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FINDORFF GLEICH NEBENAN Nr. 6

FINDORFF GLEICH NEBENAN ist das Magazin für Handel, Dienstleistung, Kultur & Politik im Stadtteil. Jetzt online lesen!

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Im Sommer 2018 | Ausgabe 06 | Kostenlos, aber nicht umsonst<br />

<strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> Handel, Dienstleistung, Kultur & Politik im Stadtteil<br />

®<br />

TINA POORT ÜBER<br />

DIE JUGEND VON HEUTE<br />

» Die Kids können bei uns<br />

ihre Freizeit verbringen ! «<br />

SOMEDAY JACOB Soundtrack für den Sommer GEORG GERSBERG Vom Schäfer zum<br />

Fairtrader KERSTIN SCHRÖCK Gut aufgelegte Singles WOLLENS & POHL Entspannt<br />

LA GITANA Bye, bye, Findorff ! POSTFILIALE Schluss, Ende und aus FLOWER POWER


q AUS <strong>FINDORFF</strong>. FÜR <strong>FINDORFF</strong>.<br />

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» Wo bleibt das Positive ? « Kommt sofort !<br />

Z<br />

u Anfang eine wenig erfreuliche<br />

Nachricht: Das<br />

Postbank Finanzcenter<br />

im Jan-Reiners-Center<br />

macht dicht. » Glaubst<br />

du an den lieben Gott ?<br />

Oder an Guevara ? Ich<br />

glaube an die Deutsche<br />

Bank, denn die zahlt aus in<br />

bar « sang vor ziemlich genau 40 Jahren Rock-Musiker<br />

Marius Müller-Westernhagen, der übrigens Mitte August live<br />

und in Farbe in der ÖVB-Arena auftreten wird.<br />

Wir wissen leider nicht, ob Marius Müller-Westernhagen (69)<br />

Online-Banking nutzt wie bereits 42 Millionen Menschen<br />

in Deutschland, aber wir wissen, dass die Postbank seit<br />

Jahrzehnten kein Staatsunternehmen mehr ist und heute der<br />

Deutschen Bank gehört – und die Barauszahlung durch echte<br />

Postbank-Beamten hinter einem Glasschalter in der Finanzbranche<br />

nicht mehr zu den aktuellen Hits zählt, sondern ein<br />

Oldie aus längst vergangenen Zeiten ist. Wir wissen aber<br />

auch, dass es in Findorff gegen die Schließung der Filiale<br />

großen Protest und viele Unterschriften gegeben hat. Das<br />

Engagement der UnterzeichnerInnen ist ehrenwert – und steht<br />

auch für ein Gefühl des Unbehagens vorrangig der älteren<br />

Generation in bereits ziemlich bargeldlosen Zeiten, in denen<br />

04 l TINA POORT<br />

Plädoyer für mehr Offenheit gegenüber Jugendlichen<br />

10 l SOMEDAY JACOB<br />

Bremer Stadtmusikanten auf Erfolgswegen<br />

14 l GEORG GERSBERG<br />

Vom Schäfer zum Inhaber von »Georgs Fairkkauf«<br />

18 l KERSTIN SCHRÖCK<br />

Der neue »Single-Kulturtreff« für Findorff<br />

21 l WOLLENS & POHL<br />

Vorbildlich: entspannte Verbindung<br />

26 l ZWISCHENRUF<br />

»LaGitana« über Mode und neue Wege<br />

27 l MAHLZEIT<br />

»Kitchens of India« in der Hemmstraße<br />

28 l DER GUTE TIPP<br />

Zwei Partner und ein Beratungsangebot<br />

<strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong><br />

sogar der Geldautomat mittlerweile als Auslaufmodell<br />

gilt. Aber darf man darauf hinweisen, dass<br />

der sicherlich gut gemeinte Protest leider keinen<br />

Erfolg haben wird ? Selbstverständlich darf man,<br />

denn »Wissen macht uns verantwortlich.« (Che<br />

Guevara). Aufklärung ist gefragt, wie es soweit<br />

kommen konnte – und Service: Wir zeigen die Alternativen<br />

auf, wenn die Postfiliale endgültig schließt.<br />

Nicht gut: Das Modelabel »LaGitana« verlässt Findorff.<br />

Inhaberin Gitana Schilowitsch hat einen »Zwischenruf« geschrieben<br />

– mit spannenden An- und Aussichten.<br />

Bevor Sie jetzt denken » Wo bleibt das Positive ? «, sagen wir:<br />

»Kommt sofort !« Tina Poort und Team machen einen tollen<br />

Job für Jugendliche, die sogar aus anderen Stadtteilen in<br />

das Findorffer »Freizi« kommen. »Someday Jacob« sind eine<br />

phantastische Band, die sehr angesagt ist. Georg Gersberg ist<br />

begeisterter Fairtrader. Bryan Ferry kommt nach Bremen.<br />

Und der Sommer steht nicht mehr nur vor der Tür: Er ist da !<br />

Genießen wir die Sonne im Biergarten »Port Piet« oder geben<br />

wir uns bei »Eis-Butzke« oder im «Eiscafé Cercena« die Kugel<br />

zum Preis der Saison. Schön, dass wir diese Lebensqualität<br />

ganz entspannt im sommerlichen Findorff genießen können.<br />

Wir freuen uns auf viele Meinungen zu dieser Ausgabe –<br />

und über Leserbriefe auf www.findorff.info/leserbriefe<br />

29 l TREFFPUNKTE<br />

Die »Findorffer Spielfreunde«<br />

30 l LIEBLINGSORTE<br />

Das Tiergehege im Bürgerpark<br />

32 l JA ODER NEIN ?<br />

Rettung für die Jan-Reiners-Lok<br />

34 l IN DER ZEITBLASE<br />

Warum das Postbank Center schließt<br />

38 l FLOWER POWER<br />

Pflanzfest an der Münchener Straße<br />

40 l NACHSCHLAG<br />

41 l DORFFKLATSCH<br />

44 l <strong>FINDORFF</strong> GEHT AUS<br />

46 l TOM GROTE GUCKT<br />

Die Findorff Kolumne<br />

Ob Zitrone, Schokolade oder Malaga: Eis im<br />

Sommer wirkt positiv auf unser Wohlbefinden.<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 03


PROFILE<br />

q TINA POORT LEITET DAS JUGENDZENTRUM <strong>FINDORFF</strong><br />

» Die Kids können bei uns ihre Freizeit verbringen .«<br />

TINA POORT<br />

SOZIALPÄDAGOGIN<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 04<br />

T<br />

ina Poort, Sie haben vor anderthalb Jahren<br />

die Leitung des Jugendzentrums in Findorff<br />

übernommen. Wie ist bis jetzt ihr Eindruck<br />

von der Jugendarbeit in Findorff ? Wird hier<br />

viel gemacht ? Lässt sich hier viel bewegen ?<br />

Ich meine, Jugendarbeit in Findorff findet<br />

bei uns auf einem sehr hohen Niveau statt.<br />

Alle aus dem Stadtteil ziehen an einem Strang<br />

– also Beirat, AnwohnerInnen, Schule, Jugendzentrum und<br />

natürlich unser Träger, das »Deutsche Rote Kreuz«. Mit den wenigen<br />

Mitteln, die wir für die offene Kinder- und Jugendarbeit<br />

zur Verfügung haben, wird hier sehr viel auf die Beine gestellt.<br />

Dadurch, dass wir hier immer große Jugendbeteiligungsrunden<br />

stattfinden lassen, wo dann zwischen 50 und 80 Jugendliche<br />

einmal im Jahr stellvertretend für alle anderen Jugendlichen befragt<br />

werden, wissen wir sehr gut, was ihnen eigentlich wichtig<br />

ist – und wir versuchen dann basierend auf den Ergebnissen der<br />

Jugendbeteiligungsrunden das Beste herauszuholen.<br />

Welche Funktion sollte Jugendarbeit im Stadtteil erfüllen und<br />

warum ist sie so wichtig ?<br />

Die offene Kinder- und Jugendarbeit soll den Jugendlichen die<br />

Möglichkeit geben sich in einem angstfreien Raum auszuprobieren<br />

und ihre Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Sie sollen eine<br />

Begleitung für den Übergang zwischen Kindheit und Erwachsenenleben<br />

haben. Diese Begleitung muss manchmal eine andere<br />

sein als die durch das Elternhaus. Jugendarbeit ist auch dazu<br />

da, damit Kinder und Jugendliche zu demokratischen TeilnehmerInnen<br />

dieser Gesellschaft werden. Diese Arbeit machen<br />

wir hier, indem wir verschiedene Beteiligungsmöglichkeiten<br />

anbieten. Zudem betreiben wir nonformale Bildungsarbeit. Das<br />

heißt, wir erziehen nicht, sondern wir zeigen Möglichkeiten auf<br />

und wir bieten Chancen. Vieles können wir hier anders umsetzen<br />

als in der Schule, weil wir an keinen Lehrplan gebunden<br />

sind. Wenn zum Beispiel Jugendliche gerne mehr über den<br />

Nationalsozialismus in Bremen wissen wollen, dann können<br />

wir mit ihnen zum Thema arbeiten. Wir können zum »Bunker<br />

Valentin« fahren und vor Ort einen Projekttag machen. Aber<br />

Jugendarbeit hat natürlich auch die Aufgabe in verschiedenen<br />

Lebenslagen zu unterstützen. Wir können nicht jedes Problem<br />

auffangen, aber wir nehmen Sachen wahr, wir sprechen Sachen<br />

an, wir vermitteln. Es gibt Elternhäuser, wo nicht alles toll läuft,<br />

wo die Eltern psychische Probleme haben oder Drogen im Spiel<br />

sind. Genauso gibt es Eltern, die gar keine Zeit für ihre Kinder<br />

haben, weil sie zu viel arbeiten. Es ist dann unsere Aufgabe zu<br />

schauen, wie wir das jeweilige Kind unterstützen können.<br />

Unsere BesucherInnen kommen aus allen sozialen Schichten –<br />

also von Kindern aus bildungsfernen Elternhäusern bis hin zu<br />

Akademikerkindern. Bei uns ist alles bunt gemischt und das ist<br />

toll und auch das Besondere – das ist spannendes Arbeiten.<br />

Hat sich die Arbeit mit Jugendlichen über die Jahre verändert ?<br />

Gibt es Dinge, die heute ganz anders laufen als vor ein paar<br />

Jahren ? Sind die Jugendlichen von heute anders ?<br />

In den zehn Jahren, in denen ich in der offenen Kinder- und<br />

Jugendarbeit arbeite, hat sich mit der Einführung der Ganztagsschule<br />

ganz viel verändert. Dadurch, dass die Jugendlichen<br />

jetzt länger in der Schule sind, haben sie viel weniger Freizeit.<br />

Die kommen fast jeden Tag erst nach 15:00 Uhr aus der Schule.<br />

Dann haben sie im Schnitt zweimal die Woche Sporttraining,<br />

dazu kommt oftmals noch Nachhilfe und sie haben nur einen<br />

Nachmittag in der Woche wirklich freie Zeit, die sie so verbringen<br />

können, wie sie wollen. Diese Veränderung merken wir<br />

auch: Wenn die Kids direkt nach der Schule zu uns kommen,<br />

dann ist das Erste, was sie machen erstmal gar nichts zu machen.<br />

Weil sie einfach völlig kaputt sind. Früher war das anders.<br />

Da sind sie um 13:00 Uhr aus der Schule gekommen, haben<br />

Mittag gegessen, sich ein bisschen ausgeruht und hatten dann<br />

Freizeit. Sie hatten immer noch Fußballtraining oder Nachhilfe,<br />

aber sie hatten im Großen und Ganzen mehr Zeit.<br />

Welche Angebote gibt es im »Freizi« für die Jugendlichen und<br />

welche davon werden besonders gut angenommen ?<br />

Unser Kernangebot ist die offene Tür; das heißt, wir sind vor<br />

Ort da und die Kids können bei uns ihre Freizeit verbringen.<br />

Sie können spielen. Wenn sie ein Referat halten müssen, können<br />

sie Fragen stellen. Aber vor allem können sie hier einfach sein.<br />

Daraus entstehen verschiedene Projekte wie beispielsweise eine<br />

Mädchen- und eine Jungengruppe, in denen geschlechtsspezifisch<br />

Themen gesetzt werden, die für die entsprechende Altersgruppe<br />

gerade relevant sind. Außerdem haben wir verschiedene<br />

Sportangebote für die Jugendlichen. Es gibt Hip-Hop-Tanz für<br />

Mädchen. Es gibt ein Graffiti-Angebot, bei dem die Jugendlichen<br />

unter Anleitung sprühen können. Wir spielen ganz viel;<br />

aber nicht nur. Wir bieten konkrete Unterstützung beim Übergang<br />

zwischen Schule und Beruf oder Schule und Studium an.<br />

Wir stellen Räume zur Verfügung, die auch ohne uns genutzt<br />

werden können. Wir haben einen Proberaum, einen Bewegungsraum,<br />

einen Medienraum und einen Mädchenraum. Außerdem<br />

verreisen wir mit den Jugendlichen zwei- bis dreimal im Jahr.<br />

Diese Reisen beinhalten Sport- und Freizeitangebote und nebenbei<br />

versuchen wir Gruppenprozesse in Gang zu setzen. In den<br />

Sommerferien fahren wir für eine Woche nach Wangerooge.<br />

Mit den älteren Jugendlichen fahren wir alle zwei Jahre u. a.<br />

nach Berlin, besuchen natürlich das Reichstagsgebäude und das<br />

Holocaust-Mahnmal – und beschäftigen uns anschaulich mit<br />

der Geschichte der Stadt. Wir haben auch ganz normale Ferienangebote.<br />

In den Sommerferien fahren wir in den »Heidepark<br />

Soltau« oder gehen gemeinsam schwimmen, machen Fahrradtouren,<br />

Sportturniere oder basteln. Kurz gesagt: Wir versuchen,<br />

den Bedürfnissen der Jugendlichen gerecht zu werden. u<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 05


▼ TINA POORT IM INTERVIEW<br />

»Jugendliche sind im Stadtbild kaum vorhanden.«<br />

Kompetenz,<br />

Zu Ihnen kommen sogar Jugendliche aus anderen Stadtteilen.<br />

Warum ist das Findorffer »Freizi« so beliebt ?<br />

Weil wir einfach unglaublich nett sind (lacht). Ich glaube,<br />

wir haben eines der größten oder sogar das größte Haus in<br />

Bremen-Stadt. Wir bieten einfach ganz viele Möglichkeiten.<br />

Wir haben dieses tolle Außengelände mit einer sehr beliebten<br />

Basketballanlage. Wir liegen in Bremen sehr zentral. Wir sind<br />

dicht am Bahnhof gelegen, an Mitte, an Schwachhausen, Walle<br />

und Gröpelingen. Es spielt auch eine Rolle, dass die Jugendlichen,<br />

die in Findorff zur Schule gehen, natürlich auch ihre<br />

Freizeit hier verbringen, weil auch ihre FreundInnen hier sind.<br />

Auch viele Jugendliche mit Migrationshintergrund besuchen das<br />

Jugendzentrum. Leistet das »Freizi« einen wichtigen Beitrag zur<br />

Integration ?<br />

Ja, natürlich. Zu uns kommen auch Jugendliche, die noch kein<br />

Jahr in Deutschland sind. Andere sind schon in der dritten oder<br />

vierten Generation hier – und genauso viele Jugendliche haben<br />

gar keinen Migrationshintergrund. Zu uns kommen sowohl<br />

Jugendliche mit als auch ohne Behinderung und genauso<br />

kommen Jugendliche, die eventuell eine Fluchterfahrung haben.<br />

Diese Jugendlichen sind auch diejenigen, die hier im Stadtteil<br />

wohnen. Und sie nutzen natürlich auch die Angebote hier. Wir<br />

haben kein spezielles Angebot für geflüchtete Jugendliche,<br />

sondern wir sehen unsere Aufgabe eher darin zu vermitteln, zu<br />

verbinden und zu vernetzen. Was an unserem Haus besonders<br />

ist: Es gibt drei Angebote, die bei uns angesiedelt sind, die<br />

wir aber nicht selbst betreiben. Das eine ist ein Angebot für<br />

Familien mit Fluchthintergrund, die einmal die Woche gemeinsam<br />

mit Ehrenamtlichen kochen. Es gibt eine Fahrradwerkstatt<br />

für Geflüchtete, die auch ehrenamtlich betrieben wird. Wir<br />

stellen Räume zu Verfügung und schreiben ab und zu mal einen<br />

Antrag, um Geld zu bekommen. Außerdem gibt es das Projekt<br />

»AVA«. »AVA« heißt übrigens »Ankommen - Verwurzeln - Auf<br />

eigenen Beinen stehen«. In diesem Projekt wird mit Jugendlichen<br />

und jungen Menschen mit Fluchterfahrung gearbeitet, die<br />

so Unterstützung bekommen können. Diese Angebote heben<br />

unser Haus in punkto Integration besonders hervor. Die Kinder<br />

und Jugendlichen, die daran teilnehmen, sehen, dass sie hier<br />

willkommen sind. Aufgrund der positiven Erfahrungen kommen<br />

sie vielleicht in Zukunft öfter zu uns. Genauso sitzen die<br />

Jugendlichen, die sonst immer kommen, bei den gemeinsamen<br />

Essen mit den Geflüchteten am Tisch. Für sie ist es auch toll,<br />

eine andere Kultur kennenzulernen. Letztendlich verbringen<br />

einfach alle Jugendlichen ihre Freizeit bei uns gemeinsam.<br />

Ist Findorff als Stadtteil gut auf Jugendliche eingestellt ?<br />

Vieles könnte natürlich noch besser sein. Bei der letzten Jugendbeteiligungsrunde<br />

stellte sich zum Beispiel heraus, dass sich<br />

die Jugendlichen auf Spielplätzen auch Spielgeräte wünschen<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 06<br />

würden, die für ihre Altersgruppe interessant sind – und nicht<br />

nur für die ganz Kleinen. Früher gab es am Torfhafen eine<br />

Drehscheibe, die hauptsächlich von Jugendlichen und älteren<br />

Kindern genutzt wurde. Die gibt es mittlerweile nicht mehr. Die<br />

Menschen aus Findorff sind Jugendlichen gegenüber überwiegend<br />

sehr positiv eingestellt, aber wenn man sich umschaut,<br />

stellt man fest, dass Jugendliche im Stadtbild eigentlich kaum<br />

vorhanden sind. Die hätten einfach gerne einen Ort, wo sie<br />

sich treffen können, ohne dass Erwachsene dabei sind. Es gibt<br />

keinen Unterstand auf dem Spielplatz, wo nicht nur Dreijährige<br />

Platz haben sondern auch 16-Jährige. Jugendliche sind im<br />

öffentlichen Raum teilweise auch gar nicht gern gesehen, weil<br />

viele mit dem Vorurteil kämpfen, dass alle Jugendlichen frech<br />

sind, Dreck machen, rauchen und Alkohol trinken. Natürlich<br />

gibt es Jugendliche, die rauchen und Alkohol trinken, aber eben<br />

längst nicht alle. Wenn Jugendliche sich auf einem Spielplatz<br />

aufhalten, heißt das nicht, dass am nächsten Morgen überall<br />

Zigarettenkippen und Bierflaschen herum liegen; ebenso wenig<br />

wie hier im »Freizi«. Natürlich liegt mal ein Lollistiel auf dem<br />

Boden, aber insgesamt sehen unsere Räume super aus. Die<br />

Jugendlichen werden bei uns an der Raumgestaltung beteiligt,<br />

auch wenn wir nicht alles eins zu eins umsetzen können. Warum<br />

sollten sich die Jugendlichen auch ihre Orte kaputt machen ?<br />

Wie werden Möglichkeiten zur politischen Teilhabe wie der<br />

Jugendbeirat Findorff von den Jugendlichen genutzt ?<br />

In dieser Legislaturperiode ist der Jugendbeirat nicht zustande<br />

gekommen. Aus dem Stadtteil haben sich nicht genügend Jugendliche<br />

bereit erklärt sich wählen zu lassen. Deshalb konnten<br />

wir als Wahlausschuss natürlich auch keine Wahl abhalten.<br />

Die Jugendlichen schätzen die Möglichkeit sich einbringen zu<br />

können und auch, dass der Beirat sie so großzügig mit finanziellen<br />

Mitteln ausstattet. Aber momentan ist das nicht die<br />

Partizipationsform, die sie anspricht. Das ist in Bremen nicht<br />

nur bei uns in Findorff so, sondern auch in vielen anderen Stadtteilen.<br />

Die Jugendlichen von heute sind zeitlich vielmehr auf die<br />

Schule konzentriert, die einen großen Raum einnimmt. Es ist<br />

aber auch das pure Angebot an Möglichkeiten, wie man heute<br />

als junger Mensch seine Freizeit verbringen kann. Beteiligung<br />

bedeutet nicht immer gleich unbedingt, sich einmal im Monat<br />

zu treffen. Beteiligung kann es auch im Kleinen geben. Ein<br />

Beispiel: Die Jugendlichen wünschen sich, dass die Basketballanlage<br />

erneuert wird. Und jetzt gibt es eine Gruppe direkt aus<br />

dem »Freizi«, die sich dafür einsetzt. Aber das ist ein einzelnes<br />

Projekt. Nachdem es abgeschlossen ist, haben diese Jugendlichen<br />

vielleicht auch keine Lust mehr, sich regelmäßig in einem<br />

Jugendbeirat zu engagieren. Es gibt dennoch viele weitere Möglichkeiten<br />

für Jugendliche sich einzubringen. Und ich glaube,<br />

die Jugendlichen haben momentan keinen Leidensdruck. Sie<br />

wissen, dass sie hier im Stadtteil gehört werden. Auch das ist<br />

ein schönes Ergebnis. u<br />

die bleibt.<br />

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▼ TINA POORT IM INTERVIEW<br />

