Timotheus Magazin #10 - Gesetz
Inhalt Editorial Die Kontinuität der Bibel (Infografik) Das Gesetz des Mose (Andreas Münch) – Warum das Gesetz Mose heute immer noch relevant ist. Paulus und das Gesetz (Hans-Werner Deppe) – Paulus’ Sicht auf das Gesetz im Galaterbrief. Gesetz & Evangelium (Waldemar Dirksen) – Widerspruch oder Einheit? Freiheit & Gesetz (Waldemar Justus) – Was bedeutet Freiheit vom Gesetz? Gesetz im Heidelberger Katechismus (Raphael Schuster) – Eine reformierte Perspektive auf das Gesetz. Die zehn Gebote (Hans-Jürgen Holzmann) – Die Relevanz der bekanntesten Gebote der Welt. Buchvorstellungen
Inhalt
Editorial
Die Kontinuität der Bibel (Infografik)
Das Gesetz des Mose (Andreas Münch) – Warum das Gesetz Mose heute immer noch relevant ist.
Paulus und das Gesetz (Hans-Werner Deppe) – Paulus’ Sicht auf das Gesetz im Galaterbrief.
Gesetz & Evangelium (Waldemar Dirksen) – Widerspruch oder Einheit?
Freiheit & Gesetz (Waldemar Justus) – Was bedeutet Freiheit vom Gesetz?
Gesetz im Heidelberger Katechismus (Raphael Schuster) – Eine reformierte Perspektive auf das Gesetz.
Die zehn Gebote (Hans-Jürgen Holzmann) – Die Relevanz der bekanntesten Gebote der Welt.
Buchvorstellungen
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<strong>#10</strong> . Winter . 01/2013
E D I T O R I A L<br />
aum ein Thema der Bibel wird unter Christen kontroverser und vielfältiger diskutiert als „Das <strong>Gesetz</strong>“. Auch<br />
bekannte Pastoren, Lehrer und Autoren, die in der Lehre weitestgehend einer Meinung sind, kommen beim<br />
„<strong>Gesetz</strong>“ nicht auf einen gemeinsamen Nenner. Manche sind der Meinung, dass das <strong>Gesetz</strong> Gottes keine Rolle<br />
für die Nachfolge spiele. Andere wiederum sehen im Neuen Testament keine Aufhebung des <strong>Gesetz</strong>es. Zur<br />
Errettung führe das <strong>Gesetz</strong> zwar in keinem Falle, als Richtlinie für die Nachfolge sei es aber nach wie vor enorm wichtig.<br />
Auch wir konnten in dieser Ausgabe keine absolute inhaltliche Stringenz erreichen.<br />
In den Gemeinden herrscht oft ein Klima zwischen den Polen „<strong>Gesetz</strong>lichkeit“ (selbstgemachte Gebote und <strong>Gesetz</strong>e,<br />
die jegliches Vertrauen in das Evangelium vermissen lassen) und „<strong>Gesetz</strong>losigkeit“ (Abkehr vom <strong>Gesetz</strong> in jeglicher<br />
Form). Beide Extreme sind aufgrund der Heiligen Schrift zu verurteilen. Anstatt dessen sollte ein ausgewogenes,<br />
vernünftiges, nüchternes und differenziertes Bild des biblischen <strong>Gesetz</strong>es vertreten. Dazu wollen wir insbesondere mit<br />
dieser Ausgabe anregen.<br />
Fakt ist, dass Jesus selbst bestätigte, dass er nicht gekommen sei, das <strong>Gesetz</strong> aufzulösen (Matthäus 5,17). Fakt ist<br />
auch, dass das <strong>Gesetz</strong> für einen Christen keinen Beitrag zu seiner Errettung leisten kann (Galater 3,13). Christus ist das<br />
Ende des <strong>Gesetz</strong>es zur Gerechtigkeit(!), für jeden der glaubt (Römer 10,4). Fakt ist aber auch, dass der Fluch des <strong>Gesetz</strong>es<br />
für alle Ungläubigen bestehen bleibt (Galater 3,10). Das <strong>Gesetz</strong> Gottes lässt außerdem tief in das Herz Gottes<br />
blicken. Es zeigt uns sehr klar und deutlich, wie sich Gott den Menschen vorgestellt hat. Ist es gerechtfertigt, wenn ein<br />
Nachfolger Christi ausruft wie einst David: „Wie habe ich dein <strong>Gesetz</strong> so lieb!“ (Psalm 119,97)?<br />
Wir glauben ja. (PV)<br />
Seite 8 Seite 12 Seite 16<br />
Seite 20 Seite 24 Seite 28<br />
02
A U T O R E N<br />
Andreas Münch<br />
(*1984) ist Ehemann, Theologiestudent, Prediger,<br />
Blogger auf www.schriftgelehrt.de und Autor<br />
des Buches „Der wahre Gott der Bibel“.<br />
Waldemar Justus<br />
(*1987) ist Ehemann und Theologiestudent.<br />
Zudem ist er als Autor und Herausgeber<br />
des Blogs www.jesus24.de aktiv.<br />
Waldemar Dirksen<br />
(*1982) ist derzeit Referendar in Bonn.<br />
Als Mitgründer, Mitherausgeber und Redakteur gehört<br />
er zu den regelmäßigen Autoren von <strong>Timotheus</strong>.<br />
Hans-Jürgen Holzmann<br />
(*1970) ist Ehemann, Vater von fünf Kindern, Prediger<br />
und hauptberuflich in der Immobilienwirtschaft tätig.<br />
Er ist als Redakteur und Autor für <strong>Timotheus</strong> tätig.<br />
Raphael Schuster<br />
(*1988) ist Student am Reformatorisch-Theologischen<br />
Predigerseminar (RTS) in Hannover und befindet sich<br />
dort derzeit im Masterstudiengang.<br />
Hans-Werner Deppe<br />
(*1968) ist Ehemann, Vater von zwei Kindern sowie<br />
Autor und Prediger. Er ist Gründer und seit über zehn<br />
Jahren Verleger des bibeltreuen Betanien Verlages.<br />
03
Gott hat auf die<br />
<strong>Gesetz</strong>estafeln das<br />
geschrieben,<br />
was die Menschen nicht<br />
in ihrem Herzen lasen.<br />
Quelle: www.evangeliums.net/zitate<br />
Text & Grafik: Peter Voth<br />
Augustinus von Hippo gehört zu den<br />
Kirchenvätern, die durch ihre Schriften<br />
bis heute die christliche Welt prägen.<br />
Der Reformator Johannes Calvin<br />
wurde später in einem<br />
hohen Maß von Augustinus beeinflusst.<br />
Dennoch war er auch<br />
eine streitbare Person.<br />
Bei Augustinus gilt (wie bei allen):<br />
Prüfet alles, behaltet das Gute!<br />
AUGUSTINUS VON HIPPO<br />
354-430 n. Chr.<br />
CHARLES HADDON SPURGEON<br />
1834-1892 n. Chr.<br />
Wer kennt ihn nicht: den<br />
„Fürsten aller Prediger“? Obwohl<br />
Charles Haddon Spurgeon schon seit<br />
über 120 Jahren tot ist, besitzen<br />
seine wohlbekannten Predigten bis<br />
heute ungebrochene Strahlkraft!<br />
Die Vorrechte<br />
des Evangeliums<br />
sind die Stolpersteine<br />
für den <strong>Gesetz</strong>lichen.
In unserer neuen Beziehung zu Gott<br />
als Seine Kinder stehen<br />
wir unter dem <strong>Gesetz</strong> der Liebe<br />
und der Gnade, wir sind Christus<br />
als dem Erstgeborenen<br />
unter vielen Brüdern verpflichtet;<br />
als Seine Glieder sind wir verpflichtet,<br />
Ihm als unserem Haupt zu gehorchen.<br />
Robert C. Chapman gehört<br />
wohl eher zu den<br />
unbekannteren<br />
Persönlichkeiten der<br />
Kirchengeschichte.<br />
Dennoch wird noch heute<br />
über seine Integrität, Demut<br />
und Nächstenliebe gesprochen.<br />
Er wurde von Spurgeon einmal,<br />
als „der heiligste Mann,<br />
den ich je traf“ bezeichnet.<br />
Zu Lebzeiten wurde er<br />
auch „Apostel der Liebe“<br />
genannt.<br />
ROBERT CLEAVER CHAPMAN<br />
1803-1902 n. Chr.<br />
Der Reformator<br />
Martin Luther<br />
ist wohl die<br />
bekannteste<br />
Person der<br />
christlichen<br />
Kirchengeschichte.<br />
Prägend bis heute.<br />
<strong>Gesetz</strong> ist,<br />
was wir tun sollen;<br />
Evangelium aber,<br />
was Gott geben will.<br />
MARTIN LUTHER<br />
1483-1546 n. Chr.
D I E K O N T I N U I T Ä T<br />
D E R B I B E L<br />
Chris Harrison<br />
Diese Infografik von Chris Harrison verdeutlicht<br />
die inhaltliche Kontinuität der ganzen heiligen<br />
Schrift. Jeder der dargestellten 63.779 Bögen<br />
verbindet zwei Parallelstellen.<br />
Die verschiedenen Farben und Farbverläufe<br />
veranschaulichen die Distanz der jeweiligen<br />
Referenzen. Unterhalb der Skala zeigen die Balken<br />
jedes Kapitel der Bibel an. Die abwechselnd<br />
weißen und grauen Balken stellen die 66 Bücher<br />
der Bibel dar.<br />
Auf eindrückliche Weise wird hier die Harmonie<br />
und Einheit der Bibel sichtbar. Die Grafik deutet<br />
außerdem an, dass das Wort Gottes eine Quelle<br />
haben muss, denn die Bibel entstand über einen<br />
Zeitraum von ca. 1500 Jahren und wurde von<br />
mindestens 40 Autoren geschrieben.<br />
Quellen: www.chrisharrison.net<br />
www.theresurgence.com<br />
Text: Peter Voth
Im Alten Vorderen Orient wurden bereits viele Bünde zwischen<br />
Königen und Völkern geschlossen. Doch dieser Bund,<br />
welcher in der einsamen Wüste Sinai zustande kam, war<br />
einzigartig. Denn am Sinai schloss Gott, der Allmächtige,<br />
persönlich mit Israel einen Bund und gab ihnen etwas<br />
Weltbewegendes – das <strong>Gesetz</strong> des Mose.
as <strong>Gesetz</strong> des HERRN ist vollkommen und<br />
erquickt die Seele; das Zeugnis des HERRN ist<br />
zuverlässig und macht den Einfältigen weise.<br />
Die Vorschriften des HERRN sind richtig und<br />
erfreuen das Herz; das Gebot des HERRN ist lauter und<br />
macht die Augen hell. Die Furcht des HERRN ist rein und<br />
besteht in Ewigkeit. Die Rechtsbestimmungen des HERRN<br />
sind Wahrheit, sie sind gerecht allesamt; sie, die köstlicher<br />
sind als Gold, ja viel gediegenes Gold, und süßer als Honig<br />
und Wabenhonig. – Psalm 19,8-11<br />
In diesen Versen tut der Psalmist etwas Außergewöhnliches.<br />
Er rühmt mit hochlobenden Worten etwas,<br />
das wir heutzutage als nicht unbedingt lobenswert<br />
erachten – ein <strong>Gesetz</strong>!<br />
König David, der Autor dieses Psalms, spricht zuerst<br />
vom <strong>Gesetz</strong> des HERRN und verwendet im Verlauf seiner<br />
Lobrede noch fünf weitere Synonyme dafür. Er spricht<br />
von Vorschriften, Zeugnissen, Geboten, Rechtsbestimmungen<br />
und der Gottesfurcht. Worauf David sich bezog, war<br />
das <strong>Gesetz</strong> des Mose, die Tora. Dieses alttestamentliche<br />
<strong>Gesetz</strong> ist selbst für viele bibeltreue Christen ein Buch<br />
mit sieben Siegeln. Die Begeisterung, mit welcher der<br />
israelitische König das <strong>Gesetz</strong> rühmte, ist für uns häufig<br />
nur schwer nachzuvollziehen. Manche Christen gehen<br />
sogar davon aus, dass das mosaische <strong>Gesetz</strong> für uns heute<br />
keinerlei Bedeutung mehr habe. Vielleicht geht es dir ja<br />
ähnlich damit. Lass mich dir also aufzeigen, was es mit<br />
dem <strong>Gesetz</strong> des Mose wirklich auf sich hat.<br />
WAS IST DAS MOSAISCHE GESETZ?<br />
Das hebräische Wort für <strong>Gesetz</strong> (tora) kann auch mit<br />
Weisung oder Belehrung übersetzt werden. Aus diesem<br />
Grund halten manche Ausleger auch die deutsche Übersetzung<br />
<strong>Gesetz</strong> für nicht so passend, da <strong>Gesetz</strong>e im klassischen<br />
Sinne lediglich einen Teil der Tora ausmachen.<br />
Unter dem mosaischen <strong>Gesetz</strong> verstehen wir die<br />
Worte Gottes, welche dieser durch Mose dem Volk Israel<br />
gab. Nachdem Gott das Volk durch Mose aus Ägypten<br />
geführt hatte, schloss Er mit Israel in der Wüste Sinai<br />
einen Bund. Solche Bünde waren zur Zeit des Alten<br />
Testaments eine gängige Praxis. Ein König oder<br />
Herrscher schloss mit einem Untergebenen, etwa einem<br />
König oder Volk, einen Bund. Der Untergebene<br />
verpflichtete sich zur Treue gegenüber seinem Herrn<br />
und dieser gelobte, ihn vor Feinden zu schützen. Die<br />
Rechte und Pflichten der jeweiligen Parteien wurden<br />
schriftlich festgehalten und meist in einem Heiligtum<br />
und/oder Palast aufbewahrt. Die Einhaltung des Bundes<br />
hatte Wohlstand und Sicherheit (Segen) zur Folge. Bei<br />
Bundesbruch drohte eine Strafe (Fluch). Im Falle von<br />
Israel ist das Segen-und-Fluch-Prinzip ausführlich in 3.<br />
Mose 26 und 5. Mose 28 erklärt.<br />
Wir lesen von der Vorbereitung auf die <strong>Gesetz</strong>gebung<br />
in 2. Mose 19. Gott erschien dem Volk auf dem<br />
Berg Sinai, wobei Mose als der Mittelsmann zwischen<br />
Gott und dem Volk fungierte. Ein Auszug daraus liest<br />
sich so: Und nun, wenn ihr willig auf meine Stimme hören<br />
und meinen Bund halten werdet, dann sollt ihr aus allen<br />
Völkern mein Eigentum sein; denn mir gehört die ganze<br />
Erde. Und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und<br />
eine heilige Nation sein. Das sind die Worte, die du zu den<br />
Söhnen Israels reden sollst. Darauf ging Mose hin, rief die<br />
Ältesten des Volkes zusammen und legte ihnen all diese<br />
Worte vor, die ihm der HERR geboten hatte. (2. Mose<br />
19,5-7)<br />
Im weiteren Verlauf lesen wir, wie Gott dem Volk die<br />
<strong>Gesetz</strong>e gab, beginnend mit den Zehn Geboten, welche<br />
durch zahlreiche Ergänzungen erweitert wurden (vgl.<br />
2Mose 20,1 – 23,33). Später kamen noch Vorschriften<br />
für den Bau der Stiftshütte (2Mose 25-30) sowie umfassende<br />
Vorschriften für den Gottesdienst dazu (das dritte<br />
Buch Mose).<br />
Mose, der Führer des Volkes, empfing nicht nur das<br />
<strong>Gesetz</strong> von Gott, sondern er schrieb es auch auf: Und<br />
Mose schrieb dieses <strong>Gesetz</strong> auf und gab es den Priestern, den<br />
Söhnen Levi, die die Lade des Bundes des HERRN trugen,<br />
und allen Ältesten von Israel (5Mose 31,9). Des Weiteren<br />
erklärte Mose dem Volk das <strong>Gesetz</strong> Gottes und legte es für sie<br />
aus: Und dies ist das <strong>Gesetz</strong>, das Mose den Söhnen Israel<br />
vorlegte. Dies sind die Zeugnisse, die Ordnungen und die<br />
Rechtsbestimmungen, die Mose zu den Söhnen Israel redete,<br />
als sie aus Ägypten zogen (5Mose 4,44.45).<br />
09
