Timotheus Magazin #19 - Jesus Christus
Inhalt Editorial Wunderschöner Jesus (Stefan Beyer) – Das herrliche Wesen und die Anmut Christi. Wie einer, der Vollmacht hat (Waldemar Dirksen) – Die Vollmacht und souveräne Autorität Christi. Der ultimative Priester (Thomas Hochstetter) – Der perfekte Mittler und letzte Hohepriester aller Zeiten. Ganz Gott, ganz Mensch (Patrick Böttger) – Mensch und Gott in einem? Wie soll das gehen? Warum ausgerechnet Jesus (Simon Mayer) – Warum Jesus immer und überall den ersten Platz verdient hat … Adolf Schlatter (Gunnar Schröder) – Eine außergewöhnliche und leider viel zu unbekannte Biographie. Jesus im Alten Testament (Andreas Münch) – Warum Jesus auf jeder Seite des Alten Testaments zu finden ist. Interview mit Sascha Bär (Peter Voth) – Ein Nachfolger Jesu in einem muslimischen Land. Interview mit Sebsatian Heck (Peter Voth) – Ein Gespräch über Reformierte Kirche in Deutschland. Buchvorstellungen
Inhalt
Editorial
Wunderschöner Jesus (Stefan Beyer) – Das herrliche Wesen und die Anmut Christi.
Wie einer, der Vollmacht hat (Waldemar Dirksen) – Die Vollmacht und souveräne Autorität Christi.
Der ultimative Priester (Thomas Hochstetter) – Der perfekte Mittler und letzte Hohepriester aller Zeiten.
Ganz Gott, ganz Mensch (Patrick Böttger) – Mensch und Gott in einem? Wie soll das gehen?
Warum ausgerechnet Jesus (Simon Mayer) – Warum Jesus immer und überall den ersten Platz verdient hat …
Adolf Schlatter (Gunnar Schröder) – Eine außergewöhnliche und leider viel zu unbekannte Biographie.
Jesus im Alten Testament (Andreas Münch) – Warum Jesus auf jeder Seite des Alten Testaments zu finden ist.
Interview mit Sascha Bär (Peter Voth) – Ein Nachfolger Jesu in einem muslimischen Land.
Interview mit Sebsatian Heck (Peter Voth) – Ein Gespräch über Reformierte Kirche in Deutschland.
Buchvorstellungen
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BIBELTREUES MAGAZIN FÜR JUNGE CHRISTEN · <strong>#19</strong> · 2/2015<br />
+<br />
Adolf<br />
Schlatter<br />
Wenn allein<br />
<strong>Christus</strong> zählt<br />
S. 24<br />
+<br />
Sebastian<br />
Heck<br />
Reformierte Kirche<br />
in Deutschland<br />
S. 36<br />
<strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong><br />
Eine kurze Biographie des<br />
Retters der Welt!
Editorial<br />
<strong>#19</strong> <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> - 02/2015<br />
Auf dem Cover<br />
»Agnus Dei<br />
(Das Lamm Gottes)«<br />
Francisco de Zurbarán<br />
war ein spanischer Maler<br />
der von 1598 bis 1664<br />
lebte. Agnus Dei gehört<br />
zu seinen bekanntesten<br />
Werken.<br />
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,<br />
ist es denn wirklich so wichtig, immer tiefer und immer<br />
weiter in die Liebe Christi vorzudringen? Sich mit<br />
teilweise sehr komplexen biblischen Inhalten auseinanderzusetzen,<br />
nur um einen weiteren verschwommenen<br />
Blick auf <strong>Christus</strong> zu erhaschen? Belohnt Gott denn<br />
nicht kindgleichen Glauben? Warum also all diese<br />
Mühe auf sich nehmen, mag so mancher fragen? Ja,<br />
Gott belohnt tatsächlich kindgleichen Glauben, doch<br />
er belohnt keineswegs kindischen Glauben.<br />
Für die meisten Christen ist das Werk Christi am<br />
Kreuz ein notwendiges Übel; die Ereignisse nach der<br />
Erschaffung der Menschheit eine Art fehlgeschlagenes<br />
Experiment und die Heilsgeschichte, Gottes Notfallplan,<br />
um den Schaden zu begrenzen. Zugegeben, es ist<br />
nicht möglich, alle Fragen und Implikationen bezüglich<br />
dieser Dinge zu beantworten. Doch wenn wir Gottes<br />
Wort eingehend erforschen, werden wir feststellen, dass<br />
alles seinem zuvor festgesetzten Ratschluss enspricht,<br />
nämlich alles in, zu und durch <strong>Christus</strong> wohnen zu lassen.<br />
Seine heilige und herrliche Macht, Gerechtigkeit,<br />
Gnade, Liebe und Schönheit in <strong>Christus</strong> vollkommen<br />
so restlos zusammenzufassen, damit sich jedes Knie und<br />
jedes Geschlecht vor ihm beugen muss.<br />
<strong>Christus</strong> ist unser prophetischer Priesterkönig,<br />
der uns als Wort Gottes selbst, den Makel der in uns<br />
ist, offengelegt hat; der diesen Makel durch seinen<br />
hohepriesterlichen Dienst ein für alle Mal bereinigt hat<br />
und der uns in seiner königlichen Macht daraufhin aus<br />
der Knechtschaft herausgeführt hat, um ihm zu dienen.<br />
Er ist der furchtgebietende Löwe in geschlachteter<br />
Lammesgestalt, der allein würdig ist Herrlichkeit zu<br />
empfangen. Die Bibel muss zuallererst als die Autobiografie<br />
des lebendigen Gottes gelesen werden, dem<br />
es wohlgefiel, in <strong>Christus</strong> sein herrliches Wesen zu<br />
manifestieren und aller Schöpfung – ob sichtbar oder<br />
unsichtbar – seine Weisheit zu zeigen und ihm so einen<br />
Namen zu geben, der über allen Namen ist.<br />
Gott hat unsere Sünde wie eine Wolke getilgt, heißt<br />
es durch Jesaja. Er hat unsere stürmischen und bedrohlichen<br />
Wolken gesammelt und damit den Himmel<br />
über dem Kreuz verfinstert, so daß <strong>Christus</strong> ausrief:<br />
Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?<br />
Und als sich der Blick des Messias verfinsterte, wurde<br />
unser Blick klar und wir können nun die Sonne der<br />
Gerechtigkeit sehen, die <strong>Christus</strong> ist. So wollen wir<br />
nicht damit fortfahren diese Sonne wieder mit Wolken<br />
zu verdecken, sondern uns vielmehr an ihrer Wärme erfreuen,<br />
denn Gottes Gnade ist reichlich über uns durch<br />
den, der sie für uns erworben hat – <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong>.<br />
Doch die Worte und Inhalte, die in dieser Ausgabe<br />
zusammengetragen wurden, können letztlich nur ein<br />
dumpfer Ton der Wirklichkeit sein. Der wunderschöne<br />
Geist Christi selbst muss die prachtvolle Melodie des<br />
Evangeliums im Herzen des Menschen spielen. Auch<br />
die größte menschliche Bemühung ihn zu zeichnen<br />
ist ein bloßer Farbverstrich verglichen mit dem, was er<br />
ist; denn der König in seiner Schönheit überragt alle<br />
vorstellbare Herrlichkeit.<br />
So wünsche ich im Namen der Redaktion Gottes<br />
reichen Segen beim Lesen dieser Ausgabe.<br />
Andreas Kuhlmann<br />
2
Inhalt<br />
Inhalt<br />
S. 24<br />
4<br />
Wunderschöner<br />
<strong>Jesus</strong><br />
STEFAN BEYER<br />
Das herrliche Wesen und die<br />
Anmut des <strong>Christus</strong>.<br />
8<br />
Wie einer,<br />
der Vollmacht hat<br />
WALDEMAR DIRKSEN<br />
Die Vollmacht und<br />
souveräne Autorität Jesu.<br />
12<br />
Der ultimative<br />
Priester<br />
THOMAS HOCHSTETTER<br />
Der perfekte Mittler und letzte<br />
Hohepriester aller Zeiten.<br />
16<br />
Ganz Gott, ganz Mensch<br />
PATRICK BÖTTGER<br />
Mensch und Gott in einem?<br />
Wie soll das gehen? Eine angefochtene<br />
Wahrheit.<br />
20<br />
Warum ausgerechnet<br />
<strong>Jesus</strong>?<br />
SIMON MAYER<br />
Warum <strong>Jesus</strong> immer und überall<br />
den ersten Platz verdient hat ...<br />
24<br />
Adolf Schlatter<br />
GUNNAR SCHRÖDER<br />
Eine außergewöhnliche und<br />
leider viel zu unbekannte<br />
Lebensgeschichte.<br />
28<br />
<strong>Jesus</strong> im<br />
Alten Testament<br />
ANDREAS MÜNCH<br />
Kommt <strong>Jesus</strong> auch im Alten<br />
Testament vor?<br />
IMPRESSUM<br />
Redaktion Waldemar Dirksen,<br />
Viktor Sudermann, Andreas Kuhlmann,<br />
Peter Voth, Hans-Werner Deppe<br />
Art Direktor Peter Voth ∙ vothpeter@yahoo.de<br />
Lektorat Tanja Mirau<br />
Abodienst Katharina Wiebe ∙ kwiebe@betanien.de<br />
Verlag Betanien Verlag e.K. ∙ Imkerweg 38<br />
D-32832 Augustdorf ∙ info@betanien.de<br />
Online www.timotheusmagazin.de<br />
Shop www.cbuch.de/timotheus<br />
Erscheinungsweise Erscheint als<br />
Quartalsmagazin seit Oktober 2010<br />
alle drei Monate: Januar (Winter) · April<br />
(Frühling) · Juli (Sommer) · Oktober (Herbst).<br />
Preise Einzelausgabe ∙ €2,90 (zzgl.Versand)<br />
Jahresabo (D) ∙ €13,55 (inkl. Versand)<br />
Jahresabo (EU) ∙ €21,50 (inkl. Versand)<br />
32<br />
Interview mit<br />
Sascha Bär<br />
PETER VOTH<br />
Ein Nachfolger Jesu in einem<br />
muslimischen Land.<br />
36<br />
Interview mit<br />
Sebastian Heck<br />
PETER VOTH<br />
Ein Gespräch über Reformierte<br />
Kirche in Deutschland.<br />
3
Text von Stefan Beyer<br />
Im Angesicht Jesu, in seinem Wesen und seinem Wirken, können wir<br />
die Herrlichkeit Gottes sehen. Deswegen spricht Paulus auch vom<br />
„Evangelium von der Herrlichkeit Christi“. Wir sind eingeladen, tief<br />
in dieses Angesicht zu schauen, um in Staunen versetzt zu werden<br />
über die Person Jesu, die uns im Wort Gottes offenbart wird. Paulus<br />
verspricht sogar, dass dieses Staunen uns schließlich Stück für Stück<br />
selber verändern wird, indem wir von Gott in das Bild seines Sohnes<br />
verwandelt werden. Das Evangelium ist die größte Nachricht, weil<br />
es von einer Person berichtet, die ihresgleichen sucht. Lassen wir uns<br />
einladen, die Schönheit von <strong>Jesus</strong> besser kennenzulernen.
CHRISTUS UND SEINE<br />
HERRLICHEN EIGENSCHAFTEN<br />
R.C. Sproul verweist darauf, dass das Wort<br />
„schön“ oder „Schönheit“ relativ häufig<br />
in der Bibel verkommt. 1 David trachtete<br />
danach, im Haus des Herrn zu bleiben, um<br />
Seine „Lieblichkeit“ (Schönheit) zu sehen<br />
und Ihn zu suchen (Psalm 27,4). Was Gott schön<br />
macht, ist seine Herrlichkeit und Heiligkeit. Deshalb<br />
sollen wir ihn „in heiligem Schmuck“ (Psalm 29,2)<br />
anbeten. Wir sind aufgerufen, nicht nur die Erlösung<br />
anzunehmen, die <strong>Christus</strong> durch seinen stellvertretenden<br />
Tod bewirkt hat, sondern wir sollen auch seine<br />
Schönheit und Herrlichkeit in diesen Taten immer<br />
mehr erkennen. Paulus nennt das „das helle Licht des<br />
Evangeliums von der Herrlichkeit des <strong>Christus</strong>“ (2. Korinther<br />
4,4). <strong>Jesus</strong> ist der Ursprung der Schönheit. Aus<br />
seinem Charakter erstrahlen alle heiligen Eigenschaften<br />
in vollkommener Balance. Alle Dinge, die wir in dieser<br />
Welt als schön empfinden, erhalten ihre Schönheit als<br />
Reflektion und Hinweis auf Ihn. Christliche Kunst<br />
ist ein Spiegel der Schönheit Jesu in Schöpfung und<br />
Erlösung.<br />
VOM WERT DER CHRISTOLOGIE<br />
(LEHRE VON CHRISTUS)<br />
<strong>Jesus</strong> ist zur gleichen Zeit ganz Mensch und ganz Gott,<br />
zwei Naturen in einer Person. So fassten es die Kirchenväter<br />
451 beim Konzil von Chalcedon zusammen. Aber<br />
macht es wirklich einen Unterschied, was wir über<br />
unseren Retter glauben? Reicht es nicht, einfach auf<br />
sein Werk am Kreuz zu vertrauen? Sinclair Ferguson<br />
geht davon aus, dass wenn die Kirchenväter von damals<br />
bei einigen unserer heutigen Hauskreise anwesend<br />
wären, sie sehr wohl darauf pochen würden, dass es<br />
wichtig sei, was wir über <strong>Jesus</strong> glauben. 2 Das Evangelium<br />
spricht nicht nur von den Taten Jesu, sondern <strong>Jesus</strong><br />
selbst ist das Evangelium. „Ihn verkündigen wir“ sagte<br />
Paulus (Kolosser 1,28). Deshalb ist es auch wichtig, ihn<br />
als Person zu kennen. Wenn er nicht fähig ist, uns zu<br />
retten, dann ist sein Erlösungswerk vergeblich. Wäre er<br />
ein Gemisch aus Mensch und Gott, dann hätte er nicht<br />
als unser menschlicher Vertreter das Gesetz Gottes vollkommen<br />
erfüllen können. Für Ferguson sind die kirchlichen<br />
Glaubensbekenntnisse deshalb wichtig, weil sie<br />
uns schützen indem sie Schranken für unser Denken<br />
setzen. Sie lehren uns, indem sie uns helfen, biblische<br />
Wahrheit in konzentrierter Form zu sehen. Und sie<br />
verbinden uns, indem wir mit anderen Christen auf der<br />
ganzen Welt bekennen können, wer <strong>Christus</strong> ist und<br />
was er getan hat. 3 Macht es wirklich einen Unterschied,<br />
was wir über <strong>Christus</strong> glauben? Im Licht von dem,<br />
was unsere Vorväter geopfert haben, um die biblische<br />
Wahrheit über <strong>Jesus</strong> festzuhalten, aber auch im Blick<br />
auf die Freude, welche die Apostel im Neuen Testament<br />
empfanden, „wenn ihre (geistlichen) Kinder in der<br />
Wahrheit wandeln“ (3. Johannes 4), macht es sehr wohl<br />
Sinn, die Person Jesu immer besser kennenzulernen.<br />
DIE HERRLICHEN<br />
WESENSZÜGE DES CHRISTUS<br />
Jonathan Edwards setzte sich in einer seiner bekanntesten<br />
Predigten mit dem komplexen Charakter unseres<br />
Retters auseinander. 4 Grundlage für seine Überlegungen<br />
bildet Offenbarung 5,5-6, wo <strong>Jesus</strong> sowohl als<br />
Löwe als auch als Lamm bezeichnet wird.<br />
„Und einer von den Ältesten spricht zu mir: Weine<br />
nicht! Siehe, es hat überwunden der Löwe, der aus dem<br />
Stamm Juda ist, die Wurzel Davids, um das Buch zu<br />
öffnen und seine sieben Siegel zu brechen! Und ich<br />
sah, und siehe, in der Mitte des Thrones und der vier<br />
lebendigen Wesen und inmitten der Ältesten stand ein<br />
Lamm, wie geschlachtet.“<br />
Niemand war würdig, das Buch der geheimen<br />
Ratschlüsse Gottes zu öffnen, außer der Gott-Mensch<br />
<strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong>. Diese Vision der Herrlichkeit Jesu sollte<br />
Johannes trösten. <strong>Jesus</strong> ist der Löwe aus dem Stamm<br />
Judas, der noch viel größere Siege als sein Stammvater<br />
David errungen hat. Aber als Johannes genau hinsieht,<br />
sieht er nicht den Löwen, sondern ein Lamm das<br />
Buch öffnen. Und dieses Lamm trug immer noch die<br />
Wundmahle seiner Schlachtung. Für Jonathan Edwards<br />
ist es gerade ein Zeichen der besonderen Größe Jesu,<br />
dass in ihm Eigenschaften aufeinander treffen, die sich<br />
1 Sproul, R.C.: Our Beautiful God. TableTalk. Heft Dezember/2014,<br />
4.<br />
2 Ferguson, Sinclair B.: Does Christology Really Matter? TableTalk.<br />
Heft Dezember/2014, 6.<br />
3 Ferguson, Sinclair B.: Does Christology Really Matter? TableTalk.<br />
Heft Dezember/2014, 7.<br />
4 Edwards, Jonathan: The Excellency of Christ. http://www.ccel.<br />
org/ccel/edwards/sermons.excellency.html (abgerufen am 3. Februar<br />
2015).<br />
© Illustration: Peter Voth 5
normalerweise ausschließen würden. In <strong>Jesus</strong> trifft sich<br />
höchste Erhabenheit und tiefste Herablassung. <strong>Christus</strong><br />
ist Gott, der König aller Könige und Herr aller Herren.<br />
Er ist der Schöpfer und souveräne Herrscher des<br />
Universums. Sein Wissen ist grenzenlos, seine Macht<br />
unwiderstehlich, sein Reichtum unerschöpflich.<br />
Aber zur gleichen Zeit erniedrigt er sich und<br />
achtet auf „die Armen dieser Welt“ (Jakobus 2,5), die<br />
Hilflosen (Lukas 16,22) und Kinder (Matthäus 19,14).<br />
Er lässt sich selbst von unserer Sündhaftigkeit nicht<br />
abschrecken, sondern wird „ein Freund der Zöllner und<br />
Sünder“ (Matthäus 11,19). Er nimmt die Natur der<br />
unwürdigsten, weil rebellischsten, Geschöpfe an, wird<br />
Mensch und erleidet einen schamvollen Tod am Kreuz<br />
(Philipper 2,6-8). Jonathan Edwards fragt in seiner<br />
Predigt, welcher andere Mensch von hoher Stellung in<br />
dieser Welt den Jüngern die Füße gewaschen hätte? Wo<br />
findet man solche Hoheit und Demut gepaart in einer<br />
Person, außer in <strong>Christus</strong> <strong>Jesus</strong>?<br />
Aber in <strong>Jesus</strong> trifft sich nicht nur Macht und Niedrigkeit,<br />
sondern auch unendliche Gerechtigkeit und<br />
unendliche Gnade. Als göttliche Person ist <strong>Jesus</strong> unendlich<br />
heilig und gerecht. Er hasst die Sünde und ist<br />
geneigt, sie überall dort zu strafen, wo er sie vorfindet.<br />
Er ist der Richter der Welt und ein unendlich gerechter<br />
Richter. Er wird die Gesetzlosen nicht ungeschoren<br />
davonkommen lassen und Übertretung und Sünde<br />
keineswegs ungestraft lassen (2. Mose 34,6-7). Und<br />
doch ist er unvorstellbar gnädig und barmherzig. Seine<br />
Gnade reicht zur Rechtfertigung jedes Sünders. Es gibt<br />
nichts, was Sünder wirklich brauchen, das seine Gnade<br />
nicht bereit ist, ihnen zu geben. Er gibt es ihnen nicht<br />
nur, sondern ist sogar bereit, Leiden zu ertragen, um<br />
ihnen das Beste zu ermöglichen. Er leidet nicht nur,<br />
sondern erduldet einen qualvollen Tod am Kreuz und<br />
den ganzen Zorn Gottes über die Sünde.<br />
Wo findet man noch einmal eine solch erstaunliche<br />
Person wie <strong>Jesus</strong>? Weder unter den heidnischen<br />
Göttern, noch unter den Engeln, noch unter den<br />
Menschen. Er hatte das Beste verdient und war doch<br />
bereit, das Schlimmste zu erdulden. Obwohl er allen<br />
Menschen Leben gibt, war er doch bereit, sein eigenes<br />
Leben aufzugeben, um die Schwere unserer Schuld<br />
zu tragen und den Zorn Gottes von uns abzuwenden.<br />
Wahrlich in ihm sind „Gnade und Wahrheit einander<br />
begegnet, Gerechtigkeit und Friede haben sich geküßt“<br />
(Psalm 85,11). Ein Gott, „dem keiner zu vergleichen<br />
ist“ (Jesaja 46,9)!<br />
STAUNEND VOR DEM<br />
EINZIGARTIGEN RETTER<br />
John Piper führt diese Gedanken in seinem Buch<br />
„Seeing and Savoring <strong>Jesus</strong> Christ“ weiter aus. 1 Durch<br />
<strong>Jesus</strong> können wir die Herrlichkeit Gottes sehen (2.<br />
Korinther 4,6). Wenn diese Herrlichkeit in unserem<br />
Herzen aufleuchtet, werden wir mit Freude erfüllt<br />
(Psalm 16,11) und fangen an, <strong>Jesus</strong> nicht nur zu sehen,<br />
sondern über ihn zu staunen und ihn anzubeten.<br />
Dadurch fängt unser Leben an sich zu verändern. Wir<br />
werden „verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit<br />
zu Herrlichkeit, nämlich vom Geist des Herrn“ (2.<br />
Korinther 3,18). Gott hat seine Herrlichkeit durch die<br />
atemberaubende Schönheit des Universums gezeigt<br />
(Psalm 19,2). Aber in einem noch viel größeren Maß<br />
erstrahlt sie durch <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong>, der „die Ausstrahlung<br />
seiner Herrlichkeit und der Ausdruck seines Wesens<br />
ist“ (Hebräer 1,3). Im Evangelium werden wir dazu<br />
befreit, diese Herrlichkeit zu sehen und uns für immer<br />
daran zu erfreuen.<br />
Piper entfaltet im Weiteren die unglaublich vielseitigen<br />
Facetten der Herrlichkeit und Schönheit von<br />
