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Exkursion in den Frankenwald und das Thüringer ... - NWV-Darmstadt

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<strong>Exkursion</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Frankenwald</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>das</strong> Thür<strong>in</strong>ger Schiefergebirge<br />

05. bis 08. Juli 2012<br />

Übersicht<br />

Für <strong>den</strong> Naturwissenschaftlichen Vere<strong>in</strong> war es die erste <strong>Exkursion</strong> <strong>in</strong> diese Gegend Deutschlands.<br />

1990 waren <strong>das</strong> Fichtelgebirge (siehe Höllwarth/Feustel/Kammerer <strong>in</strong> Berichtsband NF 14, 1992; S.<br />

23) <strong>und</strong> 1999 Süd-Thür<strong>in</strong>gen (siehe Feustel <strong>in</strong> NF 23, 2000; S. 50) die nächstgelegenen Ziele gewesen.<br />

Bei der jetzigen <strong>Exkursion</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Frankenwald</strong> <strong>und</strong> <strong>das</strong> Thür<strong>in</strong>ger Schiefergebirge lagen die e<strong>in</strong>zelnen<br />

<strong>Exkursion</strong>sziele nordöstlich der sog. „Fränkischen L<strong>in</strong>ie“. Hierbei handelt es sich um e<strong>in</strong>e Bruchzone,<br />

die möglicherweise schon bei der variskischen Gebirgsbildung angelegt wor<strong>den</strong> ist, dann aber<br />

vor etwa 55 Mio. Jahren mit dem Beg<strong>in</strong>n der Alpenauffaltung nachhaltig aktiv wurde. Die Fränkische<br />

L<strong>in</strong>ie zieht etwa von Schmalkal<strong>den</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen nach Südosten, an Sonneberg, Kronach, Bad<br />

Berneck <strong>und</strong> Wei<strong>den</strong> vorbei, <strong>und</strong> trennt die „alten Gebirge“ (Thür<strong>in</strong>ger Wald, <strong>Frankenwald</strong>, Münchberger<br />

Masse, Fichtelgebirge <strong>und</strong> Oberpfälzer Wald) vom mesozoischen Bruchschollen-Vorland. In<br />

der Gegend, <strong>in</strong> der wir uns zur <strong>Exkursion</strong> aufhielten, ist <strong>das</strong> Gebiet jenseits der Fränkischen L<strong>in</strong>ie<br />

gegenüber dem mesozoischen Vorland um ca. 1000 m angehoben wor<strong>den</strong>. Weiter südöstlich noch<br />

mehr. Bei dieser Hebung wur<strong>den</strong> die auf dem Urgeste<strong>in</strong> aufliegen<strong>den</strong> Schichtenfolgen aus dem<br />

Erdmittelalter, wie sie südwestlich dieser Fränkischen L<strong>in</strong>ie anstehen, praktisch vollständig abgetragen.<br />

So f<strong>in</strong><strong>den</strong> sich heute im <strong>Frankenwald</strong> <strong>und</strong> im Thür<strong>in</strong>ger Schiefergebirge, <strong>das</strong> an <strong>den</strong> <strong>Frankenwald</strong><br />

nach Nor<strong>den</strong> anschließt, nur noch Geste<strong>in</strong>e aus dem Erdaltertum.<br />

Unter ihnen hatte bis vor wenigen Jahrzehnten vor allem der hier verbreitet auftretende Schiefer<br />

e<strong>in</strong>e große wirtschaftliche Bedeutung gehabt. Je nach se<strong>in</strong>en speziellen Eigenschaften wur<strong>den</strong> daraus<br />

nicht nur Abdeckungen <strong>und</strong> Verkleidungen von Gebäu<strong>den</strong>, Bo<strong>den</strong>platten, Fensterbänke <strong>und</strong><br />

andere Bauteile geschaffen, wie sie heute noch <strong>das</strong> Aussehen der Orte <strong>in</strong> dieser Gegend nachhaltig<br />

prägen. Auch für die e<strong>in</strong>stigen „ABC-Schützen“ auf der ganzen Welt war dieser Schiefer unentbehrlich.<br />

Die Tafeln, auf <strong>den</strong>en die e<strong>in</strong>stigen Schulanfänger ihre ersten Schreibübungen machten, kamen<br />

weltweit <strong>in</strong> großem Umfang, die Griffel, mit <strong>den</strong>en diese Schreibübungen ausgeführt wur<strong>den</strong>, praktisch<br />

ausnahmslos von hier. 30 Milliar<strong>den</strong> sollen es gewesen se<strong>in</strong>. Diesen Spuren <strong>in</strong>tensiv nachzugehen<br />

durch Aufsuchen aufgelassener Schieferste<strong>in</strong>brüche <strong>und</strong> durch Führungen <strong>und</strong> Vorführungen<br />

im Schieferpark Lehesten (thür<strong>in</strong>gisch) <strong>und</strong> im Schiefermuseum <strong>in</strong> Ludwigsstadt (bayerisch) waren<br />

demnach auch die zentralen, wenn auch lange nicht die e<strong>in</strong>zigen Themen unserer <strong>Exkursion</strong>.<br />

So machte uns e<strong>in</strong>e Wanderung durch <strong>das</strong> „Höllental“ bei „Bad Steben“ auch mit e<strong>in</strong>em anderen<br />

paläozoischen Geste<strong>in</strong> bekannt. In dieser weit ausgeräumten Schlucht, die der kle<strong>in</strong>e Bach Selbitz<br />

geschaffen hat, ist der „Diabas“ aufgeschlossen, e<strong>in</strong> devonisches Ergussgeste<strong>in</strong>, <strong>das</strong> als „Kissenlava“<br />

im devonischen Meer entstan<strong>den</strong> ist. Hoch<strong>in</strong>teressant erwies sich auch die durchwanderte kurze


Klamm der fränkischen Ste<strong>in</strong>ach, die sich hier durch e<strong>in</strong>en bei der Hebung als „Gleitscholle“ abgerutschten,<br />

isolieren Felsklotz von „Quarzkeratophyr“ durchfressen musste.<br />

Auch „Grauwacke“, e<strong>in</strong> paläozoisches Sedimentgeste<strong>in</strong>, ließ sich bei unseren Wanderungen beobachten,<br />

so z.B. <strong>in</strong> der „Schlucht der Schwarza“, schon etwas außerhalb des Thür<strong>in</strong>ger Schiefergebirges<br />

gelegen. E<strong>in</strong> kurzer Aufenthalt <strong>in</strong> „Bad Steben“, dem höchstgelegenen Bayerischen Staatsbad,<br />

war leider durch Starkregen bee<strong>in</strong>flusst. Die hier erschlossene Radonquelle deutet auf uranhaltige<br />

Erzlagerstätten h<strong>in</strong>. Heilsamen Quellen hier wur<strong>den</strong> schon 1444 beschrieben. Doch geht der<br />

Bergbau <strong>in</strong> dieser Gegend noch weiter zurück, angeblich bis <strong>in</strong>s 8. Jh., <strong>und</strong> der Ort war bis zur Ernennung<br />

zum Bayerischen Staatsbad 1832 weitaus bekannter als Bergwerksort. Der Friedrich-<br />

Wilhelm-Stollen, <strong>das</strong> bedeutendste ehemalige Bergwerk hier, <strong>in</strong> dem vor allem silberhaltige Kupfer-<br />

Z<strong>in</strong>kerze gewonnen wur<strong>den</strong>, war auch verknüpft mit der äußerst erfolgreichen Tätigkeit Alexander<br />

von Humboldts <strong>in</strong> <strong>den</strong> Jahren 1792-1795, als dieser für e<strong>in</strong>ige Jahren <strong>in</strong> preußischen Diensten stehend,<br />

<strong>das</strong> Bergwerk hier saniert <strong>und</strong> auf <strong>den</strong> neuesten Stand gebracht hat. Das Thema Bergwerkstätigkeit<br />

wurde dann allerd<strong>in</strong>gs im Verlauf unserer <strong>Exkursion</strong> nicht weiter vertieft. Dem Regen fiel<br />

dann leider e<strong>in</strong> Besuch des erst vor kurzem aufgelassenen Ste<strong>in</strong>bruchs im Ortsteil Horwagen zum<br />

Opfer, wo e<strong>in</strong> buntgefärbter paläozoischer Flaserkalk gebrochen wurde, der zu sog. „Deutschrot-<br />

Marmor“ poliert wer<strong>den</strong> konnte <strong>und</strong> zur Ausschmückung bedeutender Gebäude, wie z.B. des<br />

Schlosses Weißenste<strong>in</strong> <strong>in</strong> Pommersfel<strong>den</strong>, des Hauses der Deutschen Kunst <strong>in</strong> München <strong>und</strong> der<br />

Walhalla bei Regensburg verwendet wor<strong>den</strong> ist.<br />

Da unsere e<strong>in</strong>zelne Ziele diesseits <strong>und</strong> jenseits der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze lagen,<br />

<strong>und</strong> wir diese ehemalige Grenze bei unseren Anfahrten vor Ort immer wieder überschreiten mussten,<br />

bot es sich an, e<strong>in</strong>e Stelle aufzusuchen, wo die Zustände während der Trennung bis zur Wiedervere<strong>in</strong>igung<br />

mit zahlreichen Bildern <strong>und</strong> kurzen Berichten museal dokumentiert s<strong>in</strong>d. Das ist <strong>in</strong><br />

der „Thür<strong>in</strong>ger Warte“ der Fall. Sie ist e<strong>in</strong> 1963 errichteter Aussichtsturm auf dem 678 m hohen<br />

Ratzenberg bei Lauenste<strong>in</strong>, unmittelbar an der bayerisch-thür<strong>in</strong>gischen Grenze gelegen. Von ihm<br />

lässt sich weit <strong>in</strong> <strong>das</strong> damals nicht mehr zugängliche Thür<strong>in</strong>gen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>schauen. Man konnte vor allem<br />

die damaligen Grenzanlagen der DDR mit dem Todesstreifen e<strong>in</strong>sehen <strong>und</strong> e<strong>in</strong> stückweit verfolgen.<br />

