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Timotheus Magazin #19 - Jesus Christus

Inhalt Editorial Wunderschöner Jesus (Stefan Beyer) – Das herrliche Wesen und die Anmut Christi. Wie einer, der Vollmacht hat (Waldemar Dirksen) – Die Vollmacht und souveräne Autorität Christi. Der ultimative Priester (Thomas Hochstetter) – Der perfekte Mittler und letzte Hohepriester aller Zeiten. Ganz Gott, ganz Mensch (Patrick Böttger) – Mensch und Gott in einem? Wie soll das gehen? Warum ausgerechnet Jesus (Simon Mayer) – Warum Jesus immer und überall den ersten Platz verdient hat … Adolf Schlatter (Gunnar Schröder) – Eine außergewöhnliche und leider viel zu unbekannte Biographie. Jesus im Alten Testament (Andreas Münch) – Warum Jesus auf jeder Seite des Alten Testaments zu finden ist. Interview mit Sascha Bär (Peter Voth) – Ein Nachfolger Jesu in einem muslimischen Land. Interview mit Sebsatian Heck (Peter Voth) – Ein Gespräch über Reformierte Kirche in Deutschland. Buchvorstellungen

Inhalt
Editorial
Wunderschöner Jesus (Stefan Beyer) – Das herrliche Wesen und die Anmut Christi.
Wie einer, der Vollmacht hat (Waldemar Dirksen) – Die Vollmacht und souveräne Autorität Christi.
Der ultimative Priester (Thomas Hochstetter) – Der perfekte Mittler und letzte Hohepriester aller Zeiten.
Ganz Gott, ganz Mensch (Patrick Böttger) – Mensch und Gott in einem? Wie soll das gehen?
Warum ausgerechnet Jesus (Simon Mayer) – Warum Jesus immer und überall den ersten Platz verdient hat …
Adolf Schlatter (Gunnar Schröder) – Eine außergewöhnliche und leider viel zu unbekannte Biographie.
Jesus im Alten Testament (Andreas Münch) – Warum Jesus auf jeder Seite des Alten Testaments zu finden ist.
Interview mit Sascha Bär (Peter Voth) – Ein Nachfolger Jesu in einem muslimischen Land.
Interview mit Sebsatian Heck (Peter Voth) – Ein Gespräch über Reformierte Kirche in Deutschland.
Buchvorstellungen

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BIBELTREUES MAGAZIN FÜR JUNGE CHRISTEN · <strong>#19</strong> · 2/2015<br />

+<br />

Adolf<br />

Schlatter<br />

Wenn allein<br />

<strong>Christus</strong> zählt<br />

S. 24<br />

+<br />

Sebastian<br />

Heck<br />

Reformierte Kirche<br />

in Deutschland<br />

S. 36<br />

<strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong><br />

Eine kurze Biographie des<br />

Retters der Welt!


Editorial<br />

<strong>#19</strong> <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> - 02/2015<br />

Auf dem Cover<br />

»Agnus Dei<br />

(Das Lamm Gottes)«<br />

Francisco de Zurbarán<br />

war ein spanischer Maler<br />

der von 1598 bis 1664<br />

lebte. Agnus Dei gehört<br />

zu seinen bekanntesten<br />

Werken.<br />

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,<br />

ist es denn wirklich so wichtig, immer tiefer und immer<br />

weiter in die Liebe Christi vorzudringen? Sich mit<br />

teilweise sehr komplexen biblischen Inhalten auseinanderzusetzen,<br />

nur um einen weiteren verschwommenen<br />

Blick auf <strong>Christus</strong> zu erhaschen? Belohnt Gott denn<br />

nicht kindgleichen Glauben? Warum also all diese<br />

Mühe auf sich nehmen, mag so mancher fragen? Ja,<br />

Gott belohnt tatsächlich kindgleichen Glauben, doch<br />

er belohnt keineswegs kindischen Glauben.<br />

Für die meisten Christen ist das Werk Christi am<br />

Kreuz ein notwendiges Übel; die Ereignisse nach der<br />

Erschaffung der Menschheit eine Art fehlgeschlagenes<br />

Experiment und die Heilsgeschichte, Gottes Notfallplan,<br />

um den Schaden zu begrenzen. Zugegeben, es ist<br />

nicht möglich, alle Fragen und Implikationen bezüglich<br />

dieser Dinge zu beantworten. Doch wenn wir Gottes<br />

Wort eingehend erforschen, werden wir feststellen, dass<br />

alles seinem zuvor festgesetzten Ratschluss enspricht,<br />

nämlich alles in, zu und durch <strong>Christus</strong> wohnen zu lassen.<br />

Seine heilige und herrliche Macht, Gerechtigkeit,<br />

Gnade, Liebe und Schönheit in <strong>Christus</strong> vollkommen<br />

so restlos zusammenzufassen, damit sich jedes Knie und<br />

jedes Geschlecht vor ihm beugen muss.<br />

<strong>Christus</strong> ist unser prophetischer Priesterkönig,<br />

der uns als Wort Gottes selbst, den Makel der in uns<br />

ist, offengelegt hat; der diesen Makel durch seinen<br />

hohepriesterlichen Dienst ein für alle Mal bereinigt hat<br />

und der uns in seiner königlichen Macht daraufhin aus<br />

der Knechtschaft herausgeführt hat, um ihm zu dienen.<br />

Er ist der furchtgebietende Löwe in geschlachteter<br />

Lammesgestalt, der allein würdig ist Herrlichkeit zu<br />

empfangen. Die Bibel muss zuallererst als die Autobiografie<br />

des lebendigen Gottes gelesen werden, dem<br />

es wohlgefiel, in <strong>Christus</strong> sein herrliches Wesen zu<br />

manifestieren und aller Schöpfung – ob sichtbar oder<br />

unsichtbar – seine Weisheit zu zeigen und ihm so einen<br />

Namen zu geben, der über allen Namen ist.<br />

Gott hat unsere Sünde wie eine Wolke getilgt, heißt<br />

es durch Jesaja. Er hat unsere stürmischen und bedrohlichen<br />

Wolken gesammelt und damit den Himmel<br />

über dem Kreuz verfinstert, so daß <strong>Christus</strong> ausrief:<br />

Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?<br />

Und als sich der Blick des Messias verfinsterte, wurde<br />

unser Blick klar und wir können nun die Sonne der<br />

Gerechtigkeit sehen, die <strong>Christus</strong> ist. So wollen wir<br />

nicht damit fortfahren diese Sonne wieder mit Wolken<br />

zu verdecken, sondern uns vielmehr an ihrer Wärme erfreuen,<br />

denn Gottes Gnade ist reichlich über uns durch<br />

den, der sie für uns erworben hat – <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong>.<br />

Doch die Worte und Inhalte, die in dieser Ausgabe<br />

zusammengetragen wurden, können letztlich nur ein<br />

dumpfer Ton der Wirklichkeit sein. Der wunderschöne<br />

Geist Christi selbst muss die prachtvolle Melodie des<br />

Evangeliums im Herzen des Menschen spielen. Auch<br />

die größte menschliche Bemühung ihn zu zeichnen<br />

ist ein bloßer Farbverstrich verglichen mit dem, was er<br />

ist; denn der König in seiner Schönheit überragt alle<br />

vorstellbare Herrlichkeit.<br />

So wünsche ich im Namen der Redaktion Gottes<br />

reichen Segen beim Lesen dieser Ausgabe.<br />

Andreas Kuhlmann<br />

2


Inhalt<br />

Inhalt<br />

S. 24<br />

4<br />

Wunderschöner<br />

<strong>Jesus</strong><br />

STEFAN BEYER<br />

Das herrliche Wesen und die<br />

Anmut des <strong>Christus</strong>.<br />

8<br />

Wie einer,<br />

der Vollmacht hat<br />

WALDEMAR DIRKSEN<br />

Die Vollmacht und<br />

souveräne Autorität Jesu.<br />

12<br />

Der ultimative<br />

Priester<br />

THOMAS HOCHSTETTER<br />

Der perfekte Mittler und letzte<br />

Hohepriester aller Zeiten.<br />

16<br />

Ganz Gott, ganz Mensch<br />

PATRICK BÖTTGER<br />

Mensch und Gott in einem?<br />

Wie soll das gehen? Eine angefochtene<br />

Wahrheit.<br />

20<br />

Warum ausgerechnet<br />

<strong>Jesus</strong>?<br />

SIMON MAYER<br />

Warum <strong>Jesus</strong> immer und überall<br />

den ersten Platz verdient hat ...<br />

24<br />

Adolf Schlatter<br />

GUNNAR SCHRÖDER<br />

Eine außergewöhnliche und<br />

leider viel zu unbekannte<br />

Lebensgeschichte.<br />

28<br />

<strong>Jesus</strong> im<br />

Alten Testament<br />

ANDREAS MÜNCH<br />

Kommt <strong>Jesus</strong> auch im Alten<br />

Testament vor?<br />

IMPRESSUM<br />

Redaktion Waldemar Dirksen,<br />

Viktor Sudermann, Andreas Kuhlmann,<br />

Peter Voth, Hans-Werner Deppe<br />

Art Direktor Peter Voth ∙ vothpeter@yahoo.de<br />

Lektorat Tanja Mirau<br />

Abodienst Katharina Wiebe ∙ kwiebe@betanien.de<br />

Verlag Betanien Verlag e.K. ∙ Imkerweg 38<br />

D-32832 Augustdorf ∙ info@betanien.de<br />

Online www.timotheusmagazin.de<br />

Shop www.cbuch.de/timotheus<br />

Erscheinungsweise Erscheint als<br />

Quartalsmagazin seit Oktober 2010<br />

alle drei Monate: Januar (Winter) · April<br />

(Frühling) · Juli (Sommer) · Oktober (Herbst).<br />

Preise Einzelausgabe ∙ €2,90 (zzgl.Versand)<br />

Jahresabo (D) ∙ €13,55 (inkl. Versand)<br />

Jahresabo (EU) ∙ €21,50 (inkl. Versand)<br />

32<br />

Interview mit<br />

Sascha Bär<br />

PETER VOTH<br />

Ein Nachfolger Jesu in einem<br />

muslimischen Land.<br />

36<br />

Interview mit<br />

Sebastian Heck<br />

PETER VOTH<br />

Ein Gespräch über Reformierte<br />

Kirche in Deutschland.<br />

3


Text von Stefan Beyer<br />

Im Angesicht Jesu, in seinem Wesen und seinem Wirken, können wir<br />

die Herrlichkeit Gottes sehen. Deswegen spricht Paulus auch vom<br />

„Evangelium von der Herrlichkeit Christi“. Wir sind eingeladen, tief<br />

in dieses Angesicht zu schauen, um in Staunen versetzt zu werden<br />

über die Person Jesu, die uns im Wort Gottes offenbart wird. Paulus<br />

verspricht sogar, dass dieses Staunen uns schließlich Stück für Stück<br />

selber verändern wird, indem wir von Gott in das Bild seines Sohnes<br />

verwandelt werden. Das Evangelium ist die größte Nachricht, weil<br />

es von einer Person berichtet, die ihresgleichen sucht. Lassen wir uns<br />

einladen, die Schönheit von <strong>Jesus</strong> besser kennenzulernen.


CHRISTUS UND SEINE<br />

HERRLICHEN EIGENSCHAFTEN<br />

R.C. Sproul verweist darauf, dass das Wort<br />

„schön“ oder „Schönheit“ relativ häufig<br />

in der Bibel verkommt. 1 David trachtete<br />

danach, im Haus des Herrn zu bleiben, um<br />

Seine „Lieblichkeit“ (Schönheit) zu sehen<br />

und Ihn zu suchen (Psalm 27,4). Was Gott schön<br />

macht, ist seine Herrlichkeit und Heiligkeit. Deshalb<br />

sollen wir ihn „in heiligem Schmuck“ (Psalm 29,2)<br />

anbeten. Wir sind aufgerufen, nicht nur die Erlösung<br />

anzunehmen, die <strong>Christus</strong> durch seinen stellvertretenden<br />

Tod bewirkt hat, sondern wir sollen auch seine<br />

Schönheit und Herrlichkeit in diesen Taten immer<br />

mehr erkennen. Paulus nennt das „das helle Licht des<br />

Evangeliums von der Herrlichkeit des <strong>Christus</strong>“ (2. Korinther<br />

4,4). <strong>Jesus</strong> ist der Ursprung der Schönheit. Aus<br />

seinem Charakter erstrahlen alle heiligen Eigenschaften<br />

in vollkommener Balance. Alle Dinge, die wir in dieser<br />

Welt als schön empfinden, erhalten ihre Schönheit als<br />

Reflektion und Hinweis auf Ihn. Christliche Kunst<br />

ist ein Spiegel der Schönheit Jesu in Schöpfung und<br />

Erlösung.<br />

VOM WERT DER CHRISTOLOGIE<br />

(LEHRE VON CHRISTUS)<br />

<strong>Jesus</strong> ist zur gleichen Zeit ganz Mensch und ganz Gott,<br />

zwei Naturen in einer Person. So fassten es die Kirchenväter<br />

451 beim Konzil von Chalcedon zusammen. Aber<br />

macht es wirklich einen Unterschied, was wir über<br />

unseren Retter glauben? Reicht es nicht, einfach auf<br />

sein Werk am Kreuz zu vertrauen? Sinclair Ferguson<br />

geht davon aus, dass wenn die Kirchenväter von damals<br />

bei einigen unserer heutigen Hauskreise anwesend<br />

wären, sie sehr wohl darauf pochen würden, dass es<br />

wichtig sei, was wir über <strong>Jesus</strong> glauben. 2 Das Evangelium<br />

spricht nicht nur von den Taten Jesu, sondern <strong>Jesus</strong><br />

selbst ist das Evangelium. „Ihn verkündigen wir“ sagte<br />

Paulus (Kolosser 1,28). Deshalb ist es auch wichtig, ihn<br />

als Person zu kennen. Wenn er nicht fähig ist, uns zu<br />

retten, dann ist sein Erlösungswerk vergeblich. Wäre er<br />

ein Gemisch aus Mensch und Gott, dann hätte er nicht<br />

als unser menschlicher Vertreter das Gesetz Gottes vollkommen<br />

erfüllen können. Für Ferguson sind die kirchlichen<br />

Glaubensbekenntnisse deshalb wichtig, weil sie<br />

uns schützen indem sie Schranken für unser Denken<br />

setzen. Sie lehren uns, indem sie uns helfen, biblische<br />

Wahrheit in konzentrierter Form zu sehen. Und sie<br />

verbinden uns, indem wir mit anderen Christen auf der<br />

ganzen Welt bekennen können, wer <strong>Christus</strong> ist und<br />

was er getan hat. 3 Macht es wirklich einen Unterschied,<br />

was wir über <strong>Christus</strong> glauben? Im Licht von dem,<br />

was unsere Vorväter geopfert haben, um die biblische<br />

Wahrheit über <strong>Jesus</strong> festzuhalten, aber auch im Blick<br />

auf die Freude, welche die Apostel im Neuen Testament<br />

empfanden, „wenn ihre (geistlichen) Kinder in der<br />

Wahrheit wandeln“ (3. Johannes 4), macht es sehr wohl<br />

Sinn, die Person Jesu immer besser kennenzulernen.<br />

DIE HERRLICHEN<br />

WESENSZÜGE DES CHRISTUS<br />

Jonathan Edwards setzte sich in einer seiner bekanntesten<br />

Predigten mit dem komplexen Charakter unseres<br />

Retters auseinander. 4 Grundlage für seine Überlegungen<br />

bildet Offenbarung 5,5-6, wo <strong>Jesus</strong> sowohl als<br />

Löwe als auch als Lamm bezeichnet wird.<br />

„Und einer von den Ältesten spricht zu mir: Weine<br />

nicht! Siehe, es hat überwunden der Löwe, der aus dem<br />

Stamm Juda ist, die Wurzel Davids, um das Buch zu<br />

öffnen und seine sieben Siegel zu brechen! Und ich<br />

sah, und siehe, in der Mitte des Thrones und der vier<br />

lebendigen Wesen und inmitten der Ältesten stand ein<br />

Lamm, wie geschlachtet.“<br />

Niemand war würdig, das Buch der geheimen<br />

Ratschlüsse Gottes zu öffnen, außer der Gott-Mensch<br />

<strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong>. Diese Vision der Herrlichkeit Jesu sollte<br />

Johannes trösten. <strong>Jesus</strong> ist der Löwe aus dem Stamm<br />

Judas, der noch viel größere Siege als sein Stammvater<br />

David errungen hat. Aber als Johannes genau hinsieht,<br />

sieht er nicht den Löwen, sondern ein Lamm das<br />

Buch öffnen. Und dieses Lamm trug immer noch die<br />

Wundmahle seiner Schlachtung. Für Jonathan Edwards<br />

ist es gerade ein Zeichen der besonderen Größe Jesu,<br />

dass in ihm Eigenschaften aufeinander treffen, die sich<br />

1 Sproul, R.C.: Our Beautiful God. TableTalk. Heft Dezember/2014,<br />

4.<br />

2 Ferguson, Sinclair B.: Does Christology Really Matter? TableTalk.<br />

Heft Dezember/2014, 6.<br />

3 Ferguson, Sinclair B.: Does Christology Really Matter? TableTalk.<br />

Heft Dezember/2014, 7.<br />

4 Edwards, Jonathan: The Excellency of Christ. http://www.ccel.<br />

org/ccel/edwards/sermons.excellency.html (abgerufen am 3. Februar<br />

2015).<br />

© Illustration: Peter Voth 5


normalerweise ausschließen würden. In <strong>Jesus</strong> trifft sich<br />

höchste Erhabenheit und tiefste Herablassung. <strong>Christus</strong><br />

ist Gott, der König aller Könige und Herr aller Herren.<br />

Er ist der Schöpfer und souveräne Herrscher des<br />

Universums. Sein Wissen ist grenzenlos, seine Macht<br />

unwiderstehlich, sein Reichtum unerschöpflich.<br />

Aber zur gleichen Zeit erniedrigt er sich und<br />

achtet auf „die Armen dieser Welt“ (Jakobus 2,5), die<br />

Hilflosen (Lukas 16,22) und Kinder (Matthäus 19,14).<br />

Er lässt sich selbst von unserer Sündhaftigkeit nicht<br />

abschrecken, sondern wird „ein Freund der Zöllner und<br />

Sünder“ (Matthäus 11,19). Er nimmt die Natur der<br />

unwürdigsten, weil rebellischsten, Geschöpfe an, wird<br />

Mensch und erleidet einen schamvollen Tod am Kreuz<br />

(Philipper 2,6-8). Jonathan Edwards fragt in seiner<br />

Predigt, welcher andere Mensch von hoher Stellung in<br />

dieser Welt den Jüngern die Füße gewaschen hätte? Wo<br />

findet man solche Hoheit und Demut gepaart in einer<br />

Person, außer in <strong>Christus</strong> <strong>Jesus</strong>?<br />

Aber in <strong>Jesus</strong> trifft sich nicht nur Macht und Niedrigkeit,<br />

sondern auch unendliche Gerechtigkeit und<br />

unendliche Gnade. Als göttliche Person ist <strong>Jesus</strong> unendlich<br />

heilig und gerecht. Er hasst die Sünde und ist<br />

geneigt, sie überall dort zu strafen, wo er sie vorfindet.<br />

Er ist der Richter der Welt und ein unendlich gerechter<br />

Richter. Er wird die Gesetzlosen nicht ungeschoren<br />

davonkommen lassen und Übertretung und Sünde<br />

keineswegs ungestraft lassen (2. Mose 34,6-7). Und<br />

doch ist er unvorstellbar gnädig und barmherzig. Seine<br />

Gnade reicht zur Rechtfertigung jedes Sünders. Es gibt<br />

nichts, was Sünder wirklich brauchen, das seine Gnade<br />

nicht bereit ist, ihnen zu geben. Er gibt es ihnen nicht<br />

nur, sondern ist sogar bereit, Leiden zu ertragen, um<br />

ihnen das Beste zu ermöglichen. Er leidet nicht nur,<br />

sondern erduldet einen qualvollen Tod am Kreuz und<br />

den ganzen Zorn Gottes über die Sünde.<br />

Wo findet man noch einmal eine solch erstaunliche<br />

Person wie <strong>Jesus</strong>? Weder unter den heidnischen<br />

Göttern, noch unter den Engeln, noch unter den<br />

Menschen. Er hatte das Beste verdient und war doch<br />

bereit, das Schlimmste zu erdulden. Obwohl er allen<br />

Menschen Leben gibt, war er doch bereit, sein eigenes<br />

Leben aufzugeben, um die Schwere unserer Schuld<br />

zu tragen und den Zorn Gottes von uns abzuwenden.<br />

Wahrlich in ihm sind „Gnade und Wahrheit einander<br />

begegnet, Gerechtigkeit und Friede haben sich geküßt“<br />

(Psalm 85,11). Ein Gott, „dem keiner zu vergleichen<br />

ist“ (Jesaja 46,9)!<br />

STAUNEND VOR DEM<br />

EINZIGARTIGEN RETTER<br />

John Piper führt diese Gedanken in seinem Buch<br />

„Seeing and Savoring <strong>Jesus</strong> Christ“ weiter aus. 1 Durch<br />

<strong>Jesus</strong> können wir die Herrlichkeit Gottes sehen (2.<br />

Korinther 4,6). Wenn diese Herrlichkeit in unserem<br />

Herzen aufleuchtet, werden wir mit Freude erfüllt<br />

(Psalm 16,11) und fangen an, <strong>Jesus</strong> nicht nur zu sehen,<br />

sondern über ihn zu staunen und ihn anzubeten.<br />

Dadurch fängt unser Leben an sich zu verändern. Wir<br />

werden „verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit<br />

zu Herrlichkeit, nämlich vom Geist des Herrn“ (2.<br />

Korinther 3,18). Gott hat seine Herrlichkeit durch die<br />

atemberaubende Schönheit des Universums gezeigt<br />

(Psalm 19,2). Aber in einem noch viel größeren Maß<br />

erstrahlt sie durch <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong>, der „die Ausstrahlung<br />

seiner Herrlichkeit und der Ausdruck seines Wesens<br />

ist“ (Hebräer 1,3). Im Evangelium werden wir dazu<br />

befreit, diese Herrlichkeit zu sehen und uns für immer<br />

daran zu erfreuen.<br />

Piper entfaltet im Weiteren die unglaublich vielseitigen<br />

Facetten der Herrlichkeit und Schönheit von<br />

<strong>Jesus</strong>. Er ist der „Ich bin“ des Alten Testaments (2.<br />

Mose 3,14; Johannes 8,58), das Alpha und Omega (der<br />

Anfang und das Ende, Offenbarung 22,13), der Freudenquell<br />

und Freudenschenker (Hebräer 1,9; Johannes<br />

15,11), der Sturmstiller (Markus 4,35-41), ein Weiserer<br />

sogar als Salomo (Matthäus 12,42), der Mann mit dem<br />

höchsten Namen (Philipper 2,9-11), dessen Name zu<br />

Lebzeiten aber immer wieder verspottet wurde (Matthäus<br />

11,18-19; Johannes 8,41+48), ein „Mann der<br />

Schmerzen und mit Leiden vertraut“ (Jesaja 53,3), ein<br />

Retter von Sünde, Schande, Teufel und Hölle (Kolosser<br />

2,15), mit einem Herzen voll Barmherzigkeit (Lukas<br />

18,35-43) und doch voller Strenge gegenüber Sünde<br />

und falschen Lehrern (Matthäus 16,4; Johannes 8,44).<br />

Und das Beste ist - was <strong>Jesus</strong> von allen religiösen<br />

Lehrern der Weltgeschichte abhebt: Er ist nicht nur vor<br />

2000 Jahren für sein Volk am Kreuz gestorben, sondern<br />

er ist auferstanden und er lebt! Gott hat ihn von den<br />

Toten auferweckt (1. Petrus 1,21) und damit bestätigt,<br />

dass sein Werk am Kreuz wirklich unsere Sünde<br />

gesühnt hat (Römer 1,4) und er unser mächtiger Retter<br />

in diesem Leben und der Garant unserer späteren<br />

1 Piper, John (2001): Seeing and Savoring <strong>Jesus</strong> Christ. http://www.<br />

desiringgod.org/books/seeing-and-savoring-jesus-christ (abgerufen<br />

am 11. Februar 2015).<br />

6


Auferstehung (1. Korinther 15,20). Seine Auferstehung<br />

bestätigt, dass er wirklich alle Macht auf Erden<br />

hat (Matthäus 28,18), dass er vor dem Vater für uns<br />

eintritt (Römer 8,34), bis ans Ende der Welt mit seiner<br />

schützenden und tröstenden Gegenwart bei uns sein<br />

(Matthäus 28,20) und irgendwann zurückkehren wird,<br />

um alle zu strafen, die Gott nicht anerkennen und die<br />

dem Evangelium unseres Herrn <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> nicht<br />

