18.04.2018 Aufrufe

Stephen Westerholm: Angriff auf die Rechtfertigung

Stephen Westerholm Angriff auf die Rechtfertigung Die Neue Paulusperspektive auf dem Prüfstand Mit einem Vorwort von Martin Erdmann

Stephen Westerholm
Angriff auf die Rechtfertigung
Die Neue Paulusperspektive auf dem Prüfstand
Mit einem Vorwort von Martin Erdmann

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Stephen</strong> <strong>Westerholm</strong><br />

<strong>Angriff</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong><br />

<strong>Rechtfertigung</strong><br />

Die Neue-Paulus-Perspektive <strong>auf</strong> dem Prüfstand


<strong>Stephen</strong> <strong>Westerholm</strong><br />

<strong>Angriff</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong><br />

<strong>Rechtfertigung</strong><br />

Die Neue-Paulus-Perspektive <strong>auf</strong> dem Prüfstand


Bibelzitate folgen meist der Übersetzung von Hermann Menge (Stuttgart:<br />

Württembergische Bibelanstalt, 1940) und der Schlachter Version 2000<br />

(© 2000 Genfer Bibelgesellschaft). Ferner wurden verwendet:<br />

Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift (© 1980 Katholische Bibelanstalt<br />

GmbH, Stuttgart); Lutherbibel 1984 (© 1985 Deutsche Bibelgesellschaft,<br />

Stuttgart); Neue Evangelistische Übersetzung (© 2014 Karl-Heinz Vanheiden)<br />

<strong>Stephen</strong> <strong>Westerholm</strong>, geb. 1949, stammt aus Schweden und ist Professor für<br />

Frühchristentum an der McMaster University in Hamilton, Ontario (Kanada).<br />

Er ist ein anerkannter Paulus-Experte und Autor etlicher Bücher und Artikel,<br />

unter anderem Perspectives Old and New on Paul: The ›Lutheran‹. Paul and<br />

His Critics (Grand Rapids: Eerdmans, 2004) und Israel’s Law and the Church’s<br />

Faith: Paul and His Recent Interpreters (Grand Rapids: Eerdmans, 1988).<br />

1. Auflage 2015<br />

© 2013 <strong>Stephen</strong> <strong>Westerholm</strong><br />

Erschienen bei Wm. B. Eerdmans Publishing Co., Grand Rapids, Michigan<br />

Originaltitel: Justification Reconsidered<br />

© der deutschen Übersetzung<br />

Betanien Verlag 2015<br />

Postfach 1457 · 33807 Oerlinghausen<br />

www.betanien.de · info@betanien.de<br />

Übersetzung: Joachim Schmitsdorf<br />

Lektorat: Hans-Werner Deppe<br />

Cover: Sara Pieper, Betanien Verlag<br />

Bild Museum: Friedberg @ Fotolia.com<br />

Bild Paulus: Ausschnitt aus Petrus und Paulus von El Greco, 1541 – 1614<br />

Satz: Betanien Verlag<br />

Druck: drusala.cz<br />

ISBN 978-3-945716-03-8


Inhalt<br />

Vorwort von Martin Erdmann zur deutschen Ausgabe 7<br />

Einleitung 13<br />

1 Die Gefahr, Paulus durch eine moderne Brille zu sehen 15<br />

2 Eine jüdische Lehre? 39<br />

3 Sind wir wirklich so schlimme »Sünder«? 53<br />

4 Gerechtfertigt durch den Glauben 69<br />

5 Nicht durch Werke des Gesetzes 93<br />

6 <strong>Rechtfertigung</strong> und »<strong>Rechtfertigung</strong>stheorie« 105<br />

7 Auf den Punkt gebracht 113<br />

Literaturverzeichnis 119<br />

Bibelstellenverzeichnis 123


Vorwort zur deutschen Ausgabe<br />

Von Martin Erdmann<br />

E. P. Sanders veröffentlichte 1977 sein Hauptwerk Paul and Palestinian<br />

Judaism, eine Umdeutung der paulinischen <strong>Rechtfertigung</strong>slehre<br />

unter einschlägiger Beachtung des judaistischen Religionsverständnisses<br />

im 1. Jahrhundert, und stieß damit eine rege<br />

Debatte an. Es stimmt zwar, dass <strong>die</strong> »Neue Paulusperspektive«<br />

(NPP) schon in den Schriften des presbyterianischen Theologen<br />

G. F. Moores komprimiert zu finden ist, doch erst Sanders sorgte<br />

für eine weitflächige Verbreitung <strong>die</strong>ser Ansicht. Sein noch bedeutsameres<br />

Werk Paul, the Law and the Jewish People (1983) schlug<br />

schon deshalb hohe Wellen in den Fakultäten neutestamentlicher<br />

Gelehrsamkeit, weil Sanders darin eine völlige Revision der bestehenden<br />

Auffassung über Paulus’ Verhältnis zum damaligen Judentum<br />

forderte. Sanders stellte nachdrücklich seine Kritik an der<br />

lutherischen Paulus-Interpretation in den Mittelpunkt. Er unterstellte<br />

Luther, er habe Paulus’ Meinung über <strong>die</strong> jüdischen Legalisten<br />

falsch verstanden.<br />

Nach Sanders Darstellung meinte Luther, dass Paulus sich mit<br />

einem völlig fehlgeleiteten Versuch seiner jüdischen Kontrahenten<br />

konfrontiert sah, Wohlgefallen und Annahme bei Gott durch das<br />

Halten der mosaischen Gesetze zu finden. Doch <strong>die</strong> vor Gott gültige<br />

Gerechtigkeit könne nicht in Eigenleistung ver<strong>die</strong>nt werden.<br />

Alle nachfolgenden Gelehrten der protestantischen Kirchen seien<br />

getreu der Spur des Wittenberger Theologen gefolgt, ohne auch nur<br />

im Geringsten von der vorgegebenen Interpretation der paulinischen<br />

<strong>Rechtfertigung</strong>slehre abzuweichen. Man habe Paulus einfach<br />

durch <strong>die</strong> Brille Luthers gelesen, ohne sich bewusst zu sein, dass eine<br />

Korrektur in der Betrachtungsweise der paulinischen Theologie<br />

nötig war. Sanders war sich deshalb sicher, dass <strong>die</strong> Schriften des<br />

7


Vorwort zur deutschen Ausgabe<br />

Heidenapostels, besonders der Römer- und Galaterbrief, ganz neu<br />

vor dem historischen Hintergrund des damaligen Judaismus untersucht<br />

werden müssten. Das führte in den Folgejahren bei einigen<br />

bekannten Auslegern des Neuen Testamentes wie James D. G.<br />

Dunn und N. T. Wright, dem emeritierten anglikanischen Bischof<br />

von Durham, zu einer radikalen Veränderung der Stoßrichtung des<br />

paulinischen Heilsverständnisses. Allgemein wird Dunn <strong>die</strong> Formulierung<br />

des Begriffes »Neue Paulusperspektive« im Zuge seiner<br />

1982 gehaltenen Vorlesung Manson Memorial Lecture zugeschrieben.<br />

1 Dunn weist jedoch <strong>auf</strong> N. T. Wright als ursprünglichen Wortschmied<br />

hin. Dieser habe den Begriff in seiner 1978 vorgetragenen<br />

Tyndale Lecture erstmals im Beisein Dunns 2 verwendet.<br />

Sanders meinte, dass der zu Paulus’ Zeiten vorherrschende Judaismus<br />

in Palästina als eine Art »Bundesnomismus« (d. h. etwa<br />

»Bundes-Gesetzesherrschaft«) angesehen werden müsse. Das Gesetz<br />

sei ein äußeres Zeichen des Bundes zwischen Gott und Israel<br />

und einzig dem Zwecke <strong>die</strong>nlich, klar und deutlich <strong>auf</strong>zuzeigen,<br />

welches menschliche Verhalten im Kontext des Bundes angebracht<br />

sei. Die richtige Definition der von Gott geforderten Gerechtigkeit<br />

habe also unmittelbar etwas mit der Einstellung oder dem Verhalten<br />

des Bundesvolkes Gottes zu tun, das <strong>die</strong> besonderen Privilegien<br />

des Bundes genießt.<br />

Der Neuen Paulusperspektive zufolge sind <strong>die</strong> Werke des Gesetzes<br />

keinesfalls – wie Luther vorgab – als Mittel zu verstehen, den<br />

Juden Zugang zum Bund zu verschaffen. Vielmehr seien <strong>die</strong>se Werke<br />

ein Ausdruck der bestehenden Tatsache, dass <strong>die</strong> Juden bereits<br />

zum Bundesvolk Gottes gehörten und einzig ihre Verpflichtung<br />

<strong>die</strong>sem Bund gegenüber auslebten.<br />

Sanders verwarf <strong>die</strong> Meinung, dass <strong>die</strong> Gerechtigkeit, <strong>die</strong> vom<br />

Gesetz kommt, eine ver<strong>die</strong>nstliche Leistung darstellt, <strong>die</strong> es den<br />

Juden erlaubte, eine Belohnung von Gott einzufordern. Die Juden<br />

hätten in ihrem Eifer für <strong>die</strong> Einhaltung des mosaischen Gesetzes<br />

weder <strong>die</strong> Gnade Gottes verneint, noch ihr eigenes Heil zu er-<br />

8<br />

1 Siehe, Richard N. Longenecker, Introducing Romans: Critical Issues in Paul’s Most<br />

Famous Letter, Eerdmans, 2011, S. 27.<br />

2 Siehe, N. T. Wright, Justification: God’s Plan and Paul’s Vision, SPCK, 2009, S. 11-2.


Vorwort zur deutschen Ausgabe<br />

werben versucht. Das richtige Verständnis der Gesetzeswerke sei<br />

vielmehr, dass ihre Einhaltung <strong>die</strong> Bedingung erfüllte, ein Bundesgenosse<br />

zu bleiben; soche Werke hätten deshalb nichts mit dem<br />

Erwerb des Heils zu tun. Sollte <strong>die</strong>se Meinung Sanders richtig sein,<br />

müsste <strong>die</strong> klassisch-reformatorische <strong>Rechtfertigung</strong>slehre, sowie<br />

sie unter anderem Luther und Calvin gelehrt haben, gänzlich verworfen<br />

werden. Die Abspaltung der protestantischen Kirchen im<br />

L<strong>auf</strong>e der Reformation sei demnach <strong>die</strong> tragische Folge eines kolossalen<br />

Irrtums gewesen.<br />

Eine eingehende Analyse der These Sanders ist nicht zuletzt<br />

deshalb wichtig, weil sie uns zwingt, eingehende Fragen über <strong>die</strong><br />

Beziehung von Paulus zu seinem jüdischen Umfeld, über <strong>die</strong> Erlangung<br />

der Gerechtigkeit Gottes durch den Glauben und über <strong>die</strong><br />

Teilhabe des Gläubigen am Werk Jesu Christi zu stellen. Nebenbei<br />

sei erwähnt, dass sowohl Martin Luther als auch Johannes Calvin<br />

<strong>die</strong> Vorstellung der Teilhabe an Christus zum zentralen Kern ihrer<br />

<strong>Rechtfertigung</strong>slehre machten.<br />

Doch haben Sanders und in seinem Gefolge alle weiteren Befürworter<br />

der NPP, insbesondere Dunn und Wright, recht, wenn<br />

sie der protestantischen Christenheit vorwerfen, fast 500 Jahre lang<br />

an einer Gerechtigkeitslehre festgehalten zu haben, <strong>die</strong> dem – sowie<br />

er es sah – eigentlichen biblischen Befund völlig widerspricht? Es<br />

ist keineswegs zu leugnen, dass <strong>die</strong> breitgefächerte und nicht nur<br />

<strong>auf</strong> <strong>die</strong> NPP beschränkte Theologie N. T. Wrights regen Zuspruch<br />

von evangelikalen und katholischen Theologen empfängt, wie <strong>die</strong><br />

Einladungen zu Stu<strong>die</strong>ntagen evangelikaler Hochschulen in der<br />

Schweiz 3 , des Arbeitskreises für biblisch erneuerte Theologie 4 , und<br />

der katholischen Fakultät an der Universität Fribourg 5 im L<strong>auf</strong>e<br />

des Jahres 2014 unterstreichen. Damit will nicht gesagt sein, dass<br />

<strong>die</strong> Befürworter der Theologie N. T. Wrights sich scheuen, ihm kritische<br />

Fragen zu stellen, wenn sich <strong>die</strong> Gelegenheit dazu beispiels-<br />

3 http://ntwright.ch/; http://www.sthbasel.ch/fr/forschen/tagungen-/fruehere-tagungen/stu<strong>die</strong>ntag-mit-N.<br />

T.-wright.html; http://tsc.chrischona.ch/news/artikel/<br />

anders-als-gedacht<br />

4 http://ntwright.ch/index.php?id=84; http://ntwright.ch/fileadmin/user_upload/<br />

News/ideaspektrum_2014_5.pdf<br />

5 http://www.glaubeundgesellschaft.ch/stu<strong>die</strong>ntage/stu<strong>die</strong>ntage-nt-wright-2014/<br />

9


Vorwort zur deutschen Ausgabe<br />

weise während Podiumsdiskussionen ergibt. Wie in christlichen<br />

Nachrichtenme<strong>die</strong>n zu lesen war, zogen <strong>die</strong> Veranstalter jedoch ein<br />

positives Fazit hinsichtlich der Rückmeldungen von den Zuhörern<br />

über <strong>die</strong> Vorträge Wrights. Selbstverständlich erheben sich auch<br />

kritische Stimmen in der Öffentlichkeit, <strong>die</strong> zwar wahrgenommen<br />

werden, aber deutlich eine Minderheitsmeinung darstellen.<br />

Was steht jedoch <strong>auf</strong> dem Spiel, wenn sich <strong>die</strong> Neue Paulusperspektive<br />

allgemein durchsetzen sollte? Um <strong>die</strong>se Frage auch nur<br />

annähernd zu beantworten, müssen wir etwas weiter ausholen.<br />

Es fällt <strong>auf</strong>, dass viele Menschen um uns herum gleichgültig dem<br />

Christentum gegenüber eingestellt sind und offensichtlich kein<br />

Interesse daran haben, sich näher mit der Bibel zu befassen. Eine<br />

pauschale Antwort ist <strong>auf</strong> <strong>die</strong>se Frage nicht möglich. Viele verschiedene<br />

Gründe mögen hier ausschlaggebend sein. Dennoch gibt es<br />

eine Antwort, <strong>die</strong> den tiefsten Kern bloßlegt, der ausschlaggebend<br />

für <strong>die</strong>se Gleichgültigkeit ist. Interessanterweise hat <strong>die</strong>ser Grund<br />

nicht unmittelbar etwas mit einer modernen Lebenseinstellung<br />

zu tun, sondern trat seit der anfänglichen Verbreitung des Christentums<br />

vor mehr als zweitausend Jahren zu bestimmten Zeiten<br />

wiederholt in Erscheinung. Es handelt sich dabei um ein fehlendes<br />

oder zu geringes Bewusstsein der menschlichen Sündhaftigkeit.<br />

Die akute Besorgnis, ein Sünder zu sein, befällt nur <strong>die</strong> wenigsten<br />

unserer Zeitgenossen und somit fehlt <strong>die</strong> Motivation, nach einem<br />