Heute hebt sich dieser ehemalige Grenzstreifen hellgrün als geschütztes „Grünes –Band“ aus<br />

der Landschaft hervor.<br />

Erwähnenswert ist schließlich noch e<strong>in</strong> Besuch <strong>in</strong> der Farbglashütte <strong>in</strong> Lauscha, wo e<strong>in</strong>st die farbigen<br />

Christbaumkugeln erfun<strong>den</strong> wur<strong>den</strong>. Dieser farbige Christbaumschmuck ist zwar heute vielfach<br />

durch billiger herzustellende Massenwaren verdrängt. Doch hat die Glashütte, die die Rohstoffe<br />

nicht nur für die eigene Weiterverarbeitung, sondern für zahlreiche kle<strong>in</strong>e Glasbläser aufbereitet,<br />

offenbar nicht nur genügen<strong>den</strong> Eigenbedarf, sondern auch noch genügend Interessenten <strong>und</strong> Abnehmer<br />

ihrer farbigen Glasstäbe, bzw. -rohre, so <strong>das</strong>s sie weiter existieren kann. Aus diesen farbigen<br />

Glasstäben wer<strong>den</strong> dann die Tiere, Figuren, kunstvollen Vasen, Schalen, Gläser, Murmeln u. ä.<br />

hergestellt, wie wir sie <strong>in</strong> <strong>den</strong> Ausstellungsräumen dieser Glashütte bew<strong>und</strong>ern konnten.<br />

40 Teilnehmer schlossen sich dieser <strong>Exkursion</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Frankenwald</strong> <strong>und</strong> <strong>das</strong> Thür<strong>in</strong>ger Schiefergebirge<br />

an. Die <strong>Exkursion</strong> war von Dr. Höllwarth zusammengestellt wor<strong>den</strong>. Er hatte auch <strong>den</strong> schriftlichen<br />

<strong>Exkursion</strong>sführer erstellt <strong>und</strong> <strong>in</strong> bewährter Weise die Leitung bei der <strong>Exkursion</strong> <strong>in</strong> der Hand.<br />

Untergebracht waren wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em größeren Hotel im ehemaligen Flößerort Ste<strong>in</strong>wiesen, ca. 15 km<br />

nordöstlich von Kronach gelegen. Das recht gefällig <strong>in</strong> die Talaue des Flüsschens Rodach e<strong>in</strong>gebette-<br />

Naturwissenschaftlicher Vere<strong>in</strong> <strong>Darmstadt</strong> e.V., <strong>Frankenwald</strong> <strong>und</strong> Thür<strong>in</strong>ger Schiefergebirge, Seite 2<br />

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te Hotel erwies sich als sehr gut geeignet für die Unterbr<strong>in</strong>gung <strong>und</strong> Verpflegung von Busgesellschaften.<br />

<strong>Exkursion</strong>sverlauf<br />

05.07.12<br />

Unser Bus startet leicht verspätet um etwa 8.15 Uhr am Hauptbahnhof <strong>in</strong> <strong>Darmstadt</strong>. Es ist sehr<br />

schwül <strong>und</strong> feucht. Kaum s<strong>in</strong>d wir auf der A 5 Richtung Nor<strong>den</strong>, wird e<strong>in</strong> längerer Stau gemeldet.<br />

Sofort verlassen wir wieder die A 5, um über die B 3 <strong>und</strong> die A 661 auf die A 3 zu gelangen. Das<br />

br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e weitere, nicht e<strong>in</strong>geplante, wenn auch nicht gravierende Verzögerung im Zeitplan. Die<br />

Begrüßungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen erfolgt <strong>und</strong> die schriftlichen <strong>Exkursion</strong>sführer ausgeteilt. Nach kurzen<br />

Erläuterungen des <strong>Exkursion</strong>splanes gibt es auch gleich die ersten H<strong>in</strong>weise zu Aufschlüssen an der<br />

A 3. Wir wer<strong>den</strong> diese Geste<strong>in</strong>e aus dem Erdmittelalter, die wir hier während der Fahrt an e<strong>in</strong>igen<br />

Aufschlüssen zu sehen bekommen, später im <strong>Exkursion</strong>sgebiet nicht mehr antreffen. Das ist zuerst<br />

der Buntsandste<strong>in</strong> bald h<strong>in</strong>ter Aschaffenburg. In der Würzburger Gegend dann die nächste Schichtstufe,<br />

der Muschelkalk. Am Bibelrieder Kreuz wechseln wir auf die A 7 nordwärts, um bei Arnste<strong>in</strong><br />

auf die A 70 e<strong>in</strong>zubiegen.<br />

Es grüßen die bei<strong>den</strong> Kühltürme des Kernkraftwerks Grafenrhe<strong>in</strong>feld, ca. 7,5 km südlich von<br />

Schwe<strong>in</strong>furt. Noch zeigt e<strong>in</strong>e Dampfwolke an, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Werk nicht abgeschaltet ist. Nach dem Gesetz<br />

vom 06.06.2011 zur Energiewende soll es bis zum Ende des Jahres 2015 endgültig stillgelegt<br />

se<strong>in</strong>. Beim Reaktor handelt es sich um e<strong>in</strong>en Druckwasserreaktor der 3. Generation. Das Gelände<br />

gilt als erdbebensicher. E<strong>in</strong> Hochwasserdamm soll <strong>das</strong> Gelände vor extremen Hochwässern des<br />

Ma<strong>in</strong>s schützen, der <strong>in</strong> etwa 500 m Entfernung vorbeifließt. Die Leistung des Reaktors beträgt laut<br />

Literaturangaben nach Abzug des Eigenbedarfs 1345 MW (Megawatt). Bald s<strong>in</strong>d die Kühltürme unseren<br />

Blicken entschwun<strong>den</strong>. Stattdessen kann man entlang der A 70 immer wieder Photovoltaik-<br />

Anlagen beobachten. Offenbar ist <strong>das</strong> für viele Landwirte die bequemere Art gewor<strong>den</strong>, aus ihren<br />

Äckern ihren Lebensunterhalt zu erwirtschaften. Aber wer<strong>den</strong> diese flächenfressen<strong>den</strong> Anlagen hier<br />

je <strong>das</strong> KKW Grafrhe<strong>in</strong>feld ersetzen können? Es reizt mich zu e<strong>in</strong>er Überschlagsrechnung: In NF 34,<br />

2011, S. 69 gibt Dr. E. Müller <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Erfahrungsbericht über <strong>den</strong> zehnjährigen Betrieb se<strong>in</strong>er Photovoltaik-Anlage<br />

für 1 m² Modulfläche e<strong>in</strong>e effektive durchschnittliche Leistung von 83,45 kWh an.<br />

Die maximale Leistung des KKW Grafenrhe<strong>in</strong>feld ist dagegen 1345 x 8760 MWh = 117,8 x 10 8 kWh.<br />

Nimmt man im Schnitt e<strong>in</strong>e etwa 70%ige Auslastung an, dann ergäbe <strong>das</strong> 82,5 x 10 8 kWh. Das entspräche<br />

etwa e<strong>in</strong>er Modulfläche von 100 km², oder mit Blick auf die Autobahn, 2000 km lange Photovoltaik-Anlagen<br />

von 50 m Breite. Die jetzt an der Autobahn entlang vorhan<strong>den</strong>en schätze ich auf<br />

<strong>in</strong>sgesamt vielleicht 20 km x 50 m (= 1 km²). Woher die anderen 99 km² nehmen? Das wird kaum<br />

realisierbar se<strong>in</strong>, auch wenn man noch sämtliche Hausdächer der anliegen<strong>den</strong> Orte dazu nimmt.<br />

Aber da gebe ich dann doch me<strong>in</strong> Überschlagsrechnen lieber auf. An die bis 2015 nur noch vorhan<strong>den</strong>e<br />

kurze Zeit zur Realisierung, an <strong>den</strong> Rohstoff- <strong>und</strong> <strong>den</strong> Energiebedarf zur Herstellung der Module,<br />

an die riesigen F<strong>in</strong>anzierungskosten <strong>und</strong> an die Veränderungen am Landschaftsbild <strong>und</strong> Auswirkungen<br />

auf die Natur wage ich dabei gar nicht erst zu <strong>den</strong>ken. Ich hoffe nur, unsere lieb-<strong>und</strong>teuren<br />

Abgeordneten haben dies alles wohl bedacht, bevor sie die entsprechen<strong>den</strong> Gesetze verabschiedet<br />

haben.<br />

Naturwissenschaftlicher Vere<strong>in</strong> <strong>Darmstadt</strong> e.V., <strong>Frankenwald</strong> <strong>und</strong> Thür<strong>in</strong>ger Schiefergebirge, Seite 3<br />

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Jetzt wird es auf der Weiterfahrt wieder mit der Geologie <strong>in</strong>teressant: Die Hassberge <strong>und</strong> der Steigerwald<br />

zeigen die nächste Schichtstufe der Trias an, <strong>den</strong> Keuper. Es dauert dann bis nach Bamberg,<br />

bis wir an e<strong>in</strong>em Straßenaufschluss die nächste Schichtstufe, <strong>den</strong> Jura, beobachten können. Dann<br />

s<strong>in</strong>d wir aber auch schon auf der A 9 Richtung Nor<strong>den</strong>, die wir an der Abfahrt Naila verlassen, um<br />