<strong>Jesus</strong>. Er ist der „Ich bin“ des Alten Testaments (2.<br />
Mose 3,14; Johannes 8,58), das Alpha und Omega (der<br />
Anfang und das Ende, Offenbarung 22,13), der Freudenquell<br />
und Freudenschenker (Hebräer 1,9; Johannes<br />
15,11), der Sturmstiller (Markus 4,35-41), ein Weiserer<br />
sogar als Salomo (Matthäus 12,42), der Mann mit dem<br />
höchsten Namen (Philipper 2,9-11), dessen Name zu<br />
Lebzeiten aber immer wieder verspottet wurde (Matthäus<br />
11,18-19; Johannes 8,41+48), ein „Mann der<br />
Schmerzen und mit Leiden vertraut“ (Jesaja 53,3), ein<br />
Retter von Sünde, Schande, Teufel und Hölle (Kolosser<br />
2,15), mit einem Herzen voll Barmherzigkeit (Lukas<br />
18,35-43) und doch voller Strenge gegenüber Sünde<br />
und falschen Lehrern (Matthäus 16,4; Johannes 8,44).<br />
Und das Beste ist - was <strong>Jesus</strong> von allen religiösen<br />
Lehrern der Weltgeschichte abhebt: Er ist nicht nur vor<br />
2000 Jahren für sein Volk am Kreuz gestorben, sondern<br />
er ist auferstanden und er lebt! Gott hat ihn von den<br />
Toten auferweckt (1. Petrus 1,21) und damit bestätigt,<br />
dass sein Werk am Kreuz wirklich unsere Sünde<br />
gesühnt hat (Römer 1,4) und er unser mächtiger Retter<br />
in diesem Leben und der Garant unserer späteren<br />
1 Piper, John (2001): Seeing and Savoring <strong>Jesus</strong> Christ. http://www.<br />
desiringgod.org/books/seeing-and-savoring-jesus-christ (abgerufen<br />
am 11. Februar 2015).<br />
6
Auferstehung (1. Korinther 15,20). Seine Auferstehung<br />
bestätigt, dass er wirklich alle Macht auf Erden<br />
hat (Matthäus 28,18), dass er vor dem Vater für uns<br />
eintritt (Römer 8,34), bis ans Ende der Welt mit seiner<br />
schützenden und tröstenden Gegenwart bei uns sein<br />
(Matthäus 28,20) und irgendwann zurückkehren wird,<br />
um alle zu strafen, die Gott nicht anerkennen und die<br />
dem Evangelium unseres Herrn <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> nicht<br />
gehorsam sind (2. Thessalonicher 1,7-8).<br />
Wir sind alle eingeladen, diesen Retter kennenzulernen<br />
und ihn immer mehr zu sehen und zu genießen<br />
(see and savor). Das Evangelium ist die gute Nachricht,<br />
dass Gott durch <strong>Jesus</strong> alles getan hat, damit wir das tun<br />
können. Piper fasst dieses Evangelium in sechs Punkten<br />
zusammen: Wir sind alle dazu geschaffen, Gottes<br />
Herrlichkeit zu sehen und uns daran zu erfreuen (Jesaja<br />
43,6-7). Gottes Herrlichkeit sollte deshalb die oberste<br />
Priorität in unserem Leben sein (1. Korinther 10,31).<br />
Aber alle von uns haben gesündigt und andere Dinge<br />
als wertvoller erachtet (Römer 1,21-23). Deshalb<br />
stehen wir alle unter dem Urteil Gottes mit drohender<br />
Verdammnis (2. Thessalonicher 1,9). Aber Gott hat<br />
seinen einzigen Sohn gesandt, um uns ewiges Leben<br />
und ewige Freude in seiner Gegenwart zu schenken (1.<br />
Petrus 3,18). <strong>Jesus</strong> starb am Kreuz und nahm unsere<br />
Strafe auf sich. Um in den Genuss dessen zu gelangen,<br />
was er am Kreuz erwirkt hat, müssen wir umkehren<br />
(Apostelgeschichte 3,19) und ihm vertrauen (Apostelgeschichte<br />
16,31). Wir sollen von den trügerischen<br />
Versprechen der Sünde umkehren und unseren Durst<br />
bei <strong>Jesus</strong> stillen (Johannes 6,35) und unsere ganze<br />
Freude in ihm finden (Matthäus 13,44). Wenn Gott<br />
deine Augen für die Schönheit Jesu geöffnet hat, dann<br />
lade ich dich ein, ihn anzurufen und ihn um Rettung<br />
aus Schuld, Gefangenschaft und Strafe zu bitten.<br />
„Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet<br />
werden“ (Römer 10:13).<br />
DIE ANMUT CHRISTI<br />
Und [wir glauben] an den einen Herrn <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong>,<br />
den Sohn Gottes, der als Einziggeborener aus dem<br />
Vater gezeugt ist, das heißt: aus dem Wesen des Vaters,<br />
Gott aus Gott, Licht aus Licht, wahrer Gott aus wahrem<br />
Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit<br />
dem Vater. 2<br />
Hinter dem knappen Bezug auf die Identität Jesu<br />
im Bekenntnis von Nicäa steht in Wirklichkeit der<br />
Glaube an eine wunderschöne Persönlichkeit. Der<br />
Puritaner Samuel Rutherford hat in seinen Briefen<br />
seine Gemeinde und Freunde immer wieder an die<br />
Schönheit von <strong>Jesus</strong> erinnert. 3 Er schreibt, dass er noch<br />
viel zu wenig von <strong>Jesus</strong> erkannt habe und sich nach<br />
mehr sehnt (Seite 11). Er möchte jeden Tag mehr von<br />
<strong>Christus</strong> erkennen, seine Liebe noch tiefer ergründen,<br />
die weder Höhe noch Tiefe hat (Seite 13). Er ermutigt<br />
seine Leser immer wieder, noch tiefere Gemeinschaft<br />
mit <strong>Christus</strong> zu suchen. Es gibt noch so viele Vorhänge<br />
aufzuziehen und so viele Aspekte seiner Liebe zu<br />
ergründen (Seite 16). Aber Rutherford ist auch sehr<br />
ehrlich mit seinen Lesern und verweist auf die zentrale<br />
Bedeutung des Kreuzes, das wir fortwährend selbst<br />
aufnehmen müssen. Gott gebraucht die Leiden in<br />
unserem Leben (unser Kreuz), um uns von der Welt zu<br />
entwöhnen und unser Herz auf die Liebe Christi auszurichten.<br />
Aber wir brauchen keine Angst vor den Leiden<br />
zu haben, denn in <strong>Christus</strong> haben wir weit mehr (Seite<br />
16). Egal wie stark der Wind bläst, er kann uns doch<br />
nur in die Arme unseres Retters tragen (Seite 18).<br />
Nur Gott kann unser Herz öffnen, damit wir erkennen,<br />
wer <strong>Jesus</strong> wirklich ist. Auf dass wir seine Schönheit<br />
aus den biblischen Texten wahrnehmen und unser Herz<br />
in Anbetung verfällt. Deshalb möchte ich diesen Artikel<br />
mit einem Gebet abschließen und lade ein, dass du<br />
es zu deinem persönlichen Gebet vor Gott machst.<br />
„Herr, du bist der Vater unseres Herrn <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong>,<br />
und vor dir beuge ich meine Knie. Du bist der<br />
Vater aller deiner Kinder auf Erden, die Menschen, die<br />
an <strong>Jesus</strong> glauben. Du bist auch mein Vater in <strong>Christus</strong>.<br />
Bitte stärke mich durch deinen Geist mit Kraft, weil du<br />
einen Reichtum an Herrlichkeit hast und deshalb fähig<br />
dazu bist. Lass <strong>Christus</strong> fest in meinem Herzen wohnen<br />
und stärke meinen Glauben an ihn. Erfülle und gründe<br />
mich mit seiner Liebe. Hilf mir, mit meinen christlichen<br />
Geschwistern zusammen immer tiefer in der<br />
Erkenntnis dieser Liebe zu wachsen, die kein Ende hat.<br />
Lass mich mit deiner ganzen Fülle erfüllt sein, damit<br />
du in meinem Leben und in meiner Gemeinde die<br />
ganze Ehre bekommst. In Jesu Namen. Amen“ (nach<br />
Epheser 3,14-21).<br />
AUFGABE ZUM BIBELSTUDIUM<br />
• Lies für drei Wochen jeweils ein Kapitel aus dem<br />
Johannesevangelium unter der Fragestellung: Wie<br />
zeigt sich die Schönheit und Herrlichkeit Jesu in<br />
diesen Texten?<br />
2 Bekenntnis von Nicäa. http://de.wikipedia.org/wiki/Bekenntnis_<br />
von_Nicäa (abgerufen am 12. Februar 2015).<br />
3 Rutherford, Samuel (2009): The Loveliness of Christ. Edinburgh:<br />
Banner of Truth.<br />
Stefan Beyer (*1982) ist glücklich verheiratet und unter<br />
anderem Pastor der Evangeliumsgemeinde Jena sowie Blogger<br />
auf www.inara.tv.<br />
7
Text von Waldemar Dirksen<br />
<strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> hat ohne Rücksicht auf menschliche<br />
Befindlichkeiten im eigenen Namen und mit eigener Autorität seine<br />
göttlichen Maßstäbe gelehrt. Die Autorität der Bergpredigt kommt<br />
daher von <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> selbst.<br />
Und es geschah, als <strong>Jesus</strong> diese Worte beendet<br />
hatte, erstaunte die Volksmenge über seine<br />
Lehre, denn er lehrte sie wie einer, der<br />
Vollmacht hat, und nicht wie die Schriftgelehrten<br />
(Matthäus 7,28-29).<br />
Die Volksmenge war erstaunt, nachdem <strong>Jesus</strong> die<br />
Bergpredigt beendet hatte, „denn er lehrte sie wie einer,<br />
der Vollmacht hat, und nicht wie die Schriftgelehrten“<br />
(Matthäus 7,29). Im griechischen Urtext steht ein starker<br />
Ausdruck, den man auch mit „entsetzt sein“ oder<br />
„wie vom Donner gerührt sein“ wiedergeben kann. Die<br />
Bergpredigt hat die Herzen der Zuhörer aufgewühlt<br />
und die Fundamente ihres Denkens erschüttert. Offensichtlich<br />
wirkte diese Predigt nicht wie eine Schlaftablette,<br />
so wie es heute leider viele Predigten tun.<br />
Die Bibel berichtet mehrfach, wie die Verkündigung<br />
von Gottes Wort auf Menschen gewirkt hat.<br />
Nach der Pfingstpredigt von Petrus heißt es: „Als sie<br />
aber das hörten, ging’s ihnen durchs Herz, und sie<br />
sprachen zu Petrus und den anderen Aposteln: Ihr<br />
Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun?“ (Apostelgeschichte<br />
2,37). Anders war es bei Stephanus. Als<br />
der Hohe Rat seine Rede hörte, „ging’s ihnen durchs<br />
Herz und sie knirschten mit den Zähnen über ihn“<br />
(Apostelgeschichte 7,54). Ein ansprechendes Beispiel<br />
finden wir im Alten Testament. Unmittelbar nach<br />
der babylonischen Gefangenschaft wurde das Volk im<br />
Gesetz unterwiesen. Esra und die Leviten „legten das<br />
Buch des Gesetzes klar und verständlich aus, so dass<br />
man verstand, was gelesen worden war“ (Nehemia 8,8).<br />
Im folgenden Vers wird von der Reaktion des Volkes<br />
berichtet: „alles Volk weinte, als sie die Worte des Gesetzes<br />
hörten“ (Nehemia 8,9). Vollmächtige Verkündigung<br />
lässt den Zuhörer nicht kalt und gleichgültig<br />
sitzen. Sie fordert den Zuhörer heraus, entweder die<br />
Botschaft anzunehmen oder abzulehnen. Kraftlose und<br />
oberflächliche Verkündigung fördert hauptsächlich den<br />
„geistlichen Schlaf“.<br />
Die Verkündigung von Gottes Wort hat in unseren<br />
Versammlungen meist einen zentralen Platz. Das ist gut<br />
so, denn das Evangelium soll stets im Mittelpunkt bleiben.<br />
Wir sollten uns allerdings fragen: Geschieht unsere<br />
Verkündigung mit oder ohne Vollmacht? Die Volksmenge<br />
hat damals eindeutig festgestellt, dass <strong>Jesus</strong> mit<br />
Vollmacht gelehrt hat. Wegen der Vollmacht hat <strong>Jesus</strong><br />
sich von den Schriftgelehrten deutlich unterschieden:<br />
© Illustration: Peter Voth 9
<strong>Jesus</strong> saß auf dem Berg und lehrte<br />
mit Vollmacht; die Schriftgelehrten<br />
saßen auf dem Stuhl Moses,<br />
aber sie lehrten ohne Vollmacht.<br />
Wir sind heute in der Verkündigung<br />
mehr den Schriftgelehrten<br />
ähnlich als unserem Herrn, weil<br />
uns in der Regel die Vollmacht<br />
fehlt.<br />
Im Folgenden soll Jesu<br />
Vollmacht bei der Bergpredigt eingehend<br />
betrachtet werden. Sie ist<br />
ohne Zweifel einzigartig. Diese Art<br />
von Vollmacht kann kein Mensch<br />
für sich beanspruchen.<br />
JESUS HAT IM EIGENEN<br />
NAMEN UND MIT EIGENER<br />
AUTORITÄT GELEHRT<br />
In der Bergpredigt ist auffallend,<br />
dass <strong>Jesus</strong> seine Aussagen oft mit<br />
den Worten „Wahrlich, ich sage<br />
euch“ einleitet. Zum Beispiel in<br />
Matthäus 5,18: „Denn wahrlich,<br />
ich sage euch: Bis Himmel<br />
und Erde vergehen, wird nicht<br />
vergehen der kleinste Buchstabe<br />
noch ein Tüpfelchen vom Gesetz,<br />
bis es alles geschieht.“ Im fünften<br />
Kapitel ist zudem folgende Gegenüberstellung<br />
sechsmal zu finden:<br />
„Ihr habt gehört, dass gesagt ist …<br />
Ich aber sage euch.“ Im sechsten<br />
Kapitel sagt <strong>Jesus</strong> dreimal in Bezug<br />
auf Heuchler: „Wahrlich, ich sage<br />
euch: Sie haben ihren Lohn schon<br />
gehabt.“ Mit dieser Einleitung<br />
beansprucht <strong>Jesus</strong> Autorität für<br />
sich und seine Lehre. Er hat dabei<br />
nicht zaghaft herumgeeiert, sich<br />
auch nicht entschuldigt, dass er<br />
seinen Zuhörern zu nahe tritt. In<br />
seinen Worten ist keine Spur von<br />
Unsicherheit zu erkennen. <strong>Jesus</strong><br />
„sagte seine Botschaft, wie Richter<br />
ihr Urteil verkünden. Seine Lektionen<br />
waren Gesetz; sein Wort war<br />
ein gebietendes Wort. <strong>Christus</strong><br />
zeigte auf dem Berg mehr echte<br />
Autorität, als sie die Gesetzeslehrer<br />
auf Moses Stuhl zeigten“ (Matthew<br />
Henry). Die Bergpredigt vermittelt<br />
jedoch nicht den Eindruck,<br />
dass <strong>Jesus</strong> bombastisch aufgetreten<br />
ist. Er war schlicht und bescheiden<br />
und gleichzeitig fest und mutig. So<br />
manche menschliche Traditionen<br />
hat er vom Tisch gefegt und im<br />
Anschluss klare Maßstäbe gesetzt<br />
(vgl. Matthäus 6, 2-4; 5-7; 16-18).<br />
Ohne Rücksicht auf menschliche<br />
Befindlichkeiten hat er seine göttlichen<br />
Maßstäbe vermittelt. Er war<br />
dabei furchtlos und souverän. Wir<br />
neigen gelegentlich dazu, unsere<br />
Furcht beim Predigen gutzuheißen,<br />
aber lasst uns doch ehrlich<br />
sein: 99% davon ist doch nur<br />
Menschenfurcht. Sicherlich wäre<br />
es lobenswert, wenn diese Furcht<br />
tatsächlich Gottesfurcht wäre.<br />
DIE AUTORITÄT DER<br />
BERGPREDIGT KOMMT<br />
VON JESUS CHRISTUS<br />
In der Bergpredigt spricht <strong>Jesus</strong><br />
mehrfach indirekt über die Bedeutung<br />
seiner Person. Beispielsweise<br />
in der letzten Seligpreisung bringt<br />
er die Erwartung zum Ausdruck,<br />
dass Menschen bereit sein sollen,<br />
um seines Namens willen zu<br />
leiden: „Selig seid ihr, wenn euch<br />
die Menschen um meinetwillen<br />
schmähen und verfolgen und<br />
reden allerlei Übles gegen euch,<br />
wenn sie damit lügen“ (Matthäus<br />
5,14). In Matthäus 5,17 hebt er<br />
sich von der allgemeinen Menschheit<br />
ab: „Ihr sollt nicht meinen,<br />
dass ich gekommen bin, das Gesetz<br />
und die Propheten aufzulösen;<br />
ich bin nicht gekommen aufzulösen,<br />
sondern zu erfüllen.“ Er ist<br />
10
von der Ewigkeit bzw. Herrlichkeit<br />
gekommen, um die Prophezeiungen<br />
aus dem Gesetz und den<br />
Propheten zu erfüllen. Außerdem<br />
offenbart er sich in der Bergpredigt<br />
indirekt als Herr, wenn er<br />
sagt: „Es werden nicht alle, die<br />
zu mir sagen: Herr, Herr!, in das<br />
Himmelreich kommen, sondern<br />
die den Willen tun meines Vaters<br />
im Himmel.“ Hiermit kritisiert<br />
er nicht die Anrede, sondern dass<br />
man dieser Anrede nicht die wahre<br />
Bedeutung beimisst. Er erwartet<br />
unsere Unterwerfung unter seine<br />
Herrschaft. Zudem offenbart er<br />
sich als künftiger Weltrichter:<br />
„Dann werde ich ihnen bekennen:<br />
Ich habe euch noch nie gekannt;<br />
weicht von mir ihr Übeltäter!“<br />
<strong>Jesus</strong> wird einmal auf dem Thron<br />
der Herrlichkeit sitzen und die<br />
Welt richten, indem er wie ein<br />
Hirte die Schafe von den Böcken<br />
scheiden wird. Am Ende der<br />
Bergpredigt betont er die Bedeutung<br />
seiner Lehre: „Wer diese<br />
meine Rede hört und tut sie, der<br />
gleicht einem klugen Mann, der<br />
sein Haus auf Fels baute“ (Matthäus<br />
7,24). Unsere Reaktion auf<br />
seine Lehre bestimmt unser ewiges<br />
Schicksal.<br />
Die Bergpredigt und die<br />
Person des Bergpredigers hängen<br />
zusammen. In der Bergpredigt<br />
offenbart sich <strong>Jesus</strong> indirekt als<br />
die zentrale Figur. Wenn wir heute<br />
das Evangelium verkündigen,<br />
dann ist die Botschaft größer als<br />
der Botschafter. Wir haben nicht<br />
das Recht, unsere Meinungen<br />
und persönlichen Beispiele zum<br />
allgemeinen Maßstab zu erheben.<br />
Persönliche Beispiele dürfen nur<br />
eingesetzt werden, um göttliche<br />
Wahrheiten zu veranschaulichen,<br />
wobei biblische Beispiele dazu<br />
meist besser taugen, weil sie inspiriert<br />
sind. Unsere Person muss im<br />
Hintergrund stehen. Bei <strong>Jesus</strong> ist<br />
es anders. Durch seine Person bekommt<br />
die Bergpredigt Autorität.<br />
Das sehen viele Leser leider nicht.<br />
Was die Bergpredigt so besonders<br />
macht, sind in erster Linie nicht<br />
die hohen moralischen Grundsätze,<br />
sondern die Tatsache, dass die<br />
Bergpredigt von dem Sohn Gottes<br />
kommt.<br />
Als Leser der Bibel bewunderst<br />
du die Bergpredigt. Ihre edlen<br />
moralischen Prinzipien sind für<br />
dich ein Spiegel, in den du gerne<br />
hineinschaust. Du merkst dabei,<br />
wie weit dein Innenleben von den<br />
Anforderungen der Bergpredigt<br />
entfernt ist, aber du siehst vielleicht<br />
nicht, dass du vom Bergprediger<br />
selbst ebenfalls weit entfernt<br />
bist. Deine Gemeinschaft mit ihm<br />
findet in der Regel nur flüchtig<br />
durch Bibellese und routiniertes<br />
Gebet statt. Er ist nicht dein Brot<br />
des Lebens. Du nährst deine Seele<br />
hauptsächlich von guten menschlichen<br />
Beziehungen und guten<br />
Aktivitäten in deiner Freizeit. Du<br />
baust somit dein Leben auf Sand.<br />
Suche vertraute Gemeinschaft mit<br />
dem Bergprediger selbst. Dein<br />
Herz soll sich an ihm erfreuen. Er<br />
soll das Fundament deines Lebens<br />
sein. Denn er hat Vollmacht –<br />
nicht nur in der Verkündigung,<br />
sondern auch über Leben und<br />
Tod. Er sagt über sich: „Mir ist<br />
gegeben alle Gewalt im Himmel<br />
und auf Erden“ (Matthäus 28,18).<br />
Damit bezeugt er, dass er uneingeschränkte<br />
Vollmacht hat. So einem<br />
Herrn dürfen wir folgen und ihn<br />
anbeten.<br />
WEITERFÜHRENDE FRAGEN<br />
• Die Vollmacht Jesu war ein<br />
Streitpunkt zwischen <strong>Jesus</strong> und<br />
den Juden. Untersuche dazu<br />
Mk. 11,28-33; Lk. 20,1-8;<br />
Joh. 12,49-50.<br />
• Definiere Vollmacht ausgehend<br />
von 1. Thessalonicher<br />
1,5.<br />
• Warum fehlt heute oft die<br />
Vollmacht bei der Verkündigung?<br />
Waldemar Dirksen (*1982) ist als<br />
Lehrer in Bonn tätig. Als Mitbegründer<br />
von <strong>Timotheus</strong> gehört er zu den<br />
regelmäßigen Autoren des <strong>Magazin</strong>s.<br />
11
Text von Thomas Hochstetter<br />
Mittler zwischen Gott und Mensch waren seit dem Sündenfall ein<br />
fester Bestandteil im Plan Gottes. Doch sie waren nur ein schwacher<br />
Vorschatten auf den ultimativen, perfekten und letzten Hohepriester<br />
aller Zeiten: <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong>.