» Typisch Findorff, Sonderrolle. «<br />

Welches sind für Sie die größten Probleme und Hürden, die zu<br />

bewältigen sind, wenn man Jugendarbeit leistet ?<br />

Eine ganz große Hürde ist das Geld. Jugendarbeit ist finanziell<br />

einfach unglaublich schlecht ausgestattet. Wir wissen alle, wie<br />

schlecht die Haushaltslage in Bremen ist. Außerdem gibt es ja<br />

auch noch Kindergärten und Schulen. Es ist klar, dass an den<br />

Jugendzentren zuerst gespart wird. Geld bedeutet aber auch<br />

Personal. Je mehr Personal da ist, desto bessere Arbeit können<br />

wir natürlich leisten. Eine weitere Hürde ist, dass wir sehr viele<br />

Anträge schreiben, weil wir immer schauen müssen, woher wir<br />

Geld bekommen. Das Geld von der Stadt wird voraussichtlich<br />

eher weniger als mehr werden. Also müssen wir andere Quellen<br />

auftun – und uns zum Beispiel an Stiftungen wenden. Ein<br />

weiteres Problem ist, dass viele nach wie vor denken, offene<br />

Kinder- und Jugendarbeit wäre gleichbedeutend mit Benachteiligtenarbeit.<br />

Das allerdings ist nicht richtig. Zu uns kommen<br />

Jugendliche aus unterschiedlichsten Verhältnissen. Und nur weil<br />

Kinder aus einem geordneten Elternhaus kommen, heißt das<br />

nicht, dass bei denen alles perfekt ist. Genauso bringen Kinder,<br />

die aus einem sehr benachteiligten Elternhaus kommen, nicht<br />

automatisch Probleme mit sich.<br />

Letztendlich sind es zumeist finanzielle Hürden, mit denen die<br />

Jugendarbeit zu kämpfen hat.<br />

Wie kommt es eigentlich, dass das »Deutsche Rote Kreuz«<br />

Träger des Jugendzentrums ist ?<br />

Früher wurden die meisten Jugendeinrichtungen von der Stadt<br />

Bremen betrieben, also vom »Amt für soziale Dienste«. Vor ungefähr<br />

etwas über zehn Jahren wurden die Einrichtungen dann<br />

entkommunalisiert und an freie Träger gegeben. Die Leute, die<br />

in den Einrichtungen arbeiten, sind nicht mehr bei der Stadt<br />

angestellt sondern bei den freien Trägern. Der freie Träger des<br />

Jugendzentrums ist seit 2007 das »Deutsche Rote Kreuz«. Wir<br />

waren auch das letzte Jugendzentrum, das entkommunalisiert<br />

wurde. Typisch Findorff, Sonderrolle. Seit der Entkommunalisierung<br />

läuft es so ab: Wir stellen als Jugendeinrichtung einen<br />

Antrag über das Gesamtbudget an die Stadt Bremen, also an<br />

unser Sozialzentrum. Darüber wird im Controlling Ausschuss<br />

beschieden, der für die Vergabemittel der offenen Kinder- und<br />

Jugendarbeit im Stadtteil zuständig ist. Es wird geprüft, ob<br />

dieser Antrag genehmigt werden kann und wieviel Geld dem<br />

Stadtteil eigentlich zusteht. Das Jugendzentrum hat natürlich<br />

feste Ausgaben. Es gibt feste Personal- und Energiekosten, die<br />

gedeckt werden müssen. Dazu kommen die Programmgelder<br />

für Angebote wie einen Ausflug ins Schwimmbad. Aus diesen<br />

Posten ergibt sich ein fester Betrag. Das Geld von der Stadt<br />

Bremen reicht dafür nicht aus. Wir versuchen daher so viel wie<br />

möglich über Anträge und Drittmittel zu bekommen, den Rest<br />

zahlt das »Deutsche Rote Kreuz« dazu. Das DRK verdient mit<br />

der Jugendarbeit kein Geld, sondern ist ein Wohlfahrtsverband.<br />

Viele denken immer an Rettungswagen und Krankenhäuser,<br />

aber das DRK macht total viel im sozialen Bereich.<br />

Was wünschen Sie sich von den FindorfferInnen für die<br />

Jugendlichen im Stadtteil ?<br />

Wenn es nach den Jugendlichen ginge, hätten wir hier eine<br />

zweite »Waterfront«, ein Schwimmbad und eine Eislaufhalle im<br />

Stadtteil. Aber ich würde mir einfach noch mehr Offenheit und<br />

Toleranz gegenüber Jugendlichen wünschen. Es sollte zum Beispiel<br />

niemand komisch gucken, wenn Jugendliche im Sommer<br />

am Torfhafen Zeit verbringen, sondern sie sollten dort genauso<br />

gern gesehen sein wie andere Leute. Das wünsche ich mir.<br />

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<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 08<br />

▼ ÜBER TINA POORT<br />

Tina Poort leitet seit 2016 das Jugendzentrum Findorff in der<br />

Neukirchstraße 23 a. Die Sozialpädagogin und ihr Team haben<br />

immer ein offenes Ohr für ihre BesucherInnen. Neben ihrer<br />

Tätigkeit im »Freizi« engagiert sie sich für die politische Beteiligung<br />

von Jugendlichen. www.jugendzentrum-findorff.de<br />

Interview: Leona Ilgner, Foto: Kerstin Rolfes ▲<br />

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PROFILE<br />

q IM GESPRÄCH MIT JÖRN SCHLÜTER VON »SOMEDAY JACOB«<br />

» Den Seventies-Einfluss haben wir gar nicht angepeilt.«<br />

STADT-<br />

MUSIKANTEN<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 10<br />

SOMEDAY JACOB<br />

D<br />

ie Band »Someday Jacob« gibt es bereits seit<br />

einigen Jahren. Wie seid ihr damals auf die<br />

Idee gekommen, eine Band zu gründen ?<br />

Das war ich zunächst alleine. Ich hatte schon<br />

viel für andere Leute geschrieben und wollte<br />

dann etwas Eigenes machen. Ich bin die<br />

ersten zwei bis drei Jahre allein aufgetreten<br />

und habe mir gelegentlich jemanden dazu<br />

geholt. Eine Zeit lang war Martin am Schlagzeug dabei oder Uli<br />

hat als Gitarrist Gigs mit mir gespielt. Dann waren wir manchmal<br />

als Trio unterwegs. Schließlich kam unser Bassist Manuel<br />

dazu. Zum zweiten Album hat sich das Line-Up gefestigt und ab<br />

dem Zeitpunkt fühlte es sich so an, als wären wir eine Band.<br />

Was heißt es, die Idee für eine Band professionell umzusetzen ?<br />

Man hat ein Album und fängt an zu spielen, wo immer es geht.<br />

Man hofft, dass man über die Region hinaus kommt. Das hat<br />

bei uns funktioniert. Irgendwann nimmt man ein neues Album<br />

auf, spielt dann etwas größere Konzerte und tritt in weiter<br />

entfernten Städten auf. Vielleicht ist professionell nicht das richtige<br />

Wort. Man trägt Erfahrungen mit sich herum von vorigen<br />

Bands oder von dem, was man bei anderen Bands sieht. Man<br />

weiß, wenn man bekannter werden möchte, muss man zum<br />

Beispiel einen Internetauftritt erstellen. Also tut man die Dinge,<br />

die getan werden müssen und das bringt auch Spaß. Man<br />

versucht intuitiv, ein stimmiges Bild zu entwickeln.<br />

Welche Bedeutung steckt eigentlich hinter dem Bandnamen<br />

»Someday Jacob« ? Wer ist dieser geheimnisvolle Herr Jacob ?<br />

Am Anfang wollte ich, dass man an dem Namen erkennen<br />

kann: Das ist ein Typ und er singt englisch. So wie bei Songwritern<br />

wie »Badly Drawn Boy« oder »Tallest Man of the Earth«.<br />

Als ich »Someday Jacob« gegründet habe, habe ich mich viel mit<br />

dem alttestamentarischen Jacob befasst. Um diesen Jacob ranken<br />

sich absurde Geschichten, in denen er sich zum Beispiel mit<br />

Gott prügelt und für den Rest seines Lebens humpelt. Offenbar<br />

wird es da richtig gefunden, dass unser Held für sein Leben<br />

gebrochen ist. Ich glaube, diese Geschichten sind auf so vielen<br />

Ebenen aufgeladen, psychologisch, mystisch und archaisch,<br />

dass sie eher einen selbst lesen, als dass man sie liest.<br />

Eure Musik ist ziemlich retro. Sie klingt sehr vertraut und erinnert<br />

an die Siebzigerjahre und Gruppen wie die britisch-amerikanische<br />

Folk-Rock-Band »America«. Ich sage nur Schallplattensammlung<br />

der Eltern: Haben euch die Siebzigerjahre beeinflusst<br />

– und wie würdet ihr Euren Stil beschreiben ?<br />

Mit meinen Eltern hat das nichts zu tun. Die haben ganz andere<br />

Musik gehört oder überhaupt keine. Aber Musik war für mich<br />

ein riesiges Thema. Diesen Seventies-Einfluss haben wir am<br />

Anfang gar nicht angepeilt und dass der sich in unserer Band<br />

in dieser Form hörbar macht, überrascht mich selbst ein bisschen.<br />

Auf dem aktuellen Album hingegen wird das Britische,<br />

das mich musikalisch eher prägt, etwas deutlicher. Bewusst für<br />

einen Stil entschieden haben wir uns nicht. Wir hatten überhaupt<br />

keine Vorstellung, wie unsere Songs klingen. Unser erstes<br />

Album ist klanglich noch sehr unentschieden. Die ersten Platten<br />

sind oft sehr interessant, weil sie noch eine gewisse Offenheit<br />

mitbringen. Musik ist gut, wenn Musik ein Fragezeichen hat.<br />

Letztendlich mag ich einfach einen guten Sound. Wir hatten<br />

das Glück, dass wir mit den Produzenten Ryan Hewitt und<br />

Vance Powell zusammen arbeiten konnten, beide mehrfache<br />

Grammy-Gewinner. Vance Powell habe ich über meine Arbeit<br />

für den »Rolling Stone« kennengelernt. Ich habe ihn gefragt und<br />

er hatte tatsächlich Lust, Ryan Hewitt genauso. Das war toll.<br />

In der deutschen Rockmusik wurde früher ausschließlich auf<br />

englisch gesungen. Doch spätestens seit der »Neuen Deutschen<br />

Welle« ist es heute völlig selbstverständlich in der Sprache des<br />

eigenen Landes zu singen. Warum singt ihr als deutsche Band<br />

im Jahr 2018 wieder auf englisch ?<br />

Deutsch war nie eine Option für eigene Songs. Vermutlich<br />

ergibt sich das direkt aus meinem Musikgeschmack. Ich schätze<br />

und respektiere viele deutsche Künstler, aber getroffen und<br />

geprägt haben mich englischsprachige Bands. Außerdem habe<br />

ich einen Bezug zum Englischen: Meine Frau ist Engländerin.<br />

Ihr habt ja bereits mit internationalen Produzenten zusammengearbeitet.<br />

Gab es schonmal den Gedanken, Bremen zu<br />

verlassen und vielleicht sogar ins Ausland zu gehen ?<br />

Als wir eine Band geworden sind, waren wir alle nicht mehr 19,<br />

sondern hatten uns hier schon ein Leben aufgebaut. Ich bin in<br />

Bremervörde geboren. In Bremen bin ich zuhause; schon sehr<br />

lange. Es war es nie ein Thema, als Band in die Welt zu ziehen.<br />

Seid ihr alle hauptberuflich Musiker oder arbeitet ihr noch in<br />

anderen Jobs ?<br />

Das ist bei allen unterschiedlich. Ich arbeite seit fast 20 Jahren<br />

für den »Rolling Stone«. Außerdem bin ich hier in Bremen in<br />

einer Werbeagentur als Texter und Konzepter tätig. Dann arbeite<br />

ich noch als Songschreiber für »BMG«. Martin macht auch<br />

noch andere Sachen nebenher. Manuel lebt zum größten Teil<br />

von der Musik, hat aber auch noch ein Standbein im Grafikdesign.<br />

Uli ist der einzige, der komplett von der Musik lebt. Er hat<br />

ganz viele Musicals gespielt, ist Studiogitarrist, Tourgitarrist für<br />

andere MusikerInnen, produziert selbst Platten und unterrichtet<br />

an diversen Hochschulen.<br />

Ihr seid gerade mit eurem dritten Album »Everybody Knows<br />

Something Good« auf Tournee gegangen. Wenn man so viel<br />

Zeit zusammen verbringt, versteht man sich da immer oder<br />

gibt es auch mal Streit ? u<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 11


▼ JÖRN SCHLÜTER IM INTERVIEW<br />

»Es war nie Thema, als Band in die Welt zu ziehen.«<br />

Wir kennen uns sehr gut und kommen super miteinander klar.<br />

Wir haben auch Potenzial uns zu reiben, aber wir schätzen diese<br />

kreative Reibung mehr, als dass uns das verunsichern würde.<br />

Wie wild ist das Tourleben eigentlich noch ? Ist an dem gern<br />

zitierten Klischee von »Sex, Drugs & Rock’ n‘ Roll« etwas dran?<br />

Irgendwo gibt es das bestimmt. Aber ich muss um acht ins Bett.<br />

Ihr seid augenscheinlich keine »Boyband«, sondern habt schon<br />

Familien. Wie lässt sich das »normale Familienleben« mit<br />

Touren und nächtlichen Auftritten vereinbaren ?<br />

Wir sind ja keine Band, die 200 Konzerte im Jahr spielt und<br />

durch die Welt reist. Wenn wir in diesem Jahr auf 50 Konzerte<br />

kommen, sind wir zufrieden. Das ist alles relativ unspektakulär<br />

in unseren normalen Alltag integriert. Wenn die Band irgendwann<br />

mehr Zeit in Anspruch nehmen würde, wäre das auch<br />

in Ordnung. Das ist nicht mit dramatischen Entscheidungen<br />

verbunden.<br />

Tretet ihr größtenteils in Bremen auf ?<br />

Nein, denn in Bremen muss man, wie in jeder Stadt, immer ein<br />

bisschen aufpassen, dass man sich nicht »totspielt« und die<br />

Leute dann nicht mehr kommen. Das heißt, wenn wir auf der<br />

»Breminale« gebucht sind und im selben Jahr auf Tour waren,<br />

dann überlegen wir schon, ob wir wirklich noch ein drittes Mal<br />

auftreten. Wie oft soll man die Leute bitten, zum Konzert zu<br />

kommen ?<br />

Wie steht ihr zu euren Fans ? Versteht ihr Euch als eine ein Band<br />

»zum Anfassen« ? Hattet ihr auch schon mal mit aufdringlichen<br />

Fans zu kämpfen ?<br />

Unser Publikum besteht aus sehr sittsamen Menschen, die keine<br />

»Fans« sind, sondern die unsere Musik gerne mögen und, wenn<br />

wir Glück haben, unsere Platten kaufen. Mit denen tauschen<br />

wir uns gerne aus und führen schöne Gespräche über Musik.<br />

Alles andere entspricht ja auch nicht dem, was bei uns passiert.<br />

Wir backen keine riesigen Brötchen.<br />

Wir sind ja ein kulturaffines Magazin aus Findorff für Findorff.<br />

Wann dürfen wir euch im Stadtteil live begrüßen – und wo<br />

würdet ihr bei uns besonders gern spielen ?<br />

Wir haben vor einigen Jahren im »Alten Pumpwerk« gespielt<br />

und fanden es dort total schön. Das war ein ganz toller und<br />

sehr ruhiger Abend, man konnte sehr leise werden. Diese großartige<br />

Findorffer Location hat uns ausgesprochen gut gefallen:<br />

Also gerne wieder im Pumpwerk !<br />

▼ ÜBER SOMEDAY JACOB<br />

Sänger, Gitarrist und Songschreiber Jörn Schlüter gründete<br />

»Someday Jacob« als Soloprojekt. Nach und nach kamen Uli<br />

Kringler (Git, Voc), Martin Denzin (Drums, Voc) und Manuel<br />

Steinhoff (Bass, Voc) dazu. Die Bremer Band spielt melodischen<br />

Seventies-Folkrock – und ist mittlerweile weit über die Stadtgrenzen<br />

Bremens hinaus eine bekannte Größe. Ihr aktuelles<br />

Album heißt »Everybody Knows Something Good« und wirkt<br />

trotz der feinen Sensibilität der Songs unmittelbar und klar. Für<br />

das kürzlich erschienene neue Werk – es ist nach dem Erstling<br />

»Morning Comes« (2009) und der zweiten CD »It Might Take<br />

a While« (2015) die insgesamt dritte Veröffentlichung der<br />

Band – gehen »Someday Jacob« diesmal in die Stadt. Ließen<br />

die Lieder des Vorgängers bei dem Zuhörer noch Wälder und<br />

Schluchten vor dem geistigen Auge entstehen, wird der Ton<br />

nun etwas direkter: »Everybody Knows Something Good« ist<br />

eher ein Haus als eine Wiese. Den richtigen Mann dafür fanden<br />

»Someday Jacob«, wie schon zuletzt, in Nashville im US-Bundesstaat<br />

Tennessee, dem Mittelpunkt des Country-Universums.<br />

Der Grammy ® -dekorierte Rick-Rubin-Sidekick Ryan Hewitt<br />

(Red Hot Chilli Peppers, Johnny Cash, Avett Brothers, Angus &<br />

Julia Stone) setzte die Aufnahmen des Quartetts in Szene. Das<br />

Master stammt wieder von Richard Dodd (Tom Petty, George<br />

Harrison). Mehr Infos und Videos auf www.somedayjacob.de<br />

Interview: Leona Ilgner, Mathias Rätsch, Foto: Caspar Sessler ▲<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 12