gehorsam sind (2. Thessalonicher 1,7-8).<br />

Wir sind alle eingeladen, diesen Retter kennenzulernen<br />

und ihn immer mehr zu sehen und zu genießen<br />

(see and savor). Das Evangelium ist die gute Nachricht,<br />

dass Gott durch <strong>Jesus</strong> alles getan hat, damit wir das tun<br />

können. Piper fasst dieses Evangelium in sechs Punkten<br />

zusammen: Wir sind alle dazu geschaffen, Gottes<br />

Herrlichkeit zu sehen und uns daran zu erfreuen (Jesaja<br />

43,6-7). Gottes Herrlichkeit sollte deshalb die oberste<br />

Priorität in unserem Leben sein (1. Korinther 10,31).<br />

Aber alle von uns haben gesündigt und andere Dinge<br />

als wertvoller erachtet (Römer 1,21-23). Deshalb<br />

stehen wir alle unter dem Urteil Gottes mit drohender<br />

Verdammnis (2. Thessalonicher 1,9). Aber Gott hat<br />

seinen einzigen Sohn gesandt, um uns ewiges Leben<br />

und ewige Freude in seiner Gegenwart zu schenken (1.<br />

Petrus 3,18). <strong>Jesus</strong> starb am Kreuz und nahm unsere<br />

Strafe auf sich. Um in den Genuss dessen zu gelangen,<br />

was er am Kreuz erwirkt hat, müssen wir umkehren<br />

(Apostelgeschichte 3,19) und ihm vertrauen (Apostelgeschichte<br />

16,31). Wir sollen von den trügerischen<br />

Versprechen der Sünde umkehren und unseren Durst<br />

bei <strong>Jesus</strong> stillen (Johannes 6,35) und unsere ganze<br />

Freude in ihm finden (Matthäus 13,44). Wenn Gott<br />

deine Augen für die Schönheit Jesu geöffnet hat, dann<br />

lade ich dich ein, ihn anzurufen und ihn um Rettung<br />

aus Schuld, Gefangenschaft und Strafe zu bitten.<br />

„Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet<br />

werden“ (Römer 10:13).<br />

DIE ANMUT CHRISTI<br />

Und [wir glauben] an den einen Herrn <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong>,<br />

den Sohn Gottes, der als Einziggeborener aus dem<br />

Vater gezeugt ist, das heißt: aus dem Wesen des Vaters,<br />

Gott aus Gott, Licht aus Licht, wahrer Gott aus wahrem<br />

Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit<br />

dem Vater. 2<br />

Hinter dem knappen Bezug auf die Identität Jesu<br />

im Bekenntnis von Nicäa steht in Wirklichkeit der<br />

Glaube an eine wunderschöne Persönlichkeit. Der<br />

Puritaner Samuel Rutherford hat in seinen Briefen<br />

seine Gemeinde und Freunde immer wieder an die<br />

Schönheit von <strong>Jesus</strong> erinnert. 3 Er schreibt, dass er noch<br />

viel zu wenig von <strong>Jesus</strong> erkannt habe und sich nach<br />

mehr sehnt (Seite 11). Er möchte jeden Tag mehr von<br />

<strong>Christus</strong> erkennen, seine Liebe noch tiefer ergründen,<br />

die weder Höhe noch Tiefe hat (Seite 13). Er ermutigt<br />

seine Leser immer wieder, noch tiefere Gemeinschaft<br />

mit <strong>Christus</strong> zu suchen. Es gibt noch so viele Vorhänge<br />

aufzuziehen und so viele Aspekte seiner Liebe zu<br />

ergründen (Seite 16). Aber Rutherford ist auch sehr<br />

ehrlich mit seinen Lesern und verweist auf die zentrale<br />

Bedeutung des Kreuzes, das wir fortwährend selbst<br />

aufnehmen müssen. Gott gebraucht die Leiden in<br />

unserem Leben (unser Kreuz), um uns von der Welt zu<br />

entwöhnen und unser Herz auf die Liebe Christi auszurichten.<br />

Aber wir brauchen keine Angst vor den Leiden<br />

zu haben, denn in <strong>Christus</strong> haben wir weit mehr (Seite<br />

16). Egal wie stark der Wind bläst, er kann uns doch<br />

nur in die Arme unseres Retters tragen (Seite 18).<br />

Nur Gott kann unser Herz öffnen, damit wir erkennen,<br />

wer <strong>Jesus</strong> wirklich ist. Auf dass wir seine Schönheit<br />

aus den biblischen Texten wahrnehmen und unser Herz<br />

in Anbetung verfällt. Deshalb möchte ich diesen Artikel<br />

mit einem Gebet abschließen und lade ein, dass du<br />

es zu deinem persönlichen Gebet vor Gott machst.<br />

„Herr, du bist der Vater unseres Herrn <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong>,<br />

und vor dir beuge ich meine Knie. Du bist der<br />

Vater aller deiner Kinder auf Erden, die Menschen, die<br />

an <strong>Jesus</strong> glauben. Du bist auch mein Vater in <strong>Christus</strong>.<br />

Bitte stärke mich durch deinen Geist mit Kraft, weil du<br />

einen Reichtum an Herrlichkeit hast und deshalb fähig<br />

dazu bist. Lass <strong>Christus</strong> fest in meinem Herzen wohnen<br />

und stärke meinen Glauben an ihn. Erfülle und gründe<br />

mich mit seiner Liebe. Hilf mir, mit meinen christlichen<br />

Geschwistern zusammen immer tiefer in der<br />

Erkenntnis dieser Liebe zu wachsen, die kein Ende hat.<br />

Lass mich mit deiner ganzen Fülle erfüllt sein, damit<br />

du in meinem Leben und in meiner Gemeinde die<br />

ganze Ehre bekommst. In Jesu Namen. Amen“ (nach<br />

Epheser 3,14-21).<br />

AUFGABE ZUM BIBELSTUDIUM<br />

• Lies für drei Wochen jeweils ein Kapitel aus dem<br />

Johannesevangelium unter der Fragestellung: Wie<br />

zeigt sich die Schönheit und Herrlichkeit Jesu in<br />

diesen Texten?<br />

2 Bekenntnis von Nicäa. http://de.wikipedia.org/wiki/Bekenntnis_<br />

von_Nicäa (abgerufen am 12. Februar 2015).<br />

3 Rutherford, Samuel (2009): The Loveliness of Christ. Edinburgh:<br />

Banner of Truth.<br />

Stefan Beyer (*1982) ist glücklich verheiratet und unter<br />

anderem Pastor der Evangeliumsgemeinde Jena sowie Blogger<br />

auf www.inara.tv.<br />

7


Text von Waldemar Dirksen<br />

<strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> hat ohne Rücksicht auf menschliche<br />

Befindlichkeiten im eigenen Namen und mit eigener Autorität seine<br />

göttlichen Maßstäbe gelehrt. Die Autorität der Bergpredigt kommt<br />

daher von <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> selbst.<br />

Und es geschah, als <strong>Jesus</strong> diese Worte beendet<br />

hatte, erstaunte die Volksmenge über seine<br />

Lehre, denn er lehrte sie wie einer, der<br />

Vollmacht hat, und nicht wie die Schriftgelehrten<br />

(Matthäus 7,28-29).<br />

Die Volksmenge war erstaunt, nachdem <strong>Jesus</strong> die<br />

Bergpredigt beendet hatte, „denn er lehrte sie wie einer,<br />

der Vollmacht hat, und nicht wie die Schriftgelehrten“<br />

(Matthäus 7,29). Im griechischen Urtext steht ein starker<br />

Ausdruck, den man auch mit „entsetzt sein“ oder<br />

„wie vom Donner gerührt sein“ wiedergeben kann. Die<br />

Bergpredigt hat die Herzen der Zuhörer aufgewühlt<br />

und die Fundamente ihres Denkens erschüttert. Offensichtlich<br />

wirkte diese Predigt nicht wie eine Schlaftablette,<br />

so wie es heute leider viele Predigten tun.<br />

Die Bibel berichtet mehrfach, wie die Verkündigung<br />

von Gottes Wort auf Menschen gewirkt hat.<br />

Nach der Pfingstpredigt von Petrus heißt es: „Als sie<br />

aber das hörten, ging’s ihnen durchs Herz, und sie<br />

sprachen zu Petrus und den anderen Aposteln: Ihr<br />

Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun?“ (Apostelgeschichte<br />

2,37). Anders war es bei Stephanus. Als<br />

der Hohe Rat seine Rede hörte, „ging’s ihnen durchs<br />

Herz und sie knirschten mit den Zähnen über ihn“<br />

(Apostelgeschichte 7,54). Ein ansprechendes Beispiel<br />

finden wir im Alten Testament. Unmittelbar nach<br />

der babylonischen Gefangenschaft wurde das Volk im<br />

Gesetz unterwiesen. Esra und die Leviten „legten das<br />

Buch des Gesetzes klar und verständlich aus, so dass<br />

man verstand, was gelesen worden war“ (Nehemia 8,8).<br />

Im folgenden Vers wird von der Reaktion des Volkes<br />

berichtet: „alles Volk weinte, als sie die Worte des Gesetzes<br />

hörten“ (Nehemia 8,9). Vollmächtige Verkündigung<br />

lässt den Zuhörer nicht kalt und gleichgültig<br />

sitzen. Sie fordert den Zuhörer heraus, entweder die<br />

Botschaft anzunehmen oder abzulehnen. Kraftlose und<br />

oberflächliche Verkündigung fördert hauptsächlich den<br />

„geistlichen Schlaf“.<br />

Die Verkündigung von Gottes Wort hat in unseren<br />

Versammlungen meist einen zentralen Platz. Das ist gut<br />

so, denn das Evangelium soll stets im Mittelpunkt bleiben.<br />

Wir sollten uns allerdings fragen: Geschieht unsere<br />

Verkündigung mit oder ohne Vollmacht? Die Volksmenge<br />

hat damals eindeutig festgestellt, dass <strong>Jesus</strong> mit<br />

Vollmacht gelehrt hat. Wegen der Vollmacht hat <strong>Jesus</strong><br />

sich von den Schriftgelehrten deutlich unterschieden:<br />

© Illustration: Peter Voth 9


<strong>Jesus</strong> saß auf dem Berg und lehrte<br />

mit Vollmacht; die Schriftgelehrten<br />

saßen auf dem Stuhl Moses,<br />

aber sie lehrten ohne Vollmacht.<br />

Wir sind heute in der Verkündigung<br />

mehr den Schriftgelehrten<br />

ähnlich als unserem Herrn, weil<br />

uns in der Regel die Vollmacht<br />

fehlt.<br />

Im Folgenden soll Jesu<br />

Vollmacht bei der Bergpredigt eingehend<br />

betrachtet werden. Sie ist<br />

ohne Zweifel einzigartig. Diese Art<br />

von Vollmacht kann kein Mensch<br />

für sich beanspruchen.<br />

JESUS HAT IM EIGENEN<br />

NAMEN UND MIT EIGENER<br />

AUTORITÄT GELEHRT<br />

In der Bergpredigt ist auffallend,<br />

dass <strong>Jesus</strong> seine Aussagen oft mit<br />

den Worten „Wahrlich, ich sage<br />

euch“ einleitet. Zum Beispiel in<br />

Matthäus 5,18: „Denn wahrlich,<br />

ich sage euch: Bis Himmel<br />

und Erde vergehen, wird nicht<br />

vergehen der kleinste Buchstabe<br />

noch ein Tüpfelchen vom Gesetz,<br />

bis es alles geschieht.“ Im fünften<br />

Kapitel ist zudem folgende Gegenüberstellung<br />

sechsmal zu finden:<br />

„Ihr habt gehört, dass gesagt ist …<br />

Ich aber sage euch.“ Im sechsten<br />

Kapitel sagt <strong>Jesus</strong> dreimal in Bezug<br />

auf Heuchler: „Wahrlich, ich sage<br />

euch: Sie haben ihren Lohn schon<br />

gehabt.“ Mit dieser Einleitung<br />

beansprucht <strong>Jesus</strong> Autorität für<br />

sich und seine Lehre. Er hat dabei<br />

nicht zaghaft herumgeeiert, sich<br />

auch nicht entschuldigt, dass er<br />

seinen Zuhörern zu nahe tritt. In<br />

seinen Worten ist keine Spur von<br />

Unsicherheit zu erkennen. <strong>Jesus</strong><br />

„sagte seine Botschaft, wie Richter<br />

ihr Urteil verkünden. Seine Lektionen<br />

waren Gesetz; sein Wort war<br />

ein gebietendes Wort. <strong>Christus</strong><br />

zeigte auf dem Berg mehr echte<br />

Autorität, als sie die Gesetzeslehrer<br />

auf Moses Stuhl zeigten“ (Matthew<br />

Henry). Die Bergpredigt vermittelt<br />

jedoch nicht den Eindruck,<br />

dass <strong>Jesus</strong> bombastisch aufgetreten<br />

ist. Er war schlicht und bescheiden<br />

und gleichzeitig fest und mutig. So<br />

manche menschliche Traditionen<br />

hat er vom Tisch gefegt und im<br />

Anschluss klare Maßstäbe gesetzt<br />

(vgl. Matthäus 6, 2-4; 5-7; 16-18).<br />

Ohne Rücksicht auf menschliche<br />

Befindlichkeiten hat er seine göttlichen<br />

Maßstäbe vermittelt. Er war<br />

dabei furchtlos und souverän. Wir<br />

neigen gelegentlich dazu, unsere<br />

Furcht beim Predigen gutzuheißen,<br />

aber lasst uns doch ehrlich<br />

sein: 99% davon ist doch nur<br />

Menschenfurcht. Sicherlich wäre<br />

es lobenswert, wenn diese Furcht<br />

tatsächlich Gottesfurcht wäre.<br />

DIE AUTORITÄT DER<br />

BERGPREDIGT KOMMT<br />

VON JESUS CHRISTUS<br />

In der Bergpredigt spricht <strong>Jesus</strong><br />

mehrfach indirekt über die Bedeutung<br />

seiner Person. Beispielsweise<br />

in der letzten Seligpreisung bringt<br />

er die Erwartung zum Ausdruck,<br />

dass Menschen bereit sein sollen,<br />

um seines Namens willen zu<br />

leiden: „Selig seid ihr, wenn euch<br />

die Menschen um meinetwillen<br />

schmähen und verfolgen und<br />

reden allerlei Übles gegen euch,<br />

wenn sie damit lügen“ (Matthäus<br />

5,14). In Matthäus 5,17 hebt er<br />

sich von der allgemeinen Menschheit<br />

ab: „Ihr sollt nicht meinen,<br />

dass ich gekommen bin, das Gesetz<br />

und die Propheten aufzulösen;<br />

ich bin nicht gekommen aufzulösen,<br />

sondern zu erfüllen.“ Er ist<br />

10


von der Ewigkeit bzw. Herrlichkeit<br />

gekommen, um die Prophezeiungen<br />

aus dem Gesetz und den<br />

Propheten zu erfüllen. Außerdem<br />

offenbart er sich in der Bergpredigt<br />

indirekt als Herr, wenn er<br />

sagt: „Es werden nicht alle, die<br />

zu mir sagen: Herr, Herr!, in das<br />

Himmelreich kommen, sondern<br />

die den Willen tun meines Vaters<br />

im Himmel.“ Hiermit kritisiert<br />

er nicht die Anrede, sondern dass<br />

man dieser Anrede nicht die wahre<br />

Bedeutung beimisst. Er erwartet<br />

unsere Unterwerfung unter seine<br />

Herrschaft. Zudem offenbart er<br />

sich als künftiger Weltrichter:<br />

„Dann werde ich ihnen bekennen:<br />

Ich habe euch noch nie gekannt;<br />

weicht von mir ihr Übeltäter!“<br />

<strong>Jesus</strong> wird einmal auf dem Thron<br />

der Herrlichkeit sitzen und die<br />

Welt richten, indem er wie ein<br />

Hirte die Schafe von den Böcken<br />

scheiden wird. Am Ende der<br />

Bergpredigt betont er die Bedeutung<br />

seiner Lehre: „Wer diese<br />

meine Rede hört und tut sie, der<br />

gleicht einem klugen Mann, der<br />

sein Haus auf Fels baute“ (Matthäus<br />

7,24). Unsere Reaktion auf<br />

seine Lehre bestimmt unser ewiges<br />

Schicksal.<br />

Die Bergpredigt und die<br />

Person des Bergpredigers hängen<br />

zusammen. In der Bergpredigt<br />

offenbart sich <strong>Jesus</strong> indirekt als<br />

die zentrale Figur. Wenn wir heute<br />

das Evangelium verkündigen,<br />

dann ist die Botschaft größer als<br />

der Botschafter. Wir haben nicht<br />

das Recht, unsere Meinungen<br />

und persönlichen Beispiele zum<br />

allgemeinen Maßstab zu erheben.<br />

Persönliche Beispiele dürfen nur<br />

eingesetzt werden, um göttliche<br />

Wahrheiten zu veranschaulichen,<br />

wobei biblische Beispiele dazu<br />

meist besser taugen, weil sie inspiriert<br />

sind. Unsere Person muss im<br />

Hintergrund stehen. Bei <strong>Jesus</strong> ist<br />

es anders. Durch seine Person bekommt<br />

die Bergpredigt Autorität.<br />

Das sehen viele Leser leider nicht.<br />

Was die Bergpredigt so besonders<br />

macht, sind in erster Linie nicht<br />

die hohen moralischen Grundsätze,<br />

sondern die Tatsache, dass die<br />

Bergpredigt von dem Sohn Gottes<br />

kommt.<br />

Als Leser der Bibel bewunderst<br />

du die Bergpredigt. Ihre edlen<br />

moralischen Prinzipien sind für<br />

dich ein Spiegel, in den du gerne<br />

hineinschaust. Du merkst dabei,<br />

wie weit dein Innenleben von den<br />

Anforderungen der Bergpredigt<br />

entfernt ist, aber du siehst vielleicht<br />

nicht, dass du vom Bergprediger<br />

selbst ebenfalls weit entfernt<br />

bist. Deine Gemeinschaft mit ihm<br />

findet in der Regel nur flüchtig<br />

durch Bibellese und routiniertes<br />

Gebet statt. Er ist nicht dein Brot<br />

des Lebens. Du nährst deine Seele<br />

hauptsächlich von guten menschlichen<br />

Beziehungen und guten<br />

Aktivitäten in deiner Freizeit. Du<br />

baust somit dein Leben auf Sand.<br />

Suche vertraute Gemeinschaft mit<br />

dem Bergprediger selbst. Dein<br />

Herz soll sich an ihm erfreuen. Er<br />

soll das Fundament deines Lebens<br />

sein. Denn er hat Vollmacht –<br />

nicht nur in der Verkündigung,<br />

sondern auch über Leben und<br />

Tod. Er sagt über sich: „Mir ist<br />

gegeben alle Gewalt im Himmel<br />

und auf Erden“ (Matthäus 28,18).<br />

Damit bezeugt er, dass er uneingeschränkte<br />

Vollmacht hat. So einem<br />

Herrn dürfen wir folgen und ihn<br />

anbeten.<br />

WEITERFÜHRENDE FRAGEN<br />

• Die Vollmacht Jesu war ein<br />

Streitpunkt zwischen <strong>Jesus</strong> und<br />

den Juden. Untersuche dazu<br />

Mk. 11,28-33; Lk. 20,1-8;<br />

Joh. 12,49-50.<br />

• Definiere Vollmacht ausgehend<br />

von 1. Thessalonicher<br />

1,5.<br />

• Warum fehlt heute oft die<br />

Vollmacht bei der Verkündigung?<br />

Waldemar Dirksen (*1982) ist als<br />

Lehrer in Bonn tätig. Als Mitbegründer<br />

von <strong>Timotheus</strong> gehört er zu den<br />

regelmäßigen Autoren des <strong>Magazin</strong>s.<br />

11


Text von Thomas Hochstetter<br />

Mittler zwischen Gott und Mensch waren seit dem Sündenfall ein<br />

fester Bestandteil im Plan Gottes. Doch sie waren nur ein schwacher<br />

Vorschatten auf den ultimativen, perfekten und letzten Hohepriester<br />

aller Zeiten: <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong>.


