FINDORFF GLEICH NEBENAN Nr. 6
FINDORFF GLEICH NEBENAN ist das Magazin für Handel, Dienstleistung, Kultur & Politik im Stadtteil. Jetzt online lesen!
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Im Sommer 2018 | Ausgabe 06 | Kostenlos, aber nicht umsonst<br />
<strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> Handel, Dienstleistung, Kultur & Politik im Stadtteil<br />
®<br />
TINA POORT ÜBER<br />
DIE JUGEND VON HEUTE<br />
» Die Kids können bei uns<br />
ihre Freizeit verbringen ! «<br />
SOMEDAY JACOB Soundtrack für den Sommer GEORG GERSBERG Vom Schäfer zum<br />
Fairtrader KERSTIN SCHRÖCK Gut aufgelegte Singles WOLLENS & POHL Entspannt<br />
LA GITANA Bye, bye, Findorff ! POSTFILIALE Schluss, Ende und aus FLOWER POWER
q AUS <strong>FINDORFF</strong>. FÜR <strong>FINDORFF</strong>.<br />
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» Wo bleibt das Positive ? « Kommt sofort !<br />
Z<br />
u Anfang eine wenig erfreuliche<br />
Nachricht: Das<br />
Postbank Finanzcenter<br />
im Jan-Reiners-Center<br />
macht dicht. » Glaubst<br />
du an den lieben Gott ?<br />
Oder an Guevara ? Ich<br />
glaube an die Deutsche<br />
Bank, denn die zahlt aus in<br />
bar « sang vor ziemlich genau 40 Jahren Rock-Musiker<br />
Marius Müller-Westernhagen, der übrigens Mitte August live<br />
und in Farbe in der ÖVB-Arena auftreten wird.<br />
Wir wissen leider nicht, ob Marius Müller-Westernhagen (69)<br />
Online-Banking nutzt wie bereits 42 Millionen Menschen<br />
in Deutschland, aber wir wissen, dass die Postbank seit<br />
Jahrzehnten kein Staatsunternehmen mehr ist und heute der<br />
Deutschen Bank gehört – und die Barauszahlung durch echte<br />
Postbank-Beamten hinter einem Glasschalter in der Finanzbranche<br />
nicht mehr zu den aktuellen Hits zählt, sondern ein<br />
Oldie aus längst vergangenen Zeiten ist. Wir wissen aber<br />
auch, dass es in Findorff gegen die Schließung der Filiale<br />
großen Protest und viele Unterschriften gegeben hat. Das<br />
Engagement der UnterzeichnerInnen ist ehrenwert – und steht<br />
auch für ein Gefühl des Unbehagens vorrangig der älteren<br />
Generation in bereits ziemlich bargeldlosen Zeiten, in denen<br />
04 l TINA POORT<br />
Plädoyer für mehr Offenheit gegenüber Jugendlichen<br />
10 l SOMEDAY JACOB<br />
Bremer Stadtmusikanten auf Erfolgswegen<br />
14 l GEORG GERSBERG<br />
Vom Schäfer zum Inhaber von »Georgs Fairkkauf«<br />
18 l KERSTIN SCHRÖCK<br />
Der neue »Single-Kulturtreff« für Findorff<br />
21 l WOLLENS & POHL<br />
Vorbildlich: entspannte Verbindung<br />
26 l ZWISCHENRUF<br />
»LaGitana« über Mode und neue Wege<br />
27 l MAHLZEIT<br />
»Kitchens of India« in der Hemmstraße<br />
28 l DER GUTE TIPP<br />
Zwei Partner und ein Beratungsangebot<br />
<strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong><br />
sogar der Geldautomat mittlerweile als Auslaufmodell<br />
gilt. Aber darf man darauf hinweisen, dass<br />
der sicherlich gut gemeinte Protest leider keinen<br />
Erfolg haben wird ? Selbstverständlich darf man,<br />
denn »Wissen macht uns verantwortlich.« (Che<br />
Guevara). Aufklärung ist gefragt, wie es soweit<br />
kommen konnte – und Service: Wir zeigen die Alternativen<br />
auf, wenn die Postfiliale endgültig schließt.<br />
Nicht gut: Das Modelabel »LaGitana« verlässt Findorff.<br />
Inhaberin Gitana Schilowitsch hat einen »Zwischenruf« geschrieben<br />
– mit spannenden An- und Aussichten.<br />
Bevor Sie jetzt denken » Wo bleibt das Positive ? «, sagen wir:<br />
»Kommt sofort !« Tina Poort und Team machen einen tollen<br />
Job für Jugendliche, die sogar aus anderen Stadtteilen in<br />
das Findorffer »Freizi« kommen. »Someday Jacob« sind eine<br />
phantastische Band, die sehr angesagt ist. Georg Gersberg ist<br />
begeisterter Fairtrader. Bryan Ferry kommt nach Bremen.<br />
Und der Sommer steht nicht mehr nur vor der Tür: Er ist da !<br />
Genießen wir die Sonne im Biergarten »Port Piet« oder geben<br />
wir uns bei »Eis-Butzke« oder im «Eiscafé Cercena« die Kugel<br />
zum Preis der Saison. Schön, dass wir diese Lebensqualität<br />
ganz entspannt im sommerlichen Findorff genießen können.<br />
Wir freuen uns auf viele Meinungen zu dieser Ausgabe –<br />
und über Leserbriefe auf www.findorff.info/leserbriefe<br />
29 l TREFFPUNKTE<br />
Die »Findorffer Spielfreunde«<br />
30 l LIEBLINGSORTE<br />
Das Tiergehege im Bürgerpark<br />
32 l JA ODER NEIN ?<br />
Rettung für die Jan-Reiners-Lok<br />
34 l IN DER ZEITBLASE<br />
Warum das Postbank Center schließt<br />
38 l FLOWER POWER<br />
Pflanzfest an der Münchener Straße<br />
40 l NACHSCHLAG<br />
41 l DORFFKLATSCH<br />
44 l <strong>FINDORFF</strong> GEHT AUS<br />
46 l TOM GROTE GUCKT<br />
Die Findorff Kolumne<br />
Ob Zitrone, Schokolade oder Malaga: Eis im<br />
Sommer wirkt positiv auf unser Wohlbefinden.<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 03
PROFILE<br />
q TINA POORT LEITET DAS JUGENDZENTRUM <strong>FINDORFF</strong><br />
» Die Kids können bei uns ihre Freizeit verbringen .«<br />
TINA POORT<br />
SOZIALPÄDAGOGIN<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 04<br />
T<br />
ina Poort, Sie haben vor anderthalb Jahren<br />
die Leitung des Jugendzentrums in Findorff<br />
übernommen. Wie ist bis jetzt ihr Eindruck<br />
von der Jugendarbeit in Findorff ? Wird hier<br />
viel gemacht ? Lässt sich hier viel bewegen ?<br />
Ich meine, Jugendarbeit in Findorff findet<br />
bei uns auf einem sehr hohen Niveau statt.<br />
Alle aus dem Stadtteil ziehen an einem Strang<br />
– also Beirat, AnwohnerInnen, Schule, Jugendzentrum und<br />
natürlich unser Träger, das »Deutsche Rote Kreuz«. Mit den wenigen<br />
Mitteln, die wir für die offene Kinder- und Jugendarbeit<br />
zur Verfügung haben, wird hier sehr viel auf die Beine gestellt.<br />
Dadurch, dass wir hier immer große Jugendbeteiligungsrunden<br />
stattfinden lassen, wo dann zwischen 50 und 80 Jugendliche<br />
einmal im Jahr stellvertretend für alle anderen Jugendlichen befragt<br />
werden, wissen wir sehr gut, was ihnen eigentlich wichtig<br />
ist – und wir versuchen dann basierend auf den Ergebnissen der<br />
Jugendbeteiligungsrunden das Beste herauszuholen.<br />
Welche Funktion sollte Jugendarbeit im Stadtteil erfüllen und<br />
warum ist sie so wichtig ?<br />
Die offene Kinder- und Jugendarbeit soll den Jugendlichen die<br />
Möglichkeit geben sich in einem angstfreien Raum auszuprobieren<br />
und ihre Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Sie sollen eine<br />
Begleitung für den Übergang zwischen Kindheit und Erwachsenenleben<br />
haben. Diese Begleitung muss manchmal eine andere<br />
sein als die durch das Elternhaus. Jugendarbeit ist auch dazu<br />
da, damit Kinder und Jugendliche zu demokratischen TeilnehmerInnen<br />
dieser Gesellschaft werden. Diese Arbeit machen<br />
wir hier, indem wir verschiedene Beteiligungsmöglichkeiten<br />
anbieten. Zudem betreiben wir nonformale Bildungsarbeit. Das<br />
heißt, wir erziehen nicht, sondern wir zeigen Möglichkeiten auf<br />
und wir bieten Chancen. Vieles können wir hier anders umsetzen<br />
als in der Schule, weil wir an keinen Lehrplan gebunden<br />
sind. Wenn zum Beispiel Jugendliche gerne mehr über den<br />
Nationalsozialismus in Bremen wissen wollen, dann können<br />
wir mit ihnen zum Thema arbeiten. Wir können zum »Bunker<br />
Valentin« fahren und vor Ort einen Projekttag machen. Aber<br />
Jugendarbeit hat natürlich auch die Aufgabe in verschiedenen<br />
Lebenslagen zu unterstützen. Wir können nicht jedes Problem<br />
auffangen, aber wir nehmen Sachen wahr, wir sprechen Sachen<br />
an, wir vermitteln. Es gibt Elternhäuser, wo nicht alles toll läuft,<br />
wo die Eltern psychische Probleme haben oder Drogen im Spiel<br />
sind. Genauso gibt es Eltern, die gar keine Zeit für ihre Kinder<br />
haben, weil sie zu viel arbeiten. Es ist dann unsere Aufgabe zu<br />
schauen, wie wir das jeweilige Kind unterstützen können.<br />
Unsere BesucherInnen kommen aus allen sozialen Schichten –<br />
also von Kindern aus bildungsfernen Elternhäusern bis hin zu<br />
Akademikerkindern. Bei uns ist alles bunt gemischt und das ist<br />
toll und auch das Besondere – das ist spannendes Arbeiten.<br />
Hat sich die Arbeit mit Jugendlichen über die Jahre verändert ?<br />
Gibt es Dinge, die heute ganz anders laufen als vor ein paar<br />
Jahren ? Sind die Jugendlichen von heute anders ?<br />
In den zehn Jahren, in denen ich in der offenen Kinder- und<br />
Jugendarbeit arbeite, hat sich mit der Einführung der Ganztagsschule<br />
ganz viel verändert. Dadurch, dass die Jugendlichen<br />
jetzt länger in der Schule sind, haben sie viel weniger Freizeit.<br />
Die kommen fast jeden Tag erst nach 15:00 Uhr aus der Schule.<br />
Dann haben sie im Schnitt zweimal die Woche Sporttraining,<br />
dazu kommt oftmals noch Nachhilfe und sie haben nur einen<br />
Nachmittag in der Woche wirklich freie Zeit, die sie so verbringen<br />
können, wie sie wollen. Diese Veränderung merken wir<br />
auch: Wenn die Kids direkt nach der Schule zu uns kommen,<br />
dann ist das Erste, was sie machen erstmal gar nichts zu machen.<br />
Weil sie einfach völlig kaputt sind. Früher war das anders.<br />
Da sind sie um 13:00 Uhr aus der Schule gekommen, haben<br />
Mittag gegessen, sich ein bisschen ausgeruht und hatten dann<br />
Freizeit. Sie hatten immer noch Fußballtraining oder Nachhilfe,<br />
aber sie hatten im Großen und Ganzen mehr Zeit.<br />
Welche Angebote gibt es im »Freizi« für die Jugendlichen und<br />
welche davon werden besonders gut angenommen ?<br />
Unser Kernangebot ist die offene Tür; das heißt, wir sind vor<br />
Ort da und die Kids können bei uns ihre Freizeit verbringen.<br />
Sie können spielen. Wenn sie ein Referat halten müssen, können<br />
sie Fragen stellen. Aber vor allem können sie hier einfach sein.<br />
Daraus entstehen verschiedene Projekte wie beispielsweise eine<br />
Mädchen- und eine Jungengruppe, in denen geschlechtsspezifisch<br />
Themen gesetzt werden, die für die entsprechende Altersgruppe<br />
gerade relevant sind. Außerdem haben wir verschiedene<br />
Sportangebote für die Jugendlichen. Es gibt Hip-Hop-Tanz für<br />
Mädchen. Es gibt ein Graffiti-Angebot, bei dem die Jugendlichen<br />
unter Anleitung sprühen können. Wir spielen ganz viel;<br />
aber nicht nur. Wir bieten konkrete Unterstützung beim Übergang<br />
zwischen Schule und Beruf oder Schule und Studium an.<br />
Wir stellen Räume zur Verfügung, die auch ohne uns genutzt<br />
werden können. Wir haben einen Proberaum, einen Bewegungsraum,<br />
einen Medienraum und einen Mädchenraum. Außerdem<br />
verreisen wir mit den Jugendlichen zwei- bis dreimal im Jahr.<br />
Diese Reisen beinhalten Sport- und Freizeitangebote und nebenbei<br />
versuchen wir Gruppenprozesse in Gang zu setzen. In den<br />
Sommerferien fahren wir für eine Woche nach Wangerooge.<br />
Mit den älteren Jugendlichen fahren wir alle zwei Jahre u. a.<br />
nach Berlin, besuchen natürlich das Reichstagsgebäude und das<br />
Holocaust-Mahnmal – und beschäftigen uns anschaulich mit<br />
der Geschichte der Stadt. Wir haben auch ganz normale Ferienangebote.<br />
In den Sommerferien fahren wir in den »Heidepark<br />
Soltau« oder gehen gemeinsam schwimmen, machen Fahrradtouren,<br />
Sportturniere oder basteln. Kurz gesagt: Wir versuchen,<br />
den Bedürfnissen der Jugendlichen gerecht zu werden. u<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 05
▼ TINA POORT IM INTERVIEW<br />
»Jugendliche sind im Stadtbild kaum vorhanden.«<br />
Kompetenz,<br />
Zu Ihnen kommen sogar Jugendliche aus anderen Stadtteilen.<br />
Warum ist das Findorffer »Freizi« so beliebt ?<br />
Weil wir einfach unglaublich nett sind (lacht). Ich glaube,<br />
wir haben eines der größten oder sogar das größte Haus in<br />
Bremen-Stadt. Wir bieten einfach ganz viele Möglichkeiten.<br />
Wir haben dieses tolle Außengelände mit einer sehr beliebten<br />
Basketballanlage. Wir liegen in Bremen sehr zentral. Wir sind<br />
dicht am Bahnhof gelegen, an Mitte, an Schwachhausen, Walle<br />
und Gröpelingen. Es spielt auch eine Rolle, dass die Jugendlichen,<br />
die in Findorff zur Schule gehen, natürlich auch ihre<br />
Freizeit hier verbringen, weil auch ihre FreundInnen hier sind.<br />
Auch viele Jugendliche mit Migrationshintergrund besuchen das<br />
Jugendzentrum. Leistet das »Freizi« einen wichtigen Beitrag zur<br />
Integration ?<br />
Ja, natürlich. Zu uns kommen auch Jugendliche, die noch kein<br />
Jahr in Deutschland sind. Andere sind schon in der dritten oder<br />
vierten Generation hier – und genauso viele Jugendliche haben<br />
gar keinen Migrationshintergrund. Zu uns kommen sowohl<br />
Jugendliche mit als auch ohne Behinderung und genauso<br />
kommen Jugendliche, die eventuell eine Fluchterfahrung haben.<br />
Diese Jugendlichen sind auch diejenigen, die hier im Stadtteil<br />
wohnen. Und sie nutzen natürlich auch die Angebote hier. Wir<br />
haben kein spezielles Angebot für geflüchtete Jugendliche,<br />
sondern wir sehen unsere Aufgabe eher darin zu vermitteln, zu<br />
verbinden und zu vernetzen. Was an unserem Haus besonders<br />
ist: Es gibt drei Angebote, die bei uns angesiedelt sind, die<br />
wir aber nicht selbst betreiben. Das eine ist ein Angebot für<br />
Familien mit Fluchthintergrund, die einmal die Woche gemeinsam<br />
mit Ehrenamtlichen kochen. Es gibt eine Fahrradwerkstatt<br />
für Geflüchtete, die auch ehrenamtlich betrieben wird. Wir<br />
stellen Räume zu Verfügung und schreiben ab und zu mal einen<br />
Antrag, um Geld zu bekommen. Außerdem gibt es das Projekt<br />
»AVA«. »AVA« heißt übrigens »Ankommen - Verwurzeln - Auf<br />
eigenen Beinen stehen«. In diesem Projekt wird mit Jugendlichen<br />
und jungen Menschen mit Fluchterfahrung gearbeitet, die<br />
so Unterstützung bekommen können. Diese Angebote heben<br />
unser Haus in punkto Integration besonders hervor. Die Kinder<br />
und Jugendlichen, die daran teilnehmen, sehen, dass sie hier<br />
willkommen sind. Aufgrund der positiven Erfahrungen kommen<br />
sie vielleicht in Zukunft öfter zu uns. Genauso sitzen die<br />
Jugendlichen, die sonst immer kommen, bei den gemeinsamen<br />
Essen mit den Geflüchteten am Tisch. Für sie ist es auch toll,<br />
eine andere Kultur kennenzulernen. Letztendlich verbringen<br />
einfach alle Jugendlichen ihre Freizeit bei uns gemeinsam.<br />
Ist Findorff als Stadtteil gut auf Jugendliche eingestellt ?<br />
Vieles könnte natürlich noch besser sein. Bei der letzten Jugendbeteiligungsrunde<br />
stellte sich zum Beispiel heraus, dass sich<br />
die Jugendlichen auf Spielplätzen auch Spielgeräte wünschen<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 06<br />
würden, die für ihre Altersgruppe interessant sind – und nicht<br />
nur für die ganz Kleinen. Früher gab es am Torfhafen eine<br />
Drehscheibe, die hauptsächlich von Jugendlichen und älteren<br />
Kindern genutzt wurde. Die gibt es mittlerweile nicht mehr. Die<br />
Menschen aus Findorff sind Jugendlichen gegenüber überwiegend<br />
sehr positiv eingestellt, aber wenn man sich umschaut,<br />
stellt man fest, dass Jugendliche im Stadtbild eigentlich kaum<br />
vorhanden sind. Die hätten einfach gerne einen Ort, wo sie<br />
sich treffen können, ohne dass Erwachsene dabei sind. Es gibt<br />
keinen Unterstand auf dem Spielplatz, wo nicht nur Dreijährige<br />
Platz haben sondern auch 16-Jährige. Jugendliche sind im<br />
öffentlichen Raum teilweise auch gar nicht gern gesehen, weil<br />
viele mit dem Vorurteil kämpfen, dass alle Jugendlichen frech<br />
sind, Dreck machen, rauchen und Alkohol trinken. Natürlich<br />
gibt es Jugendliche, die rauchen und Alkohol trinken, aber eben<br />
längst nicht alle. Wenn Jugendliche sich auf einem Spielplatz<br />
aufhalten, heißt das nicht, dass am nächsten Morgen überall<br />
Zigarettenkippen und Bierflaschen herum liegen; ebenso wenig<br />
wie hier im »Freizi«. Natürlich liegt mal ein Lollistiel auf dem<br />
Boden, aber insgesamt sehen unsere Räume super aus. Die<br />
Jugendlichen werden bei uns an der Raumgestaltung beteiligt,<br />
auch wenn wir nicht alles eins zu eins umsetzen können. Warum<br />
sollten sich die Jugendlichen auch ihre Orte kaputt machen ?<br />
Wie werden Möglichkeiten zur politischen Teilhabe wie der<br />
Jugendbeirat Findorff von den Jugendlichen genutzt ?<br />
In dieser Legislaturperiode ist der Jugendbeirat nicht zustande<br />
gekommen. Aus dem Stadtteil haben sich nicht genügend Jugendliche<br />
