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Timotheus Magazin #23 - Himmel und Hoelle

Inhalt Editorial Was ist die Hölle? (Andreas Kuhlmann) – Die Hölle ist viel mehr als Bestrafung und ewige Pein. Die große Frage nachdem »Was«. Die große Kluft (Daniel Facius) – Die rätselhafte Geschichte von einem Mann in der Hölle und einem im Himmel. Den Himmel fest im Blick (Matthias Lohmann) – Warum wir schon jetzt mit der Ewigkeitsperspektive leben sollten! Der Himmel (Hanniel Strebel) – Buchrezension zu Alcorns Klassiker über den Himmel. William Cowper (Larry Norman) – Christ & Depression? Ein Tabu-Thema! Doch das sollte es nicht sein. Ein Lebensbild. Himmel & Hölle im Alten Testament (Andreas Münch) – Ewig singend oder ewig heulend? Wie stellten sich die Menschen im AT die Ewigkeit vor? Das größte Fest (Simon Meyer) – In der Ewigkeit wird ein Fest gefeiert, das nicht enden wird. Wie wird das sein? Himmlische Liebe (Susanne Wrobel) – Über den Charakter einer gottesfürchtigen Frau. Interview mit Tim Kelly (Peter Voth) – Reformatorische Gemeinden in Deutschland etablieren. Interview mit Gary Cousins (Peter Voth) – Von Irland nach Deutschland und noch viel weiter. Buchvorstellungen

Inhalt
Editorial
Was ist die Hölle? (Andreas Kuhlmann) – Die Hölle ist viel mehr als Bestrafung und ewige Pein. Die große Frage nachdem »Was«.
Die große Kluft (Daniel Facius) – Die rätselhafte Geschichte von einem Mann in der Hölle und einem im Himmel.
Den Himmel fest im Blick (Matthias Lohmann) – Warum wir schon jetzt mit der Ewigkeitsperspektive leben sollten!
Der Himmel (Hanniel Strebel) – Buchrezension zu Alcorns Klassiker über den Himmel.
William Cowper (Larry Norman) – Christ & Depression? Ein Tabu-Thema! Doch das sollte es nicht sein. Ein Lebensbild.
Himmel & Hölle im Alten Testament (Andreas Münch) – Ewig singend oder ewig heulend? Wie stellten sich die Menschen im AT die Ewigkeit vor?
Das größte Fest (Simon Meyer) – In der Ewigkeit wird ein Fest gefeiert, das nicht enden wird. Wie wird das sein?
Himmlische Liebe (Susanne Wrobel) – Über den Charakter einer gottesfürchtigen Frau.
Interview mit Tim Kelly (Peter Voth) – Reformatorische Gemeinden in Deutschland etablieren.
Interview mit Gary Cousins (Peter Voth) – Von Irland nach Deutschland und noch viel weiter.
Buchvorstellungen

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BIBELTREUES MAGAZIN FÜR JUNGE CHRISTEN • №23 • 2/2016<br />

HIMMEL & HÖLLE<br />

Warum ein richtiges Verständnis<br />

von der Ewigkeit so wichtig ist!<br />

William Cowper<br />

Biographie — Gott verherrlichen<br />

trotz schwerer Depression?<br />

Gary Cousins<br />

Von Irland nach<br />

Deutschland für<br />

das Evangelium<br />

»Es quillt für mich dies<br />

teure Blut, das glaub<br />

<strong>und</strong> fasse ich! Es macht<br />

auch meinen Schaden<br />

gut, denn Christus starb<br />

für mich!«<br />

Tim Kelly<br />

Reformatorische<br />

Gemeinde in Deutschland<br />

etablieren


Editorial<br />

<strong>#23</strong> <strong>Himmel</strong> & Hölle — 02/2016<br />

»Crescent City, California«<br />

Steve Carter<br />

ist ein amerikanischer<br />

Fotograf aus Rochester,<br />

NY. Verfolge seine<br />

Arbeiten auf stevecarter.<br />

co oder unsplash.com/<br />

stvcrtr.<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

selbst manchen bibelk<strong>und</strong>igen <strong>und</strong> gläubigen<br />

Christen bereitet die Vorstellung eines nie endenden<br />

Jenseits Schwierigkeiten. Besonders wenn es um<br />

die Hölle geht. Sogar John Stott – einer der einflussreichsten<br />

<strong>und</strong> scharfsinnigsten Theologen des letzten<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts – nahm zum Ende seines Lebens die<br />

Position ein, dass sich die Hölle nach einer bestimmten<br />

Zeit im Nichts auflösen würde. Wir wollen uns<br />

nicht über Stotts Scharfsinn stellen, doch wir sollten<br />

auch in dieser Frage ganz gewiss dem reformatorischen<br />

Gr<strong>und</strong>satz »sola Scriptura« nachkommen.<br />

Die biblischen Lehren von Ewigkeit, <strong>Himmel</strong> <strong>und</strong><br />

Hölle werden in unserer postmodernen Welt immer<br />

häufiger angefochten. Vermehrt kommen diese<br />

»Zweifel« aus der Kirche selbst. Wird die Konsequenz<br />

der ewigen Verdammnis von der Kanzel gepredigt,<br />

kommen schnell »Hassprediger« Unkenrufe.<br />

Doch warum haben die Hölle (»ein liebender Gott<br />

würde nicht so hart strafen«) <strong>und</strong> der <strong>Himmel</strong> (»keine<br />

Lust auf 1000 Jahre Engelschöre«) heute einen so<br />

schlechten Ruf? Wenn wir uns etwas tiefgreifender<br />

mit diesen Themen beschäftigen, merken wir sehr<br />

schnell, dass sowohl der <strong>Himmel</strong> als auch die Hölle<br />

ein heiliger, göttlicher <strong>und</strong> unbedingt notwendiger<br />

Widerhall des einzigen <strong>und</strong> allmächtigen Gottes ist.<br />

Es stellt Sünde, Errettung <strong>und</strong> das Werk Jesu Christi<br />

in den nötigen <strong>und</strong> richtigen Kontext. Das biblische<br />

Evangelium verliert ohne »ewige Konsequenzen«<br />

ihre Kraft <strong>und</strong> Wirkung. Biblische Lehre <strong>und</strong> eine<br />

ges<strong>und</strong>e Theologie rücken in Zeiten von Ökumene<br />

<strong>und</strong> Pluralismus immer mehr in den Hintergr<strong>und</strong>.<br />

Daher ist eine vermehrte Verneinung von so »drastischen«<br />

Lehren leider nicht verw<strong>und</strong>erlich. Im Artikel<br />

»Was ist die Hölle?« macht Andreas Kuhlmann<br />

deutlich, dass die Hölle ein eindrückliches Echo der<br />

Gerechtigkeit Gottes ist. Daniel Facius zeigt uns die<br />

große <strong>und</strong> ewige Kluft zwischen <strong>Himmel</strong> <strong>und</strong> Hölle<br />

anhand des armen Lazarus <strong>und</strong> des reichen Mannes.<br />

Dass wir schon jetzt den <strong>Himmel</strong> fest im Blick<br />

haben sollten, wird im Artikel von Matthias Lohmann<br />

sehr klar. In der Rezension zu Alcorns »Der<br />

<strong>Himmel</strong>« macht uns Hanniel Strebel die Vorfreude<br />

auf den <strong>Himmel</strong> schmackhaft, aber nicht auf Basis<br />

von Mythen <strong>und</strong> vergeistlichtem Wunschdenken.<br />

Simon Mayer berichtet uns vom ewigen Fest aus der<br />

Offenbarung. Wer wird bei diesem himmlischen Fest<br />

dabei sein? Und wie wird es dort sein? Die Artikel<br />

»Himmlische Liebe« von Susanne Wrobel <strong>und</strong> »William<br />

Cowper« von Larry Norman bringen uns näher,<br />

was »<strong>Himmel</strong> <strong>und</strong> Hölle auf Erden« bedeuten kann.<br />

Zusätzlich haben wir auch zwei ausführliche <strong>und</strong><br />

inspirierende Interviews mit Gary Cousins <strong>und</strong> Tim<br />

Kelly geführt. Ein Ire <strong>und</strong> ein Amerikaner im Auftrag<br />

des Herrn in Deutschland. Während einige Artikel in<br />

dieser Ausgabe tiefer gehen, bleiben andere eher an<br />

der Oberfläche <strong>und</strong> machen Hunger auf mehr. Eines<br />

haben jedoch alle Artikel gemeinsam: Sie wollen ein<br />

biblisches Bild vom Jenseits aufzeigen, das nicht von<br />

Mythos <strong>und</strong> Zeitgeist, sondern allein von der heiligen<br />

Schrift bestimmt ist. Wir wollen mit diesem Heft<br />

zeigen, dass es sehr gute Gründe gibt, die Lehre von<br />

der ewigen Herrlichkeit <strong>und</strong> der ewigen Verdammnis<br />

sehr ernst zu nehmen. Ein richtiges Verständnis von<br />

diesen Dingen ist für unseren Wandel im Herrn auf<br />

dieser Erde schon jetzt entscheidend, denn wer an<br />

diesen F<strong>und</strong>amenten rüttelt, wird sich nicht schämen,<br />

im nächsten Schritt an der Genügsamkeit <strong>und</strong><br />

Kraft des Werkes Jesu zu zweifeln.<br />

Die Redaktion<br />

2


Inhalt<br />

Inhalt<br />

4<br />

Was ist die Hölle?<br />

ANDREAS KUHLMANN<br />

Die Hölle ist viel mehr als<br />

Bestrafung <strong>und</strong> ewige Pein. Die<br />

große Frage nach dem »Was«.<br />

6<br />

Die große Kluft<br />

DANIEL FACIUS<br />

Die rätselhafte Geschichte von<br />

einem Mann in der Hölle <strong>und</strong><br />

einem im <strong>Himmel</strong>.<br />

10<br />

Den <strong>Himmel</strong> fest im Blick<br />

MATTHIAS LOHMANN<br />

Warum wir schon jetzt mit der<br />

Ewigkeitsperspektive leben<br />

sollten!<br />

14<br />

Der <strong>Himmel</strong><br />

HANNIEL STREBEL<br />

Buchrezension zu Alcorns<br />

Klassiker über den <strong>Himmel</strong>.<br />

16<br />

William Cowper<br />

LARRY NORMAN<br />

Christ & Depression? Ein Tabu-Thema!<br />

Doch das sollte es<br />

nicht sein. Ein Lebensbild.<br />

20<br />

<strong>Himmel</strong> & Hölle im<br />

Alten Testament<br />

ANDREAS MÜNCH<br />

Ewig singend oder ewig<br />

heulend? Wie stellten sich die<br />

Menschen im AT die Ewigkeit<br />

vor?<br />

24<br />

Das größte Fest<br />

SIMON MAYER<br />

In der Ewigkeit wird ein Fest<br />

gefeiert, das nicht enden wird.<br />

Wie wird das sein?<br />

28<br />

Himmlische Liebe<br />

SUSANNE WROBEL<br />

Über den Charakter einer<br />

gottesfürchtigen Frau.<br />

32<br />

Interview mit<br />

Tim Kelly<br />

PETER VOTH<br />

Reformatorische Gemeinden in<br />

Deutschland etablieren.<br />

IMPRESSUM<br />

Redaktion Waldemar Dirksen,<br />

Viktor Sudermann, Andreas Kuhlmann,<br />

Peter Voth<br />

Art Direktor Peter Voth ∙ vothpeter@yahoo.de<br />

Lektorat Tanja Mirau<br />

Abodienst Katharina Wiebe<br />

kwiebe@betanien.de<br />

Verlag Betanien Verlag e.K. ∙ Imkerweg 38<br />

D-32832 Augustdorf ∙ info@betanien.de<br />

Online www.timotheusmagazin.de<br />

Erscheinungsweise Erscheint als<br />

Quartalsmagazin seit Oktober 2010 alle drei<br />

Monate: Januar (Winter) · April (Frühling) · Juli<br />

(Sommer) · Oktober (Herbst).<br />

Preise Einzelausgabe ∙ €2,90 (zzgl.Versand)<br />

Jahresabo (D) ∙ €13,55 (inkl. Versand)<br />

Jahresabo (EU) ∙ €21,50 (inkl. Versand)<br />

RUBRIKEN IM HEFT<br />

Nach Christus<br />

Schriftgelehrt<br />

Josia<br />

Das Interview<br />

Wie Edelsteine<br />

38<br />

Interview mit<br />

Gary Cousins<br />

PETER VOTH<br />

Von Irland nach Deutschland<br />

<strong>und</strong> noch viel weiter.


Was ist<br />

die Hölle?<br />

Text von Andreas Kuhlmann<br />

Wie kann ein liebender Gott Menschen in die Hölle werfen? Wie<br />

kann Gott an endlichen Wesen ein ewiges Urteil vollziehen? Wie<br />

verherrlicht die Existenz der Hölle Gott? Das sind sehr ernste<br />

Fragen. Doch bevor wir das Wie über die Hölle beantworten<br />

können, müssen wir zunächst das Was beantworten.<br />

Der Gedanke an die Hölle verwirrt viele Menschen, weil wir wichtige Fragen<br />

bezüglich der Hölle mit falschen Annahmen beantworten. Die Hölle wird<br />

dann oft zu einem notwendigen Übel, zu einem bösen Ort oder gar zu etwas,<br />

was scheinbar der Gerechtigkeit zu widersprechen scheint, da wir sie von<br />

einer menschzentrierten Perspektive betrachten <strong>und</strong> die Kriterien, um dort hineinzukommen,<br />

hauptsächlich an uns selbst suchen <strong>und</strong> so keine Rechtfertigung dafür sehen,<br />

ein derartiges Strafmaß zu verdienen.<br />

Doch wenn wir das Wort Gottes <strong>und</strong> das, was es über die Hölle sagt, betrachten, sollte<br />

ein wichtiges Merkmal festgehalten werden. Die Hölle ist ein Ort der Gerechtigkeit (vgl.<br />

z.B. 2. Petrus 3,7; Offenbarung 20,11-15; Apostelgeschichte 17, 30-31). Sie kann deshalb<br />

nichts Ungerechtes, Böses oder notwendig Übles sein. Und die Fragen, die uns zu solchen<br />

Schlüssen führen, müssen deswegen anders beantwortet werden, weil sie sonst dem Wort<br />

Gottes widersprechen. Gott wusste, welchen Lauf dieses Schöpfungsdrama nehmen würde,<br />

bevor er die Welt geschaffen hatte. Warum hat er sie dann trotzdem geschaffen?


Ein Ort der Gerechtigkeit<br />

Es ist sehr hilfreich, die Hölle mit einem irdischen<br />

Ort zu vergleichen, in dem wir Gerechtigkeit ausüben<br />

– wie z.B. einem Gefängnis. Jesus Christus<br />

macht einen ähnlichen Vergleich in seinem Gleichnis<br />

vom unbarmherzigen Knecht (Matthäus 18,21-35).<br />

Niemand würde ein Gefängnis als einen schlechten<br />

bzw. bösen Ort bezeichnen. Das Gefängnis ist es<br />

nicht, sondern diejenigen, die dort hineinkommen.<br />

Viel mehr würde ein vernünftiger Menschen hingehen<br />

<strong>und</strong> sagen, dass ein Land, das keine Gefängnisse<br />

hat, ein schlechtes Land sei, weil es Verbrecher<br />

unbestraft lässt. Gefängnisse sind also etwas Gutes,<br />

weil sie zeigen, dass die Gerechtigkeit hochgehalten<br />

wird, indem Übeltäter bestraft werden.<br />

Ebenso verhält es sich mit der Hölle. Die Hölle<br />

an sich ist kein böser Ort, sondern jene, die dort hineinkommen.<br />

Die Existenz der Hölle zeigt, dass Gott<br />

gut ist, weil er ein gerechter Gott ist <strong>und</strong> das Böse<br />

bestraft. Gottes Gerechtigkeit impliziert die Hölle,<br />

weil seine Gerechtigkeit unantastbar <strong>und</strong> unbestechlich<br />

ist. Doch ist das Strafmaß, das Gott Seelen in<br />

der Hölle auferlegt, gerecht? Ist es gerechtfertigt, an<br />

einem endlichen Wesen ein ewiges Urteil zu vollziehen?<br />

Die Würde Gottes<br />

Das Strafmaß an uns darf nicht beschränkt werden,<br />

nur weil wir endliche Wesen sind. Wenn ein Mensch<br />

beispielsweise einen Mord begeht, dann wird das Urteil<br />

nicht abhängig davon gemacht, wie lange er für<br />

seine Tat gebraucht hat oder wie vergänglich er ist,<br />

sondern abhängig von der Würde, die er geschädigt<br />

hat. Der Geschädigte ist in letzter Konsequenz Gott.<br />

Seine Würde bestimmt das Maß des Urteils. Und weil<br />

er unbegrenzt herrlich ist, kann es kein begrenztes<br />

Urteil geben. Das entspräche nicht der Gerechtigkeit.<br />

Die Hölle muss der ewige Tod sein, weil Gott das<br />

ewige Leben ist. Und da jeder von uns den Wert Gottes<br />

mit seinem Leben missachtet, ist jeder von uns<br />

es schuldig, den Wert Gottes in seiner ganzen Fülle<br />

zu erstatten (Römer 3, 23). Das <strong>Himmel</strong>reich leidet<br />

Gewalt, sagt Jesus Christus (Matthäus 11,12), da Gott<br />

seine Absichten <strong>und</strong> seine Herrlichkeit in seinem<br />

Wort <strong>und</strong> in der Schöpfung offenbart, die Menschen<br />

aber Gottes Absichten nicht erkennen möchten <strong>und</strong><br />

die Schöpfung nach ihren eigenen Vorstellungen<br />

missbrauchen.<br />

Gott hat erstaunlich w<strong>und</strong>erschöne menschliche<br />

Wesen geschaffen, die ihre gottgegebene Herrlichkeit<br />

<strong>und</strong> Würde in einem solchen Maße verdreht haben,<br />

dass sie noch schlimmer als Abfall wurden. So wie<br />

ein in sich selbst zusammengestürzter, herrlicher<br />

Tempel schockierender ist als bloßer Abfall, der<br />

auf dem Boden liegt. Es ist genau das Wegwerfen<br />

unserer göttlichen Würde als Menschen, die fähig<br />

waren den Schöpfer zu erkennen <strong>und</strong> zu lieben, was<br />

unsere Verdorbenheit begründet. 1 Der Schrecken der<br />

1 Entnommen aus Ask Pastor John Episode 753 – »Does the<br />

Cross Show How Valuable I Am?«<br />

Hölle ist proportional zu Gottes Herrlichkeit <strong>und</strong><br />

verdeutlicht das Gewicht seiner Herrlichkeit <strong>und</strong> den<br />

Preis, diese zu beschmutzen. Wenn aber nun Gottes<br />

Liebe ein zentraler Teil seiner Herrlichkeit ist, wie<br />

kann dann ein liebender Gott Menschen in die Hölle<br />

werfen?<br />

Die Hölle offenbart den<br />

Reichtum von Gottes Gnade<br />

Wenn Gott die Gerechtigkeit für jemanden übergehen<br />

würde, obwohl er sie verdient hat, wäre das keine<br />

Liebe, sondern ein Verbrechen an der Seele, weil<br />

die Schuld, die ihr anhaftet, nicht beglichen wurde,<br />

sondern sie weiter belastet. Gott wirft Menschen<br />

in die Hölle, weil er sie <strong>und</strong> ihre Entscheidungen<br />

respektiert – also gerade weil er sie liebt. Doch er<br />

kann sich selbst nicht verleugnen. Und er hat auch<br />

keinen Gefallen am Tod des Sünders. Deshalb ist er<br />

in Jesus Christus stellvertretend für ihn gestorben,<br />

indem er die Last, die dem Menschen anhaftet,<br />

selbst getragen hat <strong>und</strong> ihm so tatsächliche Erlösung<br />

gewährt, weil die Schuld beglichen ist. Die Tatsache,<br />

dass es für uns angesichts einer Hölle überhaupt den<br />

Eintritt in den <strong>Himmel</strong> gibt, sollte uns vor Erstaunen<br />

über Gottes Liebe nicht mehr loslassen <strong>und</strong> uns die<br />

Dimension für seine überreiche Gnade eröffnen.<br />

Diese Gnade wird uns in der Ewigkeit unbeschreiblich<br />

glücklich machen. Und dass Gottes Herrlichkeit<br />

die Quelle unserer größten Freude ist (so wie es<br />

ursprünglich sein sollte), das erfreut Gott. Denn eine<br />

absolut selbstlose Person freut sich am meisten daran,<br />

wenn die eigene Existenz den anderen zutiefst<br />

erfreut. Deswegen eifert Gott um seine Herrlichkeit<br />

– um uns ewige <strong>und</strong> herrliche Freude zu geben, von<br />

der aus unsere Anbetung ihm gegenüber entspringen<br />

wird, sodass wir uns in einem glorreichen <strong>und</strong> nie<br />

endenden Kreislauf gegenseitiger Freude befinden<br />

werden (Hebräer 12,2; 1. Petrus 1,8; Jesaja 62,5). Für<br />

einen begnadeten Sünder ist der <strong>Himmel</strong> deswegen<br />

eine unmessbare Demonstration der Gnade <strong>und</strong> Liebe<br />

Gottes, weil er weiß, welches Opfer sie angesichts<br />

der Hölle erbracht hat <strong>und</strong> was er verdient hat. Im<br />

<strong>Himmel</strong> werden wir den Rauch des Höllenfeuers von<br />

Ewigkeit zu Ewigkeit aufsteigen sehen <strong>und</strong> werden<br />

darüber jubeln, weil die Hölle ein Echo von Gottes<br />

Gerechtigkeit ist, sich jedoch für uns wandelt in ein<br />

Echo seiner Gnade (Offenbarung 19,17).<br />

Andreas Kuhlmann (*1984) gehört zum Gründer<strong>und</strong><br />

Herausgeberkreis von <strong>Timotheus</strong>. Er hält gerne<br />

Auslegungspredigten <strong>und</strong> schreibt regelmäßig für <strong>Timotheus</strong>.<br />

© Foto: Chen YiChun — unsplash.com/toto<br />

5


Armer<br />

Lazarus<br />

Text von Daniel Facius


Die Erzählung vom reichen Mann <strong>und</strong> dem armen Lazarus (Lukas<br />