GESUCHT: BRÜCKENBAUER<br />

Um eine Brücke zu<br />

bauen, benötigt man<br />

einen Brückenbauer<br />

mit Wissen über Statik<br />

und wie sich Materialien<br />

verhalten. Es ist umso wichtiger,<br />

wenn diese Brücke eine große<br />

Kluft überbrücken soll.<br />

Am 26. August 1907 kollabierte<br />

die bis heute längste Auslegerbrücke<br />

„Pont de Québec“, noch<br />

bevor sie eröffnet werden konnte,<br />

unter ihrer eigenen Last. Der<br />

kanadische Brückenbauer und sein<br />

Team hatten das Eigengewicht der<br />

Brücke falsch berechnet. Dieses<br />

„kleine Missgeschick“ kostete<br />

damals 70 Arbeitern das Leben.<br />

Auch wenn es eines der<br />

schlimmsten Brückentragödien der<br />

Geschichte war, ist es doch nichts<br />

im Vergleich zu der Tragödie,<br />

welche Milliarden von Menschen<br />

ihr Leben kostet, indem sie für alle<br />

Ewigkeit in die Hölle gehen.<br />

Wie die Brückenbauer in Québec<br />

bauen auch diese Menschen an<br />

morschen und falsch berechneten<br />

Brücken.<br />

Aber lasst mich von vorne<br />

beginnen: Als Gott Adam und Eva<br />

erschuf, brachte Er den Menschen<br />

in eine perfekte und sündlose<br />

Welt, in welcher die Beziehung<br />

zu Ihm ewiges Leben und völlige<br />

Erfüllung bedeutete. Gott erschuf<br />

den Menschen, um in allem völlig<br />

von Ihm abhängig zu sein (siehe 1.<br />

Mose 2,7-8).<br />

In 1. Mose 3 erfahren wir<br />

dann, weshalb wir heute in einer<br />

gebrochenen Welt leben, die für<br />

alle von uns nach mehreren Jahrzehnten<br />

im Tod unseres Körpers<br />

endet (Prediger 12,1-8). Als Adam<br />

und Eva aufhörten Gott anzubeten<br />

brachten sie, durch den ersten<br />

Akt des Ungehorsams, Sünde und<br />

Tod in eine Welt, die keines von<br />

beidem kannte (Römer 5,12).<br />

Theologen sprechen oft von einer<br />

Kluft, die nun zwischen Menschen<br />

und Gott gerissen wurde.<br />

Eine Kluft, die unendlich weit und<br />

vollkommen unüberwindbar für<br />

uns ist (Epheser 2,1-3). Wir stehen<br />

auf der dunklen, endlichen Seite<br />

des Ufers und können nur noch<br />

erahnen, dass es auf der anderen<br />

Seite Leben und Ewigkeit gibt.<br />

Paulus gibt uns Einsicht in<br />

die Erschaffung jedes Menschen,<br />

wenn er in Apostelgeschichte 17<br />

den spottenden Philosophen auf<br />

dem Aeropag erklärt, dass Gott:<br />

„aus einem Blut jedes Volk der<br />

Menschheit gemacht [hat], dass sie<br />

auf dem ganzen Erdboden wohnen<br />

sollen, und hat im Voraus verordnete<br />

Zeiten und die Grenzen ihres<br />

Wohnens bestimmt, damit sie<br />

den Herrn suchen sollten, ob sie<br />

ihn wohl umhertastend wahrnehmen<br />

und finden möchten“ (Apg.<br />

17,26-27).<br />

Paulus sagt hier, dass jeder<br />

Mensch von Beginn an mit einem<br />

Navigationssytem ausgestattet<br />

worden ist, was auf die andere Seite<br />

der Kluft programmiert wurde.<br />

Das Problem ist nur, dass dieses<br />

Navi kein Signal mehr empfängt,<br />

und somit nie weiß, wo es ist oder<br />

wo es hin soll. Es befindet sich im<br />

Blindflug.<br />

In diesem Zustand wanderten<br />

wir alle einmal über so manch<br />

eine marode Brücke, welche uns<br />

vorgaukelte der richtige Weg zu<br />

sein (1 Korinther 6,9-11). Und<br />

doch war sie es nie.<br />

Der einzige Weg, um wieder zu<br />

der Beziehung zurück zu kehren,<br />

welche der Mensch mit Gott hatte,<br />

zu welcher er erschaffen wurde,<br />

ist durch Hilfe von außen: wir<br />

brauchen einen Mittler. Nennen<br />

wir ihn mal den Brückenbauer, der<br />

hoffentlich genug Ahnung und Fähigkeiten<br />

besitzt, eine solide Brücke<br />

zu bauen, die uns auch sicher<br />

an das Ziel bringt. Einen Weg, der<br />

uns zurück zu Gott bringt!<br />

EIN DIENST FÜR MITTLER:<br />

DAS PRIESTERTUM<br />

Schon direkt nach Adam und Evas<br />

Sündenfall versprach Gott, dass<br />

es einen „Brückenbauer“ geben<br />

würde, der dafür sorgen würde,<br />

dass das Übel, welches sie gebracht<br />

hatten, auch wieder zerstört werden<br />

würde. Das Licht der ersten<br />

Evangeliumsbotschaft schien<br />

gerade im dunkelsten Moment der<br />

Menschengeschichte:<br />

„Und ich will Feindschaft<br />

setzen zwischen dir und der Frau,<br />

zwischen deinem Samen und ihrem<br />

Samen: Er wird dir den Kopf<br />

zertreten, und du wirst ihn in die<br />

Ferse stechen“ (1. Mose 3,15).<br />

Nach 1. Mose 3 gab Gott<br />

den Menschen Diener aus ihren<br />

eigenen Reihen, welche augen-<br />

© Illustration: Peter Voth 13


scheinlich dafür sorgen sollten, dass dieses Sündenproblem<br />

zwischen Mensch und Gott, zumindest zeitweise,<br />

aufgehoben werden konnte. Diese Diener waren die<br />

Priester (siehe 2. Mose 28,1-4), welche vor Gott Opfer<br />

darbringen mussten, damit Sein Volk gereinigt vor Ihm<br />

stehen konnte (Hebräer 5,1-3).<br />

Gewöhnlich assoziieren wir das Priestertum mit<br />

dem jüdischen Volk. Es gab aber auch schon Priester,<br />

bevor Israel überhaupt eine Nation war. Im Hebräerbrief<br />

lesen wir von einem großen Priester mit dem<br />

Namen Melchisedek, dem Abraham den Zehnten darbrachte<br />

(Hebräer 7,1-2 vgl. 1. Mose 14,17-20). Dieser<br />

Melchisedek wurde der Hohepriester Gottes (1. Mose<br />

14,18) genannt, noch bevor es Aaron und die Leviten<br />

gab! Das erstaunliche daran ist, dass es schon von Anfang<br />

an Gottes Plan war, alle Nationen zu segnen und<br />

nicht nur dieses eine Volk.<br />

Vor ein paar Tagen war ich mit einem Pastor aus<br />

Colorado im Berliner Pergamon Museum. Es ist<br />

wirklich ein faszinierender Ort, voller wertvoller und<br />

(vor allem) biblisch fundierter Geschichte. Man kann<br />

das Tor betrachten, durch welches Daniel vor ca. 2600<br />

Jahren jeden Tag gelaufen ist (Ischtar Tor)! Am meisten<br />

hat mich aber die Vergänglichkeit des Menschen<br />

beeindruckt. Jeder dort abgebildete König baute sich<br />

Monumente „für die Ewigkeit“. Und doch ist jeder<br />

einzelne gestorben. Und sein Reich mit ihm. Das ist<br />

ernüchternd.<br />

Eine weitere Sache hat mich noch beeindruckt:<br />

die Menschen hatten schon immer Priester um sich<br />

geschart, welche irgendeine „Gottheit“ besänftigen sollten.<br />

Man findet in diesem Museum einiges an Altären<br />

und Opferstätten. Es zeigt deutlich auf, dass Paulus auf<br />

dem Aeropag völlig Recht hatte: der Mensch versucht<br />

zu Gott zurückzukehren!<br />

EIN ORT FÜR MITTLER: DIE STIFTSHÜTTE<br />

Nach dem Bundesschluss am Berg Sinai (2. Mose 24)<br />

gab Gott seinem Volk einen Ort, an dem sie Ihm endlich<br />

begegnen konnten: die Stiftshütte. Gott war sehr<br />

genau und deutlich, wie dieser Ort beschaffen sein sollte.<br />

Er sagte zu Mose „mache alles genau so, wie ich es<br />

dir befehlen werde“. Und so kennen wir alle die langen<br />

Kapitel von 2. Mose 25 bis tief in 4. Mose hinein. In<br />

scheinbar unendlichem Detail wird dort jeder einzelne<br />

Gegenstand und jede Aufgabe beschrieben. Es gab dort<br />

kein überschüssiges Instrument oder eine Aufgabe, die<br />

nur halbherzig oder gar nicht erledigt werden konnte.<br />

Und was für eine Arbeit dort stattfand! Hast du dir<br />

die Stiftshütte schon einmal angesehen? Sie bestand aus<br />

2 Zelten und einem Vorhof. Auf dem Vorhof standen<br />

der bronzene Brandopferaltar und das Wasserbecken<br />

für die Reinigung der Priester, bevor sie in das Zelt<br />

eintreten konnten. Der erste Teil des Zeltes war für die<br />

tägliche Verrichtung der Opfergaben gedacht. Dort<br />

stand der Räucheraltar, der Schaubrottisch und der<br />

goldene Ölleuchter. Der zweite Teil des Zeltes, das Allerheiligste,<br />

war durch einen Vorhang getrennt, hinter<br />

welchem die Bundeslade war. Und sonst nichts. Diesen<br />

Bereich konnte nur der Hohepriester betreten, um<br />

Sühnung für das ganze Volk zu erwirken, und das auch<br />

nur einmal im Jahr.<br />

Sehr interessant! Ist dir schon einmal aufgefallen,<br />

was es in diesem Zelt nicht gab? Es gab nichts, worauf<br />

man sich setzen konnte! Die ganze Einrichtung der<br />

Stiftshütte war darauf ausgerichtet, dass dieser Dienst<br />

ohne Unterlass vonstattenging. Sie mussten dies unaufhörlich<br />

tun, denn es gab mehrere Probleme: Sie selbst<br />

waren Sünder und benötigten, wie alle anderen, Reinigung<br />

von Sünden (Hebräer 5,3). Ihr Dienst war durch<br />

ihren Tod zeitlich begrenzt (Hebräer 7,23 - zum Ende<br />

aller menschengemachter Religionen!) und Ihre Opfer<br />

waren letztendlich nutzlos, „denn unmöglich kann das<br />

Blut von Stieren und Böcken Sünden hinwegnehmen“<br />

(Hebräer 10,4). Die Priester waren von Gott eingesetzte<br />

Brückenbauer, welche unermüdlich, jeden Tag Opfer<br />

verrichten mussten, um etwas zu erreichen, was sie nie<br />

wirklich erreichen konnten, nämlich Befreiung von<br />

Sünde und somit eine Rückkehr zu Gott. Das Priestertum<br />

in Israel konnte keine Brücke bauen, welche zum<br />

anderen Ende der Kluft reichen würde!<br />

GEFUNDEN: DER LETZTE HOHEPRIESTER<br />

In diese hoffnungslose Situation hinein schickte Gott<br />

sein Versprechen aus 1. Mose 3,15, indem Er Seinen<br />

eigenen Sohn, die zweite Person des dreieinigen<br />

Gottes, in diese Welt brachte. Nicht als König. Nicht<br />

als Kriegsherr. Nicht als Präsident. Nicht als Herrscher,<br />

sondern als Diener und Opferlamm!<br />

<strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> kam in diese Welt, um eine Brücke<br />

zu bauen, die wirklich bis zum anderen Ende<br />

hin reicht. Und das auf alle Ewigkeit! In dieser Rolle<br />

war und ist Er ein Hohepriester, welcher als Mittler<br />

zwischen Mensch und Gott steht. Der Schreiber des<br />

Hebräerbriefes erinnert uns an diese Tatsache, wenn er<br />

sagt, dass <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> „von Gott genannt: Hohepriester<br />

nach der Weise Melchisedeks“ ist (Hebräer 5,10; siehe<br />

auch 5,6-7).<br />

Der ganze Brief an die Hebräer macht deutlich,<br />

dass dieser Hohepriester über alles erhaben ist. Er ist<br />

erhaben über Engel (1,4ff). Er ist erhaben über Mose<br />

(3,1ff). Letztendlich ist er auch erhaben über alle Hohenpriester<br />

der Menschen (5,1ff). Aber was macht Ihn<br />

erhabener als alle Engelswesen, die größten Propheten<br />

und gar die Mittler zwischen Gott und Menschen?<br />

Was machte <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> zum letzten Hohenpriester?<br />

<strong>Jesus</strong> wurde durch Gott zum Dienst berufen<br />

(Hebräer 5,6; 10): Alle Hohepriester vor Ihm waren<br />

Priester wegen ihres Geschlechtsregisters. <strong>Jesus</strong> aber war<br />

kein Mittler alleine wegen seiner Herkunft, sondern<br />

Er war auch ein Mittler wegen Seines Charakters (wie<br />

Melchisedek).<br />

<strong>Jesus</strong> musste nicht für sich selbst Sühnung bewirken<br />

(Hebräer 7,26-27; 9,25): Kein Mensch war jemals rein<br />

genug, um ein akzeptables Opfer darzustellen. <strong>Jesus</strong><br />

hingegen ist Gott selbst und somit ohne Fehl und Tadel<br />

(Hebräer 4,15).<br />

14


<strong>Jesus</strong> kann sein Amt für ewig belegen (Hebräer 7,23-<br />

24): Jeder menschliche Hohepriester, egal wie moralisch<br />

gut, konnte immer nur eine kurze Zeit als Mittler<br />

zwischen Mensch und Gott stehen. Der Tod setzt<br />

allen Hoffnungen auf eine Lösung durch menschliche<br />

Religion ein Ende. <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> hat den Tod besiegt<br />

(1. Korinther 15,55-57). Seine Auferstehung war der<br />

Triumphzug. Er ist nunmehr Hohepriester für alle<br />

Ewigkeit.<br />

<strong>Jesus</strong> musste nur ein einziges Opfer bringen<br />

(Hebräer 9,26-28): Wegen ihrer Sündhaftigkeit mussten<br />

Priester immer wieder dieselben Opfer darbringen,<br />

ohne dass diese jemals genug waren (Hebräer 10).<br />

Aufgrund Seiner Gottheit (Kolosser 1,15) und Seines<br />

irdischen Gehorsams (Hebräer 5,8) war Jesu Opfer für<br />

Gott den Vater genug.<br />

<strong>Jesus</strong> musste nur ein einziges Mal in das Heiligtum<br />

eintreten (Hebräer 9,24-25): Der Hohepriester musste<br />

einmal im Jahr durch den Vorhang in das Allerheiligste<br />

eintreten, um Sühnung für das gesamte Volk zu<br />

erwirken. Aber wegen seiner Unreinheit und Sündhaftigkeit<br />

als Mensch konnte er nur ein paar Momente in<br />

der Gegenwart Gottes verbringen (vgl. 2. Mose 33,20).<br />

<strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> durchschritt den Vorhang für immer<br />

(Matthäus 27,51; Hebräer 4,14; Markus 16,19).<br />

<strong>Jesus</strong> trat in ein Heiligtum, welches nicht von Menschenhand<br />

gemacht wurde - ein Heiligtum, das unvergänglich<br />

ist (Hebräer 10,19-20): Und weil nun <strong>Jesus</strong><br />

<strong>Christus</strong> über alle Engel, Propheten und Hohepriester<br />

der Menschen erhaben war, geschah etwas, was vorher<br />

undenkbar war: „er hat sich, nachdem er die Reinigung<br />

von unseren Sünden durch sich selbst vollbracht hat, zur<br />

Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt“ (Hebräer 1,3).<br />

Zum ersten Mal in der Menschengeschichte konnte<br />

sich ein Hohepriester hinsetzen! Wieso? Weil sein Werk<br />

vollendet ist (Johannes 19,30)! Wir benötigen nun<br />

keine Opfergaben, keine Priester, kein Blutvergießen<br />

mehr. Mit dem Tod und Auferstehen Jesu Christi ist<br />

alles das für immer vorbei und erledigt. Er hat für uns<br />

ewige Sühnung erwirkt. Sein Opfer wurde angenommen.<br />

Für immer!<br />

<strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> hat eine feste und ewige Brücke<br />

gebaut, die für jeden Menschen, der an Ihn glaubt und<br />

vor Ihm Buße tut, ein Weg zurück zu Gott ist. Diese<br />

Brücke ist Er selbst (Johannes 14,6)!<br />

Es gibt noch einen anderen Grund, weshalb <strong>Jesus</strong><br />

<strong>Christus</strong> der erhabene Hohepriester ist: Hier hätte man<br />

noch einen Einwand bringen können. Man hätte noch<br />

denken können, dass die menschlichen Priester <strong>Jesus</strong><br />

eines voraus haben, nämlich, dass sie ja wissen, was es<br />

bedeutet, in Schwachheit zu leben (Hebräer 5,2). Sie<br />

wussten, wie schwierig es ist, versucht zu werden und<br />

zu fallen. Wenn du also zu ihnen kommen würdest,<br />

könnten sie dich besser verstehen, als Gott, der ja nur<br />

Perfektion ist.<br />

Aber auch in dieser Sache ist <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> ihnen<br />

gleich und zur selben Zeit erhaben: „Denn wir haben<br />

nicht einen Hohenpriester, der kein Mitleid haben könnte<br />

mit unseren Schwachheiten, sondern einen, der in allem<br />

versucht worden ist in ähnlicher Weise [wie wir], doch<br />

ohne Sünde. So lasst uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten<br />

zum Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit<br />

erlangen und Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe“<br />

(Hebräer 4,15-16). Ist das nicht herrlich? Ist das nicht<br />

ein Grund, hier auf deine Knie zu gehen und Gott zu<br />

danken? Ist das nicht ein Grund dafür, hier deine Sünde<br />

zu lassen und dem ewig Erhabenen zu folgen?<br />

Komm zu dem Hohepriester, dessen Opfer vollkommen<br />

und abschließend war. Lass all deine maroden<br />

und unfertigen Brücken, deine Götzen und weltlichen<br />

„Sicherheiten“ und vertraue dein Leben diesem letzten<br />

Hohenpriester an! Allein in Ihm finden wir einen<br />

sicheren und festen Weg zurück zu einer Beziehung mit<br />

unserem Schöpfer Gott!<br />

Letztendlich wird jeder Mensch einmal vor Ihm<br />

knien und seine Herrlichkeit, Erhabenheit und Herrschaft<br />

erkennen; entweder als Freund oder als Feind<br />

Gottes; entweder in freudiger Erwartung ewigen Lebens<br />

oder im Schrecken ewiger Hölle: „Darum hat ihn<br />

Gott auch über alle Maßen erhöht und ihm einen Namen<br />

verliehen, der über allen Namen ist, damit in dem Namen<br />

Jesu sich alle Knie derer beugen, die im Himmel und auf<br />

Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen,<br />

dass <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> der Herr ist, zur Ehre Gottes, des<br />

Vaters“ (Philipper 2,9-11). Wende dich nicht von Ihm<br />

ab! Deine ganze Hoffnung auf ewiges Leben liegt allein<br />

in Ihm!<br />

Wenn du Ihn noch nicht kennst, dann komm<br />

heute zu Ihm. Er ist fähig und willig, heute aus einem<br />

Feind einen Freund zu machen! Er wird dich niemals<br />

abweisen (Hebräer 10).<br />

AUFGABE ZUM BIBELSTUDIUM<br />

• Lies dir im kommenden Monat den Brief an die<br />

Hebräer mehrmals durch und notiere dir folgende<br />

Dinge: Jede Stelle, die <strong>Jesus</strong> als erhaben darstellt.<br />

Alle Namen für <strong>Jesus</strong>, die in dem Brief vorkommen.<br />

Jede Funktion, die Er als Hohepriester<br />

ausübt. Für jede dieser Funktionen notiere dir, wie<br />

sie auf dein Leben zutrifft und wie du Ihm heute<br />

deswegen vertrauen kannst.<br />

Thomas Hochstetter (*1977) ist am Europäischen Bibel<br />

Trainings Centrum (EBTC) in Berlin als Dozent (Hermeneutik,<br />

Homiletik) und Administrator tätig.<br />

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Text von Patrick Böttger<br />

Sowohl die vollkommene Gottheit, als auch die vollkommene<br />

Menschheit Jesu wird von der Welt infrage gestellt. Ob er wirklich<br />

gelebt hat? Und wenn ja, ob er dann auch Gott war? Beide<br />

„Eigenschaften“ sind von größter Bedeutung, will man die Person<br />

Jesu und sein Evangelium verstehen.


<strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong>, unser guter Herr und Gott, ist<br />

wohl die am meisten geliebte und zugleich<br />

verhasste Person in der Menschheitsgeschichte.<br />

Wir selbst erleben in unserer „christlichen“<br />

Kultur den Niedergang des Glaubens. Unsere<br />

Gesellschaft entfernt sich immer weiter von Gott und<br />

vergisst nach und nach seine Offenbarungen. Selbst<br />

wir als Gläubige stehen in der Gefahr, uns von den<br />

Reaktionen dieser Welt beeinflussen zu lassen. Durch<br />

die Medien und unterschiedliche Einrichtungen soll<br />

uns deutlich gemacht werden: „Wir sind eine Welt von<br />

Wissen, Intellekt und Fortschritt. Ein Gott und Erlöser.<br />

Ja, eine absolute Wahrheit ist vollkommen überflüssig.“<br />

Unsere Gesellschaft braucht keinen Gott. Der Intellekt<br />

des Menschen würde ausreichen und entwickelt<br />

genug sein, um Land und Kultur zu perfektionieren<br />

und irgendwann allen ein gemeinsames und angenehmes<br />

Leben zu ermöglichen. In all diesem Reichtum<br />

und Fortschritt wird vergessen, dass einst ein Mensch<br />

auf dieser Erde wandelte, der sowohl das Universum<br />

als auch die Erde und den Menschen durch sein Wort<br />

erschuf.<br />

Als Glaubende dürfen wir wissen, dass alles durch<br />

ihn und zu ihm hin geschaffen wurde. Dennoch neigen<br />

wir dazu, nicht standhaft zu unserem Herrn zu stehen<br />

und ihn nicht treu zu verkündigen. Sind wir noch<br />

von der Größe seiner Macht, Herrlichkeit und Demut<br />

ergriffen? Ich befürchte, dass unsere Begeisterung für<br />

<strong>Jesus</strong> in unseren Herzen geringer ist, als sie sein sollte.<br />

Deswegen möchte ich uns gerne die Erhabenheit Jesu<br />

Christi erneut vor Augen malen. Zuerst kurz zu seiner<br />

Gottheit. Die Gottheit Christi wird mittlerweilse sogar<br />

unter „Christen“ in Frage gestellt.<br />

Im Hebräerbrief möchte der Schreiber die Erhabenheit<br />

Jesu deutlich machen, sowohl die Person<br />

Jesu als auch seinen vollkommenen Dienst im neuen<br />

Bund. Die Empfänger des Briefes befinden sich in der<br />

Zerstreuung und leiden unter den Verfolgungen. Sie<br />

sind träge geworden und neigen dazu, in ihren Herzen<br />

zum alten Bund zurückzukehren. Der Schreiber stellt<br />

sie dem alten Israel gegenüber, welches viele große Vorrechte<br />

als Gottes Volk genoss, die aber dem damaligen<br />

Wort nicht glaubten, obwohl sie so vieler und großer<br />

Offenbarungen teilhaftig wurden. Er möchte ihnen<br />

aufzeigen, dass sie in ähnlicher Weise wie Israel, zurück<br />

nach „Ägypten“ wollen. Darum gibt er sich solche<br />

Mühe, ihnen klar zu machen, dass sie jetzt zu dem neuen<br />

und besseren Bund gehören. Wie ein Vater ermutigt<br />

und ermahnt er seine Empfänger, dass sie mit Ausharren<br />

„laufen“ und auf das Zukünftige schauen sollen.<br />

Zu Beginn schreibt er: „Nachdem Gott vielfältig<br />

und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet<br />

hat in den Propheten, hat er am Ende dieser Tage zu<br />

uns geredet im Sohn …, er, der Ausstrahlung seiner<br />

Herrlichkeit und Abdruck seines Wesens ist.“<br />

Hier betont er, dass das durch <strong>Jesus</strong> verkündigte<br />

Wort erhabener ist als das zuvor verkündigte. Zum<br />

einen spricht Gott nun direkt zu uns und zum anderen<br />

ist <strong>Jesus</strong> als Person die Ausstrahlung der Herrlichkeit<br />

und der Abdruck des Wesens Gottes. Diese Offenbarung<br />

in und durch <strong>Jesus</strong> ist so groß, dass der Schreiber<br />

des Briefes sagt: „Deswegen müssen wir umso mehr auf<br />

das achten, was wir gehört haben, damit wir nicht etwa<br />

abgleiten. Denn wenn das durch Engel geredete Wort<br />

fest war und jede Übertretung und jeder Ungehorsam<br />

gerechte Vergeltung empfing, wie werden wir entfliehen,<br />

wenn wir eine so große Rettung missachten?“<br />

Er stellt klar, dass es schon damals schlimm war,<br />

dem Wort ungehorsam zu ein. Doch jetzt, da Gott<br />

nun direkt zu uns spricht, durch <strong>Jesus</strong>, so müssen wir<br />

mit einer noch größeren Strafe rechnen, wenn wir sein<br />

Wort missachten. Es ist wichtig, eine solche Aussage<br />

im gesamten Kontext des Briefes zu verstehen. Hier<br />

möchte der Schreiber deutlich machen, mit wem wir<br />

es zu tun haben. Das Halten der Gebote macht uns<br />

nicht angenehm vor Gott, aber er möchte den Lesern<br />

klar machen, dass wir es mit einer außergewöhnlichen<br />

Rettung und Offenbarung zu tun haben. Unser Herr<br />

<strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> ist nicht irgendein weiterer Prophet, der<br />

Gottes Wort weitergegeben hat. Er ist der Sohn Gottes<br />

und hat uns mit seinem teuren und kostbaren Blut<br />

erkauft. Er hat uns den Vater kund gemacht und seine<br />

Worte sind Geist und Leben.<br />

Uns wird es gut tun, wenn wir uns wirklich bewusst<br />

machen, was dies für uns bedeutet. Wir sind Teilhaber<br />

einer solch großen Rettung geworden, dass wir niemals<br />

genügend anbeten könnten. Er hat uns zu seinem<br />

Eigentum gemacht und somit dazu bestimmt, seinem<br />

Namen Ehre zu bringen. Wir sollten darauf achten,<br />

dass wir nicht in ähnlicher Weise wie die Empfänger<br />

des Hebräerbriefes träge und mutlos werden. Das<br />

Mittel dazu ist, über Jesu Größe nachzusinnen und die<br />

Vorrechte, derer wir teilhaftig geworden sind, nicht<br />

gering zu schätzen.<br />

Leider möchten manche „christliche“ Einrichtungen<br />

<strong>Jesus</strong> nicht mehr als den einzigen Weg predigen.<br />

Man möchte es vermeiden, anzuecken oder Unruhe zu<br />

verursachen. Doch <strong>Jesus</strong> ist der Stein, den die Bauleute<br />

verworfen haben. Den Ungläubigen ist er ein Stein<br />

des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses. Dieser <strong>Jesus</strong><br />

