WIRTSCHAFT+MARKT 3/2018
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29. Jahrgang | Heft 3 | Mai / Juni 2018 | ZKZ 84618 | Deutschland 6,50 €
WIRTSCHAFT+
MARKT
INTERVIEW
Ministerpräsident Woidke
über Investitionen und
die neue Landeskampagne
EXKLUSIV
Hidden Champions
aus den neuen Ländern
REPORT
„Cool Climate“-Weine
aus Sachsen auf Siegeszug
IN BEWEGTEN ZEITEN
Die ostdeutsche Wirtschaft
im globalen Wettbewerb
JETZT ANMELDEN
8. + 9. November 2018, Bad Saarow
www.ostdeutscheswirtschaftsforum.de
Foto: Torsten George, Titelfoto: trahko/fotolia.com
Jetzt endlich regiert sie nun, die neue
Bundesregierung. Nachdem am Ende
der historisch beispiellos zähen Regierungsfindung
auch die Mehrheit der SPD-
Mitglieder einer Neuauflage der ungeliebten
großen Koalition zugestimmt hatte, entbrannte
auf der Zielgeraden der Kampf um
Posten und Personen. Obwohl im Vorfeld
nahezu alle ostdeutschen Ministerpräsidenten
eine Aufwertung des Ostbeauftragten
in der künftigen Bundesregierung gefordert
hatten, war lange nicht klar, ob Bundeskanzlerin
Angela Merkel (CDU) überhaupt noch
einmal einen speziellen Beauftragten für die
neuen Bundesländer benennen würde. Und
bis zum Schluss war zu befürchten, dass
das vierte Merkel-Kabinett – mit Ausnahme
der Chefin – ohne Politiker mit ostdeutscher
Vita aufgestellt werden würde.
Letztlich kam es dann doch anders. Mit der
in Frankfurt (Oder) geborenen Franziska Giffey
übernahm die ehemalige Bezirksbürgermeisterin
von Berlin-Neukölln und SPD-
Senkrechtstarterin das Amt der Bundesfamilienministerin.
Auch der Posten des Ostbeauftragten
wurde erneut vergeben – an
den CDU-Politiker Christian Hirte aus Thüringen.
Allerdings wird Hirte mit ähnlichen
Problemen zu kämpfen haben wie seine
Amtsvorgängerin Iris Gleicke (SPD). Denn
auch er ist „nur“ Parlamentarischer Staatssekretär
im Bundeswirtschaftsministerium
und nicht – wie im Osten der Republik zuvor
vielstimmig gefordert – Bundesminister.
Man darf gespannt sein, wie Hirte seinen
Job interpretiert und ob es ihm gelingt, seinen
Chef, Bundeswirtschaftsminister Peter
Altmaier (CDU), von der Notwendigkeit zusätzlicher
unterstützender Maßnahmen für
www.wirtschaft-markt.de
EDITORIAL | 3
Weltweite
Abschottungstendenzen
treffen auch den
Mittelstand
Karsten Hintzmann
Chefredakteur
karsten.hintzmann@wirtschaft-markt.de
die Wirtschaft und Infrastruktur zwischen
Rügen und Erzgebirge zu überzeugen.
Klar ist schon jetzt, dass die Bundesregierung
in den nächsten Jahren eine Menge Arbeit
vor sich haben wird, um die Rahmenbedingungen
speziell für den deutschen Mittelstand
mit klugen und nachhaltigen Maßnahmen
zu sichern. Blickt man sich in der Welt
um, muss man sich um die Perspektiven
des erfolgsverwöhnten Exportweltmeisters
Deutschland durchaus Sorgen machen.
Niemand kann heute konkret abschätzen,
wie weit es US-Präsident Donald Trump
noch mit seiner protektionistischen Handelspolitik
treibt, indem er die Liste der Produkte,
die mit Strafzöllen belegt werden,
schier endlos verlängert. Werden die Gegenmaßnahmen
Chinas irgendwann auch
Europa treffen? Und wie geht es in den
(wirtschaftlichen) Beziehungen mit der Türkei
oder Russland weiter?
Fakt ist: Die weltweit zu beobachtenden Abschottungstendenzen
werden nicht ohne
Auswirkungen auf die heimische Industrie
bleiben. Die Bundesregierung ist hier gefordert,
mit kluger Politik Handelsbarrieren abzubauen
und Türen für Kooperationen neu
zu öffnen.
Das Ostdeutsche Wirtschaftsforum (OWF)
wird sich in diesem Jahr genau mit den beschriebenen
Problemen befassen und nach
Wegen suchen, wie sich der ostdeutsche
Mittelstand unter den erschwerten Rahmenbedingungen
auch künftig auf internationalen
Märkten behaupten kann. Daher
meine Empfehlung: Bitte merken Sie sich
den Termin für das OWF vor – es findet am
8. und 9. November 2018 in Bad Saarow
statt.
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4 | W+M INHALT
W+M TITELTHEMA
Fachkräfte:
Kampf um die besten Köpfe............36
W+M AKTUELL
Köpfe......................................................................... 6
Nachrichten .............................................................. 8
36
Titel
So kreativ werben
Mittelständler um Fachkräfte
W+M LÄNDERREPORTS
Ostdeutschland: Wie Blockchain-Technologie
den Mittelstand vernetzt..........................................10
Ostdeutschland:
Big Data – viel Hype, zu wenig Nutzung..................12
Ostdeutschland:
Zwischenruf der Zentralkonsum eG.........................14
Mecklenburg-Vorpommern:
Freiräume in Vorpommern-Rügen...........................16
Sachsen: „Cool Climate”-Weine von
Schloss Wackerbarth auf Siegeszug........................18
Sachsen: LBBW-Vorstand Oliver Fern
über neue Vorhaben seines Hauses....................... 20
Ostdeutschland:
Gelungene Werbeoffensive für Urlaub
in den neuen Ländern............................................. 22
Ostdeutschland:
Die Erfolgskriterien von Hidden Champions........... 24
W+M SCHWERPUNKT BRANDENBURG
Im Interview: Brandenburgs
Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke................... 28
Zukunftsort:
Das Hasso-Plattner-Institut in Potsdam................. 32
Bilanz: Wirtschaftsförderung legt stark zu.............. 34
Ostdeutsches Spitzenprodukt:
Das Zauberschloss.................................................. 35
Zukunftsort
32
Das Hasso-Plattner-Institut
ist international bestens vernetzt
Impressum
WIRTSCHAFT+MARKT
Das Ostdeutsche Unternehmermagazin
Ausgabe: 3/2018
Redaktionsschluss: 18.04.2018
Verlag: W+M Wirtschaft und Markt GmbH
Charlottenstraße 65, 10117 Berlin
Tel.: 030 505638-00
Fax: 030 505638-21
www.wirtschaft-markt.de
Herausgeber/Geschäftsführer:
Frank Nehring, Tel.: 030 505638-55
frank.nehring@wirtschaft-markt.de
Chefredakteur: Karsten Hintzmann, Tel.: 030 505638-86,
karsten.hintzmann@wirtschaft-markt.de
Redaktion: Janine Pirk-Schenker, Tel.: 030 505638-89,
janine.pirk-schenker@wirtschaft-markt.de
Autoren: Rudolf Miethig, Matthias Salm
Abo- und Anzeigenverwaltung:
Christiane Schattner, Tel.: 030 505638-74,
christiane.schattner@wirtschaft-markt.de
Marketing und Vertrieb: Mathias Pfund,
Tel.: 030 505638-86, mathias.pfund@wirtschaft-markt.de
Erscheinungsweise, Einzelverkaufs- und
Abonnementpreis:
Die Zeitschrift WIRTSCHAFT+MARKT erscheint
zweimonatlich. Die Mitglieder der Interessengemeinschaft
der Unternehmerverbände Ostdeutschlands
und Berlin sowie die Mitglieder des Vereins
Brandenburgischer Ingenieure und Wirtschaftler
(VBIW) erhalten diese Zeitschrift im Rahmen ihrer
Mitgliedschaft. Einzelpreis: 6,50 €, Jahresabonnement
(inkl. aller Ausgaben von W+M Regional und W+M
Exklusiv) 60 € inkl. MwSt. und Versand (im Inland).
Layout & Design: Möller Medienagentur GmbH,
www.moeller-mediengruppe.de
Druck: Silber Druck oHG, ISSN 0863-5323
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Kopien nur
mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlages.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen
nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.
Für unverlangt eingesandte Manuskripte und
Fotos übernehmen wir keine Haftung.
Fotos: Designed by Freepik (oben), HPI/Kay Herschelmann (unten)
WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
W+M INHALT | 5
18
Länderreport Sachsen
„Cool Climate“-Weine auf Siegeszug
W+M TITELTHEMA
FACHKRÄFTE:
KAMPF UM DIE BESTEN KÖPFE
Report: Fachkräfte dringend gesucht..................... 36
Betriebliche Weiterbildung:
100-Prozent-Förderung der Lehrgangskosten........ 39
Studieren im Strandkorb:
So werben Universitäten um den Nachwuchs....... 40
Im Interview:
Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst.........41
Die Familie im Fokus:
Unternehmen locken mit kreativen Anreizen.......... 42
Kommentar: Fachkräftemangel ist ein
gesamtwirtschaftliches Problem............................ 44
W+M UMFRAGE
Wie gefällt Ihnen WIRTSCHAFT+MARKT?............ 46
Fotos: Sächsisches Staatsweingut GmbH (oben), W+M (Mitte), Hotel & Golf Schloss Ranzow (unten)
28
56
Im Interview
Brandenburgs Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke
über geplante Investitionen und die neue Imagekampagne
Lifestyle
Die schönsten Golfplätze
in Ostdeutschland
W+M RATGEBER
Büro: Moderne Notebooks im Vergleich................. 48
Management I: Perspektiven in der Insolvenz........ 50
Management II: Diese Folgen hat der
Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung
für die Unternehmerschaft ......................................51
IT: Der Nutzen professioneller CRM-Software....... 52
Literatur: Die ostdeutsche
Bestsellerliste für Wirtschaftsliteratur.................... 54
Rezension: Die Kunst des klaren Denkens............. 55
Lifestyle:
Die schönsten Golfplätze in Ostdeutschland.......... 56
W+M NETZWERK
Schwerin: Wirtschaftsball auf Schloss Basthorst..... 59
Potsdam: 600 Gäste beim Brandenburgball........... 60
Berlin: Kräftige Werbung für
Olympia auf dem VBKI-Ball..................................... 61
VBIW: Aktuelles aus dem Verein............................ 62
Neues aus den Unternehmerverbänden................. 64
W+M DIE LETZTE SEITE
Ausblick und Personenregister .............................. 66
W+M WEITERE BEITRÄGE
Editorial ..................................................................... 3
Impressum ............................................................... 4
Beilagenhinweis: Teilen dieser Ausgabe liegt eine Beilage
von Cut4You bei. Wir bitten um Ihre Aufmerksamkeit.
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
6 | W+M AKTUELL
Diese Ostdeutschen
machen Karriere in der
neuen Bundesregierung
Angela
Merkel
Fast ein halbes Jahr hat es nach der Bundestagswahl gedauert,
bis endlich eine neue Bundesregierung die Arbeit aufnehmen
konnte. Neben der alten und neuen Kanzlerin Angela Merkel
(CDU) gehören fünf weitere ostdeutsche Politiker der
Regierung an. Von Karsten Hintzmann
Marco
Wanderwitz
Als am Ende der langwierigsten Regierungsbildung
in der Geschichte
der Bundesrepublik feststand,
dass es zu einer Neuauflage der großen
Koalition aus CDU, CSU und SPD kommen
wird, nahm das Personalkarussell
noch einmal richtig Fahrt auf. Angetrieben
wurde es auch von der vielstimmigen
Forderung, zumindest einen Minister
mit ostdeutscher Biografie ins Bundeskabinett
zu holen und an der Institution
des Ostbeauftragten festzuhalten. Nahezu
alle ostdeutschen Ministerpräsidenten
hatten sich bereits zuvor dafür eingesetzt,
die Position des Ostbeauftragten aufzuwerten
und an ein Ministeramt zu koppeln.
Dem Vernehmen nach hatte Kanzlerin
Angela Merkel ursprünglich ganz andere
Pläne, sie wollte auf einen Ostbeauftragten
gänzlich verzichten. Nachdem die
SPD letztlich mit Franziska Giffey doch
noch eine Ostdeutsche für ihre Ministerriege
nominierte, zauberte Merkel in letzter
Minute den fast nicht mehr erwarteten
Ostbeauftragten aus dem Hut – den Thüringer
Bundestagsabgeordneten Christian
Hirte.
Angela Merkel (63)
Bundeskanzlerin
Für die promovierte Physikerin ist es bereits
die vierte Kanzlerschaft. Merkel wurde
in Hamburg geboren, wuchs jedoch in
der Uckermark auf, da ihre Eltern schon
Stefan
Zierke
kurz nach der Geburt ihrer Tochter in die
DDR übersiedelten, wo Vater Horst Kasner
für die Evangelische Kirche arbeitete.
Politisch aktiv ist Merkel seit der Wendezeit
in der DDR. Im Dezember 1989
begann sie zunächst für die neu gegründete
Bürgerbewegung „Demokratischer
Aufbruch“ unter Leitung von Wolfgang
Schnur zu arbeiten. Die Organisation
schloss sich im Februar 1990 der „Allianz
für Deutschland“ an, die aus der Volkskammerwahl
am 18. März 1990 mit 41
Prozent als klare Siegerin hervorging. Unter
dem letzten DDR-Ministerpräsidenten
Lothar de Maizière wurde Angela
Merkel stellvertretende Regierungssprecherin.
Schnell wurde der damalige Bundeskanzler
Helmut Kohl (CDU) auf Angela
Merkel aufmerksam, der sie nach der
Deutschen Einheit konsequent förderte.
Bereits bei der ersten gesamtdeutschen
Wahl am 20. Dezember 1990 zog
sie als direkt gewählte CDU-Abgeordnete
für den Wahlkreis Stralsund – Rügen –
Grimmen in den Bundestag ein. Im Januar
1991 berief Kohl Merkel zur Bundesministerin
für Frauen und Jugend. Anschließend
war sie Bundesumweltministerin
(1994 bis 1998). Nach dem Ende der Ära
Kohl war sie zwei Jahre lang CDU-Generalsekretärin,
ehe sie im Jahr 2000 zur
Vorsitzenden der Bundes-CDU aufstieg.
Von 2002 bis 2005 war sie Oppositionsführerin
im Bundestag. In der vorgezogenen
Bundestagswahl am 18. September
2005 setzte sich die Union mit Merkel
als Spitzenkandidatin mit einem Prozentpunkt
Vorsprung gegen die SPD durch.
Seither ist Angela Merkel Bundeskanzlerin.
Nach eigener Aussage will sie dieses
Amt bis zum Ende dieser Legislaturperiode
(2017 bis 2021) ausüben.
Franziska Giffey (39)
Bundesfamilienministerin
Mit der in Frankfurt (Oder) geborenen
bisherigen Bezirksbürgermeisterin von
Berlin-Neukölln ist der SPD ein unerwarteter
Coup gelungen. Bei den Spekulationen
über die Besetzung der Ministerposten
spielte die promovierte Politikwissenschaftlerin
und Diplom-Verwaltungswir-
Fotos: Bundestag, Privat
WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
W+M AKTUELL | 7
Fotos: Bundestag, Privat, SPD Berlin/ Joachim Gern (unten)
Christian
Hirte
Franziska
Giffey
tin lange Zeit gar keine Rolle. Fast wäre
Franziska Giffey nicht in der Politik gelandet.
Denn ursprünglich wollte sie Lehrerin
werden. Doch wegen chronischer
Stimmprobleme brach sie ihr Lehramtsstudium
an der Berliner Humboldt-Universität
ab und wechselte zur Fachhochschule
für Verwaltung und Rechtspflege.
Dieses Studium ebnete ihr den Weg in
die Kommunalpolitik. Von 2002 bis 2010
arbeitete sie als Europabeauftragte für
den Berliner Bezirk Neukölln. Dort lernte
sie viel von ihrem politischen Vorbild
und Chef, dem langjährigen Bezirksbürgermeister
Heinz Buschkowsky (SPD).
Im April 2015 übernahm Giffey das Zepter
von Buschkowsky und machte sich
schnell einen Namen als Bezirksbürgermeisterin.
Selbst die „ZEIT“ geriet
ins Schwärmen: „Giffey ist eine ziemlich
gute Politikerin, vielleicht sogar eine
großartige. Es muss einem in dem umkämpften
deutschen Ort Neukölln erst
einmal gelingen, die Ikone Heinz Buschkowsky
fast vergessen zu machen. Giffey
schaffte es.“ Jetzt muss sie sich in
einer anderen Liga behaupten – als Bundesministerin
für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend.
Christian Hirte (41)
Ostbeauftragter
Die Berufung des in Bad Salzungen
geborenen CDU-Politikers
und Rechtsanwalts zum
Michael Ostbeauftragten und Parlamentarischen
Staatssekre-
Stübgen
tär im Bundeswirtschaftsministerium
kam selbst für politische
Beobachter überraschend.
Eigentlich galt der Brandenburger Pfarrer
Michael Stübgen als erster Anwärter
auf diesen Posten. Doch letztlich
entscheid sich Bundeskanzlerin Merkel
für Hirte. Ein Erfolg, den die Thüringer
CDU für sich reklamiert. Deren Landeschef
Mike Mohring hatte sich gegenüber
Merkel vehement für die Beibehaltung
der Position des Ostbeauftragten in der
Bundesregierung eingesetzt. Nicht unwesentlich
dürfte bei der Entscheidungsfindung
gewesen sein, dass im kommenden
Jahr in Thüringen ein neuer Landtag
gewählt wird. Da könnte ein engagierter
Ostbeauftragter aus Thüringen für zusätzlichen
Rückenwind sorgen. Christian
Hirte trat 1995 in die CDU ein und ist seit
2014 stellvertretender CDU-Landeschef
in Thüringen. Seit 2008 ist er Bundestagsabgeordneter.
Erst im Januar 2018
war er zum stellvertretenden Vorsitzenden
der CDU-/CSU-Bundestagsfraktion
gewählt worden. Diesen Posten hat er
zugunsten seines Regierungsjobs wieder
abgegeben.
Michael Stübgen (58)
Parlamentarischer Staatssekretär
Zwar hat es am Ende doch nicht für das
Amt des Ostbeauftragten gereicht, leer
ausgegangen ist der in Lauchhammer geborene
gelernte Baufacharbeiter und studierte
Theologe jedoch nicht. Er ist neuer
Parlamentarischer Staatssekretär im
Bundesministerium für Ernährung und
Landwirtschaft. Michael Stübgen zählt
zu den wenigen Abgeordneten, die dem
Bundestag bereits seit 1990 angehören.
In diesen knapp 28 Jahren hat er es nie
darauf angelegt, sich in die vordersten
Reihen der Fraktion vorzukämpfen. Er
agierte eher im Hintergrund – als Sachpolitiker,
als Vorsitzender der kleinen CDU-
Landesgruppe Brandenburg und als Chef
der Fraktionsarbeitsgruppe Angelegenheiten
der Europäischen Union.
Stefan Zierke (47)
Parlamentarischer Staatssekretär
Der in Prenzlau geborene Tourismusfachwirt
wechselt von der Hinterbank
des Bundestags ins Bundesfamilienministerium.
Dort ist er neuer Parlamentarischer
Staatssekretär. Die gebürtige
Brandenburgerin Franziska Giffey hat sich
somit eine zweite märkische Stimme in
die Führungsetage ihres Bundesministeriums
geholt. Der gelernte Werkzeugmacher
und Reiseverkehrskaufmann war für
die SPD zunächst in der Kommunalpolitik
aktiv, ehe er 2013 in den Bundestag einzog.
Dort leitete er ab 2015 die Landesgruppe
Ost der SPD-Fraktion.
Marco Wanderwitz (42)
Parlamentarischer Staatssekretär
Der in Karl-Marx-Stadt geborene Jurist
hat eine besonders spannende Aufgabe
vor sich. Als einziger Sachse in der
Bundesregierung arbeitet der CDU-Politiker
künftig im Range eines Parlamentarischen
Staatssekretärs für Bundesinnenminister
Horst Seehofer. Seine Themenfelder
werden dort die Bereiche Heimat
und Bau sein. Wanderwitz sitzt seit 2002
im Bundestag. Zuletzt war er kultur- und
medienpolitischer Sprecher der Unionsfraktion.
W+M
W+M-SPEZIAL
In der nächsten Ausgabe von
WIRTSCHAFT+MARKT, die am 21. Juni
2018 erscheint, stellen wir alle 152 Bundestagsabgeordneten
vor, die die neuen
Bundesländer und Berlin in der noch
jungen Legislaturperiode vertreten.
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
8 | W+M AKTUELL
ILB-ZUSAGEN STEIGEN
Potsdam. Die Brandenburger Förderbank
ILB hat 2017 mit Zusagen in Höhe
von rund 1,6 Milliarden Euro eines der besten
Förderergebnisse der letzten zehn Jahre
erzielt. So konnten beispielsweise 160
Millionen Euro für den Breitbandausbau im
Land zugesagt werden. Für das größte im
Jahr 2017 geförderte Vorhaben in
der gewerblichen Wirtschaft
gewährte die ILB dem Unternehmen
BASF für die
Errichtung einer Produktionsstätte
zur Herstellung
von Primärelementen
der Batteriezellenfertigung
Fördermittel
in Höhe von
11,25 Millionen Euro.
Im laufenden Jahr plant
die Förderbank den Start des
„Brandenburg-Kredits Energieeffizienz“
zur Finanzierung von Investitionsund
Modernisierungsmaßnahmen, die der
Energieeinsparung dienen.
LUTHER STARK, OSTSEE SCHWACH
Berlin. Luther sei Dank: Im Jubiläumsjahr
der Reformation zeigten sich Sachsen
und Sachsen-Anhalt als dynamischste
ostdeutsche Tourismusregionen. Die
mitteldeutschen Städte profitierten 2017
von Ausstellungen und Stadtführungen im
Rahmen des Luther-Gedenkjahres. Dies
belegt die Bilanz des Tourismusbarometers
des Ostdeutschen
Sparkassenverbandes.
Demnach
verzeichneten 50
Prozent aller ostdeutschen
Reisegebiete
ein Allzeithoch
bei den Übernachtungen.
Flaute
dagegen an der Küste:
Erstmals seit 2010
vermeldeten dort alle Reisegebiete
einen Nachfragerückgang.
Insgesamt besuchten Ostdeutschland
im vergangenen Jahr 27,5
Millionen Gäste mit 80,4 Millionen Übernachtungen
– mehr als je zuvor. Der Anteil
an den gesamtdeutschen Übernachtungszahlen
lag bei 17,5 Prozent.
SACHSEN BEI PATENTEN VORN
Berlin. Aus Sachsen (719) und Berlin (714)
gingen 2017 die meisten Patentanmeldungen
aus Ostdeutschland beim Deutschen
Patent- und Markenamt ein. Schlusslicht
in den neuen Bundesländern ist Mecklenburg-Vorpommern
mit 135 Anmeldungen.
Patentanmeldungen nach
Bundesländern 2017
Sachsen 719
Berlin 714
Thüringen 535
Brandenburg 328
Sachsen-Anhalt 186
Mecklenburg-Vorpommern 135
SO HELFEN CLUBMITGLIEDER START-UPS AUF DIE BEINE
Prof. Dr. Peter Fissenewert, Klaus-Jürgen Meier und Dr. Axel
Stirl (v. l.) vom Start-up-Komitee des Berlin Capital Club.
Berlin. Seit Herbst 2015 engagiert sich
das Start-up-Komitee des Berlin Capital
Club aus den Advisory-Board-Mitgliedern
Prof. Dr. Peter Fissenewert, Klaus-Jürgen
Meier und Dr. Axel Stirl dafür, die vielfältigen
Erfahrungen, die es im Capital Club
gibt, und vor allem das große präsente und
äußerst lebendige Netzwerk bei den Startup-Abenden,
auch in den Dienst der kommenden
Generation zu stellen.
Schon die Auftaktveranstaltung mit der
Präsentation der Plattform InSitu, bei
der Zeitarbeiter über einen transparenten
Marktplatz zum Vorteil von Ver- und Entleihern
vermittelt werden können, fanden
Clubmitglieder so interessant, dass sie
persönlich mit eingestiegen sind und sich
heute als Anteilseigner an einem Unternehmen
wiederfinden, das im Januar 2018
den Break-even erreicht hat. Seitdem haben
sich viele Start-ups aus diversen Bereichen
in diesem Rahmen vorgestellt. Das
Interesse seitens der Mitglieder ist gestiegen
und die Erfahrung der vorgestellten
Gründer hat sich auch in der Szene herumgesprochen,
so dass heute ein reges
Interesse zur Teilnahme an dem Format
vorhanden ist.
Dies hat das Clubmanagement ermutigt,
sein Engagement weiter zu verstärken und
für zwei Jahre bis zu 15 Fördermitgliedschaften
zu sponsern. Es wird also in Zukunft
häufiger vorkommen, dass die erfahrenen
Mitglieder dem ein oder anderen
Berliner Start-up-Gründer über den Weg
laufen und dabei versichert sein können,
dass diese vor allem aufgrund der Gespräche,
des Netzwerks und des Austauschs
im Club weilen.
www.berlincapitalclub.de
Fotos: Thüringer Tourismus GmbH/Toma Babovic (oben), Berlin Capital Club (unten)
WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
W+M AKTUELL | 9
POLO AM OSTSEESTRAND
Warnemünde. Veranstalter Mathias
Ludwig von Polo Riviera Deutschland
verweist mit Stolz darauf, dass die
„Beach Polo World Masters“ am Strand
von Warnemünde eines der größten
deutschen Beach-Polo-Events ist. Vom
25. bis 27. Mai 2018 können Polo-Interessierte,
aber auch Urlauber direkt am
Ostseestrand internationale Top-Teams
bestaunen, die auf einem 80 mal 30 Meter
großen Polo-Parcours gegeneinander
antreten. Neben ARGE Haus, die in diesem
Jahr Namens- und Hauptsponsor
sind, starten fünf weitere Teams der Unternehmen
W&N Immobilien-Vertriebsgesellschaft
mbH, Kühne Pool & Wellness,
Warnemünder Hof, Best Western
Hanse Hotel, Polartwist, Neumann Gerüstbau
GmbH, SGB AG, Makers Mark,
Krombacher, RWG 1, Sanddorn sowie
Juwelier Witt. Die Schirmherrschaft
haben MV-Landwirtschaftsminister Dr.
Till Backhaus und Rostocks Oberbürgermeister
Roland Methling übernommen.
Susanne Daubner von der Tagesschau
wird als Moderatorin vor Ort sein.
WIRTSCHAFT+MARKT unterstützt das
Turnier von Anbeginn als Medienpartner.
Weitere Informationen zum Turnier unter
www.polo-riviera-deutschland.com.
ifo Geschäftsklima Ostdeutschland im März 2018
OSTDEUTSCHEN UNTERNEHMERN FRIERT DAS LÄCHELN EIN
Foto: Gunnar Rosenow
Im März 2018 war die Stimmung der ostdeutschen Unternehmer
gut und verbesserte sich leicht. Das Stimmungsbarometer
für die gewerbliche Wirtschaft* Ostdeutschlands stieg um
0,4 Punkte und notierte bei 113,8 Punkten. Zwar waren die Befragungsteilnehmer
mit ihren laufenden Geschäften etwas weniger
zufrieden als noch im Vormonat, dennoch blieben die Lageeinschätzungen
auf einem ausgesprochen hohen Niveau. Der deutliche
Rückgang der Geschäftserwartungen im Vormonat scheint
nur von kurzer Dauer gewesen zu sein, der Ausblick auf die kommenden
sechs Monate hellte sich wieder spürbar auf.
Das Beschäftigungsbarometer sank im März merklich, die Befragungsteilnehmer
aus Industrie und Einzelhandel senkten ihre
Beschäftigungserwartungen deutlich. Dennoch blieben Bauunternehmer
und Großhändler optimistisch und gehen davon aus,
ihre Beschäftigung in den kommenden drei Monaten weiter steigern
zu können.
Der leichte Anstieg des ostdeutschen Geschäftsklimaindexes wurde
aber nicht von allen Teilbereichen gelichermaßen getragen. Die
Befragungsteilnehmer des Verarbeitenden Gewerbes beurteilten
ihre laufenden Geschäfte im Vergleich zum Vormonat weniger gut,
ihre Geschäftserwartungen hellten sich aber etwas auf. Die Stimmung
der Bauunternehmer stieg derweil deutlich. Die befragten
Unternehmer waren abermals zufriedener mit ihren laufenden Geschäften
und hoben ihre Geschäftserwartungen kräftig an. Im Gegensatz
dazu äußerten sich die Groß- und Einzelhändler weniger
zufrieden über ihre laufenden Geschäfte. Auch ihre Erwartungen
für die kommenden sechs Monate wurden zunehmend pessimistischer.