Ausweg aus <strong>die</strong>sem beklagenswerten Zustand zu suchen. Wenn<br />

nun der Eckstein des Christentums von sich behauptete, nur deshalb<br />

in <strong>die</strong>se Welt gekommen zu sein, um durch seinen Tod am<br />

Kreuz <strong>die</strong> Schuld der Sünder zu büßen, stoßen seine Worte <strong>auf</strong><br />

taube Ohren. Auch <strong>die</strong> Briefe des Apostels Paulus lassen sich nur<br />

aus <strong>die</strong>sem Blickwinkel richtig verstehen, wenn man sie als Aufruf<br />

an sündige Menschen wahrnimmt, das Heil – also <strong>die</strong> Vergebung<br />

der Sündenschuld – in Jesus Christus im Glauben anzunehmen.<br />

Der Appell des Christentums ergeht nicht an solche, <strong>die</strong> nicht <strong>die</strong><br />

schwere Last der Sünde und <strong>die</strong> Aussichtslosigkeit verspüren, sie je<br />

durch eigenes Bemühen ablegen zu können.<br />

Der Anstoß des Christentums bestand immer in seiner Botschaft<br />

des Kreuzes. Wie damals so heute ist Christus den Juden ein<br />

Ärgernis und den »Griechen« (Nichtjuden) eine Torheit. Es wäre<br />

10


Vorwort zur deutschen Ausgabe<br />

zwar sicherlich einfach, das anstößige Element des Kreuzes zu entfernen,<br />

doch würde das <strong>die</strong> sofortige Auflösung des Christentums<br />

bedeuten. Denn das Kreuz ist der Mittelpunkt <strong>die</strong>ses Glaubens, der<br />

sich im Sterben und Auferstehen Jesu Christi, also im Heilswirken<br />

Gottes, konkretisiert. Was der christliche Glaube der Welt anzubieten<br />

hat, ist nicht ein bloßes Gebot der Gottes- und Nächstenliebe.<br />

Zur Liebe anderer muss nicht erst <strong>auf</strong>gerufen werden, da jeder<br />

Mensch von sich aus weiß, dass er so lieben sollte. Was <strong>die</strong> Welt<br />

dringend benötigt, ist <strong>die</strong> Fähigkeit, <strong>die</strong> Pflicht zu erfüllen, dem<br />

Nächsten in Liebe zu begegnen, denn dazu fehlt <strong>die</strong> Kraft. Und gerade<br />

<strong>die</strong>se Kraft vermittelt das Christentum in der Erlösung durch<br />

den Sohn Gottes und in der Erneuerung durch den Heiligen Geist.<br />

Das Christentum liefert nicht nur einen Verhaltenskodex, sondern<br />

<strong>die</strong> Befähigung zu einem neuen Leben.<br />

Doch wie kommt man in den Besitz <strong>die</strong>ses neuen Lebens mit all<br />

seiner lebenserneuernden Kraft? Das Sündenproblem muss zuerst<br />

gelöst werden, denn nur so kann <strong>die</strong> Beziehung zwischen Gott und<br />

Mensch wieder in Ordnung gebracht werden. Die Bibel nennt das<br />

<strong>Rechtfertigung</strong> durch Glauben. Wie kann Gott den Sünder gerecht<br />

erklären außer <strong>auf</strong> Grundlage von Werken, <strong>die</strong> gerecht sind? Wie<br />

kann der Sünder aber Taten der Gerechtigkeit erbringen, <strong>die</strong> ihn<br />

vor Gott wohlgefällig machen? Nicht durch seine eigene Leistung,<br />

denn sein Tun ist von Sünde völlig durchdrungen und geprägt.<br />

Ihm bleibt keine andere Aussicht übrig als <strong>die</strong> sichere Verdammnis.<br />

Die einzige Hoffnung, <strong>die</strong> bleibt, ist, dass ein anderer an seiner statt<br />

ver<strong>die</strong>nstliche Werke vor Gott erwirkt.<br />

Dieser andere ist der Sohn Gottes, Jesus Christus, der durch<br />

sein sündloses Leben und sein stellvertretendes Sterben am Kreuz<br />

<strong>die</strong> Schuld des bußfertigen und gläubigen Sünders durch das Vergießen<br />

seines eigenen Blutes beglich und somit <strong>die</strong> Gerechtigkeit<br />

vor Gott erwirkte, <strong>die</strong> den Zorn des Allmächtigen vollkommen besänftigte<br />

und eine ewige Erlösung erwirkte. Die in jeder Hinsicht<br />

perfekte Gerechtigkeit Jesu Christi wird den Gläubigen zurückgerechnet.<br />

Nur so kann man den Frieden mit Gott erlangen; nur so<br />

kann man in <strong>die</strong> Gemeinschaft mit dem Schöpfer des Himmels<br />

und der Erde treten; nur so steht der Zugang zum ewigen Leben in<br />

der himmlischen Herrlichkeit offen.<br />

11


Vorwort zur deutschen Ausgabe<br />

Es ist zu wünschen, dass <strong>Stephen</strong> <strong>Westerholm</strong>s jetzt ins Deutsche<br />

übersetzte Buch »<strong>Angriff</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>Rechtfertigung</strong>« von vielen<br />

Christen in den deutschsprachigen Ländern gelesen und ernst<br />

genommen wird. Persönlich könnte ich mir fast kein wichtigeres<br />

Buch als <strong>die</strong>ses vorstellen. Der breiten Akzeptanz der Neuen Paulusperspektive<br />

in evangelikalen Kirchen kann nur so effektiv entgegengetreten<br />

werden. Dem Betanien Verlag gebührt Dank, dass er<br />

<strong>die</strong> Notwendigkeit sieht und den Mut <strong>auf</strong>bringt, ein solches Buch<br />

zu veröffentlichen.<br />

Dr. Martin Erdmann,<br />

Greer, South Carolina, im Februar 2015<br />

12


Einleitung<br />

Wer nicht nur mit den Paulusbriefen an sich <strong>auf</strong>gewachsen ist, sondern<br />

auch mit einer bestimmten Art und Weise, sie zu verstehen, tut<br />

gut daran, sich mit der Sichtweise derer zu befassen, <strong>die</strong> Paulus anders<br />

verstehen. Schließlich lernen wir am meisten von anderen Meinungen.<br />

Andersdenkenden kann etwas <strong>auf</strong>fallen, was wir übersehen.<br />

Sie liegen vielleicht dort richtig, wo wir irren. Und selbst wenn<br />

wir sicher sind, dass nicht wir, sondern sie irren: Wenn wir mit neuen<br />

Fragestellungen an bekannte Texte herangehen, kann uns das<br />

nicht nur in unserem bisherigen Verständnis bestärken, sondern<br />

kann auch eine gesteigerte Wertschätzung gegenüber jenen hervorbringen,<br />

<strong>die</strong> durch ein gründliches Studium der Paulusbriefe Erkenntnisse<br />

erlangten, <strong>die</strong> wir bislang für selbstverständlich hielten.<br />

In <strong>die</strong>sem kurzen Buch befasse ich mich mit Theologen, <strong>die</strong><br />

mit neuen Fragestellungen an Paulus’ Aussagen über <strong>Rechtfertigung</strong><br />

herangehen und neue Antworten dazu bieten. Zwar haben<br />

sich schon viele Christen von ihren neuen Deutungen überzeugen<br />

lassen, doch meine eigene erneute Untersuchung der Paulusbriefe<br />

hat mich vielmehr dahin geführt, <strong>die</strong> Behauptungen <strong>die</strong>ser »Revisionisten«<br />

in Frage zu stellen. Hier möchte ich erklären, warum. Nun<br />

ist schon eine ganze Generation von Theologen herangewachsen,<br />

<strong>die</strong> ausschließlich in <strong>die</strong>sen modernen Thesen unterrichtet wurden,<br />

wie Paulus zu verstehen sei. Ich hoffe, <strong>die</strong>se Theologen und Prediger<br />

stellen bei der Lektüre <strong>die</strong>ses Buches fest: Die herkömmlichen<br />

Paulus-Ausleger erkannten Aspekte, <strong>die</strong> heutige Ausleger übersehen<br />

bzw. sie legten <strong>die</strong>se Texte <strong>auf</strong> eine Weise aus, <strong>die</strong> Paulus besser<br />

gerecht wird. Wenn <strong>die</strong> Leser aber doch an den neuen Perspektiven<br />

festhalten, können sie vielleicht besser verstehen, vor welcher Herausforderung<br />

<strong>die</strong> Vordenker <strong>die</strong>ser Ansichten standen.<br />

Ich möchte betonen, dass sich <strong>die</strong>se Untersuchung hauptsächlich<br />

<strong>auf</strong> das Thema der <strong>Rechtfertigung</strong> bei Paulus beschränkt sowie<br />

13


<strong>Angriff</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>Rechtfertigung</strong> · Einleitung<br />

<strong>auf</strong> jüngere revisionistische Thesen, wie <strong>Rechtfertigung</strong> zu verstehen<br />

sei – und wie nicht. Andere Themen halte ich nicht für unwichtig<br />

oder zweitrangig. Würden wir aber versuchen, bei der Erklärung<br />

des <strong>Rechtfertigung</strong>s-Begriffes noch weitere Nebengedanken einzubeziehen,<br />

dann trüge das mehr zur Verwirrung bei statt zur Klärung<br />

der Frage, was Paulus über <strong>Rechtfertigung</strong> zu sagen hat. <strong>Rechtfertigung</strong><br />

ist nur eine Weise, wie Paulus <strong>die</strong> Erlösung des Menschen<br />

beschreibt. Was er darüber sagt, ist von entscheidender Bedeutung<br />

für <strong>die</strong> Heilslehre, aber es ist und bleibt nur einer von mehreren<br />

Aspekten. Und doch ist seine <strong>Rechtfertigung</strong>slehre zwangsläufig<br />

mit anderen paulinischen Themen verwandt. Mein Anliegen ist, zu<br />

beleuchten, welchen besonderen Beitrag <strong>die</strong> paulinische <strong>Rechtfertigung</strong>slehre<br />

zur gesamten Theologie bei Paulus liefert.<br />

Mit <strong>die</strong>sem Buch möchte ich meine bisherigen Veröffentlichungen<br />

zum Thema sowohl <strong>auf</strong> den neuesten Stand bringen als auch<br />

einer breiten Leserschaft zugänglich machen. Ich habe <strong>die</strong>ses Material<br />

mit freundlicher Genehmigung der Herausgeber in <strong>die</strong>sem<br />

Buch verarbeitet. 1<br />

Ich möchte Todd Still und Monica <strong>Westerholm</strong> dafür danken,<br />

dass sie einen früheren Entwurf <strong>die</strong>ser Ausarbeitung gründlich gelesen<br />

und nützliche Anmerkungen dazu gemacht haben. Sie sind<br />

natürlich nicht für meine dargelegten Ansichten und Meinungen<br />

verantwortlich, aber sie haben mir sehr dabei geholfen, meine Meinung<br />

noch klarer auszudrücken.<br />

Dieses Buch widme ich meiner Tochter Jessica und ihrem Mann<br />

Paul. Jessica wurde mit Paulus erzogen und ist mit Paulus <strong>auf</strong>gewachsen;<br />

doch nur, wer sie nicht kennt, würde es für belanglos halten,<br />

dass sie am Ende sogar einen Paul(us) geheiratet hat. Möge der<br />

Segen dessen, der <strong>die</strong> beiden <strong>auf</strong> erstaunliche Weise zusammengeführt<br />

hat, <strong>auf</strong> ihrer Ehe und <strong>auf</strong> ihrem Dienst für ihn ruhen.<br />

14<br />

1 Meine bisherigen Veröffentlichungen zum Thema sind der Artikel »Justification by<br />

Faith Is the Answer: What Is the Question?« (etwa »<strong>Rechtfertigung</strong> durch Glauben<br />

ist <strong>die</strong> Antwort: Was war nochmal <strong>die</strong> Frage?«), erschienen im Concordia Theological<br />

Quarterly 70, 2006, S. 197-217, sowie besonders das Buch Perspectives Old and New<br />

on Paul: The »Lutheran« Paul and His Critics (etwa: »Alte und neue Paulusperspektiven:<br />

der ›lutherische‹ Paulus und seine Kritiker«, Grand Rapids: Eerdmans, 2004).<br />

Kapitel 3 basiert <strong>auf</strong> dem Manuskript eines Vortrags, der im November 2008 bei der<br />

Jahresversammlung der Society of Biblical Literature in Boston gehalten wurde.


KAPITEL 1<br />

Die Gefahr, Paulus durch eine<br />

moderne Brille zu sehen<br />

Sir Edmund Hillary hat außer dem Mount Everest noch viele andere<br />

Berge bestiegen. Neil Armstrong hat neben dem berühmten<br />

Schritt <strong>auf</strong> den Mond noch viele andere Schritte getan. Der<br />

schwedische Lutheraner Krister Stendahl hat eine ganze Reihe von<br />

Artikeln verfasst und nicht nur »The Apostle Paul and the Introspective<br />

Conscience of the West« (»Der Apostel Paulus und das zur<br />

Selbstprüfung neigende westliche Gewissen«). Aber das interessiert<br />

niemanden. Wenn man heute noch an Hillary, Armstrong und<br />

Stendahl denkt, dann dank eines einzigen, kurzen und glorreichen<br />

Augenblicks.<br />

Stendahls Ruhm ist gewiss weit geringer als der Hillarys oder<br />

Armstrongs. Doch unter Neutestamentlern gilt sein Aufsatz über<br />

das »zur Selbstprüfung neigende Gewissen« 1 als einer der bekanntesten<br />

und einflussreichsten Einzelartikel des 20. Jahrhunderts.<br />

Damit wollte er für <strong>die</strong> Paulusbriefe das tun, was Henry Cadbury<br />

für <strong>die</strong> Evangelien tat, als er The Peril of Modernizing Jesus schrieb<br />

(»Die Gefahr, Jesus durch <strong>die</strong> moderne Brille zu sehen«). 2 Und man<br />

nimmt allgemein an, dass Stendahl <strong>die</strong>ses Vorhaben gelungen sei.<br />

Wenn man Paulus aus seinem Kontext des 1. Jahrhunderts reißt,<br />

heißt das, ihn verzerrt darzustellen. Und <strong>die</strong> antiken Autoren, zu<br />

denen wir auch den Apostel Paulus zählen müssen, widmeten sich<br />

1 »The Apostle Paul and the Introspective Conscience of the West«, Harvard Theological<br />

Review 56 (1963), S. 199-215, hier zitiert nach der Fassung in Paul among Jews<br />

and Gentiles and Other Essays (Philadelphia: Fortress, 1976), S. 78-96. Andere Teile<br />

des genannten Buches repräsentieren »gewisse Schritte hin zu einer Paulus-Interpretation,<br />

<strong>die</strong> sich [aus dem o.g. Artikel] ergab« (S. v). Die Darstellung der Position<br />

Stendahls sowie <strong>die</strong> Seitenangaben im vorliegenden Kapitel beziehen sich <strong>auf</strong> <strong>die</strong>ses<br />

