Timotheus Magazin #20 - Die Liebe Gottes
Inhalt Editorial Coram Deo (André Meyer) – Sieht Gott alles, was wir tun? Wenn ja, ist es uns ein Trost oder eine Bürde? Das Feuer der Liebe Gottes (Waldemar Justus) – Von der bedingungslosen Liebe Gottes! Die Gottes in der Erziehung seiner Kinder (Simon Arnold) – Ist die Liebe Gottes immer nur wohltuend? Das Evangelium: Gott zeigt seine Liebe (Rudolf Tissen) – Die größte und herrlichste Offenbarung der göttlichen Liebe! Robert C. Chapman (Thomas Hochstetter) – Von jemanden der wahrhaftig die Liebe Gottes in sich trug. Die Liebe Gottes im Alten Testament (Andreas Münch) – Offenbart Gott seine Liebe auch im »grausamen« Alten Testament? Interview mit Waldemar Justus (Peter Voth) – Einblicke in das Leben eines jungen Pastors. Interview mit Martin Reakes-Williams (Peter Voth) – Was macht ein Engländer in Leipzig? Gemeinde leiten! Buchvorstellungen
Inhalt
Editorial
Coram Deo (André Meyer) – Sieht Gott alles, was wir tun? Wenn ja, ist es uns ein Trost oder eine Bürde?
Das Feuer der Liebe Gottes (Waldemar Justus) – Von der bedingungslosen Liebe Gottes!
Die Gottes in der Erziehung seiner Kinder (Simon Arnold) – Ist die Liebe Gottes immer nur wohltuend?
Das Evangelium: Gott zeigt seine Liebe (Rudolf Tissen) – Die größte und herrlichste Offenbarung der göttlichen Liebe!
Robert C. Chapman (Thomas Hochstetter) – Von jemanden der wahrhaftig die Liebe Gottes in sich trug.
Die Liebe Gottes im Alten Testament (Andreas Münch) – Offenbart Gott seine Liebe auch im »grausamen« Alten Testament?
Interview mit Waldemar Justus (Peter Voth) – Einblicke in das Leben eines jungen Pastors.
Interview mit Martin Reakes-Williams (Peter Voth) – Was macht ein Engländer in Leipzig? Gemeinde leiten!
Buchvorstellungen
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BIBELTREUES MAGAZIN FÜR JUNGE CHRISTEN · #20 · 3/2015
Editorial
#20 Die Liebe Gottes - 03/2015
Auf dem Cover
»Der verlorene Sohn«
Gustave Doré
war ein französischer
Maler & Grafiker (1832-
1883). Das Cover ist
eine Bearbeitung
seines Holzschnitts vom
„verlorenen Sohn".
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,
„Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen
eigenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht
verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.“ Diese
wohlbekannte Aussage fasst die Botschaft des Evangeliums
treffend zusammen. Die Frage nach dem Warum
beantwortet sie dabei unmissverständlich mit Gottes
Liebe. Das Kreuz und die damit verbundenen blutigen
Geschehnisse können jedoch von vielen nicht auf Liebe
zurückgeführt werden. Zu grausam und barbarisch ist
das sich ergebende Bild. Doch was oberflächlich höchst
abstoßend zu sein scheint, offenbart uns bei näherer
Betrachtung die groteske Erscheinung sündhafter
Rebellion. Sünde verdient den Tod, weil sie sich gegen
das Leben – den lebendigen Gott – auflehnt. Und das
obszöne und primitiv anmutende Geschehen am Kreuz
verdeutlicht, wie primitiv und obszön Sünde für den lebendigen
Gott ist. Doch er wollte uns nicht in unserer
Sünde sterben lassen. Er hat keinen Gefallen daran, den
Sünder sterben zu sehen. Deshalb kam er in Gestalt
seines Sohnes auf die Erde herab, um selbst für uns zu
sterben – um unseren Tod zu erleiden.
Nichts entgeht
der Reichweite
seiner Gnade.
Am Kreuz offenbart sich der bodenlose Abgrund der
menschlichen Gesinnung. Das Licht kam in die Welt,
doch wir konnten es nicht ertragen. Die schrecklichste
aller Sünden wurde am Kreuz von uns begangen:
die Ermordung des Messias. Doch an eben diesem
Schauplatz ruft Christus sein Gebet für uns aus: „Vater,
vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun“, und
verdeutlicht so, dass nichts der Reichweite seiner
Gnade entgeht. Sie überragt all den Schrecken, der sich
in unseren Herzen verbergen mag. Und weil das so ist,
ist sie in der Lage, uns wahrhaftig zu verändern. Es war
die Liebe Gottes, die die Nägel durch die Knochen des
Messias in das Kreuz trieb. Das Kreuz ist die anstößigste
und zugleich wundervollste Botschaft, die jemals
erklungen ist. Anstößig, weil sie die Verdorbenheit der
menschlichen Gesinnung offenlegt und wundervoll,
weil sie darstellt, wie Gottes Liebe über diesen Schrecken
triumphiert. Seine Liebe umfasste dabei nicht nur
das Bestreben, uns in einen unschuldigen Zustand zu
versetzen – denn das wäre nicht genug –, sondern uns
auch einen Nachweis göttlicher Rechtschaffenheit zu
geben – das ewige Leben.
Andreas Kuhlmann
2
Inhalt
Inhalt
4
Coram Deo
ANDRÉ MEYER
Sieht Gott alles, was wir tun?
Und wenn ja, ist es uns ein Trost
oder eine Bürde?
8
Das Feuer
der Liebe Gottes
WALDEMAR JUSTUS
Von der brennenden und bedinungslosen
Liebe Gottes!
12
Die Liebe Gottes in der
Erziehung seiner Kinder
SIMON ARNOLD
Ist die Liebe Gottes immer nur
wohltuend?
16
Das Evangelium:
Gott zeigt seine Liebe
RUDOLF TISSEN
Die größte und herrlichste Offenbarung
der göttlichen Liebe!
20
Robert C. Chapman
THOMAS HOCHSTETTER
Von jemanden der wirklich liebte
und man deshalb den „Apostel
der Liebe“ nannte.
24
Die Liebe Gottes
im Alten Testament
ANDREAS MÜNCH
Offenbart sich die „Liebe Gottes“
auch im Alten Testament?
28
Interview mit
Waldemar Justus
PETER VOTH
Einblicke in das Leben eines
jungen Pastors.
32
Interview mit
Martin Reakes-Williams
PETER VOTH
Was macht ein Engländer in
Leipzig? Gemeinde leiten!
IMPRESSUM
Redaktion Waldemar Dirksen,
Viktor Sudermann, Andreas Kuhlmann,
Peter Voth
Art Direktor Peter Voth ∙ vothpeter@yahoo.de
Lektorat Tanja Mirau
Abodienst Katharina Wiebe ∙ kwiebe@betanien.de
Verlag Betanien Verlag e.K. ∙ Imkerweg 38
D-32832 Augustdorf ∙ info@betanien.de
Online www.timotheusmagazin.de
Shop www.cbuch.de/timotheus
Erscheinungsweise Erscheint als
Quartalsmagazin seit Oktober 2010
alle drei Monate: Januar (Winter) · April
(Frühling) · Juli (Sommer) · Oktober (Herbst).
Preise Einzelausgabe ∙ €2,90 (zzgl.Versand)
Jahresabo (D) ∙ €13,55 (inkl. Versand)
Jahresabo (EU) ∙ €21,50 (inkl. Versand)
3
Coram Deo
Text von André Meyer
Vielleicht kennst du es. Michael Jackson hat davon gesungen, als
er 1984 auf Rockwells Platte die Zeile, „I always feel like somebody’s
watching me!“ schmetterte. Kanzlerin Merkel erlebt es wahrscheinlich
jedes Mal, wenn sie ihr zu schlecht vor den Amerikanern geschütztes
Handy benutzt. Auch noch in der 89. Staffel von Big Brother werden
es die „Prominenten“ am eigenen Leibe erfahren.
Gemeint ist das Gefühl, unter Beobachtung zu stehen.
Für die meisten ist es ein gruseliges Gefühl. Wer mag schon einen Stalker? Aber was, wenn ich dir sage, dass
es der wichtigste Bestandteil in der Nachfolge Christi ist? Ja, dass wir ohne es die Liebe Gottes nicht wirklich
erleben können? Dass sogar das Evangelium nur diesem Zweck dient?
Es geht natürlich um etwas mehr als nur darum, unter Beobachtung zu stehen. Ich möchte auf einen alten
lateinische Ausspruch hinaus: Coram Deo (lateinisch „vor Gott“) 1 . Es ist völlig in Ordnung, wenn du diese
beiden Worte noch nie gehört hast. Wichtig ist, dass du täglich erlebst, was dahintersteckt. Der Theologe R.C. Sproul
wurde von einem Freund gefragt: „Worum geht es eigentlich im christlichen Leben?“ Dieser Freund meinte es ernst. Er
wollte wirklich wissen, was das Leben als Christ ausmacht. Sprouls Antwort lautete: „Im christlichen Leben geht es um
Coram Deo. Coram Deo erfasst das Wesen des christlichen Lebens.“ 2 Glücklicherweise erklärt Sproul, was er damit meint:
„Der Ausdruck bezieht sich buchstäblich auf etwas, das in der Gegenwart oder vor dem Angesicht Gottes stattfindet. Coram
Deo zu leben bedeutet, sein ganzes Leben in der Gegenwart Gottes, unter der Autorität Gottes, zur Ehre Gottes zu leben.“ 3
Coram Deo ist also zuerst eine Erinnerung daran, dass wir vor jemandem leben, ein Publikum haben. Wir werden
beobachtet und das ständig. In Psalm 139,3+6-7 steht: „Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine
Wege. […] Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch, ich kann sie nicht begreifen. Wohin soll ich gehen vor
deinem Geist, und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht?“
VOR WELCHEM PUBLIKUM SPIELST DU?
Die Frage dabei ist nicht, ob wir ein Publikum haben, sondern welches. Coram Deo bedeutet, mehr auf das zu hören,
was Gott über mich sagt, als auf das, was andere Menschen über mich sagen. Immer wieder habe ich es in unserer
Jugendarbeit mit Teenagern zu tun, die damit kämpfen, dass sie in ihrer Kindheit gehänselt wurden. Ihnen wurde
1 Anm. d. Red.: Kirchengeschichtlich gesehen, ist dieser Begriff stark durch Martin Luther geprägt, der mit Coram Deo vor allem die „Gerechtigkeit
vor Gott“ meinte.
2 R. C. Sproul, In the Presence of God (Nashville, TN: Word Pub, 1999). (Übersetzung von mir).
3 Ebd.
© Foto: René Reichelt 5
z.B. immer wieder gesagt, sie seien hässlich. Coram Deo
stellt solche Beleidigungen auf den Prüfstand. Coram
Deo stellt uns vor die Frage: Wer sagt, ich sei hässlich?
Ein Mensch? Bei allem Respekt, aber kein Mensch
hat die Vollmacht dazu, mein Aussehen zu beurteilen.
Nicht einmal ich selbst besitze diese Autorität. Denn
Gott sagt über mich, ich bin wunderbar gemacht (Psalm
139,14). Mich oder einen anderen Menschen als hässlich
zu bezeichnen, bedeutet, anderer Meinung zu sein
als Gott. Es bedeutet gar, ihm zu widersprechen.
Wir biegen und verbiegen uns, um anderen Menschen
zu gefallen und unserem menschlichen Publikum
eine gute Show zu bieten. Wir werden abhängig
von der Meinung anderer Menschen, weil wir keinen
Wert auf die Meinung Gottes legen. Man könnte über
uns dasselbe sagen wie über den einstigen britischen
Premierminister David Lloyd George. Er war bekannt
dafür, ein Wendehals zu sein. Als man einen seiner
Bekannten fragte, was passiert, wenn George alleine
ist, antwortete er: „Wenn Lloyd George alleine in einem
Raum ist, dann ist dort keiner.“ Wir sind so abhängig
von der Meinung anderer Menschen, dass wir keine
eigene haben. Jeder von uns kann den Selbsttest
durchführen. Wie oft am Tag triffst du Entscheidungen,
weil andere Menschen es von dir erwarten? Zum
Vergleich: Wie oft am Tag hältst du Rücksprache mit
deinem Schöpfer über deine Entscheidungen? Coram
Deo erinnert uns daran, dass wir niemals alleine sind.
Dass dort immer jemand ist. Wer Coram Deo lebt, hat
sich entschieden, nur noch für ein einziges Publikum
zu leben: Das Publikum des Einen, der ins Verborgene
sieht.
Als Christen bekennen und glauben wir daran,
dass Gott allgegenwärtig und allwissend ist und doch
leben wir, als würde er nicht sehen, was wir tun. Ein
weiterer britischer Politiker, Winston Churchill, sagte
zu den andauernden Anschuldigungen eines politischen
Gegners: „Würde ich ihn respektieren, würde mich seine
Meinung interessieren. Aber das tue ich nicht, also tut sie
es nicht.“ 1 Wenn wir jemanden respektieren, dann interessiert
uns auch dessen Meinung. Leider machen wir es
oft genau verkehrt herum. Wir interessieren uns für die
Meinung von Menschen, manchmal sogar für die von
völlig unbekannten. Aber die Meinung Gottes ist uns
nicht wichtig. Was sagt das über unseren Respekt Gott
gegenüber aus? Coram Deo erinnert jeden Christen daran,
dass ausschließlich zählt, wer wir vor Gott sind. Ein
erfahrener Diener Gottes schrieb einst: „Ein Pastor mag
es verstehen, seine Kirchenbänke zu füllen, viele Gläubige
beim Abendmahl zu begrüßen und dem Volk Speise zu
geben, aber was dieser Pastor im Geheimen auf seinen
Knien vor Gott, dem Allmächtigen, ist, das ist er wirklich
und nichts weiter.“ 2 In Anlehnung daran frage ich also
dich: Wer bist du wirklich? Gott interessiert, wer wir
wirklich sind und nicht, wie wir uns geben. Jesus sagt
z. B.: „Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein
und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im
Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene
sieht, wird dir's vergelten“ (Matthäus 6,6).
CORAM DEO BEDEUTET HEILIGUNG
Coram Deo bedeutet mehr als theoretisch zu glauben,
dass Gott allwissend ist. Es bedeutet, in der Gewissheit
zu leben, dass Gott mir nahe ist. Warum hat Josef der
Versuchung durch Potifars Frau widerstanden (1. Mose
39)? Weil er wusste, dass mehr als zwei Personen im
Raum waren. Josef lebte Coram Deo, in der Gegenwart
Gottes, vor dem Angesicht Gottes. Spurgeon fragte ein
frommes Hausmädchen, woran sie erkennt, dass sie
bekehrt ist. Die klassische Antwort: „Seit ich bekehrt
bin, fege ich auch unter der Matte.“ 3 Coram Deo hilft uns
also aktiv in der Heiligung 4 .
DAS ZIEL DER BIBLISCHEN GESCHICHTE
Mehr noch, Coram Deo ist das Ziel der gesamten
biblischen Offenbarung. Das ist eine ganz schön steile
Behauptung, ich weiß. Aber schauen wir uns kurz den
roten Faden in der Bibel an.
Nach dem Schöpfungsbericht kommt gleich der
Sündenfall (1. Mose 3). Aber was haben wir eigentlich
verloren, als wir uns gegen Gott auflehnten? In 1. Mose
3,8-9 steht: „Und sie hörten Gott den Herrn, wie er im
Garten ging, als der Tag kühl geworden war. Und Adam
versteckte sich mit seinem Weibe vor dem Angesicht Gottes,
des Herrn, unter den Bäumen im Garten. Und Gott der
Herr rief Adam und sprach zu ihm: ‚Wo bist du?‘“
Man kann es schnell überlesen, aber hier passiert
etwas Fürchterliches. Gott muss den Menschen suchen!
Ist Gott nicht allwissend? Ja, natürlich! Aber hier soll
etwas unterstrichen werden. Seit dem Sündenfall lebt
der Mensch nicht mehr aktiv in der Gegenwart Gottes.
Es steht etwas zwischen Adam und dem Angesicht
Gottes. Adams Antwort bestätigt dies: „Und er sprach:
Ich hörte dich im Garten und fürchtete mich; denn ich
bin nackt, darum versteckte ich mich“ (1. Mose 3,10).
Adam versteckt sich vor Gott. Er lebt nicht länger vor
dem Angesicht Gottes. Ab jetzt ist er auf der Flucht.
Die gesamte folgende Geschichte in der Bibel dreht
sich darum, dass Gott dem Menschen nachgeht, um
ihn wieder in seine Gegenwart zu führen. Das Ziel ist
Coram Deo.
Später erfährt Mose, dass dies schwieriger ist als gedacht.
Er bittet Gott: „Lass mich deine Herrlichkeit sehen“
(2. Mose 33,18). Gott antwortet: „Mein Angesicht
kannst du nicht sehen; denn kein Mensch wird leben und
mich sehen.“ Es fällt auf, dass Gottes Herrlichkeit das
Gleiche wie sein Angesicht ist. Mose bittet um Gottes
Herrlichkeit und Gott bezieht das auf sein Angesicht.
Mose hat verstanden, dass es nichts Größeres gibt, als
Gottes Angesicht zu schauen. Doch dieser Wunsch
1 Os Guinness, The Call: Finding and Fulfilling the Central Purpose
of Your Life (Nashville, Tenn: Word, 1998). Seite 74. (Übersetzung
von mir).
2 John Owen. Gefunden in: Timothy J. Keller, Prayer: Experiencing
Awe and Intimacy with God (New York: Dutton, Penguin Group
USA, 2014). Seite 22. (Übersetzung von mir).
3 C.H. Spurgeons Spuren: Anekdoten – Karikaturen. (Wuppertal:
Oncken Verlag 1990). S. 64. Gefunden in: Thomas Schirrmacher,
Gottes Ordnungen: Staat und Recht ; [Band 2]. (Hamburg: Reformatorischer
Verl. Beese [u. a.], 2011).
4 Der Prozess, bei dem wir nach unserer Bekehrung immer mehr so
werden wie Jesus.
6
lieb ihm verwehrt. Das ist es, was beim Sündenfall
verloren wurde. Immer wieder wird im weiteren Verlauf
der Bibel daran erinnert, worum es eigentlich geht. Die
Stiftshütte wird errichtet, damit Gottes Herrlichkeit bei
seinem Volk sein kann. Genauso wird dann später der
Tempel erbaut, damit Gott und Mensch sich begegnen
können. Aber in beiden hängt ein dicker Vorhang, der
die Menschen letztlich doch vor dem Angesicht Gottes
trennt. Jesaja stellt klar: „Siehe, des Herrn Arm ist nicht
zu kurz, dass er nicht helfen könnte, und seine Ohren sind
nicht hart geworden, so dass er nicht hören könnte, sondern
eure Verschuldungen scheiden euch von eurem Gott,
und eure Sünden verbergen sein Angesicht vor euch, dass
ihr nicht gehört werdet“ (Jesaja 59,1-2). Unsere Sünden
sind der Grund, warum wir Gottes Angesicht nicht
mehr sehen können.