16,19-31) ist in vielerlei Hinsicht einzigartig. So setzt sie plötzlich<br />

ein <strong>und</strong> bleibt ohne Erklärung. Sie spielt nicht nur auf der Erde,<br />

sondern auch im Jenseits. Und während die Beteiligten anderer<br />

Gleichnisse anonym bleiben, werden hier Akteure namentlich<br />

genannt. Was aber will uns Jesus damit sagen?<br />

Zunächst einmal sollte festgehalten werden,<br />

was aus der Erzählung nicht folgt. Allzu<br />

oft wird nämlich dieses Gleichnis hauptsächlich<br />

dazu verwendet, um Reichtum<br />

zu verdammen <strong>und</strong> Armut zu vergöttern. »Der<br />

böse Reiche« bekommt dann seine gerechte Strafe,<br />

während der »gute Arme« entlohnt wird. So einfach<br />

aber ist die Sache nicht. Man überlege sich nur, von<br />

wem es heißt, er sei »sehr reich an Vieh, Silber <strong>und</strong><br />

Gold« gewesen. Richtig, das war Abraham (1. Mose<br />

13,2), der sich hier offenk<strong>und</strong>ig über sein jenseitiges<br />

Schicksal nicht beklagen kann. Armut andererseits<br />

wird keineswegs immer als positiv dargestellt (Sprüche<br />

13,18; 24,13; 28,19), sondern soll vielmehr so gut<br />

es geht vermieden werden. Die damaligen Zuhörer<br />

Jesu haben aller Wahrscheinlichkeit nach umgekehrt<br />

gedacht <strong>und</strong> Reichtum mit Gottes Segen, Armut dagegen<br />

mit Gottes Fluch verb<strong>und</strong>en (vgl. die Reaktion<br />

der Jünger in Johannes 9,2). Sie müssen überrascht<br />

gewesen sein, dass das Gleichnis auch diese Sicht<br />

widerlegt – zumal der Arme hier Lazarus heißt, was<br />

»Gott hilft« bedeutet.<br />

Man sollte auch vorsichtig sein, alle Einzelheiten<br />

der Erzählung über das Jenseits verallgemeinern<br />

oder übertragen zu wollen. Es ist offenk<strong>und</strong>ig, dass<br />

niemand nach seinem Tod tatsächlich »von den<br />

Engeln in Abrahams Schoß getragen« wird. Das Bild<br />

steht vielmehr für einen Ehrenplatz, möglicherweise<br />

bei dem himmlischen Festmahl, das in Lukas 13,29<br />

angekündigt wird. Der reiche Mann dagegen landet<br />

im »Hades«, was schlicht <strong>und</strong> einfach die Totenwelt<br />

beschreibt. In der biblischen Theologie scheint dieser<br />

Platz aber nur ein Durchgangsstadium darzustellen,<br />

einen Ort, an dem sich die Toten bis zum Tag des<br />

endgültigen Gerichts aufhalten. Es stellen sich daher<br />

hier einige Fragen. Liegt Abrahams Schoß im Hades?<br />

Oder ist Lazarus bereits vor dem Gericht im Paradies<br />

<strong>und</strong> hat die Möglichkeit des Kontakts zum Hades?<br />

Oder meint Hades hier doch schon den Ort des endgültigen<br />

Gerichts? Können die Gerechten das Leiden<br />

der Ungerechten verfolgen? Da Jesus uns hier keine<br />

weiteren Details mitteilt, ist es sinnvoll, sich auf das<br />

zu konzentrieren, was die Erzählung mit Sicherheit<br />

zum Ausdruck bringt.<br />

© Foto: Lazarus vor dem Tor des reichen Mannes — Illustration von Fyodor Bronnikov (1886)<br />

7


»Die einen zum ewigen Leben…«<br />

Es war den jüdischen Zuhörern Jesu nicht neu, dass<br />

das Leben nicht mit dem Tod endet. Auch wenn das<br />

Alte Testament nicht besonders viel über das Jenseits<br />

berichtet, so war doch die Hoffnung auf eine Auferstehung<br />

im jüdischen Volksglauben verankert <strong>und</strong><br />

wurde auch von den Pharisäern gelehrt (Paulus nutzt<br />

in Apostelgeschichte 23,1-11 einen Streit zwischen<br />

Pharisäern <strong>und</strong> Sadduzäern über jene Frage aus).<br />

Martha bringt diese Hoffnung zum Ausdruck, wenn<br />

sie über ihren Bruder Lazarus sagt: »Ich weiß wohl,<br />

dass er auferstehen wird – bei der Auferstehung am<br />

Jüngsten Tage« (Johannes 11,24). Gr<strong>und</strong>lage für diese<br />

Lehre waren unter anderem Verse aus den Psalmen.<br />

So heißt es in Psalm 16,10f: »Du wirst mich nicht<br />

dem Tode überlassen <strong>und</strong> nicht zugeben, dass dein<br />

Heiliger verwese. Du tust mir k<strong>und</strong> den Weg zum<br />

Leben.« In Psalm 49,16 schreiben die Söhne Korach:<br />

»Aber Gott wird mich erlösen aus des Todes Gewalt«<br />

Hier deutet sich aber schon an, dass das nicht für<br />

alle gilt, denn über die Toren heißt es einen Vers vorher:<br />

"Ihr Trotz muss vergehen; bei den Toten müssen<br />

sie bleiben". Wirklich explizit wird der Gedanke der<br />

Auferstehung dann nur in Daniel 12,2 formuliert.<br />

Dort heißt es: »Und viele, die unter der Erde schlafen<br />

liegen, werden aufwachen, die einen zum ewigen<br />

Leben, die andern zu ewiger Schmach <strong>und</strong> Schande.«<br />

Der »doppelte Ausgang«, von dem diese Stelle<br />

berichtet, kommt auch in unserem Gleichnis zum<br />

Ausdruck – in erschreckenden Bildern. Während es<br />

Lazarus erkennbar gut geht, lebt der Reiche an einem<br />

Ort der Qual (Vers 28), leidet Pein in den Flammen<br />

(Vers 24) <strong>und</strong> bleibt ohne Hoffnung auf Linderung.<br />

Man kann nun trefflich darüber diskutieren, was hier<br />

wörtlich <strong>und</strong> was bildhaft zu verstehen ist, eines aber<br />

sollte man nicht tun: den tiefen Ernst verkennen, der<br />

hinter dieser Schilderung steht. Wer hier noch von<br />

»höllischem Spaß« spricht <strong>und</strong> meint, Gottlosigkeit<br />

werde später mit einer Riesenparty belohnt, sollte<br />

seinen Standpunkt besser noch einmal überdenken.<br />

Denn noch ein weiteres Faktum wird in diesem<br />

Gleichnis verdeutlicht, die Unumkehrbarkeit, die<br />

Endgültigkeit des Zustandes: »Überdies besteht zwischen<br />

uns <strong>und</strong> euch eine große Kluft, dass niemand,<br />

der von hier zu euch hinüber will, dorthin kommen<br />

kann <strong>und</strong> auch niemand von dort zu uns herüber«<br />

(Vers 26).<br />

»Ein jeder nach seinen Werken…«<br />

(Offenbarung 20,13)<br />

Vielleicht die größte Schwierigkeit dieses Gleichnisses<br />

besteht darin, dass Jesus uns darüber im Unklaren<br />

lässt, was der Gr<strong>und</strong> für die unterschiedlichen<br />

Schicksale der beiden Hauptpersonen ist. Manche<br />

Ausleger nehmen hier an, der reiche Mann werde<br />

bestraft, weil er den armen Lazarus vor seiner Tür<br />

habe liegen sehen, ohne etwas gegen dessen Armut<br />

zu unternehmen. Hier steht wohl der verständliche<br />

Versuch im Hintergr<strong>und</strong>, das Gleichnis »gerechter«<br />

erscheinen zu lassen, indem man dem reichen Mann<br />

irgendein »schlechtes« Handeln andichtet <strong>und</strong> annimmt,<br />

Lazarus sei fromm gewesen. All das lässt sich<br />

dem Gleichnis aber nicht entnehmen. Im Gegenteil<br />

scheint Abrahams Begründung solchen Versuchen<br />

gerade den Boden zu entziehen: »Gedenke, Sohn,<br />

dass du dein Gutes empfangen hast in deinem<br />

Leben, Lazarus dagegen hat Böses empfangen; nun<br />

wird er hier getröstet, <strong>und</strong> du wirst gepeinigt« (Vers<br />

25). Da ein solcher Automatismus der biblischen<br />

Lehre aber sonst völlig fremd ist, muss diese Aussage<br />

wohl eher als Provokation gedeutet werden, die vor<br />

allem jene zum Nachdenken anregen soll, die sich<br />

aufgr<strong>und</strong> ihrer aktuell erfreulichen Lebensumstände<br />

überhaupt nicht mit der Frage nach der Zukunft<br />

beschäftigen. Selbst »Kinder Abrahams« (vgl. die<br />

Anrede in Vers 25) kann es treffen!<br />

Wen aber trifft es tatsächlich? Die Bibel macht<br />

an anderer Stelle sehr deutlich, dass Gr<strong>und</strong>lage des<br />

Gerichts das Handeln der Betroffenen ist. »Und sie<br />

wurden gerichtet, ein jeder nach seinen Werken«,<br />

vermerkt die Offenbarung (20,13) knapp. Auch Jesus<br />

entwirft in seiner Endzeitrede (Matthäus 25,31ff.) ein<br />

Szenario, in dem die Völker nach ihren Taten gerichtet<br />

werden. Und Paulus schreibt über den Maßstab<br />

des göttlichen Gerichts, dass Gott »einem jeden<br />

geben wird nach seinen Werken« (Römer 2,6). In der<br />

Tat finden sich auch in unserem Gleichnis Anhaltspunkte<br />

für diesen Sachverhalt. Als der Reiche<br />

Abraham bittet, Lazarus zu seinen noch lebenden<br />

Brüdern zu schicken, gibt der Erzvater eine vielsagende<br />

Antwort: »Sie haben Mose <strong>und</strong> die Propheten;<br />

die sollen sie hören« (Vers 29). Damit verweist er auf<br />

das Gesetz des Mose, den dort mit Gott geschlossenen<br />

B<strong>und</strong> <strong>und</strong> auf die Propheten, die das Volk zur<br />

Umkehr riefen. Das versteht auch der Reiche, der<br />

sofort erkennt, was denn gefragt ist, um sein eigenes<br />

Schicksal zu vermeiden: »Wenn einer von den Toten<br />

8


zu ihnen ginge, so würden sie Buße tun« (Vers 30).<br />

Buße <strong>und</strong> Umkehr heißt das Rezept, dass die Bibel<br />

gegen Höllenqualen empfiehlt.<br />

»Es ist dir gesagt Mensch,<br />

was gut ist…«<br />

Der letzte Satz des Gleichnisses gibt auch gleich die<br />

Hauptaussage vor: »Hören sie Mose <strong>und</strong> die Propheten<br />

nicht, so werden sie sich auch nicht überzeugen<br />

lassen, wenn jemand von den Toten auferstünde«<br />

(Vers 31). Jesus sagt mit diesem Gleichnis: Die<br />

Schriften, die euch vorliegen <strong>und</strong> bekannt sind, sind<br />

völlig ausreichend, um euch deutlich zu machen,<br />

was Gott will. Er lässt Euch nicht im Unklaren<br />

darüber, was er erwartet. Ihr habt alle notwendigen<br />

Informationen. »Es ist dir gesagt Mensch, was gut<br />

ist <strong>und</strong> was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes<br />

Wort halten <strong>und</strong> Liebe üben <strong>und</strong> demütig sein vor<br />

deinem Gott« (Micha 6,8). Wer darauf nicht reagiert,<br />

dem helfen auch spektakuläre W<strong>und</strong>er nicht weiter.<br />

Das Verlangen nach Zeichen dient dann lediglich<br />

dazu, den eigenen Unglauben <strong>und</strong> Ungehorsam zu<br />

verschleiern. Auch diese Wahrheit ist in die heutige<br />

Zeit gesprochen. Wer meint, er müsse von Gott mehr<br />

fordern als sein Wort in der Heiligen Schrift, ist auf<br />

dem Holzweg.<br />

Dieser Christus ist es auch, der dem Gebot,<br />

Gottes Werke zu tun, eine neue Richtung gibt. Auf<br />

die Frage des Volkes, was man denn tun solle, damit<br />

man diese Werke wirken könne, antwortet Jesus (Johannes<br />

6,28): »Das ist Gottes Werk, dass ihr an den<br />

glaubt, den er gesandt hat.« Nicht mehr die guten<br />

Werke der Menschen stehen jetzt im Vordergr<strong>und</strong>,<br />

sondern das gute Werk Gottes, das er in Jesus vollbringt.<br />

Und obwohl man jetzt allein aus Gnade in Abrahams<br />

Schoß getragen wird, so dass niemand sich<br />

diesen Ehrenplatz als eigenes Verdienst anrechnen<br />

kann (genauswenig übrigens wie Lazarus in unserem<br />

Gleichnis), werden die guten Werke keineswegs<br />

überflüssig, sondern von Gott gleich mitgeliefert:<br />

»Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus<br />

Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat,<br />

dass wir darin wandeln sollen« (Epheser 2,10).<br />

»Ihr werdet am Ende doch sehen…«<br />

Das Gleichnis vom reichen Mann <strong>und</strong> armen Lazarus<br />

ist nicht besonders gut geeignet, um uns Detailwissen<br />

über das Jenseits zu vermitteln. Es illustriert<br />

aber in ernüchternder Ernsthaftigkeit, was Gott<br />

schon Maleachi (3,18) sagte: »Ihr werdet am Ende<br />

doch sehen, was für ein Unterschied ist zwischen<br />

dem Gerechten <strong>und</strong> Gottlosen, zwischen dem, der<br />

Gott dient, <strong>und</strong> dem, der ihm nicht dient.« Es ist der<br />

Unterschied zwischen Qual <strong>und</strong> Festmahl, getrennt<br />

durch eine große Kluft. So warnt das Gleichnis vor<br />

falscher Sicherheit, ruft zur Umkehr, zum Gehorsam<br />

gegenüber der Schrift <strong>und</strong> zum Glauben an den<br />

Christus, von dem die Schrift handelt. Denn während<br />

der reiche Mann »nur« Mose <strong>und</strong> die Propheten<br />

hatte, haben wir, was er sich wünschte: den von<br />

den Toten auferstandenen Jesus. Dieses letzte Wort<br />

Gottes sollte dringlichst gehört werden.<br />

Daniel Facius (*1982) ist Theologe <strong>und</strong> setzt sich im ständigen<br />

Ausschuss des Bibelb<strong>und</strong>es für die Vertrauenswürdigkeit der<br />

Heiligen Schrift ein. Er ist verheiratet <strong>und</strong> hat drei Kinder.<br />

9


Den <strong>Himmel</strong><br />

fest im Blick<br />

Text von Matthias Lohmann<br />

Wer den <strong>Himmel</strong> auf Erden sucht, wird scheitern. Denn der<br />

<strong>Himmel</strong> ist im <strong>Himmel</strong>. Im 3. Kapitel des Philipperbriefs erklärt<br />

der Apostel Paulus, wie er dazu kam, das allein lohnenswerte<br />

Ziel seines Lebens zu erkennen <strong>und</strong> was ihn dazu befähigt, dieses<br />

Ziel zu erreichen. Gottes Wort ruft jeden Christen dazu auf, von<br />

Paulus zu lernen <strong>und</strong> seinem Beispiel zu folgen.


Vor einigen Tagen las ich ein kleines Heft<br />

mit dem Titel »Wer ist Jesus?«, herausgegeben<br />

von einer großen Freikirche. Ich<br />

war reichlich geschockt, dass in diesem<br />

Heft kein Wort darüber zu lesen war, dass Jesus<br />

durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria<br />

empfangen wurde, dass er der ewige Sohn Gottes ist,<br />

dass er stellvertretend für Sünder zur Sühnung ihrer<br />

Schuld gestorben ist, <strong>und</strong> dass er eines Tages wiederkommen<br />

wird, um zu richten, die Lebenden <strong>und</strong> die<br />

Toten. Stattdessen las ich unter der Abschnittsüberschrift<br />

»Seine Botschaft« folgende Aussage: »Jesus<br />

verkündigt, dass das Reich Gottes schon angefangen<br />

hat – in ihm selbst ist es bereits da. Und zugleich ist es<br />

noch nicht vollendet, sondern wächst unaufhaltsam,<br />

bis es sogar gesellschaftliche Strukturen in Frage stellt<br />

<strong>und</strong> segensreich verändert.«<br />

Die Hoffnung, die uns hier vermittelt wird,<br />

beruht also auf Gesellschafts-transformation bis wir<br />

eines Tages den »<strong>Himmel</strong> auf Erden« haben. Doch –<br />

Gott sei Dank! – ist das nicht die biblische Botschaft.<br />

Im Philipperbrief, in Kapitel 3, 12-21. beschreibt<br />

der Apostel Paulus seine Hoffnung <strong>und</strong> das Ziel all<br />

seines Strebens. Und er ruft alle Christen dazu auf,<br />

seinem Beispiel zu folgen. Als strenger Pharisäer<br />

hatte Paulus versucht, durch das Halten der Gebote<br />

sich selbst den <strong>Himmel</strong> zu verdienen. Doch dann<br />

hatte sich ihm Jesus offenbarte <strong>und</strong> er hatte erkannt,<br />

dass alle seine Bemühungen wertlos waren. Durch<br />

eigene Anstrengungen werden Menschen nie die<br />

Gerechtigkeit erlangen, die notwendig ist, um vor<br />

Gott bestehen zu können. Dazu brauchen wir die<br />

perfekte Gerechtigkeit des Herrn Jesus Christus, die<br />

wir allein aus Gnade durch den Glauben bekommen.<br />

In den Versen 8-9 von Kapitel 3 fasst Paulus diese<br />

für ihn neue <strong>und</strong> befreiende Erkenntnis wie folgt<br />

zusammen: »Ich erachte es noch alles für Schaden<br />

gegenüber der überschwänglichen Erkenntnis Christi<br />

Jesu, meines Herrn. Um seinetwillen ist mir das alles<br />

ein Schaden geworden, <strong>und</strong> ich erachte es für Dreck,<br />

damit ich Christus gewinne <strong>und</strong> in ihm gef<strong>und</strong>en<br />

werde, dass ich nicht habe meine Gerechtigkeit,<br />

die aus dem Gesetz kommt, sondern die durch den<br />

Glauben an Christus kommt, nämlich die Gerechtigkeit,<br />

die von Gott dem Glauben zugerechnet wird.«<br />

Die überschwängliche Erkenntnis Christi Jesu,<br />

der Glaube an ihn, ist das Einzige, was wirklich zählt.<br />

Durch den Glauben an den stellvertretend für die<br />

Schuld von Sündern gestorbenen <strong>und</strong> am dritten<br />

Tage siegreich über Tod <strong>und</strong> Sünde auferstandenen<br />

Herrn Jesus Christus sind die Gläubigen »in Christus«<br />

<strong>und</strong> so wird ihnen dann auch die Gerechtigkeit<br />

des Herrn Jesus Christus zugerechnet. Christen<br />

müssen also nicht mehr dafür arbeiten, um vor Gott<br />

gerecht zu sein, sie sind es schon.<br />

In den Versen 10 <strong>und</strong> 11 erklärt Paulus dann die<br />

Konsequenz davon, dass er Jesus Christus erkennen<br />

durfte – er schreibt: »Ihn möchte ich erkennen <strong>und</strong><br />

die Kraft seiner Auferstehung <strong>und</strong> die Gemeinschaft<br />

seiner Leiden <strong>und</strong> so seinem Tode gleichgestaltet<br />

werden, damit ich gelange zur Auferstehung von den<br />

Toten.« Gerade weil Paulus erkannt hat, wie großartig<br />

Jesus Christus ist, will er ihn immer besser kennen<br />

lernen <strong>und</strong> IHM immer ähnlicher werden, bis er<br />

dann durch Tod <strong>und</strong> Auferstehung genauso sündenfrei<br />

<strong>und</strong> heilig sein wird wie sein geliebter Herr.<br />

Ab Vers 12 schreibt Paulus über dieses Streben<br />

danach, den Herrn vollkommen zu erkennen <strong>und</strong><br />

ihm gleichgestaltet zu werden <strong>und</strong> er ruft alle Christen<br />

dazu auf, ihm darin zu folgen. Paulus betont<br />

dabei vier wichtige Wahrheiten: 1. Er hat das Ziel<br />

noch nicht erreicht. 2. Er strebt dem <strong>Himmel</strong> entgegen.<br />

3. Sein Streben basiert auf dem, was Christus für ihn<br />

getan hat. 4. Unser Streben sollte auf dem basieren,<br />

was wir bereits erkannt haben.<br />

1. Er hat das Ziel noch nicht erreicht<br />

Zu Beginn von Vers 12 <strong>und</strong> dann nochmal am<br />

Anfang von Vers 13 betont Paulus, dass er das Ziel<br />

– nämlich Christus vollkommen zu erkennen <strong>und</strong><br />

ihm gleichgestaltet zu werden - noch nicht erreicht<br />

hat. So schreibt er in Vers 12: »Nicht, dass ich's schon<br />

ergriffen habe oder schon vollkommen sei« <strong>und</strong><br />

dann in Vers 13: »Meine Brüder, ich schätze mich<br />

selbst noch nicht so ein, dass ich's ergriffen habe.«<br />

Paulus wiederholt sich hier, weil er etwas Wichtiges<br />

zu sagen hat <strong>und</strong> sicherstellen will, dass die Philipper<br />

diesen Punkt nicht übersehen!<br />

Die falschen Lehrer, die Paulus zu Beginn dieses<br />

Kapitels anklagte, hatten wahrscheinlich gelehrt,<br />

dass man sich zum einen die Annahme bei Gott<br />

durch Taten verdienen müsse, <strong>und</strong> zum anderen,<br />

dass man hier auf Erden wirklich schon vollkommen<br />

werden könne. Doch Paulus hatte erkannt, dass<br />

dies unmöglich ist. Deswegen war er so froh über<br />

die Erkenntnis, dass ihm durch seinen Glauben an<br />

Christus dessen Gerechtigkeit zugerechnet wurde!<br />

Und so betont Paulus: »Ich bin noch nicht perfekt,<br />

ich bin nicht vollkommen – ich habe das noch nicht<br />

vollständig ergriffen!«<br />

Könnten dies auch Deine Worte sein?<br />

Viele Christen leiden sehr unter ihrer Unvollkommenheit.<br />

Deshalb ist die These vom <strong>Himmel</strong> auf Erden<br />

letztendlich eine nicht wirklich frohe Botschaft.<br />

Was nützt es uns, wenn die »gesellschaftlichen<br />

Strukturen« dieser Welt segensreich verändert werden?<br />

Wenn wir Christus in seiner ganzen Herrlichkeit<br />

erkannt haben <strong>und</strong> ihn lieben, dann werden wir<br />

immer klarer erkennen, wie anders wir noch sind.<br />

Der Spiegel »Christus« lässt uns unsere Sünden sehr<br />

© Foto: Dominik Schröder — unsplash.com/wirhabenzeit<br />

11


klar erkennen. Das wird in uns ein heiliges Verlangen<br />

nach Veränderung wecken. Christen sehnen sich<br />

nach einer Veränderung ihrer Herzen <strong>und</strong> nach einer<br />

Befreiung aus allem – oftmals selbst verursachten –<br />

Leid der Welt. Eine bloße Veränderung der Gesellschaft<br />

kann nicht die Antwort auf dieses Verlangen<br />

liefern.<br />

Mit wachsender Erkenntnis des Herrn Jesus<br />

Christus werden Christen sich danach sehnen,<br />

sowohl diesen von der Sünde durchsetzten Leib als<br />

auch die durch die Sünde geprägte Welt zu verlassen<br />

<strong>und</strong> in die herrliche Gegenwart Jesu Christi im<br />

<strong>Himmel</strong> einzuziehen. Der Apostel Paulus beschreibt<br />

dieses Verlangen in Kapitel 1 mit den bekannten<br />

Worten »Denn Christus ist mein Leben, <strong>und</strong> Sterben<br />

ist mein Gewinn.« (Philipper 1,21) <strong>und</strong> »ich habe Lust,<br />

aus der Welt zu scheiden <strong>und</strong> bei Christus zu sein, was<br />

auch viel besser wäre« (Philipper 1,23).<br />

2. Er strebt dem <strong>Himmel</strong> entgegen.<br />

In Kapitel 3, in den Versen 12-14, beschreibt Paulus<br />

dieses Streben wies folgt: »Nicht, dass ich's schon<br />

ergriffen habe oder schon vollkommen sei; ich jage<br />

ihm aber nach, ob ich's wohl ergreifen könnte, weil<br />

ich von Christus Jesus ergriffen bin. Meine Brüder,<br />

ich schätze mich selbst noch nicht so ein, dass ich's<br />

ergriffen habe. Eins aber sage ich: Ich vergesse, was<br />

dahinten ist, <strong>und</strong> strecke mich aus nach dem, was<br />

da vorne ist, <strong>und</strong> jage nach dem vorgesteckten Ziel,<br />

dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in<br />

Christus Jesus.«<br />

Weil Paulus Christus in seiner Herrlichkeit<br />

erkannt hatte, hat sein Leben ein Ziel. Er will ihn<br />

immer mehr erkennen <strong>und</strong> ihm immer ähnlicher<br />

werden. Paulus vergisst, was hinter ihm liegt <strong>und</strong><br />

streckt sich aus nach der Vollkommenheit Jesu. Das<br />

ist sein großes Ziel <strong>und</strong> deswegen lehnt er sich nicht<br />

einfach zufrieden zurück. Die Berufung der Christen<br />

ist nicht die, sich hier auf Erden mit seinen Sünden<br />

zu arrangieren, sondern dem <strong>Himmel</strong> entgegen zu<br />

streben. In Vers 17 erklärt der Apostel dabei, dass das,<br />

was er über sich selbst schreibt, letztendlich für alle<br />

Christen gelten sollte: „Folgt mir, liebe Brüder, <strong>und</strong><br />

seht auf die, die so leben, wie ihr uns zum Vorbild<br />

habt.“ Deshalb tun wir gut daran uns zu fragen, ob<br />

das Verlangen des Apostels auch unser Verlangen<br />

ist. Bist Du zufrieden mit Deiner geistlichen Reife?<br />

Genügt Dir die Erkenntnis von Jesus, die Du bereits<br />

hast oder strebst Du nach mehr? Hast Du noch Ambitionen,<br />

in der Heiligung zu wachsen?<br />

Paulus hat eine wahrhaft gute Nachricht für uns!<br />

Wir müssen uns nicht mit dem zufriedengeben, was<br />

wir bisher erreicht haben. Im christlichen Glauben<br />

geht es nie darum, einfach stehenzubleiben. Im<br />

christlichen Glauben gibt es keinen Stillstand – entweder<br />

es geht voran oder wir gleiten zurück, wie an<br />

einem rutschigen Abhang. Genau diese Alternativen<br />

zeigt uns Paulus dann im Fortgang in den Versen<br />

18-21 auf: »Denn viele leben so, dass ich euch oft von<br />

ihnen gesagt habe, nun aber sage ich's auch unter<br />

Tränen: sie sind die Feinde des Kreuzes Christi. Ihr<br />

Ende ist die Verdammnis, ihr Gott ist der Bauch,<br />

<strong>und</strong> ihre Ehre ist in ihrer Schande; sie sind irdisch<br />

gesinnt. Unser Bürgerrecht aber ist im <strong>Himmel</strong>; woher<br />

wir auch erwarten den Heiland, den Herrn Jesus<br />

Christus, der unsern nichtigen Leib verwandeln<br />

wird, daß er gleich werde seinem verherrlichten Leibe<br />

nach der Kraft, mit der er sich alle Dinge untertan<br />

machen kann.«<br />

Hat Dein Leben ein Ziel, auf das Du bewusst<br />

zulebst?<br />

Eines Tages werden wir alle an einem Ziel<br />

ankommen. Die Frage ist dabei schlichtweg die, ob<br />

wir dieses Ziel bewusst ansteuern oder uns treiben<br />

lassen. Ohne Kurskorrektur werden wir alle in der<br />

Verdammnis landen. Denn das ist es, was wir Menschen<br />

seit dem Sündenfall verdient haben. Niemand<br />

ist gut genug, um einfach so Zugang zum <strong>Himmel</strong><br />

zu bekommen. Der »Siegespreis der himmlischen<br />

Berufung« ist nur für die, die sich bewusst auf den<br />

<strong>Himmel</strong> hin ausrichten <strong>und</strong> diesem Ziel entgegenjagen.<br />

