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Timotheus Magazin #10 - Gesetz

Inhalt Editorial Die Kontinuität der Bibel (Infografik) Das Gesetz des Mose (Andreas Münch) – Warum das Gesetz Mose heute immer noch relevant ist. Paulus und das Gesetz (Hans-Werner Deppe) – Paulus’ Sicht auf das Gesetz im Galaterbrief. Gesetz & Evangelium (Waldemar Dirksen) – Widerspruch oder Einheit? Freiheit & Gesetz (Waldemar Justus) – Was bedeutet Freiheit vom Gesetz? Gesetz im Heidelberger Katechismus (Raphael Schuster) – Eine reformierte Perspektive auf das Gesetz. Die zehn Gebote (Hans-Jürgen Holzmann) – Die Relevanz der bekanntesten Gebote der Welt. Buchvorstellungen

Inhalt
Editorial
Die Kontinuität der Bibel (Infografik)
Das Gesetz des Mose (Andreas Münch) – Warum das Gesetz Mose heute immer noch relevant ist.
Paulus und das Gesetz (Hans-Werner Deppe) – Paulus’ Sicht auf das Gesetz im Galaterbrief.
Gesetz & Evangelium (Waldemar Dirksen) – Widerspruch oder Einheit?
Freiheit & Gesetz (Waldemar Justus) – Was bedeutet Freiheit vom Gesetz?
Gesetz im Heidelberger Katechismus (Raphael Schuster) – Eine reformierte Perspektive auf das Gesetz.
Die zehn Gebote (Hans-Jürgen Holzmann) – Die Relevanz der bekanntesten Gebote der Welt.
Buchvorstellungen

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Das mosaische <strong>Gesetz</strong> hingegen ist in der israelitischen<br />

Heilsgeschichte nur ein zeitweiliger Einschub: Es wurde<br />

„vierhundertdreißig Jahre später [nach Abraham] …<br />

hinzugefügt … bis der Nachkomme [Jesus Christus]<br />

käme“ (3,17.19). Dies sollte auch all jenen Christen zu<br />

denken geben, die für die Zukunft erwarten, dass das<br />

Judentum und das mosaische <strong>Gesetz</strong> in einem tausendjährigen<br />

Zwischenreich wieder eingeführt werden. Es<br />

kann kein Zurück zum <strong>Gesetz</strong> geben, denn Gottes<br />

Heilsgeschichte hat nach dem Kommen Christi und<br />

seiner Erfüllung des <strong>Gesetz</strong>es keinen Rückwärtsgang;<br />

das wäre ein „Zurückwenden zu den schwachen und<br />

armseligen Elementen“ (Gal 4,9; vgl. Hebr 8,13).<br />

Drittens kann das <strong>Gesetz</strong> kein ewiges, geistliches<br />

Leben geben: „Denn wenn ein <strong>Gesetz</strong> gegeben worden<br />

wäre, das lebendig machen könnte, dann wäre wirklich<br />

die Gerechtigkeit aus dem <strong>Gesetz</strong>“ (3,21). Auch hierin<br />

irrten wohl die Judaisten. Das <strong>Gesetz</strong> deckt Sünde auf<br />

und verurteilt zum ewigen Tod und nicht zum ewigen<br />

Leben. Wenn der Mensch auf das <strong>Gesetz</strong> geworfen ist als<br />

Grundlage für ein Leben mit Gott, dann stürzt ihn das<br />

– sofern er keine gestörte Wahrnehmung der Realität hat<br />

– in Verzweiflung und Todesfurcht. Er kann nicht<br />

anders, als gegen das <strong>Gesetz</strong> verstoßen und kann keine<br />

Pluspunkte sammeln, um seine Verstöße aufzuwiegen –<br />

ebenso wenig wie es einem Bankräuber hilft, Almosen<br />

zu spenden, um dem Gefängnis zu entgehen. „Gefängnis“<br />

ist allerdings ein gutes Stichwort, um nun dazu zu<br />

kommen, wozu das <strong>Gesetz</strong> denn nun tatsächlich taugt.<br />

WOZU DAS GESETZ TAUGT –<br />

FRÜHER WIE HEUTE<br />

Die Juden waren von Mose bis Christus durch das<br />

<strong>Gesetz</strong> sage und schreibe rund 1500 Jahre in einer Art<br />

Gefängnis! Sie waren „unter die Sünde eingeschlossen<br />

… unter <strong>Gesetz</strong> verwahrt, eingeschlossen …“ (3,22-23).<br />

Das <strong>Gesetz</strong> war ihr Zuchtmeister (griech. wörtl. „Pädagoge“,<br />

d.h. Kinderwärter), um nicht zu sagen ihr<br />

„Folterknecht“. Gott hat sich viele, viele Jahrhunderte<br />

lang Zeit genommen, um ihnen die Hoffnung auf<br />

Selbstgerechtigkeit auszutreiben und ihnen dieses eine<br />

beizubringen: Gerechtigkeit kann nur aus Glauben an<br />

den verheißenen Erlöser kommen! Gott hat das <strong>Gesetz</strong><br />

nicht zum Stolz, sondern zur Demütigung gegeben, und<br />

diese Demütigung ist heilsnotwenig. Der selbstgerechte<br />

Stolz des Sünders muss gebrochen werden. Er muss diese<br />

Sehnsucht bekommen, aus dem Gefängnis der Sünde<br />

und des <strong>Gesetz</strong>es befreit zu werden, aber diese<br />

Sehnsucht kann er nur im Gefängnis des <strong>Gesetz</strong>es<br />

bekommen. Deshalb ist das Prinzip des <strong>Gesetz</strong>es –<br />

Gottes Anspruch und Urteil – absolut notwendig für die<br />

Evangelisation und auch für die Heiligung. Wem wir das<br />

Evangelium verkünden, dem müssen wir auch zunächst<br />

die gerechten Forderungen Gottes verdeutlichen.<br />

Bereits in Kapitel 2 hatte Paulus dies deutlich<br />

gemacht: Auch die Juden („wir“ in 2,17) sind – obwohl<br />

sie das <strong>Gesetz</strong> haben oder gerade weil sie das <strong>Gesetz</strong><br />

