die Rechtfertigung durch den<br />

Gehorsam Christi zu vielen gekommen.<br />

Mit dieser Ausgabe wagen wir den Versuch, der<br />

biblischen Lehre über die Sünde auf den Grund<br />

zu gehen. Wir gehen nicht nur auf die grundlegende<br />

Definition der Sünde, sondern auch auf<br />

ihre verstrickende Macht und die Verdorbenheit<br />

des Menschen ein. Außerdem ist es uns wichtig<br />

zu zeigen, dass es keinen anderen Ausweg aus der<br />

Sünde gibt als Jesus Christus allein.<br />

Die Redaktion<br />

März 2011<br />

02 I <strong>Timotheus</strong>


S Ü N D E I N R . 0 3 I 0 2 / 2 0 1 1<br />

timotheusmagazin.de<br />

0 2 E d i t o r i a l<br />

0 3 I n h a l t<br />

0 4 - 0 7 W a s i s t S ü n d e ?<br />

Matthias Lohmann<br />

0 8 - 1 0 D a s w a h r e M e n s c h e n b i l d<br />

Waldemar Dirksen<br />

1 2 - 1 3 D i e M a c h t d e r S ü n d e<br />

Viktor Sudermann<br />

1 4 - 1 7 S ü n d e i m A l l t a g<br />

Michael Wiche<br />

1 8 - 2 3 S i e s p e k t a k u l ä r s t e S ü n d e<br />

John Piper<br />

2 4 - 2 5 E r l ö s t v o n d e r S ü n d e<br />

Andreas Kuhlmann<br />

2 6 - 2 9 J o h n N e w t o n / /<br />

Vo n S ü n d e u n d G n a d e<br />

Peter Voth<br />

3 0 - 3 3 D a s W e s e n u n d d i e<br />

u n b e g r e n z t e A u s b r e i t u n g<br />

d e r S ü n d e<br />

Paul Washer<br />

3 4 - 3 5 N a c h l e s e n<br />

3 6 Te r m i n e<br />

3 7 I m p r e s s u m<br />

<strong>Timotheus</strong> I 03


in klares Sündenverständnis ist grundlegend<br />

für das Verstehen des biblischen Evangeliums!<br />

Deshalb gehört die unverkürzte Verkündigung<br />

der Sündhaftigkeit des Menschen<br />

unmittelbar zur Verkündigung des Evangeliums<br />

dazu. Diese gute Nachricht 1 , also die<br />

Errettung des Sünders durch Gottes souveräne<br />

Gnade mittels Buße und Glauben an Jesus Christus als<br />

Retter und Herrn, kann nur auf der Grundlage der vorhergehenden<br />

schlechten Nachricht von der Sündhaftigkeit des<br />

Menschen verstanden werden.<br />

Deshalb ist die grundlegende Frage zu beantworten: Was ist<br />

Sünde? Diese Frage mag im ersten Moment etwas seltsam<br />

klingen. Schließlich ist das Wort „Sünde“ ja nicht nur in<br />

frommen Kreisen allseits bekannt. Aber bereits in der<br />

Umgangssprache hat das Wort „sündhaft“ eine interessante<br />

Entwicklung durchlaufen. Von dem, was einst zu meiden war,<br />

hat es sich zu einem Superlativ gewandelt, wurde regelrecht<br />

zum Qualitätsmerkmal. Die Werbung preist „sündhaft gute“<br />

Produkte oder „sündhaft leckere“ Speisen. Man kokettiert,<br />

dass ein bisschen Sünde schon mal erlaubt sei.<br />

Diese Begriffsverwirrung erstreckt sich mittlerweile bis weit<br />

in die Kirchen und Gemeinden hinein. Selbst in evangelikal<br />

geprägten Gemeinden tun sich Menschen heute oftmals<br />

schwer damit, Sünde kurz und präzise zu definieren.<br />

Eine häufig genannte Sündendefinition, auch in evangelikalen<br />

Kreisen, lautet: „Sünde ist Zielverfehlung“. Diese Definition<br />

hat insofern ihre Berechtigung, als man sich hier am<br />

biblischen Urtext orientiert, wo die am häufigsten Worte zur<br />

Benennung von Sünde gebrauchten Worte mit dem hebräischen<br />

„chatha“ und dem griechischen „hamartano“ jeweils<br />

Verfehlung bedeuten. 2 So verwendet beispielsweise R.C.<br />

Sproul 3 diese Definition, illustriert durch das Bild eines<br />

Bogenschützen, der seinen Pfeil nicht ins Ziel bringt.<br />

Diese Illustration hat nun sicherlich ihre Stärken, und ohne<br />

jede Frage entfaltet Sproul daraus ein biblisch fundiertes<br />

Verständnis von Sünde.<br />

<strong>Timotheus</strong> I 05


„GEISTLICH TOTE<br />

MENSCHEN FRAGEN<br />

NICHT NACH<br />

GOTT UND TUN<br />

NICHT DAS GUTE“<br />

Jedoch birgt diese semantisch-etymologische 4 Definition,<br />

gerade in unserer Zeit, das Risiko einer gewissen<br />

Unschärfe, insbesondere im Hinblick auf die Frage, wie<br />

Sünder gerettet werden können.<br />

So kann die Illustration eines erfolglosen Bogenschützen<br />

zu der irrigen Annahme verleiten, dass wir Menschen<br />

lediglich besser zielen und Sünder eben gewisse Kurskorrekturen<br />

vornehmen müssten, um vom Pfad der Sünde<br />

zur Erlösung zu gelangen. Eine Sichtweise, welche in<br />

letzter Konsequenz die Notwendigkeit des stellvertretenden<br />

Sühnetodes Jesu negiert. An die Stelle des Sühneopfers<br />

tritt dann der Ruf nach einem Vorbild und<br />

Lehrer, der uns hilft, wieder „auf Kurs“ zu kommen und<br />

unser Leben zu „verbessern“. Als weitere Folge wird die<br />

Aufgabe der Prediger des Evangeliums darauf<br />

beschränkt, Sündern dabei zu helfen, bessere oder moralischere<br />

Menschen zu werden. Nach einem solchen<br />

Verständnis ist dann Bekehrung in letzter Instanz die<br />

Aufgabe des Sünders, der einfach etwas besser zielen<br />

muss. Eine solche Evangeliumsverkündigung erwartet<br />

von den Menschen mehr als ihnen möglich ist und<br />

unterschätzt andererseits die Kraft von Gottes Wort und<br />

die Bedeutung von Gebet im Zusammenhang mit<br />

Evangelisation.<br />

Wenn nun also eine Definition von Sünde als Zielverfehlung<br />

offenkundig selbst am Ziel vorbeizugehen<br />

droht, welche Alternative gibt es? Hier erweist sich eine<br />

Rückbesinnung auf die Sündendefinition der reformatorischen<br />

Bekenntnisse als hilfreich. So beschreibt das<br />

Westminster-Bekenntnis Sünde als eine Übertretung des<br />

gerechten Gesetzes Gottes und als diesem<br />

entgegenstehend. 7 Diese Aussage umfasst sowohl die<br />

Erbsünde (oder Ursünde) als auch jede andere von<br />

Menschen begangene Sünde. Ähnlich lautende Sündendefinitionen<br />

finden sich in den meisten klassischen<br />

Bekenntnissen der Reformation.<br />

Eine solche Definition von Sünde als Gesetzesübertretung<br />

sowie Ungehorsam und Rebellion gegen Gott<br />

entspricht den Aussagen der Bibel weitaus eher als das<br />

Bild eines verschossenen Pfeils.<br />

Der Apostel Paulus beispielsweise beschreibt im 5.<br />

Kapitel des Römerbriefs den Zusammenhang von der<br />

Ursünde und der Sündhaftigkeit aller Menschen.<br />

Hierbei bezeichnet er die Sünde in Vers 14 als Übertretung,<br />

während er sie in Vers 19 Ungehorsam nennt.<br />

Auch ein Blick auf den Sündenfall macht deutlich, dass<br />

die Begriffe „Übertretung“ und „Ungehorsam“ den<br />

Sachverhalt sehr viel treffender beschreiben als das Wort<br />

„Zielverfehlung“. Im 1. Mose 2,16f sprach Gott zu<br />

Adam: „Und Gott der HERR gebot dem Menschen und<br />

sprach: Du darfst essen von allen Bäumen im Garten,<br />

aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und<br />

Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du<br />

von ihm issest, musst du des Todes sterben.“ 8 Und dann<br />

lesen wir in Kapitel 3, Vers 6 davon, wie Adam und Eva<br />

dieses Gebot Gottes übertraten und ungehorsam waren:<br />

„Und das Weib sah, dass von dem Baum gut zu essen<br />

wäre und daß er eine Lust für die Augen wäre und<br />

verlockend, weil er klug machte. Und sie nahm von der<br />

Frucht und aß und gab ihrem Mann, der bei ihr war,<br />

auch davon, und er aß.“<br />

Geistlich tote Menschen fragen nicht nach Gott und tun<br />

nicht das Gute 5 , deshalb können sie nicht einfach<br />

erlernen, wie man das Ziel erreicht. Es bedarf des souveränen<br />

Eingreifens Gottes, der durch Sein mächtiges<br />

Wort Tote zum Leben erweckt 6 . Ihn gilt es im Gebet<br />

darum anzuflehen, sich der Sünder zu erbarmen und<br />

diesen die Ohren zu öffnen und neue Herzen zu schenken,<br />

so dass sie zum rettenden Glauben kommen<br />

können.<br />

06 I <strong>Timotheus</strong>


Der Römerbrief macht deutlich, dass diese Rebellion der<br />

ersten Menschen die gesamte Menschheit prägte. So<br />

lesen wir im Römer 11, 32, dass Gott alle Menschen in<br />

den Ungehorsam mit eingeschlossen hat, und im Römer<br />

8, Vers 7 beschreibt Paulus die unerlöste Gesinnung aller<br />

Menschen als Feindschaft gegen Gott. Im Epheserbrief<br />

in Kapitel 2, Vers 1 und 5 und im Kolosserbrief 2, Vers<br />

13 betont Paulus darüber hinaus die Konsequenz des<br />

Sündenfalls für alle unerlösten Menschen: sie sind<br />

geistlich tot! Deshalb bedarf es weit mehr als einer<br />

Zielkorrektur, um das Ziel (Philipper 3,14) zu erreichen.<br />

Um dem Ziel überhaupt entgegen streben zu können,<br />

müssen Menschen durch den Geist Gottes wiedergeboren<br />

und geistlich lebendig gemacht werden (Johannes<br />

3,3).<br />

„DIE<br />

SÜNDE<br />

ALS DAS<br />

BEZEICHNEN,<br />

WAS SIE IST:<br />

REBELLION<br />

UND<br />

UNGEHORSAM<br />

GEGEN<br />

GOTT“<br />

Wenngleich Sünde vom Wortsinn her durchaus als<br />

Zielverfehlung definiert werden kann, ist dies nicht in<br />

jedem Fall einem biblischen Evangeliumsverständnis<br />

dienlich. Eher gerechtfertigt erscheint dies noch im<br />

Hinblick auf die Sünden von Christen, die ja keiner<br />

erneuten Erlösung bedürfen, sondern tatsächlich „nur“<br />

einer Zielkorrektur. Aber auch hier bleibt er ungeeignet,<br />

die tatsächliche Sündhaftigkeit der Sünde herauszustellen.<br />

Um das eingangs zitierte Bild des Bogenschützen zu<br />

gebrauchen: eine Zielverfehlung kann auch durch<br />

äußere Umstände zustande kommen bzw. dadurch, dass<br />

der Schütze Anfänger ist und einfach noch nicht besser<br />

zielen kann. Die Bibel hingegen lehrt, dass für Christen<br />

jede einzelne Sünde vermeidbar (auch wenn er hier auf<br />

Erden niemals alle Sünden vermeiden wird) und stets<br />

Ausdruck einer Rebellion gegen Gott ist.<br />

Aus diesem Grund möchte ich alle Christen ermutigen,<br />

die Sünde als das zu bezeichnen, was sie ist: Rebellion<br />

und Ungehorsam gegen Gott. Eine solch klare Definition<br />

als Grundlage von Verkündigung lässt die Größe und<br />

Herrlichkeit des Evangeliums von der Gnade Gottes<br />

umso deutlicher hervor strahlen.<br />

MATTHIAS LOHMANN<br />

studierte Politikwissenschaften, VWL und<br />

jüngere Geschichte und war danach in verschiedenen<br />

Management-Positionen tätig.<br />

Nach seiner Bekehrung studierte er außerdem<br />

am Reformed Theological Seminary in Washington,<br />

um später Pastor in München zu werden.<br />

Matthias Lohmann ist verheiratet und Vater<br />

zweier Mädchen.<br />

Zur Verkündigung des Evangeliums gehört also zentral<br />

die Botschaft, dass für Menschen eine komplette<br />

Umkehr und geistliche Wiedergeburt notwendig ist,<br />

damit das Evangelium für den Angesprochenen auch<br />

ganz persönlich zu einer guten Nachricht wird. Wenn<br />

Sünde als Rebellion und Ungehorsam gegen Gott<br />

verstanden wird, erschließt sich auch die unbedingte<br />

Notwendigkeit des stellvertretenden Sühnetods Christi.<br />

Die Schuld von Sündern muss getilgt werden, damit aus<br />

Feinden Gottes (Röm 8,7) und Kindern des Ungehorsams<br />

und Zorns (Eph 2,2f) geliebte Kinder Gottes<br />

(Röm 8,14ff) und Heilige (Röm 1,7; Eph 1,1; uvm)<br />

werden können.<br />

1 Gr. euangelion<br />

2 Siehe hierzu: Rienecker, Fritz & Maier, Gerhard, Lexikon zur Bibel,<br />

Wuppertal: R. Brockhaus, 1998, S. 1539f<br />

3 Sproul, Robert Charles, Glauben von A-Z, Friedberg: 3L Verlag, 2005,<br />

S.179<br />

4 Semantik = Lehre von der Wortbedeutung, Etymologie = Lehre von der<br />

Wortgeschichte und -herkunft<br />

5 Römer 3,11f<br />

6 Hesekiel 37,1-10.<br />

7 Artikel 6.6 des Westminster Glaubensbekenntnisses von 1646. In<br />

deutscher Übersetzung online verfügbar:<br />

http://www.confessio.reformata.de/home/westminsterbekenntnis/artikel-6,<br />

(zuletzt geprüft 17.2.2011)<br />

8 Alle Bibelstellen zitiert aus der Lutherbibel in der revidierten Fassung<br />

von 1984, herausgegeben von der Evangelischen Kirche in Deutschland.<br />

<strong>Timotheus</strong> I 07


»Der Herr schaut vom<br />

Himmel auf die<br />

Menschenkinder, um zu sehen,<br />

ob es einen Verständigen gibt,<br />

einen, der nach Gott fragt.<br />

Sie sind alle abgewichen,<br />

allesamt verdorben;<br />

es gibt keinen, der Gutes tut,<br />

auch nicht einen Einzigen!«<br />

Psalm 14,2-3<br />

ir haben uns heute an eine<br />

oberflächliche und kraftlose<br />

Verkündigung gewöhnt. Es<br />

ist daher nicht verwunderlich,<br />

wenn wir als regelmäßige<br />

Gottesdienstbesucher völlig<br />

unbeeindruckt von den Sonntagspredigten<br />

beharrlich in unserem alten Trott leben.<br />

Zu dieser verwässerten Verkündigung gehört zweifellos<br />

ein Menschenbild, das nicht aus dem Wort Gottes,<br />

sondern aus menschlichen Überlegungen hervorgeht.<br />

Philosophische Überlegungen über das menschliche<br />

Wesen können irreführend sein, wenn sie ihre Begründung<br />

nicht unmittelbar im Wort Gottes finden. Die<br />

Bibel aber hält uns das wahre Menschenbild wie einen<br />

Spiegel vor Augen.<br />

Schon auf den ersten Seiten der Bibel finden wir eine<br />

klare Aussage über die Natur des Menschen: „Und der<br />

Herr sah, dass die Bosheit des Menschen auf Erden groß<br />

war und alles Sinnen der Gedanken seines Herzens nur<br />

böse den ganzen Tag“ (1.Mose 6,5). Seit dem Sündenfall<br />

ist der Mensch von Grund auf sündig. Dieses harte<br />

Urteil Gottes über das Wesen des Menschen wird in der<br />

Bibel mehrfach bekräftigt. Dazu zählt auch der diesem<br />

Artikel zugrunde liegende Bibeltext aus Psalm 14,2-3.