bereit erklärt sich wählen zu lassen. Deshalb konnten<br />
wir als Wahlausschuss natürlich auch keine Wahl abhalten.<br />
Die Jugendlichen schätzen die Möglichkeit sich einbringen zu<br />
können und auch, dass der Beirat sie so großzügig mit finanziellen<br />
Mitteln ausstattet. Aber momentan ist das nicht die<br />
Partizipationsform, die sie anspricht. Das ist in Bremen nicht<br />
nur bei uns in Findorff so, sondern auch in vielen anderen Stadtteilen.<br />
Die Jugendlichen von heute sind zeitlich vielmehr auf die<br />
Schule konzentriert, die einen großen Raum einnimmt. Es ist<br />
aber auch das pure Angebot an Möglichkeiten, wie man heute<br />
als junger Mensch seine Freizeit verbringen kann. Beteiligung<br />
bedeutet nicht immer gleich unbedingt, sich einmal im Monat<br />
zu treffen. Beteiligung kann es auch im Kleinen geben. Ein<br />
Beispiel: Die Jugendlichen wünschen sich, dass die Basketballanlage<br />
erneuert wird. Und jetzt gibt es eine Gruppe direkt aus<br />
dem »Freizi«, die sich dafür einsetzt. Aber das ist ein einzelnes<br />
Projekt. Nachdem es abgeschlossen ist, haben diese Jugendlichen<br />
vielleicht auch keine Lust mehr, sich regelmäßig in einem<br />
Jugendbeirat zu engagieren. Es gibt dennoch viele weitere Möglichkeiten<br />
für Jugendliche sich einzubringen. Und ich glaube,<br />
die Jugendlichen haben momentan keinen Leidensdruck. Sie<br />
wissen, dass sie hier im Stadtteil gehört werden. Auch das ist<br />
ein schönes Ergebnis. u<br />
die bleibt.<br />
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▼ TINA POORT IM INTERVIEW<br />
» Typisch Findorff, Sonderrolle. «<br />
Welches sind für Sie die größten Probleme und Hürden, die zu<br />
bewältigen sind, wenn man Jugendarbeit leistet ?<br />
Eine ganz große Hürde ist das Geld. Jugendarbeit ist finanziell<br />
einfach unglaublich schlecht ausgestattet. Wir wissen alle, wie<br />
schlecht die Haushaltslage in Bremen ist. Außerdem gibt es ja<br />
auch noch Kindergärten und Schulen. Es ist klar, dass an den<br />
Jugendzentren zuerst gespart wird. Geld bedeutet aber auch<br />
Personal. Je mehr Personal da ist, desto bessere Arbeit können<br />
wir natürlich leisten. Eine weitere Hürde ist, dass wir sehr viele<br />
Anträge schreiben, weil wir immer schauen müssen, woher wir<br />
Geld bekommen. Das Geld von der Stadt wird voraussichtlich<br />
eher weniger als mehr werden. Also müssen wir andere Quellen<br />
auftun – und uns zum Beispiel an Stiftungen wenden. Ein<br />
weiteres Problem ist, dass viele nach wie vor denken, offene<br />
Kinder- und Jugendarbeit wäre gleichbedeutend mit Benachteiligtenarbeit.<br />
Das allerdings ist nicht richtig. Zu uns kommen<br />
Jugendliche aus unterschiedlichsten Verhältnissen. Und nur weil<br />
Kinder aus einem geordneten Elternhaus kommen, heißt das<br />
nicht, dass bei denen alles perfekt ist. Genauso bringen Kinder,<br />
die aus einem sehr benachteiligten Elternhaus kommen, nicht<br />
automatisch Probleme mit sich.<br />
Letztendlich sind es zumeist finanzielle Hürden, mit denen die<br />
Jugendarbeit zu kämpfen hat.<br />
Wie kommt es eigentlich, dass das »Deutsche Rote Kreuz«<br />
Träger des Jugendzentrums ist ?<br />
Früher wurden die meisten Jugendeinrichtungen von der Stadt<br />
Bremen betrieben, also vom »Amt für soziale Dienste«. Vor ungefähr<br />
etwas über zehn Jahren wurden die Einrichtungen dann<br />
entkommunalisiert und an freie Träger gegeben. Die Leute, die<br />
in den Einrichtungen arbeiten, sind nicht mehr bei der Stadt<br />
angestellt sondern bei den freien Trägern. Der freie Träger des<br />
Jugendzentrums ist seit 2007 das »Deutsche Rote Kreuz«. Wir<br />
waren auch das letzte Jugendzentrum, das entkommunalisiert<br />
wurde. Typisch Findorff, Sonderrolle. Seit der Entkommunalisierung<br />
läuft es so ab: Wir stellen als Jugendeinrichtung einen<br />
Antrag über das Gesamtbudget an die Stadt Bremen, also an<br />
unser Sozialzentrum. Darüber wird im Controlling Ausschuss<br />
beschieden, der für die Vergabemittel der offenen Kinder- und<br />
Jugendarbeit im Stadtteil zuständig ist. Es wird geprüft, ob<br />
dieser Antrag genehmigt werden kann und wieviel Geld dem<br />
Stadtteil eigentlich zusteht. Das Jugendzentrum hat natürlich<br />
feste Ausgaben. Es gibt feste Personal- und Energiekosten, die<br />
gedeckt werden müssen. Dazu kommen die Programmgelder<br />
für Angebote wie einen Ausflug ins Schwimmbad. Aus diesen<br />
Posten ergibt sich ein fester Betrag. Das Geld von der Stadt<br />
Bremen reicht dafür nicht aus. Wir versuchen daher so viel wie<br />
möglich über Anträge und Drittmittel zu bekommen, den Rest<br />
zahlt das »Deutsche Rote Kreuz« dazu. Das DRK verdient mit<br />
der Jugendarbeit kein Geld, sondern ist ein Wohlfahrtsverband.<br />
Viele denken immer an Rettungswagen und Krankenhäuser,<br />
aber das DRK macht total viel im sozialen Bereich.<br />
Was wünschen Sie sich von den FindorfferInnen für die<br />
Jugendlichen im Stadtteil ?<br />
Wenn es nach den Jugendlichen ginge, hätten wir hier eine<br />
zweite »Waterfront«, ein Schwimmbad und eine Eislaufhalle im<br />
Stadtteil. Aber ich würde mir einfach noch mehr Offenheit und<br />
Toleranz gegenüber Jugendlichen wünschen. Es sollte zum Beispiel<br />
niemand komisch gucken, wenn Jugendliche im Sommer<br />
am Torfhafen Zeit verbringen, sondern sie sollten dort genauso<br />
gern gesehen sein wie andere Leute. Das wünsche ich mir.<br />
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<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 08<br />
▼ ÜBER TINA POORT<br />
Tina Poort leitet seit 2016 das Jugendzentrum Findorff in der<br />
Neukirchstraße 23 a. Die Sozialpädagogin und ihr Team haben<br />
immer ein offenes Ohr für ihre BesucherInnen. Neben ihrer<br />
Tätigkeit im »Freizi« engagiert sie sich für die politische Beteiligung<br />
von Jugendlichen. www.jugendzentrum-findorff.de<br />
Interview: Leona Ilgner, Foto: Kerstin Rolfes ▲<br />
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IMMOBILIEN
PROFILE<br />
q IM GESPRÄCH MIT JÖRN SCHLÜTER VON »SOMEDAY JACOB«<br />
» Den Seventies-Einfluss haben wir gar nicht angepeilt.«<br />
STADT-<br />
MUSIKANTEN<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 10<br />
SOMEDAY JACOB<br />
D<br />
ie Band »Someday Jacob« gibt es bereits seit<br />
einigen Jahren. Wie seid ihr damals auf die<br />
Idee gekommen, eine Band zu gründen ?<br />
Das war ich zunächst alleine. Ich hatte schon<br />
viel für andere Leute geschrieben und wollte<br />
dann etwas Eigenes machen. Ich bin die<br />
ersten zwei bis drei Jahre allein aufgetreten<br />
und habe mir gelegentlich jemanden dazu<br />
geholt. Eine Zeit lang war Martin am Schlagzeug dabei oder Uli<br />
hat als Gitarrist Gigs mit mir gespielt. Dann waren wir manchmal<br />
als Trio unterwegs. Schließlich kam unser Bassist Manuel<br />
dazu. Zum zweiten Album hat sich das Line-Up gefestigt und ab<br />
dem Zeitpunkt fühlte es sich so an, als wären wir eine Band.<br />
Was heißt es, die Idee für eine Band professionell umzusetzen ?<br />
Man hat ein Album und fängt an zu spielen, wo immer es geht.<br />
Man hofft, dass man über die Region hinaus kommt. Das hat<br />
bei uns funktioniert. Irgendwann nimmt man ein neues Album<br />
auf, spielt dann etwas größere Konzerte und tritt in weiter<br />
entfernten Städten auf. Vielleicht ist professionell nicht das richtige<br />
Wort. Man trägt Erfahrungen mit sich herum von vorigen<br />
Bands oder von dem, was man bei anderen Bands sieht. Man<br />
weiß, wenn man bekannter werden möchte, muss man zum<br />
Beispiel einen Internetauftritt erstellen. Also tut man die Dinge,<br />
die getan werden müssen und das bringt auch Spaß. Man<br />
versucht intuitiv, ein stimmiges Bild zu entwickeln.<br />
Welche Bedeutung steckt eigentlich hinter dem Bandnamen<br />
»Someday Jacob« ? Wer ist dieser geheimnisvolle Herr Jacob ?<br />
Am Anfang wollte ich, dass man an dem Namen erkennen<br />
kann: Das ist ein Typ und er singt englisch. So wie bei Songwritern<br />
wie »Badly Drawn Boy« oder »Tallest Man of the Earth«.<br />
Als ich »Someday Jacob« gegründet habe, habe ich mich viel mit<br />
dem alttestamentarischen Jacob befasst. Um diesen Jacob ranken<br />
sich absurde Geschichten, in denen er sich zum Beispiel mit<br />
Gott prügelt und für den Rest seines Lebens humpelt. Offenbar<br />
wird es da richtig gefunden, dass unser Held für sein Leben<br />
gebrochen ist. Ich glaube, diese Geschichten sind auf so vielen<br />
Ebenen aufgeladen, psychologisch, mystisch und archaisch,<br />
dass sie eher einen selbst lesen, als dass man sie liest.<br />
Eure Musik ist ziemlich retro. Sie klingt sehr vertraut und erinnert<br />
an die Siebzigerjahre und Gruppen wie die britisch-amerikanische<br />
Folk-Rock-Band »America«. Ich sage nur Schallplattensammlung<br />
der Eltern: Haben euch die Siebzigerjahre beeinflusst<br />
– und wie würdet ihr Euren Stil beschreiben ?<br />
Mit meinen Eltern hat das nichts zu tun. Die haben ganz andere<br />
Musik gehört oder überhaupt keine. Aber Musik war für mich<br />
ein riesiges Thema. Diesen Seventies-Einfluss haben wir am<br />
Anfang gar nicht angepeilt und dass der sich in unserer Band<br />
in dieser Form hörbar macht, überrascht mich selbst ein bisschen.<br />
Auf dem aktuellen Album hingegen wird das Britische,<br />
das mich musikalisch eher prägt, etwas deutlicher. Bewusst für<br />
einen Stil entschieden haben wir uns nicht. Wir hatten überhaupt<br />
keine Vorstellung, wie unsere Songs klingen. Unser erstes<br />
Album ist klanglich noch sehr unentschieden. Die ersten Platten<br />
sind oft sehr interessant, weil sie noch eine gewisse Offenheit<br />
mitbringen. Musik ist gut, wenn Musik ein Fragezeichen hat.<br />
Letztendlich mag ich einfach einen guten Sound. Wir hatten<br />
das Glück, dass wir mit den Produzenten Ryan Hewitt und<br />
Vance Powell zusammen arbeiten konnten, beide mehrfache<br />
Grammy-Gewinner. Vance Powell habe ich über meine Arbeit<br />
für den »Rolling Stone« kennengelernt. Ich habe ihn gefragt und<br />
er hatte tatsächlich Lust, Ryan Hewitt genauso. Das war toll.<br />
In der deutschen Rockmusik wurde früher ausschließlich auf<br />
englisch gesungen. Doch spätestens seit der »Neuen Deutschen<br />
Welle« ist es heute völlig selbstverständlich in der Sprache des<br />
eigenen Landes zu singen. Warum singt ihr als deutsche Band<br />
im Jahr 2018 wieder auf englisch ?<br />
Deutsch war nie eine Option für eigene Songs. Vermutlich<br />
ergibt sich das direkt aus meinem Musikgeschmack. Ich schätze<br />
und respektiere viele deutsche Künstler, aber getroffen und<br />
geprägt haben mich englischsprachige Bands. Außerdem habe<br />
ich einen Bezug zum Englischen: Meine Frau ist Engländerin.<br />
Ihr habt ja bereits mit internationalen Produzenten zusammengearbeitet.<br />
Gab es schonmal den Gedanken, Bremen zu<br />
verlassen und vielleicht sogar ins Ausland zu gehen ?<br />
Als wir eine Band geworden sind, waren wir alle nicht mehr 19,<br />
sondern hatten uns hier schon ein Leben aufgebaut. Ich bin in<br />
Bremervörde geboren. In Bremen bin ich zuhause; schon sehr<br />
lange. Es war es nie ein Thema, als Band in die Welt zu ziehen.<br />
Seid ihr alle hauptberuflich Musiker oder arbeitet ihr noch in<br />
anderen Jobs ?<br />
Das ist bei allen unterschiedlich. Ich arbeite seit fast 20 Jahren<br />
für den »Rolling Stone«. Außerdem bin ich hier in Bremen in<br />
einer Werbeagentur als Texter und Konzepter tätig. Dann arbeite<br />
ich noch als Songschreiber für »BMG«. Martin macht auch<br />
noch andere Sachen nebenher. Manuel lebt zum größten Teil<br />
von der Musik, hat aber auch noch ein Standbein im Grafikdesign.<br />
Uli ist der einzige, der komplett von der Musik lebt. Er hat<br />
ganz viele Musicals gespielt, ist Studiogitarrist, Tourgitarrist für<br />
andere MusikerInnen, produziert selbst Platten und unterrichtet<br />
an diversen Hochschulen.<br />
Ihr seid gerade mit eurem dritten Album »Everybody Knows<br />
Something Good« auf Tournee gegangen. Wenn man so viel<br />
Zeit zusammen verbringt, versteht man sich da immer oder<br />
gibt es auch mal Streit ? u<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 11
▼ JÖRN SCHLÜTER IM INTERVIEW<br />
»Es war nie Thema, als Band in die Welt zu ziehen.«<br />
Wir kennen uns sehr gut und kommen super miteinander klar.<br />
Wir haben auch Potenzial uns zu reiben, aber wir schätzen diese<br />
kreative Reibung mehr, als dass uns das verunsichern würde.<br />
Wie wild ist das Tourleben eigentlich noch ? Ist an dem gern<br />
zitierten Klischee von »Sex, Drugs & Rock’ n‘ Roll« etwas dran?<br />
Irgendwo gibt es das bestimmt. Aber ich muss um acht ins Bett.<br />
Ihr seid augenscheinlich keine »Boyband«, sondern habt schon<br />
Familien. Wie lässt sich das »normale Familienleben« mit<br />
Touren und nächtlichen Auftritten vereinbaren ?<br />
Wir sind ja keine Band, die 200 Konzerte im Jahr spielt und<br />
durch die Welt reist. Wenn wir in diesem Jahr auf 50 Konzerte<br />
kommen, sind wir zufrieden. Das ist alles relativ unspektakulär<br />
in unseren normalen Alltag integriert. Wenn die Band irgendwann<br />
mehr Zeit in Anspruch nehmen würde, wäre das auch<br />
in Ordnung. Das ist nicht mit dramatischen Entscheidungen<br />
verbunden.<br />
Tretet ihr größtenteils in Bremen auf ?<br />
Nein, denn in Bremen muss man, wie in jeder Stadt, immer ein<br />
bisschen aufpassen, dass man sich nicht »totspielt« und die<br />
Leute dann nicht mehr kommen. Das heißt, wenn wir auf der<br />
»Breminale« gebucht sind und im selben Jahr auf Tour waren,<br />
dann überlegen wir schon, ob wir wirklich noch ein drittes Mal<br />
auftreten. Wie oft soll man die Leute bitten, zum Konzert zu<br />
kommen ?<br />
Wie steht ihr zu euren Fans ? Versteht ihr Euch als eine ein Band<br />
»zum Anfassen« ? Hattet ihr auch schon mal mit aufdringlichen<br />
Fans zu kämpfen ?<br />
Unser Publikum besteht aus sehr sittsamen Menschen, die keine<br />
»Fans« sind, sondern die unsere Musik gerne mögen und, wenn<br />
wir Glück haben, unsere Platten kaufen. Mit denen tauschen<br />
wir uns gerne aus und führen schöne Gespräche über Musik.<br />
Alles andere entspricht ja auch nicht dem, was bei uns passiert.<br />
Wir backen keine riesigen Brötchen.<br />
Wir sind ja ein kulturaffines Magazin aus Findorff für Findorff.<br />
Wann dürfen wir euch im Stadtteil live begrüßen – und wo<br />
würdet ihr bei uns besonders gern spielen ?<br />
Wir haben vor einigen Jahren im »Alten Pumpwerk« gespielt<br />
und fanden es dort total schön. Das war ein ganz toller und<br />
sehr ruhiger Abend, man konnte sehr leise werden. Diese großartige<br />
Findorffer Location hat uns ausgesprochen gut gefallen:<br />
Also gerne wieder im Pumpwerk !<br />
▼ ÜBER SOMEDAY JACOB<br />
Sänger, Gitarrist und Songschreiber Jörn Schlüter gründete<br />
»Someday Jacob« als Soloprojekt. Nach und nach kamen Uli<br />
Kringler (Git, Voc), Martin Denzin (Drums, Voc) und Manuel<br />
Steinhoff (Bass, Voc) dazu. Die Bremer Band spielt melodischen<br />
Seventies-Folkrock – und ist mittlerweile weit über die Stadtgrenzen<br />
Bremens hinaus eine bekannte Größe. Ihr aktuelles<br />
Album heißt »Everybody Knows Something Good« und wirkt<br />
trotz der feinen Sensibilität der Songs unmittelbar und klar. Für<br />
das kürzlich erschienene neue Werk – es ist nach dem Erstling<br />
»Morning Comes« (2009) und der zweiten CD »It Might Take<br />
a While« (2015) die insgesamt dritte Veröffentlichung der<br />
Band – gehen »Someday Jacob« diesmal in die Stadt. Ließen<br />
die Lieder des Vorgängers bei dem Zuhörer noch Wälder und<br />
Schluchten vor dem geistigen Auge entstehen, wird der Ton<br />
nun etwas direkter: »Everybody Knows Something Good« ist<br />
eher ein Haus als eine Wiese. Den richtigen Mann dafür fanden<br />
»Someday Jacob«, wie schon zuletzt, in Nashville im US-Bundesstaat<br />
Tennessee, dem Mittelpunkt des Country-Universums.<br />
Der Grammy ® -dekorierte Rick-Rubin-Sidekick Ryan Hewitt<br />
(Red Hot Chilli Peppers, Johnny Cash, Avett Brothers, Angus &<br />
Julia Stone) setzte die Aufnahmen des Quartetts in Szene. Das<br />
Master stammt wieder von Richard Dodd (Tom Petty, George<br />
Harrison). Mehr Infos und Videos auf www.somedayjacob.de<br />
Interview: Leona Ilgner, Mathias Rätsch, Foto: Caspar Sessler ▲<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 12
PROFILE<br />
q GEORG GERSBERG ÜBER PERSÖNLICHEN WANDEL UND FAIREN HANDEL<br />
»Alles im Leben hat seine Zeit.«<br />