Paulus beschreibt sich selbst <strong>und</strong> alle, die ihm<br />

folgen, als <strong>Himmel</strong>sbürger: »Unser Bürgerrecht aber<br />

ist im <strong>Himmel</strong>.« Wohin Du wahrhaft gehörst, zeigt<br />

sich daran, wonach Du Dich ausrichtest.<br />

Ich befürchte, dass in unseren Gemeinden zu viele<br />

Menschen sind, die ihr Ziel aus dem Blick verloren<br />

haben. Sie haben sich mit ihren Sünden arrangiert<br />

<strong>und</strong> sich in dieser Welt bequem eingerichtet. Doch<br />

das wirft die Frage auf, wo solche Menschen zuhause<br />

sind <strong>und</strong> wo sie ihr Bürgerrecht haben. Christen<br />

haben ihr Bürgerrecht im <strong>Himmel</strong>. Sie jagen ihrem<br />

Herrn nach, um den Siegespreis der himmlischen<br />

Berufung zu empfangen. Sie erstreben das Kommen<br />

des Heilands Jesus Christus.<br />

Lieber Christ: Strebe dem <strong>Himmel</strong> entgegen –<br />

alles andere führt ins Verderben.<br />

3. Sein Streben basiert auf dem,<br />

was Christus für ihn getan hat.<br />

Paulus war einst auf dem Weg in Richtung ewiger<br />

Verdammnis. Er war getrieben vom Hass gegen die<br />

Christen. Er meinte, Gott zu dienen. Doch er war<br />

ein Feind des Evangeliums <strong>und</strong> – ohne es zu ahnen<br />

– auf dem Weg in Richtung Hölle. Aber dann war<br />

etwas geschehen. Jesus Christus war ihm begegnet<br />

<strong>und</strong> hatte seinem Leben eine radikale Wende gegeben.<br />

Genau das beschreibt er als die gr<strong>und</strong>legende<br />

Ursache für all sein Streben: »ich jage ihm aber nach,<br />

ob ich's wohl ergreifen könnte, weil ich von Christus<br />

Jesus ergriffen bin.« (Philipper 3,12). Jesus Christus<br />

hatte ihm seine himmlische Berufung gegeben.<br />

Christus hatte ihm aufgr<strong>und</strong> seiner freien Gnade<br />

das Bürgerrecht im <strong>Himmel</strong> verliehen. Und wer das<br />

wahrhaft erlebt hat, der hat dann ein Ziel vor Augen,<br />

dem er entgegen jagt.<br />

Lieber Leser, nimm dieses Ziel in den Blick <strong>und</strong><br />

folge dem Apostel Paulus. Jage auf das Ziel zu, bis Du<br />

es eines Tages ergreifen wirst.<br />

Dabei sollten wir nie vergessen, dass wir dieses<br />

Rennen nicht allein aus unserer Kraft bestreiten<br />

müssen. Die Kraft Gottes steht am Anfang des<br />

12


Rennens, sie begleitet uns durch das Rennen <strong>und</strong><br />

sie bringt uns ans Ziel. Das ist es, was Paulus immer<br />

wieder – sowohl im Hinblick auf sich selbst als auch<br />

auf die Philipper - betont! Gleich zu Beginn des<br />

Briefes in Kapitel 1, Vers 6 betont er, dass er »darin<br />

guter Zuversicht [ist], dass der in [den Philippern]<br />

angefangen hat das gute Werk, der wird's auch<br />

vollenden bis an den Tag Christi Jesu.« Später sagt<br />

er ihnen: »schaffet, dass ihr selig werdet, mit Furcht<br />

<strong>und</strong> Zittern« <strong>und</strong> ergänzt dann sofort: »Denn Gott<br />

ist's, der in euch wirkt beides, das Wollen <strong>und</strong> das<br />

Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen.« (Philipper<br />

2,12c-13).<br />

Paulus ist von Christus ergriffen <strong>und</strong> deswegen<br />

strebt er ihm entgegen. Sein Bürgerrecht ist im <strong>Himmel</strong>,<br />

wie er es in Kapitel 3, Vers 20 formuliert <strong>und</strong><br />

von dort wird eines Tages der Herr Jesus Christus<br />

wiederkommen, »der unsern nichtigen Leib verwandeln<br />

wird, dass er gleich werde seinem verherrlichten<br />

Leibe nach der Kraft, mit der er sich alle Dinge<br />

untertan machen kann.« (Philipper 3,21)<br />

Wenn Jesus aus dem <strong>Himmel</strong> zurück auf die Erde<br />

kommt, wird er diese Welt richten. Dann werden<br />

nicht »gesellschaftliche Strukturen in Frage gestellt<br />

<strong>und</strong> segensreich verändert«, wie es in der eingangs<br />

zitierten Broschüre heißt – dann werden diese Welt<br />

<strong>und</strong> ihre Strukturen vernichtet werden. Der Herr<br />

wird alles umgestalten <strong>und</strong> eine neue Welt <strong>und</strong> einen<br />

neuen <strong>Himmel</strong> schaffen (siehe 2. Petrus 3,13). Wer<br />

das erkennen durfte, wird sich in dieser Welt nicht<br />

mehr bequem einrichten. Wer das erkennen durfte,<br />

wird nicht mehr primär darauf bedacht sein, vor anderen<br />

Menschen gut dazustehen. Die Erkenntnis des<br />

lebendigen Herrn Jesus Christus gibt unserem Leben<br />

einen Fokus, denn wer ihn erkannt hat, lebt für ihn<br />

<strong>und</strong> auf ihn zu.<br />

Und doch verlieren wir immer wieder das Ziel<br />

aus dem Blick. Deswegen ist es gut <strong>und</strong> wichtig, dass<br />

wir uns immer wieder gegenseitig daran erinnern,<br />

für wen <strong>und</strong> auf was wir zuleben. Dazu brauchen<br />

wir die Gemeinschaft mit anderen Christen, die mit<br />

uns auf dem Weg sind <strong>und</strong> das gleiche Ziel haben.<br />

So können wir einander anspornen auf dem Weg<br />

zum <strong>Himmel</strong>. Unser guter Herr gebraucht seine<br />

Gemeinde <strong>und</strong> sein Wort als Mittel, um uns ans Ziel<br />

zu bringen. Deswegen gehören wir Christen in eine<br />

Gemeinde, in der wir Vorbilder <strong>und</strong> Weggenossen<br />

finden können. Und wir brauchen Gottes Wort, denn<br />

allein Gottes Wort ist der perfekte Wegweiser. In<br />

Gottes Wort finden wir Vorbilder wie den Apostel<br />

Paulus. Und vor allem finden wir in Gottes Wort<br />

Jesus Christus. Ihn gilt es immer wieder <strong>und</strong> immer<br />

mehr zu erkennen, so dass wir immer mehr von ihm<br />

ergriffen sind.<br />

4. Unser Streben sollte auf dem<br />

basieren, was wir bereits erkannt<br />

haben.<br />

Paulus weiß, dass viele Christen noch nicht die<br />

Erkenntnis <strong>und</strong> die Reife haben, die er erlangt hat.<br />

Aber das sollte uns nicht entmutigen. Jeder ist dazu<br />

aufgerufen, dem Herrn basierend auf der Erkenntnis,<br />

die er hat, nachzufolgen. So lesen wir in Philipper 3,<br />

ab Vers 15: »Wie viele nun von uns vollkommen sind,<br />

die lasst uns so gesinnt sein. Und solltet ihr in einem<br />

Stück anders denken, so wird euch Gott auch das<br />

offenbaren. Nur, was wir schon erreicht haben, darin<br />

lasst uns auch leben.«<br />

Was Paulus hier schreibt, klingt verwirrend.<br />

In Vers 11 hatte er ja sein Verlangen ausgedrückt,<br />

Christus immer mehr erkennen zu wollen <strong>und</strong> in<br />

Vers 12 hatte er betont, dass er noch nicht vollkommen<br />

ist. Wenn er hier nun von »Vollkommenheit«<br />

spricht, meint er damit, die Reife anzuerkennen,<br />

dass wir hier auf Erden noch nicht perfekt sind.<br />

Diese Erkenntnis ist die Gr<strong>und</strong>lage für das Streben<br />

des Apostels <strong>und</strong> diese Erkenntnis sollte auch uns<br />

dazu veranlassen, nicht selbstzufrieden stehen zu<br />

bleiben, sondern dem Ziel immer weiter entgegen zu<br />

gehen. Wenn Du Christ bist <strong>und</strong> damit zumindest<br />

eine gr<strong>und</strong>sätzliche Erkenntnis des Evangeliums<br />

hast, dann bist Du dazu aufgerufen, entsprechend<br />

dieser Erkenntnis zu leben <strong>und</strong> gleichzeitig danach<br />

zu streben, immer mehr von Gottes Offenbarung zu<br />

ergreifen. Passivität ist niemals richtig! Was zählt ist,<br />

auf dem Weg zu sein <strong>und</strong> sich dabei auf das Ziel hin<br />

zu bewegen.<br />

Der Apostel Paulus hatte erkennen dürfen, dass<br />

er auf falschen Wegen war. Und genau deshalb war<br />

er umgekehrt. Ergriffen von Christus konnt er sagen:<br />

»Ich vergesse, was dahinten ist, <strong>und</strong> strecke mich aus<br />

nach dem, was da vorne ist« (Philipper 3,13). Diesem<br />

Vorbild gilt es zu folgen. Als Christen tun wir gut<br />

daran, uns zu fragen, ob es Dinge gibt, die wir hinter<br />

uns lassen sollten? Gibt es Dinge, die Dich daran<br />

hindern, dem Ziel entgegenzujagen? Dann sieh auf<br />

Christus, auf dass Du ihn immer mehr erkennst <strong>und</strong><br />

immer mehr von ihm ergriffen wirst. Löse Dich von<br />

jedem <strong>und</strong> allem, was Dich daran hindert, konsequent<br />

dem Ziel entgegen zu jagen. Folge stattdessen<br />

denen, die dir auf dem Weg vorangehen. Dabei ist<br />

es nicht entscheidend, ob Du ihr Tempo mitgehen<br />

kannst. Wichtig ist, dass Du weiterläufst <strong>und</strong> das Ziel<br />

im Blick behältst. Und dann vertrau darauf, dass Du<br />

den Weg nicht alleine gehen musst. Der Herr geht<br />

mit. In seiner Gnade hilft er uns auf, wenn wir mal<br />

fallen. Er stärkt uns, wenn wir müde werden <strong>und</strong><br />

er weist uns den Weg. Und so laufen wir – als von<br />

Christus Ergriffene – dem <strong>Himmel</strong> entgegen.<br />

Matthias Lohmann (*1971) ist Pastor der FEG München-<br />

Mitte. Vorher studierte er am Reformed Theological Seminary. Er<br />

ist Mitgründer des reformatorischen Netzwerks Evangelium21.<br />

13


Der<br />

<strong>Himmel</strong><br />

Text von Hanniel Strebel<br />

Ich ahnte es schon vor dem<br />

Lesen des Buches »Der<br />

<strong>Himmel</strong>« 1 von Randy Alcorn:<br />

Unsere Vorstellungen vom<br />

<strong>Himmel</strong> sind arg vergeistigt.<br />

Etwa so: »Ich stellte mir den<br />

<strong>Himmel</strong> als ein Ort vor, an<br />

dem ständig Sonntag ist,<br />

mit unaufhörlichen Gottesdiensten,<br />

aus denen es kein<br />

Entrinnen gibt.«<br />

1 »Der <strong>Himmel</strong>« von Randy Alcorn. Erschienen im SCM Hänssler<br />

Verlag (8. Auflage, August 2013).<br />

Alcorn (*1954) verfasste wichtige Bücher<br />

zum Thema Geld, Glück <strong>und</strong> Lebensrecht<br />

ungeborener Kinder. In seiner<br />

Analyse »<strong>Himmel</strong>« gelangt er zu dem<br />

Schluss, dass dieser kein immaterieller Bereich<br />

körperloser Geister ist. Ein solcher Bereich wäre für<br />

Menschen nämlich gar nicht geeignet. Menschen<br />

sind für die Erde geschaffen. Alcorn malt dem Leser<br />

»ein auferstandenes Leben in einem auferstandenen<br />

Körper mit dem auferstandenen Christus auf einer<br />

auferstandenen Erde« vor Augen. In seiner Analyse<br />

tritt der Autor energisch aufgr<strong>und</strong> der Bibel für<br />

dieses Bild ein. Er ist davon überzeugt, dass Satan<br />

uns dazu bringen will, den <strong>Himmel</strong> für einen langweiligen,<br />

raum- <strong>und</strong> zeitlosen Ort zu halten. Nach<br />

dem Studium von 150 Büchern zum Thema stellt der<br />

Autor zudem fest: »Viele Bücher über den <strong>Himmel</strong><br />

machen keine Aussagen über die neue Erde.«<br />

Ich stelle zuerst fünf Argumente vor, die der<br />

Autor vom Leben auf der neuen Erde ableitet.<br />

Danach nehme ich zehn tragende Bibelstellen in<br />

Augenschein. Alcorn ist widersprochen worden.<br />

Dabei führe ich drei Argumente an <strong>und</strong> schließe mit<br />

drei Überlegungen dazu, welche Auswirkung die<br />

Beschäftigung mit dem <strong>Himmel</strong> für unseren Alltag<br />

haben kann.<br />

Fünf Schlüsselargumente für<br />

das Leben auf der neuen Erde<br />

Wo wird sich ein entschlafener Christ vor der Auferstehung<br />

aufhalten? Alcorn geht davon aus, dass wir<br />

nach unserem Tod zuerst in einen Zwischenhimmel<br />

kommen. Diesen müssten wir uns als »Zwischenstopp<br />

zu unserem endgültigen Zielort« vorstellen.<br />

»Im Zwischenhimmel werden wir in der Gegenwart<br />

von Christus leben <strong>und</strong> immer fröhlich sein, doch<br />

wir werden uns auf die Auferstehung unseres Körpers<br />

<strong>und</strong> den endgültigen Umzug auf die neue Erde<br />

freuen.«<br />

Die Auferstehung zum Leben auf der neuen Erde<br />

gleiche einer Geburt. »Während der Geburt erleiden<br />

Mutter <strong>und</strong> Kind Schmerzen, doch das Ergebnis<br />

ist eine Fortsetzung, die Erfüllung eines Prozesses,<br />

der schon lange vorher begonnen hat.« Wir werden<br />

unsere Identität behalten. »Wir werden keine anderen<br />

Menschen sein, sondern dieselben Menschen,<br />

die auf w<strong>und</strong>erbare Weise an einen anderen Ort<br />

gebracht <strong>und</strong> verwandelt wurden.« Wie aber müssen<br />

wir uns den endgültigem <strong>Himmel</strong>, unser ewiges<br />

Zuhause, vorstellen? Am besten betrachten wir dafür<br />

unsere Umgebung. »Gottes Kinder freuen sich nicht<br />

auf die Erlösung von der Erde, sondern auf die Erlösung<br />

auf der Erde. Und genau die werden wir nach<br />

unserer leiblichen Auferstehung erleben.« Alcorn<br />

rechnet fest mit dem Fortbestand dessen, was Gott<br />

bereits in dieser Schöpfung angelegt hat. »Ein neuer<br />

Körper ist in erster Linie ein Körper. Eine neue Erde<br />

ist in erster Linie eine Erde.« Gottes Gesamtplan<br />

beinhaltet die Wiederherstellung <strong>und</strong> Weiterführung<br />

seines Planes, nicht die Vernichtung einer ersten<br />

gescheiterten Mission. »Die Erlösung ist der ›Rück-


kauf‹ von Gottes ursprünglichem Plan.«<br />

Das Streben unseres jetzigen <strong>und</strong> zukünftigen Lebens<br />

ist Gott selbst. »Unsere Sehnsucht nach dem<br />

<strong>Himmel</strong> ist eine Sehnsucht nach Gott.« Das heißt<br />

jedoch nicht, dass wir deswegen alles Geschaffene<br />

verachten. Wir freuen uns vielmehr an dem, was<br />

er uns zugedacht hat, weil es auf ihn hinweist. In<br />

der Ausmalung der Details folgt Alcorn fröhlich der<br />

Gr<strong>und</strong>annahme, dass Gott Erfinder von Fantasie<br />

<strong>und</strong> Vorstellungskraft sei. »Meiner Meinung nach<br />

sollten wir unsere Fantasie nicht verachten, sondern<br />

sie von der Bibel anregen lassen.« Dies stehe dem<br />

Ansinnen, nur einige pauschale, vage Aussagen über<br />

unsere Zukunft machen zu können, entgegen.<br />

Zehn biblische Schlüsselstellen<br />

Alcorns Buch wimmelt von Bibelstellen <strong>und</strong> der<br />

Auslegung einzelner Abschnitte. Dies geschieht natürlich<br />

im Rahmen der gesamten biblischen Heilsgeschichte,<br />

wobei der Autor nicht auf die Frage eines<br />

1000-jährigen Friedensreiches eingeht. Ich nehme<br />

einige tragende Stellen der Gesamtargumentation in<br />

Augenschein. Aus Offenbarung 6,9-11 leitet Alcorn<br />

zahlreiche Hinweise für den Zwischenhimmel ab.<br />

Menschen, die über das Weltgeschehen informiert<br />

sind, treten bei Gott für ihre auf der Erde lebenden<br />

Geschwister ein. Sie tragen Kleider <strong>und</strong> werden<br />

auf die bevorstehende Auferstehung hingewiesen.<br />

Offenbarung 21 nimmt eine zentrale Stelle in der<br />

Argumentation ein. »Das ›neue Jerusalem‹ (…) bleibt<br />

nicht in einem ›<strong>Himmel</strong>‹, der weit weg im Raum ist,<br />

sondern kommt auf die erneuerte Erde herab; dort<br />

werden die Erlösten die Ewigkeit in einem Auferstehungskörper<br />

verbringen. So werden <strong>Himmel</strong> <strong>und</strong><br />

Erde, die jetzt getrennt sind, wieder vereint.« Die<br />

Beschreibung des auferstandenen Jesus dient als<br />

Vorgeschmack. Die Jünger »sahen den auferstandenen<br />

Jesus als normalen, gewöhnlichen Menschen.«<br />

Jesaja 60 dient als Kommentar zu Offenbarung 21-22.<br />

»Es gibt keinen Gr<strong>und</strong> für die Annahme, dass die<br />

Beschreibungen der neuen Erde in Jesaja 60 weniger<br />

wörtlich erfüllt werden als die Schilderungen in Jesaja<br />

52-53.« In diese Beschreibung eingeschlossen sind<br />

Städte <strong>und</strong> die Weiterentwicklung bereits existierender<br />

Kulturgüter. Petrus sagt in einer seiner Predigten:<br />

»Doch bis Gott alles erneuert, wird Jesus im <strong>Himmel</strong><br />

bleiben, wie Gott es vor langer Zeit durch seine<br />

Propheten angekündigt hat« (Apostelgeschichte<br />

3,21). »Wenn Jesus wiederkommt, ist es nicht Gottes<br />

Plan, alles zu zerstören <strong>und</strong> von vorn zu beginnen,<br />

sondern ›alles‹ zu erneuern <strong>und</strong> wiederherzustellen.«<br />

Die Begriffe versöhnen, erlösen, wiederherstellen,<br />

heilen, zurückkehren, erneuern, umgestalten<br />

<strong>und</strong> auferstehen beginnen im Griechischen »mit der<br />

Vorsilbe ›ana‹, was ›zurück‹ bedeutet.« In 2. Petrus 3<br />

erscheint das griechische Wort ›kainos‹ als Adjektiv<br />

für <strong>Himmel</strong> <strong>und</strong> Erde. Dass dies mit »neu« übersetzt<br />

wird, »bedeutet, dass die Erde, die Gott schafft, nicht<br />

einfach neu im Gegensatz zu alt sein wird, sondern<br />

neu in Bezug auf Qualität <strong>und</strong> bessere Beschaffenheit.«<br />

Wir werden »Gott in einem auferstandenen<br />

Körper von Angesicht zu Angesicht zu sehen«, so<br />

wie es schon Hiob erwartete (Hiob 19,25-27). Aus<br />

Johannes 17,3 wird deutlich, dass es »unsere höchste<br />

Freude im <strong>Himmel</strong> wird sein, Gott zu kennen <strong>und</strong> zu<br />

sehen. Jede andere Freude leitet sich davon ab, fließt<br />

aus dem Brunnen unserer Beziehung zu Gott.«<br />

Auf diesem Hintergr<strong>und</strong> wird die Anbetung in einem<br />

anderen Licht gesehen. »Die meisten Menschen<br />

wissen, dass wir im <strong>Himmel</strong> Gott anbeten werden.<br />

Doch es ist ihnen nicht klar, wie faszinierend das<br />

sein wird. Eine unüberschaubare Menge von Gläubigen<br />

aus allen Nationen, Stämmen, Völkern <strong>und</strong><br />

Sprachen versammelt sich, um Gott Lob zu singen<br />

für seine Größe, Weisheit, Stärke, Gnade <strong>und</strong> sein<br />

mächtiges Erlösungswerk (Offenbarung 5,13-14). Von<br />

seiner Herrlichkeit überwältigt werden wir in uneingeschränkter<br />

Freude niederfallen <strong>und</strong> rufen: ›Lob<br />

<strong>und</strong> Herrlichkeit <strong>und</strong> Weisheit <strong>und</strong> Dank <strong>und</strong> Ehre<br />