Buch.<br />

2 Henry J. Cadbury, The Peril of Modernizing Jesus (New York: Macmillan, 1937).<br />

15


<strong>Angriff</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>Rechtfertigung</strong> · Kapitel 1<br />

offenkundig nicht der Selbstprüfung. Laut Stendahl habe nicht<br />

Paulus, sondern Augustinus »das Dilemma des zur Selbstprüfung<br />

neigenden Gewissens formuliert«, und darin »kann er durchaus einer<br />

der ersten gewesen sein« (S. 83). »Augustinus’ Bekenntnisse sind<br />

<strong>die</strong> erste bedeutende Schrift in der Geschichte des zur Selbstprüfung<br />

neigenden Gewissens. Die augustinische Denkrichtung mündete<br />

ins Mittelalter und erreichte ihren Höhepunkt im Bußkampf<br />

eines Augustinermönchs: Martin Luther« (S. 85). Selbstprüfung<br />

führe bei »denen, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Praxis ernst nehmen«, zu Gewissensqualen;<br />

<strong>die</strong>se wiederum führen zu der verzweifelten Frage: »Wie<br />

finde ich einen gnädigen Gott?« – Und erst »angesichts <strong>die</strong>ser Frage:<br />

›Wie finde ich einen gnädigen Gott?‹, erscheinen Paulus’ Worte<br />

von einer <strong>Rechtfertigung</strong> in Christus durch den Glauben und ohne<br />

Gesetzeswerke als <strong>die</strong> befreiende und rettende Antwort« (S. 83).<br />

Doch <strong>die</strong> Frage von Augustinus, Luther und all den Gewissensgeplagten<br />

sei nicht <strong>die</strong> Frage, <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Paulus einging. Paulus gehe es<br />

darum, so Stendahl, »welchen Platz <strong>die</strong> Heiden in der Kirche und<br />

im Plan Gottes einnehmen« (S. 84). Stendahl meint: Daher »nahm<br />

man im Westen jahrhundertelang fälschlich an, <strong>die</strong> Verfasser der<br />

Bibel setzten sich mit Problemen auseinander, <strong>die</strong> zweifellos uns<br />

betreffen, <strong>die</strong> ihnen selbst aber niemals in den Sinn kamen« (S. 95).<br />

»Wo es Paulus darum geht, wie Heiden in <strong>die</strong> messianische Gemeinschaft<br />

integriert werden können, klingen seine Aussagen nunmehr<br />

wie Antworten <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Suche des Menschen nach Gewissheit,<br />

wie er aus seiner Misere erlöst werden könne« (S. 86). An späterer<br />

Stelle fasst Stendahl seine Meinungsunterschiede zu Ernst Käsemann,<br />

seinem schärfsten Kritiker, ganz ähnlich zusammen: »Zuerst<br />

muss geklärt werden, was Paulus mit seiner Argumentation zur<br />

<strong>Rechtfertigung</strong> bezweckte: Wollte er <strong>die</strong> Frage beantworten: Wie<br />

soll ich, Paulus, meinen Platz in Gottes Plan und meine Sendung<br />

zu den Heiden verstehen, und wie kann ich das Recht der Heiden<br />

verteidigen, dass auch sie an den Verheißungen Gottes teilhaben?<br />

Oder aber ging er <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Fragestellung ein, <strong>die</strong> ich für später entstanden<br />

und <strong>auf</strong> westlichem Denken basierend halte: ›Wie finde ich<br />

einen gnädigen Gott?‹« (S. 131).<br />

Was meint Paulus, wenn er sagt, »dass der Mensch durch den<br />

Glauben gerechtfertigt wird, ohne Werke des Gesetzes«? Wie wir<br />

16


Die Gefahr, Paulus durch eine moderne Brille zu sehen<br />

<strong>die</strong>sen Vers (Galater 2,16) verstehen, hängt (zumindest teilweise)<br />

davon ab, <strong>auf</strong> welche Frage Paulus damit unserer Meinung nach<br />

eingeht. Für Stendahl lautet <strong>die</strong>se Frage nicht: »Wie kann ein Sünder<br />

einen gnädigen Gott finden?«, sondern: »Unter welchen Bedingungen<br />

können Heiden in das Volk Gottes <strong>auf</strong>genommen werden?«<br />

Diese Auffassung Stendahls darüber, welche Ausgangsfrage<br />

Paulus in Galater 2,16 beantwortet, ist heute für viele unumstößlich<br />

geworden. 3 Und wie viele andere unumstößliche Grundannahmen,<br />

<strong>die</strong> Neutestamentlern lieb und teuer sind, enthält auch<br />

<strong>die</strong>se ein Fünkchen Wahrheit. Die ersten Jünger Jesu waren Juden.<br />

Paulus wurde »berufen, ein Apostel der Heiden« zu sein (Röm 1,1;<br />

11,13). Die Frage, wie bekehrte Heiden mit gläubigen Juden in einer<br />

einzigen Glaubensgemeinschaft zusammenfinden könnten, wurde<br />

in der Frühkirche von verschiedenen Führungspersonen verschieden<br />

beantwortet. Manche meinten, Heidenchristen müssten<br />

erst durch Beschneidung Juden werden und wie Juden leben, d. h.<br />

jüdische Speisegebote, den Sabbat usw. halten. Paulus bekämpfte<br />

<strong>die</strong>se Lehre und ihre Vertreter an vorderster Front. Der Begriff der<br />

»<strong>Rechtfertigung</strong>« wurde zuerst in jenen Briefen zum Hauptthema,<br />

in denen Paulus <strong>die</strong>se Debatte führte. So viel muss jeder zugeben,<br />

der das Neue Testament sorgfältig liest.<br />

3 Stendahl bildet einen scharfen Gegensatz zwischen Paulus’ angeblichem Anliegen<br />

mit seiner <strong>Rechtfertigung</strong>slehre (nach Stendahl: wie Heiden in das Volk Gottes <strong>auf</strong>genommen<br />

werden) und einem »späteren«, »westlich geprägten« Verständnis dessen,<br />

was Paulus damit erklären wollte (wie Sünder einen gnädigen Gott finden können).<br />

Dieser Gegensatz wurde in der Frühphase der Diskussion um <strong>die</strong> »Neue Paulusperspektive«<br />

häufig <strong>auf</strong>gegriffen. In der späteren Diskussion jedoch sieht man (zumindest<br />

manchmal) <strong>die</strong> Unterschiede mehr als Frage der Gewichtung anstatt als<br />

Gegensatz. James Dunn schreibt z. B.: »Die Erklärung des Paulus, dass man durch<br />

Glauben und nicht durch Werke gerechtfertigt wird, erwächst im Kontext seiner<br />

Heidenmission und aus seiner Verteidigung dessen, was ihm grundsätzlich wichtig<br />

war: Das Evangelium gilt allen, Heiden wie Juden, und es fordert vom Heiden nicht,<br />

ein Proselyt zu werden oder einen jüdischen Lebensstil zu übernehmen. Das anzuerkennen<br />

heißt nicht, <strong>die</strong> weit grundlegendere Tatsache zu leugnen oder herunterzuspielen,<br />

dass niemand vor Gott bestehen kann, ohne von Gott aus Gnade Vergebung<br />

und <strong>Rechtfertigung</strong> zu bekommen« (Dunn, »The New Perspective: Whence, What,<br />

and Whither?«, S. 87). Ebenso stellte auch N. T. Wright fest, <strong>die</strong> »neue Perspektive«<br />

betone zwar, »dass Paulus immer dann, wenn er über <strong>Rechtfertigung</strong> spricht, zugleich<br />

über <strong>die</strong> Integration von Heiden spricht«, versage zugleich aber »gewöhnlich«<br />

darin <strong>auf</strong>zuzeigen, »wie <strong>die</strong>s mit der traditionellen Sicht vereinbar ist, dass er davon<br />

spricht, wie Sünder mit Gott ins Reine kommen« (Paul in Fresh Perspective, S. 36).<br />

17


<strong>Angriff</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>Rechtfertigung</strong> · Kapitel 1<br />

Problematisch wird es allerdings vielmehr bei dem, was Stendahl<br />

bestreitet; und <strong>die</strong> Ironie daran ist: Stendahl will seine These gerade<br />

dadurch schmackhaft machen, dass er anderen vorwirft, sie (und<br />

nicht er) würden Paulus durch eine moderne Brille sehen. Zweifellos<br />

hat der heutige säkularisierte Mensch <strong>die</strong> frühere Sorge, in<br />

welchem Verhältnis der Mensch zu Gott steht, in den Hintergrund<br />

gedrängt – oder gänzlich über Bord geworfen. Umgekehrt meint<br />

man in unserer multikulturellen Gesellschaft, es sei für eine friedliche<br />

Gesellschaft wichtiger als je zuvor, Menschen aus fremdem<br />

ethnischen und kulturellen Hintergrund zu akzeptieren. Folglich<br />

präsentiert Stendahl einen Paulus, der im negativen wie im positiven<br />

Sinne an unser modernes Denken angepasst ist. Wie kann uns<br />

dann Stendahls Paulus-Portrait zugleich dem historischen Paulus<br />

des 1. Jahrhunderts näherbringen?<br />

Der Schwerpunkt der paulinischen Mission:<br />

Thessalonich und Korinth<br />

Die Zweifel beginnen schon, wenn wir über das Thema hinausgehen,<br />

das Stendahl zurecht als zentral für <strong>die</strong> paulinische Mission<br />

beschreibt – <strong>die</strong> Bedingungen, zu denen Heiden in das Volk Gottes<br />

<strong>auf</strong>genommen werden können – und eine noch weit grundlegendere<br />

Frage stellen: Was bewegt Heiden überhaupt dazu, einer Gemeinschaft<br />

von Gläubigen beizutreten? Stendahl braucht uns nicht<br />

erzählen, Paulus hätte den Mittelmeerraum durchzogen, ohne<br />

Menschen mit einem von Sünden geplagten Gewissen Frieden anzubieten.<br />

Ebenso wenig dürfen wir uns einbilden, er hätte Heiden<br />

damit zur Bekehrung gelockt, dass er ihnen eine Mitgliedschaft im<br />

jüdischen Volk Gottes anbot oder <strong>die</strong> Werbetrommel dafür gerührt<br />

hätte, wie leicht man jetzt in den Bund mit Abraham <strong>auf</strong>genommen<br />

werden könne. 4 Ob mit oder ohne Beschneidung: Kaum ein<br />

Heide hätte sich wohl übermäßig gedrängt gefühlt, einer jüdischen<br />

18<br />

4 Gewiss glaubte Paulus, dass eine solche Mitgliedschaft und ein solcher Zugang inbegriffen<br />

sind, wenn man sein Evangelium im Glauben annimmt. Aber allein das<br />

kann nicht <strong>die</strong> zündende oder große Anziehungskraft des Evangeliums <strong>auf</strong> Nichtjuden<br />

ausmachen!


Die Gefahr, Paulus durch eine moderne Brille zu sehen<br />

Gemeinschaft oder deren »Bund« beizutreten. Paulus’ Botschaft<br />

konnte nur <strong>auf</strong> eine einzige Weise Anklang unter Nichtjuden finden:<br />

Sie traf ein Bedürfnis, das sie selbst für wichtig hielten – und<br />

wenn nicht schon zuvor, dann zumindest, nachdem Paulus zu ihnen<br />

gesprochen hatte. Seine Briefe erklären eindeutig, welcher Art<br />

<strong>die</strong>ses Bedürfnis ist.<br />

Die Mehrheit der Neutestamentler glaubt, dass der 1. Thessalonicherbrief<br />

auch als erster der uns erhaltenen Paulusbriefe verfasst<br />

wurde. In Thessalonich hatte Paulus eine Gemeinde gegründet und<br />

schrieb kurz dar<strong>auf</strong> zwei Briefe dorthin. Sie spiegeln vom Anfang<br />

bis zum Ende nachdrücklich wider, welche Botschaft Paulus verkündigte,<br />

als er erstmals in der Stadt <strong>auf</strong>trat. Paulus hatte seine<br />

Hörer gewarnt, dass Gott jederzeit seinen Zorn über <strong>die</strong> nichtsahnende<br />

Menschheit ausgießen und plötzliches Verderben über sie<br />

bringen kann (1,10; 5,3; vgl. 2Thes 1,5-10). Das Maß der menschlichen<br />

Bosheit war praktisch voll. Die Heiden hatten den wahren<br />

und lebendigen Gott ignoriert und Götzen ge<strong>die</strong>nt. Ihre Unmoral<br />

war altbekannt und sie wandelten in Finsternis statt im Licht (vgl.<br />

1Thes 1,9; 4,4f; 5,6f). Die Juden hingegen hatten ihre Entfremdung<br />

von Gott in ihrer nicht weniger altbekannten Geschichte verdeutlicht,<br />

dass sie nämlich notorisch Gottes Boten verwarfen: einst <strong>die</strong><br />

Propheten, jüngst den Herrn Jesus und jetzt seine Zeugen, <strong>die</strong> Apostel<br />

(2,14ff). Über alle, Juden wie Heiden, würde <strong>die</strong> Strafe plötzlich<br />

und ohne Entrinnen kommen (5,3).<br />

Viele Leute von heute nehmen – aus Gründen, <strong>die</strong> wir hier nicht<br />

näher erforschen brauchen – eine solche Botschaft nicht ernst.<br />

Doch <strong>die</strong> Zuhörer von Paulus im Thessalonich des 1. Jahrhundert<br />

nahmen ihn ernst. Die Vorstellung, dass ihre Taten eine Gottheit<br />

erzürnten, war ihnen nicht neu, und das Missfallen der Götter zu<br />

erregen war gefährlich. Juden und Nichtjuden waren gleichermaßen<br />

stets bemüht, <strong>auf</strong> gutem Fuß mit den übernatürlichen Mächten<br />

zu stehen, <strong>die</strong> ihr Schicksal beeinflussten oder gar lenkten. Angesichts<br />

solcher Bemühungen fiel <strong>die</strong> Botschaft des Paulus <strong>auf</strong> fruchtbaren<br />

Boden. Man muss sich schon wundern, wie Stendahl <strong>auf</strong> <strong>die</strong><br />

Idee kommt, <strong>die</strong> Frage: »Wie finde ich einen gnädigen Gott?« hätte<br />

allein Menschen im neuzeitlichen Westen umgetrieben; völlig unverständlich<br />

aber ist, wie er meinen kann, solche Gedanken hätten<br />

19


<strong>Angriff</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>Rechtfertigung</strong> · Kapitel 1<br />

den Menschen des Altertums nicht beschäftigt – besonders, wenn<br />

wir an <strong>die</strong> Zuhörer denken, <strong>die</strong> Paulus’ Warnung vor dem drohenden<br />

Gericht beherzigten. Die Frage <strong>auf</strong>zuwerfen, ob das zu jener<br />

Selbstprüfung geführt hat, <strong>die</strong> spätere Zeiten kennzeichnet, führt<br />

nur <strong>auf</strong> eine falsche Fährte. Ob jemand nun ein zur Selbstprüfung<br />

neigendes Gewissen hat oder nicht: Wer auch immer <strong>die</strong> Warnung<br />

vor einem drohenden göttlichen Gericht ernst nimmt, muss das<br />

drängende Anliegen haben, einen gnädigen Gott zu finden.<br />

So viel ist klar. Umgekehrt deutet auch nichts im 1. Thessalonicherbrief<br />

dar<strong>auf</strong> hin, dass das Verhältnis zwischen Heiden- und<br />

Judenchristen in der dortigen Gemeinde ein Problem gewesen wäre.<br />

Laut Dunn »stand in Paulus’ theologischem Denken <strong>die</strong> Überzeugung<br />

im Vordergrund, dass Gottes Heilsplan Heiden wie Juden einschließt,<br />

und nicht <strong>die</strong> Frage, wie ein Sünder einen gnädigen Gott<br />

findet.« 5 Wenn das so wäre und das letztere Anliegen erst im späteren<br />

Abendland <strong>auf</strong>kam, dann müsste man sagen: Die Botschaft,<br />

<strong>die</strong> Paulus den Thessalonichern verkündigte, ließ sie über das Herzstück<br />

seines Denkens im Dunkeln. Zugleich hätte er sinnloserweise<br />

eine Frage beantwortet, <strong>die</strong> seinen Hörern an ihrem Ort und in<br />

ihrer Zeit nicht einmal im Traum zu stellen eingefallen wäre.<br />

Paulus’ Antwort <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Frage, von der ihm heute abgesprochen<br />

wird, dass er sie behandelt habe, lautet: Gott sorgt durch seinen<br />

Sohn Jesus für Errettung vor dem kommenden Zorn (1,10; 5,9). Diese<br />

Botschaft der »Errettung« – <strong>die</strong> mit Recht »Evangelium« (= gute<br />