Prof. Dr. Joachim Ragnitz und Jannik A. Nauerth
ifo Geschäftsklima
Vormonat 18,8 März 19,5
ifo Beschäftigungsbarometer
Vormonat 6,1 März 4,6
Verarbeitendes Gewerbe
Vormonat 26,2 März 27,1
Bauhauptgewerbe
Vormonat 11,2 März 19,4
Groß- und Einzelhandel
Vormonat 8,6 März 4,0
*
Unter gewerblicher Wirtschaft wird die Aggregation aus Verarbeitendem Gewerbe, Bauhauptgewerbe sowie Groß- und Einzelhandel verstanden.
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
10 | W+M LÄNDERREPORT
Marktstärke Kooperation
Wie Blockchain-Technologie den Mittelstand vernetzt
Der deutsche Mittelstand gilt als Motor
der deutschen Wirtschaft. Viele
kleine und mittlere Unternehmen
sorgen für kontinuierliche Innovation und
Wettbewerbskraft. Doch Wachsamkeit ist
angebracht. So wie die E-Mobilität den Diesel-Motor
unter Druck setzt, übt die Digitalisierung
Druck auf den traditionellen Mittelstand
aus.
Die Chance dauerhafter Wettbewerbsfähigkeit
liegt in einer vertrauensvollen und
effizienten Kooperation zwischen innovativen
Partnern. Doch um diese ist es in der
Praxis schlecht bestellt. Selbst wenn Unternehmen
heute gemeinsam an einem Ziel
arbeiten, so nutzen sie dazu Methoden von
vor 30 Jahren. Zusammenarbeit wird nach
wie vor per Fax und E-Mail abgewickelt.
Eine Integration von IT-Systemen erfolgt
oft nicht einmal im eigenen Unternehmen,
ganz zu schweigen von der Integration der
Partner. Hohe Kosten und inkompatible Prozesse
stehen im Weg. Die größte Hürde für
digitale Integration ist aber nach wie vor
fehlendes Vertrauen, also Angst vor unkontrolliertem
Datenabfluss.
Genau an diesem fehlenden Vertrauen
setzt Blockchain an, eine Technologie, die
durch exzessive Kursentwicklungen der
damit verbundenen Krypto-Währungen
wohl heute jedem schon einmal begegnet
ist. Doch ganz abseits des Bitcoin-Hypes
bietet die Technologie die Möglichkeit,
die Art und Weise wie Unternehmen heute
zusammenarbeiten, nachhaltig zu verändern.
Zum Grundverständnis der Funktionsweise
der Blockchain dient nach wie
vor deren Ursprung, der Finanzsektor, am
besten. Mit Blockchain können Transaktionen
direkt zwischen zwei Parteien vollzogen
werden, ohne dass eine Bank benötigt
wird. Die Rolle des vertrauensstiftenden
Mittlers (Bank) übernimmt in dem Fall
die Technologie (Blockchain).
Contractus, ein deutsches Blockchain-
Start-up, überträgt dieses Grundprinzip nun
auf die gewerbliche Wirtschaft. Unternehmen,
die gemeinsam ein Ziel verfolgen,
sollen die Möglichkeit bekommen, passende
Geschäftspartner zu finden, mit ihnen
Aufträge zu schließen und die Auftragsdurchführung
digital zu unterstützen. Das
alles auf direktem Wege, also ohne Umweg
über ein zentrales System oder eine
Cloud. Um die Vorteile eines solchen Ansatzes
zu verdeutlichen, seien ein paar Einsatzgebiete
beispielhaft genannt: Logistik-Unternehmen
können freie Transportkapazitäten
untereinander austauschen, ohne den
Umweg über zentrale Dispositionsplattfor-
Grafik: contractus GmbH
WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
OSTDEUTSCHLAND | 11
Foto: Thomas Müller (unten),
men zu machen. Maschinenbauunternehmen
können Auftragsfertiger mit freien Kapazitäten
und günstigen Preisen finden und
direkt beauftragen.
In den genannten Anwendungsfällen profitieren
Unternehmen vor allem durch effizientere
Prozesse. Weit interessanter ist es
allerdings, wenn sich Unternehmen selbst
des Netzwerks bedienen können
und ihren Kunden
Leistungen anbieten,
die sie nicht selbst,
sondern eben die
Netzwerkpartner
Thomas Müller ist
Geschäftsführer der
contractus GmbH
mit Sitz in Dresden.
erbringen. So kann ein Industrieservice
Unternehmen seine Kunden auch dort unterstützen,
wo es selbst nicht tätig ist und
dazu vertrauensvolle Leistungen aus dem
Blockchain-Netzwerk beziehen.
Als Technologie, die die Lücke des fehlenden
Vertrauens schließt, wird Blockchain
eine wichtige Rolle in der Digitalisierung
kooperativer Geschäftsmodelle spielen.
Insbesondere mittelständisch
geprägte Regionen
können dadurch essenzielle
Wettbewerbsvorteile
im globalen Markt
schaffen. Ganz abseits
des aktuellen Hypes um
Kryptowährungen wie
Bitcoin lohnt sich also
ein Blick auf die dahinterliegende
Technologie.
Thomas Müller
WAS IST DIE BLOCKCHAIN?
Stellen Sie sich die Blockchain als ein
Kassenbuch vor, in dem Transaktionen
zwischen verschiedenen Partnern schriftlich
festgehalten werden, wobei die Einträge
im Kassenbuch in Datenblöcken
festgehalten werden. Durch kryptografische
Verfahren werden die Blöcke miteinander
verlinkt, so dass jeder neue Block
eine Verbindung mit dem vorangegangenen
Block hat. Diese verknüpften Blöcke,
die Blockchain, werden auf allen Rechnern
gespeichert, die an der Blockchain
teilnehmen, wodurch sichergestellt wird,
dass einmal geschriebene Blöcke nicht
mehr verändert werden können. Aus heutiger
Sicht gilt die Blockchain aufgrund
ihrer Architektur als manipulationssicher
und ermöglicht direkte Transaktionen
zwischen untereinander unbekannten
Parteien ohne einen zentralen Mittler wie
zum Beispiel ein Bankinstitut.
Foto: Fotolia/DDRockstar
Schon gehört?
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12 | W+M LÄNDERREPORT
Big Data –
viel Hype, zu wenig Nutzung
97 Prozent der deutschen Mittelständler glauben, dass Big Data
weitreichende Auswirkungen auf ihr Geschäft haben wird. Doch laut
einer aktuellen Studie der Commerzbank nutzen bisher nur wenige
Unternehmen die Vorteile der systematischen Datenanalyse. Das gilt
auch für den ostdeutschen Mittelstand. Von Matthias Salm
Big Data – den Rohstoff des 21. Jahrhunderts
- nennen die Macher der
Mittelstandsinitiative „Unternehmerperspektiven“
der Commerzbank in ihrer
aktuellen Studie das Potenzial der Datenerfassung
und -analyse für die Wirtschaft.
Die Umfrage belegt: Das Gros der deutschen
Mittelständler ist überzeugt, dass
die digitale Entwicklung zu massiven Umbrüchen
auch in ihren Branchen führen
wird. Im Kontrast dazu steht allerdings die
eigene Beschäftigung mit dem Thema. Nur
wenige Unternehmen nutzen bereits jetzt
schon Big Data für das eigene Geschäftsmodell.
„Ein zentrales Ergebnis unserer Studie ist,
dass viele Unternehmen im Mittelstand
kein Erkenntnisproblem haben, sondern
insbesondere aufgrund von internen Strukturen,
Prozessen und auch mit Blick auf die
Führungskultur noch nicht bereit sind für
die Nutzung des riesigen Potenzials von Big
Data“, kommentiert Michael Reuther, Vorstand
im Firmenkundengeschäft der Commerzbank,
die aktuelle Studie. Reuther
sieht in den Ergebnissen der Studie durchaus
Anlass zur Sorge: „Es braucht einen
Weckruf, wenn der deutsche Mittelstand
hier im internationalen Vergleich nicht ins
Hintertreffen geraten will."
DIE INITIATIVE
„UNTERNEHMERPERSPEKTIVEN“
Die Mittelstandsinitiative „Unternehmerperspektiven“
der Commerzbank befragt
einmal jährlich 2.000 Eigentümer
und Manager der ersten Führungsebene
aus Unternehmen aller Größenordnungen
und Branchen.
Weitere Informationen unter
www.unternehmerperspektiven.de
Auch im ostdeutschen Mittelstand ist Big
Data bisher noch nicht wirklich angekommen.
Dies belegt eine Sonderauswertung
der Studie Unternehmerperspektiven 2018
der Commerzbank zum ostdeutschen Mittelstand.
Für zwei Drittel der Unternehmen
kommt demnach digitalen Daten in Zukunft
eine zentrale Bedeutung zu. Die Datenerfassung
ist im bundesweiten Vergleich
im Osten bereits besonders weit fortgeschritten.
Sie ist jedoch meist noch lediglich
auf interne Daten ausgerichtet. Dazu
zählen die Daten zu den Finanzen (72 Prozent),
zur Auslastung der Ressourcen (58
Prozent), zu den Lagerbeständen (58 Prozent)
und Absatzschwerpunkten (49 Prozent).
Die Sammlung der vorhandenen und
die Erhebung zusätzlicher Daten wird intensiv
vorangetrieben. Big Data Analytics, mit
denen sich aus Daten Prognosen und automatisierte
Entscheidungen ableiten lassen,
kommen aber nur selten zum Einsatz.
Kaum Auswertung der Kundenprofile
„Daten sind das neue Geld“, heißt es gern,
wenn es um die wachsende Bedeutung der
Digitalisierung geht. Dennoch ist die Datenerfassung
und -auswertung in ostdeutschen
Unternehmen noch wenig verbreitet, wenn
es etwa um Themen wie Kundenzufriedenheit,
individuelle Kundenprofile und Produktnutzung
geht. Nur zwölf Prozent der ostdeutschen
Mittelständler sind hier in allen
drei Bereichen aktiv.
Dabei liegen die Vorteile der systematischen
Nutzung digitaler Daten auf der Hand. Sie
liefern beispielsweise der Chefetage eine
höhere Entscheidungssicherheit. Dies glauben
zumindest 55 Prozent der in der Commerzbank-Studie
befragten ostdeutschen
Mittelständler. Auffällig: Im bundesweiten
Vergleich nutzen die ostdeutschen Unternehmer
Big Data bisher seltener, um neue
Geschäftsmodelle zu entwickeln.
Foto: amiak/fotolia.com
WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
OSTDEUTSCHLAND | 13
Fachpersonal fehlt
Die Daten, die bereits erfasst
werden, sind in
der Regel Chefsache.
Die Geschäftsführung
ist regelmäßig
mit der Analyse
von Daten befasst,
gaben 75 Prozent der
Unternehmen an. Bei
32 Prozent der Unternehmen
kümmert sich gar ausschließlich
der Geschäftsführer
um das Thema. Ein gutes Drittel (35 Prozent)
der Mittelständler beschäftigt hingegen
interne Spezialisten, die die Daten abteilungsübergreifend
analysieren. Kaum gefragt
sind dagegen externe Spezialisten. Sie
werden nur von elf Prozent der Unternehmen
eingesetzt. Und das, obwohl eine frühere
Studie der Commerzbank gezeigt hat,
dass der digitale Wandel meist von Neuoder
Quereinsteigern vorangetrieben wird,
die oft als Spezialisten von außen in die Unternehmen
gekommen sind.
Michael Reuther, Vorstand im
Firmenkundengeschäft der
Commerzbank.
Ein wesentlicher Grund, warum digitale
Daten noch nicht im großen Umfang genutzt
werden, liegt im fehlenden Fachpersonal:
Die mangelnde Qualifikation der
Mitarbeiter beklagen 45 Prozent der befragten
ostdeutschen Unternehmen, dies
sind fünf Prozentpunkte mehr im Vergleich
zum Bundesdurchschnitt. Immerhin noch
27 Prozent monieren eine fehlende Veränderungsbereitschaft
bei ihren Führungskräften.
Etablierte
Führungsstrukturen,
so das Fazit der Studie,
hemmen häufig den digitalen
Wandel, insbesondere
in Unternehmen, die bereits Vorreiter
bei der Datenerfassung sind.
Unternehmen fürchten Cybercrime
Die neue Datenwelt birgt aber auch Gefahren.
15 Prozent der in der Commerzbank-
Studie befragten ostdeutschen Unternehmen
wurden bereits Opfer von Trojanern
oder Viren. Hackerangriffe zogen zehn Prozent
der Unternehmen in Mitleidenschaft.
Gefahren, die die überwiegende Mehrzahl
der Unternehmen fürchtet. 76 Prozent der
Befragten sehen sich davon bedroht. Den
Diebstahl von Kundendaten oder eine gezielte
Sabotage von Betriebsabläufen halten
dagegen weniger Unternehmer für
ein realistisches Szenario. Gegen mögliche
Cybercrime-Attacken wehren sich die
ostdeutschen Firmen vor allem mit Standardmaßnahmen:
Daten-Back-ups (95 Prozent),
Firewall und Virenschutz (94 Prozent)
und Passwortschutz (92 Prozent). Überraschend:
Wer bereits von Cybercrime betroffen
war, unternimmt deshalb nicht unbedingt
mehr in Sachen Sicherheit.
Die Aktivitäten der großen Tech-Konzerne
wie Google, Mircrosoft, Amazon, Facebook
oder Apple, die Daten in großen Mengen
sammeln und auswerten, stoßen in Ostdeutschland
auf besonders große Skepsis.
Die „Big Five“ entwickeln aus Sicht von
72 Prozent der ostdeutschen Mittelständler
eine mittlerweile beunruhigende Monopolstellung,
auch wenn nur die wenigsten
Unternehmen in ihnen eine direkte Konkurrenz
sehen. Allerdings nutzen auch nur 39
Prozent der Unternehmen die Geschäftsmodelle
der Global Player als Anregung für
eigene Prozesse.
Erwartungen an Banken
Die Commerzbank fragte auch nach den
Erwartungen der ostdeutschen Mittelständler
an Banken und Sparkassen. Sie
sind in Zeiten von Big Data als Datenlieferant
und -auswerter gefragt. 58 Prozent der
Unternehmen wünschen sich zuvorderst
eine vereinfachte Aufbereitung ihrer Finanzen,
beispielsweise durch Dashboards und
übergreifende Planungstools. Darüber hinaus
erwarten viele Unternehmen individuelle
Analysen auf Basis ihrer Finanz- und
Geschäftsdaten: in Ostdeutschland besonders
oft durch die Bewertung von Geschäftspartnern
(56 Prozent) beziehungsweise
in Form von Frühwarnsystemen (55
Prozent).
W+M
INTERNE SPEZIALISTEN IN DER MEHRHEIT
Bei den meisten ostdeutschen Unternehmen liegt die Auswertung der Daten in der Hand der Geschäftsführung.
Interne Spezialisten kommen nur bei 35 Prozent der Unternehmen zum Einsatz.
Wer ist in den Unternehmen dafür zuständig, vorhandene Daten zu analysieren?
Die Analyse der Daten liegt (auch) bei der Geschäftsführung. 75 %
Foto: Commerzbank, Quelle Grafik: Commerzbank
Interne Spezialisten analysieren Daten abteilungsübergreifend. 35 %
Jede Abteilung beschäftigt sich mit ihren eigenen Daten. 24 %
Externe Spezialisten analysieren Daten abteilungsübergreifend. 11 %
Jede Abteilung beschäftigt sich mit ihren eigenen Daten. 5 %
Zuständig ist nur die Geschäftsführung. 32 %
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
14 | W+M LÄNDERREPORT
Berghotel Oberhof.
Röstfein Kaffee GmbH in Magdeburg.
ZWISCHENRUF VON MARTIN BERGNER
„Eine neue Dynamik
für Deutschland“
Erwartungen an die neue Bundesregierung aus Sicht eines überzeugten Genossenschafters
„Der Mittelstand ist das Rückgrat der
Deutschen Wirtschaft.“ Diesen Satz wiederholen
Politiker, Banker, Lobbyisten fast
reflexartig, wenn es um wirtschaftliche
Stabilität und die Zukunft Deutschlands
geht. Die alte Bundesregierung rühmt sich,
viel für die Wirtschaft und vor allem mittelständische
Unternehmen durch die Bürokratieabbaugesetze
I und II erreicht zu haben.
Ein drittes kündigt sie an. Was haben
die Genossenschaften in Deutschland davon?
Woran mag es liegen, dass von Genossenschaften
im politischen Alltag so
selten die Rede ist? Im Koalitionsvertrag
erscheint der Begriff nur in sehr übersichtlichem
Maße.
Es kann kaum an der fehlenden Lobby liegen,
haben doch die Genossenschaftsverbände
par excellence gezeigt, dass sich
Lobbyarbeit auszahlt – vielleicht nicht immer
im Sinne der rund 8.000 Genossenschaften
(alle gezwungenermaßen Mitglieder
dieser Verbände) – aber zum eigenen
Wohl.
Schauen wir zurück auf die Gesetzesnovelle
aus dem Jahr 2017 „[…] zum Bürokratieabbau
bei Genossenschaften“ und
wem sie nützt:
Im Paragraf 53 „Pflichtprüfung“ etwa wurden
Erleichterungen für kleine Genossenschaften
festgelegt. Diese müssen sich erst
ab einer Bilanzsumme von zwei Millionen
Euro jährlich prüfen lassen (sonst erfolgt die
Prüfung alle zwei Jahre). Übersteigt die Bilanzsumme
1,5 Millionen Euro und die Umsatzerlöse
liegen bei mehr als drei Millionen
Euro, ist der Jahresabschluss unter Einbeziehung
der Buchführung und des Lageberichts
zu prüfen, sonst gilt die vereinfachte
Prüfung. Klingt nach einer Erleichterung
für die kleinen Genossenschaften. Aber ist
dies nicht vor allem eine Erleichterung für die
Prüfungsverbände, die sich nun voll auf die
großen, lukrativen Genossenschaften konzentrieren
können und weniger Personal für
die Prüfung der kleineren vorhalten müssen?
In Paragraf 55 „Prüfung durch einen Verband“
wurde festgeschrieben, dass Genossenschaften,
die mehreren Verbänden
angehören, die Prüfung durch denjenigen
Verband durchführen lassen müssen, bei
dem sie die Mitgliedschaft zuerst erworben
hat. Ausnahme: Die Verbände einigen
sich. Zunächst muss festgestellt werden,
dass das Bundesjustizministerium und der
Bundesrat eine Verkürzung der Kündigungsfrist
im Prüfungsverband auf ein Jahr vorgeschlagen
hatten. Dies konnten die Genossenschaftsverbände,
wie sie selbst sagen,
„erfolgreich“ verhindern.
Im Gegenteil, die zweijährige Kündigungsfrist
wurde nicht nur im Genossenschaftsgesetz
festgeschrieben, sondern sogar
noch verschärft: Nun schreibt das Gesetz
vor, wer der prüfende Verband bei Doppelmitgliedschaften
sein soll.
ZENTRALKONSUM EG
Die Zentralkonsum eG ist die Zentralgenossenschaft
der ostdeutschen
Konsumgenossenschaften, Genossenschaften
anderer Branchen und Unternehmen
anderer Rechtsform. Sie folgt
ihrem klar definierten Auftrag: die Förderung
ihrer Mitglieder.
Sie ist erfolgreich wirtschaftlich am
Markt vertreten: mit den Industrietöchtern
Röstfein Kaffee GmbH in Magdeburg
und der Bürstenmann GmbH in
Stützengrün, den Hotelunternehmen
Berghotel Oberhof und Hotel Dorotheenhof
Weimar, ihren Dienstleistungstöchtern
sowie der Gewerbeimmobilie
Neue Kauffahrtei Chemnitz.
Fotos: Zentralkonsum eG
WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
OSTDEUTSCHLAND | 15
Bürstenmann GmbH in Stützengrün.
Neue Kauffahrtei Chemnitz.
Hotel Dorotheenhof Weimar.
Fotos: Zentralkonsum eG
Wem nützt diese Regelung? Doch nur dem
Genossenschaftsverband, der befürchten
muss, dass seine Mitglieder einen Wechsel
in Betracht ziehen und dessen Existenz
dadurch bedroht scheint.
Wie kam es überhaupt dazu, dass die
Zwangsmitgliedschaft in einem genossenschaftlichen
Prüfungsverband in das Genossenschaftsgesetz
aufgenommen wurde?
In dem von Hermann Schulze-Delitzsch
1867 initiierten Gesetz gab es diese Vorschrift
nicht. Im Gegenteil, sie entsprach
absolut nicht seinen Vorstellungen. Die
Genossenschaftsbewegung, soweit sie
die gewerblichen Genossenschaften einschließlich
der Konsumvereine und die Kreditvereine,
also die Volksbanken, umfasste,
war wirklich noch eine (fast) reine Selbsthilfebewegung.
Das Gesetz – das war das Ziel
von Schulze-Delitzsch und seinen Freunden
– sollte die Genossenschaften vor staatlichen
Eingriffen schützen.
Im Jahr 1889 wurde das Gesetz umfassend
neu formuliert. Mit dieser Novelle kam ein
eigener Abschnitt hinzu, der vorsah, dass
eine Genossenschaft mindestens alle zwei
Jahre durch einen sachverständigen
Revisor geprüft werden
muss, der gerichtlich
auf Antrag der Genossenschaft
zu bestellen
war. Zuvor hatte
aber die „höhere
Verwaltungsbehörde“
ihr Einverständnis
zu erklären. Gehörte
eine Genossenschaft
einem Verband
an (der bestimmte Kriterien
zu erfüllen hatte), hatte dieser den Revisor
zu bestellen. Das Recht zur Bestellung von
Revisoren seitens des Verbandes war vom
Staat zu genehmigen. Damit waren die Verbände
durch das Gesetz in das Leben und
Wirken der Genossenschaften eingetreten.
Die Mitgliedschaft von Genossenschaften
in Verbänden war nach wie vor freiwillig.
Die verbandliche Organisation selbst gab
es zu diesem Zeitpunkt schon genau dreißig
Jahre.
Im Jahr 1934 wurde der Paragraf 54 „Die
Genossenschaft muss einem Verband angehören,
dem das Prüfungsrecht verliehen
ist (Prüfungsverband)“ in das Gesetz aufgenommen.
Das Gesetz wurde am 30. Oktober
1934 verkündet und hatte auf Grund
des nationalsozialistischen Ermächtigungsgesetzes
vom März 1933 keinerlei parlamentarische
Beratung mehr erfahren und
galt so mit den Unterschriften Hitlers und
seines Justizministers als ausreichend legitimiert.
Damit war der Anschlusszwang
– so lautete die Formulierung in der Begründung
des Gesetzes – für die Genossenschaften
beschlossen. Vom Anschlusszwang
sprachen auch die Verbände noch in
den 50er-Jahren, erst dann wichen sie auf
den Euphemismus von der Pflichtmitgliedschaft
aus.
Martin Bergner,
Vorstandssprecher
Zentralkonsum eG.
Der Anschlusszwang gilt
noch heute und wird
insbesondere von den
Verbänden vehement
verteidigt. Argumentiert
wird gern damit, dass die Zwangsmitgliedschaft
Garant für das Überleben der
Genossenschaften ist.
Diese These wurde vielfach widerlegt. In
den Jahren der Wirtschaftskrise 1928/29
bis 1932/33 sank die Anzahl der Genossenschaften
nur um 1,25 Prozent. Im Gegensatz
zu den Aktiengesellschaften und
GmbH, die um rund 27 Prozent abnahmen
– und das zu einer Zeit, in der es noch keine
Zwangsmitgliedschaft gab. Es war also
nicht die Mitgliedschaft in einem genossenschaftlichen
Prüfungsverband, der die
Genossenschaft krisensicher machte, sondern
das Selbstverständnis und die Umsicht
der Mitglieder, des Vorstandes und des Aufsichtsrats.
Die Genossenschaft hat einen klar in Paragraf
1 des Genossenschaftsgesetzes definierten
Auftrag, die Förderung des Erwerbs
oder der Wirtschaft ihrer Mitglieder oder
sozialer oder kultureller Belange durch gemeinschaftlichen
Geschäftsbetrieb. Durch
die Konzentration auf diesen Zweck ist die
Genossenschaft krisensicher, denn sie folgt
nicht dem kurzfristigen Interesse nach einem
steigenden Shareholder-Value, sondern
ist auf eine langfristige Behauptung
am Markt für ihre Mitglieder ausgerichtet.
Die im Genossenschaftsgesetz vorgeschriebene
Pflichtprüfung hat an der Beständigkeit
der Genossenschaft ihren Anteil,
sie steht außer Frage und ist gut und
richtig. Jede Genossenschaft aber sollte die
Freiheit haben, ihren Prüfer frei auszuwählen
– so wie alle anderen Unternehmen. Das
braune Erbgut – die Zwangsmitgliedschaft
in Verbänden – gehört endlich abgeschafft.
W+M
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
16 | W+M LÄNDERREPORT
Freiräume
Vorpommern-Rügen
Für Menschen mit Ideen
Kutter vor Hiddensee.
Inhaber der Naturholzelemente GbR Andreas
Härting bei seiner Arbeit in Balkenkoppel.
Vom Fischland im Westen mit seinen
Windflüchtern gleich hinter
dem Deich bis zur Kreideküste der
Insel Rügen und vom Kap Arkona im Norden
bis zur Mecklenburgischen Seenplatte
im Süden erstreckt sich der Landkreis
Vorpommern-Rügen. Dazwischen liegen
über 3.000 Quadratkilometer Land
– reichlich Freiraum zum Leben
und Arbeiten. Viele Entdecker,
Unternehmer, Gründer und
zahlreiche Menschen auf der
Suche nach neuen Perspektiven
haben diesen Landstrich bereits
für sich entdeckt und wissen
diese Freiräume zu schätzen.
Umgeben von weitläufigen Naturschönheiten
wie Boddenlandschaften,
Flusstälern, Buchenwäldern und Ostseestränden,
geprägt aber auch durch historische
Städte wie die UNESCO-Welterbestadt
Stralsund, die Residenzstadt Putbus
auf Rügen oder das älteste Sol- und
Moorbad Norddeutschlands Bad Sülze leben
hier Menschen, die ihre Ideen verwirklichen.
Handwerker, Künstler und Kreative
haben sich niedergelassen, um abseits
der Metropolen zu wirken. Sie prägen
den Landkreis inzwischen maßgeblich
und schaffen gleichermaßen attraktive Ausflugs-
und Urlaubsziele im Land. Vor allem
aber zeigen sie, welches ungeahnte Potenzial
für vielfältige Ideen die Region bietet.
Dem folgte auch Familie Rost, sie zog aus
ihrer sächsischen Heimat in den Nordosten
Deutschlands. Michelle und Marcel Rost
ließen sich von einem peruanischen Kaffeebauer
im Rösthandwerk ausbilden, beschäftigten
sich mit der Biologie, Chemie
und dem Mikroklima rund um die Kaffeepflanze
und gründeten mit großer Leidenschaft
ihr eigenes Unternehmen „Landdelikat
– Die Bio-Rösterei“. Der Familienbetrieb,
gelegen in Barth, mitten im Nationalpark
Vorpommersche Boddenlandschaft,
fühlt sich der einzigartigen Natur besonders
eng verbunden und möchte mit nachhaltigem
Wirtschaften zu ihrem Schutz beitragen.
Das Unternehmen verarbeitet Kaffee,
Kakao, Lupinen und Getreide handwerklich
traditionell in schonender Trommelröstung
und legt großen Wert auf eine ökologische,
lokale und sozial verträgliche Produktion
seiner Spezialitäten.
Fotos: Cathrin Brandes_Hiddenseer Kutterfisch, Burwitz-Pocha GbR
WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
1 23.03.18 13:35
MECKLENBURG-VORPOMMERN | 17
Nach dem Motto „Zurück zu den Wurzeln“
gelangte Mathias Schilling aus Schleswig-
Holstein auf die kleine Insel Öhe bei Schaprode
auf Rügen. Dort begann der gelernte
Landwirt mit einer extensiven Mutterkuhhaltung
nach den Kriterien der EU-Ökoverordnung.
Jedoch blieb es nicht bei der Rinderzucht.
Schnell war dem Jungunternehmer
klar, dass auch der regionale Fisch mit
auf die Speisekarte seines Gasthauses gehört.
Seit Sommer 2016 gibt es nun „Schillings
Fischhaus“ .
Schillings Idee war es unter anderem, regionale
und nachhaltige Kreisläufe zu befördern.
So entstand der Verein „Hiddenseer
Kutterfisch“. „Fischer sind ‚Dickköppe‘ und
dann noch Insulaner! Also kein einfaches
Unterfangen“, so Schilling. Doch am Ende
konnte er die örtlichen Fischer mit seiner
Idee und seinem Fleiß überzeugen. Heute
liefern die Fischer ihren Fang an Mathias
Schilling und der lässt den Fisch verarbeiten
oder verkauft ihn in seinen Betrieben in
Schaprode und auf Hiddensee. Die Fischer
erhalten für ihre schwere Arbeit mehr Geld
und ein Teil des Gewinns geht an den Verein.