Auch wenn die eigentlichen Worte von Gott stammten,<br />
so war es Mose, der die Aufgabe erhielt, das <strong>Gesetz</strong> zu<br />
empfangen und aufzuschreiben. Doch Mose schrieb<br />
nicht nur ein paar <strong>Gesetz</strong>esparagraphen, sondern fügte<br />
das Ganze zu einem historischen Geschichtswerk<br />
zusammen, das wir heute als die 5 Bücher Mose kennen.<br />
So zählt z.B. das Buch Genesis ebenfalls zum <strong>Gesetz</strong> des<br />
Mose (ein paar kleine Details stammen nicht direkt von<br />
Mose wie z.B. der Bericht über seinen Tod in 5. Mose<br />
34). Diese fünf Bücher waren für die Gläubigen im<br />
Alten Testament das „Wort des Herrn“ oder das<br />
„<strong>Gesetz</strong> des Herrn“. So sagte David seinem Sohn<br />
Salomo: Bewahre, was der HERR, dein Gott, zu bewahren<br />
geboten hat, dass du auf seinen Wegen gehst, indem du seine<br />
Ordnungen, seine Gebote und seine Rechtsbestimmungen<br />
und seine Zeugnisse bewahrst, wie es im <strong>Gesetz</strong> des Mose<br />
geschrieben ist, damit du Erfolg hast in allem, was du tust,<br />
und überall, wohin du dich wendest (1Könige 2,3).<br />
Auch Gläubige wie König Joasch (2Könige 14,6),<br />
der Schriftgelehrte Esra (Esra 7,6) und der Prophet<br />
Daniel (Daniel 9,11) studierten das <strong>Gesetz</strong> des Mose<br />
und richteten ihr Leben danach aus. Einige Psalmen,<br />
allen voran Psalm 119 und 19, offenbaren uns die<br />
ehrfürchtige Einstellung der gottesfürchtigen Israeliten<br />
der Tora gegenüber.<br />
Zur Zeit des Neuen Testaments wurde der Begriff<br />
<strong>Gesetz</strong> für das ganze Alte Testament verwendet. So<br />
konnte z.B. Paulus die Psalmen und die Propheten<br />
zitieren und von dem <strong>Gesetz</strong> reden (vgl. Römer 3,9-19).<br />
Dennoch benutzt die Bibel den feststehenden Begriff<br />
das <strong>Gesetz</strong> des Mose, womit die ersten fünf Bücher der<br />
Bibel gemeint sind, einschließlich der geschichtlichen<br />
Erzählungen.<br />
»AUCH WENN DIE EIGENTLICHEN<br />
WORTE VON GOTT STAMMTEN,<br />
SO WAR ES MOSE,<br />
DER DIE AUFGABE ERHIELT,<br />
DAS GESETZ ZU EMPFANGEN UND<br />
AUFZUSCHREIBEN.«<br />
WARUM GAB GOTT<br />
DAS GESETZ DES MOSE?<br />
Um den Grund der <strong>Gesetz</strong>gebung zu verstehen, müssen<br />
wir die Situation Israels genauer betrachten. Auf die<br />
Frage, warum Gott das <strong>Gesetz</strong> durch Mose gab, finden<br />
wir 3 Antworten.<br />
1. Israel brauchte Regeln als Gemeinschaft<br />
Damit Israel als Volk Bestand haben konnte, brauchte<br />
es, wie jede andere menschliche Lebensgemeinschaft,<br />
verbindliche Regeln und Vorschriften. Da sie Gottes<br />
Volk waren, bestimmte Er diese Regeln. Weil das Leben<br />
aus vielen Aspekten besteht, gab Gott Israel alle möglichen<br />
Weisungen und Gebote in Bezug auf Ehe, Familie,<br />
Gottesdienst, Arbeit, Feste, usw. Um sich ihrer Identität<br />
bewusst zu sein, mussten sie ihre Herkunftsgeschichte<br />
kennen, weshalb Mose auch das Buch Genesis (1Mose)<br />
schrieb. Denn dort lesen wir von der Gründung des<br />
Volkes Israel, die Patriarchengeschichte.<br />
2. Israel sollte ein heiliges Volk sein<br />
Während der Sklaverei in Ägypten wurde Israel über<br />
Jahrhunderte von einer schlimmen Form des Götzendienstes<br />
geprägt. Nun waren sie unterwegs in das verheißene<br />
Land Kanaan. Die Völker Kanaans waren nicht<br />
besser als die Ägypter und handelten ebenfalls Gott<br />
zuwider. So verbrannten sie z.B. ihre Kinder, um ihren<br />
Göttern zu opfern. Als Gottes Volk, welches Er sich zu<br />
Seinem Eigentum erlöst hatte, sollte sich Israel von<br />
seinen Nachbarn in jeglicher Hinsicht unterscheiden.<br />
Um gottesfürchtig leben zu können, mussten sie den<br />
Willen Gottes kennen, welchen sie im <strong>Gesetz</strong> des Mose<br />
schriftlich vorliegen hatten.<br />
Einer der grundlegenden Befehle von Gott an Sein<br />
Volk lautete: Denn ich bin der HERR, der euch aus dem<br />
Land Ägypten heraufgeführt hat, um euer Gott zu sein: So<br />
sollt ihr heilig sein, denn ich bin heilig! (3. Mose 11,45)<br />
Heiligkeit bedeutet Absonderung, also dass etwas für<br />
eine bestimmte Sache geweiht oder bestimmt ist. Israel<br />
war Gottes Volk und weil Er heilig ist, sollte auch Israel<br />
sich durch einen heiligen Lebenswandel auszeichnen.<br />
Dieser Befehl ist einzigartig! In keinem anderen <strong>Gesetz</strong>estext<br />
des Alten Vorderen Orient hat man einen derartigen<br />
Befehl gefunden. Was es bedeutete, heilig zu sein,<br />
konnte Israel nur lernen, wenn sie klare Unterscheidungen<br />
von rein und unrein, gottgefällig oder gottverhasst<br />
kannten. All das fanden sie im <strong>Gesetz</strong> des Mose.<br />
3. Israel musste lernen aus Gnade zu leben<br />
Indem das Volk die Heiligkeit Gottes durch das <strong>Gesetz</strong><br />
kennenlernte, erfuhren die Israeliten auch eine wichtige<br />
Tatsache über sich selber – sie konnten den Ansprüchen<br />
Gottes nicht genügen! Die Geschichte Israels hat<br />
deutlich gezeigt, dass sie nicht dazu imstande waren,<br />
dass <strong>Gesetz</strong> vollkommen zu halten. Ihre sündige Natur<br />
zwang sie geradezu, die Gebote Gottes zu brechen, so<br />
dass sie erkannten, dass sie alleine von der Gnade Gottes<br />
abhängig waren. Sie hatten beim Bundesschluss Gott<br />
hoch und heilig versprochen Seine Gebote zu halten. Sie<br />
wussten um den Zorn Gottes, welcher sie bei Nichteinhaltung<br />
des <strong>Gesetz</strong>es treffen würde. Und dennoch<br />
versagten sie auf ganzer Linie, Gott gehorsam zu sein.<br />
10
Das <strong>Gesetz</strong> appellierte an ihren äußeren Menschen,<br />
nach dem Motto „Tu dies und tu jenes nicht!“ Doch das<br />
Problem lag an ihrem Herzen, denn das konnte durch<br />
die Forderungen des <strong>Gesetz</strong>es nicht geändert werden.<br />
Um das zu begreifen, gab Gott ihnen das mosaische<br />
<strong>Gesetz</strong>. Einige Jahrhunderte später kündigte Gott dem<br />
Volk einen neuen Bund an und diesen würden sie nicht<br />
brechen können: Sondern das ist der Bund, den ich mit<br />
dem Haus Israel nach jenen Tagen schließen werde, spricht<br />
der HERR: Ich werde mein <strong>Gesetz</strong> in ihr Inneres legen und<br />
werde es auf ihr Herz schreiben. Und ich werde ihr Gott<br />
sein, und sie werden mein Volk sein (Jeremia 31,33).<br />
In dieser Hinsicht wirft das mosaische <strong>Gesetz</strong> einen<br />
Schatten auf Jesus Christus hin, indem es die Notwendigkeit<br />
der Gnade Gottes aufzeigt. Der Apostel Johannes<br />
hat es so formuliert: Denn das <strong>Gesetz</strong> wurde durch<br />
Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus<br />
Christus geworden (Johannes 1,17). Beim Abendmahl<br />
mit Seinen Jüngern setzte Jesus diesen neuen Bund ein,<br />
indem Er sprach: Und er nahm einen Kelch und dankte<br />
und gab ihnen den und sprach: Trinkt alle daraus! Denn<br />
dies ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird<br />
zur Vergebung der Sünden (Matthäus 26,27.28).<br />
Das <strong>Gesetz</strong> des Mose hatte also eine dreifache Funktion:<br />
Es sollte Israel eine Identität geben und die Dinge<br />
des Lebens regeln. Darüber hinaus sollte es Israel ein<br />
Gespür für die Heiligkeit Gottes vermitteln, woran sie<br />
wiederum die Notwendigkeit der Gnade Gottes erkennen<br />
sollten.<br />
WAS HAT DAS MOSAISCHE GESETZ<br />
MIT UNS ZU TUN?<br />
Gut, vielleicht fragst du dich, was das <strong>Gesetz</strong> des Mose<br />
aber nun mit deinem Glaubensleben zu tun hat? Hier<br />
sind ein paar Antworten:<br />
Gott stellt sich uns vor<br />
Das mosaische <strong>Gesetz</strong> ist für uns Christen vor allem<br />
deshalb so wertvoll, weil Gott sich uns dort vorstellt.<br />
Auch wenn unsere Lebenssituation sich von der Israels<br />
deutlich unterscheidet, so ändert sich Gottes Charakter<br />
nicht. Der Gott des Alten Testamentes ist immer noch<br />
derselbe, auch wenn Er zu unterschiedlichen Zeiten<br />
anders handelt. Beim Lesen der fünf Bücher Mose<br />
kannst du lernen, was es heißt, dass Gott allmächtig,<br />
allgegenwärtig, zornig, gnädig, heilig und vieles mehr<br />
ist. Außerdem schrieb Mose im <strong>Gesetz</strong> über Jesus Christus.<br />
Dieser sagte zu Seinen Jüngern: Dies sind meine<br />
Worte, die ich zu euch redete, als ich noch bei euch war,<br />
dass alles erfüllt werden muss, was über mich geschrieben<br />
steht in dem <strong>Gesetz</strong> Moses und in den Propheten und<br />
Psalmen (Lukas 24,44).<br />
Wer das <strong>Gesetz</strong> des Mose liest, wird von Jesus Christus<br />
lesen, wenn auch Sein Name nicht direkt darin<br />
vorkommt.<br />
Manche <strong>Gesetz</strong>e waren zeitlich begrenzt<br />
Viele <strong>Gesetz</strong>e hatten auch nur eine zeitliche Funktion<br />
und gelten heute weder für Juden noch für uns. So<br />
macht das Neue Testament deutlich, dass mit dem<br />
Sterben Jesu der Tempel- und Opferdienst unweigerlich<br />
abgelöst wurde (Hebräer 8-10).<br />
Auch erklärte Jesus alle Speisen für rein (Markus 7,19).<br />
Viele Dinge, die Gott für Israel als Nation festlegte,<br />
werden heute vom Staat geregelt (wie etwa die Strafe von<br />
Verbrechen), welchem wir uns als Christen unterordnen<br />
sollen (vgl. Römer 13,1-7).<br />
Entdecke das Prinzip hinter dem <strong>Gesetz</strong><br />
Den größten Gewinn von dem mosaischen <strong>Gesetz</strong><br />
haben wir, wenn wir die dahinter liegenden Prinzipien<br />
verstehen. So ist es z.B. auffällig, dass sich die einzelnen<br />
<strong>Gesetz</strong>e aus 2. Mose mit den Ausführungen aus 5. Mose<br />
nicht immer gleichen. Einige <strong>Gesetz</strong>e sind etwas anders<br />
formuliert, werden ergänzt oder werden gar nicht<br />
wiederholt. Das lag daran, dass sich die Situation des<br />
Volkes geändert hatte. Bei der ersten <strong>Gesetz</strong>gebung<br />
lagerte das Volk in der Wüste Sinai. In 5. Mose befand<br />
sich das Volk nach fast 40 Jahren Wüstenwanderung<br />
kurz vor der Landeinnahme Kanaans. Eine neue Generation<br />
war herangewachsen und musste auf die Zukunft<br />
vorbereitet werden.<br />
Daraus wird ersichtlich, dass es bei dem <strong>Gesetz</strong> des<br />
Mose vor allem auf das Prinzip ankam und weniger auf<br />
die sture Einhaltung eines umfassenden Regelkatalogs<br />
(diesem Irrtum unterlagen später die Pharisäer zur Zeit<br />
Jesu). Das Volk sollte lernen, ein gottesfürchtiges Leben<br />
zu führen und Gott und seinen Nächsten zu lieben.<br />
Ein bleibendes Gebot –<br />
Gott und seinen Nächsten lieben<br />
Unser Herr, Jesus Christus wurde einmal nach dem<br />
wichtigsten Gebot im <strong>Gesetz</strong> gefragt. Er antwortete:<br />
„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem<br />
ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit<br />
deinem ganzen Verstand.“ Dies ist das größte und erste<br />
Gebot. Das zweite aber ist ihm gleich: „Du sollst deinen<br />
Nächsten lieben wie dich selbst.“ An diesen zwei Geboten<br />
hängt das ganze <strong>Gesetz</strong> und die Propheten (Matthäus<br />
22,37-40). Gott und seinen Nächsten zu lieben<br />
entspricht ebenfalls der Lehre der Apostel, welche für<br />
uns Christen verbindlich ist. Das Gebot ist das gleiche<br />
geblieben, auch wenn sich die praktische Umsetzung<br />
geändert hat.<br />
Der gottesfürchtige Israelit zur Zeit Mose drückte<br />
seine Liebe Gott gegenüber aus, indem er dankbar für<br />
erhaltene Segnungen war, sich von gottlosen Orten,<br />
Menschen und Aktivitäten fernhielt und über Sein Wort<br />
nachdachte und es befolgte. Genau das können und<br />
sollen wir auch tun.<br />
Und was die praktische Nächstenliebe angeht, so<br />
findest du diesbezüglich wertvolle Prinzipien im mosaischen<br />
<strong>Gesetz</strong>. Auch wenn dein Nachbar keinen Esel<br />
mehr hat, den du gemeinsam mit ihm aufrichten<br />
kannst, weil das arme Tier unter seiner Last zusammengebrochen<br />
ist (vgl. 5. Mose 22,1-4), so könntest du ihm<br />
doch dabei helfen, sein Auto anzuschieben, wenn es mal<br />
liegengeblieben ist. Dies ist nur ein Beispiel unter vielen<br />
und du wirst überrascht sein, was du alles im mosaischen<br />
<strong>Gesetz</strong> entdecken wirst.<br />
Wenn du das nächste Mal die fünf Bücher Mose<br />
liest, dann bete doch vorher wie der Psalmist: Öffne<br />
meine Augen, damit ich schaue die Wunder aus deinem<br />
<strong>Gesetz</strong> (Psalm 119,18). ·<br />
11
Es ist ein heikles Thema, was der Christ mit dem mosaischen<br />
<strong>Gesetz</strong> zu tun hat. Gar nichts? Soll er es halten? Hat es<br />
einen bestimmten Nutzen, und wenn ja, welchen? Welche<br />
Gefahr liegt in einem Missverständnis des <strong>Gesetz</strong>es? In<br />
unserer Zeit lehrmäßiger Oberflächlichkeit stehen gerade<br />
heute Christen in dieser Gefahr wie einst die Galater, oder<br />
aber in der Gefahr, das <strong>Gesetz</strong> gänzlich zu missachten.