GESUCHT: BRÜCKENBAUER<br />
Um eine Brücke zu<br />
bauen, benötigt man<br />
einen Brückenbauer<br />
mit Wissen über Statik<br />
und wie sich Materialien<br />
verhalten. Es ist umso wichtiger,<br />
wenn diese Brücke eine große<br />
Kluft überbrücken soll.<br />
Am 26. August 1907 kollabierte<br />
die bis heute längste Auslegerbrücke<br />
„Pont de Québec“, noch<br />
bevor sie eröffnet werden konnte,<br />
unter ihrer eigenen Last. Der<br />
kanadische Brückenbauer und sein<br />
Team hatten das Eigengewicht der<br />
Brücke falsch berechnet. Dieses<br />
„kleine Missgeschick“ kostete<br />
damals 70 Arbeitern das Leben.<br />
Auch wenn es eines der<br />
schlimmsten Brückentragödien der<br />
Geschichte war, ist es doch nichts<br />
im Vergleich zu der Tragödie,<br />
welche Milliarden von Menschen<br />
ihr Leben kostet, indem sie für alle<br />
Ewigkeit in die Hölle gehen.<br />
Wie die Brückenbauer in Québec<br />
bauen auch diese Menschen an<br />
morschen und falsch berechneten<br />
Brücken.<br />
Aber lasst mich von vorne<br />
beginnen: Als Gott Adam und Eva<br />
erschuf, brachte Er den Menschen<br />
in eine perfekte und sündlose<br />
Welt, in welcher die Beziehung<br />
zu Ihm ewiges Leben und völlige<br />
Erfüllung bedeutete. Gott erschuf<br />
den Menschen, um in allem völlig<br />
von Ihm abhängig zu sein (siehe 1.<br />
Mose 2,7-8).<br />
In 1. Mose 3 erfahren wir<br />
dann, weshalb wir heute in einer<br />
gebrochenen Welt leben, die für<br />
alle von uns nach mehreren Jahrzehnten<br />
im Tod unseres Körpers<br />
endet (Prediger 12,1-8). Als Adam<br />
und Eva aufhörten Gott anzubeten<br />
brachten sie, durch den ersten<br />
Akt des Ungehorsams, Sünde und<br />
Tod in eine Welt, die keines von<br />
beidem kannte (Römer 5,12).<br />
Theologen sprechen oft von einer<br />
Kluft, die nun zwischen Menschen<br />
und Gott gerissen wurde.<br />
Eine Kluft, die unendlich weit und<br />
vollkommen unüberwindbar für<br />
uns ist (Epheser 2,1-3). Wir stehen<br />
auf der dunklen, endlichen Seite<br />
des Ufers und können nur noch<br />
erahnen, dass es auf der anderen<br />
Seite Leben und Ewigkeit gibt.<br />
Paulus gibt uns Einsicht in<br />
die Erschaffung jedes Menschen,<br />
wenn er in Apostelgeschichte 17<br />
den spottenden Philosophen auf<br />
dem Aeropag erklärt, dass Gott:<br />
„aus einem Blut jedes Volk der<br />
Menschheit gemacht [hat], dass sie<br />
auf dem ganzen Erdboden wohnen<br />
sollen, und hat im Voraus verordnete<br />
Zeiten und die Grenzen ihres<br />
Wohnens bestimmt, damit sie<br />
den Herrn suchen sollten, ob sie<br />
ihn wohl umhertastend wahrnehmen<br />
und finden möchten“ (Apg.<br />
17,26-27).<br />
Paulus sagt hier, dass jeder<br />
Mensch von Beginn an mit einem<br />
Navigationssytem ausgestattet<br />
worden ist, was auf die andere Seite<br />
der Kluft programmiert wurde.<br />
Das Problem ist nur, dass dieses<br />
Navi kein Signal mehr empfängt,<br />
und somit nie weiß, wo es ist oder<br />
wo es hin soll. Es befindet sich im<br />
Blindflug.<br />
In diesem Zustand wanderten<br />
wir alle einmal über so manch<br />
eine marode Brücke, welche uns<br />
vorgaukelte der richtige Weg zu<br />
sein (1 Korinther 6,9-11). Und<br />
doch war sie es nie.<br />
Der einzige Weg, um wieder zu<br />
der Beziehung zurück zu kehren,<br />
welche der Mensch mit Gott hatte,<br />
zu welcher er erschaffen wurde,<br />
ist durch Hilfe von außen: wir<br />
brauchen einen Mittler. Nennen<br />
wir ihn mal den Brückenbauer, der<br />
hoffentlich genug Ahnung und Fähigkeiten<br />
besitzt, eine solide Brücke<br />
zu bauen, die uns auch sicher<br />
an das Ziel bringt. Einen Weg, der<br />
uns zurück zu Gott bringt!<br />
EIN DIENST FÜR MITTLER:<br />
DAS PRIESTERTUM<br />
Schon direkt nach Adam und Evas<br />
Sündenfall versprach Gott, dass<br />
es einen „Brückenbauer“ geben<br />
würde, der dafür sorgen würde,<br />
dass das Übel, welches sie gebracht<br />
hatten, auch wieder zerstört werden<br />
würde. Das Licht der ersten<br />
Evangeliumsbotschaft schien<br />
gerade im dunkelsten Moment der<br />
Menschengeschichte:<br />
„Und ich will Feindschaft<br />
setzen zwischen dir und der Frau,<br />
zwischen deinem Samen und ihrem<br />
Samen: Er wird dir den Kopf<br />
zertreten, und du wirst ihn in die<br />
Ferse stechen“ (1. Mose 3,15).<br />
Nach 1. Mose 3 gab Gott<br />
den Menschen Diener aus ihren<br />
eigenen Reihen, welche augen-<br />
© Illustration: Peter Voth 13
scheinlich dafür sorgen sollten, dass dieses Sündenproblem<br />
zwischen Mensch und Gott, zumindest zeitweise,<br />
aufgehoben werden konnte. Diese Diener waren die<br />
Priester (siehe 2. Mose 28,1-4), welche vor Gott Opfer<br />
darbringen mussten, damit Sein Volk gereinigt vor Ihm<br />
stehen konnte (Hebräer 5,1-3).<br />
Gewöhnlich assoziieren wir das Priestertum mit<br />
dem jüdischen Volk. Es gab aber auch schon Priester,<br />
bevor Israel überhaupt eine Nation war. Im Hebräerbrief<br />
lesen wir von einem großen Priester mit dem<br />
Namen Melchisedek, dem Abraham den Zehnten darbrachte<br />
(Hebräer 7,1-2 vgl. 1. Mose 14,17-20). Dieser<br />
Melchisedek wurde der Hohepriester Gottes (1. Mose<br />
14,18) genannt, noch bevor es Aaron und die Leviten<br />
gab! Das erstaunliche daran ist, dass es schon von Anfang<br />
an Gottes Plan war, alle Nationen zu segnen und<br />
nicht nur dieses eine Volk.<br />
Vor ein paar Tagen war ich mit einem Pastor aus<br />
Colorado im Berliner Pergamon Museum. Es ist<br />
wirklich ein faszinierender Ort, voller wertvoller und<br />
(vor allem) biblisch fundierter Geschichte. Man kann<br />
das Tor betrachten, durch welches Daniel vor ca. 2600<br />
Jahren jeden Tag gelaufen ist (Ischtar Tor)! Am meisten<br />
hat mich aber die Vergänglichkeit des Menschen<br />
beeindruckt. Jeder dort abgebildete König baute sich<br />
Monumente „für die Ewigkeit“. Und doch ist jeder<br />
einzelne gestorben. Und sein Reich mit ihm. Das ist<br />
ernüchternd.<br />
Eine weitere Sache hat mich noch beeindruckt:<br />
die Menschen hatten schon immer Priester um sich<br />
geschart, welche irgendeine „Gottheit“ besänftigen sollten.<br />
Man findet in diesem Museum einiges an Altären<br />
und Opferstätten. Es zeigt deutlich auf, dass Paulus auf<br />
dem Aeropag völlig Recht hatte: der Mensch versucht<br />
zu Gott zurückzukehren!<br />
EIN ORT FÜR MITTLER: DIE STIFTSHÜTTE<br />
Nach dem Bundesschluss am Berg Sinai (2. Mose 24)<br />
gab Gott seinem Volk einen Ort, an dem sie Ihm endlich<br />
begegnen konnten: die Stiftshütte. Gott war sehr<br />
genau und deutlich, wie dieser Ort beschaffen sein sollte.<br />
Er sagte zu Mose „mache alles genau so, wie ich es<br />
dir befehlen werde“. Und so kennen wir alle die langen<br />
Kapitel von 2. Mose 25 bis tief in 4. Mose hinein. In<br />
scheinbar unendlichem Detail wird dort jeder einzelne<br />
Gegenstand und jede Aufgabe beschrieben. Es gab dort<br />
kein überschüssiges Instrument oder eine Aufgabe, die<br />
nur halbherzig oder gar nicht erledigt werden konnte.<br />
Und was für eine Arbeit dort stattfand! Hast du dir<br />
die Stiftshütte schon einmal angesehen? Sie bestand aus<br />
2 Zelten und einem Vorhof. Auf dem Vorhof standen<br />
der bronzene Brandopferaltar und das Wasserbecken<br />
für die Reinigung der Priester, bevor sie in das Zelt<br />
eintreten konnten. Der erste Teil des Zeltes war für die<br />
tägliche Verrichtung der Opfergaben gedacht. Dort<br />
stand der Räucheraltar, der Schaubrottisch und der<br />
goldene Ölleuchter. Der zweite Teil des Zeltes, das Allerheiligste,<br />
war durch einen Vorhang getrennt, hinter<br />
welchem die Bundeslade war. Und sonst nichts. Diesen<br />
Bereich konnte nur der Hohepriester betreten, um<br />
Sühnung für das ganze Volk zu erwirken, und das auch<br />
nur einmal im Jahr.<br />
Sehr interessant! Ist dir schon einmal aufgefallen,<br />
was es in diesem Zelt nicht gab? Es gab nichts, worauf<br />
man sich setzen konnte! Die ganze Einrichtung der<br />
Stiftshütte war darauf ausgerichtet, dass dieser Dienst<br />
ohne Unterlass vonstattenging. Sie mussten dies unaufhörlich<br />
tun, denn es gab mehrere Probleme: Sie selbst<br />
waren Sünder und benötigten, wie alle anderen, Reinigung<br />
von Sünden (Hebräer 5,3). Ihr Dienst war durch<br />
ihren Tod zeitlich begrenzt (Hebräer 7,23 - zum Ende<br />
aller menschengemachter Religionen!) und Ihre Opfer<br />
waren letztendlich nutzlos, „denn unmöglich kann das<br />
Blut von Stieren und Böcken Sünden hinwegnehmen“<br />
(Hebräer 10,4). Die Priester waren von Gott eingesetzte<br />
Brückenbauer, welche unermüdlich, jeden Tag Opfer<br />
verrichten mussten, um etwas zu erreichen, was sie nie<br />
wirklich erreichen konnten, nämlich Befreiung von<br />
Sünde und somit eine Rückkehr zu Gott. Das Priestertum<br />
in Israel konnte keine Brücke bauen, welche zum<br />
anderen Ende der Kluft reichen würde!<br />
GEFUNDEN: DER LETZTE HOHEPRIESTER<br />
In diese hoffnungslose Situation hinein schickte Gott<br />
sein Versprechen aus 1. Mose 3,15, indem Er Seinen<br />
eigenen Sohn, die zweite Person des dreieinigen<br />
Gottes, in diese Welt brachte. Nicht als König. Nicht<br />
als Kriegsherr. Nicht als Präsident. Nicht als Herrscher,<br />
sondern als Diener und Opferlamm!<br />
<strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> kam in diese Welt, um eine Brücke<br />
zu bauen, die wirklich bis zum anderen Ende<br />
hin reicht. Und das auf alle Ewigkeit! In dieser Rolle<br />
war und ist Er ein Hohepriester, welcher als Mittler<br />
zwischen Mensch und Gott steht. Der Schreiber des<br />
Hebräerbriefes erinnert uns an diese Tatsache, wenn er<br />
sagt, dass <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> „von Gott genannt: Hohepriester<br />
nach der Weise Melchisedeks“ ist (Hebräer 5,10; siehe<br />
auch 5,6-7).<br />
Der ganze Brief an die Hebräer macht deutlich,<br />
dass dieser Hohepriester über alles erhaben ist. Er ist<br />
erhaben über Engel (1,4ff). Er ist erhaben über Mose<br />
(3,1ff). Letztendlich ist er auch erhaben über alle Hohenpriester<br />
der Menschen (5,1ff). Aber was macht Ihn<br />
erhabener als alle Engelswesen, die größten Propheten<br />
und gar die Mittler zwischen Gott und Menschen?<br />
Was machte <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> zum letzten Hohenpriester?<br />
<strong>Jesus</strong> wurde durch Gott zum Dienst berufen<br />
(Hebräer 5,6; 10): Alle Hohepriester vor Ihm waren<br />
Priester wegen ihres Geschlechtsregisters. <strong>Jesus</strong> aber war<br />
kein Mittler alleine wegen seiner Herkunft, sondern<br />
Er war auch ein Mittler wegen Seines Charakters (wie<br />
Melchisedek).<br />
<strong>Jesus</strong> musste nicht für sich selbst Sühnung bewirken<br />
(Hebräer 7,26-27; 9,25): Kein Mensch war jemals rein<br />
genug, um ein akzeptables Opfer darzustellen. <strong>Jesus</strong><br />
hingegen ist Gott selbst und somit ohne Fehl und Tadel<br />
(Hebräer 4,15).<br />
14
<strong>Jesus</strong> kann sein Amt für ewig belegen (Hebräer 7,23-<br />
24): Jeder menschliche Hohepriester, egal wie moralisch<br />
gut, konnte immer nur eine kurze Zeit als Mittler<br />
zwischen Mensch und Gott stehen. Der Tod setzt<br />
allen Hoffnungen auf eine Lösung durch menschliche<br />
Religion ein Ende. <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> hat den Tod besiegt<br />
(1. Korinther 15,55-57). Seine Auferstehung war der<br />
Triumphzug. Er ist nunmehr Hohepriester für alle<br />
Ewigkeit.<br />
<strong>Jesus</strong> musste nur ein einziges Opfer bringen<br />
(Hebräer 9,26-28): Wegen ihrer Sündhaftigkeit mussten<br />
Priester immer wieder dieselben Opfer darbringen,<br />
ohne dass diese jemals genug waren (Hebräer 10).<br />
Aufgrund Seiner Gottheit (Kolosser 1,15) und Seines<br />
irdischen Gehorsams (Hebräer 5,8) war Jesu Opfer für<br />
Gott den Vater genug.<br />
<strong>Jesus</strong> musste nur ein einziges Mal in das Heiligtum<br />
eintreten (Hebräer 9,24-25): Der Hohepriester musste<br />
einmal im Jahr durch den Vorhang in das Allerheiligste<br />
eintreten, um Sühnung für das gesamte Volk zu<br />
erwirken. Aber wegen seiner Unreinheit und Sündhaftigkeit<br />
als Mensch konnte er nur ein paar Momente in<br />
der Gegenwart Gottes verbringen (vgl. 2. Mose 33,20).<br />
<strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> durchschritt den Vorhang für immer<br />
(Matthäus 27,51; Hebräer 4,14; Markus 16,19).<br />
<strong>Jesus</strong> trat in ein Heiligtum, welches nicht von Menschenhand<br />
gemacht wurde - ein Heiligtum, das unvergänglich<br />
ist (Hebräer 10,19-20): Und weil nun <strong>Jesus</strong><br />
<strong>Christus</strong> über alle Engel, Propheten und Hohepriester<br />
der Menschen erhaben war, geschah etwas, was vorher<br />
undenkbar war: „er hat sich, nachdem er die Reinigung<br />
von unseren Sünden durch sich selbst vollbracht hat, zur<br />
Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt“ (Hebräer 1,3).<br />
Zum ersten Mal in der Menschengeschichte konnte<br />
sich ein Hohepriester hinsetzen! Wieso? Weil sein Werk<br />
vollendet ist (Johannes 19,30)! Wir benötigen nun<br />
keine Opfergaben, keine Priester, kein Blutvergießen<br />
mehr. Mit dem Tod und Auferstehen Jesu Christi ist<br />
alles das für immer vorbei und erledigt. Er hat für uns<br />
ewige Sühnung erwirkt. Sein Opfer wurde angenommen.<br />
Für immer!<br />
<strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> hat eine feste und ewige Brücke<br />
gebaut, die für jeden Menschen, der an Ihn glaubt und<br />
vor Ihm Buße tut, ein Weg zurück zu Gott ist. Diese<br />
Brücke ist Er selbst (Johannes 14,6)!<br />
Es gibt noch einen anderen Grund, weshalb <strong>Jesus</strong><br />
<strong>Christus</strong> der erhabene Hohepriester ist: Hier hätte man<br />
noch einen Einwand bringen können. Man hätte noch<br />
denken können, dass die menschlichen Priester <strong>Jesus</strong><br />
eines voraus haben, nämlich, dass sie ja wissen, was es<br />
bedeutet, in Schwachheit zu leben (Hebräer 5,2). Sie<br />
wussten, wie schwierig es ist, versucht zu werden und<br />
zu fallen. Wenn du also zu ihnen kommen würdest,<br />
könnten sie dich besser verstehen, als Gott, der ja nur<br />
Perfektion ist.<br />
Aber auch in dieser Sache ist <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> ihnen<br />
gleich und zur selben Zeit erhaben: „Denn wir haben<br />
nicht einen Hohenpriester, der kein Mitleid haben könnte<br />
mit unseren Schwachheiten, sondern einen, der in allem<br />
versucht worden ist in ähnlicher Weise [wie wir], doch<br />
ohne Sünde. So lasst uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten<br />
zum Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit<br />
erlangen und Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe“<br />
(Hebräer 4,15-16). Ist das nicht herrlich? Ist das nicht<br />
ein Grund, hier auf deine Knie zu gehen und Gott zu<br />
danken? Ist das nicht ein Grund dafür, hier deine Sünde<br />
zu lassen und dem ewig Erhabenen zu folgen?<br />
Komm zu dem Hohepriester, dessen Opfer vollkommen<br />
und abschließend war. Lass all deine maroden<br />
und unfertigen Brücken, deine Götzen und weltlichen<br />
„Sicherheiten“ und vertraue dein Leben diesem letzten<br />
Hohenpriester an! Allein in Ihm finden wir einen<br />
sicheren und festen Weg zurück zu einer Beziehung mit<br />
unserem Schöpfer Gott!<br />
Letztendlich wird jeder Mensch einmal vor Ihm<br />
knien und seine Herrlichkeit, Erhabenheit und Herrschaft<br />
erkennen; entweder als Freund oder als Feind<br />
Gottes; entweder in freudiger Erwartung ewigen Lebens<br />
oder im Schrecken ewiger Hölle: „Darum hat ihn<br />
Gott auch über alle Maßen erhöht und ihm einen Namen<br />
verliehen, der über allen Namen ist, damit in dem Namen<br />
Jesu sich alle Knie derer beugen, die im Himmel und auf<br />
Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen,<br />
dass <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> der Herr ist, zur Ehre Gottes, des<br />
Vaters“ (Philipper 2,9-11). Wende dich nicht von Ihm<br />
ab! Deine ganze Hoffnung auf ewiges Leben liegt allein<br />
in Ihm!<br />
Wenn du Ihn noch nicht kennst, dann komm<br />
heute zu Ihm. Er ist fähig und willig, heute aus einem<br />
Feind einen Freund zu machen! Er wird dich niemals<br />
abweisen (Hebräer 10).<br />
AUFGABE ZUM BIBELSTUDIUM<br />
• Lies dir im kommenden Monat den Brief an die<br />
Hebräer mehrmals durch und notiere dir folgende<br />
Dinge: Jede Stelle, die <strong>Jesus</strong> als erhaben darstellt.<br />
Alle Namen für <strong>Jesus</strong>, die in dem Brief vorkommen.<br />
Jede Funktion, die Er als Hohepriester<br />
ausübt. Für jede dieser Funktionen notiere dir, wie<br />
sie auf dein Leben zutrifft und wie du Ihm heute<br />
deswegen vertrauen kannst.<br />
Thomas Hochstetter (*1977) ist am Europäischen Bibel<br />
Trainings Centrum (EBTC) in Berlin als Dozent (Hermeneutik,<br />
Homiletik) und Administrator tätig.<br />
15
Text von Patrick Böttger<br />
Sowohl die vollkommene Gottheit, als auch die vollkommene<br />
Menschheit Jesu wird von der Welt infrage gestellt. Ob er wirklich<br />
gelebt hat? Und wenn ja, ob er dann auch Gott war? Beide<br />
„Eigenschaften“ sind von größter Bedeutung, will man die Person<br />
Jesu und sein Evangelium verstehen.
<strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong>, unser guter Herr und Gott, ist<br />
wohl die am meisten geliebte und zugleich<br />
verhasste Person in der Menschheitsgeschichte.<br />
Wir selbst erleben in unserer „christlichen“<br />
Kultur den Niedergang des Glaubens. Unsere<br />
Gesellschaft entfernt sich immer weiter von Gott und<br />
vergisst nach und nach seine Offenbarungen. Selbst<br />
wir als Gläubige stehen in der Gefahr, uns von den<br />
Reaktionen dieser Welt beeinflussen zu lassen. Durch<br />
die Medien und unterschiedliche Einrichtungen soll<br />
uns deutlich gemacht werden: „Wir sind eine Welt von<br />
Wissen, Intellekt und Fortschritt. Ein Gott und Erlöser.<br />
Ja, eine absolute Wahrheit ist vollkommen überflüssig.“<br />
Unsere Gesellschaft braucht keinen Gott. Der Intellekt<br />
des Menschen würde ausreichen und entwickelt<br />
genug sein, um Land und Kultur zu perfektionieren<br />
und irgendwann allen ein gemeinsames und angenehmes<br />
Leben zu ermöglichen. In all diesem Reichtum<br />
und Fortschritt wird vergessen, dass einst ein Mensch<br />
auf dieser Erde wandelte, der sowohl das Universum<br />
als auch die Erde und den Menschen durch sein Wort<br />
erschuf.<br />
Als Glaubende dürfen wir wissen, dass alles durch<br />
ihn und zu ihm hin geschaffen wurde. Dennoch neigen<br />
wir dazu, nicht standhaft zu unserem Herrn zu stehen<br />
und ihn nicht treu zu verkündigen. Sind wir noch<br />
von der Größe seiner Macht, Herrlichkeit und Demut<br />
ergriffen? Ich befürchte, dass unsere Begeisterung für<br />
<strong>Jesus</strong> in unseren Herzen geringer ist, als sie sein sollte.<br />
Deswegen möchte ich uns gerne die Erhabenheit Jesu<br />
Christi erneut vor Augen malen. Zuerst kurz zu seiner<br />
Gottheit. Die Gottheit Christi wird mittlerweilse sogar<br />
unter „Christen“ in Frage gestellt.<br />
Im Hebräerbrief möchte der Schreiber die Erhabenheit<br />
Jesu deutlich machen, sowohl die Person<br />
Jesu als auch seinen vollkommenen Dienst im neuen<br />
Bund. Die Empfänger des Briefes befinden sich in der<br />
Zerstreuung und leiden unter den Verfolgungen. Sie<br />
sind träge geworden und neigen dazu, in ihren Herzen<br />
zum alten Bund zurückzukehren. Der Schreiber stellt<br />
sie dem alten Israel gegenüber, welches viele große Vorrechte<br />
als Gottes Volk genoss, die aber dem damaligen<br />
Wort nicht glaubten, obwohl sie so vieler und großer<br />
Offenbarungen teilhaftig wurden. Er möchte ihnen<br />
aufzeigen, dass sie in ähnlicher Weise wie Israel, zurück<br />
nach „Ägypten“ wollen. Darum gibt er sich solche<br />
Mühe, ihnen klar zu machen, dass sie jetzt zu dem neuen<br />
und besseren Bund gehören. Wie ein Vater ermutigt<br />
und ermahnt er seine Empfänger, dass sie mit Ausharren<br />
„laufen“ und auf das Zukünftige schauen sollen.<br />
Zu Beginn schreibt er: „Nachdem Gott vielfältig<br />
und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet<br />
hat in den Propheten, hat er am Ende dieser Tage zu<br />
uns geredet im Sohn …, er, der Ausstrahlung seiner<br />
Herrlichkeit und Abdruck seines Wesens ist.“<br />
Hier betont er, dass das durch <strong>Jesus</strong> verkündigte<br />
Wort erhabener ist als das zuvor verkündigte. Zum<br />
einen spricht Gott nun direkt zu uns und zum anderen<br />
ist <strong>Jesus</strong> als Person die Ausstrahlung der Herrlichkeit<br />
und der Abdruck des Wesens Gottes. Diese Offenbarung<br />
in und durch <strong>Jesus</strong> ist so groß, dass der Schreiber<br />
des Briefes sagt: „Deswegen müssen wir umso mehr auf<br />
das achten, was wir gehört haben, damit wir nicht etwa<br />
abgleiten. Denn wenn das durch Engel geredete Wort<br />
fest war und jede Übertretung und jeder Ungehorsam<br />
gerechte Vergeltung empfing, wie werden wir entfliehen,<br />
wenn wir eine so große Rettung missachten?“<br />
Er stellt klar, dass es schon damals schlimm war,<br />
dem Wort ungehorsam zu ein. Doch jetzt, da Gott<br />
nun direkt zu uns spricht, durch <strong>Jesus</strong>, so müssen wir<br />
mit einer noch größeren Strafe rechnen, wenn wir sein<br />
Wort missachten. Es ist wichtig, eine solche Aussage<br />
im gesamten Kontext des Briefes zu verstehen. Hier<br />
möchte der Schreiber deutlich machen, mit wem wir<br />
es zu tun haben. Das Halten der Gebote macht uns<br />
nicht angenehm vor Gott, aber er möchte den Lesern<br />
klar machen, dass wir es mit einer außergewöhnlichen<br />
Rettung und Offenbarung zu tun haben. Unser Herr<br />
<strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> ist nicht irgendein weiterer Prophet, der<br />
Gottes Wort weitergegeben hat. Er ist der Sohn Gottes<br />
und hat uns mit seinem teuren und kostbaren Blut<br />
erkauft. Er hat uns den Vater kund gemacht und seine<br />
Worte sind Geist und Leben.<br />
Uns wird es gut tun, wenn wir uns wirklich bewusst<br />
machen, was dies für uns bedeutet. Wir sind Teilhaber<br />
einer solch großen Rettung geworden, dass wir niemals<br />
genügend anbeten könnten. Er hat uns zu seinem<br />
Eigentum gemacht und somit dazu bestimmt, seinem<br />
Namen Ehre zu bringen. Wir sollten darauf achten,<br />
dass wir nicht in ähnlicher Weise wie die Empfänger<br />
des Hebräerbriefes träge und mutlos werden. Das<br />
Mittel dazu ist, über Jesu Größe nachzusinnen und die<br />
Vorrechte, derer wir teilhaftig geworden sind, nicht<br />
gering zu schätzen.<br />
Leider möchten manche „christliche“ Einrichtungen<br />
<strong>Jesus</strong> nicht mehr als den einzigen Weg predigen.<br />
Man möchte es vermeiden, anzuecken oder Unruhe zu<br />
verursachen. Doch <strong>Jesus</strong> ist der Stein, den die Bauleute<br />
verworfen haben. Den Ungläubigen ist er ein Stein<br />
des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses. Dieser <strong>Jesus</strong><br />
ist zum Eckstein geworden. Jedem, der glaubt, ist er<br />
die Kostbarkeit. Allen anderen ist er ein Grund zum<br />
Anstoß. Damals wurde <strong>Jesus</strong> für seine Taten geliebt,<br />
aber für seine Worte wurde er gehasst. Darum wird<br />
auch heute ein anderer <strong>Christus</strong> gepredigt. Einen, den<br />
es zwar nicht gibt, der aber jedem gefällt. Es wird ein<br />
<strong>Christus</strong> gepredigt, der die Sünde nicht so ernst nimmt.<br />
Der noch mal ein Auge zudrückt und dem ein heiliger<br />
Wandel nicht so wichtig ist. Sich zu einem <strong>Jesus</strong> zu<br />
bekennen, dem Sünde und Heiligkeit nichts bedeuten,<br />
ist gleichzusetzen damit, an einen Gott zu glauben, der<br />
seinen Sohn ohne Grund tötet. <strong>Jesus</strong> wäre demnach<br />
umsonst gekommen und sein stellvertretender Tod<br />
wäre unnötig. Weil Gott aber heilig und gerecht ist,<br />
musste <strong>Jesus</strong> sterben, um Sünder vor dem kommenden<br />
Gericht zu retten. Jeder, der nicht an diesen <strong>Jesus</strong><br />
der Bibel glaubt, verwirft Gott und spricht sich selbst<br />
Gericht.<br />
Es ist verständlich, dass dies nicht jedem gefällt.<br />
Aber wir sind dazu berufen, die Wahrheit zu bezeugen.<br />
Ich möchte nun nicht nur betonen, dass <strong>Jesus</strong> Gott ist,<br />
sondern ich möchte auch betonen, dass Gott in <strong>Jesus</strong><br />
© Illustration: Peter Voth 17
Mensch geworden ist. „Das Wort<br />
wurde Fleisch und wohnte mitten<br />