Bemerkenswert ist, dass Paulus diese Verse in Römer<br />

3,10-12 zitiert. Psalm 14,2 zeigt, dass Gott den Erdkreis<br />

durchforscht, um verständige Menschen zu finden, die<br />

nach ihm fragen. Er sucht nicht reiche, berühmte oder<br />

gelehrte Leute. Sie können mit allem, was sie zu bieten<br />

haben, den Anforderungen des großen Schöpfers nicht<br />

gerecht werden. Gott forscht nach Menschen, die<br />

zumindest soweit verständig sind, ihren Zustand, ihre<br />

Pflicht, ihre Bestimmung und ihr Glück in der<br />

Beziehung zu ihm zu erkennen. Er sucht Menschen, die<br />

begierig sind, ihn zu erkennen. 1 Was ist das Ergebnis<br />

seiner Suche?<br />

Sie sind alle abgewichen! Zu Beginn der Schöpfung<br />

waren die Menschen in Gottes Augen sehr gut. Zudem<br />

pflegte Gott mit den ersten Menschen eine harmonische<br />

und vertrauliche Gemeinschaft. Durch den Sündenfall<br />

sind die Menschen allerdings „von der eingeschlagenen<br />

Richtung abgebogen“ 2 in die Entfremdung von Gott.<br />

An die Gläubigen in Rom schrieb Paulus über die<br />

Gottlosigkeit der Menschen: „Denn obwohl sie von<br />

Gott wussten, haben sie ihn nicht als Gott gepriesen<br />

noch ihm gedankt, sondern sind dem Nichtigen verfallen<br />

in ihren Gedanken, und ihr unverständiges Herz ist<br />

verfinstert“ (Römer 1,21). Von Natur aus kehrt der<br />

Mensch Gott willentlich den Rücken zu.<br />

Sie sind allesamt verdorben! Verdorben ist vor allem das<br />

Herz als Kern des menschlichen Wesens. „Überaus<br />

trügerisch ist das Herz und bösartig; wer kann es ergründen?“<br />

(Jeremia 17,9). Außerdem ist das Herz der<br />

Ausgangspunkt jeglicher Sünde. „Denn aus dem Herzen<br />

kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht,<br />

Diebstahl, falsche Zeugnisse, Lästerungen“ (Matthäus<br />

15,19). Durch verwerfliche Worte und Taten verschafft<br />

sich die innere Verderbtheit lediglich Luft in der sichtbaren<br />

Welt. Alle Bereiche des menschlichen Wesens sind<br />

somit von der Fäulnis der Sünde erfasst. In Römer<br />

3,13-18 zeigt Paulus anhand von alttestamentlichen<br />

Aussagen das Ausmaß der Verdorbenheit: Von fehlender<br />

Gottesfurcht über verwerflichen Sprachgebrauch bis<br />

zum mörderischen Verhalten erstreckt sich die moralische<br />

Fäulnis, die sowohl den einzelnen Menschen als<br />

auch das menschliche Miteinander zersetzt.<br />

Die Sündhaftigkeit des Menschen wird von Johannes<br />

Calvin wie folgt beschrieben: „Die Wahrheit aber, die<br />

kein Anlauf erschüttern kann, soll uns ohne Zweifel<br />

stehen bleiben. Der Menschengeist ist von Gottes<br />

Gerechtigkeit so vollständig abgekommen, dass all sein<br />

Wollen, Begehren und Tun nur gottlos, verrucht,<br />

befleckt, unrein und lästerlich ist; sein Herz ist dermaßen<br />

vom Gift der Sünde durchdrungen, dass es nur<br />

noch verweslichen Gestank von sich geben kann. Und<br />

wenn auch zuweilen ein Schein des Guten sichtbar wird,<br />

so bleibt doch das „Gemüt“ mit Heuchelei und Trug<br />

umhüllt, und der Geist liegt innerlich in den Fesseln der<br />

Verderbnis.“ 3<br />

„VERDORBEN<br />

IST<br />

VOR ALLEM<br />

DAS HERZ<br />

ALS KERN<br />

DES<br />

MENSCHLICHEN<br />

WESENS“<br />

Es gibt keinen, der Gutes tut, auch nicht einen Einzigen!<br />

Diese göttliche Feststellung wirft folgende Frage auf:<br />

<strong>Timotheus</strong> I 09


Was ist mit den Menschen, die sich vor allem im<br />

sozialen Bereich ehrenamtlich einsetzen? Will Gott ihre<br />

„guten Werke“ nicht anerkennen? Sind ihre „guten<br />

Werke“ vor ihm untauglich? An dieser Stelle muss<br />

grundsätzlich festgehalten werden: „Der Mensch sieht<br />

auf das, was vor Augen ist, der Herr aber sieht das Herz<br />

an“ (1.Samuel 16,22). Gott sieht die wahren Beweggründe<br />

aller Werke und beurteilt sie danach.<br />

Gibt es nun unter den Menschenkindern einen Verständigen<br />

oder einen, der nach Gott fragt? Mit dem Vers 3<br />

wird diese Frage unmissverständlich beantwortet: Es<br />

gibt unter den Menschenkindern keinen Verständigen<br />

und keinen, der nach Gott fragt. „Sie sind alle abgewichen,<br />

allesamt verdorben; es gibt keinen, der Gutes tut,<br />

auch nicht einen Einzigen!“<br />

Zudem ist der unerlöste Mensch geistlich tot durch<br />

seine Übertretungen und Sünden (vgl. Epheser 2,1).<br />

Diese Wahrheit muss nüchtern durchdacht werden.<br />

Einer physischen Leiche vermögen tausend Befehle<br />

nicht zu einer einzigen Regung zu bewegen. Stumm und<br />

regungslos bleibt sie in ihrem starren Zustand, weil sie<br />

leblos ist. Ähnlich verhält es sich mit einem geistlich<br />

toten Menschen. Aufforderungen zu geistlichen<br />

Entscheidungen und Handlungen bleiben ohne Erfolg.<br />

Der geistlich Tote muss zunächst zum geistlichen Leben<br />

erweckt werden. Gott muss ihm geistliches Leben geben<br />

und dann erst kann er geistlich entscheiden und<br />

geistlich handeln. Bei der Errettung kommt es folglich<br />

nicht auf die Entscheidung des Menschen, sondern auf<br />

den souveränen heilsbringenden Akt Gottes an. Jesus<br />

sagte daher eindeutig: „Niemand kann zu mir kommen,<br />

es sei denn, dass ihn der Vater zieht, der mich gesandt<br />

hat“ (Johannes 6,44).<br />

Peter Masters hat den geistlich toten Menschen mit<br />

einem Hund verglichen. 4 Man kann den Hund auffordern,<br />

die schönen Blumen und Bäume am Wegesrand<br />

zu bewundern. Der Hund wird dieser Aufforderung<br />

nicht folgen, sondern sein Vergnügen möglicherweise<br />

am Kot anderer Hunde haben. Es entspricht nicht<br />

seinem Wesen, die Natur zu bewundern. So hat auch der<br />

geistlich Tote keine Freude an geistlichen Dingen. Er<br />

zieht es vor, bewusst in Sünden zu leben; es sei denn,<br />

Gott erweckt ihn zum geistlichen Leben. Wenn Gott<br />

einen Menschen zum ewigen Leben erweckt, dann ist es<br />

ausschließlich auf seine souveräne Gnade zurückzuführen.<br />

Zu den verbreiteten Irrtümern in Bezug auf das menschliche<br />

Wesen zählt sicherlich die Lehre vom freien<br />

Willen. Diese Lehre wird weder in der Bibel explizit<br />

erwähnt, noch kann sie aus dem Menschenbild der Bibel<br />

abgeleitet werden. Denn der Wille ist wie alle anderen<br />

Aspekte des menschlichen Wesens von der Sünde durchsetzt.<br />

Der unerlöste Mensch ist hinsichtlich seines<br />

Denkens und Wollens ein Knecht der Sünde. Jesus<br />

brachte es deutlich auf den Punkt, als er sagte: „Wer<br />

Sünde tut, der ist der Sünde Knecht“ (Johannes 8,34).<br />

Die Befreiung von der Knechtschaft der Sünde kann<br />

„SO HAT<br />

AUCH DER<br />

GEISTLICH<br />

TOTE<br />

KEINE FREUDE<br />

AN<br />

GEISTLICHEN<br />

DINGEN“<br />

allein Jesus herbeiführen, was auch in Johannes 8,36<br />

betont wird: „Wenn euch nun der Sohn frei macht, so<br />

seid ihr wirklich frei.“<br />

Mit ausdrucksvollen Worten wandte sich damals George<br />

Whitefield an seine Zuhörerschaft: „Kommt, ihr toten,<br />

christuslosen, unbekehrten Leute! Kommt und seht den<br />

toten Lazerus ... sein toter, gebundener, übelriechender<br />

Leichnam ist nur ein schwarzes Abbild deiner Seele in<br />

ihrem natürlichen Stand ... Du bist an Händen und<br />

Füßen gebunden mit Verderbnis ... und du bist unfähig,<br />

dich aus diesem ekelerregenden Stand des Todes zu<br />

erheben ... du magst dich der Kraft deines eingebildeten<br />

freien Willens rühmen, der Energie moralischer Überzeugung<br />

und rationaler Argumente ... aber alle deine<br />

Anstrengungen erweisen sich als fruchtlos, nutzlos, bis<br />

dieser gleiche Jesus, der befahl: „Rollt den Stein weg!“,<br />

und der rief: „Lazarus, komm heraus!“, mit seiner mächtigen<br />

Stärke kommt, den Stein des Unglaubens<br />

wegwälzt, zu deiner toten Seele spricht, dich von den<br />

Fesseln der Sünde und Verderbnis losbindet und dich<br />

durch das Wirken des Geistes Gottes befähigt, aufzustehen<br />

und zu wandeln ...“ 5<br />

1 Spurgeon, C.H., Die Schatzkammer Davids, Kommentar<br />

zu Psalm 14,2.<br />

2 Grundbedeutung des Wortes ‚abweichen’ gemäß dem hebräischen Text.<br />

3 Calvin, J., Institutio (2009, 2. Auflage, foedus-verlag), Seite 179.<br />

4 Masters, P., Predigt über Epheser 2,1-10 im Tabernacle (ehemals<br />

Gemeinde von C.H. Spurgeon), Mai 2010.<br />

5 Lutzer, E., Einig in der Wahrheit?, CLV, 2006, Seite 194.<br />

10 I <strong>Timotheus</strong>


SEID DABEI: EVANGELIUM21 STELLT SICH<br />

ERSTMALS ÖFFENTLICH VOR!<br />

Weitere Infos in kürze hier<br />

evangelium21.net<br />

18.-20. august 2011<br />

Gemeinde & missionswerK arche e.v.<br />

evang.-reformierte freikirche<br />

doerriesweg 7, hamburg<br />

Das EVANGELIUM<br />

im ZENTRUM<br />

der GEMEINDE<br />

Zu Evangelium21 gehören Christen aus verschiedenen Kirchen und Gemeinden, die ihren<br />

Glauben fest auf Jesus Christus gründen. Ausgerichtet auf die von den Reformatoren wiederentdeckten<br />

Wahrheiten – Gnade allein, Glaube allein, die Schrift allein, Christus allein,<br />

und zu Gottes Ehre allein – wollen wir Impulse setzen, durch die Gemeinden neu belebt<br />

und gestärkt werden. Denn: Allein das biblische Evangelium bewirkt, dass Christen von<br />

einer echten Hoffnung und überwältigenden Freude an Gott erfüllt werden und diese auch<br />

ausstrahlen.<br />

Als Anlaufstelle für Gleichgesinnte und Interessierte empfehlen wir Kontakte und Ressourcen.<br />

Die von uns angebotenen Materialen und Veranstaltungen heben die Zentralität des<br />

Evangeliums für den Gemeindealltag und das gesamte Leben hervor.<br />

Danach wollen wir demütig streben, mit dem Ziel, dass die Gemeinde Christi im 21. Jahrhundert<br />

ganz neu erfährt, was es heißt, dass das „Evangelium nicht nur im Wort zu [uns]<br />

kam, sondern in Kraft und im Heiligen Geist und in großer Gewissheit“ (1 Thess 1,5).<br />

- Mission Statement, Evangelium21<br />

matt schmucker / matthias lohmann<br />

michael martens / christian wegert<br />

andre bay / ron kubsch<br />

Unter anderem mit folgenden Vorträgen:<br />

Die Vision: Gemeinden, die Gottes Herrlichkeit widerspiegeln<br />

Die DNA der Gemeinde – Textauslegendes Predigen und biblische Theologie<br />

Ein biblisches Verständnis vom Evangelium, von Bekehrung<br />

und von Evangelisation<br />

Das Evangelium für Mitglieder in Not – Seelsorge<br />

Die Renaissance des Evangeliums in Nordamerika –<br />

Der Neu-Calvinistische Aufbruch.