über Marxgrün an <strong>den</strong> E<strong>in</strong>gang zum „Höllental“, unserem ersten <strong>Exkursion</strong>sziel bei Bad Steben, zu<br />

gelangen.<br />

Es ist 12.50 Uhr als wir dort <strong>in</strong> „Höll“ ankommen Wir brauchen sofort unsere Regenschirme, <strong>den</strong>n<br />

es regnet jetzt. Auch wählen wir <strong>in</strong> Anbetracht des Wetters <strong>den</strong> praktisch ebenen Fahrweg l<strong>in</strong>ks<br />

entlang der Selbitz, an dem die hier aufgeschlossenen, aus Kissenlaven gebildeten Diabas-Felsen<br />

auch besser zu sehen s<strong>in</strong>d, als auf dem höher liegen<strong>den</strong> Steig auf der anderen Bachseite (Abb. 1 <strong>und</strong><br />

2).<br />

Zunächst aber geht es zu e<strong>in</strong>em Brunnenhaus am Schluchte<strong>in</strong>gang,<br />

<strong>in</strong> dem <strong>das</strong> „Höllenwasser“ auch für Besucher zugänglich ist. Das stark m<strong>in</strong>eralische Wasser<br />

ist als e<strong>in</strong>e Art Arznei durchaus tr<strong>in</strong>kbar. Es aber kanisterweise als Tr<strong>in</strong>kwasser abzufüllen, wie zu<br />

beobachten, erfordert doch e<strong>in</strong>en starken Glauben an die Heilkräfte dieses Wassers. Wir gehen<br />

weiter, an e<strong>in</strong>er ehemaligen Mühle vorbei, <strong>und</strong> kommen bald an e<strong>in</strong> Wehr, an dem e<strong>in</strong> deutlicher<br />

Anteil des Bachwassers abgenommen <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Rohrleitung knapp 2 km weitergeführt wird. Dabei<br />

wer<strong>den</strong> gegenüber dem Bachniveau 38 m Höhenunterschied gewonnen. Dieser Höhenunterschied<br />

wird genutzt, um <strong>in</strong> zwei Turb<strong>in</strong>en <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kraftwerk, <strong>das</strong> wir dann später passieren, bis zu<br />

900 kW Strom zu erzeugen. Ganz schön! Und schon wieder überschlage ich: Mit ca. 1500 solcher<br />

Anlagen könnte man, zum<strong>in</strong>dest bei e<strong>in</strong>em überdurchschnittlichen Wasserstand der Bäche, <strong>das</strong><br />

KKW Grafenrhe<strong>in</strong>feld ersetzen, wenn man e<strong>in</strong>mal <strong>den</strong> Eigenbedarf an Energie dieser Anlagen außer<br />

Acht lässt.<br />

Doch wer kennt die Bäche, nennt die Namen, wo diese 1500 Kraftwerke noch errichtet wer<strong>den</strong><br />

könnten, <strong>und</strong> wer glaubt, <strong>das</strong>s man die zum<strong>in</strong>dest partielle Trockenlegung der Bäche durch diese<br />

Anlagen gegen die sich erheben<strong>den</strong> Proteste politisch durchsetzen könnte?<br />

Bei der Wanderung tritt die Nesselblättrige Glockenblume (Campanula trachelium) am Wege auf.<br />

Noch häufiger <strong>das</strong> e<strong>in</strong>geschleppte Klebrige Spr<strong>in</strong>gkraut (Impatiens glandulifera). Wiesenblatterbse<br />

Naturwissenschaftlicher Vere<strong>in</strong> <strong>Darmstadt</strong> e.V., <strong>Frankenwald</strong> <strong>und</strong> Thür<strong>in</strong>ger Schiefergebirge, Seite 4<br />

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(Lathyrus pratensis), Mädesüß (Filipendula ulmaria), Geißbart (Aruncus silvestris), e<strong>in</strong>ige weißblühende<br />

Pfirsichblättrige Glockenblumen (Campanula persicifolia), Baldrian (Valeriana offic<strong>in</strong>alis),<br />

verblühte Ährige Teufelskrallen (Phyteuma spicatum), Waldziest (Stachys silvatica), Waldwicke (Vicia<br />

silvatica), e<strong>in</strong> relativ kle<strong>in</strong>blütiges Weideröschen (wohl Epilobium parviflorum), an trockeneren<br />

Stellen auch <strong>das</strong> Schmalblättrige Weideröschen (Epilobium angustifolium) <strong>und</strong> die Schwarze Heckenkirche<br />

(Lonicera nigra) s<strong>in</strong>d weitere Pflanzen, die wir am Wege beobachten können. Dr. K.H.<br />

Müller gibt dankenswerter Weise ab <strong>und</strong> zu H<strong>in</strong>weise auf die Pflanzen für die <strong>Exkursion</strong>smitglieder,<br />

die nicht mit der <strong>Exkursion</strong>sführung <strong>in</strong> der Spitzengruppe vornweg wandern, sondern etwas h<strong>in</strong>ten<br />

nach hängen. E<strong>in</strong>e aus Diabas erbaute Brücke über <strong>den</strong> Bach für die <strong>in</strong>zwischen stillgelegte Bahnl<strong>in</strong>ie<br />

durch diese Schlucht <strong>und</strong> zwei etwas ungewöhnliche Holzstege wer<strong>den</strong> passiert. Dann grüßt von<br />

der anderen Talseite der sogenannte „Hirschsprung“, e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelner, übergroßer Fels, bei dem man<br />

sich unwillkürlich fragt, wie da e<strong>in</strong> Hirsch h<strong>in</strong>auf gekommen se<strong>in</strong> soll <strong>und</strong> woh<strong>in</strong> er <strong>den</strong>n von da<br />

oben gesprungen se<strong>in</strong> könnte. Jetzt kommt man am Ende der Schlucht nochmals an e<strong>in</strong>er aufgelassenen<br />

Mühle vorbei <strong>und</strong> f<strong>in</strong>det sich schließlich nach <strong>in</strong>sgesamt ca. 4 km an e<strong>in</strong>em von Alexander<br />

von Humboldt angelegten Entwässerungsstollen zum Friedrich-Wilhelm-Stollen, der als Besucherstollen<br />

zugänglich gemacht wor<strong>den</strong> ist, momentan aber nicht offen hat.<br />

Hier erwartet uns wieder unser Bus, der uns zunächst nach Bad Steben zu e<strong>in</strong>er verspäteten Mittagspause<br />

br<strong>in</strong>gt. Als wir dort aussteigen, fängt es an, wie aus Kübeln zu schütten. Alle stürzen <strong>in</strong><br />

<strong>das</strong> nächstbeste Lokal im Kurbereich, um noch e<strong>in</strong>e Kle<strong>in</strong>igkeit zu essen oder wenigstens etwas zu<br />

tr<strong>in</strong>ken, zum<strong>in</strong>dest aber, um im Trockenen zu se<strong>in</strong>. Auch wenn der Regen später nachlässt, aus e<strong>in</strong>em<br />

ausgedehnteren Kurparkbummel oder gar Ortsbummel wird nichts. Es wird auch beschlossen,<br />

<strong>den</strong> als nächstes Ziel e<strong>in</strong>geplanten ehemaligen Ste<strong>in</strong>bruch bei Horwagen wegen se<strong>in</strong>er schlechten<br />

Zugänglichkeit aufzugeben. Hier wäre man ohneh<strong>in</strong> nicht an <strong>den</strong> schleiffähigen, geaderten <strong>und</strong><br />

gelbbraun bis rot gefärbten Flaserkalk nahe herangekommen, der bis vor e<strong>in</strong>igen Jahren zu<br />

Deutsch-Rot Marmor verarbeitet wurde. Mit diesem „Deutsch-Rot“ wur<strong>den</strong> manche bedeutende<br />

Gebäude <strong>in</strong> Bayern verziert. Das oberhalb des Ste<strong>in</strong>bruchs ausgelegte, geschliffene Referenzstück<br />

aber wurde als e<strong>in</strong> allzu blasses Musterstück angesehen, für <strong>das</strong> sich die etwas komplizierte Anfahrt<br />

mit e<strong>in</strong>em großen Bus unter diesen Wetterbed<strong>in</strong>gungen nicht lohnen würde.<br />

Also fahren wir gleich weiter nach „Ste<strong>in</strong>wiesen“, wo wir um 16.30 Uhr an unserem Hotel ankommen.<br />

Das E<strong>in</strong>checken geht schnell <strong>und</strong> problemlos. Das Hotel hat außer dem Rezeptionsgebäude, <strong>in</strong><br />

dem auch die Essensräume untergebracht s<strong>in</strong>d, fünf weitere Gebäude mit <strong>den</strong> Schlafräumen. Die<br />

Gebäude s<strong>in</strong>d, -z.T. im rechtem W<strong>in</strong>kel,- ane<strong>in</strong>andergereiht, so <strong>das</strong>s alle Räume trocken zu erreichen<br />

s<strong>in</strong>d. Jedes Gebäude hat <strong>in</strong>sgesamt 20 bis 24 Zimmer <strong>in</strong> zwei Stockwerken. So weit zu beurteilen,<br />

sche<strong>in</strong>en nicht nur die Gebäude, sondern auch deren Zimmer alle <strong>in</strong> gleicher Form angelegt zu<br />

se<strong>in</strong>, <strong>und</strong> auch die Ausstattung variiert offenbar nur wenig. An <strong>das</strong> Hotel schließt sich e<strong>in</strong>e Badelandschaft<br />

an, die von Hotelgästen unentgeltlich genutzt wer<strong>den</strong> kann. Das Buffetessen, -wir haben<br />

Halbpension gebucht,- ist abwechslungsreich, vielseitig <strong>und</strong> gut. Die zu <strong>den</strong> Essen gewählten Getränke<br />

(auch Bier <strong>und</strong> We<strong>in</strong>) s<strong>in</strong>d kostenfrei <strong>und</strong> können <strong>in</strong> beliebiger Menge, allerd<strong>in</strong>gs nur <strong>in</strong> der<br />

streng begrenzten Essenszeit, selbst gezapft wer<strong>den</strong>.<br />

Naturwissenschaftlicher Vere<strong>in</strong> <strong>Darmstadt</strong> e.V., <strong>Frankenwald</strong> <strong>und</strong> Thür<strong>in</strong>ger Schiefergebirge, Seite 5<br />