unter uns“ (Johannes 1,14).<br />
An dieser Stelle möchte ich<br />
uns in Erinnerung rufen, warum<br />
seine Menschwerdung so bedeutsam<br />
ist. Wir lesen im AT davon,<br />
dass Gott sich den Menschen offenbart,<br />
diese aber oft mit Furcht<br />
und Angst reagieren. Zum Beispiel<br />
in 2.Mose 20 spricht Gott zu seinem<br />
Volk die Zehn Gebote. Das<br />
Volk ist dabei so geängstigt, dass<br />
sie Mose bitten, Gott solle nicht<br />
mehr zu ihnen sprechen, denn sie<br />
haben Angst, deswegen zu sterben.<br />
Der Schreiber des Hebräerbriefes<br />
schreibt ebenfalls über diese<br />
Begebenheit: „Denn ihr seid nicht<br />
gekommen zu dem [Berg], der<br />
betastet werden könnte, und zu<br />
dem entzündeten Feuer und dem<br />
Dunkel und der Finsternis und<br />
dem Sturm und dem Posaunenschall<br />
und der Stimme der Worte,<br />
deren Hörer baten, dass das Wort<br />
nicht mehr an sie gerichtet würde<br />
denn sie konnten nicht ertragen,<br />
was angeordnet wurde: »Und<br />
wenn ein Tier den Berg berührt,<br />
soll es gesteinigt werden.« Und so<br />
furchtbar war die Erscheinung,<br />
dass Mose sagte: Ich bin voll<br />
Furcht und Zittern.“<br />
Gott kann sich den Menschen<br />
nicht ohne weiteres zeigen, ohne<br />
dass sie Schaden davon nehmen<br />
würden. Zu Mose sagt er:<br />
„Kein Mensch kann mich sehen<br />
und am Leben bleiben!“ Würde<br />
sich Gott in seiner Herrlichkeit<br />
zeigen, so müsste jeder Mensch<br />
sofort sterben. Darum ist die<br />
Menschwerdung Jesu so wertvoll<br />
und besonders. <strong>Jesus</strong> verließ<br />
seine Herrlichkeit auch, damit die<br />
Menschen Gott erkennen können.<br />
Paulus schreibt darüber an die<br />
Philipper. <strong>Jesus</strong> machte sich zu<br />
nichts und wurde ein Mensch. Er<br />
erniedrigte sich selbst und wurde<br />
gehorsam bis zum Tod am Kreuz.<br />
In diesem Brief geht es darum,<br />
dem Evangelium den richtigen<br />
Platz einzuräumen. Sie sollen<br />
fest stehen und wie ein Mann, in<br />
einem Geist und mit einer Seele<br />
zusammen für den Glauben des<br />
Evangeliums kämpfen. Er betont<br />
dabei, dass ein bestimmtes Denken<br />
dafür erforderlich ist. <strong>Timotheus</strong><br />
zum Beispiel, der um das „ihre“<br />
besorgt ist und das sucht, was des<br />
<strong>Christus</strong> ist. Oder Epaphroditus,<br />
der um des Werkes Christi willen,<br />
dem Tode nahe gekommen ist.<br />
Auch sein eigenes Denken, dass er<br />
jetzt alles als Dreck erachtet, was<br />
er zuvor als wertvoll betrachtete.<br />
Das Zentrum dieses Denkens und<br />
die Freude im Herrn finden wir in<br />
der Menschwerdung Jesu. Paulus<br />
schreibt darüber, dass wir das<br />
gleiche Denken haben sollen, wie<br />
es auch <strong>Christus</strong> hatte.<br />
Um welches Denken handelt<br />
es sich hierbei? <strong>Jesus</strong> hielt seinen<br />
Reichtum und seine Herrlichkeit<br />
nicht fest. Er erachtete diese Dinge<br />
nicht als wertvoll, sondern verließ<br />
sie gerne, um seinem Vater zu<br />
gehorchen. Der große, hocherhabene,<br />
allmächtige und unnahbare<br />
Gott machte sich zu einem<br />
Knecht. Er hat sich nahbar gemacht,<br />
wurde klein und schwach,<br />
und tat dies bereitwillig. Der Wert<br />
bestand für <strong>Jesus</strong> darin, seinem<br />
Vater zu gehorchen und ihn somit<br />
zu verherrlichen. Dies tat er sogar<br />
für seine Feinde. <strong>Jesus</strong> wusste, dass<br />
er gehasst und verachtet werden<br />
würde. Aber darauf richtete er<br />
nicht seinen Blick. Er sagt an einer<br />
Stelle: „Meine Nahrung ist, den<br />
Willen meines Vaters zu tun.“<br />
Wir selbst haben damit<br />
Schwierigkeiten. Wenn beispielsweise<br />
unser Auto einen Kratzer<br />
hat, können wir schnell dazu<br />
neigen, uns darüber zu ärgern.<br />
Wir wissen dann, dass wir Geld<br />
verlieren werden. Unser Luxus<br />
und Reichtum verleitet uns dazu,<br />
diesen als wertvoll anzusehen.<br />
Wenn wir etwas davon verlieren,<br />
so betrachten wir es als Verlust.<br />
Im Gegensatz zu <strong>Jesus</strong> denken wir,<br />
dass wir etwas Wertvolles verlieren.<br />
Auch der Umgang mit Menschen,<br />
die uns nicht sympathisch sind,<br />
fällt uns schwer. Wir kennen<br />
sicherlich Brüder in der Gemeinde,<br />
die uns nicht angenehm sind.<br />
18
Um sie machen wir lieber einen<br />
„Bogen“, denn es ist unbequem<br />
für uns ihnen zu begegnen.<br />
Stell dir vor, <strong>Jesus</strong> hätte so<br />
gedacht. Dann wären wir alle<br />
verloren, denn er hätte nicht einen<br />
Fuß auf die Erde gesetzt. Selbst<br />
seine Jünger stritten untereinander,<br />
wer von ihnen der Größte sei. Dies<br />
war sicher keine schöne Situation,<br />
zumal <strong>Jesus</strong> die ganze Zeit von<br />
Liebe und Frieden predigt.<br />
Die Liebe und Demut Jesu ist<br />
so groß, dass er sich für schwierige<br />
Menschen Zeit nimmt. Ich erinnere<br />
mich an eine Begebenheit in<br />
der Schrift, in der <strong>Jesus</strong> mit seinen<br />
Jüngern allein sein wollte. Er fährt<br />
mit ihnen an einen öden Ort,<br />
doch die Volksmenge kommt ihnen<br />
zuvor. Als <strong>Jesus</strong> dort ankommt<br />
und die große Volksmenge sieht,<br />
ist er nicht von ihnen genervt,<br />
weil sie ihn nicht in Ruhe lassen.<br />
Sondern er ist innerlich bewegt<br />
über sie, sieht ihre Verlorenheit<br />
und hat Mitleid mit ihnen. Auch<br />
die Fußwaschung ist uns ein großes<br />
Beispiel seiner Demut. <strong>Jesus</strong><br />
wäscht auch die Füße von Judas,<br />
dient ihm und tut ihm Gutes.<br />
Wir können an Jesu Handeln<br />
sehen, dass er seine Feinde geliebt<br />
hat und dass sein Denken auf etwas<br />
ganz anderes ausgerichtet war.<br />
Er schaute stets zum Vater und tat<br />
seinen Willen bereitwillig. Paulus<br />
ermahnt uns aber dazu, das gleiche<br />
Denken zu haben wie <strong>Jesus</strong>. Wir<br />
sollen genau so denken wie er. Es<br />
ist sicherlich eine große Herausforderung,<br />
aber es ist gut, danach zu<br />
streben. Er gibt sich, <strong>Timotheus</strong><br />
und Epaphroditus nicht umsonst<br />
als Beispiele dafür im Philipperbrief.<br />
Gerade in der heutigen Zeit<br />
haben wir es nötig, unser Denken<br />
richtig auszurichten. Einmal, um<br />
standhaft ihn zu verkündigen und<br />
seinem Wort treu zu sein. Aber<br />
auch, damit wir uns gegenseitig<br />
dienen und lieben, so wie er uns<br />
gedient und geliebt hat.<br />
Wenn wir die falschen Dinge<br />
als wertvoll ansehen, können wir<br />
nicht standhaft in Verfolgungen<br />
bleiben. Wir werden dann unseren<br />
Besitz festhalten und unsere Bequemlichkeit<br />
nicht aufgeben um<br />
des Evangeliums willen. Wenn wir<br />
<strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> nicht als hocherhaben<br />
sehen und unsere Rettung als<br />
gewöhnlich betrachten, dann wird<br />
unser Herz an weltlichen Dingen<br />
haften. Paulus konnte nur im Gefängnis<br />
sitzen und sich freuen, weil<br />
er nicht auf sich schaut und auf<br />
das, was er verloren hat, sondern<br />
weil er auf <strong>Christus</strong> schaut und<br />
sieht, dass das Evangelium nun<br />
noch mehr verkündigt wird. Die<br />
miserablen Umstände, in denen er<br />
sich befindet, können seine Freude<br />
im Herrn nicht trüben, denn<br />
Bequemlichkeit und Besitz sind<br />
ihm nicht wichtig. So wie auch<br />
Mose die Schätze Ägyptens nicht<br />
achtete und es vorzog, mit dem<br />
Volk Gottes geplagt zu werden.<br />
Er hielt die Schmach Christi für<br />
größeren Reichtum.<br />
Ich möchte dich gerne dazu<br />
ermutigen, dass du dir Gedanken<br />
darüber machst, wie groß die Offenbarung<br />
in <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> ist. Du<br />
darfst sein Wort sogar schriftlich<br />
haben. Sieh dies nicht als selbstverständlich,<br />
sondern mache dir<br />
bewusst, dass sein Wort sehr wertvoll<br />
ist. Es ist etwas Besonderes,<br />
Gott kennen zu dürfen, das sollten<br />
wir nicht als alltäglich hinnehmen.<br />
Mach dir Gedanken darüber, wie<br />
groß <strong>Jesus</strong> ist. Bemühe dich darum,<br />
das Denken Jesu zu begreifen,<br />
von dem Paulus schreibt. Es ist<br />
die Grundlage, um treu zu ihm<br />
zu stehen und gemeinsam, wie<br />
ein Mann, für den Glauben des<br />
Evangeliums zu kämpfen.<br />
Patrick Böttger (*1985) studiert Physik<br />
und Chemie auf Lehramt und ist<br />
Mitglied der Bibelgemeinde Meine.<br />
19
JOSIA<br />
Die Rubrik für<br />
junge Leute.<br />
Text von Simon Mayer<br />
Das Judentum lehnt <strong>Jesus</strong> als Messias ab, der Islam ihn als Sohn<br />
Gottes. Im Hinduismus spielt er als eine der millionenfachen<br />
Offenbarungen Gottes nur eine verschwindend geringe Rolle, im<br />
Buddhismus überhaupt keine. Das Christentum jedoch hat seit jeher<br />
die alles überragende Stellung Christi betont und sich darin schon<br />
immer deutlich von allen anderen Religionen unterschieden.<br />
Nur im Christentum steht <strong>Jesus</strong> an höchster, an erster Stelle.
CHRISTUS UND DIE<br />
GEMEINDE IN KOLOSSÄ<br />
Warum aber ist es so wichtig, an der<br />
Vorrangstellung Jesu festzuhalten?,<br />
mag man fragen. Die biblische<br />
Antwort darauf lautet, dass mit der<br />
Oberherrschaft Christi untrennbar<br />
seine Hinlänglichkeit für unsere Errettung verbunden<br />
ist. Nur wenn <strong>Jesus</strong> an erster Stelle steht, kann er uns<br />
auch vollkommen erlösen. Und jeder, der ein erfülltes,<br />
ewiges Leben erlangen möchte, muss unweigerlich<br />
<strong>Christus</strong> auf den Thron setzen.<br />
Diese Tatsache wird jedoch selbst in christlichen<br />
Kreisen immer mal wieder vergessen oder unterschätzt.<br />
Das war vor 2000 Jahren nicht anders als heute.<br />
Damals war durch den treuen Einsatz von Epaphras,<br />
ein Jünger von Paulus, eine kleine Gemeinde in Kolossä<br />
entstanden. Er hatte den Menschen dort das wahrhaftige<br />
Evangelium verkündet und es hatte schon reichlich<br />
Frucht gebracht: Der Glaube und die Liebe der Kolosser<br />
waren Grund zu danken. 1 Aber nun waren Irrlehrer<br />
in die Gemeinde gekommen, die seine Lehre untergruben.<br />
Sie verwirrten die Christen in Kolossä, indem<br />
sie ihnen weismachten, dass Epaphras mit der Verkündigung<br />
des Evangeliums zwar ein gutes Fundament<br />
gelegt hätte, man aber über <strong>Jesus</strong> hinausgehen müsse.<br />
Um ein Leben in wahrer Fülle erlangen zu können,<br />
gäbe und bräuchte es mehr als diesen <strong>Jesus</strong>: Mächtige<br />
Engelswesen, die man anbeten solle, spezielle Rituale<br />
und Vorschriften, an die man sich zu halten habe und<br />
geheime Erkenntnisse, in die es vorzudringen gelte. 2<br />
Als Paulus all das erfährt, ist er voller Sorge um die<br />
Kolosser. 3 Er weiß, dass sowohl ihr geistliches Wohl<br />
als auch ihr praktisches Leben bedroht ist, wenn sie<br />
diesen Irrlehrern Gehör schenken. Deshalb schreibt<br />
er ihnen einen Brief, in welchem er ein Hauptziel verfolgt:<br />
Deutlich zu machen, dass <strong>Christus</strong> größer ist als<br />
alles andere und wir als Menschen aus diesem Grund<br />
niemanden und nichts anderes brauchen als ihn allein.<br />
Und er verschwendet keine Zeit, sondern kommt sofort<br />
auf den Punkt. Nach einigen einleitenden Worten und<br />
einem Dank- und Fürbittgebet für die Kolosser beginnt<br />
er schon in den Versen 15-23 des ersten Kapitels die<br />
Vorrangstellung Christi und die Auswirkungen derselben<br />
auf unser persönliches Leben zu betonen. Dadurch<br />
gelingt es ihm, den Irrlehrern von Anfang an den<br />
Boden unter den Füßen wegzuziehen – ohne bisher ein<br />
einziges negatives Wort über sie verloren zu haben.<br />
Genau diese großartigen Verse von Paulus wollen<br />
wir nun genauer betrachten und zwar unter drei Gesichtspunkten:<br />
<strong>Christus</strong> ist erstens Herr der Schöpfung<br />
(Kolosser 1,15-17), zweitens Herr der Erlösung (Kolosser<br />
1,18-20) und drittens auch unser persönlicher Herr<br />
(Kolosser 1,21-23).<br />
1 Kolosser 1,3-8<br />
2 Kolosser 2,8.16-23<br />
3 Kolosser 2,1-3<br />
CHRISTUS — HERR DER SCHÖPFUNG!<br />
Dieser ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene,<br />
der über aller Schöpfung ist. Denn in ihm ist alles<br />
erschaffen worden, was im Himmel und was auf Erden<br />
ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es Throne<br />
oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: alles<br />
ist durch ihn und für ihn geschaffen; und er ist vor allem,<br />
und alles hat seinen Bestand in ihm. (Kolosser 1,15-17)<br />
Paulus beginnt seine Ausführungen damit, dass<br />
er das Wesen Christi in Vers 15 mit zwei Titeln<br />
beschreibt: <strong>Jesus</strong> ist „das Ebenbild des unsichtbaren<br />
Gottes“ und „der Erstgeborene aller Schöpfung [ELB]“.<br />
Beide Ausdrücke haben schon für Verwirrung gesorgt<br />
und wurden von manchen Menschen dazu missbraucht,<br />
die Stellung Christi klein zu reden. „<strong>Jesus</strong> ist<br />
das Ebenbild Gottes?“, sagen sie, „Das wird doch von<br />
uns Menschen auch gesagt! Dann ist <strong>Jesus</strong> wohl nichts<br />
Besonderes. Und er wird als der Erstgeborene bezeichnet?<br />
Das heißt doch, dass es eine Zeit gab, als er noch<br />
nicht existierte – noch nicht „geboren“ war! Von wegen<br />
A und O und so…“<br />
Wer so argumentiert, hat jedoch den Zusammenhang<br />
außer Acht gelassen und etwas Wesentliches<br />
übersehen. Denn schon im nächsten Satz macht Paulus<br />
erneut deutlich, worum es ihm geht: „…in ihm ist<br />
alles erschaffen worden…und er ist vor allem...“ Der<br />
Apostel möchte also aufzeigen, dass <strong>Christus</strong> Herr<br />
der Schöpfung ist. Er steht über allen geschaffenen<br />
Dingen und Lebewesen, denn „alles hat seinen Bestand<br />
in ihm“. <strong>Jesus</strong> ist der Ursprung, der Erhalter und das<br />
Zentrum aller Dinge.<br />
Paulus verwendet den Begriff „Erstgeborener“ an<br />
dieser Stelle nicht in zeitlicher Hinsicht, so als wollte er<br />
damit andeuten, wann <strong>Christus</strong> zu existieren begonnen<br />
hat. Er verwendet den Begriff auf dem Hintergrund des<br />
Alten Testamentes und der gesamten jüdischen Tradition<br />
in seiner hierarchischen Bedeutung. Der Erstgeborene<br />
ist nämlich in diesem Sinne der Sohn, der über allen<br />
anderen steht. Er ist derjenige, der den Segen empfängt<br />
und den doppelten Anteil des Erbes bekommt. 4 Was<br />
Paulus hier deutlich machen will, ist: <strong>Christus</strong> hat die<br />
höchste Stellung. Er steht vor allen anderen, er steht<br />
über aller Schöpfung. Er überragt alles und jeden. Es<br />
gibt einen fundamentalen Unterschied zwischen den<br />
Geschöpfen und <strong>Christus</strong>, durch den alles geschaffen<br />
wurde.<br />
Wenn <strong>Jesus</strong> jedoch kein Geschöpf ist, was ist er<br />
dann für ein Wesen? Und wie ist es möglich, dass er<br />
den Vorrang vor allen anderen hat? Die Antwort lautet,<br />
dass <strong>Christus</strong> das „Ebenbild des unsichtbaren Gottes“<br />
4 Der Erstgeborene muss dabei nicht zwingend zeitlich als erster<br />
geboren worden sein. Das wird zum Beispiel an Jakob deutlich,<br />
der seinem älteren Bruder Esau das Erstgeburtsrecht für ein Bohnengericht<br />
abkauft (siehe 1. Mose 25,27-34) oder an Manasse und<br />
Ephraim, den Söhnen Josefs, die Israel bewusst „verkehrt herum“<br />
segnet (siehe 1. Mose 48,9ff; dort heißt es in Vers 20, dass Jakob<br />
„Ephraim vor Manasse setzte“, d.h. er machte ihn faktisch zum<br />
Erstgeborenen, obwohl er der Jüngere war). Zum Erstgeburtsrecht<br />
siehe auch 5. Mose 21,15-17.<br />
© Illustration: Peter Voth 21
ist! Und damit ist nicht ausgesagt, dass <strong>Jesus</strong> ein blasses,<br />
verzerrtes Abbild von Gott darstellt, wie wir Menschen<br />
es tun. Damit ist ausgesagt, dass <strong>Christus</strong> als Sohn Gottes<br />
der perfekte Repräsentant von Gott, dem Vater, ist.<br />
Dies betont <strong>Jesus</strong> selbst, wenn er in Johannes 14,9 sagt:<br />
„Wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen.“<br />
<strong>Christus</strong> hat also durch seine Menschwerdung für uns<br />
das Unsichtbare sichtbar gemacht, er hat eine geistliche<br />
Realität offenbart, die uns sonst für immer verborgen<br />
geblieben wäre. Er kann uns die Herrlichkeit Gottes<br />
aufzeigen, weil er selbst Gott ist. Und allein deshalb,<br />
aufgrund seiner Göttlichkeit, ist ihm der höchste Rang<br />
einzuräumen.<br />
CHRISTUS — HERR DER ERLÖSUNG!<br />
Und er ist das Haupt des Leibes, der Gemeinde, er, der der<br />
Anfang ist, der Erstgeborene aus den Toten, damit er in<br />
allem der Erste sei. Denn es gefiel Gott, in ihm alle Fülle<br />
wohnen zu lassen und durch ihn alles mit sich selbst zu<br />
versöhnen, indem er Frieden machte durch das Blut seines<br />
Kreuzes — durch ihn, sowohl was auf Erden als auch was<br />
im Himmel ist. (Kolosser 1,18-20)<br />
Paulus bleibt jedoch nicht dabei stehen, die Vorrangstellung<br />
Christi nur auf die alte, gefallene Schöpfung<br />
zu beziehen. Nein, er weitet sie nun aus auf die<br />
neue, die erlöste Schöpfung. Durch <strong>Christus</strong> wurde<br />
nicht nur alles geschaffen, was geschaffen ist. Durch<br />
<strong>Christus</strong> wurde auch alles versöhnt, was zu versöhnen<br />
war. <strong>Jesus</strong> ist der Herr der Erlösung. Und wiederum<br />
benutzt der Apostel zwei Ausdrücke, um dies deutlich<br />
zu machen: <strong>Christus</strong> ist das „Haupt des Leibes, der Gemeinde“<br />
und er ist der „Erstgeborene aus den Toten“.<br />
Die parallele Verwendung des Begriffes „Erstgeborener“<br />
in den Versen 15 und 18 ist dabei offensichtlich.<br />
Genauso wie <strong>Christus</strong> die höchste Stellung in der<br />
alten, gefallenen Schöpfung innehat, so besitzt er sie<br />
auch in der neuen, erlösten Schöpfung. Warum? Weil<br />
er der „Anfang“ (V.18) ist, derjenige, der als erster<br />
selbst von den Toten zu ewigem Leben auferstanden<br />
ist. <strong>Jesus</strong> hat am Kreuz von Golgatha durch sein Blut<br />
die Versöhnung erwirkt (V.20). Aber er ist nicht im<br />
Grab geblieben, sondern wurde nach drei Tagen von<br />
Gott auferweckt. Aus diesem Grund ist er auch zum<br />
Ursprung unseres neuen Lebens geworden, sodass wir<br />
sagen können: „Ist jemand in <strong>Christus</strong>, so ist er eine<br />
neue Schöpfung; das Alte ist vergangen; siehe, es ist<br />
alles neu geworden!“ (2. Korinther 5,17)<br />
Dies gilt für alle Gläubigen – weltweit und zu<br />
allen Zeiten. Und so ist es nur angebracht <strong>Christus</strong> als<br />
„Haupt des Leibes, der Gemeinde“ (V.18) zu bezeichnen.<br />
Dieses anschauliche Bild des Leibes finden wir<br />
im Neuen Testament mehrmals. Manchmal wird es<br />
verwendet, um die Beziehung der einzelnen Gemeindemitglieder<br />
untereinander deutlich zu machen. An<br />
dieser Stelle verwendet es Paulus, um die Beziehung<br />
zwischen der gesamten Gemeinde und ihrem Herrn<br />
<strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> zu beschreiben. Die Analogie ist dabei<br />
wie folgt: Genauso wie der Kopf das Kontrollzentrum<br />
des ganzen Leibes ist, so ist auch <strong>Christus</strong> der Steuermann<br />
der Gemeinde. Genauso wie der Kopf dem Fuß<br />
und der Hand befiehlt, wie sie sich zu bewegen haben,<br />
so hat <strong>Christus</strong> die Autorität in der Gemeinde. Und<br />
genauso wie der Leib ohne Kopf tot ist, so ist auch die<br />
Gemeinde ohne <strong>Christus</strong> nicht lebensfähig.<br />
An dieser Stelle sollten wir noch bemerken, dass<br />
die Vorrangstellung Christi in der Gemeinde keine<br />
zufällige ist. <strong>Jesus</strong> diesen Platz einzuräumen, war schon<br />
immer Gottes Plan: „Denn es gefiel Gott, in ihm alle<br />
Fülle wohnen zu lassen“ heißt es in Vers 19 und direkt<br />
davor „damit er in allem der Erste sei“ (V.18). Es war<br />
Gottes Wille, sein ewiger Wunsch, <strong>Jesus</strong> die höchste<br />
Stelle zu gewähren. Nicht nur in der alten, gefallenen<br />
Schöpfung, sondern auch in der Gemeinde, der neuen,<br />
erlösten Schöpfung. Nichts sollte von seiner Herrschaft<br />
ausgeschlossen sein. Und alles, was wir für unsere Erlösung<br />
brauchen, sollte in ihm zu finden sein. Das meint<br />
Paulus, wenn er sagt, dass es Gott gefiel, in <strong>Christus</strong><br />
alle Fülle wohnen zu lassen. Er verbindet hier die Tatsache,<br />
dass <strong>Jesus</strong> an erster Stelle steht mit der Tatsache,<br />
dass <strong>Jesus</strong> unser vollkommener Erretter ist. <strong>Christus</strong> ist<br />
Herr – nicht nur Herr der Schöpfung, sondern auch<br />
Herr der Erlösung, sagt er. Und deshalb braucht es<br />
niemanden und nichts anderes als ihn allein!<br />
CHRISTUS — UNSER PERSÖNLICHER HERR!?<br />
Auch euch, die ihr einst entfremdet und feindlich gesinnt<br />
wart in den bösen Werken, hat er jetzt versöhnt in dem<br />
Leib seines Fleisches durch den Tod, um euch heilig und<br />
tadellos und unverklagbar darzustellen vor seinem Angesicht,<br />
wenn ihr nämlich im Glauben gegründet und fest<br />
bleibt und euch nicht abbringen laßt von der Hoffnung<br />
des Evangeliums, das ihr gehört habt, das verkündigt<br />
worden ist in der ganzen Schöpfung, die unter dem<br />
Himmel ist, und dessen Diener ich, Paulus, geworden bin.<br />
(Kolosser 1,21-23)<br />
Paulus wendet nun die allgemeine Wahrheit der<br />
Vorrangstellung Christi auf das Leben der Kolosser<br />
an. Und was für sie gilt, gilt für alle Christen: Wir<br />
waren einst entfremdet von und verfeindet mit Gott<br />
in unseren bösen Werken. Die Sünde hat über uns<br />
geherrscht und damit auch der Tod – nicht nur in<br />
physischer, sondern vor allem in geistlicher Hinsicht. 1<br />
Wir waren Rebellen. Wir haben Gott verneint, verleugnet,<br />
verachtet, verhöhnt. Und unsere Feindschaft mit<br />
Gott hat sich in zahlreichen feindseligen Gesinnungen<br />
gegenüber anderen Menschen gespiegelt: Der Streit mit<br />
dem Bruder oder der Schwester um das Spielzeug, die<br />
Lästerei auf der Arbeit über den nervenden Kollegen<br />
oder die negativen Gedanken ganzer Volksgruppen<br />
über andere Nationen. Verfeindung, wohin man blickt:<br />
In meinem Leben und in deinem. Die Ursache dahinter<br />
ist die Feindschaft mit Gott.<br />
Was uns als Christen jedoch anbetrifft, ist die<br />
Feindschaft mit Gott Vergangenheit! Denn <strong>Christus</strong><br />
hat uns nun mit Gott versöhnt „in dem Leib seines<br />
Fleisches durch den Tod“. Warum hat er das getan?<br />
Um uns „heilig und tadellos und unverklagbar darzustellen<br />
vor Gottes Angesicht.“ Welch eine großartige<br />
Botschaft, welch wunderbare Zukunft! Einst werden<br />
wir vor Gottes Thron stehen, vollkommen heilig und<br />
1 Vgl. Epheser 2,1-3<br />
22
von aller Sünde reingewaschen. An uns wird kein<br />
einziger Tadel mehr aufzufinden sein und deshalb kann<br />
niemand erfolgreich Anklage gegen uns erheben. Unser<br />
Herr hat alles für uns vollbracht, sein Werk auf Golgatha<br />
ist ein für alle Mal ausreichend.<br />
Die Frage, die sich deshalb stellt, ist folgende: Ist<br />
dieser <strong>Christus</strong> auch dein Herr? Kannst du von ganzem<br />
Herzen sagen, dass du einst ein Feind Gottes warst,<br />
nun aber durch den Tod Jesu für immer mit ihm<br />
versöhnt bist? Das ist die einzige Hoffnung, die wir<br />
als Menschen haben. Und an dieser Hoffnung gilt es<br />
festzuhalten. Unerschütterlich. Wir müssen die Wurzeln<br />
unseres Glaubens tief hineingraben in das einzige<br />
Fundament, das ewigen Bestand hat: <strong>Jesus</strong>, unseren<br />
Herrn. Was auch immer andere Menschen dir einreden<br />
mögen, lass dich niemals von der guten Nachricht, vom<br />
Evangelium, abbringen. Denn <strong>Christus</strong> ist der Herr<br />
der Schöpfung, er ist der Herr der Erlösung und er ist<br />
auch dein Herr, weil er dich durch sein kostbares Blut<br />
erkauft hat.<br />
GIB CHRISTUS DEN VORRANG!<br />
Es gibt nur eine angemessene Antwort auf die Wahrheit,<br />
die in diesen herrlichen Versen steckt: <strong>Christus</strong> zu<br />
erheben, ihm den Vorrang in allen Dingen zu geben<br />
und uns selbst ihm unterzuordnen. Wenn du das bisher<br />
noch nicht getan hast, dann tu es jetzt. Hier und heute.<br />
Denn er, der perfekte Repräsentant Gottes, entäußerte<br />
sich selbst und wurde ein Mensch wie wir. Er erniedrigte<br />
sich und wurde gehorsam bis zum Tod am Kreuz.<br />
Darum hat ihn Gott über alle Maßen erhöht und ihm<br />
einen Namen verliehen, der über allen Namen ist.<br />
Eines Tages wird sich jedes Knie vor ihm beugen, ob<br />