Seitdem kommt die neue Produktlinie
mit dem Markennamen „Hiddenseer Kutterfisch“
als Verbeugung vor den Fischern
in die Regale seiner Läden.
Das von Andreas Härting 2009 gegründete,
kleine Unternehmen Naturholzelemente
GbR liegt inmitten des Landkreises
Vorpommern-Rügen, in einer waldreichen
Landschaft zwischen Rostock
und Stralsund. Durch den starken Regionalbezug
werden ausschließlich heimische
Baumarten verarbeitet. Die Rohstoffe
sind nicht nur klassische Bauhölzer, sondern
auch hochwertige Eiche oder andere
Laubbaumarten. Auch Andreas Härting unterstützt
mit seinem Unternehmen den Gedanken
der Nachhaltigkeit und den Schutz
der Umwelt in besonderem Maße, denn
vom Baum bis zum Endprodukt sind die
Wege sehr kurz. Dem Wunsch des Kunden
wird Rechnung getragen und er bekommt
nichts von der Stange. Mit diesem
Gedanken liegt Härting im Trend und ist
zukunftsorientiert.
Mit dem Modellvorhaben Land(auf)-
Schwung des Bundesministeriums für
Ernährung und Landwirtschaft, das auf
die Stärkung und Entwicklung ländlicher
Räume abzielt, erhalten viele Unternehmer
und Gründer die Möglichkeit, mithilfe
von Förderangeboten ihre Geschäftsideen
zu realisieren. Im Landkreis Vorpommern-Rügen
liegt der Schwerpunkt
dabei auf einer dauerhaften nachhaltigen
Inwertsetzung der regionalen Entwicklungspotenziale
sowie auf der Verbesserung
der Lebensqualität und Sicherung
der Grundversorgung. Die Weiterverarbeitung
und Hochveredelung regionaler Ressourcen,
die verbesserte Vernetzung und
das Zusammenwirken regionaler Akteure
stehen dabei ebenfalls im Mittelpunkt.
Stephanie Lubig
Till Jaich | 43 Jahre
Geschäftsführer der Wasserferienwelt
Rügen in Lauterbach, Gründer und
Visionär in Vorpommern-Rügen
Hier finden Sie uns:
landaufschwung-vr.de
deutschlands-sonnendeck.de
18 | W+M LÄNDERREPORT
Sachsens „Cool Climate“-
Weine auf Siegeszug
Im sächsischen Elbtal erstreckt sich auf einer Länge von 55 Kilometern
eine der schönsten Weinkulturlandschaften Deutschlands.
Seit mehr als 850 Jahren bauen die Winzer in atemberaubenden
Steillagen und jahrhundertealten Terrassenweinbergen ihre Trauben
an und keltern sie anschließend zu erlesenen Weinen. Inmitten
dieser malerischen Region befindet sich, mit dem in Radebeul
gelegenen Schloss Wackerbarth, das erste Erlebnisweingut Europas.
Das Sächsische Staatsweingut pflegt nicht nur seit 1836 eine
edle Sekttradition, hier entstehen heute auch weltweit anerkannte
Spitzenweine. Von Karsten Hintzmann
Bereits einer der frühen sächsischen
Gourmets, Kurfürst August der Starke,
ließ sich mit feinsten Weinen aus
der Region rund um Dresden und Meißen
verwöhnen und erhob die besten Weinberge,
wie den „Goldenen Wagen“ in Radebeul,
sogar zur königlichen Weinbergslage.
Seit nunmehr fast 30 Jahren sind die heimischen
Winzer dabei, ihre Genuss-Tradition
zu qualitativ neuen Gipfeln zu führen. Die
Weinbaufläche konnte in dieser Zeit schrittweise
erweitert werden, dennoch zählt
der Freistaat unverändert zu den kleinsten
deutschen Weinbauregionen. Geprägt werden
die Weine aus dem sächsischen Elbtal,
welches am 51. Breitengrad liegt, durch das
hier vorherrschende Kontinentalklima: Während
der gesamten Vegetations- und Reifeperiode
wechseln sich warme Tage (im
Jahr 2015 kam das Elbtal auf rund 1.885
Sonnenstunden und gehörte damit zu den
sonnigsten Regionen Deutschlands) mit
kühlen Nächten ab. Die Temperaturamplitude
fällt jedoch deutlich höher aus als in
anderen Weinregionen. Dadurch behalten
die Trauben bis in die späte Reife ihre ausgeprägten
Aromen und ihre natürliche Frische.
Und diese Eleganz und
Finesse kann man bei
den „Cool Climate“-
Weinen der sächsischen
Winzer auch
schmecken.
Sachsen ist ein
typisches Weißwein-Land
– auf
etwa 80 Prozent
der Rebfläche reifen
insgesamt mehr als 30
verschiedene weiße Rebsorten, darunter
Müller-Thurgau, Riesling, Traminer, Weißund
Grauburgunder oder Scheurebe. Auch
eine Rarität ist hier zu Hause, der vor 125
Jahren im französischen Elsass entstandene
„Goldriesling“. Gezüchtet im Jahr 1893,
kamen 1913 die ersten 115 Rebstöcke ins
Elbtal. Heute wird die Tradition dieser Rebsorte
nur noch auf den sächsischen Weinbergen
bewahrt und gepflegt.
Kenner loben Schloss Wackerbarth
In den letzten Jahren sorgte besonders das
Sächsische Staatsweingut Schloss Wackerbarth
für Furore, weil auf den insgesamt
104 Hektar Rebflächen elegante Weine
reifen, die bei nationalen und internationalen
Wettbewerben und Verkostungen
diverse Preise und Auszeichnungen abräumen
konnten. Auch die Fachpresse ist voll
des Lobes ob der Leistungen des 120-köpfigen
Teams. Der renommierte Weinführer
Gault Millau etwa schreibt: „Wackerbarth
– das ist Geschichte,
Gegenwart und Zukunft zugleich.
Gelegen vor einem
der schönsten Terrassenweinberge
der Region,
geben Barockschloss und
Park einen Eindruck vom
sächsischen Glamour ver-
Kellermeister Jürgen Aumüller.
Fotos: Schloss Wackerbarth
WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
SACHSEN | 19
Idyllische Lage: Erlebnisweingut Schloss Wackerbarth.
Fotos: Schloss Wackerbarth
gangener Zeiten. Im Ensemble integriert
die moderne Kellerei, die einen gelungenen
Kontrast zum historischen Part bildet. Trotz
der großen Historie stehen die Zeichen auf
Zukunft. In den letzten Jahren wurde unter
anderem viel in die Weinberge investiert.
Die 2016er-Weine geben deutlich Auskunft
darüber, welches Potenzial in ihnen
steckt. Alle Weine sind klar und
filigran, getragen von einer vibrierenden
Säure. Besonders gelungen sind
die Weine im süßen Spektrum. Sie
verraten Souveränität im Umgang
mit der Restsüße.“ Auch die Autoren
des Vinum-Weinguide empfehlen
ihren Lesern: „Wer ein Weingut
mit allen Sinnen erleben will,
der muss das Sächsische Staatsweingut
in Radebeul besuchen.
Der bemerkenswerte Kontrast
zwischen dem hochmodernen
Erlebnisweingut à la Napa Valley
und dem Barockschloss von
1727 ist einmalig und extrem gut
gelungen.“ Der Weinguide Falstaff
attestiert den Wackerbarth-Winzern gar
Spitzenleistungen im Rotweinbereich:
„Eine besondere Erwähnung verdient auch
der Blaufränkische. Für uns der beste Rotwein
des Ostens!“
Für Weinliebhaber lohnt es sich in jedem
Fall, Schloss Wackerbarth einen Besuch
abzustatten, das einzigartige Ambiente
zu genießen und sich von Kellermeister
Jürgen Aumüller und seinem Team auf
eine Verkostung einladen zu lassen. Exklusiv
für die Leser von WIRTSCHAFT+
MARKT empfiehlt Jürgen Aumüller vier
Sekte und Weine, die allesamt hervorragend
schmecken und sich in dieser Abfolge
ideal für ein Menü eignen.
Sekt „Hommage 1836“
Rosé extra trocken
Der Sekt „Hommage 1836“ (ab 14,90
Euro) ist der perfekte Aperitif für festliche
Anlässe. Nach 180-jähriger sächsischer
Sekttradition reift der klassische
Flaschengärsekt nach der „Methodé
Champenoise“ mindestens
neun Monate in der Flasche und
wird anschließend vier Wochen
lang in den Kellern
per Hand gerüttelt. So entfalten
sich die feine Perlage
und ein Bukett mit Noten
von Erdbeere und roten
Früchten.
2016er Goldriesling
trocken
Dieser Wein (ab 14,90 Euro) ist
ein leichter, raffinierter Sommerwein.
Er eignet sich zum
eleganten Genuss auf der Terrasse
ebenso, wie als hervorragender
Begleiter zu leichten
Gerichten oder frischen Salaten.
Er überzeugt mit Aromen
von fruchtiger Banane und einer
feinwürzigen Muskatnote.
Im Geschmack begeistern
Noten von frischer
Grapefruit.
2017er Bacchus
trocken
Der Bacchus (ab 12,50
Euro) besticht mit seinem
eleganten Aroma.
Der Duft von Stachelbeere
und Weißer
Johannisbeere
harmoniert ausgezeichnet
mit dem
Geschmack von saftiger Grapefruit.
Der nach dem Gott des
Weines benannte Tropfen
gilt als idealer Spargelwein.
Edition Pradies
Die Komposition aus
Riesling und Traminer
(ab 14,90 Euro) verführt
mit zarten Noten
edler Rosen, fruchtiger
Litschi und exotischer
Früchte. Im Geschmack
öffnen sich
weiche Aromen von
Pfirsich, Apfel und
eine feine Mineralität.
Der Wein passt perfekt zu Käse und
Desserts.
W+M
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
20 | W+M LÄNDERREPORT
Oliver Fern, Regionalvorstand der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW):
„Die Region Mitteldeutschland ist
für uns ein zentraler Wachstumsmarkt“
W+M: Die Sachsen Bank heißt nicht mehr
Sachsen Bank. Was ist passiert, was bedeutet
diese Veränderung für die Kunden?
Oliver Fern: Mit der Auflösung der Sachsen
Bank zum 31. März hat die LBBW ihre
Konzernstruktur gestrafft und vereinheitlicht
ihren Markenauftritt. Das Unternehmenskundengeschäft
in
Mitteldeutschland
wird künftig unter
dem Namen
LBBW firmieren.
Das Private
Vermögensmanagement
tritt bereits seit
Oliver Fern.
Herbst letzten Jahres bundesweit unter dem
Namen der BW-Bank auf. Ich habe es selbst
mit vorangetrieben, dass die Bank sich damit
nun auch regional in Mitteldeutschland mit
der Stärke und Präsenz ihrer Marken zeigt.
Leipzig bleibt wichtiger Zentralstandort des
Konzerns. Für die Kunden gibt es keine Änderungen.
Die bisherigen Kundenberater
sind weiter für ihre Kunden da.
W+M: Wie stark ist die LBBW im Unternehmenskundengeschäft
in den neuen Bundesländern?
Oliver Fern: Die Region Mitteldeutschland
ist für uns nach wie vor von großer Bedeutung
und ein zentraler Wachstumsmarkt.
Wir sind stark am Markt und verfügen über
hohe Kompetenz im Finanzierungs-, Anlage-,
Immobilien- und Kapitalmarktgeschäft.
Wir sehen eine sehr gute Entwicklung der
Wirtschaft in den neuen Bundesländern,
insbesondere in Sachsen. Beim Kreditvolumen
wachsen wir auch schneller als der
Bundesdurchschnitt.
W+M: Woran liegt das?
Oliver Fern: Wir sind nah an unseren
Kunden, können schnell entscheiden,
haben eine starke Mannschaft
und erprobte Abläufe. Viele
unserer Kundenbetreuer sind
schon lange bei uns tätig, und
das zahlt sich aus.
Oliver Fern: Der mitteldeutschen
Wirtschaft geht
es gut bis sehr gut. Sachsen
und Thüringen stehen in
der Spitzengruppe der Länder
beim Wachstum. Sachsen zählt
zu den innovativsten Regionen Europas
und Thüringen wächst schneller als der
Bundesdurchschnitt. Wir spüren das im Kreditgeschäft.
2019 dürfte die Dynamik fast
schon naturgemäß abflachen und dabei sind
die geopolitischen Risiken für die Weltwirtschaft
noch nicht abzusehen.
W+M: Welche Entwicklungen in Ostdeutschland
unterscheiden sich aus Ihrer
Sicht von denen der übrigen Bundesländer?
Oliver Fern: Da ist in erster Linie die demografische
Entwicklung, die in der Vergangenheit
insbesondere durch den Wegzug von
jungen Menschen verursacht wurde, zu nennen.
Allerdings werden ostdeutsche Unis immer
attraktiver für Studenten, die die sehr
gute Ausstattung der Unis und die günstigen
Mieten schätzen. Dann hat unsere Region
Nachholbedarf bei der Breitbandversorgung.
Allerdings sehen wir, dass hier im Bundesvergleich
relativ stark investiert wird, weitaus
mehr als in den meisten Teilen der alten Bundesländer.
Historisch bedingt sind die meisten
Unternehmen zudem eher kleine und
mittlere Unternehmen. Diese haben daher
oft mit mehr Schwierigkeiten zu kämpfen,
neue Exportmärkte zu erschließen als größere
Unternehmen. Die LBBW unterstützt
auch mit ihrem weltweiten Netzwerk, hier
Erfolge zu erzielen.
W+M: Sie sind ja als Konjunkturanalyst für
Mitteldeutschland bekannt. Wie fällt Ihr Urteil
2018 aus?
W+M: Wie gut es denn der
Wirtschaft in Ihrer Region?
Oliver Fern: Wir veröffentlichen jährlich
den Konjunkturmonitor. Danach dürfte 2018
nochmal ein sehr starkes Jahr werden. 2019
wird eine ganz normale Normalisierungsphase
mit niedrigeren Wachstumsraten eintreten.
Das ist aber nicht beunruhigend, sondern
nach einem starken Boom zu erwarten.
Allerdings sind die Unterschiede 2018
zwischen den Bundesländern groß. So prognostizieren
wir ein Wirtschaftswachstum
Foto: LBBW
SACHSEN | 21
Fotos: W+M, Quelle Grafik: LBBW
für Thüringen von 2,5 Prozent, für Sachsen
von 2,1 Prozent, für Sachsen-Anhalt von 1,6
Prozent (Deutschland gesamt: 2,3 Prozent).
Gründe für diese Entwicklung sind, dass wir
wissen, dass Sachsen, aber auch Thüringen
eine der innovativsten Regionen in der EU,
wenn nicht sogar weltweit sind. Die Ausgaben
für Forschung und Entwicklung sind
sehr hoch. Die Attraktivität der Unistandorte
zieht junge und gute Leute nachhaltig an.
Leider hinkt Sachsen-Anhalt dem Ganzen
etwas hinterher. Das hängt mit der Kleinteiligkeit
der Wirtschaft und vielleicht auch mit
dem Fehlen von Clusterzentren wie Leipzig
oder Dresden zusammen.
W+M: Wie verändert sich aktuell die Bankenwelt?
Welche Trends sind hier auszumachen?
Oliver Fern: Ein erster wichtiger Trend ist
die Digitalisierung der Wirtschaft und des
Bankgeschäfts. Spannend wird es sein zu
beobachten, wie sich die Digitalisierung
in den nächsten Jahren ihren Weg weiter
in die mitteldeutsche Wirtschaft bahnt.
Wir sind überzeugt, dass die „digitale
Echtzeitwirtschaft“ die Zukunftsfähigkeit der
ostdeutschen Unternehmen stärken wird.
Wir forcieren den Ausbau der Digitalisierung
– in unseren eigenen Prozessen und im Angebot
für unsere Kunden. Zum einen nutzen
wir, wo immer es sinnvoll ist, die Ressourcen
der Sparkassenfamilie nach dem Wechsel
auf das Kernbankensystem OS-Plus. Im
Unternehmenskundengeschäft setzen wir
bei der Digitalisierung auf eigene Entwicklungen.
So etwa bei der Blockchain-Technologie
im Schuldscheingeschäft. Nach der ersten
Schuldschein-Emission via Blockchain
mit Daimler haben wir eine zweite Transaktion
mit Telefónica Deutschland erfolgreich
abgeschlossen. Damit untermauern wir als
Regionalvorstand Oliver Fern und W+M-
Herausgeber Frank Nehring (r.).
ECKDATEN DER MITTELDEUTSCHEN WIRTSCHAFT
Marktführer im Schuldscheingeschäft den
Anspruch, auch bei Innovationen vorauszugehen.
Potenzial bietet die Digitalisierung außerdem
bei internen Prozessen. So testen
wir den Einsatz von Robotics-Methoden an
verschiedenen Stellen in der Bank, zum Beispiel
in der Abwicklung.
Ein weiterer Trend ist die Nachhaltigkeit, die
bei uns und unseren Kunden einen immer
höheren Stellenwert einnimmt. Es geht um
die Verankerung von Nachhaltigkeit in Produkten
und der gesamten Wertschöpfungskette
zur Aufdeckung erheblicher Einsparpotenziale.
Es geht darum, Prozesse, Services
und Angebote nachhaltig zu gestalten. Wir
gehen davon aus, dass der Markt für nachhaltige
Anlagen weiter stark wachsen und
die Nachfrage nach derartigen Produkten
deutlich zunehmen wird.
Beim ersten Green Bond eines deutschen
Unternehmens – bei Innogy – war die
LBBW federführend beteiligt. Wir haben
auch die Emission des ersten „grünen“
Schuldscheins für den Automobilzulieferer
Mann+Hummel begleitet. Mit beiden Emissionen
konnte gezeigt werden, wie derartige
Produkte helfen, die Finanzierungsstruktur
der Unternehmen zu diversifizieren. Insgesamt
unterliegt die Bankenwelt weiterhin
einem hohen Veränderungstempo, dem
wir mit Agilität begegnen. Mehr Agilität, und
zwar sowohl in der Organisation als auch bei
jedem einzelnen Mitarbeiter. Als Vorbild dienen
uns dabei unsere mittelständischen Kunden,
die bewiesen haben, dass sie „Wandel
können“.
W+M: Wissen Sie, was Unternehmenskunden
heute und morgen von einer Bank erwarten?
Wirtschaftswachstum in Prozent
(Prognose LBBW Research)
Arbeitslosenquote
in Prozent
2018 2019 2017
Sachsen 2,10 1,80 6,7
Thüringen 2,50 2,20 6,1
Sachsen-Anhalt 1,60 1,40 9,6
Ostdeutschland 2,00 1,80 7,7
Deutschland gesamt 2,30 2,00 5,7
Oliver Fern: Wir sind nah dran am Kunden
und sprechen regelmäßig mit unseren Kunden.
Darüber hinaus befragt die LBBW systematisch
ihre Kunden. Aus der jüngsten
Mittelstandsbefragung des Research der
LBBW in Zusammenarbeit mit dem Institut
für Angewandte Wirtschaftsforschung
(IAW) lassen sich spannende Themen und
Trends erkennen. Als Ausgangspunkt ist
hierbei zu verstehen, wo unsere Kunden
stehen und was sie planen. So zeigt die Befragung,
dass im Mittelstand hervorragende
Stimmung herrscht und die Unternehmen
auf weitere Expansion setzen. 65 Prozent
Eingangsportal: Noch steht da „Sachsen Bank“.
der Befragten planen Investitionen, dabei
setzen vier von fünf Betrieben auf Erweiterungsinvestitionen.
Ein besonderer Stellenwert
wird der Digitalisierung beigemessen.
Fast drei Viertel der befragten Unternehmen
wollen ihren künftigen Investitionsschwerpunkt
auf die Digitalisierung legen. Diese Investitionen
müssen aber auch finanziert werden.
Über die Hälfte der Mittelständler sieht
in den kommenden Monaten Finanzierungsbedarf
in Form von Fremdkapital für das eigene
Unternehmen. Der klassische Bankkredit
steht dabei als Mittel der Wahl bei
94 Prozent dieser Unternehmen ganz oben.
Der Mittelstand setzt somit nach wie vor auf
Banken bei der Finanzierung seiner Zukunftsfähigkeit.
Hier kann die LBBW als verlässlicher
Partner die mitteldeutsche Wirtschaft
auf ihrem Weg zur Digitalisierung begleiten.
Interview: Frank Nehring
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
22 | W+M LÄNDERREPORT
Gelungene Werbeoffensive
für Urlaub im Osten
Stadt der Freiheit: Berlin warb mit den 20er-Jahren.
Auf der Internationalen Tourismus Börse (ITB) in Berlin haben sich
die neuen Bundesländer mit interessanten Auftritten präsentiert und
Schwerpunkte für das nächste Jahr vorgestellt.
Berlin: Die goldenen Zwanziger
Die Hauptstadt setzte in diesem Jahr auf
der Internationalen Tourismus-Börse auf
die goldenen Zwanziger Jahre. Mit einer
historischen Straßenszene mit Oldtimer
und Accessoires konnten die Besucher in
das legendäre Berlin dieser Zeit eintauchen.
Inspiriert wurden die Macher von
Brandenburg verwöhnte die Messebesucher mit einer grünen Oase.
visitBerlin, der Tourismusförderung des
Landes, von der Serie „Babylon Berlin“,
die auf dem Pay-TV-Sender-Sky zu sehen
ist. Die erfolgreiche Serie spielt in den
20er-Jahren und wurde an zahlreichen Original-Schauplätzen
in Berlin gedreht. Das
Unternehmen erhofft sich positive Effekte
für den Tourismus: Rund zehn Prozent
der Berlin-Gäste werden
laut Studie des Medienboard
Berlin-Brandenburg
durch Filme und
Serien mit Drehort Berlin
zu einem Besucht in
der Hauptstadt inspiriert.
Brandenburg:
Wasser und Fontane
Mit rund 33.000 Kilometern
Fließgewässer,
mehr als 3.000 Seen und
zusammen mit Mecklenburg-Vorpommern
bietet Brandenburg das
größte Wassersportrevier
Deutschlands. Mit diesem Pfund will
das Land in diesem Jahr bei den Touristen
punkten. Natur ist Trumpf. Das zeigt sich
auch auf dem Messestand. Eine ruhige
Oase, ein Naturkino mit gemütlichen Sitzkissen
zwischen grünen Pflanzen lädt zum
Verweilen ein. Auf dem gemeinsamen
Stand mit dem Land Berlin gibt es aber
auch schon einen Vorgeschmack auf das
Jahr 2019. Dann jährt sich der Geburtstag
von Dichter Theodor Fontane zum 200.
Mal. Unter dem Motto „fontane.200“ bietet
Brandenburg ein breit gefächertes Veranstaltungsprogramm.
Mecklenburg-Vorpommern:
Mit Mecklenburg-Vorpommern war erstmals
ein deutsches Bundesland Partnerland
der ITB. Unter dem Motto „Urlaub
ist unsere Natur“ punktete das Land mit
Strandkörben, Prominenz und Natur. Höhepunkte
von Mecklenburg-Vorpommerns
Messeauftritt waren die Eröffnungsgala
auf der Messe mit viel Prominenz sowie
die Social-Media-Aktion #mymvmoment,
bei der auf und um die Messe 100
Strandkörbe verteilt wurden. Auf knapp
1.000 Quadratmetern und noch einmal
400 Quadratmetern im Außenbereich der
Messe präsentierte sich das Land von sei-
Fotos: W+M
WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
OSTDEUTSCHLAND | 23
Fotos: W+M
Obligatorisch: Strandkörbe in Mecklenburg-Vorpommern.
ner besten Seite. Tourismus-Schwerpunkte
sind Natur, Ruhe und Nachhaltigkeit. So
wurde auf der Messe beispielsweise für
das erste Upcycling-Hotel Deutschlands in
Rövershagen geworben. Das Besondere:
Alle 50 Zimmer des Hotels sind mit Materialien
und Möbeln ausgestattet, die eine
Geschichte mit sich bringen und liebevoll
aufgearbeitet wurden.
Sachsen: Kultur, Kultur, Kultur
Sachsens 800-jährige Kunstgeschichte ist
enorm facettenreich und berührt alle Stilepochen
von der Gotik bis zur Moderne.
Daher hat der Freistaat sie für das
kommende Jahr zu ihrem touristischen
Schwerpunkt erklärt. Unter dem Motto
„kUNSt Sachsen“ wurde der Messestand
des Bundeslandes auf der ITB im März
2018 in eine Kunstgalerie verwandelt. Zu
bewundern war eine Fülle berühmter Gemälde
bekannter Maler, von den alten
Meistern bis zur neuen Leipziger Schule.
Kunstvoll auf Stoffen bedruckt umhüllten
sie den knapp 1.000 Quadratmeter großen
Messestand. Hinzu kam
eine Ausstellung zeitgenössischer
Kunst im Original,
abgerundet mit
Auftritten von Musikern,
Tänzern und
Handzeichnern.
Sachsens Fokus
lag auf der Kunst.
Sachsen-Anhalt:
Romanik und Bauhaus
Mit 25 Mitausstellern hat
sich das Land Sachsen-Anhalt
auf einer Fläche von
rund 600 Quadratmetern
auf der diesjährigen Internationalen
Tourismus-
Börse präsentiert. Nach
einem erfolgreichen Luther-Jahr
dreht sich in diesem
Jahr alles um die Reise-Highlights
entlang der
Tourismus-Route „Straße
der Romanik“, die ihren
25. Geburtstag feiert. Für
2019 legt die touristische
Präsentation der Investitions-
und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt
ihr Augenmerk auf das große
Bauhaus-Jubiläum zum 100. Jahrestag
der Gründung des Bauhauses in Weimar,
Dessau und Berlin. Highlight soll die
Fertigstellung des neuen Bauhaus Museums
mit rund 40.000 Exponaten in Dessau
im kommenden Jahr werden.
Thüringen: Tischkultur und Bauhaus
Der Freistaat Thüringen widmete sich in
diesem Jahr den Reisemotive der Besucher.
Dazu gehören Kennerschaft (zum
Beispiel in Kultur oder Geschichte), Faszination
(beispielsweise von bestimmten
Orten und Zeiten), Sehnsucht (nach Natur,
Entspannung, neuen Erfahrungen)
und Neugierde (auf Unbekanntes, Neues
jenseits des Mainstreams). Visualisiert
wurden diese mit großen beleuchteten
Bildern – vom Goethe-Schiller-Denkmal
in Weimar bis zur Krämerbrücke in Erfurt.
Auf 620 Quadratmetern präsentierte die
Thüringer Tourismus GmbH die nächsten
touristischen Höhepunkte: die Thüringer
Tischkultur in 2018 und
das Bauhausjubiläum 2019,
eines der größten demnächst
bevorstehenden
Kulturereignisse
in Deutschland.
Passend dazu bietet
das Land eine
inspirierende Entdeckungsreise:
dorthin,
wo alles begann.
W+M
Sachsen-Anhalt setzte auf Romanik und Bauhaus.
Thüringen bestach mit Bauhaus-Design.
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24 | W+M LÄNDERREPORT
Hidden Champions
in Ostdeutschland
Starke Spezialisierung, hohe Innovationskraft
und den internationalen
Markt im Blick: Deutschlands unbändiges
Wirtschaftswachstum rückt die
Hidden Champions wieder ins Rampenlicht.
Der neue Koalitionsvertrag preist
ihre Spitzenstellung, die Wirtschaftszeitungen
überschlagen sich mit ihren Innovationen
und die European School of
Management and Technology (ESMT)
hat ein eigenes Institut gegründet. Die
1.300 mittelgroßen, meist familiengeführten
oder -kontrollierten und
oft hoch spezialisierten Europa-
oder Welt-Marktführer
gelten als das Rückgrat
der deutschen
Volkswirtschaft. Doch
Jörg K. Ritter ist
Senior Partner bei Egon
Zehnder und Professor
für Leadership & Human
Resources an der Quadriga
Hochschule Berlin.
ein besonderer Teil von ihnen bleibt im
Schatten: die Hidden Champions im Osten
Deutschlands. Sie haben besondere
Rahmenbedingungen und stellen damit
besondere Anforderungen.
Auf unterschiedlichen Wegen
zum Erfolg
Die Erfolgskriterien von Hidden Champions
lassen sich in acht Bereiche unterteilen.
In einer systematischen Analyse
der bisherigen erfolgreichen Entwicklung
dieser Unternehmen können
sie in vier verschiedene
Strategietypen
differenziert werden
– entprechend ihrer
Ausprägung in
den Bereichen Innovations-
und Volumenfokus.
Während
sich Spezialisierer
durch eine
klare Nischenstrategie
mit geringerem Volumen
auszeichnen, sind Kostenführer
darauf bedacht, sich durch einen hohen
Standardisierungsgrad und hohes Volumen
zu wettbewerbsoptimalen Kosten
am Markt zu positionieren. Die Innovationschampions
zielen durch Technologieorientierung
und Qualitäts- sowie Markenführerschaft
auf eine herausragende
Marktführerschaft ab. Wenn sie es schaffen,
diesen etablierten Innovationsfokus
durch hohe Volumina kosteneffizient zu
skalieren, werden sie zu Kompetenzführern,
da sie dann die Technolgie-, Marken-
und Marktführerschaft mit großem
Volumen vereinen können.