Botschaft) genannt wird – war Paulus anvertraut worden (2,4.16).<br />

Um »gerettet« zu werden, mussten <strong>die</strong> Hörer sein Evangelium »annehmen«<br />

(1,6); sie mussten anerkennen, dass es kein Menschenwort,<br />

sondern Gottes Wort ist (2,13). Eine solche gläubige Reaktion<br />

<strong>auf</strong> das Wort Gottes zeigte, dass sie sich zu dem lebendigen und<br />

wahren Gott bekehrt hatten (1,9) und an ihn glaubten (1,8). Die<br />

zum Heil Bestimmten reagierten anders <strong>auf</strong> das Evangelium als <strong>die</strong><br />

zum Zorn Verdammten: Sie glaubten. Sie werden daher wiederholt<br />

als »<strong>die</strong> Gläubigen« bezeichnet (1,7; 2,10.13), und <strong>die</strong> anderen als <strong>die</strong>,<br />

<strong>die</strong> der Wahrheit des Evangeliums nicht glauben (oder gehorchen;<br />

vgl. 2Thes 1,8; 2,12; 3,2).<br />

20<br />

5 Dunn, »Works of the Law and the Curse of the Law (Gal. 3.10-14)«, S. 130.


Die Gefahr, Paulus durch eine moderne Brille zu sehen<br />

Gelegentlich meinen manche, es sei selbstsüchtig (oder gar ungehobelt),<br />

sich um sein Seelenheil zu sorgen. Doch sicher hätten<br />

nur jene, <strong>die</strong> Paulus’ Botschaft ablehnten, das eigene Seelenheil<br />

ausschlagen können; und <strong>die</strong> Frage: »Wie finde ich einen gnädigen<br />

Gott?«, drückt praktisch genau das aus, worum sie sich dann zwingend<br />

hätten sorgen müssen. Nicht nur Augustinus und seine Nachfolger<br />

hatten <strong>die</strong>se drängende Frage, sondern auch <strong>die</strong> ursprünglichen<br />

Empfänger des 1. Thessalonicherbriefs.<br />

Natürlich würde es unsere Argumentation entkräften, wenn<br />

man <strong>die</strong> Bedeutung des 1. Thessalonicherbriefs dadurch herunterspielt,<br />

dass man ihn als »frühpaulinisch« abtut und behauptet,<br />

Paulus würde darin eine ganz andere Botschaft verkünden als in<br />

seinen späteren, angeblich »reiferen« Briefen. Doch seine Reise von<br />

Thessalonich über Athen nach Korinth führte keineswegs zu einer<br />

solchen Veränderung. Das Ziel, das Paulus in Korinth (und überall,<br />

wie er uns versichert) ausdrücklich verfolgte, war, alles ihm Mögliche<br />

zu tun, um <strong>die</strong> Hörer seiner Botschaft zu »retten«:<br />

Den Juden bin ich ein Jude geworden, um Juden zu gewinnen;<br />

denen, <strong>die</strong> unter dem Gesetz stehen, bin ich, obgleich ich<br />

nicht unter dem Gesetz stehe, einer unter dem Gesetz geworden,<br />

um <strong>die</strong> zu gewinnen, <strong>die</strong> unter dem Gesetz stehen. Den<br />

Gesetzlosen war ich sozusagen ein Gesetzloser – nicht als ein<br />

Gesetzloser vor Gott, sondern gebunden an das Gesetz Christi<br />

–, um <strong>die</strong> Gesetzlosen zu gewinnen. Den Schwachen wurde<br />

ich ein Schwacher, um <strong>die</strong> Schwachen zu gewinnen. Allen bin<br />

ich alles geworden, um <strong>auf</strong> jeden Fall einige zu retten. (1Kor<br />

9,20ff; vgl. 10,33)<br />

»Errettung« bedeutet in den Thessalonicherbriefen »Rettung vor<br />

dem Zorn und dem Gericht Gottes«; Gleiches gilt für <strong>die</strong> Korintherbriefe.<br />

Der »Welt« droht laut 1. Korinther 11,32 das Verdammungsurteil;<br />

<strong>die</strong> Menschen in ihr sind laut zahlreichen weiteren<br />

Bibelstellen »verloren« (1,18; 2Kor 2,15; 4,3) – und zwar deshalb, weil<br />

sie wegen ihrer Taten ver<strong>die</strong>nen, verdammt zu werden: »Ungerechte<br />

werden das Reich Gottes nicht erben« (1Kor 6,9). Denen, <strong>die</strong> andernfalls<br />

verloren gehen würden, brachte Paulus das Evangelium,<br />

21


<strong>Angriff</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>Rechtfertigung</strong> · Kapitel 1<br />

das besagt, dass alle, <strong>die</strong> seiner Botschaft glauben, von Sünde und<br />

Verdammnis gerettet werden:<br />

Denn das Wort vom Kreuz ist denen, <strong>die</strong> verloren gehen, Torheit;<br />

uns aber, <strong>die</strong> wir gerettet werden, ist es Gottes Kraft. …<br />

[Es hat] Gott wohlgefallen, durch <strong>die</strong> Torheit der Predigt <strong>die</strong><br />

Glaubenden zu retten. (1Kor 1,18.21)<br />

Ich tue euch aber, Brüder, das Evangelium kund, das ich<br />

euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem<br />

ihr auch steht, durch das ihr auch gerettet werdet, wenn ihr festhaltet,<br />

mit welchem Wortlaut ich es euch verkündigt habe, es sei<br />

denn, dass ihr vergeblich zum Glauben gekommen seid. (1Kor<br />

15,1f)<br />

Denn wir sind ein Wohlgeruch Christi für Gott unter denen,<br />

<strong>die</strong> gerettet werden, und unter denen, <strong>die</strong> verloren gehen; den<br />

einen ein Geruch vom Tod zum Tode, den anderen aber ein Geruch<br />

vom Leben zum Leben. Und wer ist dazu tüchtig? (2Kor<br />

2,15f; vgl. 6,1f)<br />

Es steht somit außer Frage, was <strong>die</strong> Kernbotschaft des Apostels war,<br />

als er nach Korinth kam. Für uns ist hierbei von Bedeutung: Die<br />

Thessalonicherbriefe sprechen zwar nicht wortwörtlich von »Gerechtigkeit«<br />

und »<strong>Rechtfertigung</strong>«, doch <strong>die</strong>se Begriffe finden sich<br />

in beiden Korintherbriefen. Das griechische Verb, das mit »rechtfertigen«<br />

übersetzt wird (dikaióō), leitet sich vom selben Wortstamm<br />

ab wie <strong>die</strong> Worte für »gerecht« (dikaiós) und »Gerechtigkeit«<br />

(dikaiosýnē). Es wird gewöhnlich in einem juristischen Kontext verwendet,<br />

wo es »für unschuldig erklären«, »für gerecht befinden«,<br />

»freisprechen« bedeutet. Paulus schreibt in 1. Korinther 4,4, er sei<br />

sich nicht bewusst, ein Unrecht begangen zu haben; 6 da aber Gott<br />

der Richter ist und nicht Paulus, bedeutet sein fehlendes Schuldbewusstsein<br />

nicht, dass er »gerechtfertigt« wäre. Mit anderen Worten:<br />

Gott allein kann das Urteil fällen, ob ein Mensch gerecht ist<br />

oder nicht. Und um in <strong>die</strong>sem (ziemlich gewöhnlichen) Sinne des<br />

22<br />

6 Im dortigen Kontext geht es darum, dass Paulus nicht wüsste, seiner Beziehung zu<br />

irgendeinem Korinther konkret geschadet zu haben.


Die Gefahr, Paulus durch eine moderne Brille zu sehen<br />

Wortes »gerecht« zu sein, muss man das tun, wozu man moralisch<br />

verpflichtet ist. Umgekehrt sind <strong>die</strong> »Ungerechten« jene, <strong>die</strong> nicht<br />

so leben, wie sie sollen; und Paulus weiß eine ganze Reihe von Sünden<br />

<strong>auf</strong>zuzählen, <strong>die</strong> sie begehen (1Kor 6,9f). Das Dilemma, das<br />

Paulus mit seinem Evangelium anspricht, kann man daher auch so<br />

beschreiben: Die Welt ist bevölkert von »Ungerechten«, <strong>die</strong> als solche<br />

keine Hoffnung haben können, Gottes Gericht zu überstehen.<br />

Das Evangelium hat eine Lösung für <strong>die</strong>ses Dilemma: Es bietet<br />

Ungerechten einen Weg, wie sie dennoch »für gerecht erklärt« bzw.<br />

»gerechtfertigt« werden können (6,11).<br />

Diese Begrifflichkeiten prägen <strong>die</strong> Korintherbriefe zwar nicht,<br />

sind aber dort durchaus vorhanden und haben nichts damit zu tun,<br />

ob Heiden beschnitten werden und jüdische Speisegebote halten<br />

müssen oder nicht (was in den Korintherbriefen kein Thema ist),<br />

oder wie Heiden vor Gott ebenso annehmbar werden können wie<br />

Juden (vielmehr haben auch Juden es nicht weniger nötig als Heiden,<br />

»gerettet« zu werden, siehe 1Kor 9,20-23; vgl. 1,18-25). Paulus<br />

spricht von Gerechtigkeit und <strong>Rechtfertigung</strong>, um <strong>auf</strong>zuzeigen,<br />

wie Sünder jene Gerechtigkeit erlangen können, <strong>die</strong> sie brauchen,<br />

um vor Gott zu bestehen. Dass Christus »unsere Gerechtigkeit«<br />

ist, wie 1. Korinther 1,30 erklärt, trifft den Nagel am prägnantesten<br />

<strong>auf</strong> den Kopf: Christus ist das Mittel, durch das Menschen, <strong>die</strong><br />

an sich ungerecht sind (sonst hätten sie nicht nötig, dass Christus<br />

selbst ihre »Gerechtigkeit« ist), von Gott als gerecht befunden werden<br />

können. Dieselbe Aussage trifft Paulus in 2. Korinther 5,21:<br />

Gott »hat den, der Sünde nicht kannte, für uns zur Sünde [d. h.<br />

zum Sündopfer] gemacht, damit wir in ihm Gottes Gerechtigkeit<br />

würden.« Paulus verwendet das Verb »rechtfertigen« in 1. Korinther<br />

6,11 in einem Kontext, wo er <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> »gerechtfertigt«<br />

(oder »für gerecht erklärt«) werden, ausdrücklich als »Ungerechte«<br />

bezeichnet. Direkt davor hat er <strong>die</strong> Korinther ermahnt, »dass Ungerechte<br />

das Reich Gottes nicht erben werden« (6,9). Dann zählt<br />

er verschiedene Arten von »Ungerechten« <strong>auf</strong> und fährt fort: »Und<br />

das sind manche von euch gewesen; aber ihr seid abgewaschen,<br />

aber ihr seid geheiligt, aber ihr seid gerechtfertigt worden durch<br />

den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres<br />

Gottes« (6,11). Hier steht: »<strong>Rechtfertigung</strong>« wird dadurch erzielt,<br />

23


<strong>Angriff</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>Rechtfertigung</strong> · Kapitel 1<br />

dass Sünden getilgt werden, <strong>die</strong> sonst den »Ungerechten« vom<br />

Reich Gottes ausschließen würden.<br />

Ein weiterer Text aus den Korintherbriefen sollte hier ebenfalls<br />

erwähnt werden. In 2. Korinther 3 nennt Paulus den Bund, dem<br />

er <strong>die</strong>nt, einen Bund der »Gerechtigkeit«, der »zum Freispruch<br />

führt«. Er vergleicht ihn mit dem mosaischen Bund, der den Israeliten<br />

»Verdammnis« und »den Tod bringt« (2Kor 3,7-9). Hier erklärt<br />

Paulus nicht näher, warum der mosaische Bund verdammt statt<br />

freizusprechen; doch im Lichte dessen, was er an anderen Stellen<br />

schreibt, steht zweifellos fest, was er meint. Der mosaische Bund<br />

verheißt denen Leben, <strong>die</strong> seine Gebote halten (Röm 10,5; Gal 3,12),<br />

und verflucht <strong>die</strong>, <strong>die</strong> sie nicht halten (Gal 3,10). Daher ist er ein<br />

Bund, der allein »Verdammnis« und »den Tod bringt« (so 2Kor<br />

3,7.9), sofern vorausgesetzt wird, dass alle Bundesangehörigen seine<br />

Vorschriften verletzen. Und genau davon ist Paulus natürlich<br />

überzeugt (vgl. Röm 8,7f). In Adam sterben alle (1Kor 15,22) – und<br />

das Gesetz Moses, das weit davon entfernt ist, eine Rettung aus<br />

<strong>die</strong>ser Misere zu bieten, kann nichts als nur unser Todesurteil verkünden<br />

(vgl. 15,56). Auf der anderen Seite beinhaltet Paulus’ Dienst<br />

unter dem Neuen Bund, dass er denen, <strong>die</strong> sonst verdammt würden<br />

(2Kor 3,9), eine Botschaft verkündigt, <strong>die</strong> Gerechtigkeit und Leben<br />

bringt (»<strong>Rechtfertigung</strong>«, »Freispruch«).<br />

Kurz gesagt: Die Korintherbriefe verbinden Ausdrücke wie<br />

»Gerechtigkeit« oder »<strong>Rechtfertigung</strong>« mit der Botschaft, <strong>die</strong> in<br />

den Korinther- und Thessalonicherbriefen als Hauptmotivation für<br />

<strong>die</strong> paulinische Mission hervortritt: Sünder vor dem ver<strong>die</strong>nten Gericht<br />

zu »retten«. Der Ausdruck »<strong>Rechtfertigung</strong>« durch das Evangelium<br />

von Jesus Christus ist für Paulus ein Mittel, um, <strong>die</strong> Frage<br />

zu beantworten, <strong>die</strong> sich unausweichlich aus der Botschaft vom<br />

drohenden eschatologischen Verderben ergibt: »Wie bekomme ich<br />

einen gnädigen Gott?«<br />

Ehe wir fortfahren, sollte noch betont werden: Das Thema<br />

»Gerechtigkeit« bzw. »<strong>Rechtfertigung</strong>« ist nur eine von mehreren<br />

Weisen, wie Paulus Gottes Abhilfe für das Problem der Sünde beschreibt.<br />

Tatsächlich kommen <strong>die</strong>se Begriffe in 1. Thessalonicher gar<br />

nicht vor. Die deutlichsten und vielleicht häufigsten Ausdrücke, <strong>die</strong><br />