PROFILE<br />

q GEORG GERSBERG ÜBER PERSÖNLICHEN WANDEL UND FAIREN HANDEL<br />

»Alles im Leben hat seine Zeit.«<br />

GEORG GERSBERG<br />

VOM SCHÄFER...<br />

S<br />

ie sind der Inhaber von »Georgs Fairkauf«<br />

und verkaufen in Findorff seit 2013 fair<br />

gehandelte Lebensmittel, Kleidung und<br />

Kunsthandwerk. Ihr Geschäft kennen die<br />

meisten FindorfferInnen, aber was kaum<br />

jemand weiß: Bevor Sie Fairtrader wurden,<br />

haben Sie lange als Schäfer gearbeitet. Das<br />

klingt nach zwei völlig verschiedenen Welten<br />

– quasi »vom Aussteiger zu Geschäftsmann«.<br />

Wie kommt man vom einen zum anderen ?<br />

Zwei völlig verschiedene Welten sind das eigentlich nicht. Aber<br />

die Bezeichnung »Aussteiger« passt. Ich bin schon damals nach<br />

dem zwölften Schuljahr aus der Schule ausgestiegen. Zu der Zeit<br />

mischten sich »Die Grünen« in das politische Geschehen ein<br />

und ich wollte einen Beruf im Bereich Umweltschutz erlernen.<br />

Schließlich stieß ich auf die Schäferei. Ich ließ mich zum Schäfer<br />

ausbilden und zog in die Diepholzer Moorniederung. Dort weidete<br />

ich Schafe zur Renaturierung eines großen Moores. Insgesamt<br />

war ich knapp 30 Jahre lang Schäfermeister. Wenn man so<br />

lange den gleichen Beruf ausübt, stellt sich mit der Zeit sehr viel<br />

Routine ein. Also entschloss ich mich, die Schäferei aufzugeben.<br />

Allerdings wollte ich nicht einfach irgendein Geschäft eröffnen,<br />

sondern ich wollte etwas mit »Hintergrund« machen. Das war<br />

mit der Schäferei ja auch gegeben: Der Hintergrund war Naturschutz.<br />

Und heute ist es bei »Georgs Fairkauf« fairer Handel.<br />

Beide Berufe haben also etwas gemeinsam. Die Naturschutzarbeit<br />

ist allerdings sehr regional, während der faire Handel auch<br />

Länder in Übersee betrifft. So kann ich auch auf der anderen<br />

Seite der Erde ein klein bisschen Einfluss nehmen.<br />

Der Beruf des Schäfers ruft bei vielen sofort sehr romantische<br />

Vorstellungen von Idylle, Harmonie und Freiheit hervor ...<br />

Der Freiheitsgedanke ist schon ganz richtig, weil der Beruf des<br />

Schäfers sehr individuell ist. Ich hatte zwar keinen selbstständigen<br />

Betrieb, aber ich habe sehr selbstständig gearbeitet und<br />

konnte eigenständige Entscheidungen treffen. Schäferromantik<br />

gibt es auch. Das Frühlingserwachen ist zum Beispiel wirklich<br />

schön, wenn die Schafe mit den Lämmern aus dem Stall<br />

kommen oder wenn man in der Dämmerung im Moor steht.<br />

Das Licht ist einzigartig. Da wird man schon mal ein bisschen<br />

sentimental. Hin und wieder kamen Busse mit Touristen, die<br />

dann auch alle am liebsten Schäfer werden wollten. Aber es ist<br />

eigentlich auch ein sehr harter Beruf. Man muss sich jeden Tag<br />

wieder neu überwinden, gerade in der kalten Jahreszeit, wenn<br />

man bei jedem Wetter raus muss. Man hat wenig freie Zeit.<br />

Ich hatte meistens eine Auszubildene oder einen Auszubildenen<br />

und habe später mit einem Gesellen zusammengearbeitet.<br />

Dadurch konnten wir uns absprechen, wann wer frei hatte.<br />

Was heißt »Fairtrade« für Sie ?<br />

Fairer Handel unterscheidet sich vom konventionellen Handel<br />

dadurch, dass die Hersteller der Produkte einen gerechten<br />

Lohn und eine soziale Absicherung erhalten. Kinderarbeit ist<br />

ausgeschlossen. Die Produzenten verdienen genug Geld, um<br />

sich eine Krankenversicherung leisten zu können und ihre Kinder<br />

in die Schule zu schicken. Vor der Globalisierung möchte<br />

ich mich nicht verschließen, aber die könnte auch gerecht ablaufen.<br />

Das ist aber nicht so: Meistens machen die großen Unternehmen<br />

die großen Profite. Für die ist die Globalisierung richtig<br />

toll. Die kleineren Produzenten würden auf der Strecke bleiben,<br />

wenn es den fairen Handel nicht gäbe. Ich selbst kaufe fair, wo<br />

immer es geht. Kleidung und Kaffee zum Beispiel – da sitze ich<br />

ja an der Quelle. Doch nicht alle Nahrungsmittel werden auch<br />

im fairen Bereich angeboten. Dann achte ich darauf, zumindest<br />

Bio-Qualität zu kaufen. Bei regionalen Produkten kann man in<br />

der Regel von gerechten Produktionsbedingungen ausgehen,<br />

da wir hierzulande bestimmte Bio-Standards haben.<br />

Wie hoch ist die Nachfrage nach fair gehandelten Produkten ?<br />

Sind die etwas, wofür die Leute gerne ihr Geld ausgeben ?<br />

Es müsste sehr viel mehr Überzeugungsarbeit geleistet werden.<br />

Nur drei bis fünf Prozent von dem, was wir heutzutage konsumieren,<br />

sind tatsächlich Bio-Produkte. Wenn man in Findorff<br />

lebt, denkt man, es wäre mehr, weil hier so viele Geschäfte<br />

Bio-Lebensmittel verkaufen, aber das täuscht. Produkte aus<br />

fairem Handel werden noch viel seltener angeboten. Es wäre<br />

Aufgabe der Politik, dafür ein bisschen mehr Werbung zu machen.<br />

Der teurere Preis für fair gehandelte Waren ist eigentlich<br />

der reguläre Preis, den wir nur nicht mehr zu zahlen bereit<br />

sind. Zum Beispiel scheinen 5,00 bis 6,00 Euro für 250 Gramm<br />

Kaffee erstmal teuer, doch dafür wurde der dann ökologisch<br />

produziert und auch auf ökologischen Wegen statt mit dem<br />

Flugzeug mit dem Schiff zu uns gebracht. Diese Art von Produktion<br />

und Handelsweg rechtfertigt den Preis, während ein stark<br />

vergünstigter Preis der ist, mit dem etwas nicht stimmen kann.<br />

Genauso funktioniert Massentierhaltung ja auch nur, weil das<br />

Fleisch unter tierunwürdigen Bedingungen hergestellt wird.<br />

Ich denke, dass sich der Trend weiter zu fairem Handel hin<br />

bewegen wird. Zu Bio gibt es nachweislich eine Tendenz und<br />

Fairtrade zieht da meistens nach. Ich hoffe, dass es eines Tages<br />

auch kleine Fairtrade-Warenhäuser geben wird.<br />

Sie arbeiten mit Kleinproduzenten aus unterschiedlichen<br />

Ländern zusammen. Kennen Sie die alle persönlich oder wie<br />

entstehen die Kontakte ?<br />

Nein, die Kleinproduzenten kenne ich nicht persönlich. Die<br />

großen Fairhandelsgenossenschaften wie »El Puente«, »GEPA«,<br />

»GLOBO« und »dritte welt partner« stehen in Verbindung zu<br />

den Produzenten. Persönliche Kontakte kann man gut auf<br />

Fairttrade-Messen knüpfen. Zum Beispiel verkaufe ich u<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | | 14 12<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 15


PROFILE<br />

▼ GEORG GERSBERG IM INTERVIEW<br />

» Der Faire Handel füllt mich voll und ganz aus.«<br />

... ZUM FAIRTRADER<br />

Geschenkpapier aus Nepal von einer Frau, die dreimal im Jahr<br />

zu ihren Produzenten fährt, um direkt vor Ort zu bestellen. Man<br />

könnte natürlich in die Produktionsländer reisen, aber dazu<br />

bin ich nicht mehr jung genug. Das hätte ich wahrscheinlich<br />

gemacht, wenn ich nicht erst Schäfer geworden wäre, sondern<br />

direkt mit dem fairen Handel angefangen hätte.<br />

Was hat Sie gerade nach Findorff gezogen ?<br />

Ich wohnte vorher mit meiner Familie in einem anderen Stadtteil<br />

von Bremen, doch da gefiel es mir nicht besonders. Wir<br />

haben uns hier nach einer neuen Wohnung umgeschaut und<br />

auch relativ schnell etwas gefunden. Die Leute hier sind alle<br />

super nett und schnacken auch mal mit den Nachbarn. Ich<br />

dachte, in dem Stadtteil, wo ich wohne, könnte ich auch einen<br />

Laden eröffnen. Ich habe mit meinen Schäferaugen Ausschau<br />

gehalten und hatte dann das Glück, dass dieses Geschäft frei<br />

wurde, weil die Vormieterin, die hier ein Blumengeschäft<br />

geführt hatte, in Rente gegangen war.<br />

Vermissen Sie es manchmal, nicht mehr Schäfer zu sein ?<br />

Alles hat seine Zeit. Wo ich früher gearbeitet habe, ist die Herde<br />

mittlerweile vergrößert worden. Das bedeutet heutzutage viel<br />

mehr Aufwand. Bei dem klimatisch bedingten unbeständigen<br />

Wetter wird die Herausforderung von Jahr zu Jahr größer. Eine<br />

weitere Schwierigkeit: Der Wolf ist hier mittlerweile heimisch<br />

geworden. Dadurch hat die Schäferei an Arbeitsintensität<br />

gewonnen. Man muss sich zu den Hütehunden noch Herdenschutzhunde<br />

halten. Um die Schafe nachts einzuzäunen, braucht<br />

man heute besonders hohe Elektronetze, deren Aufbau einen erhöhten<br />

Mehraufwand bedeutet. Ich sehne mich nicht nach etwas<br />

zurück, was mir früher Spaß gemacht hat. Jetzt macht mir etwas<br />

anderes Spaß. Der faire Handel füllt mich voll und ganz aus.<br />

▼ ÜBER GEORG GERSBERG<br />

»Georgs Fairkauf« in der Admiralstraße 143 hat das Anliegen,<br />

zu besseren Lebensbedingungen für die Menschen unserer Welt<br />

beizutragen. Im Sortiment gibt es Kaffee von Utamtsi, Tee und<br />

Schokolade sowie Brotaufstriche und Öle. Das Kunsthandwerk<br />

besteht aus Taschen, Schmuck, Papierprodukten und mehr. Seit<br />

drei Jahren erweitert Georg Gersberg den Bereich mit bio und<br />

fair produzierter Kleidung, bspw. von »Armedangels«, »Living<br />

Crafts« und »thought«. Mehr unter www.georgs-fairkauf.de<br />

Interview: Leona Ilgner, Fotos: Willi Rolfes, Kerstin Rolfes ▲<br />

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Anmeldung in Findorff:<br />

Georgs Fairkauf, Admiralstraße 143<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 16<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 17


PROFILE<br />

q KERSTIN SCHRÖCK GRÜNDETE DEN <strong>FINDORFF</strong>ER »SINGLE KULTURKREIS«<br />

» Gemeinsam unterwegs und trotzdem unabhängig.«<br />

SINGLEKREIS<br />

GRÜNDERIN<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 18<br />

KERSTIN SCHRÖCK<br />

K<br />

erstin Schröck, eine Großstadt wie Bremen<br />

weist heute 48 Prozent Single-Haushalte auf.<br />

Sie sind jetzt dabei einen »Single Kulturkreis«<br />

vor Ort in Findorff zu initiieren. Was<br />

hat Sie zu dieser Idee persönlich motiviert?<br />

Ich habe viele Freunde überall in Bremen<br />

verteilt. Wenn man irgendwo hingehen will,<br />

dann tifft man sich vielleicht. Dann gehen<br />

alle schnell wieder auseinander. Paare haben es da viel besser.<br />

Sie gehen gemeinsam aus und gehen auch gemeinsam wieder<br />

nach Hause. Also habe ich mir gedacht: Wenn ich ganz viele<br />

Singles kenne, dann kann man gemeinsam zum Beispiel mit<br />

mehreren Menschen ins Theater gehen und anschließend gehen<br />

alle wieder zurück in die eigenen Single-Wohnungen und Häuser<br />

– und jeder ist glücklich, weil man einen tollen Abend hatte.<br />

Wie grenzen Sie sich zu den üblichen Partnerbörsen ab ?<br />

Wir sind keine kommerzielle Vermittlungsbörse. Es geht zuerst<br />

um Vernetzung. Ich komme aus Fischerhude; also vom Dorf.<br />

Das Dörfliche finde ich gut. Diesen Gemeinschaftssinn wünsche<br />

ich mir in der Großstadt. Ich finde es gut, wenn man zusammen<br />

ausgeht oder sich unterstützt, wenn jemand Hilfe braucht.<br />

Wie würden Sie die Idee des Findorffer »Single Kulturkreis«<br />

in einem ganz kurzen Satz beschreiben ?<br />

Gemeinsam unterwegs und trotzdem unabhängig.<br />

Geht es über die kulturellen Aktivitäten auch darum als Single<br />

eine Partnerin oder einen Partner kennenzulernen ?<br />

Das ist nicht unser Grundgedanke. Wenn sich Menschen über<br />

die kulturellen Aktivitäten hinaus privat auch in Beziehungen<br />

finden, ist das schön – steht bei uns aber nicht im Vordergrund.<br />

In der Lokalpresse und auf www.findorffaktuell.de gab es<br />

bereits erste Berichterstattungen. Wie war die Resonanz ?<br />

Im »Weser Kurier« gab es einen Bericht. Daraufhin haben sich<br />

gleich sehr viele Menschen gemeldet, die interessiert waren.<br />

Da dachte ich mir: Ich mache das jetzt mal. Also habe ich einen<br />

Brunch bei »Emma am See« organisiert. Daraufhin meldeten<br />

sich immer mehr Menschen – und ich habe weitere, zusätzliche<br />

Plätze reserviert. Irgendwann war alles voll. Das zweite Mal<br />

haben wir uns im »Veranda« getroffen, weil ich dachte, dort haben<br />

wir genug Platz. Aber auch dort platzte alles aus den Nähten.<br />

Am Ende waren wir fast 30 Leute und alle waren total begeistert.<br />

Möchten Sie den Findorffer »Single Kulturkreis«, der ja auch<br />

mit Zeit und Aufwand verbunden ist, ganz allein organisieren ?<br />

Um Gottes Willen ! Ich möchte gern, dass der sich sehr schnell<br />

verselbstständigt. Ich bin momentan diejenige, die alles noch<br />

ziemlich allein in die Gänge bringt. Die bisherige Resonanz<br />

sprengt eigentlich jetzt schon meine Kapazitäten, aber ich bin<br />

am Tun und Machen. Irgendwann möchte ich, dass dieser Pool<br />

von Menschen sich selbst organisiert. Das ist mein Ziel.<br />

Welche Art der Unterstützung wünschen Sie sich ?<br />

Zwei Frauen haben mir schon sehr geholfen. Eine sichere Plattform,<br />

auf der Mann und Frau sich mit Anderen verabreden und<br />

vernetzen könnte, wäre toll. Es wäre hilfreich, wenn sich jemand<br />

findet, der mich hierbei unterstützt. Ich bin schon ganz gut, aber<br />

es gibt Menschen, die das besser und schneller können.<br />

Der »Single Kulturkreis Findorff« richtet sich an Interessierte ab<br />

50 Jahren. Warum ausschließlich für diese Altersgruppe ?<br />

In diesem Alter fängt nicht selten ein neuer Lebensabschnitt an.<br />

Die Kinder sind groß oder sogar schon aus dem Haus. Paare<br />

haben sich getrennt. Dann denkt man sich: Was fange ich jetzt<br />

mit mir an ? Jetzt habe ich die Zeit. Aber allein ausgehen ist auch<br />

doof. In einem gut vernetzten Kreis ist es dann viel einfacher.<br />

Wie eng legen Sie die selbstgesetzten Regeln aus ?<br />

Die Altersgrenze ab 50 sehen wir nicht so eng – und unsere<br />

Regeln legen wir überhaupt nicht eng aus. Wir haben auch<br />

Frauen dabei, die sind in Beziehungen, aber der Partner geht<br />

nicht so gern aus. Auch das ist bei uns möglich. Dafür habe ich<br />

den Begriff »Ausgeh-Single« erfunden. Was aber nicht passieren<br />

sollte, ist, dass wir am Ende wieder ganz viele Paare sind und<br />

die Singles irgendwann in der Unterzahl sind.<br />

Sie möchten, dass sich die Menschen im »Single Kulturkreis«<br />

organisieren und vernetzen. Wie erfolgt das ganz konkret ?<br />

Es gibt derzeit einen E-Mail-Verteiler, der noch ausbaufähig ist.<br />

Aber manche kennen sich mit E-Mail-Programmen nicht so aus.<br />

Ganz analog ist ja auch ein regelmäßiger Stammtisch geplant ...<br />

Unseren Stammtisch gibt es schon. Da können dann wirklich<br />

alle kommen; auch wer nicht digital unterwegs ist. Das soll es<br />

ja geben und ist absolut in Ordnung. Allerdings sind bei uns<br />

die Männer noch etwas zurückhaltend. Anscheinend bekennt<br />

»Mann« sich nicht so gern als Single. Dafür gibt es bei uns nun<br />

wirklich keinen Grund. Also, Männer: Traut Euch !<br />

▼ ÜBER KERSTIN SCHRÖCK<br />

Kerstin Schröck ist Sozialpädagogin, 58 Jahre jung und wohnt<br />

in Findorff. Beruflich und privat hat sie schon viele Events und<br />

Gruppen ins Leben gerufen. Der »Single Kulturkreis Findorff«<br />

trifft sich jeden letzten Mittwoch im Monat um 20:00 Uhr im<br />

»Veranda«, Hemmstaße 89, 28215 Bremen. Das nächste Treffen<br />

findet am Mittwoch, den 30. Mai 2018 statt. Sie sind Single und<br />

interessiert ? Kontakt unter: Singlekulturkreisab50@web.de<br />

Interview: Mathias Rätsch, Foto: Matthias Hornung ▲<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 19


Mode ist unsere Leidenschaft<br />

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ENTSPANNTE<br />

Die Osteopathin Ute Wollens und<br />

der Logopäde und PäPKi ® -Therapeut<br />

Andreas Pohl betreiben beide Praxen<br />

in Findorff. Er ist seit 22 Jahren in der<br />

Plantage 13 und sie seit vier Jahren in<br />

der Falkenberger Straße 66 tätig. Vor<br />

zehn Jahren begannen beide, sich regelmäßig<br />

zu treffen, um voneinander zu<br />

lernen und sich über fachliche Inhalte<br />

und gemeinsame PatientInnen auszutauschen.<br />

Auslöser dieser regelmäßigen<br />

Gespräche war der Fall eines Kindes,<br />

das bei Ute Wollens in der Praxis<br />

vorgestellt wurde und zu diesem Zeitpunkt<br />

im Alter von fast vier Jahren<br />

keine Konsonanten sprechen konnte.<br />

Die Osteopathin begann den Jungen<br />

zu behandeln und holte sich für die<br />

Therapie der Sprachstörung Andreas<br />

Pohl ins Boot.<br />

Vertragspartner aller Pflegekassen<br />

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Nicht nur Pflege – sondern Service.<br />

VERBINDUNG<br />

Unsere Pflegekräfte sind für Sie<br />

24 Stunden erreichbar.<br />

Wir vermitteln Hausnotrufsysteme<br />

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Wir sind für Sie da: 0421 - 35 10 41<br />

<br />

Es war der Beginn einer erfolgreichen<br />

Zusammenarbeit. Der Junge geht heute<br />

auf eine Regelschule und ist sprachlich<br />

unauffällig. Ute Wollens und Andreas<br />

Pohl gaben uns gemeinsam folgendes<br />

Interview. u<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 20 PROMOTION | <strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 39 21


PROFILE<br />

q UTE WOLLENS & ANDREAS POHL LERNEN VONEINANDER<br />

»Während des Wachstums fixieren sich Blockaden.«<br />

LOGOPÄDE<br />

OSTEOPATHIN<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 22 | PROMOTION<br />