Das Erfolgsrezept der Marktführer
in Ostdeutschland
Der Blick in die ostdeutsche Unternehmenslandschaft
zeigt uns ein großes Feld
an Spezialisierern und viele Beispiele von
Innovationschampions. Um als ostdeutscher
Kostenführer erfolgreich agieren zu
können, fehlt es vielen Unternehmen am
Volumenfokus und auch an den entspre-
Fotos: IFA Rotorion (oben), Egon Zehnder International (unten)
WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
OSTDEUTSCHLAND | 25
chenden Rahmenbedingungen. Nur eine
geringe Anzahl ostdeutscher Unternehmen
hat es bisher bis zu einem Kompetenzführer
geschafft. Und doch gibt es
eine Vielzahl an Beispielen herausragender
Hidden Champions. Dazu gehört beispielweise
Dreiling Maschinenbau aus
Geisleden in Thüringen, die hoch spezialisiert
kundenindividuelle Lösungen
bei geringer Skalierung entwickeln. Novatic
aus Dresden zeichnet sich durch
eine hohe Innovationsorientierung aus,
in deren Konsequenz gut 50 Prozent der
Produkte höchstens drei Jahre alt sind.
Das Energiedienstleistungsunternehmen
G+E GETEC aus Magdeburg steht für einen
Innovationschampion, der deutschland-
und europaweit agiert und sich nunmehr
unternehmensstrategisch auf einen
deutlichen Volumen- und digitalisierten
Dienstleistungsfokus konzentriert. Und
als Kompetenzführer ist das größte eigenständige
ostdeutsche Unternehmen zu
nennen, die IFA Rotorion mit Sitz in Haldensleben.
Aber auch in der Breite gibt
es viele positive Beispiele, insbesondere
schnell wachsende Unternehmen in
Ostdeutschland. Über 1.700 Gazellen (20
Prozent Wachstum in den Jahren 2014-
2016) und fast 3.200 solide wachsende
Unternehmen (zehn Prozent Wachstum
in den Jahren 2011–2016) gibt es in Ostdeutschland,
zeigt eine kürzlich veröffentlichte
Studie des Bundeswirtschaftsministeriums.
Aktivitäten seitens der Politik,
in Kooperation mit Wissenschaft
und Wirtschaft,
regionale Kooperationen
zwischen Großunternehmen,
Forschungseinrichtungen
und Mittelstand nachhaltig
zu etablieren.
Das stärkt und unterstützt
die Bildung weiterer
Agglomerationsräume.
Dazu gehören
auch universitäre Ausgründungen
und Startups
mit Unterstützung
durch Unternehmer
und Business Angels.
Grundvoraussetzung für etablierte Unternehmen
ist jedoch ein innovationsorientiertes
und -bereites Management, einschließlich
der governanceseitigen Unterstützung.
Es braucht den Willen, die
Kompetenzen und das Managementpotenzial,
um in branchenübergreifenden
Netzwerken innovationsorientiert Wertschöpfung
zu entwickeln – um dann international
zu wachsen.
Die Hidden Champions in Ostdeutschland
macht ein besonderer Managertypus
aus: Es sind Unternehmerpersönlichkeiten,
die in den vergangenen 25 Jahren
René Sadowski ist Engagement Leader
bei Egon Zehnder und Professor
für Entrepreneurship & Innovation
Management an der EBC Hochschule Berlin.
mit viel Mut und Engagement
unter schwierigeren
Bedingungen
ihre Firmen aufgebaut
haben – in
weniger gut vernetzten
und von
der wirtschaftlichen
und gesellschaftlichen
Transformation
geprägten Umfeldern
als im Süden
und Westen.
Inzwischen suchen
viele der eigentümergeprägten
Unternehmen
ihre altersbedingte Nachfolge. Ein konservatives
Agieren am Markt ist da nicht
verwunderlich. Unterm Strich attestieren
die Analysen des ifo-Instituts der Unternehmerlandschaft
in Ostdeutschland in
der Breite einen fehlenden Wachstumswillen.
Es kommt nun darauf an, „Unternehmertum“
in die nächste Generation an Handwerks-
und Hochschulen zu tragen, um
etablierte und neue Unternehmungen
erfolgreich zu machen. Dies heißt auch,
Managementkompetenzen und das Potenzial
des Managements weiterzuent-
Foto: Egon Zehnder International, Quelle Grafik: Egon Zehnder nach Hermann Simon
Anderes Umfeld, andere
Herausforderungen
Bei genauer Betrachtung sind zwei Erkenntnisse
von besonderer Relevanz.
Erstens: Nur 55 der etwa 1.300 Hidden
Champions sind in Ostdeutschland zu
Hause (Analyse Egon Zehnder). Zweitens:
Die Innovationskraft hat in den letzten
fünf Jahren deutlich nachgelassen
(Analyse Ifo Institut; Ergebnisse des Innovationswettbewerbs
TOP 100).
Wie bekannt, sind etablierte und funktionierende
industrielle Kerne und organisierte
Branchennetzwerke in der Breite
in Ostdeutschland nicht etabliert – insbesondere
im Vergleich zum Westen und
Süden Deutschlands. Auch daher kommt
es darauf an, durch innovationsfördernde
ACHT ERFOLGSKRITERIEN VON HIDDEN CHAMPIONS
1
2
Marktführer in
einer Nische
Fokus auf
Premiummarkt
3 Flexiblität &
Kundenorientierung
4
Familien- oder
Eigentümergeführt
HIDDEN
CHAMPIONS
5 Internationalisierung
nach Kundenbedarf
6 Risikoaverse
Fremdfinanzierung
7 Weiche
Diversifizierung
8 Enorme
Wertschöpfungstiefe
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
26 | W+M LÄNDERREPORT OSTDEUTSCHLAND
wickeln. So können sie in einem größeren
und intensiveren Wettbewerbsumfeld
erfolgreich bestehen.
VIER STRATEGIETYPEN BEI HIDDEN CHAMPIONS
Volumenfokus
Volumenstrategie
Standardisierung
Kostenführerschaft
Individualisierung
Nischenstrategie
17 %
26 %
Kostenführer
Kompetenzführer
24 %
33 %
Spezialisierer
Innovationschampions
Innovationsfokus
Technologieführerschaft
Markenführerschaft
Marktführerschaft
Qualitätsführerschaft
Dienstleistungsführerschaft
Egon Zehnder hat Managementpotenzial
unter 3.300 Führungskräften ostdeutscher
Hidden Champions untersucht. Sie
zeichnen sich vor allem durch Stärken in
der Lernorientierung, im Einsatz und der
positiven Veränderung aus. Gleichzeitig
werden als Entwicklungsfelder der Geschäftsfokus
und das Führen von Komplexität
identifiziert. Um mittelständische
Unternehmen, ihre Eigentümer und Führungskräfte
auf dem Weg zum Hidden
Champion zu unterstützen, hat die ESMT
Berlin vor wenigen Monaten das Hidden
Champions Institute (HCI) ins Leben gerufen.
Das HCI führt Forschungsprojekte
mit hoher Praxisrelevanz durch, bietet
offene und firmenspezifische Executive-Education-Seminare
und organisiert
Netzwerkveranstaltungen – mit dem Fokus
auf Innovation, Internationalisierung,
Strategie, Digitalisierung, Organisation
und Governance.
Voraussetzungen für
Entwicklungen schaffen
Sicherlich, es können
viele Handlungsfelder
und Hebel angegangen
werden, um Hidden
Champions verstärkt
herauszubilden. Allen voran
steht aber ein Bereich,
bei denen Unternehmen
nur einen mittelbaren Einfluss
haben: Das mediale
„Umdenken“ bei der
Bericht erstattung zu Best
Practices ostdeutscher Unternehmens-
und Unternehmerleistungen.
Ohne
dieses Engagement
wäre der beobachtbare
Konvergenzfortschritt
nicht erreicht worden.
In diesem strukturschwächeren Umfeld
kommt der Politik eine besondere Rolle
als Vermittler zu: Sie sollte wachstumsinteressierte
Unternehmen stärker proaktiv
ansprechen und zielgerichtet beraten
– und zugleich nachhaltig verlässliche
und innovations- und wachstumsstimulierende
Rahmenbedingungen schaffen.
Schnell wachsende Unternehmen
mit weiteren Unternehmen zu vernetzen
und Zugänge zu Investoren für Unternehmer
zu schaffen, sind wichtige
Bausteine. Einen guten Rahmen bieten
die Aktivitäten des Ostdeutschen Wirtschaftsforums.
(Ober-)Bürgermeister
können hierbei als regionale Dirigenten
die unterschiedlichen sektoralen Aktivitäten
zu einer Gesamtdynamik verweben.
Sie benötigen auf dem Weg zu „Infrastruktur-Unternehmern“
eine forcierte
Unterstützung, beispielsweise durch
ein entsprechendes Weiterbildungsprogramm,
um diesen Anspruch auch erfüllen
zu können. Für die Unternehmen
geht es perspektivisch vor allem um die
Etablierung von funktionierenden und mit
„Hidden Champion“-Kompetenz ausgestatteten
Governance-Gremien zur Unterstützung
von Inhabern, Unternehmerfamilien
und Führungskräften. In einem solchen
erfolgreichen Dreiklang werden wir
das Wachstum und die Etablierung weiterer
ostdeutscher Hidden Champions in
der nächsten Dekade sehen.
René Sadowski und Jörg K. Ritter
Illustration: Sentavio/fotolia.com, Quelle Grafik: Jürgen Meffert & Holger Klein
WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
ADVERTORIAL | 27
Das Versorgungswerk des
Unternehmerverbands Berlin e. V.
Im Rahmen des Versorgungswerks des
Unternehmerverbands (UV) Berlin e. V.
stehen Unternehmern, ihren Angehörigen
und ihren Beschäftigten zahlreiche
Möglichkeiten zur besonders günstigen Absicherung
betrieblicher und/oder privater Risiken
zur Verfügung.
Als Trägergesellschaft des Versorgungswerkes
ist die SIGNAL IDUNA-Gruppe mit ihren
jeweiligen Angeboten erfolgreich tätig.
und dem Umland. Branchenübergreifend
werden
im UV Unternehmen
aus allen Bereichen
unter Einschluss
von Handwerk, Industrie,
Gewerbe, Dienstleistung
und der freien
Berufe vereint.
Der Unternehmverband
Berlin ist überparteilich
aufgestellt
und setzt sich konsequent
für optimale Bedingungen
seiner Mitglieder
im Rahmen der
sozialen Marktwirtschaft ein. In diesem Sinne
ist der UV Stimme und Vertretung für die
allgemeinen und besonderen Belange seiner
klein- und mittelständischen Mitgliedsunternehmen.
Zur Erreichung dieser Ziele
stehen wir in Kontakt und im Dialog mit
der Politik und ihren Institutionen, dies insbesondere
dabei auf Berliner Landes- wie
auch Bezirksebene.
Foto: Thomas Hugel/www.pixelio.de
Zum umfangreichen Leistungsangebot der
SIGNAL-IDUNA-Gruppe gehören unter anderem
Beratungs- und Betreuungsleistungen
(Rentenberechnung, Rentenkontoklärung,
Informationen zur Pflegeversicherung
sowie Analyse und Bewertung der Versicherungsunterlagen),
Versicherungsleistungen
(Lebensversicherung, Unfallversicherung,
Rentenversicherung, Betriebliche Altersversorgung)
sowie die private Krankenversicherung.
Zusätzlich berät die SIGNAL-IDUNA-
Gruppe beispielsweise in den Bereichen Betriebs-
und Privathaftpflichtversicherung und
gewerbliche Sachversicherung.
Der Unternehmerverband Berlin e. V. selbst
ist eine starke Gemeinschaft von klein- und
mittelständischen Unternehmen aus Berlin
Für die Mitglieder bietet der UV zugleich
ein Netzwerk und eine Plattform zum Austausch
wie auch zur gegenseitigen Förderung.
Zu den Nutzern der Informationsangebote
des Verbandes gehören neben den
Mitgliedern auch zahlreiche Partner und
Freunde des Unternehmerverbands Berlin
e. V.
Überregional ist der UV zusammen mit
den weiteren Unternehmensverbänden der
neuen Bundesländer in der „Interessengemeinschaft
der Unternehmerverbände Ostdeutschlands
und Berlin“ vereinigt, die kleine
Unternehmen und den Mittelstand auf
Bundesebene vertritt.
Ihre Vorteile als Mitglied
Unternehmerverband
berlin e.v.
Niklas Graf von Bernstorff
Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied
Frankfurter Allee 202
niklas.bernstorff@uv-b
www.uv-b
10365 Berlin
Telefon +49-30-9 8
Telefax +49-30-9 8
Save the Date
28 | W+M SCHWERPUNKT
Brandenburgs Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke (SPD):
„Mit unserer Imagekampagne wollen wir
Menschen motivieren zu uns zu kommen –
zum Arbeiten, Leben, Lernen oder Studieren“
W+M: Herr Dr. Woidke, als Ort für unser
Interview haben Sie die Firma ORAFOL
in Oranienburg ausgesucht. Welche Bedeutung
hat dieses Unternehmen für die
Region und das Land Brandenburg?
Dietmar Woidke: Es hat nicht nur für
das Land Brandenburg eine große Bedeutung,
sondern es ist eine ostdeutsche Erfolgsgeschichte.
Es ist ein Beispiel für die
gute Entwicklung, die viele Unternehmen
bei uns in den zurückliegenden 27 Jahren
genommen haben. ORAFOL verkörpert
die Stärken, die die Brandenburger
Wirtschaft ausmachen – einerseits Bodenständigkeit
und märkische Bescheidenheit
und andererseits Fleiß, große
Durchsetzungskraft und eine hohe Innovationsfähigkeit.
Der Geschäftsführer Dr.
Holger Loclair hat für das Unternehmen
schon zu DDR-Zeiten gearbeitet, damals
Teil des VEB Spezialfarben Oranienburg
– allerdings nur mit rund 65 Beschäftigten.
Heute sind es fast 1.000 am Hauptsitz.
Das ist eine tolle Leistung von ihm
und allen Beschäftigten.
W+M: ORAFOL hat in den vergangenen
Jahren stark am Standort investiert. Wie
hat das Land dabei unterstützt?
Dietmar Woidke: Bisher haben wir
ORAFOL mit rund 37 Millionen Euro unterstützt
und werden das auch künftig
tun. Denn man sieht ja hier am Standort,
dass das Unternehmen weiter kräftig investiert.
Insgesamt belaufen sich die Investitionen
bei ORAFOL hier in Oranienburg
auf mehr als 200 Millionen Euro. Viel
Geld fließt in Digitalisierung, Hochtechnologie
und Forschung und Entwicklung.
W+M: Wo befinden sich weitere für Ihr
Bundesland wichtige Zukunftsorte?
Ministerpräsident Dietmar Woidke bei der Besichtigung von ORAFOL in Oranienburg.
Dietmar Woidke: Die findet man in ganz
Brandenburg – von Nord bis Süd und Ost
bis West. Ein paar Beispiele: der Wissenschaftsstandort
Potsdam, das PCK
Schwedt, die Luftfahrttechnologie mit
Rolls-Royce und vielen Partnern, der
Bahntechnologie-Campus Havelland
oder BASF Schwarzheide, um nur einige
zu nennen. Man findet sie immer dort,
wo Menschen engagiert anpacken und
wo sie versuchen, die vorhandenen Bedingungen
als Herausforderungen zu verstehen
und nicht die Flinte ins Korn werfen.
Zukunftsorte sind Orte, wo wir Wirtschaft
haben, die innovativ ist und die versucht,
mit neuen Produkten sich – auch
international – die Märkte der Zukunft zu
erarbeiten. Da wir in Brandenburg kaum
wirtschaftsfinanzierte Forschungseinrichtungen
haben, versuchen wir, diese
Lücke dadurch zu füllen, indem wir staatlich
finanzierte Forschung noch enger mit
den mittelständischen Unternehmen vernetzen
und verzahnen. Dazu installieren
wir in den regionalen Wachstumskernen
gezielt Ansprechpartner unserer Hochschulen,
die vermehrt praxisorientierte
Kooperationen mit regionalen Unternehmen
auf den Weg bringen. Dabei geht es
vorrangig um Technologietransfer und die
Gewinnung hochqualifizierter Fachkräfte.
Diesem Ziel dient auch unsere Transferstrategie,
die das Kabinett im vergangenen
Sommer beschlossen hat – übrigens
die erste eines deutschen Bundeslandes.
W+M: Dem Land Brandenburg geht es
finanziell derzeit gut. Ihre Regierung will
einen Teil des Steuersegens für Investitionen
einsetzen. Wofür genau werden
Sie das Geld ausgeben?
Dietmar Woidke: Ein großer Teil des
Geldes wird für die Fortsetzung des
Foto: W+M
WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
BRANDENBURG | 29
Breitbandausbaus eingesetzt, sowohl
im ländlichen Raum als auch in den verdichteten
Räumen. In den nächsten zweieinhalb
Jahren werden dafür etwa 450
Millionen Euro allein aus Steuergeldern
ausgeben. Wir kommen da gut voran;
in Ostdeutschland sind wir beim Breitbandausbau
Spitzenreiter. Aufgrund des
permanenten Fortschritts im Bereich der
Digitalisierung wird das allerdings eine
dauerhafte Aufgabe für uns bleiben.
Ein zweiter Punkt ist die Verbesserung
der Infrastruktur. Hier sehe ich besonders
zwei Prioritäten. Erstens Investitionen
in die Landesstraßen, zweitens brauchen
wir Verbesserungen im öffentlichen
Personennahverkehr. Denn der Großraum
Berlin-Brandenburg ist ein zusammenhängender
Wirtschaftsraum, das
wird allein schon an der großen Zahl der
Pendler deutlich, die Tag für Tag unterwegs
sind. Die ersten Zusatzprogramme
starten bereits.
Außerdem werden wir natürlich im Bereich
der Schulen und Kitas weiter investieren.
Auch das ist – auf lange Sicht gesehen
– aktive Fachkräftesicherung. Bei
den Kitas werden wir in die Beitragsfreiheit
einsteigen. Aber auch der Personalschlüssel
soll verbessert werden.
W+M: Im Mai starten Sie mit einer nagelneuen
Imagekampagne unter dem Slogan
„Brandenburg. Es kann so einfach
sein”. Welche Effekte versprechen Sie
sich von dieser Kampagne?
ORAFOL EUROPA GMBH
Das Familienunternehmen, das unter
anderem Spezialfolien herstellt (ORAFOL
steht für ORAnienburger FOLien),
schreibt seit 28 Jahren eine einzigartige
Erfolgsgeschichte. Geschäftsführer
Dr. Holger Loclair startete 1990 mit 65
Mitarbeitern. Er hatte die Firma „Spezialfarben
Oranienburg” von der Treuhand
gekauft. Heute ist das Unternehmen
weltweit aktiv, beschäftigt knapp
1.700 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen
Jahresumsatz von mehr als 650
Millionen Euro. Am Standort Oranienburg,
wo knapp 1.000 Mitarbeiter in
vier Schichten arbeiten, wird kräftig investiert.
ORAFOL zählt zu den 500 bedeutendsten
deutschen Familienunternehmen.
Leben, Lernen oder Studieren. Ich finde
es gut, dass über diese Kampagne auch
durchaus kontrovers diskutiert wird. Das
Schlimmste wäre doch eine Kampagne,
über die keiner spricht. Wir wollen ein Bild
des Landes Brandenburg zeichnen, das
das herausstellt, was uns von anderen Regionen
und Ländern unterscheidet.
W+M: Eine Nachfrage: Verbinden Sie mit
der Kampagane auch die Hoffnung, neue
Investoren oder Unternehmen ins Land
zu holen?
Dietmar Woidke: Ganz klar, wir wollen
mit der Kampagne neugierig machen auf
Brandenburg. Wir wollen gut ausgebildete
junge Menschen für unser Land interessieren
und gewinnen. Denn eine entscheidende
Frage für Brandenburgs Zukunft
ist, dass wir genügend gut ausgebildete
Fachkräfte haben. Ein gutes Image
wird sich positiv auf das Wirtschaftswachstum
auswirken und bereits heute
kommen viele abgewanderte Brandenburgerinnen
und Brandenburger zurück
ins Land. Einfach weil die Perspektiven
gut sind.
W+M: Vor einigen Monaten haben Sie auf
die Stimmung im Land reagiert und die
geplante Kreisgebietsreform abgesagt.
Ein Ziel der Reform war es, die Verwaltung
unter Berücksichtigung des demografischen
Wandels leistungs- und zukunftsfähig
aufzustellen. Wie wollen Sie
dieses Ziel nunmehr ohne Kreisgebietsreform
erreichen?
Dietmar Woidke: Die damit verbundenen
Ziele gibt es nach wie vor, denn die
Probleme sind ja nicht verschwunden.
Zur Geschichte: Ich habe die Entschei-
Foto: W+M
Dietmar Woidke: Wir hatten im letzten
Jahr eine Studie in Auftrag
gegeben, die feststellte,
dass vieles in Brandenburg
bekannt ist, etwa
der Spreewald oder Sanssouci,
aber dass die Menschen
diese Begriffe nicht mit Brandenburg
verbinden. Brandenburg ist für viele ein
„weißes Blatt” – irgendwo da im Osten.
Mit der Kampagne wollen wir ein Bild von
Brandenburg erzeugen: Modern, aufstrebend,
aber mit viel Natur und viel Wasser.
Mit dem Slogan „Brandenburg. Es kann
so einfach sein” wollen wir Sehnsüchte
ansprechen nach unkomplizierterem Leben
und wir wollen Menschen motivieren
zu uns zu kommen – zum Arbeiten,
ORAFOL-Geschäftsführer Holger Loclair (l.) erläutert Ministerpräsident Dietmar Woidke die
Investitionsvorhaben seines Unternehmens am Standort Oranienburg.
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
30 | W+M SCHWERPUNKT BRANDENBURG
Bei ORAFOL-Mitarbeiter Dirk Meckel (l.)
erkundigt sich Dietmar Woidke nach Details
des Produktionsprozesses.
dung getroffen, die Kreisgebietsreform
nicht durchzuführen, denn der Streit darüber
drohte die Entwicklung Brandenburgs
zu behindern. Die Kontroverse begann,
mehr Schaden zu erzeugen als die
Reform an Gewinn gebracht hätte. Ich
denke, die Entscheidung war am Ende
richtig. Wir sind jetzt mit der kommunalen
Ebene gut im Gespräch. Es geht darum,
die Dienstleistungen, die die Unternehmer,
aber auch alle Brandenburger
von der Verwaltung erwarten, effektiv,
zügig und in hoher Qualität anzubieten
und zu erbringen. Das Land wird die Verwaltungszusammenarbeit
unterstützen.
Es ist wichtig, dass über Kreis- und Gemeindegrenzen
hinaus kooperiert wird.
Mit den Oberzentren Frankfurt (Oder),
Cottbus und Brandenburg an der Havel
sind wir darüber im Gespräch, wie sie
entschuldet werden können. Sie müssen
stark sein, weil sie wirtschaftliche Anker
in ihren Regionen sind.
W+M: Die meisten ostdeutschen Ministerpräsidenten
hatten sich vor der Bundestagswahl
für die Stärkung der Position
eines Ostbeauftragten in der Bundesregierung
ausgesprochen und für die Koppelung
dieses Amtes an einen Ministerposten
plädiert. Dieser Wunsch ist von
der Kanzlerin nicht erhört worden. Erneut
fungiert ein Parlamentarischer Staatssekretär
als Ostbeauftragter. Sind Sie mit
dieser Lösung zufrieden?
Dietmar Woidke: Ich gehörte nicht zu
denjenigen, die einen Minister als Ostbeauftragten
gefordert hatten. Denn ich
halte die Aufgaben für viel zu komplex, als
dass sie von einem Ministerium zu lösen
wären. Hier ist die gesamte Bundesregierung
gefordert. Aber ich bin froh, dass wir
im Bundeskabinett mit Franziska Giffey
wieder eine Ministerin mit ostdeutscher –
und in dem Fall mit Brandenburger – Biografie
haben und dass ein Ostbeauftragter
mit Anbindung an das Wirtschaftsministerium
berufen wurde. Solange die
Unterschiede im strukturellen Bereich,
aber durchaus auch mental, noch so groß
sind, ist es notwendig, dass sich Vertreter
in der Bundesregierung speziell um
Ostdeutschland kümmern und ostdeutsche
Lebenserfahrung mitbringen.
W+M: Im kommenden Jahr stehen in
Brandenburg Landtagswahlen an. Glaubt
man den aktuellen Umfragen, hat die
SPD Probleme, ihren Status als stärkste
Kraft im Land zu behaupten. Auch die
Zukunft des rot-roten Bündnisses steht in
den Sternen. Mit welchen großen Projekten
wollen Sie die Wähler in den verbleibenden
rund anderthalb Jahren zurückgewinnen?
ZUR PERSON
Dr. Dietmar Woidke wurde am 22. Oktober
1961 in Naundorf bei Forst geboren.
Er studierte Landwirtschaft und
Tierproduktion an der Berliner Humboldt-Universität.
Nach der Wendezeit
arbeitete Woidke als wissenschaftlicher
Assistent am Berliner Institut für Ernährungsphysiologie,
aber auch bei einem
Unternehmen in Bayern. 1993 trat er in
die SPD ein und gehört seit 1994 dem
Brandenburger Landtag an. Er fungierte
bereits als Landwirtschafts- und als Innenminister.
Seit dem 28. August 2013
ist Dietmar Woidke Ministerpräsident in
Brandenburg. Er ist verheiratet und Vater
einer Tochter.
Dietmar Woidke: Wenn man sich die
Entwicklung unseres Landes ansieht, so
ist diese Entwicklung sehr positiv. Wir
haben heute die geringste Arbeitslosigkeit
und die höchste Wirtschaftskraft seit
Gründung des Landes Brandenburg. Es
ist immens wichtig, diese gute Entwicklung
fortzusetzen. Das ist kein Selbstläufer.
Unser großes Ziel ist es, die wirtschaftliche
Stärke weiter auszubauen.
Wirtschaftliche Kompetenz, gepaart mit
sozialer Verantwortung – das ist der Weg
Brandenburgs für die kommenden Jahre.
Und in diesen Weg investieren wir ganz
erheblich, weil wir wollen, dass die neuen
und alteingesessenen Brandenburgerinnen
und Brandenburger sich hier zu Hause
fühlen. Ich bin fest davon überzeugt,
dass die SPD sehr gute Chancen hat, die
führende Kraft in Brandenburg zu bleiben.
Und ich habe Lust, weiterzumachen. Ich
liebe dieses Land. Ganz wichtig für die
Wahlen: Wir müssen die vielen, die zur
AfD tendieren, zurückgewinnen. Die wenigsten
ihrer Wähler neigen zu Rechtsextremismus,
aber die in Teilen rechtsextreme
AfD nutzt Verunsicherung. Wir
müssen Sorgen ernst nehmen, uns kümmern
und vor allem erklären. Viele wollen
oder können gar nicht mehr sehen, was
alles richtig gut läuft. Die AfD-Funktionäre
träufeln das Gift von Hass und Argwohn.
Das ist brandgefährlich für unsere
Zivilgesellschaft.
W+M: Wie bewerten Sie das Memorandum
des Ostdeutschen Wirtschaftsforums,
wonach Ostdeutschland zum Vorreiter
der digitalen Wende und der Aufholprozess
dadurch beschleunigt werden
soll?
Dietmar Woidke: Digitalisierung ist immens
wichtig. Wir versuchen, den Prozess
gemeinsam mit den Unternehmen
zu gestalten. Wir haben im Land große
Player, etwa das Hasso-Plattner-Institut,
die Schrittmacher in diesen Fragen sind.
Wichtig ist, dass wir dabei auch die Menschen
mitnehmen. Ostdeutschland sollte
das klare Ziel haben, hier an die Spitze
zu kommen.
Interview: Karsten Hintzmann
und Frank Nehring
Foto: W+M
WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
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29. Jahrgang | Heft 3 | Mai / Juni 2018 | ZKZ 84618 | Deutschland 6,50 €
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sterpräsident Woidke
Investitionen und
eue Landeskampagne
USIV
n Champions
n neuen Ländern
T
limate“-Weine
hsen auf Siegeszug
Institut
Niederlassung Dresden
18.04.2018 09:15:56
32 | W+M SCHWERPUNKT
Aus der Vogelperspektive betrachtet:
Das Hasso-Plattner-Institut in Potsdam.
ZUKUNFTSORT
Weltweit vernetzte Exzellenz-
Schmiede für Digital-Experten
Vor 20 Jahren wurde in Potsdam das Hasso-Plattner-Institut (HPI) gegründet. Es ist einmalig in der
deutschen Universitätslandschaft. Nirgendwo sonst in Deutschland kann man „IT-Systems Engineering“
studieren – eine praxisnahe Alternative zum herkömmlichen Informatikstudiengang. Das HPI wird als
erstes und einziges Uni-Institut vollständig privat finanziert. Gründer, Mäzen, Stifter und Namensgeber ist
Hasso Plattner, der Mitbegründer von SAP.