Paulus verwendet, sind <strong>die</strong> Begriffe »retten« und »Errettung«:<br />

24


Die Gefahr, Paulus durch eine moderne Brille zu sehen<br />

Denn Gott hat uns nicht dazu bestimmt, dass wir seinem Gericht<br />

verfallen, sondern dass wir durch Jesus Christus, unseren<br />

Herrn, gerettet werden. (1Thes 5,9)<br />

Denn das Wort vom Kreuz ist denen, <strong>die</strong> verloren gehen,<br />

Torheit; uns aber, <strong>die</strong> wir gerettet werden, ist es Gottes Kraft.<br />

(1Kor 1,18)<br />

Eine solche Ausdrucksweise betont, vor welch großem Verderben<br />

<strong>die</strong> Gläubigen gerettet werden, wenn auch <strong>die</strong> Begriffe selbst nicht<br />

den Anlass für das schwere Gerichtsurteil erklären. Und genau<br />

<strong>die</strong>ser Aspekt, der Anlass der Erlösung, wird durch <strong>die</strong> Begriffe<br />

»Gerechtigkeit« und »<strong>Rechtfertigung</strong>« herausgestellt. Menschen,<br />

<strong>die</strong> sonst dem Verdammungsurteil anheimfielen, »schuldig« oder<br />

»ungerecht« zu sein, werden trotzdem von Gott »freigesprochen«<br />

(»gerechtfertigt«, »für gerecht erklärt«) – und entrinnen so dem Verderben.<br />

Paulus spricht bei <strong>die</strong>sem Thema auch von »Versöhnung«:<br />

Gott war in Christus und hat <strong>die</strong> Welt mit sich versöhnt, indem er<br />

ihnen ihre Übertretungen nicht anrechnete und in uns das Wort<br />

von der Versöhnung niedergelegt hat. Für Christus also reden wir<br />

als seine Gesandten, da ja Gott durch uns ermahnt; wir bitten für<br />

Christus: »Lasst euch mit Gott versöhnen!« (2Kor 5,19-20)<br />

Denn wenn wir, als wir noch Feinde Gottes waren, mit ihm<br />

durch den Tod seines Sohnes versöhnt worden sind … (Röm 5,10)<br />

Hier geht es darum, dass <strong>die</strong>, <strong>die</strong> sonst Gottes Feinde wären (weshalb<br />

sie in großer Gefahr schweben), sich jetzt einer guten Beziehung<br />

zu ihm erfreuen können (»Friede«). Wenn von »Erlösung« <strong>die</strong><br />

Rede ist (Röm 3,24; 1Kor 1,30), deutet das dar<strong>auf</strong> hin, dass <strong>die</strong> Erlösungsbedürftigen<br />

gefangen bzw. versklavt sind und dass <strong>die</strong> Befreiung,<br />

<strong>die</strong> Gott bietet, einen hohen Preis kostet (den K<strong>auf</strong>preis, das<br />

Lösegeld). In allen <strong>die</strong>sen Fällen ist Christus derjenige, der Gottes<br />

Problemlösung vollzieht; er ist es, durch den Gott rechtfertigt,<br />

versöhnt und erlöst. Jeder <strong>die</strong>ser Ausdrücke (es gibt noch weitere) 7<br />

7 Gläubige »sterben« mit Christus aus dem alten Leben, das von der Sünde beherrscht<br />

wird, und sie werden mit Christus zu neuem Leben »<strong>auf</strong>erweckt«, um<br />

25


<strong>Angriff</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>Rechtfertigung</strong> · Kapitel 1<br />

beschreibt einen bestimmten Aspekt von Gottes Lösung für das<br />

Problem des Menschen. Dennoch sind <strong>die</strong> Begriffe in den Paulusschriften<br />

weder synonym noch wechselseitig austauschbar: Sünder<br />

werden für gerecht erklärt (und nicht versöhnt); Feinde werden versöhnt<br />

(und nicht für gerecht erklärt) usw. Die Begriffe sind Metaphern,<br />

aber keine toten Metaphern.<br />

Das Dilemma der Galater<br />

Eine klar ausformulierte »Lehre von der <strong>Rechtfertigung</strong>« finden<br />

wir bei Paulus erstmals im Brief an <strong>die</strong> Galater: »Doch weil wir<br />

wissen, dass der Mensch durch Werke des Gesetzes nicht gerecht<br />

wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus …« (2,16).<br />

Hier begegnen wir auch zum ersten Mal in den Paulusbriefen einer<br />

Diskussion 8 , ob Heidenchristen beschnitten werden müssen<br />

(<strong>die</strong>se Diskussion wurde von Irrlehrern entfacht, <strong>die</strong> Paulus nach<br />

Galatien gefolgt waren). Paulus’ klare <strong>Rechtfertigung</strong>saussage steht<br />

eindeutig in Verbindung zu <strong>die</strong>ser Diskussion; doch worin genau<br />

besteht <strong>die</strong>se Verbindung?<br />

Was Paulus den Galatern ursprünglich verkündigte, war nichts<br />

anderes als <strong>die</strong> Botschaft, <strong>die</strong> er auch den Thessalonichern und Korinthern<br />

brachte: Christus ist es, durch den Gott Erlösung von dem<br />

Verderben schafft, das einer heillosen Menschheit droht (vgl. Gal<br />

1,4). Nichts in den Paulusbriefen legt nahe, dass in Thessalonich<br />

oder Korinth <strong>die</strong> Frage <strong>auf</strong>gekommen wäre, ob Heiden sich beschneiden<br />

lassen und andere jüdische Gebote halten müssen. Vermutlich<br />

sprach Paulus <strong>die</strong>ses Thema auch nicht an, als er in Galatien<br />

war. Und wenn, dann nur, um solche judaistischen Forderungen<br />

abzuweisen; und <strong>die</strong> Galater wären, derart zugerüstet, nicht so<br />

schnell denen <strong>auf</strong> den Leim gegangen, <strong>die</strong> damit an sie herantraten.<br />

Wir dürfen uns daher mit Recht fragen: Wie nur konnte <strong>die</strong><br />

Forderung, sich beschneiden zu lassen, für <strong>die</strong> an Christus gläubig<br />

Gott zu <strong>die</strong>nen (Röm 6); in Christus ist der Gläubige eine neue Schöpfung, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

alte ersetzt (2Kor 5,17; vgl. Gal 6,15); usw.<br />

8 Die drei Verse 1Kor 7,17-19 machen wohl kaum eine Diskussion aus.<br />

26


Die Gefahr, Paulus durch eine moderne Brille zu sehen<br />

gewordenen Galater so überzeugend klingen? Die Beschneidung<br />

an sich erschien ihnen wohl kaum begehrenswert; sie konnte den<br />

Galatern nur im Rahmen eines größeren Zusammenhangs <strong>auf</strong>gedrängt<br />

worden sein. Gott hatte den »Samen« (<strong>die</strong> Nachkommen)<br />

Abrahams als sein Volk erwählt. Am Sinai hatte er einen Bund<br />

mit ihnen geschlossen. Gottes Volk sollte nach den Gesetzen <strong>die</strong>ses<br />

Bundes wandeln. Dazu gehörte auch <strong>die</strong> Beschneidung. Wenn ein<br />

Mann zum Volk Gottes gehören (und somit dem von Paulus geschilderten<br />

drohenden Verderben entfliehen) wollte, musste er beschnitten<br />

werden. So oder ähnlich plausibel dürften <strong>die</strong> Irrlehrer in<br />

Galatien wohl argumentiert haben.<br />

Für sie war es kein Widerspruch, Jesus als Messias anzuerkennen<br />

und gleichzeitig <strong>die</strong> Beschneidung zu fordern. Auch sie beanspruchten,<br />

das »Evangelium« zu verkündigen (vgl. Gal 1,6), dass<br />

Gott, der das jüdische Volk erwählt hat, ihnen jetzt den Messias<br />

gesandt hatte. Auch <strong>die</strong>se Lehrer sagten, dass alle an Jesus glauben<br />

und sich <strong>auf</strong> seinen Namen t<strong>auf</strong>en lassen sollen. Doch <strong>die</strong> Hoffnung<br />

<strong>auf</strong> das Kommen des Messias war eine jüdische Hoffnung,<br />

und ihre Erfüllung war für sie kein Grund, den jüdischen Lebenswandel<br />

<strong>auf</strong>zugeben. Wenn Judentum bedeutet, einen Lebenswandel<br />

unter dem mosaischen Bund und dessen Gesetzen zu führen,<br />

dann kamen <strong>die</strong>se Lehrer nach Galatien, um für eine Sekte zu werben,<br />

<strong>die</strong> gerade erst begonnen hatte, innerhalb des Judentums Gestalt<br />

zu gewinnen. Sie unterschied sich von anderen Juden dadurch<br />

(und nur dadurch), dass sie an Jesus als Messias glaubten. Nach<br />

Meinung <strong>die</strong>ser Lehrer blieben das Gesetz und der Bund Moses der<br />

Rahmen, in dem das ganze Volk Gottes wandeln sollte.<br />

Die paulinische <strong>Rechtfertigung</strong>slehre (»der Mensch wird nicht<br />

aus Gesetzeswerken gerechtfertigt, sondern nur durch den Glauben<br />

an Christus Jesus«) wurde als Gegensatz zu <strong>die</strong>ser Position formuliert.<br />

Diese Formulierung wird von Vertretern der Neuen Paulusperspektive<br />

als eine Aussage verstanden, <strong>die</strong> Paulus’ Gegenposition<br />

einleitet: »Ein Mensch (hier: ein Heide) wird nicht durch Werke<br />

(dadurch, dass er beschnitten wird, <strong>die</strong> Speisegebote einhält usw.)<br />

gerechtfertigt (zu einem Mitglied des Volkes Gottes erklärt) …«<br />

Folglich versteht man den Ausdruck »gerechtfertigt werden« so, als<br />

bedeute er »zu einem Mitglied des Volkes Gottes erklärt werden«<br />

27


<strong>Angriff</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>Rechtfertigung</strong> · Kapitel 1<br />

oder »zum Teilhaber des Bundes erklärt werden«, oder auch »zu<br />

einem Mitglied der Familie Gottes erklärt werden«.<br />

In Kapitel 4 werde ich nachweisen, dass <strong>die</strong>se Erklärungen tatsächlich<br />

sehr seltsame Umschreibungen für <strong>die</strong> »<strong>Rechtfertigung</strong>«<br />

sind. Zwar führt Paulus durchaus <strong>die</strong> »Lehre der <strong>Rechtfertigung</strong>«<br />

gegen jegliche Forderung ins Feld, Heidenchristen müssten beschnitten<br />

werden; hier aber soll es zunächst genügen zu zeigen,<br />

wie <strong>die</strong> Formel von Galater 2,16 nicht allein eine Beschreibung von<br />

Paulus’ Position ist, sondern ein Argument dafür.<br />

Aufgrund dessen, was wir bereits in den Thessalonicher- und<br />

Korintherbriefen gesehen haben, müssen wir <strong>die</strong> »<strong>Rechtfertigung</strong>sformel«<br />

aus Galater 2,16 in etwa wie folgt verstehen:<br />

28<br />

»Ein Mensch (ob Jude oder Heide, jedenfalls zwingend ein Sünder)<br />

wird nicht dadurch für gerecht erachtet (und so vor Gottes Verdammungsurteil<br />

über Sünder verschont), dass er Gesetzeswerke<br />

tut (indem er erfüllt, was das Gesetz fordert – weil Sünder genau<br />

das eben nicht tun), sondern durch Glauben an Jesus Christus.«<br />

Eine solche Umschreibung lässt dem Ausdruck »<strong>Rechtfertigung</strong>«<br />

seine normale Stoßkraft. Und das ist <strong>die</strong>selbe Stoßkraft, <strong>die</strong> auch<br />

der Psalmvers hat, <strong>auf</strong> den Paulus noch im selben Vers anspielt,<br />

um seine Aussage zu belegen: »[Herr,] geh nicht ins Gericht mit<br />

deinem Knecht; denn vor dir ist kein Lebender gerecht« (Ps 143,2).<br />

Das spricht dasselbe menschliche Dilemma an, das auch in anderen<br />

Paulusbriefen zum Ausdruck kommt. Und <strong>die</strong>se Aussage – in<br />

<strong>die</strong>ser Bedeutung – bietet auch eine bewundernswerte Erwiderung<br />

<strong>auf</strong> <strong>die</strong> Forderung, dass Heidenchristen beschnitten werden sollen:<br />

Warum, würde Paulus sagen, sollten Heiden sich einem System unterwerfen,<br />

das unfähig ist, das zu geben, was Menschen angesichts<br />

des drohenden Gerichtes Gottes so dringend brauchen? Allein der<br />

Glaube an Christus bringt Erlösung (oder genauer: »<strong>Rechtfertigung</strong>«<br />

bzw. »Freispruch«).<br />

Dass Galater 2,16 tatsächlich genau das bedeutet, werde ich später<br />

in <strong>die</strong>sem Buch noch darlegen. Vorerst möchte ich einfach nur<br />

zeigen, welchen Sinn <strong>die</strong>se Aussage von Paulus im Kontext des Galaterbriefs<br />

ergibt, wenn man sie so versteht.