DAS ANGESICHT GOTTES AM KREUZ
Diese Problematik wird am Kreuz behandelt. Bevor wir
jedoch das Kreuz wirklich verstehen können, muss uns
klar werden, wer dort am Kreuz hing. Hebräer 1,3 erklärt
uns, wer Jesus ist: „Er ist der Abglanz seiner [Gottes]
Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens und trägt alle
Dinge mit seinem kräftigen Wort und hat vollbracht die
Reinigung von den Sünden […].“ Jesus ist Gott. In Jesus
kam Gottes Herrlichkeit, sein Angesicht, in menschlicher
Form auf die Erde. Erst mit diesem Wissen im
Hinterkopf macht Jesu Aussage am Kreuz Sinn, wenn
er ruft: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich
verlassen?“ (Markus 15,34). Am Kreuz wendet sich Gott
von sich selbst ab, damit er sich uns zuwenden kann.
Gott verbarg um unseretwillen sein Angesicht vor sich
selbst. Jesus nimmt unseren Platz als Sünder ein, damit
wir durch ihn Gottes Angesicht schauen können. Wie
sonst, könnten wir ihn als seine Ebenbilder reflektieren
(2. Korinther 3,18)? Am Kreuz geht es um Coram Deo,
um Gottes Angesicht, die Herrlichkeit Gottes.
Aber es geht weiter. Jesus hat versprochen: „Selig
sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott
schauen“ (Matthäus 5,8). Durch den Tausch am Kreuz
können wir dieses Versprechen für uns in Anspruch
nehmen, denn durch Jesus sind wir vor Gott gereinigt.
Die Hoffnung, auf die jeder Christ wartet, ist also
eines Tages Gott von Angesicht zu Angesicht zu sehen
(Offenbarung 22, 4).
Coram Deo durchzieht die ganze Bibel. Coram Deo ist,
was im Garten Eden verloren wurde, was am Kreuz
geopfert wurde und was im Himmel auf uns wartet!
ZU GLAUBEN REICHT NICHT
Viele Christen leben, als höre die Bibel am Kreuz auf.
Sie freuen sich, dass sie nach dem Tod in den Himmel
kommen und leben dann so weiter wie bisher. Aber wer
so lebt, hat die Liebe Gottes nicht erlebt. Der ganze
Sinn und Zweck des Evangeliums ist, uns wieder in die
Gegenwart Gottes zu führen, in der wir heilig und untadelig
leben (Römer 12,1-2). Es genügt nicht, dass du
an das Evangelium glaubst. Ja, du hast richtig gelesen.
Jesus ist nicht den weiten Weg vom Himmel bis ans
Kreuz gegangen und hat den Tod, die Sünde und den
Teufel besiegt, damit wir bleiben wie wir sind! Wenn
du lediglich an das Evangelium glaubst, aber nicht in
Jesu Bild verwandelt wirst und nicht Gemeinschaft mit
ihm hast, welchen Sinn hat das Kreuz dann in deinem
Leben? Wenn du nicht Coram Deo lebst, dann ist Jesus
vergebens für dich gestorben. Dann trennt die Sünde
dich zwar nicht mehr von Gott, aber du lebst trotzdem
nicht vor seinem Angesicht. Jesus hat dich erlöst, nicht
einfach um des Erlösens willen. Er hat dich zu einem
Zweck erlöst! A.W. Tozer schreibt: „Was ist der Zweck
der Erlösung? Die Erlösung bringt uns wieder zu Gott
zurück; sie stimmt die Harfe wieder; säubert sie, reinigt sie
und stellt sie wieder her durch die Gnade Gottes und das
Blut des Lammes. Ich habe wunderbare Nachrichten für
dich. Gott, der uns geschaffen hat, hat uns nicht aufgegeben.
Er sagte nicht zu den Engeln, „Schreibt sie ab und
löscht sie aus meinem Gedächtnis.“ Anstatt dessen sagte
er, „Ich will immer noch einen Spiegel, der glänzt, in den
ich schauen und meine Herrlichkeit darin sehen kann. Ich
will immer noch, dass meine Menschen mich verehren; Ich
will immer noch Menschen, die mich genießen und mich
in Ewigkeit lieben.“ 5 Coram Deo bedeutet, dass Gott uns
wieder in das verwandelt, was wir ursprünglich sein
sollten. Es bedeutet also, dass Gott alles in Bewegung
gesetzt hat, damit wir wieder vor ihm leben und in sein
Bild verwandelt werden. Coram Deo ist unsere höchste
Bestimmung, es ist, was uns als Ebenbilder Gottes ausmacht.
Coram Deo ist das Ziel des Evangeliums, wahre
Anbetung. Jesus starb, damit du Gottes Gegenwart erleben
und in sein Bild verwandelt werden kannst. Aber
nimmst du dieses Vorrecht überhaupt in Anspruch?
Wann hast du dir das letzte Mal Zeit genommen, um
Gottes Stimme zu hören (die Bibel zu lesen) und ihm
dein Herz auszuschütten (zu beten)? Lebst du jeden
Tag, um mehr die Gegenwart Gottes zu erfahren oder
blendest du sie im Alltag aus? Ist dein Gott nur sonntags
gegenwärtig oder auch in der Woche, wenn du
allein bist? Erinnere dich, du bist niemals allein. Also
nimm die Liebe Gottes in Anspruch. Lebe Coram Deo!
VERTIEFENDE FRAGEN:
• Lies 1. Johannes 3,2-3. Was soll laut Johannes an
uns offenbar werden?
• Welchen Effekt hat die Hoffnung gemäß 1. Johannes
3,3 auf unser tägliches Leben?
• Warum ist es so schädlich für das Leben als Christ,
wenn man manche Lebensbereiche als geistlich und
andere als nicht geistlich ansieht?
5 A. W. Tozer and James L. Snyder, The Purpose of Man: Designed
to Worship (Ventura, Calif: Regal, 2009). Seite 45. (Übersetzung
von mir).
André Sebastian Meyer (*1990) ist mit Larissa verheiratet und
als Beamter der Stadt Hamburg tätig. Zudem ist er Jugendleiter
der Arche Gemeinde Hamburg (www.arche-jugend.de) sowie
Student beim Martin Bucer Seminar.
7
Das Feuer
der Liebe Gottes
Text von Waldemar Justus
anderen Stelle sagt die Bibel, dass wir nur deshalb in
der Lage sind, echt und in Wahrheit zu lieben, „weil
er (d.i. Gott) uns zuerst geliebt hat“ (1. Johannes 4,19).
Schließlich erkannte ich: Etwas, was Gott tut und wozu
er uns mehrfach auffordert, kann einfach nicht verkehrt
sein.
Anhand des Propheten Hosea werden wir nun
sehen, dass Gott nicht einfach lässig in seinem Thronsessel
hockt und auf unsere hingegebene Liebe wartet,
sondern dass der Herr selbst alle Hebel in Bewegung
setzt, um seinem Volk sein leidenschaftliches Herz der
grenzenlosen Liebe zu offenbaren. Denn Gott fordert
von uns Menschen nichts, was er nicht selbst auch in
Perfektion erfüllt!
ZU VIEL DES GUTEN?
Ich muss gestehen, dass es vor einigen Jahren
eine Zeit in meinem Glaubensleben gab, in
der ich das Thema der Liebe Gottes stark
vernachlässigt habe. Ganz ehrlich, mir hing das
Thema zum Halse raus. An jeder Ecke wurde
unentwegt von der Liebe geredet. Liebe hier, Liebe
dort, Liebe überall. Selbst die Werbung hat keinen Halt
davor gemacht und begann, diese für mich allmählich
nichtssagende Worthülse völlig beliebig zu verwenden:
Wir lieben Autos. Wir lieben Lebensmittel. Wir
lieben Technik. We love to entertain you. Ich liebe es. Es
wird einfach alles und jeder geliebt. Aber mal ehrlich,
welchen Stellenwert hat dieses Wort überhaupt? Ich
erlebte, dass in Diskussionen die Liebe oder auch die
Lieblosigkeit des Gegenübers als Totschlagargument
eingesetzt wurde, um ein bestimmtes Verhalten zu
rechtfertigen und zu legitimieren – nach dem Motto
„die Liebe überdeckt alles“. Ich fragte mich, ob wir
eigentlich noch wüssten, wovon wir da überhaupt
reden? Ich war mir sicher, Liebe wird (auch in unseren
Kirchen und Gemeinden) völlig überbetont! Vermutlich
wäre mir zu der Zeit auch diese aktuelle Timotheus-Ausgabe
ein Dorn im Auge gewesen. Ich begann,
das Erwähnen der Liebe Gottes an so mancher Stelle
bewusst zu vermeiden und sprach stattdessen viel lieber
von der Gnade und Barmherzigkeit Gottes. Erst einige
Zeit später half mir Gott durch das Bibelstudium, nicht
auf der anderen Seite vom Pferd zu fallen. Denn wer
Gemeinschaft mit dem Geist Gottes haben möchte,
braucht beides: „Die Gnade des Herrn Jesus Christus und
die Liebe Gottes“ (2. Korinther 13,13). Ich erkannte,
dass trotz des möglichen Missbrauchs des Begriffes
die Liebe tatsächlich ein zentrales und unersetzliches
Element meines Glaubens ist. Auf die Frage, worauf es
denn wirklich im Leben ankomme, antwortete Jesus
Christus konkret und geradeheraus: „Du sollst den
Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen
und aus deiner ganzen Seele und aus deinem ganzen
Verstand und aus deiner ganzen Kraft!“ (Markus 12,30).
Jesus fordert Liebe in ihrer vollen Ladung ein! An einer
PROPHEZEI MIT HAUT UND HAAREN!
Hosea war ein gottgesandter Prophet. Die Propheten
des Alten Testaments hatten im Allgemeinen den
schlichten, jedoch anspruchsvollen Auftrag, die Worte
Gottes an Gottes Volk weiterzugeben. In bestimmten
Situationen erhielten Propheten konkrete Weisungen,
um die Gläubigen in Sachen Frömmigkeit, Gerechtigkeit,
Wahrhaftigkeit usw. wieder auf Kurs zu bringen.
Die Botschaft von Hosea beginnt spektakulär, allerdings
auch recht ungewöhnlich:
„Als der Herr anfing, mit Hosea zu reden, da sprach
der Herr zu Hosea: Geh, nimm dir eine hurerische Frau
und zeuge hurerische Kinder! Denn das Land treibt ständig
Hurerei, vom Herrn hinweg“ (Hosea 1,2).
Was für eine Einleitung! Die Botschaft Hoseas war
viel mehr als ein paar geradlinige Worte, die wie ein
Hammer in die Herzen seiner Landsleute schlagen
sollten. Hoseas Botschaft war vielmehr eine gelebte
Prophetie! Der Prophet sollte die Beziehung zwischen
Gott und seinem Volk (zugegeben sehr krass) mit Haut
und Haaren zeichenhaft durchleben. Gott vergleicht
sein Verhältnis zu Israel mit dem heiligen Bund der
Ehe. Es ist mehr als offensichtlich, welchen Herzenswunsch
Gott mit solch einem Vergleich offenbart. Gott
will Liebe, Treue, Vertrautheit und Exklusivität. Gottes
Partnerin sucht stattdessen das Weite, indem sie ständig
ehebrecherisch rumhurt und damit Gottes Liebe mit
Füßen tritt. Aus der Seelsorgepraxis weiß ich, dass
sexuelle Untreue des Partners eine Ehe bis aufs Mark
erschüttern kann. Gottes Wort zeigt mir, dass Gott
dasselbe Leid durchlebt hat wie viele krisendurchschüttelten
Ehen heutzutage.
Mit dieser Botschaft des Herzschmerzes also wird
Hosea beauftragt und berufen. Dabei geht er durch
persönliches Leid, erlebt Diffamierungen und wird als
bescheuerter und verrückter Narr beschimpft (9,7). Ca.
30 Jahre ringt Hosea als Prophet im Nordreich Israels
und erlebt sechs verschiedene Könige, von denen vier
Könige ermordet wurden. Das kann keinesfalls als ein
Zeichen des Segens Gottes gedeutet werden, denn „sie
selbst haben Könige gemacht, doch es ging nicht von mir
© Foto: Death to Stock 9
aus“ (8,4). Wer ist hier eigentlich „verrückt“? Trotz alledem
bleibt Hosea treu, unbeirrt, beharrlich und kümmert
sich hingegeben um das Nordreich Israel, welches
von Hosea auch vereinfacht Ephraim (11,3) genannt
wird. Das 11. Kapitel bildet eine Art Höhepunkt in der
Schilderung der aufopferungsvollen Liebe Gottes. Lies
hierzu kurzerhand alle elf Verse in deiner Bibel.
EINE UNVERWECHSELBARE LIEBE
Hatte sich Gott noch in den ersten drei Kapiteln als
Ehemann Israels vorgestellt, zeigt sich Gott nun in der
Rolle des Familienvaters, der seine adoptierten Kinder
fürsorglich erzieht. Es fällt auf, dass Hoseas Worte voll
von Metaphern sind, die besonders familiäre Vergleiche
prägen. Dadurch offenbart Gott bereits im Alten
Testament, dass er ein Gott der Nähe und persönlichen
Beziehung ist. Das verdeutlicht besonders folgender
Vers: „Und ich, ich lehrte Ephraim laufen – ich nahm
sie immer wieder auf meine Arme“ (11,3). Einem
Kleinkind das Laufen beizubringen ist ein zeitintensives
Unterfangen. Es bedarf viel Geduld und Durchhaltevermögen,
um nicht zu resignieren. Hinfallen, aufrichten,
hinfallen, aufrichten – und das immer wieder.
Doch die Freude darüber ist sehr groß, wenn die ersten
Schritte zwar wacklig, aber ohne Sturz gemeistert werden.
Gott vergleicht sich als Vater, der seine Kinder das
Laufen lehrt. Die hebräische Wortwendung beschreibt
allerdings nicht bloß den anfänglichen Lern-Prozess,
sondern bezieht sich auf den gesamten elterlichen Erziehungsauftrag.
Gottes väterliche Fürsorge ist umfassend,
aber auch vertraulich und innig. Denn er nimmt
seinen Sohn immer wieder auf seine Arme. Gottes Volk
soll sich nicht lediglich anbetend vor ihm niederwerfen,
sondern die unverwechselbare Geborgenheit beim
Vater im Himmel erfahren und spüren. Was für ein
atemberaubender Vergleich! Es ist unmöglich, diese
Zeilen zu lesen und nicht innerlich von Gottes Liebe
überwältigt zu werden. Wir erkennen: Gottes Liebe
beginnt dabei nicht mit unseren Werken, sondern mit
kindlicher Hilfsbedürftigkeit. Anscheinend sind wir
gar nicht so unabhängig, wie wir oftmals meinen. Das
bedeutet gleichzeitig, dass Gott bedingungslos liebt, das
heißt ohne Vorableistung. Gottes Liebe war zu allen
Zeiten schon immer verschwenderische und verschenkte
Liebe! Auch im Alten Testament ging es noch nie
darum, Gottes Liebe und Gnade zu verdienen. Gottes
Kinder sind nicht wie Menschen anderer Religionen
gezwungen, zu festgelegten Zeiten fünfmal am Tag
niedergebeugt in Richtung einer bestimmten Stadt zu
beten, um die Gunst ihres Gottes zu ergattern! Ja, auch
ich gehe oft auf meine Knie und bete zu meinem Herrn
Jesus Christus. Aber die wohlwollende und liebevolle
Beziehung zwischen ihm und mir beginnt nicht mit
meinen Knien, sondern mit meiner Hilfsbedürftigkeit.
Dieser Hilfsbedürftigkeit begegnet Gott mit freier und
souveräner Liebe. Meine gebeugten Knie sind deshalb
schlichtweg ein Ausdruck meiner freudigen Dankbarkeit.
Noch einmal: Gott hat Liebe im Überfluss, denn
er ist die Liebe selbst. Er verschenkt seine himmlische
Liebe aus völlig freiem Antrieb. Niemand könnte
ihn dazu zwingen, denn keinesfalls haben wir seine
Zuneigung verdient. Hat das Nordreich Israels laut
Hosea etwa einen Anspruch auf bedingungslose Liebe?
Waren sie vielleicht besonders interessant, hilfreich oder
liebenswert in den Augen Gottes? Israel war keineswegs
erhabener oder wertvoller. Der Grund für Gottes
erwählende Liebe für Israel liegt allein in Gottes Liebe
begründet. J.M. Boice schreibt hierzu: „Er liebt sie, weil
er sie liebt. Das ist alles.“ 1
DAS DILEMMA: ABKEHR STATT UMKEHR
Wenn Gottes Liebe so allumfassend und innig ist, dann
stellt sich doch die Frage, warum so viele Menschen
rein gar nichts von dieser Liebe, Fürsorge und Geborgenheit
Gottes wahrnehmen. Diese Frage kann
einen wirklich umtreiben, wenn man mit ungläubigen
Menschen im Gespräch ist. Die Antwort findet sich in
den Versen 2, 5 und 7: „Sooft ich sie rief, gingen sie von
meinem Angesicht weg. […] sie weigern sich umzukehren
[…] Aber mein Volk bleibt verstrickt in die Abkehr von
mir. Und ruft man es nach oben, bringt man es doch
insgesamt nicht dazu, sich zu erheben.“ Derjenige, der
den Kindern das Laufen beigebracht hatte, muss nun
feststellen, dass diese mit ganzer Kraft wegrennen!