Blick in einen Hörsaal des HPI.
Potsdam sei für ihn „der ideale Standort
für zukunftsorientierte Forschung
und Lehre“, sagte Hasso Plattner, als
er im Sommer 1998 die Stiftung des Hasso-Plattner-Instituts
(HPI) für die akademische
Ausbildung vielversprechender junger
Softwareingenieure ankündigte. Heute ist
die Hasso-Plattner-Institut für Digital Engineering
gGmbH ein international bekanntes
universitäres Exzellenzzentrum für „IT-Systems
Engineering“ mit Hauptsitz in Potsdam.
Gemeinsam mit der
Universität Potsdam hat
das HPI im vergangenen
Jahr die erste privat
finanzierte Fakultät
an einer öffentlichen
Universität gegründet:
Mit ihren Bachelor-
und Master-Studiengängen
bietet die
Digital-Engineering-
Fakultät ein deutschlandweit
einmaliges
und besonders praxisnahes
ingenieurwissenschaftliches
Informatik-Studium an, das derzeit von
mehr als 550 Studierenden genutzt wird.
Direkt an der Berliner Stadtgrenze finden
Studierende auf dem Campus am Griebnitzsee
in Potsdam-Babelsberg hervorragende
Studienbedingungen vor, wie sie nur
eine vollständig privat finanzierte Einrichtung
bieten kann. Das gilt für die technische
Ausstattung, die intensive Betreuung,
aber auch für den Campus an sich. Studiengebühren
brauchen dennoch
nicht gezahlt zu werden,
da Stifter Professor Hasso
Plattner als Mäzen
den Betrieb des Instituts
vollständig finanziert.
Das HPI belegt
bei den CHE-Hochschulrankings
stets
Spitzenplätze.
Schwerpunkt
der
HPI-Lehre und -Forschung
sind die
Prof. Dr. Hasso Plattner – Gründer
und Namensgeber des HPI. Grundlagen und Anwendungen
großer,
hoch komplexer und vernetzter IT-Systeme.
Hinzu kommt das Entwickeln und Erforschen
nutzerorientierter Innovationen für
alle Lebensbereiche. Ab dem kommenden
Wintersemester wird die Digital-Engineering-Fakultät
neben „IT-Systems Engineering“
mit „Digital Health“ und „Data Engineering“
gleich zwei neue Master-Studiengänge
anbieten. In den kommenden Jahren
sollen weitere Fachgebiete wie „Security
Engineering“ und „Smart Energy“ folgen.
Fotos: HPI/Kay Herschelmann
WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
BRANDENBURG | 33
Fotos: HPI/Kay Herschelmann
Professor Hasso Plattner hatte bereits 2016
seine Expansionspläne für das HPI bekanntgegeben.
Da die zunehmende Überlappung
der Informatik mit anderen Forschungszweigen
auch die Anforderungen an IT-
Wissenschaftler stark verändert, setzt das
HPI bei der inhaltlichen Erweiterung neue
Schwerpunkte in zukunftsrelevanten Bereichen
der Informatik, die teilweise auch Domänenwissen
erfordern. So müssen IT-Experten
für die erfolgreiche Entwicklung neuer
IT-Systeme in der Medizin auch über medizinische
Kenntnisse verfügen. Insgesamt
wird sich das Institut im Zuge der Erweiterung
nahezu verdoppeln. Zusätzlich benötigte
Räumlichkeiten und Gebäude werden
in Form eines „Waldcampus“ auf dem HPI-
Gelände entstehen.
Dem engagierten Mäzen und Stifter Plattner,
der selbst eines der dreizehn HPI-Fachgebiete
leitet, liegt die Förderung von zukunftsorientierter
Forschung und Unternehmergeist
besonders am Herzen. So
unterhält sein Potsdamer Institut mit der
HPI Research School ein interdisziplinäres
Doktorandenprogramm, das inzwischen
Außenstellen an der Cape Town Universität
in Südafrika, am Technion in Israel und
an der Nanjing-Universität in China hat.
Mit dem Spitzenforschungslabor HPI Future
SOC Lab wird interessierten Wissenschaftlern
auf der ganzen Welt außerdem
eine Infrastruktur von neuester Hard- und
Software kostenfrei für Forschungszwecke
zur Verfügung gestellt. Zu den Industriepartnern
des Forschungslabors zählen
SAP, Hewlett Packard Enterprise, DELL
EMC und Fujitsu.
Neben der Informatik steht
die Innovationsfähigkeit
im Mittelpunkt der HPI-
Lehre und -Forschung:
2007 erweiterte Plattner
das Institut um
eine HPI School of
Design Thinking. Dort
können jedes Jahr
mehr als 200 Studierende
aller Fachbereiche
in multidisziplinär
zusammengesetzten
Studenten bei der Arbeit.
Prof. Dr. Christoph Meinel – seit 2004
Direktor und Geschäftsführer des HPI.
Teams das schnelle
Entwickeln innovativer
und nutzerfreundlicher Produkte und
Dienstleistungen für alle Lebensbereiche
erlernen. Vorbild hierfür war das „Hasso
Plattner Institute of Design“ an der US-
Elite-Universität Stanford, das Plattner bereits
2005 mit einer Spende ermöglichte.
Mit der Universität Stanford besteht eine
langjährige Zusammenarbeit, im Bereich
Design Thinking wird gemeinsam gelehrt
und geforscht. Eine Außenstelle der HPI
School of Design Thinking nahm 2016 ihre
Arbeit in Kapstadt (Südafrika) auf.
Das HPI hat mit Partnern aus Bildung, Wissenschaft,
Wirtschaft, öffentlicher Verwaltung
und Gesundheitswesen ein enges
Kooperationsnetzwerk geknüpft. Immer
wieder konnten Projekte mit großer
gesellschaftlicher Tragweite angestoßen
werden: So startete beispielweise
2012 die interaktive Online-
Bildungsplattform openH-
PI mit kostenlosen Online-Kursen
zu Themen
der Informationstechnologie.
Mittlerweile
verzeichnet die Plattform
rund 470.000
Einschreibungen von
mehr als 165.000 Online-Lernern
aus etwa
180 Ländern. Die am
HPI entwickelte Online-Plattform
open-
WHO hilft der Weltgesundheitsorganisation
seit 2017 dabei,
schneller und effektiver mit Informationsund
Ausbildungsangeboten auf den Ausbruch
von Krankheiten und Epidemien zu
reagieren.
Allein im vergangenen Jahr konnten rund
1.000 Schüler aus ganz Deutschland bei
Workshops, Camps oder Führungen in die
Informatik am HPI hineinschnuppern. Außerdem
entwickeln Wissenschaftler am
HPI eine Schul-Cloud, die Schülern und
Lehrkräften einen einfachen und sicheren
Zugriff auf digitale Inhalte im Unterricht ermöglichen
soll. Getestet wird diese gerade
bundesweit an Schulen des Projektpartners
MINT-EC. Das Projekt wird durch das Bundesministerium
für Bildung und Forschung
gefördert und ist im Koalitionsvertrag verankert.
Jedes Jahr veranstaltet das HPI darüber hinaus
große Konferenzen zu zentralen gesellschaftlichen
Themen wie beispielsweise
Cybersicherheit, Industrie 4.0 oder der
Zukunft der Arbeit. Zu diesen Anlässen
kommen regelmäßig nationale und internationale
Spitzenvertreter aller gesellschaftlichen
Bereiche in Potsdam zusammen. Seit
der Gründung des HPI sind mehr als 150
Start-ups von „IT-Systems Engineering“-
Studenten, Ehemaligen oder Design-Thinkern
gegründet worden. Viele davon haben
ihre Büros in Brandenburg oder in Berlin.
W+M
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
34 | W+M SCHWERPUNKT
„Ein supererfolgreiches Jahr“
Vor einem Jahr legte sich die ZukunftsAgentur Brandenburg (ZAB) einen neuen Namen zu –
seither firmiert sie unter der Bezeichnung Wirtschaftsförderung Land Brandenburg GmbH (WFBB).
Jetzt legte die landeseigene Fördergesellschaft eine Arbeitsbilanz der
vergangenen zwölf Monate vor. Von Karsten Hintzmann
Brandenburgs Wirtschaftsminister Albrecht
Gerber (SPD) neigt eher nicht
dazu, in aller Öffentlichkeit große Emotionen
zu zeigen. Doch bei der Bilanz-Pressekonferenz
der WFBB war ihm anzumerken,
dass dies ein Termin ganz nach seinem
Geschmack war. Mit drei Worten brachte er
die Entwicklung im Jahr 2017 auf den Punkt:
„Ein supererfolgreiches Jahr.“ Ein Bild aus
dem Fußball bemühend, ergänzte er: „Das
ist ein schöner Start im neuen Trikot, in das
sich das WFBB-Team nun gleich einen weiteren
Stern weben lassen kann. Die WFBB
hat neue Ansiedlungen für Brandenburg gewonnen
und das Wachstum ansässiger Unternehmen
nachhaltig unterstützt. Die bundesweit
einmalige Kombination von Wirtschafts-
und Arbeitsförderung aus einer
Hand zahlt sich immer mehr aus. Brandenburg
behauptet sich erfolgreich im internationalen
Standortwettbewerb. Aber auch
die Services für Brandenburger Unternehmen
– bei Technologieprojekten, der Vernetzung,
der Erschließung neuer Märkte oder
der Energieeinsparung – tragen mit zu dem
sehr guten Ergebnis bei.“
Das Ministerlob haben sich die Wirtschaftsförderer
verdient, schließlich fuhren sie ein
Rekordergebnis ein. Mit 3.826 neuen und
stabilisierten Arbeitsplätzen erreichte die Gesellschaft
das beste Ergebnis seit ihrer Gründung
im Jahr 2001. Dahinter stehen 395 Investitions-
und Technologieprojekte. Hinzu
kommen 3.796 Beratungen zum Thema Arbeit,
420 Beratungen zum Thema Energie
und 776 Beratungen zur Außenwirtschaft.
Das Investitionsvolumen von 876,7 Millionen
Euro ist eines der höchsten der vergangenen
zehn Jahre.
Der deutliche Aufwärtstrend geht besonders
auf das Konto von Industrie, Logistikbranche
und Gesundheitswirtschaft. WFBB-Geschäftsführer
Dr. Steffen Kammradt: „Die
WFBB konnte im vergangenen Jahr 45 Direktinvestitionen
neu für Brandenburg gewinnen
und 54 zum Teil große Unternehmenserweiterungen
unterstützen.“
Zufrieden mit der Arbeit der
Wirtschaftsförderung:
Brandenburgs
Wirtschaftsminister
Albrecht Gerber.
Dr. Steffen Kammradt,
Geschäftsführer der WFBB.
Zwölf Ansiedlungen wurden von ausländischen
Unternehmen realisiert. So baut die
Schweizer Firma Endress+Hauser in Stahnsdorf
Systeme zur Druckmessung. Dafür wurden
150 Jobs geschaffen. Oxford PV Germany
errichtet als einer von vier britischen
Investoren eine Produktion für neuartige Solarzellen
in Brandenburg (Havel).
Aber nicht überall läuft die Wirtschaftsentwicklung
schon problemlos. Um den Erhalt
des Bahnwerkes in Eberswalde musste lange
und erbittert gekämpft werden. Jetzt,
nachdem die Deutsche Eisenbahn Service
AG das Werk übernommen hat, hoffen Gerber
und die Wirtschaftsförderer auf ruhigere
Zeiten am Standort Eberwalde. Daneben ist
der angekündigte Umbau von Bombardier in
Hennigsdorf noch längst nicht abgeschlossen.
Auch hier will das Land unterstützen.
Eine altbekannte Problematik spiegeln auch
die aktuellen WFBB-Zahlen wider – es gibt
kein einheitliches Tempo bei der Entwicklung.
Im Berliner Speckgürtel wird wesentlich
mehr investiert als in den Randregionen.
Während Potsdam mehr als 100 Existenzgründungen
und Ansiedlungen verzeichnete,
waren es in der Uckermark nur neun. Hier
wollen die Wirtschaftsförderer unter anderem
mit neuen Mobilitätskonzepten gegensteuern.
Gerade in den dünner besiedelten
Gegenden gibt es reichlich Platz für neue
Experimentierfelder – etwa für autonomes
Fahren oder die Erprobung von Drohnen.
W+M
Fotos: WFBB (oben), W+M (unten)
BRANDENBURG | 35
OST
DEUTSCHE
SPITZEN
PRODUKTE
Auf- und Abschließen auf die gleiche Art
und Weise wie mit dem Smartphone. Mittels
Einsteckkette oder -kabel kann das
Fahrrad auch für längere Abwesenheiten
an einem festen Gegenstand gesichert
werden. Beim Abschließen des I LOCK
IT wird das Kabel oder die Kette arretiert
und schützt das Fahrrad optisch und
mechanisch vor Diebstahl. Ein zusätzlicher
mechanischer Schlüssel
ist auch bei dieser Lösung
nicht notwendig.
Das Zauberschloss
Das intelligente Fahrradschloss I LOCK IT sorgt
für mehr Komfort im Zweiradalltag.
Es ist eine dieser Ideen, bei der man
sich fragt, wieso noch keiner vorher
darauf gekommen ist. Ob in Berlin
oder anderswo, Fahrräder werden immer
beliebter und so manches Rad ist so hochwertig,
dass die Beliebtheit auch zum Diebstahl
verleitet. Diebstahlschutz für Fahrräder
ist zu einem echten Thema geworden.
Wer sein Fahrrad im täglichen Gebrauch
nutzt, weiß, dass das Sichern des Rades
manchmal genauso lange dauert wie der eigentlich
kurze Gang zur Bank oder auch zum
Bäcker. Dass ein Fahrradschloss das Fahrrad
sichern soll, steht außer Frage.
Die Idee zu I LOCK IT basiert auf der Verknüpfung
des Smartphones mit der Sicherung
des eigenen Fahrrads. Das intelligente
Fahrradschloss I LOCK IT verbindet
beide Welten auf elegante Weise.
Das Sichern des Fahrrads ohne das
zeitraubende Ab- und Aufschließen
mit dem mechanischen Schlüssel und
die Einbindung in ein für uns selbstverständliches
Werkzeug, das Smartphone.
Das Smartphone verbindet sich automatisch
mit dem I LOCK IT und fungiert als
digitaler Schlüssel. Bei Annäherung öffnet
sich das Schloss automatisch und beim Entfernen
vom Schloss schließt es sich ebenfalls
automatisch. Wenn sich jemand in
der Abwesenheit doch an dem Fahrrad zu
schaffen macht, schützt I LOCK IT auch in
diesem Fall. Wenn I LOCK IT verschlossen
ist, wacht eine Sensorik über die Bewegung
des Rades. Löst diese aus, ertönt ein 110
Dezibel lauter Alarm am Schloss. Zusätzlich
wird eine Meldung an das verbundene
Smartphone ausgegeben und als Besitzer
wird man sofort über den Diebstahlversuch
informiert.
I LOCK IT kann aber auch ohne die Nutzung
eines Smartphones verwendet werden. Als
Alternative ist die Benutzung eines Handsenders
möglich. Dieser ermöglicht das
Das Start-up von Christian Anuth
und Markus Weintraut, beide kennen
sich seit 2012 vom gemeinsamen
Master-Studiengang Technologie
und Innovationsmanagement an der
heutigen Technischen Hochschule Brandenburg,
gründete 2015 die haveltec GmbH
in Brandenburg an der Havel. Mit einem
Gründungsstipendium wurden die Grundlagen
für das Produkt entwickelt und seit
Sommer 2017 wird ausgeliefert. Der große
Durchbruch bei der VOX-Sendung „Die
Höhle des Löwen“ blieb zwar aus, aber das
sehen die Gründer sportlich. „Es war in jedem
Fall eine tolle Erfahrung“, so Christian
Anuth. I LOCK IT ist ein komplett Brandenburger
Produkt. Die Zulieferer stammen alle
aus der Region. Das mittlerweile 15-köpfige
Team hat bisher schon 4.000 Fahrräder
mit I LOCK IT ausgestattet, der Onlineshop
ist eröffnet, die Bestellung über Amazon
möglich und erste Fachhändler haben das
zauberhafte Fahrradschloss für 129 Euro
ins Angebot aufgenommen. Nun hoffen
die Gründer auf einen erfolgreichen Start
in die Saison und visieren ab 2019 schwarze
Zahlen an.
Frank Nehring
Fotos: haveltec GmbH
Die Gründer und heutigen Geschäftsführer der haveltec GmbH:
Christian Anuth (l.) und Markus Weintraut.
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
36 | W+M TITEL Sachsen-Anhalts Unternehmen wie der Sektherstelller
Rotkäppchen wachsen. Deshalb wirbt das Land vor
allem um Rückkehrer für den Arbeitsmarkt.
Fachkraft dringend gesucht!
Rund 1,6 Millionen Stellen in Deutschland bleiben unbesetzt,
weil Fachkräfte fehlen, so eine aktuelle Studie des Deutschen
Industrie- und Handelskammertags. Auch in Ostdeutschland
kämpft der Mittelstand um jeden Mitarbeiter. Fachkräfteinitiativen
der Länder werben vor allem um Rückkehrer.
Von Matthias Salm
Bei Sebastian Ritter stehen die
Zeichen auf Wachstum. Der
CEO des jungen Ilmenauer Softwareunternehmens
ifesca GmbH plant,
die gegenwärtige Mitarbeiterzahl von 15
Beschäftigten bis Ende 2019 zu verdoppeln.
Doch einfach ist die Aufgabe nicht.
An IT-Spezialisten fehlt es in der Universitätsstadt
nicht, wohl aber an Experten
für den Vertrieb. Die ifesca GmbH hat
eine Software zur Prognose und Optimierung
für den Energiemarkt entwickelt.
„Dafür braucht es spezielle Marktkenntnisse“,
nennt Ritter die Anforderungen
an potenzielle Vertriebsmitarbeiter.
Weil die Konkurrenz im Umfeld groß
ist, versucht die Thüringer Softwareschmiede
daher, mit familienfreundlichen
Arbeitsbedingungen, Mitarbeiter in den
Süden Thüringens zu locken (siehe auch
Seite 42).
Die Erfahrung von Start-up-Unternehmer
Ritter teilen gegenwärtig viele ostdeutsche
Mittelständler. Die Wirtschaft
brummt, doch die Suche nach Fachkräften
lässt in nahezu allen Branchen die
Wachstumspläne von Unternehmen
ins Stocken geraten. Mancherorts treibt
der Mangel an Personal bereits kuriose
Blüten. Etwa als Anfang des Jahres ein
Gutachten zur Zukunft des Tourismus in
Mecklenburg-Vorpommern den Einsatz
von Servicerobotern in der Gastronomie
empfahl, um die Fachkräftelücke im Hotel-
und Gaststättengewerbe zu schließen.
Alle Branchen betroffen
Der Roboter als Kellner – zum Glück noch
eine Zukunftsvision. Doch Ideen sind gefragt,
seit sich die Engpässe in unterschiedlichsten
Branchen häufen. Laut
aktuellem Arbeitsmarktreport des Deutschen
Industrie- und Handelskammertages
klagen vor allem die Unternehmen
der Bauwirtschaft. Weil Fachkräfte fehlen,
leiden der Wohnungsbau, die Verkehrsinfrastruktur
und der Breitbandausbau.
Und auch wenn man es angesichts
vielerorts verstopfter Autobahnen kaum
glauben mag: Berufskraftfahrer – wie übrigens
auch Binnenschiffer – sind mittlerweile
rar gesät, die Logistikunternehmen
fürchten um den Erhalt der zuverlässigen
Just-in-time-Produktion.
Nicht besser sieht es bei den Dienstleistern
aus: Das Gastgewerbe in Ferienregionen
wie an der Ostsee sucht händeringend
Personal für die Hochsaison, und
die Sicherheitswirtschaft meldet Probleme
beim Schutz von Objekten oder
Großveranstaltungen. Während in letztgenannten
Branchen vor allem Arbeitnehmer
mit beruflicher Ausbildung gefragt
sind, stehen im Maschinenbau, in Ingenieurberufen
sowie bei den IT-Dienstleistern
Hochqualifizierte auf der Wunschliste.
Allein der IT-Branchenverband Bitkom
meldete Ende 2017 rund 55.000 offene
Stellen für IT-Spezialisten, zuvorderst
Softwareentwickler.
Foto: IMG - Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH/Harald Krieg
WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
FACHKRÄFTE | 37
DIE
Für den ostdeutschen
Mittelstand
erweist sich die Lage
als besonders schwierig.
Zwischen Ostsee
und Erzgebirge paart
sich der demografische
Knick der geburtenschwachen Jahrgänge
mit der jahrelangen Abwanderung aus
einzelnen Regionen, treffen Nachteile im
Lohnniveau auf Imageprobleme einzelner
Standorte. So ergab eine Studie der Wirtschaftsprüfer
von Ernst&Young 2017, dass
in Thüringen die Arbeitnehmer zwar die
größte Motivation bei ihrem Job an den Tag
legten und dass die Arbeitszufriedenheit in
Brandenburg und Thüringen ausgeprägter
als im Rest der Republik sei. Gleichzeitig
belegen Sachsen-Anhalt und Thüringen bei
der Frage, in welche Bundesländer Arbeitnehmer
gern für einen neuen Job umziehen
würden, nur die hinteren Ränge.
TITEL-
STORY
PERSONALSUCHE PROBLEM NUMMER EINS
In Mecklenburg-Vorpommern hat die Fachkräfteproblematik mittlerweile
Risiken wie zu hohen Arbeitskosten oder Finanzierungsengpässen den Rang
abgelaufen, wie eine Umfrage der IHK im Land zu Jahresbeginn ergab.
Risiken der wirtschaftlichen Entwicklung Anfang 2018 aus Sicht der Unternehmen
Fachkräftemangel
Arbeitskosten
Rohstoffpreise
Wirtschaftliche Rahmenbedingungen
Inlandsnachfrage
Auslandsnachfrage
Finanzierung
Wechselkurse
2 %
7 %
7 %
24 %
30 %
38 %
36 %
64 %
Quelle Grafik: IHK Mecklenburg-Vorpommern
Berliner Wirtschaft sorgt sich
Die Fachkräfteproblematik zieht sich
mittlerweile durch alle Regionen in Ostdeutschland.
So florieren etwa in der Metropolregion
Berlin-Brandenburg über alle
Branchen hinweg die Geschäfte, vermeldet
der Konjunkturreport der Industrieund
Handelskammern in beiden Ländern.
35 Prozent der befragten Unternehmen
wollen Beschäftigung aufbauen. Nachfrage
herrscht vor allem in der Industrie und
im Baugewerbe. Gleichzeitig sorgen sich
69 Prozent der Unternehmen, dass das
Fachkräftedefizit ihre wirtschaftliche Entwicklung
ernsthaft verlangsamen könnte.
Dagegenzuhalten versucht der Berliner Senat
nun mit neuen Ausbildungskonzepten.
So können Schüler ab dem neuen Schuljahr
in der Hauptstadt ein Berufsabitur ablegen.
Der Abschluss ist eine Kombination
aus dem Erlernen eines Handwerksberufs
und dem Erlangen der Hochschulreife
und zunächst für das Gastgewerbe und die
Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnikbranche
vorgesehen. Das Berufsabitur ist Teil
des „Aktionsprogramms Handwerk 2018-
2020", mit dem der Berliner Senat Arbeitsplätze
für das Handwerk sichern will.
Mangelware sind der Hauptstadt aber
nicht nur Handwerker, sondern hauptsächlich
Mitarbeiter in den unternehmensnahen
Dienstleistungen und im Gesundheitsund
Sozialwesen. Dabei können sich gerade
die Berliner Unternehmer noch hoffnungsvolle
Chancen ausrechnen, sorgt
die wachsende Metropole doch auch für
Nachschub auf dem Arbeitsmarkt.
Große Lücken in Thüringen
Andernorts zeigt sich die Lage hingegen
weniger rosig. Eine Studie des Instituts
der Deutschen Wirtschaft in Köln kommt
zu dem Schluss, dass bundesweit Thüringen
nach Baden-Württemberg mittlerweile
die größte Fachkräftelücke aufweist.
Und Aussicht auf Besserung ist
nicht in Sicht. In Thüringen, so eine Prognose
der Landesregierung über den Fachkräftebedarf
bis 2030, sind fast 40 Prozent
der Beschäftigten 50 Jahre oder älter
und scheiden in absehbarer Zeit aus
dem Berufsleben aus.
Rund 80.000 Fachkräfte werden bis 2030
alleine sowohl im Gesundheits- und Sozialwesen
als auch im Verarbeitenden Gewerbe
benötigt. Begehrt sind der Studie
zufolge überwiegend Beschäftigte mit
einer klassischen Berufsausbildung. 80
Prozent des gesamten Bedarfs entfallen
auf Fachkräfte, die eine duale Ausbildung
in Betrieb und Berufsschule absolviert haben.
Aktuell dauert es nach Angaben des
Verbands der Wirtschaft Thüringen durchschnittlich
100 Tage, um eine freie Stelle
im Land neu zu besetzen.
Und das, obwohl die Zahl der Einpendler
nach Thüringen in den letzten zehn Jahren
um 38 Prozent gestiegen ist. Aber noch
immer liegt die Zahl derer, die zum Arbeiten
den Freistaat verlassen, um rund
55.000 höher als die der Einpendler. Da
nimmt es nicht Wunder, dass die Landesregierung
bereits seit 2011 mit der Thüringer
Agentur Für Fachkräftegewinnung
(ThAFF) versucht, Menschen aus anderen
Bundesländern oder dem Ausland nach
Thüringen zu lotsen.
Auf „Pendlertage“ genannten Informationsveranstaltungen
buhlt die Agentur in
Regionen wie Nordthüringen, die besonders
unter der Abwanderung von Arbeitskräften
in andere Bundesländer leiden, um
die Gunst derer, die den heimischen Arbeitsmarkt
in den letzten Jahren aus den
Augen verloren haben. Auch auf über 200
Messen bundesweit rückt die ThAFF die
Jobmöglichkeiten in Thüringen in den Fokus.
Mit der Thüringer Stellenbörse gibt
die Agentur zudem ausschließlich Unternehmen
des Freistaates die Möglichkeit,
ihre Gesuche kostenfrei zu platzieren.
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
38 | W+M TITEL
Das Land Berlin baut mit dem Berufsabitur auf neue Ausbildungsangebote für das Hotel- und Gaststättengewerbe.
Gerade in Thüringen mehren sich aber
auch die Stimmen, die zusätzlich eine Zuwanderung
von Arbeitskräften fordern.
So etwa Stephan Fauth, Hauptgeschäftsführer
des Verbands der Wirtschaft Thüringen:
„Wir brauchen eine gezielte Akquise
von ausländischen Fachkräften“,
betont Fauth. Ähnlich sieht es Kay Senius,
Chef der Regionaldirektion Sachsen-
Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für
Arbeit, demzufolge durch die Rückkehr
von Berufspendlern oder einen höheren
Beschäftigungsgrad von Frauen alleine
der Arbeitskräftebedarf im Freistaat künftig
nicht zu decken sei.
Auch einer gezielten Standortentwicklung,
etwa durch eine bessere Versorgung
mit schnellem Internet oder attraktiveren
Freizeitangeboten, wird von
Experten verstärkt das Wort geredet,
um Arbeitsplätze in Regionen wie dem
Thüringer Wald für Zuzügler attraktiver
zu machen.
„ Wir brauchen
eine gezielte
Im benachbarten Sachsen-Anhalt organisieren
Landkreise mittlerweile ebenfalls
so genannte Rückkehrertage. Mit
fünf Regionalberatungsstellen ist zudem
die Landesinitiative „Fachkraft
im Fokus“ erster Ansprechpartner
für die
Fachkräftesicherung
in Sachsen-Anhalt. Sie
berät sowohl Unternehmen
und Fachkräfte
als auch neu Zugewanderte.
An Elbe und
Saale kämpfen vor allem
die vielen kleinen Mittelständler um
neue Mitarbeiter. Ihnen fällt es besonders
schwer, Ausbildungsplätze zu besetzen.
Die Zahl der Ausbildungsbetriebe
ist im Land seit Jahren stark rückläufig,
weil besonders Kleinstbetriebe mit
höchstens fünf Mitarbeitern im Wettbewerb
um die Azubis chancenlos bleiben.