»WO ABER DAS<br />

MASS DER SÜNDE<br />

VOLL GEWORDEN IST, DA<br />

IST DIE GNADE ÜBERSTRÖ-<br />

MEND GEWORDEN, DAMIT,<br />

WIE DIE SÜNDE GEHERRSCHT<br />

HAT IM TOD, SO AUCH DIE<br />

GNADE HERRSCHE DURCH GE-<br />

RECHTIGKEIT ZU EWIGEM<br />

LEBEN DURCH JESUS CHRIS-<br />

TUS, UNSEREN HERRN.«<br />

RÖMER 5, 20-21<br />

Wer die Welt mit offenen Augen<br />

nüchtern ansieht, der stellt schnell<br />

fest, dass sich die Sünde überall wie<br />

eine Staubschicht gesetzt hat. An<br />

einigen Stellen ist diese Schicht<br />

dünn, so dass man klar erkennen<br />

kann, was sich dahinter befindet. An<br />

anderen Stellen ist diese Schicht sehr dick, so dass man<br />

gar nichts mehr als Staub sehen kann. Einige werden<br />

gewiss diese Feststellung nicht teilen. Sie bezeichnen<br />

Menschen, die diese Sicht haben, als Schwarzmaler oder<br />

Pessimisten, die immer alles nur negativ sehen. Diese<br />

beschönigende Weltsicht zeugt nicht von Nüchternheit,<br />

sondern von grundsätzlicher Blindheit. Es sind längst<br />

nicht mehr Christen allein, die auf die Fragmentierung<br />

der Gesellschaft hinweisen: „Pädophile sind oft nicht<br />

therapierbar“ 1 . „Im Prinzip nicht therapierbar“. 2 Solche<br />

oder ähnliche Schlagzeilen sind überall in den Medien<br />

zu finden, die Pädagogen, Soziologen oder Psychologen<br />

über Pädophile und Kriminelle sagen. Überall lässt die<br />

Sünde ihren Schmutz, ihre Ruinen und ihren Schmerz<br />

zurück. Zu leugnen, dass die Sünde Chaos und Tod<br />

verursacht, ist töricht. Die Bibel verschweigt diese Tatsache<br />

nicht, sondern lehrt die bösartige Macht der Sünde.<br />

Der Römerbrief beschäftigt sich in den ersten drei<br />

Kapiteln mit der Sündhaftigkeit und Verdorbenheit der<br />

Menschen. Da sind zum einen die Heiden. Diese haben<br />

kein Gesetz in schriftlicher Form von Gott gehabt, wie<br />

die Juden. Ihnen hat sich Gott nicht direkt offenbart. Sie<br />

waren aber in der Lage, Gott durch seine Werke in der<br />

12 I <strong>Timotheus</strong>


Natur zu erkennen und dadurch anzubeten, oder durch<br />

das Gesetz, das in ihnen geschrieben ist, ihm gehorsam<br />

zu sein. Was haben die Heiden stattdessen getan? Sie<br />

haben sich von Gott abgewandt, seine Satzungen nicht<br />

erfüllt. Die Folge war, dass ihr Herz von Gott verfinstert<br />

wurde und sie von Gott dahin gegeben wurden in die<br />

Sünde. Seitdem sind die Menschen Knechte der Sünde<br />

und voll alles Bösen.<br />

Da sind zum andern die Juden. Diesen hat sich Gott<br />

offenbart und seinen Willen in schriftlicher Form durch<br />

das Gesetz kundgetan. Sie wussten um den Weg, der<br />

ihnen zu gehen befohlen worden war. Sie wussten um<br />

das Richtige und Gute. Sie hatten eine privilegierte<br />

Stellung als Volk Gottes vor allen Völkern. Viele haben<br />

über das Richtige geredet oder gepredigt, aber das<br />

Falsche getan. Was sagt Paulus zu ihnen: „Du predigst,<br />

man solle nicht stehlen, und stiehlst selber?“ (Röm<br />

2,21). Sie wurden unterrichtet, haben gepredigt und<br />

haben doch das Falsche getan. Die Juden waren ebenso<br />

Sklaven der Sünde wie die Heiden, obwohl sie besser<br />

unterwiesen waren.<br />

Die Sünde hat es geschafft, unter den Heiden mächtig<br />

zu wirken, diese zu binden, zu beherrschen und gefangen<br />

zu nehmen. Die Sünde hat es geschafft, unter den<br />

Juden ihre Macht zu entfalten, indem sie diese dominierte.<br />

Das Richtige besser zu wissen oder zu kennen<br />

reicht nicht aus. Paulus stellt im dritten Kapitel nüchtern<br />

fest, dass alle unter der Sünde sind (Röm 3,9). Eine<br />

traurige Feststellung. Die Sünde hat es geschafft, über<br />

allen Menschen zu sein. Sie beherrscht alle.<br />

Die Sünde gibt sich damit nicht zufrieden, den<br />

Menschen unter Kontrolle zu haben. Sie strebt ein<br />

Maximum an, mit wenig kann sie nicht leben. Sie<br />

möchte das Maß voll machen. „Wo aber das Maß der<br />

Sünde voll geworden ist... “. Die Sünde will sich in<br />

jedem menschlichen Herz voll entfalten.<br />

Wenn die Sünde in einem Menschen beispielsweise in<br />

Form des übermäßigen Alkoholkonsums einmal in<br />

Fahrt kommt, dann hält sie nicht an, bis der Mensch ein<br />

Alkoholiker ist. Und selbst dann macht sie solange<br />

weiter, bis der Mensch durch den Alkohol zu Tode<br />

kommt. Überall strebt die Sünde das Maximum an.<br />

Was so hinterlistig an der Macht der Sünde ist: Sie<br />

überzeugt. Die Sünde schafft es, den Menschen immer<br />

aufs Neue zu überzeugen das Böse zu begehen. Ein<br />

Mensch hat nach seinem übermäßigen Alkoholkonsum<br />

einen Kater: Kopfschmerzen, Übelkeit, schlechte Laune<br />

und der gleichen. Viele nehmen es sich vor, nach dem<br />

ersten Mal nie mehr zu trinken. Es vergeht eine kurze<br />

Zeit und schon sind die guten Vorsätze dahin. Trotz der<br />

Folgen des Alkoholkonsums überzeugt die Sünde den<br />

Menschen zu trinken. Die Sünde tritt immer zuerst<br />

verlockend auf und zeigt sich erst im Nachhinein in<br />

ihrer zerstörerischen Wirkung. So tritt sie in allen<br />

Formen auf und offenbart erst später den bitteren Nachgeschmack.<br />

Was so gefährlich an der Macht der Sünde ist: Sie<br />

umstrickt leicht. Viele Menschen haben den Eindruck,<br />

dass sie alles im Griff haben. Sie können jede Sache tun,<br />

aber auch zu jeder Zeit davon wieder lassen und es nie<br />

wieder tun. „Einmal ist keinmal!“ ist eine oft zitierte<br />

Aussage. „Wenn ich das Böse einmal tue, passiert nichts.<br />

Ich werde in der Lage sein, mich immer selbst zu beherrschen.“<br />

Diese Menschen sind blind und erkennen die<br />

Gefahr der Sünde nicht. Die Sünde hat die Macht, den<br />

Menschen leicht zu umstricken, ihn gefangen zu<br />

nehmen. Ein Mensch, der gelegentlich trinkt, meint<br />

alles im Griff zu haben. Dabei weiß er nicht, dass bei<br />

schwierigen Situationen, die bei allen im Leben vorkommen,<br />

man schnell geneigt sein wird zur Flasche zu<br />

greifen, um die Sorgen runter spülen zu können. So<br />

entwickelt die Sünde eine endlose Schleife, aus der der<br />

Mensch nicht mehr herauskommt. Es hat vielleicht ganz<br />

harmlos mit dem Trinken auf Partys angefangen und<br />

kann bald zu einem ernsten Problem werden.<br />

Ich weiß nicht, wo du dich hier siehst. Aber die Sünde<br />

herrscht auch in dir von Natur aus. In der Aussage „...<br />

alle sind unter der Sünde... “ bist auch du mit inbegriffen.<br />

Die Sünde strebt auch an in dir auf das Vollmaß zu<br />

kommen. Für einen Alkoholiker oder Drogenabhängigen<br />

hältst du dich vielleicht nicht. Aber darf ich dich<br />

fragen, ob du ein Dieb bist? Hast du schon mal Software<br />

gestohlen oder illegal heruntergeladen? Sind alle deine<br />

mp3s legal? Willst du deine Sünde durch den Verweis<br />

auf andere rechtfertigen? Wie sieht es aus mit Pornografie?<br />

Kann es sein, dass die Sünde dich da gefangen<br />

nimmt? Vielleicht ganz heimlich. Stichwort „Schleichende<br />

Übernahme“. Wo schafft es die Sünde, dich<br />

immer wieder zu überzeugen? Wo kennst du den<br />

bitteren Nachgeschmack ganz genau und tust es<br />

dennoch? Musst nicht auch du zugeben, dass die Sünde<br />

in deinem Leben mächtig ist, vielleicht sogar übermächtig?<br />

Es gibt Hoffnung! Für den, der ehrlich ist und einsieht,<br />

dass in seinem Leben die Sünde mächtig ist, kann die<br />

Gnade überströmend werden. Die Gnade ist in der<br />

Lage, aus der Macht der Sünde zu befreien. Jesus Christus<br />

ist erschienen, um die Werke des Teufels zu zerstören<br />

(1. Joh 3,8). Er kann die Macht der Sünde brechen und<br />

Gefangene aus dem Kerker befreien (Lk 4,18). Gebundenen<br />

können die Fesseln gelöst und Blinden die Augen<br />

aufgetan werden. Was der Mensch nicht tun kann, hat<br />

Gott getan! Anstatt der Sünde wird jetzt die Gnade<br />

herrschen. Der Mensch wird durch den Glauben an den<br />

Sohn Gottes, Jesus Christus gerettet.<br />

1 Der Tagesspiegel, 10.06.2010<br />

2 Mindener Tageblatt, 11.12.2010<br />

<strong>Timotheus</strong> I 13


ede Beziehung, in der wir leben, birgt Spannungen<br />

und Konfliktpotenzial. In der Ehe, im<br />

Umgang mit meinen Kindern (oder Eltern), auf<br />

der Arbeit mit Arbeitskollegen, bei Freunden,<br />

mit denen ich Zeit verbringe, und auch in der<br />

Gemeinde – im Mitarbeiterkreis, in der<br />

Gemeindeversammlung, im Hauskreis, in der<br />

Jugend… Weil diese Beziehungen nicht spannungsfrei<br />

sind, erlebe ich immer wieder, wie sehr ich und auch die<br />

Menschen um mich herum von Sünde geprägt sind.<br />

Ganz schnell entsteht aus einer „normalen“ Situation<br />

ein Konflikt oder Streit, weil ich mich oder der andere<br />

sich auf eine sündige Art und Weise verhält – oft betrifft<br />

es auch uns beide.<br />

Ich sehne mich dabei aber nach Veränderung, nach<br />

Harmonie – letztlich nach dem Himmel, wo es keine<br />

Sünde, keine Träne und keinen Streit mehr geben wird.<br />

Die Frage für mich ist: Wie gehe ich mit meiner Sünde<br />

um? Warum ist es wichtig, dass ich in meinem Leben<br />

Sünde erkenne und Veränderung erlebe?<br />

Sünde ist eine Realität<br />

Zunächst gilt es, folgende Grundlage für unser Leben<br />

festzuhalten: Sünde ist eine Realität in meinem Leben.<br />

Das Thema Sünde und wie ich Sünde erkenne ist ein<br />

wichtiger Punkt in meinem Leben als Christ. Auf dem<br />

Weg mit Jesus ist das keine Randerscheinung, die ich<br />

außen vorlassen kann.<br />

„ICH SOLLTE<br />

LERNEN,<br />

MIT DIESER<br />

REALITÄT<br />

ZU LEBEN<br />

UND MIT IHR<br />

UMZUGEHEN“<br />

MICHAEL WICHE<br />

Der Ehemann und Vater von zwei Kindern<br />

ist Pastor an der FeG Worms.<br />

Er ist Autor des Blogs<br />

Puritaner auf deutsch (puritanum.wordpress.com)<br />

und teil der reformatorischen<br />

Initiative Evangelium 21.<br />

Der Apostel Johannes spricht dieses Thema offen und<br />

direkt an, indem er in seinem ersten Brief schreibt:<br />

„Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, so<br />

verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in<br />

uns“ (1.Johannes 1,8). Mit anderen Worten: es ist für<br />

mich keine Option zu sagen, dass ich Sünde ignoriere,<br />

abschwäche und aus meinem Leben und Alltag<br />

ausklammere. Sünde ist etwas, was zu meinem Leben<br />

dazu gehört und ich sollte lernen, mit dieser Realität zu<br />

leben und mit ihr umzugehen.<br />

Warum ist es so wichtig, die Realität der Sünde nicht aus<br />

den Augen zu verlieren?<br />

<strong>Timotheus</strong> I 15


Jesus ist gekommen, um Sünder zu retten<br />

Zunächst gilt es, folgende Grundlage für unser Leben<br />

festzuhalten: Sünde ist eine Realität in meinem Leben.<br />

Das Thema Sünde und wie ich Sünde erkenne, ist ein<br />

wichtiger Punkt in meinem Leben als Christ. Auf dem<br />

Weg mit Jesus ist das keine Randerscheinung, die ich<br />

außen vor lassen kann.<br />

Ich denke, dass wir eine gute Antwort auf diese Frage bei<br />

Paulus finden, der in seinem ersten Brief an <strong>Timotheus</strong><br />

schreibt: „Glaubwürdig ist das Wort und aller Annahme<br />

wert, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, um<br />

Sünder zu retten, von denen ich der größte bin“<br />

(1.<strong>Timotheus</strong> 1,15). Paulus bringt hier zwei Dinge<br />

zusammen, die für unser Thema von größter Bedeutung<br />

sind. Er bezeichnet sich selbst als den „größten Sünder“,<br />

d.h. er nimmt in seinem Leben, in seinen Beziehungen,<br />

in seinem Alltag seine eigene Sünde wahr und erlebt sich<br />

selbst als ein Sünder, der unbedingt einen Retter<br />

braucht. Gleichzeitig sieht Paulus aber auch, dass er<br />

diesen Retter in Jesus Christus gefunden hat, der in die<br />

Welt gekommen ist, gerade um Sünder – wie Paulus und<br />

wie dich und mich – zu retten. Diese beiden Punkte<br />

„Sünde erkennen“ und „Jesus ist gekommen, um Sünder<br />

zu retten“ sind wesentlich für mein Christsein und<br />

meinen Umgang mit anderen Menschen.<br />

Der bekannte Puritaner John Bunyan schreibt dazu:<br />

„Lerne dich selbst besser kennen, was für ein schlechter,<br />

schrecklicher und abscheulicher Sünder du bist: Denn<br />

du kannst die Liebe Christi nicht erkennen, wenn du<br />

nicht vorher die Sündhaftigkeit deiner Natur erkannt<br />

hast“ (John Bunyan, All Loves Excelling, Puritan Paperbacks,<br />

S.84). Das ist es, was Paulus verkörperte – er<br />

kannte seine eigene Sündhaftigkeit und gleichzeitig die<br />

unfassbare Gnade und Liebe Jesu, die er uns am Kreuz<br />

erwiesen hat.<br />

Ich bin Sünder und brauche Rettung<br />

Wenn ich sehe, dass ich selbst ein Sünder bin und<br />

Rettung brauche, dann darf ich und muss ich zu Jesus<br />

laufen, zum Kreuz, dorthin, wo er sein Leben an meiner<br />

Stelle gegeben hat – wo er die Strafe für meine Sünde<br />

vollkommen bezahlt hat durch seinen Tod. Aufgrund<br />

dessen, was Jesus für mich getan hat, darf ich Vergebung<br />

von meiner Sünde empfangen – unverdient, ganz aus<br />

Gnade – so wie es Johannes schreibt: „Wenn wir aber<br />

unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass<br />

er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller<br />

Ungerechtigkeit“ (1.Johannes 1,9). Gott ist treu und<br />

gerecht, wenn wir durch Jesus zu ihm kommen und ihn<br />

um Vergebung unserer Sünden bitten, so dass er uns<br />

vergibt und wir mit ihm leben können.<br />

„AUFGRUND<br />

DESSEN,<br />

WAS JESUS<br />

FÜR MICH<br />

GETAN HAT,<br />

DARF ICH<br />

VERGEBUNG<br />

VON MEINER<br />

SÜNDE<br />

EMPFANGEN“<br />

Der Psalmist vom 32. Psalm bestätigt diese gewaltige<br />

Aussage und gibt uns etwas an die Hand, von dem wir<br />

Ermutigung und Zuversicht erfahren können: „Wohl<br />

dem, dessen Sünde zugedeckt ist“ (Psalm 32,1) – das ist<br />

in Jesus Realität geworden. Unsere Sünde ist zugedeckt,<br />

vergeben in Jesus Christus – wie wunderbar ist diese<br />

Erfahrung.<br />

16 I <strong>Timotheus</strong>


Wenn ich das erlebe, dann verändert das alles: Jesus wird<br />

mir wertvoller, sein Werk am Kreuz wird für mich<br />

wertvoller, ich erfahre ein Stück mehr, dass Jesus besser<br />

und größer und herrlicher ist als alles, was mir die Sünde<br />

zu bieten hat. Dies gibt mir die Gelegenheit, mein<br />

Leben wieder auf Jesus auszurichten und mich vom<br />

Evangelium verändern zu lassen. Das wirkt sich auf<br />

meine Beziehungen und auf meinen ganzen Alltag aus.<br />

Meine eigene Sündhaftigkeit wahrzunehmen und mich<br />

gleichzeitig an der Gnade Gottes zu erfreuen, die mir in<br />

Jesus und seinem Sterben am Kreuz begegnet. Dies<br />

schafft für mich die Grundlage, auf der ich in meinem<br />

Leben und in meinen Beziehungen zu anderen<br />

Menschen Veränderung erlebe. Das ist der Grund,<br />

warum es in meinem Leben als Christ so wichtig ist, dass<br />

ich meine Sünde erkenne und auch Veränderung erlebe.<br />

Dieser Prozess zieht sich durch mein ganzes Leben, ich<br />

werde damit nicht abschließen, aber durch seine Gnade<br />

werde ich ihm selbst immer ähnlicher. Zu seiner Ehre<br />

will ich leben, mehr und mehr!<br />

Wie sieht das praktisch aus?<br />

Es bedeutet ganz konkret in Spannungen, Missverständnissen,<br />

Schuld, Streit und Sünde nicht zuerst auf den<br />

anderen zu zeigen, nach dem Motto: der andere hat, der<br />

andere ist, der andere sollte, müsste, könnte aber…;<br />

sondern stattdessen zu fragen: wo liege ich vielleicht<br />

falsch? Wo brauche ich Veränderung in meinem<br />

Herzen? Wo hat sich mein Herz von Jesus und vom<br />

Kreuz entfernt?<br />

„DIE SICHT,<br />

DASS ICH<br />

SELBST<br />

EIN SÜNDER<br />

BIN,<br />

KORRIGIERT<br />

MEINEN STOLZ<br />

UND MEINE<br />

ARROGANZ“<br />

Die Sicht, dass ich selbst ein Sünder bin, korrigiert<br />

meinen Stolz und meine Arroganz. Um mit anderen<br />

Menschen in einer Weise zu leben, die Gott ehrt,<br />

brauche ich die Korrektur von Gott und von Anderen.<br />

Gott sieht mich und auch mein Gegenüber durch Jesus<br />

Christus, d.h. durch sein perfektes Opfer an meiner<br />

Stelle. Wenn er mich so ansieht, dann sieht er jemanden,<br />

der perfekt ist aufgrund dessen, was Jesus für mich getan<br />

hat. Wenn ich also bei mir oder bei anderen in meiner<br />

Gemeinde ein sündiges Verhalten wahrnehme, darf ich<br />

mir selbst die Wahrheit zupredigen, dass der Andere<br />

genauso vor Gott gerecht gesprochen ist wie ich – durch<br />

das, was Jesus am Kreuz getan hat, perfekt.<br />

Ich will mehr und mehr lernen, die Menschen mit<br />

Gottes Augen und aus Seiner Perspektive zu sehen:<br />

durch die Brille Jesu, der Sein Leben für mich gegeben<br />

hat.<br />

Gott segne euch!<br />

<strong>Timotheus</strong> I 17


Text John Piper<br />

»Es nahte aber das Fest der ungesäuerten<br />

Brote, das man Passah nennt. Und<br />

die obersten Priester und Schriftgelehrten<br />

suchten, wie sie ihn umbringen<br />

könnten; denn sie fürchteten das Volk.<br />

Es fuhr aber der Satan in Judas, der mit<br />

Beinamen Ischariot genannt wird, welcher<br />

aus der Zahl der Zwölf war. Und er<br />

ging hin und besprach mit den obersten<br />

Priestern und den Hauptleuten, wie er<br />

ihn an sie ausliefern wollte. Und sie<br />

waren erfreut und kamen überein, ihm<br />

Geld zu geben. Und er versprach es und<br />

suchte eine gute Gelegenheit, um ihn<br />

ohne Volksauflauf an sie auszuliefern.«<br />

Lukas 22,1-6


JOHN PIPER (*1946)<br />

ist Ehemann und Vater von fünf Kindern.<br />

Der Pastor und Prediger der Betlehem Baptist Church in<br />

Minneapolis ist vor allem für seine über 30 Bücher und<br />

sein Glaubenswerk „Desiring God“ bekannt.