ist zum Eckstein geworden. Jedem, der glaubt, ist er<br />

die Kostbarkeit. Allen anderen ist er ein Grund zum<br />

Anstoß. Damals wurde <strong>Jesus</strong> für seine Taten geliebt,<br />

aber für seine Worte wurde er gehasst. Darum wird<br />

auch heute ein anderer <strong>Christus</strong> gepredigt. Einen, den<br />

es zwar nicht gibt, der aber jedem gefällt. Es wird ein<br />

<strong>Christus</strong> gepredigt, der die Sünde nicht so ernst nimmt.<br />

Der noch mal ein Auge zudrückt und dem ein heiliger<br />

Wandel nicht so wichtig ist. Sich zu einem <strong>Jesus</strong> zu<br />

bekennen, dem Sünde und Heiligkeit nichts bedeuten,<br />

ist gleichzusetzen damit, an einen Gott zu glauben, der<br />

seinen Sohn ohne Grund tötet. <strong>Jesus</strong> wäre demnach<br />

umsonst gekommen und sein stellvertretender Tod<br />

wäre unnötig. Weil Gott aber heilig und gerecht ist,<br />

musste <strong>Jesus</strong> sterben, um Sünder vor dem kommenden<br />

Gericht zu retten. Jeder, der nicht an diesen <strong>Jesus</strong><br />

der Bibel glaubt, verwirft Gott und spricht sich selbst<br />

Gericht.<br />

Es ist verständlich, dass dies nicht jedem gefällt.<br />

Aber wir sind dazu berufen, die Wahrheit zu bezeugen.<br />

Ich möchte nun nicht nur betonen, dass <strong>Jesus</strong> Gott ist,<br />

sondern ich möchte auch betonen, dass Gott in <strong>Jesus</strong><br />

© Illustration: Peter Voth 17


Mensch geworden ist. „Das Wort<br />

wurde Fleisch und wohnte mitten<br />

unter uns“ (Johannes 1,14).<br />

An dieser Stelle möchte ich<br />

uns in Erinnerung rufen, warum<br />

seine Menschwerdung so bedeutsam<br />

ist. Wir lesen im AT davon,<br />

dass Gott sich den Menschen offenbart,<br />

diese aber oft mit Furcht<br />

und Angst reagieren. Zum Beispiel<br />

in 2.Mose 20 spricht Gott zu seinem<br />

Volk die Zehn Gebote. Das<br />

Volk ist dabei so geängstigt, dass<br />

sie Mose bitten, Gott solle nicht<br />

mehr zu ihnen sprechen, denn sie<br />

haben Angst, deswegen zu sterben.<br />

Der Schreiber des Hebräerbriefes<br />

schreibt ebenfalls über diese<br />

Begebenheit: „Denn ihr seid nicht<br />

gekommen zu dem [Berg], der<br />

betastet werden könnte, und zu<br />

dem entzündeten Feuer und dem<br />

Dunkel und der Finsternis und<br />

dem Sturm und dem Posaunenschall<br />

und der Stimme der Worte,<br />

deren Hörer baten, dass das Wort<br />

nicht mehr an sie gerichtet würde<br />

denn sie konnten nicht ertragen,<br />

was angeordnet wurde: »Und<br />

wenn ein Tier den Berg berührt,<br />

soll es gesteinigt werden.« Und so<br />

furchtbar war die Erscheinung,<br />

dass Mose sagte: Ich bin voll<br />

Furcht und Zittern.“<br />

Gott kann sich den Menschen<br />

nicht ohne weiteres zeigen, ohne<br />

dass sie Schaden davon nehmen<br />

würden. Zu Mose sagt er:<br />

„Kein Mensch kann mich sehen<br />

und am Leben bleiben!“ Würde<br />

sich Gott in seiner Herrlichkeit<br />

zeigen, so müsste jeder Mensch<br />

sofort sterben. Darum ist die<br />

Menschwerdung Jesu so wertvoll<br />

und besonders. <strong>Jesus</strong> verließ<br />

seine Herrlichkeit auch, damit die<br />

Menschen Gott erkennen können.<br />

Paulus schreibt darüber an die<br />

Philipper. <strong>Jesus</strong> machte sich zu<br />

nichts und wurde ein Mensch. Er<br />

erniedrigte sich selbst und wurde<br />

gehorsam bis zum Tod am Kreuz.<br />

In diesem Brief geht es darum,<br />

dem Evangelium den richtigen<br />

Platz einzuräumen. Sie sollen<br />

fest stehen und wie ein Mann, in<br />

einem Geist und mit einer Seele<br />

zusammen für den Glauben des<br />

Evangeliums kämpfen. Er betont<br />

dabei, dass ein bestimmtes Denken<br />

dafür erforderlich ist. <strong>Timotheus</strong><br />

zum Beispiel, der um das „ihre“<br />

besorgt ist und das sucht, was des<br />

<strong>Christus</strong> ist. Oder Epaphroditus,<br />

der um des Werkes Christi willen,<br />

dem Tode nahe gekommen ist.<br />

Auch sein eigenes Denken, dass er<br />

jetzt alles als Dreck erachtet, was<br />

er zuvor als wertvoll betrachtete.<br />

Das Zentrum dieses Denkens und<br />

die Freude im Herrn finden wir in<br />

der Menschwerdung Jesu. Paulus<br />

schreibt darüber, dass wir das<br />

gleiche Denken haben sollen, wie<br />

es auch <strong>Christus</strong> hatte.<br />

Um welches Denken handelt<br />

es sich hierbei? <strong>Jesus</strong> hielt seinen<br />

Reichtum und seine Herrlichkeit<br />

nicht fest. Er erachtete diese Dinge<br />

nicht als wertvoll, sondern verließ<br />

sie gerne, um seinem Vater zu<br />

gehorchen. Der große, hocherhabene,<br />

allmächtige und unnahbare<br />

Gott machte sich zu einem<br />

Knecht. Er hat sich nahbar gemacht,<br />

wurde klein und schwach,<br />

und tat dies bereitwillig. Der Wert<br />

bestand für <strong>Jesus</strong> darin, seinem<br />

Vater zu gehorchen und ihn somit<br />

zu verherrlichen. Dies tat er sogar<br />

für seine Feinde. <strong>Jesus</strong> wusste, dass<br />

er gehasst und verachtet werden<br />

würde. Aber darauf richtete er<br />

nicht seinen Blick. Er sagt an einer<br />

Stelle: „Meine Nahrung ist, den<br />

Willen meines Vaters zu tun.“<br />

Wir selbst haben damit<br />

Schwierigkeiten. Wenn beispielsweise<br />

unser Auto einen Kratzer<br />

hat, können wir schnell dazu<br />

neigen, uns darüber zu ärgern.<br />

Wir wissen dann, dass wir Geld<br />

verlieren werden. Unser Luxus<br />

und Reichtum verleitet uns dazu,<br />

diesen als wertvoll anzusehen.<br />

Wenn wir etwas davon verlieren,<br />

so betrachten wir es als Verlust.<br />

Im Gegensatz zu <strong>Jesus</strong> denken wir,<br />

dass wir etwas Wertvolles verlieren.<br />

Auch der Umgang mit Menschen,<br />

die uns nicht sympathisch sind,<br />

fällt uns schwer. Wir kennen<br />

sicherlich Brüder in der Gemeinde,<br />

die uns nicht angenehm sind.<br />

18


Um sie machen wir lieber einen<br />

„Bogen“, denn es ist unbequem<br />

für uns ihnen zu begegnen.<br />

Stell dir vor, <strong>Jesus</strong> hätte so<br />

gedacht. Dann wären wir alle<br />

verloren, denn er hätte nicht einen<br />

Fuß auf die Erde gesetzt. Selbst<br />

seine Jünger stritten untereinander,<br />

wer von ihnen der Größte sei. Dies<br />

war sicher keine schöne Situation,<br />

zumal <strong>Jesus</strong> die ganze Zeit von<br />

Liebe und Frieden predigt.<br />

Die Liebe und Demut Jesu ist<br />

so groß, dass er sich für schwierige<br />

Menschen Zeit nimmt. Ich erinnere<br />

mich an eine Begebenheit in<br />

der Schrift, in der <strong>Jesus</strong> mit seinen<br />

Jüngern allein sein wollte. Er fährt<br />

mit ihnen an einen öden Ort,<br />

doch die Volksmenge kommt ihnen<br />

zuvor. Als <strong>Jesus</strong> dort ankommt<br />

und die große Volksmenge sieht,<br />

ist er nicht von ihnen genervt,<br />

weil sie ihn nicht in Ruhe lassen.<br />

Sondern er ist innerlich bewegt<br />

über sie, sieht ihre Verlorenheit<br />

und hat Mitleid mit ihnen. Auch<br />

die Fußwaschung ist uns ein großes<br />

Beispiel seiner Demut. <strong>Jesus</strong><br />

wäscht auch die Füße von Judas,<br />

dient ihm und tut ihm Gutes.<br />

Wir können an Jesu Handeln<br />

sehen, dass er seine Feinde geliebt<br />

hat und dass sein Denken auf etwas<br />

ganz anderes ausgerichtet war.<br />

Er schaute stets zum Vater und tat<br />

seinen Willen bereitwillig. Paulus<br />

ermahnt uns aber dazu, das gleiche<br />

Denken zu haben wie <strong>Jesus</strong>. Wir<br />

sollen genau so denken wie er. Es<br />

ist sicherlich eine große Herausforderung,<br />

aber es ist gut, danach zu<br />

streben. Er gibt sich, <strong>Timotheus</strong><br />

und Epaphroditus nicht umsonst<br />

als Beispiele dafür im Philipperbrief.<br />

Gerade in der heutigen Zeit<br />

haben wir es nötig, unser Denken<br />

richtig auszurichten. Einmal, um<br />

standhaft ihn zu verkündigen und<br />

seinem Wort treu zu sein. Aber<br />

auch, damit wir uns gegenseitig<br />

dienen und lieben, so wie er uns<br />

gedient und geliebt hat.<br />

Wenn wir die falschen Dinge<br />

als wertvoll ansehen, können wir<br />

nicht standhaft in Verfolgungen<br />

bleiben. Wir werden dann unseren<br />

Besitz festhalten und unsere Bequemlichkeit<br />

nicht aufgeben um<br />

des Evangeliums willen. Wenn wir<br />

<strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> nicht als hocherhaben<br />

sehen und unsere Rettung als<br />

gewöhnlich betrachten, dann wird<br />

unser Herz an weltlichen Dingen<br />

haften. Paulus konnte nur im Gefängnis<br />

sitzen und sich freuen, weil<br />

er nicht auf sich schaut und auf<br />

das, was er verloren hat, sondern<br />

weil er auf <strong>Christus</strong> schaut und<br />

sieht, dass das Evangelium nun<br />

noch mehr verkündigt wird. Die<br />

miserablen Umstände, in denen er<br />

sich befindet, können seine Freude<br />

im Herrn nicht trüben, denn<br />

Bequemlichkeit und Besitz sind<br />

ihm nicht wichtig. So wie auch<br />

Mose die Schätze Ägyptens nicht<br />

achtete und es vorzog, mit dem<br />

Volk Gottes geplagt zu werden.<br />

Er hielt die Schmach Christi für<br />

größeren Reichtum.<br />

Ich möchte dich gerne dazu<br />

ermutigen, dass du dir Gedanken<br />

darüber machst, wie groß die Offenbarung<br />

in <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> ist. Du<br />

darfst sein Wort sogar schriftlich<br />

haben. Sieh dies nicht als selbstverständlich,<br />

sondern mache dir<br />

bewusst, dass sein Wort sehr wertvoll<br />

ist. Es ist etwas Besonderes,<br />

Gott kennen zu dürfen, das sollten<br />

wir nicht als alltäglich hinnehmen.<br />

Mach dir Gedanken darüber, wie<br />

groß <strong>Jesus</strong> ist. Bemühe dich darum,<br />

das Denken Jesu zu begreifen,<br />

von dem Paulus schreibt. Es ist<br />

die Grundlage, um treu zu ihm<br />

zu stehen und gemeinsam, wie<br />

ein Mann, für den Glauben des<br />

Evangeliums zu kämpfen.<br />

Patrick Böttger (*1985) studiert Physik<br />

und Chemie auf Lehramt und ist<br />

Mitglied der Bibelgemeinde Meine.<br />

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JOSIA<br />

Die Rubrik für<br />

junge Leute.<br />

Text von Simon Mayer<br />

Das Judentum lehnt <strong>Jesus</strong> als Messias ab, der Islam ihn als Sohn<br />

Gottes. Im Hinduismus spielt er als eine der millionenfachen<br />

Offenbarungen Gottes nur eine verschwindend geringe Rolle, im<br />

Buddhismus überhaupt keine. Das Christentum jedoch hat seit jeher<br />

die alles überragende Stellung Christi betont und sich darin schon<br />

immer deutlich von allen anderen Religionen unterschieden.<br />

Nur im Christentum steht <strong>Jesus</strong> an höchster, an erster Stelle.


CHRISTUS UND DIE<br />

GEMEINDE IN KOLOSSÄ<br />

Warum aber ist es so wichtig, an der<br />

Vorrangstellung Jesu festzuhalten?,<br />

mag man fragen. Die biblische<br />

Antwort darauf lautet, dass mit der<br />

Oberherrschaft Christi untrennbar<br />

seine Hinlänglichkeit für unsere Errettung verbunden<br />

ist. Nur wenn <strong>Jesus</strong> an erster Stelle steht, kann er uns<br />

auch vollkommen erlösen. Und jeder, der ein erfülltes,<br />

ewiges Leben erlangen möchte, muss unweigerlich<br />

<strong>Christus</strong> auf den Thron setzen.<br />

Diese Tatsache wird jedoch selbst in christlichen<br />

Kreisen immer mal wieder vergessen oder unterschätzt.<br />

Das war vor 2000 Jahren nicht anders als heute.<br />

Damals war durch den treuen Einsatz von Epaphras,<br />

ein Jünger von Paulus, eine kleine Gemeinde in Kolossä<br />

entstanden. Er hatte den Menschen dort das wahrhaftige<br />

Evangelium verkündet und es hatte schon reichlich<br />

Frucht gebracht: Der Glaube und die Liebe der Kolosser<br />

waren Grund zu danken. 1 Aber nun waren Irrlehrer<br />

in die Gemeinde gekommen, die seine Lehre untergruben.<br />

Sie verwirrten die Christen in Kolossä, indem<br />

sie ihnen weismachten, dass Epaphras mit der Verkündigung<br />

des Evangeliums zwar ein gutes Fundament<br />

gelegt hätte, man aber über <strong>Jesus</strong> hinausgehen müsse.<br />

Um ein Leben in wahrer Fülle erlangen zu können,<br />

gäbe und bräuchte es mehr als diesen <strong>Jesus</strong>: Mächtige<br />

Engelswesen, die man anbeten solle, spezielle Rituale<br />

und Vorschriften, an die man sich zu halten habe und<br />

geheime Erkenntnisse, in die es vorzudringen gelte. 2<br />

Als Paulus all das erfährt, ist er voller Sorge um die<br />

Kolosser. 3 Er weiß, dass sowohl ihr geistliches Wohl<br />

als auch ihr praktisches Leben bedroht ist, wenn sie<br />

diesen Irrlehrern Gehör schenken. Deshalb schreibt<br />

er ihnen einen Brief, in welchem er ein Hauptziel verfolgt:<br />

Deutlich zu machen, dass <strong>Christus</strong> größer ist als<br />

alles andere und wir als Menschen aus diesem Grund<br />

niemanden und nichts anderes brauchen als ihn allein.<br />

Und er verschwendet keine Zeit, sondern kommt sofort<br />

auf den Punkt. Nach einigen einleitenden Worten und<br />

einem Dank- und Fürbittgebet für die Kolosser beginnt<br />

er schon in den Versen 15-23 des ersten Kapitels die<br />

Vorrangstellung Christi und die Auswirkungen derselben<br />

auf unser persönliches Leben zu betonen. Dadurch<br />

gelingt es ihm, den Irrlehrern von Anfang an den<br />

Boden unter den Füßen wegzuziehen – ohne bisher ein<br />

einziges negatives Wort über sie verloren zu haben.<br />

Genau diese großartigen Verse von Paulus wollen<br />

wir nun genauer betrachten und zwar unter drei Gesichtspunkten:<br />

<strong>Christus</strong> ist erstens Herr der Schöpfung<br />

(Kolosser 1,15-17), zweitens Herr der Erlösung (Kolosser<br />

1,18-20) und drittens auch unser persönlicher Herr<br />

(Kolosser 1,21-23).<br />

1 Kolosser 1,3-8<br />

2 Kolosser 2,8.16-23<br />

3 Kolosser 2,1-3<br />

CHRISTUS — HERR DER SCHÖPFUNG!<br />

Dieser ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene,<br />

der über aller Schöpfung ist. Denn in ihm ist alles<br />

erschaffen worden, was im Himmel und was auf Erden<br />

ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es Throne<br />

oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: alles<br />

ist durch ihn und für ihn geschaffen; und er ist vor allem,<br />

und alles hat seinen Bestand in ihm. (Kolosser 1,15-17)<br />

Paulus beginnt seine Ausführungen damit, dass<br />

er das Wesen Christi in Vers 15 mit zwei Titeln<br />

beschreibt: <strong>Jesus</strong> ist „das Ebenbild des unsichtbaren<br />

Gottes“ und „der Erstgeborene aller Schöpfung [ELB]“.<br />

Beide Ausdrücke haben schon für Verwirrung gesorgt<br />

und wurden von manchen Menschen dazu missbraucht,<br />

die Stellung Christi klein zu reden. „<strong>Jesus</strong> ist<br />

das Ebenbild Gottes?“, sagen sie, „Das wird doch von<br />

uns Menschen auch gesagt! Dann ist <strong>Jesus</strong> wohl nichts<br />

Besonderes. Und er wird als der Erstgeborene bezeichnet?<br />

Das heißt doch, dass es eine Zeit gab, als er noch<br />

nicht existierte – noch nicht „geboren“ war! Von wegen<br />

A und O und so…“<br />

Wer so argumentiert, hat jedoch den Zusammenhang<br />

außer Acht gelassen und etwas Wesentliches<br />

übersehen. Denn schon im nächsten Satz macht Paulus<br />

erneut deutlich, worum es ihm geht: „…in ihm ist<br />

alles erschaffen worden…und er ist vor allem...“ Der<br />

Apostel möchte also aufzeigen, dass <strong>Christus</strong> Herr<br />

der Schöpfung ist. Er steht über allen geschaffenen<br />

Dingen und Lebewesen, denn „alles hat seinen Bestand<br />

in ihm“. <strong>Jesus</strong> ist der Ursprung, der Erhalter und das<br />

Zentrum aller Dinge.<br />

Paulus verwendet den Begriff „Erstgeborener“ an<br />

dieser Stelle nicht in zeitlicher Hinsicht, so als wollte er<br />

damit andeuten, wann <strong>Christus</strong> zu existieren begonnen<br />

hat. Er verwendet den Begriff auf dem Hintergrund des<br />

Alten Testamentes und der gesamten jüdischen Tradition<br />

in seiner hierarchischen Bedeutung. Der Erstgeborene<br />

ist nämlich in diesem Sinne der Sohn, der über allen<br />

anderen steht. Er ist derjenige, der den Segen empfängt<br />

und den doppelten Anteil des Erbes bekommt. 4 Was<br />

Paulus hier deutlich machen will, ist: <strong>Christus</strong> hat die<br />

höchste Stellung. Er steht vor allen anderen, er steht<br />

über aller Schöpfung. Er überragt alles und jeden. Es<br />

gibt einen fundamentalen Unterschied zwischen den<br />

Geschöpfen und <strong>Christus</strong>, durch den alles geschaffen<br />

wurde.<br />

Wenn <strong>Jesus</strong> jedoch kein Geschöpf ist, was ist er<br />

dann für ein Wesen? Und wie ist es möglich, dass er<br />

den Vorrang vor allen anderen hat? Die Antwort lautet,<br />

dass <strong>Christus</strong> das „Ebenbild des unsichtbaren Gottes“<br />

4 Der Erstgeborene muss dabei nicht zwingend zeitlich als erster<br />

geboren worden sein. Das wird zum Beispiel an Jakob deutlich,<br />

der seinem älteren Bruder Esau das Erstgeburtsrecht für ein Bohnengericht<br />

abkauft (siehe 1. Mose 25,27-34) oder an Manasse und<br />

Ephraim, den Söhnen Josefs, die Israel bewusst „verkehrt herum“<br />

segnet (siehe 1. Mose 48,9ff; dort heißt es in Vers 20, dass Jakob<br />

„Ephraim vor Manasse setzte“, d.h. er machte ihn faktisch zum<br />

Erstgeborenen, obwohl er der Jüngere war). Zum Erstgeburtsrecht<br />

siehe auch 5. Mose 21,15-17.<br />

© Illustration: Peter Voth 21


ist! Und damit ist nicht ausgesagt, dass <strong>Jesus</strong> ein blasses,<br />

verzerrtes Abbild von Gott darstellt, wie wir Menschen<br />

es tun. Damit ist ausgesagt, dass <strong>Christus</strong> als Sohn Gottes<br />

der perfekte Repräsentant von Gott, dem Vater, ist.<br />

Dies betont <strong>Jesus</strong> selbst, wenn er in Johannes 14,9 sagt:<br />

„Wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen.“<br />

<strong>Christus</strong> hat also durch seine Menschwerdung für uns<br />

das Unsichtbare sichtbar gemacht, er hat eine geistliche<br />

Realität offenbart, die uns sonst für immer verborgen<br />

geblieben wäre. Er kann uns die Herrlichkeit Gottes<br />

aufzeigen, weil er selbst Gott ist. Und allein deshalb,<br />

aufgrund seiner Göttlichkeit, ist ihm der höchste Rang<br />

einzuräumen.<br />

CHRISTUS — HERR DER ERLÖSUNG!<br />

Und er ist das Haupt des Leibes, der Gemeinde, er, der der<br />

Anfang ist, der Erstgeborene aus den Toten, damit er in<br />

allem der Erste sei. Denn es gefiel Gott, in ihm alle Fülle<br />

wohnen zu lassen und durch ihn alles mit sich selbst zu<br />

versöhnen, indem er Frieden machte durch das Blut seines<br />

Kreuzes — durch ihn, sowohl was auf Erden als auch was<br />

im Himmel ist. (Kolosser 1,18-20)<br />

Paulus bleibt jedoch nicht dabei stehen, die Vorrangstellung<br />

Christi nur auf die alte, gefallene Schöpfung<br />

zu beziehen. Nein, er weitet sie nun aus auf die<br />

neue, die erlöste Schöpfung. Durch <strong>Christus</strong> wurde<br />

nicht nur alles geschaffen, was geschaffen ist. Durch<br />

<strong>Christus</strong> wurde auch alles versöhnt, was zu versöhnen<br />

war. <strong>Jesus</strong> ist der Herr der Erlösung. Und wiederum<br />

benutzt der Apostel zwei Ausdrücke, um dies deutlich<br />

zu machen: <strong>Christus</strong> ist das „Haupt des Leibes, der Gemeinde“<br />

und er ist der „Erstgeborene aus den Toten“.<br />

Die parallele Verwendung des Begriffes „Erstgeborener“<br />

in den Versen 15 und 18 ist dabei offensichtlich.<br />

Genauso wie <strong>Christus</strong> die höchste Stellung in der<br />

alten, gefallenen Schöpfung innehat, so besitzt er sie<br />

auch in der neuen, erlösten Schöpfung. Warum? Weil<br />

er der „Anfang“ (V.18) ist, derjenige, der als erster<br />

selbst von den Toten zu ewigem Leben auferstanden<br />

ist. <strong>Jesus</strong> hat am Kreuz von Golgatha durch sein Blut<br />

die Versöhnung erwirkt (V.20). Aber er ist nicht im<br />

Grab geblieben, sondern wurde nach drei Tagen von<br />

Gott auferweckt. Aus diesem Grund ist er auch zum<br />

Ursprung unseres neuen Lebens geworden, sodass wir<br />

sagen können: „Ist jemand in <strong>Christus</strong>, so ist er eine<br />

neue Schöpfung; das Alte ist vergangen; siehe, es ist<br />

alles neu geworden!“ (2. Korinther 5,17)<br />

Dies gilt für alle Gläubigen – weltweit und zu<br />

allen Zeiten. Und so ist es nur angebracht <strong>Christus</strong> als<br />

„Haupt des Leibes, der Gemeinde“ (V.18) zu bezeichnen.<br />

Dieses anschauliche Bild des Leibes finden wir<br />

im Neuen Testament mehrmals. Manchmal wird es<br />

verwendet, um die Beziehung der einzelnen Gemeindemitglieder<br />

untereinander deutlich zu machen. An<br />

dieser Stelle verwendet es Paulus, um die Beziehung<br />

zwischen der gesamten Gemeinde und ihrem Herrn<br />

<strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> zu beschreiben. Die Analogie ist dabei<br />

wie folgt: Genauso wie der Kopf das Kontrollzentrum<br />

des ganzen Leibes ist, so ist auch <strong>Christus</strong> der Steuermann<br />

der Gemeinde. Genauso wie der Kopf dem Fuß<br />

und der Hand befiehlt, wie sie sich zu bewegen haben,<br />

so hat <strong>Christus</strong> die Autorität in der Gemeinde. Und<br />

genauso wie der Leib ohne Kopf tot ist, so ist auch die<br />

Gemeinde ohne <strong>Christus</strong> nicht lebensfähig.<br />

An dieser Stelle sollten wir noch bemerken, dass<br />

die Vorrangstellung Christi in der Gemeinde keine<br />

zufällige ist. <strong>Jesus</strong> diesen Platz einzuräumen, war schon<br />

immer Gottes Plan: „Denn es gefiel Gott, in ihm alle<br />

Fülle wohnen zu lassen“ heißt es in Vers 19 und direkt<br />

davor „damit er in allem der Erste sei“ (V.18). Es war<br />

Gottes Wille, sein ewiger Wunsch, <strong>Jesus</strong> die höchste<br />

Stelle zu gewähren. Nicht nur in der alten, gefallenen<br />

Schöpfung, sondern auch in der Gemeinde, der neuen,<br />

erlösten Schöpfung. Nichts sollte von seiner Herrschaft<br />

ausgeschlossen sein. Und alles, was wir für unsere Erlösung<br />

brauchen, sollte in ihm zu finden sein. Das meint<br />

Paulus, wenn er sagt, dass es Gott gefiel, in <strong>Christus</strong><br />

alle Fülle wohnen zu lassen. Er verbindet hier die Tatsache,<br />

dass <strong>Jesus</strong> an erster Stelle steht mit der Tatsache,<br />

dass <strong>Jesus</strong> unser vollkommener Erretter ist. <strong>Christus</strong> ist<br />