GEORG GERSBERG<br />
VOM SCHÄFER...<br />
S<br />
ie sind der Inhaber von »Georgs Fairkauf«<br />
und verkaufen in Findorff seit 2013 fair<br />
gehandelte Lebensmittel, Kleidung und<br />
Kunsthandwerk. Ihr Geschäft kennen die<br />
meisten FindorfferInnen, aber was kaum<br />
jemand weiß: Bevor Sie Fairtrader wurden,<br />
haben Sie lange als Schäfer gearbeitet. Das<br />
klingt nach zwei völlig verschiedenen Welten<br />
– quasi »vom Aussteiger zu Geschäftsmann«.<br />
Wie kommt man vom einen zum anderen ?<br />
Zwei völlig verschiedene Welten sind das eigentlich nicht. Aber<br />
die Bezeichnung »Aussteiger« passt. Ich bin schon damals nach<br />
dem zwölften Schuljahr aus der Schule ausgestiegen. Zu der Zeit<br />
mischten sich »Die Grünen« in das politische Geschehen ein<br />
und ich wollte einen Beruf im Bereich Umweltschutz erlernen.<br />
Schließlich stieß ich auf die Schäferei. Ich ließ mich zum Schäfer<br />
ausbilden und zog in die Diepholzer Moorniederung. Dort weidete<br />
ich Schafe zur Renaturierung eines großen Moores. Insgesamt<br />
war ich knapp 30 Jahre lang Schäfermeister. Wenn man so<br />
lange den gleichen Beruf ausübt, stellt sich mit der Zeit sehr viel<br />
Routine ein. Also entschloss ich mich, die Schäferei aufzugeben.<br />
Allerdings wollte ich nicht einfach irgendein Geschäft eröffnen,<br />
sondern ich wollte etwas mit »Hintergrund« machen. Das war<br />
mit der Schäferei ja auch gegeben: Der Hintergrund war Naturschutz.<br />
Und heute ist es bei »Georgs Fairkauf« fairer Handel.<br />
Beide Berufe haben also etwas gemeinsam. Die Naturschutzarbeit<br />
ist allerdings sehr regional, während der faire Handel auch<br />
Länder in Übersee betrifft. So kann ich auch auf der anderen<br />
Seite der Erde ein klein bisschen Einfluss nehmen.<br />
Der Beruf des Schäfers ruft bei vielen sofort sehr romantische<br />
Vorstellungen von Idylle, Harmonie und Freiheit hervor ...<br />
Der Freiheitsgedanke ist schon ganz richtig, weil der Beruf des<br />
Schäfers sehr individuell ist. Ich hatte zwar keinen selbstständigen<br />
Betrieb, aber ich habe sehr selbstständig gearbeitet und<br />
konnte eigenständige Entscheidungen treffen. Schäferromantik<br />
gibt es auch. Das Frühlingserwachen ist zum Beispiel wirklich<br />
schön, wenn die Schafe mit den Lämmern aus dem Stall<br />
kommen oder wenn man in der Dämmerung im Moor steht.<br />
Das Licht ist einzigartig. Da wird man schon mal ein bisschen<br />
sentimental. Hin und wieder kamen Busse mit Touristen, die<br />
dann auch alle am liebsten Schäfer werden wollten. Aber es ist<br />
eigentlich auch ein sehr harter Beruf. Man muss sich jeden Tag<br />
wieder neu überwinden, gerade in der kalten Jahreszeit, wenn<br />
man bei jedem Wetter raus muss. Man hat wenig freie Zeit.<br />
Ich hatte meistens eine Auszubildene oder einen Auszubildenen<br />
und habe später mit einem Gesellen zusammengearbeitet.<br />
Dadurch konnten wir uns absprechen, wann wer frei hatte.<br />
Was heißt »Fairtrade« für Sie ?<br />
Fairer Handel unterscheidet sich vom konventionellen Handel<br />
dadurch, dass die Hersteller der Produkte einen gerechten<br />
Lohn und eine soziale Absicherung erhalten. Kinderarbeit ist<br />
ausgeschlossen. Die Produzenten verdienen genug Geld, um<br />
sich eine Krankenversicherung leisten zu können und ihre Kinder<br />
in die Schule zu schicken. Vor der Globalisierung möchte<br />
ich mich nicht verschließen, aber die könnte auch gerecht ablaufen.<br />
Das ist aber nicht so: Meistens machen die großen Unternehmen<br />
die großen Profite. Für die ist die Globalisierung richtig<br />
toll. Die kleineren Produzenten würden auf der Strecke bleiben,<br />
wenn es den fairen Handel nicht gäbe. Ich selbst kaufe fair, wo<br />
immer es geht. Kleidung und Kaffee zum Beispiel – da sitze ich<br />
ja an der Quelle. Doch nicht alle Nahrungsmittel werden auch<br />
im fairen Bereich angeboten. Dann achte ich darauf, zumindest<br />
Bio-Qualität zu kaufen. Bei regionalen Produkten kann man in<br />
der Regel von gerechten Produktionsbedingungen ausgehen,<br />
da wir hierzulande bestimmte Bio-Standards haben.<br />
Wie hoch ist die Nachfrage nach fair gehandelten Produkten ?<br />
Sind die etwas, wofür die Leute gerne ihr Geld ausgeben ?<br />
Es müsste sehr viel mehr Überzeugungsarbeit geleistet werden.<br />
Nur drei bis fünf Prozent von dem, was wir heutzutage konsumieren,<br />
sind tatsächlich Bio-Produkte. Wenn man in Findorff<br />
lebt, denkt man, es wäre mehr, weil hier so viele Geschäfte<br />
Bio-Lebensmittel verkaufen, aber das täuscht. Produkte aus<br />
fairem Handel werden noch viel seltener angeboten. Es wäre<br />
Aufgabe der Politik, dafür ein bisschen mehr Werbung zu machen.<br />
Der teurere Preis für fair gehandelte Waren ist eigentlich<br />
der reguläre Preis, den wir nur nicht mehr zu zahlen bereit<br />
sind. Zum Beispiel scheinen 5,00 bis 6,00 Euro für 250 Gramm<br />
Kaffee erstmal teuer, doch dafür wurde der dann ökologisch<br />
produziert und auch auf ökologischen Wegen statt mit dem<br />
Flugzeug mit dem Schiff zu uns gebracht. Diese Art von Produktion<br />
und Handelsweg rechtfertigt den Preis, während ein stark<br />
vergünstigter Preis der ist, mit dem etwas nicht stimmen kann.<br />
Genauso funktioniert Massentierhaltung ja auch nur, weil das<br />
Fleisch unter tierunwürdigen Bedingungen hergestellt wird.<br />
Ich denke, dass sich der Trend weiter zu fairem Handel hin<br />
bewegen wird. Zu Bio gibt es nachweislich eine Tendenz und<br />
Fairtrade zieht da meistens nach. Ich hoffe, dass es eines Tages<br />
auch kleine Fairtrade-Warenhäuser geben wird.<br />
Sie arbeiten mit Kleinproduzenten aus unterschiedlichen<br />
Ländern zusammen. Kennen Sie die alle persönlich oder wie<br />
entstehen die Kontakte ?<br />
Nein, die Kleinproduzenten kenne ich nicht persönlich. Die<br />
großen Fairhandelsgenossenschaften wie »El Puente«, »GEPA«,<br />
»GLOBO« und »dritte welt partner« stehen in Verbindung zu<br />
den Produzenten. Persönliche Kontakte kann man gut auf<br />
Fairttrade-Messen knüpfen. Zum Beispiel verkaufe ich u<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | | 14 12<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 15
PROFILE<br />
▼ GEORG GERSBERG IM INTERVIEW<br />
» Der Faire Handel füllt mich voll und ganz aus.«<br />
... ZUM FAIRTRADER<br />
Geschenkpapier aus Nepal von einer Frau, die dreimal im Jahr<br />
zu ihren Produzenten fährt, um direkt vor Ort zu bestellen. Man<br />
könnte natürlich in die Produktionsländer reisen, aber dazu<br />
bin ich nicht mehr jung genug. Das hätte ich wahrscheinlich<br />
gemacht, wenn ich nicht erst Schäfer geworden wäre, sondern<br />
direkt mit dem fairen Handel angefangen hätte.<br />
Was hat Sie gerade nach Findorff gezogen ?<br />
Ich wohnte vorher mit meiner Familie in einem anderen Stadtteil<br />
von Bremen, doch da gefiel es mir nicht besonders. Wir<br />
haben uns hier nach einer neuen Wohnung umgeschaut und<br />
auch relativ schnell etwas gefunden. Die Leute hier sind alle<br />
super nett und schnacken auch mal mit den Nachbarn. Ich<br />
dachte, in dem Stadtteil, wo ich wohne, könnte ich auch einen<br />
Laden eröffnen. Ich habe mit meinen Schäferaugen Ausschau<br />
gehalten und hatte dann das Glück, dass dieses Geschäft frei<br />
wurde, weil die Vormieterin, die hier ein Blumengeschäft<br />
geführt hatte, in Rente gegangen war.<br />
Vermissen Sie es manchmal, nicht mehr Schäfer zu sein ?<br />
Alles hat seine Zeit. Wo ich früher gearbeitet habe, ist die Herde<br />
mittlerweile vergrößert worden. Das bedeutet heutzutage viel<br />
mehr Aufwand. Bei dem klimatisch bedingten unbeständigen<br />
Wetter wird die Herausforderung von Jahr zu Jahr größer. Eine<br />
weitere Schwierigkeit: Der Wolf ist hier mittlerweile heimisch<br />
geworden. Dadurch hat die Schäferei an Arbeitsintensität<br />
gewonnen. Man muss sich zu den Hütehunden noch Herdenschutzhunde<br />
halten. Um die Schafe nachts einzuzäunen, braucht<br />
man heute besonders hohe Elektronetze, deren Aufbau einen erhöhten<br />
Mehraufwand bedeutet. Ich sehne mich nicht nach etwas<br />
zurück, was mir früher Spaß gemacht hat. Jetzt macht mir etwas<br />
anderes Spaß. Der faire Handel füllt mich voll und ganz aus.<br />
▼ ÜBER GEORG GERSBERG<br />
»Georgs Fairkauf« in der Admiralstraße 143 hat das Anliegen,<br />
zu besseren Lebensbedingungen für die Menschen unserer Welt<br />
beizutragen. Im Sortiment gibt es Kaffee von Utamtsi, Tee und<br />
Schokolade sowie Brotaufstriche und Öle. Das Kunsthandwerk<br />
besteht aus Taschen, Schmuck, Papierprodukten und mehr. Seit<br />
drei Jahren erweitert Georg Gersberg den Bereich mit bio und<br />
fair produzierter Kleidung, bspw. von »Armedangels«, »Living<br />
Crafts« und »thought«. Mehr unter www.georgs-fairkauf.de<br />
Interview: Leona Ilgner, Fotos: Willi Rolfes, Kerstin Rolfes ▲<br />
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Georgs Fairkauf, Admiralstraße 143<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 16<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 17
PROFILE<br />
q KERSTIN SCHRÖCK GRÜNDETE DEN <strong>FINDORFF</strong>ER »SINGLE KULTURKREIS«<br />
» Gemeinsam unterwegs und trotzdem unabhängig.«<br />
SINGLEKREIS<br />
GRÜNDERIN<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 18<br />
KERSTIN SCHRÖCK<br />
K<br />
erstin Schröck, eine Großstadt wie Bremen<br />
weist heute 48 Prozent Single-Haushalte auf.<br />
Sie sind jetzt dabei einen »Single Kulturkreis«<br />
vor Ort in Findorff zu initiieren. Was<br />
hat Sie zu dieser Idee persönlich motiviert?<br />
Ich habe viele Freunde überall in Bremen<br />
verteilt. Wenn man irgendwo hingehen will,<br />
dann tifft man sich vielleicht. Dann gehen<br />
alle schnell wieder auseinander. Paare haben es da viel besser.<br />
Sie gehen gemeinsam aus und gehen auch gemeinsam wieder<br />
nach Hause. Also habe ich mir gedacht: Wenn ich ganz viele<br />
Singles kenne, dann kann man gemeinsam zum Beispiel mit<br />
mehreren Menschen ins Theater gehen und anschließend gehen<br />
alle wieder zurück in die eigenen Single-Wohnungen und Häuser<br />
– und jeder ist glücklich, weil man einen tollen Abend hatte.<br />
Wie grenzen Sie sich zu den üblichen Partnerbörsen ab ?<br />
Wir sind keine kommerzielle Vermittlungsbörse. Es geht zuerst<br />
um Vernetzung. Ich komme aus Fischerhude; also vom Dorf.<br />
Das Dörfliche finde ich gut. Diesen Gemeinschaftssinn wünsche<br />
ich mir in der Großstadt. Ich finde es gut, wenn man zusammen<br />
ausgeht oder sich unterstützt, wenn jemand Hilfe braucht.<br />
Wie würden Sie die Idee des Findorffer »Single Kulturkreis«<br />
in einem ganz kurzen Satz beschreiben ?<br />
Gemeinsam unterwegs und trotzdem unabhängig.<br />
Geht es über die kulturellen Aktivitäten auch darum als Single<br />
eine Partnerin oder einen Partner kennenzulernen ?<br />
Das ist nicht unser Grundgedanke. Wenn sich Menschen über<br />
die kulturellen Aktivitäten hinaus privat auch in Beziehungen<br />
finden, ist das schön – steht bei uns aber nicht im Vordergrund.<br />
In der Lokalpresse und auf www.findorffaktuell.de gab es<br />
bereits erste Berichterstattungen. Wie war die Resonanz ?<br />
Im »Weser Kurier« gab es einen Bericht. Daraufhin haben sich<br />
gleich sehr viele Menschen gemeldet, die interessiert waren.<br />
Da dachte ich mir: Ich mache das jetzt mal. Also habe ich einen<br />
Brunch bei »Emma am See« organisiert. Daraufhin meldeten<br />
sich immer mehr Menschen – und ich habe weitere, zusätzliche<br />
Plätze reserviert. Irgendwann war alles voll. Das zweite Mal<br />
haben wir uns im »Veranda« getroffen, weil ich dachte, dort haben<br />
wir genug Platz. Aber auch dort platzte alles aus den Nähten.<br />
Am Ende waren wir fast 30 Leute und alle waren total begeistert.<br />
Möchten Sie den Findorffer »Single Kulturkreis«, der ja auch<br />
mit Zeit und Aufwand verbunden ist, ganz allein organisieren ?<br />
Um Gottes Willen ! Ich möchte gern, dass der sich sehr schnell<br />
verselbstständigt. Ich bin momentan diejenige, die alles noch<br />
ziemlich allein in die Gänge bringt. Die bisherige Resonanz<br />
sprengt eigentlich jetzt schon meine Kapazitäten, aber ich bin<br />
am Tun und Machen. Irgendwann möchte ich, dass dieser Pool<br />
von Menschen sich selbst organisiert. Das ist mein Ziel.<br />
Welche Art der Unterstützung wünschen Sie sich ?<br />
Zwei Frauen haben mir schon sehr geholfen. Eine sichere Plattform,<br />
auf der Mann und Frau sich mit Anderen verabreden und<br />
vernetzen könnte, wäre toll. Es wäre hilfreich, wenn sich jemand<br />
findet, der mich hierbei unterstützt. Ich bin schon ganz gut, aber<br />
es gibt Menschen, die das besser und schneller können.<br />
Der »Single Kulturkreis Findorff« richtet sich an Interessierte ab<br />
50 Jahren. Warum ausschließlich für diese Altersgruppe ?<br />
In diesem Alter fängt nicht selten ein neuer Lebensabschnitt an.<br />
Die Kinder sind groß oder sogar schon aus dem Haus. Paare<br />
haben sich getrennt. Dann denkt man sich: Was fange ich jetzt<br />
mit mir an ? Jetzt habe ich die Zeit. Aber allein ausgehen ist auch<br />
doof. In einem gut vernetzten Kreis ist es dann viel einfacher.<br />
Wie eng legen Sie die selbstgesetzten Regeln aus ?<br />
Die Altersgrenze ab 50 sehen wir nicht so eng – und unsere<br />
Regeln legen wir überhaupt nicht eng aus. Wir haben auch<br />
Frauen dabei, die sind in Beziehungen, aber der Partner geht<br />
nicht so gern aus. Auch das ist bei uns möglich. Dafür habe ich<br />
den Begriff »Ausgeh-Single« erfunden. Was aber nicht passieren<br />
sollte, ist, dass wir am Ende wieder ganz viele Paare sind und<br />
die Singles irgendwann in der Unterzahl sind.<br />
Sie möchten, dass sich die Menschen im »Single Kulturkreis«<br />
organisieren und vernetzen. Wie erfolgt das ganz konkret ?<br />
Es gibt derzeit einen E-Mail-Verteiler, der noch ausbaufähig ist.<br />
Aber manche kennen sich mit E-Mail-Programmen nicht so aus.<br />
Ganz analog ist ja auch ein regelmäßiger Stammtisch geplant ...<br />
Unseren Stammtisch gibt es schon. Da können dann wirklich<br />
alle kommen; auch wer nicht digital unterwegs ist. Das soll es<br />
ja geben und ist absolut in Ordnung. Allerdings sind bei uns<br />
die Männer noch etwas zurückhaltend. Anscheinend bekennt<br />
»Mann« sich nicht so gern als Single. Dafür gibt es bei uns nun<br />
wirklich keinen Grund. Also, Männer: Traut Euch !<br />
▼ ÜBER KERSTIN SCHRÖCK<br />
Kerstin Schröck ist Sozialpädagogin, 58 Jahre jung und wohnt<br />
in Findorff. Beruflich und privat hat sie schon viele Events und<br />
Gruppen ins Leben gerufen. Der »Single Kulturkreis Findorff«<br />
trifft sich jeden letzten Mittwoch im Monat um 20:00 Uhr im<br />
»Veranda«, Hemmstaße 89, 28215 Bremen. Das nächste Treffen<br />
findet am Mittwoch, den 30. Mai 2018 statt. Sie sind Single und<br />
interessiert ? Kontakt unter: Singlekulturkreisab50@web.de<br />
Interview: Mathias Rätsch, Foto: Matthias Hornung ▲<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 19
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ENTSPANNTE<br />
Die Osteopathin Ute Wollens und<br />
der Logopäde und PäPKi ® -Therapeut<br />
Andreas Pohl betreiben beide Praxen<br />
in Findorff. Er ist seit 22 Jahren in der<br />
Plantage 13 und sie seit vier Jahren in<br />
der Falkenberger Straße 66 tätig. Vor<br />
zehn Jahren begannen beide, sich regelmäßig<br />
zu treffen, um voneinander zu<br />
lernen und sich über fachliche Inhalte<br />
und gemeinsame PatientInnen auszutauschen.<br />
Auslöser dieser regelmäßigen<br />
Gespräche war der Fall eines Kindes,<br />
das bei Ute Wollens in der Praxis<br />
vorgestellt wurde und zu diesem Zeitpunkt<br />
im Alter von fast vier Jahren<br />
keine Konsonanten sprechen konnte.<br />
Die Osteopathin begann den Jungen<br />
zu behandeln und holte sich für die<br />
Therapie der Sprachstörung Andreas<br />
Pohl ins Boot.<br />
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Wir sind für Sie da: 0421 - 35 10 41<br />
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Es war der Beginn einer erfolgreichen<br />
Zusammenarbeit. Der Junge geht heute<br />
auf eine Regelschule und ist sprachlich<br />
unauffällig. Ute Wollens und Andreas<br />
Pohl gaben uns gemeinsam folgendes<br />
Interview. u<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 20 PROMOTION | <strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 39 21
PROFILE<br />
q UTE WOLLENS & ANDREAS POHL LERNEN VONEINANDER<br />