Welcome-Center für Fachkräfte
Auch in Mecklenburg und Vorpommern
herrscht eigentlich Aufbruchsstimmung
auf dem Arbeitsmarkt. Zu Beginn des
Jahres gab laut Konjunkturbericht der
Industrie- und Handelskammern jeder
Akquise von
fünfte Betrieb im Norden zu Protokoll,
dass er seinen Personalbestand erhöhen
wolle. Doch auch hier melden zwei
von drei Unternehmen
der gewerblichen Wirtschaft
Probleme, offene
Stellen mit qualifizierten
Mitarbeitern zu
besetzen. Wie in Sachsen-Anhalt
hat auch
Mecklenburg-Vorpommern
mittlerweile Welcome-Center
eingerichtet, um Unternehmen
bei der Fachkräftegewinnung
zu unterstützen, so aktuell für die Region
Vorpommern-Rügen in Stralsund.
ausländischen
Fachkräften. “
Kay Senius
Durch die Welcome-Center sollen strategische
Partnerschaften mit Unternehmen
aufgebaut werden, um Fachkräfte über
gezielte Öffentlichkeitsarbeit zu akquirieren.
Dafür wird Hilfe bei der Vermittlung
von Jobangeboten sowie Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten
und Unterstützung
bei der Suche nach Sprach- und Integrationskursen
angeboten – eine Hilfe vor
allem für kleinere Unternehmen. W+M
Foto: DEHOGA/Cordula Giese
WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
FACHKRÄFTE | 39
Fotos: mast3r/fotolia.com (oben), Bundesagentur für Arbeit (unten)
Betriebliche Weiterbildung
100-Prozent-Förderung
der Lehrgangskosten für
beschäftigte Menschen
Gerade in Zeiten des digitalen Umbruchs
wachsen die Anforderungen
an die Mitarbeiter in den Unternehmen.
Der betrieblichen Weiterbildung
kommt dabei eine immer größere
Rolle zu. In größeren Unternehmen gibt
es dazu bereits bewährte Instrumente,
die seit Jahren erfolgreich eingesetzt
werden. Bei kleinen und mittleren Unternehmen,
wie sie vornehmlich in den
neuen Bundesländern anzutreffen sind,
besteht häufig eine Diskrepanz zwischen
Notwendigkeit zur Weiterbildung und der
tatsächlichen Umsetzung. Als Gründe dafür
werden oft fehlende Kapazität (Zeit)
und finanzielle Mittel genannt.
Tatsächlich fehlt oft genug auch die Einsicht,
dass mit der betrieblichen Weiterbildung
nicht nur Mitarbeiter effektiver,
sondern auch zufriedener werden und
insofern ein Beitrag zur Mitarbeiterentwicklung
und -bindung geleistet wird.
Klaus-Peter Hansen, Vorsitzender der
Geschäftsführung der Regionaldirektion
Sachsen
der Bundesagentur
für Arbeit (BA), sagt
dazu: „Die Qualifizierung
der Beschäftigten
ist in
erster Linie eine
existenzsichernde
Aufgabe der Wirtschaft
selbst. Dennoch
helfen die Arbeitsagenturen
auch bei
der betrieblichen Weiterbildung. So können
sie beispielsweise Zuschüsse zu den
Lehrgangskosten zahlen oder auch den
entstehenden Arbeitsausfall finanziell
ausgleichen. Das ist uns wichtig, denn
auch unsere Antwort auf dem Wandel am
Arbeitsmarkt heißt Bildung.“
Die Arbeitsagentur greift damit bewusst
gesichertes Wissen auf, wonach es künftig
kaum noch Situationen im Leben geben
wird, in der sich eine Weiterbildung
nicht lohnt. „Bildung schützt vor Arbeitslosigkeit,
erhöht die Sicherheit im Job,
verbessert die Aufstiegschancen und
kann auch zu höheren Löhnen für den
Mitarbeiter führen“, so Hansen weiter.
Im vergangenen Jahr wurden allein durch
die BA in Sachsen 13,7 Millionen Euro
in die Weiterbildungsförderung von Beschäftigten
investiert. Mit Zuschüssen zu
den Lehrgangskosten und Zuschüssen
zum Arbeitsausfall wurde mehr als 1.000
Menschen geholfen, einen neuen Berufsabschluss
zu erwerben oder eine
Weiterqualifizierung durchzuführen.
W+M
Klaus-Peter Hansen
ist Vorsitzender der
Geschäftsführung der
Regionaldirektion Sachsen
der Bundesagentur für Arbeit.
Hinweise
für Unternehmer
ARBEITSAGENTUREN HELFEN BEI
BETRIEBLICHER WEITERBILDUNG
AUCH FINANZIELL
WeGebAU (Förderung der Weiterbildung
Geringqualifizierter und beschäftigter
Älterer in Unternehmen) ist eine
sinnvolle Förderung zur Personalentwicklung
und Fachkräftesicherung.
Damit werden beschäftigte Menschen
gefördert, die während ihrer Beschäftigung
einen anerkannten Berufsabschluss
erwerben oder eine berufliche
Weiterbildung durchführen.
FOKUS AUF GERINGQUALIFIZIERTE
Unabhängig von der Betriebsgröße,
erhalten geringqualifizierte Arbeitnehmer
(ohne verwertbaren Abschluss oder
mindestens vier Jahre in einer unoder
angelernten Tätigkeit) bis zu 100
Prozent der Lehrgangskosten, wenn
sie von ihrem Betrieb für die Dauer der
Qualifizierung unter Fortzahlung des
Arbeitsentgelts freigestellt werden und
einen Berufsabschluss erwerben oder
eine höhere Qualifikation erhalten. Die
Finanzierung erfolgt durch die Ausstellung
eines Bildungsgutscheins.
WEITERER SCHWERPUNKT BEI KMU
Ältere Arbeitsnehmer und auch unter
45-Jährige können Zuschüsse zu den
Lehrgangskosten erhalten, wenn Sie
einen Berufsabschluss erwerben oder
an einer Weiterbildung teilnehmen.
So können Lehrgangskosten bis zu 75
Prozent (bei Älteren) und bis zu 50 Prozent
bei unter 45-Jährigen übernommen
werden. Für die Beschäftigten bei
Kleinstunternehmen (weniger als zehn
Mitarbeiter) gilt hier sogar noch eine
Ausnahme – dort können bis zu 100
Prozent der Lehrgangskosten übernommen
werden, unabhängig vom Alter
und der Schulungszeit.
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
40 | W+M TITEL
Gutscheinbuch für Studierende, die ihren Erstwohnsitz
in der Hansestadt Greifswald wählen.
Studieren im Strandkorb
Der demografische Wandel trifft auch Ostdeutschlands Hochschulen.
Mit kreativen Kampagnen und neuen Studienfächern sollen nun vor
allem Studienwillige aus den alten Bundesländern angelockt werden.
Von Matthias Salm
Portal nutzen würden, um den gut ausgebildeten
Nachwuchs für die eigene Zukunft
zu gewinnen“, wünscht sich Jan
Meßerschmidt, Pressestellenleiter der
Universität.
Der Strandkorb ist immer dabei:
Wenn die Hochschulen Mecklenburg-Vorpommerns
auf Werbetour
gehen, darf das Wahrzeichen der Ostsee
nicht fehlen. „Studieren mit Meerwert“
nennt sich die Kampagne, mit der die
Nordlichter auf Bildungsmessen in Berlin,
Hamburg oder Leipzig das Interesse
für ein Studium an der Küste wecken wollen.
Der Strandkorb verspricht: In Mecklenburg-Vorpommern
wird nicht nur gebüffelt,
man weiß das Studentenleben
auch zu genießen.
Doch die Zahl der Studienanfänger im
ersten Fachsemester im Land steigt nur
langsam – von 11.708 im Studienjahr
2015/16 auf 11.918 in 2017/18. Längst
lassen sich die vorhandenen Studienkapazitäten
nicht mehr mit den eigenen
Landeskindern auslasten. „Der Rückgang
der Zahl der Studenten aus Mecklenburg-Vorpommern
hat vor allem demografische
Ursachen“, weiß Fanny
Neumann vom Studierendenmarketing
der Universität Greifswald. Von den
rund 10.000 angehenden Akademikern
an der zweitältesten Universität des Ostseeraums
stammen mittlerweile 42 Prozent
aus Westdeutschland. Der Anteil
der Studenten aus der Re gion sank von
43,5 Prozent im Jahr 2005/06 auf aktuell
27,1 Prozent.
Neben Brandenburgern und Berlinern
zieht es vor allem Erstsemester aus
Schleswig-Holstein und Niedersachsen
nach Greifswald. „Dafür war es notwendig,
ein professionelles Marketing auszubauen“,
betont Neumann. Die Hansestädter
informieren auf Messen und bei
Schulbesuchen in ganz Deutschland Studieninteressierte,
Eltern und Lehrer. Ihre
Argumente für die Traditionsuni: Günstige
Zulassungsmodalitäten, vielfältige Fächerkombinationen
und niedrige Lebenshaltungskosten
in der Stadt.
Aktuell führt vor allem die positive wirtschaftliche
Entwicklung dazu, dass mehr
Absolventen in der Stadt bleiben. Um sie
zusätzlich stärker an Greifswald zu binden,
motivieren Universität und Stadt
den akademischen Nachwuchs, auch den
Hauptwohnsitz vor Ort zu wählen. Die
gemeinsame Kampagne „Heimathafen“
versüßt die Ummeldung mit Umzugsbeihilfen
und Gutscheinbüchern.
Viele verlassen dennoch nach ihrem Abschluss
die Region und stehen dem heimischen
Mittelstand als Fachkräfte nicht
zur Verfügung. Mit dem Karriereportal
„UNIchance“ versucht die Uni dagegenzuhalten
und Jobangebote zu vermitteln.
„Wir würden uns allerdings freuen, wenn
mehr Unternehmen aus der Region das
Auch in Sachsen-Anhalt nimmt man vor
allem die westdeutschen Abiturienten ins
Visier. Denn laut 21. Sozialerhebung des
Deutschen Studentenwerks finden bisher
gerade einmal fünf Prozent der Studierenden
aus dem Westen den Weg in
die neuen Länder. Nicht ohne Grund: Viele
Studierwillige sind weniger mobil als
allgemein gedacht. Die Kampagne „Wirklich
weiterkommen“ des Landes Sachsen-Anhalt
soll Abhilfe schaffen und Erstsemester
zum Studium an Elbe und Saale
locken. Dr. Christiane Lindner, Teamleiterin
der Kampagne, erklärt das Credo
der Initiative: Ein Studium an einer sachsen-anhaltinischen
Hochschule fördere
die Persönlichkeitsentwicklung. Und eine
starke Persönlichkeit sei neben solidem
Fachwissen im Berufsleben besonders
gefragt.
Warum das so ist, erklärt Lindner anhand
der Vorzüge eines Studiums in Sachsen-
Anhalt: Günstige Lebenshaltungskosten,
top ausgestattete Hochschulen mit einem
breiten Studienangebot, ein hohes
Forschungsniveau und ein persönliches
Betreuungsverhältnis aufgrund niedrigerer
Studentenzahlen. „Die günstigen Rahmenbedingungen
schaffen die nötigen
Freiräume für die Persönlichkeitsentwicklung
der Studierenden“, ist sich Lindner
sicher.
W+M
Foto: Till Junker
WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
FACHKRÄFTE | 41
„Qualifizierte Fachkräfte kann man
nur mit attraktiven Arbeits- und
Lebensbedingungen gewinnen“
Interview mit der Brandenburger Bildungsministerin Britta Ernst (SPD)
Foto: W+M
W+M: Der demografische Wandel wirft seine
Schatten voraus. Es fehlt an qualifizierten
Fachkräften. Längst nicht alle Ausbildungsplätze
werden belegt. Was wollen
Sie tun, um Fachkräfte und/oder Lehrlinge
ins Land zu holen?
Britta Ernst: Qualifizierte Fachkräfte oder
Auszubildende kann man nur mit attraktiven
Arbeits- und Lebensbedingungen gewinnen.
Die Arbeit muss passen, die Aufstiegschancen,
die Bezahlung. Aber auch
der Kitaplatz oder die Schule in der Nähe,
Einkaufsmöglichkeiten, der Arzt, bis hin
zu einem funktionierenden Vereinsleben.
Das stemmt nicht eine Ministerin allein, da
sind alle in der Verantwortung: die Unternehmen,
die Kommunen und das Land. Die
Landesregierung unterstützt zum Beispiel
mit insgesamt rund 200.000 Euro vier Initiativen,
die sich um ehemalige Brandenburgerinnen
und Brandenburger kümmern,
die einst abwanderten und jetzt mit einer
Rückkehr liebäugeln.
W+M: Welche Ideen haben Sie, um die Berufsorientierung
an den Schulen so zu qualifizieren,
dass auch wieder stärker Lehrberufe
und das Handwerk als attraktive Karrierewege
betrachtet werden?
Britta Ernst: Die Berufs- und Studienorientierung
an den Schulen hat für die Landesregierung
große Priorität und wurde schon
frühzeitig als ein zentrales Ziel schulischer
Bildung definiert. Fördermaßnahmen wurden
schon vor zehn Jahren auf den Weg
gebracht. Wir haben die „Landesstrategie
zur Berufs- und Studienorientierung“, Verwaltungsvorschriften
zur Berufs- und Studienorientierung
und das Thema im neuen
Rahmenlehrplan für die Jahrgangsstufen 1
– 10 verbindlich verankert.
Zu Beginn des aktuellen Schuljahres wurde
zudem zusammen mit der Handwerkskammer
Cottbus und vier Oberstufenzentren in
Südbrandenburg das Projekt „Berufliches
GymnasiumPlusHandwerk“ ins Leben gerufen.
Dabei können Schülerinnen und Schüler
auf dem Weg zum Abitur bereits Teilwissen
für die Meisterprüfung eines Handwerksberufs
erwerben. Wer diesen Weg wählt, bekommt
frühzeitig einen tieferen Einblick ins
Handwerk. Vorteil für beide Seiten: Künftigen
Abiturienten erschließen sich neue Perspektiven
bei der Berufswahl. Die Betriebe
können sich von Anfang an auf die Betreuung
geeigneter Nachwuchsführungskräfte
konzentrieren und diese frühzeitig für eine
Karriere im Handwerk motivieren.
Die Berufsorientierung zielt darauf, die
Mädchen und Jungen zu befähigen, am
Ende ihrer Schulzeit eine an ihren Fähigkeiten,
Interessen und Zielen orientierte Berufswahlentscheidung
treffen zu können.
Dabei sollen sie auch die beruflichen Anforderungen
und Perspektiven in den Blick
nehmen. Wir betreiben also keine „Berufe-Orientierung“,
sondern eine sehr praxisnahe
Berufs- und Studienorientierung, die
den Schülerinnen und Schülern auch Ausbildungsberufe
näher bringen soll. Dazu gehören
in der Sekundarstufe I beispielsweise
auch der „Zukunftstag für Mädchen und
Jungen“ und das in Brandenburg entwickelte
Unterrichtskonzept „Praxislernen“. Sie
sehen, Handwerksberufe haben ihren festen
Platz in der Berufs- und Studienorientierung
an unseren Schulen.
W+M: Mit welchen Mitteln könnte die duale
Ausbildung attraktiver gemacht werden?
Britta Ernst: Wir müssen immer wieder
auf die Vorzüge einer dualen Ausbildung
hinweisen. Am besten gelingt das miteinander,
durch gute Zusammenarbeit. Wir
– und damit meine ich das Land, die Kammern
und auch die Ausbildungsbetriebe –
müssen das Image der dualen Ausbildung
verbessern und jungen
Menschen die damit
möglichen
Karrierechancen
zeigen. Die duale
Ausbildung ist
ein sehr attraktiver
Berufsweg
mit vielen Entwicklungsmöglichkeiten,
über
die viel zu wenig
bekannt ist. Unsere
Ausbildungsoffensive
„Brandenburg
will Dich! Hier
hat Ausbildung Zukunft“
will das ändern
helfen.
Interview:
Karsten Hintzmann
ZUR PERSON
Britta Ernst wurde am 23. Februar 1961
in Hamburg geboren. Nach dem Abitur
absolvierte sie zunächst eine Berufsausbildung
zur Kauffrau der Grundstücks-
und Wohnungswirtschaft. Daran
schloss sich ein Studium zur Diplom-
Sozialökonomin an. 1978 trat sie in die
SPD ein. Von 1997 bis 2011 war Britta
Ernst Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft.
Zwischen September 2014
und Juni 2017 hatte sie das Amt der
Ministerin für Schule und berufliche Bildung
in Schleswig-Holstein inne. Seit
dem 28. September 2017 ist sie brandenburgische
Ministerin für Bildung, Jugend
und Sport.
Britta Ernst ist mit dem SPD-Politiker
und Bundesfinanzminister Olaf Scholz
verheiratet.
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
42 | W+M TITEL
Die Familie im Fokus
Ein guter Lohn allein reicht vielfach nicht als Anreiz für Fachkräfte.
Viele Mitarbeiter suchen darüber hinaus nach familienfreundlichen
Arbeitsbedingungen. Diese bieten auch immer mehr ostdeutsche
Mittelständler. Von Matthias Salm
Mit der ersten Frühlingssonne läuft
bei der Lewens Sonnenschutz-
Systeme GmbH & Co. KG die Produktion
auf Hochtouren. Der Ludwigsluster
Spezialist für Markisen und Glasdächer liefert
Sonnen- und Wetterschutzprodukte in
alle Welt. Markisen sind Saisonprodukte –
im Frühling und Sommer boomt die Nachfrage.
Rund 200 Mitarbeiter sorgen dafür,
dass auch in Spitzenzeiten die Produktqualität
gewahrt bleibt.
Im Kampf gegen den Fachkräftemangel
setzt Lewens nun auf den Faktor Familie.
Seit 2017 trägt das Unternehmen das Familiensiegel
der Wirtschaftsförderungsgesellschaft
Südwestmecklenburg. Das Siegel
wird Unternehmen verliehen, die sich
durch ein besonders familienfreundliches
Engagement auszeichnen, etwa durch flexible
Arbeitszeitmodelle, Kinderbetreuungsangebote
oder betriebliches Gesundheitsmanagement.
„Wir haben beispielsweise in den lokalen
Kindertagesstätten Kontingente für unsere
Mitarbeiter reserviert und zahlen einen Zuschuss
zu den Betreuungskosten“, erklärt
Moritz Daigfuss, der das Projekt der Zertifizierung
im Unternehmen leitete. Auch Sonderzahlungen
oder Sonderurlaub
zu familiären
Anlässen wie der
Geburt eines
Kindes oder
zur Hochzeit
gewähren
die Mecklenburger.
Mit einer großen Krankenkasse
arbeitet Lewens gegenwärtig an einem
Konzept zum Gesundheitsmanagement –
Gesundheitsangebote, betont Daigfuss,
stünden bei den Mitarbeitern besonders
hoch im Kurs.
Dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
zu einer immer größeren Herausforderung
bei der Suche nach Fachkräften wird,
glaubt auch Sebastian Ritter, CEO des Ilmenauer
Software-Unternehmens ifesca
GmbH. Dafür zu sorgen, dass Mitarbeiter
ihr Familienleben im Arbeitsalltag gut organisiert
bekommen, gehört daher zum Kern
der Personalpolitik des innovativen Thüringer
Start-ups. Die ifesca GmbH hat sich folgerichtig
als „Familienfreundlicher Arbeitgeber“
zertifizieren lassen, ein Qualitätssiegel,
das die Bertelsmann-Stiftung bundesweit
vergibt.
1998 gründete der Diplom-Kaufmann und
heutige Geschäftsführer Götz Albrecht
Lewens das Unternehmen. Es produziert
hochwertige Markisen und Glasdächer im
vollstufigen Betrieb – von der Konstruktionsentwicklung
über die Stoffkonfektion
bis zur Montage. Doch auch in Ludwigslust
wie in der gesamten Region Westmecklenburg
hemmt der Fachkräfteengpass die Expansion.
Für eine Erweiterung des Personalbestands
um rund 40 neue Mitarbeiter
musste der Mittelständler jüngst auch jenseits
der Grenzen in Polen suchen und fündig
werden.
WUNSCH NACH FAMILIENFREUNDLICHKEIT
Antwort des Unternehmens
Antwort der Beschäftigten
Laut Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit 2016 des Bundesfamilienministeriums
halten rund 77 Prozent der Unternehmen familienfreundliche Maßnahmen
im Betrieb für wichtig. Familienfreundliche Maßnahmen sind wichtig für:
Das Unternehmen
Beschäftigte mit Kindern
Beschäftigte mit pflegebedürftigen
Angehörigen
Beschäftigte ohne Kinder &
pflegebedürftige Angehörige
42,9 %
77,4 %
92,2 %
96,1 %
87,9 %
83,1 %
81,2 %
„Wir wollten unsere Firmenphilosophie
auch nach außen dokumentieren“, begründet
Ritter die Zertifizierung. Zu den familienfreundlichen
Maßnahmen im Unternehmen
zählen unter anderem Teilzeitangebote für
Führungskräfte, die Möglichkeit, Kinder im
Bedarfsfall mit ins Unternehmen bringen zu
können oder Gutscheine für Gesundheitskurse,
die an neue Mitarbeiter ausgegeben
werden.
So wie die Ilmenauer setzen immer
mehr mittelständische ostdeutsche
Betriebe auf familienfreundliche
Leistungen, die die Lebenswirklichkeit
der Mitarbeiter stärker berücksichtigen.
Die Palette reicht dabei von
flexiblen Arbeitszeitmodellen über mobiles
Arbeiten bis hin zu Kinderbetreuungsangeboten.
Dabei gilt: Je mehr die Arbeitgeber
auf die individuellen Bedürfnisse ihrer
Beschäftigten eingehen, desto größer ist
ihr Gewinn vor allem bei der Personalsuche.
Zu den Zukunftsmodellen in der familienorientierten
Personalpolitik zählt die vollzeitnahe
Teilzeit. Sie spricht vor allem Führungskräfte
an. So können beispielsweise Väter
familiäre Verpflichtungen erfüllen, ohne größere
Einkommenseinbußen zu erleiden.
Mütter, die bisher nur in normaler Teilzeit
beschäftigt sind, können so ihre Arbeitszeit
ausweiten und bessere Karriereper-
Illustration: Designed by Freepik, Quelle Grafik: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
FACHKRÄFTE | 43
Foto: ifesca GmbH
spektiven entwickeln.
Wer vollzeitnahe Teilzeitmodelle
im Unternehmen
einführen
möchte,
sollte zunächst
eine Kapazitätsanalyse
durchführen.
Eine bedarfsgerechte
Ermittlung
der Kapazitäten
ermöglicht eine
gerechte Verteilung der
Arbeit auf die vorhandenen Personalressourcen.
Neue Chancen für die Vereinbarkeit von Beruf
und Familie eröffnet vor allem die Digitalisierung.
Sie fördert Home-Office-Lösungen
und das mobile Arbeiten, also die
Erledigung von beruflichen Aufgaben an
unterschiedlichen Orten. Dazu muss der Arbeitgeber
zunächst ermitteln, welche Aufgaben
im Unternehmen keine Präsenz erfordern
und extern erledigt werden können.
Sebastian Ritter,
CEO der ifesca GmbH.
Darüber hinaus sind die technischen
Voraussetzungen
für mobiles Arbeiten und
für Home-Office-Arbeitsplätze
wie etwa die passenden
Endgeräte und geeignete
Datenverbindungen nötig.
In manchen Unternehmen
müssen auch Datenschutzauflagen
und Fragen des Arbeits- und Versicherungsschutzes
berücksichtigt werden.
Empfehlenswert ist die Einführung mobilen
Arbeitens im Form einer Testphase oder eines
Pilotprojekts im Unternehmen.
Arbeitnehmer mit Kindern können zudem
entlastet werden, wenn Arbeitgeber Unterstützung
bei der Suche nach Kita-Plätzen
und bei deren Finanzierung leisten. Belegplätze
in Kindertageseinrichtungen sind
ein attraktives Angebot, das Firmen als Argument
bei der Suche nach Fachkräften in
die Waagschale werfen können. Je nach der
Größe des Betriebes lassen sich eigene Betreuungsangebote
wie eine Betriebskita realisieren
oder diese können in Kooperation
mit anderen Betrieben in der Nachbarschaft
eingerichtet werden. Auch finanzielle Hilfen
wie Zuschüsse zu den Kita-Kosten sind bei
Arbeitnehmern zunehmend gefragt. Der Gegenwert:
Der finanzielle Zuschuss schafft einen
Anreiz für kürzere Elternzeiten. W+M
TIPP: SIEGEL FÜR DIE
PERSONALAKQUISE
Mittlerweile bieten verschiedene regionale
Institutionen Zertifizierungen für familienorientierte
Arbeitgeber an, so beispielsweise
in Jena, Brandenburg/Havel
oder im Landkreis Ludwigslust-Parchim.
Wer sich bundesweit zertifizieren lassen
möchte, kann das Qualitätssiegel „Familienfreundlicher
Arbeitgeber" der Bertelsmann-Stiftung
beantragen. Mehr zum
Zertifizierungsprozess unter
www.familienfreundlicher-arbeitgeber.de
Advertorial
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Sie stehen vor der Entscheidung wie es
beruflich weitergehen soll und welche
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sich neu ausrichten? Sie haben vor, Ihre
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www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
44 | W+M TITEL FACHKRÄFTE
RAGNITZ KOMMENTIERT
Fachkräftemangel ist ein
gesamtwirtschaftliches Problem
Fast jedes Unternehmen in Ostdeutschland,
das neue Arbeitskräfte
einstellen will, kennt das Problem:
Geeignete Bewerber sind immer schwerer
zu finden. Anders als in der Vergangenheit
haben heute die Arbeitnehmer das
Privileg, Forderungen an ihren Arbeitgeber
stellen zu können. Die Unternehmen müssen
also liefern: durch höhere Löhne und
attraktive Arbeitszeiten, durch bessere
Aufstiegschancen, durch Qualifizierungsangebote
und ähnliches mehr. Wer dies
nicht kann, hat ziemlich schlechte Karten.
Was aus einzelbetrieblicher Sicht vernünftig
ist, muss jedoch in gesamtwirtschaftlicher
Perspektive versagen, wenn einfach
nicht mehr genügend Arbeitskräfte
vorhanden sind – derjenige, der bei Firma
Müller einen Arbeitsvertrag unterschreibt,
fehlt dann bei Firma Meyer. Wegen der
geringen Größe der jetzt ins Berufsleben
eintretenden Geburtsjahrgänge dürfte
sich der Arbeitskräftemangel in Zukunft
zudem nochmals verschärfen: Schon mengenmäßig
können in den kommenden Jahren
nicht mehr alle aus Altersgründen ausscheidenden
Beschäftigten ersetzt werden.
Unternehmenswachstum ist dann in
der Breite erst recht nicht mehr möglich.
Zu befürchten ist, dass sich das letzten Endes
negativ auch auf die Produktionsmöglichkeiten
und damit auf das Wohlstandsniveau
in den ostdeutschen Bundesländern
auswirken wird. In gesamtwirtschaftlicher
Sicht kann es deshalb nur darum gehen,
die Zahl der erwerbsfähigen Personen in
Ostdeutschland insgesamt zu erhöhen.
Rückwanderer aus dem Westen sind
dabei sicherlich nicht die relevante Zielgruppe,
denn auch dort ringen die Unternehmen
zunehmend mit dem Problem
des Fachkräftemangels. Zudem sind die
meisten Personen, die Ostdeutschland
in den vergangenen 25 Jahren verlassen
haben, inzwischen auch nahe dem Rentenalter.
Es braucht also Zuwanderung
aus dem Ausland, die man nicht nur zähneknirschend
akzeptieren darf, sondern
offensiv forcieren muss. Dies ist auch
nicht primär Aufgabe der großen Politik
– die geltenden Regelungen für die Zuwanderung
nach Deutschland sind ausreichend
liberal – sondern vielmehr Aufgabe
für die regionale und lokale Ebene.
Es geht dabei um die Schaffung attraktiver
Arbeits- und Lebensbedingungen für
Zuzügler aus dem Ausland, um verstärkte
Integrationsangebote, um die Etablierung
einer gesellschaftlichen
Willkommenskultur
und dergleichen mehr.
Dies macht deutlich,
dass hierbei nicht allein
die Unternehmen
gefordert sind,
sondern auch die
öffentlichen Verwaltungen,
die lokale
Politik, die Zivilgesellschaft:
kurzum,
das ganze Spektrum
regionaler Akteure.
Wenn es nicht gelingt,
Zuwanderung
Prof. Dr. Joachim Ragnitz
ist Stellvertretender Leiter
des ifo-Instituts Dresden.
nach Ostdeutschland in ausreichendem
Maße zu organisieren, so bleibt den Unternehmen
nur noch, mit weniger Personal
auszukommen – also menschliche
Arbeitskraft durch Investitionen in Maschinen
und Ausrüstungen zu ersetzen.
Potenziale hierfür gibt es sicherlich, aber
es klingt einfacher als es ist, denn der
Einsatz moderner Technik ist im Zweifel
teurer als die Beschäftigung billiger Arbeitskräfte
und kann deswegen bestehende
Geschäftsmodelle obsolet werden
lassen. Zudem setzt der Umgang
mit modernen Maschinen auch entsprechende
Erfahrungen und Kenntnisse voraus,
erfordert also erst recht den Einsatz
hochqualifizierter Arbeitskräfte. Man
wird daher auch in verstärkte Qualifizierungsmaßnahmen
investieren müssen,
die ebenfalls Geld kosten.