ANDREAS POHL & UTE WOLLENS<br />

F<br />

rau Wollens und Herr Pohl, bevor wir Sie zu<br />

Ihrer gemeinsamen Arbeit befragen, beschreiben<br />

Sie zunächst, was Osteopathie eigentlich ist ?<br />

Ute Wollens: Die Osteopathie strebt das Ziel<br />

an, die gestörten Funktionen des Organismus<br />

wieder herzustellen, indem die Ursachen von<br />

Schmerzen und funktionellen Störungen aufgespürt<br />

und behandelt werden. Dazu beurteilt der<br />

Osteopath die Stellung, Mobilität und Qualität der Gewebe.<br />

Herr Pohl, Sie arbeiten als Logopäde und PäPKi ® -Therapeut.<br />

Was sind die Arbeitsgebiete der Logopädie ?<br />

Andreas Pohl: Die Logopädie behandelt ganz unterschiedliche<br />

Sprach- und Sprechstörungen bei fast allen Altersgruppen. Ich<br />

selbst bin spezialisiert auf kindliche Spracherwerbsstörungen,<br />

also auf Kinder, die aus unterschiedlichen Gründen nicht oder<br />

sehr verzögert sprechen lernen.<br />

Wie passt die Lern- und Entwicklungstherapie nach PäPKi ® dazu ?<br />

Andreas Pohl: PäPKi ® beschäftigt sich mit der frühkindlichen<br />

Bewegungsentwicklung des Säuglings im ersten Lebensjahr, die<br />

aus meiner Sicht eine wesentliche Voraussetzung für die Sprachentwicklung<br />

darstellt.<br />

Gibt es, wenn man die beiden Therapieformen Osteopathie<br />

und Logopädie nebeneinanderstellt, eindeutige Zusammenhänge<br />

oder Überschneidungen ?<br />

Ute Wollens: Ja, man könnte sagen, die Halswirbelsäule ist der<br />

Ort, an dem die beiden Therapieformen zusammenfinden.<br />

Können Sie diesen Zusammenhang erklären ?<br />

Andreas Pohl: Die Kinder, die zu mir in die Praxis kommen,<br />

leiden häufig an einem muskulären Ungleichgewicht im Bereich<br />

der Halswirbelsäule. Das heißt, der Nacken ist häufig sehr fest<br />

und verspannt, die Sprechwerkzeuge Zunge, Mund und Umgebung<br />

hingegen kommen sehr weich und unkoordiniert daher,<br />

was ein Grund für eine undeutliche Aussprache sein kann.<br />

Welche osteopathischen Maßnahmen wendet man bei diesen<br />

Kindern an ?<br />

Ute Wollens: Meist sind diese PatientInnen seit der Geburt,<br />

bzw. frühesten Kindheit im Bereich des ersten, zweiten und<br />

siebten Halswirbels »verspannt«. Ich führe ausgleichende<br />

Maßnahmen durch.<br />

Welchen Effekt hat diese Behandlung auf die Entwicklung der<br />

Sprache ?<br />

Andreas Pohl: Nach einigen Behandlungen sind die Kinder häufiger<br />

in der Lage ihre Sprechbewegungen besser wahrzunehmen<br />

und zu koordinieren.<br />

Hat die osteopathische Behandlung weitere Effekte ?<br />

Ute Wollens: Bei einer ungleichen Mobilität des Nackens sind<br />

oft zwei für das körperliche Befinden wichtige Bereiche betroffen:<br />

das sensorische Nackenfeld und die Eintrittspforten der<br />

zehn Hirnnerven. Das sensorische Nackenfeld ist wichtig für<br />

den Gleichgewichtssinn und die Körpertiefenwahrnehmung,<br />

die wiederum eine wesentliche Voraussetzung für die räumliche<br />

Wahrnehmung und damit für das Lesen, Schreiben und Rechnen<br />

darstellt.<br />

Was haben die zehn Hirnnerven mit der Logopädie zu tun ?<br />

Andreas Pohl: Von den zehn Hirnnerven reagiert besonders der<br />

zehnte Hirnnerv, der sogenante »Nervus vagus«, empfindlich<br />

auf die chronische Enge im Nackenbereich. Er heißt auch vegetatives<br />

Nervensystem und reguliert auf allen Ebenen des Körpers<br />

die Balance zwischen Erregung und Beruhigung. Kinder<br />

mit einem dauerhaft mechanisch gereizten zehnten Hirnnerven<br />

können sehr leicht stressanfällig oder sehr unstrukturiert<br />

wirken. Solche Kinder sind schwer zu therapieren, da sie oft<br />

eine geringe Konzentrationsspanne haben.<br />

Bisher dachte ich, Nackenprobleme haben nur Erwachsene<br />

jenseits der Vierzig, aber wie es nach ihren Erläuterungen<br />

aussieht, kommen sie auch häufig bei Kindern vor ...<br />

Ute Wollens: Ja, gerade durch die Geburt und während des<br />

Wachstums fixieren sich diese Blockaden im Körper und es<br />

können dadurch überall im Körper Probleme entstehen – und<br />

es ist wichtig, sie früh zu behandeln, da sie sonst die weitere<br />

Entwicklung der Kinder negativ beeinflussen können.<br />

Ab wann behandeln Sie denn Kinder ?<br />

Ute Wollens: Es fängt bei den Babys an: ab dem Säuglingsalter.<br />

Andreas Pohl: Meine derzeit jüngsten PatientInnen sind knapp<br />

zwei Jahre alt.<br />

Welche Momente sind für Sie als Osteopatin am schönsten ?<br />

Ute Wollens: Wenn die Menschen strahlen, völlig verblüfft über<br />

ihre eigenen Körperreaktionen sind und sagen »Sie haben aber<br />

goldene Hände«. Letzteres ist aber 50 Prozent meiner Arbeit.<br />

Und welche Momente sind für Sie am schönsten, Herr Pohl ?<br />

Andreas Pohl: Wenn ein Kind, das sich mit einem Sprachlaut<br />

sehr gequält hat, ihn schließlich ganz leicht sprechen kann.<br />

▼ ÜBER UTE WOLLENS & ANDREAS POHL<br />

Ausführliche Informationen zu der Arbeit von Ute Wollens und<br />

Andreas Pohl gibt es auf www.osteopathie-in-findorff.de sowie<br />

auf www.praxis-andreas-pohl.de<br />

Fotos: Matthias Hornung ▲<br />

PROMOTION | <strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 23


Print von A bis Z.<br />

Internet effizient realisiert.<br />

Anzeigen Ausstellungen + Präsentationen Bücher<br />

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Kontakt: Telefon 0421 | 5 79 55 52


q GITANA SCHILOWITSCH ÜBER MODE UND DEN NEUEN STANDORT IM FEDELHÖREN<br />

» Fair, individuell – einfach konsequent zu Ende gedacht. «<br />

▼ MIT BESTEN EMPFEHLUNGEN: DER GASTROTIPP<br />

Kitchens of India: die reine indische Küche<br />

M<br />

ode gehört zu den umsatzstärksten<br />

und schnelllebigsten Branchen.<br />

Früher gab es mal eine Sommer- und<br />

eine Winterkollektion. Heute lockt<br />

jede Woche ein neuer Trend, krass<br />

aber wahr. »Fast Fashion« trifft leider<br />

den Nerv unserer Zeit. Laut der<br />

ZDF-Reportage »Mode ohne Makel«,<br />

die ich kürzlich sah, kauft<br />

jeder Deutsche durchschnittlich 60 Kleidungsstücke<br />

pro Jahr. Und wirft genauso viele<br />

wieder weg, unglaublich. Das sind viermal<br />

so viele wie noch vor 20 Jahren.<br />

Kleidung wird immer mehr zum<br />

Wegwerfartikel. Wenn ich an die<br />

Millionen BilliglohnarbeiterInnen, die<br />

menschenunwürdigen Produktionsbedingungen<br />

in der dritten Welt und<br />

die gravierenden Folgen für die Umwelt<br />

denke, ist das geradezu alarmierend.<br />

Sogar große, bekannte Modeunternehmen<br />

produzieren auf diese abstoßende Weise. Aber<br />

mal ganz ehrlich: Wenn ein T-Shirt soviel<br />

kostet wie ein Cappuccino XL, stimmt<br />

da etwas nicht. Glücklicherweise gibt<br />

es einen Gegentrend, der stark wächst.<br />

Immer mehr Menschen achten nicht mehr nur darauf, woher<br />

ihre Lebensmittel kommen. Auch bei Kleidung und Mode<br />

werden ökologische und soziale Kriterien einfach wichtiger.<br />

Es wird grüner und veganer: Ganz neue, spannende Produkte<br />

werden neuerdings in der nachhaltigen Modebranche kreiert,<br />

zum Beispiel Jacken aus Bambus, Schuhe aus Pilzen oder Ledertaschen<br />

aus Rhabarber. Es gibt Messen und Internetportale<br />

als Wegweiser zu nachhaltigen Produkten. Endlich bekommt<br />

Mode die Beachtung und Wertschätzung, die sie verdient. Das<br />

bestätigt mich darin, weiterhin zu zeigen, dass es auch fair und<br />

nachhaltig geht. Und individueller …<br />

In der Modeindustrie wird alles in Normen gepresst. Mode<br />

von der Stange, nein danke! Welche Frau entspricht schon einer<br />

Norm? Frauen sind klein oder groß, dünn, athletisch oder<br />

kurvig. Sie haben wallende Locken oder pinke Haare, sind geschminkt<br />

oder völlig ohne Make-up. Sie lieben den sportlichen<br />

Dress oder die elegante Mode. Und dabei ist jede auf ihre Art<br />

einmalig und schön – eben ein echtes Unikat, mit einem eigenen<br />

Stil. Genau hier setzt mein Konzept an. Alle LaGitana-Modelle<br />

lassen sich verändern – je nach Figur und Geschmack. Stoffe in<br />

vielen Varianten sind alle bei mir vor Ort und frei wählbar. Es<br />

entstehen Lieblingsstücke, die perfekt zum eigenen Stil passen<br />

und auch über eine Saison hinaus gefallen. So bekommt Mode<br />

zusätzlich etwas Nachhaltiges. Das ist mir ganz wichtig. Jenseits<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 26<br />