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Nach des Tages Regengüsse können wir heute Abend<br />

nach dem Abendessen sogar noch etwas auf der Freiterrasse<br />

zusammensitzen. Doch die Versorgung mit Sitzkissen<br />

auf die noch nassen Korbgeflechte der Stühle stößt<br />

auf e<strong>in</strong> gewisses Unverständnis bei der Bedienung.<br />

Der große Brunnen auf dieser Freiterrasse ist übrigens an<br />

se<strong>in</strong>em Fuße mit größeren Felsbrocken e<strong>in</strong>gefasst. E<strong>in</strong>er<br />

davon ist e<strong>in</strong> rötlicher, geaderter Flaserkalk, wie er im<br />

Horwagener Ste<strong>in</strong>bruch gebrochen <strong>und</strong> zu „Deutsch-Rot“<br />

Marmor verarbeitet wurde (Abb. 3). Also doch noch e<strong>in</strong><br />

brauchbares Referenzstück dieses Geste<strong>in</strong>s, auch wenn<br />

wir heute nicht zu dem vorgesehenen Ste<strong>in</strong>bruch gekommen<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

06.07.12<br />

Wir wollen heute <strong>in</strong> <strong>das</strong> Griffelschiefergebiet um <strong>den</strong><br />

Fellberg (842 m) beim thür<strong>in</strong>gischen Ste<strong>in</strong>ach. Die Durchquerung des <strong>Frankenwald</strong>es <strong>und</strong> auch des<br />

Thür<strong>in</strong>ger Schiefergebirges über die Höhen ist recht zeitaufwändig <strong>und</strong> kurvenreich. Das Hochland<br />

ist durch zahlreiche Täler kle<strong>in</strong>er Bachläufe zerschnitten <strong>und</strong> die 45 Jahre währende Trennung der<br />

bei<strong>den</strong> deutschen Staaten hat bis heute bewirkt, <strong>das</strong>s nicht <strong>in</strong> jedem Fall e<strong>in</strong>e Straßenverb<strong>in</strong>dung<br />

zwischen zwei benachbarten Orten besteht, die diesseits <strong>und</strong> jenseits der ehemaligen deutschdeutschen<br />

Grenze lagen. Da ist es oft besser, längere Wege über die gut ausgebauten B<strong>und</strong>esstraßen<br />

zu wählen, die <strong>das</strong> Gebiet z.T. umfahren.<br />

Das machen wir heute auch. Auf der B 173 fahren wir zunächst <strong>in</strong> südwestlicher Richtung dem<br />

Bachlauf der Rodach folgend um die oberfränkische Kreisstadt Kronach herum, um dann auf der B<br />

85 nach Nor<strong>den</strong> zunächst <strong>das</strong> weite Tal der Haßlach zu nutzen <strong>und</strong> dann über die B 89 nach der<br />

thür<strong>in</strong>gischen Kreisstadt Sonneberg <strong>in</strong>s Tal der thür<strong>in</strong>gischen Ste<strong>in</strong>ach überzuwechseln.<br />

Dieses Tal liegt nun schon ab Sonneberg nördlich der Fränkischen L<strong>in</strong>ie im Schiefergebirge. Es hat<br />

weiter ausgeräumte Talpartien, <strong>in</strong> <strong>den</strong>en dann auch die Dörfer liegen, <strong>und</strong> auch schluchtartige Engstellen.<br />

E<strong>in</strong>e meist gute Landstraße führt durch <strong>das</strong> Tal <strong>und</strong> auch e<strong>in</strong>e Bahnl<strong>in</strong>ie bis Lauscha, die<br />

nach Art e<strong>in</strong>er Stadtbahn zwischen Sonneberg <strong>und</strong> Lauscha betrieben wird. Wir folgen der Straße<br />

bis zum Orte Ste<strong>in</strong>ach mit se<strong>in</strong>en schön verzierten schiefergedeckten <strong>und</strong> –verkleideten Gebäu<strong>den</strong>.<br />

Kurz h<strong>in</strong>ter Ste<strong>in</strong>ach führt e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Sträßchen hoch <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Skigebiet am Fellberg. Wir können diesem<br />

Sträßchen mit dem Bus bis zu e<strong>in</strong>em großen Sporthotel folgen, <strong>das</strong> aber geschlossen hat. E<strong>in</strong>e<br />

kle<strong>in</strong>e Baude daneben, die Postbaude, ist aber mit beschränkten Öffnungszeiten noch <strong>in</strong> Betrieb.<br />

Überall f<strong>in</strong>det man Warnh<strong>in</strong>weise wegen der Gefahr durch Mounta<strong>in</strong>biker, die sommers die mit<br />

zusätzlichen „Schikanen“ versehenen Skipisten bevölkern.<br />

Wir steigen von der Postbaude <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Direttissima steil e<strong>in</strong>en Waldweg hoch bis zu zwei ehemaligen<br />

Griffelschieferbrüchen, <strong>den</strong> Barthelbrüchen. Am Weg f<strong>in</strong>det man Wachtelweizen, <strong>in</strong>teressanterweise<br />

<strong>den</strong> Wiesen-Wachtelweizen (Melampyrum pratense) mitten im Wald, wie Herr Dressler<br />

kennerisch bemerkt. Auch F<strong>in</strong>gerhut (Digitalis purpurea) steht vere<strong>in</strong>zelt hier. Man hat aus dem<br />

umfangreichen Schieferschutt der bei<strong>den</strong> Ste<strong>in</strong>brüche <strong>in</strong> etwa 800 m Höhe e<strong>in</strong>e große Aussichtsplattform<br />

geschaffen. Leider ist heute die Sicht enttäuschend. Dass man nach Osten <strong>den</strong> Ochsen-<br />

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kopf <strong>und</strong> <strong>den</strong> Fichtelberg im Fichtelgebirge heute nicht würde sehen können, hatten wir ja bei dieser<br />

Wetterlage angenommen. Dass man aber von der Höhe noch nicht e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong>s Tal h<strong>in</strong>ab oder die<br />

Höhe an der anderen Talseite erkennen kann, hatten wir nicht erwartet. Und da beg<strong>in</strong>nt es auch<br />

wieder zu regnen. Das Bew<strong>und</strong>ern der dichten, schönen Moosbestände vor allem an <strong>den</strong> Flanken<br />

dieses Griffelschieferbruchs <strong>und</strong> des flächendecken<strong>den</strong> Vorkommens des Harzer Labkrautes (Galium<br />

hercynicum) auf der Halde hält sich deshalb <strong>in</strong> engen zeitlichen Grenzen. Wir ziehen jetzt auf<br />

markiertem Waldweg weniger steil weiter <strong>in</strong> Richtung des eigentlichen Fellberges. Nach vielleicht<br />

10 M<strong>in</strong>uten kommen wird an e<strong>in</strong>em weiteren Aussichtpunkt vorbei, der „Milonsruh“ (820 m). E<strong>in</strong>e<br />

kle<strong>in</strong>e Hütte steht hier. Nicht e<strong>in</strong>er macht sich die Mühe, vom Waldweg aus um die Hütte herum<br />

zum Aussichtspunkt zu gehen. Man sieht ja schließlich, <strong>das</strong>s man nichts sieht!<br />

Dann führt der Weg an der Bergstation des Fellberg-Sesselliftes vorbei. Er steht heute still, so <strong>das</strong>s<br />

man <strong>in</strong> Ruhe die Sessel näher betrachten kann. Sie haben nicht nur Vorrichtungen, um seitlich bei<br />

e<strong>in</strong>er Bergfahrt die Skier e<strong>in</strong>zustecken, sondern auch Halterungen für <strong>den</strong> Transport von Mounta<strong>in</strong>bikes.<br />

In <strong>den</strong> Sommerferien <strong>und</strong> an Wochenen<strong>den</strong> dient die hier bef<strong>in</strong>dliche Skiabfahrtsstrecke über<br />

<strong>den</strong> Schieferschutt <strong>den</strong> Mounta<strong>in</strong>biker als Abfahrtsstrecke. Heute aber ist Freitag, mieses Wetter<br />

<strong>und</strong> noch ke<strong>in</strong>e Ferien, so <strong>das</strong>s ke<strong>in</strong> Mounta<strong>in</strong>biker auf <strong>den</strong> Skipisten zu sehen ist. Dann ist die<br />

höchste Stelle der Fellbergkuppe erreicht, hervorgehoben durch e<strong>in</strong>e Ste<strong>in</strong>säule mit der Höhenangabe:<br />

842 m. Von nun an geht’s bergab, <strong>und</strong> zwar relativ steil durch aufgelassene Griffelschieferbrüche<br />

auf regennassem Verwitterungsschutt. Der fällt bei diesem weichen Schiefer aus dem Ordovizium<br />

nicht plattenförmig an, sondern mehr oder m<strong>in</strong>der säulenförmig. Daher eignete sich dieser<br />

weiche Schiefer auch besonders gut zur Griffelherstellung. Der Regen hat <strong>in</strong>zwischen aufgehört.<br />

Man kann sich jetzt mehr Zeit lassen, die<br />

w<strong>und</strong>erschönen, vielfältigen Flechten mit<br />

ihren roten, gelben oder weißen Fruchtkörpern<br />

(Apothecien) zu bew<strong>und</strong>ern (Abb. 4).<br />

Vere<strong>in</strong>zelt wagen sich Schmetterl<strong>in</strong>ge hervor.<br />

E<strong>in</strong> Wachtelweizen-Scheckenfalter<br />

(Melitaea athalia) <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Dukatenfalter<br />