<strong>und</strong> Macht <strong>und</strong> Stärke gehören unserem Gott für<br />

immer <strong>und</strong> ewig. Amen!‹ (Offenbarung 7,9-12).«<br />

Einwände <strong>und</strong> die<br />

Hauptwirkung: (Vor-)Freude<br />

Alcorn ist verschiedentlich widersprochen worden.<br />

Es gibt drei Haupteinwände im Bezug auf das Buch:<br />

1. Inwieweit basieren die Vorstellungen auf zuverlässigen<br />

biblischen Informationen? Sind es nicht<br />

Spekulationen? 2. Müssen wir nicht viele Stellen,<br />

insbesondere bei Daniel <strong>und</strong> in der Offenbarung,<br />

symbolisch verstehen? Nimmt Alcorn diese Beschreibungen<br />

nicht zu wörtlich? 3. Betont der Autor<br />

nicht zu sehr den Fortbestand der bestehenden<br />

Ordnung <strong>und</strong> unterschätzt die Änderungen, die noch<br />

bevorstehen? Ich kann hier auf diese Einwände nicht<br />

näher eingehen.<br />

Tatsächlich glaube ich, dass die in uns wohnende<br />

Sünde unsere Vorstellungen vom <strong>Himmel</strong> noch<br />

trübt. Beim Ausmalen einzelner Details sind bei mir<br />

Fragezeichen aufgekommen, etwa bei der Vorstellung,<br />

dass Tiere auferstehen könnten. Zudem frage<br />

ich mich, ob einzelne Aspekte unseres Menschseins<br />

wie die Sexualität in der Ewigkeit ihre Funktion<br />

erfüllt haben <strong>und</strong> darum überflüssig geworden sind.<br />

Viel bedeutsamer als diese Gedanken ist jedoch die<br />

anhaltende Hauptwirkung des Buches: Ich freue<br />

mich auf den <strong>Himmel</strong>. Ich warte darauf, dort verstorbene<br />

Heilige <strong>und</strong> lieb gewonnene Menschen, die ich<br />

hier kannte, wieder zu sehen. Wie Jonathan Edwards<br />

strebe ich danach, »fest entschlossen, alles zu tun,<br />

um in der anderen Welt für mich so viel Glück wie<br />

möglich zu erlangen.« Es vergeht tatsächlich kaum<br />

ein Tag, an dem ich nicht an den <strong>Himmel</strong> denke.<br />

»Wie eine Braut jeden Tag in der Vorfreude auf die<br />

Ankunft des Bräutigams lebt, der sie in das Haus<br />

holt, das er für sie gebaut hat, sollten wir täglich an<br />

Jesus <strong>und</strong> den <strong>Himmel</strong> denken.«<br />

Vergessen wir vor allem den Hinweis des Autors<br />

am Anfang des Buches nicht: »Prüfen Sie dieses<br />

Buch anhand der Bibel.« Wie wäre es, die ganze<br />

Bibel einmal mit der Perspektive des neuen <strong>Himmel</strong>s<br />

<strong>und</strong> der neuen Erde durchzulesen? (HS)<br />

© Foto: www.epm.org<br />

15


NACH CHRISTUS<br />

Rubrik für Biographien<br />

& Kirchengeschichte


William Cowper<br />

Text von Larry Norman<br />

»Nach meiner Bekehrung wurde alles besser.« Wenn du mit<br />

dieser Feststellung nichts anfangen kannst, ist William Cowper<br />

wahrscheinlich ein Bruder nach deinem Herzen. Auch wenn du<br />

Menschen besser lieben möchtest, hat Cowper dir etwas zu sagen.<br />

Cowpers Geschichte besteht aus Tränen, Gnade, Glaube <strong>und</strong> Blut.<br />

Was sie so nützlich für uns macht, ist keine lange Liste von Erfolgstaten,<br />

sondern eine lange Liste seiner Leiden. Cowper war ein<br />

furchtsamer Heiliger.<br />

William wurde 1731 in der Nähe von<br />

London geboren. Sein Vater war<br />

Pastor, jedoch nicht besonders<br />

fromm; – er übte keine spürbare<br />

Wirkung auf William aus. Das Leid dafür schon. Als<br />

er nur sechs Jahre alt war, verstarb seine Mutter.<br />

Kurz darauf wurde er auf ein Internat geschickt. Es<br />

war kein schöner Ort für William, da er dort eine Zeit<br />

lang von einem älteren Schüler verprügelt wurde. Als<br />

er die Schule endlich wechselte, ging es ihm merklich<br />

besser. Er hatte einige Verwandte in der Juristerei,<br />

<strong>und</strong> so schlug auch der junge William diesen<br />

Berufsweg ein.<br />

Allerdings war dieser Abschnitt für Cowper mit<br />

schmerzlichen Erfahrungen verb<strong>und</strong>en. Er verliebte<br />

sich in seine Cousine Theodora. Einer Heirat hätte<br />

wohl nichts im Wege gestanden, wäre Theodoras<br />

Vater nicht dagegen gewesen. Obwohl diese Liebe<br />

somit keine Erfüllung fand, blieben Theodora <strong>und</strong><br />

William in Kontakt. Später unterstützte sie William<br />

in finanziellen Engpässen anonym.<br />

Im Alter von 21 Jahren überkam William die erste<br />

Welle einer schweren Depression. Über diese Zeit berichtete<br />

er später: »Ich bin entsetzt <strong>und</strong> erschrocken<br />

ins Bett gegangen <strong>und</strong> bin verzweifelt aufgewacht.« 1<br />

Die Depression verschwand schließlich nach einigen<br />

Monaten Erholung.<br />

1759 – also sieben Jahre später – trat William einen<br />

neuen Job in London an. Hier schien er endlich<br />

Frieden gef<strong>und</strong>en zu haben, aber es sollte nicht so<br />

bleiben. 1763 wurde William zum Protokollant des<br />

englischen Parlaments befördert. Er musste dafür<br />

schließlich einen Treueid schwören. Mit dem Druck<br />

kam William jedoch nicht klar. Die zweite Welle der<br />

Depression ergoss sich über ihn noch gnadenloser als<br />

zuvor. Mehrere Male versuchte er in dieser Zeit, sich<br />

das Leben zu nehmen. Durch Gottes Vorsehung ist<br />

es ihm jedoch nicht gelungen. Als er sich ertränken<br />

1 Sämtliche Zitate & Quellen aus diesem Artikel sind den Werken<br />

»Standhaft im Leiden« von John Piper (CLV, 2006) & »The<br />

Poetical Works of William Cowper« (1880 erstmalig publiziert)<br />

entnommen.<br />

© Illustration: Samuel Parkison<br />

17


»Gott lässt oftmals geheimnisvoll<br />

Sein W<strong>und</strong>erwerk geschehn.<br />

Sein Weg durch tiefe Wasser geht<br />

Und auf des Sturmwinds Weh’n.<br />

Verzagte Heilige, nur Mut!<br />

Die Wolke, die euch droht,<br />

Ergießt bald Segen, euch zugut,<br />

Und Trost herab von Gott.<br />

Trau Gottes Gnad’!<br />

Dein schwaches Herz<br />

Mach doch zum Richter nicht!<br />

Sieh hinter düsterem Gewölk<br />

Sein fre<strong>und</strong>lich Angesicht!<br />

Was Er will, das geschieht gewiss,<br />

Du wirst es bald schon sehn.<br />

Die Knospe mag wohl bitter sein,<br />

Die Frucht ist süß <strong>und</strong> schön.«<br />

William Cowper<br />

»God Moves in a Mysterious Way«<br />

wollte, wartete jemand neben ihm am Fluss. Als er<br />

sich vergiften wollte, gelang es ihm nicht, die Flasche<br />

zu öffnen. Als er sich erhängen wollte, rissen seine<br />

Strümpfe <strong>und</strong> er viel ohnmächtig zu Boden.<br />

Die Bekehrung<br />

William wurde in eine Nervenheilanstalt geschickt,<br />

um zu genesen. Eines Tages fand er dort eine Bibel<br />

auf einer Gartenbank. Obwohl er kein Christ war,<br />

nahm er die Bibel in die Hand <strong>und</strong> fing an im<br />

Johannes-Evangelium zu lesen. Er blätterte weiter<br />

<strong>und</strong> kam schließlich auf Römer 3,23-25. Was dabei<br />

geschah, beschrieb William so: »Sofort bekam ich<br />

die Kraft, das zu glauben <strong>und</strong> der volle Strahl der<br />

gerechten Sonne schien auf mich. Ich erkannte,<br />

wie sehr seine Tat der Sühnung ausreichte, meine<br />

Vergebung war durch sein Blut <strong>und</strong> die Fülle seiner<br />

Gerechtigkeit besiegelt«. Cowper erfuhr die Kraft des<br />

lebendigen Wortes Gottes.<br />

1765 verließ William die Anstalt wieder <strong>und</strong> mietete<br />

sich ein Zimmer bei den Unwins in Huntingdon,<br />

nördlich von London. Hier lernte er John Newton<br />

kennen. Newton war zu der Zeit Pfarrer des Nachbarorts<br />

Olney, wo er mit seiner Frau Mary wohnte.<br />

Zwischen William <strong>und</strong> John entstand sehr schnell<br />

eine enge Fre<strong>und</strong>schaft. Häufig machten sie die<br />

Hausbesuche im Gemeindebezirk gemeinsam. Bald<br />

wurde William Laienpfarrer in der Gemeinde. 1769<br />

kamen die beiden auf die Idee, ein Gesangsbuch für<br />

die Gemeinde zu schreiben. Das Olney Hymnbook<br />

wurde zehn Jahre später veröffentlicht <strong>und</strong> bestand<br />

aus 348 Liedern, davon etwa 67 von William. Eins<br />

davon »There is a fountain filled with blood« wurde<br />

sogar ins Deutsche übersetzt (»Es ist ein Born«). Die<br />

dritte Strophe ist besonders schön, »Du sterbendes<br />

Lamm / dein köstliches Blut / verliert niemals seine<br />

Kraft / bis die ganze erkaufte Gottesschar erlöst<br />

ist / nimmer mehr zu sündigen.« Lieder mit einer<br />

herrlichen Theologie sind typisch für Dichter, die das<br />

Evangelium von ganzem Herzen lieben. William war<br />

so ein Dichter.<br />

Licht scheint aus der Dunkelheit<br />

Mit besonderer Wucht brach die dritte Welle der Depression<br />

über William zusammen. Am 1. Januar 1773<br />

packte William die Vorahnung, dass die Depression<br />

zurückkehren würde. Er eilte nach Hause, um sein<br />

Glaubensbekenntnis zu schreiben: »Licht scheint aus<br />

der Dunkelheit« – heute als die Hymne »God moves<br />

in mysterious ways« bekannt. Er fand Inspiration in<br />

Jesu Worten in Johannes 13,7: »Was ich jetzt mache,<br />

wisst ihr nicht, aber ihr werdet es nachher wissen.«<br />

Liest man das Lied, kann man fast das Kratzen der<br />

Feder hören, mit der er zwanghaft seinen Glauben zu<br />

Papier bringen <strong>und</strong> seine Zuversicht festhalten wollte,<br />

bevor ihn die Depression unbarmherzig wieder<br />

einholte. In jener Nacht träumte er einen »verhängnisvollen«<br />

Traum, in dem Gott ihm befahl, sich sein<br />

Leben zu nehmen. Mary Unwin – die Vermieterin<br />

– konnte ihn gerade rechtzeitig davon abhalten. John<br />

eilte herbei <strong>und</strong> verbrachte viel Zeit bei William. Dies<br />

wiederholte sich immer wieder. Einen Monat später<br />

schrieb John Newton, »Ich kann mir kaum vorstellen,<br />

dass jemand im Stand der Gnade in größerer Not<br />

sein könnte.« Doch die Fre<strong>und</strong>schaft zwischen John<br />

<strong>und</strong> William hielt auch dieser schweren Phase stand.<br />

Im April 1773 zogen William Cowper <strong>und</strong> Mary Unwin<br />

bei den Newtons ein <strong>und</strong> wohnten dort die folgenden<br />

13 Monate. Erstaunlicherweise beschwerten<br />

sich John <strong>und</strong> Mary in ihren Tagebüchern nicht über<br />

ihre alles andere als einfachen Hausgäste – welche<br />

treue <strong>und</strong> teure Fre<strong>und</strong>schaft.<br />

Im Mai 1774 zogen Mary <strong>und</strong> William schließlich<br />

wieder in ihr altes Haus <strong>und</strong> es schien ihm endlich<br />

besser zu gehen. Allerdings konnte er den »verhängnisvollen«<br />

Traum nicht vergessen. Zwölf Jahre<br />

später sagte er einmal, dass nur bei dem Gedanken<br />

daran ihn überhaupt nichts trösten könne »<strong>und</strong> es<br />

scheint, als ob jeder Trost für immer verschwindet«.<br />

Er befürchtete immer noch, Gott wäre zornig auf ihn,<br />

weil er sich nicht umgebracht hatte. Er machte keine<br />

Gemeindearbeit mehr <strong>und</strong> ging nicht mehr in den<br />

Gottesdienst.<br />

1780 zogen die Newtons nach London. Trotz der<br />

räumlichen Distanz lebte die Fre<strong>und</strong>schaft durch<br />

eine intensive Brieffre<strong>und</strong>schaft zwanzig Jahre<br />

weiter bis zum Tod Williams. Die nächsten sechs<br />

Jahre waren für William in kreativer Hinsicht sehr<br />

fruchtbar. Er widmete sich ganz der Dichtkunst. Sein<br />

Meisterwerk »The Task« (dt. Die Aufgabe) wurde<br />

1785 veröffentlicht. Das Werk fand eine breite Leserschaft<br />

in England. Im Jahr 1786 kam schließlich die<br />

vierte Depressionswelle. Sie dauerte acht Monate an.<br />

18


Danach konnte er wieder einige Gedichte schreiben<br />

sowie einige Werke von Homer aus dem Griechischen<br />

übersetzen. In seinen Aussagen über sich<br />

selbst sah man nur noch selten einen Funken seiner<br />

früheren Heilsgewissheit, sein Glaube war jedoch an<br />

kleinen Früchten sichtbar. Die letzten Jahre seines<br />

Lebens waren weiterhin sehr schmerzvoll. 1796<br />

verstarb seine Vermieterin <strong>und</strong> treue Pflegerin Mary<br />

Unwin. Danach konnte er noch etwas schreiben, aber<br />

die Schwermut wollte ihn einfach nicht loslassen.<br />

Im März 1780 sagte er seinem Arzt: »Ich empfinde<br />

unsägliche Verzweiflung«. Wenige Wochen später<br />

befreite Jesus William – den furchtsamen Heiligen –<br />

von seiner Schwermut <strong>und</strong> holte ihn zu sich in seine<br />

grenzenlose Freude. »Dort in edlerem süßeren Lied /<br />

besinge ich deine Kraft zu retten / wenn diese arme,<br />

lispelnde, holprige Zunge / still im Grab liegt.«<br />

Was uns William lehrt<br />

Erstens erinnert William uns daran, dass Christen<br />

furchtbar leiden können – auch unter Depressionen.<br />

Es ist ein derartiges Tabu, als ob Depression die<br />

Sünde gegen den Heiligen Geist wäre. Ist sie nicht.<br />

Wenn du an Jesus glaubst <strong>und</strong> Depressionen hast,<br />

stehen Elia, Hiob, Spurgeon <strong>und</strong> William Cowper<br />

gewissermaßen an deiner Seite. Du bist nicht allein,<br />

<strong>und</strong> Gott ist nicht gegen dich. Deine Depression ist<br />

keine Bestrafung Gottes. Es gibt keine Verdammnis<br />

für die, die in Christus Jesus sind (Römer 8,1). Jesus<br />

Christus verstößt niemanden, der zu ihm im Glauben<br />

gekommen ist (Johannes 6,37). Diese Verheißungen<br />

gelten dir. Du bist mit derselben Liebe vom Vater<br />

geliebt wie Jesus selbst (Johannes 17,23). Du brauchst<br />

dich nicht zu schämen. Nicht vor Jesus. Nicht vor<br />

anderen Christen. Halte durch. Suche Hilfe. Wirf<br />

deinen Glauben nicht weg.<br />

Zweitens brauchen die Williams die Johns. Ohne<br />

John hätte William noch weniger Trost bekommen<br />

<strong>und</strong> wäre wohl viel früher gestorben. Wir brauchen<br />

solche treue Fre<strong>und</strong>schaften, die davon geprägt sind,<br />

dass Jesus Christus seine Fre<strong>und</strong>e niemals aufgibt.<br />

Fre<strong>und</strong>schaften aufzugeben, weil sie schwierig sind,<br />

spiegelt nicht das Handeln Jesu wieder.<br />

Drittens brauchen die Johns die Williams. Wir<br />

sind alle dazu geneigt, das Starke zu lieben <strong>und</strong> das<br />

Schwache zu verachten. Jesus tat das nicht. Er liebt<br />

schwache Christen (Matthäus 11,28-30). Er stellt<br />

schwache <strong>und</strong> starke Christen zusammen in die<br />

Gemeinde, damit die Schwachen geliebt werden (1.<br />

Korinther 12,12-27). Leidende Christen helfen anderen<br />

Christen, so zu lieben wie Jesus liebt.<br />

Noch mehr, wir brauchen die Ermutigung der<br />

Schwachen, dass Gottes Gnade alle Tiefen erreicht.<br />

Wir brauchen das Zeugnis der Schwachen, denn der<br />

Tag wird kommen, wo Leid auch die Haustür der<br />

»Starken« niedertreten wird. Die »Starken« brauchen<br />

die Schwachen, denn sie werden versucht, auf<br />

den eigenen Verstand zu setzen, auf Denkkraft <strong>und</strong><br />

Alltagsleistungen. Die Ehrlichkeit der Schwachen<br />

über ihre Kämpfe hilft, die Identität der »Starken« in<br />

Christus allein zu finden. Die Starken müssen lernen,<br />

dass das normale christliche Leben nicht einem<br />

<strong>Himmel</strong> auf Erden gleicht. Die »Starken« müssen<br />

von der Wohlstandslüge befreit werden, dass Christen<br />

immer glücklich sein sollen. Weder Paulus noch<br />

Jesus waren es (Jesaja 53,3; 2. Korinther 1,9) <strong>und</strong> wir<br />

müssen es auch nicht sein (2. Korinther 6,10).<br />

Larry Norman (*1987) ist mit seiner besten Fre<strong>und</strong>in<br />

verheiratet <strong>und</strong> hat an der FTH Gießen studiert. Derzeit dient er<br />

in der Leipzig English Church. Auf Twitter: @fotidzo<br />

19


SCHRIFTGELEHRT<br />

Rubrik zum<br />

Alten Testament<br />

<strong>Himmel</strong> & Hölle im<br />

Alten Testament<br />

Text von Andreas Münch<br />

Kindern im antiken Israel wurde vermutlich nicht erzählt, dass<br />

sie eines Tages »in den <strong>Himmel</strong> kommen«. Es wurde ihnen aber<br />

auch nicht mit der Hölle gedroht. Sind <strong>Himmel</strong> <strong>und</strong> Hölle deshalb<br />

lediglich neutestamentliche Fabeln? Keineswegs!


Die Vorstellung des <strong>Himmel</strong>s im AT<br />

Wenn das AT vom <strong>Himmel</strong> spricht,<br />

meint es dasselbe wie wir, wenn<br />

auch mit einem anderen Schwerpunkt.<br />

Was meine ich damit?<br />

Wenn du das Alte Testament liest <strong>und</strong> dort auf das<br />

Wort „<strong>Himmel</strong>“ triffst, dann hat es zuerst einmal<br />

dieselbe Wortbedeutung wie im Deutschen. Das<br />

hebräische Wort für <strong>Himmel</strong> (shamain) bezeichnet<br />

sowohl den sichtbaren <strong>Himmel</strong>, an dem z.B. Vögel<br />

fliegen (1. Mose 1,30), als auch den <strong>Himmel</strong> als den<br />

Wohnort Gottes (5. Mose 26,15). Um diese beiden<br />

Bedeutungen des Wortes <strong>Himmel</strong> zu unterscheiden,<br />

gebrauchten die Autoren des AT für die Stätte Gottes<br />

zuweilen einen stärkeren Ausdruck – den <strong>Himmel</strong><br />

der <strong>Himmel</strong>. So lesen wir z.B. in 1.Könige 8,27: Ja,<br />

sollte Gott wirklich auf der Erde wohnen? Siehe, der<br />

<strong>Himmel</strong> <strong>und</strong> die <strong>Himmel</strong> der <strong>Himmel</strong> können dich<br />

nicht fassen; wie viel weniger dieses Haus, das ich<br />

gebaut habe! Der Wohnort Gottes ist etwas Spezielles<br />

<strong>und</strong> doch scheint selbst der <strong>Himmel</strong>, angesichts der<br />

Größe Gottes, nicht ausreichend zu sein. Da Gott jedoch<br />

Geist ist, sollten wir nicht meinen, dass es Ihm<br />

im <strong>Himmel</strong> irgendwann zu eng wird. Der <strong>Himmel</strong> als<br />

Wohnort Gottes wird noch von anderen Geschöpfen<br />

bevölkert als nur von Gott alleine. Wir sehen das<br />

deutlich in der berühmten <strong>Himmel</strong>szene in Hiob 1.<br />

Auch wenn uns nicht explizit mitgeteilt wird, dass<br />

wir uns im <strong>Himmel</strong> befinden, so wird der Kontrast<br />

zur Erde (vgl. V.7) doch recht deutlich. Ein anderes<br />

Beispiel finden wir bei Jakob, als dieser in der Nacht<br />

einen Blick auf die unsichtbare himmlische Welt erhaschte:<br />

Und er träumte: Und siehe, eine Leiter war<br />

auf die Erde gestellt, <strong>und</strong> ihre Spitze berührte den<br />

<strong>Himmel</strong>; <strong>und</strong> siehe, Engel Gottes stiegen darauf auf<br />

<strong>und</strong> nieder (1. Mose 29,12).<br />

Gut, meinst du vielleicht. Es gibt einen <strong>Himmel</strong>,<br />

einen Ort, wo Gott wohnt <strong>und</strong> er ist ebenfalls mit<br />

himmlischen Wesen bevölkert. Was aber ist mit der<br />

Vorstellung, dass Menschen in den <strong>Himmel</strong> kommen?<br />

© Foto: Mike Anderson — unsplash.com/goodvybesdaily<br />

21


Wir kommen nicht in den <strong>Himmel</strong>...<br />

Die Bibel spricht nirgendwo davon, dass wir in den<br />

<strong>Himmel</strong> kommen! Das mag für dich sehr überraschend<br />

klingen <strong>und</strong> vermutlich auch so völlig falsch.<br />

Was bringt mich zu solch ketzerischer Aussage? Als<br />

evangelikale Christen im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert sprechen<br />

wir davon, dass wir, wenn wir sterben, »in den <strong>Himmel</strong><br />

kommen«. Wir meinen damit, dass wir nach unserem<br />

Tod in der herrlichen Gegenwart Gottes sind.<br />

Das ist biblische Lehre <strong>und</strong> daher wahr <strong>und</strong> richtig.<br />