Die Gefahr, Paulus durch eine moderne Brille zu sehen<br />

Die neuen Lehrer der Galater (und Kontrahenten des Paulus)<br />

dürften vorausgesetzt haben, dass der Sinaibund weiterhin der<br />

Rahmen sei, in dem das Volk Gottes leben soll; doch an genau<br />

<strong>die</strong>sem Punkt setzt Paulus zum <strong>Angriff</strong> gegen sie an. Die Beschneidung<br />

(so argumentiert er praktisch) ist für <strong>die</strong> Heiden nicht erforderlich<br />

– und zwar weder deshalb nicht, weil der mosaische Bund<br />

zwar weiter in Kraft wäre, <strong>die</strong>ser Teil des Bundes aber nicht <strong>auf</strong><br />

sie anwendbar sei, noch deshalb nicht, weil ein weiterhin gültiger<br />

mosaischer Bund als ganzer nicht den Heiden gelte; vielmehr gilt<br />

der mosaische Bund insgesamt überhaupt nicht mehr. Seine Zeit<br />

ist vorüber. Selbst unter den besten Umständen war Gerechtigkeit<br />

mittels des mosaischen Bundes schlicht unerreichbar. Da dem mosaischen<br />

Gesetz <strong>die</strong> Mittel fehlten, um Sünder zu rechtfertigen,<br />

konnte es nichts anderes als sie verfluchen und versklaven. Im Heilsplan<br />

Gottes spielten der Bund und <strong>die</strong> Gesetze vom Sinai eine<br />

wichtige, aber zeitlich begrenzte Rolle – als Vormund des Volkes<br />

Gottes, bis der Messias kommt und sie erlöst (Gal 3,23-24; 4,2-4).<br />

Für Heidenchristen wäre es eine Katastrophe, sich jetzt beschneiden<br />

zu lassen: Sie übernähmen nicht nur unnötigerweise Pflichten,<br />

<strong>die</strong> allein Juden gelten, sondern würden dadurch auch Christus<br />

verwerfen, dessen Tod das einzige Mittel ist, durch das Juden und<br />

Heiden gleichermaßen Gerechtigkeit finden können. Außerdem<br />

würden sie dadurch ein Leben unter einem Bund antreten, der sie<br />

nur verdammen kann. Das ist <strong>die</strong> Hauptaussage des Galaterbriefs.<br />

Ich will kurz <strong>die</strong> entscheidenden Punkte <strong>die</strong>ser Thesen erläutern:<br />

9<br />

1. Das Gesetz kann nicht gerecht machen<br />

Wenn Paulus von <strong>Rechtfertigung</strong> spricht, dann meint er damit<br />

im Galaterbrief wie auch in seinen anderen Briefen <strong>die</strong> Art und<br />

Weise, wie Sünder für gerecht erfunden werden können. Dass<br />

Heiden Sünder sind, war für Juden selbstverständlich (Gal 2,15).<br />

Doch wenn Juden wie Petrus und Paulus <strong>Rechtfertigung</strong> in Christus<br />

suchten, dann mussten auch sie <strong>die</strong>se brauchen; auch sie muss-<br />

9 Eine detailliertere Abhandlung dazu findet sich in meinem Buch Perspectives Old<br />

and New on Paul, S. 366-384.<br />

29


<strong>Angriff</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>Rechtfertigung</strong> · Kapitel 1<br />

ten dann Sünder sein (2,16). Wäre <strong>Rechtfertigung</strong> »durchs Gesetz«<br />

möglich gewesen, dann hätte Christus nicht sterben müssen. Daher<br />

ist sein Tod <strong>die</strong> einzige Möglichkeit, Sünder rechtfertigen zu<br />

können (2,21). Laut Galater 3,22ff sind alle »von der Sünde gefangen<br />

gehalten«; Christus aber ist gekommen, »damit wir aus Glauben<br />

gerechtfertigt würden«. Paulus’ Botschaft von der <strong>Rechtfertigung</strong><br />

spricht kein Bedürfnis an, das nur für Heiden typisch wäre, sondern<br />

das alle Menschen haben – Juden wie Petrus und Paulus nicht<br />

weniger als Heiden wie <strong>die</strong> Galater –, denn alle sind Sünder.<br />

Vielleicht fragen wir uns: Warum wählt Paulus ausgerechnet<br />

Begriffe der Gerechtigkeit, um Gottes Lösung für das Problem des<br />

Menschen darzustellen? Er hätte das ja auch <strong>auf</strong> zahlreiche andere<br />

Weisen tun können. Zumindest ein Grund dafür dürfte sein,<br />

dass er dadurch <strong>die</strong> Schrift zitieren und sich <strong>auf</strong> Abraham als Präzedenzfall<br />

berufen kann, um seinen Standpunkt zu untermauern:<br />

»Abraham glaubte Gott, und das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet«<br />

(Gal 3,6 mit Zitat aus 1Mo 15,6).<br />

Die Schrift selbst zeigt also, dass es der Glaube ist, der zur Gerechtigkeit<br />

führt. Das Gesetz hingegen kann das nicht, wie Paulus<br />

in Galater 2,21 sagt. Anschließend erläutert er näher den Grund<br />

dafür. Das Gesetz sagt den Menschen, was sie tun sollen, und verspricht<br />

ihnen durchaus Leben, wenn sie es tun. Das Gesetz funktioniert<br />

so: »Wer es tut, wird dadurch leben« (Gal 3,12; ein Zitat aus<br />

3Mo 18,5). Da aber alle »von der Sünde gefangen gehalten« werden<br />

(Gal 3,22), erfüllt niemand <strong>die</strong> Bedingungen des Gesetzes. (Bedenken<br />

wir, dass Paulus in 2. Korinther 3,7.9 über den sinaitischen<br />

Bund sagt, dass er ausschließlich »Verdammnis« und »Tod« mit sich<br />

bringt.) Paulus hält es nicht für nötig, <strong>die</strong>se Aussage zu erläutern.<br />

Unter Juden war es allgemein anerkannt, dass das Gesetz Mittel<br />

vorschreibt, um Sühne für Sünden zu bewirken, <strong>die</strong> Menschen leider<br />

unausweichlich begehen, anstatt Gott zu <strong>die</strong>nen. Wenn alle,<br />

wie Paulus sagt, Gefangene der Sünde sind, dann ist kein Mensch<br />

zu finden, der wirklich von Herzen Gott <strong>die</strong>nt. Auf der anderen<br />

Seite hätten andere Juden auch gar nicht bestritten, dass das Gesetz<br />

unverbesserliche Sünder verdammt. Paulus unterscheidet sich<br />

von anderen Juden weniger darin, wie er <strong>die</strong> Forderungen des Gesetzes<br />

versteht, als vielmehr darin, wie er <strong>die</strong> Sündhaftigkeit des<br />

30


KAPITEL 7<br />

Auf den Punkt gebracht<br />

Sogar in der modernen westlichen Welt teilen viele mit Paulus das<br />

Bewusstsein, dass uns eine wunderschöne Welt gegeben wurde, wir<br />

aber viel getan haben, all das Gute in ihr zu verderben. Außerdem<br />

sind wir uns bewusst, dass wir eine moralische Verantwortung<br />

haben und dass uns ein solches Verhalten schuldig macht.<br />

Wir erkennen, dass <strong>die</strong>ses Übel zwei Wurzeln hat: unsere Habgier<br />

und unser unverfrorenes Missachten des Wohlergehens aller anderen<br />

Mitmenschen. Dennoch neigen wir Menschen seit Urzeit dazu,<br />

<strong>die</strong> Verantwortung dafür <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Sünden anderer zu schieben,<br />

statt uns an <strong>die</strong> eigene sündige Nase zu fassen. Wir sind uns vielleicht<br />

kaum bewusst, wie Zornausbrüche, verletzende Worte, verlockende<br />

Gelegenheiten zum Betrug und lange schwelender Groll<br />

das Gute, das uns im Leben zuteilwurde, nur noch mehr zerstören.<br />

Trotzdem gibt es mehr als genug Beispiele für Ungerechtigkeit und<br />

Unmenschlichkeit in unserer direkten Umgebung wie auch in internationalen<br />

Beziehungen, und <strong>die</strong>se Beispiele erinnern uns daran,<br />

dass <strong>die</strong> Welt, in der wir leben, nicht so ist, wie sie sein sollte.<br />

Dieses Bewusstsein teilen wir mit dem Apostel Paulus. Was er<br />

noch an Wahrheitserkenntnis besaß und was uns verloren gegangen<br />

ist (er würde sagen: was wir »niederhalten« oder »unterdrücken«;<br />

Röm 1,18), ist das Bewusstsein, dass <strong>die</strong> Gabe einer schönen<br />

Welt und des Guten im Leben von einem Geber stammt. Ihm<br />

Dank zu erweisen ist recht und auch vorzüglich und ein Anzeichen<br />

dafür, dass man im Einklang mit dem Guten der Schöpfung<br />

steht. Wer das nicht tut, zeigt damit, dass er für <strong>die</strong>ses Gute unempfindsam<br />

ist und sich nicht im Einklang damit befindet. Diese<br />

Abirrung wird zwangsläufig zu weiteren Perversionen des Guten<br />

führen und jeden Aspekt seines Lebens infizieren und verderben<br />

(Röm 1,18-32). Was uns betrifft, so können wir zwar zustimmen,<br />

dass unsere Welt nicht so ist, wie sie sein sollte; aber letztlich kön-<br />

113


<strong>Angriff</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>Rechtfertigung</strong> · Kapitel 7<br />

nen wir nicht sagen, warum. Das moralische Gewissen und Gespür,<br />

das – wie Paulus sagt – eine Gabe unseres Schöpfers ist und<br />

wie ein Fenster <strong>die</strong>nt, durch das wir <strong>die</strong> gute ethische Ordnung<br />

erblicken (2,15), besteht für uns nur noch in ideellen Werten ohne<br />

Bezug zur Realität. Wir sind unfähig zu sagen, warum <strong>die</strong> Welt<br />

anders sein sollte, und haben keinen Grund zur Hoffnung, dass sie<br />

jemals anders sein wird. Paulus war überzeugt, dass <strong>die</strong> Schöpfung<br />

»sehr gut« geschaffen wurde und dass der Schöpfer sie letztlich<br />

nicht zu Grunde gehen lässt. Eines Tages wird er sie wiederherstellen<br />

und seine guten Absichten damit verwirklichen.<br />

Doch Gottes Eingreifen zur Wiederherstellung stellt eine unmittelbare<br />

Gefahr für jene dar, <strong>die</strong> zum Verderben der Schöpfung<br />

beitragen. Da <strong>die</strong>se Menschen nicht durch das Evangelium verwandelt<br />

wurden, können sie keinen Anteil an einer wohlgeordneten<br />

Welt haben: »Ungerechte werden das Reich Gottes nicht erben«<br />

(1Kor 6,9; vgl. Gal 5,19ff). So, wie es derzeit um sie steht, können sie<br />

nur Gericht und Verdammnis erwarten. Paulus’ Botschaft ist darin<br />

eindeutig, und wer <strong>die</strong> Kraft <strong>die</strong>ser Botschaft erfährt, kann sich<br />

nur fragen: »Wie finde ich einen gnädigen Gott?« In ihrem Kern<br />

aber ist <strong>die</strong> Botschaft, <strong>die</strong> Paulus »anvertraut« wurde, eine »gute<br />

Botschaft« (1Thes 2,4): Gott, der in der Person Jesu Christi handelt,<br />

hat ein Mittel geschaffen, durch das man dem gerechten Verdammungsurteil<br />

entrinnen (1Thes 1,10; 5,9) und Anteil an der Herrlichkeit<br />

des kommenden Zeitalters bekommen kann (Röm 5,1‐2). Eine<br />

neue Menschheit wird für das Leben in der neuen Schöpfung zubereitet<br />

(Röm 5,14-19; 2Kor 5,17), und <strong>die</strong>se Menschheit ist geschaffen<br />

nach dem Ebenbild Christi – einem zweiten (nunmehr gehorsamem)<br />

»Adam«, der im Gegensatz zum ersten Adam steht, dessen<br />

Ungehorsam <strong>die</strong> alte Menschheit prägte.<br />

Paulus beschreibt <strong>die</strong> Errettung und Umgestaltung durch<br />

Christus <strong>auf</strong> vielerlei Weise; <strong>Rechtfertigung</strong> ist nur eine davon.<br />

Wer sich allein <strong>auf</strong> Paulus’ Texte über <strong>Rechtfertigung</strong> beschränkt,<br />

dem entgehen bedeutende Dimensionen des paulinischen Denkens.<br />

Dasselbe gilt natürlich auch, wenn man Paulus’ <strong>Rechtfertigung</strong>slehre<br />

übersieht oder verzerrt. In seinen Thessalonicherbriefen<br />

benutzt Paulus <strong>die</strong> Begriffe »gerecht«, »<strong>Rechtfertigung</strong>« usw.<br />

nicht, obwohl dort oft von Errettung <strong>die</strong> Rede ist. In den Korin-<br />

114


Auf den Punkt gebracht<br />

therbriefen finden sich <strong>die</strong>se Begriffe gelegentlich. Die Korinther<br />

waren wegen ihres Fehlverhaltens »ungerecht« wie alle anderen<br />

Menschen auch und somit untauglich für das Reich Gottes, aber<br />

sie waren »gerechtfertigt (oder: ›für gerecht erklärt‹) worden durch<br />

den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres<br />

Gottes« (1Kor 6,9ff).<br />

Die Galater waren ebenfalls durch Paulus gläubig geworden.<br />

Kurze Zeit später wurden sie von Lehrern besucht, <strong>die</strong> ihnen<br />

weismachen wollten: Wenn sie zum Volk Gottes gehören wollten,<br />

müssten sie, <strong>die</strong> Heiden, beschnitten werden und wie Juden leben.<br />

Paulus schreibt ihnen so alarmiert, als wären sie des Wahnsinns<br />

fette Beute: Warum bloß sollte sich jemand den Gesetzen eines<br />

Bundes unterwerfen, der alle seine Untertanen versklavt und verflucht?<br />

Nach <strong>die</strong>sem Argument wechselt Paulus wieder zum Bild<br />

der <strong>Rechtfertigung</strong>: Sünder, <strong>die</strong> <strong>Rechtfertigung</strong> brauchen (und das<br />

sind alle Menschen, Juden wie Heiden gleichermaßen), müssen<br />

einsehen, »dass der Mensch nicht <strong>auf</strong>grund von Gesetzeswerken<br />

gerechtfertigt (oder »für gerecht erklärt«) wird, sondern nur durch<br />

den Glauben an Christus Jesus« (Gal 2,16). Das ist schließlich das,<br />

was <strong>die</strong> Schrift schon vorher lehrte: »Abraham glaubte Gott, und<br />

das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet« (Gal 3,6).<br />

Das juristische Bild von der <strong>Rechtfertigung</strong>, das <strong>die</strong> Errettung<br />

veranschaulicht und dafür im Galaterbrief nützlich war, benutzte<br />

Paulus auch in seiner Zusammenfassung des Evangeliums in den<br />

ersten Kapiteln des Römerbriefs und machte es hier zum Zentrum<br />

seines Gedankengangs. Menschen tun nicht, was sie tun sollen,<br />

und stehen darum unter Gottes Gericht und Zorn (Röm 1,18-32).<br />

Sie müssen an das Gute erinnert werden, das sie tun sollen, und<br />

dazu <strong>die</strong>nt das mosaische Gesetz (2,17f). Würden <strong>die</strong> Menschen<br />

sich an <strong>die</strong>ses Gesetz halten, würde Gott sie für gerecht befinden<br />

(2,13). Doch für Menschen, <strong>die</strong> sich als von Natur unfähig und<br />

unwillig erweisen, das zu tun, was sie tun sollen (und so sind alle<br />

Menschen laut 3,10‐18), kann das Gesetz nur dazu <strong>die</strong>nen, sie<br />

zur Sündenerkenntnis zu führen. Es kann nicht als Weg zur Gerechtigkeit<br />

<strong>die</strong>nen, »weil aus Werken des Gesetzes kein Fleisch vor<br />

ihm gerechtfertigt werden kann; denn durch das Gesetz kommt<br />

Erkenntnis der Sünde« (3,20). Dieser Vers ist kein <strong>Angriff</strong> <strong>auf</strong> jüdi-<br />

115


<strong>Angriff</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>Rechtfertigung</strong> · Kapitel 7<br />

sche »Gesetzlichkeit«, als wären jene, <strong>die</strong> versuchen, das tun, was sie<br />

tun sollen, »gesetzliche Legalisten«. Dass <strong>die</strong>ser Vers einen Strich<br />

durch <strong>die</strong> Annahme macht, dass das Gesetz als Weg zur Gerechtigkeit<br />

<strong>die</strong>nen könnte, gründet vielmehr <strong>auf</strong> einem Verständnis der<br />

menschlichen Sündhaftigkeit, das viel radikaler ist als das Sündenverständnis<br />

der meisten damaligen Juden. Folglich ist für Paulus<br />

<strong>die</strong> einzige Gerechtigkeit, <strong>die</strong> sündige Menschen erlangen können,<br />

jene, <strong>die</strong> ihnen von Gott aus Gnade geschenkt wird, »ohne Gesetzeswerke«<br />