Anstatt in die ausgestreckten Arme Gottes zu laufen,
wenden sie sich ab. Hosea beklagt, dass seine Landsleute
allesamt so verstrickt sind, dass sie sich beim
Aufruf zur Umkehr nur noch umso weiter von Gott
und seiner Liebe entfernen! Kann es wirklich unser
Ernst sein, die Liebe Gottes für uns in Frage zu stellen,
während wir dieser Liebe ins Gesicht spucken und vor
ihr fliehen? Der Apostel Johannes schildert dasselbe
Prinzip, dass Gott zwar in Jesus Christus „die Welt
geliebt hat“, jedoch „die Menschen die Finsternis mehr
liebten als das Licht, denn ihre Werke waren böse“ (Johannes
3,16.19). Die Worte Hoseas sind wirklich wie ein
Hammer. Drastisch prophezeit Hosea, wie es wirklich
um das menschliche Herz bestellt ist: Wir sind nicht
in der Lage, uns selbst zu erheben, unsere Situation
zu verändern oder uns selbst zu motivieren. Ja, wir
sind völlig unfähig, uns selbst zu erlösen! Da helfen
auch nicht die Pseudotricks unserer Gesellschaft, wie
ich kürzlich auf einer Website las: „Transformiere dein
Leben! Nutze Energie, um dein Leben zu verändern. Setze
Energie für dein Wohlbefinden ein.“ Hier wird suggeriert,
dass du das, was du wirklich brauchst, bereits in dir
trägst. Glaube diesen Lügen und du wirst dein Leben
ruinieren. Befreiung, Liebe und ewiges Leben findest
du nicht in dir, denn du kannst dich und dein krankes
Herz nicht transformieren. Du kannst lange darauf
warten, bis sich das Herz eines Menschen samt seines
Willens und seiner Gefühle grundlegend verändert!
Unsere Herzenshaltung Gott gegenüber verändert sich
nicht von alleine.
Was jetzt kommt, ist hart. Gott antwortet auf diese
Herzenshärte und erweist seine Gerechtigkeit gegenüber
menschlicher Sünde, indem er Israel zwar nicht
mehr Ägypten, aber dafür der neuen Weltmacht Assur
preisgibt. Gottes Gericht sieht vor, dass das „Schwert in
seinen Städten kreisen und seinen Schwätzern ein Ende
1 James Montgomery Boice, The Minor Prophets I, S. 88.
10
machen wird, und es wird fressen wegen ihrer Ratschläge“
(11,6). Besonders bemerkenswert ist, dass Hosea das
Wort „essen“ (achal) aus Vers 4 wiederholt. In der Vergangenheit
hatte Gott in seiner Fürsorglichkeit Israel zu
essen gegeben. Nun wird er Schwerter senden, um Israel
zu verschlingen. Damit wird der Gegensatz zwischen
Gottes Segen in der Vergangenheit und seinem zukünftigen
Gericht auf die Spitze getrieben. Heutzutage fällt
es uns schwer, solche Passagen zu hören. Viele Christen
sind sogar der Meinung, dass die Beschäftigung mit
dem Zorn Gottes kontraproduktiv für die Attraktivität
des christlichen Glaubens sei. Dabei liegt die eigentliche
Schwierigkeit nicht darin, Gottes Gerechtigkeit
kaum ertragen zu können (Symptom), sondern eine
fehlende Erkenntnis der eigenen menschlichen Schwäche
(Ursache). Menschliches Versagen wird in der Bibel
derart schonungslos aufgedeckt, dass aufrichtiges Hinhören
schwer fällt und es leichter erscheint, die Augen
vor der Realität zu verschließen. Gottes Gerichtsworte
sind und bleiben extrem harte, aber auch wahre Worte.
Gott macht unmissverständlich deutlich: Mit meiner
Liebe spielt man nicht! Leichtfertigkeit hat ihren Preis!
IM HERZEN GOTTES BRENNT EIN FEUER
Doch während Gott über seinen brennenden Zorn
spricht, bricht es plötzlich und unerwartet aus ihm
heraus!
„Wie sollte ich dich preisgeben, Ephraim, wie sollte ich
dich ausliefern, Israel? Wie könnte ich dich preisgeben wie
Adma, dich Zebojim gleichmachen? Mein Herz kehrt sich
in mir um, ganz und gar erregt ist all mein Mitleid. Nicht
ausführen will ich die Glut meines Zornes, will nicht noch
einmal Ephraim vernichten […] ich will nicht in Zornglut
kommen“ (11,8-9).
Gerade zeigte Gott noch mit belastenden Worten,
dass er seinen Zorn ausgießt, indem er das Volk Israel
schlägt. Gott scheint in sich solch eine Not zu verspüren,
dass er sein eigenes Urteil gar nicht aushalten
kann und es zu einer eindrucksvollen Beschreibung
seiner tiefsten Emotionen kommt! Gott wirkt für einen
Moment fast unsicher, unschlüssig, unentschlossen
und innerlich gespalten! Gott kann nicht schweigen, er
muss seine Liebe herausschreien: Mein Kind, mir ist es
nicht egal, was mit dir passiert! Ja, ich erziehe dich, aber
ich werde dich nicht zugrunde gehen lassen, denn dafür
liebe ich dich viel zu sehr!
Die Krönung der Liebe Gottes ist die Beschreibung
des Herzens Gottes. Was passiert mit Gottes Herz?
Erinnern wir uns: Das Volk wurde leidenschaftlich
zur Umkehr gerufen. Was tun sie? Sie kehren sich
immer weiter ab! Wie reagiert Gottes Herz auf die
Abkehr seines Volkes? „Mein Herz kehrt sich in mir
um, ganz und gar erregt ist all mein Mitleid.“ Es ist
mir fast unmöglich zu beschreiben, welche Dynamik
sich hier auftut! Als Gott erkennt, dass sein Volk nicht
umkehrbereit ist, bleibt der Herr nicht tatenlos. Sein
eigenes Herz wendet sich gegen ihn! Das menschliche
Herz kehrt ab, doch Gottes Herz kehrt um. Sämtliches
Mitleid, dass Gott in dieser Sekunde imstande
ist aufzubringen, bündelt er, bis er vollkommen erregt
wird. Erregt bedeutet so viel wie, dass Gottes Mitleid
anfängt heiß zu werden. Die hoffnungslose Kälte seines
Volkes lässt es heiß in ihm werden! In Gott brennt ein
Feuer, sein Herz ist völlig entbrannt. Die menschliche
Unfähigkeit, Gott aus ganzem Herzen zu lieben, macht
sich Gott zur Herzenssache! Gott setzt hier seinem
gerechten Gericht Grenzen, indem der brennende Zorn
Gottes durch das Gegenfeuer 2 der Liebe Gottes erstickt
wird! Einst hatte Gott die Städte Adma und Zebojim
zusammen mit Sodom und Gomorra völlig vernichtet
(vgl. 5. Mose 29,22). Zerstörung, Leid und Not sind
Folgen der menschlichen Treulosigkeit, jedoch niemals
Ausdruck des göttlichen Willens. Darum wiederholt
der Herr dreimal unmissverständlich: „Ich will nicht
vernichten! Ich will nicht vernichten! Ich will nicht
vernichten!“ Stattdessen will Gott Mitleid, Barmherzigkeit,
Vergebung und Frieden. Gott will Liebe. Darum
spricht Gott: „Ist Ephraim denn nicht mein Lieblingssohn,
das Kind, an dem ich mich freue? Denn sooft ich
auch gegen ihn geredet habe, muss ich doch immer wieder
an ihn denken. Darum ist mein Innerstes um ihn erregt.
Ich muss mich über ihn erbarmen, spricht der Herr“
(Jeremia 31,20).
Das Herz Gottes kehrt sich aus unbeschreiblicher
Liebe um, unseretwegen. Das Feuer der Liebe Gottes
entfacht auch mein kaltes Herz und macht mich willig,
umzukehren und ganz neu Gott zu verherrlichen und
seine Geborgenheit zu genießen!
AUFGABEN ZUM BIBELSTUDIUM
• Was verbindest du mit dem Begriff der Liebe (Gottes)?
Denkst du oft über Gottes Liebe nach? Wenn
nein, was hindert dich daran? Inwiefern hat diese
Heftausgabe bisher deine Sicht auf die Liebe Gottes
verändert?
• Überlege, inwiefern der übernatürliche Kampf
zwischen dem Feuer des Zornes Gottes und dem
Gegenfeuer der Liebe Gottes sein endgültiges Ende
in dem Tod und der Auferstehung des Herrn Jesus
Christus findet.
• Gibt es Lebensbereiche, in denen du (in Bezug auf
Gott und sein Wort) kalt geworden bist? Vergegenwärtige
dir, dass Gottes Mitleid deswegen heiß wird
und sein Herz für dich entbrennt. Lass dich im
Gebet erneut von Gottes Armen tragen.
2 Als Notmaßnahme bei Waldbränden wird von einer nicht bewachsenen
Stelle aus ein Gegenfeuer angelegt und dem Feuerherd entgegen
getrieben, um eine Weiterverbreitung des Waldbrandes zu
verhindern. Vgl. http://www.wissen.de/lexikon/gegenfeuer.
Waldemar Justus (*1987) ist Ehemann, Pastor der Evangelisch-
Freikirchlichen Gemeinde Emmendingen und Blogger auf
jesus24.de. Mehr über ihn im Interview auf Seite 29.
11
Die Liebe Gottes in der
Erziehung seiner Kinder
Text von Simon Arnold
Gott kann seinen eigenen Kindern sehr große Schmerzen zufügen.
Auf uns mag das im ersten Moment nicht sonderlich fürsorglich
und liebevoll wirken. Aber darin steckt tatsächlich eine große
Ermutigung.
Wenn wir von der Liebe Gottes
sprechen, dann denken wir als
Christen zuerst einmal wahrscheinlich
daran, dass sich Gottes
Liebe in Jesus Christus und seinem
Leiden am Kreuz zeigt. Jesus Christus kam in unsere
Welt und starb am Kreuz für uns. Wir waren gottlose,
rebellische Sünder und Gott, der Vater, demonstrierte
seine enorme Liebe, Güte und Barmherzigkeit an uns,
indem er seinen Sohn Jesus Christus sandte, der unsere
Schuld am Kreuz trug, obwohl wir gottlos und Feinde
Gottes waren. Gott hat uns, die wir an ihn glauben,
durch Jesus Christus mit sich selbst versöhnt. Dies ist
die gewaltige Demonstration seiner Liebe.
Gottes Liebe zeigt sich z.B. auch in seiner generellen
Geduld mit Sündern. Er richtet Sünder meist nicht
sofort, wenn sie sündigen. Oftmals lässt er sie lange
leben, ohne dass er an ihnen Gericht vollzieht. Sie
werden vielleicht 30, 50, 70 oder 90 Jahre alt, bevor sie
sterben müssen. Gott gibt ihnen viel Raum zur Buße –
auch in dieser Geduld zeigt sich Gottes Liebe.
ZÜCHTIGUNG – KEIN ZEITGEMÄSSES
KONZEPT?
Einen Aspekt der Liebe Gottes, an den wir aber womöglich
nicht sofort denken, finden wir im Hebräerbrief.
Dort lesen wir in Kapitel 12, dass sich Gottes
Liebe auch darin zeigt, wie er mit seinen Kindern
umgeht. Dabei sticht besonders das Wort „Züch-
tigung“ hervor. Wenn manche von uns das Wort
„Züchtigung“ hören, dann kommen ihnen zuerst
einmal sehr negative Assoziationen hoch. Man denkt
bei diesem veraltet wirkenden Wort vielleicht an „einen
strengen, ungerechten Vater“ und an eine „Rute“ oder
eine „Ohrfeige“, an „Schläge“ und an „Schmerzen“.
Das Wort „Züchtigung“ hat für viele einen trostlosen
und schrecklichen Beigeschmack. Züchtigung wird
dann als etwas betrachtet, was man über sich ergehen
lassen muss, um etwas zu lernen, was man eigentlich
gar nicht lernen will. Man wird durch Züchtigung
demnach seiner Freude beraubt und soll dadurch zu
einer Einstellung oder Handlung gezwungen werden,
welche einem völlig zuwider ist, aber dem Züchtigenden
sinnvoll erscheint.
Auch die Adressaten des Hebräerbriefes verbanden
mit Züchtigung nichts Schönes. Züchtigung war
sicherlich etwas, was sie gerne vermieden hätten und
wenn sie gezüchtigt wurden, dann hätten, sie wohl
kaum dankbar dafür sein können. Aber genau dieses
Wort „Züchtigung“ verwendet der Autor des Hebräerbriefes,
wenn er sich an seine Leser richtet: „Ihr habt
das Trostwort vergessen, womit ihr als Söhne angeredet
werdet: Mein Sohn, achte nicht gering die Züchtigung
des Herrn und verzage nicht, wenn du von ihm gestraft
wirst! Denn welchen der Herr lieb hat, den züchtigt er,
und er geißelt einen jeglichen Sohn, den er aufnimmt“
(Hebräer 12, 5-6).
Wir fragen uns, was nun mit dieser Züchtigung
© Foto: Peter Becker 13
gemeint ist? Der Text legt uns sehr nahe, dass es darum
geht, dass Gott Dinge in das Leben seiner Kinder gibt,
die seinen Kindern oft Schmerzen und Nöte verursachen.
Hier ist die Rede davon, dass der Herr einen
jeden Sohn, den er aufnimmt, „geißelt“. Es ist bekannt,
dass es im antiken Judentum Strafe durch Auspeitschen
gab. Dies war eine sehr heftige und schmerzhafte Form
der Strafe. Der Bibeltext hat solches im Sinn, wenn
er uns sagt, dass Gott seine Kinder, die er annimmt,
„peitscht“. Dies gibt uns einen Eindruck davon, wie
intensiv Gottes Züchtigung sein kann.
Diese Züchtigung zeigt sich ganz individuell im Leben
jedes Gläubigen. Vielleicht haben wir wirtschaftliche
Einbußen und verlieren einen Teil unseres Besitzes,
vielleicht schickt uns Gott schwierige Menschen über
den Weg, die uns stark zusetzen, vielleicht schickt er
körperliches Leiden, das enorm an uns nagt. Was es
auch ist – es kann sehr schmerzhaft sein.
WAS BEABSICHTIGT GOTT MIT DER
ZÜCHTIGUNG?
Man kann verschiedene Aspekte der Züchtigung Gottes
unterscheiden.
KORREKTUR
Wir alle neigen zur Sünde und immer wieder sündigen
wir. In der Bibel finden wir hier viele Beispiele.
Wir denken z.B. an 2. Samuel 11 u. 12. David hatte
Ehebruch und Mord begangen. Ihm wurde seine Sünde
vergeben, dennoch musste David mit Konsequenzen
leben, die ihn an das erinnerten, was er getan hatte
und ihm sehr deutlich machten, dass er nicht zulassen
konnte, noch einmal derartig zu sündigen.
VORBEUGUNG
Paulus hatte, als er den 2. Korintherbrief schrieb, nicht
konkret gesündigt und brauchte in dem Sinn keine
Korrektur, aber er stand in einer gewissen Gefahr
zu sündigen. Er hätte sich wegen einiger exklusiver
Offenbarungen Gottes an ihn überheben können.
Gott verhinderte dies jedoch durch seine Erziehungsmaßnahmen.
Paulus sagt uns nämlich: „Und damit
ich mich der außerordentlichen Offenbarungen nicht
überhebe, wurde mir ein Pfahl fürs Fleisch gegeben, ein
Engel Satans, dass er mich mit Fäusten schlage, damit
ich mich nicht überhebe“ (2. Korinther 12, 7).
UNTERWEISUNG
Hiob ist ein gutes Beispiel dafür, dass unser Vater
im Himmel Züchtigung nicht unbedingt nur dann
gebraucht, wenn konkret Sünde oder die unmittelbare
Gefahr zum Sündigen im Raum stehen. Manchmal
will Gott uns durch Schwierigkeiten und Leid dahin
bringen, ihn tiefer und deutlicher zu erkennen. Hiob
hatte eine Beziehung zu Gott. Es war sicherlich keine
schlechte Beziehung, aber Gott gebrauchte die schlimmen
Leiden, die er in sein Leben brachte, dazu, ihn
zu einer wesentlich tieferen Erkenntnis seiner selbst zu
führen. Hiob muss am Ende sagen: „Vom Hörensagen
hatte ich von dir gehört, aber nun sehe ich dich mit
meinen Augen“ (Hiob 42,5).
KEINE TROSTLOSE ZÜCHTIGUNG
Weil die Züchtigung des Herrn sehr schmerzhaft sein
kann, muss der Schreiber des Hebräerbriefes seine Leser
ermahnen und ermutigen, indem er sagt: „Ihr habt das
Trostwort vergessen…“ (Hebräer 12,5).
Die Leser des Hebräerbriefes kannten das Wort
Gottes. Sie kannten die alttestamentliche Passage,
die der Autor des Hebräerbriefes zitierte; aber diese
dort enthaltene Wahrheit war nicht in ihrem Sinn.
Sie wandten sie nicht auf ihre eigenen, schwierigen
Umstände an. Und deshalb konnten sie mit ihren Umständen
nicht richtig umgehen. Ihr himmlischer Vater
wollte ihnen durch sein Wort einen Trost geben. Aber
sie hatten sein Trostwort vergessen.
WORIN BESTEHT DIESER TROST?
Unser Vater im Himmel liebt uns, auch wenn wir von
ihm gezüchtigt werden.
Gottes Züchtigung ist kein Gericht, das uns
auslöschen soll. Sie soll uns, wenn nötig, wegen Sünde
korrigieren, uns vor Sünde bewahren oder uns wichtige
Wahrheit lehren. Wichtig ist, dass wir in allem nicht
unsere Verdammung sehen, sondern Gottes liebendes
Handeln. Das braucht Glauben. In Römer 8,1 lesen
wir einerseits: „So gibt es nun keine Verdammnis mehr
für die, welche in Christus Jesus sind.“ Jesus sagt zur
Gemeinde in Laodizea andererseits: „Welche ich liebhabe,
die strafe und züchtige ich. So sei nun fleißig und
tue Buße!“ (Offenbarung 3,19). Gott will uns in seiner
Liebe nicht auf Wegen gehen lassen, auf denen wir
Schaden nehmen. Dafür liebt er uns zu sehr. Deswegen
fügt er uns in Liebe Schmerzen zu, damit wir leben und
nicht sterben.
DIE ZÜCHTIGUNG IST
AUSSCHLIESSLICH FÜR KINDER GOTTES
GEDACHT UND IST ZEICHEN IHRER
KINDSCHAFT.
Alle Kinder Gottes haben Züchtigung nötig und
alle erhalten sie. Diejenigen, die keine Kinder Gottes
sind, erhalten diese Züchtigung nicht.
„Wenn ihr Züchtigung erduldet, so behandelt euch
Gott ja als Söhne; denn wo ist ein Sohn, den der Vater
nicht züchtigt? Seid ihr aber ohne Züchtigung, derer sie
alle teilhaftig geworden sind, so seid ihr ja unecht und
keine Söhne!“ (Hebräer 12,7-8).