Doch die Formulierung »in den <strong>Himmel</strong> kommen«<br />

finden wir so nirgends in der Bibel, was nicht bedeutet,<br />

dass sie falsch ist. Wenn du heute ein durchschnittliches<br />

Gemeindeglied fragen würdest, was mit<br />

ihm nach dem Tod geschieht, würdest du vermutlich<br />

als Antwort erhalten: Ich komme in den <strong>Himmel</strong>.<br />

Vermutlich haut diese Ansage heute die wenigsten<br />

Menschen in deinem Umfeld vom Hocker. Eher bemitleidet<br />

man solche Hoffnungsträger. Der <strong>Himmel</strong><br />

ist oft genug zum Ziel von Karikaturen geworden:<br />

Eine Ewigkeit in einem weißen Kleid, mit einer<br />

golden Harfe, auf einer kleinen weißen Wolke, die so<br />

klein ist, dass selbst Hühner in Käfighaltung mehr<br />

Platz haben (naja, vielleicht nicht ganz). Das sind beileibe<br />

keine tollen Aussichten. Doch ich glaube, wenn<br />

viele Christen ehrlich wären, würden sie zugeben,<br />

dass ihre Vorfreude auf den <strong>Himmel</strong> sich in Grenzen<br />

hält. In die Hölle will man auch nicht, aber eine<br />

Ewigkeit im <strong>Himmel</strong>? Dass es dort nicht langweilig<br />

wird, kannst du im Artikel von Hanniel nachlesen.<br />

Doch dieses Klischee vom <strong>Himmel</strong> kannte man im<br />

antiken Israel vermutlich nicht. Es ist recht unwahrscheinlich<br />

anzunehmen, dass gläubige Eltern ihren<br />

Kindern erzählt haben, dass sie nach dem Tod »in<br />

den <strong>Himmel</strong> kommen«. Waren sie deshalb unsensiblere<br />

Eltern, die ihren Kindern keine Hoffnung über<br />

den Tod hinaus geben konnten? Eher im Gegenteil.<br />

Sie gaben ihnen eine größere Vision, als wir es heute<br />

oftmals tun – sie sprachen vom vollendeten Königreich<br />

Gottes!<br />

...wir beten: Dein Reich komme!<br />

Johannes der Täufer <strong>und</strong> Jesus begannen ihren<br />

öffentlichen Dienst, indem sie ankündigten, dass<br />

das Königreich Gottes (oder das Reich der <strong>Himmel</strong>)<br />

angebrochen sei – weshalb die Menschen Buße tun<br />

sollten (vgl. Matthäus 3,2 <strong>und</strong> 4,17). Sowohl Johannes<br />

als auch Jesus sprachen dabei von der endzeitlichen<br />

Hoffnung, die im AT angekündigt wurde. Wenn wir<br />

die Königsherrschaft Gottes so verstehen, dass Gott<br />

an einem bestimmten Ort über Sein Volk regiert,<br />

dann finden wir das erste Königreich Gottes bereits<br />

in 1. Mose 1-2 vor – im Garten Eden. Im Garten<br />

Eden, dem Paradies, lebte der Mensch in ungetrübter<br />

Gemeinschaft mit sich selbst unter der Herrschaft<br />

Gottes <strong>und</strong> erfreute sich daran. Und genau das ist<br />

auch das Bild, dass uns im NT vom zukünftigen<br />

<strong>Himmel</strong> gezeichnet wird. Bereits in 1. Mose 3, nach<br />

dem Sündenfall, wird durch die Ankündigung eines<br />

Retters die Hoffnung gegeben, dass der ursprüngliche<br />

paradiesische Zustand eines Tages wiederhergestellt<br />

werden würde.<br />

Die eindeutigste Verheißung dieser Hoffnung finden<br />

wir beim Propheten Jesaja. Denn dort sagt Gott:<br />

Denn siehe, ich schaffe einen neuen <strong>Himmel</strong> <strong>und</strong><br />

eine neue Erde. Und an das Frühere wird man nicht<br />

mehr denken, <strong>und</strong> es wird nicht mehr in den Sinn<br />

kommen. [...] Denn wie der neue <strong>Himmel</strong> <strong>und</strong> die<br />

neue Erde, die ich mache, vor mir bestehen, spricht<br />

der HERR, so werden eure Nachkommen <strong>und</strong> euer<br />

Name bestehen (Jesaja 65,17 <strong>und</strong> 66,22). Interessant<br />

ist, dass Gott hier für »schaffen« dasselbe Wort wie<br />

bei der ersten Schöpfung aus 1. Mose 1 gebraucht.<br />

Das Wort »<strong>Himmel</strong>reich« kommt kein einziges Mal<br />

im AT vor, doch die Vorstellung davon zieht sich<br />

durch das gesamte AT. Die alttestamentliche Vorstellung<br />

vom <strong>Himmel</strong> war weniger die eines unbestimmbaren<br />

geistlichen Zuhauses, sondern die Erwartung<br />

eines Lebens unter der königlichen Herrschaft ihres<br />

B<strong>und</strong>esgottes, das von Frieden <strong>und</strong> der Abwesenheit<br />

von Tod <strong>und</strong> Zerstörung gekennzeichnet war. Die<br />

alttestamentlichen Bilder vom <strong>Himmel</strong> klingen recht<br />

»erdverb<strong>und</strong>en« möchte man meinen. Mit gutem<br />

Gr<strong>und</strong>. Denn der <strong>Himmel</strong> besteht eben aus einem<br />

neuen <strong>Himmel</strong> <strong>und</strong> einer neuen Erde! Gott hat uns<br />

Menschen für die Erde geschaffen. So können wir<br />

davon ausgehen, dass der <strong>Himmel</strong> – so sehr wir<br />

ihn auch vergeistlicht haben – mehr Merkmale von<br />

dieser erfahrbaren Welt haben wird, als wir uns jetzt<br />

vielleicht vorstellen können. Wenn du Mühe hast,<br />

dir den <strong>Himmel</strong> vorzustellen, dann meditiere über<br />

die Bedeutung des Königreiches Gottes. Wenn der<br />

<strong>Himmel</strong> tatsächlich so sein wird, wie heute oftmals<br />

angenommen, dann graut es mir auch vor der<br />

Ewigkeit. Doch wenn ich das biblische Konzept vom<br />

vollendeten Reich Gottes bedenke, dann freue ich<br />

mich, daran Anteil zu haben.<br />

Die Vorstellung der Hölle im AT<br />

Wie wir gesehen haben, kannte das AT das Konzept<br />

vom <strong>Himmel</strong>, als dem vollendeten Königreich Gottes.<br />

Wie aber sieht es mit dem Gegenstück aus – der<br />

Hölle?<br />

Je nachdem welche Bibelübersetzung du zur<br />

Hand nimmst, wirst du das Wort Hölle recht häufig<br />

oder gar nicht finden. Die Luther-Bibel von 1912 listet<br />

im AT mehrere Verse mit der Erwähnung der Hölle<br />

auf. Das ist jedoch dem (unglücklichen) Umstand<br />

geschuldet, dass man das hebräische Wort Scheol<br />

fälschlicherweise mit Hölle übersetzte. Die Vorstellung<br />

einer Hölle im neutestamentlichen Sinn kennt<br />

das AT so nicht. Dennoch hatte man eine klare<br />

Vorstellung davon, wohin die Reise der Seele nach<br />

dem Tod ging.<br />

22


Ein Wartezimmer für die Seele<br />

Der Scheol war allgemein als das Totenreich bekannt.<br />

Die beste deutsche Übersetzung wäre vermutlich<br />

Unterwelt. Natürlich wissen wir, dass Orte wie<br />

<strong>Himmel</strong> <strong>und</strong> Hölle sich nicht auf einer geografischen<br />

Karte markieren lassen. Wenn jedoch in Gemälden<br />

das Konzept von <strong>Himmel</strong> <strong>und</strong> Hölle grafisch dargestellt<br />

wurde, dann befand sich der <strong>Himmel</strong> immer<br />

oben, während sich die Hölle immer im scharfen<br />

Kontrast unten befand. So wird auch im AT der<br />

<strong>Himmel</strong> immer als über uns, während der Scheol als<br />

etwas unterhalb von uns gedacht. Das beste Beispiel<br />

dafür ist Sprüche 15,24: Der Weg des Lebens geht für<br />

den Einsichtigen nach oben, damit er dem Scheol<br />

unten entgeht. Der große Unterschied zwischen<br />

Scheol <strong>und</strong> Hölle ist dieser, dass nach dem Denken<br />

des AT alle Menschen – Gläubige wie Gottlose –<br />

nach dem Tod in den Scheol kamen, während nach<br />

der Lehre des NT nur Gottlose in die Hölle kommen.<br />

So konnte Jakob, als er über den (vermeintlichen)<br />

Tod seines Sohnes Josefs trauerte, sagen: Nein,<br />

sondern in Trauer werde ich zu meinem Sohn in<br />

den Scheol hinabfahren (1. Mose 37,35). Auch König<br />

Hiskia konnte als gottesfürchtiger Mann sagen: Ich<br />

sagte: Inmitten meiner Tage soll ich hingehen zu<br />

den Pforten des Scheols. Ich bin beraubt des Restes<br />

meiner Jahre. Ich sagte: Ich werde Jah 1 nicht sehen,<br />

Jah im Land der Lebendigen, auch nicht Menschen<br />

mehr erblicken bei den Bewohnern des Totenreiches<br />

(Jesaja 38,10-11). Auch wenn Gläubige davon ausgingen,<br />

dass sie diesen Weg beschreiten mussten, so<br />

gibt es doch eindeutig Belege dafür, dass der Scheol<br />

ebenfalls ein Bestimmungsort der Gottlosen war,<br />

<strong>und</strong> das oftmals im Kontext der Gerichtsandrohung:<br />

Mögen zum Scheol sich wenden die Gottlosen, alle<br />

Nationen, die Gott vergessen (Psalm 9,18). In Jesaja<br />

14,14-15 lesen wir vom Gericht über den König von<br />

Babel <strong>und</strong> das Schicksal, was ihn erwartet (was oft<br />

auf das Gericht Satans gedeutet wird): »Ich will<br />

hinaufsteigen auf Wolkenhöhen, dem Höchsten<br />

mich gleichmachen.« – Doch in den Scheol wirst du<br />

hinabgestürzt, in die tiefste Grube. Der Scheol wird<br />

allgemein als ein Ort der Gottesferne gesehen, wo<br />

man abgeschnitten ist, von den Lebendigen, ein Ort,<br />

wo man Gott nicht mehr preist (vgl. Psalm 6,6; 31,18;<br />

Jesaja 38,18). Wie passt dieses düstere Bild des Scheol<br />

mit der Hoffnung der Gläubigen, die wir weiter oben<br />

skizziert haben zusammen?<br />

Jahwe – ein Gott der Lebenden<br />

Nun, die Gläubigen des AT gaben sich keiner Illusion<br />

hin. Sie wussten, dass das Urteil, das über ihren<br />

Ur-Vater Adam gesprochen wurde »Du wirst sterben«,<br />

ihnen gleichermaßen galt. Dennoch hegten sie<br />

die Hoffnung, dass ihr Gott sie aus der Macht des<br />

1 »Jah« ist eine verkürzte Form von »Jahwe« oder »Yahweh«.<br />

Scheol retten würde. Jahwe war kein Gott der Toten,<br />

sondern der Lebenden! In Psalm 49,16 lesen wir von<br />

dieser Hoffnung: Gott aber wird meine Seele erlösen<br />

von der Gewalt des Scheols; denn er wird mich aufnehmen.<br />

Ein Gr<strong>und</strong> für diese Annahme war womöglich<br />

das Zeugnis Henochs, der nach einem gottesfürchtigen<br />

Leben direkt in die Gegenwart Gottes<br />

entrückt wurde, ohne den Tod zu sehen (vgl. 1. Mose<br />

5,24). Die Gläubigen des AT waren sich zweier Dinge<br />

sicher: 1) Sie würden sterben müssen wie die Gottlosen,<br />

doch 2) ihnen drohte nicht dasselbe Schicksal<br />

wie Letzteren. Eines müssen wir noch erwähnen,<br />

um dieses Thema abschließend behandelt zu haben.<br />

Es stimmt, dass das AT nicht die neutestamentliche<br />

Vorstellung der Hölle offenbart. Dennoch wird eine<br />

reale »Alternative« zum neuen <strong>Himmel</strong> <strong>und</strong> zur neuen<br />

Erde geliefert: Und sie werden hinausgehen <strong>und</strong><br />

sich die Leichen der Menschen ansehen, die mit mir<br />

gebrochen haben. Denn ihr Wurm wird nicht sterben<br />

<strong>und</strong> ihr Feuer nicht verlöschen, <strong>und</strong> sie werden ein<br />

Abscheu sein für alles Fleisch (Jesaja 66,24).<br />

Angesichts dieser drohenden Worte des Propheten<br />

Jesajas möchte ich dir die Frage stellen, ob du<br />

für dich weißt, was dich nach deinem Tod erwartet?<br />

Das Leben ist kein Spiel, doch am Ende gibt es eine<br />

Menge zu verlieren oder zu gewinnen. Die frohe<br />

Botschaft, das Evangelium, besteht darin, dass der<br />

König über Gottes <strong>Himmel</strong>reich, Jesus Christus, für<br />

Sünder starb, damit sie durch den Glauben an Ihn<br />

Anteil haben können an Seiner Herrschaft. Sofern du<br />

es noch nicht getan hast, möchte ich dich ermutigen:<br />

Unterwerfe dich im Vertrauen auf Seine Gnade<br />

König Jesus, dem gegeben ist alle Macht im <strong>Himmel</strong><br />

<strong>und</strong> auf Erden! Und wenn du es bereits getan hast,<br />

dann bete aus ganzem Herzen: Unser Vater, im <strong>Himmel</strong>,<br />

dein Reich komme!<br />

Andreas Münch (*1984) ist Ehemann, Vater eines Sohnes,<br />

Pastor der MBG Lage <strong>und</strong> Autor des vielbeachteten Buches ›Der<br />

wahre Gott der Bibel‹. Sein Blog: www.andreas-muench.com<br />

23


JOSIA<br />

Rubrik des<br />

Josia Netzwerkes


Das größte Fest<br />

Text von Simon Mayer<br />

Feste sind großartig. Immer! Naja, ok, zugegeben: Fast immer.<br />

Das ein oder andere miese hat dann doch schon jeder von uns<br />

erlebt. Nein, ich werde jetzt nicht ins Detail gehen. Konzentrieren<br />

wir uns lieber auf das Positive. Was macht eine gute Feier aus?<br />

Erstens: Die Teilnehmer. Nur wenn man sich mit den Leuten gut<br />

versteht, fühlt man sich auch pudelwohl. Zweitens: Der Gr<strong>und</strong><br />

zum Feiern. Denn die besten Feste sind diejenigen mit den besten<br />

Anlässen. Drittens: Die Atmosphäre. Wenn die Stimmung super<br />

ist <strong>und</strong> man sich wünscht, dass das Ganze nie endet, dann ist es<br />

wahrlich eine gelungene Veranstaltung. Nun, schauen wir uns das<br />

genialste Fest schlechthin an…<br />

© Bild: »Die Hochzeit zu Kana« von Paolo Veronese (1563) — wikipedia.org 25


»Nach diesem sah ich, <strong>und</strong> siehe, eine<br />

große Schar, die niemand zählen konnte,<br />

aus allen Nationen <strong>und</strong> Stämmen<br />

<strong>und</strong> Völkern <strong>und</strong> Sprachen; die standen<br />

vor dem Thron <strong>und</strong> vor dem Lamm, bekleidet mit<br />

weißen Kleidern, <strong>und</strong> Palmzweige waren in ihren<br />

Händen. Und sie riefen mit lauter Stimme <strong>und</strong><br />

sprachen: Das Heil ist bei unserem Gott, der auf dem<br />

Thron sitzt, <strong>und</strong> bei dem Lamm! Und alle Engel standen<br />

rings um den Thron <strong>und</strong> um die Ältesten <strong>und</strong><br />

die vier lebendigen Wesen <strong>und</strong> fielen vor dem Thron<br />

auf ihr Angesicht <strong>und</strong> beteten Gott an <strong>und</strong> sprachen:<br />

Amen! Lob <strong>und</strong> Herrlichkeit <strong>und</strong> Weisheit <strong>und</strong> Dank<br />

<strong>und</strong> Ehre <strong>und</strong> Macht <strong>und</strong> Stärke gebührt unserem<br />

Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. Und einer von<br />

den Ältesten ergriff das Wort <strong>und</strong> sprach zu mir: Wer<br />

sind diese, die mit weißen Kleidern bekleidet sind,<br />

<strong>und</strong> woher sind sie gekommen? Und ich sprach zu<br />

ihm: Herr, du weißt es! Und er sprach zu mir: Das<br />

sind die, welche aus der großen Drangsal kommen;<br />

<strong>und</strong> sie haben ihre Kleider gewaschen, <strong>und</strong> sie haben<br />

ihre Kleider weiß gemacht in dem Blut des Lammes.<br />

Darum sind sie vor dem Thron Gottes <strong>und</strong> dienen<br />

ihm Tag <strong>und</strong> Nacht in seinem Tempel; <strong>und</strong> der auf<br />

dem Thron sitzt, wird sein Zelt aufschlagen über ihnen.<br />

Und sie werden nicht mehr hungern <strong>und</strong> nicht<br />

mehr dürsten; auch wird sie die Sonne nicht treffen<br />

noch irgendeine Hitze; denn das Lamm, das inmitten<br />

des Thrones ist, wird sie weiden <strong>und</strong> sie leiten zu<br />

lebendigen Wasserquellen, <strong>und</strong> Gott wird abwischen<br />

alle Tränen von ihren Augen.« 1<br />

Die Teilnehmer des Festes<br />

Wir wollen unsere Aufmerksamkeit zuerst auf die<br />

Teilnehmer des Festes lenken. Der Apostel Johannes<br />

berichtet uns hier einige spektakuläre, unglaublich<br />

klingende Fakten über sie. In Vers 9 schreibt er, dass<br />

es sich nicht nur um ein paar wenige Teilnehmer<br />

handelt, sondern um eine große, unzählbare Schar<br />

aus allen Nationen <strong>und</strong> Stämmen <strong>und</strong> Völkern <strong>und</strong><br />

Sprachen. Die Unterschiedlichkeit der Teilnehmer<br />

könnte nicht größer sein. Aus jeder Nation, aus<br />

jedem noch so kleinen Stamm <strong>und</strong> Volk ist jemand<br />

dabei. Und jede einzelne Sprache ist vertreten. Wer<br />

würde je auf die Idee kommen, dass es Sinn macht,<br />

solch unterschiedliche Menschen zusammenzupacken,<br />

um mit allen gemeinsam ein Fest zu feiern?<br />

Wo sich doch keiner versteht. Wo doch jeder andere<br />

kulturelle Hintergründe mit sich bringt. Wo doch<br />

explosiv geladene Spannung pur zwischen man-<br />

1 Offenbarung 7,9-17 (Schlachter 2000)<br />

chen Völkern in der Luft hängt. Aber diese Gruppe<br />

hat etwas Faszinierendes an sich. Sie ist trotz ihrer<br />

Unterschiedlichkeit irgendwie eins.<br />

Und Johannes erzählt uns auch, worin die Einheit<br />

der Gruppe besteht. Er redet davon, dass sie alle<br />

bekleidet sind mit weißen Kleidern. Jeder einzelne<br />

Teilnehmer dieser großen, unzählbaren Gruppe hat<br />

ein weißes Kleid an. Wenn wir weiter lesen, sehen<br />

wir, wie sie zu diesen weißen Kleidern gekommen<br />

sind. In Vers 14 heißt es: »Sie haben ihre Kleider<br />

gewaschen, sie haben ihre Kleider weiß gemacht in<br />

dem Blut des Lammes…« Vorher waren die Kleider<br />

jedes einzelnen schmutzig, nun sind sie sauber<br />

<strong>und</strong> vollkommen rein, strahlend weiß. Wir wissen:<br />

Das ist ein Symbol, das die Bibel immer mal wieder<br />

aufgreift. Der Dreck an den Kleidern der Menschen<br />

steht für die Sünde in ihrem Leben. Das Problem ist,<br />

dass dreckige Kleider nicht dem Dresscode entsprechen,<br />

mit dreckigen Kleidern wird einem die<br />

Teilnahme am Fest untersagt. Warum? Weil sie nicht<br />

zur Reinheit <strong>und</strong> Heiligkeit Gottes passen.<br />

Deshalb müssen die Teilnehmer ihre Kleider<br />

zuerst waschen, <strong>und</strong> es gibt nur eine Methode, dies<br />

so zu tun, dass sie nachher tatsächlich vollkommen<br />

weiß sind: Die Kleider müssen im Blut des Lammes<br />

gewaschen werden. Wiederum wissen wir, was<br />

gemeint ist: Hier ist die Rede von Jesus Christus<br />

als dem Lamm <strong>und</strong> von seinem Blute, das er für<br />

uns vergossen hat, als wir noch Feinde des Kreuzes<br />

waren. Jeder einzelne dieser Teilnehmer hat<br />

sein Kleid in diesem Blut gewaschen, sprich jeder<br />

einzelne hat Vergebung seiner Sünden erlangt durch<br />

das Sühnewerk Jesu Christi. Und das Faszinierende<br />

ist, dass dies auch jetzt schon für dich <strong>und</strong> mich gilt,<br />

wenn wir daran glauben. Aufgr<strong>und</strong> des Glaubens<br />

kann Gott dich ansehen <strong>und</strong> sagen: Du bist perfekt.<br />

Du bist ohne Tadel. Du bist würdig, an meinem Fest<br />

teilzunehmen!<br />

Der Anlass des Festes<br />

Es gibt jedoch eine weitere Gemeinsamkeit unter<br />

den Teilnehmern, welche uns zum Anlass der Feier<br />

bringt. Alle Teilnehmer tragen Palmzweige als Zeichen<br />

des Sieges in ihren Händen. Denn sie haben<br />

durchgehalten bis zum Ende <strong>und</strong> den Kampfpreis<br />

der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus<br />

erlangt. Sie haben die Welt überw<strong>und</strong>en, den Teufel<br />

besiegt <strong>und</strong> Treue bewahrt. Das ist der Anlass des<br />

Festes, der Gr<strong>und</strong> zum Feiern. Der Lauf ist vollendet.<br />

Der Sieg ist errungen. Und was zu tun bleibt, ist<br />

darüber zu jubilieren. Ein Fest zu feiern, das seinesgleichen<br />

sucht <strong>und</strong> niemals finden wird.<br />

26


Aber gleichzeitig können die Teilnehmer den Sieg<br />

nicht sich selbst zuschreiben. Sie wissen ganz genau:<br />

Wäre da nicht jemand gewesen, der sie durchgetragen<br />

hat, so hätten sie nicht ausharren können bis<br />

zum Ende. Wäre da nicht jemand gewesen, der letztendlich<br />

für sie gesiegt hat, so wäre alles von Beginn<br />

an zum Scheitern verurteilt gewesen. Und deshalb<br />

stehen sie vor dem Thron desjenigen, dem sie das alles<br />

zu verdanken haben <strong>und</strong> rufen mit lauter Stimme:<br />

»Das Heil ist bei unserem Gott, der auf dem Thron<br />

sitzt, <strong>und</strong> bei dem Lamm!« Nicht sich selbst haben<br />

die Teilnehmer es zu verdanken, dass sie bei dem<br />

Fest dabei sein dürfen. Nicht ihrem Können, nicht<br />

ihren Fähigkeiten, nicht ihrer Intelligenz, Ausdauer,<br />

Selbstdisziplin oder Sonstigem. Nein, allein bei Gott<br />

<strong>und</strong> bei dem Lamm ist das Heil. Er hat den Sieg für<br />

uns errungen. Er ist es, der uns nachgegangen ist, der<br />

uns bei sich haben wollte, der uns beim Namen gerufen<br />

hat, der uns in seiner mächtigen Hand hat, der<br />

uns niemals los lässt, dem allein wir unser Seelenheil<br />

zuschreiben können. Das gilt es zu feiern!<br />

Dies alles bringt uns zum Höhepunkt, zum Zentrum<br />

dieses Bibelabschnittes. Die Verehrung Gottes<br />

durch alle Engel, die vor seinem Thron niederfallen<br />

<strong>und</strong> sagen: »Lob <strong>und</strong> Herrlichkeit <strong>und</strong> Weisheit<br />