ZWISCHENRUF<br />

von »Fast Fashion« will ich Frauen einfach Raum für ihre Persönlichkeit<br />

geben. Und ein Zeichen setzen gegen alles Schnelllebige<br />

und ständige Modetrendwechsel, die den Konsum immer<br />

noch anheizen. Zeit ist heute Luxus. Sie mir zu nehmen, meine<br />

Kundinnen gut zu beraten und das ausgewählte Modell ihrem<br />

individuellen Typ anzupassen, gehört für mich absolut dazu.<br />

Mein Modelabel passt einfach am besten in ein kreatives<br />

Umfeld. Da ist für mich der Umzug in den Fedelhören zum 15.<br />

Mai 2018 nur konsequent. Inmitten von Ateliergemeinschaften,<br />

Goldschmiedekunst, Handwerk und<br />

Design fühle ich mich mit meinem Modedesign<br />

genau richtig. Die Kreativmeile nahe der<br />

Bremer City inspiriert mich einfach. Eine<br />

Idee ist, FreiberuflerInnen der nachhaltigen<br />

Kreativszene in meiner Modemanufaktur<br />

eine Plattform zu bieten, sich und ihr<br />

Handwerk zu präsentieren. Ich werde auch<br />

mein Modespektrum erweitern: Zukünftig<br />

wird es Unikate und Kleinserien aus ganz<br />

besonderen Bio-Stoffqualitäten und in noch<br />

aufwendigeren Schnitten geben. Hundert Prozent<br />

»handmade« wird auch das Interieur im neuen<br />

Ladengeschäft sein, von der Umkleidekabine<br />

bis zur Kleiderstange.<br />

Kurz: Ich freue mich auf mein neues<br />

Ladengeschäft, ein Ort mit inspirierender<br />

Atmosphäre, in dem das »individuelle Erlebnis« Zeit und Raum<br />

bekommt – auch bei einem dampfenden Cappuccino in bequemen<br />

Sitzmöbeln. Meine Kundinnen aus Findorff und umzu lade<br />

ich herzlich zu meiner Eröffnungsfeier ein: am Samstag, den<br />

19. Mai 2018 von 11:00 bis 19:00 Uhr.<br />

▼ ÜBER GITANA SCHILOWITSCH<br />

Die Modedesignerin Gitana Schilowitsch ist Inhaberin der Modemanufaktur<br />

»LaGitana«. Aus ökologisch wertvollen Stoffen<br />

und zu 100 Prozent fair in Bremen produziert, ist ihre Mode<br />

Ausdruck einer klaren Haltung: ästhetisch, ökonomisch und<br />

sozial. Sie setzt damit ein deutliches Zeichen gegen schnelllebige<br />

Modetrends und »Fast Fashion«. Ihr Modedesign folgt zudem<br />

einem nachhaltigen Konzept: Es lässt sich individuell auf die<br />

Figur und den eigenen Stil jeder Frau zuschneiden. »LaGitana«<br />

ist DEIN DESIGN.<br />

▼ ERÖFFNUNG AM NEUEN STANDORT<br />

LaGitana, Modemanufaktur, Fedelhören 12, 28203 Bremen,<br />

Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 11:00 bis 18:30 Uhr,<br />

Samstag 11:00 bis 16:00 Uhr, www.lagitana-bremen.de<br />

Text: Gitana Schilowitsch, Foto: Bildplantage 13 ▲<br />

Sabashkaran Thevarajeh hat sich den langgehegten<br />

Traum eines eigenen Restaurants erfüllt.<br />

»Kitchens of India« heißt sein neues indisches<br />

Restaurant, das kürzlich in der Hemmstraße<br />

240 am Jan-Reiners-Center eröffnet hat. Der<br />

43-Jährige hat zwar bereits langjährige Gastronomie-Erfahrung,<br />

führt nun aber erstmals<br />

sein eigenes Restaurant, und das gleich mit<br />

der ganzen Familie. Seine Frau, seine Schwägerin<br />

und sein Schwager sind ebenfalls im »Kitchens<br />

of India« tätig. Die Speisekarte enthält reine<br />

indische Küche mit originalen Gewürzmischungen,<br />

die je nach Wunsch des Gastes in der<br />

Schärfe angepasst werden können. Alle Gerichte<br />

werden immer frisch zubereitet. Neben Fleisch-, Fisch-, Reisund<br />

vegetarischen Spezialitäten bieten Sabashkaran Thevarajeh<br />

und sein Team Dosa- und Tandoori-Spezialitäten an. Bei Dosa<br />

handelt es sich um eine Art knusprigen Pfannkuchen. Tandoori<br />

wiederum sind Gewürzmischungen der indischen Küche zum<br />

Marinieren verschiedener Fleischsorten. Die Marinade wird mit<br />

Joghurt gemischt, das so eingelegte Fleisch gegrillt. Das neue<br />

MAHLZEIT !<br />

»Kitchens of India« in der Hemmstraße 240 hat<br />

70 Plätze und für den Sommer ist auch ein Außenbereich<br />

geplant. Geöffnet ist täglich von<br />

11:30 Uhr bis 15:00 Uhr sowie von 17:30 Uhr<br />

bis 22:30 Uhr. Von 11:30 Uhr bis 15:00 Uhr<br />

wird montags bis freitags ein Mittagstisch<br />

angeboten, sonn- und feiertags gibt es von<br />

12:00 Uhr bis 15:00 Uhr ein indisches Buffet<br />

mit vielen ausgesuchten Spezialitäten.<br />

▼ ÜBER SABASHKARAN THEVARAJEH<br />

Der studierte Maschinenbautechniker, der<br />

1994 nach Deutschland kam, ist glücklich,<br />

schon vor mehr als 20 Jahren in die Gastronomie<br />

gewechselt zu haben, denn: »In der Gastronomie hat<br />

man anders als in der Industrie viel mit Menschen zu tun.«.<br />

Das wollte er schon immer, und: »Im eigenen Restaurant<br />

macht das noch mehr Spaß.«. Zu erreichen ist das »Kitchens of<br />

India«, das auch Gerichte außer Haus anbietet, unter Telefon<br />

0421 / 57 72 68 68 und unter www.kitchensofindia.de<br />

Text: Eggert Peters, Foto: Pressefoto ▲<br />

Mittagstisch und Sonntagsbuffet mit:<br />

Hähnchen Spezialitäten Lamm Gerichte<br />

Vegetarische Spezialitäten Rind Gerichte<br />

Reis Spezialitäten Tandoori Thali Dosa<br />

Spezialitäten Fisch Gerichte Suppen<br />

Salate Vorspeisen Pakora und mehr...<br />

Hemmstr. 240 · 28215 Bremen<br />

Geöffnet täglich 11:30 bis 15:00 Uhr und 17:30 bis 22:30 Uhr


q ZWEI PARTNER UND EIN BERATUNGSANGEBOT<br />

»Die Heizungsvisite für Alt- und Neuanlagen «<br />

» Gespielt wird, was Spaß macht. «<br />

q DIE »<strong>FINDORFF</strong>ER SPIELFREUNDE«<br />

S<br />

eit Anfang des Jahres bieten die Klimaschutzagentur<br />

»energiekonsens« und die Energieberatung<br />

der Verbraucherzentrale Bremen gemeinsam<br />

Heizungsvisiten für Alt- und Neuanlagen<br />

an. Mit Erfolg: Rund 80 Hausbesitzer im Land<br />

Bremen, darunter viele FindorfferInnen, haben<br />

die Beratung bereits wahrgenommen. Dabei<br />

haben sie u. a. wertvolle Energieeinspartipps<br />

sowie Informationen zu Fördermöglichkeiten<br />

bei Neuanschaffungen erhalten.<br />

Unabhängige Energieexperten der Verbraucherzentrale<br />

nehmen bei Eigentümern<br />

vor Ort in einem rund eineinhalbstündigen<br />

Check die Heizung in<br />

Augenschein, prüfen ihren Verbrauch<br />

und ihre Regelung sowie die Qualität<br />

der Wärmeversorgung. Dabei decken<br />

sie Energieeinsparpotenziale auf und<br />

geben Anregungen, wie sich Heizkosten<br />

senken lassen. Die energiekonsens-Berater<br />

für Neuanlagen wiederum zeigen in einem<br />

einstündigen Gespräch auf, was bei der<br />

Anschaffung einer neuen Heizanlage<br />

beachtet werden sollte. Sie informieren,<br />

welcher Energieträger für den jeweiligen<br />

Haushalt die richtige Wahl ist, welche Kesselgröße sich<br />

empfiehlt und welche Fördermöglichkeiten es gibt. Durch die<br />

Bündelung der Kompetenzen und die Vergrößerung des Expertenpools<br />

habe man die Beratung ausbauen können, sagt Inse<br />

Ewen, Regionalmanagerin Energieberatung der Verbraucherzentrale<br />

Bremen. »Das gemeinsame Angebot stellt beim Gebäude-Check<br />

die Heizung in den Mittelpunkt der Beratung. Die<br />

Energieexperten gehen jetzt noch intensiver auf das ein, was<br />

die Verbraucher bewegt – etwa die Frage, mit welchen Maßnahmen<br />

sich Energieverbräuche im gesamten Haus senken lassen.<br />

Es sind ja oft kleine Stellschrauben, die viel bewegen können.«<br />

Heizungsvisite<br />

In Kooperation mit der<br />

Verbraucherzentrale<br />

Bremen e.V.<br />

Sie möchten sichergehen, dass Ihre<br />

alte oder neue Heizungsanlage so<br />

effizient wie möglich läuft?<br />

DER GUTE TIPP<br />

Mit der Heizungsvisite werde zudem ein besseres Verständnis<br />

für Heizanlagen geschaffen, ergänzt Heinfried Becker, Leiter<br />

des Projektes bei »energiekonsens«: »Viele Menschen sind froh,<br />

wenn die Heizung läuft, verschwenden aber keinen weiteren<br />

Gedanken an sie. Dabei führt allein die Tatsache, dass ein<br />

Eigentümer sich mit dem Energieverbrauch seiner Immobilie<br />

auseinandersetzt und dadurch sein Heizverhalten ändert,<br />

in der Regel zu Einsparungen von zehn Prozent.« Aus seiner<br />

Sicht ein weiteres Argument für die Heizungsvisite:<br />

»Der Austausch einer Heizung oder grundlegende<br />

Modernisierungsmaßnahmen kosten Geld.<br />

Da wollen Verbraucher vorab eine ehrliche<br />

Antwort darauf, ob bei ihnen tatsächlich<br />

Handlungsbedarf besteht. Und die bekommen<br />

sie.«, betont er weiter. Bislang sei<br />

das Feedback auf das Angebot durchweg<br />

positiv, sagt Inse Ewen. »Darauf ruhen<br />

wir uns aber nicht aus, sondern schulen<br />

unsere Berater regelmäßig, um es weiter<br />

zu verbessern«, erklärt Heinfried Becker. Das<br />

Angebot ist noch bis Ende des Jahres im Land<br />

Bremen buchbar – und zwar zu einem günstigen Preis:<br />

Die Heizungsvisite für Altanlagen der<br />

Energieberatung der Verbraucherzentrale<br />

Bremen wird vom Bundesministerium für<br />

Wirtschaft und Energie gefördert; die Beratung<br />

zu Neuanlagen durch »energiekonsens«. Daher beträgt<br />

die Eigenbeteiligung nur 20,00 Euro für Privathaushalte.<br />

▼ SO EINFACH IST ES<br />

Termine für den Altanlagen-Check können telefonisch unter<br />

0421 / 16 07 77 oder per E-Mail unter heizungsvisite@vz-hb.de<br />

vereinbart werden. Die Neuanlagen-Visite ist unter Telefon<br />

0421 / 376 67 10 oder heizung@energiekonsens.de buchbar.<br />

Text: Sandra Wagner, Foto: Martin Rospek ▲<br />

Beratung für Neuanlagen (energiekonsens):<br />

0471 30947371 oder heizung@energiekonsens.de<br />

Beratung für Altanlagen (Verbraucherzentrale):<br />

0471 26194 oder heizungsvisite@vz-hb.de<br />

H<br />

eutzutage läuft alles<br />

digital: Wir schreiben<br />

E-Mails statt<br />

Briefe, sehen auf<br />

»google« nach statt<br />

im Lexikon, Bücher<br />

sind jetzt E-Books<br />

und gespielt wird nur<br />

noch am PC. Aber ist<br />

das wirklich so ? Ganz und gar nicht !<br />

Zumindest nicht, was den letzten Teil<br />

angeht. Denn analoge Spiele – sprich<br />

Brettspiele – erfreuen sich zurzeit nicht<br />

bloß immer noch großer Beliebtheit,<br />

sondern es hat sich sogar eine ganze<br />

Szene um das Freizeitvergnügen gebildet.<br />

Damit verschwindet auch das letzte<br />

noch vorhandene Bisschen des leicht<br />

eingestaubten Images, mit dem BrettspielerInnen<br />

zu kämpfen haben. Beim<br />

Spiele-Trend sind alle dabei: jung, alt und alles dazwischen. SeniorInnen<br />

mit jahrzehntelanger Spielerfahrung tun es genauso<br />

gern wie trendbewusste MittzwanzigerInnen.<br />

Die verspielten Mengen tummeln sich<br />

auf Spielemessen, trinken ihren Kaffee in<br />

Spielecafés oder treffen sich ganz gemütlich zu Spielrunden in<br />

der eigenen Nachbarschaft.<br />

TREFFPUNKT<br />

So machen es jedenfalls die »Findorffer Spielfreunde«, die sich<br />

jeden zweiten Dienstag im Monat (immer in den geraden Kalenderwochen)<br />

von 19:30 Uhr bis 23:00 Uhr zum gemeinsamen<br />

Spielen im Vereinshaus Findorff zusammenfinden. Ob Brett-,<br />

Karten- oder Würfelspiel, ob Strategie, Glück oder Schnelligkeit:<br />

Gespielt wird, was Spaß macht. Klassiker wie Doppelkopf<br />

oder Rummycub sind fast immer vertreten, aber auch Neuheiten<br />

werden hier mit Begeisterung getestet. Alle, die Lust haben<br />

mitzumachen, können jederzeit gerne einsteigen. Es gibt keine<br />

feste Mitgliedschaft, die MitspielerInnen kommen nach Lust<br />

und Laune, wann immer es ihnen passt. Dabei braucht man sich<br />

auch keine Sorgen zu machen, dass man dort doch niemanden<br />

kennt. Spielen verbindet ! Bei den »Findorffer Spielfreunden«<br />

haben sich schon diverse neue Freundschaften gebildet, ganz<br />

unkompliziert und nebenbei. Natürlich dürfen auch bereits<br />

vorhandene Freunde mitgebracht werden, genauso wie eigene<br />

Spiele. Der Spielspaß kostet nur 1,00 Euro Eintritt und Getränke<br />

kann man im Vereinshaus ebenfalls günstig bekommen.<br />

Das Vereinshaus Findorff findet man in der Hemmstraße 240,<br />

die »Spielfreunde« treffen sich in der zweiten Etage. Anmelden<br />

braucht man sich nicht. Infos zu den »Findorffer Spielfreunden«<br />

und zu den nächsten Terminen findet man im Internet unter<br />

www.findorfferspielfreunde.de oder man fragt einfach direkt<br />

den Verantwortlichen Karsten Ohl über die unten genannten<br />

Kontaktwege.<br />

In Bremen sind die »Findorffer Spielfreunde«<br />

in bester Gesellschaft. Das zeigen die Bremer<br />

Spiele-Tage, die jedes Jahr tausende Besucher<br />

in das Bamberger Haus der Bremer Volkshochschule locken.<br />

Die Bremer Volkshochschule ist übrigens offizieller Unterstützer<br />

der »Findorffer Spielfreunde«.<br />

Auch über Bremens Grenzen hinweg haben es Brettspiele zu<br />

großem Ruhm gebracht. Davon kann jeder, der einmal die<br />

internationalen Spieltage in Essen besucht hat, ein Lied singen.<br />

Bei so viel Zulauf und Förderung muss an dem derzeit aktuellen<br />

Spiele-Trend ja irgendetwas dran sein. Aber warum spielen denn<br />

nun alle so gern und nehmen dafür auch noch extra die Wege<br />

zu Spieletreffs und -messen in Kauf ? Weil das miteinander Spielen<br />

eben ein ganz menschliches Bedürfnis ist, dass sich nicht<br />

durch die abendliche Runde Solitaire am heimischen Computer<br />

ersetzen lässt. Wir wollen uns treffen, uns gemeinsam an einen<br />

Tisch setzen und zusammen Spaß haben. Der Mensch ist eben<br />

ganz einfach ein soziales Wesen – und daran ändert auch die<br />

Digitalisierung nichts.<br />

▼ SPIELTREFF IM VEREINSHAUS <strong>FINDORFF</strong><br />

Die Treffen der »Findorffer Spielfreunde« finden regelmäßig<br />

im Vereinshaus Findorff in der Hemmstraße 240 statt. Kontakt<br />

über Karsten Ohl unter Telefon 04292 / 91 96 sowie per E-Mail<br />

karsten-ohl@t-online.de. Termine und ausführliche Infos unter<br />

www.findorfferspielfreunde.de<br />

Text: Leona Ilgner, Foto: Frank Fiedler ▲<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 28 | PROMOTION<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 29


q DAS TIERGEHEGE IM BÜRGERPARK<br />

AUS <strong>FINDORFF</strong>. FÜR <strong>FINDORFF</strong>.<br />

W<br />

ilde Tiere faszinieren – na klar !<br />

Aber müssen zu einem Zoobesuch<br />

immer gleich Löwen, Zebras und<br />

Giraffen gehören ? Das Tiergehege<br />

im Bürgerpark setzt auf weniger<br />

exotisch anmutende Arten, die sich<br />

dafür in unserem Klima ganz zuhause<br />

fühlen. Aber wieso hat Bremen<br />

eigentlich<br />

keinen »richtigen« Zoo wie viele andere<br />

Großstädte? Ein Blick in die Geschichte<br />

zeigt, dass der Bürgerpark einst mit<br />

einigen kunterbunten Überseearten aufwarten konnte.<br />

Im 19. Jahrhundert war es gang und gäbe für Parks, sich ein<br />

Tiergehege zu leisten. Auch der Bürgerparkverein folgte 1870<br />

diesem Trend. Bald kam die erste Rentierfamilie als Geschenk<br />

eines Bremer Kaufmanns in den Bürgerpark. Die Anlage bekam<br />

den Namen »Belvedere«, da eine Beobachtungsplattform den<br />

Besuchern diese »schöne Aussicht» ermöglichte. Weitere Tiere<br />

machten sich auf den Weg über den Atlantik und konnten nun<br />

auch im neu erbauten Wildhaus Unterschlupf finden. Nach mehreren<br />

Umzügen landeten sie 1884 schließlich an ihrem heutigen<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 30<br />

Ganz nah dran !<br />

LIEBLINGSORTE<br />

Platz. Doch das Tiergehege bekam Konkurrenz, als die Meierei<br />

begann, ihre Gäste mit einem ganzen Affenkäfig zu unterhalten.<br />

Es folgten zwei Kängurus und 1901 berichtete sogar die Lokalpresse<br />

über einen sprechenden Papagei.<br />

Mit dem 20. Jahrhundert kamen nicht nur Geldsorgen, sondern<br />

am Ende des Zweiten Weltkrieges war das Tiergehege auch vollkommen<br />

leer. Im Jahr 1953 half die Sparkasse Bremen, indem<br />

sie dem Bürgerparkverein ein neues Wildgehegehaus<br />

schenkte, das vielen Vogel- und<br />

Säugetierarten den Neueinzug ermöglichte.<br />

Heute leben im Tiergehege zu einem großen<br />

Teil heimische Tiere, die man sonst kaum noch zu Gesicht<br />

bekommt. Die Leinegans und das Bunte Bentheimer Schwein<br />

sind vom Aussterben bedroht. Im Tiergehege haben sie nicht<br />

nur ein sicheres Zuhause, sondern auch noch ein begeistertes<br />

Publikum. An Nachwuchs mangelt es den BewohnerInnen des<br />

Geheges auch nicht: Wer zur richtigen Zeit kommt, kann sich<br />

den Ferkel-Kindergarten anschauen oder ein Damwildkalb bei<br />

den ersten Gehversuchen begleiten. Hier ist man »ganz nah<br />

dran« — und das auch noch quasi direkt vor Findorffs Haustür.<br />

Text: Leona Ilgner, Foto: Ercan Yildirim, www.ey-fotografie.de ▲<br />

AUF DEN HUND GEKOMMEN ? Wow, was tut man nicht alles, um Aufmerksamkeit zu bekommen – zum<br />

Beispiel die potentieller Inserenten, deren Anzeigen wir gern hätten, damit Sie »<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong>«<br />

weiterhin regelmäßig und kostenlos lesen können. Wir freuen uns über jede Anzeige der Findorffer Geschäftswelt und<br />

umzu, die unser Magazin als attraktiven Werbeträger nutzen möchte. Warum ? Wir machen »<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong><br />

<strong>NEBENAN</strong>« für die Menschen in dem Stadtteil, in dem auch wir leben und arbeiten. Als einziges durchgängig vierfarbig<br />

gedrucktes Stadtteilmagazin verteilen wir von »<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong>« über 10.000 Exemplare in<br />

alle Briefkästen, auf denen nicht »keine Werbung« steht. Wer unser Magazin nicht im Briefkasten<br />

haben möchte, aber doch lesen will, bekommt es auch an anderer Stelle: Weitere Exemplare gibt<br />

es an über 60 »Hotspots« und in vielen Arztpraxen. Ausführliche Infos auf www.findorff.info<br />

Text & Gestaltung: www.raetsch.de, Foto: »This dog just fetched the newspaper« © Shevs, www.shutterstock.com


▼ DAS WIRD MAN DOCH WOHL NOCH FRAGEN DÜRFEN<br />

Muss die Jan-Reiners-Lok unbedingt gerettet werden ?<br />

W<br />

er in Findorff lebt, ist auch ihr schon begegnet:<br />

Die Jan-Reiners-Lok ist auch über die<br />

Stadtteilgrenzen hinaus als Wahrzeichen<br />

Findorffs bekannt. Von der zentralen Rolle<br />

der sympathischen Lokomotive zeugen<br />

unter anderem das »Jan-Reiners-Center«,<br />

die Logos verschiedener Findorffer Firmen und die<br />

alljährliche Weihnachtsdekoration in Lokomotiven-Form.<br />

Als FindorfferIn kann<br />

man sich kaum vorstellen, dass es »Jan<br />

Reiners« einmal nicht mehr geben<br />

könnte. Doch so wird es kommen,<br />

wenn sich keine Möglichkeit findet,<br />

deren Restaurierung zu finanzieren.<br />

Doch warum ist diese Lok den<br />

BewohnerInnen des Stadtteils<br />

eigentlich so wichtig ? In erster Linie<br />

geht es um Gefühle. »Jan Reiners« ist<br />

ein wichtiger Bestandteil unseres Viertels,<br />

der einfach schon immer da war. Als<br />

Kind faszinierte einen die Lok als besonderes<br />

Highlight auf Spaziergängen mit den<br />

Eltern. Als Erwachsener sieht man in ihr<br />

eine Art alte Freundin, der man immer<br />

wieder gern begegnet. Aber die Lok berührt<br />

nicht nur durch Nostalgie im Sinne des Erinnerns an die<br />

eigene Kindheit. Sie versprüht diesen besonderen Charme, den<br />

nur sehr alte Dinge besitzen. Als Relikt aus einer anderen Zeit<br />

hat sie fast etwas Geheimnisvolles. Man hat sie sein Leben lang<br />

als selbstverständlich angesehen, aber wo kommt sie eigentlich<br />

her, diese uralte Lok ? Und was macht sie mitten in Findorff ?<br />

Diese Fragen stellen sich BewohnerInnen, die nichts über die<br />

Vergangenheit Findorffs als Eisenbahnerstadtteil wissen. Dabei<br />

kam es überhaupt nur zur Gründung des Stadtteils, weil die<br />

Schmalspurbahn »Jan Reiners« zur Erschließung des Moorgebietes<br />

in Betrieb genommen wurde. Daraufhin ließen sich die<br />

Beschäftigten dieses neuen Wirtschaftszweiges im Gebiet des<br />

heutigen Findorffs nieder. So begann die Besiedelung unseres<br />

Stadtteils. Die Jan-Reiners-Lok hat sich ihre zentrale Rolle<br />

im Stadtteilbild also erstens verdient und trägt zweitens auch<br />

dazu bei, dass sich FindorfferInnen mit der Geschichte ihres<br />

Stadtteils auseinandersetzen. Und die historische Bedeutung<br />

geht sogar noch über die Stadtteilgründung hinaus. Denn die<br />

Lokomotive diente immer wieder als Symbol des Zusammenhalts<br />

und der Selbstständigkeit der regionalen Bevölkerung. Die<br />

BürgerInnen lackierten die Wagen »ihrer« Bahn eigenhändig in<br />

Bremer Farben. Im Winter befeuerten die Passagiere die Öfen<br />

in der Bahn selbst. Schließlich wurde die Kleinbahn in und zwischen<br />

den Weltkriegen intensiv für sogenannte »Hamsterfahr-<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 32<br />