Das Wort für „unecht“ könnte man auch mit „unehelich“
übersetzen. Zum Verständnis kann es hilfreich
sein, über das Vorgehen römischer Adliger Bescheid zu
wissen. So war es Gang und Gäbe, dass römische Adlige
zwar ihre unehelichen Kinder finanziell unterstützten,
diese Kinder aber praktisch ohne Züchtigung blieben,
während der leibliche Sohn der rechtmäßigen Frau
des Adligen, der das Vermögen des Vaters erben sollte,
einer Züchtigung unterworfen wurde, die mit Sklaverei
vergleichbar war. Diese Züchtigung sollte sicherstellen,
dass der Sohn dem Namen seines Vaters gerecht werden
konnte. Wenn Menschen also so vorgehen, wie viel
mehr wird Gott so an seinen Kindern handeln, weil er
sie liebt und Wichtiges mit ihnen vorhat.
14
GOTTES WEISE ZÜCHTIGUNG DIENT
UNS ZUM BESTEN
„Sodann hatten wir auch unsere leiblichen Väter zu
Zuchtmeistern und scheuten sie; sollten wir jetzt nicht
vielmehr dem Vater der Geister untertan sein und
leben? Denn jene haben uns für wenige Tage gezüchtigt
nach ihrem Gutdünken; er aber zu unsrem Besten,
damit wir seiner Heiligkeit teilhaftig werden“ (Hebräer
12, 9-10).
Wir werden nicht von einem fehlerhaften Menschen
gezüchtigt, sondern vom lebendigen, und
unendlich weisen Vater im Himmel. Er ist unser Vater,
der uns liebt. Er hat uns geschaffen, er hat uns erlöst, er
erhält uns am Leben und er ist derjenige, der uns viel
besser versteht, als wir uns selbst verstehen. Sollten wir
dann nicht auch seine Züchtigung gerne annehmen, in
dem Wissen, dass sie uns in seiner Weisheit zum Besten
dient? Wie menschliche Väter wollen, dass ihre Kinder
es eines Tages zu etwas bringen, so will auch unser
himmlischer Vater, dass er in uns etwas Gutes erreicht,
auch wenn das im Moment nicht so aussieht.
SCHWIERIGKEITEN UND SCHMERZEN
SIND NICHT DAS EIGENTLICHE ZIEL
Gottes Wort sagt uns: „Alle Züchtigung aber,
wenn sie da ist, scheint uns nicht zur Freude, sondern
zur Traurigkeit zu dienen; danach aber gibt sie eine
friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die dadurch
geübt sind“ (Hebräer 12,11). Gottes Ziel ist nicht, uns
zuzusetzen und uns zu beschweren. Sein Ziel ist, dass
wir in der Erkenntnis seiner selbst wachsen und mehr
und mehr sein Wesen in unserem Denken und Tun
widerspiegeln. Wir sollen eine ewige Herrlichkeit in der
liebevollen Gemeinschaft mit Gott verbringen. Er will
uns schon jetzt darauf vorbereiten.
GOTT IST IN SEINER ZÜCHTIGUNG
SOUVERÄN
Gott hat die volle Kontrolle über das Ausmaß an
Widrigkeiten, die er in unser Leben bringt. Gott will
und wird uns nicht überfordern, wir werden in unserer
Not bei ihm immer die Hilfe finden, die wir brauchen.
Paulus sagt uns: „Es hat euch bisher nur menschliche
Versuchung betroffen. Gott aber ist treu; der wird euch
nicht über euer Vermögen versucht werden lassen,
sondern wird zugleich mit der Versuchung auch den
Ausgang schaffen, dass ihr sie ertragen könnt“ (1.
Korinther 10,13). Zu wissen, dass Gott unser Maß an
Leiden bestimmt, dass das Leiden nicht zufällig über
uns kommt und dass es zu unserem Besten ist, hilft
uns enorm, in einer Drucksituation mit der richtigen
Einstellung auszuhalten und Geduld zu bewahren.
Dieses Vertrauen auf Gottes Macht und Weisheit kann
uns auch in schwersten Lagen die richtige Perspektive
geben, die uns durchhalten lässt. Gott wird uns hindurchtragen,
wenn wir unsere Hoffnung auf ihn setzen.
WIR MÜSSEN UNSEREM HIMMLISCHEN
VATER VERTRAUEN
Wenn uns Schwierigkeiten und Schmerzen in unserem
Leben begegnen, dann wissen wir nicht immer, wozu
genau sie gut sind. Manche konkrete Absicht unseres
himmlischen Vaters wird uns unser Leben lang unklar
bleiben. Wir haben vielleicht Fragen, warum Gott
manche Dinge so anders geführt hat, als wir uns das
vorgestellt hatten und doch erhalten wir in diesem Leben
keine Antwort. Wir müssen letztlich an dem Punkt
stehen bleiben, an dem wir wissen: Ja, Gott hat am
Kreuz für alle Zeiten klar gemacht, dass er uns als seine
Kinder liebt und eine herrliche Zukunft verheißen hat.
Er liebt uns. Er hat keine bösen Absichten. Das macht
uns das Kreuz deutlich. Gleichzeitig müssen wir seiner
Weisheit vertrauen. Wir müssen darauf vertrauen, dass
unser Vater alle Weisheit hat, die bei Weitem das übersteigt,
was wir uns in unserem kleinen Kopf vorstellen
können. Uns muss bewusst sein, dass unser himmlischer
Vater durch die Schöpfung des ganzen Universums
seine Weisheit demonstriert hat und, dass er uns
durchaus kein Leben ohne Leiden versprochen hat. Im
Gegenteil. Weil wir zu Christus gehören, werden wir in
der einen oder anderen Form leiden müssen.
Gott will uns ermutigen, in diesen Schwierigkeiten
auszuharren. Jakobus schreibt in seinem Brief: „Siehe,
wir preisen die selig, welche ausgeharrt haben. Von
Hiobs Geduld habt ihr gehört, und das Ende des Herrn
habt ihr gesehen; denn der Herr ist voll Mitleid und
Erbarmen“ (Jakobus 5,11).
Unser himmlischer Vater will, dass wir erkennen:
Er weiß, was er tut. Und was er in unserem Leben tut,
das tut er mit guten Absichten. Er will, dass wir ihm
vertrauen.
Letztlich sollen wir Gottes Züchtigung so verstehen:
Die Liebe, die Christus bewegte, für uns ans
Kreuz zu gehen, ist dieselbe Liebe, die unseren himmlischen
Vater dazu bewegt, uns - wo nötig – Schmerzen
zuzufügen, damit wir für immer heil und sicher bei
ihm bleiben und ihm mit unserem ganzen Leben die
Ehre geben.
AUFGABEN ZUM BIBELSTUDIUM
• Lies Epheser 4,17 – 5, 21.
• Worin bestehen laut Epheser 5,1-3 wesentliche
Beweggründe für uns, Gottes Wesen in unserem
Leben widerzuspiegeln?
• Notiere dir aus dem Text konkrete Beispiele für
den gottesfürchtigen Wandel, zu dem Gott seine
Kinder erziehen möchte (was sollen Kinder Gottes
nicht tun? Was sollen Kinder Gottes tun?)
Simon Arnold (*1986) ist Ehemann und arbeitet als
Heilerziehungspfleger in einer Einrichtung für Menschen mit
Behinderung. Er ist Autor des Blogs unwisesheep.org.
15
JOSIA
Die Rubrik für
junge Leute.
Das Evangelium:
Gott zeigt seine Liebe
Text von Rudolf Tissen
Wir Christen reden viel über die Liebe Gottes und singen Lieder,
die diese zum Thema haben. Und doch schaffen wir es oft, die Liebe
Gottes sehr unbestimmt und abstrakt erscheinen zu lassen, weil
wir das Evangelium aus dem Zentrum drängen. Aber – gerade im
Evangelium hat uns Gott seine Liebe gezeigt.
Liebe zeigt sich. Es gehört zu ihrem Wesen, dass
sie das tut. Sie kann nicht für immer versteckt
bleiben, sondern wird sich irgendwann offenbaren.
Liebe ist auch konkret. Sie ist niemals
abstrakt oder „abgehoben“, sondern zeigt sich
in echten Taten, die auf der Entscheidung beruhen,
dem anderen zu dienen, ihn höher zu achten als sich
selbst und sich für ihn hinzugeben. All diese Dinge lernen
wir wahrscheinlich schon aus unseren Erfahrungen
und den persönlichen Beziehungen, die wir führen.
DER „LIEBE GOTT“
Aus der Bibel wissen wir, dass Gott Liebe ist. Und interessanterweise
scheinen davon sogar viele unserer Mitmenschen,
ob Christen oder Nichtchristen, überzeugt
zu sein. So glauben selbst Nichtchristen, dass Gott
(sofern es ihn denn gibt) irgendwie liebevoll, einfühl-
sam und barmherzig sein muss. Erst kürzlich hörte ich
in einer amerikanischen (nichtchristlichen) Talkshow
die Moderatorin verkünden, dass es im christlichen
Glauben doch schließlich um nichts anderes gehe als
um Liebe, denn Gott sei ja schließlich Liebe. Sofort
erinnerte ich mich an die Vorstellung eines Gottes, der
im Himmel sitzt und dessen einzige „Aufgabe“ darin
besteht, dem Menschen keine Vorschriften zu machen
und ihm das zu gewähren, was er haben möchte. So
oder so ähnlich werden Gottes Wesen und seine Liebe
in der Welt verstanden. Gott ist Liebe – darin scheint
sich die Mehrheit einig zu sein. Das ist fast schon
allgemeiner Konsens. Und irgendwie stimmt das ja
auch. Schließlich lesen wir ja auch in der Bibel, dass
Gott Liebe ist und wir deshalb unseren Nächsten lieben
sollen. Was uns natürlich auffallen muss, ist, dass Liebe
in diesem Zusammenhang sehr subjektiv und beliebig
© Foto: Juskteez Vu 17
definiert wird. Die Liebe, die Gott heutzutage durch
Medien, Gesellschaft (und Kirchen) zugeschrieben
wird, fristet ein ziemlich willenloses, ausdruckloses und
statisches Dasein. Sie darf nicht zu konkret werden,
zeichnet sich dadurch aus, den Menschen in seinem
jeweiligen Lebensstil zu tolerieren und nichts anderes
mehr anzustreben, als uns auf unserem Selbstverwirklichungs-Trip
anzufeuern. Diese „Liebe“ glänzt durch
Abwesenheit und durch den unübersehbaren Versuch,
sich die Kleider der Akzeptanz überzustreifen. Ein
Gott, der von dem Menschen absoluten Gehorsam
gegenüber seinen Geboten fordert, kann kein Gott
der Liebe sein. So ist auf jeden Fall die Meinung vieler
unserer Mitmenschen. Liebe ist doch dort, wo Freiheit
herrscht, oder? Und so bildet sich jeder seine eigene
Meinung darüber, was es bedeutet, dass Gott die Liebe
ist.
Diese Unbestimmtheit der Liebe Gottes kann sich
auch im Gemeindeleben niederschlagen. Natürlich
geschieht dies meist unbewusst. Doch immer wieder
treffe ich auf „Anbetungslieder“, in denen Gottes Liebe
zwar erwähnt, aber nicht näher erklärt wird. Es wird
sehr abstrakt über Gottes Liebe gesungen, ohne dabei
zu erwähnen, wo und wie Gott seine Liebe zu dem
Menschen gezeigt hat. Was übrig bleibt, ist eine Liebe,
die höchstens noch neben dem Menschen existiert, aber
nicht mehr für ihn ist und ihn direkt anspricht. Die
Liebe, die wir in vielen dieser Lieder antreffen, ist nicht
mehr die erwählende, handelnde Retter-Liebe Gottes,
die sich in seinem Sohn offenbart hat, sondern bestenfalls
noch eine Art Liebe light, die ohne konkreten
Bezug zum Menschen einfach da ist. Die Reformatoren
haben uns dem gegenüber gelehrt: Sprich nicht über
Gott und seine Eigenschaften an sich, sondern über
Gott, wie er sich dem Menschen offenbart. Und Gott
hat sich offenbart. Es ist deshalb ungemein wichtig,
dass wir unser Verständnis von der Liebe Gottes, von
Gott und seinem Evangelium bestimmen lassen. Denn
im Evangelium hat uns Gott seine Liebe gezeigt. Das
lernen wir von allen Autoren des Neuen Testaments.
Vielleicht kann uns eine sehr bekannte Bibelstelle
hier weiterhelfen. Johannes schreibt in seinem ersten
Brief: „Hierin ist die Liebe Gottes offenbart worden,
dass Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt
gesandt hat, damit wir durch ihn leben möchten.
Hierin ist die Liebe: Nicht dass wir Gott geliebt haben,
sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn gesandt
hat als eine Sühnung für unsere Sünde“ (1. Johannes
4,9-10).
WIE GOTT SEINE LIEBE GEZEIGT HAT…
Johannes hatte seine Leser zunächst dazu aufgefordert,
einander zu lieben, denn „die Liebe ist aus Gott; und
jeder, der liebt, ist aus Gott geboren und erkennt Gott“
(4,7). Weiter schreibt er dann, dass derjenige, der nicht
liebt, Gott nicht erkannt hat, weil Gott selbst die Liebe
ist (4,8). Was wir hier lernen, ist, dass Gottes Liebe
nicht wirkungslos bleiben kann. Sie ist kraftvoll und
wird dort Wirkungen hervorrufen, wo dem Evangelium
geglaubt wird. Und Johannes begründet seine
Forderung nach Bruderliebe damit, dass er uns auf das
Evangelium hinweist.
Natürlich zeigt sich Gottes Liebe zu den Menschen
auch an anderer Stelle. Gott kümmert sich in seiner
Gnade um jeden Menschen. Er lässt uns leben und das
Leben genießen. Er beschenkt uns mit unserer Familie
und Freunden. All das sind Zeichen seiner Liebe zu
uns. Aber: Johannes ist so fest davon überzeugt, dass
die zentrale Offenbarung der Liebe Gottes in dem
Sühnetod Jesu Christi stattgefunden hat, dass er uns
sagen kann: „Hierin ist die Liebe Gottes offenbart worden,
dass Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt
gesandt hat, damit wir durch ihn leben möchten.“
Sind die vielen Dinge, die Gott uns in unserem
Leben schenkt, kleine Lichter, die uns auf seine Liebe
hinweisen, so ist das Kreuz im Gegensatz dazu ein
riesiges Leuchtfeuer, das nicht mehr zu übersehen ist.
Das Evangelium nimmt also die zentrale Rolle in der
Offenbarung der Liebe Gottes ein. Nichts kommt dem
gleich. Gott hat seine Liebe gezeigt, als er seinen Sohn
auf diese Erde kommen ließ, um Menschen, die nichts
von seiner Liebe wissen wollten, zu erlösen. Ja, Gottes
Liebe ging so weit, dass er uns, als wir noch seine Feinde
waren, von der Macht und Knechtschaft der Sünde
befreite – durch das Blut seines einzigen Sohnes. Gott
sandte seinen Sohn, um uns vom Tod zu befreien und
mit neuem, ewigem Leben zu beschenken. Darin zeigte
er seine Liebe.
Gott sieht nicht einfach über unsere Sünde hinweg,
was die Welt wohl als „Evangelium“ annehmen würde.
Vielmehr besteht die frohe Botschaft darin, dass Gott
selbst für die Beseitigung unserer Schuld sorgt, obwohl
wir nichts anderes verdient hätten als seinen gerechten
und heiligen Zorn. Gottes Liebe besteht eben nicht
in der Tolerierung unserer Vergehen. Gott liebt uns so
sehr, dass er uns unsere Verlorenheit durch sein Wort
und seinen Geist bewusst macht und wir so nicht mehr
anders können, als in seine Arme zu fallen.
18
GOTT ENTSCHIED SICH, UNS ZU LIEBEN
Aber das ist Johannes noch nicht genug. Er will uns
nicht nur deutlich machen, dass Gott seine Liebe ganz
konkret gezeigt hat, sondern macht uns auch darauf
aufmerksam, dass es Gottes Entschluss war, uns zu
lieben und seine Liebe zu zeigen: „Hierin ist die Liebe:
Nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns
geliebt und seinen Sohn gesandt hat als eine Sühnung
für unsere Sünden“ (1. Johannes 4,10).
Gott hat nicht gewartet bis eine Art „Liebessignal“
von der Erde kommen würde, um dann seinerseits mit
Liebe zu antworten. Er wusste genau, dass wir gar nicht
dazu in der Lage sind, ihn zu lieben. Wir waren tot und
verloren in unseren Sünden und haben Gott und sein
Gebot gehasst. Aber gerade darin hat Gott seine Liebe
gezeigt: Er sandte seinen Sohn, nach seinem eigenen
souveränen Willen, um unsere Schuld zu sühnen. Und
er tat dies in dem Wissen um unsere Herzenseinstellung.
Gott entschied sich, uns zu retten. Er entschied
sich, seinen Sohn mit dem Zorn, der uns galt, zu
zerschlagen (Jesaja 53,5.10). Er entschied sich, Christus
als Sühneopfer für unsere Sünde hinzugeben. Ja, Gott
entschied sich, uns zu lieben.
WAS WIR VON JOHANNES LERNEN KÖNNEN
Gott hat seine Liebe gezeigt – in einer konkreten, historischen
Tat. Wir haben ihn nicht darum gebeten. Er
hat sich entschieden uns zu lieben – aus freien Stücken.
Genau darin hat sich seine Liebe in einer einzigartigen
Weise offenbart.
Was heißt das nun für uns? Wir können nicht über
die Liebe Gottes sprechen, ohne seinen Sohn, ohne das
Evangelium zu erwähnen. Denn Johannes zeigt uns,
dass uns Gott gerade im Evangelium seine unglaubliche
Liebe offenbart hat. Wir können nicht einfach so über
die Liebe Gottes singen, ohne dabei das vergossene Blut
unseres Erlösers zu erwähnen. Wir können aus der Liebe
Gottes keinen Trost bekommen, wenn wir uns nicht
ganz konkret vor Augen halten, wie Gott seine Liebe
gezeigt hat. Denn diese Liebe ist weder abstrakt, noch
willenlos. Wäre sie das, würde das Evangelium niemals
als Quelle von Trost und Hoffnung dienen können.
Denn welchen Trost hätten wir aus einer Liebe, die nie
konkret wird und sich niemals unseres tiefsten Elends
annimmt? Aber jetzt wissen wir aus dem Evangelium,
dass Gott uns tatsächlich liebt. Aus dem Evangelium
erkennen wir die Liebe Gottes.
Und noch etwas muss gerade aus der Perspektive
des Kontextes unserer Verse gesagt werden: Ohne die
echte, konkrete Liebe Gottes, die uns im Evangelium
begegnet, hätten wir überhaupt keinen Grund, unsere
Geschwister zu lieben. Es ist diese Liebe Gottes, die uns
auffordert, unsere Geschwister zu lieben. Es ist die Liebe,
die wir im Evangelium sehen, die uns dazu auffordert,
unsere Geschwister eben nicht „unmittelbar“ (mit
all ihren Fehlern), sondern in Christus zu sehen – als
gerettet, gerechtfertigt und heilig. Eine abstrakte und
willenlose Liebe ist zu so einer Aufforderung gar nicht
in der Lage.