<strong>und</strong> Dank <strong>und</strong> Ehre <strong>und</strong> Macht <strong>und</strong> Stärke gebührt<br />

unserem Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit!« Das ist der<br />

ultimative Anlass für dieses gigantische Fest: Die<br />

Anbetung Gottes. Alles läuft darauf hinaus, alles ist<br />

dafür vorgesehen. Es ist kaum vorstellbar, wie überwältigend<br />

das sein wird.<br />

Die Großartigkeit des Festes<br />

Kommen wir zuletzt zur Großartigkeit der Feier, welche<br />

in Vers 16 deutlich wird: »Sie werden nicht mehr<br />

hungern <strong>und</strong> nicht mehr dürsten; auch wird sie die<br />

Sonne nicht treffen noch irgendeine Hitze; denn das<br />

Lamm, das inmitten des Thrones ist, wird sie weiden<br />

<strong>und</strong> sie leiten zu lebendigen Wasserquellen, <strong>und</strong> Gott<br />

wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.« Eine<br />

der Großartigkeiten dieses Festes besteht darin, dass<br />

keinerlei Platz für Leid dabei vorhanden sein wird.<br />

Oh wie leidvoll ist hingegen doch das Leben hier auf<br />

der Erde. Was müssen wir oft nicht alles durchstehen:<br />

Physische, psychische, seelische Schmerzen.<br />

Mühen <strong>und</strong> Sorgen um uns selbst <strong>und</strong> um nahestehende<br />

liebgewonnene Menschen. Angriffe <strong>und</strong> Verletzungen<br />

durch unsere Nächsten. Und allen voran<br />

das Ächzen unter der Last der Sündhaftigkeit, die<br />

wir doch nicht ganz ablegen können. Für all das wird<br />

kein Platz mehr sein. Kein Leid, keine Tränen (Gott<br />

selbst wird sie abwischen), kein Hunger, kein Durst.<br />

All unsere Sehnsüchte werden gestillt werden an der<br />

Quelle des lebendigen Wassers selbst.<br />

Aber es ist nicht nur die Abwesenheit von jeglichem<br />

Leid, worauf wir uns freuen dürfen. Nein, uns<br />

erwartet noch etwas viel Großartigeres: Die Gegenwart<br />

Gottes. Er ist da. Mitten in dem Fest, mitten<br />

unter den Teilnehmern. Sie dürfen ihn von Angesicht<br />

zu Angesicht sehen. Das größte Privileg, nach<br />

dem sich Menschen seit eh <strong>und</strong> je gesehnt haben,<br />

<strong>und</strong> das nicht einmal Mose eingeräumt wurde. »Sie<br />

sind vor dem Thron Gottes <strong>und</strong> dienen ihm Tag <strong>und</strong><br />

Nacht in seinem Tempel; <strong>und</strong> der auf dem Thron<br />

sitzt, wird sein Zelt aufschlagen über ihnen.« (V. 15)<br />

Gott im Tempel zu dienen, war ein Vorrecht, das nur<br />

wenigen vorbehalten war. Ins Allerheiligste – in die<br />

Gegenwart Gottes – durfte nur der Hohepriester <strong>und</strong><br />

das auch nur einmal im Jahr. Und jetzt schlägt Gott<br />

sein Zelt auf über seinen Dienern, d.h. er ist dauerhaft<br />

anwesend. Er ist ständig in ihrer Gegenwart. Wie<br />

atemberaubend muss das sein – unvorstellbar.<br />

Die Erlösten können Gott Tag <strong>und</strong> Nacht dienen.<br />

Und das ist das Genialste an dieser Feier, was sie<br />

f<strong>und</strong>amental von allen anderen Festen unterscheidet:<br />

Sie wird viel länger dauern. Genauer gesagt: Von<br />

Ewigkeit zu Ewigkeit! Ich weiß nicht, was für dich<br />

eine lange Zeit darstellt. Aber sicherlich – das ist<br />

eine! Ich weiß auch nicht, wie lang dir manch einsame,<br />

manch traurige St<strong>und</strong>e oder vielleicht sogar nur<br />

Minute vorkommen mag. Wie sehr du dich danach<br />

sehnst, dass sie doch vorübergehen mag. Aber mit<br />

Sicherheit, mit Bestimmtheit ist sie es nicht wert –<br />

auch nur im Geringsten – verglichen zu werden mit<br />

dem, was uns zukünftig erwartet. Sofern wir eingesehen<br />

haben, dass unsere Kleider dreckig sind <strong>und</strong> im<br />

Blut des Lammes gewaschen werden müssen. Sofern<br />

wir danach streben, den Sieg zu erlangen durch den<br />

Herrn. Und sofern wir uns danach sehnen, endlich<br />

in seiner Gegenwart zu sein, um ihn anbeten zu<br />

können.<br />

Bist du bei diesem Fest dabei?<br />

Simon Mayer (*1990) arbeitet als Ingenieur in München <strong>und</strong><br />

studiert nebenbei Theologie am Martin Bucer Seminar. Er ist<br />

verheiratet <strong>und</strong> ist u.a. redaktionell für das Josia Netzwerk tätig.<br />

27


WIE EDELSTEINE<br />

Rubrik für junge<br />

Frauen in der Nachfolge<br />

Himmlische<br />

Liebe<br />

Text von Susanne Wrobel<br />

Über den Charakter einer<br />

gottesfürchtigen Frau.


© Foto: Barrel On — unsplash.com/barrelon 29


Schreibt man über den Charakter einer<br />

gottesfürchtigen Frau, so würden viele<br />

wohl einen Artikel über die Frau aus den<br />

Sprüchen 31 erwarten. Hier soll jedoch ein<br />

allgemeineres Thema betrachtet werden: unsere Rolle<br />

in Christus. Denn mehr als »nur« Frauen, sind wir<br />

Diener Christi (Galater 3,28). Zum Zeitpunkt unserer<br />

Bekehrung wurde die Liebe Christi in unser Herz<br />

ausgegossen (Römer 5,5), welche von nun an in uns<br />

zunehmen soll. Es ist eine Liebe, die der Welt unbekannt<br />

ist; man kann sie fast als eine seltsame Liebe<br />

beschreiben. Wir lieben Gott, obwohl wir Ihn nicht<br />

sehen, was für die Welt eine Torheit ist. Wir lieben<br />

die Geschwister wie einen Teil der Familie in einer<br />

Welt, in der sich jeder letztlich nur um sich selbst<br />

sorgt. Und wir lieben die Verlorenen, obwohl diese<br />

uns verfluchen, verspotten <strong>und</strong> verachten. Durch<br />

den Heiligen Geist wurde uns eine Liebe gegeben,<br />

welche Gottes Vorhaben in uns <strong>und</strong> durch uns in<br />

der Welt ausführt. Solch eine christusähnliche Liebe<br />

zeigt sich in einer Liebe zu Gott, zu den Kindern<br />

Gottes <strong>und</strong> zu den Verlorenen.<br />

Liebe zu Gott – Das höchste Gebot<br />

»Lasst uns die Summe aller Lehre hören: Fürchte<br />

Gott <strong>und</strong> halte seine Gebote; denn das macht den<br />

ganzen Menschen aus.« (Prediger 12,13)<br />

Die größte Hinterlassenschaft, die eine gottesfürchtige<br />

Frau sich wohl wünschen könnte, ist<br />

dafür bekannt gewesen zu sein, Gott sehr geliebt zu<br />

haben. Ein wiedergeborener Christ sollte immer den<br />

Herzenswunsch haben, Gott mehr zu lieben. Nicht<br />

zuletzt da es das erste <strong>und</strong> größte Gebot darstellt <strong>und</strong><br />

zusammen mit der Nächstenliebe das ganze Gesetz<br />

erfüllt (Matthäus 22, 40; Galater 5,14). Was auch<br />

immer unsere momentane Aufgabe im Leben ist <strong>und</strong><br />

obgleich wir alleinstehend, verheiratet oder schon<br />

Mütter sind, das größte Gebot, das uns gegeben wurde,<br />

ist unseren Gott zu lieben, seine Gebote zu halten<br />

<strong>und</strong> damit stetig auf seine Ehre bedacht zu sein.<br />

Herz, Seele, Verstand <strong>und</strong> Kraft sollen an unserer<br />

Liebe zu Gott beteiligt sein. Liebe zu Gott ist auch<br />

immer verb<strong>und</strong>en mit Gehorsam gegenüber Gott<br />

(Johannes 14,21). Liebe heißt Gottes Gebote zu halten<br />

(1. Johannes 5,3) <strong>und</strong> sie werden keine Last für uns<br />

sein, sondern eine Freude. Vielmehr wird es eine<br />

Last für uns, wenn wir sie übertreten. Jesu ganzes<br />

Leben, alles was Er tat, lebte er hinsichtlich dessen,<br />

wie er dem Vater wohlgefällig sein <strong>und</strong> Seinen<br />

Willen erfüllen würde. Christi Herz sehnte sich<br />

immer nach der Gegenwart des Vaters <strong>und</strong> er zog<br />

sich oft zurück ins Gebet. Möge so auch unser Herz<br />

sich kontinuierlich danach sehnen, Zeit mit Gott zu<br />

verbringen <strong>und</strong> Ihn, durch das tägliche Erforschen<br />

seines Wortes <strong>und</strong> durch Gebet aufs Innigste kennen<br />

zu lernen. Möge Er es sein, für den wir alles andere<br />

auf dieser Welt als nichtig erachten, solange wir Ihm<br />

näher kommen <strong>und</strong> mehr in sein Ebenbild geformt<br />

werden. Unser Leben soll nicht ziellos sein <strong>und</strong> nicht<br />

nur auf diese Welt bedacht, wie das Leben derer, die<br />

Gott nicht kennen. Auch unsere Unterhaltungen<br />

sollen zeigen, dass unser Herz mit Ihm erfüllt ist <strong>und</strong><br />

»beständig soll sein Lob in unserem M<strong>und</strong>e sein.«<br />

(Psalm 34,2; Lukas 6,45). Es ist an jedem Einzelnen<br />

von uns zu prüfen, wie viel Raum Christus in seinen<br />

Unterhaltungen, <strong>und</strong> damit auch in seinem Herzen<br />

hat, <strong>und</strong> ob seine Worte bezeugen, welche Lektionen<br />

er gelernt oder welche Wahrheiten er lieb gewonnen<br />

hat. Sind dies nicht auch die schönsten Unterhaltungen,<br />

wenn Christen zusammen kommen, wenn diese<br />

über Gottes Güte <strong>und</strong> Liebe staunen? Nur wenn wir<br />

selbst auch unsere Gemeinschaft mit Gott pflegen,<br />

kann es auch wahre Gemeinschaft unter den<br />

Geschwistern geben – wenn Christus das Zentrum<br />

in unserem Herzen, Leben <strong>und</strong> Unterhaltungen ist (1.<br />

Johannes 1,3).<br />

Es ist daher auch essentiell für uns, Frauen des<br />

Wortes Gottes zu sein, die Schriften zu erforschen<br />

<strong>und</strong> unseren Gott zu kennen. Theologie (»die Lehre<br />

von Gott«) ist nicht belanglos, ganz im Gegenteil.<br />

Unsere Auffassung von Gott prägt <strong>und</strong> formt unser<br />

ganzes Leben <strong>und</strong> Fehler in der Lehre führen letztlich<br />

zu Fehlern im Leben (1. <strong>Timotheus</strong> 4,16). Wenn<br />

wir unseren Gott kennen, sehen wir wie vertrauenswürdig,<br />

liebevoll, treu, gütig <strong>und</strong> souverän Er ist <strong>und</strong><br />

im Laufe der Geschichte schon immer gehandelt hat.<br />

Mit der Erkenntnis von solch einem Gott an unserer<br />

Seite lassen sich selbst die schwierigsten Situationen<br />

im Leben leichter überstehen <strong>und</strong> sogar mit Dankbarkeit<br />

aus Gottes Hand annehmen.<br />

Als der Gerechte für die Ungerechten am Kreuz<br />

starb, bewies Er uns seine bedingungslose Liebe,<br />

wonach das Verlangen jedes einzelnen Menschen in<br />

der Welt besteht, welche wir aber in Christus haben<br />

<strong>und</strong> wodurch wir uns als die glücklichsten Menschen<br />

schätzen dürfen. Seine Liebe wird sich auch<br />

in unserer Liebe zu den Geschwistern zeigen <strong>und</strong><br />

umgekehrt wird unsere Liebe zu den Geschwistern<br />

auch unsere Liebe zu Gott offenbaren (1. Johannes<br />

3,14; 1. Johannes 4,20).<br />

Liebe zu den Geschwistern –<br />

Lieben wie Christus<br />

Unsere Glaubensgeschwister zu lieben, ist nicht<br />

immer eine leichte Aufgabe, da wir selbst als begnadigte<br />

Sünder nicht unbedingt stets die liebenswertesten<br />

Menschen sind. Gerade daran aber misst sich<br />

bedingungslose Liebe, welche den anderen liebt, wie<br />

Christus ihn liebt <strong>und</strong> ihn so akzeptiert, wie er uns<br />

akzeptiert hat, in aufrichtiger, ungeheuchelter Liebe.<br />

Gleichzeitig kann wahre Gemeinschaft nur unter<br />

Geschwistern stattfinden, die im Licht wandeln,<br />

wie er im Licht ist (1. Johannes 1,7). Die Liebe, die wir<br />

unseren Brüdern gegenüber besitzen sollen, ist eine<br />

30


aufopferungsvolle Liebe, die Dinge nicht aus Eigennutz<br />

tut, um etwas zurück zu bekommen oder um<br />

der eigenen Ehre willen, sondern aus reinen Motiven<br />

(Philipper 2,3), motiviert <strong>und</strong> inspiriert von Gottes<br />

Liebe zu uns. Sie ist gekennzeichnet durch Treue <strong>und</strong><br />

Verlässlichkeit, nicht durch Unzuverlässigkeit <strong>und</strong><br />

Unberechenbarkeit <strong>und</strong> hält ihr Wort, selbst wenn<br />

es Unannehmlichkeiten bereitet (Psalm 15,4). Wahre<br />

Liebe erlaubt offene <strong>und</strong> ehrliche Gespräche, ohne<br />

den anderen zu verurteilen <strong>und</strong> gibt selbst Schwächen,<br />

Sünden <strong>und</strong> Versagen zu, anstatt zu versuchen,<br />

andere zu beeindrucken oder vorzugeben, alles sei in<br />

Ordnung (Jakobus 5,16). Es ist eine Liebe, die andere<br />

nicht ausschließt oder bevorzugt behandelt, sondern<br />

die verschiedensten Menschen zusammen bringt,<br />

sie fre<strong>und</strong>lich behandelt <strong>und</strong> sie liebt. Sie realisiert,<br />

dass alle Charaktereigenschaften oder Begabungen,<br />

die wir haben, kein Gr<strong>und</strong> sind, sich zu rühmen,<br />

sondern alles eine Gabe von Gott ist <strong>und</strong> wir uns<br />

deshalb nur darin rühmen können, Ihn zu kennen.<br />

Sie ist ehrlich, aber friedliebend, lässt sich nicht provozieren<br />

<strong>und</strong> provoziert keine Streitigkeiten (Sprüche<br />

15,18). Vielmehr nimmt sie Gelegenheiten wahr,<br />

anderen Gutes zu tun, praktisch zu helfen, Worte zu<br />

schenken, die erbauen (Sprüche 12,18; Epheser 4,29),<br />

auf Gott verweisen <strong>und</strong> Geschwister Ihm näher<br />

bringen.<br />

Die Liebe, die wir erhalten haben, wird durch<br />

viele Prüfungen <strong>und</strong> Schwierigkeiten gereinigt <strong>und</strong><br />

geläutert <strong>und</strong> erzeugt ein mitfühlendes Herz. Es wird<br />

ein zerbrochenes Herz sein, welches, wie der Herr<br />

selbst, mit denen mitfühlt, die zerbrochenen Herzens<br />

sind (Psalm 34,18). Ein Christ, so heißt es in einem<br />

Bibelkommentar, der in Sanftmut <strong>und</strong> Demut agiert,<br />

hat die gemeinsten Gedanken über sich selbst <strong>und</strong><br />

die besten Gedanken über andere.<br />

Die Liebe zu unseren Brüdern <strong>und</strong> Schwestern ist<br />

ein Merkmal dafür, dass wir Gott wahrhaftig erkannt<br />

haben <strong>und</strong> Ihn lieben. Die Liebe zu den Geschwistern<br />

<strong>und</strong> zu unserem Nächsten generell beinhaltet,<br />

wie die Liebe zu Gott, Herz, Seele, Verstand <strong>und</strong><br />

Kraft. Sie ist nicht immer einfach <strong>und</strong> es erfordert<br />

meist ein aktives Streben nach einer innigeren Beziehung<br />

<strong>und</strong> manchmal müssen wir in Liebe agieren,<br />

selbst wenn wir uns gerade nicht danach fühlen.<br />

Wer aber Liebe sät, wird schon bald Liebe ernten, vor<br />

allem in seinem eigenen Herzen (Galater 6,7).<br />

Liebe zu den Verlorenen –<br />

Das Amt der Versöhnung<br />

Christi Herz war auch erfüllt mit Liebe zu den<br />

Verlorenen. Er kam, um das zu erretten, was verloren<br />

ist <strong>und</strong> gab uns das Amt der Versöhnung, um<br />

auch darin Ihm gleich zu werden <strong>und</strong> seine Liebe<br />

k<strong>und</strong>zutun <strong>und</strong> weiterzugeben (2. Korinther 5,18-19).<br />

Jeder von uns sollte nun die Menschen eindringlich<br />

bitten, in dem vollen Bewusstsein, dass Christus<br />

durch uns bittet, umzukehren von ihren Wegen <strong>und</strong><br />

sich mit Gott versöhnen zu lassen. Es ist eine große<br />

Ehre, dass Gott uns an seinem großen Heilsplan<br />

teilhaben lässt <strong>und</strong> uns schwache Gefäße benutzt,<br />

sein Wort bis an alle Enden der Welt zu tragen. Viele<br />

Frauen mögen sagen, dass sie nicht die Gabe haben<br />

zu evangelisieren, doch geht es im Gr<strong>und</strong>e nicht so<br />

sehr um die Gabe. Wenn wir Gott bei seinem Wort<br />

nehmen, sollten wir uns vielmehr überlegen, was mit<br />

all jenen passiert, denen wir nicht das Evangelium<br />

bringen. Liebe sollte uns bewegen, wenn wir die Tatsache<br />

betrachten, dass sie eine Ewigkeit in der Hölle<br />

verbringen werden. Dann spielt es nicht länger eine<br />

Rolle, ob du die Gabe hast; du wirst versuchen diese<br />

Menschen vor ewiger Verdammnis zu erretten, wie<br />

du ihr auch selbst entkommen möchtest. Natürlich<br />

kämpfen wir alle von Zeit zu Zeit mit Mangel an Liebe,<br />

Menschenfurcht oder schlichtweg Apathie, doch<br />

sollten wir in diesem Zustand nicht verharren. Gott<br />

gefällt es, durch unsere Verkündigung seines Wortes<br />

diejenigen zu retten, die glauben (1. Korinther 1,21;<br />

Römer 10,14-16). Auch das Argument, dass Frauen<br />

nicht dazu bestimmt sind, die Frohe Botschaft zu<br />

verkündigen, sehen wir in Johannes 20,18 wiederlegt,<br />

als Maria den auferstandenen Christus k<strong>und</strong>tut.<br />

Luther sagte einmal »Unser Nächster ist jeder<br />

Mensch, besonders der, der unsere Hilfe braucht«,<br />

<strong>und</strong> wer braucht unsere Hilfe mehr als (geistlich) tote<br />

Menschen auf dem Weg zur Hölle? Mögen wir denen<br />

Mitgefühl <strong>und</strong> Liebe zeigen, deren Augen die Herrlichkeit<br />

Gottes nicht sehen können, die noch Sklaven<br />

ihrer Sünden sind <strong>und</strong> ihren Trost in den Dingen<br />

dieser Welt suchen, anstatt in dem Schöpfer aller<br />

Dinge, nichtwissend, dass sie alles verlieren, wenn<br />

ihre Seele Schaden nimmt (Matthäus 16,26).<br />

Dies ist der Charakter, den eine gottesfürchtige<br />

Frau besitzen sollte: ihre Augen auf Dinge gerichtet,<br />

die für alle Ewigkeit von Bedeutung sein werden, inspiriert<br />

<strong>und</strong> motiviert von Gottes Liebe zu uns. Alles<br />

beginnt mit der Liebe Gottes <strong>und</strong> wenn wir in Ihm<br />

bleiben, werden wir viel Frucht bringen: Liebe, Freude,<br />

Friede, Langmut, Fre<strong>und</strong>lichkeit, Güte, Treue,<br />

Sanftmut, Selbstbeherrschung (Galater 5,22), welche<br />

eine Frau Gottes kennzeichnen sollte.<br />

Susanne Wrobel (*1989) ist derzeit Studentin an der<br />

Universität in Heidelberg. Sie schreibt auch regelmäßig auf<br />

Twitter: @Susanne_Wrobel<br />

31


DAS INTERVIEW<br />

Plaudereien zwischen<br />

Kanzel & Studierzimmer<br />

»Das Problem ist, dass viele<br />

Gemeinden nicht standhaft<br />

in der Lehre bleiben. Wenn sie<br />

etwas predigen, was den Leuten<br />

nicht gefällt, meinen sie,<br />

dass sie etwas Falsches predigen.<br />

Paulus sagte in Korinth,<br />

dass er sich vorgenommen<br />

hatte, nichts anderes unter<br />

ihnen zu wissen als nur Jesus,<br />

<strong>und</strong> ihn als gekreuzigt.«


MEINE (BEI BRAUNSCHWEIG)<br />

Tim<br />

Kelly<br />

Interview von Peter Voth<br />

Tim Kelly ist nicht der typische Missionar aus dem Bilderbuch.<br />

Sein Missionsziel: Deutschland. Seine Leidenschaft: Die Auslegungspredigt<br />

<strong>und</strong> biblische Lehre. Damit erfüllt er nicht die<br />

Klischees, die wir über Mission im Kopf haben, dafür aber viele<br />

biblische Prinzipien von Paulus <strong>und</strong> <strong>Timotheus</strong>. Tim Kelly über<br />