JA ODER NEIN ?<br />

ten« in die Moorgebiete genutzt, auf denen die Fahrgäste sogar<br />

vom Bahnpersonal beim Schmuggeln unterstützt wurden.<br />

Diese Geschichten zeigen: Die FindorfferInnen konnten in<br />

guten und in schwierigen Zeiten aufeinander zählen und die<br />

Jan-Reiners-Lok war Zeuge dieser besonderen Momente. Auch<br />

heute kann sie uns daran erinnern, dass wir als Stadtteil eine<br />

Gemeinschaft sind und dass wir stark sind, wenn wir<br />

zusammenhalten. Gerade im Zeitalter von Globalisierung<br />

und Phänomenen wie »urbaner<br />

Einsamkeit« wird die Fähigkeit, sich als<br />

regionale Gemeinschaft zu sehen, umso<br />

wichtiger.<br />

Es mag also sein, dass die Funktion der<br />

Jan-Reiners-Lok heute bloß eine emotionale<br />

ist. Aber es wäre schlichtweg<br />

falsch zu behaupten, Emotionen hätten<br />

keine Macht. Emotionen sind das, was<br />

uns Menschen antreibt. Und wer nicht nur<br />

in der Vergangenheit lebt, sondern auch die<br />

Gegenwart im Blick hat, darf sich ruhig ein wenig<br />

Nostalgie leisten. Also lasst uns in alter<br />

Jan-Reiners-Tradition als Team spielen und<br />

die Finanzierung »unserer« Lieblings-<br />

Lokomotive gemeinsam stemmen !<br />

Leona Ilgner ist in Findorff geboren und aufgewachsen und<br />

wünschte sich als Kind, dass alle Lokomotiven noch so altmodisch<br />

aussähen wie die Jan-Reiners-Lok. Nur, dass man darauf<br />

nicht herum klettern durfte, fand sie immer etwas schade.<br />

K<br />

ein Mensch muss müssen, es sei denn er<br />

muss.« pflegte Oma in meiner Kindheit oftmals<br />

zu sagen. Die Jan-Reiners-Lok allerdings<br />

muss nach mehreren Jahren erneut aufwändig<br />

restauriert werden – und das kostet vermutlich<br />

schlappe 38.000 Euro. An ihr nagt schon<br />

wieder der Zahn der Zeit. Die Lok rostet und ganz besonders<br />

schlimm: Ihre Standfestigkeit ist nicht mehr gewährleistet. Als<br />

inoffizielles Findorffer Wahrzeichen droht sie vom Betonsockel<br />

zu kippen. Das ist irgendwie symptomatisch und hat eine<br />

hohe Symbolkraft. Der trostlose Platz, auf dem die Lok steht,<br />

wird von jüngeren StadtteilbewohnerInnen übrigens treffend<br />

ironisch »Platz des Todes« genannt. Am Platz des Todes vom<br />

Sockel kippen ? Die Eisenbahnfans im Stadtteil, und das sind<br />

sehr, sehr viele, sagen: »Soweit darf es für ›unsere‹ Findorffer<br />

Lok nicht kommen.«<br />

Man könnte an dieser Stelle pragmatisch argumentieren »Besser<br />

ein hässlicher Platz mit Lok, Brunnen und Bänken, anstatt<br />

irgendwann noch ein weiteres Neubauprojekt.« Ja, man u<br />

SCHAUFENSTER<br />

könnte auch gut dagegen argumentieren und Neubauprojekte<br />

grundsätzlich gut finden, weil es nicht nur für Menschen mit<br />

wenig Geld einen eklatanten Mangel an Wohnraum gibt. Aber<br />

das ist im Stadtteil kein echtes Aufregerthema, sondern es gilt<br />

ein viel wichtigeres, eklatantes Drohszenario durchzuspielen:<br />

Falls es der Bürgerverein als bisheriger »Pate« der Lok auf seiner<br />

derzeit laufenden Spendentour bei Beirat, Geschäftsleuten und<br />

Findorffer BürgerInnen nicht schafft, das für die Generalüberholung<br />

erforderliche Geld (oder passender zur Thematik: die<br />

Kohle) zusammenzubringen, soll die Jan-Reiners-Lok Findorff<br />

für immer verlassen. Der Deutsche Eisenbahn-Verein schlägt als<br />

vermeintlichen »Worst-Case« vor, die stillgelegte Jan-Reiners-<br />

Lok wieder fahrtüchtig zu machen – und grunderneuert zu einem<br />

neuen Leben zu erwecken. Der Nachteil für Findorff: Der<br />

Lok würde es ergehen, wie vielen jungen Familen in Bremen.<br />

Sie müsste mangels ausreichenden Kapitals ins niedersächsische<br />

Umland umsiedeln. In Bruchhausen-Vilsen würde sie dann als<br />

Museumslok von den Oldiebahn-Experten des dort ansässigen<br />

Eisenbahn-Vereins erneut in Betrieb genommen werden.<br />

Der mögliche Abschied für immer aus Findorff passt zu einer<br />

wechselhaften Biografie, in der die Lok vor ihrer beruflichen<br />

Freisetzung noch eine besonders trostlose Episode zu überstehen<br />

hatte: Sie diente einige Jahre ziemlich zweckentfremdet in<br />

der Armaturenfabrik von Gustav F. Gerdts (heute: GESTRA)<br />

als Dampfmaschine zum Manometerprüfen, bevor sie am Ende<br />

mit Glanz und Gloria auf einen Betonsockel gehoben wurde.<br />

»Lok will fahren!« und »Free the Jan-Reiners-Lok!« fällt mir<br />

dazu spontan ein, denn kann es für die einst stolze Lokomotive<br />

sinnvoll sein, über fünfzig Jahre versteckt unter Bäumen und<br />

nachts mäßig beleuchtet bewegungslos in der Gegend herum zu<br />

stehen ? Selbstverständlich nicht, abgesehen davon, das Bewegung<br />

im Alter immer wichtiger wird. Sollte die letzte Lok ihrer<br />

Art weiterhin als Symbol des Stillstands stehen ? Man könnte<br />

jetzt kalauern: »Der Zug ist abgefahren.« – und zwar nicht erst<br />

seit gestern. Nach Jahren der Stagnation wandelt sich Findorff<br />

endlich wieder voller Elan und Bewegung. Sollten wir also<br />

01 02 03<br />

q DIE MEINUNGSRUBRIK<br />

Abschied von überholten Denkweisen nehmen für neue, spannende<br />

Wege in die Zukunft ? Manche sagen so. Manche sagen<br />

so. Der Dichter sagt: »Nichts ist zarter als die Vergangenheit.<br />

Rühre sie an wie ein glühend Eisen; denn sie wird dir sogleich<br />

beweisen, du lebest auch in heißer Zeit !« Meinte Johann Wolfgang<br />

von Goethe damit vielleicht auch einfach: »Wer rastet, der<br />

rostet«? Weder das eine, noch das andere ist der Jan-Reiners-<br />

Lok zu wünschen. Gesegnet mit jahrelangen »Erfahrungen«<br />

könnte es die »Grand Dame« des abseitigen Stillstands uns<br />

noch einmal vormachen, wie man auch im hohen Alter mutig<br />

aufbricht: Mit ihrem Wegzug würde sie selbstbewusst das ewige<br />

Abstellgleis verlassen – und mehr noch: Sie dürfte auf einer<br />

neuen Wegstrecke endlich wieder wie in ihrer Jugend volle<br />

Fahrt aufnehmen. Für uns, die sie zurücklassen würde, aber<br />

gilt: Nostalgische Verklärung kann schön sein und gibt uns ein<br />

gutes Gefühl, wird von klugen Psychologen zugleich aber auch<br />

definiert als Hinwendung zu vergangenen Zeiten, die in der<br />

Erinnerung stark idealisiert und wenig reflektiert werden. Eben.<br />

Die Jan-Reiners-Lok war in ihren besten Zeiten ein sichtbares<br />

Zeichen einer florierenden Wirtschaft. Sie galt zurecht lange<br />

Zeit als das Findorffer Wahrzeichen. Aber ist das noch so ? Heute<br />

nehmen die jungen BewohnerInnen den einstigen Eisenbahnerstadtteil<br />

als solchen gar nicht mehr wahr, weil er es spätestens<br />

seit der Einführung des ICE auch nicht mehr ist: Ihnen geht<br />

die ganze Aktion um die Jan-Reiners-Lok ziemlich am Bahnsteig<br />

vorbei. Fazit: Falls der Erhalt der Lok in Findorff mangels Finanzierung<br />

nicht klappt, sollten wir der alten Dame auf ihrer neuen<br />

Wegstrecke wieder ein bewegtes Leben mit vielen Fahrgästen<br />

gönnen. Aber braucht das heutige Findorff dann ein neues, zeitgemäßes<br />

Wahrzeichen? Das wäre gut. Schade nur, dass dieses<br />

ökologisch voll im Trend liegende Windrad auf dem Schornstein<br />

des Schlachthofes anscheinend schon wieder defekt ist.<br />

Kay Grimmich ist Autor für Minderheitsmeinungen. Für starken<br />

Gegenwind bezogen auf seine Position hat er sich vorsorglich<br />

bereits eine Schutzweste gekauft. Illustration: »Railway<br />

locomotive«, Vladislav Kudoyaro © www.shutterstock.com ▲<br />

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<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 33


IN DER ZEITBLASE<br />

» Das stinkt mir gewaltig ! «<br />

q WIE KONNTE ES SOWEIT KOMMEN ?<br />

HILFE! UNSERE <strong>FINDORFF</strong>ER<br />

POSTFILIALE<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 34<br />

SCHLIESST FÜR IMMER<br />

W<br />

er hat’s gesagt? Birgit Busch hat’s<br />

gesagt – und zwar zu der geplanten<br />

Schließung des Postbank Finanzcenters<br />

im Jan-Reiners-Center, in<br />

der bisher an einem Standort sehr<br />

praktisch alle Leistungen sowohl<br />

der Deutschen Postbank als auch<br />

der Deutschen Post angeboten<br />

werden. Die agile 1. Vorsitzende<br />

des Findorffer Bürgervereins hat 1.380 Unterschriften sammeln<br />

lassen, um die Schließung am langjährigen Standort an der<br />

Hemmstraße doch noch zu verhindern. Unterstützung findet<br />

die ehemalige Abgeordnete in der Bremischen Bürgerschaft<br />

und langjährige Mitarbeiterin beim Wirtschaftssenator auch<br />

durch die Findorffer Stadtteilpolitik – die in einer öffentlichen<br />

Sitzung des Beirats den Regionalbeauftragten der Deutschen<br />

Post AG anreisen ließ, während ein Vertreter der Postbank AG<br />

nicht präsent war. Der freundliche Herr Siekmann erklärte den<br />

Anwesenden während einer aufgeheizten Diskussion in sympathisch-geduldiger<br />

»Old-School-Manier«, dass die klassische<br />

Postfiliale schon lange Vergangenheit sei. Seitdem weiß man<br />

auch in Findorff aus erster Hand, was überall in Deutschland<br />

schon seit langem bekannt ist: Die Postfilialen schließen – und<br />

werden im digitalen Zeitalter in der Form, wie sie vor allem der<br />

älteren Generation vertraut sind, schon bald nicht mehr existent<br />

sein. Dieser Wandel ist für den Rest der Welt keine Neuigkeit.<br />

Er findet in ganz Deutschland statt. Bereits Ende 2011 kündigte<br />

die Deutsche Post an, bundesweit alle noch selbst betriebenen<br />

475 Filialen aufgeben zu wollen. Dieses Ziel hat das Unternehmen<br />

inzwischen fast erreicht – und sogenannte »Postagenten«<br />

und Paketshops im Einzelhandel haben übernommen. 2016 zog<br />

auch die Postbank nach und verkündete, dass man »im Kampf<br />

gegen die Kosten stärker automatisieren und in Ballungszentren<br />

auch Filialen schließen will«. Nun ist auch die Postfiliale<br />

in der Hemmstraße an der Reihe: Das Postbank Finanzcenter,<br />

bisher gemeinsam mit der Deutschen Post unter einem Dach,<br />

schließt Ende Juni 2018 – es sei denn, der derzeit vom Bürgerverein<br />

laufende Protest gegenüber der Postbank AG und der<br />

Deutschen Post AG kann das unausweichliche Ende mittels<br />

öffentlich postulierter Empörung noch verhindern. Wünschenswert<br />

wäre es, aber sehr wahrscheinlich ist es leider nicht.<br />

Es ist erfreulich, dass sich der Bürgerverein, der sich übrigens<br />

konfessionell und politisch als streng neutral definiert, wieder<br />

verstärkt für die wirklich wichtigen Angelegenheiten der<br />

EinwohnerInnen in Findorff einsetzt. In den letzten Jahren<br />

konnte man den Eindruck gewinnen, dass es in erster Linie<br />

darum ging, Kohlfahrten und Torfhafenfeste zu organisieren.<br />

Nun ist es ja so, dass gesellige Vergnügungen ihre Funktion<br />

haben, aber nicht die primäre Aufgabe eines Bürgervereins<br />

sind, der historisch gesehen im Jahr 1902 deshalb in Findorff<br />

gegründet wurde, um die Interessen der Menschen im Stadtteil<br />

wahrzunehmen. Es ist daher positiv, dass es jetzt zeitgemäß<br />

wieder sach- und themenorientierter zugeht – und sicherlich ließ<br />

man sich für die aktuelle Aktion nicht zuletzt inspirieren durch<br />

die letzten zwei Proteste in den vergangenen drei Jahren, bei<br />

denen die FindorfferInnen auch ohne Unterstützung des Bürgervereins<br />

engagiert und am Ende erfolgreich gekämpft haben.<br />

Während bei letzten Unterschriftensammlungen die Adressaten<br />

allerdings die Bildungsbehörde, beziehungsweise der Beirat<br />

waren, die am Ende des langwierigen Protests auf die Stimmen<br />

potentieller WählerInnen gehört haben, um ihre Entscheidungen<br />

zu korrigieren, richtet sich der aktuelle Protest an zwei<br />

Unternehmen aus der freien Wirtschaft. Postbank AG und die<br />

Deutsche Post AG entscheiden im Gegensatz zur lokalen Politik<br />

im Rahmen von langfristig definierten Unternehmenszielen<br />

nach wirtschaftlichen Interessen. Interessen der Postbank AG<br />

und Deutschen Post AG werden – wenig überraschend – stark<br />

bestimmt durch die Senkung von Personalkosten zwecks der<br />

Erhöhung der Renditen. Es sind autonome unternehmerische<br />

Entscheidungen, die noch nicht einmal zwangsläufig an den<br />

Wünschen der KundInnen oder der Frequentierung einer Filiale<br />

ausgerichtet sein müssen. Es zeigt die hohe Identifikation<br />

der FindorfferInnen mit ihrem Stadtteil, wie leidenschaftlich<br />

sie eine wenig aussichtsreiche Kampagne für den Erhalt des<br />

Postbank Financenters unterstützen, aber die Initiatoren der<br />

Protestaktion wissen natürlich auch, dass die Politik jegliche<br />

Einflussmöglichkeiten auf das ehemalige Staatsunternehmen<br />

bereits vor über zwanzig Jahren aufgegeben hat. Daher stellt<br />

sich die Frage: »Wie konnte es soweit kommen ?«. Aufklärung<br />

ist gefragt – durch Fakten und einen Blick in die Vergangenheit.<br />

Noch zu Beginn der 1990er war das bundesdeutsche Post- und<br />

Fernmeldewesen felsenfest in staatlicher Hand und ließ sich zu<br />

der Zeit politisch im Sinne der BürgerInnen bei Bedarf steuern;<br />

beispielsweise in Richtung einer flächendeckenden Versorgung<br />

mit Postfilialen. Mit den Anfängen des aufkommenden<br />

Neoliberalismus begann auch der politische Trend staatliche<br />

Unternehmen zu privatisieren und an die Börse zu bringen. Das<br />

Ziel war klar: Man wollte die klamme Staatskasse füllen. Der<br />

ewige Kanzler hieß damals Dr. Helmut Kohl. Im Gegensatz zu<br />

seinem Image als »Godfather« des beharrlichen Aussitzens trieb<br />

er gemeinsam mit dem letzten Postminister seiner Art Christian<br />

Schwarz-Schilling die Privatisierung der Bundespost zielgerichtet<br />

voran. 1989 war es dann soweit: Die Regierung Kohl<br />

strukturierte und organisierte die Einheiten der Post neu. Die<br />

Zerschlagung des Staatsunternehmens geschah mit den Stimmen<br />

der regierenden CDU/CSU/FDP Koalition, aber auch die<br />

oppositionelle SPD war sehr dafür und stimmte zu. Anschließend<br />

folgte die »Postreform II«, aus der die Aktiengesellschaften<br />

Deutsche Post AG, Postbank AG und Deutsche Telekom AG<br />

hervorgingen, wie wir sie heute kennen. u<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 35


▼ IN DER ZEITBLASE<br />

▼ POSTFILIALE ENDGÜLTIG GESCHLOSSEN?<br />

»Einst staatlich verkauft ist und bleibt verkauft.«<br />

DIE ALTERNATIVEN<br />

Bereits im Jahr 2000 hielt der Staat nur noch lächerliche 21<br />

Prozent der Aktien. Seit 2015 ist die Deutsche Postbank AG zu<br />

100 Prozent eine Tochter der Deutschen Bank, die wiederum<br />

laut »WELT« zu 20 Prozent Privatanlegern und zu 80 Prozent<br />

institutionellen Profi-Investoren gehört. Profi-Investoren sind<br />

Fonds, Versicherungsgesellschaften und andere Banken – und<br />

deren Shareholder wollen natürlich Rendite sehen.<br />

Man hatte einst jeden politischen Handlungsspielraum<br />

aufgegeben – mit Auswirkungen bis<br />

in die heutige Zeit, die nun vor allem ältere<br />

KundInnen zu spüren bekommen: Beratende<br />

MitarbeiterInnen an einem Postschalter<br />

sind kaum noch zu finden und der<br />

bei vielen SeniorInnen wenig beliebte<br />

Geldautomat wird von den Banken bereits<br />

heute als Auslaufmodell betrachtet.<br />

Lebt das politische Findorff in einer Zeitblase<br />

? Selbstverständlich nicht, aber vor<br />

dem Hintergrund, dass die Adressaten kein<br />

Staatsunternehmen mehr sind, ist der Aufstand der<br />

Protestierenden, aber auch der Appell in einem einstimmig<br />

verabschiedeten Brief nach einer Vorlage der SPD-Fraktion,<br />

ein letzter, öffentlicher Versuch, doch noch irgendwie Einfluss<br />

zu nehmen auf Entscheidungen, die längst gefallen sind. In dem<br />

Brief appellieren die Ausschussmitglieder an die Deutsche Post<br />

AG und die Postbank AG, »nicht nur den Aspekt der Wirtschaftlichkeit,<br />

sondern auch ihre soziale Verantwortung in<br />

Betracht zu ziehen«. Fazit: »Die Dienstleistungen von Post und<br />

Postbank sind Teil der Daseinsvorsorge« – und die dürfen, so<br />

zitiert der Weser-Kurier das Schriftstück »nicht Unternehmensgewinnen<br />

geopfert werden.«<br />

Was Bürgerverein und Beirat im öffentlich ausgetragenen<br />

Kampf um den Erhalt des bisherigen Standortes im Jan-Reiners-Center<br />

mit Sicherheit auch wissen: Es gibt leider kein<br />

Grundrecht auf eine Postfiliale. Es gibt auch keine Verpflichtung<br />

der Postbank AG und der Deutschen Post AG zur »Daseinsvorsorge«.<br />

Einst staatlich verkauft ist und bleibt verkauft<br />

– und jetzt sicherlich gut gemeinte Forderungen an primär<br />

gewinnorientierte Unternehmen zu richten, die der Deutschen<br />

Bank gehören, ist ebenso realitätsfern, wie nach dem Verkauf<br />

des eigenen Autos dem neuen Besitzer vorschreiben zu wollen,<br />

wo er lang fahren soll oder an welchen Stellen er zu parken hat.<br />

Aber sollte man sich nicht dennoch für die Postfiliale einsetzen<br />

? Wer mag, der kann, und eine Unterschrift auf einem<br />

Zettel oder eine Meinungsäußerung auf »facebook« ist schnell<br />

gemacht, aber die Initiatoren des Protests sollten sich auch<br />

ehrlich machen und sagen, wie es soweit kommen konnte – und<br />

warum der Erhalt der Filiale trotz 1.380 Unterschriften in etwa<br />

so wahrscheinlich ist wie die Aussicht, dass Werder Bremen<br />

am letzten Spieltag noch Deutscher Meister wird oder der HSV<br />

dem Abstieg entkommt. Sollte es anders kommen und die Postfiliale<br />

gerettet werden, spendieren wir dem Bürgerverein gern<br />

100,00 Euro für die Sanierung der Jan-Reiners-Lok.<br />

Wenig hilfreich sind im Rahmen des Protests einige öffentlich<br />

formulierte Bewertungen der Initiatorin über die neuen<br />

»Postagenten« und indirekt auch gegenüber den DHL<br />

Paketshops und ihren zahlreichen Mitbewerbern<br />

im Stadtteil. Postagenten werden von Birgit<br />

Busch »mangelnde Fachkenntnisse« und<br />

eine »stark gesunkende Servicequalität«<br />

unterstellt – publiziert in dem mit dem<br />

neuen Herausgeber inhaltlich erfreulicherweise<br />

vielfältiger gewordenen »Findorffer<br />

Blatt« (ehemals »Der Findorffer«, das Mitteilungsblatt<br />

des Bürgervereins). Selbstverständlich darf man<br />

auch ein heutiges Geschäftsmodell wie Paketshops, die<br />

wie Pilze aus dem Boden sprießen, öffentlich beurteilen,<br />

aber bei aller Kritik sollte man dabei auch beachten: Wie<br />

werden diese negativen Bewertungen eigentlich von jenen<br />

EinzelhändlerInnen im Stadtteil aufgenommen, die versuchen<br />

mit einem Paketshop im Ladengeschäft den Umsatz zu steigern ?<br />

Paketshops bieten keine Finanzdienstleistungen – Leistungen<br />

die auch gar nicht ihre Aufgabe sind. Die Päckchen und Pakete<br />

werden in den Paketshops mit Sicherheit ebenso professionell<br />

angenommen und verschickt, wie in der guten alten Postfiliale.<br />

Zur Diskussion gehört aber auch eine Zukunftsfrage: Können<br />

42 Millionen KundInnen irren, die letztes Jahr für Geldangelegenheiten<br />

das Online-Banking nutzten ? »Zukunft ist etwas, das<br />

meistens schon da ist, bevor wir damit rechnen.« heißt es in einem<br />

sehr schönen Zitat unbekannter Herkunft. Richtig ist aber<br />

auch: Viele Menschen haben Vorbehalte, Geldangelegenheiten<br />

im Internet zu regeln. Online-Banking ist eine individuelle Entscheidung,<br />

die man als autonomer Kunde für sich selbst trifft.<br />

Eine letzte Frage sei schlussendlich noch erlaubt: Lebenslanges<br />

Lernen – gilt das eigentlich nur für die Jüngeren oder heute<br />

mehr denn je zuvor auch für die ansonsten sehr agilen jungen<br />

Älteren? Wer es noch nicht kann, aber lernen will, dass »Pin«<br />

nicht eine Stecknadel in der Korkwand und »Tan« keine Vorsuppe<br />

im China-Restaurant sein muss, der setzt beispielsweise auf<br />

den »Enkeltrick«: Jüngere Generationen nutzen das Internet völlig<br />

souverän – und zeigen den Älteren gern, wie es geht. Wer darauf<br />

nicht setzen kann oder will, belegt vielleicht als zukünftiger<br />

»Silver Surfer« einen Kurs wie »Ich bin im Internet – Internet<br />

für Ältere« an der Volkshochschule Bremen, den man bereits ab<br />

34,00 gut investierten Euros buchen kann. Informationen dazu<br />

gibt es im Internet, aber auch im Programmheft der VHS: Das<br />

ist wie bisher gedruckt und vor Ort auch in Findorff erhältlich.<br />

Text: Mathias Rätsch, Fotos: Everett Collection, Creativ Collection ▲<br />

q PAKETSHOPS<br />

Neben Postagenturen gibt es für den Versand von Päckchen und<br />

Paketen DHL Paketshops wie in der Hemmstraße 104. Man<br />

kann natürlich auch als VerbraucherIn ein Zeichen setzen, indem<br />

man aus Protest gegen die Schließung der Postfiliale in Findorff<br />

einfach den Dienstleister wechselt. Das ist im Stadtteil kein<br />

Problem. Schon länger gibt es in Findorff ein großes Angebot<br />

mit vielen Paketshops der Mitbewerber. Dazu zählen UPS in der<br />

Hemmstraße 145 und der Theodor-Heuss-Allee 6, Hermes in der<br />

Hemmstraße 185, der Plantage 8 und am Utbremer Ring 158,<br />

DPD in der Hemmstraße 124, der Admiralstraße 111, der Fürther<br />

Straße 10 und der Magdeburger Straße 2a – und zudem gibt es<br />

weitere Anbieter, die sich recherchieren lassen.<br />

q POSTAGENTUREN<br />

Möchte man Brief- oder Paketmarken auch zukünftig nicht online<br />

im Shop der Deutschen Post bestellen, gibt es die Postleistungen<br />

in zwei lokalen Filialen vor Ort in der Münchener Straße 76 und<br />

in der Hemmstraße 346. Dort gibt es weiterhin alle Leistungen<br />

wie Briefe und Pakete einliefern und Einschreiben, Nachnahmen<br />

und Wertbriefe aufgeben.<br />

q GELDAUSZAHLUNGEN<br />

Die Postbank gehört zur sogenannten »Cash Group«, zu der auch<br />

die Deutsche Bank, die HypoVereinsbank und deren Tochterunternehmen<br />

sowie die auch in Findorff ansässige Commerzbank<br />

in der Admiralstraße 131-137 gehören. Dort kann man wie bisher<br />

am Geldautomaten mit der Postbank Card (Debitkarte) und der<br />

persönlichen Geheimzahl (PIN) kostenlos sein Bargeld abheben.<br />

Das geht auch an der Tankstelle in der Hemmstraße 351 über den<br />

Shell Bargeld Service. Wer sein Geld dort nicht »tanken« möchte,<br />

kann auch für Geldangelegenheiten den Anbieter wechseln.<br />

q BERATUNG & FINANZDIENSTLEISTUNGEN<br />

Nach der wahrscheinlichen Schließung im Jan-Reiners-Center ist<br />

für die FindorfferInnen das nächste erreichbare Postbank Finanzcenter<br />

in Walle in der Utbremer Straße 97-99. Im Gegensatz zur<br />

Postbank ist die Sparkasse Bremen mit der bewährten Filiale in<br />

der Fürther Straße 8 weiterhin lokal in Findorff verwurzelt. Vor<br />

Ort wird man kompetent von FinanzexpertInnen beraten, die<br />

auch zukünftig weiterhin persönlich für Ihre KundInnen da sind.<br />

Zudem gibt es noch einen Geldautomaten in der Admiralstraße.<br />

q BRINGDIENST FÜR BARGELD<br />

Die Sparkasse Bremen plant einen Bringdienst für Bargeld aufzubauen.<br />

KundInnen, die beispielsweise aufgrund körperlicher<br />

Beeinträchtigungen nicht mehr in der Lage sind, eine Filiale mit<br />

Geldausgabe zu besuchen, sollen dann auf diesem Weg mit Geld<br />

versorgt werden. Mit der Einführung des neuen Service ist laut<br />

Sparkasse Bremen bis Mitte 2018 zu rechnen. Auch einige<br />

Banken wollen demnächst nachziehen. ▲<br />

Anwaltsbüro Christiane Ordemann<br />

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<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 36<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 37