freiwillig oder gezwungenermaßen. 2 <strong>Christus</strong> hat schon<br />
längst den höchsten Rang über alle Schöpfung, darum<br />
ist es nur sinnvoll, ihm diesen Rang auch in deinem<br />
eigenen Leben zu gewähren. Wenn du das tust, darfst<br />
du wissen, dass du ihm eines Tages gleichgestaltet sein<br />
wirst. 3<br />
Wenn <strong>Jesus</strong> jedoch schon dein persönlicher Herr<br />
ist, dann lass ihn das auch Tag für Tag sein. Gib ihm,<br />
der dir seine Liebe bewiesen hat, aus Liebe den Vorrang!<br />
Bei jeder wichtigen Entscheidung, die ansteht, bei<br />
jedem Wort, das du mit deinem Nächsten wechselst,<br />
bei jeder Tätigkeit, die du ausführst, sie mag scheinbar<br />
noch so unbedeutend sein. Räum ihm den Platz ein,<br />
den er verdient: In deinen Gedanken, in deiner Alltagsgestaltung,<br />
in deiner Berufswahl, in deiner Familienplanung,<br />
in deinen Hobbys.<br />
Du, ich, wir alle wurden geschaffen für <strong>Christus</strong>,<br />
so heißt es in Vers 16. Das bedeutet, dass unser Leben<br />
absolut keinen Sinn macht, wenn wir es nicht für<br />
<strong>Christus</strong> leben. Egal nach welchem anderen Ziel wir<br />
streben, es wird uns niemals erfüllen. Da wird immer<br />
ein Gefühl der Sinnlosigkeit und Nichtigkeit zurückbleiben.<br />
Karriere, Geld, Macht, Sex, Party, Drogen.<br />
All diese Dinge werden uns niemals zufrieden stellen<br />
können. Sie sind letztendlich ein bloßes Haschen nach<br />
2 Philipper 2,5-11<br />
3 Römer 8,29; 1. Johannes 3,2<br />
Wind. Nur wenn <strong>Jesus</strong> an erster Stelle steht, wenn er<br />
das Zentrum ist, um das sich alles dreht, leben wir im<br />
Einklang mit der Ordnung des gesamten Universums.<br />
Dort sitzt <strong>Christus</strong> auf dem Thron, also sollte er es<br />
auch bei dir und bei mir tun.<br />
Was für den einzelnen gilt, gilt auch für unsere<br />
Ortsgemeinden: Wir sollten <strong>Christus</strong> den Vorrang in<br />
unseren Gemeinden geben! In jedem Gottesdienst, in<br />
den Liedern und in den Predigten. Bei jeder Mitgliederversammlung,<br />
bei jeder Wahl eines Ältesten, bei<br />
jeder finanziellen Angelegenheit. Im Kindergottesdienst,<br />
in der Jugendgruppe und im Seniorenkreis. Bei<br />
evangelistischen Aktionen, am Büchertisch, beim Kaffeekochen<br />
und Klo putzen. Wir sollten <strong>Christus</strong> den<br />
Platz einräumen, der ihm gebührt und uns darum als<br />
Gemeinden immer wieder hinterfragen, ob die Dinge,<br />
die wir tun, <strong>Christus</strong> ehren und dazu beitragen, seine<br />
Vorherrschaft über alle Schöpfung auszuweiten.<br />
Genau solch eine <strong>Christus</strong>-in-den-Mittelpunkt-rückende<br />
Lebenseinstellung wollen wir von Josia gerne<br />
fördern – gerade in der jungen Generation. Und zwar<br />
sowohl im Leben von Einzelpersonen als auch im<br />
Leben ganzer Ortsgemeinden als auch im Leben der gesamten<br />
Christenheit. Deshalb haben wir unsere Vision<br />
folgendermaßen formuliert:<br />
Josia existiert, um das Evangelium der Gnade Gottes<br />
unter jungen Menschen in Deutschland zu verbreiten und<br />
Jugendliche zu motivieren, ihr Leben voll und ganz in den<br />
Dienst unseres Herrn <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> zu stellen.<br />
Es ist unser Gebet, dass sich viele von euch Lesern,<br />
ja dass du ganz persönlich dich dieser Vision anschließt<br />
und die alles überragende Stellung Christi in deinem<br />
Leben zum Ausdruck bringst – mit deinen Worten und<br />
Taten.<br />
AUFGABEN ZUM BIBELSTUDIUM<br />
• Unterstreiche dir in Kolosser 1,15-20 mit einem<br />
Farbstift alle Begriffe, die die Vorrangstellung<br />
Christi deutlich machen (Ausdrücke wie z.B. „Erstgeborener“<br />
oder „über allem“).<br />
• Unterstreiche dir in Kolosser 1,15-20 mit einem<br />
anderen Farbstift alle Begriffe, die die Hinlänglichkeit<br />
Christi deutlich machen (Ausdrücke wie z.B.<br />
„alles“ und „in ihm“).<br />
• Versuche nun herauszufinden, in welchem Zusammenhang<br />
diese beiden Wortgruppen stehen und<br />
was sie für dich persönlich bedeuten (beachte dazu<br />
Kolosser 1,21-23).<br />
Simon Mayer (*1990) arbeitet zur Zeit als Ingenieur in<br />
München und studiert nebenberuflich Theologie am Martin<br />
Bucer Seminar. Er ist regelmäßiger Blogger auf josiablog.de und<br />
Mitbegründer des Josia-Netzwerks.<br />
23
NACH CHRISTUS<br />
Die Rubrik für Biografien<br />
& Kirchengeschichte.<br />
Text von Gunnar Schröder<br />
Adolf Schlatter war<br />
Pfarrer, Professor für<br />
Neues Testament und<br />
Systematik, Autor<br />
von über 400 Titeln<br />
und sein Leben lang<br />
– gegen die liberale<br />
Strömung seiner<br />
Zeit – fest an der<br />
Schrift orientiert.Was<br />
lehrt uns das Leben<br />
eines Mannes, dessen<br />
Anliegen es war, die<br />
Botschaft der Bibel<br />
möglichst getreu und<br />
umfassend für Wissenschaft<br />
und Gemeinde<br />
wiederzugeben?
EINHEIT IN JESUS<br />
Adolf Schlatter wurde am 16. August 1852<br />
in St. Gallen als Sohn von Wilhelmine<br />
Schlatter und des Kaufmanns Stephan<br />
Schlatter geboren. Viele Erfahrungen,<br />
die Schlatter in seinen frühen Jahren im<br />
Elternhaus machte, prägten ihn ein Leben lang. So<br />
sprach er später noch häufig von der Liebe, die er im<br />
Elternhaus nicht nur erfahren, sondern gesehen hatte.<br />
Die Eltern waren seinen acht Geschwistern und ihm<br />
nicht bloß Erzieher, sondern Vorbilder. Sie „lebten vor<br />
uns und für uns in hellem Licht … und ich sah von<br />
Anfang an, wie ein vor Gott geführtes Leben verläuft.<br />
Die Kraft, mit der wir Kinder vom Glauben der Eltern<br />
umfasst wurden, war die Voraussetzung und Wurzel,<br />
aus der meine eigene Geschichte erwuchs.“ 1<br />
Nun war die Situation im Hause Schlatter von<br />
außen betrachtet nicht immer die einfachste. Der Vater,<br />
Stephan Schlatter, hatte sich 1837 nach der Begegnung<br />
mit einem durchreisenden Baptisten zu einer Glaubenstaufe<br />
entschieden und war damit aus der Reformierten<br />
Landeskirche ausgetreten. Mit einigen Verwandten und<br />
Freunden hatte er daraufhin eine eigene Gemeinde<br />
gegründet. Die Mutter, Wilhelmine Schlatter, blieb mit<br />
den Kindern in der Landeskirche.<br />
Für Schlatter war es prägend, dass die kirchliche<br />
Trennung der Eltern weder zu einer Trennung in ihrer<br />
Liebe zueinander, noch zu einer Trennung im Glauben<br />
führte. Denn obwohl Stephan Schlatter Zeit seines<br />
Lebens keine reformierte Kirche mehr betrat – weder<br />
bei der Beerdigung seiner eigenen Tochter, die er als<br />
Sargträger bis an die Kirchentür führte, noch bei Adolf<br />
Schlatters Konfirmation und seiner Ordination – kam<br />
es im Hause Schlatter zu keinem Bruch. Maßgeblich<br />
war für sie der Grund des Glaubens: Ihre Gemeinschaft<br />
bestand in <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong>. So stand für den Vater nicht<br />
seine Taufe im Vordergrund, sondern <strong>Jesus</strong>. Ebenso war<br />
für die Mutter nicht eine besondere Kirche im Vordergrund,<br />
sondern <strong>Jesus</strong>. Auf diese Art lernten die Kinder<br />
<strong>Jesus</strong> als entscheidenden, alles bestimmenden Grund<br />
des Glaubens kennen.<br />
Neben der ausgeprägten Frömmigkeit lernte Schlatter<br />
in seinem Elternhaus die Freude an der Natur. Auf<br />
den ausgedehnten Wanderungen der Familie öffneten<br />
die Eltern seine Augen für Gottes Schöpfung. Als Teil<br />
der Offenbarung Gottes war sie für den jungen Schlatter<br />
mehr als bloße Natur: Sie war Abbild des Wesens<br />
Gottes, ein Fingerzeig, der zuletzt auf den einen wahren<br />
Gott deutet (vgl. Römer 1,20).<br />
ANGST UND GLAUBE<br />
Geprägt von ernsthafter <strong>Jesus</strong>-Frömmigkeit, einer Liebe<br />
für Gottes Schöpfung und einem Blick über die konfessionellen<br />
Grenzen hinweg, vernahm der junge Adolf<br />
Schlatter den Ruf Gottes in den Pfarrdienst. Unsicher<br />
war er lediglich aufgrund der liberalen Theologie und<br />
1 Werner Neuer, Adolf Schlatter, Wuppertal 1988, S. 20.<br />
der idealistischen Philosophie Kants, die er bereits während<br />
der Schulzeit kennengelernt hatte. Er fürchtete,<br />
dass eine erneute Begegnung seinem Glauben schaden<br />
könnte. Erst ein Gespräch mit seiner älteren Schwester<br />
führte ihn zur Erkenntnis, dass ein Verzicht auf das<br />
Studium keine Entscheidung aus Glauben gewesen<br />
wäre, sondern eine Entscheidung aus Angst.<br />
Später sah Schlatter diese Entscheidung als einen<br />
Moment der Bekehrung an. „Ich sehe in meinem<br />
Leben keinen zweiten Moment, in dem in derselben<br />
Weise eine Wahl fiel, über die mein inneres Leben entschied,<br />
wie in jenem Augenblick, als ich den Verzicht<br />
auf das Studium der Theologie zur angeblichen Sicherung<br />
des Glaubens als Heuchelei wegwarf. Denen, die<br />
mich nach dem Tag meiner Bekehrung fragen, bin ich<br />
geneigt zu antworten, dass mein Entschluss, Theologie<br />
zu studieren, meine Bekehrung war.“ 2<br />
Die Euphorie des jungen Studenten hielt bis in das<br />
zweite Semester an. Von der wissenschaftlichen Kritik<br />
des Glaubens in eine starke Glaubenskrise getrieben,<br />
zweifelte Schlatter am Ruf Gottes in seinem Leben.<br />
Über mehrere Wochen entwickelte sich die Krise bis zu<br />
einem Zweifeln an der Existenz Gottes. „Noch heute<br />
könnte ich den Ort in Basel zeigen, an dem ich einst<br />
auf dem Weg ins Kolleg nahe am Lästern war: ‚Wenn<br />
du bist, Gott, dann zeige dich mir.‘“ 3<br />
Erst das kontinuierliche Lesen in der Bibel ließ ihn<br />
diese Krise überwinden. Kurze Zeit später wechselte<br />
Schlatter an die Universität Tübingen. Geprägt wurde<br />
er hier im Besonderen von Johann Tobias Beck, einem<br />
schwäbischen Biblizisten. Schlatter beschrieb Beck als<br />
einen Mann, der im Hörsaal Forscher und Bekenner in<br />
sich vereinte. Für Schlatter war diese Kombination um<br />
so beeindruckender, da er bei seinen bisherigen Lehrern<br />
eine beinahe strikte Trennung von Wissenschaft und<br />
Glauben erlebt hatte. Bei Beck lernte Schlatter, dass<br />
die Schrift zuverlässig, ein Fundament und die Norm<br />
allen theologischen Denkens ist. Gerade der Gedanke<br />
der Ganzheit und Einheit der Schrift spornte Schlatter<br />
an, die innere Einheit des neutestamentlichen Kanons<br />
trotz der Unterschiedlichkeit der urchristlichen<br />
Überlieferungen aufzuzeigen. Die Bibel wurde ihm<br />
neu als göttliche Autorität aufgezeigt und bestätigt so<br />
die Erfahrung, die er als Junge im Haus seiner Eltern<br />
gemacht hatte. <strong>Jesus</strong> ist das Zentrum der Schrift. Er<br />
ist es, der die Einheit gewährt: Gesetz und Evangelium,<br />
Rechtfertigung und Heiligung, Gnade und Zorn,<br />
Offenbarung und Vernunft, Glaube und Verstehen.<br />
Dies alles waren nun keine Gegensätze mehr, sondern<br />
Ausdruck des einen Heils.<br />
Schlatter schloss das Studium kurze Zeit später mit<br />
Bestnoten ab, allerdings ohne sich einer der theologischen<br />
Schulen seiner Zeit angeschlossen zu haben.<br />
Maßgeblich war für ihn lediglich <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong>.<br />
2 Ebd., S. 37f<br />
3 Ebd., S. 45.<br />
© Foto: Wikimedia Commons<br />
© Illustration: Peter Voth<br />
25
„VATER, DEIN NAME<br />
GEHEILIGT SEI“<br />
Nach seinem Studium diente<br />
Schlatter fünf Jahre lang in der<br />
Gemeinde am Wort. Eine kurze<br />
Zeit, die er aber später zu den<br />
glücklichsten Jahren seines Lebens<br />
zählen sollte. Unter anderem,<br />
weil er in diesen Jahren seine Frau<br />
Susanna kennenlernte, mit der<br />
er bis zu ihrem frühen Tod eine<br />
glückliche Ehe führte, aus der fünf<br />
Kinder entstammten.<br />
Über seine Anfangszeit als<br />
Pfarrer gibt es vergleichsweise<br />
wenige Aufzeichnungen. Wir wissen<br />
jedoch, dass es eine Zeit von<br />
hohen Anforderungen war. Es war<br />
ein Satz aus dem Vaterunser, der<br />
ihn in dieser Zeit immer wieder<br />
neu bestärkte. „Vater, dein Name<br />
geheiligt sei“ wurde ihm zum<br />
Leitgedanken sowohl in seiner<br />
Tätigkeit als Pfarrer als auch später<br />
als theologischer Lehrer. 1<br />
Nach den fünf Jahren im<br />
Gemeindedienst folgte Schlatter<br />
einem Ruf als Privatdozent an die<br />
Universität in Bern. Pietistische<br />
Kreise bemühten sich, ihn hier<br />
als ein positiv-biblisches Gegengewicht<br />
zur liberalen Theologie<br />
zu etablieren. Schlatter fand sich<br />
damit in einer Außenseiterposition<br />
wieder. Das Kollegium verweigerte<br />
ihm Gespräche, belächelte seinen<br />
Bibelglauben. Die pietistischen<br />
Kreise hingegen waren inzwischen<br />
darüber verwundert, dass er bestimmte<br />
Ergebnisse der kritischen<br />
Wissenschaft nutzte. Um dies zu<br />
verstehen, ist ein Blick auf Schlatters<br />
Schriftverständnis hilfreich.<br />
Im Gegensatz zur liberalen<br />
Theologie seiner Zeit bestand<br />
Schlatter auf eine Position unter<br />
der Schrift. Unter der Schrift zu<br />
stehen bedeutete für ihn, die Bibel<br />
ohne Hypothesen und Vorannahmen<br />
zu lesen, um sie so selbst zu<br />
Wort kommen zu lassen.<br />
Schlatters Methode der<br />
Schriftaneignung kann damit am<br />
ehesten als genaue Beobachtung<br />
bezeichnet werden. So – auf dem<br />
Weg konsequenter Wahrnehmung<br />
– kann man laut Schlatter<br />
lediglich auf Gott stoßen. Die<br />
doppelte Offenbarung in der<br />
1 Vgl. Ebd., S. 58.<br />
Schöpfung und in <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong>,<br />
führen zu einer Erkenntnis Gottes<br />
in Natur und Geschichte. Glaube<br />
und eine (richtig betriebene)<br />
Wissenschaft schließen sich damit<br />
nicht aus, sondern sind vielmehr<br />
Teil der gleichen Beobachtung.<br />
Dieser starke Hang zur genauen<br />
Beobachtung hatte noch einen<br />
weiteren Vorteil: Nach Aussage seiner<br />
Studenten konnte Schlatter in<br />
späteren Jahren das gesamte Neue<br />
Testament aus dem Gedächtnis<br />
zitieren – auf Griechisch.<br />
Schlatters Ziel war deutlich:<br />
Im Gegensatz zur liberalen Theologie,<br />
die sich immer weiter von<br />
Schrift und Bekenntnis entfernte,<br />
wollte er eine erneuernde Theologie,<br />
die christozentrisch, biblisch<br />
fundiert und kirchlich verantwortet<br />
war. Aus seiner Arbeit entstand<br />
die umfassende Studie „Der<br />
Glaube im Neuen Testament“, mit<br />
der er beinahe über Nacht weltberühmt<br />
wurde.<br />
Schlatter wechselte an die<br />
Universität in Greifswald, später<br />
nach Berlin. Auch hier wurde<br />
er erneut als positiv-kirchliches<br />
Gegengewicht zu einer liberalen<br />
Theologie gewünscht. Die<br />
Rolle des Außenseiters blieb ihm<br />
somit auch hier gewiss. Schlatter,<br />
der sich selbst nie als Biblizist<br />
bezeichnet hatte, wurde erneut<br />
hart angegriffen. Dabei war sein<br />
Anliegen zu dieser Zeit deutlich<br />
im reformatorischen Geist: In der<br />
von ihm und Hermann Cremer 2<br />
gegründeten Zeitschrift „Beiträge<br />
zur Förderung christlicher Theologie“<br />
spricht Schlatter die Defizite<br />
der nachreformatorischen Theologie<br />
und Frömmigkeit nicht nur an<br />
(z.B. ein unzureichendes Verständnis<br />
von Theologie, Liebe und Heiligung<br />
und die Vernachlässigung<br />
von Mission und Laienaktivität),<br />
sondern ist um die Weiterführung<br />
der Reformation und die<br />
Korrektur eben dieser Missstände<br />
bemüht. Dazu setzte er auf eine<br />
erneute und vertiefte Schriftlesung<br />
mit dem Ziel, sich den ganzen<br />
Inhalt der Schrift anzueignen. Damit<br />
wäre das reformatorische Erbe<br />
nicht nur bewahrt, für Schlatter<br />
2 Lutherischer Systematiker in Greifswald<br />
(1834-1903).<br />
wäre es geradezu die „Vollendung<br />
der Reformation“. 3<br />
Doch brachte ihm diese Position<br />
nicht nur Kritik und Häme<br />
ein, sondern auch Bewunderung.<br />
So berichtet man von einem<br />
Zusammentreffen Schlatters mit<br />
dem liberalen Theologen Adolf<br />
von Harnack. Harnack, der sich<br />
zu dieser Zeit im sogenannten<br />
Apostolikumsstreit für ein neues<br />
Glaubensbekenntnis einsetzte, das<br />
Anstößiges – wie die Jungfrauengeburt<br />
und die Höllenfahrt Christi<br />
– wegließ, verglich sich selbst und<br />
Schlatter, indem er sagte: „Vom<br />
Kollegen Schlatter unterscheidet<br />
mich nur die Wunderfrage!“<br />
Schlatter soll daraufhin ausgerufen<br />
haben: „Nein, die Gottesfrage!“ 4<br />
Später – als Schlatter Berlin<br />
verlassen hatte – trauerte Harnack<br />
ihm nach: „Ich vermisse Sie …<br />
und empfinde es als Lücke, keinen<br />
Fachgenossen neben mir zu haben,<br />
der mich durch Widerspruch<br />
nachdenklich macht.“ 5<br />
EIN VATER IN CHRISTO<br />
Am Ende zog es Schlatter wieder<br />
nach Tübingen. Hier verbrachte<br />
er die letzten vierzig Jahre seines<br />
Lebens, nachdem er die Nachfolge<br />
seines ehemaligen Lehrers<br />
Johann Tobias Beck angetreten<br />
hatte. Diese vierzig Jahre zählen<br />
zu den produktivsten seines<br />
Lebens. Nach dem frühen Tod<br />
seiner Frau entschied er sich gegen<br />
eine zweite Ehe, zog die jüngsten<br />
der fünf Kinder alleine groß und<br />
widmete sich ganz der Aufgabe,<br />
sein bisheriges Schaffen in vier<br />
großen Bänden über das Leben<br />
Jesu, die Dogmatik und die Ethik<br />
zu systematisieren und zu vervollständigen.<br />
Erneut zeigte er so in<br />
eindrücklicher Weise die Einheit<br />
des historischen <strong>Jesus</strong> mit dem<br />
<strong>Christus</strong> des Glaubens.<br />
Schlatters Ruf wuchs weiter<br />
und er umgab sich mit Studenten<br />
aus ganz Deutschland. Für<br />
viele wurde er mehr als ein bloßer<br />
Professor. Er war Seelsorger,<br />
Freund und Vater in Christo - für<br />
3 Schlatter, Rückblick auf meine Lebensarbeit,<br />
Gütersloh 1952, S. 47.<br />
4 Vgl. Neuer, S. 307.<br />
5 Brief Harnacks an Schlatter vom<br />
5.2.1899.<br />
26
manche seiner Studenten auf<br />
direktem Weg, für andere durch<br />
seine Schriften. So wurden unter<br />
anderem Dietrich Bonhoeffer und<br />
Paul Schneider von Schlatters<br />
Theologie geprägt.<br />
Neben seinen akademischen<br />
Werken wandte sich Schlatter<br />
immer wieder der Gemeinde zu.<br />
So veröffentlichte er 1910 eine<br />
komplette Auslegung des Neuen<br />
Testaments für Bibelleser in zehn<br />
Bänden. Diese Erläuterungen zum<br />
Neuen Testament stehen in nahezu<br />
klassischem Rang und haben<br />
Generationen von Menschen zu<br />
<strong>Jesus</strong> geführt. Stets war er darauf<br />
bedacht, die Wahrheit so plausibel<br />
wie möglich aufzuzeigen. Ausgehend<br />
von einer echten Begegnung<br />
mit der Schrift, die ohne ideologische<br />
Vorentscheidungen auskommen<br />
soll, wollte Schlatter zeigen,<br />
dass sich die biblische Wahrheit<br />
der Schrift auch in der beobachtbaren<br />
Wirklichkeit bestätigen<br />
lassen muss. Ließe sie sich lediglich<br />
behaupten oder müsste sie gar<br />
postuliert werden, kann sie nicht<br />
deutlicher Teil der allgemeinen<br />
Offenbarung Gottes sein, die alles<br />
Seiende umfasst (vgl. Römer 1,19<br />
und Römer 2,14).<br />
Adolf Schlatter starb am 19.<br />
Mai 1938 in Tübingen. Auf seiner<br />
Beerdigung sprach Friedrich von<br />
Bodelschwingh d.J. Worte, die<br />
vielen seiner Zeitgenossen aus dem<br />
Herzen gesprochen haben mögen:<br />
„Mir selbst und vielen meiner<br />
Mitarbeiter ist er ein Führer zu<br />
<strong>Christus</strong> geworden. Er erschloss<br />
uns die Sprache des Neuen Testaments.<br />
Er zeigte uns den Dienst<br />
der Kirche. Immer, wenn wir an<br />
ihn dachten, stand vor uns das<br />
Bild eines Mannes, der frei und<br />
fruchtbar geworden war, weil Gottes<br />
Evangelium in ihm lebte.“ 6<br />
SCHLATTERS ERBE<br />
Wir sehen einen Mann, der dem<br />
Ruf Jesu folgte und sich dabei über<br />
den wissenschaftlichen Zeitgeist,<br />
konfessionelle Traditionen und<br />
Grenzen hinweggesetzt hat, um<br />
den Einen zu erforschen und zu<br />
verkündigen, dem er im Leben<br />
und im Sterben alles verdankte.<br />
6 Neuer, 176.<br />
Damit war er – nicht zuletzt aufgrund<br />
seiner familiären Herkunft<br />
– für verschiedene „Traditionen“<br />
offen, solange sich diese an der<br />
Schrift messen ließen. Zu seiner<br />
Zeit kam wohl kein anderer<br />
Theologe so sehr mit freikirchlicher,<br />
reformierter, lutherischer<br />
und katholischer Theologie in<br />
Berührung. Wieder ist es Schlatters<br />
Bindung an die Heilige<br />
Schrift, die ihn zu dieser Position<br />
führt: Da die Wahrheit des Neuen<br />
Testaments weit über der Autorität<br />
der Bekenntnisschriften jeder der<br />
Kirchen steht, sind alle Kirchen<br />
verpflichtet, auf dem Wege der<br />
Schriftaneignung immer weiter zur<br />
Wahrheit vorzudringen. Seine eigene<br />
Kirche nahm er hierbei nicht<br />
aus. Vielmehr fand er starke Worte<br />
für den Fortgang der Reformation<br />
zu seiner Zeit: Das Bußwort muss<br />
an alle Kirchen zugleich gerichtet<br />
werden. An die eigene ebenso<br />
wie an die anderen Konfessionen.<br />
Denn wer „das Bußwort nur an<br />
die anderen Kirchen richtet, dagegen<br />
sich selbst von ihm befreit …<br />
nimmt der Reformation ihr Recht,<br />
weil man kein Recht hat, anderen<br />
Buße zu predigen, wenn man sie<br />
sich selbst nicht zumutet.“ 7<br />
Wahrer Glaube ist eine lebendige<br />
Herzenshingabe an <strong>Jesus</strong> und<br />
nicht ein bloßes Fürwahrhalten<br />
von Glaubenssätzen. Schlatter<br />
machte dies noch einmal deutlich,<br />
als er als Prediger der Tübinger<br />
Stiftskirche zurücktrat:<br />
„Was wird aber aus der Welt,<br />
in die uns <strong>Jesus</strong> führt, obwohl sie<br />
ihn kreuzigte? Jetzt lässt <strong>Jesus</strong> seine<br />
Verheißung vor uns aufleuchten<br />
und gibt uns einen Blick in seine<br />
königliche Herrlichkeit, und er hat<br />
seinen Jüngern gezeigt, wie gewiss<br />
er seiner Sendung war. Sie sollen<br />
nicht sagen: Ach, das ist noch weit<br />
weg. Wer weiß, wann's kommt?<br />
„Bald, bald“, sagt er; denn für<br />
seinen Blick gibt es bei Gott keine<br />
Hemmungen. Das gehört mit<br />
zur großen Gabe Jesu, dass er uns<br />
die lebendige Hoffnung schenkt.<br />
Ohne das könnten wir nicht hinter<br />
ihm hergehen. Uns Alten, die wir<br />
von der Arbeit abtreten, kann man<br />
7 Schlatter, Das christliche Dogma, Stuttgart,<br />
4. Auflage 1984, S. 414f.<br />
mit gutem Recht sagen: Ihr habt<br />
die Welt nicht gewonnen! Die<br />
Welt gewinnen, Gottlosigkeit und<br />
Sünde heilen, Friede schaffen auf<br />
Erden, Siechtum und Tod überwinden,<br />
jede Träne trocknen, jedes<br />
Knie beugen in Gottes Anbetung,<br />
das ist nicht Sache des Jüngers, das<br />
kann nur einer. Das ist das Werk<br />
des Herrn. Das ist das von ihm<br />
uns verheißene Werk. Darum, weil<br />
uns die Hoffnung leuchtet, werden<br />
wir nicht müde und schließen die<br />
Reihe, und wenn der eine geht,<br />
so gibt er das Wort weiter, und es<br />
behält seine Ewigkeitskraft, seine<br />
Gnadenmacht. Ihm nur, ihm sind<br />
wir Rechenschaft schuldig, ihm<br />
sind wir es. Er gibt uns nicht nur<br />
Worte, er nimmt uns selbst in<br />
seine Hand. Er gibt uns Glauben.<br />
Du glaubst ihm nicht, wenn du<br />
nur sprichst. Wo Glaube ist, da<br />
ist Liebe, da ist Tat. Ihm sind wir<br />
die Rechenschaft schuldig, denn<br />
wir leben von seiner Gnade und<br />
arbeiten mit seinen Geschenken.<br />
Alles, was wir verwenden, stammt<br />
von ihm. So sollt ihr es auch für<br />
ihn brauchen. Ist's euch bang'?<br />
Sein Wohlgefallen zu empfangen,<br />
ist so süß und leicht. Betet von<br />
Herzen das Zöllnergebet: „Gott sei<br />
mir Sünder gnädig!“ Dann habt<br />
ihr sein Wohlgefallen.<br />
Nun hab' ich euch noch<br />
einmal das Evangelium gesagt.<br />
Amen.“ 8<br />
8 Abschiedspredigt Schlatters in der Tübinger<br />
Stiftskirche. Abdruck aus den<br />
Mitteilungen zur Förderung einer deutschen<br />
christlichen Studentenbewegung,<br />
66. Semester Nr. 355.<br />
Gunnar Schröder (*1987) ist zur Zeit<br />
Vikar in Norddeutschland. Nebenbei<br />
schreibt er auf seinem Blog<br />
www.pastorgunnar.de und auf Twitter<br />
unter @PastorGunnar.<br />
27
SCHRIFTGELEHRT<br />
Die Rubrik zum<br />
Alten Testament.<br />
Text von Andreas Münch<br />
Wenn du einen Moment des Lebens Jesu hier auf dieser Erde live<br />
miterleben könntest, was würdest du wählen? Die Speisung der<br />
5000? Die Auferstehung? Ich wäre gerne dabei gewesen, als <strong>Jesus</strong><br />
Seine Jünger über die wahre Botschaft des<br />
Alten Testaments aufklärte.