seine Bekehrung, Mission <strong>und</strong> Gemeindegründung.<br />

© Fotos von Patrick Böttger 33


Hallo Tim. Viele unserer Leser werden<br />

dich vielleicht nicht so gut kennen.<br />

Könntest du dich vorstellen <strong>und</strong> etwas<br />

über deinen Hintergr<strong>und</strong> erzählen?<br />

Ich bin in einer christlichen Familie groß geworden,<br />

bei den Südlichen Baptisten in Arkansas (Anm. d.<br />

Red.: Die »Southern Baptist Convention« ist die<br />

größte protestantische Gruppierung der USA). Das<br />

war mitten im sogenannten »Bible Belt« (Anm. d.<br />

Red.: Ein großes Gebiet im Süden der USA, in dem<br />

evangelikale Christen prägender Bestandteil der<br />

Kultur sind). Ich habe schon ziemlich früh an Jesus<br />

geglaubt. Ich kann mich zumindest nicht an eine Zeit<br />

erinnern, in der ich nicht an Jesus <strong>und</strong> an die Bibel<br />

als Wort Gottes geglaubt habe. Aber ich kam erst später<br />

beim Militär im Alter von 18 Jahren tatsächlich<br />

zum rettenden Glauben.<br />

Was war der entscheidende Punkt für deine Bekehrung?<br />

Gab es da ein bestimmtes Ereignis?<br />

Ich hatte schon die ganze Zeit ein schlechtes Gewissen.<br />

Ich wusste, dass meine Art zu leben falsch war.<br />

An einem Abend hatte ich ein Gespräch mit einem<br />

Bruder im Herrn, der die gleiche Geschichte wie ich<br />

hatte. Nach diesem Gespräch bin ich zurück auf meine<br />

Stube gegangen <strong>und</strong> habe die Bibel aufgeschlagen.<br />

Ich kam auf das Buch »Prediger« <strong>und</strong> fing an zu<br />

lesen. Alles, was Salomo hatte, wollte ich im Leben<br />

haben, <strong>und</strong> letztlich hat Salomo es als ein »Haschen<br />

nach Wind« bezeichnet. Da wurde mir klar, dass<br />

das Leben ohne Gott wirklich keinen Sinn ergibt.<br />

An dem Abend bin ich auf die Knie gegangen <strong>und</strong><br />

habe zu Gott gebetet: »Herr, ich möchte eine wahre<br />

Beziehung zu dir haben. Ich möchte nicht nur die<br />

Kirchenbank warm halten. Ich gebe dir alles, was ich<br />

bin <strong>und</strong> ich möchte alles, was du bist, haben.« Von<br />

dem Abend an war das »Wollen« zum ersten Mal in<br />

meinem Leben vorhanden. Ich wollte Gott gefallen.<br />

Ich denke, dass war der Zeitpunkt, wo ich tatsächlich<br />

wiedergeboren wurde.<br />

Wann bist du dann beim Militär ausgeschieden?<br />

Ich war drei Jahre später mit dem Militär fertig. Zum<br />

Zeitpunkt meiner Bekehrung war ich bereits ein Jahr<br />

beim Militär <strong>und</strong> in einer Jagdflieger-Gruppe. Wir<br />

waren überall in der Welt stationiert. Ich war während<br />

dieser Zeit in Japan, auf den Philippinen <strong>und</strong><br />

in Korea. Als ich in Japan war, habe ich besonders<br />

deutlich den dortigen Götzendienst gesehen. Wie<br />

Menschen wirklich in der Finsternis leben <strong>und</strong> in<br />

großer Ehrfurcht <strong>und</strong> Disziplin Figuren <strong>und</strong> Götzen<br />

anbeten. Das hat mir wirklich wehgetan. Bereits zu<br />

dieser Zeit entwickelte ich den Wunsch, Missionar<br />

zu werden.<br />

Würdest du sagen, dass es gut war, direkt am<br />

Anfang deines Glaubens beim Militär gewesen zu<br />

sein? Es gibt ja dieses Klischee, dass es für Christen<br />

beim Militär besonders schwierig ist.<br />

Es gab großen Gegenwind. Das ist eine gute Voraussetzung<br />

für schnelles Wachstum (lacht). Der Herr hat<br />

unterschiedliche Wege mit seinen Auserwählten. Ich<br />

bin mir sicher, dass Gott diese schwierigen Umstände<br />

genutzt hat, um mich zu formen. Da geht es<br />

wirklich um das Prinzip »Geh unter oder schwimm«.<br />

Es gibt da keine Grauzonen. Du kannst in diesen<br />

Umständen nicht heuchlerisch leben. In diesem Fall<br />

würden die dich »auffressen«. Du hast keine Möglichkeit,<br />

deinen Glauben halbherzig zu leben.<br />

Bist du dann direkt nach dem Militär zur Bibelschule<br />

gegangen?<br />

Ja genau. Nach den vier Jahren beim Militär bin<br />

ich dann zum Moody Bible Institute nach Chicago<br />

gegangen. Ich habe in dieser Zeit sehr stark gespürt,<br />

dass Gott mich im vollzeitlichen Dienst als Missionar<br />

haben wollte. Diese Berufung wurde von vielen<br />

Außenstehenden <strong>und</strong> Wegbegleitern erkannt <strong>und</strong><br />

bestätigt. Eigentlich wollte ich ein Missionar unter<br />

Stämmen im Dschungel werden. Als ich letztlich<br />

auf der Bibelschule war, habe ich gemerkt, dass<br />

besonders in islamischen Ländern das Evangelium<br />

gebraucht wird. Dann war eher diese Kultur mein<br />

Ziel. Der Herr hat meine Pläne <strong>und</strong> Wünsche jedoch<br />

immer wieder umgeworfen. Als ich letztendlich zwei<br />

Jahre Missionar auf den Philippinen war, führten unsere<br />

Wege nach Deutschland, um hier eine Gemeinde<br />

zu gründen.<br />

Wie bist du konkret auf Deutschland gekommen?<br />

Nach der Bibelschule habe ich zunächst in einer<br />

Ortsgemeinde im Raum Chicago gedient. Ich habe<br />

vorher noch am Wheaton College Anthropologie<br />

<strong>und</strong> Soziologie studiert, weil man z.B. in islamischen<br />

Ländern nicht als christlicher Theologe oder »Missionar«<br />

arbeiten oder einreisen kann. Da habe ich mir<br />

gedacht, dass es besser wäre, etwas »Weltliches« zu<br />

studieren, um in diesen Ländern auch einen anderen<br />

Abschluss vorweisen zu können. Auf jeden Fall waren<br />

wir zu dieser Zeit in einer Ortsgemeinde namens<br />

»Grace Church of DuPage«. Diese Gemeinde ist<br />

vergleichbar mit der »Grace Community Church« in<br />

Los Angeles von Pastor John MacArthur. Wir sind<br />

in DuPage geblieben, in der Hoffnung, dass wir von<br />

dieser Gemeinde ausgesandt werden. Ich wusste,<br />

dass ich erst dann missionieren werde, wenn ich von<br />

einer Ortsgemeinde ausgesendet werde. Bis es soweit<br />

war, habe ich ganz normal gearbeitet. Hauptsächlich<br />

habe ich Häuser gebaut. Die Gemeinde hat meine<br />

Begabung <strong>und</strong> meinen Ruf bestätigt <strong>und</strong> sie wollten<br />

mich auch aussenden. Als ich schließlich auf den<br />

Philippinen war, entdeckte ich, dass ich ein Herz für<br />

Deutschland hatte. Meine Frau, die aus Deutschland<br />

kommt, hat elf Geschwister <strong>und</strong> einige gingen nicht<br />

mit dem Herrn. Als wir zu Besuch in Deutschland<br />

waren, merkten wir, dass in dieser Gegend (Anm.<br />

d. Red.: Meine – zwischen Wolfsburg <strong>und</strong> Braunschweig)<br />

Bedarf an biblischen Gemeinden herrschte.<br />

Überhaupt kann man sagen, dass in Deutschland die<br />

Souveränität Gottes, biblische Ältestenschaft <strong>und</strong><br />

Auslegungspredigt nur noch sehr selten verkündigt<br />

oder praktiziert werden. Der Herr hat uns wirklich<br />

34


umgestimmt, denn vorher wollten weder meine Frau<br />

noch ich nach Deutschland gehen (lacht). Aber letztlich<br />

haben wir gesehen, dass Deutschland wirklich<br />

ein Missionsfeld ist. Das hatte ich vorher nie wahrgenommen.<br />

Deine Frau hast du in Amerika kennengelernt?<br />

Ja, sie hat auch beim Moody Bible Institute studiert.<br />

Sie kam aus Deutschland in die USA, um zu studieren.<br />

Wann bist du zu den Lehren der Gnade 1 gekommen?<br />

Schon mit 18. Gleich nachdem ich zum Glauben<br />

gekommen bin <strong>und</strong> die Bibel studierte, habe ich die<br />

Gnadenlehre überall in der Schrift gesehen. Ehe ich<br />

in die Bibelschule ging, war das schon meine feste<br />

Überzeugung.<br />

Seit wann bist du jetzt schon in Deutschland?<br />

Seit Juni 1997. Also schon seit bald 20 Jahren.<br />

Du bist ja schon sehr viel in der Welt herumgekommen.<br />

Hält es dich bis zum Ende deines Lebens<br />

in Deutschland?<br />

Ich kann mir vorstellen, den Rest meines Lebens<br />

hier zu verbringen. Meine Frau ist ja Deutsche. Also<br />

bin ich in der Hinsicht hier kein fremder Missionar<br />

(lacht). Wir haben uns sehr gut eingelebt <strong>und</strong> wenn<br />

ich schon dabei bin, 19 Jahre die deutsche Sprache zu<br />

lernen, sehe ich das schon als guten Gr<strong>und</strong>, hier zu<br />

1 Anm. d. Red.: Auch bekannt unter den so genannten »5 Punkten<br />

des Calvinismus«.<br />

bleiben <strong>und</strong> zu dienen. In Amerika gibt es viele, die<br />

das Wort gut verkündigen, aber hier in Deutschland<br />

sind es leider nur wenige, die die Schrift tatsächlich<br />

auslegen.<br />

Wie lief die Gemeindegründung in Deutschland?<br />

Unser Haus ist in einem kleinen Dorf in der Nähe<br />

von Meine. Die Gemeinde wurde in unserem Haus<br />

gegründet. 13 Jahre lang traf sich die Gemeinde bei<br />

uns zu Hause. Bis wir mit Kindern jeden Sonntag<br />

ungefähr 120 Leute waren. Die ganze Straße im Dorf<br />

war zugeparkt, aber die Nachbarn haben sich nicht<br />

beschwert. Es war eine weise Entscheidung, die<br />

Gemeinde in Meine zu gründen, weil es mitten im<br />

Dreieck zwischen Braunschweig, Gifhorn <strong>und</strong> Wolfsburg<br />

liegt. Die Mitglieder kommen alle aus diesem<br />

Einzugsgebiet <strong>und</strong> manche noch von viel weiter her.<br />

Seit 2011 seid ihr in einem eigenen Gebäude. Wie<br />

kam das zustande?<br />

Wir haben drei Jahre lang als Gemeinde an dem<br />

Gebäude gebaut <strong>und</strong> es auch selbst finanziert. Wir<br />

haben dafür keine Kredite oder Schulden aufgenommen.<br />

Wir sind der Überzeugung, dass Gott uns alles<br />

zur Verfügung stellt, was wir brauchen, <strong>und</strong> so war es<br />

auch beim Bau. Wir haben immer in Phasen gebaut<br />

<strong>und</strong> wenn die Mittel da waren, haben wir so lange<br />

gebaut, wie es entsprechend ausgereicht hat. Als das<br />

Geld für die Gr<strong>und</strong>stücke da war, haben wir zunächst<br />

die Gr<strong>und</strong>stücke gekauft. Sobald genug Geld<br />

für den Rohbau da war, haben wir den Rohbau hergestellt<br />

usw. Das Geld war immer zeitig da <strong>und</strong> wir<br />

haben keinen Mangel gelitten. Schon Spurgeon <strong>und</strong><br />

Moody haben nach dem gleichen Prinzip gehandelt.<br />

35


Was macht eure Gemeinde aus?<br />

Die Auslegungspredigt ist für uns ein großer Segen<br />

<strong>und</strong> sie macht uns auch aus. Das führt zu Einheit.<br />

Viele kommen z.B. aus der Landeskirche <strong>und</strong> manche<br />

aus russlanddeutschen Gemeinden. Eine bunte<br />

Mischung also. Wir gehören ja keiner bestimmten<br />

Denomination oder einem B<strong>und</strong> an. Wir heißen<br />

bewusst nur »Bibelgemeinde Meine«. Äußerlich<br />

haben wir nichts, was uns erstmal zusammenhält,<br />

aber durch die Auslegungspredigt kann mit der Zeit<br />

eine große Einheit in Theologie <strong>und</strong> Gemeindeleben<br />

hergestellt werden. Die drei Hauptmerkmale unserer<br />

Gemeinde sind 1. die Betonung der Souveränität<br />

Gottes in der Errettung. Wir schämen uns nicht für<br />

die Rolle des Vaters in der Errettung, 2. betonen wir<br />

sehr stark, dass die Gemeinde von biblisch qualifizierten<br />

Ältesten geleitet <strong>und</strong> geführt werden muss<br />

<strong>und</strong> 3. die Auslegungspredigt. Natürlich praktizieren<br />

wir auch Gemeindezucht nach biblischem Vorbild.<br />

Ich denke, dass in der heutigen Zeit viele Gemeinden<br />

diese vier Punkte aus den Augen verloren haben.<br />

Viele Gemeinden folgen heute ja dem »seeker<br />

sensitive« 1 Gedanken <strong>und</strong> der Fokus liegt eher auf<br />

Gemeindewachstum um jeden Preis als auf biblischer<br />

Lehre.<br />

Genau. Wir betonen dagegen sehr stark, was im 1.<br />

<strong>und</strong> 2. <strong>Timotheus</strong>brief steht. Paulus fordert <strong>Timotheus</strong><br />

dort auf, das anvertraute Gut zu bewahren.<br />

Auch in den beiden Petrusbriefen sieht man, dass<br />

der Fokus auf der Reinheit der Gemeinde in Lehre<br />

1 Anm. d. Red.: »seeker sensitive« bezeichnet eine Gemeindeausrichtung,<br />

die eher auf ungläubige als gläubige Besucher<br />

zugeschnitten ist. Das Ziel ist ein größtmögliches Wachstum der<br />

Gemeinde. In den meisten Fällen geht dieser Pragmatismus auf<br />

Kosten der biblischen Lehre.<br />

<strong>und</strong> Wandel liegt. Das ist auch unser Fokus. Von<br />

Marketingmethoden usw. halten wir gar nichts. Unsere<br />

Gemeinde ist daher insgesamt langsam, stetig<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong> gewachsen.<br />

Was war in deinen fast 20 Jahren in Deutschland<br />

dein größter Segen <strong>und</strong> was dein größter Kampf<br />

in Gemeindegründung <strong>und</strong> Gemeindeleben? Wo<br />

siehst du die großen Vor- <strong>und</strong> Nachteile?<br />

Der größte Kampf war wahrscheinlich die Einheit<br />

der Gemeinde am Anfang zu erreichen <strong>und</strong> später<br />

zu erhalten. Durch einen Mitgliederkurs, ein klares<br />

Glaubensbekenntnis <strong>und</strong> Auslegungspredigten ist es<br />

uns auch gelungen, eine Gemeinde zu gründen, die<br />

einig in der Lehre ist. Außerdem war es eine große<br />

Herausforderung, als Amerikaner die deutsche Kultur<br />

lieb zu gewinnen <strong>und</strong> auch die deutsche Sprache<br />

zu lernen (lacht). Manchmal habe ich gedacht, dass<br />

ich die deutsche Sprache nie lernen werde. Aber wir<br />

waren kaum zwei Monate hier in Deutschland, als<br />

ich anfing jeden Sonntag auf Deutsch zu predigen. Es<br />

war kein schönes Deutsch (lacht). Ich habe große Abschnitte<br />

der Bibel vorgelesen <strong>und</strong> einen Kommentar<br />

dazu gegeben. Aber trotz des Mangels an Deutschkenntnissen<br />

wirkte Gott in dem Leben der Anwesenden,<br />

sodass einige zum Glauben kamen <strong>und</strong> einige<br />

Gläubige für ihre Sünden Buße getan haben. Gott<br />

konnte diese ärmlichen Bemühungen gebrauchen.<br />

Die Kraft des vorgelesenen Wortes Gottes hatte eine<br />

große, verändernde Kraft.<br />

Wie beurteilst du das Christentum in Deutschland<br />

heute?<br />

Viele Gemeinden sind durch die charismatische<br />

Bewegung oder die »seeker sensitive« Gemeinden<br />

wie Saddleback oder Willow Creek geprägt worden.<br />

36


Ich beobachte, dass sie das anvertraute Gut nicht<br />

bewahren. Sie missachten die Worte von Paulus, der<br />

sagte, dass viele die Ohren von der Wahrheit abwenden<br />

werden. Sie werden Prediger suchen, die das<br />

sagen, was ihre Ohren kitzelt. Das Problem ist, dass<br />

viele Gemeinden nicht standhaft in der Lehre bleiben.<br />

Wenn sie etwas predigen, was den Leuten nicht<br />

gefällt, meinen sie, dass sie etwas Falsches predigen.<br />

Das geht auf Kosten der Wahrheit. Paulus sagte in<br />

Korinth – <strong>und</strong> die Gemeinde zu Korinth war vielen<br />

Gemeinden hier in Deutschland sehr ähnlich – dass<br />

er sich vorgenommen hatte, nichts anderes unter<br />

ihnen zu wissen als nur Jesus, <strong>und</strong> ihn als gekreuzigt.<br />

Er hatte ihnen gesagt, dass das Wort vom Kreuz den<br />

Juden ein Ärgernis, den Heiden eine Torheit, aber<br />

den Berufenen Gottes Weisheit <strong>und</strong> Gottes Kraft ist.<br />

Diesen Entwicklungen möchten wir entgegenwirken.<br />

Wir sind einfach der Überzeugung, dass wir<br />

weitere Gemeinden gründen müssen. Wir betreuen<br />

zur Zeit zwei Gemeindegründungen <strong>und</strong> eine dritte<br />

steht noch an, die hoffentlich 2017 realisiert wird.<br />

Somit bin ich jetzt Ältester in drei Ortsgemeinden.<br />

Daher werde ich auch dieses Jahr meine Lehrtätigkeit<br />

– die ich seit mehr als zehn Jahren beim EBTC<br />

ausgeübt habe – aufgeben. Dort habe ich Hermeneutik<br />

<strong>und</strong> Auslegungspredigt unterrichtet. Ich brauche<br />

mehr Zeit, um mich auf Gemeindegründung zu<br />

konzentrieren.<br />

Vor ca. 10 Jahren ist ein Buch von dir erschienen,<br />

»Auserwählt <strong>und</strong> eins gemacht«. Das Buch hat<br />

auch mir sehr in meinem Wandel weitergeholfen.<br />

Wie ist es zu diesem Buchprojekt gekommen?<br />

Man weiß nie, wie lange man lebt. Daher wollte ich<br />

etwas für meine Familie hinterlassen. Ich wollte sicherstellen,<br />

dass sie wissen, was ich glaube. Ich habe<br />

es also in erster Linie für meine Kinder geschrieben.<br />

Aber ich wusste auch, dass es viele Christen gibt, die<br />

es interessieren könnte <strong>und</strong> für die dieses Thema<br />

relevant ist. Ich wollte zeigen, dass die Lehre von der<br />

Auserwählung ein großer Faktor für Einheit ist. Ich<br />

wollte nicht polemisch schreiben <strong>und</strong> auch keine<br />

Kirchenväter zitieren, sondern wirklich hermeneutisch<br />

an dieses Thema herangehen. Viele sagen, dass<br />

diese Gemeinden spaltet, aber Paulus setzte sie im<br />

Gegenteil als Mittel zur Einheit ein. Wenn ich das<br />

Buch noch einmal herausbringen würde, würde ich<br />

es jedoch »Das Band des Friedens« nennen, weil<br />

Paulus in Epheser 4 die sieben Stichpunkte erwähnt,<br />

die das Band des Friedens definieren, auf die<br />

ich auch im Buch ausführlich eingehe. Außerdem<br />

schreibe ich derzeit an einem zweiten Buch mit dem<br />

Titel »Die Lehre der Apostel«. Das sind somit auch<br />

unsere Pläne für die Zukunft: Als Gemeinde mehr<br />

Gemeinden zu gründen, <strong>und</strong> ich persönlich werde<br />

mich mehr dem Bücherschreiben widmen.<br />

Zum Abschluss noch unsere Fragen, die wir jedem<br />

unserer Interview-Partner stellen. Welcher<br />

biblischen Person würdest du gerne welche Frage<br />

stellen?<br />

Also wenn ich ein Gespräch mit einer biblischen<br />

Person führen könnte, dann wäre es natürlich Jesus<br />

(lacht). Aber ich glaube, dass die Schrift so klar ist,<br />

dass es eigentlich keine offenen Fragen mehr für<br />

mich gibt. Ganz ehrlich, ich bin an einen Punkt<br />

gekommen, wo ich keine Fragen mehr an die Bibel<br />

habe. Aber wenn ich ein Gespräch führen dürfte,<br />

dann wäre es sicherlich mit Jesus.<br />

Die schwierigste Bibelstelle?<br />

Das Hohelied war für mich am schwierigsten. Mittlerweile<br />

aber nicht mehr (lacht). Ich glaube das Buch<br />

mittlerweile verstanden zu haben.<br />

Was ist deine bevorzugte Bibelübersetzung?<br />

Ich bevorzuge die revidierte Elberfelder Übersetzung.<br />

Mit welcher Person der Bibel kannst du dich am<br />

ehesten identifizieren?<br />

Hm. Meine Lieblingsperson – abgesehen von Jesus<br />

– wäre Henoch. Aber ich kann natürlich nicht sagen,<br />

dass ich seine Reife erreicht hätte. Das war immer<br />

meine Lieblingsperson neben Jesus. Ansonsten würde<br />

ich <strong>Timotheus</strong> sagen.<br />

Welche Person der Kirchengeschichte würdest du<br />

gerne einmal treffen?<br />

Das ist eine gute Frage. Da gibt es so viele. Tertullian<br />

habe ich immer gern gehabt.<br />

Was war das letzte Buch, das du gelesen hast?<br />

Ich lese häufig fast nur die Bibel. Ansonsten wäre<br />

»Demut« von Wayne Mack zu nennen.<br />

Welches Buch wolltest du schon immer einmal<br />

lesen?<br />

Die Institutio von Calvin. Ich habe eine gekürzte<br />

Fassung davon gelesen, würde aber gerne auch mal<br />

die komplette Version lesen.<br />

Was bedeutet für dich der Begriff »Reformation«?<br />

Wiederentdeckung der Wahrheit.<br />

Was ist für dich das beste Zitat?<br />

Luthers Zitat: »Ich kann nicht verhindern, dass Vögel<br />

über meinem Kopf fliegen, aber ich kann wohl verhindern,<br />

dass sie auf meinem Kopf ein Nest bauen.«<br />

Was bedeutet Jesus für dich?<br />

Alles.<br />

Das Interview wurde am 13. Februar 2016<br />

per Telefon geführt.<br />

37


DAS INTERVIEW<br />

Plaudereien zwischen<br />

Kanzel & Studierzimmer<br />

»Ich treffe immer wieder junge<br />

Christen, die Gottes Wort<br />

lieben <strong>und</strong> einen Hunger auf<br />

Auslegungspredigten haben.<br />

Junge Christen, die an der<br />

Souveränität Gottes festhalten<br />

<strong>und</strong> die sich leidenschaftlich<br />

dafür einsetzen, dass<br />

das Evangelium gefördert<br />

wird <strong>und</strong> vor allem, dass es<br />

Anwendung in allen Lebensbereichen<br />

findet.«


LÖRRACH<br />

Gary<br />

Cousins<br />

Interview von Peter Voth<br />

Gary ist ein Nordire, der der Gemeinde Gottes schon in der<br />

Schweiz, Irland, Deutschland <strong>und</strong> anderen Teilen der Welt<br />

gedient hat. Seit Anfang 2016 arbeitet er mit Acts 29 Europe daran,<br />

Gemeinden in Europa zu gründen <strong>und</strong> zu bauen. Wir haben mit<br />

Gary über seine Geschichte <strong>und</strong> Motivation gesprochen. Er ist<br />

einer von vielen Arbeitern im Hintergr<strong>und</strong>, deren Wirken im<br />