n meinem Bekanntenkreis kam es einmal zu einer<br />
Kontroverse, nachdem ein Prediger in einem<br />
Vortrag die provokant klingende Aussage „Mose<br />
ist tot“ (ein Zitat von Luther aus seiner Schrift<br />
„Eine Unterrichtung, wie sich die Christen in Mose<br />
sollen schicken“) in Bezug auf das alttestamentliche<br />
<strong>Gesetz</strong> aufgestellt hatte. Er wollte damit erklären, dass<br />
die Zehn Gebote für Christen nicht bindend sind, und<br />
verwies dazu auf dieses Zitat von Luther sowie auf den<br />
Galaterbrief. Bei der einen Gruppe der Zuhörer führte<br />
das zu einem Aufschrei und sie bestanden darauf, dass<br />
Paulus im Galaterbrief lediglich das Zeremonialgesetz<br />
für überholt erklärte, nicht aber das Moralgesetz. Die<br />
andere Gruppe hingegen stimmte dem Redner zu und<br />
neigte zu einer grundsätzlich ablehnenden Haltung<br />
gegenüber dem mosaischen <strong>Gesetz</strong>.<br />
Zu welcher Gruppe würdest du dich rechnen? Wie<br />
sollen wir als Christen zum alttestamentlichen <strong>Gesetz</strong><br />
stehen? Was lehrt Paulus im Galaterbrief über das<br />
<strong>Gesetz</strong>, und teilt er es in Zeremonial- und Moralgesetz<br />
auf? Und was ist Sinn und Zweck des <strong>Gesetz</strong>es? Diese<br />
Fragen wollen wir im Folgenden zu klären versuchen.<br />
ANTINOMISMUS BEI PAULUS?<br />
Zunächst aber die Frage: War Paulus antinomistisch –<br />
also gegen (anti) das <strong>Gesetz</strong> (nomos)? „Das sei ferne“,<br />
möchte man da mit Pauus sagen – und genau das sagt er<br />
tatsächlich auf diese Frage in Römer 3,31 u.a. –, denn<br />
der Antinomismus ist eine Irrlehre, die das <strong>Gesetz</strong> in<br />
Bausch und Bogen verwirft und auf der falschen Seite<br />
vom Pferd fällt, indem sie <strong>Gesetz</strong>losigkeit gutheißt.<br />
Wenn wir den Galaterbrief aufmerksam lesen, stellen<br />
wir fest, dass Paulus erstens nur das ablehnt, was die<br />
judaistischen (gesetzlichen) Irrlehrer unter dem <strong>Gesetz</strong><br />
verstanden – also die pharisäische Fehlinterpretation des<br />
<strong>Gesetz</strong>es, und dass er zweitens sehr wohl den positiven<br />
Nutzen des <strong>Gesetz</strong>es für den Christen herausstellt.<br />
Schauen wir uns zuerst an, wovor Paulus die Galater<br />
warnt und was er ablehnt.<br />
DAS PROBLEM BEI DEN GALATERN<br />
Den Brief an die Galater schrieb Paulus quasi mit „Blaulicht“;<br />
es war eine allerhöchste Notlage. Die Kennzeichen:<br />
ein nur knapper, wenig huldreicher Gruß, kein<br />
Lob, kein Dank, keine Bitte um Gebet. Stattdessen<br />
sofort kräftige Worte: „… dass er uns herausreiße aus der<br />
gegenwärtigen bösen Welt“ (1,4 – auch aus der religiösgesetzlichen<br />
Welt); und: „Ich wundere mich, dass ihr<br />
euch so schnell abwendet … ein anderes Evangelium …<br />
der sei verflucht … er sei verflucht“ (1,6-9). Was war los<br />
bei den Galatern?<br />
In den galatischen Gemeinden machten sich judaistische<br />
Irrlehrer breit („heimlich eingedrungene falsche<br />
Brüder“; 2,4), die forderten, dass zu Jesus bekehrte<br />
Heiden beschnitten werden müssten, um errettet zu sein<br />
und zum Volk Gottes zu gehören (6,12-13; siehe auch<br />
2,3; 5,2-3.11). Diese Lehre war natürlich ein frontaler<br />
Angriff auf das Evangelium von der Errettung allein aus<br />
Gnade allein durch Glauben. Wer sich beschneiden<br />
lässt, identifiziert sich damit als Jude, stellt sich unter das<br />
jüdische <strong>Gesetz</strong> und ist somit schuldig, das ganze <strong>Gesetz</strong><br />
zu halten – so sagt es Paulus in 5,3. Und dabei unterscheidet<br />
Paulus nicht zwischen Zeremonial- und Moralgesetz,<br />
sondern spricht ausdrücklich vom „ganzen<br />
<strong>Gesetz</strong>“. Heidenchristen sollen sich nicht beschneiden<br />
lassen, denn damit würden sie sich sowohl unter die<br />
zeremoniellen Ordnungen des mosaischen <strong>Gesetz</strong>es<br />
stellen als auch unter dessen moralische Verpflichtungen.<br />
Aber stehen Christen nicht sowieso unter dieser<br />
Pflicht, die moralischen Anforderungen des alttestamentlichen<br />
<strong>Gesetz</strong>es zu erfüllen?<br />
13
UNTERSCHEIDUNG ZWISCHEN<br />
MORAL- UND ZEREMONIALGESETZ?<br />
Es ist schwierig, die vielen Gebote des mosaischen<br />
<strong>Gesetz</strong>es klar in Moral- und Zeremonialgesetze aufzuteilen.<br />
Was ist zum Beispiel mit Speise-Geboten – sind sie<br />
zeremoniell oder moralisch? Schließlich hat Jesus alle<br />
Speisen für rein erklärt (Markus 7,19). Und ist es mit<br />
den Kleidungs-Geboten nicht ganz ähnlich? Wer würde<br />
behaupten, dass es Christen nach 3. Mose 19,19 verboten<br />
ist, zwei verschiedene Textilien gleichzeitig als<br />
Kleidung zu tragen? Und eine der am debattiertesten<br />
Fragen: Wie ist es mit dem Sabbatgebot? Ist es moralischer<br />
oder zeremonieller Art? Auch der Sabbat ist eine<br />
gottesdienstliche Verordnung, die wie alle zeremoniellen<br />
Gebote eine höhere, geistliche Wahrheit als Schatten<br />
abbildet (Christus ist unser Sabbat), aber es ist Bestandteil<br />
der Zehn Gebote.<br />
Die Schrift und insbesondere der Galaterbrief<br />
sprechen nicht von einer solchen Unterscheidung,<br />
sondern nur vom „ganzen <strong>Gesetz</strong>“. Und die Beschneidung<br />
besiegelt, dass man „unter“ diesem ganzen <strong>Gesetz</strong><br />
steht. Was bedeutet das? Der Galaterbrief setzt dies<br />
gleich mit „unter Knechtschaft“ bzw. „unter Sklaverei“<br />
(„unter die Elemente der Welt versklavt“, 4,3), „unter<br />
dem Fluch“ (3,10), „unter der Sünde“ (3,22) und „unter<br />
einem Zuchtmeister (3,25; 4,2). Den Gegenpol dazu<br />
nennt Paulus im Römerbrief: „nicht unter <strong>Gesetz</strong>,<br />
sondern unter Gnade“ (Römer 6,14.15).<br />
Für die Pharisäer und Judaisten bedeutete unter<br />
<strong>Gesetz</strong> zu sein, dadurch etwas vor Gott zu gelten, dass<br />
man eigene <strong>Gesetz</strong>eswerke leistet – seien sie zeremonieller<br />
oder moralischer Art –, oder dass man einfach nur<br />
zum jüdischen Volk „unter <strong>Gesetz</strong>“ dazugehört. Doch<br />
Gott hat das <strong>Gesetz</strong> nicht gegeben, um menschlichen<br />
Stolz zu fördern, sondern menschliche Demut – es dient<br />
nicht der Selbstgerechtigkeit, sondern der Selbstverurteilung.<br />
Das Problem der Pharisäer und Judaisten war, dass<br />
sie dies nicht erkannten und den Sinn des <strong>Gesetz</strong>es ins<br />
Gegenteil verkehrten: „Israel aber, das einem <strong>Gesetz</strong> der<br />
Gerechtigkeit nachstrebte, ist nicht zum <strong>Gesetz</strong> gelangt.<br />
Warum? Weil es nicht aus Glauben, sondern als aus<br />
Werken geschah ... Denn da sie Gottes Gerechtigkeit<br />
nicht erkannten und ihre eigene aufzurichten trachteten,<br />
haben sie sich der Gerechtigkeit Gottes nicht unterworfen.<br />
Denn Christus ist des <strong>Gesetz</strong>es Ende, jedem<br />
Glaubenden zur Gerechtigkeit“ (Römer 9,31 – 10,3).<br />
Die Galater standen nun in der Gefahr, dieser<br />
judaistischen <strong>Gesetz</strong>lichkeit – dem Streben, durch die<br />
Beschneidung und weitere <strong>Gesetz</strong>eswerke vor Gott<br />
etwas zu gelten – zu erliegen. Paulus weist immer wieder<br />
die Vorstellung zurück, dass <strong>Gesetz</strong>eszugehörigkeit oder<br />
<strong>Gesetz</strong>eswerke irgendeinen geistlichen Wert haben.<br />
Insgesamt 14 Mal sagt er, dass geistliche Segnungen<br />
nicht „aus“ oder „durch“ <strong>Gesetz</strong> kommen (Galater<br />
2,16.21; 3,2.5.10.11.18.21.23; 4,4.5.21; 5,4.18). Er<br />
spricht sich also nicht nur gegen die Wiedereinführung<br />
überholter zeremonieller <strong>Gesetz</strong>e aus, sondern gegen das<br />
Prinzip, „durch das <strong>Gesetz</strong>“ etwas erreichen zu wollen,<br />
das im Widerspruch steht zu „durch den Glauben“ an<br />
das Evangelium und „durch den Geist“.<br />
WOZU DAS GESETZ NICHT TAUGT<br />
UND NIEMALS TAUGTE<br />
In Galater 2 und 3 verdeutlicht Paulus, dass das <strong>Gesetz</strong><br />
zu drei Dingen nicht taugt, von denen die Judaisten<br />
offenbar meinten, dass es doch dazu tauge. Paulus<br />
formuliert diese drei Unmöglichkeiten immer mit<br />
einem rhetorischen „wenn“ im Sinne von „wenn es so<br />
wäre, dann …“<br />
Erstens bringt das <strong>Gesetz</strong> keine Gerechtigkeit ein –<br />
es kann nicht gerecht machen bzw. rechtfertigen. Paulus<br />
schreibt in 2,21: „… denn wenn Gerechtigkeit durch<br />
<strong>Gesetz</strong> kommt, dann ist Christus umsonst gestorben.“<br />
Bemerkenswerterweise geht es hier im Zusammenhang<br />
nicht nur um die anfängliche Rechtfertigung bei der<br />
Bekehrung, sondern um ein fortlaufend gerechtes<br />
Leben, denn Paulus schreibt ja direkt vorher: „… was<br />
ich jetzt im Fleisch lebe, lebe ich im Glauben an den<br />
Sohn Gottes …“ (2,20). Und anschließend belehrt er<br />
die Leser: „Nachdem ihr im Geist angefangen habt,<br />
wollt ihr jetzt im Fleisch vollenden?“(3,3). Die Galater<br />
meinten also wohl, man würde bei der Bekehrung<br />
zunächst einmalig durch Gnade gerechtfertigt, müsse<br />
dann aber in Pflichterfüllung des <strong>Gesetz</strong>es weiterleben.<br />
Am Beispiel von Abraham, der als „Urjude“ und Vater<br />
des wahren Volkes Gottes (3,7) schon lange Zeit vor<br />
dem <strong>Gesetz</strong> durch Glauben gerechtfertigt wurde, zeigt<br />
Paulus, dass das <strong>Gesetz</strong> weder zur erstmaligen noch zur<br />
fortdauernden Rechtfertigung diente. Wer nach Gerechtigkeit<br />
auf Grundlage des <strong>Gesetz</strong>es strebt, für den gilt:<br />
„Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im<br />
Buch des <strong>Gesetz</strong>es geschrieben ist, um es zu tun“ (3,10;<br />
ein Zitat aus 5Mose 27,26). Auch hier unterscheidet<br />
Paulus wieder nicht zwischen Moral- und Zeremonialgesetz,<br />
sondern schreibt von „allem, was im <strong>Gesetz</strong><br />
geschrieben steht“. Für den Sünder bedeutet das <strong>Gesetz</strong><br />
niemals Gerechtigkeit, sondern immer Fluch, und dieser<br />
Fluch wurde durch Christi Werk am Kreuz erfüllt und<br />
getilgt (3,13).<br />
Zweitens macht uns das <strong>Gesetz</strong> nicht zu Erben: „…<br />
denn wenn das Erbe aus dem <strong>Gesetz</strong> kommt, so kommt<br />
es nicht mehr aus der Verheißung“ (3,18). Gott hat<br />
einem Volk – seinem Volk! – ein ewiges Erbe verheißen.<br />
Die Judaisten beriefen sich auf Mose und meinten,<br />
aufgrund des <strong>Gesetz</strong>es zu diesem Volk zu gehören. Doch<br />
zu Gottes Volk gehört man nicht durch Mose und sein<br />
<strong>Gesetz</strong>, sondern durch Abraham und seine Verheißung.<br />
Das <strong>Gesetz</strong> bringt Fluch, aber die Verheißung Abrahams<br />
bringt Segen – nicht nur gebürtigen Juden, sondern<br />
allen „Nationen“ (3,14), die durch Glauben Kinder<br />
Abrahams werden können (3,7.29). Der wahre Nachkomme<br />
und Erbe Abrahams ist nämlich Jesus Christus<br />
(3,16), und alle, die sich durch Glauben mit ihm identifizieren,<br />
sind in ihm seine Miterben.<br />
14
Das mosaische <strong>Gesetz</strong> hingegen ist in der israelitischen<br />
Heilsgeschichte nur ein zeitweiliger Einschub: Es wurde<br />
„vierhundertdreißig Jahre später [nach Abraham] …<br />
hinzugefügt … bis der Nachkomme [Jesus Christus]<br />
käme“ (3,17.19). Dies sollte auch all jenen Christen zu<br />
denken geben, die für die Zukunft erwarten, dass das<br />
Judentum und das mosaische <strong>Gesetz</strong> in einem tausendjährigen<br />
Zwischenreich wieder eingeführt werden. Es<br />
kann kein Zurück zum <strong>Gesetz</strong> geben, denn Gottes<br />
Heilsgeschichte hat nach dem Kommen Christi und<br />
seiner Erfüllung des <strong>Gesetz</strong>es keinen Rückwärtsgang;<br />
das wäre ein „Zurückwenden zu den schwachen und<br />
armseligen Elementen“ (Gal 4,9; vgl. Hebr 8,13).<br />
Drittens kann das <strong>Gesetz</strong> kein ewiges, geistliches<br />
Leben geben: „Denn wenn ein <strong>Gesetz</strong> gegeben worden<br />
wäre, das lebendig machen könnte, dann wäre wirklich<br />
die Gerechtigkeit aus dem <strong>Gesetz</strong>“ (3,21). Auch hierin<br />
irrten wohl die Judaisten. Das <strong>Gesetz</strong> deckt Sünde auf<br />
und verurteilt zum ewigen Tod und nicht zum ewigen<br />
Leben. Wenn der Mensch auf das <strong>Gesetz</strong> geworfen ist als<br />
Grundlage für ein Leben mit Gott, dann stürzt ihn das<br />
– sofern er keine gestörte Wahrnehmung der Realität hat<br />
– in Verzweiflung und Todesfurcht. Er kann nicht<br />
anders, als gegen das <strong>Gesetz</strong> verstoßen und kann keine<br />
Pluspunkte sammeln, um seine Verstöße aufzuwiegen –<br />
ebenso wenig wie es einem Bankräuber hilft, Almosen<br />
zu spenden, um dem Gefängnis zu entgehen. „Gefängnis“<br />
ist allerdings ein gutes Stichwort, um nun dazu zu<br />
kommen, wozu das <strong>Gesetz</strong> denn nun tatsächlich taugt.<br />
WOZU DAS GESETZ TAUGT –<br />
FRÜHER WIE HEUTE<br />
Die Juden waren von Mose bis Christus durch das<br />
<strong>Gesetz</strong> sage und schreibe rund 1500 Jahre in einer Art<br />
Gefängnis! Sie waren „unter die Sünde eingeschlossen<br />
… unter <strong>Gesetz</strong> verwahrt, eingeschlossen …“ (3,22-23).<br />
Das <strong>Gesetz</strong> war ihr Zuchtmeister (griech. wörtl. „Pädagoge“,<br />
d.h. Kinderwärter), um nicht zu sagen ihr<br />
„Folterknecht“. Gott hat sich viele, viele Jahrhunderte<br />
lang Zeit genommen, um ihnen die Hoffnung auf<br />
Selbstgerechtigkeit auszutreiben und ihnen dieses eine<br />
beizubringen: Gerechtigkeit kann nur aus Glauben an<br />
den verheißenen Erlöser kommen! Gott hat das <strong>Gesetz</strong><br />
nicht zum Stolz, sondern zur Demütigung gegeben, und<br />
diese Demütigung ist heilsnotwenig. Der selbstgerechte<br />
Stolz des Sünders muss gebrochen werden. Er muss diese<br />
Sehnsucht bekommen, aus dem Gefängnis der Sünde<br />
und des <strong>Gesetz</strong>es befreit zu werden, aber diese<br />
Sehnsucht kann er nur im Gefängnis des <strong>Gesetz</strong>es<br />
bekommen. Deshalb ist das Prinzip des <strong>Gesetz</strong>es –<br />
Gottes Anspruch und Urteil – absolut notwendig für die<br />
Evangelisation und auch für die Heiligung. Wem wir das<br />
Evangelium verkünden, dem müssen wir auch zunächst<br />
die gerechten Forderungen Gottes verdeutlichen.<br />
Bereits in Kapitel 2 hatte Paulus dies deutlich<br />
gemacht: Auch die Juden („wir“ in 2,17) sind – obwohl<br />
sie das <strong>Gesetz</strong> haben oder gerade weil sie das <strong>Gesetz</strong><br />
haben – Sünder und brauchen die Rechtfertigung durch<br />
Jesus Christus. Christus ist nicht gekommen, um Selbstgerechten<br />
zu dienen (auch nicht selbstgerechten Juden),<br />
sondern um Sünder zu erlösen – Juden wie Heiden.<br />
So sollten Juden und insbesondere die Judaisten erkennen,<br />
dass das <strong>Gesetz</strong> ihnen keinen Vorrang einbrachte,<br />
sondern sie vielmehr verurteilte. Die „positive“ Wirkung<br />
des <strong>Gesetz</strong>es? Es tötet – es verurteilt zum Tod. Wer das<br />
für sich persönlich eingesehen hat, der ist „durchs<br />
<strong>Gesetz</strong> dem <strong>Gesetz</strong> gestorben“ (2,18). Was bringt mir<br />
die Beschäftigung mit dem <strong>Gesetz</strong> ein? Ich erkenne: „Ich<br />
bin mit Christus gekreuzigt“ (2,19). Nicht das <strong>Gesetz</strong> ist<br />
außer Kraft, sondern ich bin außer Kraft – gegenüber<br />
dem <strong>Gesetz</strong>, da das Urteil bereits an Christus vollzogen<br />
wurde. Aber was für eine Demütigung und welchen<br />
Liebesdank erfordert das von mir! Jetzt lebe ich für<br />
Christus, „der mich geliebt und sich selbst für mich<br />
hingegen hat“ (2,20).<br />
Der Zweck des <strong>Gesetz</strong>es ist es also zu allen Zeiten,<br />
uns zu verdeutlichen, dass wir nicht Ruhm, sondern das<br />
Kreuz verdient haben, und unsere Hoffnung und Liebe<br />
von uns selbst wegzulenken auf unseren Herrn Jesus<br />
Christus.<br />
FAZIT – ETWAS HÖHERES<br />
Wir haben hier nun gesehen, dass der Sünder „aus“ oder<br />
„durch“ <strong>Gesetz</strong> vor Gott nichts sein kann. Das bedeutet<br />
aber auf keinen Fall, dass der Christ keine moralische<br />
Richtschnur hat. Im Neuen Testament werden alle Zehn<br />
Gebote wiederholt und bestätigt (mit Ausnahme des<br />
Sabbatgebots). Die Bergpredigt Jesu liefert uns als<br />
seinen Jüngern keinen kleineren Maßstab als das mosaische<br />
<strong>Gesetz</strong>. Die höchsten und zusammenfassenden<br />
Gebote, Gott und den Nächsten zu lieben, fordern nicht<br />
nur unser äußeres Verhalten, sondern unser ganzes Herz.<br />
Gott sei Dank hat Christus sowohl das mosaische <strong>Gesetz</strong><br />
als auch diese daraus hergeleiteten neutestamentlichen<br />
Ansprüche erfüllt. Er ist unsere Gerechtigkeit – aber<br />
auch unser Maßstab. Aus Gnade dürfen wir danach<br />
streben und darauf hoffen, dass Gott in uns wirkt, um<br />
das <strong>Gesetz</strong> des Christus zu erfüllen.<br />
Das <strong>Gesetz</strong> sagt: So ist Gott. Und es sagt: So sollt<br />
auch ihr sein. Aber wir können es nicht, obwohl exakt<br />
wie im AT auch für uns Christen gilt: „Seid heilig, denn<br />
ich bin heilig“ (1Petrus 1,16; 3Mose 11,45). Wir dürfen<br />
aber nicht leichtfertig achselzuckend über unsere<br />
Unfähigkeit hinweggehen und uns stattdessen auf eine<br />
billige Gnade berufen. Nein, Gnade ohne <strong>Gesetz</strong> wäre<br />
keine Gnade. Es sollte uns tatsächlich in Verzweiflung<br />
stürzen, dass wir Gottes Maßstab nicht entsprechen<br />
können. Nur aus dieser Verzweiflung heraus, die Paulus<br />
auch in Römer 7 ausdrückt, kann man begreifen, was<br />
die rettende Gnade in Christus ist.<br />
Was sollen wir nun mit dem <strong>Gesetz</strong> tun? Es als das<br />
wertschätzen, wozu Gott es – auch uns – offenbart hat!<br />
Er gab es, um den angeborenen Realitätsverlust des<br />
Sünders zu heilen, ihn seiner Schuld zu überführen und<br />
ihn zu Christus zu führen und ihm Christus vorzustellen,<br />
der das <strong>Gesetz</strong> in allen Belangen erfüllt hat: moralisch<br />
(königlich, was das gerechte Leben des <strong>Gesetz</strong>es<br />
betrifft), priesterlich (zeremoniell, was den Gottesdienst<br />
des <strong>Gesetz</strong>es betrifft) und prophetisch (als der, von dem<br />
das <strong>Gesetz</strong> spricht). ·<br />
15
Das mosaische <strong>Gesetz</strong> hat Bestand, bis Himmel und Erde<br />
vergangen sind. Aus diesem Grund sind Gläubige dem<br />
<strong>Gesetz</strong> in moralischer Hinsicht verpflichtet. Das <strong>Gesetz</strong> ist<br />
allerdings für Gläubige nicht ein Mittel zur Errettung, sondern<br />
eine Regel zum Leben.