haben – Sünder und brauchen die Rechtfertigung durch<br />

Jesus Christus. Christus ist nicht gekommen, um Selbstgerechten<br />

zu dienen (auch nicht selbstgerechten Juden),<br />

sondern um Sünder zu erlösen – Juden wie Heiden.<br />

So sollten Juden und insbesondere die Judaisten erkennen,<br />

dass das <strong>Gesetz</strong> ihnen keinen Vorrang einbrachte,<br />

sondern sie vielmehr verurteilte. Die „positive“ Wirkung<br />

des <strong>Gesetz</strong>es? Es tötet – es verurteilt zum Tod. Wer das<br />

für sich persönlich eingesehen hat, der ist „durchs<br />

<strong>Gesetz</strong> dem <strong>Gesetz</strong> gestorben“ (2,18). Was bringt mir<br />

die Beschäftigung mit dem <strong>Gesetz</strong> ein? Ich erkenne: „Ich<br />

bin mit Christus gekreuzigt“ (2,19). Nicht das <strong>Gesetz</strong> ist<br />

außer Kraft, sondern ich bin außer Kraft – gegenüber<br />

dem <strong>Gesetz</strong>, da das Urteil bereits an Christus vollzogen<br />

wurde. Aber was für eine Demütigung und welchen<br />

Liebesdank erfordert das von mir! Jetzt lebe ich für<br />

Christus, „der mich geliebt und sich selbst für mich<br />

hingegen hat“ (2,20).<br />

Der Zweck des <strong>Gesetz</strong>es ist es also zu allen Zeiten,<br />

uns zu verdeutlichen, dass wir nicht Ruhm, sondern das<br />

Kreuz verdient haben, und unsere Hoffnung und Liebe<br />

von uns selbst wegzulenken auf unseren Herrn Jesus<br />

Christus.<br />

FAZIT – ETWAS HÖHERES<br />

Wir haben hier nun gesehen, dass der Sünder „aus“ oder<br />

„durch“ <strong>Gesetz</strong> vor Gott nichts sein kann. Das bedeutet<br />

aber auf keinen Fall, dass der Christ keine moralische<br />

Richtschnur hat. Im Neuen Testament werden alle Zehn<br />

Gebote wiederholt und bestätigt (mit Ausnahme des<br />

Sabbatgebots). Die Bergpredigt Jesu liefert uns als<br />

seinen Jüngern keinen kleineren Maßstab als das mosaische<br />

<strong>Gesetz</strong>. Die höchsten und zusammenfassenden<br />

Gebote, Gott und den Nächsten zu lieben, fordern nicht<br />

nur unser äußeres Verhalten, sondern unser ganzes Herz.<br />

Gott sei Dank hat Christus sowohl das mosaische <strong>Gesetz</strong><br />

als auch diese daraus hergeleiteten neutestamentlichen<br />

Ansprüche erfüllt. Er ist unsere Gerechtigkeit – aber<br />

auch unser Maßstab. Aus Gnade dürfen wir danach<br />

streben und darauf hoffen, dass Gott in uns wirkt, um<br />

das <strong>Gesetz</strong> des Christus zu erfüllen.<br />

Das <strong>Gesetz</strong> sagt: So ist Gott. Und es sagt: So sollt<br />

auch ihr sein. Aber wir können es nicht, obwohl exakt<br />

wie im AT auch für uns Christen gilt: „Seid heilig, denn<br />

ich bin heilig“ (1Petrus 1,16; 3Mose 11,45). Wir dürfen<br />

aber nicht leichtfertig achselzuckend über unsere<br />

Unfähigkeit hinweggehen und uns stattdessen auf eine<br />

billige Gnade berufen. Nein, Gnade ohne <strong>Gesetz</strong> wäre<br />

keine Gnade. Es sollte uns tatsächlich in Verzweiflung<br />

stürzen, dass wir Gottes Maßstab nicht entsprechen<br />

können. Nur aus dieser Verzweiflung heraus, die Paulus<br />

auch in Römer 7 ausdrückt, kann man begreifen, was<br />

die rettende Gnade in Christus ist.<br />

Was sollen wir nun mit dem <strong>Gesetz</strong> tun? Es als das<br />

wertschätzen, wozu Gott es – auch uns – offenbart hat!<br />

Er gab es, um den angeborenen Realitätsverlust des<br />

Sünders zu heilen, ihn seiner Schuld zu überführen und<br />

ihn zu Christus zu führen und ihm Christus vorzustellen,<br />

der das <strong>Gesetz</strong> in allen Belangen erfüllt hat: moralisch<br />

(königlich, was das gerechte Leben des <strong>Gesetz</strong>es<br />

betrifft), priesterlich (zeremoniell, was den Gottesdienst<br />

des <strong>Gesetz</strong>es betrifft) und prophetisch (als der, von dem<br />

das <strong>Gesetz</strong> spricht). ·<br />

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