CHRISTUS – DER DEUTLICHSTE BEWEIS
DER LIEBE GOTTES
Fassen wir zusammen: Das Evangelium ist die Offenbarung
der Liebe Gottes. Deshalb konnte Johannes
Calvin schreiben, als er sich mit eben diesen Versen
beschäftigte: „Dieses unglaubliche Geschenk, das darin
besteht, dass Gott, der Vater, Christus nicht verschont
hat, ist dermaßen überwältigend, dass wir wirklich
nicht mehr aus dem Staunen kommen, wenn wir darüber
nachdenken. Christus ist der vollkommene Beweis
der Güte Gottes.“
Christus ist der vollkommene Beweis der Liebe und
Güte Gottes: Deshalb dürfen wir in jeder Situation auf
das Kreuz schauen. Denn dort sehen wir, dass Gott uns
geliebt hat. Konkret und tatsächlich.
FRAGEN ZUM WEITEREN NACHDENKEN:
• Fallen dir Situationen/Lieder ein, in denen du sehr
unbestimmt über Gottes Liebe sprichst/singst?
• Warum ist es so unglaublich wichtig, niemals das
Evangelium zu vergessen, wenn wir über die Liebe
Gottes nachdenken?
• Schlag Römer 5 auf und lies die Verse 6-10. Worin
zeigt sich nach Paulus die Liebe Gottes? Versuche
einmal, die Eigenschaften und Auswirkungen dieser
Liebe in Stichworten zusammenzufassen.
Rudolf Tissen ist 26 Jahre alt, verheiratet mit Christina und
derzeit noch Student (Theologie und Wirtschaftsrecht).
19
NACH CHRISTUS
Die Rubrik für Biografien
& Kirchengeschichte.
Robert C.
Chapman
Text von Thomas Hochstetter
„Und wenn ich Weissagung hätte und alle Geheimnisse wüsste und
alle Erkenntnis, und wenn ich allen Glauben besäße, sodass ich Berge
versetzte, aber keine Liebe hätte, so wäre ich nichts.“
—1. Korinther 13,2
Ein ungläubiger Begleiter des berühmten Apologeten
Ravi Zacharias soll ihm einmal die
Frage gestellt haben: „Wenn diese Bekehrung,
von der du redest, wirklich übernatürlicher
Herkunft ist, wie kommt es dann, dass sie
in dem Leben vieler mir bekannter Christen nicht
offensichtlicher wird?“ Diese treffende Bemerkung
spricht ein uns nur allzu gut bekanntes Problem an,
nämlich dass viele den Namen Christus für ihr Leben
in Anspruch nehmen, ihn aber nicht ausleben.
Paulus sagte im Philipperbrief: „Das Leben ist für
mich Christus“. Das Neue Testament bezeugt dann,
dass er dies nicht nur glaubte, sondern auch lebte. So
konnte Paulus in aller Demut an anderer Stelle dazu
aufrufen: „Seid meine Nachahmer, gleichwie auch ich
[Nachahmer] des Christus bin“ (1. Korinther 11,1).
Die Nachfolger Christi werden nicht in erster
Linie an ihrem Wissen, ihrer Glaubensgemeinschaft,
ihren Abschlüssen und Doktortiteln oder am Namen
ihrer Bibelschule erkannt. Nein. Das Merkmal eines
von Gott gerufenen und erlösten Lebens ist: die Liebe
Christi zu leben! „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass
ihr einander lieben sollt, damit, wie ich euch geliebt
habe, auch ihr einander liebt“ (Johannes 13,34).
Das Alleinstellungsmerkmal deiner Nachfolge soll
die Liebe Christi sein. Das bedeutet, dass du andere so
lieben sollst, wie Jesus andere geliebt hat!
Es ist wichtig zu erkennen, dass Jesus nicht nur
seinen engsten Jüngern ein Gebot gegeben hat, sondern
dass Er dabei eine ganz allgemeine Gruppe im Sinn
hatte: alle Gläubigen. „Daran wird jedermann erkennen,
dass ihr meine Jünger seid“ (Johannes 13,35).
In der Liebe Christi zu leben, entspringt allerdings
nicht in erster Linie dem heiligen Gebot – viele können
es lesen und trotzdem nicht danach leben – sondern
ist durch reine und erstaunliche Gnade gewirkt.
Wem viel vergeben wurde, der liebt viel. Je größer
die Erkenntnis der unverdienten Errettung und je tiefer
das Verständnis der eigenen Identität ohne Christus ist,
umso größer wird die Fähigkeit zu lieben. Das ist der
Umkehrschluss von Jesu Worten in Lukas 7,47. 1
Im Licht dieser Wahrheiten ist es immer sehr
hilfreich, Vorbilder zu haben, die uns zeigen, wie so ein
Leben aussehen kann. Um dich heute zu ermutigen,
Christus zu leben, will ich mit dir zusammen das Leben
eines solchen Vorbildes der Liebe Christi betrachten.
R.C. Chapman sagte einmal über sich selbst: „Mein
Geschäft ist es, andere zu lieben – und nicht die Liebe
anderer zu suchen.“ 2
Jeder, der ihn kannte, konnte erfahren, dass er ein
wahrer „Apostel der Liebe“ war, indem er die Gesinnung
Christis wirklich auslebte (vgl. Philipper 2,4-5).
Chapman wurde am 4. Januar 1803 in eine reiche,
jedoch ungläubige englische Großfamilie geboren.
Früh war er als ernsthafter, fleißiger und begeisterter
Junge bekannt. Nachdem seine Familie, im Zuge der
napoleonischen Kriege, viel Geld verloren hatte, wurde
1 Vgl. auch 2 Korinther 5,14
2 Peterson, R. L. Robert C. Chapman – Der Mann, der Christus
lebte. Bielefeld: CLV, 2000. S. 13
Robert im Jahr 1818 mit 15 Jahren nach London
geschickt, um dort eine Ausbildung zum Rechtsanwalt
zu beginnen. Als er diese Ausbildung erfolgreich hinter
sich gebracht hatte, erbte er unerwartet eine beträchtliche
Summe Geld, mit welcher der nunmehr 23-jährige
Robert seine eigene Anwaltskanzlei aufbaute.
Trotz seines frühen Erfolges und dem daraus
resultierenden Ansehen war er nicht zufrieden. Er
hatte Fragen; Fragen geistlicher Natur, welche ihm sein
ungläubiges Elternhaus und Umfeld nicht beantworten
konnten. So begann er, die Bibel zu lesen und in nur
kurzer Zeit hatte er sie mehrmals durchgelesen, obwohl
er ihre Glaubwürdigkeit anzweifelte.
Jahre später schrieb er über diese Zeit Folgendes:
„Die Welt machte mich krank. Ich hasste sie, da sie
meinen Geist quälte. Trotzdem war ich unfähig und
nicht bereit, sie aufzugeben.“ 3
Wie so oft im Leben derer, die Gott zu sich zieht,
schickte er Robert einen Menschen über den Weg,
der ihn nachhaltig beeinflussen würde: ein christlicher
Anwalt mit dem Namen John Whitmore. Whitmore
und Chapman wurden enge Freunde und diskutierten
oft über geistliche Dinge. Es war auch Whitmore, der
Robert in eine Kirche brachte: die John Street Chapel.
Als Chapman mit 23 Jahren seinen Fuß in die John
Street Chapel setzte, hörte er zum ersten Mal in seinem
Leben eine Predigt, die sein Herz und seine Selbstgerechtigkeit
angriff. Der Pastor der Gemeinde war
Harrington Evans und seine Predigt war es, durch die
Robert Chapman seinen Erlöser fand, indem er seine
geistliche Unfähigkeit im Gegensatz zu Christi erlösendem
und stellvertretendem Tod am Kreuz begriff.
Harrington Evans wurde der Mentor des frisch
bekehrten Robert und er nahm ihn schon früh mit zu
evangelistischen Einsätzen in den Elendsvierteln der
Stadt, wo sie Essen und Kleidung verteilten. Er gab
ihm auch schon bald Möglichkeiten zu predigen. Doch
es schien, als ob der junge Robert keine besondere
Begabung dazu hatte. Seine Freunde sagten, er würde
zu sehr wie ein Anwalt klingen.
Doch ließ er sich von solchen Rückschlägen nicht
beirren und setzte sich das beste Ziel, das er sich setzen
konnte: „Es gibt viele, die Christus predigen, aber nicht
sehr viele, die Christus leben. Mein großes Ziel wird
sein, Christus zu leben.“ 4
R. C. Chapman lebte dieses Ziel aus, indem er
sich mehr und mehr dem Dienst am Wort und an
den Armen widmete. Er sorgte sich um das geistliche
Wohlergehen der Menschen, insbesondere der Armen,
die Gott ihm über den Weg schickte.
Durch seine unbeirrte Nachfolge Christi, seine
Liebe zu Gottes Wort und zu den Menschen begann
Chapman, einen großen Einfluss auf das geistliche
Wachstum der Gemeinde auszuüben. Die Frage nach
seinem weiteren Weg stellte sich nun mehr und mehr.
Obwohl seine Kanzlei erfolgreich war und ihm alle
3 Ebd., S. 24
4 Es soll nicht der Eindruck entstehen, als ob sich diese Dinge gegenseitig
ausschließen würden. Wahres Predigen entspringt einem
Leben, das Christus lebt. Robert Chapman durfte das selbst erfahren.
© Foto: Unebekannt / Bearbeitung: Peter Voth 21
Türen zu einem besseren Leben offenstanden, entschied
er sich dazu, die Botschaft des Evangeliums den Armen
zu verkündigen.
Beeinflusst durch persönliche Freunde wie Georg
Müller, Thomas Pugsley und Anthony Groves gab er
im April 1832 seine Arbeit als Anwalt auf und wurde
im Alter von 27 Jahren der Pastor einer kleinen
und schwierigen Gemeinde, der Ebenezer Chapel in
Barnstaple. Wie schwierig diese Gemeinde war, zeigte
sich darin, dass sie in den 18 Monaten vor Chapmans
Ankunft schon drei Pastoren hatte. Es gab nur eine
Bedingung, die er an die Gemeinde stellte: Er müsse
alles das predigen dürfen, was er in Gottes Wort finden
konnte. Sein Vertrauen auf die Kraft der Schrift und
das Wirken des Heiligen Geistes durch sie war ein
hervorstechendes Merkmal dieses jungen Predigers.
Für Chapman war die Bibel Gottes allgenügsames
und mächtiges Wort, welches es nicht nur zu kennen,
sondern auch zu halten galt. Mit seiner Ankunft in der
Ebenezer Chapel stand nur noch Gottes Wort im Zentrum
jeder Lehre und Predigt. Er war davon überzeugt,
dass es einen Hunger nach dem Gesetz des Herrn gab,
den es zu stillen galt.
Das Vertrauen und die Liebe, die Chapman Gottes
Wort gegenüber brachte, scheint heute eher eine Seltenheit
zu sein. Jeder von uns neigt dazu, die Schrift zu
vernachlässigen. Ob durch christliche Literatur, Arbeit
oder Vergnügen abgelenkt, verbringen wir immer weniger
Zeit damit, Gottes Wort zu lesen, zu studieren und
darüber nachzusinnen. Die Worte Davids aus Psalm
119 kommen leider viel zu wenig von unseren Lippen:
„Wie habe ich dein Gesetz so lieb! Ich sinne darüber
nach den ganzen Tag“ (Psalm 119,97).
In einer seiner letzten Predigten rief Chapman die
Eltern der Gemeinde dazu auf zu beten, dass ihre Kinder
vor allem Gottes Wort kennen würden. Er sagte:
„Es gibt so viele Menschen, die sich alleine mit dem
Wissen ihrer Errettung zufrieden geben wollen. Sagt ihnen
[den Kindern], dass sie sich nicht damit zufrieden
geben sollen. Ich möchte, dass sie die Schrift studieren
und so in der Erkenntnis Gottes wachsen. Sagt ihnen,
dass ich möchte, dass sie den Herrn Jesus Christus
dadurch sehr persönlich kennenlernen sollen.“ 1
R. C. Chapman war aber nicht nur für seine Liebe
zu Gottes Wort bekannt, sondern auch besonders für
einen vom Geist geleiteten Charakter: „Die Frucht
des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut,
Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung“
(Galater 5,22). Es waren gerade diese Eigenschaften,
welche ihm bei vielen ein Gehör verschafften.
Vor allem war es auch der Schlüssel für seinen Erfolg
im Dienst an einer widerspenstigen Gemeinde. Er war
niemals ungeduldig, immer freundlich und respektvoll,
stets auf das Wohl anderer bedacht, auch wenn das für
ihn mehr Arbeit bedeutete. Er grüßte alle so herzlich,
dass einer seiner Freunde nach Chapmans Tod ihn
noch gut in Erinnerung hatte: „Ich kann seine liebevolle
Stimme selbst jetzt noch hören, wie sie mir zurief:
1 Peterson, R. L. Robert C. Chapman – Der Mann, der Christus
lebte. Bielefeld: CLV, 2000. S. 18
,Ich bin hocherfreut dich zu sehen. Ja, hocherfreut! Sei
willkommen mein lieber Bruder!‘“
Obwohl Chapman niemals heiratete, war er unheimlich
gut darin, Kinder zu belehren. Seine freudige
und unbeschwerte Art kam bei ihnen gut an. Darüber
hinaus war er aber auch zutiefst um ihr seelisches Wohl
besorgt. Wie ernst er diese Aufgabe nahm, wird durch
folgendes Zitat deutlich: „Gott erhält mehr Ehre durch
einen Mann, der seine Familie nach Christus führt, als
durch einen gerechten Machthaber, der sein Königreich
regiert.“
Die geistgeführte Art dieses Mannes wurde nirgendwo
so auf die Probe gestellt wie in der Auseinandersetzung
zwischen John Nelson Darby und B. W. Newton.
Als die Probleme so groß wurden, dass sie mehr und
mehr Gemeinden betrafen, wurde R. C. Chapman als
Schlichter herbeigerufen, da man von seinem geduldigen
und barmherzigen Charakter wusste.
Darby beabsichtigte, alle Gläubigen und Gemeinden
auszuschließen, die Newton unterstützten. Dies
führte zu Spaltungen unter den Brüdergemeinden der
Gegend. Bei einem überregionalen Schlichtungstreffen
im Jahr 1845, bei dem 12 leitende Brüder aus dem
ganzen Land zugegen waren, sagte Chapman zu Darby:
„Du hättest mit der Trennung einfach länger warten
müssen.“ Darby versuchte, sich zu verteidigen: „Ich
habe sechs Monate gewartet!“ Daraufhin erwiderte
Chapman: „Wenn dieses Problem in Barnstaple aufgetreten
wäre, hätten wir sechs Jahre gewartet!“
Leider konnten Chapmans Schlichtungsversuche
die Situation nicht lösen, und so wurde er von vielen
Anhängern Darbys gemieden und sogar angegriffen.
Das Erstaunliche ist nun, dass trotz der Differenzen
Darby selbst R. C. Chapman stets gegen Anschuldigungen
verteidigte. Einmal sagte er über ihn: „Wir reden
von den himmlischen Regionen, er lebt sie.“
Trotz der Feindschaft, die Robert entgegengebracht
wurde, und der offensichtlich schwierigen Art Darbys,
verlor er nie ein schlechtes Wort über ihn oder seine
Nachfolger. Ähnlich wie Paulus, als der die halsstarrigen
Korinther ,Brüder‘ nannte, sah Chapman seine
Gegner als „seine Brüder, deren Gewissen es ihnen
verhindert hat, mit ihm Gemeinschaft zu pflegen und
dadurch ihn ihrer Gemeinschaft beraubt hat“.
Chapman war davon überzeugt, dass die Einheit
der Gemeinde Christi eines der höchsten Güter
der Gläubigen ist. Für ihn ging es um mehr als nur
Pragmatismus. Er sah in der Einheit der Gläubigen
eine tiefsinnige Widerspiegelung von Gottes Wesen. Er
drückte es einmal folgendermaßen aus: „Demut ist der
Schlüssel zu Gemeinschaft; Stolz ist der Schlüssel zu
Spaltungen.“
Auch wenn Robert Chapman sowohl für seine
wortgetreuen Predigten als auch für seine Arbeit unter
den Armen bekannt war, war es doch ein anderer
Dienst, für den man ihn immer in Erinnerung behalten
würde, nämlich sein Haus der Gastfreundschaft in
Barnstable.
Gastfreundlich zu sein ist wahrscheinlich eines
der klarsten Anzeichen von ausgelebter Liebe. Diese
Eigenschaft muss in einem geistlichen Leiter offen-
22
sichtlich sichtbar sein (siehe 1. Tim 3,2). Der Grund,
weshalb sie so deutlich mit Liebe zu tun hat, ist, dass
Gastfreundschaft nichts anderes als Liebe zu Fremden
bedeutet. Das Wort „gastfreundlich“ in 1. Timotheus
3,2 spricht davon, sein Haus und Leben fremden
Menschen zu öffnen. R. C. Chapman verstand diesen
Aufruf und beschloss, schon vor seiner Ankunft in
Barnstable, dass er genau das tun würde. Als er noch in
London unter den Armen arbeitete, begegnete er einigen
Missionaren und Pastoren, welche völlig erschöpft
und abgearbeitet waren. Daher entstand in ihm der
Wunsch nach einem Haus, das diesen Dienern Gottes
helfen würde, wieder auf die Beine zu kommen.
Sie sollten bei ihm kostenlos und so lange sie wollten,
bleiben können. Seine einzigen Ansprüche an das
Haus waren eine große Anzahl an zusätzlichen Zimmern
und die Lage in einer ärmlichen Gegend.
Kaum in Barnstable angekommen, kaufte er sich
mit dem zurückgelegten Geld genau solch ein Haus.
Schon bald sprach sich das herum und er bekam seine
ersten Gäste, welche manchmal nur einen Abend oder
nur ein paar Stunden bei ihm verweilten; manche aber
auch über mehrere Wochen oder Monate.
Das Haus der Gastfreundschaft war schlicht eingerichtet,
aber sauber. Es herrschte eine sehr geistliche
Atmosphäre. Robert duldete keine unnützen Tischgespräche
und lenkte, meist sehr geschickt und bestimmt,
die Gespräche zu geistlichen Themen. Selber legte er
sich immer um 21 Uhr zur Ruhe und ermutigte seine
Gäste dazu, dasselbe zu tun. Der Morgen begann für
ihn um vier Uhr mit einigen Stunden im Gebet und im
Wort. Wenn Gäste früh aufstehen wollten, übernahm
er den Weckdienst, indem er immer einen kurzen und
ermutigenden Vers in das Zimmer sprach. Er bereitete
ihnen die Möglichkeit, den Tagesbeginn in aller Ruhe
mit Gott zu verbringen – Kaminfeuer und warme
Decken inklusive.