(Lycaena virgaurea) wer<strong>den</strong> von Frau Weischedel<br />

i<strong>den</strong>tifiziert. Andere suchen sich<br />

schöne Er<strong>in</strong>nerungsstücke aus <strong>den</strong> Schieferbruchstücken,<br />

die nicht nur e<strong>in</strong>e graue<br />

bis schwarze Färbung aufweisen, sondern<br />

auch durch Eisenoxide dunkelrot gefärbt se<strong>in</strong> können. Gut beraten durch <strong>den</strong> <strong>Exkursion</strong>sleiter wird<br />

auch nach <strong>den</strong> <strong>in</strong> diesem Schiefer nicht gerade häufigen Fossilien gesucht, etwa <strong>den</strong> damals die<br />

Fauna bestimmen<strong>den</strong> Trilobiten (Trilobita). Die F<strong>und</strong>e halten sich erwartungsgemäß <strong>in</strong> beschei<strong>den</strong>en<br />

Grenzen (Abb. 5). Schon vor der vere<strong>in</strong>barten Zeit s<strong>in</strong>d alle an der Fellberg-Baude angekommen,<br />

wo e<strong>in</strong>e Mittagspause vere<strong>in</strong>bart ist. Man ist gut auf die Busgruppe vorbereitet <strong>und</strong> bietet<br />

mehrere unterschiedliche Gerichte an, alle mit Thür<strong>in</strong>ger Knödel als Beilage, damit jeder die Gelegenheit<br />

hat, diese Thür<strong>in</strong>ger Spezialität e<strong>in</strong>mal zu verkosten. Wer sie noch nicht kennt, ist ob ihres<br />

schwabbligen Äußeren etwas irritiert. E<strong>in</strong> <strong>Exkursion</strong>mitglied an unserem Tisch beschreibt <strong>den</strong> Kloß<br />

mit dem Ausruf: „Der lebt ja noch!“. Doch <strong>in</strong>sgesamt f<strong>in</strong><strong>den</strong> die verschie<strong>den</strong> Gerichte guten Anklang.<br />

Sie wer<strong>den</strong> durchweg als geschmacklich gut beurteilt <strong>und</strong> es geht überraschend schnell. Nur<br />

Naturwissenschaftlicher Vere<strong>in</strong> <strong>Darmstadt</strong> e.V., <strong>Frankenwald</strong> <strong>und</strong> Thür<strong>in</strong>ger Schiefergebirge, Seite 7<br />

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mit dem komplizierten Kassieren macht<br />

man sich <strong>das</strong> Leben auf der Baude unnötigerweise<br />

etwas schwer. Aber es wird<br />

schließlich doch gemeistert <strong>und</strong> wir können<br />

von der Fellberg-Baude, vorbei an der<br />

Talstation des ruhen<strong>den</strong> Sesselliftes, zur<br />

Postbaude <strong>und</strong> unserem Bus zurückwandern.<br />

Hier hat der Busfahrer schon Kaffee<br />

vorbereitet, so <strong>das</strong>s noch an Ort <strong>und</strong> Stelle<br />

e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Kaffeepause e<strong>in</strong>geschoben<br />

wer<strong>den</strong> kann.<br />

Wir s<strong>in</strong>d noch relativ früh dran, als wir<br />

schließlich um 14.45 Uhr zu unserem<br />

nächsten <strong>Exkursion</strong>sziel weiterfahren,<br />

dem letzten heute, der Farbglashütte <strong>in</strong> Lauscha. Nach kurzer Wartezeit wer<strong>den</strong> wir <strong>in</strong> zwei Gruppen<br />

durch die Werksanlagen geführt <strong>und</strong> hören dabei nicht nur e<strong>in</strong>e Menge über die Herstellung<br />

<strong>und</strong> Verwendung des hier hergestellten farbigen Glases, sondern können auch sehen, wie die ca. 90<br />

m langen Glasröhren als Ausgangsmaterialien für Glasbläser <strong>in</strong> dieser Fabrik noch <strong>in</strong> re<strong>in</strong>er Handarbeit<br />

hergestellt wer<strong>den</strong> (Abb. 6). Was an Zeit darüber h<strong>in</strong>aus noch zur Verfügung steht, kann gut<br />

zum Bew<strong>und</strong>ern, Fotografieren<br />

<strong>und</strong> auch<br />

zum Auswählen <strong>und</strong><br />

Kaufen vieler farbiger<br />

Glasprodukte <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

Ausstellungsräumen<br />

verwendet wer<strong>den</strong>.<br />

Ob farbige Tiere,<br />

menschliche Figuren<br />

oder Fabelgestalten,<br />

ob kunstvolle Schalen,<br />

Vasen, Gläser, Krüge<br />

oder Teller, ob<br />

Schmuckstücke, Kerzenhalter,<br />

Lampen,<br />

Glasmurmeln, Weihnachtskugeln,Osterschmuck<br />

oder besondere<br />

Tischdekorationen für andere festliche Anlässe, ob farbige Zierkugeln oder Stecker für <strong>den</strong><br />

Garten oder nur für e<strong>in</strong>en Blumentopf,– auch wenn kaum e<strong>in</strong>es der ausgestellten D<strong>in</strong>ge wirklich<br />

zum Leben nötig ist, man könnte se<strong>in</strong> Herz an viele dieser Schmuckstücke verlieren, <strong>und</strong> die Auswahl<br />

e<strong>in</strong>es kle<strong>in</strong>es Souvenirs für sich selbst oder für die Lieben daheim fällt nicht jedem leicht.<br />

Die Wolken haben sich <strong>in</strong>zwischen deutlich ausgelichtet, <strong>und</strong> zwischendurch lacht auf der Rückfahrt<br />

zum Hotel sogar die Sonne. Auch wenn wir heute Mittag noch recht früh <strong>in</strong> unserem Zeitplan war-<br />

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en, <strong>in</strong>zwischen ist dieser Zeitvorrat aufgebraucht, <strong>und</strong> wir können ke<strong>in</strong>eswegs auf der Rückfahrt<br />

zum Hotel noch <strong>in</strong> Kronach e<strong>in</strong>e kurze Zwischenrast e<strong>in</strong>schieben, wie lose „angedacht“ war. Nichts<br />

mit der sehenswerten Altstadt <strong>und</strong> Burg, ke<strong>in</strong>e Referenz dem größten Sohn der Stadt, Lukas Cranach.<br />

Es wird ohneh<strong>in</strong> 18.00 Uhr, bis wir <strong>in</strong> Ste<strong>in</strong>wiesen ankommen, <strong>und</strong> <strong>das</strong> ist der Zeitpunkt, an<br />

dem <strong>das</strong> zeitlich limitierte Abendessen beg<strong>in</strong>nt. Anschließend kann man heute recht angenehm an<br />

trockenen Tischen <strong>und</strong> auf trockenen Stühlen (<strong>und</strong> auch mit Kissen) im Freien auf der Terrasse sitzen.<br />

Von hier aus wird auch die Tanzmusik, die heute im Hotel aufspielt, angenehmer empfun<strong>den</strong><br />

als dr<strong>in</strong>nen. Musik für „ältere Herrschaften“! Doch wo bleibt der „Langsame Walzer“?<br />

07.06.12<br />

Nach <strong>den</strong> Erfahrungen gestern mit der zeitaufwändigen Anfahrt <strong>in</strong> <strong>das</strong> Thür<strong>in</strong>ger Schiefergebirge,<br />

fahren wir heute etwas früher, um 8.30 Uhr, vom Hotel ab. Es ist wieder trüb <strong>und</strong> regnet leicht. Wir<br />

fahren diesmal <strong>das</strong> Rodachtal aufwärts, um über Nordhalben <strong>und</strong> Tschirn nach Lehesten <strong>und</strong> Ludwigsstadt<br />

zu kommen. Es soll heute e<strong>in</strong>en weiteren „Schiefertag“ geben. Zunächst lässt sich alles<br />

gut an. In <strong>den</strong> Talauen der Rodach stellenweise Geißbart (Aruncus), dann wieder Rohrkolben (Typha).<br />

Schließlich e<strong>in</strong> Aufschrei durch <strong>den</strong> Bus: „E<strong>in</strong> Schwarzstorch“! In der Tat steht <strong>in</strong> <strong>den</strong> Wiesen<br />

nahe der Straße e<strong>in</strong> Schwarzstorch (Ciconia nigra). Wer e<strong>in</strong>st bei der Polenexkursion die Suche e<strong>in</strong>es<br />

Schwarzstorchs unter Führung e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>heimischen Försters mit e<strong>in</strong>em großem Fernrohr mitgemacht<br />

hat, lächelt noch heute über die damalige Schau um <strong>den</strong> seltenen Vogel. Und hier steht er<br />

<strong>in</strong> der Wiese. Wir kommen nach Nordhalben. Totale Straßensperre! Ke<strong>in</strong> Umleitungsschild! Was<br />

tun? Wir biegen <strong>in</strong> die e<strong>in</strong>zige, vor der Straßensperre abbiegende Abzweigung e<strong>in</strong>. „He<strong>in</strong>ersberg“<br />

sagt der Wegweiser. Es geht steil aus dem Tal <strong>und</strong> dann über die Höhen ostwärts. Inzwischen s<strong>in</strong>d<br />

die Straßenkarten durchgesehen. Weder <strong>in</strong> He<strong>in</strong>ersberg noch <strong>in</strong> <strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> Orten gibt es die<br />

Möglichkeit, nach Nor<strong>den</strong> oder gar Nordwesten, wo wir h<strong>in</strong>wollen, abzubiegen. Das Sträßchen verläuft<br />

etwa parallel zur ehemaligen Zonengrenze nach Osten weiter. Also müssen wir umdrehen <strong>und</strong><br />

erst e<strong>in</strong>mal genauer sehen, was es mit der Absperrung auf sich hat. Offenbar haben Orkanböen <strong>in</strong><br />

der Nacht am Hang oberhalb der Straße nach Nordhalben zahlreiche Bäume abgeknickt <strong>und</strong> über<br />

die Straße geworfen. Man ist dabei, diese Straße wieder frei zu machen. Aber <strong>das</strong> kann noch lange<br />

dauern. Also fahren wir wieder talabwärts bis vor Ste<strong>in</strong>wiesen, um dann auf e<strong>in</strong>er Straße über die<br />