PFLANZFEST<br />

<strong>FINDORFF</strong> BLÜHT AUF<br />

q GELUNGENE AKTION IM RÜCKBLICK<br />

F<br />

lower Power in Findorff: Die Initiative<br />

»Leben in Findorff« und das Projekt<br />

»Klimazone Findorff« hatten gemeinsam<br />

mit dem Beirat Findorff und vielen Partnern<br />

zum dritten Findorffer Pflanzfest<br />

in die Münchener Straße eingeladen.<br />

Zum Frühlingsauftakt kamen bei bestem<br />

feuchten Pflanzwetter über 30 fleißige<br />

StadtgärtnerInnen. Trotz Regen halfen<br />

sie dabei, den grauen Straßenraum zum Start in den<br />

Frühling bunter und grüner zu gestalten. Freie Beetflächen<br />

und die bekannten »Findorffer Grünpoller« wurden<br />

neu und bunt bepflanzt. Auch MedienvertreterInnen<br />

waren anwesend und berichteten: Radio Bremen<br />

kam zur Veranstaltung mit einem Team von »buten un<br />

binnen« vorbei.<br />

Mit dabei waren auch die »Bremer Umweltberatung«<br />

mit ihrer Beratung zur Fassadenbegrünung, »Bremen<br />

im Wandel« und der »BUND Bremen« informierten<br />

zum Thema Artenvielfalt in der Stadt. Die Initiatoren<br />

wollen mit der Aktion dazu beitragen, den vollversiegelten<br />

Straßenraum aufzuwerten und dafür sorgen,<br />

dass die als »Klimaboulevard« neu gebaute Münchener<br />

Straße mit mehr Grün auch endlich einen echten<br />

Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel leistet.<br />

Begeisterung über eine gelungene Aktion bei allen, die<br />

mitgemacht haben. Man war sich einig: Auch nächstes<br />

Jahr soll das Findorffer Pflanzfest wieder stattfinden.<br />

Friseurmeisterin Aysel Canli-Wiegand<br />

Telefon 0421 / 35 14 54 · Damen und Herrenfriseurin mit<br />

und ohne Termin · Hemmstr. 293 · 28215 Bremen<br />

Unsere Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 9:00<br />

bis 18:00 Uhr und am Samstag von 8:00 bis 14:00 Uhr<br />

Foto: »Cute redhead girl« © Domen Colja, www.shutterstock.com<br />

FLOWER<br />

POWER<br />

▼ DIE KLIMAZONE BREMEN-<strong>FINDORFF</strong><br />

Die »Klimazone Bremen-Findorff« ist als ein Nachbarschaftsprojekt<br />

angelegt. Ziel ist, dass NachbarInnen<br />

gemeinsam aktiv werden, sich gegenseitig informieren<br />

und motivieren, damit Klimaschutz im Alltagshandeln<br />

leichter umsetzbar ist. Vor Ort ist das bspw. die<br />

Initiative »Leben in Findorff«, die auch das Pflanzfest<br />

mit organisiert hat, sowie weitere Institutionen aus<br />

und um Findorff, die dieses Projekt bestens begleiten.<br />

Das KlimaCafé in der Münchner Straße 146 ist von<br />

Mittwoch bis Freitag jeweils von 15:00 bis 18:00 Uhr<br />

geöffnet. Weitere Ideen sind willkommen. Mehr Infos<br />

und Kontakt unter www.klimazone-findorff.de<br />

Text: Ulf Jacob, Fotos: Beatrice Claus, Ulf Jacob und<br />

Helmut Schellhammer ▲<br />

Das ganze dorff<br />

ist online:<br />

Besuchen Sie das<br />

Stadtteilportal für Findorff<br />

und melden Sie sich für<br />

unseren Newsletter an.<br />

passiert auf www.findorffaktuell.de<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 39


q »<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong>« IM RÜCKBLICK<br />

Frische Bilder, Kunst und ein Jubiläum<br />

+++ HANS-PETER SCHNEIDER präsentierte in der<br />

letzten Ausgabe von »<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong>« frische<br />

Ideen für den Findorffmarkt. »Wir sollten im Bereich der<br />

sozialen Medien aktiver werden. Über Kanäle wie »facebook«<br />

kann man Rezepttipps oder tolle Bilder von frischen Angeboten<br />

kommunizieren.« regte er im Interview an. Damit stieß der<br />

Messechef, der auch für die Bremer Märkte zuständig ist, sofort<br />

auf offene Ohren im Findorffer Fotostudio PLANTAGE 13 ,<br />

dessen Slogan selbstbewusst verkündet »Wir<br />

sprechen Bildsprache«. Das können wir als<br />

nach qualitativen Bildern hungriges Stadtteilmagazin<br />

aus den Erfahrungen in der<br />

bisherigen Zusammenarbeit nur bestätigen.<br />

Da traf es sich sehr gut, dass der Messechef für das Titelbild<br />

der letzten Ausgabe nach unseren Wünschen cool jonglierend<br />

von Fotograf MARTIN BOCKHACKER und der Designerin<br />

SONJA GERBING von der Plantage 13 sowieso schon wie<br />

immer absolut professionell in Szene gesetzt wurde. Im Team<br />

der Plantage 13 sprudelt es schon länger vor Ideen, wie man den<br />

Findorffmarkt zeitgemäß visuell inszenieren könnte – und nur bei<br />

vielen Ideen wird es nicht bleiben: Die Umsetzung in Bildern und<br />

Fassaden bewahren.<br />

Anspruch trifft Anspruch: Als Findorffer Meisterbetrieb bieten wir<br />

Ihnen hochwertige Holzfenster mit schlanken Profilen und leisten<br />

für Sie Beratung, Lieferung und Montage. Telefon 0421 / 21 57 18<br />

Ausführliche Informationen online: www.holzfenster-bremen.de<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 40<br />

NACHSCHLAG<br />

Videos läuft bereits. Wir werden in der nächsten Ausgabe über<br />

den kreativen Stand der Dinge berichten. Mehr Informationen<br />

demnächst vorab unter www.bildplantage13.de<br />

+++ Galeristin und Künstlerin PETRA NIEMANN hatte<br />

in unserer Rubrik »Zwischenruf« in der Herbstausgabe 2017<br />

eine Frage an alle: »Wieso stehen eigentlich noch Häuser und<br />

Gewerbeflächen leer, verfallen und werden nicht gepflegt ?« Sie<br />

wies darauf hin, dass bezahlbarer Wohnraum und Gewerbeflächen<br />

so rar wie nie zuvor sind; ein Zustand,<br />

der auch ExistenzgründerInnen, KleinunternehmerInnen<br />

oder KünstlerInnen trifft.<br />

Auch Petra Niemann musste ihre Galerie in<br />

der Münchener Straße schließen. Die Künstlerin hat über mehrere<br />

Monate eine bezahlbare Alternative gesucht – und endlich<br />

nicht nur eine neue Galerie, sondern zugleich auch eine »Partnerin-in-Crime«<br />

gefunden. SONJA BENDIKS macht surreale,<br />

gegenständliche und fotorealistische bis abstrakte Kunst, malt<br />

seit 30 Jahren, gehört fest zu der Bremer Kunstszene und ist<br />

hier nicht mehr wegzudenken. Beide Künstlerinnen stammen<br />

aus Findorff, lernten sich zufällig kennen und hatten schnell die<br />

Erkenntnis: »Das passt ! Wir machen etwas zusammen !« Aus<br />

den ersten Gedanken wurde eine konkrete Idee und aus der<br />

Idee wurde Realität. Neben der »kleinen galerie eichenbergerstraße«<br />

in der Eichenbergerstraße 62 gibt es im Stadtteil Kunst<br />

jetzt also auch in der Nürnberger Straße 15. Die Öffnungszeiten<br />

sind Dienstag von 17:00 bis 19:00 Uhr und Samstag von 11:00<br />

bis 13:30 Uhr. Mehr Infos auf www.sonja-bendiks-art.de und<br />

www.kunst-flash.de<br />

+++ Sie war in der Frühlingsausgabe 2017 eine der ersten<br />

Interviewpartnerinnen, unterstützt uns von Beginn an mit<br />

viel Zuspruch, ist Anzeigenkundin – und einer der nettesten<br />

Menschen unter der Findorffer Sonne: SIMONE STÖBEL<br />

ist für ihre Boutique »Modisign« in der Admiralstraße 123 seit<br />

nunmehr fünf Jahren auf der Suche nach außergewöhnlichen<br />

Entdeckungen am unendlichen Kleiderhimmel, die sie zuerst<br />

persönlich begeistern müssen. Schwerpunkt ist Biozertifizierte<br />

Mode aus Dänemark und Schweden. Dazu gibt es ein ausgesuchtes<br />

Angebot an Schmuck und Accessoires – und eine große<br />

Auswahl an Gürtelschnallen und Wechselgürteln. Weil man die<br />

Jubiläen begehen soll, wie sie fallen, ist es dieses Jahr soweit:<br />

MODISIGN feiert den fünften Geburtstag exakt am Sommeranfang,<br />

den 21. Juni ab 15:00 Uhr bis »open end« mit einer<br />

Party in der Boutique mit Bar, Chill, feinsten Clubsounds und<br />

Superschnäppchen – natürlich mit allen KundInnen und WegbegleiterInnen.<br />

Wer Simone Stöbel kennt, weiss, das sie sowohl<br />

noch modische als auch unterhaltsame Überraschungen auf<br />

Lager hat. Wir machen uns dem Anlass entsprechend schomal<br />

schick. Es gilt: Einfach vorbeikommen ! Mehr in unserer<br />

Rubrik »Dorffklatsch« und auf www.modisign.de<br />

Text: Mathias Rätsch ▲<br />

+++ Die LA OLA BOUTIQUE bietet Mode und mehr:<br />

Direkt am Findorffmarkt in der Magdeburger Straße 1A kann<br />

man sich von einer bunten Vielfalt und einer breitgefächerten<br />

Auswahl an Second-Hand-Schnäppchen verzaubern lassen. Bei<br />

»La Ola« gibt es wahre Schätze zu finden. Sie möchten sich von<br />

Ihrem ehemaligen Lieblingskleid oder -anzug trennen? Auch<br />

das geht: Marlena Kniemeyer und ihr Team suchen gern für<br />

Sie nach einem neuen glücklichen Besitzer. Alle Informationen<br />

unter www.laola.boutique.<br />

+++ Große Überraschung bei COIFFEUR LA FEE by Aysel<br />

in der Hemmstraße 293: Der Salon von Friseuermeisterin Aysel<br />

Canli-Wiegand wurde kurzzeitig zur<br />

Bühne für eine Foto-Session, die<br />

RÄTSCH COMMUNICATIONS<br />

www.raetsch.de seinem Kunden »Altes<br />

Pumpwerk« für die Visualisierung des neuen Programmheftes<br />

empfohlen hatte. Fotograf MATTHIAS HORNUNG von<br />

www.photocube.de setzte den Hauptdarsteller der kommenden<br />

Aufführungen von »Die Hochzeit des Figaro« gekonnt in Szene.<br />

Die berühmte Mozart-Oper wird von StudentInnen der HfK<br />

Bremen in der alten Maschinenhalle insgesamt viermal im<br />

Oktober und November gegeben. Der stimmgewaltige Protagonist<br />

des »Figaro« wollte zwar nicht für die anwesenden KundInnen<br />

singen, aber simulierte mittels Schere das Friseurhandwerk<br />

q WER, WIE, WAS, WIESO, WESHALB, WARUM<br />

nahezu perfekt. Am Ende<br />

gab es als Ergebnis der<br />

überraschenden Fotosession<br />

gelungene Aufnahmen<br />

und zum Abschluss schnell<br />

noch ein Erinnerungsfoto<br />

mit Aysel.<br />

+++ Das Projekt Klimazone<br />

Findorff sucht interessierte<br />

BürgerInnen, die<br />

DORFFKLATSCH<br />

ehrenamtlich mithelfen wollen,<br />

den<br />

......................................................................................<br />

......................................................................................<br />

......................................................................................<br />

GELÄNDER, VORDÄCHER AUS EDELSTAHL UND GLAS<br />

MIT LED-BELEUCHTUNG. SPRECHEN SIE UNS AN UND<br />

VEREINBAREN SIE EINEN BERATUNGSTERMIN.<br />

Klimaschutz<br />

in<br />

Findorff voranzubringen.<br />

Konkret geht es u. a. um die<br />

Betreuung des KlimaCafés<br />

oder des InfoMobils auf dem Findorff-Markt, die Verteilung<br />

von Veranstaltungsprogrammen, die Organisation von Nachbarschaftsinitiativen<br />

oder auch um die Unterstützung von Veranstaltungen.<br />

Ansprechpartner ist Projektleiter Jürgen Schnier.<br />

Bitte melden bei KLIMAZONE <strong>FINDORFF</strong> per E-Mail unter<br />

info@klimazone-findorff.de u<br />

A. Steiner Edelstahlbe- und verarbeitungs GmbH<br />

Boschstraße 10, 27367 Sottrum<br />

T. 04264 – 406855, F. 04264 – 406857<br />

info@steineredelstahl.de, www.steineredelstahl.de


Mode | Accessoires | Schmuck www.modisign.de<br />

Admiralstraße 123 | 28215 Bremen | 0421 16 69 35 44 | info@modisign.de<br />

17Mai<br />

02<br />

Juni<br />

22<br />

Juni<br />

BREMER SCHLAGZEUGENSEMBLE u »Furioso«<br />

LANGE NACHT DER BREMER MUSEEN u Event<br />

ARTEM YASYNSKYY u Klassik Piano »Sommertag«<br />

Infos & Karten ordern: www.altespumpwerk.de<br />

Geöffnet jeden 1. Sonntag im Monat von 15:00 bis<br />

18:00 Uhr. 16:00 Uhr wird eine Führung angeboten.<br />

Altes Pumpwerk e.V. | Salzburger Str. 12 | 28219 Bremen<br />

q WER, WIE, WAS, WIESO, WESHALB, WARUM<br />

DORFFKLATSCH<br />

+++ Nochmals zum Vormerken im<br />

kleinen Party-Notizbuch: Simone<br />

Stöbel feiert als Inhaberin von<br />

MODISIGN den fünften<br />

Geburtstag ihrer Boutique am<br />

Donnerstag, den 21. Juni 2018 ab<br />

15:00 Uhr bis »open end« mit mit<br />

Bar, Chill, feinsten Clubsounds und<br />

Superschnäppchen mit allen KundInnen,<br />

WegbegleiterInnen und dem gesamten<br />

Team. Look for – find more: Einfach vorbeikommen ! Wer es<br />

sich nicht merken kann, dem bauen wir gern eine kleine Erinnerungsbrücke:<br />

Am Jubiläumstag ist SOMMERANFANG – und<br />

das ausführliche Programm gibt es unter www.modisign.de<br />

+++ Kultur trifft Technik: Das ALTE PUMPWERK in der<br />

Salzburger Straße 12 lässt die Geschichte und die Arbeitswelt der<br />

Abwasserentsorgung lebendig werden. Öffentliche Führungen<br />

gibt es jeden ersten Sonntag im Monat (im November eine Woche<br />

später) um 16:00 Uhr. Geöffnet ist dann von 15:00 bis 18:00 Uhr.<br />

Der Eintritt beträgt nur 3,00 Euro und ist für Kinder frei. Das<br />

Technikmuseum ist aber auch eine Veranstaltungsstätte für Konzerte,<br />

Kleinkunst, Oper und mehr – und das Programmheft für<br />

das 2. Halbjahr 2018 bietet erneut ein abwechslungsreiches Angebot<br />

und wird auch in Findorff verteilt. www.altespumpwerk.de<br />

+++ Wie geht es weiter mit dem Polizeihaus in Findorff ? Ende<br />

Juli wird die Flüchtlingswohngemeinschaft an der Fürther Str. 43<br />

im HAUS DER POLIZEISTATION endgültig aufgelöst. Die<br />

Betriebserlaubnis wird nicht verlängert. Für einige der BewohnerInnen<br />

werden neue Wohnungen gesucht – möglichst in Findorff.<br />

Rund 40 Jugendliche haben in den letzten drei Jahren eine Zeit<br />

lang in der Einrichtung verbracht, bis sie eine passende Unterkunft<br />

gefunden hatten. Offen ist jetzt, was künftig mit dem für<br />

350.000 Euro sanierten Haus passiert. Ursprünglich sollte es für<br />

einen Neubau abgerissen werden. Doch das scheint vom Tisch,<br />

denn angesichts des Mangels an Wohnraum und Kita-Plätzen<br />

bietet sich der Standort in besonderer Weise für die Schaffung<br />

von Wohnraum und einen Kindergarten an.<br />

+++ Es brodelt im BREMER KLEINGARTENVERBAND:<br />

Eigentlich wollte der Landesverband der »Gartenfreunde« strengere<br />

Regeln für Kleingärten durchsetzen und Trampoline wie<br />

ökologisch wertvolle Hecken und Wildkräuter verbieten. Doch<br />

in Findorff und anderen Vereinen regte sich Protest. Jetzt hat sich<br />

auch die Versammlung der Landesmitglieder gegen die neue Landesgartenordnung<br />

und die Übernahme der Pachtverträge durch<br />

den Landesverband ausgesprochen. Müssten die Vereine die<br />

Pacht aus den Händen geben, würde es leichter fallen, die Bebauung<br />

voranzutreiben, heißt es. Um das Thema Kleingärten geht es<br />

auch beim Stadtgespräch im KlimaCafé am 7. Mai um 18.30 Uhr<br />

in der Münchener Straße 146. Gast ist Lisa Hübotter vom Senator<br />

für Umwelt, Bau und Verkehr.<br />

+++ Kleiner Pieks, großer<br />

Beitrag: Egal ob große Katastrophen<br />

oder tragische<br />

Einzelschicksale, täglich<br />

werden allein in Deutschland<br />

15.000 Blutspenden<br />

benötigt. Statistisch benötigt<br />

also alle sieben Sekunden<br />

ein Mensch in Deutschland<br />

Blut. Blutpräparate werden dabei<br />

nicht nur bei Unfallopfern oder<br />

schweren Operationen, sondern vor<br />

allem in der Krebstherapie gebraucht. Jeder kann irgendwann<br />

betroffen sein, was wir nicht hoffen wollen. Deshalb ist Blutspenden<br />

wichtig – und daher sollten die FindorfferInnen hingehen zur<br />

BLUTSPENDEAKTION des DRK-Blutspendedienstes NSTOB<br />

am Samstag, den 19. Mai von 11:00 bis 15:00 Uhr in der Martin-<br />

Luther-Gemeinde, Neukirchstraße 86, direkt am Findorffmarkt.<br />

Mehr unter www.blutspende-nstob.de<br />

+++ Mit mehr als 25 Jahren Erfahrung ist das Unternehmen<br />

STEINER EDELSTAHL am Standort Sottrum ein zuverlässiger<br />

Partner rund um die Verarbeitung von Edelstahl. Von individuellen<br />

Zäunen über Edelstahl-Geländer für den Innen- und Außenbereich<br />

bis hin zu modernen Vordächern und Sonnensegeln<br />

gestaltet man Lebensräume. Hochwertige Edelstahlkonstruktionen<br />

für den Yachtbereich gehören dabei ebenso dazu wie der Bau<br />

von Glasduschen und Glastrennwänden nach Maß. Speziell bei<br />

der Veredelung von Oberflächen trifft traditionelles Handwerk<br />

auf neueste Fertigungstechniken. DANIEL STEINER ist der<br />

Geschäftsführer des Unternehmens. Er wohnt und lebt in<br />

Findorff. Das Team von »Steiner Edelstahl« freut sich darauf,<br />

auf kurzen Wegen auch KundInnen in Findorff für individuelle<br />

Lösungen kompetent beraten zu dürfen.<br />

Mehr unter www.steineredelstahl.de<br />

+++ Die ersten Teilstücke nach<br />

den Kanalbauarbeiten sind fertig.<br />

Ab Mai soll die Findorffstraße<br />

zwischen Eickedorfer Straße und<br />

Brandtstraße wieder befahrbar<br />

sein. Dafür wandert die Baustelle<br />

weiter in Richtung Findorfftunnel.<br />

Ab Mitte Juni werden deshalb<br />

die Admiralstraße und die Theodor-<br />

Heuss-Allee zur Sackgasse. Wer aus der City<br />

kommt, muss einen Umweg über die Plantage und Herbststraße<br />

nehmen. Der Kanalbau soll bis Mitte Oktober abgeschlossen<br />

sein, teilte das Unternehmen HANSEWASSER mit.<br />

+++ LEBEN IN <strong>FINDORFF</strong> und die KLIM A ZONE<br />

<strong>FINDORFF</strong> waren beim Aktionstag »Bremen räumt auf« dabei.<br />

Danke an alle fleißigen HelferInnen ! Unmengen Müll am Bahndamm<br />

und auf der Bahnbrache an der Hemmstraße wurden<br />

gesammelt, denn hier ist offensichtlich der Müllplatz in Findorff.<br />

Das Gelände gehört der Deutschen Bahn, doch diese unternimmt<br />

anscheinend nichts und lässt das Gelände weiter vermüllen.<br />

Texte: Ulf Jacob und Mathias Rätsch, Fotos: Pressefotos ▲<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 42<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 43