hr sollt nicht meinen, dass ich gekommen sei, um das<br />
<strong>Gesetz</strong> oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht<br />
gekommen, um aufzulösen, sondern zu erfüllen!<br />
Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und<br />
Erde vergangen sind, wird nicht ein Buchstabe noch ein<br />
einziges Strichlein vom <strong>Gesetz</strong> vergehen, bis alles geschehen<br />
ist.<br />
Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und<br />
die Leute so lehrt, der wird der Kleinste genannt werden im<br />
Reich der Himmel, wer sie aber tut und lehrt, der wird groß<br />
genannt werden im Reich der Himmel.<br />
Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit die der<br />
Schriftgelehrten und Pharisäer nicht weit übertrifft, so<br />
werdet ihr gar nicht in das Reich der Himmel eingehen!<br />
– Matthäus 5,17-20<br />
Über das Verhältnis von Christen zum <strong>Gesetz</strong> gibt es<br />
unterschiedliche Auffassungen. Mit besonderem<br />
Einfallsreichtum versuchen einige Bibelausleger die<br />
Gültigkeit des <strong>Gesetz</strong>es wegzuerklären, obwohl aus den<br />
Evangelien und den apostolischen Briefe dazu keine<br />
stichhaltige Begründung abgeleitet werden kann. Bei<br />
der Bibelauslegung dürfen einzelne Aussagen nicht aus<br />
dem Zusammenhang gerissen werden. Eine isolierte<br />
Betrachtung einzelner Lehraussagen birgt die Gefahr,<br />
die Heilige Schrift zu vergewaltigen. Um die wahre<br />
Bedeutung von einzelnen Aussagen zu erfassen, muss<br />
stets der Kontext fruchtbar gemacht werden. Wir<br />
müssen uns hüten, die Schrift willkürlich auszulegen.<br />
Mit höchster Präzision gilt es, das Wort der Wahrheit zu<br />
teilen.<br />
17
»DAS GESETZ IST NICHT DER WEG, UM VOR GOTT GERECHT ZU WERDEN.<br />
DAMIT HAT CHRISTUS EIN ENDE GEMACHT. CHRISTUS ALLEIN IST DER<br />
WEG, UM VOR GOTT GERECHT ZU WERDEN.«<br />
GÜLTIGKEIT DES GESETZES<br />
Die Gültigkeit des mosaischen <strong>Gesetz</strong>es wird im Neuen Testament mehrfach<br />
betont. In der Bergpredigt hat Jesus die Autorität des <strong>Gesetz</strong>es weder<br />
abgeschwächt noch seine Ansprüche gelockert, sondern dessen wahre und<br />
zutiefst herausfordernde Bedeutung in moralischer Hinsicht hervorgehoben.<br />
Mit folgenden Worten hält Jesus an der Autorität des <strong>Gesetz</strong>es fest: „Bis<br />
Himmel und Erde vergangen sind, wird nicht ein Buchstabe noch ein<br />
einziges Strichlein vom <strong>Gesetz</strong> vergehen, bis alles geschehen ist“ (Matthäus<br />
5,18).<br />
Im Lukas-Evangelium wird die Autorität des <strong>Gesetz</strong>es in ähnlicher Form<br />
bekräftigt: „Es ist aber leichter, dass Himmel und Erde vergehen, als dass ein<br />
einziges Strichlein des <strong>Gesetz</strong>es falle“ (Lukas 16,17). Gott ist der Urheber<br />
des <strong>Gesetz</strong>es und als dieser sorgt er in seiner Souveränität für dessen Fortbestand.<br />
Die großen Wahrheiten und die moralischen Prinzipien sind unumstößlich.<br />
Für Gott ist deren Gültigkeit weitaus wichtiger als der Fortbestand<br />
von Himmel und Erde.<br />
Mit markanten Worten bekennt sich auch Paulus zur Autorität des<br />
<strong>Gesetz</strong>es: „Heben wir nun das <strong>Gesetz</strong> auf durch den Glauben? Das sei ferne!<br />
Vielmehr bestätigen wir das <strong>Gesetz</strong>“ (Römer 3,31). <strong>Gesetz</strong> und Glaube<br />
widersprechen sich nicht. Im Gegenteil: Durch den Glauben wird das<br />
<strong>Gesetz</strong> bestätigt. Diesen feinen Zusammenhang müssen wir zunächst erkennen.<br />
GESETZ UND GLAUBE<br />
Das mosaische <strong>Gesetz</strong> treibt uns in die Hoffnungslosigkeit, weil es uns<br />
aufgrund unserer Sünden verflucht und uns erbarmungslos im Abgrund<br />
unserer Verdorbenheit liegen lässt. Nun kam Christus und erlöste uns „von<br />
dem Fluch des <strong>Gesetz</strong>es, indem er ein Fluch wurde um unsretwillen“<br />
(Galater 3,13). Aus diesem Grund ist Christus „das Ende des <strong>Gesetz</strong>es zur<br />
Gerechtigkeit für jeden, der glaubt“ (Römer 10,4). Für wen ist Christus das<br />
Ende des <strong>Gesetz</strong>es? Die Antwort lautet: „für jeden, der glaubt.“ Das <strong>Gesetz</strong><br />
ist nicht der Weg, um vor Gott gerecht zu werden. Damit hat Christus ein<br />
Ende gemacht. Christus allein ist der Weg, um vor Gott gerecht zu werden.<br />
Das Wort vom Kreuz hat das <strong>Gesetz</strong> nicht umgestoßen, sondern es hält<br />
das <strong>Gesetz</strong> aufrecht. Durch das Kreuz Christi wurden die Forderungen des<br />
<strong>Gesetz</strong>es vollständig erfüllt. Also das <strong>Gesetz</strong> ist nach wie vor gültig,<br />
allerdings nicht als ein Mittel zur Errettung für den Gläubigen. Durch das<br />
<strong>Gesetz</strong> wird niemand vor Gott gerechtfertigt; der Gerechte wird aus<br />
Glauben leben (Galater 3,11). Das <strong>Gesetz</strong> vermag nicht, den sündigen<br />
Menschen in die Beziehung zum himmlischen Vater zu führen. Der Weg<br />
zum Vater ist allein Jesus Christus. Allein durch den Glauben an Jesus<br />
18
»DAS MOSAISCHE GESETZ TREIBT UNS IN DIE HOFFNUNGSLOSIGKEIT,<br />
WEIL ES UNS AUFGRUND UNSERER SÜNDEN VERFLUCHT UND UNS<br />
ERBARMUNGSLOS IM ABGRUND UNSERER VERDORBENHEIT LIEGEN LÄSST.«<br />
Christus werden wir gerettet. Folglich steht der Gläubige<br />
nicht unter dem <strong>Gesetz</strong>, sondern unter der Gnade.<br />
D. Martin Lloyd-Jones gibt in einer seiner Predigten<br />
eine unfassende Antwort auf die Frage: Wie steht der<br />
Christ zum <strong>Gesetz</strong>? „Der Christ steht insofern nicht<br />
mehr unter dem <strong>Gesetz</strong>, wie das <strong>Gesetz</strong> ein Bund der<br />
Werke ist. ... Seine Errettung hängt nicht mehr von<br />
seiner Erfüllung des <strong>Gesetz</strong>es ab. Er ist vom Fluch des<br />
<strong>Gesetz</strong>es befreit. Er ist nicht mehr unter dem <strong>Gesetz</strong> als<br />
eine Art Bundesbeziehung zwischen ihm und Gott. Das<br />
entbindet den Christen aber nicht vom <strong>Gesetz</strong> als einer<br />
Regel für das Leben. Ich denke, die größten Schwierigkeiten<br />
bei dieser Frage entstehen, weil wir uns nicht über<br />
das Verhältnis von <strong>Gesetz</strong> und Gnade im Klaren sind. ...<br />
Wir tendieren dazu, eine falsche Sicht des <strong>Gesetz</strong>es zu<br />
haben, weil wir es als etwas betrachten, was der Gnade<br />
entgegensteht. Dem ist aber nicht so! Das <strong>Gesetz</strong> steht<br />
nur insofern im Gegensatz zur Gnade, als es ehemals<br />
einen Bund des <strong>Gesetz</strong>es gab, nun aber haben wir es mit<br />
dem Bund der Gnade zu tun.“ 1<br />
Für den gläubigen Menschen wird das <strong>Gesetz</strong> Gottes<br />
zum Herzensanliegen. So bekennt Paulus: „Ich habe<br />
Lust an dem <strong>Gesetz</strong> Gottes nach dem inneren<br />
Menschen“ (Römer 7,11). David gibt uns einen vertieften<br />
Einblick in sein persönliches Verhältnis zum <strong>Gesetz</strong>:<br />
„Wie habe ich dein <strong>Gesetz</strong> so lieb! Ich sinne darüber<br />
nach den ganzen Tag. Dein Gebot macht mich weiser als<br />
meine Feinde, denn es ist ewiglich mein. Ich bin<br />
verständiger geworden als alle meine Lehrer, denn deine<br />
Zeugnisse sind mein Nachsinnen. Ich bin einsichtiger<br />
als die Alten, denn ich achte auf deine Befehle“ (Ps.<br />
119,97-100).<br />
PRAKTISCHE BEDEUTUNG<br />
DES GESETZES<br />
Das <strong>Gesetz</strong> in seiner tiefen Bedeutung offenbart unsere<br />
heimlichen Begierden, die oft unser Herz beherrschen.<br />
Von unseren Begierden hätten wir „nichts gewusst,<br />
wenn das <strong>Gesetz</strong> nicht gesagt hätte: Du sollst nicht<br />
begehren!“ (Römer 7,7). Mit einer heuchlerischen<br />
Frömmigkeit lässt sich die Herrschaft unserer Begierden<br />
verbergen. Dabei kann es uns gelingen, vor den<br />
Menschen als rechtschaffene Christen in Erscheinung zu<br />
treten. Mit einer pharisäischen Gerechtigkeit werden<br />
wir allerdings nicht in das Himmelreich kommen (vgl.<br />
Matthäus 5,20). Die Gerechtigkeit der Pharisäer und<br />
Schriftgelehrten war oberflächlich und daher war ihre<br />
Frömmigkeit nur Schein. Sie ließ das Herz unberührt.<br />
Wahre Gerechtigkeit im Leben eines wiedergeborenen<br />
Christen kommt jedoch aus dem Herzen.<br />
Lieber Leser, begnüge dich nicht mit einer oberflächlichen<br />
Gerechtigkeit. Sie ist untauglich und in Gottes<br />
Augen verwerflich. Praktische Gerechtigkeit soll dein<br />
Herzensanliegen sein. Denn eine äußerlich betonte<br />
Gerechtigkeit ohne innere Übereinstimmung ist pure<br />
Heuchelei. Echte Gerechtigkeit geht von innen nach<br />
außen. Daher schaffe zuerst Ordnung in deinem Kopf.<br />
Entferne den Schmutz aus deinem Gedankenleben.<br />
Hasse vor allem dein Doppelleben - nach außen hin<br />
fromm, aber innerlich zügellos. Sei bemüht um innere<br />
Reinheit. Innere Reinheit wirkt immer positiv auf das<br />
äußerliche Leben (vgl. Matthäus 23,26).<br />
Sorge darum, dass deine Gerechtigkeit nicht eine<br />
Sache deiner eigenen Philosophie ist, sondern mit dem<br />
<strong>Gesetz</strong> Gottes übereinstimmt. Gottes <strong>Gesetz</strong> soll dein<br />
absoluter Maßstab für deine Gerechtigkeit sein. Gehe<br />
mit deinen Sünden hart ins Gericht. Dulde sie nicht.<br />
Gottes Gebote sollen Durchschlagskraft auf dein Leben<br />
haben. ·<br />
19
Werbeslogans wie „Man gönnt sich ja sonst nichts!“ oder<br />
„Die Freiheit nehm’ ich mir!“ sind in aller Munde, teilweise<br />
sogar weltweit bekannt. Was bedeutet es aber ganz konkret<br />
für uns als junge Christen, frei zu sein und in<br />
Freiheit zu leben?