ie spektakulärste Sünde der Weltgeschichte<br />

war die brutale Ermordung<br />

von Jesus Christus, dem moralisch<br />

perfekten, unendlich würdigen und<br />

heiligen Sohn Gottes. Und der wohl<br />

verabscheuungswürdigste Akt im<br />

Verlauf dieses Mordes war der Verrat<br />

an Jesus durch einen seiner engsten Freunde,<br />

Judas Iskariot. Judas war einer der zwölf Apostel, die<br />

Jesus persönlich ausgesucht hatte und der mit ihm<br />

während seines gesamten öffentlichen Wirkens zusammen<br />

war. Judas wurde der Geldbeutel der gesamten<br />

Gruppe anvertraut (Joh 13,29). Er war beim letzten<br />

Abendmahl nahe genug bei Jesus, um das Brot mit ihm<br />

in die gleiche Schüssel zu tauchen (Mk 14,20).<br />

Satan fuhr in Judas<br />

In der Nacht des letzten Abendmahls schreibt Lukas in<br />

Lk 22,3-6: „Es fuhr aber der Satan in Judas, ... Und er<br />

ging hin und besprach mit den Hohenpriestern und den<br />

Hauptleuten, wie er ihnen Jesus ausliefern wollte. Und<br />

sie wurden froh und kamen überein, ihm Geld zu geben.<br />

Und er versprach es und suchte eine gute Gelegenheit,<br />

um ihn ohne Volksauflauf an sie auszuliefern.“<br />

Später führte er die Verantwortlichen zu Jesus in den<br />

Garten Gethsemane und verriet Jesus mit einem Kuss<br />

(Lk 22,47-48). Damit wurde Jesu Tod besiegelt. Wenn<br />

Lukas in Vers 3 schreibt, dass "Satan in Judas fuhr"<br />

kommen uns mehrere Fragen in den Sinn: Beherrschte<br />

Satan einfach einen guten Judas oder war Judas bereits<br />

erfüllt von Sünde im Gleichschritt mit Satan unterwegs<br />

und Satan beschloss lediglich, dass es jetzt an der Zeit<br />

war? Warum tat Satan das, wenn doch der Tod und die<br />

Auferstehung Jesu Satan die endgültige Niederlage<br />

zufügen würden? Es gibt gute Gründe zu glauben, dass<br />

Satan dies wusste. Und die dritte und wichtigste Frage<br />

ist: Wo war Gott, als das geschah? Welche Rolle spielte<br />

er bei der spektakulärsten Sünde, die jemals begangen<br />

wurde? Sehen wir uns die Fragen nacheinander an.<br />

Satans Macht in Judas' sündiger Leidenschaft<br />

Was denken wir über den Willen des Judas und die<br />

Macht Satans, wenn wir lesen, dass Satan in Judas fuhr<br />

(Luk 22,3)? Judas war kein unschuldiger Zuschauer, als<br />

Satan in ihn fuhr. Der Apostel Johannes sagt uns in<br />

Johannes 12,6, dass er ein "Dieb" war. Als Judas sich<br />

beklagte, dass Maria für die Salbung Jesu Geld<br />

verschwendete, merkt Johannes an: "Das sagte er aber<br />

nicht, weil er sich um die Armen kümmerte, sondern<br />

weil er ein Dieb war und den Beutel hatte und trug, was<br />

eingelegt wurde."<br />

Wenn das unglaublich klingt, denke man nur an das<br />

skandalöse Verhalten der sogenannten christlichen<br />

Leiter, die heutzutage Kirchenspenden dazu verwenden,<br />

um Kleidung im Wert von 40.000 Dollar pro Jahr zu<br />

kaufen, die ihre Kinder auf einen 30.000-Dollar-Urlaub<br />

auf die Bahamas schicken und einen weißen Lexus und<br />

einen roten Mercedes fahren. Obwohl Judas mit seiner<br />

frommen, religiösen Miene neben Jesus saß und hinging<br />

und Dämonen in Jesu Namen austrieb, liebte er Jesus<br />

nicht wie jemand, der von Gott gerechtfertigt ist.<br />

Er liebte Geld. Er liebte die Macht und die Freuden, die<br />

er für Geld kaufen konnte.<br />

Paulus erklärt, was das mit der Macht Satans zu tun hat.<br />

Hören wir, was Epheser 2,1-3 sagt: „Auch euch, die ihr<br />

tot wart, durch eure Übertretungen und Sünden, in<br />

welchen ihr einst wandeltet nach dem Lauf dieser Welt,<br />

nach dem Fürsten, der in der Luft herrscht, [hier bemerken<br />

wir die Verbindung: tot durch Sünden, mit Satan<br />

wandeln] dem Geiste, der jetzt in den Kindern des<br />

Unglaubens wirkt, unter welchen auch wir alle einst<br />

einhergingen in den Lüsten unsres Fleisches, indem wir<br />

den Willen des Fleisches und der Gedanken taten; und<br />

wir waren Kinder des Zorns von Natur, gleichwie die<br />

andern”. Tot in unseren Sünden, wandeln in der Leidenschaft<br />

des Fleisches, die Wünsche unseres Körper und<br />

unserer Gedanken erfüllen, und daher mit dem Fürsten<br />

wandeln, der in der Luft herrscht.<br />

Satan nimmt nicht unschuldige Menschen in Gefangenschaft.<br />

Es gibt keine unschuldigen Menschen. Satan hat<br />

dort die Macht, wo sündige Leidenschaft herrscht. Judas<br />

war ein Liebhaber des Geldes, und er überdeckte seine<br />

Leidenschaft mit einer falschen, äußerlichen Beziehung<br />

zu Jesus. Und dann verkaufte er ihn für dreißig Silberlinge.<br />

Wie viele von Seinesgleichen gibt es heute noch!<br />

Seien Sie keiner. Und lassen Sie sich nicht von so jemandem<br />

täuschen.<br />

Satans Rolle bei seiner eigenen Zerstörung<br />

Die zweite Frage ist, warum Satan Judas dazu verleitete,<br />

Jesus zu verraten. Hat er nicht gewusst, dass der Tod und<br />

die Auferstehung von Jesus seine endgültige Niederlage<br />

bedeuten würden (Kol 2,13-15; Offb 12,11)? Es gibt<br />

gute Gründe zu glauben, dass Satan doch Bescheid<br />

wusste.<br />

Als Jesus seinen Dienst auf dem Weg zum Kreuz begann,<br />

versuchte Satan ihn vom Weg des Leidens und der<br />

Opfer abzubringen. In der Wüste versuchte er ihn,<br />

indem er ihn aufforderte, Steine in Brot zu verwandeln,<br />

von den Zinnen des Tempels zu springen und die<br />

Herrschaft der Welt anzunehmen, wenn er ihn anbeten<br />

würde (Mt 4,1-11). Hinter all diesen Versuchungen<br />

steht der Gedanke: "Geh nicht den Weg des Leidens<br />

und der Opfer und des Todes. Nutze deine Macht, dem<br />

Leid zu entkommen. Wenn du der Sohn Gottes bist,<br />

zeige deinen Herrschaftsanspruch. Und ich kann dir<br />

helfen, das zu erlangen. Was immer du tust, gehe nicht<br />

ans Kreuz."<br />

Und denken wir daran, als Jesus vorhergesagte, dass er<br />

durch die Ältesten und die Hohenpriester viel erleiden<br />

würde und getötet werde, und Petrus wies ihn zurecht<br />

und sprach: „Herr, schone deiner selbst! Das widerfahre<br />

dir nur nicht!“ (Mt 16,22). Mit anderen Worten, ich<br />

werde es nie zulassen, dass sie dich auf diese Art töten.<br />

Jesus hat Petrus nicht gelobt. Er sagte: „Hebe dich weg<br />

von mir, Satan! Du bist mir zum Fallstrick; denn du<br />

denkst nicht göttlich, sondern menschlich!“ (Mt 16,23).<br />

Jesus zu hindern ans Kreuz zu gehen, war das Werk<br />

Satans. Satan wollte nicht, dass Jesus gekreuzigt wird. Es<br />

wäre sein Verhängnis. Aber hier in Lukas 22,3 fährt er in<br />

Judas und bringt ihn dazu, den Herrn zu verraten und<br />

ans Kreuz zu bringen. Warum die Kehrtwendung?<br />

20 I <strong>Timotheus</strong>


Warum versucht Satan ihn vorher vom Kreuz abzuhalten<br />

und ergreift dann die Initiative, um ihn an eben<br />

jenes Kreuz zu bringen? Das wird uns nicht erklärt. Hier<br />

sind meine Lösungsansätze auf diese Frage: Satan sah,<br />

dass seine Anstrengungen Jesus vom Kreuz abzuhalten<br />

fehlschlugen. Jedes Mal behielt Jesus den Kurs. Jesus war<br />

fest entschlossen zu sterben (Lk 9,51,53), und Satan zog<br />

daraus den Schluss, dass er ihn nicht stoppen konnte.<br />

Daher beschloss er: Wenn er ihn schon nicht aufhalten<br />

konnte, würde er es zumindest so unangenehm und<br />

schmerzhaft und so herzzerreißend wie möglich gestalten.<br />

Wenn schon Tod, dann Tod durch Verrat. Tod<br />

durch Verlassen. Tod durch Verleugnung (Lk 22,31-34).<br />

Tod durch Folter. Wenn er es nicht aufhalten konnte,<br />

würde er doch andere hineinziehen und soviel Schaden<br />

wie möglich anrichten. Es war eine spektakuläre Abfolge<br />

von Sünden, die Jesus ans Kreuz brachten.<br />

Gottes Rolle bei der<br />

Ermordung Seines Sohnes<br />

Das bringt uns nun zur dritten und letzten Frage – der<br />

wichtigsten: Wo war Gott, als das geschah? Oder genauer:<br />

Welche Rolle spielte Gott (und welche nicht) bei der<br />

spektakulärsten Sünde, die jemals geschehen ist - der<br />

Ermordung von Jesus Christus?<br />

Um so eine Frage zu beantworten, sollten wir erst<br />

einmal unsere Finger auf unseren Mund legen und<br />

unsere philosophischen Spekulationen verstummen<br />

lassen. Unsere Meinung ist unwichtig. Allein das Wort<br />

Gottes ist ausschlaggebend. Als erstes zeigt er uns in<br />

seinem Wort, dass die Einzelheiten des Todes Christi<br />

Hunderte von Jahren, bevor sie geschehen sind, prophezeit<br />

wurden.<br />

Die Heilige Schrift zeigt, dass böse Menschen Jesus<br />

ablehnen würden, wenn er kommen würde. So lesen wir<br />

in Mt 21,42: „Jesus spricht zu ihnen: Habt ihr noch nie<br />

gelesen in der Schrift [er zitiert hier Psalm 118,22]: «Der<br />

Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum<br />

Eckstein geworden. Das ist vom Herrn geschehen, und<br />

es ist wunderbar in unsern Augen»?“<br />

Die Schrift zeigt, dass Jesus gehasst werden musste. In<br />

Johannes 15,25 zitiert Jesus Psalm 35,19 und sagt:<br />

„Doch solches geschieht, damit das Wort erfüllt werde,<br />

das in ihrem Gesetz geschrieben steht: Sie hassen mich<br />

ohne Ursache.“<br />

Die Schrift zeigt, dass die Jünger Jesus verlassen würden.<br />

In Matthäus 26,31 zitiert Jesus Sacharja 13:7: „Ihr<br />

werdet euch in dieser Nacht alle an mir ärgern; denn es<br />

steht geschrieben: «Ich werde den Hirten schlagen, und<br />

die Schafe der Herde werden sich zerstreuen.»“<br />

Die Schrift zeigt, dass Jesus durchbohrt, aber keiner<br />

seiner Knochen gebrochen werden würde. Johannes<br />

zitiert Psalm 34,20 und Sacharja 12,10 und sagt: „Einer<br />

der Kriegsknechte durchbohrte seine Seite mit einem<br />

Speer ... Denn solches ist geschehen, damit die Schrift<br />

erfüllt würde: «Es soll ihm kein Bein zerbrochen<br />

werden!» Und abermals spricht eine andere Schrift: «Sie<br />

werden den ansehen, welchen sie durchstochen haben»<br />

(Joh 19,34-37).<br />

Die Schrift zeigt, dass Jesus durch einen engen Freund<br />

für dreißig Silberlinge verraten werden würde.<br />

In Johannes 13,18 zitiert Jesus Psalm 41,9 und sagt: „Ich<br />

rede nicht von euch allen; ich weiß, welche ich erwählt<br />

habe. Doch muss die Schrift erfüllt werden: «Der mit<br />

mir das Brot isst, hat seine Ferse wider mich erhoben.»“<br />

In Matthäus 26,24 sagt Jesus: „Des Menschen Sohn geht<br />

zwar dahin, wie von ihm geschrieben steht; aber wehe<br />

dem Menschen, durch welchen des Menschen Sohn<br />

verraten wird!“ Und in Matthäus 27,9-10 lesen wir: „Da<br />

wurde erfüllt, was durch den Propheten Jeremia gesagt<br />

ist, welcher spricht: «Und sie nahmen die dreißig Silberlinge,<br />

den Wert des Geschätzten, den sie geschätzt<br />

hatten, von den Kindern Israel und gaben sie für den<br />

Acker des Töpfers, wie der Herr mir befohlen hatte»“<br />

(Jer 19,1-13; Sach 11,12-13).<br />

Und nicht nur die Heilige Schrift, sondern Jesus selbst<br />

erklärt bis ins Detail, wie er getötet werden wird. In<br />

Markus 10,33-34 sagt er: „Siehe, wir ziehen hinauf nach<br />

Jerusalem, und des Menschen Sohn wird den Hohenpriestern<br />

und den Schriftgelehrten ausgeliefert werden;<br />

und sie werden ihn zum Tode verurteilen und ihn den<br />

Heiden ausliefern; und sie werden ihn verspotten und<br />

geißeln und verspeien und töten, und am dritten Tage<br />

wird er wieder auferstehen.“ In der letzten Nacht sah<br />

Jesus auf Petrus und sagte: "Wahrlich, ich sage dir, in<br />

dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich<br />

dreimal verleugnen!“ (Mt 26,34).<br />

„ES WAR<br />

EINE<br />

SPEKTAKULÄRE<br />

ABFOLGE<br />

VON<br />

SÜNDEN,<br />

DIE JESUS<br />

ANS KREUZ<br />

BRACHTEN“<br />

<strong>Timotheus</strong> I 21


„DIESE DINGE SIND<br />

NICHT NUR PASSIERT.<br />

SIE WURDEN IN GOTTES<br />

WORT VORHERGESAGT.“<br />

Entsprechend Seinem souveränen Willen<br />

Von all diesen Prophezeiungen wissen wir, dass Gott<br />

alles vorhersah und es nicht verhindern würde und es<br />

daher Teil seines Planes war, dass sein Sohn abgelehnt,<br />

gehasst, verlassen, verraten, verleugnet, verurteilt,<br />

bespuckt, ausgepeitscht, verspottet, durchbohrt und<br />

getötet werden würde. All das war ausdrücklich Gottes<br />

Wille, bevor es tatsächlich geschah. Es waren Dinge, die<br />

er geplant hat und die mit Jesus geschehen sollten. Diese<br />

Dinge sind nicht nur passiert. Sie wurden in Gottes<br />

Wort vorhergesagt. Gott wusste, dass sie geschehen<br />

würden, und er hätte planen können, sie zu unterbinden,<br />

aber das tat er nicht. Also geschahen sie nach seinen<br />

souveränen Willen; Seinem Plan.<br />

Und alle diese Dinge waren böse. Sie waren Sünde. Es ist<br />

durch und durch sündig, den moralisch perfekten,<br />

unendlich würdigen, heiligen Sohn Gottes abzulehnen,<br />

zu hassen, zu verlassen, zu verraten, zu verleugnen, zu<br />

verurteilen, zu bespucken, auszupeitschen, zu verspotten,<br />

zu durchbohren und zu töten. Und doch sagt die<br />

Bibel ausdrücklich und klar, dass Gott selbst diese Dinge<br />

geplant hat. Dies ist ausdrücklich nicht nur in allen<br />

prophetischen Texten erwähnt, die wir gelesen haben,<br />

sondern auch in Passagen, die noch deutlicher sagen,<br />

dass Gott selbst bestimmt hat, dass diese Dinge passieren<br />

sollen.<br />

Gott hat es verursacht<br />

In Jesaja 53,6.10 heißt es: „Wir gingen alle in der Irre<br />

wie Schafe, ein jeder wandte sich auf seinen Weg; aber<br />

der HERR warf unser aller Schuld auf ihn. ... Aber dem<br />

HERRN gefiel es, ihn zu zerschlagen, er ließ ihn leiden.“<br />

Der Herr zerschlug ihn. Gott war an allen Begebenheiten,<br />

die Jesus ans Kreuz brachten, beteiligt. Hinter dem<br />

Spucken und Auspeitschen und Spotten und Durchbohren<br />

stehen die unsichtbare Hand und der Ratschluss<br />

Gottes.<br />

Und ich sage das vorsichtig und mit Zittern. Diese<br />

Wahrheit ist zu groß und zu schwer und zu schockierend,<br />

um leichtfertig oder zu großspurig darüber zu<br />

reden. Ich wähle daher die Formulierung, dass die<br />