»Während des Wachstums fixieren sich Blockaden.«<br />
LOGOPÄDE<br />
OSTEOPATHIN<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 22 | PROMOTION<br />
ANDREAS POHL & UTE WOLLENS<br />
F<br />
rau Wollens und Herr Pohl, bevor wir Sie zu<br />
Ihrer gemeinsamen Arbeit befragen, beschreiben<br />
Sie zunächst, was Osteopathie eigentlich ist ?<br />
Ute Wollens: Die Osteopathie strebt das Ziel<br />
an, die gestörten Funktionen des Organismus<br />
wieder herzustellen, indem die Ursachen von<br />
Schmerzen und funktionellen Störungen aufgespürt<br />
und behandelt werden. Dazu beurteilt der<br />
Osteopath die Stellung, Mobilität und Qualität der Gewebe.<br />
Herr Pohl, Sie arbeiten als Logopäde und PäPKi ® -Therapeut.<br />
Was sind die Arbeitsgebiete der Logopädie ?<br />
Andreas Pohl: Die Logopädie behandelt ganz unterschiedliche<br />
Sprach- und Sprechstörungen bei fast allen Altersgruppen. Ich<br />
selbst bin spezialisiert auf kindliche Spracherwerbsstörungen,<br />
also auf Kinder, die aus unterschiedlichen Gründen nicht oder<br />
sehr verzögert sprechen lernen.<br />
Wie passt die Lern- und Entwicklungstherapie nach PäPKi ® dazu ?<br />
Andreas Pohl: PäPKi ® beschäftigt sich mit der frühkindlichen<br />
Bewegungsentwicklung des Säuglings im ersten Lebensjahr, die<br />
aus meiner Sicht eine wesentliche Voraussetzung für die Sprachentwicklung<br />
darstellt.<br />
Gibt es, wenn man die beiden Therapieformen Osteopathie<br />
und Logopädie nebeneinanderstellt, eindeutige Zusammenhänge<br />
oder Überschneidungen ?<br />
Ute Wollens: Ja, man könnte sagen, die Halswirbelsäule ist der<br />
Ort, an dem die beiden Therapieformen zusammenfinden.<br />
Können Sie diesen Zusammenhang erklären ?<br />
Andreas Pohl: Die Kinder, die zu mir in die Praxis kommen,<br />
leiden häufig an einem muskulären Ungleichgewicht im Bereich<br />
der Halswirbelsäule. Das heißt, der Nacken ist häufig sehr fest<br />
und verspannt, die Sprechwerkzeuge Zunge, Mund und Umgebung<br />
hingegen kommen sehr weich und unkoordiniert daher,<br />
was ein Grund für eine undeutliche Aussprache sein kann.<br />
Welche osteopathischen Maßnahmen wendet man bei diesen<br />
Kindern an ?<br />
Ute Wollens: Meist sind diese PatientInnen seit der Geburt,<br />
bzw. frühesten Kindheit im Bereich des ersten, zweiten und<br />
siebten Halswirbels »verspannt«. Ich führe ausgleichende<br />
Maßnahmen durch.<br />
Welchen Effekt hat diese Behandlung auf die Entwicklung der<br />
Sprache ?<br />
Andreas Pohl: Nach einigen Behandlungen sind die Kinder häufiger<br />
in der Lage ihre Sprechbewegungen besser wahrzunehmen<br />
und zu koordinieren.<br />
Hat die osteopathische Behandlung weitere Effekte ?<br />
Ute Wollens: Bei einer ungleichen Mobilität des Nackens sind<br />
oft zwei für das körperliche Befinden wichtige Bereiche betroffen:<br />
das sensorische Nackenfeld und die Eintrittspforten der<br />
zehn Hirnnerven. Das sensorische Nackenfeld ist wichtig für<br />
den Gleichgewichtssinn und die Körpertiefenwahrnehmung,<br />
die wiederum eine wesentliche Voraussetzung für die räumliche<br />
Wahrnehmung und damit für das Lesen, Schreiben und Rechnen<br />
darstellt.<br />
Was haben die zehn Hirnnerven mit der Logopädie zu tun ?<br />
Andreas Pohl: Von den zehn Hirnnerven reagiert besonders der<br />
zehnte Hirnnerv, der sogenante »Nervus vagus«, empfindlich<br />
auf die chronische Enge im Nackenbereich. Er heißt auch vegetatives<br />
Nervensystem und reguliert auf allen Ebenen des Körpers<br />
die Balance zwischen Erregung und Beruhigung. Kinder<br />
mit einem dauerhaft mechanisch gereizten zehnten Hirnnerven<br />
können sehr leicht stressanfällig oder sehr unstrukturiert<br />
wirken. Solche Kinder sind schwer zu therapieren, da sie oft<br />
eine geringe Konzentrationsspanne haben.<br />
Bisher dachte ich, Nackenprobleme haben nur Erwachsene<br />
jenseits der Vierzig, aber wie es nach ihren Erläuterungen<br />
aussieht, kommen sie auch häufig bei Kindern vor ...<br />
Ute Wollens: Ja, gerade durch die Geburt und während des<br />
Wachstums fixieren sich diese Blockaden im Körper und es<br />
können dadurch überall im Körper Probleme entstehen – und<br />
es ist wichtig, sie früh zu behandeln, da sie sonst die weitere<br />
Entwicklung der Kinder negativ beeinflussen können.<br />
Ab wann behandeln Sie denn Kinder ?<br />
Ute Wollens: Es fängt bei den Babys an: ab dem Säuglingsalter.<br />
Andreas Pohl: Meine derzeit jüngsten PatientInnen sind knapp<br />
zwei Jahre alt.<br />
Welche Momente sind für Sie als Osteopatin am schönsten ?<br />
Ute Wollens: Wenn die Menschen strahlen, völlig verblüfft über<br />
ihre eigenen Körperreaktionen sind und sagen »Sie haben aber<br />
goldene Hände«. Letzteres ist aber 50 Prozent meiner Arbeit.<br />
Und welche Momente sind für Sie am schönsten, Herr Pohl ?<br />
Andreas Pohl: Wenn ein Kind, das sich mit einem Sprachlaut<br />
sehr gequält hat, ihn schließlich ganz leicht sprechen kann.<br />
▼ ÜBER UTE WOLLENS & ANDREAS POHL<br />
Ausführliche Informationen zu der Arbeit von Ute Wollens und<br />
Andreas Pohl gibt es auf www.osteopathie-in-findorff.de sowie<br />
auf www.praxis-andreas-pohl.de<br />
Fotos: Matthias Hornung ▲<br />
PROMOTION | <strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 23
Print von A bis Z.<br />
Internet effizient realisiert.<br />
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Kontakt: Telefon 0421 | 5 79 55 52
q GITANA SCHILOWITSCH ÜBER MODE UND DEN NEUEN STANDORT IM FEDELHÖREN<br />
» Fair, individuell – einfach konsequent zu Ende gedacht. «<br />
▼ MIT BESTEN EMPFEHLUNGEN: DER GASTROTIPP<br />
Kitchens of India: die reine indische Küche<br />
M<br />
ode gehört zu den umsatzstärksten<br />
und schnelllebigsten Branchen.<br />
Früher gab es mal eine Sommer- und<br />
eine Winterkollektion. Heute lockt<br />
jede Woche ein neuer Trend, krass<br />
aber wahr. »Fast Fashion« trifft leider<br />
den Nerv unserer Zeit. Laut der<br />
ZDF-Reportage »Mode ohne Makel«,<br />
die ich kürzlich sah, kauft<br />
jeder Deutsche durchschnittlich 60 Kleidungsstücke<br />
pro Jahr. Und wirft genauso viele<br />
wieder weg, unglaublich. Das sind viermal<br />
so viele wie noch vor 20 Jahren.<br />
Kleidung wird immer mehr zum<br />
Wegwerfartikel. Wenn ich an die<br />
Millionen BilliglohnarbeiterInnen, die<br />
menschenunwürdigen Produktionsbedingungen<br />
in der dritten Welt und<br />
die gravierenden Folgen für die Umwelt<br />
denke, ist das geradezu alarmierend.<br />
Sogar große, bekannte Modeunternehmen<br />
produzieren auf diese abstoßende Weise. Aber<br />
mal ganz ehrlich: Wenn ein T-Shirt soviel<br />
kostet wie ein Cappuccino XL, stimmt<br />
da etwas nicht. Glücklicherweise gibt<br />
es einen Gegentrend, der stark wächst.<br />
Immer mehr Menschen achten nicht mehr nur darauf, woher<br />
ihre Lebensmittel kommen. Auch bei Kleidung und Mode<br />
werden ökologische und soziale Kriterien einfach wichtiger.<br />
Es wird grüner und veganer: Ganz neue, spannende Produkte<br />
werden neuerdings in der nachhaltigen Modebranche kreiert,<br />
zum Beispiel Jacken aus Bambus, Schuhe aus Pilzen oder Ledertaschen<br />
aus Rhabarber. Es gibt Messen und Internetportale<br />
als Wegweiser zu nachhaltigen Produkten. Endlich bekommt<br />
Mode die Beachtung und Wertschätzung, die sie verdient. Das<br />
bestätigt mich darin, weiterhin zu zeigen, dass es auch fair und<br />
nachhaltig geht. Und individueller …<br />
In der Modeindustrie wird alles in Normen gepresst. Mode<br />
von der Stange, nein danke! Welche Frau entspricht schon einer<br />
Norm? Frauen sind klein oder groß, dünn, athletisch oder<br />
kurvig. Sie haben wallende Locken oder pinke Haare, sind geschminkt<br />
oder völlig ohne Make-up. Sie lieben den sportlichen<br />
Dress oder die elegante Mode. Und dabei ist jede auf ihre Art<br />
einmalig und schön – eben ein echtes Unikat, mit einem eigenen<br />
Stil. Genau hier setzt mein Konzept an. Alle LaGitana-Modelle<br />
lassen sich verändern – je nach Figur und Geschmack. Stoffe in<br />
vielen Varianten sind alle bei mir vor Ort und frei wählbar. Es<br />
entstehen Lieblingsstücke, die perfekt zum eigenen Stil passen<br />
und auch über eine Saison hinaus gefallen. So bekommt Mode<br />
zusätzlich etwas Nachhaltiges. Das ist mir ganz wichtig. Jenseits<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 26<br />
ZWISCHENRUF<br />
von »Fast Fashion« will ich Frauen einfach Raum für ihre Persönlichkeit<br />
geben. Und ein Zeichen setzen gegen alles Schnelllebige<br />
und ständige Modetrendwechsel, die den Konsum immer<br />
noch anheizen. Zeit ist heute Luxus. Sie mir zu nehmen, meine<br />
Kundinnen gut zu beraten und das ausgewählte Modell ihrem<br />
individuellen Typ anzupassen, gehört für mich absolut dazu.<br />
Mein Modelabel passt einfach am besten in ein kreatives<br />
Umfeld. Da ist für mich der Umzug in den Fedelhören zum 15.<br />
Mai 2018 nur konsequent. Inmitten von Ateliergemeinschaften,<br />
Goldschmiedekunst, Handwerk und<br />
Design fühle ich mich mit meinem Modedesign<br />
genau richtig. Die Kreativmeile nahe der<br />
Bremer City inspiriert mich einfach. Eine<br />
Idee ist, FreiberuflerInnen der nachhaltigen<br />
Kreativszene in meiner Modemanufaktur<br />
eine Plattform zu bieten, sich und ihr<br />
Handwerk zu präsentieren. Ich werde auch<br />
mein Modespektrum erweitern: Zukünftig<br />
wird es Unikate und Kleinserien aus ganz<br />
besonderen Bio-Stoffqualitäten und in noch<br />
aufwendigeren Schnitten geben. Hundert Prozent<br />
»handmade« wird auch das Interieur im neuen<br />
Ladengeschäft sein, von der Umkleidekabine<br />
bis zur Kleiderstange.<br />
Kurz: Ich freue mich auf mein neues<br />
Ladengeschäft, ein Ort mit inspirierender<br />
Atmosphäre, in dem das »individuelle Erlebnis« Zeit und Raum<br />
bekommt – auch bei einem dampfenden Cappuccino in bequemen<br />
Sitzmöbeln. Meine Kundinnen aus Findorff und umzu lade<br />
ich herzlich zu meiner Eröffnungsfeier ein: am Samstag, den<br />
19. Mai 2018 von 11:00 bis 19:00 Uhr.<br />
▼ ÜBER GITANA SCHILOWITSCH<br />
Die Modedesignerin Gitana Schilowitsch ist Inhaberin der Modemanufaktur<br />
»LaGitana«. Aus ökologisch wertvollen Stoffen<br />
und zu 100 Prozent fair in Bremen produziert, ist ihre Mode<br />
Ausdruck einer klaren Haltung: ästhetisch, ökonomisch und<br />
sozial. Sie setzt damit ein deutliches Zeichen gegen schnelllebige<br />
Modetrends und »Fast Fashion«. Ihr Modedesign folgt zudem<br />
einem nachhaltigen Konzept: Es lässt sich individuell auf die<br />
Figur und den eigenen Stil jeder Frau zuschneiden. »LaGitana«<br />
ist DEIN DESIGN.<br />
▼ ERÖFFNUNG AM NEUEN STANDORT<br />
LaGitana, Modemanufaktur, Fedelhören 12, 28203 Bremen,<br />
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 11:00 bis 18:30 Uhr,<br />
Samstag 11:00 bis 16:00 Uhr, www.lagitana-bremen.de<br />
Text: Gitana Schilowitsch, Foto: Bildplantage 13 ▲<br />
Sabashkaran Thevarajeh hat sich den langgehegten<br />
Traum eines eigenen Restaurants erfüllt.<br />
»Kitchens of India« heißt sein neues indisches<br />
Restaurant, das kürzlich in der Hemmstraße<br />
240 am Jan-Reiners-Center eröffnet hat. Der<br />
43-Jährige hat zwar bereits langjährige Gastronomie-Erfahrung,<br />
führt nun aber erstmals<br />
sein eigenes Restaurant, und das gleich mit<br />
der ganzen Familie. Seine Frau, seine Schwägerin<br />
und sein Schwager sind ebenfalls im »Kitchens<br />
of India« tätig. Die Speisekarte enthält reine<br />
indische Küche mit originalen Gewürzmischungen,<br />
die je nach Wunsch des Gastes in der<br />
Schärfe angepasst werden können. Alle Gerichte<br />
werden immer frisch zubereitet. Neben Fleisch-, Fisch-, Reisund<br />
vegetarischen Spezialitäten bieten Sabashkaran Thevarajeh<br />
und sein Team Dosa- und Tandoori-Spezialitäten an. Bei Dosa<br />
handelt es sich um eine Art knusprigen Pfannkuchen. Tandoori<br />
wiederum sind Gewürzmischungen der indischen Küche zum<br />
Marinieren verschiedener Fleischsorten. Die Marinade wird mit<br />
Joghurt gemischt, das so eingelegte Fleisch gegrillt. Das neue<br />
MAHLZEIT !<br />
»Kitchens of India« in der Hemmstraße 240 hat<br />
70 Plätze und für den Sommer ist auch ein Außenbereich<br />
geplant. Geöffnet ist täglich von<br />
11:30 Uhr bis 15:00 Uhr sowie von 17:30 Uhr<br />
bis 22:30 Uhr. Von 11:30 Uhr bis 15:00 Uhr<br />
wird montags bis freitags ein Mittagstisch<br />
angeboten, sonn- und feiertags gibt es von<br />
12:00 Uhr bis 15:00 Uhr ein indisches Buffet<br />
mit vielen ausgesuchten Spezialitäten.<br />
▼ ÜBER SABASHKARAN THEVARAJEH<br />
Der studierte Maschinenbautechniker, der<br />
1994 nach Deutschland kam, ist glücklich,<br />
schon vor mehr als 20 Jahren in die Gastronomie<br />
gewechselt zu haben, denn: »In der Gastronomie hat<br />
man anders als in der Industrie viel mit Menschen zu tun.«.<br />
Das wollte er schon immer, und: »Im eigenen Restaurant<br />
macht das noch mehr Spaß.«. Zu erreichen ist das »Kitchens of<br />
India«, das auch Gerichte außer Haus anbietet, unter Telefon<br />
0421 / 57 72 68 68 und unter www.kitchensofindia.de<br />
Text: Eggert Peters, Foto: Pressefoto ▲<br />
Mittagstisch und Sonntagsbuffet mit:<br />
Hähnchen Spezialitäten Lamm Gerichte<br />
Vegetarische Spezialitäten Rind Gerichte<br />
Reis Spezialitäten Tandoori Thali Dosa<br />
Spezialitäten Fisch Gerichte Suppen<br />
Salate Vorspeisen Pakora und mehr...<br />
Hemmstr. 240 · 28215 Bremen<br />
Geöffnet täglich 11:30 bis 15:00 Uhr und 17:30 bis 22:30 Uhr
q ZWEI PARTNER UND EIN BERATUNGSANGEBOT<br />
»Die Heizungsvisite für Alt- und Neuanlagen «<br />
» Gespielt wird, was Spaß macht. «<br />
q DIE »<strong>FINDORFF</strong>ER SPIELFREUNDE«<br />
S<br />
eit Anfang des Jahres bieten die Klimaschutzagentur<br />
»energiekonsens« und die Energieberatung<br />
der Verbraucherzentrale Bremen gemeinsam<br />
Heizungsvisiten für Alt- und Neuanlagen<br />
an. Mit Erfolg: Rund 80 Hausbesitzer im Land<br />
Bremen, darunter viele FindorfferInnen, haben<br />
die Beratung bereits wahrgenommen. Dabei<br />
haben sie u. a. wertvolle Energieeinspartipps<br />
sowie Informationen zu Fördermöglichkeiten<br />
bei Neuanschaffungen erhalten.<br />
Unabhängige Energieexperten der Verbraucherzentrale<br />
nehmen bei Eigentümern<br />
vor Ort in einem rund eineinhalbstündigen<br />
Check die Heizung in<br />
Augenschein, prüfen ihren Verbrauch<br />
und ihre Regelung sowie die Qualität<br />
der Wärmeversorgung. Dabei decken<br />
sie Energieeinsparpotenziale auf und<br />
geben Anregungen, wie sich Heizkosten<br />
senken lassen. Die energiekonsens-Berater<br />
für Neuanlagen wiederum zeigen in einem<br />
einstündigen Gespräch auf, was bei der<br />
Anschaffung einer neuen Heizanlage<br />
beachtet werden sollte. Sie informieren,<br />
welcher Energieträger für den jeweiligen<br />
Haushalt die richtige Wahl ist, welche Kesselgröße sich<br />
empfiehlt und welche Fördermöglichkeiten es gibt. Durch die<br />
Bündelung der Kompetenzen und die Vergrößerung des Expertenpools<br />
habe man die Beratung ausbauen können, sagt Inse<br />
Ewen, Regionalmanagerin Energieberatung der Verbraucherzentrale<br />
Bremen. »Das gemeinsame Angebot stellt beim Gebäude-Check<br />
die Heizung in den Mittelpunkt der Beratung. Die<br />
Energieexperten gehen jetzt noch intensiver auf das ein, was<br />
die Verbraucher bewegt – etwa die Frage, mit welchen Maßnahmen<br />
sich Energieverbräuche im gesamten Haus senken lassen.<br />
Es sind ja oft kleine Stellschrauben, die viel bewegen können.«<br />
Heizungsvisite<br />
In Kooperation mit der<br />
Verbraucherzentrale<br />
Bremen e.V.<br />
Sie möchten sichergehen, dass Ihre<br />
alte oder neue Heizungsanlage so<br />
effizient wie möglich läuft?<br />
DER GUTE TIPP<br />
Mit der Heizungsvisite werde zudem ein besseres Verständnis<br />
für Heizanlagen geschaffen, ergänzt Heinfried Becker, Leiter<br />
des Projektes bei »energiekonsens«: »Viele Menschen sind froh,<br />
wenn die Heizung läuft, verschwenden aber keinen weiteren<br />
Gedanken an sie. Dabei führt allein die Tatsache, dass ein<br />
Eigentümer sich mit dem Energieverbrauch seiner Immobilie<br />
auseinandersetzt und dadurch sein Heizverhalten ändert,<br />
in der Regel zu Einsparungen von zehn Prozent.« Aus seiner<br />
Sicht ein weiteres Argument für die Heizungsvisite:<br />
»Der Austausch einer Heizung oder grundlegende<br />
Modernisierungsmaßnahmen kosten Geld.<br />
Da wollen Verbraucher vorab eine ehrliche<br />