Herr – nicht nur Herr der Schöpfung, sondern auch<br />

Herr der Erlösung, sagt er. Und deshalb braucht es<br />

niemanden und nichts anderes als ihn allein!<br />

CHRISTUS — UNSER PERSÖNLICHER HERR!?<br />

Auch euch, die ihr einst entfremdet und feindlich gesinnt<br />

wart in den bösen Werken, hat er jetzt versöhnt in dem<br />

Leib seines Fleisches durch den Tod, um euch heilig und<br />

tadellos und unverklagbar darzustellen vor seinem Angesicht,<br />

wenn ihr nämlich im Glauben gegründet und fest<br />

bleibt und euch nicht abbringen laßt von der Hoffnung<br />

des Evangeliums, das ihr gehört habt, das verkündigt<br />

worden ist in der ganzen Schöpfung, die unter dem<br />

Himmel ist, und dessen Diener ich, Paulus, geworden bin.<br />

(Kolosser 1,21-23)<br />

Paulus wendet nun die allgemeine Wahrheit der<br />

Vorrangstellung Christi auf das Leben der Kolosser<br />

an. Und was für sie gilt, gilt für alle Christen: Wir<br />

waren einst entfremdet von und verfeindet mit Gott<br />

in unseren bösen Werken. Die Sünde hat über uns<br />

geherrscht und damit auch der Tod – nicht nur in<br />

physischer, sondern vor allem in geistlicher Hinsicht. 1<br />

Wir waren Rebellen. Wir haben Gott verneint, verleugnet,<br />

verachtet, verhöhnt. Und unsere Feindschaft mit<br />

Gott hat sich in zahlreichen feindseligen Gesinnungen<br />

gegenüber anderen Menschen gespiegelt: Der Streit mit<br />

dem Bruder oder der Schwester um das Spielzeug, die<br />

Lästerei auf der Arbeit über den nervenden Kollegen<br />

oder die negativen Gedanken ganzer Volksgruppen<br />

über andere Nationen. Verfeindung, wohin man blickt:<br />

In meinem Leben und in deinem. Die Ursache dahinter<br />

ist die Feindschaft mit Gott.<br />

Was uns als Christen jedoch anbetrifft, ist die<br />

Feindschaft mit Gott Vergangenheit! Denn <strong>Christus</strong><br />

hat uns nun mit Gott versöhnt „in dem Leib seines<br />

Fleisches durch den Tod“. Warum hat er das getan?<br />

Um uns „heilig und tadellos und unverklagbar darzustellen<br />

vor Gottes Angesicht.“ Welch eine großartige<br />

Botschaft, welch wunderbare Zukunft! Einst werden<br />

wir vor Gottes Thron stehen, vollkommen heilig und<br />

1 Vgl. Epheser 2,1-3<br />

22


von aller Sünde reingewaschen. An uns wird kein<br />

einziger Tadel mehr aufzufinden sein und deshalb kann<br />

niemand erfolgreich Anklage gegen uns erheben. Unser<br />

Herr hat alles für uns vollbracht, sein Werk auf Golgatha<br />

ist ein für alle Mal ausreichend.<br />

Die Frage, die sich deshalb stellt, ist folgende: Ist<br />

dieser <strong>Christus</strong> auch dein Herr? Kannst du von ganzem<br />

Herzen sagen, dass du einst ein Feind Gottes warst,<br />

nun aber durch den Tod Jesu für immer mit ihm<br />

versöhnt bist? Das ist die einzige Hoffnung, die wir<br />

als Menschen haben. Und an dieser Hoffnung gilt es<br />

festzuhalten. Unerschütterlich. Wir müssen die Wurzeln<br />

unseres Glaubens tief hineingraben in das einzige<br />

Fundament, das ewigen Bestand hat: <strong>Jesus</strong>, unseren<br />

Herrn. Was auch immer andere Menschen dir einreden<br />

mögen, lass dich niemals von der guten Nachricht, vom<br />

Evangelium, abbringen. Denn <strong>Christus</strong> ist der Herr<br />

der Schöpfung, er ist der Herr der Erlösung und er ist<br />

auch dein Herr, weil er dich durch sein kostbares Blut<br />

erkauft hat.<br />

GIB CHRISTUS DEN VORRANG!<br />

Es gibt nur eine angemessene Antwort auf die Wahrheit,<br />

die in diesen herrlichen Versen steckt: <strong>Christus</strong> zu<br />

erheben, ihm den Vorrang in allen Dingen zu geben<br />

und uns selbst ihm unterzuordnen. Wenn du das bisher<br />

noch nicht getan hast, dann tu es jetzt. Hier und heute.<br />

Denn er, der perfekte Repräsentant Gottes, entäußerte<br />

sich selbst und wurde ein Mensch wie wir. Er erniedrigte<br />

sich und wurde gehorsam bis zum Tod am Kreuz.<br />

Darum hat ihn Gott über alle Maßen erhöht und ihm<br />

einen Namen verliehen, der über allen Namen ist.<br />

Eines Tages wird sich jedes Knie vor ihm beugen, ob<br />

freiwillig oder gezwungenermaßen. 2 <strong>Christus</strong> hat schon<br />

längst den höchsten Rang über alle Schöpfung, darum<br />

ist es nur sinnvoll, ihm diesen Rang auch in deinem<br />

eigenen Leben zu gewähren. Wenn du das tust, darfst<br />

du wissen, dass du ihm eines Tages gleichgestaltet sein<br />

wirst. 3<br />

Wenn <strong>Jesus</strong> jedoch schon dein persönlicher Herr<br />

ist, dann lass ihn das auch Tag für Tag sein. Gib ihm,<br />

der dir seine Liebe bewiesen hat, aus Liebe den Vorrang!<br />

Bei jeder wichtigen Entscheidung, die ansteht, bei<br />

jedem Wort, das du mit deinem Nächsten wechselst,<br />

bei jeder Tätigkeit, die du ausführst, sie mag scheinbar<br />

noch so unbedeutend sein. Räum ihm den Platz ein,<br />

den er verdient: In deinen Gedanken, in deiner Alltagsgestaltung,<br />

in deiner Berufswahl, in deiner Familienplanung,<br />

in deinen Hobbys.<br />

Du, ich, wir alle wurden geschaffen für <strong>Christus</strong>,<br />

so heißt es in Vers 16. Das bedeutet, dass unser Leben<br />

absolut keinen Sinn macht, wenn wir es nicht für<br />

<strong>Christus</strong> leben. Egal nach welchem anderen Ziel wir<br />

streben, es wird uns niemals erfüllen. Da wird immer<br />

ein Gefühl der Sinnlosigkeit und Nichtigkeit zurückbleiben.<br />

Karriere, Geld, Macht, Sex, Party, Drogen.<br />

All diese Dinge werden uns niemals zufrieden stellen<br />

können. Sie sind letztendlich ein bloßes Haschen nach<br />

2 Philipper 2,5-11<br />

3 Römer 8,29; 1. Johannes 3,2<br />

Wind. Nur wenn <strong>Jesus</strong> an erster Stelle steht, wenn er<br />

das Zentrum ist, um das sich alles dreht, leben wir im<br />

Einklang mit der Ordnung des gesamten Universums.<br />

Dort sitzt <strong>Christus</strong> auf dem Thron, also sollte er es<br />

auch bei dir und bei mir tun.<br />

Was für den einzelnen gilt, gilt auch für unsere<br />

Ortsgemeinden: Wir sollten <strong>Christus</strong> den Vorrang in<br />

unseren Gemeinden geben! In jedem Gottesdienst, in<br />

den Liedern und in den Predigten. Bei jeder Mitgliederversammlung,<br />

bei jeder Wahl eines Ältesten, bei<br />

jeder finanziellen Angelegenheit. Im Kindergottesdienst,<br />

in der Jugendgruppe und im Seniorenkreis. Bei<br />

evangelistischen Aktionen, am Büchertisch, beim Kaffeekochen<br />

und Klo putzen. Wir sollten <strong>Christus</strong> den<br />

Platz einräumen, der ihm gebührt und uns darum als<br />

Gemeinden immer wieder hinterfragen, ob die Dinge,<br />

die wir tun, <strong>Christus</strong> ehren und dazu beitragen, seine<br />

Vorherrschaft über alle Schöpfung auszuweiten.<br />

Genau solch eine <strong>Christus</strong>-in-den-Mittelpunkt-rückende<br />

Lebenseinstellung wollen wir von Josia gerne<br />

fördern – gerade in der jungen Generation. Und zwar<br />

sowohl im Leben von Einzelpersonen als auch im<br />

Leben ganzer Ortsgemeinden als auch im Leben der gesamten<br />

Christenheit. Deshalb haben wir unsere Vision<br />

folgendermaßen formuliert:<br />

Josia existiert, um das Evangelium der Gnade Gottes<br />

unter jungen Menschen in Deutschland zu verbreiten und<br />

Jugendliche zu motivieren, ihr Leben voll und ganz in den<br />

Dienst unseres Herrn <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> zu stellen.<br />

Es ist unser Gebet, dass sich viele von euch Lesern,<br />

ja dass du ganz persönlich dich dieser Vision anschließt<br />

und die alles überragende Stellung Christi in deinem<br />

Leben zum Ausdruck bringst – mit deinen Worten und<br />

Taten.<br />

AUFGABEN ZUM BIBELSTUDIUM<br />

• Unterstreiche dir in Kolosser 1,15-20 mit einem<br />

Farbstift alle Begriffe, die die Vorrangstellung<br />

Christi deutlich machen (Ausdrücke wie z.B. „Erstgeborener“<br />

oder „über allem“).<br />

• Unterstreiche dir in Kolosser 1,15-20 mit einem<br />

anderen Farbstift alle Begriffe, die die Hinlänglichkeit<br />

Christi deutlich machen (Ausdrücke wie z.B.<br />

„alles“ und „in ihm“).<br />

• Versuche nun herauszufinden, in welchem Zusammenhang<br />

diese beiden Wortgruppen stehen und<br />

was sie für dich persönlich bedeuten (beachte dazu<br />

Kolosser 1,21-23).<br />

Simon Mayer (*1990) arbeitet zur Zeit als Ingenieur in<br />

München und studiert nebenberuflich Theologie am Martin<br />

Bucer Seminar. Er ist regelmäßiger Blogger auf josiablog.de und<br />

Mitbegründer des Josia-Netzwerks.<br />

23


NACH CHRISTUS<br />

Die Rubrik für Biografien<br />

& Kirchengeschichte.<br />

Text von Gunnar Schröder<br />

Adolf Schlatter war<br />

Pfarrer, Professor für<br />

Neues Testament und<br />

Systematik, Autor<br />

von über 400 Titeln<br />

und sein Leben lang<br />

– gegen die liberale<br />

Strömung seiner<br />

Zeit – fest an der<br />

Schrift orientiert.Was<br />

lehrt uns das Leben<br />

eines Mannes, dessen<br />

Anliegen es war, die<br />

Botschaft der Bibel<br />

möglichst getreu und<br />

umfassend für Wissenschaft<br />

und Gemeinde<br />

wiederzugeben?


EINHEIT IN JESUS<br />

Adolf Schlatter wurde am 16. August 1852<br />

in St. Gallen als Sohn von Wilhelmine<br />

Schlatter und des Kaufmanns Stephan<br />

Schlatter geboren. Viele Erfahrungen,<br />

die Schlatter in seinen frühen Jahren im<br />

Elternhaus machte, prägten ihn ein Leben lang. So<br />

sprach er später noch häufig von der Liebe, die er im<br />

Elternhaus nicht nur erfahren, sondern gesehen hatte.<br />

Die Eltern waren seinen acht Geschwistern und ihm<br />

nicht bloß Erzieher, sondern Vorbilder. Sie „lebten vor<br />

uns und für uns in hellem Licht … und ich sah von<br />

Anfang an, wie ein vor Gott geführtes Leben verläuft.<br />

Die Kraft, mit der wir Kinder vom Glauben der Eltern<br />

umfasst wurden, war die Voraussetzung und Wurzel,<br />

aus der meine eigene Geschichte erwuchs.“ 1<br />

Nun war die Situation im Hause Schlatter von<br />

außen betrachtet nicht immer die einfachste. Der Vater,<br />

Stephan Schlatter, hatte sich 1837 nach der Begegnung<br />

mit einem durchreisenden Baptisten zu einer Glaubenstaufe<br />

entschieden und war damit aus der Reformierten<br />

Landeskirche ausgetreten. Mit einigen Verwandten und<br />

Freunden hatte er daraufhin eine eigene Gemeinde<br />

gegründet. Die Mutter, Wilhelmine Schlatter, blieb mit<br />

den Kindern in der Landeskirche.<br />

Für Schlatter war es prägend, dass die kirchliche<br />

Trennung der Eltern weder zu einer Trennung in ihrer<br />

Liebe zueinander, noch zu einer Trennung im Glauben<br />

führte. Denn obwohl Stephan Schlatter Zeit seines<br />

Lebens keine reformierte Kirche mehr betrat – weder<br />

bei der Beerdigung seiner eigenen Tochter, die er als<br />

Sargträger bis an die Kirchentür führte, noch bei Adolf<br />

Schlatters Konfirmation und seiner Ordination – kam<br />

es im Hause Schlatter zu keinem Bruch. Maßgeblich<br />

war für sie der Grund des Glaubens: Ihre Gemeinschaft<br />

bestand in <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong>. So stand für den Vater nicht<br />

seine Taufe im Vordergrund, sondern <strong>Jesus</strong>. Ebenso war<br />

für die Mutter nicht eine besondere Kirche im Vordergrund,<br />

sondern <strong>Jesus</strong>. Auf diese Art lernten die Kinder<br />

<strong>Jesus</strong> als entscheidenden, alles bestimmenden Grund<br />

des Glaubens kennen.<br />

Neben der ausgeprägten Frömmigkeit lernte Schlatter<br />

in seinem Elternhaus die Freude an der Natur. Auf<br />

den ausgedehnten Wanderungen der Familie öffneten<br />

die Eltern seine Augen für Gottes Schöpfung. Als Teil<br />

der Offenbarung Gottes war sie für den jungen Schlatter<br />

mehr als bloße Natur: Sie war Abbild des Wesens<br />

Gottes, ein Fingerzeig, der zuletzt auf den einen wahren<br />

Gott deutet (vgl. Römer 1,20).<br />

ANGST UND GLAUBE<br />

Geprägt von ernsthafter <strong>Jesus</strong>-Frömmigkeit, einer Liebe<br />

für Gottes Schöpfung und einem Blick über die konfessionellen<br />

Grenzen hinweg, vernahm der junge Adolf<br />

Schlatter den Ruf Gottes in den Pfarrdienst. Unsicher<br />

war er lediglich aufgrund der liberalen Theologie und<br />

1 Werner Neuer, Adolf Schlatter, Wuppertal 1988, S. 20.<br />

der idealistischen Philosophie Kants, die er bereits während<br />

der Schulzeit kennengelernt hatte. Er fürchtete,<br />

dass eine erneute Begegnung seinem Glauben schaden<br />

könnte. Erst ein Gespräch mit seiner älteren Schwester<br />

führte ihn zur Erkenntnis, dass ein Verzicht auf das<br />

Studium keine Entscheidung aus Glauben gewesen<br />

wäre, sondern eine Entscheidung aus Angst.<br />

Später sah Schlatter diese Entscheidung als einen<br />

Moment der Bekehrung an. „Ich sehe in meinem<br />

Leben keinen zweiten Moment, in dem in derselben<br />

Weise eine Wahl fiel, über die mein inneres Leben entschied,<br />

wie in jenem Augenblick, als ich den Verzicht<br />

auf das Studium der Theologie zur angeblichen Sicherung<br />

des Glaubens als Heuchelei wegwarf. Denen, die<br />

mich nach dem Tag meiner Bekehrung fragen, bin ich<br />

geneigt zu antworten, dass mein Entschluss, Theologie<br />

zu studieren, meine Bekehrung war.“ 2<br />

Die Euphorie des jungen Studenten hielt bis in das<br />

zweite Semester an. Von der wissenschaftlichen Kritik<br />

des Glaubens in eine starke Glaubenskrise getrieben,<br />

zweifelte Schlatter am Ruf Gottes in seinem Leben.<br />

Über mehrere Wochen entwickelte sich die Krise bis zu<br />

einem Zweifeln an der Existenz Gottes. „Noch heute<br />

könnte ich den Ort in Basel zeigen, an dem ich einst<br />

auf dem Weg ins Kolleg nahe am Lästern war: ‚Wenn<br />

du bist, Gott, dann zeige dich mir.‘“ 3<br />

Erst das kontinuierliche Lesen in der Bibel ließ ihn<br />

diese Krise überwinden. Kurze Zeit später wechselte<br />

Schlatter an die Universität Tübingen. Geprägt wurde<br />

er hier im Besonderen von Johann Tobias Beck, einem<br />

schwäbischen Biblizisten. Schlatter beschrieb Beck als<br />

einen Mann, der im Hörsaal Forscher und Bekenner in<br />

sich vereinte. Für Schlatter war diese Kombination um<br />

so beeindruckender, da er bei seinen bisherigen Lehrern<br />

eine beinahe strikte Trennung von Wissenschaft und<br />

Glauben erlebt hatte. Bei Beck lernte Schlatter, dass<br />

die Schrift zuverlässig, ein Fundament und die Norm<br />

allen theologischen Denkens ist. Gerade der Gedanke<br />

der Ganzheit und Einheit der Schrift spornte Schlatter<br />

an, die innere Einheit des neutestamentlichen Kanons<br />

trotz der Unterschiedlichkeit der urchristlichen<br />

Überlieferungen aufzuzeigen. Die Bibel wurde ihm<br />

neu als göttliche Autorität aufgezeigt und bestätigt so<br />

die Erfahrung, die er als Junge im Haus seiner Eltern<br />

gemacht hatte. <strong>Jesus</strong> ist das Zentrum der Schrift. Er<br />

ist es, der die Einheit gewährt: Gesetz und Evangelium,<br />

Rechtfertigung und Heiligung, Gnade und Zorn,<br />

Offenbarung und Vernunft, Glaube und Verstehen.<br />

Dies alles waren nun keine Gegensätze mehr, sondern<br />

Ausdruck des einen Heils.<br />

Schlatter schloss das Studium kurze Zeit später mit<br />

Bestnoten ab, allerdings ohne sich einer der theologischen<br />

Schulen seiner Zeit angeschlossen zu haben.<br />

Maßgeblich war für ihn lediglich <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong>.<br />

2 Ebd., S. 37f<br />

3 Ebd., S. 45.<br />

© Foto: Wikimedia Commons<br />

© Illustration: Peter Voth<br />

25


„VATER, DEIN NAME<br />

GEHEILIGT SEI“<br />

Nach seinem Studium diente<br />

Schlatter fünf Jahre lang in der<br />

Gemeinde am Wort. Eine kurze<br />

Zeit, die er aber später zu den<br />

glücklichsten Jahren seines Lebens<br />

zählen sollte. Unter anderem,<br />

weil er in diesen Jahren seine Frau<br />

Susanna kennenlernte, mit der<br />

er bis zu ihrem frühen Tod eine<br />

glückliche Ehe führte, aus der fünf<br />

Kinder entstammten.<br />

Über seine Anfangszeit als<br />

Pfarrer gibt es vergleichsweise<br />

wenige Aufzeichnungen. Wir wissen<br />

jedoch, dass es eine Zeit von<br />

hohen Anforderungen war. Es war<br />

ein Satz aus dem Vaterunser, der<br />

ihn in dieser Zeit immer wieder<br />

neu bestärkte. „Vater, dein Name<br />

geheiligt sei“ wurde ihm zum<br />

Leitgedanken sowohl in seiner<br />

Tätigkeit als Pfarrer als auch später<br />

als theologischer Lehrer. 1<br />

Nach den fünf Jahren im<br />

Gemeindedienst folgte Schlatter<br />

einem Ruf als Privatdozent an die<br />

Universität in Bern. Pietistische<br />

Kreise bemühten sich, ihn hier<br />

als ein positiv-biblisches Gegengewicht<br />

zur liberalen Theologie<br />

zu etablieren. Schlatter fand sich<br />

damit in einer Außenseiterposition<br />

wieder. Das Kollegium verweigerte<br />

ihm Gespräche, belächelte seinen<br />

Bibelglauben. Die pietistischen<br />

Kreise hingegen waren inzwischen<br />

darüber verwundert, dass er bestimmte<br />

Ergebnisse der kritischen<br />

Wissenschaft nutzte. Um dies zu<br />

verstehen, ist ein Blick auf Schlatters<br />

Schriftverständnis hilfreich.<br />

Im Gegensatz zur liberalen<br />

Theologie seiner Zeit bestand<br />

Schlatter auf eine Position unter<br />

der Schrift. Unter der Schrift zu<br />

stehen bedeutete für ihn, die Bibel<br />

ohne Hypothesen und Vorannahmen<br />

zu lesen, um sie so selbst zu<br />

Wort kommen zu lassen.<br />

Schlatters Methode der<br />

Schriftaneignung kann damit am<br />

ehesten als genaue Beobachtung<br />

bezeichnet werden. So – auf dem<br />

Weg konsequenter Wahrnehmung<br />

– kann man laut Schlatter<br />

lediglich auf Gott stoßen. Die<br />

doppelte Offenbarung in der<br />

1 Vgl. Ebd., S. 58.<br />

Schöpfung und in <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong>,<br />

