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BREMISSIMA Magazin | Mai-Juni 2018

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Herzenssache<br />

37<br />

lichen Aufgaben in der SOS-Familie gut<br />

zu erledigen.<br />

„Isst Du mit uns“, fragt Julia und lächelt.<br />

Dann zählt sie sorgfältig Teller, Gläser<br />

und Besteck und deckt den Tisch. Es<br />

ist eine große, fröhliche Runde, die am<br />

Esstisch Platz nimmt. „Nesthäkchen“<br />

Oskar ist vom Kindergarten zurück und<br />

braucht Hilfe bei seiner Jeans. Der Hosenboden<br />

mit den Taschen ist plötzlich<br />

vorn.<br />

Auch Mona und die Zwillinge Torben<br />

und Nils sind inzwischen heimgekehrt.<br />

Julia, Mona, Torben und Nils sind leibliche<br />

Geschwister. Geboren in einem<br />

Zuhause ohne Geborgenheit und ohne<br />

Halt. Die Mutter war mit vier Kindern<br />

vollkommen überfordert. Auch Oskar<br />

hat in einer anderen Herkunftsfamilie<br />

Schreckliches erlebt. Wer die SOS-<br />

Familie beim Mittagessen erlebt, kann<br />

sich die dunkle Vergangenheit kaum<br />

vorstellen.<br />

Alle Kinder haben mit dem schweren<br />

Gepäck zu kämpfen, das ihnen ihre<br />

Herkunftsfamilien mit auf den Weg gegeben<br />

hat. Zwei Kinder besuchen eine<br />

Sprachheilschule in Zeven. Zwei sind<br />

noch im Kindergarten, obwohl sie das<br />

Schulalter erreicht haben. Schwere Vernachlässigung<br />

in der Baby- und Kleinkindzeit<br />

hinterlässt Spuren – oft ein<br />

Leben lang.<br />

„Anfangs war jedes Obst eine Banane“,<br />

erinnert sich Kinderdorfmutter Barbara<br />

Wegener, die die Kinder seit 2012 begleitet.<br />

„Normalerweise kann ein Kind<br />

im Vorschulalter Obstsorten benennen.<br />

Es kennt viele Tiere, die Jahreszeiten<br />

und die Feste, die wir im Lauf des Jahres<br />

feiern. Wenn ein Kind in seinen ersten<br />

Lebensjahren keine Zuwendung erfahren,<br />

kaum Spielzeug besessen und nie<br />

ein Bilderbuch angeschaut hat, kann es<br />

das alles unter Umständen nicht.“<br />

Die Kinder in der SOS-Kinderdorffamilie<br />

brauchen deshalb nicht nur viel<br />

Aufmerksamkeit und Geborgenheit,<br />

sondern auch eine Extraportion Geduld<br />

und Förderung. Damit sie möglichst S<br />

Gemeinsames<br />

Kochen<br />

spielt in den<br />

Kinderdorffamilien<br />

eine große<br />

Rolle

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