„Zur Freiheit hat Christus uns befreit!“<br />
– Galater 5,1a<br />
ch denke, dass jeder gläubige Christ diesen<br />
Worten von Paulus zustimmen wird. Vielleicht<br />
bekräftigen wir diesen Vers sogar in unseren<br />
Kirchengemeinden und Gottesdiensten mit<br />
einem lauten „Amen“. Doch wenn wir uns einmal<br />
hinterfragen, was wir da überhaupt lauthals ausrufen,<br />
werden wir überrascht sein, welche verschiedenen und<br />
teilweise auch widersprüchlichen Überzeugungen sich<br />
hinter einem solchen Bekenntnis verbergen können.<br />
Vermutlich gibt es wirklich wenige Themen des<br />
Glaubens, die so oft missverstanden werden wie das der<br />
„christlichen Freiheit“. Um zu verstehen, wie ein Leben<br />
ganz praktisch in der gottgewollten Freiheit aussieht,<br />
müssen wir erst einmal herausfinden, wovon wir<br />
überhaupt durch Jesus Christus befreit wurden.<br />
WOVON WURDEN WIR BEFREIT?<br />
Du wirst eine bemerkenswerte Entdeckung machen,<br />
wenn du einmal deine Bibel nach dem Begriff „Freiheit“<br />
durchsuchst. Erstaunlicherweise ist festzustellen, dass<br />
das hebräische Wort für „Freiheit“ (hebr. chuphshah)<br />
tatsächlich nur ein einziges Mal im Alten Testament<br />
(3Mose 19,20) auftaucht. Umso interessanter ist es, dass<br />
dagegen „Freiheit“ im Neuen Testament gleich ein<br />
dutzendmal auftaucht. Das leuchtet spätestens dann ein,<br />
wenn Jesus Christus selbst sagt, dass man ausschließlich<br />
durch ihn „wirklich frei wird“ (Johannes 8,36).<br />
Dabei geht das Neue Testament gewissermaßen davon<br />
aus, dass vorbehaltlos jeder Mensch ein Leben in Unfreiheit<br />
führt. Dabei spielt es auch überhaupt keine Rolle,<br />
welche soziale oder politische Stellung ein Mensch<br />
innehat (Römer 3,11f; Galater 4,3; Offenbarung 6,15).<br />
Dieser Zustand der Unfreiheit wird mit dem dramatischen<br />
Wort der Sklaverei beschrieben!<br />
Um auch nur annähernd zu begreifen, was es bedeutet,<br />
dass Jesus Christus uns wirklich frei macht,<br />
müssen wir das Bild begreifen, welches die Bibel über<br />
die Sklaverei zeichnet. Es handelt sich hierbei nämlich<br />
nicht vorrangig um deine individuelle Lebensgestaltung<br />
bzw. äußerliche Freiheit. Wie sollte es auch? Erinnerst<br />
du dich noch an das Eingangszitat aus dem Galaterbrief?<br />
Wenn Paulus die Freiheit eines Christen anpreist, wird<br />
er sicherlich eine größere, weitaus bedeutendere Dimension<br />
meinen. Er wurde schließlich als Missionar und<br />
Apostel verachtet, verlästert, verfolgt, geschlagen und<br />
eingesperrt (1Korinther 4,9ff). Die notwendige Befreiung<br />
aus der Sklaverei meint im Neuen Testament<br />
vorrangig eine geistliche Erlösung unserer Seelen! Natürlich<br />
ist es nicht zu verwerfen, wenn wir uns als Christen<br />
für die Würde und Freiheit des Menschen auf sozialer<br />
Ebene diakonisch engagieren. Ganz im Gegenteil, wir<br />
haben als Christen an dieser Stelle sogar einen Auftrag in<br />
der Welt zu erfüllen! Doch die gottgeschenkte Freiheit<br />
meint in der Bibel zuallererst die Befreiung von den<br />
Mächten der Sünde (Johannes 8,34-36; Römer<br />
6,18.22), des Todes (Römer 6,23; 8,21) und des <strong>Gesetz</strong>es<br />
(Römer 8,2; Galater 5,1). Der letzte der drei aufgeführten<br />
Aspekte wird uns nun weiter beschäftigen: Wir sind<br />
befreit vom <strong>Gesetz</strong>!<br />
BEFREIT VOM GESETZ<br />
Wenn wir erfahren, dass wir von der Sünde, dem Tod<br />
und dem <strong>Gesetz</strong> befreit wurden, neigen auch wir Christen<br />
oftmals dazu, alle drei genannten Dinge als schlecht<br />
abzustempeln und vielleicht sogar als bösartig zu verwerfen.<br />
Aufgepasst! So einfach ist es nicht. Die Bibel erklärt<br />
uns, dass die Gebote Gottes uns „zum Leben gegeben“<br />
sind. Ja, sie sind sogar „heilig, gerecht und gut“ (Römer<br />
7,10-12)! Gottes <strong>Gesetz</strong> fordert von uns Gerechtigkeit<br />
und Heiligkeit im übermenschlichen Maß. Sollte so ein<br />
<strong>Gesetz</strong> etwa schlecht sein? Steht es uns zu, dieses <strong>Gesetz</strong><br />
zu verurteilen (Jakobus 4,11)? Wie können wir etwas als<br />
schlecht erachten, was Jesus Christus doch so hoch<br />
schätzte und es sogar für wert hielt, jedes Wort und<br />
jegliche Forderungen komplett einzuhalten bzw. zu<br />
erfüllen? Warum sollte der Anspruch Gottes, ein Leben<br />
nach seinem Willen zu führen, bösartig sein? Der Reformator<br />
Johannes Calvin schreibt über das <strong>Gesetz</strong>: „Aber<br />
Mose und alle Propheten hatten doch vor allem die<br />
Absicht, die Art der Versöhnung zwischen Gott und<br />
dem Menschen zu lehren – deshalb nennt ja auch Paulus<br />
Christus des <strong>Gesetz</strong>es Ende.“ Wenn es also um den Weg<br />
21
der Versöhnung zwischen Gott und Mensch geht, steht es<br />
uns somit nicht zu, das gute und heilige <strong>Gesetz</strong> Gottes<br />
zu verteufeln, sondern mit Respekt zu achten. Auch<br />
wenn du noch am Anfang deiner Jesusnachfolge stehst<br />
und das alttestamentliche <strong>Gesetz</strong> vielleicht nur vage<br />
kennst, eines wird dir bis hierhin bereits einleuchten:<br />
Gott ist gut und seine Maßstäbe sind gerecht, aber auch<br />
übermenschlich. Das gute und göttliche <strong>Gesetz</strong> übertrifft<br />
unser schlechtes und sündiges Leben. Und weil wir eben<br />
aus Gottes Augen in unserer Schuld gefangen und<br />
verstrickt sind, dient uns das <strong>Gesetz</strong> letztlich zum Tod.<br />
Ein Gefühl der Unzulänglichkeit gegenüber Gottes<br />
Anspruch macht sich in uns breit. Diese Erfahrung der<br />
persönlichen Kapitulation ist ausschlaggebend für<br />
Gottes gute Botschaft an uns. Denn wenn ich meine<br />
Gefangenschaft unter dem <strong>Gesetz</strong> nicht begreife, dann<br />
wird es mir nur sehr schwer fallen, die Freiheit im Heiligen<br />
Geist zu verstehen, zu ergreifen und überzeugend<br />
darin zu leben. Wir haben nämlich allen Grund zu<br />
feiern: Denn mit Christus ist der Weg des <strong>Gesetz</strong>es zu Ende.<br />
Jetzt wird jeder, der an ihn glaubt, gerecht gesprochen.<br />
(Römer 10,4)<br />
Jeder übermenschliche Anspruch Gottes und alle<br />
göttlichen Forderungen wurden 100%ig eingehalten.<br />
Jesus Christus hat das Ziel erreicht, indem er das<br />
<strong>Gesetz</strong> gehalten und komplett erfüllt hat. ER ist<br />
wirklich der Einzige, der ein absolut gerechtes und<br />
gottesfürchtiges Leben gelebt hat. Jesus hat uns vom<br />
<strong>Gesetz</strong> als ein Weg und ein Mittel zur geistlichen Erlösung<br />
unserer Seelen befreit. Das Evangelium, diese gute<br />
Botschaft, erinnert uns daran und bewahrt uns davor,<br />
die von Gott geforderte übermenschliche Gerechtigkeit<br />
auch nur einen Moment in uns selbst zu suchen. Die<br />
Freiheit, zu der uns Christus frei gemacht hat (Galater<br />
5,1), zu der wir berufen sind (Galater 5,13) und die wir<br />
in Christus haben (Galater 2,4), ist, dass wir gar nichts<br />
aus eigener Leistung tun können, um vor Gott gerecht<br />
sein zu können. Rechtfertigung vor Gott ist allein in<br />
Jesus, dem Sohn Gottes, zu finden. Denn Jesus behält<br />
seine Stellung vor Gott nicht für sich allein, sondern<br />
teilt sie mit uns aus Gnade. Deswegen sind wir von dem<br />
<strong>Gesetz</strong> befreit und nicht mehr unter dem <strong>Gesetz</strong>, sondern<br />
unter der Gnade (Römer 6,14; Johannes 1,17).<br />
WO DER GEIST DES HERRN IST,<br />
DA IST FREIHEIT<br />
Welche Konsequenzen hat es nun, dass wir als Christen<br />
nicht mehr unter dem <strong>Gesetz</strong> versklavt sind? Was bedeutet<br />
es praktisch, dass wir befreit wurden und somit unter<br />
der Gnade leben? Hierzu dient nun eine biblische<br />
Erzählung zur Veranschaulichung. Jesus ging in das Haus<br />
von Petrus. Dessen Schwiegermutter war von einem<br />
heftigen Fieber befallen und lag im Bett. Jesus berührte ihre<br />
Hand. Da verschwand das Fieber, und sie stand auf und<br />
diente ihm (Matthäus 8,14-15).<br />
Nun, worauf soll uns diese Heilungsgeschichte Jesu<br />
aufmerksam machen? Oftmals wird die christliche<br />
Freiheit dazu missbraucht, um an eine Freiheit von<br />
Geboten und Gehorsam festzuhalten. Wenn das <strong>Gesetz</strong><br />
nicht mehr das Mittel ist, wie ich zu Gott kommen<br />
kann, dann kann man doch nun auf jegliche Gebote<br />
»DAS NEUE LEBEN IM HEILIGEN<br />
GEIST IST KEINE FREIHEIT VOM<br />
GEHORSAM, SONDERN EINE<br />
FREIHEIT ZUM GEHORSAM!«<br />
pfeifen, oder? Doch was geschieht mit der Schwiegermutter<br />
von Petrus, nachdem Jesus sie von ihrem Fieber<br />
befreit hat? Sie steht nicht auf, um den Fernseher<br />
anzumachen und zu chillen. Nein, sie stand auf und<br />
diente Jesus! Jesu Befreiung setzt zum Dienst frei. Das<br />
neue Leben im Heiligen Geist ist keine Freiheit vom Gehorsam,<br />
sondern eine Freiheit zum Gehorsam! Es findet<br />
nämlich eine gewaltige Verwandlung und Transformation<br />
in unserem Herzen statt. Wir sind für Gott keine<br />
Sklaven mehr, sondern seine geliebten Kinder. Guterzogene<br />
Kinder verhalten sich ganz bestimmt nicht schlechter<br />
als die Haussklaven. Nein, sie handeln vorbildlich in<br />
Freiheit, weil sie die Wesensart ihres Vaters lieben. Die<br />
Herzensausrichtung des Vaters hat sich auf seine<br />
Kinder übertragen, tief in ihrer geistlichen DNA<br />
angelegt. Gottes Kinder handeln nun nicht mehr aus<br />
gesetzlichem Zwang, sondern aus tiefer innerer Gewissheit<br />
und persönlicher Überzeugung. Gott schenkt uns<br />
seinen guten Geist, wodurch wir eine völlig neue<br />
Lebensqualität empfangen. Wir werden in eine Stellung<br />
hineinversetzt, die in uns den Wunsch bewirkt, Tag für<br />
Tag immer mehr unserem größten Vorbild zu entsprechen<br />
(Galater 5, Römer 8). Wer in dieser gottgegebenen<br />
und von Christus proklamierten Freiheit leben<br />
möchte, führt kein Leben nach strikten <strong>Gesetz</strong>eslisten,<br />
sondern ein Leben im Geist. Das bedeutet, dass Gottes<br />
<strong>Gesetz</strong> in uns lebt, es dringt nach außen und kommt<br />
immer mehr in unserem Alltag zur Entfaltung. Freiheit<br />
ist deswegen im Gegensatz zur <strong>Gesetz</strong>lichkeit keineswegs<br />
statisch zu verstehen, sondern eine höchst dynamische<br />
Angelegenheit. Die neugewonnene Freiheit soll in<br />
unserem Leben wachsen, zunehmen und zu immer<br />
mehr Freiheit führen (Galater 5,1).<br />
Es handelt sich um einen lebendigen Prozess, der<br />
uns in der Freiheit wachsen lässt (Sprüche 4,18). Diese<br />
Dynamik bezeichnet das Neue Testament als das <strong>Gesetz</strong><br />
der Freiheit (Jakobus 1,25; 2,12), des Glaubens (Römer<br />
3,27), des Geistes (Römer 8,2) oder als das <strong>Gesetz</strong><br />
Christi (Galater 6,2). Je mehr wir auf Jesus Christus<br />
und sein Wort vertrauen, desto freier sind wir. Der Herr<br />
aber ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, ist<br />
Freiheit. (2Korinther 3,17)<br />
22
3 PRAKTISCHE AUSWIRKUNGEN<br />
DER FREIHEIT<br />
1. Freiheit in der Beziehung zu mir<br />
Ich habe bei der Beschäftigung mit diesem Thema<br />
gemerkt, dass immer wieder Unsicherheiten in mir<br />
aufkamen. Gibt es nicht doch noch die ein oder andere<br />
Vorbedingung, an die ich als Christ zwingend gebunden<br />
bin? Es muss doch da noch ein Gebot geben, was ich<br />
halten muss. Irgendetwas, damit ich mir meinen Status<br />
vor Gott wenigsten ein bisschen verdienen kann. Solche<br />
Gedanken sind keine Seltenheit. Doch Vorsicht: Selbstgerechtigkeit<br />
lässt grüßen! Wenn Gerechtigkeit durch<br />
<strong>Gesetz</strong> kommt, dann ist Christus umsonst gestorben.<br />
(Galater 2,21b)<br />
Übergeh diesen Aspekt nicht zu schnell und prüf<br />
dein Herz. Reicht dir die Gnade Jesu wirklich aus oder<br />
hängst du die Messlatte ein Stückchen höher, um auf<br />
Nummer sicher zu gehen? Immer wieder erinnert mich<br />
der Heilige Geist durch die Bibel daran, dass ich in Jesus<br />
bereits frei bin! Der Heilige Geist befreit mich von<br />
meinen selbstzentrierten Gedanken und schenkt mir<br />
Frieden, Ruhe und ein gutes Gewissen (1<strong>Timotheus</strong> 1,5;<br />
1Petrus 3,21). Und damit mein Gewissen nicht durch<br />
selbstauferlegte menschliche Gebote verschmutzt wird,<br />
sollten wir dem freimachenden Evangelium immer<br />
mehr Raum in unserem Gewissen geben. Das ist gewissermaßen<br />
eine Erinnerung daran, dass wir befreit sind<br />
und in entsprechender Heiligung leben sollen (Epheser<br />
1,4; 1Thessalonicher 4,3). Und somit ist es bereits ein<br />
übernatürliches Wirken Gottes, wenn sich das Nachdenken<br />
über eine verlockende Sünde, schon wie eine<br />
begangene Sünde anfühlt. Das ist genau das Gegenteil<br />
von <strong>Gesetz</strong>lichkeit. Es ist die dynamische Kraft der<br />
Freiheit, die wir nur in der göttlichen Gnade finden<br />
können.<br />
Diese Freiheit des Gewissens solltest du nicht an dir<br />
vorübergehen lassen. Ein befreites und reines Gewissen<br />
ermöglicht dir eine tiefe Erfahrung der Gnade Gottes!<br />
2. Freiheit in der Beziehung zu Gott<br />
Als Jesus gefragt wurde, welches Gebot das Wichtigste<br />
im <strong>Gesetz</strong> sei, antwortete er: Du sollst den Herrn, deinen<br />
Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner<br />
ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand (Matthäus<br />
22,37). Jeder, der ehrlich zu sich selbst ist, wird erkennen,<br />
dass es auch mit aller Anstrengung nicht möglich<br />
sein wird, dieses Gebot der völligen Selbsthingabe an<br />
Gott vollkommen zu erfüllen. Welchen Platz haben<br />
denn nun Gottes Gebote in unserer Beziehung zu Gott?<br />
Solche Bibelverse erwecken zunehmend den Anschein,<br />
dass wir Gottes Gebote nicht so richtig loswerden<br />
können. Du wirst merken, dass diese Frage noch kniffliger<br />
wird, wenn du die ersten beiden Johannesbriefe<br />
studierst (1Johannes 2,3-8; 3,22-24; 2Johannes 4-6).<br />
Immer wieder lautet das Gebot an uns: Liebe Gott! Also<br />
gibt es doch wieder eine Vorbedingung? Das Geheimnis<br />
ist wieder in der unendlichen Gnade Gottes zu finden:<br />
Lasst uns lieben, denn Jesus hat uns zuerst geliebt.<br />
(1Johannes 4,19)<br />
An einer anderen Stelle sagt Jesus: Wenn ihr mich<br />
liebt, so werdet ihr meine Gebote halten. (Joh 14,15)<br />
Merkst du den gravierenden Unterschied? Es geht<br />
hierbei nicht um einen Kampf, um Gottes Gnade und<br />
Liebe zu verdienen. Ganz im Gegenteil! Es geht eher um<br />
eine entsprechende Antwort und Reaktion auf die<br />
persönlich erfahrene Gnade und Liebe Gottes. Gottes<br />
Gebote zu bewahren und zu halten ist lediglich ein<br />
Ausdruck Gott zurückzulieben. Automatisch entsteht<br />
ein inneres Bedürfnis Gott mit dem eigenen Leben zu<br />
preisen. Deswegen werden Gott unsere ernsten Bemühungen<br />
nach Heiligung gefallen und nicht von ihm<br />
verworfen. Warum? Weil wir Jesus selbst als Vorbild<br />
nehmen und seinem guten Beispiel folgen. Aber nicht<br />
aus Selbstgerechtigkeit, sondern aus Dankbarkeit! Mich<br />
überkommt bei diesem Gedanken eine unerklärliche<br />
Ehrfurcht. Eine Ehrfurcht Gott gegenüber, dass er mit<br />
meiner Unvollkommenheit gnädig umgeht und mir<br />
seine bedingungslose Liebe schenkt. Er gibt mir immer<br />
wieder neu die Stärke gemäß seiner Gebote zu leben.<br />
Und weil wir uns auf Jesus Christus verlassen, haben<br />
wir den freien Zugang zu Gott und dürfen zuversichtlich<br />
und vertrauensvoll zu ihm kommen. (Epheser 3,12)<br />
3. Freiheit in der Beziehung zu meinem Nächsten<br />
Wie wir gesehen haben, hat unsere Freiheit nichts mit<br />
einem Freibrief zur hemmungslosen Sünde zu tun.<br />
Genauso wenig wird diese neue Freiheit eine Rücksichtslosigkeit<br />
gegenüber unserem Nächsten in uns<br />
bewirken (Matthäus 22,39; Römer 13,9; Galater 5,14).<br />
Und dies ist sein Gebot: dass wir an den Namen seines<br />
Sohnes Jesus Christus glauben und einander lieben, wie er<br />
es uns als Gebot gegeben hat (1Johannes 3,23).<br />
Und weil Liebe keineswegs „unanständig“ ist<br />
(1Korinther 13,5), verlangt unsere neue Freiheit auch<br />
manchmal eine Freiheit zur Enthaltsamkeit und<br />
Rücksichtnahme von uns. Nutze also deine Freiheit,<br />
damit dein Gegenüber auferbaut und gestärkt wird<br />
(1Korinther 14,26). Wenn deine Freiheit das Gegenteil<br />
bewirkt, dann verzichte am besten darauf. Wer in seiner<br />
geliebten Freiheit hochmütig und überheblich handelt,<br />
zeigt keine große Liebe gegenüber den Kindern Gottes<br />
(Römer 15,1; 1Korinther 8,9; 1Korinther 10,25ff).<br />
Wenn du jedoch nun eine Liste von „Dos & Don’ts“<br />
erwartest, dann muss ich dich leider enttäuschen. Oft<br />
müssen wir situativ entscheiden, welche Handlungen in<br />
Gottes Augen weiser sind. Auch wenn vieles in unserem<br />
Leben an sich nicht falsch und verwerflich ist, müssen<br />
wir (wie Jesus) rücksichtsvoll mit den „Schwachen im<br />
Glauben“ umgehen (Römer 14,1). Bete vielmehr für<br />
deinen Nächsten, der schwach im Glauben ist. Gottes<br />
Anliegen ist es gewiss nicht den Glaubensschwachen in<br />
seiner Schwachheit zu belassen! Denn jeder von uns soll<br />
in die gottgewollte Freiheit gelangen, damit unsere<br />
Gedanken, unsere Gefühle und unser Gewissen rein<br />
und frei sind (Titus 1,15). Denn: Zur Freiheit hat Christus<br />
uns befreit! (Galater 5,1a). Diese Freiheit nehm’ ich<br />
mir!<br />
Soli Deo Gloria. ·<br />
23
Auch die bekannteste Bekenntnisschrift der reformierten<br />
Kirche gibt Aufschluss über die rechte Auslegung des<br />
biblischen <strong>Gesetz</strong>es. Es bestätigt auf beeindruckende Weise<br />
seine Nützlichkeit für einen Nachfolger Christi.