führen zu einer Erkenntnis Gottes<br />

in Natur und Geschichte. Glaube<br />

und eine (richtig betriebene)<br />

Wissenschaft schließen sich damit<br />

nicht aus, sondern sind vielmehr<br />

Teil der gleichen Beobachtung.<br />

Dieser starke Hang zur genauen<br />

Beobachtung hatte noch einen<br />

weiteren Vorteil: Nach Aussage seiner<br />

Studenten konnte Schlatter in<br />

späteren Jahren das gesamte Neue<br />

Testament aus dem Gedächtnis<br />

zitieren – auf Griechisch.<br />

Schlatters Ziel war deutlich:<br />

Im Gegensatz zur liberalen Theologie,<br />

die sich immer weiter von<br />

Schrift und Bekenntnis entfernte,<br />

wollte er eine erneuernde Theologie,<br />

die christozentrisch, biblisch<br />

fundiert und kirchlich verantwortet<br />

war. Aus seiner Arbeit entstand<br />

die umfassende Studie „Der<br />

Glaube im Neuen Testament“, mit<br />

der er beinahe über Nacht weltberühmt<br />

wurde.<br />

Schlatter wechselte an die<br />

Universität in Greifswald, später<br />

nach Berlin. Auch hier wurde<br />

er erneut als positiv-kirchliches<br />

Gegengewicht zu einer liberalen<br />

Theologie gewünscht. Die<br />

Rolle des Außenseiters blieb ihm<br />

somit auch hier gewiss. Schlatter,<br />

der sich selbst nie als Biblizist<br />

bezeichnet hatte, wurde erneut<br />

hart angegriffen. Dabei war sein<br />

Anliegen zu dieser Zeit deutlich<br />

im reformatorischen Geist: In der<br />

von ihm und Hermann Cremer 2<br />

gegründeten Zeitschrift „Beiträge<br />

zur Förderung christlicher Theologie“<br />

spricht Schlatter die Defizite<br />

der nachreformatorischen Theologie<br />

und Frömmigkeit nicht nur an<br />

(z.B. ein unzureichendes Verständnis<br />

von Theologie, Liebe und Heiligung<br />

und die Vernachlässigung<br />

von Mission und Laienaktivität),<br />

sondern ist um die Weiterführung<br />

der Reformation und die<br />

Korrektur eben dieser Missstände<br />

bemüht. Dazu setzte er auf eine<br />

erneute und vertiefte Schriftlesung<br />

mit dem Ziel, sich den ganzen<br />

Inhalt der Schrift anzueignen. Damit<br />

wäre das reformatorische Erbe<br />

nicht nur bewahrt, für Schlatter<br />

2 Lutherischer Systematiker in Greifswald<br />

(1834-1903).<br />

wäre es geradezu die „Vollendung<br />

der Reformation“. 3<br />

Doch brachte ihm diese Position<br />

nicht nur Kritik und Häme<br />

ein, sondern auch Bewunderung.<br />

So berichtet man von einem<br />

Zusammentreffen Schlatters mit<br />

dem liberalen Theologen Adolf<br />

von Harnack. Harnack, der sich<br />

zu dieser Zeit im sogenannten<br />

Apostolikumsstreit für ein neues<br />

Glaubensbekenntnis einsetzte, das<br />

Anstößiges – wie die Jungfrauengeburt<br />

und die Höllenfahrt Christi<br />

– wegließ, verglich sich selbst und<br />

Schlatter, indem er sagte: „Vom<br />

Kollegen Schlatter unterscheidet<br />

mich nur die Wunderfrage!“<br />

Schlatter soll daraufhin ausgerufen<br />

haben: „Nein, die Gottesfrage!“ 4<br />

Später – als Schlatter Berlin<br />

verlassen hatte – trauerte Harnack<br />

ihm nach: „Ich vermisse Sie …<br />

und empfinde es als Lücke, keinen<br />

Fachgenossen neben mir zu haben,<br />

der mich durch Widerspruch<br />

nachdenklich macht.“ 5<br />

EIN VATER IN CHRISTO<br />

Am Ende zog es Schlatter wieder<br />

nach Tübingen. Hier verbrachte<br />

er die letzten vierzig Jahre seines<br />

Lebens, nachdem er die Nachfolge<br />

seines ehemaligen Lehrers<br />

Johann Tobias Beck angetreten<br />

hatte. Diese vierzig Jahre zählen<br />

zu den produktivsten seines<br />

Lebens. Nach dem frühen Tod<br />

seiner Frau entschied er sich gegen<br />

eine zweite Ehe, zog die jüngsten<br />

der fünf Kinder alleine groß und<br />

widmete sich ganz der Aufgabe,<br />

sein bisheriges Schaffen in vier<br />

großen Bänden über das Leben<br />

Jesu, die Dogmatik und die Ethik<br />

zu systematisieren und zu vervollständigen.<br />

Erneut zeigte er so in<br />

eindrücklicher Weise die Einheit<br />

des historischen <strong>Jesus</strong> mit dem<br />

<strong>Christus</strong> des Glaubens.<br />

Schlatters Ruf wuchs weiter<br />

und er umgab sich mit Studenten<br />

aus ganz Deutschland. Für<br />

viele wurde er mehr als ein bloßer<br />

Professor. Er war Seelsorger,<br />

Freund und Vater in Christo - für<br />

3 Schlatter, Rückblick auf meine Lebensarbeit,<br />

Gütersloh 1952, S. 47.<br />

4 Vgl. Neuer, S. 307.<br />

5 Brief Harnacks an Schlatter vom<br />

5.2.1899.<br />

26


manche seiner Studenten auf<br />

direktem Weg, für andere durch<br />

seine Schriften. So wurden unter<br />

anderem Dietrich Bonhoeffer und<br />

Paul Schneider von Schlatters<br />

Theologie geprägt.<br />

Neben seinen akademischen<br />

Werken wandte sich Schlatter<br />

immer wieder der Gemeinde zu.<br />

So veröffentlichte er 1910 eine<br />

komplette Auslegung des Neuen<br />

Testaments für Bibelleser in zehn<br />

Bänden. Diese Erläuterungen zum<br />

Neuen Testament stehen in nahezu<br />

klassischem Rang und haben<br />

Generationen von Menschen zu<br />

<strong>Jesus</strong> geführt. Stets war er darauf<br />

bedacht, die Wahrheit so plausibel<br />

wie möglich aufzuzeigen. Ausgehend<br />

von einer echten Begegnung<br />

mit der Schrift, die ohne ideologische<br />

Vorentscheidungen auskommen<br />

soll, wollte Schlatter zeigen,<br />

dass sich die biblische Wahrheit<br />

der Schrift auch in der beobachtbaren<br />

Wirklichkeit bestätigen<br />

lassen muss. Ließe sie sich lediglich<br />

behaupten oder müsste sie gar<br />

postuliert werden, kann sie nicht<br />

deutlicher Teil der allgemeinen<br />

Offenbarung Gottes sein, die alles<br />

Seiende umfasst (vgl. Römer 1,19<br />

und Römer 2,14).<br />

Adolf Schlatter starb am 19.<br />

Mai 1938 in Tübingen. Auf seiner<br />

Beerdigung sprach Friedrich von<br />

Bodelschwingh d.J. Worte, die<br />

vielen seiner Zeitgenossen aus dem<br />

Herzen gesprochen haben mögen:<br />

„Mir selbst und vielen meiner<br />

Mitarbeiter ist er ein Führer zu<br />

<strong>Christus</strong> geworden. Er erschloss<br />

uns die Sprache des Neuen Testaments.<br />

Er zeigte uns den Dienst<br />

der Kirche. Immer, wenn wir an<br />

ihn dachten, stand vor uns das<br />

Bild eines Mannes, der frei und<br />

fruchtbar geworden war, weil Gottes<br />

Evangelium in ihm lebte.“ 6<br />

SCHLATTERS ERBE<br />

Wir sehen einen Mann, der dem<br />

Ruf Jesu folgte und sich dabei über<br />

den wissenschaftlichen Zeitgeist,<br />

konfessionelle Traditionen und<br />

Grenzen hinweggesetzt hat, um<br />

den Einen zu erforschen und zu<br />

verkündigen, dem er im Leben<br />

und im Sterben alles verdankte.<br />

6 Neuer, 176.<br />

Damit war er – nicht zuletzt aufgrund<br />

seiner familiären Herkunft<br />

– für verschiedene „Traditionen“<br />

offen, solange sich diese an der<br />

Schrift messen ließen. Zu seiner<br />

Zeit kam wohl kein anderer<br />

Theologe so sehr mit freikirchlicher,<br />

reformierter, lutherischer<br />

und katholischer Theologie in<br />

Berührung. Wieder ist es Schlatters<br />

Bindung an die Heilige<br />

Schrift, die ihn zu dieser Position<br />

führt: Da die Wahrheit des Neuen<br />

Testaments weit über der Autorität<br />

der Bekenntnisschriften jeder der<br />

Kirchen steht, sind alle Kirchen<br />

verpflichtet, auf dem Wege der<br />

Schriftaneignung immer weiter zur<br />

Wahrheit vorzudringen. Seine eigene<br />

Kirche nahm er hierbei nicht<br />

aus. Vielmehr fand er starke Worte<br />

für den Fortgang der Reformation<br />

zu seiner Zeit: Das Bußwort muss<br />

an alle Kirchen zugleich gerichtet<br />

werden. An die eigene ebenso<br />

wie an die anderen Konfessionen.<br />

Denn wer „das Bußwort nur an<br />

die anderen Kirchen richtet, dagegen<br />

sich selbst von ihm befreit …<br />

nimmt der Reformation ihr Recht,<br />

weil man kein Recht hat, anderen<br />

Buße zu predigen, wenn man sie<br />

sich selbst nicht zumutet.“ 7<br />

Wahrer Glaube ist eine lebendige<br />

Herzenshingabe an <strong>Jesus</strong> und<br />

nicht ein bloßes Fürwahrhalten<br />

von Glaubenssätzen. Schlatter<br />

machte dies noch einmal deutlich,<br />

als er als Prediger der Tübinger<br />

Stiftskirche zurücktrat:<br />

„Was wird aber aus der Welt,<br />

in die uns <strong>Jesus</strong> führt, obwohl sie<br />

ihn kreuzigte? Jetzt lässt <strong>Jesus</strong> seine<br />

Verheißung vor uns aufleuchten<br />

und gibt uns einen Blick in seine<br />

königliche Herrlichkeit, und er hat<br />

seinen Jüngern gezeigt, wie gewiss<br />

er seiner Sendung war. Sie sollen<br />

nicht sagen: Ach, das ist noch weit<br />

weg. Wer weiß, wann's kommt?<br />

„Bald, bald“, sagt er; denn für<br />

seinen Blick gibt es bei Gott keine<br />

Hemmungen. Das gehört mit<br />

zur großen Gabe Jesu, dass er uns<br />

die lebendige Hoffnung schenkt.<br />

Ohne das könnten wir nicht hinter<br />

ihm hergehen. Uns Alten, die wir<br />

von der Arbeit abtreten, kann man<br />

7 Schlatter, Das christliche Dogma, Stuttgart,<br />

4. Auflage 1984, S. 414f.<br />

mit gutem Recht sagen: Ihr habt<br />

die Welt nicht gewonnen! Die<br />

Welt gewinnen, Gottlosigkeit und<br />

Sünde heilen, Friede schaffen auf<br />

Erden, Siechtum und Tod überwinden,<br />

jede Träne trocknen, jedes<br />

Knie beugen in Gottes Anbetung,<br />

das ist nicht Sache des Jüngers, das<br />

kann nur einer. Das ist das Werk<br />

des Herrn. Das ist das von ihm<br />

uns verheißene Werk. Darum, weil<br />

uns die Hoffnung leuchtet, werden<br />

wir nicht müde und schließen die<br />

Reihe, und wenn der eine geht,<br />

so gibt er das Wort weiter, und es<br />

behält seine Ewigkeitskraft, seine<br />

Gnadenmacht. Ihm nur, ihm sind<br />

wir Rechenschaft schuldig, ihm<br />

sind wir es. Er gibt uns nicht nur<br />

Worte, er nimmt uns selbst in<br />

seine Hand. Er gibt uns Glauben.<br />

Du glaubst ihm nicht, wenn du<br />

nur sprichst. Wo Glaube ist, da<br />

ist Liebe, da ist Tat. Ihm sind wir<br />

die Rechenschaft schuldig, denn<br />

wir leben von seiner Gnade und<br />

arbeiten mit seinen Geschenken.<br />

Alles, was wir verwenden, stammt<br />

von ihm. So sollt ihr es auch für<br />

ihn brauchen. Ist's euch bang'?<br />

Sein Wohlgefallen zu empfangen,<br />

ist so süß und leicht. Betet von<br />

Herzen das Zöllnergebet: „Gott sei<br />

mir Sünder gnädig!“ Dann habt<br />

ihr sein Wohlgefallen.<br />

Nun hab' ich euch noch<br />

einmal das Evangelium gesagt.<br />

Amen.“ 8<br />

8 Abschiedspredigt Schlatters in der Tübinger<br />

Stiftskirche. Abdruck aus den<br />

Mitteilungen zur Förderung einer deutschen<br />

christlichen Studentenbewegung,<br />

66. Semester Nr. 355.<br />

Gunnar Schröder (*1987) ist zur Zeit<br />

Vikar in Norddeutschland. Nebenbei<br />

schreibt er auf seinem Blog<br />

www.pastorgunnar.de und auf Twitter<br />

unter @PastorGunnar.<br />

27


SCHRIFTGELEHRT<br />

Die Rubrik zum<br />

Alten Testament.<br />

Text von Andreas Münch<br />

Wenn du einen Moment des Lebens Jesu hier auf dieser Erde live<br />

miterleben könntest, was würdest du wählen? Die Speisung der<br />

5000? Die Auferstehung? Ich wäre gerne dabei gewesen, als <strong>Jesus</strong><br />

Seine Jünger über die wahre Botschaft des<br />

Alten Testaments aufklärte.


Und von Mose und von allen Propheten anfangend,<br />

erklärte er ihnen in allen Schriften<br />

das, was ihn betraf. So beschreibt Lukas in<br />

Kapitel 24, 27 eine der eindrücklichsten Bibelstunden<br />

aller Zeiten. Bevor <strong>Jesus</strong> wieder<br />

zu Seinem himmlischen Vater zurückkehrte, legte Er<br />

Seinen Jüngern das ganze AT aus und zeigte ihnen, wo<br />

von Ihm geschrieben wurde. Es ist ein großer Irrtum zu<br />

meinen, dass das AT uns allgemein von Gott berichtet<br />

und im NT dann von <strong>Jesus</strong> die Rede ist. Nein, denn<br />

bereits das AT handelt von der Person, dem Werk und<br />

dem Kommen Jesu. Allerdings haben sich Christen im<br />

Laufe der Geschichte manchmal schwer getan, <strong>Jesus</strong><br />

im AT zu sehen. Ich erinnere mich, Auslegungen zur<br />

Stiftshütte gelesen zu haben, wo die Bezüge zu <strong>Jesus</strong><br />

sehr an den Haaren herbeigezogen anmuteten. Auch<br />

die Deutung des Hohenliedes auf <strong>Christus</strong> und die<br />

Gemeinde hat so manches Mal abenteuerliche Züge<br />

angenommen. Es ist nicht ganz einfach, beim Lesen<br />

des ATs die richtigen Rückschlüsse auf <strong>Jesus</strong> zu ziehen.<br />

Allzu schnell verliert man sich in Details und übersieht<br />

dabei das große Ganze. Ich möchte dir deshalb in diesem<br />

Artikel aufzeigen, was es bedeutet, dass <strong>Jesus</strong> der<br />

<strong>Christus</strong>, der Messias ist.<br />

JESUS, DER CHRISTUS<br />

Wenn man es nicht besser weiß, könnte man denken,<br />

dass <strong>Christus</strong> der Nachname von <strong>Jesus</strong> ist, so wie mein<br />

Nachname Münch ist. Das ist jedoch nicht korrekt,<br />

denn der Zusatz <strong>Christus</strong> ist vielmehr ein Titel als ein<br />

Name. <strong>Christus</strong> ist die griechische Entsprechung des<br />

hebräischen/aramäischen Messias, was soviel wie "der<br />

Gesalbte" bedeutet. Im AT war die Salbung mit Öl<br />

eine Art Einweihungsritus, um ein Amt zu bestätigen.<br />

Gesalbt wurden die Priester, Propheten und Könige<br />

Israels. Zur Zeit des ATs waren diese drei Ämter in<br />

der Regel voneinander getrennt. <strong>Jesus</strong> ist deshalb der<br />

Messias, der Gesalbte, weil Er diese drei Ämter in sich<br />

vereinte. Und nicht nur das: <strong>Jesus</strong> war in einem viel<br />

deutlicherem Maße Prophet, Priester und König als<br />

es seine irdischen Vorbilder waren, die uns auf Sein<br />

Kommen vorbereiteten. Wie das aussah, möchte ich dir<br />

im Folgenden zeigen.<br />

JESUS IST DER WAHRE MOSE<br />

Als Johannes der Täufer anfing zu predigen, war das für<br />

das Volk Israel eine Sensation. Denn nach über vierhundert<br />

Jahren Funkstille vonseiten Gottes, brach Er<br />

das Schweigen und berief Johannes zum Propheten. Als<br />

man Johannes predigen hörte, munkelte man, ob dieser<br />

nicht der von Mose verheißene Prophet sei. Denn der<br />

Evangelist Johannes berichtet uns davon, wie Johannes<br />

der Täufer nach seiner Person gefragt wurde: Und er<br />

bekannte und leugnete nicht, und er bekannte: Ich bin<br />

nicht der <strong>Christus</strong>. Und sie fragten ihn: Was denn? Bist du<br />

Elia? Und er sagt: Ich bin es nicht. Bist du der Prophet?<br />

Und er antwortet: Nein (Johannes 1,20-21). Das Volk<br />

wartete auf diesen einen Propheten und als <strong>Jesus</strong> auftrat<br />

und predigte war deutlich, dass Er der Prophet war,<br />

von dem Mose gesprochen hatte. Um das zu verstehen,<br />

müssen wir zurück zum Anfang der Bibel gehen.<br />

Mose war der Prototyp eines Propheten, eines<br />

Sprachrohrs Gottes. Wenn Gott sich dem Volk mitteilen<br />

wollte, dann tat er dies oftmals, indem Er sich<br />

speziellen Menschen offenbarte und diese gaben dann<br />

die Worte Gottes in Predigten und anderen Formen der<br />

Verkündigung weiter. Mose gilt als der große Prophet,<br />

weil das Volk Israel durch ihn das Gesetz bekam. Dieses<br />

Gesetz war die Grundlage für alle weiteren Propheten.<br />

Gott selber machte deutlich, dass die Beziehung<br />

zwischen Ihm und Mose etwas Besonderes war: Und<br />

er sprach: Hört doch meine Worte! Wenn ein Prophet des<br />

Herrn unter euch ist, dem will ich mich in einer Erscheinung<br />

zu erkennen geben, im Traum will ich mit ihm<br />

reden. So steht es nicht mit meinem Knecht Mose. Er ist<br />

treu in meinem ganzen Haus; mit ihm rede ich von Mund<br />

zu Mund, im Sehen und nicht in Rätselworten, und die<br />

Gestalt des Herrn schaut er (4. Mose 12,6-8).<br />

Als Moses Dienst sich dem Ende neigte, versprach<br />

Gott, dass Er einen weiteren großen Propheten wie<br />

Mose senden würde, der ihnen Gottes Worte mitteilen<br />

würde: Einen Propheten wie dich will ich ihnen aus der<br />

Mitte ihrer Brüder erstehen lassen. Ich will meine Worte<br />

in seinen Mund legen, und er wird zu ihnen alles reden,<br />

was ich ihm befehlen werde. Und es wird geschehen, der<br />

Mann, der nicht auf meine Worte hört, die er in meinem<br />

Namen reden wird, von dem werde ich Rechenschaft<br />

© Illustration: Peter Voth 29


fordern (5. Mose 18,18-19). Als <strong>Jesus</strong> in Palästina<br />

unterwegs war, erhob Er den Anspruch, dass Mose<br />

bereits von ihm geschrieben hatte: Denn wenn ihr Mose<br />

glaubtet, so würdet ihr mir glauben, denn er hat von<br />

mir geschrieben (Johannes 5,46). Auch Petrus deutet<br />

in seiner Predigt die Verheißung des Propheten auf<br />

<strong>Jesus</strong> (vgl. Apostelgeschichte 3,17-26). Doch vor allem<br />

sehen wir <strong>Jesus</strong> als den wahren Propheten, wenn wir<br />

auf die Reaktionen Seiner Verkündigung achten: Und es<br />

geschah, als <strong>Jesus</strong> diese Worte vollendet hatte, da erstaunten<br />

die Volksmengen sehr über seine Lehre; denn er lehrte sie<br />

wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten<br />

(Matthäus 7,28-29). <strong>Jesus</strong> lehrte mit Vollmacht,<br />

weil Er Seinen Zuhörern aufzeigte, was die tatsächliche<br />

Auslegung des Gesetzes war, im Gegensatz zu<br />

der falschen Auslegung durch die Pharisäer. Doch am<br />

deutlichsten betont Johannes das Prophetenamt Jesu.<br />

Denn er schreibt: Im Anfang war das Wort, und das Wort<br />

war bei Gott, und das Wort war Gott (Johannes 1,1). Ein<br />

paar Verse weiter macht er deutlich, dass das Wort Gottes<br />

sich in der Person von <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> manifestierte.<br />

Das Wort Gottes wurde Mensch (Johannes 1,14).<br />

Mose gab die Worte Gottes an das Volk Israel weiter, in<br />

<strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> kam das Wort Gottes, die vollkommene<br />

Offenbarung, unmittelbar zu uns Menschen. <strong>Jesus</strong> war<br />

nicht nur ein weiterer Prophet, der zuverlässig Gottes<br />

Worte weitergab, sondern Er ist selber Gott und in Ihm<br />

sehen wir den himmlischen Vater. So schreibt es auch<br />

der Autor des Hebräerbriefes: Nachdem Gott vielfältig<br />

und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet<br />

hat in den Propheten, hat er am Ende dieser Tage zu uns<br />

geredet im Sohn (Hebräer 1,1). Wichtig zu verstehen<br />

ist, dass <strong>Jesus</strong> nicht nur in dem Sinne ein Prophet ist,<br />

dass Er wie Mose, Jesaja und Jeremia die Wahrheit über<br />

Gott verkündigte, sondern dass Er auch der Inhalt und<br />

die Erfüllung der Verkündigung von Mose und all den<br />

anderen Propheten war. Vielleicht hast du dich beim<br />

Lesen der alttestamentlichen Propheten gewundert,<br />

dass Gericht und Gnade sehr eng miteinander verwoben<br />

sind. Die Auflösung finden wir im Kreuz: <strong>Jesus</strong><br />

trug das Gericht Gottes für die Sünden des Volkes und<br />

offenbarte dadurch auch die Gnade Gottes.<br />

JESUS IST DER WAHRE AARON<br />

Neben dem Prophetenamt markierte auch der Priesterdienst<br />

einen wichtigen Bestandteil von Gottes Heilsplan,<br />

der im Kommen Jesu seinen Höhepunkt fand. In<br />

gewisser Weise beinhaltete sowohl der Propheten- als<br />

auch der Priesterdienst eine Mittlerrolle zwischen<br />

Gott und den Menschen. Der Prophet empfing Worte<br />

von Gott und gab sie an das Volk weiter. Der Priester<br />

wiederum brachte die Anliegen des Menschen, wie z.B.<br />

die Bitte um Vergebung, vor Gott. Insbesondere im 2.<br />

und 3. Buch Mose lesen wir viel vom Priesterdienst.<br />

Alles begann mit Aaron und seiner Familie, der von<br />

Gott für den Priesterdienst berufen wurde: Du aber lass<br />

deinen Bruder Aaron und seine Söhne mit ihm aus der<br />

Mitte der Söhne Israel zu dir herantreten, damit er mir<br />

den Priesterdienst ausübt, Aaron und mit ihm Nadab und<br />

Abihu, Eleasar und Itamar, die Söhne Aarons (2. Mose<br />

28,1). Von nun an war es ihre Aufgabe, das Volk mit<br />

Gott zu versöhnen, indem sie die Opferbestimmungen<br />

Gottes ausführten und überwachten. Der Höhepunkt<br />

des Priesterdienstes fand am großen Versöhnungstag<br />

statt, wenn der Hohepriester in das Allerheiligste ging,<br />

um für die Sünden des Volkes Sühnung zu erwirken.<br />

Zusammenfassend sagt Gott von diesem Tag: Denn an<br />

diesem Tag wird man für euch Sühnung erwirken, um<br />

euch zu reinigen; von all euren Sünden werdet ihr rein<br />

sein vor dem Herrn (3. Mose 16,30). Gott hatte zwar<br />

verschiedene Opfer für verschiedene Vergehen angeordnet<br />

und doch setzte er den Versöhnungstag ein, um<br />

deutlich zu machen: An diesem Tag ist euch völlige<br />

Sühnung zu Teil geworden, alle Sünde, die uns bisher<br />

trennte, ist auf der Grundlage des stellvertretenden<br />

Tieropfers vergeben. Was für eine Botschaft. Stellen wir<br />

uns den Israeliten vor, der zwar pflichtbewusst seine<br />

Opfer brachte und doch um sein böses Herz wusste.<br />

Sein Gewissen kam nicht zur Ruhe und am großen<br />

Versöhnungstag verhieß Gott ihm, dass alle Sünde<br />

beseitigt war! Was für ein Bild der Gnade Gottes.<br />

Und doch musste sich diese Hoffnung mit Zweifeln<br />

mischen. Denn nach dem großen Versöhnungstag<br />

sündigte der Israelit wieder. Und wie konnte Gott<br />

überhaupt die Sünde der Menschen vergeben, wenn<br />

doch lediglich Tiere geopfert wurden? Und selbst der<br />

Hohepriester war nicht sündlos, sondern genauso mit<br />

Schuld beladen, wie jeder andere aus dem Volk auch!<br />

Der ganze alttestamentliche Opferritus war in vieler<br />

Hinsicht rätselhaft und der Autor des Hebräerbriefes<br />

zeigt uns auf, wie sich alle Fragen in <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong><br />

klären. Der Hebräerbrief widmet dem einige Kapitel,<br />

um aufzuzeigen, dass <strong>Jesus</strong> der wahre Hohepriester ist,<br />

der uns mit Gott versöhnt und das nicht immer wieder<br />

aufs Neue so wie im AT, sondern einmal und endgültig:<br />

In diesem Willen sind wir geheiligt durch das ein für<br />

alle Mal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi. Und<br />

jeder Priester steht täglich da, verrichtet den Dienst und<br />

bringt oft dieselben Schlachtopfer dar, die niemals Sünden<br />

hinwegnehmen können. Dieser aber hat ein Schlachtopfer<br />

für Sünden dargebracht und sich für immer gesetzt zur<br />

Rechten Gottes. [...] Denn mit einem Opfer hat er die, die<br />

geheiligt werden, für immer vollkommen gemacht (Hebräer<br />

10,10-14). Das Gesetz des Mose zeigte dem Israeliten<br />

seine Schuld vor Gott auf und der Opferdienst<br />

zeigte ihm, wie er mit seiner Schuld umzugehen hatte.<br />

Doch es waren nicht die Tieropfer, die den Israeliten<br />

von Sünde reinigten, sondern sie waren nur Vorläufer<br />

des einen vollkommenen Opfers, das <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong><br />

selber war. Gott gab den Israeliten die Tieropfer, weil<br />

Er wusste, dass Er eines Tages ein akzeptables Opfer<br />

bringen würde – Seinen eigenen Sohn.<br />

Auch hier müssen wir wieder die bedeutenden<br />

Unterschiede zum irdischen Priestertum aufzeigen.<br />

30


<strong>Jesus</strong> war zwar kein irdischer Priester, denn Er stammte<br />

nicht aus der Familie Aarons, doch Sein Werk der<br />

Versöhnung brachte das aaronitische Priestertum zur<br />

Erfüllung. Im Gegensatz zu Aaron und seinen Nachkommen<br />

war <strong>Jesus</strong> sündlos und konnte deshalb Gott<br />

ein endgültiges Opfer bringen – sich selber!<br />

JESUS IST DER WAHRE DAVID<br />

Ein weiteres Amt, das Gott in Seiner Heilsgeschichte<br />

gebrauchte, um die Ankunft Seines Sohnes vorzubereiten,<br />

war das Amt des Königs. Im Grunde war Gott<br />

seit jeher der König über Sein Volk, doch wir lesen<br />

schon recht früh im AT, dass Israel menschliche Könige<br />

haben würde. Abraham wurde verheißen, dass aus<br />

seinen Nachkommen Könige hervorkommen würden<br />

(1. Mose 17,6.16). Im Gesetz des Mose gab es klare<br />

Anweisungen für einen zukünftigen König (5. Mose<br />

17,14-20). Als Israel zur Zeit der Richter einen König<br />

forderte, traf Gott die Wahl und gab Israel mit Saul den<br />

ersten König. Doch Saul versagte als König über Gottes<br />

Volk, weil er Gott nicht vertraute und Ihm ungehorsam<br />

war. Daraufhin erwählte sich Gott David, einen<br />

Mann nach Seinem Herzen, der als gesalbter König<br />

in Gottes Auftrag Israel leiten sollte. David liebte den<br />

Herrn und so war es ihm ein Anliegen, Ihm einen<br />

Tempel zu bauen. Gott rechnete Davids Wunsch an,<br />

machte ihm jedoch deutlich, dass nicht David Ihm<br />

ein Haus bauen würde, sondern dass Gott das Haus<br />

Davids, d.h. seine Familie segnen würde. Gott verhieß<br />

David ein ewigliches Königtum. Von diesem zukünftigen<br />

König sagte Gott: Und ich will ihm Bestand geben<br />

in meinem Haus und in meiner Königsherrschaft auf<br />

ewig; und sein Thron soll fest stehen für ewig (1. Chronik<br />

17,14). Davids Hingabe an Gott wurde zum Vorbild<br />

für alle weiteren Könige Israels. Doch auch David war<br />

nicht frei von Schuld und seine Sünde hatte verheerende<br />

Auswirkungen auf ganz Israel. So zeugt auch das<br />

Leben Davids davon, dass Gottes Volk letztendlich nur<br />

von Gott selber regiert werden kann. Damit ist auch<br />

das Königtum und insbesondere David ein weiterer<br />

Hinweis auf <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong>, den wahren König Israels.<br />

Israel wartete nicht nur auf den verheißenen Propheten,<br />

sondern auch auf den König aus der Familie Davids.<br />

Die Weisen aus dem Morgenland fragten nach dem<br />

König der Juden (Matthäus 2,2). Nathanael, einer der<br />

ersten Jünger Jesu, erkannte, wer <strong>Jesus</strong> wirklich war:<br />

Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König Israels<br />

(Johannes 1,49). Bei Seinem Verhör fragte Pilatus <strong>Jesus</strong>,<br />

ob Er der König der Juden sei, was dieser bejahte. Und<br />

als <strong>Jesus</strong> gekreuzigt wurde, stand über Ihm geschrieben:<br />

Dies ist <strong>Jesus</strong>, der König der Juden! Doch dieser König<br />

blieb nicht im Tod, sondern Er stand wieder auf und<br />

fuhr zurück in den Himmel. Der alttestamentliche<br />

Prophet Daniel berichtet uns von der großen Dimension<br />

der Himmelfahrt Jesu: Und ich schaute in Visionen<br />

der Nacht: Und siehe, mit den Wolken des Himmels kam<br />

einer wie der Sohn eines Menschen. Und er kam zu dem<br />

Alten an Tagen, und man brachte ihn vor ihn. Und ihm<br />

wurde Herrschaft und Ehre und Königtum gegeben, und<br />

alle Völker, Nationen und Sprachen dienten ihm. Seine<br />

Herrschaft ist eine ewige Herrschaft, die nicht vergeht<br />

und sein Königtum so, dass es nicht zerstört wird (Daniel<br />

7,13-14). Werfen wir einen Blick aufs Ende der Bibel,<br />

lesen wir von <strong>Jesus</strong>: Und er trägt auf seinem Gewand<br />

und an seiner Hüfte einen Namen geschrieben: König der<br />

Könige und Herr der Herren (Offenbarung 19,16). <strong>Jesus</strong><br />

ist nicht nur der wahre Prophet, der uns die Wahrheit<br />

über Gott offenbart, und nicht nur der Hohepriester,<br />

der Menschen durch Sein Opfer mit Gott versöhnt,<br />

sondern Er ist gleichzeitig der König über Sein Volk.<br />

Als König leitet Er Seine Kinder, beschützt sie und<br />

wird sie eines Tages für ihre Treue belohnen und Seine<br />

Feinde vernichten.<br />

Wer aufmerksam die Bibel liest, wird <strong>Jesus</strong> noch an<br />

vielen anderen Stellen und auf anderen Ebenen im AT<br />

finden als nur in den drei Ämtern, die ich beschrieben<br />

habe. So lohnt es sich z.B. zu schauen, wie die Autoren<br />

des NT das AT zitieren und auf <strong>Jesus</strong> deuten. Doch<br />

vielleicht reicht es dir für den Anfang, dass du das AT<br />

unter diesen Gesichtspunkten liest: Wenn die Propheten<br />

von Gericht und Wiederherstellung sprachen, redeten<br />

sie von <strong>Jesus</strong>, in dem beides zusammenkommen<br />

würde. Wenn die Priester ihren Dienst versahen, dann<br />

deutete das ganze Werk der Versöhnung auf <strong>Jesus</strong> hin.<br />

Wenn wir von den Königen lesen, von ihrem Versagen<br />

und von ihren Siegen, dann sind sie ein Hinweis auf<br />

<strong>Jesus</strong>, den perfekten König, der Sein Volk ohne Fehler<br />

zu führen vermag.<br />

GEDANKEN ZUM VERTIEFEN<br />

• Als Prophet sagt <strong>Jesus</strong> dir die Wahrheit über Gott.<br />

Bist du dir bewusst, dass du mit deiner Bibel alles<br />

Wichtige besitzt, was du hier von Gott wissen<br />

musst?<br />

• Als Priester versöhnt <strong>Jesus</strong> dich mit Gott. Bist du<br />

dir bewusst, dass <strong>Jesus</strong> dich jetzt vor dem Vater<br />

vertritt und dir alle Schuld vergeben ist?<br />

• Als König leitet und stärkt <strong>Jesus</strong> dich in deinem<br />

Alltag. Bist du dir bewusst, dass du dem König des<br />

Universums dienst?<br />

• Wenn du wissen willst, wo das AT noch von <strong>Jesus</strong><br />

redet, dann schaue dir dieses kurze Video von Tim<br />

Keller an: http://www.youtube.com/watch?v=gmnSnNC8UJk<br />

Andreas Münch (*1984) ist Ehemann, Vater eines Sohnes,<br />

Pastor der MBG Lage und Autor des vielbeachteten Buches Der<br />

wahre Gott der Bibel. Auf Twitter unter @AndreasMünch.<br />

31


IM STUDIERZIMMER<br />

Das Interview über<br />

christliche Literatur.<br />

Sascha<br />

Bär<br />

Interview von Peter Voth<br />

Christliche Gemeinden in muslimischen Ländern? Ja, die gibt es!<br />

Doch außer Horror-Nachrichten vor dem Hintergund massiver<br />

Verfolgung erfahren wir im Westen nur wenig darüber. Sascha Bär<br />

arbeitet als Assistenzpastor in den Vereinigten Arabischen Emiraten<br />

und gibt uns interessante und vor allem sehr überraschende Einblicke<br />

in seinen Alltag.