Antwort darauf, ob bei ihnen tatsächlich<br />
Handlungsbedarf besteht. Und die bekommen<br />
sie.«, betont er weiter. Bislang sei<br />
das Feedback auf das Angebot durchweg<br />
positiv, sagt Inse Ewen. »Darauf ruhen<br />
wir uns aber nicht aus, sondern schulen<br />
unsere Berater regelmäßig, um es weiter<br />
zu verbessern«, erklärt Heinfried Becker. Das<br />
Angebot ist noch bis Ende des Jahres im Land<br />
Bremen buchbar – und zwar zu einem günstigen Preis:<br />
Die Heizungsvisite für Altanlagen der<br />
Energieberatung der Verbraucherzentrale<br />
Bremen wird vom Bundesministerium für<br />
Wirtschaft und Energie gefördert; die Beratung<br />
zu Neuanlagen durch »energiekonsens«. Daher beträgt<br />
die Eigenbeteiligung nur 20,00 Euro für Privathaushalte.<br />
▼ SO EINFACH IST ES<br />
Termine für den Altanlagen-Check können telefonisch unter<br />
0421 / 16 07 77 oder per E-Mail unter heizungsvisite@vz-hb.de<br />
vereinbart werden. Die Neuanlagen-Visite ist unter Telefon<br />
0421 / 376 67 10 oder heizung@energiekonsens.de buchbar.<br />
Text: Sandra Wagner, Foto: Martin Rospek ▲<br />
Beratung für Neuanlagen (energiekonsens):<br />
0471 30947371 oder heizung@energiekonsens.de<br />
Beratung für Altanlagen (Verbraucherzentrale):<br />
0471 26194 oder heizungsvisite@vz-hb.de<br />
H<br />
eutzutage läuft alles<br />
digital: Wir schreiben<br />
E-Mails statt<br />
Briefe, sehen auf<br />
»google« nach statt<br />
im Lexikon, Bücher<br />
sind jetzt E-Books<br />
und gespielt wird nur<br />
noch am PC. Aber ist<br />
das wirklich so ? Ganz und gar nicht !<br />
Zumindest nicht, was den letzten Teil<br />
angeht. Denn analoge Spiele – sprich<br />
Brettspiele – erfreuen sich zurzeit nicht<br />
bloß immer noch großer Beliebtheit,<br />
sondern es hat sich sogar eine ganze<br />
Szene um das Freizeitvergnügen gebildet.<br />
Damit verschwindet auch das letzte<br />
noch vorhandene Bisschen des leicht<br />
eingestaubten Images, mit dem BrettspielerInnen<br />
zu kämpfen haben. Beim<br />
Spiele-Trend sind alle dabei: jung, alt und alles dazwischen. SeniorInnen<br />
mit jahrzehntelanger Spielerfahrung tun es genauso<br />
gern wie trendbewusste MittzwanzigerInnen.<br />
Die verspielten Mengen tummeln sich<br />
auf Spielemessen, trinken ihren Kaffee in<br />
Spielecafés oder treffen sich ganz gemütlich zu Spielrunden in<br />
der eigenen Nachbarschaft.<br />
TREFFPUNKT<br />
So machen es jedenfalls die »Findorffer Spielfreunde«, die sich<br />
jeden zweiten Dienstag im Monat (immer in den geraden Kalenderwochen)<br />
von 19:30 Uhr bis 23:00 Uhr zum gemeinsamen<br />
Spielen im Vereinshaus Findorff zusammenfinden. Ob Brett-,<br />
Karten- oder Würfelspiel, ob Strategie, Glück oder Schnelligkeit:<br />
Gespielt wird, was Spaß macht. Klassiker wie Doppelkopf<br />
oder Rummycub sind fast immer vertreten, aber auch Neuheiten<br />
werden hier mit Begeisterung getestet. Alle, die Lust haben<br />
mitzumachen, können jederzeit gerne einsteigen. Es gibt keine<br />
feste Mitgliedschaft, die MitspielerInnen kommen nach Lust<br />
und Laune, wann immer es ihnen passt. Dabei braucht man sich<br />
auch keine Sorgen zu machen, dass man dort doch niemanden<br />
kennt. Spielen verbindet ! Bei den »Findorffer Spielfreunden«<br />
haben sich schon diverse neue Freundschaften gebildet, ganz<br />
unkompliziert und nebenbei. Natürlich dürfen auch bereits<br />
vorhandene Freunde mitgebracht werden, genauso wie eigene<br />
Spiele. Der Spielspaß kostet nur 1,00 Euro Eintritt und Getränke<br />
kann man im Vereinshaus ebenfalls günstig bekommen.<br />
Das Vereinshaus Findorff findet man in der Hemmstraße 240,<br />
die »Spielfreunde« treffen sich in der zweiten Etage. Anmelden<br />
braucht man sich nicht. Infos zu den »Findorffer Spielfreunden«<br />
und zu den nächsten Terminen findet man im Internet unter<br />
www.findorfferspielfreunde.de oder man fragt einfach direkt<br />
den Verantwortlichen Karsten Ohl über die unten genannten<br />
Kontaktwege.<br />
In Bremen sind die »Findorffer Spielfreunde«<br />
in bester Gesellschaft. Das zeigen die Bremer<br />
Spiele-Tage, die jedes Jahr tausende Besucher<br />
in das Bamberger Haus der Bremer Volkshochschule locken.<br />
Die Bremer Volkshochschule ist übrigens offizieller Unterstützer<br />
der »Findorffer Spielfreunde«.<br />
Auch über Bremens Grenzen hinweg haben es Brettspiele zu<br />
großem Ruhm gebracht. Davon kann jeder, der einmal die<br />
internationalen Spieltage in Essen besucht hat, ein Lied singen.<br />
Bei so viel Zulauf und Förderung muss an dem derzeit aktuellen<br />
Spiele-Trend ja irgendetwas dran sein. Aber warum spielen denn<br />
nun alle so gern und nehmen dafür auch noch extra die Wege<br />
zu Spieletreffs und -messen in Kauf ? Weil das miteinander Spielen<br />
eben ein ganz menschliches Bedürfnis ist, dass sich nicht<br />
durch die abendliche Runde Solitaire am heimischen Computer<br />
ersetzen lässt. Wir wollen uns treffen, uns gemeinsam an einen<br />
Tisch setzen und zusammen Spaß haben. Der Mensch ist eben<br />
ganz einfach ein soziales Wesen – und daran ändert auch die<br />
Digitalisierung nichts.<br />
▼ SPIELTREFF IM VEREINSHAUS <strong>FINDORFF</strong><br />
Die Treffen der »Findorffer Spielfreunde« finden regelmäßig<br />
im Vereinshaus Findorff in der Hemmstraße 240 statt. Kontakt<br />
über Karsten Ohl unter Telefon 04292 / 91 96 sowie per E-Mail<br />
karsten-ohl@t-online.de. Termine und ausführliche Infos unter<br />
www.findorfferspielfreunde.de<br />
Text: Leona Ilgner, Foto: Frank Fiedler ▲<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 28 | PROMOTION<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 29
q DAS TIERGEHEGE IM BÜRGERPARK<br />
AUS <strong>FINDORFF</strong>. FÜR <strong>FINDORFF</strong>.<br />
W<br />
ilde Tiere faszinieren – na klar !<br />
Aber müssen zu einem Zoobesuch<br />
immer gleich Löwen, Zebras und<br />
Giraffen gehören ? Das Tiergehege<br />
im Bürgerpark setzt auf weniger<br />
exotisch anmutende Arten, die sich<br />
dafür in unserem Klima ganz zuhause<br />
fühlen. Aber wieso hat Bremen<br />
eigentlich<br />
keinen »richtigen« Zoo wie viele andere<br />
Großstädte? Ein Blick in die Geschichte<br />
zeigt, dass der Bürgerpark einst mit<br />
einigen kunterbunten Überseearten aufwarten konnte.<br />
Im 19. Jahrhundert war es gang und gäbe für Parks, sich ein<br />
Tiergehege zu leisten. Auch der Bürgerparkverein folgte 1870<br />
diesem Trend. Bald kam die erste Rentierfamilie als Geschenk<br />
eines Bremer Kaufmanns in den Bürgerpark. Die Anlage bekam<br />
den Namen »Belvedere«, da eine Beobachtungsplattform den<br />
Besuchern diese »schöne Aussicht» ermöglichte. Weitere Tiere<br />
machten sich auf den Weg über den Atlantik und konnten nun<br />
auch im neu erbauten Wildhaus Unterschlupf finden. Nach mehreren<br />
Umzügen landeten sie 1884 schließlich an ihrem heutigen<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 30<br />
Ganz nah dran !<br />
LIEBLINGSORTE<br />
Platz. Doch das Tiergehege bekam Konkurrenz, als die Meierei<br />
begann, ihre Gäste mit einem ganzen Affenkäfig zu unterhalten.<br />
Es folgten zwei Kängurus und 1901 berichtete sogar die Lokalpresse<br />
über einen sprechenden Papagei.<br />
Mit dem 20. Jahrhundert kamen nicht nur Geldsorgen, sondern<br />
am Ende des Zweiten Weltkrieges war das Tiergehege auch vollkommen<br />
leer. Im Jahr 1953 half die Sparkasse Bremen, indem<br />
sie dem Bürgerparkverein ein neues Wildgehegehaus<br />
schenkte, das vielen Vogel- und<br />
Säugetierarten den Neueinzug ermöglichte.<br />
Heute leben im Tiergehege zu einem großen<br />
Teil heimische Tiere, die man sonst kaum noch zu Gesicht<br />
bekommt. Die Leinegans und das Bunte Bentheimer Schwein<br />
sind vom Aussterben bedroht. Im Tiergehege haben sie nicht<br />
nur ein sicheres Zuhause, sondern auch noch ein begeistertes<br />
Publikum. An Nachwuchs mangelt es den BewohnerInnen des<br />
Geheges auch nicht: Wer zur richtigen Zeit kommt, kann sich<br />
den Ferkel-Kindergarten anschauen oder ein Damwildkalb bei<br />
den ersten Gehversuchen begleiten. Hier ist man »ganz nah<br />
dran« — und das auch noch quasi direkt vor Findorffs Haustür.<br />
Text: Leona Ilgner, Foto: Ercan Yildirim, www.ey-fotografie.de ▲<br />
AUF DEN HUND GEKOMMEN ? Wow, was tut man nicht alles, um Aufmerksamkeit zu bekommen – zum<br />
Beispiel die potentieller Inserenten, deren Anzeigen wir gern hätten, damit Sie »<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong>«<br />
weiterhin regelmäßig und kostenlos lesen können. Wir freuen uns über jede Anzeige der Findorffer Geschäftswelt und<br />
umzu, die unser Magazin als attraktiven Werbeträger nutzen möchte. Warum ? Wir machen »<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong><br />
<strong>NEBENAN</strong>« für die Menschen in dem Stadtteil, in dem auch wir leben und arbeiten. Als einziges durchgängig vierfarbig<br />
gedrucktes Stadtteilmagazin verteilen wir von »<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong>« über 10.000 Exemplare in<br />
alle Briefkästen, auf denen nicht »keine Werbung« steht. Wer unser Magazin nicht im Briefkasten<br />
haben möchte, aber doch lesen will, bekommt es auch an anderer Stelle: Weitere Exemplare gibt<br />
es an über 60 »Hotspots« und in vielen Arztpraxen. Ausführliche Infos auf www.findorff.info<br />
Text & Gestaltung: www.raetsch.de, Foto: »This dog just fetched the newspaper« © Shevs, www.shutterstock.com
▼ DAS WIRD MAN DOCH WOHL NOCH FRAGEN DÜRFEN<br />
Muss die Jan-Reiners-Lok unbedingt gerettet werden ?<br />
W<br />
er in Findorff lebt, ist auch ihr schon begegnet:<br />
Die Jan-Reiners-Lok ist auch über die<br />
Stadtteilgrenzen hinaus als Wahrzeichen<br />
Findorffs bekannt. Von der zentralen Rolle<br />
der sympathischen Lokomotive zeugen<br />
unter anderem das »Jan-Reiners-Center«,<br />
die Logos verschiedener Findorffer Firmen und die<br />
alljährliche Weihnachtsdekoration in Lokomotiven-Form.<br />
Als FindorfferIn kann<br />
man sich kaum vorstellen, dass es »Jan<br />
Reiners« einmal nicht mehr geben<br />
könnte. Doch so wird es kommen,<br />
wenn sich keine Möglichkeit findet,<br />
deren Restaurierung zu finanzieren.<br />
Doch warum ist diese Lok den<br />
BewohnerInnen des Stadtteils<br />
eigentlich so wichtig ? In erster Linie<br />
geht es um Gefühle. »Jan Reiners« ist<br />
ein wichtiger Bestandteil unseres Viertels,<br />
der einfach schon immer da war. Als<br />
Kind faszinierte einen die Lok als besonderes<br />
Highlight auf Spaziergängen mit den<br />
Eltern. Als Erwachsener sieht man in ihr<br />
eine Art alte Freundin, der man immer<br />
wieder gern begegnet. Aber die Lok berührt<br />
nicht nur durch Nostalgie im Sinne des Erinnerns an die<br />
eigene Kindheit. Sie versprüht diesen besonderen Charme, den<br />
nur sehr alte Dinge besitzen. Als Relikt aus einer anderen Zeit<br />
hat sie fast etwas Geheimnisvolles. Man hat sie sein Leben lang<br />
als selbstverständlich angesehen, aber wo kommt sie eigentlich<br />
her, diese uralte Lok ? Und was macht sie mitten in Findorff ?<br />
Diese Fragen stellen sich BewohnerInnen, die nichts über die<br />
Vergangenheit Findorffs als Eisenbahnerstadtteil wissen. Dabei<br />
kam es überhaupt nur zur Gründung des Stadtteils, weil die<br />
Schmalspurbahn »Jan Reiners« zur Erschließung des Moorgebietes<br />
in Betrieb genommen wurde. Daraufhin ließen sich die<br />
Beschäftigten dieses neuen Wirtschaftszweiges im Gebiet des<br />
heutigen Findorffs nieder. So begann die Besiedelung unseres<br />
Stadtteils. Die Jan-Reiners-Lok hat sich ihre zentrale Rolle<br />
im Stadtteilbild also erstens verdient und trägt zweitens auch<br />
dazu bei, dass sich FindorfferInnen mit der Geschichte ihres<br />
Stadtteils auseinandersetzen. Und die historische Bedeutung<br />
geht sogar noch über die Stadtteilgründung hinaus. Denn die<br />
Lokomotive diente immer wieder als Symbol des Zusammenhalts<br />
und der Selbstständigkeit der regionalen Bevölkerung. Die<br />
BürgerInnen lackierten die Wagen »ihrer« Bahn eigenhändig in<br />
Bremer Farben. Im Winter befeuerten die Passagiere die Öfen<br />
in der Bahn selbst. Schließlich wurde die Kleinbahn in und zwischen<br />
den Weltkriegen intensiv für sogenannte »Hamsterfahr-<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 32<br />
JA ODER NEIN ?<br />
ten« in die Moorgebiete genutzt, auf denen die Fahrgäste sogar<br />
vom Bahnpersonal beim Schmuggeln unterstützt wurden.<br />
Diese Geschichten zeigen: Die FindorfferInnen konnten in<br />
guten und in schwierigen Zeiten aufeinander zählen und die<br />
Jan-Reiners-Lok war Zeuge dieser besonderen Momente. Auch<br />
heute kann sie uns daran erinnern, dass wir als Stadtteil eine<br />
Gemeinschaft sind und dass wir stark sind, wenn wir<br />
zusammenhalten. Gerade im Zeitalter von Globalisierung<br />
und Phänomenen wie »urbaner<br />
Einsamkeit« wird die Fähigkeit, sich als<br />
regionale Gemeinschaft zu sehen, umso<br />
wichtiger.<br />
Es mag also sein, dass die Funktion der<br />
Jan-Reiners-Lok heute bloß eine emotionale<br />
ist. Aber es wäre schlichtweg<br />
falsch zu behaupten, Emotionen hätten<br />
keine Macht. Emotionen sind das, was<br />
uns Menschen antreibt. Und wer nicht nur<br />
in der Vergangenheit lebt, sondern auch die<br />
Gegenwart im Blick hat, darf sich ruhig ein wenig<br />
Nostalgie leisten. Also lasst uns in alter<br />
Jan-Reiners-Tradition als Team spielen und<br />
die Finanzierung »unserer« Lieblings-<br />
Lokomotive gemeinsam stemmen !<br />
Leona Ilgner ist in Findorff geboren und aufgewachsen und<br />
wünschte sich als Kind, dass alle Lokomotiven noch so altmodisch<br />
aussähen wie die Jan-Reiners-Lok. Nur, dass man darauf<br />
nicht herum klettern durfte, fand sie immer etwas schade.<br />
K<br />
ein Mensch muss müssen, es sei denn er<br />
muss.« pflegte Oma in meiner Kindheit oftmals<br />
zu sagen. Die Jan-Reiners-Lok allerdings<br />
muss nach mehreren Jahren erneut aufwändig<br />
restauriert werden – und das kostet vermutlich<br />
schlappe 38.000 Euro. An ihr nagt schon<br />
wieder der Zahn der Zeit. Die Lok rostet und ganz besonders<br />
schlimm: Ihre Standfestigkeit ist nicht mehr gewährleistet. Als<br />
inoffizielles Findorffer Wahrzeichen droht sie vom Betonsockel<br />
zu kippen. Das ist irgendwie symptomatisch und hat eine<br />
hohe Symbolkraft. Der trostlose Platz, auf dem die Lok steht,<br />
wird von jüngeren StadtteilbewohnerInnen übrigens treffend<br />
ironisch »Platz des Todes« genannt. Am Platz des Todes vom<br />
Sockel kippen ? Die Eisenbahnfans im Stadtteil, und das sind<br />
sehr, sehr viele, sagen: »Soweit darf es für ›unsere‹ Findorffer<br />
Lok nicht kommen.«<br />
Man könnte an dieser Stelle pragmatisch argumentieren »Besser<br />
ein hässlicher Platz mit Lok, Brunnen und Bänken, anstatt<br />
irgendwann noch ein weiteres Neubauprojekt.« Ja, man u<br />
SCHAUFENSTER<br />
könnte auch gut dagegen argumentieren und Neubauprojekte<br />
grundsätzlich gut finden, weil es nicht nur für Menschen mit<br />
wenig Geld einen eklatanten Mangel an Wohnraum gibt. Aber<br />
das ist im Stadtteil kein echtes Aufregerthema, sondern es gilt<br />
ein viel wichtigeres, eklatantes Drohszenario durchzuspielen:<br />
Falls es der Bürgerverein als bisheriger »Pate« der Lok auf seiner<br />
derzeit laufenden Spendentour bei Beirat, Geschäftsleuten und<br />
Findorffer BürgerInnen nicht schafft, das für die Generalüberholung<br />
erforderliche Geld (oder passender zur Thematik: die<br />
Kohle) zusammenzubringen, soll die Jan-Reiners-Lok Findorff<br />
für immer verlassen. Der Deutsche Eisenbahn-Verein schlägt als<br />
vermeintlichen »Worst-Case« vor, die stillgelegte Jan-Reiners-<br />
Lok wieder fahrtüchtig zu machen – und grunderneuert zu einem<br />
neuen Leben zu erwecken. Der Nachteil für Findorff: Der<br />
Lok würde es ergehen, wie vielen jungen Familen in Bremen.<br />
Sie müsste mangels ausreichenden Kapitals ins niedersächsische<br />
Umland umsiedeln. In Bruchhausen-Vilsen würde sie dann als<br />
Museumslok von den Oldiebahn-Experten des dort ansässigen<br />
Eisenbahn-Vereins erneut in Betrieb genommen werden.<br />
Der mögliche Abschied für immer aus Findorff passt zu einer<br />
wechselhaften Biografie, in der die Lok vor ihrer beruflichen<br />
Freisetzung noch eine besonders trostlose Episode zu überstehen<br />
hatte: Sie diente einige Jahre ziemlich zweckentfremdet in<br />
der Armaturenfabrik von Gustav F. Gerdts (heute: GESTRA)<br />