Wie man es auch dreht und wendet:
Letzten Endes steht die
ostdeutsche Wirtschaft
vor enormen Herausforderungen.
Aber damit
hat man ja im Osten
seine Erfahrungen.
Insoweit kann man
wohl optimistisch
sein, dass sich auch
die aus dem Fachkräftemangel
resultierenden
Probleme
werden lösen lassen.
Je früher man damit
anfängt, desto besser
ist es. W+M
Illustration: bizvector/fotolia.com, Foto: ifo
WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
Foto: Fotolia/Javier brosch
Schon gehört?
Wirtschaft im Osten gibt‘s jetzt
im neuen Newsletter von W+M
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28. Jahrgang | Heft 3 | Mai/Juni 2017 | ZKZ 84618 | Deutschland 6,50 €
001_Titelentwürfe_WuM_0317 1 19.04.2017 14:57:16
0 3 >Die
4
46 | W+M UMFRAGE
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WIRTSCHAFT+
MARKT
29. Jahrgang | Heft 1 | Januar/Februar 2018 | ZKZ 84618 | Deutschland 6,50 €
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WIRTSCHAFT+
MARKT
EXKLUSIV
Michael Müller über
in Berlin
ZUKUNFTSORT
EUREF-Campus
in Schöneberg
REPORT
Autohandel
im Umbruch
RATGEBER
Klug aus der
Insolvenz kaufen
Milliardeninvestitionen
29. Jahrgang | Heft 2 | März/April 2018 | ZKZ 84618 | Deutschland 6,50 €
Digitalisierung
So managt der Osten auch diese Wende
01_Titel_W+M_0 18 1 07.12.2017 12:59:37
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Vorname
Straße, Hausnummer
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EXKLUSIV
Ministerpräsident
Haseloff will
Ostbeauftragten
im Kanzleramt
STUDIE
Ost-Firmen auf
Wachstumskurs
REPORT
Aufbruch ins neue
Autozeitalter
RATGEBER
Neuerungen
rund ums Geld
WIRTSCHAFT+
MARKT
E-Mail-Adresse (zur Gewinnbenachrichtigung)
Unternehmen
BERLIN
BUNDESTAGS-
BILANZ
Wie engagiert war
Ihr Abgeordneter?
MINDESTLOHN
Wie die Zollkontrollen
den Mittelstand belasten
EXKLUSIV
Erwin Sellering über
das Ende der
Russland-Sanktionen
REPORT
Der Aufstieg von
Schloss Wackerbarth
AUTO
Passende Limousinen
für jeden Unternehmer
Industrie 4.0
Wir können
MASCHINEN
Warum der Osten so interessant für Investoren aus dem Reich der Mitte ist
001_Titel_W+M_0218 1 14.02.2018 13:42:12
Chinesen kommen
1 9 8 4 6 1 8 0 6 5 0 0
Ihr Feedback ist uns wichtig.
Als Dankeschön verlosen wir unter
den Einsendern unter anderem Gutscheine
für ein kostenloses Schnuppergolfen
in Wall, Greenfee-Gutscheine
für 18 Löcher auf Schloss Ranzow,
Schloss Meisdorf und im Berliner Golf
& Country Club Motzener See.
Freundliche Grüße
Frank Nehring (Verleger)
BITTE SENDEN SIE IHRE ANTWORT AN:
W+M Wirtschaft und Markt GmbH
Charlottenstraße 65
10117 Berlin
umfrage@wirtschaft-markt.de
030 505638-21
1 Wie regelmäßig lesen Sie
WIRTSCHAFT+MARKT?
sehr sporadisch
gelegentlich
etwa jede zweite Ausgabe
jede Ausgabe
2 Wieviel Prozent des jeweiligen
Heftes lesen Sie in etwa?
bis etwa 25 Prozent
25 – 50 Prozent
50 – 75 Prozent
75 – 100 Prozent
3 Welche Themenbereiche
interessieren Sie?
1=sehr interessant,2=interessant,
3=hin und wieder,4=gar nicht
1 2 3 4
Politik
Länderreports
News & Personalia
Unternehmen
Unternehmensporträts,
,Visionäre Macher‘ u. Ä.
International
Ratgeber
• Steuern
• Recht
• Betrieb & Management
• Finanzen & Versicherungen
• Gründung
• Büro
• Kultur
Netzwerk
Berichterstattung von Events
Lifestyle-Themen
(Autos, Uhren, Mode)
4 Welche Kanäle nutzen Sie
generell, um sich für den beruflichen
Alltag zu informieren?
(Mehrfachnennungen sind möglich)
Fachzeitschriften
Online-Auftritte
von Zeitschriften/Magazinen
Newsletter
LinkedIn
Twitter
Instagram
XING
Facebook
Foto: Hotel & Golf Schloss Ranzow
WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
W+M UMFRAGE | 47
Foto: Designed by Freepik
5 Welche zusätzlichen
Angebote von W+M nutzen
Sie für den Informationsprozess
im beruflichen Alltag?
(Mehrfachnennungen sind möglich)
Website wirtschaft-markt.de
Newsletter W+M News
Youtube-Channel von W+M/OWF
W+M-Gruppe auf XING
Twitter-Channel vom OWF
OWF auf Instagram
6 Über welche weiteren Quellen
sammeln Sie wichtiges Wissen
für Ihren beruflichen Alltag?
1=oft, 2=punktuell, 3=selten , 4=nie
1 2 3 4
Fachbücher
Externe Seminare/
Workshops
Interne Fortbildungen
Messen/Kongresse
e-Learning/Webinare
Bundesverbände/
Kammern
Apps
7 Sind Sie Abonnent von W+M?
Ja
Nein
8 Wenn nein, würden Sie sich für
ein Zeitschriftenabo entscheiden,
wenn es neben der Zeitschrift
weitere, kostenfreie Zusatzleistungen
gäbe (z. B. Digitalausgabe,
Rabatte, Veranstaltungen,
Archiv etc.)?
Ja
Nein
9 Würden Sie eine Netzwerk-
Veranstaltung von W+M
besuchen, um sich dort mit
Gleichgesinnten und Experten
auszutauschen?
Ja
Nein
10 Welche Anfahrtszeit würden
Sie für ein Netzwerk-Event
maximal in Kauf nehmen?
bis 30 Minuten
bis 1 Stunde
bis 2 Stunden
11 Haben Sie bereits Netzwerk-
Events besucht?
Ja
Nein
12 Wenn ja, kostenpflichtig oder
kostenlos?
13 Sie sind:
Kostenpflichtig
Kostenlos
männlich
14 Wie alt sind Sie?
unter 25 Jahre
25 – 35 Jahre
36 – 45 Jahre
46 – 55 Iahre
über 55 Jahre
weiblich
15 Welche Position haben Sie im
Unternehmen?
(Mehrfachnennungen sind möglich)
Eigentümer/Gesellschafter
Geschäftsführer
Prokurist
Sonstiges:
16 Wie groß
ist das Unternehmen?
bis 9 Mitarbeiter
10 – 49 Mitarbeiter
50 – 249 Mitarbeiter
über 250 Mitarbeiter
17 Wie hoch ist Ihr jährliches
Bruttoeinkommen?
bis 50.000 EUR
50.000 – 80.000 EUR
über 80.000 EUR
18 Welcher Branche würden Sie Ihr
Unternehmen zuordnen?
Automobil
Chemie
Dienstleistungen
Energie
Finanzen
Forschung & Innovation
Gesundheit & Medizin
Handel
Handwerk
Industrie
Internet/IT, Medien &
Kreativwirtschaft
Land- und Forstwirtschaft
PR, Kommunikation & Werbung
Tourismus
Verkehr & Logistik
Sonstige:
19 Sind Sie aktives Mitglied in
einem Unternehmerverband?
Ja
Nein
20 Welcher ist Ihr höchster
Bildungsabschluss?
Berufsausbildung
Meister
Bachelor
Master
Fachschule
Hochschule
Universität
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
48 | W+M RATGEBER
Moderne Notebooks
für Unternehmer
Die Auswahl an Notebooks ist mittlerweile schier
unendlich. In Bezug auf Display, Arbeitsspeicher,
Größe, Gewicht und Hardware-Ausstattung hat der
Kunde die Qual der Wahl. WIRTSCHAFT+MARKT
hilft Ihnen durch den Notebook-Dschungel
und stellt Ihnen attraktive Modelle von acht
verschiedenen Herstellern für den Büroalltag vor.
Lenovo ThinkPad X1 Yoga
Arbeitsspeicher: bis 16 GB, Festplatte: bis 1 TB SSD,
Akkulaufzeit: 15 Std., Display: 14 Zoll, Auflösung 1.920 x 2.160 Pixel,
Intel® Core i5- oder i7- Prozessor der 8. Generation, Kunststoff-Gehäuse, Gewicht:
1.400 g, USB-3.0- und HDMI-Schnittstelle, Touchscreen, 360-Grad-Scharnier und
ThinkPad Pen Preis: ab 1.849 Euro
HP Spectre 13
Arbeitsspeicher: bis 16 GB, Festplatte:
bis 1 TB SSD, Akkulaufzeit: 11 Std.,
Display: 13,3 Zoll, Auflösung 3.840 x
2.160 Pixel, Intel® Core i5- oder i7-
Prozessor der 8. Generation, Aluminium-
Gehäuse, Gewicht: 1.100 g, USB-C- und
HDMI-Schnittstelle, Touchscreen
Preis: ab 1.299 Euro
Dell Latitude 5480
Arbeitsspeicher: bis 8 GB, Festplatte: bis 256 GB SSD,
Akkulaufzeit: 16 Std., Display: 14 Zoll, Auflösung 1.920 x 1.080
Pixel, Intel® Core i5- oder i7- Prozessor der 7. Generation,
Kunststoff-Gehäuse, Gewicht: 1.600g, USB-3.0- und HDMI-
Schnittstelle, Touchscreen Preis: ab 859 Euro
WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
BÜRO | 49
Asus ZenBook 13
Arbeitsspeicher: bis 16 GB, Festplatte: bis 1 TB SSD, Akkulaufzeit: 14 Std., Display:
13,3 Zoll Nano Edge, Auflösung 1.920 x 1.080 Pixel, Intel® Core i5- oder i7- Prozessor
der 8. Generation, Aluminium-Gehäuse, Gewicht: 1.120 g, USB-C- und
HDMI-Schnittstelle, Fingerabdruck-Sensor Preis: ab 999 Euro
Acer Swift 5
Arbeitsspeicher: bis 16 GB, Festplatte: bis 512 GB SSD, Akkulaufzeit: 8 Std., Display:
14 Zoll IPS, Auflösung 1.920 x 1.080 Pixel, Intel® Core i5- oder i7- Prozessor der
8. Generation, Gehäuse mit Magnesium-Lithium-Legierung, Gewicht: 970g, USB-C- und
HDMI-Schnittstelle, Fingerabdruck-Sensor und Touchscreen Preis: ab 999 Euro
Fujitsu Lifebook U938
Arbeitsspeicher: bis 16 GB, Festplatte: bis 1 TB SSD, Akkulaufzeit: 13 Std., Display:
13,3 Zoll, Auflösung 1.920 x 1.080 Pixel, Intel® Core i5- oder i7- Prozessor der
8. Generation, Magnesium-Gehäuse, Gewicht: 920 g, USB-C-, USB-3.0- und HDMI-
Schnittstelle, Fingerabdruck-Sensor Preis: ab 1.400 Euro
Toshiba Tecra X40-E-1208
Arbeitsspeicher: bis 32 GB, Festplatte: bis 256 GB SSD, Akkulaufzeit: 11,25 Std.,
Display: 14 Zoll, Auflösung 1.920 x 2.160 Pixel, Intel® Core i5- oder i7- Prozessor
der 8. Generation, Magnesium-Gehäuse, Gewicht: 1.250 g, USB-3.0- und HDMI-
Schnittstelle, Fingerabdruck-Sensor und Touchscreen Preis: ab 1.599 Euro
Medion AKOYA S3409
Arbeitsspeicher: 8 GB, Festplatte: 512 GB SSD, Akkulaufzeit:
4 Std., Display: 13,3 Zoll IPS, Auflösung 3.200 x 1.800 Pixel,
Intel® Core i5- oder i7- Prozessor der 7. Generation, Aluminium-Gehäuse,
Gewicht: 1.300 g, USB-C-, USB-3.0- und
HDMI-Schnittstelle Preis: 799 Euro
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
50 | W+M RATGEBER
ein Unternehmen gibt, dem es wirtschaftlich
immer nur gut geht. In der Regel ist
wirtschaftlicher Erfolg ein permanentes
Auf und Ab.
Zweitens: Die Krise übersteht, wer rechtzeitig
vorgesorgt hat (Eigenkapital), nicht
alles auf eine Karte setzt, unnötig hohe Risiken
vermeidet, sich ständig dem Markt
anpasst und wer letztendlich über das notwendige
„dicke Fell“ und einen harten
Willen verfügt, um auch schwere Zeiten
durchzustehen. Eine robuste Psyche und
Gesundheit kommen dazu.
Perspektiven
in der Insolvenz
Drittens: Lässt sich die Insolvenz nicht
vermeiden, ist es für viele wie eine Erlösung.
Wer jahrelang versucht hat, „die Kurve
zu kriegen“ und es allein nicht schafft,
kann sich einen guten Sanierer oder einen
erfahrenen Insolvenzverwalter aussuchen,
die „das Ruder umlegen“ und das Unternehmen
wieder flott machen. Das Gesetz
erleichtert es Insolvenzverwaltern, wirtschaftliche
Schieflagen wieder gerade zu
rücken. Nach der Sanierung oder der Insolvenz
steht der Unternehmer in der Regel
entschuldet wieder in seinem Unternehmen
und hat die Chance, neu durchzustarten.
Der eine oder andere entwickelt dann
auch ungeahnte Kräfte.
DER AUTOR
Prof. Dr. Florian
Stapper ist Fachanwalt
für Insolvenzund
Steuerrecht und
Inhaber von STAPPER
Insolvenz- und
Zwangsverwaltung.
Wer insolvent oder pleite ist,
meint häufig, er sei für den Rest
seines Lebens ruiniert und habe
keinerlei Chance mehr, am Wirtschaftsleben
teilzunehmen, Geld zu verdienen und
sich und seinen Angehörigen ein angenehmes
Leben zu ermöglichen. In der Insolvenz
kommen nicht selten mehrere Dinge
zusammen oder es gilt der Grundsatz:
„Ein Unglück kommt selten allein“. Häufig
entpuppen sich vermeintlich interessante
Aufträge als nicht
kostendeckend, fest eingeplante
Zahlungen bleiben aus, aus Betriebsprüfungen
des Finanzamtes ergeben
sich nicht eingeplante Verpflichtungen,
Maschinen oder Personalausfälle
lähmen die Produktion und vieles andere
mehr. Die Kumulation der Risiken kann
dann schneller in die Insolvenz führen als
sich manch einer vorstellt. Nicht selten arbeitet
ein Betrieb aber auch seit Jahren defizitär
und die Insolvenz ist dann lediglich
die Folge jahrelanger Misswirtschaft.
Die Vorstellung, die Insolvenz
biete keine Perspektiven, ist
auch dann häufig falsch:
Erstens: Eine Reihe
erfolgreicher Unternehmer
war schon
einmal insolvent oder
knapp davor. Erfahrene
Banker, Sanierer
und Insolvenzverwalter
berichten, dass es kaum
Viertens: Will oder kann der Unternehmer
nicht mehr, wickelt ein Profi das Unternehmen
ab. Der Unternehmer, der häufig
auch der Geschäftsführer oder Vorstand
ist, kümmert sich dann um seine persönliche
Entschuldung und kann danach neu
durchstarten.
Fünftens: Bei Privatpersonen erteilt der
Staat die Restschuldbefreiung nach fünf
oder sechs Jahren oder durch Insolvenzplan
wird die Befreiung von allen Verbindlichkeiten
deutlich schneller und effektiver
(in der Regel innerhalb von sechs Monaten)
erreicht.
In Krise und Insolvenz zählen daher die Strategie
und eine klare Perspektive, in der Regel
begleitet von einem guten Sanierer oder
Insolvenzverwalter. Krise und Insolvenz
sind dann nicht das Ende, sondern häufig
der Beginn einer neuen erfolgreichen wirtschaftlichen
Tätigkeit. Florian Stapper
Illustration: Alexey Shkitenkov/fotolia.com, Foto: Stapper
WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
MANAGEMENT | 51
Es wird
nicht einfacher
an der Wirtschaftskraft des Unternehmens
orientieren. Bei Unternehmen mit mehr als
100 Millionen Euro Umsatz soll die Höchstgrenze
bei zehn Prozent des Umsatzes liegen.
Es sollen weitere Sanktionsinstrumente
geschaffen werden.
Illustration: PureSolution/ fotolia.com, Foto: Peter Badge
Die schwarz-rote Koalition auf Bundesebene steht endlich und damit
kommt auch der Koalitionsvertrag zur Geltung. Hier wird es nicht
nur einige Erleichterungen für Verbraucher geben. Auch auf die
Unternehmer kommt einiges zu. Und sicher ist: Es wird nicht einfacher.
Von Prof. Dr. Peter Fissenewert
Keine Toleranz bei Wirtschaftskriminalität,
so lautet die Überschrift im
Koalitionsvertrag. Der bisherige Justizminister
Heiko Maas hatte dies ja noch
kurz vor der Bundestagswahl im vergangenen
September eingefordert, obwohl
Deutschland bereits über das schärfste
Managerstrafrecht weltweit verfügt.
Unternehmenssanktionen
Die neue Koalition will sicherstellen, dass
Wirtschaftskriminalität wirksam verfolgt
und angemessen geahndet wird. Deshalb
soll das Sanktionsrecht für Unternehmen
neu geregelt werden. Es soll garantiert
werden, dass bei Wirtschaftskriminalität
grundsätzlich auch die Unternehmen
stärker bestraft werden. Bislang ist dies
ja in weiten Teilen nur bei den Tätern, also
den Mitarbeitern oder Managern, möglich.
Wörtlich heißt es: „Wir wollen sicherstellen,
dass Wirtschaftskriminalität wirksam
verfolgt und angemessen geahndet wird.
Deshalb regeln wir das Sanktionsrecht für
Unternehmen neu. Wir werden sicherstellen,
dass der Wirtschaftskriminalität
grundsätzlich auch die von Fehlverhalten
von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern profitierenden
Unternehmen stärker sanktioniert
werden.“ Dies ist eine klare Aussage
hin zu einem Unternehmensstrafrecht
beziehungsweise einem verschärften Ordnungswidrigkeitenrecht.
Derzeit existiert
ein solches Strafrecht ja in Deutschland
(noch) nicht und in den meisten Fällen können
nur die Mitarbeiter zur Rechenschaft
gezogen werden, die Unternehmen selbst
aber nur in Ausnahmefällen.
Abkehr vom Opportunitätsprinzip
Es soll eine Abkehr vom Opportunitätsprinzip
geben. Das Opportunitätsprinzip beschreibt
das Handeln einer Ordnungsbehörde
im Fall einer Gefahr. Die Ordnungsbehörde
kann, muss aber nicht eingreifen.
Dadurch soll für eine bundesweit einheitliche
Rechtsanwendung gesorgt werden.
Zugleich sollen spezifische Regelungen
über Verfahrenseinstellungen geschaffen
und das geltende Sanktionsinstrumentarium
erweitert
werden: Die geltende
Bußgeldobergrenze
von bis zu zehn
Millionen Euro ist
für kleinere Unternehmen
zu
hoch, zugleich
für große Konzerne
zu niedrig.
Die Höhe der Sanktionen
soll sich künftig
Öffentliche Bekanntmachung
„Die Sanktionen sollen auf geeignetem
Weg öffentlich bekannt gemacht werden.“
Zugleich soll es gesetzliche Vorgaben für
„Internal Investigations“ geben. Hierzu zählen
auch gesetzliche Anreize zur Aufklärungshilfe
und zur anschließenden Offenlegung.
„Internal Investigations“ sind häufiger
im Koalitionsvertrag zu finden. Dies
scheint der neunen Bundesregierung ein
Anliegen zu sein. So will man ein gesetzliches
Regelungskorsett schaffen, das insbesondere
den Umgang mit beschlagnahmten
Unterlagen und die Durchsuchungsmöglichkeiten
berücksichtigt. Es sollen gesetzliche
Anreize zur Aufklärungshilfe durch interne
Untersuchungen und der Offenlegung ihrer
Erkenntnisse gesetzt werden.
Auch die Terrorismusbekämpfung soll
verstärkt werden und dies hat unmittelbare
Auswirkungen auch zum Thema
Wirtschaftskriminalität.
W+M
DER AUTOR
Prof. Dr. Peter Fissenewert ist Rechtsanwalt
und Partner der Kanzlei
Buse Heberer Fromm. Seit
Jahren beschäftigt er sich
mit wirtschaftsrechtlichen
Themen rund um Compliance.
Er zählt zu den
führenden Beratern und
Autoren in diesem Bereich
und nimmt regelmäßig als
Redner an hochkarätigen
Fachveranstaltungen teil.
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
52 | W+M RATGEBER IT
EU-Datenschutz-Grundverordnung
Warum Sie auf professionelle
CRM-Software setzen sollten
Die EU-Datenschutz-Grundverordnung (EU-DSGVO) wirft ihre
Schatten voraus. Und man kann an dieser Stelle tatsächlich eher
von Schatten sprechen, da oftmals nur die negativen Seiten der
Verordnung aufgezeigt werden. Das ist allerdings der falsche Ansatz:
Mit den richtigen Helfern wird die Umsetzung der EU-DSGVO für Sie
zum Kinderspiel. Von Jürgen Litz
Für die Gestaltung
eines effizienten
Datenschutz-Managements,
müssen
die Funktionalitäten jedoch
über den Kern hinausgehen:
Gibt es beispielsweise ein Datenschutz-Cockpit
oder -Center, über das das
Management einen Überblick darüber behält,
wie die eigene Datenbank datenschutztechnisch
aufgestellt ist? Oder kann ein Datenschutzbeauftragter
anhand eines Drill-
Downs erfahren, wie viele Adressen zur
Löschung vorgemerkt sind? Eine professionelle
CRM-Software sollte das leisten können.
Nur diejenigen, die sich aktiv mit den
gespeicherten Daten beschäftigen und darüber
informiert sind, wie das eigene Unternehmen
den Datenschutz umsetzt, können
mögliche Fehlerquellen schnell identifizieren
und Arbeitsprozesse effizient gestalten.
Für ein effizientes Datenschutzmanagement müssen die Software-Funktionalitäten über den
Kern hinausgehen.
Erinnern Sie sich an das Jahr-2000-Problem?
Großflächige Stromausfälle oder
sogar Flugzeugabstürze wurden prognostiziert.
Der tatsächliche Schaden hielt
sich sehr in Grenzen. Warum? Weil das Problem
rechtzeitig erkannt und entsprechende
Maßnahmen getroffen wurden. Genauso
verhält es sich mit der EU-DSGVO. Es ist die
Rede von großen Abmahnwellen und großen
Einschränkungen für das E-Mail-Marketing,
die ab dem 25. Mai 2018 auf die Unternehmen
zukommen sollen. Wer sich allerdings
intensiv mit diesem Thema auseinandersetzt
und sich gut vorbereitet, wird
unter der EU-DSGVO nicht leiden müssen.
Im Gegenteil: Sie können davon profitieren.
Optimale Unterstützung
Die EU-DSGVO schreibt vor, dass betroffene
Personen unter anderem ein Recht auf
Auskunft, Löschung und Datenportabilität
haben. Setzt ein Unternehmen beispielsweise
keine CRM-Lösung zur Verwaltung
der Kundendaten ein, können diese Anforderungen
nur schwer umgesetzt werden.
Bei hunderten oder gar tausenden Kundendaten
ist Chaos vorprogrammiert. Gerade
deshalb sollten Sie bei der Software-Auswahl
genau darüber informiert sein, ob die
Kernfunktionalitäten geleistet werden können.
So sollte zum Beispiel sichergestellt
werden, dass die gespeicherten personenbezogenen
Daten in einem gängigen maschinenlesbaren
Format ausgegeben
werden können,
falls eine Person von ihrem
Recht auf Datenportabilität
Gebrauch
macht.
Der Datenschutz bietet Datenchancen
Unternehmen können durch die zielgerichtete
Verwendung personenbezogener Daten
leistungsfähiger sein. Mit datenschutzkonform
erhobenen Daten können Sie diese
bedenkenlos für moderne Kommunikationskanäle
wie zum Beispiel Newsletter
verwenden und individueller mit ihren Kunden
in Kontakt treten. Diese datenschutzkonforme
Interaktion sollten Sie ausbauen
und als Vertrauensbasis nutzen. Kunden
und Interessenten werden es sehr zu
schätzen wissen, wenn sie das Gefühl haben,
dass ihre Daten bei Ihnen in geschützten
Händen sind – ein wichtiger Grundbaustein
für eine gefestigte Kundenbindung.
Und das steigert wiederum Ihren Unternehmenserfolg.
W+M
DER AUTOR
Jürgen Litz ist seit neun Jahren Geschäftsführer
der cobra – computer’s
brainware GmbH und sieht seinen
Schwerpunkt in der strategischen Weiterentwicklung
des deutschen CRM-Anbieters.
Zuvor trug Litz beim Markenartikler
ADO acht Jahre
lang als Konzernvorstand
im Marketing und Vertrieb
die Verantwortung
für das weltweite Geschäft.
Im Hinblick auf
die EU-Datenschutz-
Grundverordnung
wirbt er für ein positives
Verständnis von
Datenschutz und Datenchancen.
Foto, Grafik: cobra – computer‘s brainware GmbH
WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
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0 3 >Die
4
W+M
WIRTSCHAFT+
MARKT
28. Jahrgang | Heft 1 | Januar/Februar 2017 | 5 | ZKZ 84618
DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN
WIRTSCHAFT+
MARKT
28. Jahrgang | Heft 2 | März/April 2017 | ZKZ 84618 | Deutschland 6,50 €
WIRTSCHAFT+
MARKT
28. Jahrgang | Heft 3 | Mai/Juni 2017 | ZKZ 84618 | Deutschland 6,50 €
NEUE SERIE:
BUNDESTAGS-
BILANZ
Wie engagiert war
Ihr Abgeordneter?
BERLIN
BUNDESTAGS-
BILANZ
Wie engagiert war
Ihr Abgeordneter?
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WELTMEISTER
MARKTFÜHRER AUS DEM OSTEN
GIPFELTREFFEN LÄNDERREPORT
Erstes Ostdeutsches Kreuzfahrt-Ritter
Wirtschaftsforum in aus Hongkong
Bad Saarow
erobern Werften
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RATGEBER
Firmenübergabe
erfolgreich
managen
Berlin
001_W+M_Titel_0318 1 18.04.2018 09:15:56
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vor der Hütte
€ BLÜHENDE
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28. Jahrgang | Heft 5 | September/Oktober 2017 | ZKZ 84618 | Deutschland 6,50 €
28. Jahrgang | Heft 6 | November/Dezember 2017 | ZKZ 84618 | Deutschland 6,50 €
WIRTSCHAFT+
MARKT
WIRTSCHAFT+
MARKT
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VORPOMMERN +
BRANDENBURG
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Verbrennungsmotors
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auch künftig auf einen
Ostbeauftragten setzt
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Mittelstand wachsen will
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Hohenstein-Ernstthal
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des Sommers
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1 9 8 4 6 1 8 0 6 5 0 0
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Stanislaw Tillich erklärt
den Investitionsboom
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für Leiharbeit
IMMOBILIENMARKT
Höhere Mieten,
weniger Leerstand
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Dienstwagenfahrer
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kurbelt Mittelstand an
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Nutzfahrzeug-Markt
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digitale Wende?
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29. Jahrgang | Heft 2 | März/April 2018 | ZKZ 84618 | Deutschland 6,50 €
29. Jahrgang | Heft 3 | Mai / Juni 2018 | ZKZ 84618 | Deutschland 6,50 €
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WIRTSCHAFT+
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ZUKUNFTSORT
EUREF-Campus
in Schöneberg
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im Umbruch
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Insolvenz kaufen
EXKLUSIV
Ministerpräsident
Haseloff will
Ostbeauftragten
im Kanzleramt
STUDIE
Ost-Firmen auf
Wachstumskurs
REPORT
Aufbruch ins neue
Autozeitalter
RATGEBER
Neuerungen
rund ums Geld
INTERVIEW
Ministerpräsident Woidke
über Investitionen und
die neue Landeskampagne
EXKLUSIV
Hidden Champions
aus den neuen Ländern
REPORT
„Cool Climate“-Weine
aus Sachsen auf Siegeszug
Digitalisierung
So managt der Osten auch diese Wende
Industrie 4.0
Wir können
MASCHINEN
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54 | W+M RATGEBER
Wirtschaftsliteratur
Die ostdeutsche
Bestsellerliste
1
2
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4
5
6
Die ostdeutsche Bestsellerliste für Wirtschaftsliteratur wird exklusiv von W+M aus den Verkaufszahlen
59 großer Buchhandlungen in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt
und Thüringen erstellt. Beteiligt haben sich:
Thalia-Filialen in
Bautzen
Dresden (7x)
Halle
Meißen
Rudolstadt
Berlin (7x)
Eisenach
Hoyerswerda
Neubrandenburg
Saalfeld
Bernburg
Eisleben
Jena (2x)
Pirna
Schwedt/Oder
Brandenburg
Freital
Leipzig (2x)
Plauen
Weimar
Chemnitz (3x)
Gera
Leuna
Radebeul
Wildau
Cottbus
Dallgow-Döberitz
Dessau
Görlitz
Gotha
Großenhain
Löbau
Lutherstadt Wittenberg
Magdeburg (2x)
Riesa
Röhrsdorf
Rostock (2x)
Zittau
Zwickau
(www.thalia.de)
sowie die Ulrich-von-Hutten-Buchhandlung in Frankfurt (Oder) (www.hutten-ffo.de).