Und von Mose und von allen Propheten anfangend,<br />
erklärte er ihnen in allen Schriften<br />
das, was ihn betraf. So beschreibt Lukas in<br />
Kapitel 24, 27 eine der eindrücklichsten Bibelstunden<br />
aller Zeiten. Bevor <strong>Jesus</strong> wieder<br />
zu Seinem himmlischen Vater zurückkehrte, legte Er<br />
Seinen Jüngern das ganze AT aus und zeigte ihnen, wo<br />
von Ihm geschrieben wurde. Es ist ein großer Irrtum zu<br />
meinen, dass das AT uns allgemein von Gott berichtet<br />
und im NT dann von <strong>Jesus</strong> die Rede ist. Nein, denn<br />
bereits das AT handelt von der Person, dem Werk und<br />
dem Kommen Jesu. Allerdings haben sich Christen im<br />
Laufe der Geschichte manchmal schwer getan, <strong>Jesus</strong><br />
im AT zu sehen. Ich erinnere mich, Auslegungen zur<br />
Stiftshütte gelesen zu haben, wo die Bezüge zu <strong>Jesus</strong><br />
sehr an den Haaren herbeigezogen anmuteten. Auch<br />
die Deutung des Hohenliedes auf <strong>Christus</strong> und die<br />
Gemeinde hat so manches Mal abenteuerliche Züge<br />
angenommen. Es ist nicht ganz einfach, beim Lesen<br />
des ATs die richtigen Rückschlüsse auf <strong>Jesus</strong> zu ziehen.<br />
Allzu schnell verliert man sich in Details und übersieht<br />
dabei das große Ganze. Ich möchte dir deshalb in diesem<br />
Artikel aufzeigen, was es bedeutet, dass <strong>Jesus</strong> der<br />
<strong>Christus</strong>, der Messias ist.<br />
JESUS, DER CHRISTUS<br />
Wenn man es nicht besser weiß, könnte man denken,<br />
dass <strong>Christus</strong> der Nachname von <strong>Jesus</strong> ist, so wie mein<br />
Nachname Münch ist. Das ist jedoch nicht korrekt,<br />
denn der Zusatz <strong>Christus</strong> ist vielmehr ein Titel als ein<br />
Name. <strong>Christus</strong> ist die griechische Entsprechung des<br />
hebräischen/aramäischen Messias, was soviel wie "der<br />
Gesalbte" bedeutet. Im AT war die Salbung mit Öl<br />
eine Art Einweihungsritus, um ein Amt zu bestätigen.<br />
Gesalbt wurden die Priester, Propheten und Könige<br />
Israels. Zur Zeit des ATs waren diese drei Ämter in<br />
der Regel voneinander getrennt. <strong>Jesus</strong> ist deshalb der<br />
Messias, der Gesalbte, weil Er diese drei Ämter in sich<br />
vereinte. Und nicht nur das: <strong>Jesus</strong> war in einem viel<br />
deutlicherem Maße Prophet, Priester und König als<br />
es seine irdischen Vorbilder waren, die uns auf Sein<br />
Kommen vorbereiteten. Wie das aussah, möchte ich dir<br />
im Folgenden zeigen.<br />
JESUS IST DER WAHRE MOSE<br />
Als Johannes der Täufer anfing zu predigen, war das für<br />
das Volk Israel eine Sensation. Denn nach über vierhundert<br />
Jahren Funkstille vonseiten Gottes, brach Er<br />
das Schweigen und berief Johannes zum Propheten. Als<br />
man Johannes predigen hörte, munkelte man, ob dieser<br />
nicht der von Mose verheißene Prophet sei. Denn der<br />
Evangelist Johannes berichtet uns davon, wie Johannes<br />
der Täufer nach seiner Person gefragt wurde: Und er<br />
bekannte und leugnete nicht, und er bekannte: Ich bin<br />
nicht der <strong>Christus</strong>. Und sie fragten ihn: Was denn? Bist du<br />
Elia? Und er sagt: Ich bin es nicht. Bist du der Prophet?<br />
Und er antwortet: Nein (Johannes 1,20-21). Das Volk<br />
wartete auf diesen einen Propheten und als <strong>Jesus</strong> auftrat<br />
und predigte war deutlich, dass Er der Prophet war,<br />
von dem Mose gesprochen hatte. Um das zu verstehen,<br />
müssen wir zurück zum Anfang der Bibel gehen.<br />
Mose war der Prototyp eines Propheten, eines<br />
Sprachrohrs Gottes. Wenn Gott sich dem Volk mitteilen<br />
wollte, dann tat er dies oftmals, indem Er sich<br />
speziellen Menschen offenbarte und diese gaben dann<br />
die Worte Gottes in Predigten und anderen Formen der<br />
Verkündigung weiter. Mose gilt als der große Prophet,<br />
weil das Volk Israel durch ihn das Gesetz bekam. Dieses<br />
Gesetz war die Grundlage für alle weiteren Propheten.<br />
Gott selber machte deutlich, dass die Beziehung<br />
zwischen Ihm und Mose etwas Besonderes war: Und<br />
er sprach: Hört doch meine Worte! Wenn ein Prophet des<br />
Herrn unter euch ist, dem will ich mich in einer Erscheinung<br />
zu erkennen geben, im Traum will ich mit ihm<br />
reden. So steht es nicht mit meinem Knecht Mose. Er ist<br />
treu in meinem ganzen Haus; mit ihm rede ich von Mund<br />
zu Mund, im Sehen und nicht in Rätselworten, und die<br />
Gestalt des Herrn schaut er (4. Mose 12,6-8).<br />
Als Moses Dienst sich dem Ende neigte, versprach<br />
Gott, dass Er einen weiteren großen Propheten wie<br />
Mose senden würde, der ihnen Gottes Worte mitteilen<br />
würde: Einen Propheten wie dich will ich ihnen aus der<br />
Mitte ihrer Brüder erstehen lassen. Ich will meine Worte<br />
in seinen Mund legen, und er wird zu ihnen alles reden,<br />
was ich ihm befehlen werde. Und es wird geschehen, der<br />
Mann, der nicht auf meine Worte hört, die er in meinem<br />
Namen reden wird, von dem werde ich Rechenschaft<br />
© Illustration: Peter Voth 29
fordern (5. Mose 18,18-19). Als <strong>Jesus</strong> in Palästina<br />
unterwegs war, erhob Er den Anspruch, dass Mose<br />
bereits von ihm geschrieben hatte: Denn wenn ihr Mose<br />
glaubtet, so würdet ihr mir glauben, denn er hat von<br />
mir geschrieben (Johannes 5,46). Auch Petrus deutet<br />
in seiner Predigt die Verheißung des Propheten auf<br />
<strong>Jesus</strong> (vgl. Apostelgeschichte 3,17-26). Doch vor allem<br />
sehen wir <strong>Jesus</strong> als den wahren Propheten, wenn wir<br />
auf die Reaktionen Seiner Verkündigung achten: Und es<br />
geschah, als <strong>Jesus</strong> diese Worte vollendet hatte, da erstaunten<br />
die Volksmengen sehr über seine Lehre; denn er lehrte sie<br />
wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten<br />
(Matthäus 7,28-29). <strong>Jesus</strong> lehrte mit Vollmacht,<br />
weil Er Seinen Zuhörern aufzeigte, was die tatsächliche<br />
Auslegung des Gesetzes war, im Gegensatz zu<br />
der falschen Auslegung durch die Pharisäer. Doch am<br />
deutlichsten betont Johannes das Prophetenamt Jesu.<br />
Denn er schreibt: Im Anfang war das Wort, und das Wort<br />
war bei Gott, und das Wort war Gott (Johannes 1,1). Ein<br />
paar Verse weiter macht er deutlich, dass das Wort Gottes<br />
sich in der Person von <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> manifestierte.<br />
Das Wort Gottes wurde Mensch (Johannes 1,14).<br />
Mose gab die Worte Gottes an das Volk Israel weiter, in<br />
<strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> kam das Wort Gottes, die vollkommene<br />
Offenbarung, unmittelbar zu uns Menschen. <strong>Jesus</strong> war<br />
nicht nur ein weiterer Prophet, der zuverlässig Gottes<br />
Worte weitergab, sondern Er ist selber Gott und in Ihm<br />
sehen wir den himmlischen Vater. So schreibt es auch<br />
der Autor des Hebräerbriefes: Nachdem Gott vielfältig<br />
und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet<br />
hat in den Propheten, hat er am Ende dieser Tage zu uns<br />
geredet im Sohn (Hebräer 1,1). Wichtig zu verstehen<br />
ist, dass <strong>Jesus</strong> nicht nur in dem Sinne ein Prophet ist,<br />
dass Er wie Mose, Jesaja und Jeremia die Wahrheit über<br />
Gott verkündigte, sondern dass Er auch der Inhalt und<br />
die Erfüllung der Verkündigung von Mose und all den<br />
anderen Propheten war. Vielleicht hast du dich beim<br />
Lesen der alttestamentlichen Propheten gewundert,<br />
dass Gericht und Gnade sehr eng miteinander verwoben<br />
sind. Die Auflösung finden wir im Kreuz: <strong>Jesus</strong><br />
trug das Gericht Gottes für die Sünden des Volkes und<br />
offenbarte dadurch auch die Gnade Gottes.<br />
JESUS IST DER WAHRE AARON<br />
Neben dem Prophetenamt markierte auch der Priesterdienst<br />
einen wichtigen Bestandteil von Gottes Heilsplan,<br />
der im Kommen Jesu seinen Höhepunkt fand. In<br />
gewisser Weise beinhaltete sowohl der Propheten- als<br />
auch der Priesterdienst eine Mittlerrolle zwischen<br />
Gott und den Menschen. Der Prophet empfing Worte<br />
von Gott und gab sie an das Volk weiter. Der Priester<br />
wiederum brachte die Anliegen des Menschen, wie z.B.<br />
die Bitte um Vergebung, vor Gott. Insbesondere im 2.<br />
und 3. Buch Mose lesen wir viel vom Priesterdienst.<br />
Alles begann mit Aaron und seiner Familie, der von<br />
Gott für den Priesterdienst berufen wurde: Du aber lass<br />
deinen Bruder Aaron und seine Söhne mit ihm aus der<br />
Mitte der Söhne Israel zu dir herantreten, damit er mir<br />
den Priesterdienst ausübt, Aaron und mit ihm Nadab und<br />
Abihu, Eleasar und Itamar, die Söhne Aarons (2. Mose<br />
28,1). Von nun an war es ihre Aufgabe, das Volk mit<br />
Gott zu versöhnen, indem sie die Opferbestimmungen<br />
Gottes ausführten und überwachten. Der Höhepunkt<br />
des Priesterdienstes fand am großen Versöhnungstag<br />
statt, wenn der Hohepriester in das Allerheiligste ging,<br />
um für die Sünden des Volkes Sühnung zu erwirken.<br />
Zusammenfassend sagt Gott von diesem Tag: Denn an<br />
diesem Tag wird man für euch Sühnung erwirken, um<br />
euch zu reinigen; von all euren Sünden werdet ihr rein<br />
sein vor dem Herrn (3. Mose 16,30). Gott hatte zwar<br />
verschiedene Opfer für verschiedene Vergehen angeordnet<br />
und doch setzte er den Versöhnungstag ein, um<br />
deutlich zu machen: An diesem Tag ist euch völlige<br />
Sühnung zu Teil geworden, alle Sünde, die uns bisher<br />
trennte, ist auf der Grundlage des stellvertretenden<br />
Tieropfers vergeben. Was für eine Botschaft. Stellen wir<br />
uns den Israeliten vor, der zwar pflichtbewusst seine<br />
Opfer brachte und doch um sein böses Herz wusste.<br />
Sein Gewissen kam nicht zur Ruhe und am großen<br />
Versöhnungstag verhieß Gott ihm, dass alle Sünde<br />
beseitigt war! Was für ein Bild der Gnade Gottes.<br />
Und doch musste sich diese Hoffnung mit Zweifeln<br />
mischen. Denn nach dem großen Versöhnungstag<br />
sündigte der Israelit wieder. Und wie konnte Gott<br />
überhaupt die Sünde der Menschen vergeben, wenn<br />
doch lediglich Tiere geopfert wurden? Und selbst der<br />
Hohepriester war nicht sündlos, sondern genauso mit<br />
Schuld beladen, wie jeder andere aus dem Volk auch!<br />
Der ganze alttestamentliche Opferritus war in vieler<br />
Hinsicht rätselhaft und der Autor des Hebräerbriefes<br />
zeigt uns auf, wie sich alle Fragen in <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong><br />
klären. Der Hebräerbrief widmet dem einige Kapitel,<br />
um aufzuzeigen, dass <strong>Jesus</strong> der wahre Hohepriester ist,<br />
der uns mit Gott versöhnt und das nicht immer wieder<br />
aufs Neue so wie im AT, sondern einmal und endgültig:<br />
In diesem Willen sind wir geheiligt durch das ein für<br />
alle Mal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi. Und<br />
jeder Priester steht täglich da, verrichtet den Dienst und<br />
bringt oft dieselben Schlachtopfer dar, die niemals Sünden<br />
hinwegnehmen können. Dieser aber hat ein Schlachtopfer<br />
für Sünden dargebracht und sich für immer gesetzt zur<br />
Rechten Gottes. [...] Denn mit einem Opfer hat er die, die<br />
geheiligt werden, für immer vollkommen gemacht (Hebräer<br />
10,10-14). Das Gesetz des Mose zeigte dem Israeliten<br />
seine Schuld vor Gott auf und der Opferdienst<br />
zeigte ihm, wie er mit seiner Schuld umzugehen hatte.<br />
Doch es waren nicht die Tieropfer, die den Israeliten<br />
von Sünde reinigten, sondern sie waren nur Vorläufer<br />
des einen vollkommenen Opfers, das <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong><br />
selber war. Gott gab den Israeliten die Tieropfer, weil<br />
Er wusste, dass Er eines Tages ein akzeptables Opfer<br />
bringen würde – Seinen eigenen Sohn.<br />
Auch hier müssen wir wieder die bedeutenden<br />
Unterschiede zum irdischen Priestertum aufzeigen.<br />
30
<strong>Jesus</strong> war zwar kein irdischer Priester, denn Er stammte<br />
nicht aus der Familie Aarons, doch Sein Werk der<br />
Versöhnung brachte das aaronitische Priestertum zur<br />
Erfüllung. Im Gegensatz zu Aaron und seinen Nachkommen<br />
war <strong>Jesus</strong> sündlos und konnte deshalb Gott<br />
ein endgültiges Opfer bringen – sich selber!<br />
JESUS IST DER WAHRE DAVID<br />
Ein weiteres Amt, das Gott in Seiner Heilsgeschichte<br />
gebrauchte, um die Ankunft Seines Sohnes vorzubereiten,<br />
war das Amt des Königs. Im Grunde war Gott<br />
seit jeher der König über Sein Volk, doch wir lesen<br />
schon recht früh im AT, dass Israel menschliche Könige<br />
haben würde. Abraham wurde verheißen, dass aus<br />
seinen Nachkommen Könige hervorkommen würden<br />
(1. Mose 17,6.16). Im Gesetz des Mose gab es klare<br />
Anweisungen für einen zukünftigen König (5. Mose<br />
17,14-20). Als Israel zur Zeit der Richter einen König<br />
forderte, traf Gott die Wahl und gab Israel mit Saul den<br />
ersten König. Doch Saul versagte als König über Gottes<br />
Volk, weil er Gott nicht vertraute und Ihm ungehorsam<br />
war. Daraufhin erwählte sich Gott David, einen<br />
Mann nach Seinem Herzen, der als gesalbter König<br />
in Gottes Auftrag Israel leiten sollte. David liebte den<br />
Herrn und so war es ihm ein Anliegen, Ihm einen<br />
Tempel zu bauen. Gott rechnete Davids Wunsch an,<br />
machte ihm jedoch deutlich, dass nicht David Ihm<br />
ein Haus bauen würde, sondern dass Gott das Haus<br />
Davids, d.h. seine Familie segnen würde. Gott verhieß<br />
David ein ewigliches Königtum. Von diesem zukünftigen<br />
König sagte Gott: Und ich will ihm Bestand geben<br />
in meinem Haus und in meiner Königsherrschaft auf<br />
ewig; und sein Thron soll fest stehen für ewig (1. Chronik<br />
17,14). Davids Hingabe an Gott wurde zum Vorbild<br />
für alle weiteren Könige Israels. Doch auch David war<br />
nicht frei von Schuld und seine Sünde hatte verheerende<br />
Auswirkungen auf ganz Israel. So zeugt auch das<br />
Leben Davids davon, dass Gottes Volk letztendlich nur<br />
von Gott selber regiert werden kann. Damit ist auch<br />
das Königtum und insbesondere David ein weiterer<br />
Hinweis auf <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong>, den wahren König Israels.<br />
Israel wartete nicht nur auf den verheißenen Propheten,<br />
sondern auch auf den König aus der Familie Davids.<br />
Die Weisen aus dem Morgenland fragten nach dem<br />
König der Juden (Matthäus 2,2). Nathanael, einer der<br />
ersten Jünger Jesu, erkannte, wer <strong>Jesus</strong> wirklich war:<br />
Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König Israels<br />
(Johannes 1,49). Bei Seinem Verhör fragte Pilatus <strong>Jesus</strong>,<br />
ob Er der König der Juden sei, was dieser bejahte. Und<br />
als <strong>Jesus</strong> gekreuzigt wurde, stand über Ihm geschrieben:<br />
Dies ist <strong>Jesus</strong>, der König der Juden! Doch dieser König<br />
blieb nicht im Tod, sondern Er stand wieder auf und<br />
fuhr zurück in den Himmel. Der alttestamentliche<br />
Prophet Daniel berichtet uns von der großen Dimension<br />
der Himmelfahrt Jesu: Und ich schaute in Visionen<br />
der Nacht: Und siehe, mit den Wolken des Himmels kam<br />
einer wie der Sohn eines Menschen. Und er kam zu dem<br />
Alten an Tagen, und man brachte ihn vor ihn. Und ihm<br />
wurde Herrschaft und Ehre und Königtum gegeben, und<br />
alle Völker, Nationen und Sprachen dienten ihm. Seine<br />
Herrschaft ist eine ewige Herrschaft, die nicht vergeht<br />
und sein Königtum so, dass es nicht zerstört wird (Daniel<br />
7,13-14). Werfen wir einen Blick aufs Ende der Bibel,<br />
lesen wir von <strong>Jesus</strong>: Und er trägt auf seinem Gewand<br />
und an seiner Hüfte einen Namen geschrieben: König der<br />
Könige und Herr der Herren (Offenbarung 19,16). <strong>Jesus</strong><br />
ist nicht nur der wahre Prophet, der uns die Wahrheit<br />
über Gott offenbart, und nicht nur der Hohepriester,<br />
der Menschen durch Sein Opfer mit Gott versöhnt,<br />
sondern Er ist gleichzeitig der König über Sein Volk.<br />
Als König leitet Er Seine Kinder, beschützt sie und<br />
wird sie eines Tages für ihre Treue belohnen und Seine<br />
Feinde vernichten.<br />
Wer aufmerksam die Bibel liest, wird <strong>Jesus</strong> noch an<br />
vielen anderen Stellen und auf anderen Ebenen im AT<br />
finden als nur in den drei Ämtern, die ich beschrieben<br />
habe. So lohnt es sich z.B. zu schauen, wie die Autoren<br />
des NT das AT zitieren und auf <strong>Jesus</strong> deuten. Doch<br />
vielleicht reicht es dir für den Anfang, dass du das AT<br />
unter diesen Gesichtspunkten liest: Wenn die Propheten<br />
von Gericht und Wiederherstellung sprachen, redeten<br />
sie von <strong>Jesus</strong>, in dem beides zusammenkommen<br />
würde. Wenn die Priester ihren Dienst versahen, dann<br />
deutete das ganze Werk der Versöhnung auf <strong>Jesus</strong> hin.<br />
Wenn wir von den Königen lesen, von ihrem Versagen<br />
und von ihren Siegen, dann sind sie ein Hinweis auf<br />
<strong>Jesus</strong>, den perfekten König, der Sein Volk ohne Fehler<br />
zu führen vermag.<br />
GEDANKEN ZUM VERTIEFEN<br />
• Als Prophet sagt <strong>Jesus</strong> dir die Wahrheit über Gott.<br />
Bist du dir bewusst, dass du mit deiner Bibel alles<br />
Wichtige besitzt, was du hier von Gott wissen<br />
musst?<br />
• Als Priester versöhnt <strong>Jesus</strong> dich mit Gott. Bist du<br />
dir bewusst, dass <strong>Jesus</strong> dich jetzt vor dem Vater<br />
vertritt und dir alle Schuld vergeben ist?<br />
• Als König leitet und stärkt <strong>Jesus</strong> dich in deinem<br />
Alltag. Bist du dir bewusst, dass du dem König des<br />
Universums dienst?<br />
• Wenn du wissen willst, wo das AT noch von <strong>Jesus</strong><br />
redet, dann schaue dir dieses kurze Video von Tim<br />
Keller an: http://www.youtube.com/watch?v=gmnSnNC8UJk<br />
Andreas Münch (*1984) ist Ehemann, Vater eines Sohnes,<br />
Pastor der MBG Lage und Autor des vielbeachteten Buches Der<br />
wahre Gott der Bibel. Auf Twitter unter @AndreasMünch.<br />
31
IM STUDIERZIMMER<br />
Das Interview über<br />
christliche Literatur.<br />
Sascha<br />
Bär<br />
Interview von Peter Voth<br />
Christliche Gemeinden in muslimischen Ländern? Ja, die gibt es!<br />
Doch außer Horror-Nachrichten vor dem Hintergund massiver<br />
Verfolgung erfahren wir im Westen nur wenig darüber. Sascha Bär<br />
arbeitet als Assistenzpastor in den Vereinigten Arabischen Emiraten<br />
und gibt uns interessante und vor allem sehr überraschende Einblicke<br />
in seinen Alltag.