als Dampfmaschine zum Manometerprüfen, bevor sie am Ende<br />
mit Glanz und Gloria auf einen Betonsockel gehoben wurde.<br />
»Lok will fahren!« und »Free the Jan-Reiners-Lok!« fällt mir<br />
dazu spontan ein, denn kann es für die einst stolze Lokomotive<br />
sinnvoll sein, über fünfzig Jahre versteckt unter Bäumen und<br />
nachts mäßig beleuchtet bewegungslos in der Gegend herum zu<br />
stehen ? Selbstverständlich nicht, abgesehen davon, das Bewegung<br />
im Alter immer wichtiger wird. Sollte die letzte Lok ihrer<br />
Art weiterhin als Symbol des Stillstands stehen ? Man könnte<br />
jetzt kalauern: »Der Zug ist abgefahren.« – und zwar nicht erst<br />
seit gestern. Nach Jahren der Stagnation wandelt sich Findorff<br />
endlich wieder voller Elan und Bewegung. Sollten wir also<br />
01 02 03<br />
q DIE MEINUNGSRUBRIK<br />
Abschied von überholten Denkweisen nehmen für neue, spannende<br />
Wege in die Zukunft ? Manche sagen so. Manche sagen<br />
so. Der Dichter sagt: »Nichts ist zarter als die Vergangenheit.<br />
Rühre sie an wie ein glühend Eisen; denn sie wird dir sogleich<br />
beweisen, du lebest auch in heißer Zeit !« Meinte Johann Wolfgang<br />
von Goethe damit vielleicht auch einfach: »Wer rastet, der<br />
rostet«? Weder das eine, noch das andere ist der Jan-Reiners-<br />
Lok zu wünschen. Gesegnet mit jahrelangen »Erfahrungen«<br />
könnte es die »Grand Dame« des abseitigen Stillstands uns<br />
noch einmal vormachen, wie man auch im hohen Alter mutig<br />
aufbricht: Mit ihrem Wegzug würde sie selbstbewusst das ewige<br />
Abstellgleis verlassen – und mehr noch: Sie dürfte auf einer<br />
neuen Wegstrecke endlich wieder wie in ihrer Jugend volle<br />
Fahrt aufnehmen. Für uns, die sie zurücklassen würde, aber<br />
gilt: Nostalgische Verklärung kann schön sein und gibt uns ein<br />
gutes Gefühl, wird von klugen Psychologen zugleich aber auch<br />
definiert als Hinwendung zu vergangenen Zeiten, die in der<br />
Erinnerung stark idealisiert und wenig reflektiert werden. Eben.<br />
Die Jan-Reiners-Lok war in ihren besten Zeiten ein sichtbares<br />
Zeichen einer florierenden Wirtschaft. Sie galt zurecht lange<br />
Zeit als das Findorffer Wahrzeichen. Aber ist das noch so ? Heute<br />
nehmen die jungen BewohnerInnen den einstigen Eisenbahnerstadtteil<br />
als solchen gar nicht mehr wahr, weil er es spätestens<br />
seit der Einführung des ICE auch nicht mehr ist: Ihnen geht<br />
die ganze Aktion um die Jan-Reiners-Lok ziemlich am Bahnsteig<br />
vorbei. Fazit: Falls der Erhalt der Lok in Findorff mangels Finanzierung<br />
nicht klappt, sollten wir der alten Dame auf ihrer neuen<br />
Wegstrecke wieder ein bewegtes Leben mit vielen Fahrgästen<br />
gönnen. Aber braucht das heutige Findorff dann ein neues, zeitgemäßes<br />
Wahrzeichen? Das wäre gut. Schade nur, dass dieses<br />
ökologisch voll im Trend liegende Windrad auf dem Schornstein<br />
des Schlachthofes anscheinend schon wieder defekt ist.<br />
Kay Grimmich ist Autor für Minderheitsmeinungen. Für starken<br />
Gegenwind bezogen auf seine Position hat er sich vorsorglich<br />
bereits eine Schutzweste gekauft. Illustration: »Railway<br />
locomotive«, Vladislav Kudoyaro © www.shutterstock.com ▲<br />
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<strong>FINDORFF</strong><br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 33
IN DER ZEITBLASE<br />
» Das stinkt mir gewaltig ! «<br />
q WIE KONNTE ES SOWEIT KOMMEN ?<br />
HILFE! UNSERE <strong>FINDORFF</strong>ER<br />
POSTFILIALE<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 34<br />
SCHLIESST FÜR IMMER<br />
W<br />
er hat’s gesagt? Birgit Busch hat’s<br />
gesagt – und zwar zu der geplanten<br />
Schließung des Postbank Finanzcenters<br />
im Jan-Reiners-Center, in<br />
der bisher an einem Standort sehr<br />
praktisch alle Leistungen sowohl<br />
der Deutschen Postbank als auch<br />
der Deutschen Post angeboten<br />
werden. Die agile 1. Vorsitzende<br />
des Findorffer Bürgervereins hat 1.380 Unterschriften sammeln<br />
lassen, um die Schließung am langjährigen Standort an der<br />
Hemmstraße doch noch zu verhindern. Unterstützung findet<br />
die ehemalige Abgeordnete in der Bremischen Bürgerschaft<br />
und langjährige Mitarbeiterin beim Wirtschaftssenator auch<br />
durch die Findorffer Stadtteilpolitik – die in einer öffentlichen<br />
Sitzung des Beirats den Regionalbeauftragten der Deutschen<br />
Post AG anreisen ließ, während ein Vertreter der Postbank AG<br />
nicht präsent war. Der freundliche Herr Siekmann erklärte den<br />
Anwesenden während einer aufgeheizten Diskussion in sympathisch-geduldiger<br />
»Old-School-Manier«, dass die klassische<br />
Postfiliale schon lange Vergangenheit sei. Seitdem weiß man<br />
auch in Findorff aus erster Hand, was überall in Deutschland<br />
schon seit langem bekannt ist: Die Postfilialen schließen – und<br />
werden im digitalen Zeitalter in der Form, wie sie vor allem der<br />
älteren Generation vertraut sind, schon bald nicht mehr existent<br />
sein. Dieser Wandel ist für den Rest der Welt keine Neuigkeit.<br />
Er findet in ganz Deutschland statt. Bereits Ende 2011 kündigte<br />
die Deutsche Post an, bundesweit alle noch selbst betriebenen<br />
475 Filialen aufgeben zu wollen. Dieses Ziel hat das Unternehmen<br />
inzwischen fast erreicht – und sogenannte »Postagenten«<br />
und Paketshops im Einzelhandel haben übernommen. 2016 zog<br />
auch die Postbank nach und verkündete, dass man »im Kampf<br />
gegen die Kosten stärker automatisieren und in Ballungszentren<br />
auch Filialen schließen will«. Nun ist auch die Postfiliale<br />
in der Hemmstraße an der Reihe: Das Postbank Finanzcenter,<br />
bisher gemeinsam mit der Deutschen Post unter einem Dach,<br />
schließt Ende Juni 2018 – es sei denn, der derzeit vom Bürgerverein<br />
laufende Protest gegenüber der Postbank AG und der<br />
Deutschen Post AG kann das unausweichliche Ende mittels<br />
öffentlich postulierter Empörung noch verhindern. Wünschenswert<br />
wäre es, aber sehr wahrscheinlich ist es leider nicht.<br />
Es ist erfreulich, dass sich der Bürgerverein, der sich übrigens<br />
konfessionell und politisch als streng neutral definiert, wieder<br />
verstärkt für die wirklich wichtigen Angelegenheiten der<br />
EinwohnerInnen in Findorff einsetzt. In den letzten Jahren<br />
konnte man den Eindruck gewinnen, dass es in erster Linie<br />
darum ging, Kohlfahrten und Torfhafenfeste zu organisieren.<br />
Nun ist es ja so, dass gesellige Vergnügungen ihre Funktion<br />
haben, aber nicht die primäre Aufgabe eines Bürgervereins<br />
sind, der historisch gesehen im Jahr 1902 deshalb in Findorff<br />
gegründet wurde, um die Interessen der Menschen im Stadtteil<br />
wahrzunehmen. Es ist daher positiv, dass es jetzt zeitgemäß<br />
wieder sach- und themenorientierter zugeht – und sicherlich ließ<br />
man sich für die aktuelle Aktion nicht zuletzt inspirieren durch<br />
die letzten zwei Proteste in den vergangenen drei Jahren, bei<br />
denen die FindorfferInnen auch ohne Unterstützung des Bürgervereins<br />
engagiert und am Ende erfolgreich gekämpft haben.<br />
Während bei letzten Unterschriftensammlungen die Adressaten<br />
allerdings die Bildungsbehörde, beziehungsweise der Beirat<br />
waren, die am Ende des langwierigen Protests auf die Stimmen<br />
potentieller WählerInnen gehört haben, um ihre Entscheidungen<br />
zu korrigieren, richtet sich der aktuelle Protest an zwei<br />
Unternehmen aus der freien Wirtschaft. Postbank AG und die<br />
Deutsche Post AG entscheiden im Gegensatz zur lokalen Politik<br />
im Rahmen von langfristig definierten Unternehmenszielen<br />
nach wirtschaftlichen Interessen. Interessen der Postbank AG<br />
und Deutschen Post AG werden – wenig überraschend – stark<br />
bestimmt durch die Senkung von Personalkosten zwecks der<br />
Erhöhung der Renditen. Es sind autonome unternehmerische<br />
Entscheidungen, die noch nicht einmal zwangsläufig an den<br />
Wünschen der KundInnen oder der Frequentierung einer Filiale<br />
ausgerichtet sein müssen. Es zeigt die hohe Identifikation<br />
der FindorfferInnen mit ihrem Stadtteil, wie leidenschaftlich<br />
sie eine wenig aussichtsreiche Kampagne für den Erhalt des<br />
Postbank Financenters unterstützen, aber die Initiatoren der<br />
Protestaktion wissen natürlich auch, dass die Politik jegliche<br />
Einflussmöglichkeiten auf das ehemalige Staatsunternehmen<br />
bereits vor über zwanzig Jahren aufgegeben hat. Daher stellt<br />
sich die Frage: »Wie konnte es soweit kommen ?«. Aufklärung<br />
ist gefragt – durch Fakten und einen Blick in die Vergangenheit.<br />
Noch zu Beginn der 1990er war das bundesdeutsche Post- und<br />
Fernmeldewesen felsenfest in staatlicher Hand und ließ sich zu<br />
der Zeit politisch im Sinne der BürgerInnen bei Bedarf steuern;<br />
beispielsweise in Richtung einer flächendeckenden Versorgung<br />
mit Postfilialen. Mit den Anfängen des aufkommenden<br />
Neoliberalismus begann auch der politische Trend staatliche<br />
Unternehmen zu privatisieren und an die Börse zu bringen. Das<br />
Ziel war klar: Man wollte die klamme Staatskasse füllen. Der<br />
ewige Kanzler hieß damals Dr. Helmut Kohl. Im Gegensatz zu<br />
seinem Image als »Godfather« des beharrlichen Aussitzens trieb<br />
er gemeinsam mit dem letzten Postminister seiner Art Christian<br />
Schwarz-Schilling die Privatisierung der Bundespost zielgerichtet<br />
voran. 1989 war es dann soweit: Die Regierung Kohl<br />
strukturierte und organisierte die Einheiten der Post neu. Die<br />
Zerschlagung des Staatsunternehmens geschah mit den Stimmen<br />
der regierenden CDU/CSU/FDP Koalition, aber auch die<br />
oppositionelle SPD war sehr dafür und stimmte zu. Anschließend<br />
folgte die »Postreform II«, aus der die Aktiengesellschaften<br />
Deutsche Post AG, Postbank AG und Deutsche Telekom AG<br />
hervorgingen, wie wir sie heute kennen. u<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 35
▼ IN DER ZEITBLASE<br />
▼ POSTFILIALE ENDGÜLTIG GESCHLOSSEN?<br />
»Einst staatlich verkauft ist und bleibt verkauft.«<br />
DIE ALTERNATIVEN<br />
Bereits im Jahr 2000 hielt der Staat nur noch lächerliche 21<br />
Prozent der Aktien. Seit 2015 ist die Deutsche Postbank AG zu<br />
100 Prozent eine Tochter der Deutschen Bank, die wiederum<br />
laut »WELT« zu 20 Prozent Privatanlegern und zu 80 Prozent<br />
institutionellen Profi-Investoren gehört. Profi-Investoren sind<br />
Fonds, Versicherungsgesellschaften und andere Banken – und<br />
deren Shareholder wollen natürlich Rendite sehen.<br />
Man hatte einst jeden politischen Handlungsspielraum<br />
aufgegeben – mit Auswirkungen bis<br />
in die heutige Zeit, die nun vor allem ältere<br />
KundInnen zu spüren bekommen: Beratende<br />
MitarbeiterInnen an einem Postschalter<br />
sind kaum noch zu finden und der<br />
bei vielen SeniorInnen wenig beliebte<br />
Geldautomat wird von den Banken bereits<br />
heute als Auslaufmodell betrachtet.<br />
Lebt das politische Findorff in einer Zeitblase<br />
? Selbstverständlich nicht, aber vor<br />
dem Hintergrund, dass die Adressaten kein<br />
Staatsunternehmen mehr sind, ist der Aufstand der<br />
Protestierenden, aber auch der Appell in einem einstimmig<br />
verabschiedeten Brief nach einer Vorlage der SPD-Fraktion,<br />
ein letzter, öffentlicher Versuch, doch noch irgendwie Einfluss<br />
zu nehmen auf Entscheidungen, die längst gefallen sind. In dem<br />
Brief appellieren die Ausschussmitglieder an die Deutsche Post<br />
AG und die Postbank AG, »nicht nur den Aspekt der Wirtschaftlichkeit,<br />
sondern auch ihre soziale Verantwortung in<br />
Betracht zu ziehen«. Fazit: »Die Dienstleistungen von Post und<br />
Postbank sind Teil der Daseinsvorsorge« – und die dürfen, so<br />
zitiert der Weser-Kurier das Schriftstück »nicht Unternehmensgewinnen<br />
geopfert werden.«<br />
Was Bürgerverein und Beirat im öffentlich ausgetragenen<br />
Kampf um den Erhalt des bisherigen Standortes im Jan-Reiners-Center<br />
mit Sicherheit auch wissen: Es gibt leider kein<br />
Grundrecht auf eine Postfiliale. Es gibt auch keine Verpflichtung<br />
der Postbank AG und der Deutschen Post AG zur »Daseinsvorsorge«.<br />
Einst staatlich verkauft ist und bleibt verkauft<br />
– und jetzt sicherlich gut gemeinte Forderungen an primär<br />
gewinnorientierte Unternehmen zu richten, die der Deutschen<br />
Bank gehören, ist ebenso realitätsfern, wie nach dem Verkauf<br />
des eigenen Autos dem neuen Besitzer vorschreiben zu wollen,<br />
wo er lang fahren soll oder an welchen Stellen er zu parken hat.<br />
Aber sollte man sich nicht dennoch für die Postfiliale einsetzen<br />
? Wer mag, der kann, und eine Unterschrift auf einem<br />
Zettel oder eine Meinungsäußerung auf »facebook« ist schnell<br />
gemacht, aber die Initiatoren des Protests sollten sich auch<br />
ehrlich machen und sagen, wie es soweit kommen konnte – und<br />
warum der Erhalt der Filiale trotz 1.380 Unterschriften in etwa<br />
so wahrscheinlich ist wie die Aussicht, dass Werder Bremen<br />
am letzten Spieltag noch Deutscher Meister wird oder der HSV<br />
dem Abstieg entkommt. Sollte es anders kommen und die Postfiliale<br />
gerettet werden, spendieren wir dem Bürgerverein gern<br />
100,00 Euro für die Sanierung der Jan-Reiners-Lok.<br />
Wenig hilfreich sind im Rahmen des Protests einige öffentlich<br />
formulierte Bewertungen der Initiatorin über die neuen<br />
»Postagenten« und indirekt auch gegenüber den DHL<br />
Paketshops und ihren zahlreichen Mitbewerbern<br />
im Stadtteil. Postagenten werden von Birgit<br />
Busch »mangelnde Fachkenntnisse« und<br />
eine »stark gesunkende Servicequalität«<br />
unterstellt – publiziert in dem mit dem<br />
neuen Herausgeber inhaltlich erfreulicherweise<br />
vielfältiger gewordenen »Findorffer<br />
Blatt« (ehemals »Der Findorffer«, das Mitteilungsblatt<br />
des Bürgervereins). Selbstverständlich darf man<br />
auch ein heutiges Geschäftsmodell wie Paketshops, die<br />
wie Pilze aus dem Boden sprießen, öffentlich beurteilen,<br />
aber bei aller Kritik sollte man dabei auch beachten: Wie<br />
werden diese negativen Bewertungen eigentlich von jenen<br />
EinzelhändlerInnen im Stadtteil aufgenommen, die versuchen<br />
mit einem Paketshop im Ladengeschäft den Umsatz zu steigern ?<br />
Paketshops bieten keine Finanzdienstleistungen – Leistungen<br />
die auch gar nicht ihre Aufgabe sind. Die Päckchen und Pakete<br />
werden in den Paketshops mit Sicherheit ebenso professionell<br />
angenommen und verschickt, wie in der guten alten Postfiliale.<br />
Zur Diskussion gehört aber auch eine Zukunftsfrage: Können<br />
42 Millionen KundInnen irren, die letztes Jahr für Geldangelegenheiten<br />
das Online-Banking nutzten ? »Zukunft ist etwas, das<br />
meistens schon da ist, bevor wir damit rechnen.« heißt es in einem<br />
sehr schönen Zitat unbekannter Herkunft. Richtig ist aber<br />
auch: Viele Menschen haben Vorbehalte, Geldangelegenheiten<br />
im Internet zu regeln. Online-Banking ist eine individuelle Entscheidung,<br />
die man als autonomer Kunde für sich selbst trifft.<br />
Eine letzte Frage sei schlussendlich noch erlaubt: Lebenslanges<br />
Lernen – gilt das eigentlich nur für die Jüngeren oder heute<br />
mehr denn je zuvor auch für die ansonsten sehr agilen jungen<br />
Älteren? Wer es noch nicht kann, aber lernen will, dass »Pin«<br />
nicht eine Stecknadel in der Korkwand und »Tan« keine Vorsuppe<br />
im China-Restaurant sein muss, der setzt beispielsweise auf<br />
den »Enkeltrick«: Jüngere Generationen nutzen das Internet völlig<br />
souverän – und zeigen den Älteren gern, wie es geht. Wer darauf<br />
nicht setzen kann oder will, belegt vielleicht als zukünftiger<br />
»Silver Surfer« einen Kurs wie »Ich bin im Internet – Internet<br />
für Ältere« an der Volkshochschule Bremen, den man bereits ab<br />
34,00 gut investierten Euros buchen kann. Informationen dazu<br />
gibt es im Internet, aber auch im Programmheft der VHS: Das<br />
ist wie bisher gedruckt und vor Ort auch in Findorff erhältlich.<br />
Text: Mathias Rätsch, Fotos: Everett Collection, Creativ Collection ▲<br />
q PAKETSHOPS<br />
Neben Postagenturen gibt es für den Versand von Päckchen und<br />
Paketen DHL Paketshops wie in der Hemmstraße 104. Man<br />
kann natürlich auch als VerbraucherIn ein Zeichen setzen, indem<br />
man aus Protest gegen die Schließung der Postfiliale in Findorff<br />
einfach den Dienstleister wechselt. Das ist im Stadtteil kein<br />