Höhen oberhalb des Ködelstausees, die sich dann als ausgesprochen gut befahrbar erweist, <strong>in</strong> <strong>das</strong><br />

Oberdorf von Nordhalben oberhalb der W<strong>in</strong>dbruchzone zu gelangen, <strong>in</strong> der Hoffnung, von dort weiter<br />

zu unseren Tageszielen zu kommen. Das gel<strong>in</strong>gt dann auch problemlos.<br />

Doch trotz unserer frühen Abfahrt s<strong>in</strong>d wir jetzt schon zu spät dran. E<strong>in</strong> telefonischer Kontakt mit<br />

dem warten<strong>den</strong> Führer im Schieferpark von Lehesten kommt nicht zustande. Aber als wir dort ankommen,<br />

wer<strong>den</strong> wir ohne Vorwürfe noch fre<strong>und</strong>lich erwartet. Es regnet übrigens wieder <strong>und</strong> der<br />

Regen beg<strong>in</strong>nt sich zu verstärken. Das veranlasst <strong>den</strong> redegewandten <strong>und</strong> witzigen Führer, auf e<strong>in</strong>en<br />

Freilandgang durch <strong>das</strong> aufgelassene <strong>und</strong> unter Schutz gestellte Schieferabbaugebiet (Abb. 8)<br />

zu verzichten <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Informationen nur <strong>in</strong> <strong>den</strong> Werkshallen zu geben, die zum Besichtigungsprogramm<br />

gehören. Zunächst halten wir uns im run<strong>den</strong> Schachthaus auf. Der Schiefer wurde zuletzt<br />

nur noch untertage gebrochen. Deshalb waren Förderanlagen erforderlich. Sie s<strong>in</strong>d noch alle vorhan<strong>den</strong>,<br />

wer<strong>den</strong> erläutert <strong>und</strong> z.T. mit höllischem Lärm <strong>in</strong> Gang gesetzt. Auch e<strong>in</strong>e orig<strong>in</strong>ale Pferdegöpelanlage<br />

ist noch erhalten. Die ganzen Anlagen, wie auch die später <strong>in</strong> <strong>den</strong> Fertigungs- <strong>und</strong> Verarbeitungshallen<br />

gezeigten, wur<strong>den</strong> 1999 stillgelegt <strong>und</strong> <strong>das</strong> Ganze als technisches Denkmal e<strong>in</strong>ge-<br />

Naturwissenschaftlicher Vere<strong>in</strong> <strong>Darmstadt</strong> e.V., <strong>Frankenwald</strong> <strong>und</strong> Thür<strong>in</strong>ger Schiefergebirge, Seite 9<br />

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ichtet. In <strong>den</strong> Fertigungshallen zeigt <strong>und</strong> erläutert unser lokaler Führer, der vor der Stilllegung<br />

selbst aktiver Mitarbeiter im Werk war, die Werkzeuge <strong>und</strong> Masch<strong>in</strong>en, die zur Aufarbeitung der<br />

großen Schieferbrocken zu <strong>den</strong> gewünschten Platten für Dachabdeckungen <strong>und</strong> Hausverkleidungen<br />

oder anderen Bauelementen benutzt wor<strong>den</strong> s<strong>in</strong>d (Abb. 7). Er kann diese Arbeiten mit <strong>den</strong> e<strong>in</strong>fachen<br />

Werkzeugen auch e<strong>in</strong>wandfrei vorführen. Dabei wird er nicht müde, immer wieder auf die<br />

früheren Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> <strong>den</strong> Ste<strong>in</strong>brüchen<br />

<strong>und</strong> Verarbeitungshallen, vor allem die<br />

fehlen<strong>den</strong> Arbeits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutzmaßnahmen<br />

<strong>und</strong><br />

auch die ger<strong>in</strong>gen Verdienstmöglichleiten h<strong>in</strong>zuweisen.<br />

Ganze 1 ½ Stun<strong>den</strong> dauert diese Führung,<br />

<strong>und</strong> ke<strong>in</strong>em wird dabei langweilig. Inzwischen<br />

hat der Regen aufgehört, <strong>und</strong> wir können<br />

hier an e<strong>in</strong>em Picknickplatz mit überdachten<br />

<strong>und</strong> deshalb trockenen Bänken <strong>und</strong> Tischen unser<br />

für <strong>den</strong> heutigen Tag vorgesehenes <strong>und</strong> vom<br />

Busfahrer beschafftes Picknick abhalten.<br />

12.30 Uhr ist dann Abfahrt zu unserem nächsten<br />

Ziel, der Thür<strong>in</strong>ger Warte bei Lauenste<strong>in</strong>,<br />

heute OT von Ludwigsstadt. E<strong>in</strong> schmales E<strong>in</strong>bahnsträßchen,<br />

<strong>das</strong> auch für Busse geeignet ist,<br />

lässt uns zu diesem 1963 an der damaligen Zonengrenze<br />

erbauten Aussichtturm kommen.<br />

Vom Turm kann man weit nach Thür<strong>in</strong>gen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong><br />

schauen. Dies auch heute, wo die Sicht<br />

deutlich besser als gestern ist. Schön zu sehen<br />

ist vor allem der Verlauf der ehemaligen Grenze<br />

mit dem Todesstreifen. Er steht heute unter<br />

besonderem Schutz unter der Bezeichnung<br />

„Grünes Band“, <strong>das</strong> sich tatsächlich als hellgrünes Band zwischen <strong>den</strong> dunklen Waldbäumen verfolgen<br />

lässt. Damit soll die damalige rigorose Trennung der Menschen durch Grenzbefestigungen <strong>und</strong><br />

Todesstreifen heute zu etwas „Verb<strong>in</strong><strong>den</strong>dem“, e<strong>in</strong>em Band, umfunktioniert wer<strong>den</strong>. Dementsprechend<br />

erweist sich der Turm auch als der geeignete Ort für die museale Sammlung von Bildern <strong>und</strong><br />

Statistiken zu der lokalen Situation der Menschen nach der Grenzziehung <strong>und</strong> der immer vollkommener<br />

wer<strong>den</strong><strong>den</strong> Abschottung, dann aber auch zur Grenzöffnung <strong>und</strong> der erwartungs- <strong>und</strong> hoffnungsvollen<br />

Wiedervere<strong>in</strong>igung der Menschen <strong>in</strong> dieser Gegend. E<strong>in</strong>e sehr bee<strong>in</strong>druckende <strong>und</strong><br />

nach<strong>den</strong>klich stimmende Dokumentation!<br />

Auf dem kurzen Weg zum Busstandplatz zurück noch e<strong>in</strong> Blick auf e<strong>in</strong>e Gruppe von Perlpilzen<br />

(Amanita rubescens) am Wege. Frau Wache erläutert, wie sie sicher von <strong>den</strong> giftigen Pantherpilzen<br />

(Amanita panther<strong>in</strong>a) zu unterschei<strong>den</strong> s<strong>in</strong>d. Wie zur Ergänzung steht gleich daneben e<strong>in</strong> von Dr.<br />

Höllwarth als Porphyrbrauner Wulstl<strong>in</strong>g (Amanita prophyra) i<strong>den</strong>tifizierter, wenig empfehlenswerter<br />

anderer Doppelgänger oder zum<strong>in</strong>dest ähnlicher Pilz, mit dem der Perlpilz nicht verwechselt<br />

wer<strong>den</strong> darf.<br />

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Wir haben die Zeitverzögerung durch die W<strong>in</strong>dbruchsperrung heute Morgen noch nicht ganz aufholen<br />

können <strong>und</strong> kommen noch leicht verspätet zu unserer nächsten Führung an <strong>das</strong> nach modernen<br />

Vorstellungen neu e<strong>in</strong>gerichtete Schiefermuseum <strong>in</strong> Ludwigsstadt. Im H<strong>in</strong>blick auf unser heutiges<br />

Restprogramm wird der Museumsführer gebeten, die Führung auf e<strong>in</strong>e St<strong>und</strong>e zu begrenzen. Das<br />

hält er dann <strong>in</strong> etwa auch e<strong>in</strong>, <strong>und</strong> es macht ihm auch ke<strong>in</strong>e Schwierigkeiten, aus se<strong>in</strong>em reichen<br />

Schatz an Ausstellungsstücken <strong>und</strong> <strong>den</strong> Geschichten dazu, die er wohl kennt, die auszuwählen, mit<br />

<strong>den</strong>en er <strong>das</strong> <strong>in</strong> Lehesten Gesehene <strong>und</strong> Gehörte <strong>in</strong>haltlich weiterführen <strong>und</strong> ergänzen kann. Er<br />

konzentriert sich darauf, wie aus <strong>den</strong> <strong>in</strong> Lehesten <strong>und</strong> auch an anderen Orten sozusagen als „Halbfertigware“<br />

hergestellten Schieferplatten Tafeln <strong>und</strong> Griffel für die ABC-Schützen hergestellt wor<strong>den</strong><br />

s<strong>in</strong>d, <strong>und</strong> welche Apparate <strong>und</strong> Masch<strong>in</strong>en zu diesem Zweck entwickelt <strong>und</strong> e<strong>in</strong>gesetzt wur<strong>den</strong>.<br />