Chapman hatte eine Gewohnheit, welche sein
demütiges und liebendes Herz sehr gut beschreibt:
bevor seine Gäste sich zur Nachtruhe zurückzogen, bat
er sie immer, ihre Schuhe vor die Tür zu stellen, damit
er sie bis zu ihrem Erwachen reinigen konnte. Alles
Protestieren half nichts und so machte er sich jeden
Morgen daran, die Schuhe seiner Gäste zu reinigen. Als
er einmal darauf angesprochen wurde, sagte er: „Wir
pflegen uns heutzutage nicht mehr gegenseitig die Füße
zu waschen; aber das Schuhe waschen kommt dem
Befehl des Herrn wohl am nächsten.“
Alles dies tat er neben allem anderen, was der
Dienst an Gottes Herde mit sich bringt. Er predigte
jeden Sonntag, besuchte Notleidende in ihren Häusern,
lehrte in Hauskreisen, nahm an Treffen teil, half bei
Gemeindegründungen, ermutigte die Niedergeschlagenen
und evangelisierte besonders in den Armenvierteln.
Robert Chapman lebte das höchste Gebot aus,
indem er es zu seiner Freude machte, Gott zu lieben,
und danach seinen Nächsten (Lukas 10,27). Er war ein
barmherziger Mann, der anderen reichlich von seinem
Besitz und Leben gab. Robert war kein Einzelgänger,
der alles auf eigene Faust, auf seine Art und Weise
machte. Er hatte immer Mitarbeiter an seiner Seite,
denen er nicht nur Freund, sondern auch Mentor
war. Sein langes Leben war durch viele langjährige
und tiefe Freundschaften gekennzeichnet. Zu diesen
engen Freunden gehörten auch geistliche Leiter wie
Georg Müller, Charles Haddon Spurgeon oder Hudson
Taylor. Aber auch in seinem Umfeld pflegte er enge Beziehungen.
Es gab dort einen gewissen William Hake,
der für den Großteil seines Lebens an seiner Seite stand
und ihn im Dienst am Wort und an den Menschen
begleitete. Nach dem Tod Hakes’ schrieb Chapman
ein Gedenkband über seinen langjährigen Freund, mit
dem Titel „Seventy years of Pilgrimage“ (70 Jahre auf
Pilgerreise). Es war für ihn sehr schmerzlich, diesen
Mitstreiter und Freund verloren zu haben.
Was können wir zusammenfassend über diesen
Mann sagen? Er war gottesfürchtig, lebte seinen Glauben
aus und war mit der Anbetung Gottes beschäftigt.
R.C. Chapman schrieb über 165 Gemeindelieder und
Gedichte. Er verbrachte jeden Tag mehrere Stunden im
Gebet und im Studium von Gottes Wort, was ihn zu
einem der weisesten und fähigsten Männer seiner Zeit
werden ließ. Charles Spurgeon schrieb über Chapman
diese wundervollen Worte: „Der heiligste Mann, den
ich jemals gekannt habe.“
Robert Chapman starb im hohen Alter von 99
Jahren. Noch bis kurz vor seinen Tod predigte und
lehrte er regelmäßig. Sein Haus der Gastfreundschaft
hatte sich in der Zwischenzeit auf zwei weitere Häuser
(nebenan und gegenüber) ausgeweitet. Er war dort
noch bis zehn Tage vor seinen Tod damit beschäftigt,
Fremden zu dienen und ihnen die Schuhe zu putzen.
Frank Holmes schrieb über Chapmans letzte Stunde
auf dieser Seite der Ewigkeit folgendes:
„Seine letzten Worte waren: ‚Der Friede Gottes,
der allen Verstand übersteigt ...’ Ja, der Friede Gottes
war das Kennzeichen seiner gesamten christlichen
Erfahrung gewesen – unerschütterlicher Friede, der ihn
geduldig gemacht hatte.“ 2
Chapman war nie darauf aus, bekannt zu werden.
Er verabscheute es, wenn Menschen ihn in den
Mittelpunkt stellten. Deshalb hinterließ er auch nicht
vieles, keine Theologien oder Kommentare, lediglich
ein paar Möbel und Besitztümer. Aber was er sehr wohl
hinterließ, ist ein außergewöhnliches Leben, gelebt in
der Liebe Christi, seiner Gnade und Wahrheit.
Liebe prägte alles, was er tat, und diese Liebe entsprang
seiner Hingabe an Christus. 3
2 Ebd., S. 18
3 Ebd., S. 215
Thomas Hochstetter (*1977) ist ist am Europäischen Bibel
Trainings Centrum (EBTC) in Berlin als Dozent (Hermeneutik,
Homiletik) und Administrator tätig.
23
SCHRIFTGELEHRT
Die Rubrik zum
Alten Testament.
Die Liebe Gottes im
Alten Testament
Text von Andreas Münch
Schreibt man einen Artikel über die Liebe Gottes im Alten
Testament, könnte man davon ausgehen, dass dieser nicht lang
wird. Selbst nach zweitausend Jahren Kirchengeschichte ist der alttestamentliche
Gott für viele ein wankelmütiger Choleriker. Erst
im Neuen Testament betritt, in der Gestalt von Jesus Christus, der
liebende Gott die Bühne der Welt.
Dieser Artikel soll dir deutlich machen, dass Gott bereits im Alten
Testament aus Liebe handelte und derselbe ist, von dem Johannes
schrieb: Gott ist Liebe.
WENIG WORTE DOCH VIELE TATEN
Wenn du in einer Konkordanz nach
dem Wort Liebe im Alten Testament
suchst, wirst du feststellen,
dass weitaus häufiger von unserer
Liebe zu Gott die Rede ist als umgekehrt.
Die Bibelstellen, in denen explizit gesagt wird,
dass Gott uns Menschen liebt, sind relativ selten. Doch
das bedeutet nicht, dass Gott uns nicht lieben würde,
oder, dass Er uns nur ein bisschen liebt. Einer Ehe tut
es gut, wenn Partner sich die Worte »Ich liebe dich!«
zusprechen. Worte sind wichtig, doch müssen ihnen
Taten folgen.
Meines Wissens finden wir die erste ausdrückliche
Erwähnung der Liebe Gottes zu Seinen Kindern in
5. Mose 4,37: Und weil er deine Väter geliebt und ihre
Nachkommen nach ihnen erwählt hat, hat er dich mit
seinem Angesicht, mit seiner großen Kraft aus Ägypten
herausgeführt. Wenn wir die 5 Bücher Mose als die
Grundlage des Alten Testamentes betrachten, kommt
dieses Bekenntnis recht spät. Bis zu diesem Zeitpunkt
waren tausende von Jahren der Menschheitsgeschichte
ins Land gegangen. Hatte Gott sich erst entschieden,
Sein Volk zu lieben? Und wenn Gottes Volk als Objekt
der Liebe gesehen wird, was ist dann mit dem Rest der
Menschheit?
© Foto: Jasper Boer 25
SCHÖPFUNG UND EHE ALS ZEICHEN DER
LIEBE GOTTES
Dass Gottes Liebe groß sein muss, sehen wir bereits
zu Beginn der Bibel, gleich auf den ersten Seiten. Zu
Anfang war die Erde wüst und leer und es herrschte
Finsternis. Kein bevorzugter Wohnort von uns. Jetzt
hätte Gott beschließen können, uns in diese finstere
Welt zu setzen. Doch Er tat es nicht. Er gestaltete die
Erde Stück für Stück und machte sie für uns Menschen
bewohnbar. Er schuf eine Welt, die mit so viel Kreativität
bestückt ist, dass wir immer noch dabei sind, sie
zu erforschen! Und vor dem Sündenfall, bevor der Tod
Einzug erhielt, muss unsere Welt weitaus herrlicher
gewesen sein. Gott hätte sich damit begnügen können,
nur wenige Arten von Pflanzen und Tieren zu erschaffen.
Doch Er schuf eine reiche Vielfalt, an der wir uns
erfreuen können. Auch wenn erst im Neuen Testament
explizit gesagt wird, dass Gott Liebe ist, machen uns
die ersten Seiten der Bibel deutlich, dass wir es generell
mit einem liebenden und fürsorglichen Gott zu tun
haben. Das betonte auch Jesus, als Er Seinen Jüngern
von Seinem Vater sagte: Denn er lässt seine Sonne aufgehen
über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte
und Ungerechte (Matthäus 5,45). Die Sonne ist Gottes
Besitz, sie gehört Ihm. Wir haben es nicht verdient,
denken nicht darüber nach und dennoch zeigt sich
Gottes allgemeine Liebe zu uns Menschen bei jedem
Sonnenaufgang. Gottes Liebe zu uns Menschen zeigt
sich also in der Schöpfung, die uns umgibt.
Ein zweiter Liebesbeweis Gottes ist die Ehe. In
Seiner Souveränität hat Gott beschlossen, uns eine
Sammlung von Liebesliedern als Teil Seines inspirierten
Wortes zu geben – das Hohelied. Jetzt hat dieses Buch
eine lange Geschichte abenteuerlicher Interpretationen
hinter sich, doch die naheliegendste Auslegung ist, dass
es die eheliche Liebe zwischen einem Mann und einer
Frau preist, sowohl emotional als auch körperlich. Die
Bibel lehrt, dass die Ehe eine Stiftung Gottes ist, ein
Geschenk an uns Menschen (vgl. 1. Mose 2,18-25).
Das Hohelied macht deutlich, dass der Mensch sich
an der Ehe erfreuen soll und gleichzeitig dient die Ehe
als Abbild der Beziehung Gottes zu Seinem Volk (vgl.
Epheser 5,31-32). Und da auch Nicht-Christen in den
Genuss der ehelichen Liebe kommen, können wir darin
einen zweiten Hinweis auf die allgemeine Liebe Gottes
zu uns Menschen sehen. Auch wenn in der Praxis die
Sünde das Bild von Gottes Vorstellung der Ehe verzerrt,
so zeugen doch unzählige Liebesfilme und –Romane
von unserer Sehnsucht nach aufopfernder und treuer
Liebe, die ihren Ursprung bei Gott hat.
Doch wenn wir über die Liebe Gottes im Alten
Testament sprechen, müssen wir vor allem die Liebe
Gottes zu Seinem Volk betrachten.
DIE LIEBE GOTTES ZU SEINEM VOLK
Lesen wir das Alte Testament, so erweckt es den
Eindruck, dass sich selbst das Bundesvolk die Frage
nach der Liebe Gottes stellte. Nach jahrhundertelanger
Heilsgeschichte war Israel anscheinend immer noch
nicht sicher, ob Gott sie liebte. Durch den Propheten
Maleachi sagte Gott zu Israel: Ich habe euch geliebt,
spricht der Herr. Aber ihr sagt: Worin hast du uns
geliebt? Hatte Jakob nicht einen Bruder Esau?, spricht der
Herr. Und ich habe Jakob geliebt; Esau aber habe ich
gehasst, und ich habe seine Berge zum Ödland gemacht
und seinen Erbbesitz den Schakalen der Steppe überlassen
(Maleachi 1,2-3). Anstatt einen Blick in die Geschichte
zu werfen, zuckte Israel nur mit den Achseln und
konnte sich nicht daran erinnern, Empfänger der Liebe
Gottes gewesen zu sein. Gott verweist auf die Erwählung
Jakobs, dem Stammvater Israels und die Verwerfung
seines Bruders Esau, um den Erweis Seiner Liebe
deutlich zu machen. Gottes Liebe zu Seinem Volk
zeigte sich darin, dass Er mit ihnen einen Bund schloss
und Heilsgeschichte schrieb, während Esau verworfen
wurde. Gott machte deutlich, dass Er eben nicht alle
Menschen gleich liebte und sie gleichermaßen behandelte!
Während Jakobs Leben unter dem Segen Gottes
stand, sagt Er von Esau, dass Er dessen Werk zugrunde
richten würde. Und die Erwählung Israels wurzelte in
der Liebe Gottes zu Seinem Volk.
Als Israel kurz vor der Landeinnahme in der Ebene
Moabs weilte, erinnerte Gott Sein Volk daran, was Ihn
motivierte zu handeln: Nicht weil ihr mehr wäret als
alle Völker, hat der Herr sich euch zugeneigt und euch
erwählt – ihr seid ja das geringste unter allen Völkern –,
sondern wegen der Liebe des Herrn zu euch, und weil
er den Eid hielt, den er euren Vätern geschworen, hat
der Herr euch mit starker Hand herausgeführt und dich
erlöst aus dem Sklavenhaus, aus der Hand des Pharao, des
Königs von Ägypten. [...] Und er wird dich lieben und
dich segnen und dich zahlreich werden lassen. Er wird die
Frucht deines Leibes segnen und die Frucht deines Landes,
dein Getreide, deinen Most und dein Öl, den Wurf deiner
Rinder und den Zuwachs deiner Schafe, in dem Land, das
er deinen Vätern geschworen hat, dir zu geben (5. Mose
7,7-8.13). Gottes Liebe zu Seinem Volk entsprang dem
Willen Gottes und nicht der Liebenswürdigkeit Israels.
Und weil Gott uns als Sein Volk liebt, sollen wir Ihn
ebenfalls lieben, mit ganzer Seele und ganzer Kraft (vgl.
5. Mose 6,5).
Traurigerweise erwies sich Israel als ein untreuer
Bündnispartner. Während Gott die ganze Zeit über
treu blieb, fielen sie immer wieder von Ihm ab und
beteten fremde Götzen an. Wir lesen in diesem Zusammenhang
häufig, dass Israel mit fremden Göttern
hurte, weil das Bild der Ehe als Illustration für die
Gottesbeziehung gebraucht wird.
Insbesondere der Prophet Hosea hielt Israel ihren
geistlichen Ehebruch anschaulich vor Augen, sowohl
durch sein Leben als auch durch seine Predigt: Als der
Herr anfing, mit Hosea zu reden, da sprach der Herr zu
Hosea: Geh, nimm dir eine hurerische Frau und zeuge
hurerische Kinder! Denn das Land treibt ständig Hurerei,
vom Herrn hinweg (Hosea 1,2). Israel trieb es mit
seinem Götzendienst so weit, dass Gott ihren Bund
für gebrochen erklärte: Ihre ganze Bosheit wurde in
Gilgal offenkundig, ja, dort habe ich sie gehasst. Wegen
der Bosheit ihrer Taten vertreibe ich sie aus meinem Haus.
Ich werde sie nicht mehr lieben; all ihre Obersten sind
Widerspenstige (Hosea 9,15). Gottes Zorn auf Sein Volk
war echt. Und wer könnte es Ihm verdenken. Könnten
26
wir jemanden lieben, der uns ohne Scham hintergeht,
der uns immer wieder untreu wird und all das Gute,
was wir ihm geben, mit Bösem vergilt? Wäre Gott wie
wir, sähe es ganz düster aus. Das Gericht wäre schnell
und ungnädig über Israel gekommen und das Neue
Testament hätte nie das Licht der Welt erblickt. Doch
Gott sei Dank ist Gott nicht wie wir Menschen. Darin
lag auch die Hoffnung Israels. Denn Gott sagte durch
Hosea ebenfalls: Nicht ausführen will ich die Glut meines
Zornes, will nicht noch einmal Ephraim vernichten. Denn
Gott bin ich und nicht ein Mensch, in deiner Mitte der
Heilige; ich will nicht in Zornglut kommen (Hosea 11,9).
Und Hosea durfte sein Buch mit der frohmachenden
Botschaft beenden: Ich will ihre Abtrünnigkeit heilen,
will sie aus freiem Antrieb lieben, denn mein Zorn hat
sich von ihm abgewandt (Hosea 14,5). Die Liebe Gottes
siegte über Seinen Zorn. Er züchtigte Israel für ihre
Sünden durch das assyrische und babylonische Exil,
doch Er gab ihnen die Gelegenheit der Umkehr und
einen Neuanfang.
In einer gefallenen Welt stellen Sünder die Frage:
Wie kann Gott mich lieben, wenn Er mir nicht
dies und jenes gibt?, – und dabei denken sie meist an
materielle Dinge. Doch die Liebe Gottes zu Sündern
zeigt sich darin, dass Er uns Jesus geschenkt hat, der für
unsere Sünden starb. Wenn wir über die Liebe Gottes
reden, müssen wir über unsere Sünde sprechen. Denn
Gottes Liebe erstrahlt im Umgang mit der Sünde.
König Hiskia hat dies in einem Loblied sehr schön zum
Ausdruck gebracht: Siehe, zum Heil wurde mir bitteres
Leid: Du, du hast liebevoll meine Seele von der Grube der
Vernichtung zurückgehalten, denn alle meine Sünden hast
du hinter deinen Rücken geworfen (Jesaja 38,17). Wenn
Gott sagt, dass Er uns liebt, dann heißt das in erster
Linie, dass Gott uns von unseren Sünden rettet: Nicht
Bote noch Engel – er selbst hat sie gerettet. In seiner Liebe
und in seinem Erbarmen hat er sie erlöst (Jesaja 63,9). Es
gibt heutzutage viele fromme Sprüche, deren Theologie
eher fragwürdig ist. Einer davon lautet: „Es geht kein
Mensch über die Erde, den Gott nicht liebt.“ Nun,
wie wir anfangs gesehen haben, trifft diese Aussage in
einem generellen Sinne zu. Doch wenn die Bibel von
der Liebe Gottes spricht, dann meint sie meistens die
Bundesliebe zu Seinem Volk. Und es ist diese Liebe, die
Menschen rettet. So wie Jeremia schreibt: Der Herr ist
ihm von ferne erschienen: „Ja, mit ewiger Liebe habe ich
dich geliebt; darum habe ich dir meine Güte bewahrt.“
(Jeremia 31,3). Millionen Sünder werden in einem
allgemeinen Sinn geliebt, weil sie Geschöpfe Gottes
sind, und werden dennoch von Gott berechtigterweise
verdammt werden. In diesem Sinne ist die Hölle voll
von „geliebten“ Menschen. Es besteht ein fundamentaler
Unterschied, ob ich sage, ich liebe Frauen in einem
allgemeinen Sinn oder ich liebe meine Frau, mit der
ich in einer Bundesbeziehung stehe. So ist es auch mit
Gott und uns Menschen: Der Herr bewahrt alle, die ihn
lieben, aber alle Gottlosen vertilgt er (Psalm 145,20).