unsichtbare Hand und der Ratschluss Gottes hinter<br />

dieser spektakulärsten Sünde des ganzen Universums<br />

steckten – das war schmerzlicher und spektakulärer als<br />

der einstige Sündenfall Satans oder irgendeine andere<br />

Sünde. Der Grund, warum ich genau diese Worte<br />

wähle, liegt darin, dass es die Bibel in genau diesen<br />

Worten sagt.<br />

Die Hand und der Ratschluss Gottes<br />

In Apg 4,27-28 haben wir die klarste, ausdrücklichste<br />

Aussage über Gottes Hand und seinen Ratschluss hinter<br />

der schrecklichen Kreuzigung seines Sohnes. „Ja<br />

wahrlich, es haben sich versammelt in dieser Stadt wider<br />

deinen heiligen Sohn Jesus, welchen du gesalbt hast,<br />

Herodes und Pontius Pilatus mit den Heiden und dem<br />

Volke Israel, zu tun, was deine Hand und dein<br />

Ratschluss zuvor beschlossen hatte, dass es geschehen<br />

sollte.“<br />

Das sind die zwei Worte die ich benutze: die Hand<br />

Gottes und der Ratschluss Gottes. Es ist seltsam ausgedrückt,<br />

wenn man sagt, dass Gottes Hand und sein<br />

Ratschluss eine bestimmte Handlung vorherbestimmt<br />

haben. Man denkt normalerweise nicht von der "Hand"<br />

Gottes als vorherbestimmend. Wie kann eine Hand<br />

vorherbestimmend wirken? Hier ist meine Interpretation:<br />

Die Hand Gottes steht normalerweise für Gottes<br />

ausgeübte Macht - Macht nicht in der abstrakten Form,<br />

sondern in ihrer irdischen und wirksamen Ausübung.<br />

Es war nicht nur ein theoretischer Ratschluss Gottes. Es<br />

war ein Ratschluss, der durch Gottes eigene Hand<br />

ausgeführt wurde. Deshalb diese Verbindung zwischen<br />

Hand und Ratschluss.<br />

Dies erklärt Jesaja 53,10: „Aber dem HERRN gefiel es,<br />

ihn zu zerschlagen, er ließ ihn leiden.“<br />

Der Herr hat ihn zerschlagen. Hinter Herodes und<br />

Pilatus und den Heiden und den Israeliten wirkte Jesu<br />

eigener Vater, der ihn mit einer unendlichen Liebe<br />

liebte.<br />

Das Evangelium: Gott am Werk in Sachen Tod<br />

Sollte dich dieses Thema berühren? Ja, es sollte, denn<br />

wenn Gott nicht der Hauptakteur beim Tod Jesu wäre,<br />

dann könnte uns der Tod Christi nicht von unseren<br />

Sünden befreien und wir würden in der ewigen Hölle<br />

umkommen (Mt 25,46; 2.Thess 1,9 ). Der Grund,<br />

warum der Tod Christi das Herz des Evangeliums – das<br />

Herz der guten Nachricht – ist, dass Gott es tat. Römer<br />

5,8: „Gott aber beweist seine Liebe gegen uns damit,<br />

dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder<br />

waren.“ Wenn du Gottes Handeln vom Tod Jesu Christi<br />

trennst, verlierst du das Evangelium. Es war Gottes<br />

Werk. Es ist der höchste und tiefste Punkt seiner Liebe<br />

zu Sündern. Gottes Liebe zu dir.<br />

Römer 8,3 sagt: „… das hat Gott getan, nämlich die<br />

Sünde im Fleische verdammt, indem er seinen Sohn<br />

sandte in der Gleichgestalt des sündigen Fleisches und<br />

um der Sünde willen.“ Die Verurteilung, die wir im<br />

Fleisch verdient haben, wurde auf „das Fleisch“ Jesu<br />

übertragen. Dadurch konnten wir freigesprochen<br />

werden.<br />

In Galater 3,13 lesen wir: „Christus hat uns losgekauft<br />

von dem Fluche des Gesetzes, indem er ein Fluch für<br />

uns wurde“. Gott belegte Jesus mit dem Fluch, der uns<br />

galt. Dadurch sind wir frei.<br />

In 2. Kor 5,21 heißt es: „Denn er [Gott] hat den, der<br />

von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht,<br />

auf dass wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden.“ Gott<br />

rechnete unsere Sünde Christus zu, dadurch werden wir<br />

frei in der Gerechtigkeit Gottes.<br />

22 I <strong>Timotheus</strong>


Und Jesaja 53,5 sagt: „… aber er wurde durchbohrt um<br />

unserer Übertretung willen, zerschlagen wegen unserer<br />

Missetat; die Strafe, uns zum Frieden, lag auf ihm, und<br />

durch seine Wunden sind wir geheilt.“ Gott hat ihn<br />

verwundet. Gott hat ihn zerschlagen. Für dich und<br />

mich. Dadurch sind wir frei.<br />

Buchtipps zu John Piper<br />

„GOTT<br />

HAT IHN<br />

VERWUNDET.<br />

GOTT HAT<br />

IHN<br />

ZERSCHLAGEN.<br />

FÜR DICH<br />

UND MICH.<br />

DADURCH<br />

SIND<br />

WIR FREI“<br />

Endlich<br />

leben!<br />

John Piper zeigt in diesem Buch, dass ein richtiges<br />

Verständnis von der biblischen Lehre über die Wiedergeburt<br />

(o. "Neugeburt", "Erneuerung") unerlässlich ist.<br />

"Der Begriff 'wiedergeboren' ist in der Bibel sehr kostbar<br />

und von ganz entscheidender Wichtigkeit. Unser<br />

Hauptanliegen muss folglich sein, zu wissen, was Gott<br />

meint, wenn die Bibel sich dieser Ausdrucksweise<br />

bedient, damit wir durch seine Gnade die Wiedergeburt<br />

erleben und anderen helfen können, dieselbe Erfahrung<br />

zu machen. Daher ist es für uns von überragender<br />

Bedeutung, genau zu wissen, was das Wiedergeborensein<br />

eigentlich beinhaltet" (John Piper). Das Buch<br />

kostet € 12,20 und ist im 3L Verlag erschienen.<br />

Das Kreuz Christi als Werk und Liebe Gottes<br />

Wenn du die biblische Wahrheit annimmst (und ich<br />

bete, dass du es tust), dass Gott spektakuläre Sünde für<br />

den weltweiten Ruhm seines Sohnes anordnet, ohne<br />

dass Gott in irgendeiner Form unheilig oder dadurch<br />

zum Sünder wird, dann wirst du nicht vom Kreuz Jesu<br />

Christi als einem Werk Gottes zurückschrecken. Du<br />

wirst keiner von denen sein, die den größten Liebesbeweis,<br />

den es jemals gab, als "göttlichen Kindesmissbrauch"<br />

bezeichnen. Du wirst zum Kreuz kommen und<br />

auf dein Gesicht fallen. Und du wirst sagen: Das ist<br />

keine bloße menschliche Verschwörung. Das ist das<br />

Werk und die Liebe Gottes. Du wirst es als sein höchstes<br />

Geschenk empfangen. So wirst du gerettet und Christus<br />

dadurch verherrlicht. Und ich werde es nicht vergeblich<br />

geschrieben haben.<br />

Mit freundlicher Genehmigung von www.desiringgod.org<br />

Überarbeitung der deutschen Übersetzung: Hans-Werner Deppe<br />

Ihn<br />

verkündigen<br />

wir<br />

John Pipers Motto ist: Gott wird am meisten verherrlicht,<br />

wenn wir uns am meisten über ihn freuen. Die<br />

Predigt gehört daher elementar zur Anbetung im<br />

Gottesdienst: Gott soll durch die Predigt verherrlicht<br />

werden, und er wird verherrlicht, wenn der Prediger<br />

seine Zuhörer dazu bringt, von Gott ergriffen zu sein<br />

und sich über ihn zu freuen. Das Evangelium ist eine<br />

Botschaft der Freude, und der Prediger soll diese<br />

Freudenbotschaft übermitteln.<br />

Das Buch kostet € 8,50 und ist im Betanien Verlag<br />

erschienen.<br />

<strong>Timotheus</strong> I 23


»Er hat unsere Sünden<br />

selbst an seinem Leib<br />

getragen auf dem Holz,<br />

damit wir, den Sünden<br />

gestorben, der Gerechtigkeit<br />

leben mögen; durch<br />

seine Wunden seid ihr<br />

heil geworden«<br />

1. Petrus 2,24<br />

Bei der Erlösung geht es in erster Linie<br />

um die Befreiung von der versklavenden<br />

Macht der Sünde. Diese Befreiung<br />

wird im Umfeld eines begnadigten<br />

Sünders deutlich wahrgenommen. Sie<br />

besteht nicht lediglich aus einem<br />

emotionalen Übergabegebet, sondern<br />

vor allem aus einem beständig geistlich geführten Leben.<br />

Folglich ist die Wiedergeburt höchst fragwürdig, wenn<br />

die Sünde als herrschendes Prinzip bleibt. Wahre<br />

Erlösung ist nicht auf die Ewigkeit beschränkt, sondern<br />

muss schon hier in der gefallenen Welt zur Geltung<br />

kommen.<br />

Die Erlösung von der Sünde ist der Zweck Jesu Leiden<br />

und Sterben. „Er ... selbst“ bedeutet: er allein.“ 1 Er allein<br />

war es, der die Sünden stellvertretend an seinem Leib<br />

ans Kreuz trug. Dabei erduldete er die Strafe der Sünde<br />

und leistete damit einem heiligen Gott Genüge, der für<br />

Sünde den Tod verordnete. 1. Petrus 3,18 berichtet uns,<br />

dass Jesus ungerechterweise gelitten hat: "ein Gerechter<br />

für Ungerechte, damit er uns zu Gott führe." Es war<br />

Gottes Wille, dass sein Sohn für die Sünden derer<br />

sterben sollte, die an ihn glauben würden, um ihnen<br />

dadurch Versöhnung mit dem Vater zu bringen. Das ist<br />

die Botschaft des Evangeliums. "Die richtige Erkenntnis<br />

der Sünde ist der Grundstock jedes rettenden Glaubens.<br />

Ohne diese Erkenntnis sind Lehren wie Rechtfertigung,<br />

Bekehrung und Heiligung nichts weiter als Schall und


Rauch." 2 Niemand wird zu Christus kommen und um<br />

lebendiges Wasser bitten, der zuvor nicht einen Durst<br />

danach verspürt. Die Kehle ist ausgetrocknet und die<br />

Seele bewegt sich auf staubigem Boden, weil die Sünde<br />

uns vom lebendigen Wasser getrennt hat. Eine umfassende<br />

Erkenntnis der Sünde wird Mark und Bein durchdringen<br />

und den trockenen Zustand offenbaren. "Die<br />

Last unvergebener Sünden zu spüren und nicht zu<br />

wissen, wohin man sich zur Befreiung wenden kann; ein<br />

krankes Gewissen zu haben wegen des Leichtsinns und<br />

unwissend im Blick auf die Hilfe zu sein; zu entdecken,<br />

dass wir sterben, täglich sterben, und doch unvorbereitet<br />

sind, Gott zu begegnen" 3 - das ist die Dürre, die sich in<br />

alle Richtungen vor unseren Augen ausbreitet, wenn wir<br />

tiefer graben. Eine Trockenheit, die den Durst nach<br />

Vergebung, Lossprechung und Frieden weckt. Diese<br />

Trockenheit hat Menschen dazu veranlasst, unter selbst<br />

auferlegter Härte und Regeln nach Erlösung zu suchen.<br />

Sie hat Menschen in Verzweiflung, Angst und Einsamkeit<br />

getrieben und viele dazu bewegt, mit tiefen Seufzern<br />

ihre Knie aufzureiben. Wie tröstend ist es, unter dieser<br />

Last den siegreichen Erlöser zu sehen. Jesus Christus<br />

trug unsere Sünde bereitwillig. Er ging den Weg dieser<br />

Dürre, als er am Kreuz nach Wasser fragte, und versetzte<br />

der Sünde auf dem Holz den Todesstoß. Durch das<br />

Opfer am Kreuz ist jeder Gläubige in Christus und<br />

damit der Sünde gestorben. Die Strafe, die uns treffen<br />

sollte, hat er an unserer Statt gebüßt.<br />

Doch Durststrecken bleiben nicht aus. Die Erinnerung<br />

an begangene Sünden ist bedrückend und die Last<br />

manchmal schwer zu ertragen. Selbstmitleid und Trauer<br />

lenken den Blick oft vom Kreuz auf uns selbst und all zu<br />

oft wünschen wir uns klagend und murrend das Vergessen<br />

herbei.<br />

„WAS FÜR<br />

EINE<br />

FESTE BURG IST<br />

UNSER HERR,<br />

UND WIE<br />

TRÖSTLICH<br />

DER GEDANKE<br />

AN DIESEN<br />

STARKEN<br />

ERRETTER“<br />

Die Freude an der Erlösung von der Sünde besteht aber<br />

nicht darin, die Sünden zu vergessen, sondern sich daran<br />

zu erinnern, wie es Elihu im Buch Hiob von dem Geretteten<br />

sagt: "Der wird dann singen vor den Menschen<br />

und sagen: Ich hatte gesündigt und das Recht verkehrt;<br />

aber er hat mir nicht vergolten wie ich es verdiente; er<br />

hat meine Seele erlöst, dass sie nicht ins Verderben<br />

hinabgefahren ist, so daß mein Leben das Licht wieder<br />

sieht!" (Hiob 33,27-28). Das Wissen um unsere Sünden<br />

ist oft beklemmend, doch gleichzeitig auch unser Zeugnis<br />

vor den Menschen. Unsere Freude liegt nicht darin,<br />

dass wir vergessen, sondern dass wir darum wissen:<br />

Christus hat unsere Sünden getragen! Anstatt Vergeltung<br />

hat uns Erlösung getroffen; anstatt Verderben,<br />

werden wir das Licht sehen. Durch die Wunden und<br />

Striemen Christi wurden wir geheilt. Er hat die Fesseln<br />

der Sünde, die uns gebunden hat, durchtrennt und<br />

unseren Durst gestillt. Ja, noch vielmehr: Er möchte uns<br />

zu einer Quelle lebendigen Wasser werden lassen. Durch<br />

seinen Tod sind wir nicht nur gerechtfertigt, sondern in<br />

seiner Auferstehung durch den Heiligen Geist zu einem<br />

neuen Leben erweckt - befähigt der Gerechtigkeit zu<br />

leben.<br />

Petrus schreibt hier von einer Sinnesänderung. Wo uns<br />

die alte Kreatur zur Sünde gereizt und gänzlich unfähig<br />

gemacht hat, Gottes Herrlichkeit zu entsprechen, hat<br />

das makellose Opfer Christi unser Gewissen gereinigt<br />

von toten Werken, damit wir Gott dienen können (Heb<br />

9,14). Wo uns die alte Kreatur durch Unverständnis und<br />

Ungehorsam in die Irre gehen ließ, hat Christus unsere<br />

Sinne erneuert, damit wir, durch seine Gnade gerechtfertigt,<br />

Erben des ewigen Lebens würden (Titus 3,3- 7).<br />

Als wir noch Feinde Gottes waren, befleckt durch Laster<br />

und Leidenschaften, hat Christus uns abgewaschen und<br />

geheiligt durch sein Blut (1Kor 6,9-11). Gott hat Christus<br />

für uns zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung<br />

und zur Erlösung gemacht (1Kor 1,30), damit er<br />

alles in allem ist. Christus kam in den Schmutz dieser<br />

Welt und erduldete allen Widerspruch der Sünde. Das<br />

Licht der Welt wurde von der Finsternis zerschlagen und<br />

von Sündern ans Kreuz genagelt. Er wurde für uns zum<br />

Fluch. Doch durch seine Auferstehung hat er den<br />

Stachel des Todes aus unserer Brust gerissen. Durch ihn<br />

dürfen wir leben. Durch ihn dürfen wir hoffen. Durch<br />

ihn sind wir eine neue Kreatur, zubereitet zu allen guten<br />

Werken. Durch ihn haben wir ein ewiges Erbe im<br />

himmlischen Vaterhaus. Das sollte das gleiche Lied in<br />

uns hervorrufen, wie bei dem Geretteten im Buch Hiob.<br />

Was für eine feste Burg ist unser Herr, und wie tröstlich<br />

der Gedanke an diesen starken Erretter. Er hat uns aus<br />

der Gewalt der todbringenden Sünde befreit und das<br />

dürfen wir niemals vergessen. Wellen sind in tiefen<br />

Wassern am größten. Deshalb sollten wir die Tiefen<br />

unseres Herzens mit Erkenntnis ausleuchten, damit das<br />

Wunder der Erlösung kostbar für uns wird. Und durch<br />

Gottes Gnade werden diese Wellen auch andere erfassen<br />

und zur Umkehr treiben.<br />

1 Arnold G. Fruchtenbaum, Die Petrusbriefe und Judas, Seite 46<br />

2 J.C.Ryle, Seid Heilig, Seite 40<br />

3 J.C.Ryle, Seid Heilig, Seite 369<br />

<strong>Timotheus</strong> I 25


JOHN NEWTON (1725-1807)