Reich Gottes oft unbekannt <strong>und</strong> doch so wichtig ist.<br />

Viele unserer Leser werden dich wahrscheinlich<br />

nicht kennen. Woher<br />

kommst du? Kannst du uns etwas zu<br />

deinem Hintergr<strong>und</strong> erzählen?<br />

Ich komme aus der Nähe von Belfast in Nordirland<br />

<strong>und</strong> bin seit 16 Jahren mit Claudia verheiratet. Wir<br />

haben zwei Jungs, Joel (14) <strong>und</strong> David (12). Wir wohnen<br />

seit fast 9 Jahren im schönen Dreiländereck, in<br />

Binzen (Landkreis Lörrach).<br />

Wie bist du mit dem christlichen Glauben in<br />

Berührung gekommen? Bist du christlich aufgewachsen?<br />

Meine Eltern waren nicht gläubig, aber meine Mutter<br />

hat uns zu den kirchlichen Feiertagen in die Kirche<br />

mitgenommen, z.B. an Ostern, Erntedankfest oder<br />

Weihnachten. Sie wollte uns die Gelegenheit geben,<br />

uns einen eigenen Eindruck vom Christentum zu<br />

verschaffen. Als ich sieben Jahre alt war, besuchte<br />

ich eine Ferien-Kinderwoche der KEB in Irland<br />

(Anm. d. Red.: Kinder-Evangelisations-Bewegung).<br />

Dort wurde das Evangelium mit Hilfe des Wortlosen<br />

Buches verkündigt (Anm. d. Red.: Das Wortlose Buch<br />

ist ein Mittel, Kindern das Evangelium nahezubringen.<br />

In dem Buch sind keine Worte, sondern nur<br />

farbige Seiten. Jede Farbe hat eine Bedeutung z.B.<br />

Gold=Gott). Am letzten Abend habe ich begriffen,<br />

was ich tun muss, um gerettet zu werden <strong>und</strong> habe<br />

die Einladung, mit Jesus zu gehen, angenommen.<br />

Als ich vierzehn Jahre alt war, ist mein Vater durch<br />

eine Evangelisation in einer Baptistengemeinde zum<br />

Glauben gekommen. Ab dem Zeitpunkt besuchten<br />

wir regelmäßig Gottesdienste.<br />

Schön zu hören. Wie kann man sich das Christentum<br />

in Nordirland vorstellen? Gibt es dort viele<br />

evangelikale Christen?<br />

Es gibt sehr viele Gemeinden, die das Evangelium<br />

verkündigen <strong>und</strong> viel Wert auf Auslegungspredigten<br />

legen. Allerdings machen viele historische<br />

Gemeinden, die in den 50er, 60er, 70er Jahren voll<br />

waren, dicht, oder haben heute nur noch sehr wenige<br />

Besucher. Das ist vor allem in den Großstädten der<br />

Fall. Aber die gute alte Tradition des Sonntagmor-<br />

39


gen-Gottesdienstes ist nach wie vor weit verbreitet.<br />

Vor allem in der Landeskirche (Church of Ireland),<br />

bei den Presbyterianern, den Methodisten <strong>und</strong> den<br />

Baptisten, welche auch die größten vier Denominationen<br />

darstellen. Da ich die letzten Jahre im Ausland<br />

gelebt habe, bin ich allerdings nicht mehr so am Puls<br />

der Gemeinden wie früher.<br />

Wann <strong>und</strong> wie bist du zu dem Entschluss gekommen,<br />

Theologie zu studieren <strong>und</strong> in den vollzeitlichen<br />

Dienst zu gehen?<br />

Als junger Teenager wurde ich durch Missionsberichte<br />

so sehr angesprochen, dass es für mich klar<br />

war, irgendwann Missionar zu werden. Ich betete<br />

regelmäßig für Mission <strong>und</strong> habe dazu einen Gebetskalender<br />

genutzt. Einmal las ich ein Anliegen<br />

der KEB, in dem es hieß »Betet für einen Mitarbeiter<br />

in unserer Missionsdruckerei in der Schweiz, der<br />

Platten <strong>und</strong> Montagearbeiten machen kann«. Zu der<br />

Zeit habe ich in Irland in einer Druckerei gearbeitet.<br />

Daher habe ich mich verpflichtet gefühlt, dafür<br />

zu beten. Nicht, weil ich hingehen wollte, sondern<br />

einfach weil ich vom Fach war <strong>und</strong> mit der Materie<br />

vertraut war. Aber im täglichen Gebet wurde mir<br />

bewusst, dass diese offene Arbeitsstelle wie auf mich<br />

zugeschnitten war. Ich war jedoch erst achtzehn<br />

Jahre alt. Trotzdem habe ich ein Gespräch mit dem<br />

damaligen Europaleiter der KEB vereinbart <strong>und</strong><br />

ihm meine Geschichte <strong>und</strong> Gedanken geschildert.<br />

Daraufhin war auch er überzeugt, dass Gott mich für<br />

diese Arbeit berufen hatte. Es war nicht einfach, eine<br />

Arbeitsbewilligung zu bekommen, aber Gott hat die<br />

Tür trotzdem aufgemacht <strong>und</strong> mit neunzehn Jahren<br />

konnte ich als KEB-Missionar ausreisen <strong>und</strong> 4 Jahre<br />

in der Druckerei arbeiten.<br />

Ich konnte zu der Zeit kein Wort Deutsch <strong>und</strong><br />

obwohl es in der Nähe eine internationale Gemeinde<br />

gab, habe ich mich entschieden, mich völlig in die<br />

Kultur zu integrieren <strong>und</strong> mich einem kleinen Gemeindegründungsprojekt<br />

im Tal, in dem ich wohnte<br />

(Kanton Solothurn), anzuschließen.<br />

Für mich als Nordire war es erstmal ein Schock<br />

zu realisieren, dass wir 15-20 Menschen der Gemeinde<br />

waren, wahrscheinlich die einzigen in diesem Tal.<br />

Es gab im Umkreis von 20 Minuten Fahrtweg auch<br />

keine andere Gemeinde. Nach 2 Jahren konnte ich<br />

dann endlich auf Schweizerdeutsch Jugendst<strong>und</strong>en<br />

halten. Der Gemeindegründer hat mich immer<br />

mehr eingeb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> ermutigt. Eines Tages sagte<br />

er: »Gary, ich glaube Gott hat etwas anderes mit<br />

dir vor. Es wäre gut, sich darauf vorzubereiten <strong>und</strong><br />

eine Bibelschule zu besuchen«. Durch die Arbeit an<br />

der KEB-Europazentrale habe ich viele ehemaligen<br />

Bibelschüler kennengelernt. Dabei habe ich festgestellt,<br />

dass die Absolventen der Bibelschule Brake<br />

besonders vorbildlich waren. Ich habe mir auch Rat<br />

von älteren Geschwistern eingeholt.<br />

Also bist du in Brake zur Bibelschule gegangen?<br />

Ja. Nach dem Bewerbungsgespräch war ich überrascht,<br />

dass sie mich überhaupt angenommen haben.<br />

Ich wusste nicht, ob mein Hochdeutsch (mit starken<br />

Schweizerakzent) gut genug für ein dreijähriges vollzeitliches<br />

Theologiestudium war.<br />

Gott war treu <strong>und</strong> hat mir in dieser Zeit sowohl<br />

sprachliche als auch inhaltliche Befähigung zum<br />

Studium gegeben. Im dritten Jahr durfte ich sogar<br />

als Schulsprecher dienen. Im ersten Semester wurde<br />

ich zum Klassensprecher gewählt <strong>und</strong> Claudia, die<br />

später meine Frau werden sollte, wurde zur Klassensprecherin<br />

gewählt!<br />

Ein sehr interessanter Weg. War für dich seit dieser<br />

Zeit klar, dass du im deutschsprachigen Bereich<br />

dienen wolltest?<br />

Nein, ich wollte Gemeindegründer in der Republik<br />

Irland werden. Fünf Wochen nach unserem<br />

Abschluss haben wir in Neumünster – Claudias<br />

Heimat – geheiratet. Wir hatten vor, für ein Jahr<br />

nach Amsterdam zu gehen, wo ich meinen Master<br />

machen wollte.<br />

Da wir jedoch keine Wohnung gef<strong>und</strong>en haben,<br />

schauten wir, ob sich in Irland eine Studienmöglichkeit<br />

ergeben würde. Gott hat uns auf viele<br />

w<strong>und</strong>erbare Wege klar gemacht, dass wir zurück in<br />

meine Heimat gehen sollten. Schließlich habe ich ein<br />

Jahr am Irish Baptist College mit dem Schwerpunkt<br />

»Pastoral Studies« studiert. In der Zeit versuchte ich<br />

auch etwas Erfahrung im Predigtdienst zu sammeln,<br />

aber da ich vorher einige Jahre im Ausland gelebt<br />

hatte <strong>und</strong> ich unbekannt war, wollten mich viele<br />

nicht auf die Kanzel lassen. Dann habe ich Kontakt<br />

mit einer kleinen Baptistengemeinde in einem sozial<br />

schwachen Gebiet mit hoher Kriminalität aufgenommen.<br />

Sie hatten gerade eine schwere Zeit durchgemacht<br />

<strong>und</strong> ihr Pastor hatte gekündigt. Sie waren<br />

dankbar, dass ich bereit war für die regelmäßige Predigt<br />

einzuspringen <strong>und</strong> die Bibelarbeit zu machen.<br />

Nach einer gewissen Zeit wurde ich dann offiziell der<br />

Pastor dieser kleinen Gemeinde. So durfte ich dieser<br />

Gemeinde drei Jahre lang im Wideraufbau helfen.<br />

Danach wechselte ich zu einer der größten Baptistengemeinden<br />

in Irland als Assistenzpastor. Aber in<br />

dieser Zeit wurden wir unruhig, obwohl wir glücklich<br />

waren, <strong>und</strong> die Arbeit gewachsen ist. Wir wollten<br />

wieder ins Ausland gehen. Wir fragten uns, wie wir<br />

unsere Deutschkenntnisse anwenden konnten. Da<br />

wir inzwischen zwei Jungs bekommen hatten, war<br />

uns bewusst, dass wir uns schon bald für einen<br />

festen Wohnort entscheiden mussten. Ich hatte ein<br />

Verlangen, Mitarbeiter <strong>und</strong> Leiter für den Dienst<br />

zu schulen. Dann wurden wir durch eine konkrete<br />

Anfrage der KEB Europazentrale überrascht, in die<br />

Schweiz umzuziehen, um von dort aus den Arbeitsbereich<br />

»Teens!aktiv« zu leiten. Da die Zentrale 30<br />

Minuten von der deutschen Grenze entfernt ist, haben<br />

wir uns entschieden in Deutschland zu wohnen.<br />

In den 9 Jahren bei der KEB hatte ich unglaubliche<br />

Dienstmöglichkeiten, H<strong>und</strong>erte von Leitern <strong>und</strong><br />

Mitarbeitern in 15 Ländern zu schulen – vorwiegend<br />

in Europa, aber auch in Zentralasien, Korea <strong>und</strong> einige<br />

Male in den USA sowie in regelmäßigen Kursen<br />

40


in der Europazentrale in der Schweiz. In den letzten<br />

zwei Jahren hatte ich das Vorrecht, KEB International<br />

zu helfen, eine Landesleiterschulung zu entwickeln<br />

<strong>und</strong> durchzuführen.<br />

Machen wir einen kleinen Zeitsprung. Seit Anfang<br />

2016 arbeitest du bei Acts 29 Europe, einem weltweiten<br />

Gemeindegründungs-Netzwerk. Was sind<br />

deine konkreten Aufgaben dort?<br />

Anfang Januar bin ich in das Leitungsteam von Acts<br />

29 Europe gekommen <strong>und</strong> habe dort die neue Stelle<br />

als Assessment <strong>und</strong> Training Koordinator übernommen.<br />

Wir wollen Gemeinden <strong>und</strong> Gemeindegrüdern<br />

in Europa helfen, dass neue Gemeinden entstehen.<br />

Wir tun dies vor allem durch folgende vier Bereiche,<br />

zusammengefasst mit dem Akronym A.C.T.S.<br />

= Assessment, Coaching, Training <strong>und</strong> Support. Ich<br />

betreue die Bewerber, während sie durch mehrere<br />

Onlinefragebögen in verschiedenen Bereichen beurteilt<br />

werden, welche für einen erfolgreichen Gemeindegründer<br />

von großer Bedeutung sind. Zusätzlich<br />

habe ich die Aufgabe, unsere Trainingsangebote in<br />

Europa zu koordinieren.<br />

Vielen Dank für deine ausführlichen Einblicke in<br />

Dienst <strong>und</strong> Leben. Wie siehst du den Zustand des<br />

Christentums in Europa?<br />

Man kann diese Frage entweder sehr pessimistisch<br />

oder sehr optimistisch beantworten. Einerseits gibt<br />

es viele Bewegungen, die ein falsches Evangelium<br />

verbreiten <strong>und</strong> die Autorität <strong>und</strong> Klarheit des<br />

Wortes Gottes in Frage stellen. Viele Europäer sind<br />

nicht mehr christlich geprägt <strong>und</strong> haben gar keine<br />

Vorstellung, was Christen glauben. In den Augen<br />

der Durchschnittseuropäer hat der christliche<br />

Glauben keine Relevanz für ihr Leben. Andererseits<br />

bin ich ermutigt, wie schnell die »Young, Restless<br />

and Reformed« Bewegung wächst. Ich treffe immer<br />

wieder junge Christen, die Gottes Wort lieben <strong>und</strong><br />

einen Hunger auf Auslegungspredigten haben. Junge<br />

Christen, die an der Souveränität Gottes festhalten<br />

<strong>und</strong> die sich leidenschaftlich dafür einsetzen, dass<br />

das Evangelium gefördert wird <strong>und</strong> vor allem, dass<br />

es Anwendung in allen Lebensbereichen findet. Ich<br />

bin sehr ermutigt durch die Arbeit von Acts 29 <strong>und</strong><br />

anderen, dass Jesus in Europa seine Gemeinde baut.<br />

Diese Arbeit macht keine großen Schlagzeilen, aber<br />

Menschen hören das Evangelium, werden wiedergeboren<br />

<strong>und</strong> durch die Kraft Gottes völlig verändert.<br />

Soli deo gloria.<br />

Vielen Dank. Zum Abschluss stellen wir unseren<br />

Interview-Partnern immer zehn Fragen. Erstens:<br />

Welcher biblischen Person würdest du gerne welche<br />

Frage stellen?<br />

Ich würde Paulus einfach st<strong>und</strong>enlang zuhören<br />

wollen, wenn er spannende Geschichten von seinen<br />

Missionsreisen erzählt <strong>und</strong> wie die neutestamentliche<br />

Gemeinde entstand.<br />

Die schwierigste Bibelstelle?<br />

Sprüche 16,32. Herausfordernd <strong>und</strong> ernüchternd.<br />

Was ist deine bevorzugte Bibelübersetzung?<br />

Auf Englisch die ESV (English Standard Version) <strong>und</strong><br />

auf Deutsch die Schlachter Übersetzung.<br />

Mit welcher Person der Bibel kannst du dich am<br />

ehesten identifizieren?<br />

Nehemia — Er hört auf Gott, sieht was gemacht werden<br />

muss, macht einen Plan, gibt die Vision weiter<br />

<strong>und</strong> findet Menschen, die mitarbeiten.<br />

Welche Person der Kirchengeschichte würdest du<br />

gerne einmal treffen?<br />

Spurgeon.<br />

Was war das letzte Buch, das du gelesen hast?<br />

»Hipster Christianity: When Church and Cool Collide«<br />

von Brett McCracken.<br />

Welches Buch wolltest du schon immer einmal<br />

lesen?<br />

Grudems Systematische Theologie von vorne bis<br />

hinten.<br />

Was bedeutet für dich der Begriff »Reformation«?<br />

Zurück zur Bibel.<br />

Bestes Zitat?<br />

Die Aussage von Kevin DeYoung in seinem Buch<br />

»Crazy Busy«: »Gott erwartet von uns, zu vielen<br />

guten Dingen ›nein‹ zu sagen, damit wir zu den besten<br />

Dingen, die er mit uns vorhat, ›ja‹ sagen.«<br />

Was bedeutet Jesus für dich?<br />

Ohne Ihn bin ich nichts. Ihm allein gehört alle Ehre!<br />

Das Interview wurde am 14. März 2016 über Skype<br />

geführt.<br />

41


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Auf zum<br />

Leben!<br />

GEOFFREY<br />

HOLDER<br />

EINE KOMPAKTE<br />

BIBELKUNDE<br />

FÜR ENTDECK-<br />

UNGSWILLIGE<br />

Eine super<br />

Einführung für<br />

junge Leute,<br />

Frischbekehrte <strong>und</strong><br />

fortgeschrittene<br />

Christen: Entlang<br />

von Epheser<br />

2,1-10 erklärt der<br />

Schweizer Arzt Geoffrey Holder die Basics des<br />

Evangeliums <strong>und</strong> des neuen Lebens in Jesus. So<br />

wird Gr<strong>und</strong>legendes verständlich, die wichtigsten<br />

Zusammenhänge <strong>und</strong> die Hauptbotschaft der<br />

Bibel glasklar <strong>und</strong> Appetit auf mehr gemacht. Mit<br />

vertiefenden Fragen zu jedem Kapitel (als Kurs<br />

geeignet). »Das Buch atmet den Geist Calvins«<br />

(Bernhard Kaiser).<br />

177304 – PAPERBACK, 184 SEITEN – € 10,90<br />

Helden des<br />

Glaubens<br />

MICHAEL KOTSCH<br />

33 KURZBIO-<br />

GRAFIEN AUS<br />

DER KIRCHENGE-<br />

SCHICHTE<br />

Reisen Sie quer durch<br />

die Kirchengeschichte<br />

beginnend von den<br />

ersten Christen bis<br />

ins 20. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />

Durch viele hingebungsvolle<br />

Menschen<br />

ist das Christentum bis heute geprägt <strong>und</strong> vorangetrieben<br />

worden. Unter ihnen sind Theologen, Missionare,<br />

Bibelübersetzer, Entdecker, Wissenschaftler,<br />

Musiker <strong>und</strong> auch ganz normale Menschen. 33<br />

Kurzbiografien laden dazu ein, originelle Menschen<br />

kennenzulernen <strong>und</strong> sich durch das Handeln Gottes<br />

in ihrem Leben ermutigen zu lassen. Sie helfen uns,<br />

die eigene Gegenwart besser zu verstehen <strong>und</strong> sich<br />

selbst mutig im Glauben einzubringen.<br />

271078 – HARDCOVER, 400 SEITEN – € 12,90<br />

Mehr als ein<br />

Sonntagsflirt<br />

JOSHUA HARRIS<br />

GIB DER GEMEINDE<br />

DEIN JA-WORT!<br />

Warum fest an eine<br />

Gemeinde binden, wenn<br />

man doch unverbindlich<br />

mal hier <strong>und</strong> dort<br />

schauen kann? So<br />

unverbindlich wie in<br />

Sachen Partnerschaft<br />

denken viele auch<br />

über Gemeinde. Wenn es um den Gemeindebesuch<br />

geht, sind wir heute eine Generation von möglichst<br />

unabhängigen <strong>und</strong> gleichzeitig äußerst kritischen<br />

Konsumenten. Doch betrügen wir mit dieser<br />

Unverbindlichkeit <strong>und</strong> wenig konstruktiven Haltung<br />

gegenüber der Gemeinde nicht eigentlich Gott <strong>und</strong><br />

uns selbst um eine w<strong>und</strong>erbare Beziehung? Die<br />

Gemeinschaft der Familie Gottes beinhaltet so viel<br />

mehr, als wir es uns vorstellen können. Wir müssen<br />

uns nur voll <strong>und</strong> ganz darauf einlassen ... Humorvoll<br />

<strong>und</strong> erfrischend motiviert Joshua Harris dazu, eine<br />

tiefe Leidenschaft für die Gemeinde zu entwickeln.<br />

271184 – HARDCOVER KLEIN, 128 S. —€ 8,90<br />

Der Rächer<br />

von Schloss<br />

Fenwick<br />

JAMES H. HUNTER<br />

ERZÄHLUNG AUS<br />

DEM SCHOTTLAND<br />

DES 17.<br />

JAHRHUNDERTS<br />

Diese packende<br />

Erzählung führt uns<br />

mitten hinein in die Zeit<br />

der Glaubenskämpfe<br />

in Schottland. Die<br />

Protestanten haben sich zusammengeschlossen,<br />

als der König, der damals Schottland beherrscht,<br />

mit Gewalt versucht, das Papsttum durchzusetzen.<br />

Jahrzehntelang werden diejenigen, die ihren<br />

Glauben an Jesus Christus nicht verleugnen wollen,<br />

verfolgt, verbrannt <strong>und</strong> hingerichtet. Die Herzöge<br />

von Fenwick haben sich offen auf die Seite der<br />

Protestanten gestellt. Einer wird in Edinburgh<br />

hingerichtet. Sein Sohn muss von Schloss Fenwick<br />

flüchten <strong>und</strong> teilt das Los der in den Wäldern<br />

verstreuten Bergbewohner. Besonders für Leser ab 12<br />

Jahren geeignet.<br />

256276 – PAPERBACK, 288 SEITEN – € 9,90<br />

42


TEL: 05237-899090 – EMAIL: INFO@BETANIEN.DE<br />

ONLINE: CBUCH.DE – VERLAGSINFO: BETANIEN.DE<br />

Aufgepasst <strong>und</strong> mitgedacht<br />

JAY ADAMS<br />

WIE MAN VON PREDIGTEN AM BESTEN PROFITIERT<br />

Die Predigt ist ein gr<strong>und</strong>legendes Mittel Gottes, um unser Leben<br />

zum Guten zu verändern <strong>und</strong> geistliches Wachstum hervorzubringen.<br />

Und zu einer guten Predigt gehören nicht nur der Prediger,<br />

Gottes Wort <strong>und</strong> der Heilige Geist. Auch der Zuhörer hat eine<br />

Verantwortung. Die Bibel sagt mehr über die Verantwortung des<br />

Hörers als über die Pflichten des Predigers. Wir sollen richtig auf<br />

die Botschaft hören, sie verstehen <strong>und</strong> anwenden. Dazu hat Jay<br />

Adams dieses einzigartige Buch geschrieben.<br />

Wer Adams Ratschläge <strong>und</strong> Anweisungen beherzigt, wird künftig<br />

besser von Predigten profitieren <strong>und</strong> somit selber »ausgerüstet<br />

zum Werk des Dienstes, für die Erbauung der Gemeinde« (Epheser<br />

4,12).<br />

176314 – PAPERBACK, 154 SEITEN – € 9,90<br />

Bibelnotizen mit System<br />

DAS MITSCHREIBBUCH FÜR PREDIGTEN UND<br />

BIBELSTUDIUM<br />

Dieses Notizbuch bietet eine praktische Hilfe, um bei Predigten<br />

<strong>und</strong> auch beim eigenen Bibelstudium das Gelernte zu<br />

ordnen <strong>und</strong> festzuhalten.<br />

Dazu führt es uns mit seinem Leitfaden <strong>und</strong> seinem Schema<br />

durch die drei wesentlichen Schritte, wie wir aus Gottes Wort<br />

lernen:<br />

• Entdecken: hören, lesen, beobachten (Matthäus 7,24)<br />

• Verstehen: auslegen, erklären, Jesus erkennen (Matthäus<br />

13,23)<br />

• Anwenden: das Denken <strong>und</strong> Leben zur Ehre Gottes ändern<br />

(Lukas 8,21)<br />

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Der Tempel aller Zeiten<br />

GREGORY BEALE<br />

DIE WOHNUNG GOTTES UND DER AUFTRAG DER GEMEINDE - EINE<br />

BIBLISCH-HEILSGESCHICHTLICHE STUDIE<br />

175995 – PAPERBACK, 492 S. – € 13,90<br />

43


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