<strong>FINDORFF</strong> GEHT AUS<br />

IMPRESSUM<br />

AUTOR/INN/EN<br />

Kay Grimmich, Tom Grote, Leona Ilgner, Ulf Jacob, Eggert<br />

Peters, Andreas Pohl, Mathias Rätsch, Gitana Schilowitsch,<br />

Sandra Wagner © Nutzung durch Nachdruck oder digital,<br />

auch auszugsweise, sind nur mit vorheriger Genehmigung<br />

gestattet. Sämtliche Rechte der Vervielfältigung liegen beim<br />

Findorff Verlag. Zuwiderhandlungen in Form von Urheberrechtsverletzungen<br />

werden strafrechtlich verfolgt.<br />

TIPP l DO 17.05 l ALTES PUMPWERK<br />

Warme Klänge des Marimbaphons kontrastieren mit furiosen Trommelgewittern,<br />

das Vibraphon gibt seinen Sound dazu und auch der Gong hat sein Stelldichein. Das<br />

BREMER SCHLAGZEUGENSEMBLE wird das Alte Pumpwerk mit Hall und Tönen<br />

in einen »Klangraum« verwandeln. Präsentiert wird kein »schlagfertiges« Programm,<br />

sondern man setzt auch auf Improvisation – gewürzt mit viel Rhythmus und Energie. Die<br />

tatsächlichen Hauptakteure des Abends sind jedoch ohne Zweifel verschiedenste Schlaginstrumente,<br />

vielfältig, unterschiedlichst und jederzeit auf der Suche nach Unerhörtem.<br />

Die MusikerInnen sind Studierende und Ehemalige der Schlagzeugklasse von Prof. Olaf<br />

Tzschoppe an der Hochschule für Künste Bremen. Das Ensemble spielt Klassiker von<br />

Iannis Xenakis, Toru Takemitsu und Luigi Nono.<br />

Beginn 20:00 Uhr, Einlass 19:00 Uhr, Museumsbesichtigung möglich<br />

u www.altespumpwerk.de<br />

TIPP l DO 12.05 l ÖVB ARENA<br />

»Los Paul, du mußt ihm voll in die Eier haun, das ist die Art von Gewalt die wir sehn<br />

wolln, wenn auch nicht spüren wolln...« »Trio« als auch textlich voll auf den Punkt<br />

treffende Musikanten sind längst nicht mehr »Dadada«, aber WWE LIVE verspricht seit<br />

nunmehr 25 Jahren bestes Worldwide Wrestling Entertainment. Nun denn: ab dafür !<br />

Beginn: 19:30 Uhr u www.oevb-arena.de<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 44<br />

DI 15.05 l MEISENFREI<br />

Ex-Free Andy Fraser gründete 1972 zusammen<br />

mit Steve »Snips« Parsons, Chris<br />

Spedding und Marty Simon die Band<br />

SHARKS. Die Band gab es nur knapp<br />

drei Jahre, aber jetzt ist man mitsamt zwei<br />

Gründungsmitgliedern seit einiger Zeit<br />

wieder aktiv. Die Hai-Society legendärer<br />

MI 23.05 l ARINAS CAFÉ<br />

CARRINGTON MACDUFFIES Songs<br />

sind eingängig, tiefgründig, sexy, poetisch.<br />

Die Musik der Amerikanerin steht für Abenteuer<br />

– auch als dezidiert zwischenmenschliche<br />

Begegnungen. MacDuffie kommt mit<br />

dem neuen Album »Kiss Make Better«.<br />

Beginn: 19:00 Uhr u www.arinascafe.de<br />

FR 22.06 l ALTES PUMPWERK<br />

Der weltweit erfolgreiche Konzertpianist<br />

ARTEM YASYNSKYY verspricht einen<br />

wohltemperierten »Sommertag« – mit<br />

klassischen Werken von Bach, Ravel und<br />

Beethoven und vielleicht auch Mozart.<br />

Beginn: 20:00 Uhr, Einlass: 19:00 Uhr<br />

u www.altespumpwerk.de<br />

Musiker nennt sich heute »Sharks feat.<br />

Chris Spedding & Snips«, spielt klassisches<br />

Material, aber auch Songs von<br />

einem ganz neuen Album, das äußerst<br />

kraftvolle Rockmusik mit »Biss« bietet.<br />

Im Vorprogramm spielen »Sonic Too«.<br />

Beginn: 20:00 Uhr uwww.meisenfrei.de<br />

SO 19.08 l ÖVB ARENA<br />

Marius Müller-Westernhagen geht auch<br />

2018 wieder auf große »MTV Unplugged<br />

Tour« »Wir haben ‚Unplugged‘ als künstlerische<br />

Herausforderung gesehen«, sagt<br />

WESTERNHAGEN über die Show.<br />

»Es galt, das Material von über vier<br />

Jahrzehnten völlig neu zu erarbeiten.«<br />

Beginn: 20:00 Uhr, Einlass: 19:00 Uhr<br />

u www.oevb-arena.de<br />

SA 07.07 l SCHLACHTHOF<br />

Sommer, Sonne, Skaterzeit: Die nun schon<br />

22. ENDLESS GRIND – Old School<br />

Skateboard Session mit Pool, Street, Hochsprung,<br />

Weitsprung Contests, Band live am<br />

Pool und DJ’s startet am Schlachthof.<br />

Beginn: 12:00 Uhr, Skateranlage<br />

u www.schlachthof-bremen.de<br />

MO 11.06 l METROPOL<br />

Der Brite BRYAN FERRY gilt seit seinen<br />

Anfängen in den Siebzigerjahren mit der<br />

Glam-Rockgruppe »Roxy Music« als einer<br />

der innovativsten Sänger und Texter in der<br />

populären Musik. Mit ungezählten Alben<br />

und 30 Mio verkauften Tonträgern ist sein<br />

musikalisches Gesamtwerk an sich schon<br />

beeindruckend – aber der stets autonome<br />

Künstler überzeugt seit jeher auch durch<br />

Stil und Eleganz. Im Rahmen der aktuellen<br />

Europatournee gibt Bryan Ferry nur drei<br />

Konzerte in Deutschland: in Mainz, in Regensburg<br />

im Innenhof von Fürstin Gloria‘s<br />

Schloss Thurn und Taxis und in Bremen<br />

im wundervollen Metropol-Theater.<br />

Beginn: 20:00 Uhr, Einlass: 19:00 Uhr<br />

u www.metropol-theater-bremen.de<br />

FR 24.08 l HAUS AM WALDE<br />

Sie Sängerin MIU besitzt »den Soul von<br />

Donny Hathaway, den Charme einer Audrey<br />

Hepburn, aber auch das Abgründige<br />

von Amy Winehouse und die Stärke einer<br />

Adele«, lobte das Hamburger Abendblatt.<br />

17:00 Uhr uwww.hausamwalde-bremen.de<br />

FOTOGRAFIE<br />

Mathias Hornung, www.photocube.de, Kerstin Rolfes,<br />

www.kerstinrolfes.de, Ercan Yildirim, www.ey-fotografie.de<br />

ART DIRECTION<br />

Rätsch Communications, www.raetsch.de<br />

LEKTORAT<br />

Leona Ilgner<br />

BILDNACHWEIS<br />

Titel, Seite 4/16/46 © Kerstin Rolfes, Seite 3: »A man<br />

holding yellow balloon« © Paraksa und »Man bringing<br />

huge ice cream to excited girl« © Ljupco Smokovsk, beide<br />

© www.shutterstock.com, Seite 10 © Caspar Sessler, Seite<br />

14 © Willi Rolfes, Seite 18/21/22/41 © Mathias Hornung<br />

www.photocube.de, Seite 26 © Bildplantage 13, www.bildplantage13.de,<br />

Seite 28 © Martin Rospek, Seite 29 © Frank<br />

Fiedler, www.pixabay.com, Seite 30 © Ercan Yildirim, Seite<br />

34 »Sending packages« © Everett Collection, www.shutterstock.com,<br />

Seite 34 »Geldbörse« © Creativ Collection,<br />

Seite 38/39 Pflanzfest © Beatice Claus, Ulf Jacob, Helmut<br />

Schellhammer, Seite 42/43 diverse © Pressefotos, Seite<br />

44/45 Schlagzeugensemble/Lange Nacht © Matthias Hornung,<br />

WWE Live © Pressefoto KPS, Sharks © Pressefoto<br />

on Stage promotion, Ferry © Matthew-Becker, Yasynskyy ©<br />

Pressefoto, Westernhagen © Daniella Midenge, Skateboard<br />

© Pressefoto Schlachthof, Miu © Elena Zaucke, sonstige<br />

© www.pixabay.com und Pressefotos<br />

DRUCK<br />

BerlinDruck GmbH + Co KG,<br />

www.berlindruck.de, FSC ® -mixed<br />

produziert. Es wurden Materialien<br />

aus FSC-zertifizierten Wäldern<br />

und/oder Recyclingmaterial als<br />

auch Material aus kontrollierten<br />

Quellen verwendet.<br />

DRUCKAUFLAGE<br />

11.700 Exemplare<br />

ERSCHEINUNGSWEISE<br />

Aktuelle Erscheinungstermine 2018 auf www.findorff.info<br />

DISTRIBUTION<br />

Verbreitung an alle Haushalte in 28215 Findorff (Ausnahme:<br />

Werbeverweigerer) und an 60 »Hotspots« im Stadtteil.<br />

Infos unter www.findorff.info/das-magazin/hotspots. Sie<br />

haben kein Exemplar erhalten ? Mailen Sie uns Namen<br />

und Anschrift an kontakt@findorff.info<br />

ANZEIGENBUCHUNG<br />

Beratung per Telefon 0421 / 579 55 52 oder E-Mail unter<br />

kontakt@findorff.info. Ansprechpartner ist Herr Rätsch.<br />

Online buchen? www.findorff.info/anzeige-buchen.<br />

Anzeigenschluss für die kommende Ausgabe, die Anfang<br />

September erscheint, ist der 14. August 2018. Unser Dank<br />

an alle AnzeigenkundInnen aus und um Findorff, ohne<br />

die diese Ausgabe so nicht möglich gewesen wäre.<br />

HERAUSGEBER<br />

Mathias Rätsch<br />

VERLAG<br />

Findorff Verlag<br />

Magdeburger Str. 7, 28215 Bremen<br />

Telefon 0421 / 579 55 52<br />

Telefax 0421 / 579 55 53<br />

E-Mail kontakt@findorff.info<br />

KOOPER ATION<br />

Der Findorff Verlag kooperiert mit der Stadtteilinitiative<br />

»Leben in Findorff«. Wir betreuen für die Initiative ehrenamtlich<br />

das Stadtteilportal www.findorffaktuell.de<br />

MITGLIEDSCHAFTEN<br />

Der Findorff Verlag ist Mitglied in der Handelskammer<br />

Bremen und bei den »Findorffer Geschäftsleuten e.V.«.<br />

FACEBOOK<br />

Gefällt! Sie finden den Findorff Verlag bei »facebook« unter<br />

https://www.facebook.com/FindorffVerlag<br />

LESERBRIEFE<br />

Wir freuen uns auf viele Meinungen zu dieser Ausgabe und<br />

über Ihre Leserbriefe auf www.findorff.info/leserbriefe<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 45<br />

®


q DIE <strong>FINDORFF</strong> KOLUMNE<br />

brebau.de/80<br />

» Der Frühling gehört nicht zu Deutschland. «<br />

A<br />

lso«, sagt der Verleger, »mir liegt natürlich<br />

nichts ferner, aber...« Ich ahne, was kommt<br />

und ergänze: »Aber ich soll am besten mal<br />

über Gelbe Säcke, Findorff und Loks in der<br />

Luft, oder den Frühling oder so schreiben.«<br />

»Eigentlich«, antwortet der Verleger verwirrt,<br />

»eigentlich wollte ich Sie nur fragen, ob es in<br />

Ordnung ist, dieses Mal, also etwas<br />

mehr Eile, so immer auf den letzten Drücker<br />

mit der Kolumne, aber jetzt wo Sie es<br />

sagen, Frühling ist eine prima Idee.«<br />

Mist, denke ich und geh‘ zu Nachbar<br />

Detlef.<br />

Hinter seiner Tür wüstes Krachen,<br />

Poltern, Scheppern, viele Geräusche<br />

eben, die viel Lärm machen. Ich klingle,<br />

das Scheppern erstirbt, Stille auf einmal.<br />

Detlef steckt den Kopf aus seiner Tür.<br />

»Ich soll über den Frühling schreiben«, sage ich.<br />

»Der Frühling gehört nicht zu<br />

Deutschland«, antwortet Detlef.<br />

»Was ?« frage ich.<br />

»Ach, hab‘ ich irgendwo gehört. Was genau«, er schaut zurück<br />

in seine Wohnung, »habe ausgerechnet ich mit dem Frühling<br />

zu tun ? Ich meine, er ist nicht in meinem Wohnzimmer.«<br />

Das stimmt, ich war schon sehr oft in seinem Wohnzimmer,<br />

Frühling ist da nicht, aber ein großer Fernseher.<br />

»Wir müssen jetzt beide mal in die Welt«, sage ich.<br />

Detlef schaut nicht sehr erfreut: »Aber ich will lieber«, neuer<br />

Blick zurück in seine Wohnung, sehr sehnsüchtig, »ich meine,<br />

die dritte Staffel, ich bin da mittendrin.«<br />

»Ja«, sage ich, »das ist mal eine echte Tragödie, es zerreißt<br />

mir das Herz. Zieh dir was Warmes an, wir gehen in den<br />

Findorffer Frühling.«<br />

TOM GROTE GUCKT<br />

bekomme die unter) stehen ewig an der Ampel Fürther Straße<br />

und sind dann schon da. Die Hemmstraße. Detlef ist gebürtiger<br />

Ostfriese, aber trotzdem stolz auf Findorff, als hätte er es selbst<br />

gebaut. »Das ist hier noch ein richtig intakter Kiez«, sagt er<br />

gerne, »aber man muss auch was tun dafür. Also auch hier<br />

kaufen. Ich frage mich sowieso, die Leute kaufen im Internet<br />

und jammern dann, dass die kleinen Läden verschwinden,<br />

aber hier«, er öffnet seine Arme weit, macht eine ausladende<br />

Geste, »hier ist noch ein richtig intakter Kiez.«<br />

»Sagt man in Bremen auch Kiez ?«, will ich wissen.<br />

»Ist das hier der Findorffer Kiez ? Ist das<br />

nicht ein Viertel ?«<br />

»Das Viertel ist auf der anderen Seite, da<br />

hinter Schwachhausen.« Er sagt es, als<br />

würde es Tage dauern dahin zu kommen.<br />

Vom intakten Findorff ist aber erst mal<br />

wenig zu sehen. Die Hemmstraße ist wie<br />

immer vollgeparkt mit Paket-Autos. Ich glaube<br />

ja, DHL & Co parken ihre Autos da und schicken<br />

nur mal ab und zu wen vorbei, der die Türen auf und<br />

wieder zu macht und Pakete raus und<br />

wieder rein legt. Außerdem auch hier,<br />

viele Gelbe Säcke.<br />

»Ja, jetzt seh‘ ich es. Sehr intakt«, sage ich. Es beginnt zu<br />

regnen. »Ah, Frühling«, kommentiert Detlef.<br />

Wir schlängeln uns also, sehr nass werdend, an den Hindernissen<br />

vorbei durch die Hemmstraße. Weichen wir den Säcken auf<br />

den Radweg aus, werden wir wütend zur Seite geklingelt. Weichen<br />

wir den Postautos auf die Straße aus, werden wir wütend<br />

zur Seite gehupt. Ein Optiker mit Spiegel im Schaufenster. Wir<br />

sehen aus wie ertrunkene Hunde. »Vielleicht sollten wir doch<br />

in deinem Wohnzimmer den Frühling suchen«, schlage ich vor.<br />

»Super Idee«, sagt Detlef erleichtert, »die dritte Staffel ist prima,<br />

ich erzähl dir was passiert ist bis jetzt. Wir können morgen ja<br />

noch mal in die Stadt. Findorff ist morgen auch noch da.«<br />

Und so wurde es dann doch noch ein sehr netter Abend in<br />

unserem Dorf mit Frühling.<br />

Draußen ist Wind, Wolken und Findorff, in etwa dieser Reihenfolge.<br />

Ich schlage vor, an der »Emma« vorbei in den Bürgerpark,<br />

Detlef will lieber in die Stadt. So Argumente, der Bürgerpark<br />

ist auch in der Stadt, lässt er nicht gelten, er will richtige Stadt<br />

– was für ihn Hemmstraße heißt.<br />

Also dann, richtige Stadt. Wir schlängeln uns an kleineren<br />

Bergen vorbei aus Gelben Säcken (sehen Sie, Herr Verleger, ich<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 46<br />

▼ ÜBER TOM GROTE<br />

Der Journalist moderiert in der Woche von 6:00 Uhr bis 10:00<br />

Uhr »Der Morgen« auf Radio »Bremen Zwei«. In zweiter Existenz<br />

arbeitet er »selbst und ständig« als freier Autor. Tom Grote<br />

pendelt zwischen seinem geheimen Wohnort und Findorff, wo<br />

er während der Arbeitswoche in einer Wohngemeinschaft lebt.<br />

Text: Tom Grote, Foto: Kerstin Rolfes ▲<br />

Weil Service sehr persönlich ist<br />

Seit 80 Jahren Teil der Familie


REGIONAL & KLIMAFREUNDLICH<br />

100 % regional erzeugt und CO 2 -neutral.<br />

Einfach mehr Lebensqualität.<br />

www.swb.de/stromvonhier

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