as ist dein einziger Trost im Leben und<br />
im Sterben?“ – Mit dieser auf den<br />
ersten Blick ungewöhnlichen Frage<br />
beginnt eines der bedeutendsten und<br />
weitverbreitetsten Dokumente unter<br />
Christen bis heute: der Heidelberger<br />
Katechismus (1563). „Katechismus“<br />
kommt vom griechischen Wort für „widerhallen“ und<br />
erinnert uns an das wortverwandte „Echo“. Ein christlicher<br />
Katechismus ist demnach das Echo, die Antwort<br />
auf unsere Fragen über den christlichen Glauben. Es<br />
geht dabei aber nicht um irgendwelche Fragen irgendwelcher<br />
Leute. Ein Katechismus möchte keinen rein<br />
intellektuellen Wissensdurst stillen. Er ist nicht für<br />
Leute gedacht, die bloß theoretisches Interesse am<br />
christlichen Glauben haben. Ganz im Gegenteil: ein<br />
Katechismus – allen voran der Heidelberger – bietet<br />
praktische Unterweisungen für jeden Gläubigen. Seine<br />
Verfasser hatten nicht im Sinn, über die herausfordernden<br />
theologischen Fragen des christlichen Glaubens zu<br />
philosophieren, sondern – Kindern, Jugendlichen und<br />
Alten, Kranken und Gesunden, Arbeitslosen und<br />
Reichen, Akademikern und Handwerkern – Antworten<br />
auf ihre aktuellen, dringlichen und lebenswichtigen<br />
Fragen zu geben.<br />
Das wird gleich aus der seelsorgerlichen und sehr<br />
persönlichen ersten Frage und Antwort deutlich:<br />
Was ist dein einziger Trost im<br />
Leben und im Sterben?<br />
Dass ich mit Leib und Seele im Leben und im<br />
Sterben nicht mir, sondern meinem getreuen Heiland<br />
Jesus Christus gehöre. Er hat mit seinem teuren Blut für<br />
alle meine Sünden vollkommen bezahlt und mich aus<br />
aller Gewalt des Teufels erlöst; und er bewahrt mich so,<br />
dass ohne den Willen meines Vaters im Himmel kein<br />
Haar von meinem Haupt fallen kann, ja, dass mir alles<br />
zu meiner Seligkeit dienen muss. Darum macht er mich<br />
auch durch seinen Heiligen Geist des ewigen Lebens<br />
gewiss und von Herzen willig und bereit, ihm forthin zu<br />
leben.<br />
25
»INDEM DU DAS GESETZ ANSCHAUST, FÜHRT GOTT DIR SEINE<br />
GERECHTIGKEIT, EHRE UND HOHEIT VOR AUGEN«<br />
Aus der Beantwortung der zweiten Frage, was wir wissen<br />
müssen, damit dieser Trost unser Leben und Sterben<br />
erfüllt, ergibt sich die einzigartige und einfache Gliederung<br />
des Heidelberger Katechismus. Sie ähnelt dem<br />
Aufbau des Römerbriefes:<br />
1. Der erste Abschnitt (Frage 3-11) behandelt unsere<br />
Trennung von Gott durch unsere Sünde (vgl. Jesaja<br />
59,2). Der Katechismus beschreibt diese Situation mit<br />
dem Wort Elend, das ursprünglich „Ausland“ und<br />
„Fremde“ bedeutete (vgl. 1Mose 3,23f). Gottes Forderung<br />
im <strong>Gesetz</strong> kann und will der Sünder nicht<br />
nachkommen.<br />
2. Der zweite Abschnitt (Frage 12-85) spricht von<br />
unserer Erlösung, die Jesus Christus durch sein stellvertretendes<br />
Leben, Sterben und Auferstehen erworben hat.<br />
Anhand des apostolischen Glaubensbekenntnisses<br />
erklärt er uns das Evangelium.<br />
3. Im dritten Abschnitt (Frage 86-129) geht es um<br />
unsere Dankbarkeit. Die zehn Gebote dienen dafür als<br />
Anleitung. Selbst das können wir nicht aus uns selbst.<br />
Dem, der ihn darum bittet, wie es uns im Unservater<br />
gezeigt ist, schenkt Gott aber die Gnade des Heiligen<br />
Geistes.<br />
Wie schon in dieser Übersicht angeklungen, spielt<br />
das <strong>Gesetz</strong> im Heidelberger Katechismus eine wichtige<br />
Rolle. Das <strong>Gesetz</strong> zielt auf das Evangelium, auf Christus<br />
ab und wird dem Gläubigen wiederum durch Christus<br />
angezogen. Gerade diese Ausgewogenheit – weder fehlt<br />
das <strong>Gesetz</strong>, noch kommt das Evangelium zu kurz –<br />
macht den Heidelberger Katechismus auch für uns im<br />
21. Jahrhundert wertvoll.<br />
Gleich zu Beginn von Abschnitt 1 erfahren wir, dass<br />
Gott uns das <strong>Gesetz</strong> gegeben hat, damit wir unser Elend<br />
erkennen. Der Mensch, den Gott ursprünglich gut und<br />
auf sich hin geschaffen hat (Frage 6), hat sich von ihm<br />
abgewandt (Prediger 7,29). Sünde ist demzufolge nicht<br />
nur eine menschliche Schwäche, sondern „Empörung<br />
gegen den Willen Gottes und Abfall von Gott.“ 1 Der<br />
Katechismus geht hier nicht auf die einzelnen Gebote<br />
ein, sondern zitiert Jesu Zusammenfassung aus Matthäus<br />
22, 37-40:<br />
„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem<br />
Herzen, mit ganzer Hingabe und mit deinem ganzen<br />
Verstand! Dies ist das größte und wichtigste Gebot. Ein<br />
zweites ist ebenso wichtig: Liebe deine Mitmenschen<br />
wie dich selbst!“ Mit diesen beiden Geboten ist alles<br />
gesagt, was das <strong>Gesetz</strong> und die Propheten fordern.<br />
Der Katechismus will uns deutlich machen, dass wir<br />
nicht nur einzelne Gebote gebrochen haben, sondern<br />
Gottes <strong>Gesetz</strong> auf seiner ganzen Linie immer wieder<br />
missachten (Galater 3,10). Wir sind von Natur aus<br />
geneigt, Gott und unseren Nächsten zu hassen (Frage 5).<br />
Indem du das <strong>Gesetz</strong> anschaust, führt Gott dir seine<br />
Gerechtigkeit, Ehre und Hoheit vor Augen (Frage 11).<br />
Betrachtest du dich ehrlich in diesem Licht, musst du<br />
bekennen, dass du in der Finsternis lebst (1Johannes<br />
1,5f). Ein Pastor hat diesen ersten Gebrauch des <strong>Gesetz</strong>es<br />
treffend zusammengefasst: „Ich kann mit dem <strong>Gesetz</strong><br />
und mit allen meinen Bestrebungen die Sünde und ihre<br />
Anklage nicht beseitigen, nicht hinrichten in meinem<br />
Fleisch. Wie oft ich auch das <strong>Gesetz</strong> zur Hand nehme,<br />
ich schände es, statt damit auch nur einen einzigen<br />
bösen Gedanken des Herzens zu bewältigen.“ 2<br />
Gleich zu Beginn des zweiten Abschnitts über die<br />
Erlösung beantwortet der Katechismus die Frage, ob<br />
nicht das <strong>Gesetz</strong> uns in diese ausweglose Situation<br />
gebracht hat (vgl. Römer 7,7). Es heißt, dass „wir also<br />
nach gerechtem Urteil Gottes schon jetzt und ewig<br />
Strafe verdient haben“ (Frage 12). Das <strong>Gesetz</strong> entspricht<br />
dem Charakter Gottes vollkommen und ist nicht das<br />
Problem. Der Mensch selbst ist verkehrt. Soll folglich<br />
nach Gottes Willen das <strong>Gesetz</strong> zu seinem Recht<br />
kommen und ich nicht verdammt werden, kann der<br />
Hebel nicht bei mir angesetzt werden. Die Lösung dafür<br />
liegt nicht in meiner Buße und Reue, nicht in meinem<br />
Flehen um Vergebung, nicht in meinem verbesserten<br />
Lebenswandel, nicht in meiner Bekehrung, nicht in<br />
meinem Streit gegen die Sünde, nicht im Kirchgang<br />
oder in meinen Liebeswerken, sondern sie liegt außerhalb<br />
von mir, in Christus. 3 Ganz ohne mein Verdienst<br />
wird mir durch Glauben „aus lauter Gnade die vollkommene<br />
Genugtuung, Gerechtigkeit und Heiligkeit<br />
26
»ES HÄLT DIE SEHNSUCHT NACH<br />
DEM ZIEL DER VOLLKOMMENHEIT<br />
WACH.«<br />
Christi“ zugerechnet, „als hätte ich nie eine Sünde<br />
begangen noch gehabt und selbst den ganzen Gehorsam<br />
vollbracht, den Christus für mich geleistet hat“ (Frage<br />
60; vgl. 2Korinther 5,21). Selbst der Glaube, durch den<br />
ich Christus ergreife, gilt nicht als Verdienst. Aber durch<br />
den Glauben bin ich mit Christus verbunden. Zusammen<br />
mit Luther können wir darum ausrufen: Glaubst<br />
du, so hast du! Daher kommt auch der Name „Christen“<br />
(Frage 32):<br />
Warum wirst aber du ein Christ genannt?<br />
Weil ich durch den Glauben ein Glied Christi bin<br />
und dadurch an seiner Salbung Anteil habe [an der Gabe<br />
des Heiligen Geistes, R.S.], damit auch ich seinen<br />
Namen bekenne, mich ihm zu einem lebendigen Dankopfer<br />
hingebe und mit freiem Gewissen in diesem Leben<br />
gegen die Sünde und den Teufel streite und hernach in<br />
Ewigkeit mit ihm über alle Geschöpfe herrsche.<br />
Diese Frage mitten im zweiten Teil bietet uns einen<br />
guten Übergang zum dritten Abschnitt, der Dankbarkeit.<br />
Wir können hier den Zusammenhang zwischen<br />
unserer Erlösung und unserem Dank gut erkennen. Es<br />
wird unterstrichen, „dass die Dankbarkeit eben keine<br />
Leistung der Gläubigen ist, sondern eine Frucht, die der<br />
Gemeinschaft mit Christus entspringt.“ 4 Als Christ<br />
besitzt du ein klar vorgegebenes Lebensziel. Es geht um<br />
die Dankbarkeit für deine Errettung, die Ehre Gottes,<br />
die fortwährende Befestigung deines Glaubens (u.a.<br />
1Petrus 1,6f) und das Heil deiner Mitmenschen – so<br />
definiert der Katechismus Dankbarkeit (Frage 86; vgl.<br />
Römer 12,1). Der Heidelberger Katechismus macht<br />
auch klar, dass im Angesicht des Evangeliums ein<br />
undankbares und unbußfertiges Leben das Reich Gottes<br />
nicht erben wird (Frage 87; u.a. 1Korinther 6,9f).<br />
Nachdem wir nun erkannt haben, dass im Glaube<br />
der Ursprung der guten Werke und in der Ehre Gottes<br />
ihr Ziel liegt, kommt der Katechismus ein weiteres Mal<br />
auf das <strong>Gesetz</strong> zu sprechen. Dieses Mal in Form der zehn<br />
Gebote als der Norm der guten Werke (Frage 91). 5 Von<br />
der 92. bis zur 115. Frage behandelt der Katechismus<br />
die Bedeutung des <strong>Gesetz</strong>es für einen dankbaren<br />
Lebenswandel. Was will Gott zum Beispiel im neunten<br />
Gebot von mir? Ich soll gegen niemanden falsches<br />
Zeugnis geben, niemandem seine Worte verdrehen,<br />
nicht hinter seinem Rücken reden und ihn nicht<br />
verleumden. Ich soll niemanden ungehört und leichtfertig<br />
verurteilen helfen und alles Lügen und Betrügen als<br />
Werke des Teufels bei Gottes schwerem Zorn vermeiden.<br />
Vor Gericht und in all meinem Tun soll ich die<br />
Wahrheit lieben, sie aufrichtig sagen und bekennen und<br />
auch meines Nächsten Ehre und guten Ruf nach Kräften<br />
retten und fördern.<br />
Es lohnt sich sehr, diese lebensnahe Auslegung und<br />
Anwendung der zehn Gebote häufiger für sich zu lesen.<br />
Wir bekommen dadurch auch ein gutes Muster in die<br />
Hand, nach dem wir andere Aussagen der Schrift verstehen<br />
können.<br />
Schließlich fragt der Katechismus, ob wir Gottes<br />
Gebote denn vollkommen – wie Gott es erwartet –<br />
halten können (Frage 114). Die Antwort fällt ernüchternd<br />
aus: Nein, über einen geringen Anfang kommen<br />
wir nicht hinaus. Trotzdem beginnen wir – jeden Tag<br />
neu – in fester Absicht nach allen Geboten zu leben.<br />
Dann stellt sich notwendiger Weise die Frage, warum<br />
wird das <strong>Gesetz</strong> dann überhaupt gepredigt? (Frage 115)<br />
Erstens sollen wir unser ganzes Leben lang unsere<br />
sündige Art je länger, je mehr erkennen und umso begieriger<br />
Vergebung der Sünden und Gerechtigkeit in Christus<br />
suchen. Zweitens sollen wir unaufhörlich uns bemühen<br />
und Gott um die Gnade des Heiligen Geistes bitten,<br />
dass wir je länger, je mehr zum Ebenbild Gottes erneuert<br />
werden, bis wir nach diesem Leben das Ziel der<br />
Vollkommenheit erreichen.<br />
GOTTES GESETZ HAT FÜR DIE<br />
GLÄUBIGEN FOLGLICH EINEN<br />
DREIFACHEN NUTZEN<br />
1. es fördert die Erkenntnis der Sünde,<br />
2. es dient zur Richtschnur für den Wandel,<br />
3. es hält die Sehnsucht nach dem Ziel der<br />
Vollkommenheit wach. 6<br />
Ich schließe mit den ermutigenden Worten eines<br />
reformierten Pastors über den dritten Teil der Dankbarkeit<br />
und den noch nicht besprochenen Absatz des<br />
Gebets:<br />
„Merke besonders, daß auch das dritte Stück dazu<br />
gehört. Wo die Dankbarkeit fehlt, da kann die Gewißheit<br />
von der Erlösung nicht vorhanden sein. Je mehr sie<br />
[die Dankbarkeit, R.S.] trotzdem unvollkommen bleibt,<br />
desto mehr müssen wir unter Gebet und Flehen von ihr<br />
wissen wollen, das heißt sie wertschätzen.“ 7 ·<br />
27
Die Zehn Gebote wurden dem Volk Israel während der<br />
Wüstenwanderung von Ägypten nach Israel gegeben und<br />
bildeten die Grundlage für das Leben des Volkes Israel,<br />
sowohl hinsichtlich ihrer Beziehung zu Gott als auch<br />
hinsichtlich ihres zwischenmenschlichen Miteinanders. Was<br />
haben die Zehn Gebote uns als Christen heute zu sagen?