DU STEHST EXEMPLARISCH FÜR EINE GENERATION<br />

JUNGER DEUTSCHSPRACHIGER UND REFORMATO-<br />

RISCHER CHRISTEN. ALLERDINGS HAST DU EINEN<br />

ETWAS „ANDEREN“ JOB. DU BIST ASSISTENZPASTOR<br />

IN DUBAI. KANNST DU UNS ERZÄHLEN, WIE ES DAZU<br />

GEKOMMEN IST?<br />

Zunächst einmal ist Dubai nicht ganz richtig. Zusammen<br />

mit meiner Frau und meinen zwei Kindern lebe<br />

ich in Ras Al Khaimah etwa eine Autostunde nördlich<br />

von Dubai. Wie es dazu kam, dass ich in den Vereinigten<br />

Arabischen Emiraten landete, ist eine längere Geschichte.<br />

Ich bin 2008 für ein Praktikum im Rahmen<br />

meines Studiums im Bauwesen erstmals nach Dubai<br />

gekommen. Ich kam die ersten Wochen bei einer deutschen<br />

Familie unter und die nahmen mich mit in ihre<br />

evangelikale Kirchengemeinde. Dieser erste Freitag im<br />

Gottesdienst ist mir bis heute in Erinnerung geblieben.<br />

Ich war einfach überwältigt, dass es so eine große (ca.<br />

700 Gottesdienstbesucher) evangelikale Gemeinde<br />

auf der Arabischen Halbinsel gab. Mich hat aber vor<br />

allem eins beeindruckt: der textauslegende Predigtstil<br />

des Pastors. Das hatte ich, obwohl ich in evangelikalen<br />

Kreisen aufgewachsen bin, bis dato nie wirklich erlebt.<br />

Der Pastor hat mich damals gefragt, ob ich mir vorstellen<br />

könne, ein Praktikum in der Gemeinde zu machen.<br />

Ich wollte mir so eine Gelegenheit nicht entgehen lassen<br />

und so kehrte ich 2010 zusammen mit meiner Frau<br />

nach Dubai zurück. 2012 ergab sich dann die Möglichkeit,<br />

im nördlichsten Emirat Ras Al Khaimah bei einer<br />

Gemeindegründung mitzuwirken. Jetzt sind wir schon<br />

knapp zwei Jahre hier und Gott hat schon viel bewirkt.<br />

SCHON INTERESSANT, DASS MAN ERST IN DIE VER-<br />

EINIGTEN ARABISCHEN EMIRATE MUSS, UM ECHTE<br />

AUSLEGUNGSPREDIGT „MITZUBEKOMMEN“. HAT SICH<br />

„DEINE THEOLOGIE“ SEIT DIESER ZEIT VERÄNDERT?<br />

Eigentlich ist es ein Armutszeugnis für die evangelikale<br />

Kirche, dass ich ausgerechnet in einem muslimischen<br />

Land das erste Mal eine textauslegende Predigt gehört<br />

habe. Manchmal staune ich über Gottes Vorsehung<br />

in all dem. Als ich 2008 nach Dubai kam, war ich<br />

hartgesottener Arminianer. Aber ich hatte ein Problem<br />

mit einigen Bibeltexten, wie z.B. Römer 9 oder Epheser<br />

1,4, die meine theologische Ausrichtung stark in Frage<br />

stellten. Ich hatte leider während meines Zivildienstes<br />

mit einer Missionsorganisation schlechte Erfahrungen<br />

mit Calvinisten gemacht, die uns regelrecht "missionieren"<br />

wollten und sehr arrogant waren. Aber in der<br />

Gemeinde in Dubai habe ich Christen getroffen, die<br />

zwar auch reformiert in ihrer Theologie waren, aber die<br />

diese ganzen Schlagworte nicht verwendet haben und<br />

vielmehr versucht haben, die Wahrheiten der Gnadenlehren<br />

biblisch zu begründen. Ich denke auch, dass der<br />

textauslegende Predigtstil mir geholfen hat, dem Pastor<br />

zu vertrauen, weil er seine Theologie wirklich der<br />

Schrift entnommen hat und nicht aus einem aufgestülpten<br />

Denkkonstrukt. Die Gnadenlehren, die ich<br />

einst verachtete, sind mir nun sehr ans Herz gewachsen.<br />

ICH GLAUBE, EINEN ÄHNLICHEN WEG IST FAST JEDER<br />

„CALVINIST“ EINMAL GEGANGEN. NUR DU HALT IN EI-<br />

NEM MUSLIMISCHEN LAND. WIE SIEHT DER GEMEIN-<br />

DEALLTAG UND DEINE ARBEIT DORT AUS?<br />

Mein Alltag ist sehr abwechslungsreich. Ich bin ja der<br />

Assistent vom Pastor, d.h. ich bin vor allem für das<br />

Administrative zuständig: Finanzen, Behördengänge<br />

für Visas, Genehmigungen usw. Ich organisiere den<br />

wöchentlichen Gottesdienst, welcher bei uns aufgrund<br />

des islamischen Feiertages am Freitag stattfindet. Ich<br />

leite den Lobpreis und versuche die Mitglieder in<br />

verschiedene Dienste einzuteilen. Darüber hinaus predige<br />

ich immer wieder mal und treffe mich unter der<br />

Woche mit verschiedenen Männern zur Jüngerschaft.<br />

Außerdem hat uns der Sheikh von Ras Al Khaimah ein<br />

Grundstück geschenkt, d.h. wir werden, so Gott will,<br />

in den nächsten 6 Monaten mit dem Bau beginnen. Da<br />

ist mein Baustudium doch nicht komplett für die Katz<br />

gewesen (grinst).<br />

ES KLINGT DURCH, DASS IHR ALS EVANGELIKALE<br />

CHRISTEN IN RAS AL KHAIMAH VON DER POLITIK<br />

UND REGIERUNG WILLKOMMEN GEHEISSEN WERDET.<br />

LIEGE ICH RICHTIG IN DIESER ANNAHME?<br />

Ja, das kann man durchaus so sagen. Der Sheikh hier<br />

ist sehr weltoffen und will anderen Glaubensgemeinschaften<br />

die Möglichkeit bieten, ihren Glauben in<br />

aller Öffentlichkeit auszuüben. Er folgt dabei dem<br />

Vorbild der Regierung in Dubai, die schon vor ca. 15<br />

Jahren Landschenkungen an diverse Kirchengruppen<br />

vollzogen hat. Die Landschenkung und das spätere<br />

Gebäude gibt uns unsere Daseinsberechtigung und<br />

Legitimation. Wir haben sogar unsere Visas direkt von<br />

der Regierungsbehörde ausgestellt bekommen. Meiner<br />

Erfahrung nach spiegelt sich diese Einstellung auch in<br />

der Bevölkerung wieder: ich erzähle jedem, dass ich für<br />

eine „kaneesa“ (arabisch für Kirche) arbeite und die<br />

finden das alle ganz toll.<br />

DAS IST WIRKLICH SEHR SCHÖN ZU HÖREN. HIER IM<br />

WESTEN DENKT JA JEDER, DASS JEDES ISLAMISCHE<br />

LAND CHRISTEN VERFOLGT. DOCH ES GIBT AUCH PO-<br />

SITIVE BEISPIELE WIE IN DEINEM FALL. WIE IST BEI<br />

EUCH DER ANTEIL VON „AUSLÄNDERN“ UND „EINHEI-<br />

MISCHEN“? ICH KANN MIR VORSTELLEN, DASS DER<br />

GROSSTEIL DER GEMEINDEGLIEDER DOCH AUS DEM<br />

AUSLAND KOMMT.<br />

Ja, wir sind Gott sehr dankbar für die Freiheiten, die<br />

wir hier genießen. Kurz vor Weihnachten hatten wir<br />

sogar von der Gemeinde einen Stand an einer Art<br />

Flohmarkt in einem hauptsächlich von Ausländern<br />

bewohnten Wohngebiet. Dort konnten wir Menschen<br />

zu unserem Weihnachtsgottesdienst einladen. Unser<br />

Ausländeranteil in der Gemeinde ist 100%. Deutsche<br />

Gemeinden würden sich vielleicht über einen zweistelligen<br />

Ausländeranteil freuen, wir natürlich auch. Es<br />

ist unser großes Anliegen und Gebet, dass wir in den<br />

nächsten Jahren sehen dürfen, wie Einheimische zum<br />

Glauben kommen. Viele unserer 40 Mitglieder haben<br />

© Fotos: Julia Bär<br />

33


auch persönliche Beziehungen mit Einheimischen und<br />

mit Moslems aus der Region (Syrien, Ägypten, Jordanien,<br />

Irak). Wir hoffen, dass der Samen des Evangeliums,<br />

den wir aussäen, irgendwann Frucht tragen wird. Aber<br />

das geht nicht von heute auf morgen.<br />

WERDEN „EINHEIMISCHE CHRISTEN“ D.H. AUCH<br />

EINHEIMISCHE, DIE SICH VOM ISLAM ZUM CHRIS-<br />

TENTUM BEKEHREN, VON DER REGIERUNG ANDERS<br />

GEHANDHABT ALS AUSLÄNDISCHE CHRISTEN?<br />

Darüber weiß ich ehrlich gesagt nichts, weil sich, soweit<br />

ich weiß noch kein Einheimischer öffentlich als Christ<br />

bekannt hat. Wie in fast allen moslemischen Ländern<br />

ist die Identität als Bürger des Landes ganz stark mit<br />

der religiösen Identität als Moslem verbunden.<br />

VERSTEHE. DAS IST IN DIESER BEZIEHUNG GANZ<br />

ANDERS ALS IN WESTLICHEN LÄNDERN. KOMMEN WIR<br />

ZU EINEM ANDEREN THEMA. WELCHE BÜCHER HABEN<br />

DICH MIT AM MEISTEN GEPRÄGT? AUCH IN HINBLICK<br />

AUF DEINE DERZEITIGE TÄTIGKEIT.<br />

Ausschlaggebend für meine „Reise“ zur reformatorischen<br />

Theologie war John Pipers „Desiring God“ (dt.<br />

„Sehnsucht nach Gott“). In diesem Buch geht es ja<br />

nicht explizit um die Gnadenlehren, aber Pipers Theologie<br />

von der Herrlichkeit Gottes und seiner allumfassenden<br />

Souveränität sprudelt nur so von den Seiten.<br />

Es hat mir auch geholfen zu erkennen, dass es in<br />

Ordnung ist, unsere Erfüllung in Gott zu suchen. Gott<br />

wird verherrlicht, wenn wir in Ihm unsere Erfüllung<br />

finden. In Bezug auf die Lehre der Gemeinde hat mich<br />

„9 Merkmale einer gesunden Gemeinde“ von Mark<br />

Dever stark geprägt. Dabei ist mir vor allem wichtig<br />

geworden, dass Christsein nichts individualistisches<br />

ist, sondern im Kontext der Ortsgemeinde ausgelebt<br />

werden sollte. Letztes Jahr habe ich „To the Golden<br />

Shore“, die Biographie von Adoniram Judson gelesen.<br />

Judson war der erste Missionar in Myanmar, sein treuer<br />

Dienst über Jahrzehnte hinweg und sein schwerer Leidensweg,<br />

den er hatte, haben mich sehr herausgefordert<br />

und angesprochen.<br />

NOCH EINMAL ZURÜCK ZU DEINER GEMEINDE.<br />

KANNST DU DIR VORSTELLEN FÜR IMMER DORT ZU<br />

BLEIBEN?<br />

Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass ein Pastor<br />

seine Herde nicht verlassen sollte. Nun, bin ich ja „nur“<br />

der Assistent vom Pastor und ich habe schon auch den<br />

Wunsch irgendwann, irgendwo Pastor zu sein. Ich sehe<br />

mich aber für die nächsten Jahre am richtigen Platz,<br />

um eine unterstützende Rolle zu spielen. Außerdem<br />

bin ich sehr froh darüber, dass ich geistlich so viel von<br />

meinem Pastor hier lernen kann.<br />

VIELEN DANK! ZUM ABSCHLUSS UNSERE 10 STAN-<br />

DARD-FRAGEN.<br />

1. WELCHER BIBLISCHEN PERSON (AUSSER JESUS)<br />

WÜRDEST DU GERNE WELCHE FRAGE STELLEN?<br />

Ich würde Mose fragen, wie es in der Herrlichkeit<br />

Gottes auf dem Berg Sinai war. Was er gesehen hat und<br />

wie er sich gefühlt hat.<br />

2. SCHWIERIGSTE BIBELSTELLE?<br />

Mir fallen spontan nur Stellen ein, die ich schwierig<br />

fand, als ich noch Arminianer war: z.B. Römer 9. Aber<br />

wenn ich darüber nachdenke, sind die Verse, die über<br />

Gottes Liebe handeln, die schwierigsten. Wie kann<br />

Gott diejenigen lieben, die gar nicht liebenswert sind,<br />

34


wie kann er für elende Sünder seinen eingeborenen<br />

Sohn aufopfern? Schwierig sind also Johannes 3,16<br />

oder 1. Johannes 4,9-10 oder Römer 5,8.<br />

3. BEVORZUGTE BIBELÜBERSETZUNG?<br />

English Standard Version (ESV) für den englischen<br />

Sprachgebrauch und Schlachter für den deutschen.<br />

4. MIT WELCHER PERSON DER BIBEL KANNST DU<br />

DICH AM EHESTEN IDENTIFIZIEREN?<br />

Petrus und ich haben viel gemeinsam: impulsiv, Leitungspotenzial,<br />

das aber noch sehr stark in die richtige<br />

Richtung gelenkt werden muss. Manchmal habe ich<br />

einleuchtende Erkenntnisse und dann liege ich auch<br />

immer wieder mal voll daneben.<br />

5. WELCHE PERSON DER KIRCHENGESCHICHTE WÜR-<br />

DEST DU GERNE EINMAL TREFFEN?<br />

Martin Luther ist für mich der Reformator schlechthin.<br />

Es wäre toll, mal an seinem abendlichen Stammtisch<br />

Platz zu nehmen, ein Halbes in einer Hand und seine<br />

Bibelübersetzung in der anderen, und ihn mit theologischen<br />

Fragen zu durchlöchern.<br />

Weg von der<br />

Entertainmentkultur in<br />

unseren Gemeinden und<br />

zurück zur Schrift.<br />

6. WAS WAR DAS LETZTE BUCH, DAS DU GELESEN<br />

HAST?<br />

„Delighting in the Trinity“ von Michael Reeves. Eine<br />

hervorragende Abhandlung über die Dreieinigkeit!<br />

7. WELCHES BUCH WOLLTEST DU SCHON IMMER EIN-<br />

MAL LESEN?<br />

Calvins Institutio würde mich schon reizen. Aber bei<br />

meinem Lesepensum würde es ziemlich lang dauern.<br />

8. WAS BEDEUTET FÜR DICH REFORMATION?<br />

Reformation bedeutet für mich und unsere Generation:<br />

Weg von der Entertainmentkultur in unseren Gemeinden<br />

und zurück zur Schrift. Wir brauchen keine neuen<br />

Trends, wir brauchen ein kühnes Vertrauen in Gottes<br />

Wort. Geistlich Tote können nur durch die Stimme<br />

Gottes lebendig gemacht werden, und die Stimme<br />

Gottes ist in seinem ewigen und unumstößlichen Wort<br />

fest verankert. Wir müssen auf das Fundament der Propheten<br />

und der Apostel bauen und <strong>Christus</strong> muss der<br />

Eckstein sein. Zurück zur Schrift bedeutet deshalb auch<br />

zurück zum Evangelium von <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong>, denn die<br />

ganze Schrift zeugt von unserem Herrn und Heiland.<br />

9. BESTES ZITAT?<br />

„Töte die Sünde, sonst wird die Sünde dich töten.“ (frei<br />

übertragen) von John Owen (engl. „Be killing sin, or<br />

sin will be killing you“).<br />

10. WAS BEDEUTET JESUS FÜR DICH?<br />

Er ist mein Retter, mein Heiland, er schützt mich vom<br />

gerechten Zorn des Vaters, er ist mein älterer Bruder, er<br />

ist meine Gerechtigkeit, und er steht am Thron Gottes<br />

für mich ein, sein Blut reinigt mich von all meiner<br />

Sünde. Er ist mein Herr und mein Gott, mein größter<br />

Schatz und was meine Seele beglückt. Ohne ihn wäre<br />

ich tot in meinen Sünden.<br />

DANKE DIR FÜR DIE AUSFÜHRLICHEN EINBLICKE.<br />

Das Interview fand am 29. Januar 2015 statt.<br />

35


KIRCHE IN DEUTSCHLAND<br />

Das Interview über<br />

bibeltreue Gemeinden.<br />

Sebastian<br />

Heck<br />

Interview von Peter Voth<br />

Reformierte Kirchen nehmen das Erbe der Reformation – das<br />

wohl prägendste Ereignis der Kirchengeschichte – und damit das<br />

Evangelium sehr ernst. Im Land der Reformation führen diese<br />

Gemeinden jedoch mittlerweile ein Nischendasein zwischen<br />

Liberalismus (in der Landeskirche) und Evangelikalismus (in den<br />

selbstständigen Kirchen). Pastor Sebastian Heck hat es sich zu seiner<br />

Lebensaufgabe gemacht Reformierte Kirche in Deutschland im Sinne<br />

der Reformatoren fortzuführen.