(3,24-28; 4,2-6; 5,17). Dadurch unterscheidet Paulus<br />

Gnade von Werken <strong>auf</strong> eine Weise, wie es anderen Juden nicht für<br />

nötig erschien.<br />

Gott kann Sünder nur deshalb mit Recht für gerecht erklären,<br />

weil Christus ihre Sünden <strong>auf</strong> sich nahm und durch seinen Opfertod<br />

für sie Sühne erwirkt hat. Doch auch wenn eine solche Ernennung<br />

zu Gerechten eine Gnadengabe ist, muss sie immer noch<br />

empfangen werden: Erst wenn bisher sture und unwillige Sünder<br />

Gott <strong>die</strong> ihm gebührende Ehre geben (1,21), ihren Widerstand <strong>auf</strong>geben<br />

und ihr Vertrauen <strong>auf</strong> das Erlösungswerk seines Sohnes setzen,<br />

erklärt Gott sie für gerecht (3,22.28; 5,1). Wenn ihr Glaubensbekenntnis<br />

sich nicht als leer erweist (1Kor 15,2), sondern zu einem<br />

beharrlichen (Lebens-) Wandel im Glauben führt, der <strong>die</strong> Versuchungen<br />

des Lebens überwindet (Röm 5,3-5; Kol 1,22f), dann wird<br />

das Jüngste Gericht <strong>die</strong> <strong>Rechtfertigung</strong> bestätigen, <strong>die</strong> sie empfingen,<br />

als sie <strong>auf</strong> Gottes Ruf des Evangeliums reagierten: Sie werden<br />

aus Glauben gerechtfertigt werden (Gal 5,5f).<br />

Entgegen allen <strong>Angriff</strong>en <strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>Rechtfertigung</strong>slehre in letzter<br />

Zeit glaube ich, dass man Paulus und seine <strong>Rechtfertigung</strong>slehre so<br />

wie oben dargestellt richtig versteht. Man kann <strong>die</strong> herkömmliche<br />

<strong>Rechtfertigung</strong>slehre nicht durch Behauptungen entkräften wie:<br />

– im 1. Jahrhundert seien <strong>die</strong> Menschen nicht daran interessiert<br />

gewesen, einen gnädigen Gott zu finden (wie hätte das angesichts<br />

des drohenden Gerichtes Gottes sein können?);<br />

– <strong>die</strong> herkömmliche <strong>Rechtfertigung</strong>slehre würde <strong>die</strong> Juden des<br />

1. Jahrhunderts zu Unrecht als »gesetzlich« oder »Legalisten«<br />

verurteilen (sie verurteilt vielmehr <strong>die</strong> Sündhaftigkeit aller<br />

Menschen);<br />

116


Auf den Punkt gebracht<br />

– auch <strong>die</strong> damaligen Juden hätten sich von Gottes Gnade abhängig<br />

gewusst (natürlich war das der Fall, aber sie unterschieden<br />

nicht – wie Paulus – Gnade zwingend von Werken);<br />

– »Gerechtigkeit« bedeute »Mitgliedschaft im Bund« (<strong>die</strong>se Bedeutung<br />

hatte der Begriff nie und wird ihn nie haben);<br />

– der Ausdruck »Werke des Gesetzes« bezeichne <strong>die</strong> »Grenzsteine«<br />

des jüdischen Volkes (<strong>die</strong>ser Begriff bezeichnet alle »gerechten«<br />

Taten, <strong>die</strong> das Gesetz fordert, um <strong>auf</strong> seine Weise zur Gerechtigkeit<br />

zu gelangen).<br />

Moderne Theologen haben Recht, wenn sie sagen: Paulus widmete<br />

sich dem <strong>Rechtfertigung</strong>sthema erstmals vorrangig, als es um <strong>die</strong><br />

Frage ging, ob Heidenchristen beschnitten werden sollen. Sie betonen<br />

zu Recht, welche sozialen Auswirkungen Paulus’ <strong>Rechtfertigung</strong>slehre<br />

damals hatte (was sie »vor Ort« bedeutete); und es steht<br />

ihnen frei, daraus abzuleiten, welche sozialen Auswirkungen sie für<br />

uns heute hat. Aber <strong>Rechtfertigung</strong> bedeutet: Gott erklärt Sünder<br />

für gerecht – unabhängig von gerechten Taten –, wenn sie an Jesus<br />

Christus glauben. Die Gläubigen, <strong>die</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong>se Weise gerecht<br />

gemacht wurden, bilden <strong>die</strong> neue Menschheit, das Volk Gottes der<br />

neuen Schöpfung (Röm 5,17ff).<br />

117


Literaturverzeichnis<br />

Augustinus von Hippo. Geist und Buchstabe / De spiritu et littera<br />

liber unus. Übertragen von Anselm Forster. Paderborn: Schöningh,<br />

1968.<br />

________. »Der Gottesstaat«. Elektronische Ausgabe der Bibliothek<br />

der Kirchenväter. Hg. Gregor Emmenegger. http://www.unifr.<br />

ch/bkv/rtf/bkv91.rtf. Letzter Abruf 29.01.2015. Originalausgabe:<br />

»Des heiligen Kirchenvaters Aurelius Augustinus zweiundzwanzig<br />

Bücher über den Gottesstaat.« Aus dem Lateinischen<br />

übers. v. Alfred Schröder. Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe,<br />

Band 01, 16, 28. Kempten; München: Kösel, 1911-1916.<br />

Barclay, John M. G. »Believers and the ›Last Judgment‹ in Paul: Rethinking<br />

Grace and Recompense«. In Eschatologie – Eschatology:<br />

The Sixth Durham-Tübingen Research Symposium; Eschatology<br />

in Old Testament, Ancient Judaism, and Early Christianity (Tübingen,<br />

September 2009). Hg. Hans-Joachim Eckstein, Christof<br />

Landmesser und Hermann Lichtenberger unter Mitarbeit von<br />

Jens Adam und Martin Bauspieß. Tübingen: Mohr Siebeck,<br />

2011. S. 195-208.<br />

________. »Grace within and beyond Reason: Philo and Paul in<br />

Dialogue«. In Paul, Grace, and Freedom: Essays in Honour of<br />

John K. Riches. Hg. Paul Middleton, Angus Paddison und Karen<br />

Wenell. London: T. & T. Clark, 2009. S. 1-21.<br />

________. »Paul, the Gift and the Battle over Gentile Circumcision:<br />

Revisiting the Logic of Galatians«. In Australian Biblical Review<br />

58 (2010). S. 36-56.<br />

Barth, Karl. Der Römerbrief. Elfter, unveränderter Abdruck der<br />

neuen Bearbeitung von 1922. Zürich: Theologischer Verlag Zürich,<br />

1976.<br />

Cadbury, Henry J. The Peril of Modernizing Jesus. New York: Macmillan,<br />

1937.<br />

119


Literaturverzeichnis<br />

Calvin, Johannes. Institutio oder Unterricht in der christlichen Religion.<br />

Übersetzt von Otto Weber. Neukirchen: Neukirchener<br />

Verlag, 2012 (1955).<br />

Campbell, Douglas A. The Deliverance of God: An Apocalyptic<br />

Rereading of Justification in Paul. Grand Rapids: Eerdmans,<br />

2009.<br />

Dunn, James D. G. »The New Perspective on Paul: Whence, What,<br />

and Whither?«. In ders., The New Perspective on Paul: Collected<br />

Essays. Grand Rapids: Eerdmans, 2005. S. 1-88.<br />

________. »Works of the Law and the Curse of the Law (Gal.<br />

3.10‐14)«. In ders., The New Perspective on Paul: Collected Essays.<br />

Grand Rapids: Eerdmans, 2005. S. 111-130.<br />

Luther, Martin. Gesammelte Werke. Hg. Kurt Aland. Digitale Bibliothek<br />

39. Berlin: Directmedia Publishing, 2008. Text identisch<br />

mit Luther deutsch. Göttingen 1991.<br />

________. Luther deutsch: Die Werke Martin Luthers in neuer Auswahl<br />

für <strong>die</strong> Gegenwart. Hg. Kurt Aland. Göttingen: Vandenhoeck<br />

& Ruprecht, 1991.<br />

________. Sämtliche Schriften. Hg. Joh. Georg Walch. Nachdruck<br />

der 2., überarbeiteten Auflage (St. Louis, Missouri, USA: Concordia<br />

Publishing House, 1880-1910). Groß Oesingen: Verlag der<br />

Lutherischen Buchhandlung Heinrich Harms, 1987.<br />

________. »D. Martin Luthers ausführliche Erklärung der Epistel<br />

an <strong>die</strong> Galater. Anno 1535. Neu aus dem Lateinischen übersetzt.«<br />

In Sämtliche Schriften (St. Louis 1880-1910). Bd. 9. Nachdruck<br />

Groß Oesingen: Harms, 1987. Sp. 1-773.<br />

________. »Vorrede zum Brief des Paulus an <strong>die</strong> Römer (1522)«. In<br />

Luther deutsch. Bd. 5. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht,<br />

1991. 45-360.<br />

Matlock, R. Barry. »Zeal for Paul but Not according to Knowledge:<br />

Douglas Campbell’s War on ›Justification Theory‹«. Journal for<br />

the Study of the New Testament 34 (2011). 115-149.<br />

Räisänen, Heikki. Paul and the Law. 2. Aufl. Tübingen: J. C. B.<br />

Mohr [Paul Siebeck], 1987.<br />

Sanders, E. P. Paul and Palestinian Judaism: A Comparison of Patterns<br />

of Religion. Philadelphia: Fortress, 1977. Autorisierte deutsche<br />

Übersetzung: Sanders, E. P. Paulus und das Palästinische<br />

120


Literaturverzeichnis<br />

Judentum. Ein Vergleich zweier Religionsstrukturen. Übers. v.<br />

Jürgen Wehnert. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1985.<br />

Stendahl, Krister. »The Apostle Paul and the Introspective Conscience<br />

of the West«. In ders., Paul among Jews and Gentiles and<br />

Other Essays. Philadelphia: Fortress, 1976. S. 78-96. Erstveröffentlichung<br />

in Harvard Theological Review 56 (1963). S. 199-215.<br />

<strong>Westerholm</strong>, <strong>Stephen</strong>. »Paul’s Anthropological ›Pessimism‹ in its<br />