Problem. Schon länger gibt es in Findorff ein großes Angebot<br />
mit vielen Paketshops der Mitbewerber. Dazu zählen UPS in der<br />
Hemmstraße 145 und der Theodor-Heuss-Allee 6, Hermes in der<br />
Hemmstraße 185, der Plantage 8 und am Utbremer Ring 158,<br />
DPD in der Hemmstraße 124, der Admiralstraße 111, der Fürther<br />
Straße 10 und der Magdeburger Straße 2a – und zudem gibt es<br />
weitere Anbieter, die sich recherchieren lassen.<br />
q POSTAGENTUREN<br />
Möchte man Brief- oder Paketmarken auch zukünftig nicht online<br />
im Shop der Deutschen Post bestellen, gibt es die Postleistungen<br />
in zwei lokalen Filialen vor Ort in der Münchener Straße 76 und<br />
in der Hemmstraße 346. Dort gibt es weiterhin alle Leistungen<br />
wie Briefe und Pakete einliefern und Einschreiben, Nachnahmen<br />
und Wertbriefe aufgeben.<br />
q GELDAUSZAHLUNGEN<br />
Die Postbank gehört zur sogenannten »Cash Group«, zu der auch<br />
die Deutsche Bank, die HypoVereinsbank und deren Tochterunternehmen<br />
sowie die auch in Findorff ansässige Commerzbank<br />
in der Admiralstraße 131-137 gehören. Dort kann man wie bisher<br />
am Geldautomaten mit der Postbank Card (Debitkarte) und der<br />
persönlichen Geheimzahl (PIN) kostenlos sein Bargeld abheben.<br />
Das geht auch an der Tankstelle in der Hemmstraße 351 über den<br />
Shell Bargeld Service. Wer sein Geld dort nicht »tanken« möchte,<br />
kann auch für Geldangelegenheiten den Anbieter wechseln.<br />
q BERATUNG & FINANZDIENSTLEISTUNGEN<br />
Nach der wahrscheinlichen Schließung im Jan-Reiners-Center ist<br />
für die FindorfferInnen das nächste erreichbare Postbank Finanzcenter<br />
in Walle in der Utbremer Straße 97-99. Im Gegensatz zur<br />
Postbank ist die Sparkasse Bremen mit der bewährten Filiale in<br />
der Fürther Straße 8 weiterhin lokal in Findorff verwurzelt. Vor<br />
Ort wird man kompetent von FinanzexpertInnen beraten, die<br />
auch zukünftig weiterhin persönlich für Ihre KundInnen da sind.<br />
Zudem gibt es noch einen Geldautomaten in der Admiralstraße.<br />
q BRINGDIENST FÜR BARGELD<br />
Die Sparkasse Bremen plant einen Bringdienst für Bargeld aufzubauen.<br />
KundInnen, die beispielsweise aufgrund körperlicher<br />
Beeinträchtigungen nicht mehr in der Lage sind, eine Filiale mit<br />
Geldausgabe zu besuchen, sollen dann auf diesem Weg mit Geld<br />
versorgt werden. Mit der Einführung des neuen Service ist laut<br />
Sparkasse Bremen bis Mitte 2018 zu rechnen. Auch einige<br />
Banken wollen demnächst nachziehen. ▲<br />
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<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 36<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 37
PFLANZFEST<br />
<strong>FINDORFF</strong> BLÜHT AUF<br />
q GELUNGENE AKTION IM RÜCKBLICK<br />
F<br />
lower Power in Findorff: Die Initiative<br />
»Leben in Findorff« und das Projekt<br />
»Klimazone Findorff« hatten gemeinsam<br />
mit dem Beirat Findorff und vielen Partnern<br />
zum dritten Findorffer Pflanzfest<br />
in die Münchener Straße eingeladen.<br />
Zum Frühlingsauftakt kamen bei bestem<br />
feuchten Pflanzwetter über 30 fleißige<br />
StadtgärtnerInnen. Trotz Regen halfen<br />
sie dabei, den grauen Straßenraum zum Start in den<br />
Frühling bunter und grüner zu gestalten. Freie Beetflächen<br />
und die bekannten »Findorffer Grünpoller« wurden<br />
neu und bunt bepflanzt. Auch MedienvertreterInnen<br />
waren anwesend und berichteten: Radio Bremen<br />
kam zur Veranstaltung mit einem Team von »buten un<br />
binnen« vorbei.<br />
Mit dabei waren auch die »Bremer Umweltberatung«<br />
mit ihrer Beratung zur Fassadenbegrünung, »Bremen<br />
im Wandel« und der »BUND Bremen« informierten<br />
zum Thema Artenvielfalt in der Stadt. Die Initiatoren<br />
wollen mit der Aktion dazu beitragen, den vollversiegelten<br />
Straßenraum aufzuwerten und dafür sorgen,<br />
dass die als »Klimaboulevard« neu gebaute Münchener<br />
Straße mit mehr Grün auch endlich einen echten<br />
Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel leistet.<br />
Begeisterung über eine gelungene Aktion bei allen, die<br />
mitgemacht haben. Man war sich einig: Auch nächstes<br />
Jahr soll das Findorffer Pflanzfest wieder stattfinden.<br />
Friseurmeisterin Aysel Canli-Wiegand<br />
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FLOWER<br />
POWER<br />
▼ DIE KLIMAZONE BREMEN-<strong>FINDORFF</strong><br />
Die »Klimazone Bremen-Findorff« ist als ein Nachbarschaftsprojekt<br />
angelegt. Ziel ist, dass NachbarInnen<br />
gemeinsam aktiv werden, sich gegenseitig informieren<br />
und motivieren, damit Klimaschutz im Alltagshandeln<br />
leichter umsetzbar ist. Vor Ort ist das bspw. die<br />
Initiative »Leben in Findorff«, die auch das Pflanzfest<br />
mit organisiert hat, sowie weitere Institutionen aus<br />
und um Findorff, die dieses Projekt bestens begleiten.<br />
Das KlimaCafé in der Münchner Straße 146 ist von<br />
Mittwoch bis Freitag jeweils von 15:00 bis 18:00 Uhr<br />
geöffnet. Weitere Ideen sind willkommen. Mehr Infos<br />
und Kontakt unter www.klimazone-findorff.de<br />
Text: Ulf Jacob, Fotos: Beatrice Claus, Ulf Jacob und<br />
Helmut Schellhammer ▲<br />
Das ganze dorff<br />
ist online:<br />
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Stadtteilportal für Findorff<br />
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passiert auf www.findorffaktuell.de<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 39
q »<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong>« IM RÜCKBLICK<br />
Frische Bilder, Kunst und ein Jubiläum<br />
+++ HANS-PETER SCHNEIDER präsentierte in der<br />
letzten Ausgabe von »<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong>« frische<br />
Ideen für den Findorffmarkt. »Wir sollten im Bereich der<br />
sozialen Medien aktiver werden. Über Kanäle wie »facebook«<br />
kann man Rezepttipps oder tolle Bilder von frischen Angeboten<br />
kommunizieren.« regte er im Interview an. Damit stieß der<br />
Messechef, der auch für die Bremer Märkte zuständig ist, sofort<br />
auf offene Ohren im Findorffer Fotostudio PLANTAGE 13 ,<br />
dessen Slogan selbstbewusst verkündet »Wir<br />
sprechen Bildsprache«. Das können wir als<br />
nach qualitativen Bildern hungriges Stadtteilmagazin<br />
aus den Erfahrungen in der<br />
bisherigen Zusammenarbeit nur bestätigen.<br />
Da traf es sich sehr gut, dass der Messechef für das Titelbild<br />
der letzten Ausgabe nach unseren Wünschen cool jonglierend<br />
von Fotograf MARTIN BOCKHACKER und der Designerin<br />
SONJA GERBING von der Plantage 13 sowieso schon wie<br />
immer absolut professionell in Szene gesetzt wurde. Im Team<br />
der Plantage 13 sprudelt es schon länger vor Ideen, wie man den<br />
Findorffmarkt zeitgemäß visuell inszenieren könnte – und nur bei<br />
vielen Ideen wird es nicht bleiben: Die Umsetzung in Bildern und<br />
Fassaden bewahren.<br />
Anspruch trifft Anspruch: Als Findorffer Meisterbetrieb bieten wir<br />
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<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 40<br />
NACHSCHLAG<br />
Videos läuft bereits. Wir werden in der nächsten Ausgabe über<br />
den kreativen Stand der Dinge berichten. Mehr Informationen<br />
demnächst vorab unter www.bildplantage13.de<br />
+++ Galeristin und Künstlerin PETRA NIEMANN hatte<br />
in unserer Rubrik »Zwischenruf« in der Herbstausgabe 2017<br />
eine Frage an alle: »Wieso stehen eigentlich noch Häuser und<br />
Gewerbeflächen leer, verfallen und werden nicht gepflegt ?« Sie<br />
wies darauf hin, dass bezahlbarer Wohnraum und Gewerbeflächen<br />
so rar wie nie zuvor sind; ein Zustand,<br />
der auch ExistenzgründerInnen, KleinunternehmerInnen<br />
oder KünstlerInnen trifft.<br />
Auch Petra Niemann musste ihre Galerie in<br />
der Münchener Straße schließen. Die Künstlerin hat über mehrere<br />
Monate eine bezahlbare Alternative gesucht – und endlich<br />
nicht nur eine neue Galerie, sondern zugleich auch eine »Partnerin-in-Crime«<br />
gefunden. SONJA BENDIKS macht surreale,<br />
gegenständliche und fotorealistische bis abstrakte Kunst, malt<br />
seit 30 Jahren, gehört fest zu der Bremer Kunstszene und ist<br />
hier nicht mehr wegzudenken. Beide Künstlerinnen stammen<br />
aus Findorff, lernten sich zufällig kennen und hatten schnell die<br />
Erkenntnis: »Das passt ! Wir machen etwas zusammen !« Aus<br />
den ersten Gedanken wurde eine konkrete Idee und aus der<br />
Idee wurde Realität. Neben der »kleinen galerie eichenbergerstraße«<br />
in der Eichenbergerstraße 62 gibt es im Stadtteil Kunst<br />
jetzt also auch in der Nürnberger Straße 15. Die Öffnungszeiten<br />
sind Dienstag von 17:00 bis 19:00 Uhr und Samstag von 11:00<br />
bis 13:30 Uhr. Mehr Infos auf www.sonja-bendiks-art.de und<br />
www.kunst-flash.de<br />
+++ Sie war in der Frühlingsausgabe 2017 eine der ersten<br />
Interviewpartnerinnen, unterstützt uns von Beginn an mit<br />
viel Zuspruch, ist Anzeigenkundin – und einer der nettesten<br />
Menschen unter der Findorffer Sonne: SIMONE STÖBEL<br />
ist für ihre Boutique »Modisign« in der Admiralstraße 123 seit<br />
nunmehr fünf Jahren auf der Suche nach außergewöhnlichen<br />
Entdeckungen am unendlichen Kleiderhimmel, die sie zuerst<br />
persönlich begeistern müssen. Schwerpunkt ist Biozertifizierte<br />
Mode aus Dänemark und Schweden. Dazu gibt es ein ausgesuchtes<br />
Angebot an Schmuck und Accessoires – und eine große<br />
Auswahl an Gürtelschnallen und Wechselgürteln. Weil man die<br />
Jubiläen begehen soll, wie sie fallen, ist es dieses Jahr soweit:<br />
MODISIGN feiert den fünften Geburtstag exakt am Sommeranfang,<br />
den 21. Juni ab 15:00 Uhr bis »open end« mit einer<br />
Party in der Boutique mit Bar, Chill, feinsten Clubsounds und<br />
Superschnäppchen – natürlich mit allen KundInnen und WegbegleiterInnen.<br />
Wer Simone Stöbel kennt, weiss, das sie sowohl<br />
noch modische als auch unterhaltsame Überraschungen auf<br />
Lager hat. Wir machen uns dem Anlass entsprechend schomal<br />
schick. Es gilt: Einfach vorbeikommen ! Mehr in unserer<br />
Rubrik »Dorffklatsch« und auf www.modisign.de<br />
Text: Mathias Rätsch ▲<br />
+++ Die LA OLA BOUTIQUE bietet Mode und mehr:<br />
Direkt am Findorffmarkt in der Magdeburger Straße 1A kann<br />
man sich von einer bunten Vielfalt und einer breitgefächerten<br />
Auswahl an Second-Hand-Schnäppchen verzaubern lassen. Bei<br />
»La Ola« gibt es wahre Schätze zu finden. Sie möchten sich von<br />
Ihrem ehemaligen Lieblingskleid oder -anzug trennen? Auch<br />
das geht: Marlena Kniemeyer und ihr Team suchen gern für<br />
Sie nach einem neuen glücklichen Besitzer. Alle Informationen<br />
unter www.laola.boutique.<br />
+++ Große Überraschung bei COIFFEUR LA FEE by Aysel<br />
in der Hemmstraße 293: Der Salon von Friseuermeisterin Aysel<br />
Canli-Wiegand wurde kurzzeitig zur<br />
Bühne für eine Foto-Session, die<br />
RÄTSCH COMMUNICATIONS<br />
www.raetsch.de seinem Kunden »Altes<br />
Pumpwerk« für die Visualisierung des neuen Programmheftes<br />
empfohlen hatte. Fotograf MATTHIAS HORNUNG von<br />
www.photocube.de setzte den Hauptdarsteller der kommenden<br />
Aufführungen von »Die Hochzeit des Figaro« gekonnt in Szene.<br />
Die berühmte Mozart-Oper wird von StudentInnen der HfK<br />
Bremen in der alten Maschinenhalle insgesamt viermal im<br />
Oktober und November gegeben. Der stimmgewaltige Protagonist<br />
des »Figaro« wollte zwar nicht für die anwesenden KundInnen<br />
singen, aber simulierte mittels Schere das Friseurhandwerk<br />
q WER, WIE, WAS, WIESO, WESHALB, WARUM<br />
nahezu perfekt. Am Ende<br />
gab es als Ergebnis der<br />
überraschenden Fotosession<br />
gelungene Aufnahmen<br />
und zum Abschluss schnell<br />
noch ein Erinnerungsfoto<br />
mit Aysel.<br />
+++ Das Projekt Klimazone<br />
Findorff sucht interessierte<br />
BürgerInnen, die<br />
DORFFKLATSCH<br />
ehrenamtlich mithelfen wollen,<br />
den<br />
......................................................................................<br />
......................................................................................<br />
......................................................................................<br />
GELÄNDER, VORDÄCHER AUS EDELSTAHL UND GLAS<br />
MIT LED-BELEUCHTUNG. SPRECHEN SIE UNS AN UND<br />
VEREINBAREN SIE EINEN BERATUNGSTERMIN.<br />
Klimaschutz<br />
in<br />
Findorff voranzubringen.<br />
Konkret geht es u. a. um die<br />
Betreuung des KlimaCafés<br />
oder des InfoMobils auf dem Findorff-Markt, die Verteilung<br />
von Veranstaltungsprogrammen, die Organisation von Nachbarschaftsinitiativen<br />
oder auch um die Unterstützung von Veranstaltungen.<br />
Ansprechpartner ist Projektleiter Jürgen Schnier.<br />
Bitte melden bei KLIMAZONE <strong>FINDORFF</strong> per E-Mail unter<br />
info@klimazone-findorff.de u<br />
A. Steiner Edelstahlbe- und verarbeitungs GmbH<br />
Boschstraße 10, 27367 Sottrum<br />
T. 04264 – 406855, F. 04264 – 406857<br />
info@steineredelstahl.de, www.steineredelstahl.de
Mode | Accessoires | Schmuck www.modisign.de<br />
Admiralstraße 123 | 28215 Bremen | 0421 16 69 35 44 | info@modisign.de<br />
17Mai<br />
02<br />
Juni<br />
22<br />
Juni<br />
BREMER SCHLAGZEUGENSEMBLE u »Furioso«<br />
LANGE NACHT DER BREMER MUSEEN u Event<br />
ARTEM YASYNSKYY u Klassik Piano »Sommertag«<br />
Infos & Karten ordern: www.altespumpwerk.de<br />
Geöffnet jeden 1. Sonntag im Monat von 15:00 bis<br />
18:00 Uhr. 16:00 Uhr wird eine Führung angeboten.<br />
Altes Pumpwerk e.V. | Salzburger Str. 12 | 28219 Bremen<br />
q WER, WIE, WAS, WIESO, WESHALB, WARUM<br />
DORFFKLATSCH<br />
+++ Nochmals zum Vormerken im<br />
kleinen Party-Notizbuch: Simone<br />
Stöbel feiert als Inhaberin von<br />
MODISIGN den fünften<br />
Geburtstag ihrer Boutique am<br />
Donnerstag, den 21. Juni 2018 ab<br />
15:00 Uhr bis »open end« mit mit<br />
Bar, Chill, feinsten Clubsounds und<br />
Superschnäppchen mit allen KundInnen,<br />
WegbegleiterInnen und dem gesamten<br />
Team. Look for – find more: Einfach vorbeikommen ! Wer es<br />
sich nicht merken kann, dem bauen wir gern eine kleine Erinnerungsbrücke:<br />
Am Jubiläumstag ist SOMMERANFANG – und<br />
das ausführliche Programm gibt es unter www.modisign.de<br />
+++ Kultur trifft Technik: Das ALTE PUMPWERK in der<br />
Salzburger Straße 12 lässt die Geschichte und die Arbeitswelt der<br />
Abwasserentsorgung lebendig werden. Öffentliche Führungen<br />
gibt es jeden ersten Sonntag im Monat (im November eine Woche<br />
später) um 16:00 Uhr. Geöffnet ist dann von 15:00 bis 18:00 Uhr.<br />
Der Eintritt beträgt nur 3,00 Euro und ist für Kinder frei. Das<br />
Technikmuseum ist aber auch eine Veranstaltungsstätte für Konzerte,<br />
Kleinkunst, Oper und mehr – und das Programmheft für<br />
das 2. Halbjahr 2018 bietet erneut ein abwechslungsreiches Angebot<br />
und wird auch in Findorff verteilt. www.altespumpwerk.de<br />
+++ Wie geht es weiter mit dem Polizeihaus in Findorff ? Ende<br />
Juli wird die Flüchtlingswohngemeinschaft an der Fürther Str. 43<br />
im HAUS DER POLIZEISTATION endgültig aufgelöst. Die<br />
Betriebserlaubnis wird nicht verlängert. Für einige der BewohnerInnen<br />
werden neue Wohnungen gesucht – möglichst in Findorff.<br />
Rund 40 Jugendliche haben in den letzten drei Jahren eine Zeit<br />
lang in der Einrichtung verbracht, bis sie eine passende Unterkunft<br />
gefunden hatten. Offen ist jetzt, was künftig mit dem für<br />
350.000 Euro sanierten Haus passiert. Ursprünglich sollte es für<br />
einen Neubau abgerissen werden. Doch das scheint vom Tisch,<br />
denn angesichts des Mangels an Wohnraum und Kita-Plätzen<br />
bietet sich der Standort in besonderer Weise für die Schaffung<br />
von Wohnraum und einen Kindergarten an.<br />
+++ Es brodelt im BREMER KLEINGARTENVERBAND:<br />
Eigentlich wollte der Landesverband der »Gartenfreunde« strengere<br />
Regeln für Kleingärten durchsetzen und Trampoline wie<br />
ökologisch wertvolle Hecken und Wildkräuter verbieten. Doch<br />
in Findorff und anderen Vereinen regte sich Protest. Jetzt hat sich<br />
auch die Versammlung der Landesmitglieder gegen die neue Landesgartenordnung<br />
und die Übernahme der Pachtverträge durch<br />
den Landesverband ausgesprochen. Müssten die Vereine die<br />
Pacht aus den Händen geben, würde es leichter fallen, die Bebauung<br />
voranzutreiben, heißt es. Um das Thema Kleingärten geht es<br />
auch beim Stadtgespräch im KlimaCafé am 7. Mai um 18.30 Uhr<br />