ZUM ERSTEN MAL BIN ICH CA. 2009 DURCH DEI-<br />

NEN BLOG LEBENSQUELLEN AUF DICH AUFMERKSAM<br />

GEWORDEN. SEITDEM IST VIEL PASSIERT. DOCH DER<br />

REIHE NACH. DÜRFEN WIR VIELLEICHT ERFAHREN,<br />

WIE DU ZUM GLAUBEN GEKOMMEN BIST? WURDEST<br />

DU CHRISTLICH ERZOGEN?<br />

Ja, LebensQuellen war mein erster Versuch, teilweise<br />

autobiografisch, mich der reformierten Theologie denkerisch<br />

zu nähern. Nein, ich wurde nicht ausdrücklich<br />

christlich erzogen. Ich komme aus einer römisch-katholischen<br />

Großfamilie im Süden Deutschlands. Als Jugendlicher<br />

bin ich noch in die Messe gegangen und zur<br />

Beichte, aber dann habe ich den Bezug dazu verloren.<br />

WIE BIST DU ZUM ERSTEN MAL MIT DEM RETTENDEN<br />

EVANGELIUM IN BERÜHRUNG GEKOMMEN? HAT DIE<br />

REFORMIERTE THEOLOGIE VON ANFANG AN EINE<br />

ROLLE GESPIELT?<br />

Nein, ich war als Austauschschüler in den USA. Eigentlich<br />

war mein Ziel, die große weite Welt kennenzulernen<br />

und Partys zu feiern. Das habe ich auch gemacht!<br />

Doch dabei hat mich auch ein Bewusstsein für meine<br />

Sünde eingeholt. Ich kam dann in Kontakt zu Christen<br />

meines Alters aus einer Baptistengemeinde. Dort wurde<br />

ich an die Bibel herangeführt, habe mir eine gekauft<br />

und gelesen. Ich habe dann zum ersten Mal das Evangelium<br />

gehört und bald auch geglaubt. Da war ich 18.<br />

SEHR INTERESSANT. HÄTTE NICHT GEDACHT, DASS<br />

AUSGERECHNET DU DURCH BAPTISTEN IN BERÜHRUNG<br />

MIT DEM GLAUBEN GEKOMMEN BIST (GRINST). MIT<br />

18 STEHT MAN MEISTENS VOR DER FRAGE, WAS MAN<br />

MIT SEINEM LEBEN ANFANGEN SOLL. WANN KAM DIE<br />

ENTSCHEIDUNG PASTOR ZU WERDEN?<br />

Aber warum denn? Auch Baptisten können doch das<br />

Evangelium richtig verkündigen!<br />

Als ich gläubig wurde, war ich gleichzeitig entsetzt<br />

darüber, dass man heutzutage im „christlichen“ (katholischen)<br />

Umfeld Deutschlands aufwachsen kann, ohne<br />

auch nur einmal das Evangelium gehört zu haben. So<br />

empfand ich früh eine Leidenschaft dafür, das Evangelium<br />

selbst zu predigen. Ich möchte sagen, dass ich von<br />

Anfang an den inneren Ruf hatte zu predigen — nur<br />

der äußere Ruf, d.h. die Bestätigung durch eine Kirche<br />

fehlte mir…noch!<br />

ICH SAGE DAS, WEIL DU DOCH FÜR EIN STARKES<br />

BEKENNTNIS ZUR KONFESSION UND DENOMINATION<br />

STEHST. IN FREIKIRCHEN WIRD DER „RUF DURCH DIE<br />

KIRCHE“ NICHT SO STARK BETONT (IN BEZUG AUF DEN<br />

PREDIGTDIENST). ICH HÖRE RAUS, DASS DU ALSO<br />

RELATIV SCHNELL REFORMIERT „KONFESSIONELL“<br />

GEDACHT HAST?!<br />

Nein, die ersten Jahre meines Glaubenslebens dachte<br />

ich arminianisch und semi-pelagianisch. Gott hat das<br />

Heil bereitet — nun geht alles vom Menschen aus!<br />

© Fotos: Sebastian Heck 37


DAS IST WOHL BEI DEN MEISTEN SO. GANZ NACH<br />

DEM MOTTO „DIE ENTSCHEIDUNG DES MENSCHEN IST<br />

ENTSCHEIDEND“ UND NUN WÜRDE ES AN UNS LIEGEN.<br />

WIE KAM DANN DER WANDEL ZU EINEM GANZ UND<br />

GAR SOUVERÄNEN GOTTESBILD?<br />

Als junger Christ kam ich schnell in die damalige<br />

„Gemeindewachstumsbewegung“. Ich habe auch<br />

bald an einer Gemeindegründung mitgewirkt. Diese<br />

Vermischung von Gemeinde Jesu und Marketingstrategien<br />

mit dem dazugehörigen Erfolgsdruck hat mich<br />

schon bald ziemlich ausgelaugt. Ich erinnere mich an<br />

einen Nachmittag, als ich ziemlich saft- und kraftlos im<br />

Glauben in der Bibliothek des Pastors – mit dem ich<br />

zusammenarbeitete – herumschmökerte. Da fand ich<br />

ein Buch über das Westminster Bekenntnis und gleich<br />

daneben Calvins „Institutio“. Diese beiden haben<br />

mich sehr erfrischt im Glauben, vielleicht sogar beim<br />

Glauben gehalten! Danach folgten ähnliche Bücher<br />

wie Pinks „Souveränität Gottes“ und Bücher von John<br />

Piper.<br />

BEI DIR KAM DIESER „WANDEL“, WIE WOHL BEI DEN<br />

MEISTEN DER JUNGEN REFORMATORISCH AUSGE-<br />

RICHTETEN CHRISTEN AUCH, DURCH DIE LITERATUR.<br />

DU BIST ABER NOCH EINEN SCHRITT WEITER GEGAN-<br />

GEN UND ZU EINEM WIRKLICH TRADITIONELL REFOR-<br />

MIERTEN UND KONFESSIONELLEN VERSTÄNDNIS DER<br />

KIRCHE GEKOMMEN. KAM DAS AUCH DURCH LITERA-<br />

TUR DER REFORMATOREN WIE CALVIN?<br />

Mein intellektueller und geistlicher Weg zum reformierten<br />

Glauben war: zuerst die Heilslehre, dann<br />

die Ekklesiologie (Lehre von der Kirche), dann die<br />

Gottesdienstform (Liturgie etc.), dann die Sakramente.<br />

Das reformierte Kirchenverständnis konnte sich erst so<br />

richtig entwickeln, als ich auch Teil einer reformierten<br />

Kirche wurde.<br />

VERSTEHE. WAR DAS AUCH SCHON IN DEUTSCHLAND<br />

ODER NOCH IN DEN USA, ALS DU TEIL EINER REFOR-<br />

MIERTEN KIRCHE WURDEST?<br />

In den USA.<br />

WAS WAR DAS FÜR EINE GEMEINDE?<br />

Die Presbyterian Church in America (PCA).<br />

HAST DU AUCH IN DEN USA THEOLOGIE STUDIERT?<br />

Ich habe 5 Jahre in Deutschland studiert (Theologische<br />

Hochschule Ewersbach), dann 2 Jahre in den USA am<br />

Westminster Theological Seminary in Philadelphia<br />

(zuerst Master of Theology, dann Ph.D.).<br />

WAR ES VON ANFANG AN DEIN PLAN, QUASI EINE EI-<br />

GENE REFORMIERTE KIRCHE ZU GRÜNDEN ODER HAST<br />

DU AUCH DAMIT GELIEBÄUGELT, TEIL DER REFOR-<br />

MIERTEN KIRCHE DEUTSCHLANDS ZU WERDEN, DIE<br />

JA TEIL DER EVANGELISCHEN KIRCHE DEUTSCHLANDS<br />

(EKD) IST?<br />

Weder noch. Ich hatte ein kurzes, unerfreuliches<br />

Zwischenspiel in der evangelischen Kirche. Es war<br />

für mich von Anfang an keine Option, innerhalb der<br />

EKD zu arbeiten, da die Landeskirchen (mit Ausnahme<br />

einzelner Gemeinden und Pastoren) sehr liberal sind.<br />

Die reformierte Synode ist vielleicht sogar eine der liberalsten<br />

unter ihnen. Es war aber auch keine Option für<br />

38


Die besondere<br />

Herausforderung ist es,<br />

einerseits ein klares<br />

Bekenntnis zu haben und<br />

zu leben, und doch die,<br />

die nichts oder kaum<br />

etwas vom reformierten<br />

Glauben wissen, mit an<br />

Bord zu bekommen.<br />

spräch für zukünftige Gründungsarbeiten. Das Reformatorisch-Theologische<br />

Seminar ist nach Heidelberg<br />

gezogen, weil es unerlässlich ist, dass ein Theologisches<br />

Seminar auch eine solide biblische Gemeinde in der<br />

Nähe hat.<br />

mich, einfach eine eigene „Sebastian Heck Gemeinde“<br />

zu gründen. Es ist wider das reformierte Kirchenverständnis,<br />

dass man einfach als Individuum eine Kirche<br />

aus dem Boden stampft.<br />

VERSTEHE. DAS LÄUFT EIN WENIG ANDERS ALS BEI<br />

DEN FREIKIRCHEN. UMSO SCHWERER DANN EINEN<br />

WEG ZU FINDEN. ES MUSSTE JA IM GRUNDE EINE<br />

NEUE „ECHTE“ REFORMIERTE KIRCHE HER. NICHT NUR<br />

EINE GEMEINDE IN DEM SINNE. WIE KAM ES DANN<br />

KONKRET ZU DER GRÜNDUNG DER „SELBSTSTÄNDIGEN<br />

EVANGELISCH-REFORMIERTEN KIRCHE“?<br />

In den USA habe ich mich der PCA angeschlossen<br />

und schon bald haben wir Gespräche geführt, wie sie,<br />

zusammen mit anderen reformierten Kirchen international,<br />

von Hilfe sein können im Aufbau solch einer<br />

Kirche in Deutschland. Ich habe dann die Ordination<br />

in der Kirche in den USA angestrebt und wurde nach<br />

den bestandenen Prüfungen entsandt mit dem Auftrag,<br />

in Deutschland solche Gemeinde/n zu gründen.<br />

WIE HAT SICH DIE SERK SEIT DER GRÜNDUNG IN<br />

DEUTSCHLAND ENTWICKELT? WAS SIND DIESBEZÜG-<br />

LICH DIE BESONDEREN HERAUSFORDERUNGEN?<br />

Wir haben die Gemeinde 2010 gegründet. Die Entwicklung<br />

ist erwartungsgemäß langsam, aber positiv.<br />

Wir haben derzeit knapp 50 Mitglieder und zwei Älteste<br />

neben mir. Sie ist bisher die einzige Selbst. evang.-ref.<br />

Gemeinde. Das soll sich aber ändern! Die besondere<br />

Herausforderung ist es, einerseits ein klares Bekenntnis<br />

zu haben und zu leben, und doch die, die nichts oder<br />

kaum etwas vom reformierten Glauben wissen, mit<br />

an Bord zu bekommen. Sobald eine Gemeinde weiß,<br />

was sie glaubt und warum sie es glaubt, wird dieses<br />

Profil manchen eben nicht passen und sie versuchen es<br />

gar nicht erst! Das ist tragisch aber das Schicksal einer<br />

jeden Gemeinde, in der nicht alles „gleich gültig“ ist…<br />

ICH DENKE AUCH, DASS DAS FÜR VIELE POTENZIELL<br />

INTERESSIERTE CHRISTEN BESONDERS SCHWIERIG<br />

IST, DA DIE BEKENNTNISSE UND KATECHISMEN JA IM<br />

GRUNDE ALLE RELEVANTEN FRAGEN IN BEZUG AUF<br />

PERSÖNLICHEN GLAUBEN UND KIRCHENORDNUNG<br />

BEANTWORTEN UND KEIN „SPIELRAUM“ FÜR EIGENE<br />

VORSTELLUNGEN GEGEBEN WIRD. HABEN DESHALB<br />

MITGLIEDER EURE GEMEINDE AUCH VERLASSEN?<br />

BISHER IST GANZ IM ZEICHEN DER KIRCHENGE-<br />

SCHICHTE UND REFORMATION IN HEIDELBERG DIE<br />

„SELBSTSTÄNDIGE EVANGELISCH-REFORMIERTE KIR-<br />

CHE HEIDELBERG“ (SERK) ENTSTANDEN. ÜBERHAUPT<br />

IST IN DEINEN „AKTIVITÄTEN“ EINE STARKER FOKUS<br />

AUF UND EINE BINDUNG ZU HEIDELBERG ZU MERKEN.<br />

WARUM?<br />

Was heißt „Fokus“? Wir haben uns aus bestimmten<br />

kulturellen, geschichtlichen und strategischen Gründen<br />

für Heidelberg als Ort der ersten Gemeindegründung<br />

entschieden. Mittlerweile sind andere Städte im Ge-<br />

39


Reformation ist immer<br />

die Neuausrichtung an<br />

der Heiligen Schrift in<br />

Lehre und Leben.<br />

Meine Erfahrung ist, dass die meisten Christen, die den<br />

Weg zu uns wagen, dankbar sind für die Auseinandersetzung<br />

mit ihrem (!) Glauben, zu der wir sie an die<br />

Hand nehmen. Es läuft also in den meisten Fällen ein<br />

längerer Prozess der Begleitung, bevor (!) die Leute bei<br />

uns Mitglied werden. So gesehen hat man sich vorher<br />

schon überlegt, ob man sich das Bekenntnis unserer<br />

Kirche auch aneignen kann und möchte. Klar, gibt es<br />

auch Leute, die wegen der Festlegung weggehen, doch<br />

das gibt es in jeder Gemeinde! Jede Gemeinde hat ein<br />

Bekenntnis, ob insgeheim oder publik. Und aus jeder<br />

Gemeinde gehen Menschen weg, wenn sie sich an der<br />

Festlegung stoßen und nicht umdenken wollen oder<br />

können. Im Großen und Ganzen war das jedoch selten<br />

der Fall. Im Gegenteil! Fast alle unsere Mitglieder<br />

kommen ja gar nicht aus einem reformierten Kontext,<br />

sind heute aber fröhliche Bekenner des reformierten<br />

Glaubens, was ja nichts anderes ist als der biblische<br />

Glaube. Raum für eigene Vorstellungen gibt es selbstverständlich<br />

auch bei uns. Die Bekenntnisse beantworten<br />

ja nur die fundamentalen Fragen des Glaubens,<br />

die wir miteinander teilen. Dazwischen gibt es viele<br />

Dinge, ob theologisch oder praktisch, über die auch bei<br />

uns Meinungsverschiedenheiten bestehen - und das ist<br />

völlig in Ordnung!<br />

BEKENNTNISSE, KATECHISMEN, KINDERTAUFE, OR-<br />

DINATION, LITURGIE. DIE UNTERSCHIEDE ZU EINER<br />

„NORMALEN“ CHRISTLICHEN FREIKIRCHE SIND ZUM<br />

TEIL RECHT GROSS. WAS SIND FÜR DICH DENNOCH<br />

DIE GEMEINSAMKEITEN ZU BIBELTREUEN GEMEIN-<br />

DEN, DIE REFORMATORISCH AUSGERICHTET SIND?<br />

Das kann ich natürlich nicht pauschal beantworten.<br />

Das kommt auf die Gemeinde an. Ich sehe das nicht so<br />

absolut. Wie gesagt: jede Gemeinde hat ihr Bekenntnis,<br />

ihre Liturgie etc. Mit manchen verbindet uns mehr,<br />

mit anderen weniger. Was eine Kirche zur Kirche Jesu<br />

Christi macht, ist, dass in ihr das Evangelium rein<br />

gepredigt wird, dass die Sakramente nach Einsetzung<br />

Christi dargeboten werden und dass Kirchenzucht<br />

praktiziert wird. Wo immer wir das sehen, freuen wir<br />

uns mit ihnen und fühlen uns innerlich – und nach<br />

Möglichkeit auch äußerlich – verbunden.<br />

NOCH EINMAL ZURÜCK ZU DIR ALS PERSON. WIE<br />

SIEHT DEINE KATHOLISCHE FAMILIE HEUTE DEINEN<br />

WANDEL ZU EINEM REFORMIERTEN PASTOR? DAS IST<br />

JA DANN DOCH EIN RADIKALER WANDEL, DEN DU<br />

40


DURCHGEMACHT HAST.<br />

Ein großer Teil meiner Familie ist katholisch, aber<br />

„nicht praktizierend“. Am Anfang war es ein Schock,<br />

manche haben sich bis heute nicht erholt, aber meine<br />

Eltern z.B. stehen ganz hinter mir, auch wenn sie immer<br />

noch nicht ganz verstehen, was da passiert ist.<br />

BLOG LEBENSQUELLEN MAL EIN PLÄDOYER FÜR DIE<br />

ZÜRCHER BIBEL GELESEN. BIST DU VON DER ÜBERSET-<br />

ZUNG ABGEKOMMEN?<br />

Ja, hat mich ziemlich schnell enttäuscht. In der<br />

Gemeinde hatten wir immer schon Schlachter. Ich<br />

persönlich auch schon lange.<br />

WAREN SIE SCHON ZU BESUCH IN EINEM DEINER<br />

GOTTESDIENSTE?<br />

Unsere Gottesdienste! Sind ja nicht meine, sondern die<br />

der Kirche. Ja, schon öfter.<br />

WELCHES VORURTEIL ÜBER REFORMIERTE CHRISTEN<br />

WÜRDEST DU GERNE ENTKRÄFTEN?<br />

Dass sie streitsüchtig und intolerant sind/sein müssen…<br />

JA DAS STIMMT. ICH GLAUBE VIELE WÜRDEN SICH<br />

WUNDERN, WIE VIEL HUMOR DIE MEISTEN „CALVI-<br />

NISTEN“ HABEN. ZUM ABSCHLUSS NOCH 10 FRAGEN.<br />

1. WELCHER BIBLISCHEN PERSON (AUSSER JESUS)<br />

WÜRDEST DU GERNE WELCHE FRAGE STELLEN?<br />

Jakobus würde ich gerne fragen: Wenn Du sagst:<br />

„Wurde nicht Abraham, unser Vater, durch Werke<br />

gerechtfertigt, als er seinen Sohn Isaak auf dem Altar<br />

darbrachte?“ (Jakobus 2,21) würdest Du Paulus uneingeschränkt<br />

zustimmen, wenn er sagt: „…dass der<br />

Mensch nicht aus Werken des Gesetzes gerechtfertigt<br />

wird, sondern durch den Glauben an <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong>“<br />

und dass „aus Werken des Gesetzes kein Fleisch gerechtfertigt<br />

wird.“ (Galater 2,16) Und Paulus würde ich<br />

neugierigerweise gern fragen, was denn nun sein „Pfahl<br />

im Fleisch“ war.<br />

2. SCHWIERIGSTE BIBELSTELLE?<br />

Ähnlich, wie ich schon Jakobus gefragt habe! (grinst)<br />

Und dann vielleicht noch Johannes 3,16! Eine jedermann<br />

bekannte Bibelstelle, die aber so oft missverstanden<br />

und ausgehöhlt wurde, dass man sie kaum noch<br />

sinnvoll predigen kann. Sie als Herz des Evangeliums<br />

zu predigen, dass sie dem ganzen biblischen Zeugnis<br />

gerecht wird und doch nichts an ihrer evangelischen<br />

Strahlkraft verliert. Das ist eine Herausforderung!<br />

3. BEVORZUGTE BIBELÜBERSETZUNG?<br />

Schlachter 2000.<br />

SORRY FÜRS NACHHAKEN, ABER DAS INTERESSIERT<br />

MICH JETZT. ICH HATTE AUF DEINEM EHEMALIGEN<br />

DANKE! 4. MIT WELCHER PERSON DER BIBEL KANNST<br />

DU DICH AM EHESTEN IDENTIFIZIEREN?<br />

Mit Paulus! Und zwar dem Paulus von Römer 7.<br />

5. WELCHE PERSON DER KIRCHENGESCHICHTE WÜR-<br />

DEST DU GERNE EINMAL TREFFEN?<br />

Ohne Frage: Johannes Calvin.<br />

6. WAS WAR DAS LETZTE BUCH, DAS DU GELESEN<br />

HAST?<br />

„Ordinary“ von Michael S. Horton.<br />

7. WELCHES BUCH WOLLTEST DU SCHON IMMER EIN-<br />

MAL LESEN?<br />

Dostojewski, „Schuld und Sühne“- peinlich, dass ich es<br />

noch nicht habe, ich weiß.<br />

8. WAS BEDEUTET FÜR DICH REFORMATION?<br />

Eine reformierte Kirche ist ja ausgeschrieben eine „nach<br />

Gottes Wort reformierte Kirche“. Das bedeutet, Reformation<br />

ist immer die Neuausrichtung an der Heiligen<br />

Schrift in Lehre und Leben.<br />

9. BESTES ZITAT?<br />

„Wer die Kirche nicht als Mutter hat, kann Gott nicht<br />

als Vater haben.“ - Kirchenvater Cyprian.<br />

LAST BUT NOT LEAST: 10. WAS BEDEUTET JESUS FÜR<br />

DICH?<br />

Alles! Er ist der Mittler des Gnadenbundes, indem er<br />

für meine Sünden gestorben ist und mir seine vollkommene<br />

Gerechtigkeit schenkt, so dass ich Anrecht habe<br />

auf den Himmel!<br />

DANKE DIR FÜR DIE EINBLICKE IN DEIN LEBEN,<br />

WERDEGANG UND KIRCHE. DAS WISSEN WIR SEHR<br />

ZU SCHÄTZEN. DIR WEITERHIN VIEL MUT, KRAFT UND<br />

GNADE BEI DEINER WERTVOLLEN BERUFUNG ALS HIR-<br />

TE DER HERDE GOTTES.<br />

Danke! Dir und dem <strong>Timotheus</strong> <strong>Magazin</strong> auch alles<br />

Gute!<br />

Das Interview fand am 3. Februar 2015 statt.<br />

41


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Dieses Notizheft soll<br />

dazu motivieren und<br />

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Vorträgen, Bibelstunden<br />

und Hauskreisen, aber auch beim persönlichen<br />

Bibelstudium das Gelernte aufzuzeichnen. Geistliches<br />

Wachstum braucht geistliche Nahrung: dem Wort Gottes<br />

und seiner Erklärung zuhören, es richtig verstehen,<br />

es auf das Leben anwenden und es bewahren (siehe z.B.<br />

Mt 7,24; 13,23; Lk 8,15).<br />

Der Notizteil enthält 7 x 4 Seiten Platz für die eigene<br />

Mitschrift mit einem hilfreichen Schema sowie<br />

Anregungen zur Vertiefung. Das Heft ist dünn genug,<br />

um in die Bibel gelegt zu werden. Mit den praktischen<br />

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176305 – 20 X DIN A6 RINGÖSENHEFTUNG<br />

36 SEITEN – € 9,90<br />

Angriff auf die Rechtfertigung<br />

STEPHEN WESTERHOLM<br />

DIE NEUE PAULUSPERSPEKTIVE AUF DEM<br />

PRÜFSTAND<br />

Rechtfertigung allein aus Glauben – das ist nicht nur<br />

die zentrale Erkenntnis der Reformation, sondern das A<br />

und O des Evangeliums. Und gerade diese entscheidende<br />

Lehre von der persönlichen Rechtfertigung des Sünders<br />

durch den Glauben an <strong>Jesus</strong> wird in jüngster Zeit<br />

massiv angegriffen. Theologen wie N.T. Wright, E.P.<br />

Sanders, James G.D. Dunn und Douglas A. Campbell<br />

üben mit ihrer "Neuen Paulusperspektive" immer mehr<br />

Einfluss aus und werden bereitwillig angenommen. An<br />

theologischen Ausbildungsstätten versteht man den<br />

Begriff der Rechtfertigung plötzlich ganz anders und<br />

meint, bibeltreue Christen hätten Paulus jahrhundertelang<br />

falsch verstanden. Der Paulus-Experte Stephen<br />

Westerholm untersucht die Argumente der Neuen<br />

Paulusperspektive und prüft sie anhand der Bibel. Seine<br />

gründliche Studie hilft uns, die biblische Lehre der<br />

Rechtfertigung besser zu verstehen und gegen unbiblische<br />

Auffassungen zu verteidigen. Weil dieses Buch eine<br />

so herrliche Wahrheit des Evangeliums klar herausstellt,<br />

ist es nicht nur eine Pflichtlektüre, sondern auch ein<br />

Genuss.<br />

176303 – PAPERBACK, 126 SEITEN – € 9,90<br />

Adoniram Judson<br />

COURTNEY<br />

ANDERSON<br />

LEIDEN FÜR DIE<br />

EWIGKEIT<br />

Der ungewöhnlich begabte,<br />

ehrgeizige Pastorensohn<br />

von der amerikanischen<br />

Ostküste hat jede erdenkliche<br />

Möglichkeit, seine<br />

Zukunft zu gestalten.<br />

Dem Glauben seines<br />

Vaters hat er abgeschworen und sich dem aufgeklärten<br />

Deismus zugewandt – bis zu jener Nacht, in der das<br />

qualvolle Stöhnen eines Sterbenden im Nebenzimmer<br />

nagende Zweifel an seiner selbstsicheren Überzeugung<br />

weckt. Monate des Suchens und Fragens folgen, bis<br />

er sich schließlich Gott hingibt. Von da an dominiert<br />

der Wunsch, als Missionar in Burma zu dienen, sein<br />

Denken und Handeln. Alle Hindernisse überwindend<br />

betritt er 1813 als erster amerikanischer Außenmissionar<br />

burmanisches Territorium. Ihm und seiner jungen<br />

Frau öffnet sich eine völlig unerwartete und abenteuerliche<br />

fremde Welt …<br />

256330 – HARDCOVER, 707 SEITEN – € 14,90<br />

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Marias Botschaft<br />

an die Welt<br />

TIMOTHY F.<br />

KAUFFMAN, HANS-<br />

WERNER DEPPE<br />

MARIENERSCHEIN-<br />

UNGEN UND DIE BIBEL<br />

Weltweit nehmen die Berichte<br />

von geheimnisvollen<br />

Marienerscheinungen<br />

zu, die mit ihren Botschaften<br />

viel Beachtung<br />

erreichen. Welche Bedeutung<br />

haben diese Marienerscheinungen?<br />

Bieten<br />

uns die Botschaften dieser Erscheinungen einen Weg<br />

zum Weltfrieden? Können Kirche und Welt dadurch<br />

eine Wendung zum Guten erfahren, oder können Menschen<br />

dadurch persönlich Gott näher kommen?<br />

Dieses Buch untersucht diese Phänomene (z.B. La Salette,<br />

Fatima, Medjugorje, Conyers u.a.) aus der Sicht<br />

der Bibel. Somit gehen die Autoren der Sache wirklich<br />

›auf den Grund‹, denn die Bibel ist die Originalquelle<br />

über Maria, die Offenbarung Gottes und das Evangelium<br />

– der Botschaft, wie diese Welt Heil und Rettung<br />

finden kann. Es wird deutlich: Maria hat tatsächlich<br />

eine Botschaft an die Welt, die jedem ganz persönlich<br />

gilt.<br />

176300 – PAPERBACK, 158 SEITEN – € 3,90<br />

Die Pharisäer-<br />

Falle<br />

JOSHUA HARRIS<br />

AN DER WAHRHEIT<br />

FESTHALTEN, OHNE<br />

ZU VERLETZEN<br />

Die Verpflichtung zur<br />

Wahrheit und die zur<br />

Nächstenliebe stehen<br />

oft im Spannungsfeld<br />

zueinander. Fehler beim<br />

Namen nennen oder<br />

besser ein Auge zudrücken?<br />

Joshua Harris ist<br />

überzeugt: man muss sich nicht zwischen dem einen<br />

und dem anderen entscheiden, sondern kann beidem<br />

gerecht werden.<br />

271121 – HARDCOVER, 80 SEITEN – € 7,90<br />

ZORN – Das<br />

Laster der<br />

Tugendhaften<br />

THOMAS LANGE<br />

VOM HEILSAMEN<br />

UMGANG MIT<br />

NEGATIVEN<br />

EMOTIONEN<br />

„Sind dir schon mal die<br />

Sicherungen durchgebrannt?<br />

Hast du<br />

schon mal aus Wut<br />

etwas zerstört? Bist du<br />

anderen Menschen<br />

schon mal im Zorn begegnet und hast Dinge gesagt,<br />

die du nachher bitter bereut hast? Oder hast du sogar<br />

die Erfahrung gemacht, wie sich Zorn und Wut die<br />

Hand reichten und du völlig ausgerastet bist? Sündiger<br />

Zorn ist in der Lage, einen Menschen zu ruinieren.<br />

Viele Christen – besonders Männer – haben mit Zorn<br />

zu kämpfen. Dieses Buch will dir eine Hilfe sein.“<br />

253175 – PAPERBACK, 124 SEITEN – € 6,50<br />

Wie aber<br />

werden sie<br />

hören?<br />

KEN HAM<br />

WARUM UNSERE<br />

ZEITGENOSSEN DAS<br />

EVANGELIUM NICHT<br />

VERSTEHEN - UND<br />

WARUM WIR BEI<br />

DER SCHÖPFUNG<br />

BEGINNEN SOLLTEN<br />

Eduard Klassen<br />

empfiehlt auf nimmlies.de:<br />

„Der Autor<br />

stellt pla ka tiv das<br />

Unver ständ nis der<br />

Men schen dar, zeigt Ursa chen für wir kungs lose Evange<br />

li sa tion auf und erklärt sein Prin zip der Schöp fungsevan<br />

ge li sa tion. Zahl rei che Gra fi ken ergän zen das<br />

Geschrie bene und viele Zeug nisse von Men schen, die<br />

durch die Arbeit von Ans wers in Gene sis zum kla ren<br />

Ver ständ nis und ech tem Glau ben an <strong>Jesus</strong> Chris tus<br />

gekom men sind, run den das Buch ab. Die ses Buch<br />

soll ten alle Mit ar bei ter in den Gemein den lesen. Es<br />

wird alle Evan ge lis ten ermu ti gen! Ein Weg wei ser für<br />

Mis si ons ar beit: Trak tat ver tei ler und Büchertisch-<br />

Evagelisten bekom men Anre gun gen für Ihre Arbeit.<br />

Ein notwendiges Buch.“<br />

101611490 – PAPERBACK, 224 SEITEN – € 7,50<br />

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„Wer Gott in <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> nicht<br />

findet, der findet ihn<br />

nimmermehr, er suche ihn,<br />

wo er wolle.“<br />

Martin Luther

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