DU STEHST EXEMPLARISCH FÜR EINE GENERATION<br />
JUNGER DEUTSCHSPRACHIGER UND REFORMATO-<br />
RISCHER CHRISTEN. ALLERDINGS HAST DU EINEN<br />
ETWAS „ANDEREN“ JOB. DU BIST ASSISTENZPASTOR<br />
IN DUBAI. KANNST DU UNS ERZÄHLEN, WIE ES DAZU<br />
GEKOMMEN IST?<br />
Zunächst einmal ist Dubai nicht ganz richtig. Zusammen<br />
mit meiner Frau und meinen zwei Kindern lebe<br />
ich in Ras Al Khaimah etwa eine Autostunde nördlich<br />
von Dubai. Wie es dazu kam, dass ich in den Vereinigten<br />
Arabischen Emiraten landete, ist eine längere Geschichte.<br />
Ich bin 2008 für ein Praktikum im Rahmen<br />
meines Studiums im Bauwesen erstmals nach Dubai<br />
gekommen. Ich kam die ersten Wochen bei einer deutschen<br />
Familie unter und die nahmen mich mit in ihre<br />
evangelikale Kirchengemeinde. Dieser erste Freitag im<br />
Gottesdienst ist mir bis heute in Erinnerung geblieben.<br />
Ich war einfach überwältigt, dass es so eine große (ca.<br />
700 Gottesdienstbesucher) evangelikale Gemeinde<br />
auf der Arabischen Halbinsel gab. Mich hat aber vor<br />
allem eins beeindruckt: der textauslegende Predigtstil<br />
des Pastors. Das hatte ich, obwohl ich in evangelikalen<br />
Kreisen aufgewachsen bin, bis dato nie wirklich erlebt.<br />
Der Pastor hat mich damals gefragt, ob ich mir vorstellen<br />
könne, ein Praktikum in der Gemeinde zu machen.<br />
Ich wollte mir so eine Gelegenheit nicht entgehen lassen<br />
und so kehrte ich 2010 zusammen mit meiner Frau<br />
nach Dubai zurück. 2012 ergab sich dann die Möglichkeit,<br />
im nördlichsten Emirat Ras Al Khaimah bei einer<br />
Gemeindegründung mitzuwirken. Jetzt sind wir schon<br />
knapp zwei Jahre hier und Gott hat schon viel bewirkt.<br />
SCHON INTERESSANT, DASS MAN ERST IN DIE VER-<br />
EINIGTEN ARABISCHEN EMIRATE MUSS, UM ECHTE<br />
AUSLEGUNGSPREDIGT „MITZUBEKOMMEN“. HAT SICH<br />
„DEINE THEOLOGIE“ SEIT DIESER ZEIT VERÄNDERT?<br />
Eigentlich ist es ein Armutszeugnis für die evangelikale<br />
Kirche, dass ich ausgerechnet in einem muslimischen<br />
Land das erste Mal eine textauslegende Predigt gehört<br />
habe. Manchmal staune ich über Gottes Vorsehung<br />
in all dem. Als ich 2008 nach Dubai kam, war ich<br />
hartgesottener Arminianer. Aber ich hatte ein Problem<br />
mit einigen Bibeltexten, wie z.B. Römer 9 oder Epheser<br />
1,4, die meine theologische Ausrichtung stark in Frage<br />
stellten. Ich hatte leider während meines Zivildienstes<br />
mit einer Missionsorganisation schlechte Erfahrungen<br />
mit Calvinisten gemacht, die uns regelrecht "missionieren"<br />
wollten und sehr arrogant waren. Aber in der<br />
Gemeinde in Dubai habe ich Christen getroffen, die<br />
zwar auch reformiert in ihrer Theologie waren, aber die<br />
diese ganzen Schlagworte nicht verwendet haben und<br />
vielmehr versucht haben, die Wahrheiten der Gnadenlehren<br />
biblisch zu begründen. Ich denke auch, dass der<br />
textauslegende Predigtstil mir geholfen hat, dem Pastor<br />
zu vertrauen, weil er seine Theologie wirklich der<br />
Schrift entnommen hat und nicht aus einem aufgestülpten<br />
Denkkonstrukt. Die Gnadenlehren, die ich<br />
einst verachtete, sind mir nun sehr ans Herz gewachsen.<br />
ICH GLAUBE, EINEN ÄHNLICHEN WEG IST FAST JEDER<br />
„CALVINIST“ EINMAL GEGANGEN. NUR DU HALT IN EI-<br />
NEM MUSLIMISCHEN LAND. WIE SIEHT DER GEMEIN-<br />
DEALLTAG UND DEINE ARBEIT DORT AUS?<br />
Mein Alltag ist sehr abwechslungsreich. Ich bin ja der<br />
Assistent vom Pastor, d.h. ich bin vor allem für das<br />
Administrative zuständig: Finanzen, Behördengänge<br />
für Visas, Genehmigungen usw. Ich organisiere den<br />
wöchentlichen Gottesdienst, welcher bei uns aufgrund<br />
des islamischen Feiertages am Freitag stattfindet. Ich<br />
leite den Lobpreis und versuche die Mitglieder in<br />
verschiedene Dienste einzuteilen. Darüber hinaus predige<br />
ich immer wieder mal und treffe mich unter der<br />
Woche mit verschiedenen Männern zur Jüngerschaft.<br />
Außerdem hat uns der Sheikh von Ras Al Khaimah ein<br />
Grundstück geschenkt, d.h. wir werden, so Gott will,<br />
in den nächsten 6 Monaten mit dem Bau beginnen. Da<br />
ist mein Baustudium doch nicht komplett für die Katz<br />
gewesen (grinst).<br />
ES KLINGT DURCH, DASS IHR ALS EVANGELIKALE<br />
CHRISTEN IN RAS AL KHAIMAH VON DER POLITIK<br />
UND REGIERUNG WILLKOMMEN GEHEISSEN WERDET.<br />
LIEGE ICH RICHTIG IN DIESER ANNAHME?<br />
Ja, das kann man durchaus so sagen. Der Sheikh hier<br />
ist sehr weltoffen und will anderen Glaubensgemeinschaften<br />
die Möglichkeit bieten, ihren Glauben in<br />
aller Öffentlichkeit auszuüben. Er folgt dabei dem<br />
Vorbild der Regierung in Dubai, die schon vor ca. 15<br />
Jahren Landschenkungen an diverse Kirchengruppen<br />
vollzogen hat. Die Landschenkung und das spätere<br />
Gebäude gibt uns unsere Daseinsberechtigung und<br />
Legitimation. Wir haben sogar unsere Visas direkt von<br />
der Regierungsbehörde ausgestellt bekommen. Meiner<br />
Erfahrung nach spiegelt sich diese Einstellung auch in<br />
der Bevölkerung wieder: ich erzähle jedem, dass ich für<br />
eine „kaneesa“ (arabisch für Kirche) arbeite und die<br />
finden das alle ganz toll.<br />
DAS IST WIRKLICH SEHR SCHÖN ZU HÖREN. HIER IM<br />
WESTEN DENKT JA JEDER, DASS JEDES ISLAMISCHE<br />
LAND CHRISTEN VERFOLGT. DOCH ES GIBT AUCH PO-<br />
SITIVE BEISPIELE WIE IN DEINEM FALL. WIE IST BEI<br />
EUCH DER ANTEIL VON „AUSLÄNDERN“ UND „EINHEI-<br />
MISCHEN“? ICH KANN MIR VORSTELLEN, DASS DER<br />
GROSSTEIL DER GEMEINDEGLIEDER DOCH AUS DEM<br />
AUSLAND KOMMT.<br />
Ja, wir sind Gott sehr dankbar für die Freiheiten, die<br />
wir hier genießen. Kurz vor Weihnachten hatten wir<br />
sogar von der Gemeinde einen Stand an einer Art<br />
Flohmarkt in einem hauptsächlich von Ausländern<br />
bewohnten Wohngebiet. Dort konnten wir Menschen<br />
zu unserem Weihnachtsgottesdienst einladen. Unser<br />
Ausländeranteil in der Gemeinde ist 100%. Deutsche<br />
Gemeinden würden sich vielleicht über einen zweistelligen<br />
Ausländeranteil freuen, wir natürlich auch. Es<br />
ist unser großes Anliegen und Gebet, dass wir in den<br />
nächsten Jahren sehen dürfen, wie Einheimische zum<br />
Glauben kommen. Viele unserer 40 Mitglieder haben<br />
© Fotos: Julia Bär<br />
33
auch persönliche Beziehungen mit Einheimischen und<br />
mit Moslems aus der Region (Syrien, Ägypten, Jordanien,<br />
Irak). Wir hoffen, dass der Samen des Evangeliums,<br />
den wir aussäen, irgendwann Frucht tragen wird. Aber<br />
das geht nicht von heute auf morgen.<br />
WERDEN „EINHEIMISCHE CHRISTEN“ D.H. AUCH<br />
EINHEIMISCHE, DIE SICH VOM ISLAM ZUM CHRIS-<br />
TENTUM BEKEHREN, VON DER REGIERUNG ANDERS<br />
GEHANDHABT ALS AUSLÄNDISCHE CHRISTEN?<br />
Darüber weiß ich ehrlich gesagt nichts, weil sich, soweit<br />
ich weiß noch kein Einheimischer öffentlich als Christ<br />
bekannt hat. Wie in fast allen moslemischen Ländern<br />
ist die Identität als Bürger des Landes ganz stark mit<br />
der religiösen Identität als Moslem verbunden.<br />
VERSTEHE. DAS IST IN DIESER BEZIEHUNG GANZ<br />
ANDERS ALS IN WESTLICHEN LÄNDERN. KOMMEN WIR<br />
ZU EINEM ANDEREN THEMA. WELCHE BÜCHER HABEN<br />
DICH MIT AM MEISTEN GEPRÄGT? AUCH IN HINBLICK<br />
AUF DEINE DERZEITIGE TÄTIGKEIT.<br />
Ausschlaggebend für meine „Reise“ zur reformatorischen<br />
Theologie war John Pipers „Desiring God“ (dt.<br />
„Sehnsucht nach Gott“). In diesem Buch geht es ja<br />
nicht explizit um die Gnadenlehren, aber Pipers Theologie<br />
von der Herrlichkeit Gottes und seiner allumfassenden<br />
Souveränität sprudelt nur so von den Seiten.<br />
Es hat mir auch geholfen zu erkennen, dass es in<br />
Ordnung ist, unsere Erfüllung in Gott zu suchen. Gott<br />
wird verherrlicht, wenn wir in Ihm unsere Erfüllung<br />
finden. In Bezug auf die Lehre der Gemeinde hat mich<br />
„9 Merkmale einer gesunden Gemeinde“ von Mark<br />
Dever stark geprägt. Dabei ist mir vor allem wichtig<br />
geworden, dass Christsein nichts individualistisches<br />
ist, sondern im Kontext der Ortsgemeinde ausgelebt<br />
werden sollte. Letztes Jahr habe ich „To the Golden<br />
Shore“, die Biographie von Adoniram Judson gelesen.<br />
Judson war der erste Missionar in Myanmar, sein treuer<br />
Dienst über Jahrzehnte hinweg und sein schwerer Leidensweg,<br />
den er hatte, haben mich sehr herausgefordert<br />
und angesprochen.<br />
NOCH EINMAL ZURÜCK ZU DEINER GEMEINDE.<br />
KANNST DU DIR VORSTELLEN FÜR IMMER DORT ZU<br />
BLEIBEN?<br />
Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass ein Pastor<br />
seine Herde nicht verlassen sollte. Nun, bin ich ja „nur“<br />
der Assistent vom Pastor und ich habe schon auch den<br />
Wunsch irgendwann, irgendwo Pastor zu sein. Ich sehe<br />
mich aber für die nächsten Jahre am richtigen Platz,<br />
um eine unterstützende Rolle zu spielen. Außerdem<br />
bin ich sehr froh darüber, dass ich geistlich so viel von<br />
meinem Pastor hier lernen kann.<br />
VIELEN DANK! ZUM ABSCHLUSS UNSERE 10 STAN-<br />
DARD-FRAGEN.<br />
1. WELCHER BIBLISCHEN PERSON (AUSSER JESUS)<br />
WÜRDEST DU GERNE WELCHE FRAGE STELLEN?<br />
Ich würde Mose fragen, wie es in der Herrlichkeit<br />
Gottes auf dem Berg Sinai war. Was er gesehen hat und<br />
wie er sich gefühlt hat.<br />
2. SCHWIERIGSTE BIBELSTELLE?<br />
Mir fallen spontan nur Stellen ein, die ich schwierig<br />
fand, als ich noch Arminianer war: z.B. Römer 9. Aber<br />
wenn ich darüber nachdenke, sind die Verse, die über<br />
Gottes Liebe handeln, die schwierigsten. Wie kann<br />
Gott diejenigen lieben, die gar nicht liebenswert sind,<br />
34
wie kann er für elende Sünder seinen eingeborenen<br />
Sohn aufopfern? Schwierig sind also Johannes 3,16<br />
oder 1. Johannes 4,9-10 oder Römer 5,8.<br />
3. BEVORZUGTE BIBELÜBERSETZUNG?<br />
English Standard Version (ESV) für den englischen<br />
Sprachgebrauch und Schlachter für den deutschen.<br />
4. MIT WELCHER PERSON DER BIBEL KANNST DU<br />
DICH AM EHESTEN IDENTIFIZIEREN?<br />
Petrus und ich haben viel gemeinsam: impulsiv, Leitungspotenzial,<br />
das aber noch sehr stark in die richtige<br />
Richtung gelenkt werden muss. Manchmal habe ich<br />
einleuchtende Erkenntnisse und dann liege ich auch<br />
immer wieder mal voll daneben.<br />
5. WELCHE PERSON DER KIRCHENGESCHICHTE WÜR-<br />
DEST DU GERNE EINMAL TREFFEN?<br />
Martin Luther ist für mich der Reformator schlechthin.<br />
Es wäre toll, mal an seinem abendlichen Stammtisch<br />
Platz zu nehmen, ein Halbes in einer Hand und seine<br />
Bibelübersetzung in der anderen, und ihn mit theologischen<br />
Fragen zu durchlöchern.<br />
Weg von der<br />
Entertainmentkultur in<br />
unseren Gemeinden und<br />
zurück zur Schrift.<br />
6. WAS WAR DAS LETZTE BUCH, DAS DU GELESEN<br />
HAST?<br />
„Delighting in the Trinity“ von Michael Reeves. Eine<br />
hervorragende Abhandlung über die Dreieinigkeit!<br />
7. WELCHES BUCH WOLLTEST DU SCHON IMMER EIN-<br />
MAL LESEN?<br />
Calvins Institutio würde mich schon reizen. Aber bei<br />
meinem Lesepensum würde es ziemlich lang dauern.<br />
8. WAS BEDEUTET FÜR DICH REFORMATION?<br />
Reformation bedeutet für mich und unsere Generation:<br />
Weg von der Entertainmentkultur in unseren Gemeinden<br />
und zurück zur Schrift. Wir brauchen keine neuen<br />
Trends, wir brauchen ein kühnes Vertrauen in Gottes<br />
Wort. Geistlich Tote können nur durch die Stimme<br />
Gottes lebendig gemacht werden, und die Stimme<br />
Gottes ist in seinem ewigen und unumstößlichen Wort<br />
fest verankert. Wir müssen auf das Fundament der Propheten<br />
und der Apostel bauen und <strong>Christus</strong> muss der<br />
Eckstein sein. Zurück zur Schrift bedeutet deshalb auch<br />
zurück zum Evangelium von <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong>, denn die<br />
ganze Schrift zeugt von unserem Herrn und Heiland.<br />
9. BESTES ZITAT?<br />
„Töte die Sünde, sonst wird die Sünde dich töten.“ (frei<br />
übertragen) von John Owen (engl. „Be killing sin, or<br />
sin will be killing you“).<br />
10. WAS BEDEUTET JESUS FÜR DICH?<br />
Er ist mein Retter, mein Heiland, er schützt mich vom<br />
gerechten Zorn des Vaters, er ist mein älterer Bruder, er<br />
ist meine Gerechtigkeit, und er steht am Thron Gottes<br />
für mich ein, sein Blut reinigt mich von all meiner<br />
Sünde. Er ist mein Herr und mein Gott, mein größter<br />
Schatz und was meine Seele beglückt. Ohne ihn wäre<br />
ich tot in meinen Sünden.<br />
DANKE DIR FÜR DIE AUSFÜHRLICHEN EINBLICKE.<br />
Das Interview fand am 29. Januar 2015 statt.<br />
35
KIRCHE IN DEUTSCHLAND<br />
Das Interview über<br />
bibeltreue Gemeinden.<br />
Sebastian<br />
Heck<br />
Interview von Peter Voth<br />
Reformierte Kirchen nehmen das Erbe der Reformation – das<br />
wohl prägendste Ereignis der Kirchengeschichte – und damit das<br />
Evangelium sehr ernst. Im Land der Reformation führen diese<br />
Gemeinden jedoch mittlerweile ein Nischendasein zwischen<br />
Liberalismus (in der Landeskirche) und Evangelikalismus (in den<br />
selbstständigen Kirchen). Pastor Sebastian Heck hat es sich zu seiner<br />
Lebensaufgabe gemacht Reformierte Kirche in Deutschland im Sinne<br />
der Reformatoren fortzuführen.