Ich möchte dir deshalb die Frage stellen, ob du
Empfänger der Liebe Gottes geworden bist? Hast du
Vergebung für deine Schuld empfangen oder bist du
bisher nur in den Genuss der allgemeinen Liebe Gottes
gekommen, an der sich alle Menschen erfreuen, die sie
jedoch nicht vor dem Gericht Gottes bewahrt?
Johannes 3,16: „Denn so hat Gott die Welt geliebt,
dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder,
der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges
Leben hat“, dient leider oftmals nur noch als frommer
Postkartenspruch, ist aber weiterhin wahr. Wenn du
bisher nicht dein Vertrauen in Jesus gesetzt hast, dann
kannst du es immer noch tun und gerettet werden!
Wenn du bereits an Jesus Christus gläubig bist,
dann möchte ich dich ermutigen, dich an deinem Gott
zu erfreuen, der dir so viel Gutes getan hat. Gerade wir,
die wir von Gott die Augen geöffnet bekommen haben,
sollten dankbar sein für jeden einzelnen Tag. Nimm
nichts als selbstverständlich an, sondern siehe in allem
Schönen die Liebe deines Schöpfers. Und auch wenn
du schwierige Zeiten durchmachst, dann bedenke, dass
du einen himmlischen Vater hast, der dich aus Liebe
zu dir züchtigt, der jedoch nicht zulassen wird, dass du
von Ihm abfällst.
Agur, einer der Weisen im AT, staunt unter anderem
über die Magie der Liebe zwischen zwei Menschen:
Drei sind es, die mir zu wunderbar sind, und vier, die ich
nicht erkenne: Der Weg des Adlers am Himmel, der Weg
einer Schlange auf dem Felsen, der Weg des Schiffes im
Herzen des Meeres und der Weg eines Mannes mit einem
Mädchen (Sprüche 30,18-19). Wie viel mehr sollte uns
die Liebe Gottes in Staunen versetzen?
ANREGUNGEN ZUM BIBELSTUDIUM
• Gott sagte: Jakob habe ich geliebt, Esau aber gehasst!
Liese dir einmal die Geschichte dieser beiden
Brüder in 1. Mose 25-33 durch. Was lehrt dich der
Text über die Liebe Gottes?
• Das Hohelied ist das Liebeslied schlechthin: Liese
es dir durch und notiere dir, was über die Liebe
ausgesagt wird, bzw. wie sie ausgedrückt wird.
Andreas Münch (*1984) ist Ehemann, Vater eines Sohnes,
Pastor der MBG Lage und Autor des vielbeachteten Buches Der
wahre Gott der Bibel. Auf Twitter unter @AndreasMuench.
27
IM STUDIERZIMMER
Das Interview über
christliche Leiterschaft.
Waldemar
Justus
Interview von Peter Voth
Trotz seines jungen Alters übernimmt Waldemar bereits viel Verantwortung
als Pastor einer Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde.
Im Gespräch erzählte er uns nicht nur, wie er zum Glauben und
schließlich zur Berufung als Pastor kam, sondern auch wie er mit
Bibelkritik im Theologiestudium umging.
Waldemar, du gehörst zu einer neuen und reformatorischen
Generation von Pastoren. Kannst du uns
zunächst erzählen, wie du überhaupt in Berührung
mit dem christlichen Glauben gekommen bist?
Ich bin ganz „unspektakulär“ in eine christliche Familie
hineingeboren. Mein Großvater war bereits in der ehemaligen
Sowjetunion als ehrenamtlicher Prediger tätig.
So hat meine ganze Familie schon früh Berührung mit
dem christlichen Glauben gehabt. Meine Eltern haben
mich demnach auch im Glauben erzogen, wofür ich
Gott – je älter ich werde – immer dankbarer werde.
Ja, das ist ein „Weg“, den viele von uns kennen
und auch schätzen. Dennoch ist es für viele, die im
christlichen Glauben erzogen werden, nicht leicht,
in die konkrete Nachfolge Christi zu treten. Wie
kamst du zum rettenden Glauben?
Als Kind gab es bei mir keine besonders rebellische
Glaubensphase. Doch obwohl ich als sogenanntes
„Christenkind“ sämtliche Bibelgeschichten kannte,
durfte ich schon sehr früh (mit neun Jahren) durch
meinen Bruder die Auswirkungen des Evangeliums
ganz persönlich an mir erfahren. Erst einige Jahre
© Fotos: Marian Budimir (Matete)
29
später ließ ich mich als Teenager mit einer klaren Überzeugung
taufen. Als Jugendlicher habe ich durch das
Lesen des ganzen Neuen Testaments und die konkrete
Beschäftigung mit dem Heiligen Geist immer tiefer in
eine hingegebene Nachfolge gefunden.
Trotz deines noch sehr jungen Alters bist du inzwischen
Pastor der EFG Emmendingen. Wann ist bei
dir der Entschluss gereift, dass du Pastor werden
möchtest?
Bevor ich Pastor geworden bin, habe ich noch etwas
„Ordentliches“ gelernt (grinst). Während meiner
Ausbildung zum Mediengestalter begann ich, parallel
in meiner Heimatgemeinde zu predigen. Diese ersten
Predigterfahrungen haben in mir ein anfängliches Fragen
bzgl. einer pastoralen Berufung bewirkt. Das war
kein einfacher Prozess, da ich mich aufgrund mangelnden
Selbstbewusstseins nicht für geeignet hielt. Hinzu
kam, dass ich aus dem Jakobusbrief wusste, dass man
nicht leichtfertig Lehrer im Reich Gottes werden soll,
da diese eine schwereres Gericht erwartet. Ich brauchte
also einen absolut klaren Auftrag von Gott, ansonsten
würde ich dem nicht weiter nachgehen. So betete ich
zu Gott und schüttete ihm mein Herz aus mit der Bitte
um eine glasklare Antwort. Ob man es glaubt oder
nicht: Innerhalb eines Monats erhielt ich die Antwort
in einem Gottesdienst durch ein an mich adressiertes
Wort eines Pastors aus der damaligen Nachbargemeinde.
Er antwortete auf konkrete Phrasen meines privaten
Gebets, von dem niemand etwas wissen konnte. So
etwas hatte ich bis dahin noch nie zuvor erlebt. Ich
wusste: Gott ruft mich! Zu der Zeit war ich etwa 20
Jahre alt.
Wie ging es dann weiter? Wie bist du mit diesem Ruf
umgegangen?
Anfangs waren in mir die Zweifel so groß, dass ich
Schwierigkeiten hatte, diesen Ruf wirklich anzunehmen.
Waldemar, du kannst das einfach nicht machen.
Pastoren sind besondere Menschen, mit besonders viel
Bildung, Menschen, die besonders gut reden können
usw. Ich weihte Gott in meine Not ein und Gott
leistete besonders in den Zeiten des Gebets weitere
Überzeugungsarbeit, insbesondere durch sein biblisches
Wort. Ich beschloss, nach meiner Ausbildung ein Theologiestudium
zu beginnen, um mich auf den Dienst
vorzubereiten.
Inwiefern hat das Theologiestudium deinen Glauben
geprägt?
Bevor ich das Studium begann, hatte Gott mich „vorgewarnt“,
dass ich durch eine Zeit der Wüste gehen
würde. Als ich endlich voller Elan mein Theologiestudium
begann, wusste ich, welche Wüste gemeint war.
Ich habe mein Studium ehrlich gesagt zu weiten Teilen
als nicht glaubensstärkend erlebt. Allmählich dämmerte
mir es, woran unsere Glaubens- und Gemeindelandschaft
in Deutschland zu weiten Teilen leidet, warum
es an Vollmacht und Wirkungen des Heiligen Geistes
fehlt. Erstmals kam ich in Berührung mit einer vollen
Ladung der sogenannten historischen Bibelkritik. In
vielen Vorlesungen und Seminaren wurde an wesentlichen
Fundamenten des Glaubens und besonders an
den entscheidenden Lehren von der Inspiration und
Autorität der Heiligen Schrift gerüttelt. Ich war in dieser
Zeit sehr herausgefordert, doch im Nachhinein stelle
ich fest, dass ich durch meine Umstände gezwungen
30
war, Gottes Wort in einer Tiefe persönlich zu studieren,
wie noch nie zuvor in meinem Leben.
Ich kann mir denken, dass so ein bibelkritisches
Umfeld auf lange Sicht hilfreich sein kann, wenn
man fest im Glauben steht. Man lernt sein eigenes
Glaubensfundament zu hinterfragen und später zu
verteidigen. Siehst du das auch so?
Gott hat mir in seiner Gnade in dieser Wüstenzeit eine
Oase geschenkt: einen kleinen Gebetskreis, mit dem
ich die ganzen Jahre täglich vor dem regulären Unterricht
Gottes Wort studierte und betete. Wir sagten uns:
Gott, wenn dein Wort Wahrheit ist, dann musst du uns
deine Wahrheit in aller Klarheit erschließen. Ich kann
bezeugen, Gott ist absolut treu. Unser Glaube wurde
alles andere als geschwächt, denn wir konnten deutlich
Gottes Weisheit auf jeder Seite und in jeder Zeile
erkennen. Diese intensive Beschäftigung hat die Bibel
immer mehr zum Leuchten gebracht und letztlich
unseren Glauben unumstößlich gefestigt. Halleluja!
Gott die Ehre dafür. In deiner Arbeit als Prediger,
Blogger und auch Autor scheinen immer wieder die
reformatorischen Gnadenlehren durch. Wie bist du
auf reformatorische Lehre aufmerksam geworden?
Das habe ich vor allem Nathanael Armisén und Peter
Schild zu verdanken, die Teil des bereits genannten
Gebetskreises waren.
Haben dich dabei bestimmte Bücher oder Prediger
besonders geprägt?
Besonders beeindruckend waren für mich anfangs die
Predigten von Paul Washer und John Piper. Darüber
hinaus halfen mir Bücher wie Die Lehren der Gnade
(J.M. Boice) und Die Souveränität Gottes (A.W. Pink).
Die vielen Schriften „meines guten Freundes“ C.H.
Spurgeon (grinst) haben mich zudem fasziniert, da
Spurgeon immer wieder komplexe Sachverhalte mit einer
Schlichtheit, Klarheit und Deutlichkeit beschreibt,
die einfach unübertrefflich ist. Darüber hinaus profitiere
ich bis heute von Glaubensbrüdern wie Wayne
Grudem, Sam Storms, D.A. Carson, G.K. Beale, Paul
Tripp, Mark Dever, R.C. Sproul, Timothy Keller usw.
Danke dir für die Einblicke. Zum Abschluss noch
unsere 10 Fragen, die wir jedem unserer Interview-Partner
stellen. Bereit?
Okay.
Welcher biblischen Person (außer Jesus) würdest du
gerne welche Frage stellen?
Aufgrund meiner derzeitigen Beschäftigung mit dem
Thema „Ehe, Scheidung und Wiederheirat“ würde ich
gerne Paulus über die Möglichkeit einer Wiederheirat
geschiedener Personen befragen.
Schwierigste Bibelstelle?
„Seid heilig, denn ich bin heilig!“ (1. Petrus 1,16)
Bevorzugte Bibelübersetzung?
Auf Deutsch die „Revidierte Elberfelderübersetzung“
und auf Englisch die „English Standard Version“
(ESV).
Mit welcher Person der Bibel kannst du dich am
ehesten identifizieren?
Mit Petrus, der immer wieder Schwierigkeiten damit
hatte, seinen Eifer in die richtigen Bahnen zu lenken
und durch seine Lebensschule lernte, sein ganzes Vertrauen
allein auf Christus zu setzen.
Welche Person der Kirchengeschichte würdest du
gerne einmal treffen?
Das ist einfach: C.H. Spurgeon! Ich würde gerne seine
Bibel-durchtränkten und gleichzeitig lebensnahen
Predigten live miterleben!
Was war das letzte Buch, das du gelesen hast?
Ich neige dazu, viel parallel zu lesen. Aktuell würde ich
sagen „The Spirit-Filled Church“ von Terry Virgo und
„God, Marriage, and Family - Rebuilding the Biblical
Foundation“ von Andreas Kostenberger und David W.
Jones.
Welches Buch wolltest du schon immer einmal
lesen?
Den Koran und „Das Kreuz“ von John Stott.
Was bedeutet für dich Reformation?
Stetige Erneuerung des Glaubens an Jesus Christus
durch Gottes Wort und in der Kraft des Heiligen
Geistes.
Bestes Zitat?
Da würde ich spontan drei nennen: Erstens mein Motto
Psalm 19,15 („Lass die Reden meines Mundes und
das Sinnen meines Herzens wohlgefällig vor dir sein,
Herr, mein Fels und mein Erlöser!“). Dann zweitens:
„Jesus Christus kam, um eine Schuld zu bezahlen, die
er nicht hatte, weil wir eine Schuld hatten, die wir
nicht bezahlen konnten.“ Und drittens: „God is most
glorified in me when I am most satisfied in him“ (John
Piper).
Was bedeutet Jesus für dich?
Er ist das Zentrum und das Ziel meines Lebens. In
allem hat Er den Vorrang. Die Liebe, die Er mir erwiesen
hat, erfüllt mich mit Demut und unaussprechlicher
Freude. Jesus Christus ist mein Freund, den ich liebe
und mein König, den ich anbete.
Danke dir für deine Zeit und die interessanten Einblicke
in dein Leben und deinen Dienst. Das wissen
wir sehr zu schätzen!
Sehr gerne, ich habe zu danken.
Das Interview wurde am 6. Mai 2015 geführt.
31
KIRCHE IN DEUTSCHLAND
Das Interview über
bibeltreue Gemeinden.
Martin
Reakes−Williams
Interview von Peter Voth
Was haben Martyn Lloyd-Jones, J.I. Packer und J.C. Ryle
gemeinsam? Neben vielen geistlichen Überzeugungen auch ihre Angehörigkeit
zur Anglikanischen Kirche. Wir hatten die Ehre mit dem
wohl bekanntesten Anglikaner Deutschlands zu sprechen:
Rev. Martin Reakes-Williams.
© Fotos: Thomas Hübner / Bearbeitung: Peter Becker
In unserer Interviewreihe „Kirche in Deutschland“
wollen wir die ganze Bandbreite reformatorischer
Christen in Deutschland abbilden. Außer dir ist mir
jedoch kein deutschsprachiger Anglikaner bekannt.
Könntest du uns vielleicht erklären, was Anglikaner
sind und welche Rolle sie in Deutschland spielen?
Ich würde unsere Gemeinde hier – die LEC (Leipzig
English Church) – als internationale Gemeinde, die
unter anglikanischer Fahne segelt, beschreiben, um
einen Begriff aus der Seefahrt zu benutzen. Es sind
vielleicht nur zehn Prozent der Mitglieder „echte“
Anglikaner. Von denen, die bei uns zum Glauben
gekommen sind, würde ich nicht behaupten, dass sie
Anglikaner sind. Sie sind Christen, die derzeit Mitglied
einer anglikanischen Gemeinde sind.
Deutschlandweit gibt es nicht viele Anglikanische
Gemeinden: etwa 8 von der Church of England und 3
von der amerikansichen Episkopalkirche. Mit letzteren
sind wir seit 2006 auf Distanz gegangen. Die Gemeinde
in Düsseldorf ist evangelikal 1 , und der neue Pfarrer,
der im nächsten Monat eingeführt wird, ein theologisch
gut versierter Reformierter. Vielleicht schenke ich
ihm ein Abonnement der Timotheus.
Zurück zur ursprünglichen Frage: Abgesehen von
den oben genannten Ausnahmen aus den USA, sind
die Anglikanischen Gemeinden Teil der „Diözese von
Gibraltar in Europa“ der Church of England, also der
englischen Landeskirche. Die Gemeinden sind jedoch
theologisch unterschiedlicher Kultur und Prägung.
Ja ein Abo wäre sicher hilfreich (grinst). Für euch als
Gemeinde spielt der Anglikanismus also eine eher
untergeordnete Rolle. Dennoch, wie wichtig ist dir
diese Denomination persönlich und wie wichtig
sind im heutigen Christentum Denominationen
überhaupt? Es scheint ja immer unwichtiger zu
werden und an Bedeutung zu verlieren.
Auf jeden Fall zweitrangig. Jedoch nicht unwichtig.
Ich bin nicht kongregationalistisch, weil ich denke,
dass Gemeinden manchmal Hilfe, Perspektiven und
Rat von außen brauchen. Biblisch gesehen verstehe ich
die Ortsgemeinde als Fokus und Zentrum von Gottes
Wirken auf der Erde. Deswegen ist die Diözese oder
Denomination nicht das Zentrum und eher als Diener
der Ortsgemeinde zu betrachten. Ein bekannter australischer
Prediger, Phillip Jensen, hat es spitz formuliert:
„Bischöfe sind Diakone“.
Ja, das sehe ich ähnlich. Kommen wir zu dir persönlich:
Wie bist du mit dem Christentum überhaupt in
Berührung gekommen und schließlich zum rettenden
Glauben an Jesus Christus?
1 Anm. d. Red.: Wenn im Interview von „evangelikal“ die Rede ist,
wird die englische Entsprechung „evangelical“ gemeint. Im Angloamerkanischen
Sprachraum hat die englische Entsprechung eine
weitaus positivere Bedeutung, da sie mit zahlreichen historischen
Ereignissen der Kirchengeschichte verbunden wird, während das
Wort im deutschen diese Tiefe nicht besitzt und anders assoziiert
wird. In beiden Sprachen wird damit im Grunde jedoch das
gleiche gemeint: Eine biblische, auf das Evangelium ausgerichtete
Gesinnung bei der die persönliche Errettung durch Jesus Christus
und eine verbindliche Nachfolge eine entscheidende Rolle spielt.
Über mein christliches Elternhaus. Es war eher hochkirchlich
geprägt (Die „High Church“ innerhalb der
Anglikanischen Kirche ist eher katholisch geprägt, während
die „Low Church“ als Gegenbewegung eher dem
Protestantismus zuzuordnen ist; Anm. d. Red.). Die
Sakramente wurden eher betont als die Schrift. Aber
meine Eltern knieten jeden Abend am Bett, um zu
beten. Das ist für ein Kind ein starkes, ungesprochenes
Zeugnis. Später im Leben, als alle 4 Kinder bzw. meine
Geschwister in evangelikalen Gemeinden aktiv waren,
äußerten meine Eltern, dass sie auch gern gewollt
hätten, dass man ihnen in ihrer Jugend die Bibel näher
gebracht hätte.
Mein Vater hat im Ausland gearbeitet – Kolonialdienst
in den 50er Jahren. Dann in Landwirtschafts-Hochschulen
in Uganda, Malawi und Fidschi.