mazing grace, how sweet the sound / That<br />

saved a wretch like me! / I once was lost,<br />

but now I am found, / Was blind, but<br />

now I see.“ (dt. „Unglaubliche Gnade,<br />

wie süß der Klang, / Die einen armen<br />

Sünder wie mich errettete! / Ich war<br />

e i n s t verloren, aber nun bin ich gefunden,<br />

/ War blind, aber nun sehe ich.“) Jeder kennt diese Zeilen,<br />

die wohl bekannteste Hymne der Christenwelt ist auch<br />

heute, Jahrhunderte nach deren Entstehung in aller<br />

Munde. Die Geschichte des Liedes und des Dichters<br />

von „Amazing Grace“ (dt. „Erstaunliche Gnade“), John<br />

Newton, ist in letzter Zeit durch Film und Literatur<br />

zunehmend bekannter geworden. Wenn man von der<br />

biblischen Lehre der absoluten Verdorbenheit des<br />

Menschen spricht und zugleich von der bedingungslosen<br />

Liebe und Gnade Gottes, dann muss die Geschichte<br />

von John Newton neu erzählt werden. Es ist allein das<br />

Wort Gottes, das uns in alle Wahrheit führt. Manchmal<br />

jedoch sind es bemerkenswerte Lebensbilder wie die von<br />

Martin Luther, Johannes Calvin, Georg Müller, David<br />

Brainerd oder auch John Newton, die uns bestimmte<br />

biblische Lehren der heiligen Schrift und das Handeln<br />

Gottes näher bringen können.<br />

<strong>Timotheus</strong> I 27


John Newton war ein Mann des 18. Jahrhunderts und<br />

ein Zeitgenosse der weithin bekannten Erweckungsprediger<br />

George Whitefield, John Wesley und Jonathan<br />

Edwards (Johns Begeisterung für George Whitefield<br />

sollte ihm später den Spitznamen „Kleiner Whitefield“<br />

einbringen). Er wurde am 24. Juli 1725 in London<br />

geboren. Seine Mutter galt als gottesfürchtig, während<br />

sein Vater ungläubig war und seinen Unterhalt als<br />

Schiffskapitän verdiente. Newtons Vater war sehr streng<br />

und ließ es seinen Sohn spüren. Dieser Umstand machte<br />

Johns Kindheit nicht gerade leicht, vor allem wenn man<br />

bedenkt, dass seine Mutter starb, als er 6 Jahre alt war.<br />

Schon sehr früh folgte John seinem Vater auf den<br />

Weltmeeren. John Newton besuchte nur zwei Jahre lang<br />

eine Schule und eignete sich sein Wissen selbstständig<br />

an. Er war ein Autodidakt 1 und sollte bis zu seinem Tod<br />

einer bleiben. Damit gehörte er zu den Männern jener<br />

Zeit, die sich eine erstaunliche Bildung aneignen konnten,<br />

ohne wirklich die Schule besucht zu haben 2 . Im<br />

Alter von 18 Jahren musste John als Marinesoldat zur<br />

See, was sich negativ auf seinen Charakter auswirkte. In<br />

der Folgezeit verrohte seine Moral. Er war ein Soldat,<br />

dem Flüche und Gotteslästerungen schnell über die<br />

Lippen gingen. Newtons Biograf Richard Cecil schrieb<br />

über diese Zeit: „Durch den Umgang mit den Kameraden,<br />

die er dabei traf, wurden seine Prinzipien vollständig<br />

zu Grunde gerichtet.“ 3 John erinnerte sich später:<br />

„Ich war zu allem fähig; ich hatte nicht einmal mehr die<br />

geringste Gottesfurcht, und auch mein Gewissen war<br />

völlig verhärtet (soweit ich mich erinnere).“ 4 Im Alter<br />

von 22 Jahren sollte sich sein Leben entscheidend verändern.<br />

In einer unruhigen Nacht auf See wurde sein<br />

Schiff von einem furchtbaren Sturm überrascht. Er<br />

glaubte nicht daran, den Sturm zu überleben. Dies war<br />

für ihn der Grund, zum ersten Mal über sein Seelenheil<br />

nachzudenken. Als alter Mann schrieb er über dieses<br />

Ereignis: „Ich meinte zu erkennen, wie Gottes Hand<br />

alles zu unseren Gunsten lenkte. Ich begann zu beten:<br />

Ich konnte kein Gebet des Glaubens sprechen; ich<br />

konnte mich nicht einem Gott nahen, mit dem ich<br />

versöhnt war, und ihn Vater nennen ... die trostlosen<br />

Grundsätze der Gottlosigkeit hatten sich tief in mein<br />

Leben eingegraben. ... Die große Frage war jetzt, wie ich<br />

zum Glauben gelangen konnte.“ 5 Von nun an hatte er<br />

eine Abneigung gegen das gottlose Leben und John war<br />

sich bewusst, dass er einen rettenden Heiland brauchte:<br />

„Ich erkannte die Gnade des Herrn an, die mir meine<br />

Vergangenheit vergab, aber für die Zukunft stützte ich<br />

mich hauptsächlich auf meine eigene Entschlossenheit,<br />

mich zu bessern. ... Ich kann nicht sagen, dass ich<br />

damals schon ein Gläubiger (im vollen Sinne des<br />

Wortes) war. Dies geschah erst einige Zeit später.“ 6<br />

Nicht lange nach jener Nacht, wurde er Kapitän eines<br />

Sklavenschiffs, was er in seinen reifen Jahren jedoch<br />

bitter bereute. Mit 24 Jahren heiratete er seine Jugendliebe<br />

Mary; ein halbes Jahr später starb sein Vater. Seine<br />

Ehe mit Mary sollte keine Kinder hervorbringen, das<br />

Ehepaar adoptierte allerdings zwei Kinder. Vier Jahre<br />

nach seiner Hochzeit hatte Johns Seemannsleben wegen<br />

eines epileptischen Anfalls ein Ende. Newton sollte<br />

fortan kein Schiff mehr betreten. Von nun an war John<br />

Newton als Zollbeamter in Liverpool tätig. Die nächsten<br />

14 Jahre widmete er sich vor allem dem Studium der<br />

heiligen Schrift. In den Originalsprachen wohlgemerkt.<br />

Zudem befasste er sich mit den besten Theologen in<br />

Latein, Englisch und Französisch. In dieser Zeit des<br />

Studierens kam Newton zu einem festen Lehrverständnis.<br />

Der Autodidakt Newton war ein überzeugter<br />

5-Punkte-Calvinist: „Die Sichtweisen, die ich bezüglich<br />

der Gnadenlehren gewonnen habe, sind für meinen<br />

Frieden von entscheidender Bedeutung; ohne sie könnte<br />

ich nicht einen Tag, nicht einmal eine Stunde, in Ruhe<br />

leben. Ebenso glaube ich ... dass sie der Heiligkeit<br />

entsprechen und in direkter Weise ein Gespräch über<br />

das Evangelium anregen und es aufrechterhalten.<br />

Deshalb darf ich mich ihrer nicht schämen.“ 7<br />

1764 wurde Newton im Alter von knapp 39 Jahren in<br />

den Dienst des Pastors berufen, was er sich insgeheim<br />

seit langem erhofft hatte. Nach sechzehn Jahren in der<br />

anglikanischen Gemeinde zu Olney folgte Newton dem<br />

Ruf der Gemeinde in St. Mary´s Woolnoth in London,<br />

wo er die nächsten 27 Jahre bis zu seinem Tod im Alter<br />

von 82 Jahren als Pastor diente. Pastor Newton hatte<br />

einen enormen „Output“. Er schrieb in seinem Leben<br />

über 300 Hymnen, von denen die bekannteste sicherlich<br />

„Amazing Grace“ ist. Oberflächlich gesehen waren<br />

seine Jahre nach dem Ende seines Seelebens eher<br />

ereignislos. Was ist es also, was uns an der Person John<br />

Newton besonders im Hinblick auf die Sünde fasziniert?<br />

„ER SCHRIEB<br />

IN SEINEM<br />

LEBEN ÜBER<br />

300 HYMNEN,<br />

VON DENEN DIE<br />

BEKANNTESTE<br />

SICHERLICH<br />

AMAZING GRACE<br />

IST“<br />

28 I <strong>Timotheus</strong>


Es ist das beeindruckende Zeugnis des John Newton,<br />

der sich seit seiner Bekehrung jeden Tag mehr seiner<br />

Verdorbenheit und Sündhaftigkeit bewusst war. Das<br />

Zeugnis war gerade kein großes Ereignis mit „Wundern“<br />

und atemberaubenden Erlebnissen und „Offenbarungen“.<br />

Für John war die Gnade Gottes das größte<br />

Wunder und die größte Offenbarung seines Lebens: Der<br />

Christ „kennt und spürt seine eigenen Schwächen und<br />

seine Unwürdigkeit, und er lebt von der Gnade und der<br />

vergebenden Liebe seines Herrn. Das verleiht ihm eine<br />

gewohnheitsmäßige Güte und liebenswürdige Geisteshaltung.<br />

Demütig in dem Wissen, selbst viel Vergebung<br />

erfahren zu haben, fällt es ihm leicht, auch anderen zu<br />

vergeben.“ 8 Newtons Bewusstsein für seine eigene<br />

Sünde und die rettende Gnade Gottes wird sich bis zu<br />

seinem Ende wie ein roter Faden durch sein Leben<br />

ziehen und seinen Wandel mit Christus tiefgreifend<br />

prägen. Dies können wir auch seinem Testament<br />

entnehmen, in dem es unter anderem heißt: „Ich befehle<br />

meine Seele meinem Gnädigen Gott und Heiland an,<br />

der mich in seiner Barmherzigkeit verschonte und<br />

bewahrte, als ich ein Abtrünniger, Gotteslästerer und<br />

Ungläubiger war. Er rettete mich an der Küste Afrikas<br />

aus meinem elenden Zustand, in den mich meine<br />

hartnäckige Bosheit gebracht hatte. Ihm hat es gefallen<br />

(obschon ich völlig unwürdig war), mich sein herrliches<br />

Evangelium predigen zu lassen.“ 9<br />

Wenn du die Gnade Gottes erfahren hast, dann sei dir<br />

deiner Sündhaftigkeit mehr denn je bewusst, damit du<br />

deinen Retter für seine unfassbare Gnade mehr denn je<br />

danken kannst. Wenn du die Gnade Gottes noch nicht<br />

erfahren hast, dann sei dir über deinen Stand als verlorener<br />

Sünder im klaren und über die Tatsache, dass nur<br />

Jesus Christus allein der Ausweg ist, damit du einst mit<br />

vollem Herzen zustimmen kannst: „Ich war einst<br />

verloren, aber nun bin ich gefunden, war blind, aber<br />

nun sehe ich“ 10 . Ich möchte diesen Artikel mit einem<br />

Ausschnitt aus der Grabinschrift Newtons schließen, die<br />

er selbst verfasst hat und die uns über den Menschen<br />

Newton das wichtigste in einem Satz vermittelt: „John<br />

Newton, Prediger, einst ungläubig und zügellos, im<br />

Dienst der Sklaverei in Afrika, der durch die reiche<br />

Gnade unseres Herrn und Heilands Jesus Christus<br />

bewahrt, wiederhergestellt und begnadigt sowie berufen<br />

wurde, den Glauben zu verkündigen, den er lange zu<br />

vernichten suchte.“ 11<br />

1 Ein Autodidakt ist jemand, der sich im Selbststudium eine Bildung auf<br />

hohem Niveau aneignet.<br />

2 Man denke z.B. an Abraham Lincoln (1809-1865), der nicht einen Tag<br />

in der Schule verbrachte.<br />

3 Beharrlich in Geduld, John Piper, CLV, S. 59<br />

4 Beharrlich in Geduld, John Piper, CLV, S. 59,60<br />

5 Beharrlich in Geduld, John Piper, CLV, S. 62<br />

6 Beharrlich in Geduld, John Piper, CLV, S. 64<br />

7 Beharrlich in Geduld, John Piper, CLV, S. 80,81<br />

8 Beharrlich in Geduld, John Piper, CLV, S. 50<br />

9 Beharrlich in Geduld, John Piper, CLV, S. 57<br />

10 Aus „Amazing Grace“<br />

11 Beharrlich in Geduld, John Piper, CLV, S. 57<br />

„JOHN NEWTON,<br />

PREDIGER,<br />

EINST UNGLÄUBIG<br />

UND ZÜGELLOS“<br />

Beharrlich<br />

in Geduld<br />

von John Piper<br />

Newton, Simeon und Wilberforce<br />

waren nicht perfekt. Und doch sind<br />

diese drei Männer außergewöhnliche<br />

Vorbilder in ihrer tief gehenden<br />

Reife, die ihnen echte Freude<br />

schenkte. Sie führten ein Leben voll<br />

von unbezwingbarem Ausharren –<br />

weil sie um den Grund der höchsten<br />

Freude wussten.<br />

Das Buch ist bei CLV erschienen<br />

und kostet € 7,50. Auch hier<br />

erhältlich: www.cbuch.de<br />

<strong>Timotheus</strong> I 29


Die Sündigkeit der Sünde<br />

enn wir verstehen wollen, in<br />

welcher Weise der Mensch an<br />

Adams Rebellion teilhat,<br />

müssen wir zuerst das Wesen<br />

der Sünde verstehen. Deshalb<br />

müssen wir uns anschauen,<br />

welche vielfältigen Eigenschaften<br />

und Erscheinungsformen die Sünde der Bibel zufolge<br />

hat. Dabei werden wir entdecken, dass Sünde viel mehr<br />

ist als nur ein fehlerhaftes moralisches Urteil oder bloß<br />

Ungehorsam gegenüber einem unpersönlichen Gesetz.<br />

Sünde ist ein Verbrechen gegen Gott. Für unsere Studie<br />

reicht es nicht aus, wenn wir einfach Begriffe definieren.<br />

Wir müssen wieder ein biblisches Verständnis von der<br />

Sündigkeit der Sünde bekommen. Wir leben in einer<br />

Welt und haben mit Kirchen zu tun, die größtenteils<br />

nicht mehr verstehen, welch abscheuliche Natur die<br />

Sünde hat. Deshalb müssen wir uns beherzt bemühen<br />

wiederzuentdecken, was verlorengegangen ist. Davon<br />

hängt unser Verständnis von Gott und von der Größe<br />

unseres Heils in Christus ab.<br />

Sünde richtet sich immer gegen Gott<br />

Sünde ist immer und zuerst eine Sünde gegen Gott und<br />

ein Angriff auf seine Person. Einem Gebot Gottes<br />

ungehorsam zu sein, bedeutet, die Faust zu ballen und<br />

sie gegen das Angesicht dessen zu strecken, der allen<br />

Leben gibt und über alles herrscht. Wenn Leute heute<br />

überhaupt noch von Sünde sprechen, dann von Sünde<br />

gegen Menschen oder Sünde gegen die Gesellschaft oder<br />

sogar von Sünde gegen die Natur. Selten hören wir, dass<br />

jemand von Sünde gegen Gott spricht. Ein Mensch wird<br />

dann für gut gehalten, wenn er gute Beziehungen zu<br />

seinen Mitmenschen hat, auch wenn er in völliger<br />

Missachtung Gottes und seines Willens lebt. Oft wird<br />

gefragt, wie Gott einen Atheisten verurteilen könne, der<br />

doch ein guter Mensch ist. Doch wir sind blind dafür,<br />

dass niemand gut sein kann, der seinen Schöpfer<br />

verleugnet und ihm alles vorenthält wessen der Geber<br />

aller Gaben würdig ist. Die Bibel berichtet, dass David<br />

sein Volk anlog, Ehebruch beging und sogar den Mord<br />

an einen Unschuldigen einfädelte. Doch als er mit seiner<br />

Sünde konfrontiert wurde, betete er inbrünstig zu Gott:<br />

„Gegen dich, gegen dich allein habe ich gesündigt, und<br />

ich habe getan, was böse ist in deinen Augen“ (Ps 51,4).<br />

David war sich darüber im Klaren, dass sich jede Sünde<br />

zuerst und vor allem gegen Gott richtet. Wenn man das<br />

nicht versteht, wird man niemals die abscheuliche Natur<br />

der Sünde verstehen.<br />

Sünde ist ein Versagen, Gott zu lieben<br />

Die größte aller Sünden ist der Verstoß gegen das größte<br />

aller Gebote: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben<br />

aus deinem ganzen Herzen und aus deiner ganzen Seele<br />

und aus deinem ganzen Verstand und aus deiner ganzen<br />

Kraft!“ (Mk 12,30). Christus sagte: „Wenn ihr mich<br />

liebt, so werdet ihr meine Gebote halten“ (Joh 14,15).<br />

Deshalb ist jeder Ungehorsam ein Erweis unserer fehlenden<br />

Liebe zu Gott. Deshalb bezeichnete Paulus zu<br />

Beginn des Römerbriefes, wo er die Verdorbenheit der<br />

Menschen herausstellt, die Nachkommen Adams als<br />

„Gotteshasser“ (Röm 1,30). Über den in Sünde gefallenen<br />

Menschen könnte kein größeres Urteil gesprochen<br />

werden. Gott nicht zu lieben ist das innerste Wesen jeder<br />

Rebellion. Wir sollten dabei auch beachten: Ein Mensch<br />

kann sehr religiös und sich der Gebote Gottes und seiner<br />

Pflichten bewusst, und dennoch ein schrecklicher<br />

Sünder gegenüber Gott sein, wenn sein Gehorsam von<br />

irgendetwas anderem veranlasst ist, als aus Liebe zu<br />

Gott.<br />

Sünde ist ein Versagen, Gott zu ehren<br />

Die Bibel erklärt, dass der Mensch zur Ehre Gottes<br />

geschaffen wurde und dass er alles, was er tut - sogar die<br />

alltäglichsten Dinge wie Essen und Trinken - zur Ehre<br />

Gottes tun soll (1Kor 10,31). Gott zu ehren bedeutet für<br />

den Menschen, Gottes alles<br />

überragende Oberhoheit<br />

und Würde wertzuschätzen,<br />

sich an Gott zu erfreuen, in<br />

ihm die höchste Befriedigung<br />

zu finden und vor Gott<br />

zu leben mit der Ehrerbietung,<br />

Dankbarkeit und<br />

Anbetung, die ihm gebührt.<br />

Sünde ist das exakte Gegenteil<br />