ZUM ERSTEN MAL BIN ICH CA. 2009 DURCH DEI-<br />
NEN BLOG LEBENSQUELLEN AUF DICH AUFMERKSAM<br />
GEWORDEN. SEITDEM IST VIEL PASSIERT. DOCH DER<br />
REIHE NACH. DÜRFEN WIR VIELLEICHT ERFAHREN,<br />
WIE DU ZUM GLAUBEN GEKOMMEN BIST? WURDEST<br />
DU CHRISTLICH ERZOGEN?<br />
Ja, LebensQuellen war mein erster Versuch, teilweise<br />
autobiografisch, mich der reformierten Theologie denkerisch<br />
zu nähern. Nein, ich wurde nicht ausdrücklich<br />
christlich erzogen. Ich komme aus einer römisch-katholischen<br />
Großfamilie im Süden Deutschlands. Als Jugendlicher<br />
bin ich noch in die Messe gegangen und zur<br />
Beichte, aber dann habe ich den Bezug dazu verloren.<br />
WIE BIST DU ZUM ERSTEN MAL MIT DEM RETTENDEN<br />
EVANGELIUM IN BERÜHRUNG GEKOMMEN? HAT DIE<br />
REFORMIERTE THEOLOGIE VON ANFANG AN EINE<br />
ROLLE GESPIELT?<br />
Nein, ich war als Austauschschüler in den USA. Eigentlich<br />
war mein Ziel, die große weite Welt kennenzulernen<br />
und Partys zu feiern. Das habe ich auch gemacht!<br />
Doch dabei hat mich auch ein Bewusstsein für meine<br />
Sünde eingeholt. Ich kam dann in Kontakt zu Christen<br />
meines Alters aus einer Baptistengemeinde. Dort wurde<br />
ich an die Bibel herangeführt, habe mir eine gekauft<br />
und gelesen. Ich habe dann zum ersten Mal das Evangelium<br />
gehört und bald auch geglaubt. Da war ich 18.<br />
SEHR INTERESSANT. HÄTTE NICHT GEDACHT, DASS<br />
AUSGERECHNET DU DURCH BAPTISTEN IN BERÜHRUNG<br />
MIT DEM GLAUBEN GEKOMMEN BIST (GRINST). MIT<br />
18 STEHT MAN MEISTENS VOR DER FRAGE, WAS MAN<br />
MIT SEINEM LEBEN ANFANGEN SOLL. WANN KAM DIE<br />
ENTSCHEIDUNG PASTOR ZU WERDEN?<br />
Aber warum denn? Auch Baptisten können doch das<br />
Evangelium richtig verkündigen!<br />
Als ich gläubig wurde, war ich gleichzeitig entsetzt<br />
darüber, dass man heutzutage im „christlichen“ (katholischen)<br />
Umfeld Deutschlands aufwachsen kann, ohne<br />
auch nur einmal das Evangelium gehört zu haben. So<br />
empfand ich früh eine Leidenschaft dafür, das Evangelium<br />
selbst zu predigen. Ich möchte sagen, dass ich von<br />
Anfang an den inneren Ruf hatte zu predigen — nur<br />
der äußere Ruf, d.h. die Bestätigung durch eine Kirche<br />
fehlte mir…noch!<br />
ICH SAGE DAS, WEIL DU DOCH FÜR EIN STARKES<br />
BEKENNTNIS ZUR KONFESSION UND DENOMINATION<br />
STEHST. IN FREIKIRCHEN WIRD DER „RUF DURCH DIE<br />
KIRCHE“ NICHT SO STARK BETONT (IN BEZUG AUF DEN<br />
PREDIGTDIENST). ICH HÖRE RAUS, DASS DU ALSO<br />
RELATIV SCHNELL REFORMIERT „KONFESSIONELL“<br />
GEDACHT HAST?!<br />
Nein, die ersten Jahre meines Glaubenslebens dachte<br />
ich arminianisch und semi-pelagianisch. Gott hat das<br />
Heil bereitet — nun geht alles vom Menschen aus!<br />
© Fotos: Sebastian Heck 37
DAS IST WOHL BEI DEN MEISTEN SO. GANZ NACH<br />
DEM MOTTO „DIE ENTSCHEIDUNG DES MENSCHEN IST<br />
ENTSCHEIDEND“ UND NUN WÜRDE ES AN UNS LIEGEN.<br />
WIE KAM DANN DER WANDEL ZU EINEM GANZ UND<br />
GAR SOUVERÄNEN GOTTESBILD?<br />
Als junger Christ kam ich schnell in die damalige<br />
„Gemeindewachstumsbewegung“. Ich habe auch<br />
bald an einer Gemeindegründung mitgewirkt. Diese<br />
Vermischung von Gemeinde Jesu und Marketingstrategien<br />
mit dem dazugehörigen Erfolgsdruck hat mich<br />
schon bald ziemlich ausgelaugt. Ich erinnere mich an<br />
einen Nachmittag, als ich ziemlich saft- und kraftlos im<br />
Glauben in der Bibliothek des Pastors – mit dem ich<br />
zusammenarbeitete – herumschmökerte. Da fand ich<br />
ein Buch über das Westminster Bekenntnis und gleich<br />
daneben Calvins „Institutio“. Diese beiden haben<br />
mich sehr erfrischt im Glauben, vielleicht sogar beim<br />
Glauben gehalten! Danach folgten ähnliche Bücher<br />
wie Pinks „Souveränität Gottes“ und Bücher von John<br />
Piper.<br />
BEI DIR KAM DIESER „WANDEL“, WIE WOHL BEI DEN<br />
MEISTEN DER JUNGEN REFORMATORISCH AUSGE-<br />
RICHTETEN CHRISTEN AUCH, DURCH DIE LITERATUR.<br />
DU BIST ABER NOCH EINEN SCHRITT WEITER GEGAN-<br />
GEN UND ZU EINEM WIRKLICH TRADITIONELL REFOR-<br />
MIERTEN UND KONFESSIONELLEN VERSTÄNDNIS DER<br />
KIRCHE GEKOMMEN. KAM DAS AUCH DURCH LITERA-<br />
TUR DER REFORMATOREN WIE CALVIN?<br />
Mein intellektueller und geistlicher Weg zum reformierten<br />
Glauben war: zuerst die Heilslehre, dann<br />
die Ekklesiologie (Lehre von der Kirche), dann die<br />
Gottesdienstform (Liturgie etc.), dann die Sakramente.<br />
Das reformierte Kirchenverständnis konnte sich erst so<br />
richtig entwickeln, als ich auch Teil einer reformierten<br />
Kirche wurde.<br />
VERSTEHE. WAR DAS AUCH SCHON IN DEUTSCHLAND<br />
ODER NOCH IN DEN USA, ALS DU TEIL EINER REFOR-<br />
MIERTEN KIRCHE WURDEST?<br />
In den USA.<br />
WAS WAR DAS FÜR EINE GEMEINDE?<br />
Die Presbyterian Church in America (PCA).<br />
HAST DU AUCH IN DEN USA THEOLOGIE STUDIERT?<br />
Ich habe 5 Jahre in Deutschland studiert (Theologische<br />
Hochschule Ewersbach), dann 2 Jahre in den USA am<br />
Westminster Theological Seminary in Philadelphia<br />
(zuerst Master of Theology, dann Ph.D.).<br />
WAR ES VON ANFANG AN DEIN PLAN, QUASI EINE EI-<br />
GENE REFORMIERTE KIRCHE ZU GRÜNDEN ODER HAST<br />
DU AUCH DAMIT GELIEBÄUGELT, TEIL DER REFOR-<br />
MIERTEN KIRCHE DEUTSCHLANDS ZU WERDEN, DIE<br />
JA TEIL DER EVANGELISCHEN KIRCHE DEUTSCHLANDS<br />
(EKD) IST?<br />
Weder noch. Ich hatte ein kurzes, unerfreuliches<br />
Zwischenspiel in der evangelischen Kirche. Es war<br />
für mich von Anfang an keine Option, innerhalb der<br />
EKD zu arbeiten, da die Landeskirchen (mit Ausnahme<br />
einzelner Gemeinden und Pastoren) sehr liberal sind.<br />
Die reformierte Synode ist vielleicht sogar eine der liberalsten<br />
unter ihnen. Es war aber auch keine Option für<br />
38
Die besondere<br />
Herausforderung ist es,<br />
einerseits ein klares<br />
Bekenntnis zu haben und<br />
zu leben, und doch die,<br />
die nichts oder kaum<br />
etwas vom reformierten<br />
Glauben wissen, mit an<br />
Bord zu bekommen.<br />
spräch für zukünftige Gründungsarbeiten. Das Reformatorisch-Theologische<br />
Seminar ist nach Heidelberg<br />
gezogen, weil es unerlässlich ist, dass ein Theologisches<br />
Seminar auch eine solide biblische Gemeinde in der<br />
Nähe hat.<br />
mich, einfach eine eigene „Sebastian Heck Gemeinde“<br />
zu gründen. Es ist wider das reformierte Kirchenverständnis,<br />
dass man einfach als Individuum eine Kirche<br />
aus dem Boden stampft.<br />
VERSTEHE. DAS LÄUFT EIN WENIG ANDERS ALS BEI<br />
DEN FREIKIRCHEN. UMSO SCHWERER DANN EINEN<br />
WEG ZU FINDEN. ES MUSSTE JA IM GRUNDE EINE<br />
NEUE „ECHTE“ REFORMIERTE KIRCHE HER. NICHT NUR<br />
EINE GEMEINDE IN DEM SINNE. WIE KAM ES DANN<br />
KONKRET ZU DER GRÜNDUNG DER „SELBSTSTÄNDIGEN<br />
EVANGELISCH-REFORMIERTEN KIRCHE“?<br />
In den USA habe ich mich der PCA angeschlossen<br />
und schon bald haben wir Gespräche geführt, wie sie,<br />
zusammen mit anderen reformierten Kirchen international,<br />
von Hilfe sein können im Aufbau solch einer<br />
Kirche in Deutschland. Ich habe dann die Ordination<br />
in der Kirche in den USA angestrebt und wurde nach<br />
den bestandenen Prüfungen entsandt mit dem Auftrag,<br />
in Deutschland solche Gemeinde/n zu gründen.<br />
WIE HAT SICH DIE SERK SEIT DER GRÜNDUNG IN<br />
DEUTSCHLAND ENTWICKELT? WAS SIND DIESBEZÜG-<br />
LICH DIE BESONDEREN HERAUSFORDERUNGEN?<br />
Wir haben die Gemeinde 2010 gegründet. Die Entwicklung<br />
ist erwartungsgemäß langsam, aber positiv.<br />
Wir haben derzeit knapp 50 Mitglieder und zwei Älteste<br />
neben mir. Sie ist bisher die einzige Selbst. evang.-ref.<br />
Gemeinde. Das soll sich aber ändern! Die besondere<br />
Herausforderung ist es, einerseits ein klares Bekenntnis<br />
zu haben und zu leben, und doch die, die nichts oder<br />
kaum etwas vom reformierten Glauben wissen, mit<br />
an Bord zu bekommen. Sobald eine Gemeinde weiß,<br />
was sie glaubt und warum sie es glaubt, wird dieses<br />
Profil manchen eben nicht passen und sie versuchen es<br />
gar nicht erst! Das ist tragisch aber das Schicksal einer<br />
jeden Gemeinde, in der nicht alles „gleich gültig“ ist…<br />
ICH DENKE AUCH, DASS DAS FÜR VIELE POTENZIELL<br />
INTERESSIERTE CHRISTEN BESONDERS SCHWIERIG<br />
IST, DA DIE BEKENNTNISSE UND KATECHISMEN JA IM<br />
GRUNDE ALLE RELEVANTEN FRAGEN IN BEZUG AUF<br />
PERSÖNLICHEN GLAUBEN UND KIRCHENORDNUNG<br />
BEANTWORTEN UND KEIN „SPIELRAUM“ FÜR EIGENE<br />
VORSTELLUNGEN GEGEBEN WIRD. HABEN DESHALB<br />
MITGLIEDER EURE GEMEINDE AUCH VERLASSEN?<br />
BISHER IST GANZ IM ZEICHEN DER KIRCHENGE-<br />
SCHICHTE UND REFORMATION IN HEIDELBERG DIE<br />
„SELBSTSTÄNDIGE EVANGELISCH-REFORMIERTE KIR-<br />
CHE HEIDELBERG“ (SERK) ENTSTANDEN. ÜBERHAUPT<br />
IST IN DEINEN „AKTIVITÄTEN“ EINE STARKER FOKUS<br />
AUF UND EINE BINDUNG ZU HEIDELBERG ZU MERKEN.<br />
WARUM?<br />
Was heißt „Fokus“? Wir haben uns aus bestimmten<br />
kulturellen, geschichtlichen und strategischen Gründen<br />
für Heidelberg als Ort der ersten Gemeindegründung<br />
entschieden. Mittlerweile sind andere Städte im Ge-<br />
39
Reformation ist immer<br />
die Neuausrichtung an<br />
der Heiligen Schrift in<br />
Lehre und Leben.<br />
Meine Erfahrung ist, dass die meisten Christen, die den<br />
Weg zu uns wagen, dankbar sind für die Auseinandersetzung<br />
mit ihrem (!) Glauben, zu der wir sie an die<br />
Hand nehmen. Es läuft also in den meisten Fällen ein<br />
längerer Prozess der Begleitung, bevor (!) die Leute bei<br />
uns Mitglied werden. So gesehen hat man sich vorher<br />
schon überlegt, ob man sich das Bekenntnis unserer<br />
Kirche auch aneignen kann und möchte. Klar, gibt es<br />
auch Leute, die wegen der Festlegung weggehen, doch<br />
das gibt es in jeder Gemeinde! Jede Gemeinde hat ein<br />
Bekenntnis, ob insgeheim oder publik. Und aus jeder<br />
Gemeinde gehen Menschen weg, wenn sie sich an der<br />
Festlegung stoßen und nicht umdenken wollen oder<br />
können. Im Großen und Ganzen war das jedoch selten<br />
der Fall. Im Gegenteil! Fast alle unsere Mitglieder<br />
kommen ja gar nicht aus einem reformierten Kontext,<br />
sind heute aber fröhliche Bekenner des reformierten<br />
Glaubens, was ja nichts anderes ist als der biblische<br />
Glaube. Raum für eigene Vorstellungen gibt es selbstverständlich<br />
auch bei uns. Die Bekenntnisse beantworten<br />
ja nur die fundamentalen Fragen des Glaubens,<br />
die wir miteinander teilen. Dazwischen gibt es viele<br />
Dinge, ob theologisch oder praktisch, über die auch bei<br />
uns Meinungsverschiedenheiten bestehen - und das ist<br />
völlig in Ordnung!<br />
BEKENNTNISSE, KATECHISMEN, KINDERTAUFE, OR-<br />
DINATION, LITURGIE. DIE UNTERSCHIEDE ZU EINER<br />
„NORMALEN“ CHRISTLICHEN FREIKIRCHE SIND ZUM<br />
TEIL RECHT GROSS. WAS SIND FÜR DICH DENNOCH<br />
DIE GEMEINSAMKEITEN ZU BIBELTREUEN GEMEIN-<br />
DEN, DIE REFORMATORISCH AUSGERICHTET SIND?<br />
Das kann ich natürlich nicht pauschal beantworten.<br />
Das kommt auf die Gemeinde an. Ich sehe das nicht so<br />
absolut. Wie gesagt: jede Gemeinde hat ihr Bekenntnis,<br />
ihre Liturgie etc. Mit manchen verbindet uns mehr,<br />
mit anderen weniger. Was eine Kirche zur Kirche Jesu<br />
Christi macht, ist, dass in ihr das Evangelium rein<br />
gepredigt wird, dass die Sakramente nach Einsetzung<br />
Christi dargeboten werden und dass Kirchenzucht<br />
praktiziert wird. Wo immer wir das sehen, freuen wir<br />
uns mit ihnen und fühlen uns innerlich – und nach<br />
Möglichkeit auch äußerlich – verbunden.<br />
NOCH EINMAL ZURÜCK ZU DIR ALS PERSON. WIE<br />
SIEHT DEINE KATHOLISCHE FAMILIE HEUTE DEINEN<br />
WANDEL ZU EINEM REFORMIERTEN PASTOR? DAS IST<br />
JA DANN DOCH EIN RADIKALER WANDEL, DEN DU<br />
40
DURCHGEMACHT HAST.<br />
Ein großer Teil meiner Familie ist katholisch, aber<br />
„nicht praktizierend“. Am Anfang war es ein Schock,<br />
manche haben sich bis heute nicht erholt, aber meine<br />
Eltern z.B. stehen ganz hinter mir, auch wenn sie immer<br />
noch nicht ganz verstehen, was da passiert ist.<br />
BLOG LEBENSQUELLEN MAL EIN PLÄDOYER FÜR DIE<br />
ZÜRCHER BIBEL GELESEN. BIST DU VON DER ÜBERSET-<br />
ZUNG ABGEKOMMEN?<br />
Ja, hat mich ziemlich schnell enttäuscht. In der<br />
Gemeinde hatten wir immer schon Schlachter. Ich<br />
persönlich auch schon lange.<br />
WAREN SIE SCHON ZU BESUCH IN EINEM DEINER<br />
GOTTESDIENSTE?<br />
Unsere Gottesdienste! Sind ja nicht meine, sondern die<br />
der Kirche. Ja, schon öfter.<br />
WELCHES VORURTEIL ÜBER REFORMIERTE CHRISTEN<br />
WÜRDEST DU GERNE ENTKRÄFTEN?<br />
Dass sie streitsüchtig und intolerant sind/sein müssen…<br />
JA DAS STIMMT. ICH GLAUBE VIELE WÜRDEN SICH<br />
WUNDERN, WIE VIEL HUMOR DIE MEISTEN „CALVI-<br />
NISTEN“ HABEN. ZUM ABSCHLUSS NOCH 10 FRAGEN.<br />
1. WELCHER BIBLISCHEN PERSON (AUSSER JESUS)<br />
WÜRDEST DU GERNE WELCHE FRAGE STELLEN?<br />
Jakobus würde ich gerne fragen: Wenn Du sagst:<br />
„Wurde nicht Abraham, unser Vater, durch Werke<br />
gerechtfertigt, als er seinen Sohn Isaak auf dem Altar<br />
darbrachte?“ (Jakobus 2,21) würdest Du Paulus uneingeschränkt<br />
zustimmen, wenn er sagt: „…dass der<br />
Mensch nicht aus Werken des Gesetzes gerechtfertigt<br />
wird, sondern durch den Glauben an <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong>“<br />
und dass „aus Werken des Gesetzes kein Fleisch gerechtfertigt<br />
wird.“ (Galater 2,16) Und Paulus würde ich<br />
neugierigerweise gern fragen, was denn nun sein „Pfahl<br />
im Fleisch“ war.<br />
2. SCHWIERIGSTE BIBELSTELLE?<br />
Ähnlich, wie ich schon Jakobus gefragt habe! (grinst)<br />
Und dann vielleicht noch Johannes 3,16! Eine jedermann<br />
bekannte Bibelstelle, die aber so oft missverstanden<br />
und ausgehöhlt wurde, dass man sie kaum noch<br />
sinnvoll predigen kann. Sie als Herz des Evangeliums<br />
zu predigen, dass sie dem ganzen biblischen Zeugnis<br />
gerecht wird und doch nichts an ihrer evangelischen<br />
Strahlkraft verliert. Das ist eine Herausforderung!<br />
3. BEVORZUGTE BIBELÜBERSETZUNG?<br />
Schlachter 2000.<br />
SORRY FÜRS NACHHAKEN, ABER DAS INTERESSIERT<br />
MICH JETZT. ICH HATTE AUF DEINEM EHEMALIGEN<br />
DANKE! 4. MIT WELCHER PERSON DER BIBEL KANNST<br />
DU DICH AM EHESTEN IDENTIFIZIEREN?<br />
Mit Paulus! Und zwar dem Paulus von Römer 7.<br />
5. WELCHE PERSON DER KIRCHENGESCHICHTE WÜR-<br />
DEST DU GERNE EINMAL TREFFEN?<br />
Ohne Frage: Johannes Calvin.<br />
6. WAS WAR DAS LETZTE BUCH, DAS DU GELESEN<br />
HAST?<br />
„Ordinary“ von Michael S. Horton.<br />
7. WELCHES BUCH WOLLTEST DU SCHON IMMER EIN-<br />
MAL LESEN?<br />
Dostojewski, „Schuld und Sühne“- peinlich, dass ich es<br />
noch nicht habe, ich weiß.<br />
8. WAS BEDEUTET FÜR DICH REFORMATION?<br />
Eine reformierte Kirche ist ja ausgeschrieben eine „nach<br />
Gottes Wort reformierte Kirche“. Das bedeutet, Reformation<br />
ist immer die Neuausrichtung an der Heiligen<br />
Schrift in Lehre und Leben.<br />
9. BESTES ZITAT?<br />
„Wer die Kirche nicht als Mutter hat, kann Gott nicht<br />
als Vater haben.“ - Kirchenvater Cyprian.<br />
LAST BUT NOT LEAST: 10. WAS BEDEUTET JESUS FÜR<br />
DICH?<br />
Alles! Er ist der Mittler des Gnadenbundes, indem er<br />
für meine Sünden gestorben ist und mir seine vollkommene<br />
Gerechtigkeit schenkt, so dass ich Anrecht habe<br />
auf den Himmel!<br />
DANKE DIR FÜR DIE EINBLICKE IN DEIN LEBEN,<br />
WERDEGANG UND KIRCHE. DAS WISSEN WIR SEHR<br />
ZU SCHÄTZEN. DIR WEITERHIN VIEL MUT, KRAFT UND<br />
GNADE BEI DEINER WERTVOLLEN BERUFUNG ALS HIR-<br />
TE DER HERDE GOTTES.<br />
Danke! Dir und dem <strong>Timotheus</strong> <strong>Magazin</strong> auch alles<br />
Gute!<br />
Das Interview fand am 3. Februar 2015 statt.<br />
41
NEUHEITEN & SONDERANGEBOTE<br />
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Notizen aus<br />
dem Wort -<br />
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PREDIGTEN UND<br />
BIBELSTUDIUM.<br />
MIT LEITFADEN.<br />
Dieses Notizheft soll<br />
dazu motivieren und<br />
helfen, bei Predigten,<br />
Vorträgen, Bibelstunden<br />
und Hauskreisen, aber auch beim persönlichen<br />
Bibelstudium das Gelernte aufzuzeichnen. Geistliches<br />
Wachstum braucht geistliche Nahrung: dem Wort Gottes<br />
und seiner Erklärung zuhören, es richtig verstehen,<br />
es auf das Leben anwenden und es bewahren (siehe z.B.<br />
Mt 7,24; 13,23; Lk 8,15).<br />
Der Notizteil enthält 7 x 4 Seiten Platz für die eigene<br />
Mitschrift mit einem hilfreichen Schema sowie<br />
Anregungen zur Vertiefung. Das Heft ist dünn genug,<br />
um in die Bibel gelegt zu werden. Mit den praktischen<br />
Ringösen kann das Heft in Ordnern archiviert werden.<br />
176305 – 20 X DIN A6 RINGÖSENHEFTUNG<br />
36 SEITEN – € 9,90<br />
Angriff auf die Rechtfertigung<br />
STEPHEN WESTERHOLM<br />
DIE NEUE PAULUSPERSPEKTIVE AUF DEM<br />
PRÜFSTAND<br />
Rechtfertigung allein aus Glauben – das ist nicht nur<br />
die zentrale Erkenntnis der Reformation, sondern das A<br />
und O des Evangeliums. Und gerade diese entscheidende<br />
Lehre von der persönlichen Rechtfertigung des Sünders<br />
durch den Glauben an <strong>Jesus</strong> wird in jüngster Zeit<br />
massiv angegriffen. Theologen wie N.T. Wright, E.P.<br />
Sanders, James G.D. Dunn und Douglas A. Campbell<br />
üben mit ihrer "Neuen Paulusperspektive" immer mehr<br />
Einfluss aus und werden bereitwillig angenommen. An<br />
theologischen Ausbildungsstätten versteht man den<br />
Begriff der Rechtfertigung plötzlich ganz anders und<br />
meint, bibeltreue Christen hätten Paulus jahrhundertelang<br />
falsch verstanden. Der Paulus-Experte Stephen<br />
Westerholm untersucht die Argumente der Neuen<br />
Paulusperspektive und prüft sie anhand der Bibel. Seine<br />
gründliche Studie hilft uns, die biblische Lehre der<br />
Rechtfertigung besser zu verstehen und gegen unbiblische<br />
Auffassungen zu verteidigen. Weil dieses Buch eine<br />
so herrliche Wahrheit des Evangeliums klar herausstellt,<br />
ist es nicht nur eine Pflichtlektüre, sondern auch ein<br />
Genuss.<br />
176303 – PAPERBACK, 126 SEITEN – € 9,90<br />
Adoniram Judson<br />
COURTNEY<br />
ANDERSON<br />
LEIDEN FÜR DIE<br />
EWIGKEIT<br />
Der ungewöhnlich begabte,<br />
ehrgeizige Pastorensohn<br />
von der amerikanischen<br />
Ostküste hat jede erdenkliche<br />
Möglichkeit, seine<br />
Zukunft zu gestalten.<br />
Dem Glauben seines<br />
Vaters hat er abgeschworen und sich dem aufgeklärten<br />
Deismus zugewandt – bis zu jener Nacht, in der das<br />
qualvolle Stöhnen eines Sterbenden im Nebenzimmer<br />
nagende Zweifel an seiner selbstsicheren Überzeugung<br />
weckt. Monate des Suchens und Fragens folgen, bis<br />
er sich schließlich Gott hingibt. Von da an dominiert<br />
der Wunsch, als Missionar in Burma zu dienen, sein<br />
Denken und Handeln. Alle Hindernisse überwindend<br />
betritt er 1813 als erster amerikanischer Außenmissionar<br />
burmanisches Territorium. Ihm und seiner jungen<br />
Frau öffnet sich eine völlig unerwartete und abenteuerliche<br />
fremde Welt …<br />
256330 – HARDCOVER, 707 SEITEN – € 14,90<br />
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Marias Botschaft<br />
an die Welt<br />
TIMOTHY F.<br />
KAUFFMAN, HANS-<br />
WERNER DEPPE<br />
MARIENERSCHEIN-<br />
UNGEN UND DIE BIBEL<br />
Weltweit nehmen die Berichte<br />
von geheimnisvollen<br />
Marienerscheinungen<br />
zu, die mit ihren Botschaften<br />
viel Beachtung<br />
erreichen. Welche Bedeutung<br />
haben diese Marienerscheinungen?<br />
Bieten<br />
uns die Botschaften dieser Erscheinungen einen Weg<br />
zum Weltfrieden? Können Kirche und Welt dadurch<br />
eine Wendung zum Guten erfahren, oder können Menschen<br />
dadurch persönlich Gott näher kommen?<br />
Dieses Buch untersucht diese Phänomene (z.B. La Salette,<br />
Fatima, Medjugorje, Conyers u.a.) aus der Sicht<br />
der Bibel. Somit gehen die Autoren der Sache wirklich<br />
›auf den Grund‹, denn die Bibel ist die Originalquelle<br />
über Maria, die Offenbarung Gottes und das Evangelium<br />
– der Botschaft, wie diese Welt Heil und Rettung<br />
finden kann. Es wird deutlich: Maria hat tatsächlich<br />
eine Botschaft an die Welt, die jedem ganz persönlich<br />
gilt.<br />
176300 – PAPERBACK, 158 SEITEN – € 3,90<br />
Die Pharisäer-<br />
Falle<br />
JOSHUA HARRIS<br />
AN DER WAHRHEIT<br />
FESTHALTEN, OHNE<br />
ZU VERLETZEN<br />
Die Verpflichtung zur<br />
Wahrheit und die zur<br />
Nächstenliebe stehen<br />
oft im Spannungsfeld<br />
zueinander. Fehler beim<br />
Namen nennen oder<br />
besser ein Auge zudrücken?<br />
Joshua Harris ist<br />
überzeugt: man muss sich nicht zwischen dem einen<br />
und dem anderen entscheiden, sondern kann beidem<br />
gerecht werden.<br />
271121 – HARDCOVER, 80 SEITEN – € 7,90<br />
ZORN – Das<br />
Laster der<br />
Tugendhaften<br />
THOMAS LANGE<br />
VOM HEILSAMEN<br />
UMGANG MIT<br />
NEGATIVEN<br />
EMOTIONEN<br />
„Sind dir schon mal die<br />
Sicherungen durchgebrannt?<br />
Hast du<br />
schon mal aus Wut<br />
etwas zerstört? Bist du<br />
anderen Menschen<br />
schon mal im Zorn begegnet und hast Dinge gesagt,<br />
die du nachher bitter bereut hast? Oder hast du sogar<br />
die Erfahrung gemacht, wie sich Zorn und Wut die<br />
Hand reichten und du völlig ausgerastet bist? Sündiger<br />
Zorn ist in der Lage, einen Menschen zu ruinieren.<br />
Viele Christen – besonders Männer – haben mit Zorn<br />
zu kämpfen. Dieses Buch will dir eine Hilfe sein.“<br />
253175 – PAPERBACK, 124 SEITEN – € 6,50<br />
Wie aber<br />
werden sie<br />
hören?<br />
KEN HAM<br />
WARUM UNSERE<br />
ZEITGENOSSEN DAS<br />
EVANGELIUM NICHT<br />
VERSTEHEN - UND<br />
WARUM WIR BEI<br />
DER SCHÖPFUNG<br />
BEGINNEN SOLLTEN<br />
Eduard Klassen<br />
empfiehlt auf nimmlies.de:<br />
„Der Autor<br />
stellt pla ka tiv das<br />
Unver ständ nis der<br />
Men schen dar, zeigt Ursa chen für wir kungs lose Evange<br />
li sa tion auf und erklärt sein Prin zip der Schöp fungsevan<br />
ge li sa tion. Zahl rei che Gra fi ken ergän zen das<br />
Geschrie bene und viele Zeug nisse von Men schen, die<br />
durch die Arbeit von Ans wers in Gene sis zum kla ren<br />
Ver ständ nis und ech tem Glau ben an <strong>Jesus</strong> Chris tus<br />
gekom men sind, run den das Buch ab. Die ses Buch<br />
soll ten alle Mit ar bei ter in den Gemein den lesen. Es<br />
wird alle Evan ge lis ten ermu ti gen! Ein Weg wei ser für<br />
Mis si ons ar beit: Trak tat ver tei ler und Büchertisch-<br />
Evagelisten bekom men Anre gun gen für Ihre Arbeit.<br />
Ein notwendiges Buch.“<br />
101611490 – PAPERBACK, 224 SEITEN – € 7,50<br />
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„Wer Gott in <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> nicht<br />
findet, der findet ihn<br />
nimmermehr, er suche ihn,<br />
wo er wolle.“<br />
Martin Luther