Wir wurden im Alter von 7 Jahren (damals nicht
unüblich) nach England auf Internate geschickt. Durch
Gottes Gnade landete ich in einer evangelikal geprägten
„Prep School“ (7 bis 13 Jahre). Da war der Kaplan
evangelikal, und ich ging im Sommer zu Jugendfreizeiten
für Internatskinder. Da hat der Prediger eines
Abends Offenbarung 3,20 angesprochen – das übliche,
Jesus steht vor der Tür und klopft an. Wir sollten die
Tür öffnen, indem wir ein Gebet sprechen. Ich dachte:
„Oh, niemand hat mir gesagt, ich sollte das machen
– dann mache ich das halt jetzt“. Nicht besonders
emotional oder so, aber im Nachhinein sehe ich, dass
es wichtig war. Bis dann war ich im Glauben „auf dem
Reisepass“ meiner Eltern unterwegs. Von da an hatte
ich sozusagen meinen eigenen „Reisepass“.
Die nächste Schule (13-18) war eher traditionell
religiös geprägt mit wenig vitalem geistlichen Leben.
Wobei es einige Lehrer gab, die einen Bibelkreis unterstützten.
Bedeutend war, dass ich bei den Freizeiten
gelehrt wurde, eine „stille Zeit“ sei wichtig – nicht
leicht in einem Internat, die Ruhe dafür zu finden, aber
ich habe es im großen und ganzen geschafft, und das
hat mich am Leben gehalten. Vielmehr war da aber
nicht. Dann kam ich an die Universität, wo es eine
starke Christliche Union (Studentenmission) gab, eine
fitte Gemeinde und viele christliche Freunde. Dadurch
bin ich dann schnell im Glauben gewachsen.
Wann und wie kam für dich der Entschluss, ein
„Geistlicher“ zu werden? Vom aktiven christlichen
Leben und Bekenntnis zum Wunsch Pastor zu werden,
ist es ja dennoch ein großer Schritt.
Während des Studiums. Ich denke, in meinem 2. Jahr
hörte ich eine Predigt, wo es darum ging, dass wir
bereit sein sollten, das mit unserem Leben zu tun, was
Gott will. Er hat uns aufgefordert, uns zu überlegen,
was wir am allerwenigsten tun wollten, und dann Gott
sagen, wir wären bereit, dies für Ihn zu tun. Gott hat
Humor – ich wollte am allerwenigsten Pastor werden,
und habe so nach diesem Muster gebetet!
Dann habe ich gedacht, so ein Gebet sollte man
nicht sprechen, wenn man es nicht ernst meint. Ich
dachte aber, ich wäre kein guter Pastor, und das meine
Freunde und Umfeld dies bestätigen würden. So habe
ich rumgefragt, bei älteren Christen und Kommili-
34
Gott hat Humor – ich
wollte am allerwenigsten
Pastor werden.
tonen. Die haben alle gemeint, sie könnten es sich
vorstellen. So war ich langsam bereit, diesen Weg zu
gehen. Übrigens war dabei ein Auslandsjahr in Heidelberg
wichtig (ich studierte Germanistik und Russistik).
Das war mein 3. Jahr an der Uni und ich hatte Zeit
darüber nachzudenken. Bei einem Besuch meiner
Schwester zu Weihnachten in London ging ich mit ihr
zu ihrer Gemeinde St. Helens, wo Dick Lucas Pfarrer
war (Dick Lucas, *1925, ist ein bekannter evangelikaler
anglikansicher Pfarrer und Autor; Anm. d. Red.). Just
an diesem Abend predigte er über „The preachers we
need“ (dt. „Die Prediger, die wir brauchen“; Anm. d.
Red.), und die Predigt war für mich wie zugeschnitten.
Beim anschließenden Lied bin ich in Tränen ausgebrochen,
da war es für mich wie eine Art Bestätigung
dieser Berufung.
Sehr interessanter und beeindruckender Weg. Du
hast also nicht Theologie studiert?
Nein, es ist bei uns üblich, dass man zuerst etwas anderes
studiert. Wir studieren wie allgemein bekannt etwas
kürzer und sind hinterher noch jung genug für andere
Berufswege. In der Anglikanischen Kirche muss die
persönliche Berufung von der Ortsgemeinde bestätigt
werden, was ich sinnvoll finde. Man geht durch einen
Auswahlprozess, dann hat der Bischof das letzte Sagen,
ob man ein Theologisches Studium beginnen darf, um
hinterher ordiniert zu werden. Das Studium findet an
einem Theologischen Seminar statt, das von der Kirche
anerkannt wird (die sind unterschiedlicher theologischer
Coleur). Das Studium wird von der Kirche
bezahlt, da man im Zweitstudium keine Unterstützung
vom Staat erhält. Ich studierte an der Cranmer Hall in
Durham – ein vielversprechender Name mit evangelikalen
Wurzeln (heute aber leider nicht mehr wirklich
evangelikal). Übrigens war da im Jahrgang unter/
nach mir mein jetziger Bischof und der Erzbischof von
Canterbury! Ich muss etwas richtig gemacht haben, um
dieses Schicksal vermieden zu haben.
Wie kommt man dann nach Deutschland? Das war
doch wieder ein großer und bestimmt alles andere
als leichter Schritt?
Ich hatte immer das Gefühl, dass Gott etwas damit
vorhat, dass ich deutsch konnte. Dann kamen einige
Impulse während meiner „Curacy“ (vergleichbar mit
einem Vikariat) am Rande von London. Der vorhin
genannte Phillip Jensen war zu Besuch in London
und hat uns Briten in seiner direkten australischen Art
vorgeworfen, wir sähen Mission als etwas, dass man im
ehemaligen British Empire macht. „Was das British
Empire im vorherigen Jahrhundert für das Evangelium
war, ist heute die Europäische Union“ – eine riesige
Chance und offene Tür. Wir dürfen überall hingehen,
ohne ein Visum zu gebrauchen.
Von da an war ich der Meinung: „Als jemand, der
die deutsche Sprache beherrscht, brauche ich einen
guten Grund, im Vereinigten Königreich zu bleiben.“
Außerdem war ich auf der Suche nach Möglichkeiten.
Und die hatte Gott schon vorbereitet. Kurz gefasst, eine
Missionsgesellschaft war im Gespräch mit dem Bischof
von Gibraltar über Gemeindegründungen hinter dem
ehemaligen eisernen Vorhang (es war 1994). Ein wohlhabender
Geschäftsmann, der durch die Anglikanische
Gemeinde in Cannes zum Glauben gekommen war,
hatte der Mission £40.000 im Jahr für über 4 Jahre
zum Zweck von Gemeindegründungen im ehemaligen
Ostblock versprochen. So ging ich durch die Tür, die
der Herr mir geöffnet hatte.
Deutsch konntest du durch dein Studium?
Ja, vor allem durch das Jahr in Heidelberg.
Wie lange bist du nun schon in Leipzig und wie
lange willst du noch hier bleiben? Ich kann mir gut
vorstellen, dass du irgendwann wieder zurück nach
England möchtest.
Seit dem 20. Juni 1995 bin ich hier. Unsere Gemeinde
feiert im Oktober das 20-jährige Jubiläum. Ehrlich
gesagt habe ich keine Lust nach England zurückzukehren.
Ich bin eher nomadisch – vielleicht durch die
Auslandserfahrung als Kind. Ich bin ein Widerspruch
– ein patriotischer Brite, der nicht in Großbritannien
leben will!
Du hast also nach Bestätigung deiner Berufung
Theologie studiert. Wie alt (oder jung) warst du, als
du schließlich ordiniert wurdest?
28.
36
Ich könnte mir gut vorstellen, noch 20 Jahre hier zu
bleiben. Mal sehen, was der Herr vorhat. Was für die
Gemeinde richtig ist und was für mich richtig ist. Vor
1,5 Jahren haben wir einen deutschsprachigen Gottesdienst
angefangen, geleitet von einem Deutschen, der
in Australien studiert hat und von einer dortigen Mission
unterstützt wird. Das entspricht meiner Vision,
auch Einheimische und Deutsche mit dem Evangelium
zu erreichen. Das sehe ich als Zeichen, dass Gott mich
hier noch eine Weile gebrauchen will.
Sehr beeindruckend. Nun, zu unserem abschließenden
Fragebogen. Schwierigste Bibelstelle?
1. Timotheus 2,15 („Sie wird aber selig werden durch
Kinderzeugen, so sie bleiben im Glauben und in der
Liebe und in der Heiligung samt der Zucht. “). Wie hat
Paulus das gemeint? Ich habe bis jetzt keine Erklärung
gefunden, die mich völlig überzeugt hat.
Bevorzugte Bibelübersetzung?
Als ehemaliger Germanistikstudent liebe ich natürlich
Luther. Für das Predigen und den Hauskreis empfinde
ich die Schlachter 2000 jedoch als die beste „Allzweckübersetzung“.
Mit welcher Person der Bibel kannst du dich am
ehesten identifizieren?
Im Herbst habe ich über Jakob gepredigt. Ich hoffe, ich
bin nicht so betrügerisch wie er, aber was mir aufgefallen
ist, war, wie lange er gebraucht hat, wichtige Dinge
zu lernen und umzusetzen, und wie geduldig der Herr
mit ihm war. Beide Seiten spiegeln meine Erfahrung
wieder!
Welche Person der Kirchengeschichte würdest du
gerne einmal treffen?
Luther wäre eine gute Gesellschaft! Ich möchte ihn
fragen, ob er jetzt denkt, dass es ein Fehler war, wegen
seinem Abendmahlsverständnis so sehr auf Distanz zu
Calvin zu gehen. Cranmer wäre auch interessant: Ich
würde ihn fragen, wie viel weiter er mit der Reformation
der Anglikanische Kirche gegangen wäre, wenn die
politische Situation es zugelassen hätte.
Ich hatte immer das
Gefühl, dass Gott etwas
damit vorhat, dass ich
deutsch konnte.
Was war das letzte Buch, das du gelesen hast?
Nicht das absolut letzte, aber das Buch, das am meisten
im Gedächtnis geblieben ist, las ich im Herbst in
Verbindung mit der Serie über Jakob. Es ist von Robert
Alter und heißt „The Art of Biblical Narrative“. Ein
jüdischer Literaturwissenschaftler, der sehr gut erklärt,
wie hebräische Literatur funktioniert – und hilft
daher, festzustellen, was der von Gott inspirierte Autor
gemeint hat. Auch wenn er selbst nicht glaubt, dass es
von Gott inspiriert ist, so mein Eindruck.
Welches Buch wolltest du schon immer einmal
lesen?
Anna Karenina auf Russisch. Vielleicht ein Projekt für
die Rente ...
Was bedeutet für dich Reformation?
Semper Reformanda. Im Sinne von Markus 1,15:
„Kehrt um und glaubt an das Evangelium“ (Die
Luther- und Schlachterübersetzung sind hier mit dem
Begriff „Tut Buße“ meiner Meinung nach nicht ganz
treffend). Das beschreibt nicht nur den Anfang, sondern
auch das Muster für das ganze christliche Leben.
Dies sollte unsere tägliche Praxis sein.
Bestes Zitat?
Jemand hatte mich in den ersten Jahren hier, die
mühsam und von Anfechtungen geprägt waren, darauf
aufmerksam gemacht: „Wir überschätzen, was wir in
6 Monaten erreichen können und unterschätzen, was
Gott in 5 Jahren tun kann.“ Da ist auch ein bekanntes
Zitat von William Carey, das mir ganz am Anfang sehr
wichtig war. Es geht in etwa so: „Versuche große Dinge
für Gott zu tun und erwarte große Dinge von Gott.“
Was bedeutet Jesus für dich?
Er ist mein Heiland und älterer Bruder.
Vielen Dank für die Einblicke und deine Zeit!
Das Interview wurde am 27. Mai 2015 geführt.
37
NEUHEITEN & SONDERANGEBOTE
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Sei ein Friedensstifter
KEN SANDE
DAS HANDBUCH
ZUR BIBLISCHEN
KONFLIKTLÖSUNG
ÜBERARBEITETE
UND ERWEITERTE
NEUAUSGABE
Das Gute an Konflikten
ist: Sie sind
Gelegenheiten, Gott
zu ehren, anderen zu
dienen und in der
Christusähnlichkeit zu
wachsen. Wer sich als Friedensstifter übt, den preist der
Herr Jesus glückselig. Dieses Handbuch zur biblischen
Konfliktlösung ruft zur oft vergessenen Aufgabe von
Christen auf, Frieden, Vergebung und Harmonie in
unsere von Sünde gestörten Beziehungen, Familien,
Gemeinden und unser Umfeld zu bringen, und es
verdeutlicht meisterhaft, wie die klaren biblischen Leitlinien
zur Konfliktlösung ganz konkret und Schritt für
Schritt in die Praxis umgesetzt werden können.
176306 – PAPERBACK, 362 SEITEN – € 13,90
Das Spalier und der Weinstock
COLIN MARSHALL & TONY PAYNE
UMDENKEN, DAMIT DIE GEMEINDE GEISTLICHES
WACHSTUM HERVORBRINGT
Welche Aktivität von Gemeindemitarbeitern führt zu
geistlichem Wachstum und zu Frucht für Gott? Paulus
und seine Mitarbeiter haben „gesät, gepflanzt und
gegossen, Gott aber hat das Wachstum gegeben“ (1Kor
3,6). Wir können auf die Wachstumskraft des Wortes
Gottes vertrauen, weil es eine ungeheure Eigendynamik
hat! Gott hat in sein Wort die Kraft hineingelegt, dass
es wächst und sich wie ein rankender Weinstock auf
der ganzen Welt ausbreitet. Unser Beitrag und unsere
Aufgabe ist, dass wir es Menschen verkündigen und
uns um sie kümmern. Oft beschäftigen sich Gemeindemitarbeiter
mehr mit dem stützenden Spalier als
mit dem Weinstock. Statt Menschen das Wort Gottes
weiterzugeben, werden wir davon in Beschlag genommen,
Veranstaltungen zu organisieren, die Finanzen zu
verwalten, Programme zu erstellen und die formalen
Strukturen der Gemeinde aufrechtzuerhalten. All das
ist berechtigte Arbeit, aber sie darf nicht die Arbeit am
Weinstock blockieren. Wir müssen umdenken und
uns neu auf die treibende Kraft und den Vorrang des
Wortes Gottes besinnen!
176307 – PAPERBACK, 219 SEITEN – € 13,90
Das soll ein Gott
der Liebe sein?
GREGORY BEALE
FRAGEN UND
ANTWORTEN ZUR
MORAL GOTTES IM
ALTEN TESTAMENT
Wie kann Gott gut
sein, wenn er anscheinend
böse Handlungen
befiehlt wie z.B. die
Vernichtung der Kanaaniter?
Oder wie lassen
sich die Fluchworte
gegenüber Feinden in den Psalmen rechtfertigen?
Manche denken, so ein Gott könne kein guter Gott
sein, wenn er so etwas wie ethnische Säuberungen
befiehlt. Nach ihrer Meinung passt das nicht zu dem
barmherzigen Gott der Liebe, wie er uns im Neuen Testament
begegnet. Um dieses schwierige Problem geht
es in diesem Buch. Es werden verschiedene biblische
Erklärungen aufgezeigt, die Gottes Handeln im Alten
Testament verständlich machen.
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der Gemeinde?
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GERECHTIGKEIT?
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VERKÜNDIGUNG DES
EVANGELIUMS?
Read it! Bibelleseplan mit Notizen
LOTHAR JUNG & REBEKKA DITTUS
BIBELLESEPLAN NT MIT FRAGEN UND NOTIZEN
Ein zeitloser Bibelleseplan, der dich beim Lesen des
neuen Testamentes begleitet. Jeden Tag helfen dir drei
Fragen, den Text zu verstehen, ihn zu übertragen und
für dich persönlich anzuwenden. Außerdem gibt es
Platz, deine Gedanken und Einsichten aufzuschreiben.
Entdecke mit Read it! neue Schätze in der Bibel!
682018 – HARDCOVER MIT GUMMI, 224 SEITEN
€ 8,95
Gewissheit
IMPACT CHOR MIT
ORCHESTER
ERFRISCHENDE
HYMNEN
Aus der Gewissheit
gläubiger Gotteskinder
auf ein ewiges
Leben mit Jesus
Christus entstand der Titel dieser Aufnahme von 14
Chorliedern, begleitet von Klavier und Orchester.
Gefunden haben sich die Sängerinnen und Sänger des
impact-Chores auf Musikfreizeiten von impact e.V.,
in deren Rahmen auch schon die herrliche Musik-CD
„Ehre“ entstehen durfte.
30005 – CD IM JEWELCASE, CA 40 MIN. – € 10,90
„Verlieren wir unsere
Zielausrichtung?
Lassen wir uns ablenken,
manchmal sogar von guten Dingen? Viele eifrige
Christen sind sich heutzutage zutiefst uneins, was
der wahre Dienst und Auftrag der Kirche ist. Kevin
de Young und Greg Gilbert bringen uns zurück zum
Wesentlichen, in einer Zeit, in der wir dazu neigen, uns
zu verzetteln und ablenken zu lassen. Dieses Buch, das
einen ausgewogenen Standpunkt bietet, wird uns nicht
nur ermutigen, sondern auch genau an der Stelle aus
der Ruhe bringen, an der wir es alle nötig haben. Es
liefert uns die biblische Vernunft, die wir im Moment
brauchen.“ —Michael Horton
863068 – PAPERBACK, 288 SEITEN – € 9,95
Der Zweck der
Ehe
PAUL WASHER
HERAUSFORDERNDE
GEDANKEN ZU
EPHESER 5
Paul Washer,
der Gründer des
Missionswerkes
„HeartCry“, wurde
durch eine Predigt,
die er vor vielen
Jugendlichen
hielt, schlagartig
weltbekannt. Der
Herr gebrauchte seine so genannte „shocking message“
in besonderer Weise zur Erweckung unter jungen
Leuten. Diese Broschüre gibt eine Predigt weiter, die
Washer 2008 gehalten hat. Sein Vortragsstil wurde
weitgehend beibehalten. Washer gelingt es, jeden Leser
ins Licht Gottes zu stellen. Aber dabei bleibt er nicht
stehen. Er macht Mut, die jeweilige Ehe-Konstellation
als Mittel zu sehen, durch das Gott seine Kinder in das
Bild Jesus Christi umgestalten will. Bitte helfen Sie
mit, diese äußerst wertvolle Botschaft zu verbreiten.
250900 – HEFT DIN A5, 28 SEITEN – € 1,00
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„Was du Böses hast begangen,
das ist alles abgeschafft; Gottes
Liebe nimmt gefangen deiner
Sünden Macht und Kraft.“
Paul Gerhardt