2. Mose 20,1-17<br />
ierhundert Jahre Geschichte Israels in Äpypten<br />
gehen im Jahr 1440 v. Chr. zu Ende. Für<br />
das 2-Millionen-Volk bedeutet das: Schluss mit<br />
der skrupellosen Ausbeutung, mit erniedrigender<br />
Sklavenarbeit und den grausamen Babymorden. Das<br />
befreite Volk befindet sich seit acht Wochen auf dem<br />
Weg ins verheißene Land.<br />
Die zehn Plagen in Ägypten, Gottes souveränes<br />
Eingreifen beim Durchzug durchs Rote Meer und die<br />
tägliche übernatürliche Gegenwart Gottes in der<br />
Wolken- und Feuersäule sind ihnen bewusst. Ihr<br />
Zielland ist allerdings von heidnischen Völkern<br />
bewohnt, die moralisch und religiös pervers leben.<br />
Das Volk befindet sich in der Wüste Sinai am Berg<br />
Horeb. Sein Anführer Mose begibt sich auf den Berg,<br />
wo Gott zu ihm redet und ihm die gesetzliche Grundlage<br />
für das neue Land vorstellt, allem voran die Zehn<br />
Gebote. Mose überbringt die Worte Gottes an die<br />
Ältesten des Volkes. Daraufhin verspricht das ganze Volk<br />
feierlich: „Alles, was der HERR geredet hat, wollen wir<br />
tun!“ (2Mose 19,8).<br />
Anschließend hat das Volk drei Tage Zeit, um sich<br />
auf die Begegnung mit Gott an diesem Berg vorzubereiten.<br />
Am frühen Morgen des dritten Tages erschallen und<br />
erscheinen dann Donner und Blitze von dem Berg. Das<br />
Volk steht feierlich aufgestellt am Fuß des Berges. Der<br />
Berg raucht. Eine „schwere Wolke“ und Feuer sind zu<br />
sehen. Der Posaunenschall wird immer lauter. Der Berg<br />
bebt. Das Volk zittert. Mose redet und Gott antwortet.<br />
Die Stimme Gottes wird gehört. Der Bund mit Gott<br />
wird feierlich eingeweiht und besiegelt.<br />
WARUM SIND DIE<br />
ZEHN GEBOTE NOTWENDIG?<br />
Für das Leben im eigenen Land brauchte Israel ein<br />
<strong>Gesetz</strong> und festgelegte Moralmaßstäbe zum Schutz der<br />
eigenen Identität als Gottes Eigentumsvolk. Gottes<br />
eigenes Volk soll Gottes eigenes <strong>Gesetz</strong> als Lebensgrundlage<br />
haben. Die Zehn Gebote sind Ausdruck des Willens<br />
Gottes. Somit bilden sie die Einleitung und das Fundament<br />
des ganzen mosaischen <strong>Gesetz</strong>es.<br />
Seine Worte – und gerade auch die „zehn Worte“<br />
(5Mose 4,13) vom Sinai – sind Nahrung und Medizin<br />
für die Seele. Deshalb dürfen wir uns und anderen diese<br />
Nahrung nicht vorenthalten. Gott hat geredet, und<br />
seine Worte einschließlich seiner Gebote müssen beachtet<br />
und weitergeben werden. Was Gott geredet hat,<br />
müssen wir verkündigen und weiter verbreiten, damit<br />
wir und andere im Alltag vor Gott verantwortlich leben<br />
können.<br />
Die Bibel gibt dazu eine klare Anweisung: „Und du<br />
sollst sie [die Worte, die Gott Mose gab] deinen Kindern<br />
einschärfen, und du sollst davon reden, wenn du in<br />
deinem Hause sitzt und wenn du auf dem Weg gehst,<br />
wenn du dich hinlegst und wenn du aufstehst“ (5Mose<br />
6,6-7).<br />
Gottes Gebote lassen uns keine Freiheit zu wählen,<br />
ob wir sie beachten oder nicht, sondern sie fordern von<br />
uns ein Verhalten, das nach Gottes Maßstab gerecht ist.<br />
Gottes Worte sind keine Option, sondern Obligation –<br />
keine Wahl oder Kür, sondern strenge und absolute<br />
Pflicht.<br />
DIE UNTERTEILUNG DER ZEHN GEBOTE<br />
Die Zehn Gebote haben zwei Teile. Auf der 1. Tafel mit<br />
den ersten vier Geboten geht es um unsere Pflichten<br />
gegenüber Gott. Hier wird die Beziehung zwischen Gott<br />
und Mensch definiert, unsere vertikale Beziehung „nach<br />
oben“. Unsere Beziehung zu Gott ist das Fundament für<br />
unseren Umgang mit den Mitmenschen. Unser Herr hat<br />
genau dies gelehrt: „Du sollst den Herrn, deinen Gott,<br />
lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner<br />
ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand … und<br />
du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“<br />
(Matthäus 22,37.39). Damit sind wir bei der 2. Tafel der<br />
Zehn Gebote, wo unsere Pflichten gegenüber dem<br />
Nächsten festgelegt werden. Diese Gebote fünf bis zehn<br />
bilden die horizontale Ebene. Die Ethik – die Verhaltensregeln<br />
- der im Bild Gottes geschaffenen Menschen<br />
soll von Gottes Maßstäben geprägt sein.<br />
29
Nur in der persönlichen Glaubensverbindung zu Gott<br />
durch Jesus Christus, der uns erlöst und das <strong>Gesetz</strong> in<br />
jeder Hinsicht erfüllt hat, erkennen wir: Gottes <strong>Gesetz</strong><br />
ist sowohl für unser irdisches als auch ewiges Dasein<br />
notwendig, sinnvoll und verleiht Freude. Unser Gebet<br />
sollte sein: „Öffne meine Augen, damit ich Wunder<br />
schaue in deinem <strong>Gesetz</strong>“ (Psalm 119,118)!<br />
1. GEBOT<br />
−<br />
Und Gott redete alle diese Worte und sprach: Ich<br />
bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus dem<br />
Land Ägypten, aus dem Sklavenhaus herausgeführt<br />
habe. Du sollst keine andern Götter haben<br />
neben mir.<br />
Beachten wir die vollständige Aussage des 1. Gebots.<br />
Es ist nicht nur ein unpersönlicher Befehl, sondern<br />
beruht auf einer persönlichen Verbindung. Der <strong>Gesetz</strong>geber<br />
ist der Erlöser aus der Sklaverei Ägyptens. Diese<br />
Tatsache müssen wir bedenken, um Gottes Handeln mit<br />
seinem Volk und seine Gebote für das neue Land grundsätzlich<br />
zu verstehen. Gott ist zum Einen der Retter und<br />
zum Anderen der heilige <strong>Gesetz</strong>geber, der sich uns in<br />
verständlicher Sprache persönlich offenbart. So verdeutlicht<br />
uns das 1. Gebot, um wen sich alles dreht und<br />
welche Stellung Gott in unserem Leben haben soll.<br />
Entsprechend lehrt das NT die Bedeutung für uns als<br />
jene, die durch Christus errettet sind und daher den<br />
Sohn wie den Vater als Gott ehren und anbeten sollen:<br />
„… damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren.<br />
Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt den Vater nicht, der ihn<br />
gesandt hat“ (Johannes 5,23).<br />
2. GEBOT<br />
−<br />
Du sollst dir kein Götterbild machen, auch<br />
keinerlei Abbild dessen, was oben im Himmel<br />
oder was unten auf der Erde oder was in den<br />
Wassern unter der Erde ist. Du sollst dich vor<br />
ihnen nicht niederwerfen und ihnen nicht<br />
dienen. Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein<br />
eifersüchtiger Gott, der die Schuld der Väter<br />
heimsucht an den Kindern, an der dritten und<br />
vierten Generation von denen, die mich hassen,<br />
der aber Gnade erweist an Tausenden von Generationen<br />
von denen, die mich lieben und meine<br />
Gebote halten.<br />
Da wir im Bild Gottes geschaffen sind, sind wir auch<br />
selber schöpferisch tätig und kreieren gerne Dinge, an<br />
denen wir Gefallen haben. Ein Architekt erdenkt und<br />
plant ein Bauwerk, ein Maler ein Bild, ein Koch ein<br />
Menü. Und wir sind so geschaffen, dass wir etwas<br />
suchen, was wir verehren und anbeten, ein Gegenüber,<br />
das unsere Seele erfüllt. Und seit dem Sündenfall führt<br />
diese Veranlagung zum Götzendienst. Dementgegen<br />
sollen wir bezüglich der Anbetung Gottes „nichts<br />
machen“. Kein materieller Gegenstand soll uns irgendwie<br />
von dem einzigartigen, heiligen, ewigen und<br />
unsichtbaren Gott ablenken. Warum? Weil Gott<br />
eifersüchtig ist und weil ihm sehr viel, ja alles daran<br />
gelegen ist, dass sein Name – das ist seine Identität, seine<br />
Herrlichkeit, sein Charakter – in seinem Volk für<br />
absolut einzigartig geachtet wird.<br />
Jede Form der bildlichen Darstellung Gottes und auch<br />
des Herrn Jesus Christus würde von seiner wahren<br />
Wirklichkeit ablenken.<br />
Heute wird das 2. Gebot oft auf ganz raffinierte<br />
Weise missachtet. Kreative Gottesdienste werden propagiert,<br />
die etwas fürs Auge bieten mit visuellen Elementen<br />
durch Beamer oder Vorführungen („Performance“).<br />
Eine Band oder ein Chor werden für unerlässlich gehalten.<br />
Manche Gottesdienste sind regelrechte Kulturveranstaltungen.<br />
Tanz, Pantomime und Theater sollen die<br />
Anbetung Gottes zu einem sichtbaren Erlebnis der<br />
Sinne machen.<br />
Dagegen ist das Zusammenkommen der Christen in<br />
der Bibel sehr einfach beschrieben: Gottes Wort, Gesang<br />
aus dem Herzen, das Herrenmahl und das Gebet. Die<br />
Rückkehr zur Einfachheit würde uns zu mehr echter<br />
Anbetung des unsichtbaren Gottes in Christus, dem<br />
„Erstgeborenen aller Schöpfung“ (Kolosser 1,15)<br />
führen.<br />
3. GEBOT<br />
−<br />
Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes,<br />
nicht zu Nichtigem aussprechen, denn der HERR<br />
wird den nicht ungestraft lassen, der seinen<br />
Namen zu Nichtigem ausspricht.<br />
Wir missbrauchen Gottes Namen auch, wenn wir<br />
falsche Vorstellungen über Gott verbreiten. Unsere Sicht<br />
von Gott – unsere Theologie – muss allein von der Bibel<br />
her definiert werden. Die Selbstoffenbarung Gottes in<br />
der Bibel schützt uns vor falschen Vorstellungen über<br />
Gott. Deswegen ist biblische Lehre absolut essenziell für<br />
unser Leben und unseren Glauben.<br />
4. GEBOT<br />
−<br />
Denke an den Sabbattag, um ihn heilig zu halten.<br />
Sechs Tage sollst du arbeiten und all deine Arbeit<br />
tun, aber der siebte Tag ist Sabbat für den HERRN,<br />
deinen Gott. Du sollst an ihm keinerlei Arbeit tun,<br />
du und dein Sohn und deine Tochter, dein Knecht<br />
und deine Magd und dein Vieh und der Fremde<br />
bei dir, der innerhalb deiner Tore wohnt. Denn in<br />
sechs Tagen hat der HERR den Himmel und die<br />
Erde gemacht, das Meer und alles, was in ihnen<br />
ist, und er ruhte am siebten Tag; darum segnete<br />
der HERR den Sabbattag und heiligte ihn.<br />
Der Sabbat war für Israel ein Bundeszeichen<br />
zwischen Gott und seinem Volk. Der 7. Tag der Woche<br />
war für Erholung, Dank und Lob des Schöpfers und<br />
Erlösers bestimmt.<br />
Das NT lehrt uns, dass die buchstäbliche Einhaltung<br />
des Sabbats nach alttestamentlichen Vorgaben nicht<br />
mehr erforderlich ist (Römer 14,5). Und doch lehrt uns<br />
dieses Gebot, dass der 7-Tage-Rhythmus schöpfungsgemäß<br />
und richtig ist. Wir brauchen den Sonntag zum<br />
Hören auf Gottes Wort und für die Gemeinschaft mit<br />
ihm und den Kindern Gottes. Wir beginnen jeden<br />
ersten Tag der Woche mit Gottes Lob und Anbetung.<br />
Das ist der Sinn unserer Existenz und die Grundlage<br />
unsers Schaffens an den folgenden Wochentagen. Der<br />
Tag des Herrn ist ein heiliger Tag. Hier finden wir Ruhe<br />
und Erholung für Körper und Seele.<br />
30
5. GEBOT<br />
−<br />
Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit deine<br />
Tage lange währen in dem Land, das der HERR,<br />
dein Gott, dir gibt.<br />
An erster Stelle steht in den Geboten die Liebe zu<br />
Gott in den ersten vier Geboten. In der 2. Tafel geht es<br />
nun um das zwischenmenschliche Miteinander. Und das<br />
beginnt in der Familie. Die Familie ist keine menschliche<br />
Idee, sondern Gottes ureigenster Entwurf, den er<br />
schon vor dem Sündenfall vorgesehen hatte. Die Sünde<br />
erfordert jedoch eindeutige Regeln. Gottes verbindlicher<br />
Wille für die Kinder und ihr Verhalten gegenüber den<br />
Eltern wird hier vorgegeben. Respekt, Gehorsam und<br />
liebevolle Unterordnung sollen unsere Gottesebenbildlichkeit<br />
reflektieren! Das ist fundamental für den<br />
Zusammenhalt von Alt und Jung.<br />
6. GEBOT<br />
−<br />
Du sollst nicht töten.<br />
Im 6. Gebot werden der Schutz des menschlichen<br />
Lebens und die Achtung davor festgelegt. Die Menschen<br />
sind im Bild Gottes geschaffen und müssen mit ihrem<br />
Leben untereinander respekt- und würdevoll umgehen.<br />
Nicht umsonst haben die Väter des deutschen Grundgesetzes<br />
nach der leidvollen Schreckensherrschaft des<br />
Nationalsozialismus auf diese biblische Grundlage<br />
zurückgegriffen und das an den Anfang unseres Grundgesetzes<br />
gestellt: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“<br />
(Artikel 1,1).<br />
Wer das menschliche Leben antastet, greift Gott an!<br />
Der Mörder wird zum Zerstörer und Räuber der<br />
Herrlichkeit des Bildes Gottes. Die Missstände sind<br />
heute groß. Denken wir allein an die Millionen von<br />
grausam im Mutterleib getöteten Babys in unserer so<br />
hochmodernen und aufgeklärten Zeit!<br />
Wir sollen aber nicht nur mit dem Finger auf andere<br />
zeigen; das 6. Gebot hat auch eine Bedeutung, die uns<br />
sehr persönlich betrifft. Nach der Lehre unseres Herrn<br />
verletzen wir dieses Gebot, wenn wir hasserfüllte Gedanken<br />
gegen über den Nächsten hegen (Mt 5,23).<br />
7. GEBOT<br />
−<br />
Du sollst nicht ehebrechen.<br />
Das 7. Gebot setzt den Schutzrahmen für die Ehe<br />
fest. Die Ehe ist heilig, weil sie von Gott ist. Sie ist die<br />
einzig legitime, von Gott erdachte Form des Zusammenlebens<br />
von Mann und Frau bzw. von Menschen in<br />
intimer Partnerschaft. Die Ehe muss in der Gesellschaft<br />
stets eine einzigartige Stellung behalten, denn sie ist die<br />
Gott entsprechende und gemäß seinem Bild entworfene<br />
Einrichtung für den Schutz der Persönlichkeit, der<br />
Sexualität und der Intimität sowie für die Bewahrung<br />
des seelischen, körperlichen, familiären und gesellschaftlichen<br />
Zusammenhalts. Das Neue Testament offenbart<br />
uns noch mehr über die Ehe: Die selbstlose und aufopfernde<br />
Liebe Jesu Christi zu seiner Gemeinde ist das<br />
absolute Vorbild für die Ehe (Eph 5,25). Unsere pervers<br />
geprägte Gesellschaft versucht genau dieses hohe Gut zu<br />
relativieren und zu abzuschaffen.<br />
8. GEBOT<br />
−<br />
Du sollst nicht stehlen.<br />
Das 8. Gebot sichert den Schutz des Eigentums. Das<br />
Miteinander sündiger Menschen erfordert Maßnahmen<br />
für Sicherheit und Ordnung in Eigentumsfragen. Gott,<br />
der Eigentümer der ganzen Erde, legt großen Wert<br />
darauf, dass wir mit seinen Gaben und Gütern, die er<br />
uns zum Gebrauch in unterschiedlichem Maß geliehen<br />
hat, korrekt und gerecht umgehen.<br />
9. GEBOT<br />