in der Münchener Straße 146. Gast ist Lisa Hübotter vom Senator<br />
für Umwelt, Bau und Verkehr.<br />
+++ Kleiner Pieks, großer<br />
Beitrag: Egal ob große Katastrophen<br />
oder tragische<br />
Einzelschicksale, täglich<br />
werden allein in Deutschland<br />
15.000 Blutspenden<br />
benötigt. Statistisch benötigt<br />
also alle sieben Sekunden<br />
ein Mensch in Deutschland<br />
Blut. Blutpräparate werden dabei<br />
nicht nur bei Unfallopfern oder<br />
schweren Operationen, sondern vor<br />
allem in der Krebstherapie gebraucht. Jeder kann irgendwann<br />
betroffen sein, was wir nicht hoffen wollen. Deshalb ist Blutspenden<br />
wichtig – und daher sollten die FindorfferInnen hingehen zur<br />
BLUTSPENDEAKTION des DRK-Blutspendedienstes NSTOB<br />
am Samstag, den 19. Mai von 11:00 bis 15:00 Uhr in der Martin-<br />
Luther-Gemeinde, Neukirchstraße 86, direkt am Findorffmarkt.<br />
Mehr unter www.blutspende-nstob.de<br />
+++ Mit mehr als 25 Jahren Erfahrung ist das Unternehmen<br />
STEINER EDELSTAHL am Standort Sottrum ein zuverlässiger<br />
Partner rund um die Verarbeitung von Edelstahl. Von individuellen<br />
Zäunen über Edelstahl-Geländer für den Innen- und Außenbereich<br />
bis hin zu modernen Vordächern und Sonnensegeln<br />
gestaltet man Lebensräume. Hochwertige Edelstahlkonstruktionen<br />
für den Yachtbereich gehören dabei ebenso dazu wie der Bau<br />
von Glasduschen und Glastrennwänden nach Maß. Speziell bei<br />
der Veredelung von Oberflächen trifft traditionelles Handwerk<br />
auf neueste Fertigungstechniken. DANIEL STEINER ist der<br />
Geschäftsführer des Unternehmens. Er wohnt und lebt in<br />
Findorff. Das Team von »Steiner Edelstahl« freut sich darauf,<br />
auf kurzen Wegen auch KundInnen in Findorff für individuelle<br />
Lösungen kompetent beraten zu dürfen.<br />
Mehr unter www.steineredelstahl.de<br />
+++ Die ersten Teilstücke nach<br />
den Kanalbauarbeiten sind fertig.<br />
Ab Mai soll die Findorffstraße<br />
zwischen Eickedorfer Straße und<br />
Brandtstraße wieder befahrbar<br />
sein. Dafür wandert die Baustelle<br />
weiter in Richtung Findorfftunnel.<br />
Ab Mitte Juni werden deshalb<br />
die Admiralstraße und die Theodor-<br />
Heuss-Allee zur Sackgasse. Wer aus der City<br />
kommt, muss einen Umweg über die Plantage und Herbststraße<br />
nehmen. Der Kanalbau soll bis Mitte Oktober abgeschlossen<br />
sein, teilte das Unternehmen HANSEWASSER mit.<br />
+++ LEBEN IN <strong>FINDORFF</strong> und die KLIM A ZONE<br />
<strong>FINDORFF</strong> waren beim Aktionstag »Bremen räumt auf« dabei.<br />
Danke an alle fleißigen HelferInnen ! Unmengen Müll am Bahndamm<br />
und auf der Bahnbrache an der Hemmstraße wurden<br />
gesammelt, denn hier ist offensichtlich der Müllplatz in Findorff.<br />
Das Gelände gehört der Deutschen Bahn, doch diese unternimmt<br />
anscheinend nichts und lässt das Gelände weiter vermüllen.<br />
Texte: Ulf Jacob und Mathias Rätsch, Fotos: Pressefotos ▲<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 42<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 43
<strong>FINDORFF</strong> GEHT AUS<br />
IMPRESSUM<br />
AUTOR/INN/EN<br />
Kay Grimmich, Tom Grote, Leona Ilgner, Ulf Jacob, Eggert<br />
Peters, Andreas Pohl, Mathias Rätsch, Gitana Schilowitsch,<br />
Sandra Wagner © Nutzung durch Nachdruck oder digital,<br />
auch auszugsweise, sind nur mit vorheriger Genehmigung<br />
gestattet. Sämtliche Rechte der Vervielfältigung liegen beim<br />
Findorff Verlag. Zuwiderhandlungen in Form von Urheberrechtsverletzungen<br />
werden strafrechtlich verfolgt.<br />
TIPP l DO 17.05 l ALTES PUMPWERK<br />
Warme Klänge des Marimbaphons kontrastieren mit furiosen Trommelgewittern,<br />
das Vibraphon gibt seinen Sound dazu und auch der Gong hat sein Stelldichein. Das<br />
BREMER SCHLAGZEUGENSEMBLE wird das Alte Pumpwerk mit Hall und Tönen<br />
in einen »Klangraum« verwandeln. Präsentiert wird kein »schlagfertiges« Programm,<br />
sondern man setzt auch auf Improvisation – gewürzt mit viel Rhythmus und Energie. Die<br />
tatsächlichen Hauptakteure des Abends sind jedoch ohne Zweifel verschiedenste Schlaginstrumente,<br />
vielfältig, unterschiedlichst und jederzeit auf der Suche nach Unerhörtem.<br />
Die MusikerInnen sind Studierende und Ehemalige der Schlagzeugklasse von Prof. Olaf<br />
Tzschoppe an der Hochschule für Künste Bremen. Das Ensemble spielt Klassiker von<br />
Iannis Xenakis, Toru Takemitsu und Luigi Nono.<br />
Beginn 20:00 Uhr, Einlass 19:00 Uhr, Museumsbesichtigung möglich<br />
u www.altespumpwerk.de<br />
TIPP l DO 12.05 l ÖVB ARENA<br />
»Los Paul, du mußt ihm voll in die Eier haun, das ist die Art von Gewalt die wir sehn<br />
wolln, wenn auch nicht spüren wolln...« »Trio« als auch textlich voll auf den Punkt<br />
treffende Musikanten sind längst nicht mehr »Dadada«, aber WWE LIVE verspricht seit<br />
nunmehr 25 Jahren bestes Worldwide Wrestling Entertainment. Nun denn: ab dafür !<br />
Beginn: 19:30 Uhr u www.oevb-arena.de<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 44<br />
DI 15.05 l MEISENFREI<br />
Ex-Free Andy Fraser gründete 1972 zusammen<br />
mit Steve »Snips« Parsons, Chris<br />
Spedding und Marty Simon die Band<br />
SHARKS. Die Band gab es nur knapp<br />
drei Jahre, aber jetzt ist man mitsamt zwei<br />
Gründungsmitgliedern seit einiger Zeit<br />
wieder aktiv. Die Hai-Society legendärer<br />
MI 23.05 l ARINAS CAFÉ<br />
CARRINGTON MACDUFFIES Songs<br />
sind eingängig, tiefgründig, sexy, poetisch.<br />
Die Musik der Amerikanerin steht für Abenteuer<br />
– auch als dezidiert zwischenmenschliche<br />
Begegnungen. MacDuffie kommt mit<br />
dem neuen Album »Kiss Make Better«.<br />
Beginn: 19:00 Uhr u www.arinascafe.de<br />
FR 22.06 l ALTES PUMPWERK<br />
Der weltweit erfolgreiche Konzertpianist<br />
ARTEM YASYNSKYY verspricht einen<br />
wohltemperierten »Sommertag« – mit<br />
klassischen Werken von Bach, Ravel und<br />
Beethoven und vielleicht auch Mozart.<br />
Beginn: 20:00 Uhr, Einlass: 19:00 Uhr<br />
u www.altespumpwerk.de<br />
Musiker nennt sich heute »Sharks feat.<br />
Chris Spedding & Snips«, spielt klassisches<br />
Material, aber auch Songs von<br />
einem ganz neuen Album, das äußerst<br />
kraftvolle Rockmusik mit »Biss« bietet.<br />
Im Vorprogramm spielen »Sonic Too«.<br />
Beginn: 20:00 Uhr uwww.meisenfrei.de<br />
SO 19.08 l ÖVB ARENA<br />
Marius Müller-Westernhagen geht auch<br />
2018 wieder auf große »MTV Unplugged<br />
Tour« »Wir haben ‚Unplugged‘ als künstlerische<br />
Herausforderung gesehen«, sagt<br />
WESTERNHAGEN über die Show.<br />
»Es galt, das Material von über vier<br />
Jahrzehnten völlig neu zu erarbeiten.«<br />
Beginn: 20:00 Uhr, Einlass: 19:00 Uhr<br />
u www.oevb-arena.de<br />
SA 07.07 l SCHLACHTHOF<br />
Sommer, Sonne, Skaterzeit: Die nun schon<br />
22. ENDLESS GRIND – Old School<br />
Skateboard Session mit Pool, Street, Hochsprung,<br />
Weitsprung Contests, Band live am<br />
Pool und DJ’s startet am Schlachthof.<br />
Beginn: 12:00 Uhr, Skateranlage<br />
u www.schlachthof-bremen.de<br />
MO 11.06 l METROPOL<br />
Der Brite BRYAN FERRY gilt seit seinen<br />
Anfängen in den Siebzigerjahren mit der<br />
Glam-Rockgruppe »Roxy Music« als einer<br />
der innovativsten Sänger und Texter in der<br />
populären Musik. Mit ungezählten Alben<br />
und 30 Mio verkauften Tonträgern ist sein<br />
musikalisches Gesamtwerk an sich schon<br />
beeindruckend – aber der stets autonome<br />
Künstler überzeugt seit jeher auch durch<br />
Stil und Eleganz. Im Rahmen der aktuellen<br />
Europatournee gibt Bryan Ferry nur drei<br />
Konzerte in Deutschland: in Mainz, in Regensburg<br />
im Innenhof von Fürstin Gloria‘s<br />
Schloss Thurn und Taxis und in Bremen<br />
im wundervollen Metropol-Theater.<br />
Beginn: 20:00 Uhr, Einlass: 19:00 Uhr<br />
u www.metropol-theater-bremen.de<br />
FR 24.08 l HAUS AM WALDE<br />
Sie Sängerin MIU besitzt »den Soul von<br />
Donny Hathaway, den Charme einer Audrey<br />
Hepburn, aber auch das Abgründige<br />
von Amy Winehouse und die Stärke einer<br />
Adele«, lobte das Hamburger Abendblatt.<br />
17:00 Uhr uwww.hausamwalde-bremen.de<br />
FOTOGRAFIE<br />
Mathias Hornung, www.photocube.de, Kerstin Rolfes,<br />
www.kerstinrolfes.de, Ercan Yildirim, www.ey-fotografie.de<br />
ART DIRECTION<br />
Rätsch Communications, www.raetsch.de<br />
LEKTORAT<br />
Leona Ilgner<br />
BILDNACHWEIS<br />
Titel, Seite 4/16/46 © Kerstin Rolfes, Seite 3: »A man<br />
holding yellow balloon« © Paraksa und »Man bringing<br />
huge ice cream to excited girl« © Ljupco Smokovsk, beide<br />
© www.shutterstock.com, Seite 10 © Caspar Sessler, Seite<br />
14 © Willi Rolfes, Seite 18/21/22/41 © Mathias Hornung<br />
www.photocube.de, Seite 26 © Bildplantage 13, www.bildplantage13.de,<br />
Seite 28 © Martin Rospek, Seite 29 © Frank<br />
Fiedler, www.pixabay.com, Seite 30 © Ercan Yildirim, Seite<br />
34 »Sending packages« © Everett Collection, www.shutterstock.com,<br />
Seite 34 »Geldbörse« © Creativ Collection,<br />
Seite 38/39 Pflanzfest © Beatice Claus, Ulf Jacob, Helmut<br />
Schellhammer, Seite 42/43 diverse © Pressefotos, Seite<br />
44/45 Schlagzeugensemble/Lange Nacht © Matthias Hornung,<br />
WWE Live © Pressefoto KPS, Sharks © Pressefoto<br />
on Stage promotion, Ferry © Matthew-Becker, Yasynskyy ©<br />
Pressefoto, Westernhagen © Daniella Midenge, Skateboard<br />
© Pressefoto Schlachthof, Miu © Elena Zaucke, sonstige<br />
© www.pixabay.com und Pressefotos<br />
DRUCK<br />
BerlinDruck GmbH + Co KG,<br />
www.berlindruck.de, FSC ® -mixed<br />
produziert. Es wurden Materialien<br />
aus FSC-zertifizierten Wäldern<br />
und/oder Recyclingmaterial als<br />
auch Material aus kontrollierten<br />
Quellen verwendet.<br />
DRUCKAUFLAGE<br />
11.700 Exemplare<br />
ERSCHEINUNGSWEISE<br />
Aktuelle Erscheinungstermine 2018 auf www.findorff.info<br />
DISTRIBUTION<br />
Verbreitung an alle Haushalte in 28215 Findorff (Ausnahme:<br />
Werbeverweigerer) und an 60 »Hotspots« im Stadtteil.<br />
Infos unter www.findorff.info/das-magazin/hotspots. Sie<br />
haben kein Exemplar erhalten ? Mailen Sie uns Namen<br />
und Anschrift an kontakt@findorff.info<br />
ANZEIGENBUCHUNG<br />
Beratung per Telefon 0421 / 579 55 52 oder E-Mail unter<br />
kontakt@findorff.info. Ansprechpartner ist Herr Rätsch.<br />
Online buchen? www.findorff.info/anzeige-buchen.<br />
Anzeigenschluss für die kommende Ausgabe, die Anfang<br />
September erscheint, ist der 14. August 2018. Unser Dank<br />
an alle AnzeigenkundInnen aus und um Findorff, ohne<br />
die diese Ausgabe so nicht möglich gewesen wäre.<br />
HERAUSGEBER<br />
Mathias Rätsch<br />
VERLAG<br />
Findorff Verlag<br />
Magdeburger Str. 7, 28215 Bremen<br />
Telefon 0421 / 579 55 52<br />
Telefax 0421 / 579 55 53<br />
E-Mail kontakt@findorff.info<br />
KOOPER ATION<br />
Der Findorff Verlag kooperiert mit der Stadtteilinitiative<br />
»Leben in Findorff«. Wir betreuen für die Initiative ehrenamtlich<br />
das Stadtteilportal www.findorffaktuell.de<br />
MITGLIEDSCHAFTEN<br />
Der Findorff Verlag ist Mitglied in der Handelskammer<br />
Bremen und bei den »Findorffer Geschäftsleuten e.V.«.<br />
FACEBOOK<br />
Gefällt! Sie finden den Findorff Verlag bei »facebook« unter<br />
https://www.facebook.com/FindorffVerlag<br />
LESERBRIEFE<br />
Wir freuen uns auf viele Meinungen zu dieser Ausgabe und<br />
über Ihre Leserbriefe auf www.findorff.info/leserbriefe<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 45<br />
®
q DIE <strong>FINDORFF</strong> KOLUMNE<br />
brebau.de/80<br />
» Der Frühling gehört nicht zu Deutschland. «<br />
A<br />
lso«, sagt der Verleger, »mir liegt natürlich<br />
nichts ferner, aber...« Ich ahne, was kommt<br />
und ergänze: »Aber ich soll am besten mal<br />
über Gelbe Säcke, Findorff und Loks in der<br />
Luft, oder den Frühling oder so schreiben.«<br />
»Eigentlich«, antwortet der Verleger verwirrt,<br />
»eigentlich wollte ich Sie nur fragen, ob es in<br />
Ordnung ist, dieses Mal, also etwas<br />
mehr Eile, so immer auf den letzten Drücker<br />
mit der Kolumne, aber jetzt wo Sie es<br />
sagen, Frühling ist eine prima Idee.«<br />
Mist, denke ich und geh‘ zu Nachbar<br />
Detlef.<br />
Hinter seiner Tür wüstes Krachen,<br />
Poltern, Scheppern, viele Geräusche<br />
eben, die viel Lärm machen. Ich klingle,<br />
das Scheppern erstirbt, Stille auf einmal.<br />
Detlef steckt den Kopf aus seiner Tür.<br />
»Ich soll über den Frühling schreiben«, sage ich.<br />
»Der Frühling gehört nicht zu<br />
Deutschland«, antwortet Detlef.<br />
»Was ?« frage ich.<br />
»Ach, hab‘ ich irgendwo gehört. Was genau«, er schaut zurück<br />
in seine Wohnung, »habe ausgerechnet ich mit dem Frühling<br />
zu tun ? Ich meine, er ist nicht in meinem Wohnzimmer.«<br />
Das stimmt, ich war schon sehr oft in seinem Wohnzimmer,<br />
Frühling ist da nicht, aber ein großer Fernseher.<br />
»Wir müssen jetzt beide mal in die Welt«, sage ich.<br />
Detlef schaut nicht sehr erfreut: »Aber ich will lieber«, neuer<br />
Blick zurück in seine Wohnung, sehr sehnsüchtig, »ich meine,<br />
die dritte Staffel, ich bin da mittendrin.«<br />
»Ja«, sage ich, »das ist mal eine echte Tragödie, es zerreißt<br />
mir das Herz. Zieh dir was Warmes an, wir gehen in den<br />
Findorffer Frühling.«<br />
TOM GROTE GUCKT<br />
bekomme die unter) stehen ewig an der Ampel Fürther Straße<br />
und sind dann schon da. Die Hemmstraße. Detlef ist gebürtiger<br />
Ostfriese, aber trotzdem stolz auf Findorff, als hätte er es selbst<br />
gebaut. »Das ist hier noch ein richtig intakter Kiez«, sagt er<br />
gerne, »aber man muss auch was tun dafür. Also auch hier<br />
kaufen. Ich frage mich sowieso, die Leute kaufen im Internet<br />
und jammern dann, dass die kleinen Läden verschwinden,<br />
aber hier«, er öffnet seine Arme weit, macht eine ausladende<br />
Geste, »hier ist noch ein richtig intakter Kiez.«<br />
»Sagt man in Bremen auch Kiez ?«, will ich wissen.<br />
»Ist das hier der Findorffer Kiez ? Ist das<br />
nicht ein Viertel ?«<br />
»Das Viertel ist auf der anderen Seite, da<br />
hinter Schwachhausen.« Er sagt es, als<br />
würde es Tage dauern dahin zu kommen.<br />
Vom intakten Findorff ist aber erst mal<br />
wenig zu sehen. Die Hemmstraße ist wie<br />
immer vollgeparkt mit Paket-Autos. Ich glaube<br />
ja, DHL & Co parken ihre Autos da und schicken<br />
nur mal ab und zu wen vorbei, der die Türen auf und<br />
wieder zu macht und Pakete raus und<br />
wieder rein legt. Außerdem auch hier,<br />
viele Gelbe Säcke.<br />
»Ja, jetzt seh‘ ich es. Sehr intakt«, sage ich. Es beginnt zu<br />
regnen. »Ah, Frühling«, kommentiert Detlef.<br />
Wir schlängeln uns also, sehr nass werdend, an den Hindernissen<br />
vorbei durch die Hemmstraße. Weichen wir den Säcken auf<br />
den Radweg aus, werden wir wütend zur Seite geklingelt. Weichen<br />
wir den Postautos auf die Straße aus, werden wir wütend<br />
zur Seite gehupt. Ein Optiker mit Spiegel im Schaufenster. Wir<br />
sehen aus wie ertrunkene Hunde. »Vielleicht sollten wir doch<br />
in deinem Wohnzimmer den Frühling suchen«, schlage ich vor.<br />
»Super Idee«, sagt Detlef erleichtert, »die dritte Staffel ist prima,<br />
ich erzähl dir was passiert ist bis jetzt. Wir können morgen ja<br />
noch mal in die Stadt. Findorff ist morgen auch noch da.«<br />
Und so wurde es dann doch noch ein sehr netter Abend in<br />
unserem Dorf mit Frühling.<br />
Draußen ist Wind, Wolken und Findorff, in etwa dieser Reihenfolge.<br />
Ich schlage vor, an der »Emma« vorbei in den Bürgerpark,<br />
Detlef will lieber in die Stadt. So Argumente, der Bürgerpark<br />
ist auch in der Stadt, lässt er nicht gelten, er will richtige Stadt<br />
– was für ihn Hemmstraße heißt.<br />
Also dann, richtige Stadt. Wir schlängeln uns an kleineren<br />
Bergen vorbei aus Gelben Säcken (sehen Sie, Herr Verleger, ich<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 46<br />
▼ ÜBER TOM GROTE<br />
Der Journalist moderiert in der Woche von 6:00 Uhr bis 10:00<br />
Uhr »Der Morgen« auf Radio »Bremen Zwei«. In zweiter Existenz<br />
arbeitet er »selbst und ständig« als freier Autor. Tom Grote<br />
pendelt zwischen seinem geheimen Wohnort und Findorff, wo<br />
er während der Arbeitswoche in einer Wohngemeinschaft lebt.<br />
Text: Tom Grote, Foto: Kerstin Rolfes ▲<br />
Weil Service sehr persönlich ist<br />
Seit 80 Jahren Teil der Familie
REGIONAL & KLIMAFREUNDLICH<br />
100 % regional erzeugt und CO 2 -neutral.<br />
Einfach mehr Lebensqualität.<br />
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