Jewish Context«. Divine and Human Agency in Paul and His<br />

Cultural Environment. Hg. John M. G. Barclay und Simon J.<br />

Gathercole. London: T. & T. Clark, 2006. S. 71-98.<br />

________. [Rezension zu Sanders, E. P. Paul and Palestinian Judaism:<br />

A Comparison of Patterns of Religion. Philadelphia: Fortress,<br />

1977.] Svensk Teologisk Kvartalskrift 3 (1979). S. 131-133.<br />

________. Perspectives Old and New on Paul: The »Lutheran« Paul<br />

and His Critics. Grand Rapids: Eerdmans, 2004.<br />

Wright, Nicholas Thomas. Justification: God’s Plan and Paul’s Vision.<br />

Downers Grove, Ill.: IVP Academic, 2009.<br />

________. Paul in Fresh Perspective. Minneapolis: Fortress, 2006.<br />

121


Bibelstellenverzeichnis<br />

1. Mose<br />

6,9. ..........78; 80<br />

7,1 ............. 80<br />

15,6 ............ 30<br />

18,22-33 ..........81<br />

18,25 ........... 78<br />

2. Mose<br />

20,3 .............63<br />

23,6ff ............81<br />

23,7 ............ 84<br />

3. Mose<br />

18,5 ......30f; 36; 96<br />

19,35-36 ......... 79<br />

4. Mose<br />

32,23 ...........110<br />

5. Mose<br />

4,6-8 ...........100<br />

4,8. ............ 79<br />

9,6-7 . . . . . . . . . . . 80<br />

16,19 ............82<br />

25,1 ..........81; 84<br />

27,26 ............31<br />

28 ............. 72<br />

29 ............. 72<br />

1. Könige<br />

21 ..............82<br />

Hiob<br />

4,17-19 ...........81<br />

15,14ff ...........81<br />

25,4ff ............81<br />

27,17 ........... 78<br />

Psalmen<br />

1,6 ............. 78<br />

5,10 .............54<br />

7,9 ............. 78<br />

10,7 .............54<br />

14,1ff ............54<br />

18,21-28 .........111<br />

23,3 ............ 79<br />

33,1 ............ 78<br />

34,16f. .......... 78<br />

36,2 .............54<br />

96,11-13 .........110<br />

140,4 ............54<br />

143,2 ... 28; 81; 87; 95<br />

Sprüche<br />

1,7 .............100<br />

1,29-32 ..........111<br />

3,7 ............. 99<br />

3,19 ............ 99<br />

6,6ff. .........81; 99<br />

8,12-31 .......... 99<br />

12,10 ............81<br />

12,15. ........... 99<br />

13,5..............81<br />

17,15.............81<br />

17,26 ............82<br />

21,2 ............ 99<br />

21,26 ............81<br />

Jesaja<br />

5,23 ..........81; 84<br />

29,21 ............82<br />

59,7f ............54<br />

Hesekiel<br />

3,20 ............ 79<br />

18,5-9 ........... 79<br />

Amos<br />

5,12 .............82<br />

Habakuk<br />

2,4. ..........31; 34<br />

Matthäus<br />

7,17f ........... 67<br />

23,35 ............82<br />

27,19 ............82<br />

Lukas<br />

1,1-4.............50<br />

23,47 . . . . . . . . . . . .82<br />

Apostelgeschichte<br />

10,22 ........... 80<br />

10,35 ........... 80<br />

Römer<br />

1-2 .............111<br />

1,1 ..............17<br />

1,3 ..............56<br />

1,5 ......... 102; 112<br />

1,14ff ............34<br />

1,17 ..........34; 88<br />

1,18 .......34; 84; 113<br />

123


Bibelstellenverzeichnis<br />

1,18-32 .....34; 58; 84;<br />

...........113; 115<br />

1,21 ..... 34; 67; 100;<br />

.......... 109; 116<br />

1,24 . . . . . . . . . . . . 111<br />

1,26 . . . . . . . . . . . . 111<br />

1,26f ...........100<br />

1,28 ...... 67; 99; 111<br />

1,28-31 ...........57<br />

1,32 .............57<br />

2 . ...........57; 71<br />

2,4. ............110<br />

2,6. ......... 98; 111<br />

2,6-11. ...........34<br />

2,7 ..........99; 101<br />

2,7-10........... 98<br />

2,10 .........99; 101<br />

2,13 ...... 34; 36; 84;<br />

...... 99; 100ff; 115<br />

2,14-15 .......57f; 99<br />

2,15 ......... 58; 114<br />

2,17f ...........115<br />

2,17-20 .......34; 72<br />

2,17-22. ......... 99<br />

2,17-27. ..........35<br />

2,21f ...........100<br />

2,25-27 .........58ff<br />

3 . ........74; 85; 97<br />

3,5 ............. 89<br />

3,9 .......... 55; 103<br />

3,9f ............ 84<br />

3,9-11 ........... 44<br />

3,9-18 ............35<br />

3,9-20 ........34; 58<br />

3,10 ..........84; 95<br />

3,10-18 ....54; 84f; 115<br />

3,19 ... 44; 58; 85; 100<br />

3,19f. ...........102<br />

3,20 ...... 34; 89; 97;<br />

..........101f; 115<br />

3,20f ........... 87<br />

3,20-22 .........86f<br />

3,21 ..........34; 97<br />

124<br />

3,21-26. .........102<br />

3,22 ......73; 88; 89f;<br />

........... 95; 116<br />

3,22ff ........... 89<br />

3,23 ..........34; 85<br />

3,24 .......25; 35; 43;<br />

........ 85; 90; 116<br />

3,24ff. ..........112<br />

3,25f. ........... 87<br />

3,26 .............88<br />

3,28 .........97; 116<br />

4 . ...........85; 97<br />

4,1-8 .........35; 87<br />

4,2-6 ...........116<br />

4,3 ............. 89<br />

4,4-8 ..... 43; 90; 112<br />

4,5 .......... 35; 84;<br />

............87; 89<br />

4,6-8 .........35; 85<br />

4,9-12 ...........35<br />

4,13-16 .......... 97<br />

4,14 ............ 97<br />

4,15 ............100<br />

4,16 ............90<br />

4,22ff. .......... 89<br />

5 ...............35<br />

5,1 .............116<br />

5,1-2. ...........114<br />

5,2 .............103<br />

5,3-5............116<br />

5,6 .......... 44; 87<br />

5,6-10. ...........35<br />

5,8 ............. 44<br />

5,9 ..........87; 103<br />

5,10 ..........25; 44<br />

5,13 ............100<br />

5,14-19 ..........114<br />

5,15 .............43<br />

5,15-19 ...........71<br />

5,16-17 ...........35<br />

5,17 .......43; 88; 116<br />

5,17ff ...........117<br />

5,18-19 ...........35<br />

5,19 ..........44; 55<br />

5,20 ............100<br />

5,21 .............55<br />

6 . .......26; 88; 102<br />

6,1f ......... 55; 103<br />

6,12 .............55<br />

6,14 .............55<br />

6,14f ...........103<br />

6,16-23. ..........55<br />

6,18 .............83<br />

6,19 ............ 84<br />

6,20f ........... 44<br />

7 . ..............54<br />

7,1-6 ........... 84<br />

7,7 .............100<br />

7,7-13 ...........101<br />

7,12 ..... 83; 100; 109<br />

7,14 .............55<br />

7,16 ........102; 109<br />

7,18 ..........44; 56<br />

7,18f.............55<br />

7,22 ........100; 109<br />

8,1 . . . . . . . . . . . . 102f<br />

8,5-8......... 55; 102<br />

8,7 ..............56<br />

8,7f ......24; 44; 101<br />

8,8 ..............54<br />

8,13 ............102<br />

8,20-22 .........110<br />

9 . ..............35<br />

9,5 ..............56<br />

9,11f. ........... 44<br />

9,16 ............ 44<br />

9,30 .............36<br />

9,30f ........... 86<br />

9,31 ..........36; 90<br />

9,31ff ........... 98<br />

9,32 ............112<br />

9,33 ............ 89<br />

10 ..............35<br />

10,3 .............88<br />

10,4 .............36<br />

10,5 ..........24; 36


Bibelstellenverzeichnis<br />

10,5-10 ..........102<br />

10,6 ............ 89<br />

10,9ff ........... 89<br />

10,11f ............36<br />

10,13 ............36<br />

10,17 ........ 91; 112<br />

10,20 ............36<br />

11,6 .......43; 46; 90<br />

11,13 .............17<br />

12,17 ............57<br />

13,1 ............60<br />

13,1-4 ...........60<br />

13,8ff ...........100<br />

14,10ff ..........103<br />

14,18 ............57<br />

14,23 ........... 67<br />

15,8 ..........89; 91<br />

1. Korinther<br />

1,18 .......21f; 25; 91<br />

1,18-25 ...........23<br />

1,18-29 .......... 86<br />

1,21 .........22; 112<br />

1,24 . . . . . . . . . . . . 112<br />

1,30 ..........23; 25<br />

2,4f .............91<br />

3,10-15 ..........103<br />

4,4. ..........22; 84<br />

5,1 ..............57<br />

6,9. ......21; 23; 102;<br />

...........112; 114<br />

6,9f ..........23; 84<br />

6,9-11.........85; 115<br />

6,11 .............23<br />

7,17-19 .......... 26<br />

9,20ff. ...........21<br />

9,20-23 ..........23<br />

9,25ff ...........103<br />

10,1-12 ..........103<br />

10,33 ............21<br />

11,32. ............21<br />

12,3 .............91<br />

15,1f ............ 22<br />

15,2 .........103; 116<br />

15,3. .............88<br />

15,10. ...........103<br />

15,22 .........24; 54<br />

15,56............ 24<br />

2. Korinther<br />

1,20 ............ 89<br />

2,15 .............21<br />

2,15f. ........... 22<br />

3,7 ...........24; 30<br />

3,7-9 ........... 24<br />

3,9 .......24; 30; 101f<br />

4,3 ..............21<br />

5,10f. ...........103<br />

5,14f ........... 72<br />

5,17 ......26; 103; 114<br />

5,19f. ............25<br />

5,21 .....23; 74; 85; 88<br />

6,1f ............ 22<br />

6,14 .............83<br />

8,21 .............57<br />

12,9 ............103<br />

13,5.............103<br />

Galater<br />

1,4 ...........26; 88<br />

1,6 ..........27; 103<br />

2 . ...........86; 91<br />

2,11-16 ...........75<br />

2,15 ..........29; 95<br />

2,16 .......17, 26; 28;<br />

........30f; 34; 73;<br />

........85ff; 89; 93;<br />

....... 96f; 101; 115<br />

2,19 ............102<br />

2,20. ............56<br />

2,21 ......30f; 86; 96<br />

3,6 ........30; 89; 115<br />

3,7f .............33<br />

3,10 .......24; 31; 73;<br />

........86; 97; 101<br />

3,11ff .....31; 102; 112<br />

3,12 ....24; 30; 36; 96<br />

3,13 ......73; 98; 102<br />

3,17 .............32<br />

3,17f. ........... 97<br />

3,17-25 .......... 98<br />

3,18 ............ 97<br />

3,19 ............31f<br />

3,21ff ........ 32; 101<br />

3,21-24. .......29; 31<br />

3,22 ......... 30f; 55<br />

3,22ff ........... 30<br />

3,24f ............32<br />

4,2-4 ........... 29<br />

4,4f .............32<br />

4,5 ............. 80<br />

4,21ff .........32; 98<br />

4,25 .............32<br />

5,1 ............. 98<br />

5,4 ...........31; 96<br />

5,5f.............116<br />

5,17 .............56<br />

5,18 .............32<br />

5,19-21 ....56; 102; 114<br />

5,22f ...........103<br />

6,1 .............103<br />

6,8. ............102<br />

6,15 ............ 26<br />

Epheser<br />

2,8f ............90<br />

2,8ff. ............43<br />

Philipper<br />

1,6 .........103f; 112<br />

1,10 ............112<br />

1,11. ............103<br />

1,29 ......... 91; 112<br />

3,3f ............60<br />

3,6 .............59f<br />

3,8f .............37<br />

3,8-11 ...........60<br />

3,9 ..........88; 102<br />

4,8. ..........57; 83<br />

125


Bibelstellenverzeichnis<br />

Kolosser<br />

1,22f. ........103; 116<br />

1. Thessalonicher<br />

1,6 ............. 20<br />

1,7 ............. 20<br />

1,8 ............. 20<br />

1,9 .............19f<br />

1,10 .........19f; 114<br />

2,4. .........20; 114<br />

2,10 ..........20; 83<br />

2,13 ...20; 90; 103; 112<br />

2,14ff. ...........19<br />

2,16 ............ 20<br />

4,4f .............19<br />

4,12 .............57<br />

5,3 ..............19<br />

5,6f .............19<br />

5,9 ....... 20; 25; 114<br />

5,10 .............88<br />

5,23f. ...........112<br />

5,24 ...........103f<br />

2. Thessalonicher<br />

1,5-10 ............19<br />

1,8 ............. 20<br />

2,12 ............ 20<br />

2,14 ............112<br />

3,2 ............. 20<br />

Titus<br />

3,5ff . . . . . . . . . . . . .43<br />

Hebräer<br />

11,4 ............ 80<br />

2. Petrus<br />

2,7f ............ 80<br />

1. Johannes<br />

3,7 ............. 79<br />

3,12 ............ 80<br />

Offenbarung<br />

22,11 ........... 79<br />

126


Buchempfehlung<br />

Thomas Schreiner & Ardel Caneday<br />

Mit Ausharren l<strong>auf</strong>en<br />

Gibt es Heilsgewissheit<br />

ohne Heiligung?<br />

Betanien Verlag<br />

Paperback, 350 Seiten<br />

ISBN 978-3-935558-90-7<br />

Sonderpreis: nur 7,90 Euro (vorher 15,90 Euro)<br />

Disziplin. Ausdauer. Ausharren. Das Neue Testament beschreibt<br />

das Leben als Christ oft als einen Wettl<strong>auf</strong>, bei dem es um einen<br />

Preis geht. Was ist <strong>die</strong>ser Preis? Eine besondere, zusätzliche Auszeichnung<br />

für überdurchschnittliche Leistung? Oder geht es um<br />

<strong>die</strong> Errettung selbst? Kann man disqualifiziert werden, scheitern<br />

und den Preis verfehlen? Oder ist der Preis jedem sicher, der bei<br />

dem L<strong>auf</strong> gestartet ist? Was ist mit den biblischen Warnungen vor<br />

dem Versäumen des Preises? Kurz: Ist das Heil sicher oder verlierbar<br />

und wie hängt es mit dem Ausharren zusammen?<br />

Die Autoren bieten in <strong>die</strong>sem Buch Antworten durch eine<br />

gründliche Untersuchung der biblischen Lehre vom rettenden<br />

Glauben und zeigen <strong>die</strong> Folgerungen für das Volk Gottes <strong>auf</strong>. Diese<br />

grundlegende Stu<strong>die</strong> untersucht alle relevanten Texte des Neuen<br />

Testaments und lotet deren Bedeutung für das Leben als Christ,<br />

für das Heil und für den Dienst in Wortverkündigung, Gemeindeleitung<br />

und Seelsorge aus.<br />

Dieses hochinteressante und wertvolle Buch wird <strong>die</strong> klassischen<br />

Diskussionen sowohl um <strong>die</strong> Sicherheit oder Verlierbarkeit<br />

des Heils als auch um »Lordship Salvation« versus angeblicher »freier<br />

Gnade« nicht nur neu <strong>auf</strong>leben lassen, sondern viel Licht in alte<br />

Denkstrukturen bringen. Vor allem aber wird es den ernsthaften<br />

Christen ermutigen, durch Gottes Gnade im Glauben auszuharren<br />

und ihm helfen, Gottes Heil und Gnade in Christus tiefer zu verstehen<br />

und wertzuschätzen.


Weitere Bücher vom Betanien Verlag<br />

Jay E. Adams<br />

Keine Angst vor Theologie!<br />

Eine unterhaltsam-systematische Einführung in Glaubensfragen<br />

Paperback · 206 Seiten · ISBN 978-3-935558-44-0 · 11,90 Euro<br />

Kurz und knackig mit Tiefgang wie Humor erklärt der bekannte Autor grundlegende<br />

Themen der biblischen Lehre: das Wesen Gottes und des Menschen,<br />

rechtes Bibelverständnis, Sünde und Erlösung, Israel, Endzeitfragen, u.vm.<br />

Tim Kelly<br />

Auserwählt und eins gemacht<br />

Die Lehren der Gnade als Heilmittel gegen Spaltung<br />

Paperback · 220 Seiten · ISBN 978-3-935558-76-1 · reduzierter Preis: 5,90 Euro<br />

Tim Kelly erklärt <strong>die</strong> Lehre der Erwählung und <strong>die</strong> anderen »Lehren der Gnade«<br />

(auch als reformatorische »5 Punkte« bekannt) und zeigt, wie sie im NT<br />

dazu verwendet werden, <strong>die</strong> Einheit der Gläubigen zu fördern.<br />

Michael Lawrence<br />

Biblische Theologie für <strong>die</strong> Gemeinde<br />

Ein Leitfaden für <strong>die</strong> Anwendung von Gottes Offenbarung<br />

Paperback · 278 Seiten · ISBN 978-3-935558-45-7 · 13,90 Euro<br />

Eine sehr einleuchtende und hilfreiche Einleitung in <strong>die</strong> Biblische Theologie –<br />

in <strong>die</strong> Lehre von den roten Fäden der Bibel mit großem Praxisbezug. Es wird<br />

deutlich, wie man beim Stu<strong>die</strong>ren und Verkündigen der Bibel den »ganzen<br />

Ratschluss Gottes« erkennt und anderen lebensverändernd vermittelt.<br />

Donald A. Carson<br />

Stolpersteine der Schriftauslegung<br />

Wie man sorgfältig und korrekt mit der Bibel umgeht<br />

Paperback · 158 Seiten · ISBN 978-3-935558-79-2 · reduzierter Preis: 4,90 Euro<br />

Sind Fehlschlüsse bei unserem Bibelstudium unvermeidlich? Dieses beliebte<br />

Standardwerk zeigt, wie man <strong>die</strong> typischen Fehler bei der Schriftauslegung<br />

vermeidet und stattdessen sorgfältig und wahrhaft »bibeltreu« mit dem Bibeltext<br />

arbeitet und ihn »in gerader Richtung schneidet« (2. Tim 2,15).<br />

John MacArthur<br />

Sklave Christi<br />

Die unterschlagene Wahrheit über deine Identität in Christus<br />

Paperback · 217 Seiten · ISBN 3-935558-96-9 · 12,90 Euro<br />

Das NT sagt sehr häufig, dass Christen »Sklaven« Jesu sind, doch oft wurde<br />

<strong>die</strong>s nur mit »Diener« oder »Knecht« übersetzt. So wird <strong>die</strong>se reichhaltige<br />

Wahrheit oft übersehen. Doch aus der Sklavenstellung des Gläubigen können<br />

wir sehr viel über <strong>die</strong> Erlösung und unser Leben als Christ lernen.


<strong>Rechtfertigung</strong><br />

allein aus Glauben<br />

– das ist nicht nur <strong>die</strong> zentrale<br />

Erkenntnis der Reformation, sondern das A und O des<br />

Evangeliums. Und gerade <strong>die</strong>se entscheidende Lehre von der<br />

persönlichen <strong>Rechtfertigung</strong> des Sünders durch den Glauben<br />

an Jesus wird in jüngster Zeit massiv angegriffen.<br />

Theologen wie N.T. Wright, E.P. Sanders, James G.D. Dunn und<br />

Douglas A. Campbell üben mit ihrer Neuen-Paulus-Perspektive<br />

immer mehr Einfluss aus und werden bereitwillig angenommen.<br />

An theologischen Ausbildungsstätten versteht man den Begriff<br />

der <strong>Rechtfertigung</strong> plötzlich ganz anders und meint, bibeltreue<br />

Christen hätten Paulus jahrhundertelang falsch verstanden.<br />

Der Paulus-Experte <strong>Stephen</strong> <strong>Westerholm</strong> untersucht <strong>die</strong><br />

Argumente der Neuen-Paulus-Perspektive und prüft sie anhand<br />

der Bibel. Seine gründliche Stu<strong>die</strong> hilft uns, <strong>die</strong> biblische Lehre<br />

der <strong>Rechtfertigung</strong> besser zu verstehen und gegen unbiblische<br />

Auffassungen zu verteidigen. Weil <strong>die</strong>ses Buch eine so herrliche<br />

Wahrheit des Evangeliums klar herausstellt, ist es nicht nur eine<br />

Pflichtlektüre, sondern auch ein Genuss.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!