−<br />
Du sollst gegen deinen Nächsten nicht als<br />
falscher Zeuge aussagen.<br />
Das 9. Gebot legt fest, dass unsere Worte der Wahrheit<br />
entsprechen müssen. Wir haben eine absolute<br />
moralische Verpflichtung, die Wahrheit zu reden:<br />
sowohl in unseren privaten Gesprächen wie auch in<br />
jeglicher anderen Kommunikation. Was wir sagen, muss<br />
verlässlich, überzeugend und ehrlich sein, weil Gott<br />
selbst die Wahrheit ist und jede Form von Lüge hasst.<br />
10. GEBOT<br />
−<br />
Du sollst nicht das Haus deines Nächsten begehren.<br />
Du sollst nicht begehren die Frau deines<br />
Nächsten, noch seinen Knecht, noch seine Magd,<br />
weder sein Rind noch seinen Esel, noch irgendetwas,<br />
was deinem Nächsten gehört.<br />
Die Gebote 5-9 regeln den Umgang mit dem Nächsten<br />
und geben eindeutige Leitlinien. Hier – beim<br />
zweifachen Verbot des Begehrens im 10. Gebot – geht es<br />
jedoch um das Herz, das Zentrum unseres Willens. Gott<br />
will nicht nur, dass unser äußeres Verhalten, sondern<br />
auch unsere innere Motivation und unsere Überlegungen<br />
im Umgang mit dem Nächsten (das in den vorhergehenden<br />
Geboten geregelt wird) aufrichtig und von<br />
Liebe geprägt sind.<br />
Dieses Gebot mit der doppelten Verneinung gegen<br />
das Begehren betrifft unser Innerstes: unser Herz - die<br />
Quelle und Grundlage unserer Taten. Das Sündenübel<br />
der gefallenen Geschöpfe beginnt eben nicht mit der<br />
Tat, sondern mit dem Willen, der Absicht, dem Gedanken<br />
und dem Begehren des Herzens, etwas zu tun. Das<br />
entspricht der Lehre unseres Herrn: „Denn aus dem<br />
Herzen kommen hervor böse Gedanken: Mord,<br />
Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsche Zeugnisse,<br />
Lästerungen; diese Dinge sind es, die den Menschen<br />
verunreinigen“ (Matthäus 15,19).<br />
NICHT ERLÖSUNG, ABER ERKENNTNIS<br />
Jesus selbst erklärt in der Bergpredigt diese Gebote, an<br />
denen unser Leben gemessen werden muss und fordert<br />
vollkommene Gerechtigkeit. Die Zehn Gebote schärfen<br />
somit unser Gewissen. Das <strong>Gesetz</strong> bringt nicht Erlösung<br />
von der Sünde, sondern Erkenntnis der Sünde (Römer<br />
3,20). Die Zehn Gebote haben eine notwendige<br />
pädagogische Funktion: Sie führen uns wie ein ermahnender<br />
Erzieher zu Christus als dem Erlöser, der uns im<br />
Glauben seine Gerechtigkeit – und keine geringere<br />
Gerechtigkeit wird vom <strong>Gesetz</strong> gefordert – zueignet. ·<br />
31
Vom 4.-6. April 2012 findet die 3. Evangelium21-Konferenz in der Arche Hamburg statt.<br />
Das Konferenzthema lautet „Entfaltung & Erfüllung − Gottes Plan vom Garten Eden bis<br />
zur neuen Schöpfung“. Die Referenten sind dabei unter anderem Vaughan Roberts,<br />
Michael Lawrence, Christian Wegert und Michael Martens. Anmeldungen werden über<br />
die Webseite entgegengenommen. Dort stehen auch weitere Informationen bereit.<br />
Es werden keine Konferenzgebühren erhoben, um allen die<br />
Teilnahme zu ermöglichen.<br />
www.evangelium21.net<br />
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Impressum<br />
H E R A U S G E B E R<br />
Die Redaktion<br />
R E D A K T I O N<br />
Waldemar Dirksen<br />
Viktor Sudermann<br />
Andreas Kuhlmann<br />
Peter Voth<br />
Hans-Werner Deppe<br />
Hans-Jürgen Holzmann<br />
A R T D I R E C T O R<br />
Peter Voth<br />
L E K T O R A T<br />
Reinhard Reichert<br />
A B O - S E R V I C E<br />
Michael Töws<br />
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S H O P<br />
cbuch.de/timotheus<br />
I N T E R N E T<br />
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Betanien Verlag<br />
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E R S C H E I N U N G S W E I S E<br />
<strong>Timotheus</strong> ist ein Quartalsmagazin und<br />
erscheint somit alle drei Monate:<br />
· Januar (Winterausgabe)<br />
· April (Frühlingsausgabe)<br />
· Juli (Sommerausgabe)<br />
· Oktober (Herbstausgabe)<br />
A L L G E M E I N E R H I N W E I S<br />
Die Erstausgabe „#1 Nachfolge“ ist am 1.<br />
Oktober 2010 erschienen. Seit der<br />
Winterausgabe 2011 „#2 Glaube“ wird das<br />
„<strong>Timotheus</strong> <strong>Magazin</strong>“ vom Betanien Verlag<br />
herausgegeben, gedruckt und vertrieben<br />
(€ 2,90 pro Ausgabe; zzgl. Versandkosten).<br />
Das „<strong>Timotheus</strong> <strong>Magazin</strong>“ ist kein Verein,<br />
sondern ein freies Produkt der Initiatoren.<br />
© der Artikel bei den jeweiligen Autoren.<br />
Vervielfältigung nur mit Quellenangabe.<br />
© der Bilder und Fotos bei den jeweiligen<br />
Rechteinhabern (siehe Bildnachweis).<br />
G A S T A U T O R E N<br />
D E R A U S G A B E<br />
Andreas Münch<br />
Waldemar Justus<br />
Raphael Schuster<br />
B I L D N A C H W E I S<br />
S. 1 © Illustration Peter Voth/Gustave Dore<br />
S. 2,4,5,6,8,12,16,20,24,28,36 © Illustration<br />
von Peter Voth<br />
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S. 34,35 © Betanien Verlag<br />
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District Thin © by Dylan Smith & Kienan<br />
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Mensch © by Morgan Allan Knutson<br />
Adobe Garamond Pro © by Adobe Systems<br />
Incorporated<br />
Edmond Sans © by James T. Edmondson<br />
Lost Type (www.losttype.com)<br />
M I S S I O N S T A T E M E N T<br />
<strong>Timotheus</strong> ist ein bibeltreues, reformatorisches<br />
und überkonfessionelles <strong>Magazin</strong>,<br />
herausgegeben von freikirchlichen<br />
evangelischen Christen. Das Ziel ist die<br />
verständliche, biblisch fundierte, interessante<br />
und herausfordernde Vermittlung biblischer<br />
Lehre.<br />
„Bibeltreu“ bedeutet für die Herausgeber,<br />
dass sie von der absoluten Zuverlässigkeit der<br />
Bibel als inspiriertes und irrtumsloses Wort<br />
Gottes überzeugt sind. Die theologische<br />
Ausrichtung lässt sich daher am besten mit<br />
den 5 Soli der Reformation beschreiben:<br />
Allein Christus, allein die Gnade, allein der<br />
Glaube, allein die Schrift, allein Gott die<br />
Ehre.<br />
Quellen<br />
G E S E T Z U N D<br />
E V A N G E L I U M<br />
(S. 16-19)<br />
1 D. Martyn Lloyd-Jones, Bergpredigt,<br />
Band 1 – Predigten über Matthäus<br />
5,3-48, 3L Verlag, 2003, Seite 235 f.<br />
G E S E T Z I M<br />
H E I D E L B E R G E R<br />
K A T E C H I S M U S<br />
(S. 24-27)<br />
1 Thelemann, Otto, Handreichung zum<br />
Heidelberger Katechismus für Prediger,<br />
Lehrer und Gemeindeglieder. Detmold<br />
[Verlag von G. Schenk] 1892, 2. Auflage,<br />
S. 23.<br />
2 Kohlbrügge, H.F., Erläuternde und<br />
befestigende Fragen und Antworten zu<br />
dem Heidelberger Katechismus. Elberfeld<br />
[Verlag der niederl.-reform. Gemeine]<br />
1854, 2. Aufl., S. 18.<br />
3 Ebd. S. 12f.<br />
4 Maris, J.W., Die Lehre vom christlichen<br />
Leben im Heidelberger Katechismus. In:<br />
Credo – Was die Kirche bekennt....<br />
Vorträge der Heidelberger Konferenz für<br />
Reformierte Theologie. Bd. 1. Sebastian<br />
Heck [Hrsg.]. Heidelberg [Verein für<br />
Reformation in Deutschland e.V.] 2012,<br />
S. 74.<br />
5 Ebd. S. 77.<br />
6 Thelemann, Handreichung, S. 456.<br />
7 Kolthoff, E., Kurze Erklärung des<br />
Heidelberger Katechismus zur Vorberei<br />
tung auf den Unterricht. Bentheim<br />
[Verlag Elfried W. Bronger] 1937, S. 9.<br />
S O L U S C H R I S T U S<br />
S O L A G R A T I A<br />
S O L A F I D E<br />
S O L A S C R I P T U R A<br />
S O L I D E O G L O R I A ·<br />
33
Wie eine Spinne das Leben<br />
eines Mannes rettete<br />
Tony Hutter<br />
K I N D E R G E S C H I C H T E N<br />
Bibellese am Morgen<br />
und am Abend<br />
Charles H. Spurgeon<br />
A N D A C H T S B U C H<br />
Die Bibel studieren<br />
und Lehren<br />
Peter Güthler<br />
A R B E I T S B U C H<br />
52 Geschichten aus Spurgeons Kindheit<br />
und Anfängen<br />
In diesem Buch könnt ihr einige interessante<br />
und spannende Geschichten über<br />
den bekannten englischen Prediger<br />
Charles Haddon Spurgeon lesen, der<br />
schon als Kind Menschen auf eine<br />
humorvolle Art auf Gott aufmerksam<br />
gemacht hat. Jede dieser Erzählungen<br />
hat einen Bezug zu einem Bibelvers,<br />
sodass du mehr über den Herrn Jesus<br />
Christus und Gottes Willen lernen<br />
kannst.<br />
Diese 52 Geschichten über die Kindheit<br />
von Spurgeon und seine Anfänge als<br />
Pastor geben einen Einblick in das Leben<br />
eines außergewöhnlichen Mannes. Auf<br />
eine humorvolle und kindgemäße Weise<br />
beschreibt der Autor verschiedene Situationen<br />
- die auch vielen Erwachsenen<br />
noch neu sein werden - die zum<br />
Schmunzeln verleiten, aber gleichzeitig<br />
auch zu ernstlichem Nachdenken.<br />
Andachten für jeden<br />
Morgen und Abend<br />
Charles Haddon Spurgeon (*19. Juni<br />
1834 in Kelvedon (Essex / England); †<br />
31. Januar 1892 in Menton, Frankreich)<br />
war ein englischer Baptistenpastor. Er<br />
gilt als einer der bekanntesten Prediger<br />
des 19. Jahrhunderts. Die Eltern Spurgeons<br />
waren Mitglieder einer Freikirche.<br />
Seinen entscheidenden Anstoß, sich dem<br />
christlichen Glauben zuzuwenden,<br />
bekam Spurgeon als 15-jähriger in einer<br />
methodistischen Gemeinde in<br />
Colchester.<br />
Er forschte nachher in der Bibel und<br />
kam zu dem Schluss, dass nach dem<br />
Neuen Testament die Taufe dem persönlichen<br />
Glauben nicht voran geht,<br />
sondern dem Glauben folgen müsse. Er<br />
ließ sich deshalb am 3. Mai 1850 in<br />
einer Baptistengemeinde taufen. Bereits<br />
ein Jahr später wurde er zum Baptistenpastor<br />
berufen. 1854 trat er eine Predigerstelle<br />
in London an.<br />
Ein Arbeitsbuch für Einzelne<br />
und Gruppen<br />
Wie kann man die Bibel effektiv studieren<br />
und das Gelernte an andere weitergeben?<br />
Ist das ohne besondere Ausbildung<br />
überhaupt möglich? Kann das jeder<br />
lernen?<br />
Dieser Kurs gibt Ihnen in elf Arbeitseinheiten<br />
praktische Anleitung. Er stellt die<br />
Werkzeuge vor, mit denen jeder ein<br />
erfolgreiches Bibelstudium durchführen<br />
kann.<br />
Nicht nur das: Er zeigt auch, wie man<br />
seine Entdeckungen lebendig an andere<br />
weitergibt – in Bibel- und Gesprächskreisen,<br />
in Predigt und Vortrag. Für alle<br />
Mitarbeiter in der Gemeinde und jeden<br />
Bibelleser ist dieses Buch ein wichtiges<br />
Werkzeug für einen wirksamen Dienst<br />
und einen gewinnbringenden Umgang<br />
mit biblischen Texten. Noch mehr<br />
ergänzendes Material ist auf<br />
www.rigatio.com zu finden.<br />
Softcover, 112 Seiten<br />
3L Verlag 12/2012<br />
Art.Nr.: 863091<br />
€ 12,20<br />
Hardcover, 760 Seiten<br />
Lichtzeichen 12/2012<br />
Art.Nr.: 548067<br />
€ 19,95<br />
Paperback, Großformat, 168 Seiten<br />
Rigatio 12/2012<br />
Art.Nr.: 682002<br />
€ 13,95<br />
A U S G E W Ä H L T E N E U H E I T E N A U S D E M<br />
B E T A N I E N - O N L I N E S H O P<br />
C B U C H . D E
Alte Elberfelder Bibel CSV<br />
Schreibrandbibel Goldschnitt<br />
CSV<br />
B I B E L ( K U N S T L E D E R B R A U N )<br />
Streben nach<br />
Heiligung<br />
Jerry Bridges<br />
B I B L I S C H E L E H R E<br />
Der wahre Gott<br />
der Bibel<br />
Andreas Münch<br />
B I B L I S C H E L E H R E<br />
Diese Elberfelder 2003 ist mit ihrem<br />
Standardformat (ca. Din A5) und ihrem<br />
edel wirkenden, weichen und flexiblem<br />
Umschlag sehr handlich. So kann sie<br />
nicht nur zum Studium daheim,<br />
sondern auch als tägliche Bibel zum<br />
Mitnehmen in die Gemeinde usw.<br />
genutzt werden. Das Schriftbild ist nicht<br />
zu klein, sodass sie sich auf für die<br />
tägliche Bibellese gut eignet. Der Schreibrand<br />
beträgt rundum jeweils ca. 2-3<br />
cm. Anhang mit 26 Seiten Worterklärungen,<br />
Maße/Gewichte, Tabellen und<br />
Karten.<br />
Schreibrandbibel, kleinere Ausgabe<br />
Flexibles Kunstleder braun, 1236 Seiten<br />
CSV 012/2012<br />
Art.Nr.: 257034<br />
€ 55,00<br />
Gottes Gebot an uns lautet: „Seid heilig,<br />
denn ich bin heilig!“ Aber als Opfer des<br />
Guerilla-Krieges, den die Sünde in uns<br />
führt, sind wir Christen oft geneigt, den<br />
Kampf aufzugeben oder Kompromisse<br />
mit der Sünde einzugehen. Jerry Bridges,<br />
langjähriger Mitarbeiter der Navigatoren<br />
im Außendienst und in der Verwaltung,<br />
behandelt in diesem Buch Themen wie:<br />
• Was hat Gott getan, um uns ein<br />
heiliges Leben zu ermöglichen?<br />
• Was bedeutet die Aussage der Bibel:<br />
„der Sünde gestorben sein?“<br />
• Praktische Anleitung zur Unterscheidung<br />
zwischen Gut und Böse<br />
Paperback, 164 Seiten<br />
EBTC 12/2012<br />
Art.Nr.: 040529<br />
€ 8,90<br />
Aus der Serie auch erhätlich:<br />
Streben nach Gottseligkeit<br />
Paperback, 256 Seiten<br />
EBTC 12/2012<br />
Art.Nr.: 040528<br />
€ 9,90<br />
Ein Studienbuch über<br />
Gottes Wesen und Werke<br />
Die Eigenschaften Gottes zu kennen –<br />
ja, Gott selbst zu kennen und zu erkennen,<br />
das ist der zentrale Inhalt des christlichen<br />
Glaubens. Gott hat sich geoffenbart<br />
– in seinem Sohn Jesus Christus<br />
und in der Bibel. So können wir ihn<br />
kennen lernen, in rechter Weise an ihn<br />
glauben und durch einen solchen gesunden<br />
Glauben lebenspendende Gemeinschaft<br />
mit ihm haben.<br />
Dieses Studienbuch widmet sich in 23<br />
Kapiteln den mannigfaltigen Eigenschaften<br />
Gottes und stellt sie uns anhand<br />
der Bibel vor, angereichert mit vielen<br />
Zitaten bekannter Autoren wie Matthew<br />
Henry, Martin Lloyd-Jones, J.I. Packer<br />
und A.W. Pink. Einen Schwerpunkt<br />
bilden das Heilshandeln Gottes und<br />
seine Souveränität. Diese Perspektive<br />
verleiht diesem Buch eine reformatorische<br />
Prägung: Allein Gott sei die Ehre.<br />
Paperback, 282 Seiten<br />
Betanien 12/2012<br />
Art.Nr.: 175946<br />
Einführungspreis bis 31.03.2013<br />
€ 10,90<br />
H I E R B E S T E L L E N<br />
0 5 2 3 7 - 8 9 9 0 9 0 • I N F O @ B E T A N I E N . D E<br />
C B U C H . D E • B E T A N I E N . D E
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