Er tut <strong>das</strong> sehr anschaulich <strong>und</strong> alles andere als langweilig. Gar<br />

mancher <strong>den</strong>kt beim Betrachten der ausgestellten Utensilien, die e<strong>in</strong> früherer ABC-Schütze mit sich<br />

trug, selbst an se<strong>in</strong>e erste Schulst<strong>und</strong>e zurück, als er mit e<strong>in</strong>em Schulranzen, -streng unterschie<strong>den</strong><br />

für Jungen <strong>und</strong> Mädchen,- <strong>in</strong> dem sich e<strong>in</strong>e Schiefertafel <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Griffelkasten mit <strong>den</strong> Griffeln befand<br />

<strong>und</strong> <strong>das</strong> Löschschwämmchen lustig an e<strong>in</strong>er Schnur aus dem Ranzen baumelte, erwartungsvoll<br />

<strong>in</strong> die Schule g<strong>in</strong>g, um dort mit zittrigen F<strong>in</strong>gern mit „Auf-Ab-Auf <strong>und</strong> Tüpfelchen drauf“ <strong>das</strong> Schreiben<br />

zu lernen. Auch bei dieser Museumsführung wird die ungeheure Arbeitslast <strong>und</strong> der ger<strong>in</strong>ge<br />

Verdienst bei der Herstellung dieser D<strong>in</strong>ge betont. Da hört man, <strong>das</strong>s e<strong>in</strong>e Frau aus vorgefertigten<br />

quadratischen Schiefer-Stäbchen an e<strong>in</strong>em Tag bis zu 5000 r<strong>und</strong>e Griffel ausgefräst, diese auf e<strong>in</strong>em<br />

laufen<strong>den</strong> Schleifband zugespitzt, gewaschen <strong>und</strong> im h<strong>in</strong>teren Teil mit e<strong>in</strong>em bedruckten Papier<br />

umklebt hat, <strong>und</strong> <strong>das</strong>s sie dann am Abend ganze 1,25 Mark damit verdient habe. Da kann man <strong>in</strong>s<br />

Grübeln kommen: Zu Wohlstand führte diese Arbeit sicher nicht, je<strong>den</strong>falls nicht für die, welche<br />

diese Arbeiten ausführten. Vielleicht hatte man aber damals auch bzgl. „Wohlstand“ beschei<strong>den</strong>ere<br />

Ansprüche als wir heute. S<strong>in</strong>d wir aber durch unseren Wohlstand zufrie<strong>den</strong>er <strong>und</strong> glücklicher gewor<strong>den</strong>?<br />

Wohlstand erzeugt offenbar Gier nach immer mehr Wohlstand <strong>und</strong> fördert ke<strong>in</strong>eswegs die<br />

Zufrie<strong>den</strong>heit <strong>und</strong> sicher auch nicht die soziale Gerechtigkeit. Zur Steigerung unseres Wohlstandes<br />

nehmen wir ja schon <strong>den</strong> zukünftigen Verdienst unserer Enkel <strong>in</strong> Anspruch, <strong>in</strong>dem wir ihnen von<br />

Staats wegen e<strong>in</strong>en Berg von Schul<strong>den</strong> h<strong>in</strong>terlassen.<br />

Es ist dann schon 16.30 Uhr, bis wir wieder weit nach Sü<strong>den</strong> um Kronach herum zur „fränkischen“<br />

Ste<strong>in</strong>ach gekommen s<strong>in</strong>d. Diesem kle<strong>in</strong>en Bach hat sich südlich von Presseck bei der Burgru<strong>in</strong>e <strong>und</strong><br />

dem kle<strong>in</strong>en Weiler Wil<strong>den</strong>ste<strong>in</strong> e<strong>in</strong> bei der Hebung an der Fränkischen L<strong>in</strong>ie als sog. „Gleitscholle“<br />

abgerutscher Felsklotz aus Quarzkeratophyr <strong>in</strong> <strong>den</strong> Weg gelegt, der an Bruchstellen vom Bach<br />

durchbrochen wer<strong>den</strong> musste. So wurde e<strong>in</strong>e nur ca. 100 m lange Klamm gebildet (Abb. 9), die wir<br />

uns auf e<strong>in</strong>em bequemen Weg von etwa 2 km anschauen wollen. Dr. Höllwarth nutzt die Gelegenheit,<br />

hierbei e<strong>in</strong>e zusammenfassende Darstellung der Erdzeitalter <strong>und</strong> der dabei ablaufen<strong>den</strong> evolutionären<br />

Schritte zu geben (Abb. 10). Das ist an dieser Stelle besonders angebracht, weil an diesem<br />

kurzen Wegstück 12-15 mit Grafiken versehene Informationstafeln zu genau diesem Thema aufgestellt<br />

s<strong>in</strong>d. Die Aussagen ergänzen sich <strong>in</strong> <strong>den</strong> meisten Fällen <strong>und</strong> run<strong>den</strong> sich gegenseitig ab. In e<strong>in</strong>igen<br />

Details kann man auch etwas abweichende Darstellungen feststellen, e<strong>in</strong> Zeichen, <strong>das</strong>s auch<br />

sche<strong>in</strong>bar unumstößliche Vorstellungen beim Auftreten neuer wissenschaftlicher Bef<strong>und</strong>e gegebenenfalls<br />

geändert wer<strong>den</strong> müssen, oder auch, <strong>das</strong>s man, je nach dem Gewicht, <strong>das</strong> man e<strong>in</strong>zelnen<br />

Befun<strong>den</strong> zumisst, zu unterschiedlichen Vorstellungen kommen kann.<br />

Naturwissenschaftlicher Vere<strong>in</strong> <strong>Darmstadt</strong> e.V., <strong>Frankenwald</strong> <strong>und</strong> Thür<strong>in</strong>ger Schiefergebirge, Seite 11<br />

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Es ist mittlerweilen 17.30 Uhr gewor<strong>den</strong>. Der Zeitverlust<br />

durch die Straßensperrung heute Morgen hat sich nicht e<strong>in</strong>holen lassen. Deshalb kann jetzt auch<br />

nicht mehr <strong>in</strong> Presseck an der spätgotischen evangelischen Kirche angehalten wer<strong>den</strong>, die mit volkstümlichen<br />

Wandfresken aus <strong>den</strong> Jahren 1512-1520 <strong>und</strong> stilistisch anderen Deckenfresken von<br />

1640-1648 ausgemalt ist. Die Ausmalungen stehen <strong>in</strong> Zusammenhang mit dem mehrfachen Konfessionswechsel<br />

dieses Kirchle<strong>in</strong>s: der E<strong>in</strong>führung der Reformation durch <strong>den</strong> Ortsherren <strong>und</strong> damit<br />

Abbruch der ersten Ausmalungen, der späteren Rekatholisierung durch <strong>den</strong> obersten Landesherrn,<br />

<strong>den</strong> Fürstbischof von Bamberg zu Beg<strong>in</strong>n des dreißigjährigen Krieges <strong>und</strong> der Fortsetzung der Ausmalung,<br />

<strong>und</strong> schließlich des erneuten Übergangs zum lutherischen Glauben nach dem Westfälischen<br />

Frie<strong>den</strong> <strong>und</strong> der Übertünchung der Bilder bis zu ihrer Freilegung im 20. Jh.. Der unter anderen<br />

Umstän<strong>den</strong> realisierbare Besuch dieses Kirchle<strong>in</strong> war allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong> ausgemachter Programmpunkt,<br />

sondern als kle<strong>in</strong>e Dre<strong>in</strong>gabe gedacht gewesen.<br />

Auch auf schnellstem Weg s<strong>in</strong>d wir heute wieder erst um 18.00 Uhr im Hotel. E<strong>in</strong>e größere Hochzeitsfeier<br />

im Hotel schränkt heute unsere Raumfreiheit beim Essen e<strong>in</strong>. Doch da sich die Feierlichkeiten<br />

im großen Speisesaal des Hotels abspielen, kann auch heute, an unserem letzten Abend,<br />

nach dem Essen bei trockenem Wetter aber recht frischen Temperaturen noch auf der Hotelterrasse<br />

zusammengesessen <strong>und</strong> über <strong>das</strong> Gesehene diskutiert wer<strong>den</strong>.<br />

08.07.12<br />

Heute ist Rückfahrtstag. Der erste Tag, an dem uns am frühen Morgen die Sonne lacht. Wie lange<br />

wohl? Die Fahrt soll, anders als die Anfahrt, über <strong>den</strong> Thür<strong>in</strong>ger Wald gehen. Dort ist <strong>in</strong> der Schlucht<br />

der Schwarza noch e<strong>in</strong> letzter Programmpunkt vorgesehen. Wir fahren auf mittlerweilen schon gut<br />

bekanntem Weg um Kronach herum, über Sonneberg <strong>das</strong> Tal der Thür<strong>in</strong>gischen Ste<strong>in</strong>ach bis Lauscha<br />

hoch <strong>und</strong> weiter über Neuhaus, Oberweißbach, Sitzendorf <strong>und</strong> Schwarzburg nach dem etwas<br />

abseits liegen<strong>den</strong> Bechstedt. Von dort soll über <strong>den</strong> Trippste<strong>in</strong> langsam <strong>in</strong> die Schwarzaschlucht<br />

h<strong>in</strong>abgewandert wer<strong>den</strong>, wo wir am Schweizerhaus die Schwarza erreichen wollen, um nach e<strong>in</strong>er<br />

Naturwissenschaftlicher Vere<strong>in</strong> <strong>Darmstadt</strong> e.V., <strong>Frankenwald</strong> <strong>und</strong> Thür<strong>in</strong>ger Schiefergebirge, Seite 12<br />

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letzten Stärkung von hier aus die Rückfahrt ohne Unterbrechungen anzutreten. Die Wegstrecke für<br />

die relativ bequeme Wanderstrecke wird mit 5,4 km angegeben.<br />

Es hat <strong>in</strong>zwischen auf der Anfahrt wieder e<strong>in</strong> paar Spritzer geregnet. Doch ist <strong>das</strong> Wetter zum Zeitpunkt<br />

unseres Wanderungbeg<strong>in</strong>ns um 10.45 Uhr wieder recht fre<strong>und</strong>lich. Zunächst geht es an Wiesen<br />

