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Stephen Westerholm: Angriff auf die Rechtfertigung

Stephen Westerholm Angriff auf die Rechtfertigung Die Neue Paulusperspektive auf dem Prüfstand Mit einem Vorwort von Martin Erdmann

Stephen Westerholm
Angriff auf die Rechtfertigung
Die Neue Paulusperspektive auf dem Prüfstand
Mit einem Vorwort von Martin Erdmann

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<strong>Angriff</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>Rechtfertigung</strong> · Kapitel 1<br />

offenkundig nicht der Selbstprüfung. Laut Stendahl habe nicht<br />

Paulus, sondern Augustinus »das Dilemma des zur Selbstprüfung<br />

neigenden Gewissens formuliert«, und darin »kann er durchaus einer<br />

der ersten gewesen sein« (S. 83). »Augustinus’ Bekenntnisse sind<br />

<strong>die</strong> erste bedeutende Schrift in der Geschichte des zur Selbstprüfung<br />

neigenden Gewissens. Die augustinische Denkrichtung mündete<br />

ins Mittelalter und erreichte ihren Höhepunkt im Bußkampf<br />

eines Augustinermönchs: Martin Luther« (S. 85). Selbstprüfung<br />

führe bei »denen, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Praxis ernst nehmen«, zu Gewissensqualen;<br />

<strong>die</strong>se wiederum führen zu der verzweifelten Frage: »Wie<br />

finde ich einen gnädigen Gott?« – Und erst »angesichts <strong>die</strong>ser Frage:<br />

›Wie finde ich einen gnädigen Gott?‹, erscheinen Paulus’ Worte<br />

von einer <strong>Rechtfertigung</strong> in Christus durch den Glauben und ohne<br />

Gesetzeswerke als <strong>die</strong> befreiende und rettende Antwort« (S. 83).<br />

Doch <strong>die</strong> Frage von Augustinus, Luther und all den Gewissensgeplagten<br />

sei nicht <strong>die</strong> Frage, <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Paulus einging. Paulus gehe es<br />

darum, so Stendahl, »welchen Platz <strong>die</strong> Heiden in der Kirche und<br />

im Plan Gottes einnehmen« (S. 84). Stendahl meint: Daher »nahm<br />

man im Westen jahrhundertelang fälschlich an, <strong>die</strong> Verfasser der<br />

Bibel setzten sich mit Problemen auseinander, <strong>die</strong> zweifellos uns<br />

betreffen, <strong>die</strong> ihnen selbst aber niemals in den Sinn kamen« (S. 95).<br />

»Wo es Paulus darum geht, wie Heiden in <strong>die</strong> messianische Gemeinschaft<br />

integriert werden können, klingen seine Aussagen nunmehr<br />

wie Antworten <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Suche des Menschen nach Gewissheit,<br />

wie er aus seiner Misere erlöst werden könne« (S. 86). An späterer<br />

Stelle fasst Stendahl seine Meinungsunterschiede zu Ernst Käsemann,<br />

seinem schärfsten Kritiker, ganz ähnlich zusammen: »Zuerst<br />

muss geklärt werden, was Paulus mit seiner Argumentation zur<br />

<strong>Rechtfertigung</strong> bezweckte: Wollte er <strong>die</strong> Frage beantworten: Wie<br />

soll ich, Paulus, meinen Platz in Gottes Plan und meine Sendung<br />

zu den Heiden verstehen, und wie kann ich das Recht der Heiden<br />

verteidigen, dass auch sie an den Verheißungen Gottes teilhaben?<br />

Oder aber ging er <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Fragestellung ein, <strong>die</strong> ich für später entstanden<br />

und <strong>auf</strong> westlichem Denken basierend halte: ›Wie finde ich<br />

einen gnädigen Gott?‹« (S. 131).<br />

Was meint Paulus, wenn er sagt, »dass der Mensch durch den<br />

Glauben gerechtfertigt wird, ohne Werke des Gesetzes«? Wie wir<br />

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