davon, Gott zu ehren.<br />

Wenn der Menschen<br />

sündigt, wird er das völlige<br />

Gegenteil dessen, wozu er<br />

erschaffen wurde. Ein sündiger<br />

Mensch ist ein Geschöpf,<br />

das seine Stellung verlassen<br />

und den eigentlichen Grund<br />

für seine Existenz auf den<br />

Kopf gestellt hat. Er hat sich<br />

selbst an die Stelle Gottes<br />

platziert und Gottes Willen<br />

„DER<br />

MENSCH IST<br />

ENTSCHLOSSEN,<br />

SICH ÜBER<br />

SEINEN<br />

SCHÖPFER<br />

ZU STELLEN“<br />

durch Selbstbestimmung<br />

ersetzt. Paulus schreibt: (Sie<br />

werden verurteilt) „weil sie<br />

Gott kannten, ihn aber<br />

weder als Gott verherrlichten<br />

noch ihm Dank<br />

darbrachten“ und „die<br />

Wahrheit Gottes in die Lüge<br />

verwandelt und dem<br />

Geschöpf Verehrung und Dienst dargebracht haben<br />

statt dem Schöpfer, der gepriesen ist in Ewigkeit“ (Röm<br />

1,21.25). Die Wurzel der Sünde reicht viel tiefer hinab,<br />

als es oberflächlich zu sehen ist. Sie ist die Weigerung des<br />

Menschen, Gottes Recht als Gott anzuerkennen. Der<br />

Mensch ist entschlossen, sich über seinen Schöpfer zu<br />

stellen, seinen Thron zu stürzen und ihn seiner Ehre zu<br />

berauben. Sünde ist in ihrem Grundwesen die Weigerung,<br />

Gott als Gott zu ehren. Sie tritt überall dort zu<br />

Tage, wo der Mensch mehr seine eigene Ehre sucht als<br />

die Ehre Gottes.<br />

<strong>Timotheus</strong> I 31


Sünde ist Gottlosigkeit<br />

Das Wort Gottlosigkeit bezeichnet eine Weigerung,<br />

Gott als Gott anzuerkennen und den Wunsch, ein<br />

„gottloses“ Leben zu leben, frei und losgelöst von seiner<br />

Souveränität und seinem Gesetz. Gottlos zu sein, bedeutet<br />

sich zu weigern, den Charakter und Willen Gottes zu<br />

entsprechen und moralisch Böses zu begehren, anstatt<br />

sich Gottesebenbildlichkeit zu wünschen. Das größte<br />

Kompliment, das man jemandem machen kann, wäre<br />

zu sagen, dass man „bei“ ihm sein und „wie er“ sein<br />

möchte. Sünde offenbart den inneren Wunsch, „ohne“<br />

Gott zu leben und „anders“ zu sein als er.<br />

Sünde ist Rebellion und Widerspenstigkeit<br />

In 1. Samuel 15,23 lesen wir: „Widerspenstigkeit ist eine<br />

Sünde wie Wahrsagerei, und Widerstreben ist wie<br />

Abgötterei und Götzendienst ...“ Das hebräische Wort<br />

meri, das hier mit „Widerspenstigkeit“ übersetzt wurde,<br />

bedeutet aufmüpfig, rebellisch und ungehorsam gegenüber<br />

jemanden zu sein. Das Wort für „Widerstreben“ ist<br />

das hebräische Wort patsar, was buchstäblich soviel<br />

bedeutet wie „drücken“ oder „schieben“. Es bezeichnete<br />

jemanden der aufdringlich, überheblich, eingebildet<br />

und anmaßend ist. Es gibt keine kleinen Sünden, weil<br />

jede Sünde Rebellion und Widerspenstigkeit ist. Jeder<br />

Ungehorsam ist so böse, als würde man an heidnischen<br />

oder dämonischen Ritualen teilnehmen. Jeder Eigensinn<br />

ist so böse, als würde man sich an einer großen<br />

Freveltat oder an der Anbetung eines falschen Gottes<br />

beteiligen.<br />

„JEDE SÜNDE IST EIN<br />

VERRAT AN DEM,<br />

DER UNS ERSCHAFFEN<br />

HAT UND LIEBEVOLL<br />

UNSER LEBEN ERHÄLT“<br />

Sünde ist Gesetzlosigkeit<br />

1. Johannes 3,4 besagt: „Jeder, der die Sünde tut, tut<br />

auch die Gesetzlosigkeit, und die Sünde ist die Gesetzlosigkeit.“<br />

Das griechische Wort für „Gesetzlosigkeit“ ist<br />

anomia (a = „ohne“, nomos = „Gesetz“). Gesetzlosigkeit<br />

zu praktizieren bedeutet, „ohne Gesetz“ zu leben oder<br />

so, als habe Gott seinen Willen niemals offenbart. Man<br />

kann „Gesetzlosigkeit tun, indem man offen dem Gebot<br />

Gottes trotzt oder aber indem man einfach gleichgültig<br />

gegenüber Gottes Gesetz ist oder es bewusst ignoriert. In<br />

jedem Fall zeigt man dadurch Verachtung gegenüber<br />

Gott und seinem Gebot. Die abscheuliche Natur der<br />

Gesetzlosigkeit wird daran deutlich, dass der Antichrist<br />

auch als „Mensch der Gesetzlosigkeit“ bezeichnet wird<br />

(2Thes 2,3)<br />

Sünde ist Untreue und Verrat an Gott<br />

Das Wort „Verrat“ bezeichnet ein betrügerisches und<br />

untreues Verhalten gegenüber jemandem. In der gesamten<br />

Bibel werden Verrat und Untreue als Teilaspekte<br />

jeglicher Sünde gesehen (Hes 18,24), jeglicher Rebellion<br />

(Jes 48,8), des Abwendens von Gott weg zu den Götzen<br />

(1Chr 5,25) und von jeglicher Form des Abfalls bzw. der<br />

Abkehr von Gott (Ps 78,57). Jede Sünde ist ein Verrat an<br />

dem, der uns erschaffen hat und liebevoll unser Leben<br />

erhält.<br />

Sünde ist ein Gräuel<br />

Wenn nur eine einzige Sache über Sünde gesagt werden<br />

könnte, dann sollte gesagt werden, dass sie vor allen<br />

Dingen ein Gräuel für Gott ist. Ein Gräuel vor dem<br />

Herrn ist eine verdorbene, ekelhafte und verabscheungswürdige<br />

Sache. Sie ist für Gott widerwärtig und ekelhaft<br />

und Gegenstand seines Hasses (Spr 6,16). In der Bibel<br />

ist jede Sünde ein Gräuel und Sündigen ist immer eine<br />

abscheuliche Tat (Hes 16,52). Sprüche 28,9 erklärt:<br />

„Wer sein Ohr abwendet vom Hören des Gesetzes,<br />

dessen Gebet sogar ist ein Gräuel.“ Und in Sprüche<br />

15,8-9 lesen wir, dass der Lebenswandel und auch das<br />

Opfer des Gottlosen für Gott ein Gräuel sind. Jeder<br />

Götzendienst (5Mo 7,25) und jede ungerechte Tat<br />

(5Mo 25,16) sind ein Gräuel für den Herrn; gleiches gilt<br />

für jeden, der sich auf Abwege begibt (Spr 3,32; 15,26),<br />

lügt (Spr 12,22) oder im Herzen verdorben (Spr 11,20)<br />

oder stolz ist (Spr 16,5). In Offenbarung 21,8.27 endet<br />

die Schrift mit der Warnung, dass jene, die Gräuel tun<br />

oder damit befleckt sind, ewige Strafe erleiden werden.<br />

Sünde ist Zielverfehlung<br />

Das am häufigsten verwendete hebräische Wort für<br />

Sünde ist chata, was soviel bedeutet wie Zielverfehlung,<br />

den Weg nicht zu finden oder in die Irre zu gehen. In<br />

Richter 20,16 wird über besonders fähige Kämpfer<br />

gesagt: „Diese alle schleuderten mit dem Stein aufs Haar<br />

genau und verfehlten ihr Ziel [chata oder griechisch<br />

hamartáno,] nie.“ In Sprüche 19,2 lesen wir: „Wer mit<br />

den Füßen hastig ist, tritt fehl [chata].“ Im Neuen<br />

Testament ist das häufigste griechische Wort für Sünde<br />

hamartáno, was ebenfalls mit „das Ziel verfehlen“,<br />

„(ver)irren“ oder „vom Weg abkommen“ übersetzt<br />

werden kann. Der Bibel zufolge ist das Ziel, das der<br />

Mensch anstreben soll, die Ehre Gottes. Jeder Gedanke,<br />

jedes Wort und jede Tat, die nicht die Ehre Gottes als<br />

höchstes Ziel anstreben, sind Sünde. Es ist wichtig zu<br />

beachten, dass Sünde niemals als unschuldiges Versehen<br />

oder aufrichtiger Irrtum angesehen wird, sondern stets<br />

als willentlicher Akt des Ungehorsams, der aus der<br />

moralischen Verdorbenheit des Menschen und seiner<br />

Rebellion gegen Gott resultiert.<br />

Sünde ist Grenzüberschreitung<br />

Das Wort „übertreten“ ist eine Übersetzung des hebräischen<br />

Wortes abar, was soviel bedeutet wie „kreuzen“,<br />

„passieren“, „durchqueren“ oder „vorbeiziehen“. Gottes<br />

Gebot zu übertreten bedeutet, weiter zu gehen als<br />

Gottes Gebot es erlaubt. Man missachtet die auferlegten<br />

Schranken, die Gottes Gesetz uns setzt und geht über<br />

32 I <strong>Timotheus</strong>


die Grenze hinaus. Im Neuen Testament ist das Wort<br />

„übertreten“ eine Übersetzung des griechischen Wortes<br />

parabaíno, was soviel bedeutet wie „zur Seite abweichen“,<br />

„vorübergehen“, „übergehen“ oder „überschreiten“.<br />

In Matthäus 15,2-3 findet sich ein exzellentes<br />

Beispiel für die Verwendung von parabaíno: Als die<br />

Pharisäer Jesus fragten: „Warum übertreten [parabaíno]<br />

deine Jünger die Überlieferung der Ältesten? Denn sie<br />

waschen ihre Hände nicht, wenn sie Brot essen“,<br />

antwortete Jesus ihnen: „Warum übertretet [parabaíno]<br />

auch ihr das Gebot Gottes um eurer Überlieferung<br />

willen?“<br />

Die unbegrenzte Ausbreitung<br />

der Sünde<br />

Da wir jetzt ein wenig Einblick in die Sündigkeit der<br />

Sünde genommen haben, müssen wir unsere Aufmerksamkeit<br />

jetzt einer der wichtigsten Lehren der ganzen<br />

Bibel widmen: der unbegrenzten Ausbreitung der<br />

Sünde. Die Sünde ist kein seltenes oder ungewöhnliches<br />

Phänomen, das sich auf eine kleine Minderheit der<br />

Menschheit beschränkt, sondern von weltweiter<br />

Ausbreitung. Die Schrift sagt klar, dass „alle gesündigt<br />

haben und nicht die Herrlichkeit Gottes erlangen“<br />

(Röm 3,23). Es gibt keinen einzigen Nachkommen<br />

Adams, der sich nicht der Rebellion seines Vorvaters<br />

angeschlossen hätte. Wer das verleugnet, verleugnet<br />

zugleich das Zeugnis der Schrift, der Menschheitsgeschichte<br />

und seiner eigenen sündigen Gedanken, Worte<br />

und Taten.<br />

Aufgaben zum Bibelstudium<br />

1. In Römer 3,23 findet sich eine der wichtigsten Aussagen<br />

der Bibel über die Sündigkeit und den Ungehorsam<br />

aller Menschen. Was lehrt dieser Vers?<br />

Studienhilfe: Der Ausdruck „erlangen nicht die<br />

Herrlichkeit Gottes“ meint wahrscheinlich das kontinuierliche<br />

Versagen des Menschen, alles zu Gottes Ehre,<br />

Ruhm und seinem Wohlgefallen zu tun. Sie werden<br />

verurteilt „weil sie Gott kannten, ihn aber weder als<br />

Gott verherrlichten noch ihm Dank darbrachten“ (Röm<br />

1,21).<br />

2. Die Bibel ist voller Aussagen über die Sündigkeit und<br />

den willentlichen Ungehorsam des Menschen gegen<br />

Gott und seinen Willen. Was lehren die folgenden<br />

Schriftstellen über den weltweit verbreiteten Ungehorsam<br />

aller Menschen?<br />

1. Mose 6,5<br />

1. Könige 8,46<br />

Psalm 143,2<br />

Sprüche 20,9<br />

Prediger 7,20<br />

Jesaja 53,6<br />

3. In Römer 3,9-12 findet sich eine Reihe von Zitaten<br />

aus dem AT, mit denen Paulus die unbegrenzte Sündigkeit<br />

und den willentlichen Ungehorsam Gott aufzeigt.<br />

„ES GIBT KEINEN<br />

EINZIGEN<br />

NACHKOMMEN<br />

ADAMS,<br />

DER SICH<br />

NICHT DER<br />

REBELLION SEINES<br />

VORVATERS<br />

ANGESCHLOSSEN<br />

HÄTTE“<br />

Lies den Text mehrmals, bis dir sein Inhalt vertraut ist.<br />

Schreibe anschließend deine Gedanken zu jedem einzelnen<br />

Vers auf.<br />

4. Die Bibel bezeugt die Verdorbenheit des Menschen<br />

auf eine deutliche, angreifende Weise, sodass nicht jeder<br />

dieses Zeugnis als wahr annimmt. Welche Warnung<br />

nennt 1. Johannes 1,8-10 für jene, die das biblische<br />

Zeugnis über den Menschen ablehnen und behaupten,<br />

sie seien keine Sünder?<br />

Auszug aus „The Truth about Man“ von Paul Washer. Als PDF unter<br />

http://www.heartcrymissionary.com/resources/ebooks<br />

Mit freundlicher Genehmigung<br />

Übersetzung: Hans-Werner Deppe<br />

PAUL WASHER (*1961) ist Ehemann und Vater von 3 Kindern.<br />

Nach seinemTheologiestudium diente er 10 Jahre als Missionar in Peru.<br />

Während dieser Zeit gründete er das Missionswerk Heart Cry Missionary Society.<br />

Dieses Werk ist mittlerweile auf der ganzen Welt aktiv. In Deutschland<br />

ist er einem breiteren Publikum durch seine Predigten bekannt, die durch<br />

das Internet eine weite Verbreitung gefunden haben.<br />

<strong>Timotheus</strong> I 33


nachlesen<br />

„Sünde“ zum Nachlesen<br />

Alle<br />

rezensierten<br />

Bücher sind<br />

auf cbuch.de<br />

erhältlich.<br />

Weiß<br />

wie Wolle<br />

D. Martyn Lloyd-Jones<br />

Dieses Buch von Martyn Lloyd-Jones ist eine Ansammlung seiner fortlaufenden Predigten über Jesaja<br />

1,1-18. Das große Thema dieses Bibelabschnitts ist die Sünde. Anhand dieses Absatzes im Jesaja zeigt der Autor,<br />

wie zerstörerisch die Sünde im Leben des Volkes Israel war, aber auch im Leben eines jeden Menschen ist.<br />

Weniger auslegend, mehr anwendungsbezogen und evangelistisch behandelt der Autor die Textabschnitte mit<br />

vielen Beispielen sehr anschaulich. Vers für Vers zeigt Martyn Lloyd-Jones wie Sünde den Menschen systematisch<br />

zerrüttet.<br />

Im ersten Kapitel wird das Reden Gottes und die Reaktion des Volkes aufgezeigt. Gott hat durch<br />

Propheten zu dem Volk geredet, sie aber haben sich von seinen Propheten abgewandt und an falsche Propheten<br />

gehängt. Immer, wenn Gott Boten mit einer Botschaft sandte, waren auch falsche Boten des Satans vor Ort.<br />

Der erste Schritt der Sünde ist, dass ich mich von der Botschaft Gottes abwende und dadurch empfänglich<br />

werde für jede Andere.<br />

Im zweiten Kapitel wird die erste Auswirkung der Sünde aufgezeigt. Es ist die Verblendung oder<br />

Unwissenheit. „Sünde ist Rebellion, wie wir gesehen haben – aber zweitens ist Sünde auch etwas, das unseren<br />

Verstand verblendet und zu Unwissenheit und einer Unfähigkeit zu denken führt“. Der Mensch wird geblendet<br />

und bildet sich ein es wäre alles in Ordnung, obwohl alles andere als das der Fall ist. Er wird unfähig richtig zu<br />

denken und seine schlimme Lage zu erkennen.<br />

Im dritten Kapitel wird die Entwicklung des Menschen aufgezeigt, in dem die Sünde aktiv ist. Sünde<br />

macht den Menschen verdorben und dadurch bringt sie Gericht Gottes mit sich. „Machen Sie die Augen auf<br />

und schauen Sie, wo Sie mit Ihrer Schlauheit gelandet sind, wohin Ihre Abkehr von Gott Sie gebracht hat!“.<br />

Im vierten Kapitel wird die Macht der Sünde aufgezeigt. Die Sünde ermächtigt sich des ganzen<br />

Menschen und macht ihn unbelehrbar und unverbesserlich. Ist die Sünde einmal im Menschen aktiv, gibt sie<br />

sich nicht mit halben Sachen zufrieden. Sie erobert den Menschen ganz, da sie eine Macht ist und fängt an, ihn<br />

nach belieben zu beherrschen. Dadurch wird der Mensch Freiwild des Teufels.<br />

Im fünften Kapitel werden die Auswirkungen der Sünde deutlich aufgezeigt. Sie führt den Menschen<br />

ins Elend, nimmt ihm das Wertvollste und macht ihn sich zum Sklaven. Die Sünde tritt zuerst verlockend auf,<br />

führt aber letzten Endes immer ins Elend. „Wüssten wir wirklich die Wahrheit über die Sünde, so hätten wir<br />

nie die Dinge getan, die wir getan haben“.<br />

Die Kapitel sechs und sieben zeigen Hoffnung auf. Es wird aufgezeigt, dass der Mensch unfähig ist,<br />

sich selber zu ändern, aber Gott ihm Buße gibt, aus dem Elend und der Macht der Sünde herauszukommen.<br />

Es wird auch die Bedeutung von Buße erklärt, was bei den vielen falschen Vorstellungen heute sehr hilfreich ist.<br />

Die letzten beiden Kapitel zeigen den Weg Gottes zur Rettung, der anders ist als der Weg des Menschen, und<br />

das Reden Gottes zu den Menschen, der Appell zur Umkehr und Rettung.<br />

Zusammengefasst zeigt das Buch das Wirken und das Wesen der Sünde im Menschen und den Weg Gottes<br />

herauszukommen und frei von der Sünde zu werden. Es zeigt sehr viele Facetten der Sünde auf und Gottes<br />

Gnade, die damit fertig wird. Dieses Buch als ganzes erinnert an die Aussage des Paulus in Römer 5,20 : „Wo<br />

aber das Maß der Sünde voll geworden ist, da ist die Gnade überfließend geworden“. // Viktor Sudermann