<strong>und</strong> Feldern vorbei leicht aufwärts. Am Wegrand Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula<br />

persicifolia), Wirbeldost (Satureja vulgaris), Wiesenblatterbse (Lathyrus pratensis) <strong>und</strong> am Waldrand<br />

auch <strong>das</strong> Schmalblättrige Wei<strong>den</strong>röschen (Epilobium angustifolium). Bald kommen wir <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

Wald, <strong>und</strong> es geht eben bis zum Trippste<strong>in</strong>, hoch über der Schwarza gelegen.<br />

Die Aussicht ist nicht schlecht, wenn auch nicht unbed<strong>in</strong>gt ideal (Abb. 11). Mehr bee<strong>in</strong>druckt noch<br />

e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Schutzhütte, die <strong>in</strong>nen liebevoll mit Holzstäben <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en, kreuzweise versetzten Karos,<br />

an der Decke auch mit kunstvoll gelegten Sternen, ausgeschmückt ist. Wer hat bloß diese kunstvolle<br />

aber zeitaufwändige Ausschmückung e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen Schutzhütte durchgeführt? Es geht nahe des<br />

Schluchtabbruchs weiter bis zu e<strong>in</strong>er Stelle, die als „Rolle“ ausgewiesen wird <strong>und</strong> etwas mit Erfurter<br />

Stu<strong>den</strong>ten-Verb<strong>in</strong>dungen zu tun hat. E<strong>in</strong> Kolkrabe (Corvus corax) wird zunächst am Ruf i<strong>den</strong>tifiziert.<br />

Dann überfliegt er uns auch. Neben dem Getüpfelten Johanniskraut (Hypericum perforatum) am<br />

Wege kann man auch vere<strong>in</strong>zelt <strong>das</strong> Schöne Johanniskraut (Hypericum pulchrum) f<strong>in</strong><strong>den</strong>. Tollkirsche<br />

(Atropa belladonna) <strong>und</strong> Tausendgül<strong>den</strong>kraut (Centaurium m<strong>in</strong>us) stehen auch am Wegrand.<br />

Die Frage nach der Herkunft des Namens „Tausendgül<strong>den</strong>kraut“, <strong>das</strong> hier stellenweise gehäuft auftritt<br />

(Abb. 12), kann spontan nicht schlüssig beantwortet wer<strong>den</strong>. Die nach der Tollkirche stellt dagegen<br />

niemand. Sie wäre wohl e<strong>in</strong>facher zu beantworten.<br />

Doch die „Tausend Gul<strong>den</strong>“ lassen mir ke<strong>in</strong>e Ruhe. Zuhause f<strong>in</strong>de ich dann für <strong>das</strong> „Kraut des heilk<strong>und</strong>igen<br />

Zentaur Chiron“, der damit schlechtheilende Wun<strong>den</strong> erfolgreich geheilt haben soll, mehrere<br />

botanische Bezeichnungen. In allen kommt „Centaurium“ vor: Centaurium m<strong>in</strong>us, Centaurium<br />

umbellatum, Centaurium erythraea <strong>und</strong> Erythraea centaurium. Es lag schon im Mittelalter nahe, <strong>das</strong><br />

Wort centaurium nicht vom Zentaur Chiron, sondern von centum (=100) <strong>und</strong> aurum (<strong>das</strong> Gold, der<br />

Gul<strong>den</strong>) abzuleiten, lese ich im „Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen“ (Marzell, H.;<br />

Verl.Hirzel, Leipzig 1972). Und z.B. e<strong>in</strong> gewisser P<strong>in</strong>icianus (1521) <strong>und</strong> auch Fischart (1574) übersetzten<br />

es auch mit „H<strong>und</strong>ertgül<strong>den</strong>kraut“. Aus der 100 habe der „Volksm<strong>und</strong>“ dann aber e<strong>in</strong>e 1000<br />

gemacht. Dazu mag beigetragen haben, <strong>das</strong>s dieses Kraut nicht nur wegen se<strong>in</strong>er Heilkraft ge-<br />

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schätzt war <strong>und</strong> noch ist, sondern <strong>das</strong>s man auch an die „Goldkraft“ des Krautes glaubte: Es heißt,<br />

wer am Johannistag (24.Juni) Tausendgül<strong>den</strong>kraut sammle <strong>und</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Geldbeutel stecke, der<br />

werde <strong>das</strong> Jahr über ke<strong>in</strong>en Mangel an Bargeld erlei<strong>den</strong>. Wenn aber schon durch unerklärliche<br />

dunkle Mächte so e<strong>in</strong>fach 100 Gul<strong>den</strong> zu erwerben s<strong>in</strong>d, warum dann nicht gleich 1000 ! Doch wie<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>en Märchen von <strong>den</strong> „Drei Wünschen“ berichtet wird: Die Maßlosigkeit <strong>und</strong> unbeherrschte<br />

Gier des Wünschen<strong>den</strong> hat <strong>in</strong> allen mir bekannten diesbezüglichen Märchen dazu geführt,<br />

<strong>das</strong>s der Wünschende am Ende mit leeren Hän<strong>den</strong> <strong>das</strong>tand. So ist es jetzt wohl auch beim<br />

Tausendgül<strong>den</strong>kraut. Oder glauben Sie daran, <strong>das</strong>s Tausendgül<strong>den</strong>kraut <strong>in</strong> Ihrem Geldbeutel Sie der<br />

Geldsorgen entheben kann? Wären wir doch bloß bei <strong>den</strong> 100 Gul<strong>den</strong> geblieben! Ob man es vielleicht<br />

e<strong>in</strong>mal ganz beschei<strong>den</strong> mit dem „Pfennigkraut“ versuchen sollte?<br />

Dazu noch e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Gedicht von Karl-He<strong>in</strong>rich Waggerl:<br />

Tausendgül<strong>den</strong>kraut<br />

Überdrüssig me<strong>in</strong>er Schul<strong>den</strong><br />

Will ich e<strong>in</strong> paar Tausend-Gul<strong>den</strong>-<br />

Kräuter <strong>in</strong> <strong>den</strong> Garten pflanzen.<br />

Jahr um Jahr will ich <strong>den</strong> ganzen<br />

Gul<strong>den</strong>schatz zusammenlegen,<br />

Kunst <strong>und</strong> Wissenschaften pflegen<br />

Und zum Kummer me<strong>in</strong>er Erben<br />

E<strong>in</strong>st als Kräuterkrösus sterben.<br />

Um 12.45 Uhr s<strong>in</strong>d wir dann am Schweizerhaus. Jetzt setzt wieder Regen e<strong>in</strong> <strong>und</strong> man sucht se<strong>in</strong>e<br />

Zuflucht im Innern. So groß ist die Gaststätte gar nicht, <strong>das</strong>s wir alle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Raum unterkommen<br />

können. Und angemeldet s<strong>in</strong>d wir auch nicht, nachdem trotz vielfacher Bemühungen ke<strong>in</strong> vorheriger<br />

telefonischer Kontakt zustande gekommen ist. Trotz alledem, die Dreimann(frau)besatzung des<br />

Schweizerhauses meistert <strong>den</strong> unerwarteten Ansturm recht gut, <strong>und</strong> mit nur 25 M<strong>in</strong>uten Verspätung<br />

können wir um 14.25 Uhr zur endgültigen Heimfahrt starten.<br />

Die ist schnell beschrieben: Über Bad Blankenburg geht es auf der B 88 nach Ilmenau <strong>und</strong> dort auf<br />

die A 71 <strong>und</strong> auf ihr über <strong>den</strong> Thür<strong>in</strong>ger Wald nach Südwesten. Doch statt dann über die A 70, die A<br />

7 <strong>und</strong> die A3 um Würzburg herum nach <strong>Darmstadt</strong> zu kommen, verlässt der Busfahrer bei Bad<br />

Neustadt schon die A 71, um über die B 279 zur K<strong>in</strong>zigtalautobahn A 66 zu gelangen.. Dann geht es<br />

bei nun strahlender Sonne weiter. Frau Dr. Wagner kommentiert humorvoll die e<strong>in</strong>zelnen Stationen<br />

der rückliegen<strong>den</strong> <strong>Exkursion</strong> <strong>und</strong> dankt im Namen der Teilnehmer dem Organisator <strong>und</strong> <strong>Exkursion</strong>sleiter,<br />

Herrn Dr. Höllwarth, aber auch <strong>den</strong>en, die, wenn auch nur <strong>in</strong> beschei<strong>den</strong>em Umfang, sonst<br />

zum Gel<strong>in</strong>gen der <strong>Exkursion</strong> beigetragen haben. Über Gelnhausen, Hanau <strong>und</strong> Eppertshausen<br />

kommen wir dann um etwa 18.30 Uhr <strong>in</strong> Messel an. Die Mitfahrer nach <strong>Darmstadt</strong> Hauptbahnhof<br />

West müssen sich noch etwa ¾ Stun<strong>den</strong> gedul<strong>den</strong>, bis auch sie <strong>den</strong> Bus verlassen können.<br />

Ke<strong>in</strong>e Frage: Die <strong>Exkursion</strong> „Schief – Schiefer – Griffelschiefer“ ist zu <strong>den</strong> großen kle<strong>in</strong>en <strong>Exkursion</strong>en<br />

des NVD zu zählen.<br />

Text: Klemens Schührer<br />

Bilder: Michael Höllwarth <strong>und</strong> Klemens Schührer<br />

Naturwissenschaftlicher Vere<strong>in</strong> <strong>Darmstadt</strong> e.V., <strong>Frankenwald</strong> <strong>und</strong> Thür<strong>in</strong>ger Schiefergebirge, Seite 14<br />

www.nwv-darmstadt.de

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