Das verlorene<br />

Gewissen<br />

John MacArthur<br />

Dieses Buch ist eine substanzielle, biblisch fundierte und<br />

absolut lesenswerte Abhandlung zum Thema Sünde. Dies wird<br />

durch den Titel zunächst nicht deutlich. John MacArthur schreibt<br />

im Vorwort, dass es mit diesem Buch sein einziges Anliegen sei,<br />

„die Gemeinde zum Erwachen zu bringen, hinsichtlich der<br />

schrecklichen Realität der Sünde“. Wer John MacArthur kennt,<br />

weiß, dass er sich bei seinen Auslegungspredigten und in seinen<br />

Büchern immer sehr eng an die Schrift hält. Dieses Buch zu dieser<br />

grundlegenden Lehre ist darum auch eine weitere Empfehlung<br />

„den Spurgeon unserer Zeit“ zu lesen und von ihm zu lernen. Die<br />

theologische Übereinstimmung mit den Reformatoren und Puritanern<br />

wie John Owen, J.C. Ryle oder Matthew Henry kommt<br />

deutlich zum Vorschein. Nicht zu verbergen ist auch in diesem<br />

Buch MacArthurs Wertschätzung für den Bibelausleger und treuen<br />

Verkündiger des 20. Jahrhunders, D. Martyn Lloyd-Jones. Dieses<br />

Buch hilft auf jeden Fall in der Auseinandersetzung mit Fehlentwicklungen<br />

unserer Zeit, die Sünde als psychische Störung, Verhaltensstörung,<br />

antisoziale Persönlichkeitsstörung oder als Krankheit<br />

sieht.<br />

John MacArthur erklärt die fundamentale Bedeutung der<br />

Lehre von der Erbsünde und der Lehre der menschlichen Verderbtheit.<br />

Er zeigt, dass das Verständnis der Sünde als persönliche Schuld<br />

vor dem heiligen Gott grundlegend für das Evangelium ist. Er<br />

widmet sich auch der Frage nach der Ursache des Bösen in der<br />

Welt. Als erfahrener Lehrer und Hirte stellt der Autor deutlich<br />

heraus, dass nicht Selbstliebe, ein gutes Selbstwertgefühl oder eine<br />

psychologische Behandlung der Ausweg aus dem Dilemma der<br />

Sünde ist, sondern die echte Buße und Neugeburt, der Glaube an<br />

Jesus Christus den Gekreuzigten, das Sündenlamm Gottes.<br />

Dieses Stück Literatur verspricht natürlich kein makelloses<br />

Leben als Christ. Dennoch ist es eine enorm hilfreiche Anleitung,<br />

um im Umgang mit Versuchungen, Lüsten, sündigen<br />

Gewohnheiten, Süchten und Phantasiesünden zu lernen richtig zu<br />

denken und siegreich zu leben. Auf Grundlage der Schrift zeigt der<br />

Autor Auswege und Strategien für das konkrete Leben als Christ<br />

zur Ehre Gottes. // Hans-Jürgen Holzmann<br />

Unvollkommene<br />

Heilige<br />

Erwin W. Lutzer<br />

Im Buch „Unvollkommene Heilige“ beschäftigt Erwin W.<br />

Lutzer sich mit der Thematik der Sünde im Leben von Gläubigen.<br />

Es handelt sich dabei aber nicht um eine detaillierte und umfassende<br />

Abhandlung, die alle Aspekte des Themas beleuchtet, sondern<br />

um den Versuch anhand biblischer Begebenheiten und Gestalten<br />

das Elend aufzuzeigen, das Sünde im Leben von Gläubigen mitunter<br />

anrichtet.<br />

In insgesamt 12 eindringlich geschilderten Beispielen aus<br />

dem Leben von biblischen Vorbildern wie Noah, Mose und Simson<br />

beleuchtet Lutzer verschiedenartige Sünden, ihre Folgen und<br />

Schlussfolgerungen, die daraus für uns als Gläubige zu ziehen sind.<br />

Er zeigt, dass Sünde nicht auf die leichte Schulter genommen<br />

werden kann und dass Sünden im Leben praktische Konsequenzen<br />

nach sich ziehen. Ehebruch, Geldgier oder Alkoholmissbrauch<br />

bleiben nicht folgenlos.<br />

Das Buch ist wachrüttelnd und fordert auf, an die Sünde<br />

im eigenen Leben keine Zugeständnisse zu machen, gleichzeitig<br />

will das Buch angeschlagenen Gläubigen auch Mut machen im<br />

Kampf gegen die Sünde. Am Ende des Buches werden auch noch<br />

ein paar Worte zur Wiedereingliederung Gestrauchelter gefunden.<br />

Schade ist jedoch, dass das Buch nur wenig über die Illustrationen<br />

hinausgeht. Es fehlt meines Erachtens eine kurze und bündige<br />

Darstellung biblischer Lehre zum Thema Sünde, die den durchdacht<br />

gewählten Lebensbildern einen Rahmen gibt.<br />

Fazit: Rüttelt wach, man sollte aber keine biblischtheologisch<br />

tiefgehende Abhandlung zum Thema Gläubige und<br />

Sünde erwarten. // Simon Arnold


termine<br />

Im Kalender rot markieren<br />

In den nächsten Monaten gibt es mehrere Möglichkeiten<br />

reformatorisch geprägte Konferenzen zu besuchen,<br />

die sich ein Christuszentriertes Evangelium auf<br />

die Fahnen geschrieben haben. Zum ersten Mal findet<br />

die Evangelium 21-Konferenz statt.<br />

Hirtenkonferenz 2011<br />

Wann? 19.-21. Mai 2011<br />

Wo? Bonn<br />

Thema? Die Auswirkungen der Schrift im Leben der Gläubigen und der Gemeinde<br />

Referenten // Rick Holland, Benedikt Peters, John MacArthur u.v.m<br />

Mehr Infos // www.hirtenkonferenz.de<br />

Verax Konferenz 2011<br />

Wann? 27.-28. Mai 2011<br />

Wo? Unna-Königsborn<br />

Thema? Ein verlässlicherAnker fürs Leben -<br />

Die absolute Wahrheit der Heiligen Schrift in einer Zeit der Beliebigkeit<br />

Referenten // Dr. Kai Soltau, Dr. Martin Erdmann, Dr. Geoffrey Holder, Pfarrer Reinhard Möller<br />

Mehr Infos // www.verax.ws/conference<br />

Evangelium21 Konferenz<br />

mit Workshops von 9Marks Ministries<br />

Wann? 18.-20. August 2011<br />

Wo? Gemeinde und Missionswerk Arche e.V. Hamburg<br />

Thema? Das Evangelium im Zentrum der Gemeinde<br />

Referenten // Christian Wegert, Matt Schmucker, Ron Kubsch, Matthias Lohmann u.v.m<br />

Mehr Infos // In kürze gibt es hier mehr Infos: www.evangelium.net<br />

3. Betanien Konferenz<br />

Wann? 10. September 2011<br />

Wo? Bielefeld<br />

Thema? Geistliches Unterscheidungsvermögen lernen & fördern.<br />

Wie stärken und schützen wir unsere Gemeinden?<br />

Referenten // Thorsten Brenscheidt, Martin Erdmann, Dirk Noll, Hans-Werner Deppe<br />

Mehr Infos // www.betanien.de/konferenz


Die neue Website mit allen Infos,<br />

Blogs und allen Ausgaben<br />

www.timotheusmagazin.de<br />

ABONNEMENTS<br />

SÜNDE I NR. 03 I 02/2011 I EUR 2,90<br />

Jahresabo Deutschland<br />

4 Ausgaben mit Lieferung in<br />

Deutschland I <strong>Magazin</strong> Din<br />

A4, erscheint quartalsweise,<br />

je ca. 30 Seiten I Einzelpreis<br />

2,90 Euro I Jahresabo 11,60<br />

Euro (zzgl. Versandkosten)<br />

Jahresabo Europaweit<br />

4 Ausgaben Lieferung<br />

europaweit I <strong>Magazin</strong> Din A4,<br />

erscheint quartalsweise, je<br />

ca. 30 Seiten I Einzelpreis<br />

2,90 Euro I Jahresabo 21,50<br />

Euro (inkl. Versandkosten)<br />

Weitere Infos<br />

web I www.cbuch.de<br />

eMail I info@betanien.de<br />

tel I 05237-899090<br />

Vielen Dank für eure<br />

Unterstützung. Denkt auch<br />

im Gebet an uns!<br />

Herausgeber I Die Redaktion<br />

Redaktion I Waldemar Dirksen, Viktor Sudermann, Andreas Kuhlmann,<br />

Peter Voth<br />

Creative Director I Peter Voth » www.be.net/petervoth<br />

Redaktionelle Mitarbeit I Hans-Werner Deppe, Hans-Jürgen Holzmann<br />

Lektorat I R. Reichert<br />

Abo-Betreuung I Michael Töws » mtoews@betanien.de<br />

Shop I www.cbuch.de<br />

Web I www.timotheusmagazin.de<br />

Kontakt I E-Mail » timotheusmag@yahoo.de<br />

Vertrieb & Verlag I Betanien Verlag » www.betanien.de<br />

Erscheinungsweise I Alle drei Monate (01.01; 01.04; 01.07; 01.10) seit dem 01.10.2010 als freier PDF-Download.<br />

Als Printausgabe seit dem 01.01.2011 über den Betanien Verlag für € 2,90 pro Ausgabe (zzgl. Versandkosten)<br />

Bildnachweis I S. 3: © by Thorsten Pahlke (pixelio.de); S. 1,6: © by Stalman (istockphoto.com); S. 14,17: © by<br />

Hidesy (istockphoto.com); S. 8: © by Peter Becker (pbecker.tumblr.com); S. 12,24: © by Iakov Kalinin<br />

(istockphoto.com); S. 17: © by Georgios Kollidas (istockphoto.com); S. 23: © by desiringgod.org; S. 26: © by<br />

Artur Ertel; S. 30: © by GlobalP (istockphoto); S. 33: © by Heart Cry Missionary Society; S. 36: © by Ligonier<br />

Ministries (flickr.com)<br />

Allgemeiner Hinweis I Seit der Januarausgabe 2011 „Glaube“ wird das „<strong>Timotheus</strong> <strong>Magazin</strong>“ vom Betanien<br />

Verlag gedruckt und vertrieben (€ 2,90 pro Ausgabe; zzgl. Versandkosten). Das „<strong>Timotheus</strong> <strong>Magazin</strong>“ ist kein<br />

Verein, sondern ein freies Produkt der Initiatoren. Das „<strong>Timotheus</strong> <strong>Magazin</strong>“ ist mit keiner bestimmten Denomination,<br />

Kirche oder Organisation verbunden. © der Artikel bei den jeweiligen Autoren. Vervielfältigung nur mit<br />

Quellenangabe. © der Bilder und Fotos bei den jeweiligen Rechteinhabern (siehe Bildnachweis)


Ungewollt und doch geliebt - MP3 - Hörbuch<br />

Wie Gott mich durch Leid und Ablehnung führte<br />

Vorwort von Elisabeth Elliot // Glenda Revell<br />

Glenda durchlebte eine schlimme Kindheit und viel Leid: sexueller Missbrauch,<br />

Mobbing durch die eigene Mutter, Magersucht ... Aber sie lernte,<br />

sich nicht als Opfer zu sehen, sondern vielmehr als begnadigter Sünder.<br />

Eine sehr bewegende Geschichte, die sowohl das Evangelium als auch<br />

wertvolle seelsorgerliche Einsichten vermittelt.<br />

Nr. 175922, CD (MP3-Format) im Pappsleeve, 3:14 Std, Betanien<br />

» EUR 5,90 ab 10 Stk. » EUR 3,90<br />

Gottes Plan - kein Zufall!<br />

Die Bibel im Zusammenhang erklärt // Vaughan Roberts<br />

Dieses Buch verfolgt zwei Ziele: Ersten vermittelt es einen<br />

Überblick über die ganze Bibel und erstellt zur Orientierung<br />

eine Art „Landkarte“ der Bibel und des Heilsplans. Zweitens<br />

zeigt es, dass die ganze Bibel auf den Herrn Jesus hinweist –<br />

wie es der Herr seinen Jüngern in Lk 24,27 erklärte.<br />

Nr. 863888, Paperback, 160 Seiten, 3L Verlag » EUR 12,20<br />

Tausend Meilen voller Wunder<br />

Die dramatische Flucht von Chinamissionaren zur<br />

Zeit des Boxeraufstands // Archibald Glover<br />

Dem Boxeraufstand von 1900 in China fielen 49.000 chinesische<br />

Christen und 181 Missionare als Märtyrer zum Opfer. Dieser ergreifende<br />

Tatsachenbericht schildert diese Zeit. Ein Klassiker, der auch<br />

in Hudson Taylors Biografie erwähnt wird.<br />

Nr. 555849, Paperback, 286 Seiten, Edition Baruch » EUR 11,95<br />

Jonathan Edwards<br />

Ein Lehrer der Gnade und die große Erweckung // Ian H. Murray<br />

Eine gut lesbare, sorgfältig recherchierte Biografie von einem<br />

bekannten Autoren über den wohl bedeutendsten Theologen<br />

Amerikas. Nicht nur eine außergewöhnliche Biografie, sondern<br />

auch eine Veranschaulichung, wie die Gemeinde heute aus ihrer<br />

Geschichte lernen kann.<br />

Nr. 256306, Hardcover, 576 Seiten, CLV » EUR 12,90


Ausgewählte Neuheiten aus dem Betanien-Onlineshop cbuch.de<br />

Tel. 05237-899090 eMail. info@betanien.de web. www.cbuch.de<br />

Sind Sie auch katholisch?<br />

Der Heilsweg von Kirche und Bibel im Vergleich // Hans-Werner Deppe<br />

Aktuell zum bevorstehenden Papstbesuch:<br />

evangelistisch zum Weitergeben an Katholiken – aber auch gläubige<br />

Christen lernen hier, was der Unterschied zwischen dem Evangelium der<br />

Bibel und der Heilslehre der röm.-kath. Kirche ist.<br />

Ab 20 Stück nur 1,40 EUR! PDF unter cbuch.de<br />

Nr. 175921, Taschenbuch, 128 Seiten, Betanien » EUR 1,90<br />

ab 20 Stk. » EUR 1,40<br />

Der Tempel aller Zeiten<br />

Die Wohnung Gottes und der Auftrag der Gemeinde - eine biblischheilsgeschichtliche<br />

Studie // Gregory Beale<br />

Das Thema des Tempels zieht sich als roter Faden durch die ganze Bibel.<br />

Dieses Buch klärt u.a.:<br />

• Wird wieder ein neuer Tempel in Israel gebaut?<br />

• In welchen Tempel setzt sich der Antichrist?<br />

• Was ist mit dem Tempel aus Hesekiel und Offb. 11?<br />

• Jesus und die Gemeinde als der wahre Tempel uvm.<br />

Nr. 175995, Paperback, ca. 480 Seiten, frühestens ab April 2011<br />

Betanien » EUR 21,90<br />

Evolution - Die große Täuschung<br />

1. Mose 1-11 - Der Schlüssel zur Verteidigung des Glaubens. // Ken Ham<br />

Die Bibel warnt, dass in der Endzeit Irrlehrer mit zerstörerischen „wissenschaftlichen“<br />

Lügen auftreten und Christen dadurch in die Irre führen<br />

werden (vgl. 2.Petrus 2,1-3). Dieses Buch verdeutlicht, wie grundlegend<br />

die Urgeschichte in 1Mo 1-11 für einen festen biblischen Glauben ist.<br />

Nr. 117743, Paperback, 208 Seiten, Impact » EUR 6,95<br />

BETANIEN<br />

BUCH<br />

des JAHRES<br />

2010<br />

Mit Ausharren laufen<br />

Gibt es Heilsgewissheit ohne Heiligung?<br />

// Thomas Schreiner & Ardel Caneday<br />

Aufgrund vielfältiger Aufmerksamkeit und etlicher Rezensionen haben wir dieses<br />

Ende 2009 erschienene Buch zum „Betanien-Buch des Jahres 2010“ ernannt.<br />

Verschiedene Sichtweisen über die Sicherheit oder Verlierbarkeit des Heils und<br />

ihr Bezug zu Werken und Heiligkeit werden beleuchtet und aus der Bibel systematisch<br />

eine klare Antwort hergeleitet. Fundamental zu diesem Thema.<br />

Nr. 175990, Paperback, 350 Seiten, Betanien » EUR 15,90


timotheusmagazin.de<br />

Sünde // Nr. 03 // 02/2011 // € 2,90<br />

„Die Zuneigungen des natürlichen Menschen sind erbärmlich<br />

entstellt; geistlich gesehen ist er ein Monster. Sein Herz ist dort, wo<br />

seine Füße sein sollten: auf die Erde fixiert; seine Ferse hingegen ist<br />

zum Tritt gegen den Himmel gerichtet, wo sein Herz sein sollte<br />

(Apg 9,5). Sein Angesicht ist der Hölle zugewandt, sein Rücken<br />

dem Himmel zugekehrt, und deshalb ruft Gott ihn auf, umzukehren.<br />

Er freut sich über das, was er bedauern sollte, und bedauert das,<br />

worüber er sich freuen sollte. Seine Ehre ist in seiner Schande, und<br />

er schämt sich seiner Ehre; er verabscheut, was er ersehnen sollte<br />

und ersehnt, was er verabscheuen sollte (Spr 2,13-15).“<br />

Thomas Boston

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