Die Teilnahme steht weiteren Buchhandlungen jederzeit offen. Schreiben Sie bei Interesse eine E-Mail an
janine.pirk-schenker@wirtschaft-markt.de.
WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
+
LITERATUR | 55
BESTSELLER
REZENSION
Die Kunst des klaren Denkens
Das Buch „Die Kunst des klaren Denkens“
von Rolf Dobelli ist eine Art
Lexikon über die häufigsten Denkfehler,
die wir Menschen machen. Entstanden
aus persönlichen Notizen des Autors
für sich selbst, folgte er dem Ruf seiner
Freunde und hat diese veröffentlicht.
Das Werk beinhaltet 52 Denkirrtümer oder
-fallen, denen wir tagtäglich unterliegen.
Beispiele: „Sozial Proof“ (in etwa: „Herdentrieb“):
Eine Idee wird nicht korrekter,
nur weil diese immer mehr Menschen gut
finden. Auch die Mehrheit kann irren. Oder
„The Swimmer’s Body Illusion“: Professionelle
Schwimmer haben nicht wegen des
Trainings einen perfekten Körper, sondern
sie sind gute Schwimmer, weil sie einen
solchen Körperbau haben. Hier geht es um
die Frage nach der Ursache und der Wirkung,
die wir oft verwechseln. Das super
aussehende Modell ist auch nicht wegen
der beworbenen Hautcreme so schön, sondern
sie darf Werbung machen, weil sie
schon vorher so schön war. Faszinierend
auch die Mutter aller Denkfehler, die „Confirmation
Bias“: Wir Menschen haben die
Tendenz, neue Informationen so zu interpretieren,
dass sie mit unseren bestehenden
Anschauungen kompatibel sind. Informationen,
die im Widerspruch dazu stehen,
werden ausgefiltert. Gläubige sehen sich
regelmäßig bestätigt, dass es Gott gibt,
Atheisten aber auch, da sich Gott, wenn
überhaupt, nur in der Wüste oder in abgelegen
Bergdörfern zeigt, niemals aber in einer
Großstadt wie Berlin. Mein Lieblingsdenkfehler:
Der „Authority Bias“: Wir gehorchen
Autoritäten auch dort, wo es rational
oder moralisch keinen Sinn macht (gegenüber
Expertenmeinungen sind wir viel
unkritischer). Zum Schluss die „Kontrollillusion“:
Jeden Tag um 9 Uhr schwenkt ein
Mann vor dem Bahnhof eine rote Mütze
wild hin und her. Nach Wochen traut sich
jemand, den Mann anzusprechen. „Was
tun Sie da?“ „Ich vertreibe die Giraffen.“
„Es gibt hier keine Giraffen.“ „Tja, ich mache
eben einen guten Job.“ Warum nur,
muss ich spontan sofort an unsere Regierung
denken? Ein wichtiges Buch, man sollte
es stets zum Nachlesen dabei haben.
Rolf Dobelli, der 51 Jahre alte Autor dieses
Buches, ist ein promovierter Schweizer
Schriftsteller und Unternehmer (unter anderem
Swissair, getAbstract) und hat Philosophie
und Betriebswirtschaft studiert. Er
prangert den Hunger nach neuen Nachrichten
an. Er selbst verzichtet auf den Konsum
von News, die er mit Giften für das Gehirn
und den Geist vergleicht, und plädiert für
eine „gesunde Nachrichtendiät“.
Ronald K. Haffner
www.steuerberater-haffner.de
7
Foto: Maksym Yemelyanov/fotolia.com
8
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10
DAS BUCH
Rolf Dobelli: Die Kunst des klaren
Denkens. 52 Denkfehler, die Sie besser
anderen überlassen, HANSER Verlag
2011, 256 S., 14,90 €
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
56 | W+M RATGEBER
Golfen in Ostdeutschland
Die Golfsaison startet in diesem Jahr aufgrund der winterlichen Temperaturen etwas später als viele
es sich gewünscht hätten. Letztlich lassen sich aber echte Golfer und auch der Frühling nicht ewig in
Schach halten. Sicher haben Sie Ihren angestammten Golfplatz und kennen dazu noch einige andere.
Aber gerade in den neuen Bundesländern gibt es eine so reiche Golfplatzdichte, dass wir Ihnen mit
unserem Beitrag vielleicht doch noch den ein oder anderen Tipp geben können.
Golfclub Schloss Ranzow
Die weitläufige Golfanlage
Schloss Ranzow mit
seinem neuen 18-Loch-
Golfplatz begeistert mit
einmaliger Ostseekulisse
auf der Insel Rügen. Die
Fairways wogen sanft wie das
Meer und folgen harmonisch den Konturen
des Geländes. Ein gepflegtes Design
mit klug platzierten Bunkern sowie
samtig spurtreuen Grüns für ambitionierte
Golfer und Hobbygolfer.
Hotel & Golf Schloss Ranzow
Schlossallee 1
18551 Lohme/Rügen
Tel.: 038302 88910
E-Mail: golf@schloss-ranzow.de
Web: www.golf-schloss-ranzow.de
Berliner Golf & Country Club
Motzener See
Der Golf & Country Club Motzener
See verfügt über insgesamt
vier Plätze – einen 9-Loch-
Kurzplatz sowie über drei 9-Loch-
Championship-Courses, gespielt in
der A/B/C-Variante. Die wunderschönen
neuen Bahnen, die der renommierte Golfplatzdesigner
Kurt Roßknecht perfekt in die
bestehenden Bahnen integriert hat, fügen
sich in die 18-Löcher wunderbar ein.
Berliner Golf & Country Club
Motzener See e. V.
Am Golfplatz 5
15749 Mittenwalde OT Motzen
Tel.: 033769 50130
E-Mail: info@golfclubmotzen.de
Web: www.golfclubmotzen.de
Fotos: Hotel & Golf Schloss Ranzow (oben), Berliner Golf & Country Club Motzener See e. V. (unten)
WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
LIFESTYLE | 57
Golfclub Schloss Meisdorf
Auf einem Areal von 70 Hektar
fügen sich die Bahnen des einzigen
18-Loch-Platzes in Sachsen-
Anhalt harmonisch in das östliche
Harzvorland ein. Die ersten neun Spielbahnen
begeistern durch ihre großzügige Einbettung in
eine flache Umgebung. Mit Blick auf den malerischen
Ort Meisdorf und einem Höhenunterschied
von 50 Metern gelangt man auf die zweiten
neun Bahnen.
Golfclub Schloss Meisdorf e. V.
Petersberger Trift 33
06463 Falkenstein/Harz OT Meisdorf
Tel.: 034743 98450
E-Mail: info@golfclub-schloss-meisdorf.com
Golf in Wall
Nicht nur Golfmitglieder, sondern
auch Greenfeespieler genießen die
herrliche Natur des malerischen
Brandenburger Rhinluchs und die besondere
Atmosphäre auf dem 27-Loch-
Golfplatz nördlich vor den Toren Berlins. Schilfbewachsene
Gräben ergeben an vielen Stellen
des 80 Hektar großen Areals ständig neue und
überraschende Perspektiven.
Fotos: Berliner Golfclub Stolper Heide (oben), Golf in Wall GmbH & Co. KG (Mitte), Golfclub Schloss Meisdorf e. V. (unten)
Berliner Golfclub Stolper Heide
Nur 25 Minuten von der Berliner
City West entfernt befinden sich
die von Bernhard Langer entworfenen
und von Kurt Roßknecht
gebauten zwei 18-Loch-Golfplätze
in der Stolper Heide. Ein landschaftliches Erlebnis, für
weniger Geübte gut zu bewältigen und dank des intelligenten
Designs auch für Single-Handicapper anspruchsvoll.
Berliner Golfclub Stolper Heide e. V.
Am Golfplatz 1
16540 Hohen Neuendorf OT Stolpe
Tel.: 03303 549214
E-Mail: info@golfclub-stolperheide.de
Web: www.golfclub-stolperheide.de
Berliner Golfclub
Stolper Heide
Golf in Wall GmbH & Co. KG
Am Königsgraben 1
16818 Wall
Tel.: 033925 71135
E-Mail: info@golfinwall.de
Web: www.golfinwall.de
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58 | W+M RATGEBER LIFESTYLE
WEITERE GOLFPLÄTZE
IN OSTDEUTSCHLAND
Golf & Country Club Fleesensee
Tannenweg 1, 17213 Göhren-Lebbin
Tel.: 039932 80400
Web: www.fleesensee-golfclub.de
Ostsee Golf Resort Wittenbeck
Zum Belvedere, 18209 Wittenbeck
Tel.: 038293 410090
Web: www.golf-resort-wittenbeck.de
Golf- und Country Club Seddiner See
Zum Weiher 44, 14552 Michendorf
Tel.: 033205 732-0
Web: www.gccseddinersee.de
GolfPark Leipzig
Bergweg 10, 04356 Leipzig
Tel.: 0341 5217442
Web: www.golfparkleipzig.de
Baltic Hills Usedom
Hauptstraße 10, 17419 Korswandt
Tel.: 038378 805070
Web: www.baltic-hills.de
Golfclub Herzogswalde
Am Golfplatz 1, 01723 Wilsdruff
OT Herzogswalde
Tel.: 035209 310590
Web: www.golfclub-herzogswalde.de
Hotel und Golf Resort Schloss Krugsdorf
Zerrenthiner Str. 2-3, 17309 Krugsdorf
Tel.: 039743 519611
Web: www.schlosskrugsdorf.de
Golfclub WINSTONgolf
Kranichweg 1, 19065 Gneven OT Vorbeck
Tel.: 03860 5020
Web: www.winstongolf.de
Golf- und Landhotel Semlin am See
Ferchesarer Str. 8b,
14712 Rathenow OT Semlin
Tel.: 03385 554-0
Web: www.golfresort-semlin.de
Golfclub Balmer See – Insel Usedom
Drewinscher Weg 1, 17429 Benz OT Balm
Tel.: 038379 280
Web: www.golfhotel-usedom.de
Golf Resort Berlin-Pankow
Blankenburger Pflasterweg 40, 13129 Berlin
Tel.: 030 50019490
Web: www.golf-pankow.de
Golfclub Dresden Ullersdorf
Die Golfanlage Dresden – Ullersdorf befindet sich direkt vor
den Toren der Landeshauptstadt Dresden, zwischen der Prießnitzaue
am Rande der Dresdner Heide und dem Stadtteil Weißer
Hirsch. Die 18 Golfbahnen erstrecken
sich durch leicht hügeliges Gelände
mit zahlreichen Wasserhindernissen,
Bachläufen sowie vielfältiger
Flora und Fauna.
Golfanlage Ullersdorf GmbH & Co. KG
Am Golfplatz 1, 01454 Ullersdorf
Tel.: 03528 4806-0
Fax: 03528 4806-11
E-Mail: info@golfanlage-ullersdorf.de
Web: www.golfanlage-ullersdorf.de
Foto: Golfanlage Ullersdorf GmbH & Co. KG
WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
1
NETZWERK GESELLSCHAFT | 59
Unternehmerrunde mit
Ministerpräsidentin
Manuela Schwesig
(4. v. r.).
8. Wirtschaftsball
Digital arbeiten – analog genießen
auf Schloss Basthorst
Schwerin. Der gemeinschaftliche Wirtschaftsball
der drei führenden Wirtschaftsvertreter
im Westen Mecklenburg-Vorpommerns
fand am 17. März 2018 nun schon
zum achten Mal statt. Der Unternehmerverband
Norddeutschland Mecklenburg-
Schwerin e. V., die Industrie- und Handelskammer
zu Schwerin und die Handwerkskammer
Schwerin luden dazu die Unternehmerschaft
ein.
Unter dem Motto „digital arbeiten – analog
genießen“ feierten nahezu 200 geladene
Gäste bei exklusivem Essen, schwungvoller
Musik sowie kleinen und großen Kunstwerken
von Künstler Michael Frahm. Der
schon im Vorfeld ausverkaufte Ball stand
unter der Schirmherrschaft der Ministerpräsidentin
Mecklenburg-Vorpommerns Manuela
Schwesig (SPD), die sich mit einem
Grußwort an die Unternehmerschaft wandte.
Die jährliche Auszeichnung „Unternehmer
des Jahres“ war ein Höhepunkt im Programm
und ging an Tom Henning von der
SHA GmbH.
W+M
Für beste
Unterhaltung war
gesorgt.
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig mit
dem Moderator des Abends, Frank Nehring,
Verleger von WIRTSCHAFT+MARKT.
Fotos: Dominik Peters / UV Schwerin
Tom Henning
von der SHA
GmbH wurde als
Unternehmer des
Jahres geehrt.
Viele Gäste nutzten
die Gelegenheit zum
Tanz.
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
60 | W+M NETZWERK
Hervorragendes Essen, exzellent
angerichtet und alles ohne das
oft übliche Gedränge.
Bei wechselnder musikalischer Unterhaltung blieb die
gute Tanzlaune durchgängig erhalten.
18. Brandenburgball
Wenn die IHK Potsdam einlädt
Potsdam. Über 600 Gäste folgten der Einladung
von IHK-Potsdam-Präsident Peter
Heydenbluth und Hauptgeschäftsführer Mario
Tobias und ließen es sich im Kongresshotel
Potsdam am Templiner See richtig
gut gehen. Unter der Schirmherrschaft von
Ministerpräsident Dietmar Woidke führte
ZDF-Moderator Ingo Nommsen durch den
Abend. Ehrengast Franziska van Almsick erhielt
einen Scheck über 25.000 Euro für ihren
Verein Schwimmkids e. V., der die Weiterbildung
von Lehrern und Lehrassistenten
dabei unterstützt, Kindern das Schwimmen
in der Grundschule beizubringen. Neben der
Big Band des Deutschen Filmorchesters Babelsberg
war ganz eindeutig der halbstündige
Auftritt der Band Marquess das musikalische
Highlight des Abends. Ein Kompliment
den Veranstaltern für die tolle Organisation
und ein reichhaltiges und hervorragendes
Buffet ohne Schlange stehen. Erfreulich
hoch war die Smoking-Quote, sie lag
bei etwa 95 Prozent.
W+M
Gutschein für den Schwimmkids e. V.: Dietmar
Woidke, Peter Heydenbluth, Franziska van
Almsick und Ingo Nommsen (v. l.).
Die Spielbank lud
zum Roulette.
Franziska van
Almsick im
Gespräch mit
ZDF-Moderator
Ingo Nommsen.
Fotos: Mike Auerbach
WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
GESELLSCHAFT | 61
68. Ball der Wirtschaft des VBKI
Werbung für Olympia in Berlin
Berlins Innensenator Andreas Geisel mit
Ehefrau.
Fotos: VBKI
VBKI-Päsident
Markus Voigt.
Warb leidenschaftlich für Olympia in
Berlin: VBKI-Präsident Markus Voigt.
Bis in die frühen Morgenstunden wurde getanzt.
FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja mit Gattin.
Zog die Tischpartnerinnen in seinen Bann: der ehemalige Regierende Bürgermeister
Klaus Wowereit.
Berlin. Der Ball der Wirtschaft des Vereins
Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI)
machte auch in seiner 68. Auflage seinem
Ruf alle Ehre – als inoffizielles Gipfeltreffen
der Berliner Gesellschaft und als eine
der besten Partys der Stadt. Gesprächsthema
Nummer eins unter den 3.000 Gästen
im Hotel InterContinental: das exzellente
Abschneiden des deutschen Teams
bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang.
„Was für eine tolle Bilanz“, freute
sich VBKI-Präsident Markus Voigt über
die Medaillenflut. In seiner Rede machte
er sich dafür stark, die aktuelle Begeisterung
für eine erneute deutsche Bewerbung
zu nutzen und diese auf die Bundeshauptstadt
zu fokussieren: „Holen wir gemeinsam
die Olympischen Spiele nach Berlin!“
Gute Gründe gebe es mindestens so viele
wie deutsches Edelmetall in Südkorea. So
könnten die Spiele substanziell dazu beitragen,
viele der großen Herausforderungen
Berlins zu lösen: „Wohnen, Mobilität, Infrastruktur,
wirtschaftliche Entwicklung – in
fast allen Bereichen würde eine erfolgreiche
Bewerbung den Turbo zünden“, sagte
Voigt, der für sein Pro-Olympia-Plädoyer
starken Beifall erhielt.
W+M
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
62 | W+M NETZWERK
Wie unsicher ist
sicher genug?
Tschernobyl-Gedenkveranstaltung auf dem Münchener Marienplatz am 26.04.2006.
Im Rahmen seines Vortrags auf der Jahreshauptversammlung
des VBIW stellte Prof. Dr. Gerhard Banse die Frage, ob eine
hundertprozentige Sicherheit technischer Objekte möglich ist und
ob das überhaupt erstrebenswert wäre. Oder müssen wir immer mit
einem bestimmten Maß an Unsicherheit leben? Der Technikphilosoph
Banse ist Präsident der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin
und forscht auf dem Gebiet der Technikfolgenabschätzung.
Von Rudolf Miethig (VBIW)
Wer eine technische Anlage plant
muss abschätzen, wie wahrscheinlich
der Eintritt eines Schadens
ist, aber auch, welche Folgen ein Schaden
hätte. Verstößt er dabei gegen die allgemein
anerkannten Regeln der Technik und
gefährdet er dadurch Leib oder Leben von
Menschen, droht Bestrafung (Paragraf 319
StGB Baugefährdung). Die Entscheidungen
Wunderland Kalkar: Als Kühlturm eines
KKW gedacht, als Kletterwand genutzt.
im Zuge der Planung werden von der Lebenswirklichkeit,
aber auch durch staatliche
Normen, Gesetze, Richtlinien und Regeln
beeinflusst. Zum Beispiel hatte das Landgericht
nach dem tragischen Dacheinsturz
einer Musikhalle in Görlitz im Jahre 1908
zunächst entschieden, dass gegen die „allgemein
anerkannten Regeln der Baukunst“
verstoßen worden sei. Das Reichsgericht
hob die Entscheidung wieder auf, weil der
Begriff der „allgemein anerkannten Regeln
der Baukunst“ nicht schon dadurch erfüllt
sei, dass „eine Regel bei völliger wissenschaftlicher
Erkenntnis sich als richtig und
unanfechtbar darstellt, sondern sie müsse
auch allgemein anerkannt, das heißt durchweg
in den Kreisen der betreffenden Techniker
bekannt und als richtig anerkannt sein“.
Gerhard Banse ging dann auf das Problem
des Restrisikos ein. Nach der Maschinenrichtlinie
EN ISO 12100 ist das Restrisiko
jenes Risiko, dass verbleibt, nachdem
Schutzmaßnahmen getroffen wurden, wobei
es einen abschätzbaren und einen unbekannten
Anteil gibt. In seinem Kalkar-Beschluss
von 1978 entschied das Bundesverfassungsgericht,
dass die Bevölkerung mit
der Nutzung der Kernenergie ein Restrisiko
als „sozialadäquate Last“ zu tragen habe,
„wenn es nach dem Stand von Wissenschaft
und Technik praktisch ausgeschlossen
erscheint, dass solche Schadensereignisse
eintreten werden“. Es hat klargestellt,
dass ein hundertprozentiger, nicht oder nur
mit unverhältnismäßigem Aufwand zu leistender
Ausschluss von Restrisiken nicht
verlangt werden darf. Oder einfach ausgedrückt:
Ein Restrisiko auszuschließen würde
bedeuten, den technischen Fortschritt
zu verhindern.
Der „Schnelle Brüter" in Kalkar ist übrigens
nie in Betrieb gegangen. Nach der Katastrophe
von Tschernobyl und angesichts der
unlösbaren Probleme der Endlagerung war
die gesellschaftliche Akzeptanz für die risikobehaftete
Technik erschöpft. 1991 verkündete
Bundesforschungsminister Heinz
Riesenhuber das endgültige Aus für den
Brüter. Das Gelände und die Gebäude gingen
an einen holländischen Investor, der das
Objekt in einen Vergnügungspark mit Hotel
umwandelte.
Das Fazit des Vortrags: Die vorherrschende
Fixierung auf das Ideal vollständiger Sicherheit
muss zumindest relativiert werden. Eingrenzung
der Unbestimmtheit ist präventiv
jedoch möglich und notwendig. Neue technische
Lösungen stellen oftmals einen Kulturbruch
dar und führen zu einem gravierenden
Wandel im menschlichen Handeln,
der mit Irritationen verbundenen sein kann.
Fotos: Rufus46/Wikimedia Commons (oben), Koetjuh/Wikimedia Commons (unten)
WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
VBIW | 63
Es geschah an einem 13. August
Zeulenroda. Obwohl – wie sich später
herausstellte – die „allgemein anerkannten
Regeln der Technik“ bei der Projektierung
angewandt worden waren, stürzte am 13.
August 1973 die noch im Bau befindliche
Brücke über die Talsperre Zeulenroda ein.
Die Folgen: vier Tote, fünf Verletzte. Und
das an einem Jahrestag des Mauerbaus.
Das sah nach Sabotage aus. Die Stasi ermitteltel
– sie fand aber keine menschliche
Absicht hinter dem Unglück.
Was war wirklich geschehen? Der Brückenträger
wurde als Hohlkastenprofil im
Freivorbau errichtet. Er hatte sich ausgebeult,
dadurch seine Tragfähigkeit verloren,
war abgeknickt und 30 Meter in die
Tiefe gestürzt. Begünstigt wurde das Abknicken
noch dadurch, dass ein schwererer
Baukran eingesetzt worden war als bei
der Berechnung angenommen.
klagte nun drei Ingenieure wegen Verletzung
des Arbeitsschutzes an. Unter den
Ingenieuren im Bezirk Gera brach Unruhe
aus, es hagelte Eingaben. Und dann
geschah etwas Erstaunliches. Die Kammer
der Technik (KDT) ließ von Ingenieuren
aus ihren Reihen ein Gegengutachten
anfertigen, welches die Angeklagten
entlastete. Ob spontan oder auf Grund eines
Hinweises staatlicher Stellen ist nicht
bekannt. In einer Berufungsverhandlung
wurden die Angeklagten freigesprochen.
Mehr noch, die Vorschriften der TGL-Norm
über das Beulen von Platten und Schalen
wurden gemäß den internationalen Erfahrungen
angepasst. Schon zwei Jahre früher
war nämlich die Südbrücke in Koblenz
beim freien Vorbau eingestürzt – ebenfalls
nach Abknicken eines Hohlkastenträgers.
Es zeigt sich, dass die „allgemein anerkannten
Regeln der Technik“ im Zuge veränderter
Baukonstruktionen und -verfahren
präzisiert oder fortgeschrieben werden
müssen.
1 – zu montierendes
Hohlkastenprofil,
2 – Vorbaukran.
2
1
Eine staatliche Prüfungskommission stellte
fest, dass bei der Projektierung die gültigen
Regeln einer TGL-Norm eingehalten
worden waren. Die Staatsanwaltschaft
Stauseebrücke bei Zeulenroda, fertiggestellt 1975.
Seit 1890 im Dienst: Firth-of-Forth-Brücke
Fotos: Miethig (VBIW) (oben links), BStU, Ast. Gera MfS (oben rechts), Miethig (VBIW) (unten)
Felsenfest steht sie in einer schottischen
Meeresbucht, die Firth-of-Forth-Brücke.
Dem Betrachter sollte sie den Eindruck eines
standfesten, sicheren Bauwerks vermitteln.
Denn das Vertrauen in große Eisenbahnbrücken
war verloren, nachdem
74 Kilometer weiter nördlich die Firth-of-
Tay-Brücke eingestürzt war, wobei ein
ganzer Eisenbahnzug in den Fluten verschwand.
Ursache der Katastrophe waren
Berechnungs- und Materialfehler. Man hatte
gelernt – der schon begonnene Bau am
Firth of Forth wurde eingestellt, ein neues
Team wurde mit der Projektierung beauftragt.
Während die Tay-Brücke noch aus
Gusseisen bestand, wurde mit der Forth-
Brücke erstmals eine Brücke gänzlich aus
Stahl gebaut. Das Wahrzeichen Schottlands
leistet als Eisenbahnbrücke heute
noch seinen Dienst.
VBIW – Verein Brandenburgischer
Ingenieure und Wirtschaftler e. V.
Landesgeschäftsstelle:
Fürstenwalder Str. 46,
15234 Frankfurt (Oder)
Tel.: 0170 9856578
E-Mail: vbiw-ev@t-online.de
Internet: www.vbiw-ev.de
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
64 | W+M NETZWERK
UV Sachsen
Reger Austausch
MdB Katja Kipping im Kreis von Mitgliedern des UV Sachsen.
Dresden. Volker Wahl, Vizepräsident
des Unternehmerverbands Sachsen in
der Region Dresden und Geschäftsführer
der WaCo Gerätetechnik GmbH, begrüßte
kürzlich MdB Katja Kipping in seinem
Unternehmen. Die Vorsitzende der
Partei DIE LINKE kam zu einem Austausch
zu den Themen Russlandsanktionen,
Bürokratieabbau und Fachkräftemangel.
Mit großem Interesse verfolgte
Kipping die Ausführungen der anwesenden
UV-Mitglieder und dankte für den offenen
Einblick in deren Arbeitsalltag. Der
Diskurs dauerte fast zwei Stunden, bevor
die Politikerin zu ihrem nächsten Termin
eilte. Mit Blick auf die gute Resonanz sollen
weitere Gespräche mit Bundespolitikern
folgen.
UV Rostock-Mittleres Mecklenburg
Neues Bauvertragsrecht
Rostock. Die Auftaktveranstaltung „Neues
Bauvertragsrecht – Teil 1“ des UV Rostock
Ende Januar traf auf großes Interesse.
Vor wissbegierigen und diskussionsfreudigen
Zuhörern erläuterte Christian Schliemann,
Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht,
in den Räumen des Aus- und
Fortbildungszentrums Rostock praxisnah
den Kerngehalt der wichtigsten gesetzlichen
Neuregelungen sowie die Unterschiede
zu den bisher bekannten Regelungen.
Besonderes Hauptaugenmerk des Seminars
lag auf den Schwerpunkten Bauverträge
und Verbraucherbauverträge.
Fotos: PIXAPOOL (oben), UV Rostock (unten)
WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
UNTERNEHMERVERBÄNDE | 65
Foto: Anja Kirchner/UV Schwerin
UV Brandenburg-Berlin
Mitglieder kritisieren Dieselfahrverbote
Potsdam. Im Ergebnis einer Umfrage unter
den Mitgliedern des UV Brandenburg
und kooperierender Verbände äußerten
sich die befragten Unternehmen besorgt
und enttäuscht über mögliche Einschränkungen
im Zusammenhang mit der Verhängung
eines Dieselverbots für ältere Fahrzeuge.
Zahlreiche Firmen wären nicht in
der Lage, zusätzliche außerplanmäßige Investitionen
in der zu erwartenden Größenordnung
zu tätigen. Die Mitglieder kritisierten
Signale aus dem Berliner Senat, bereits
UV Norddeutschland-Mecklenburg Schwerin
Wertschätzende Kommunikation
Wolfram Reisener (links stehend) begrüßte als stellvertretender Regionalleiter der Region
Ludwigslust-Parchim die Gäste des Abends.
Parchim. Orientiert an seinem Jahresmotto
„Wertschätzung leben" lud der UV
Schwerin in der Region Ludwigslust-Parchim
zu einer Veranstaltung zum Thema
wertschätzende Kommunikation im Unternehmen.
Etwa 50 Gäste trafen sich
Mitte Februar im Brinkmann-Autohaus in
ab 2019 Fahrverbote zu verhängen. Die viel
befahrenen Straßen Berlins – speziell die
Übergänge zwischen Ost- und Westberlin
– sind wichtige Ver- und Entsorgungswege
der Hauptstadt. Ein Verbot würde drastische
Folgen für Berlin und das Umland haben.
Überproportionale Investitionen durch
kleine und mittelständische Berliner und
Brandenburger Unternehmen gefährden
deren Existenz und Wettbewerbsfähigkeit
mit Blick auf polnische und weitere ausländische
Unternehmen.
Parchim. Der stellvertretende Regionalleiter
Wolfram Reisener gab Gastgeber
Bernd Blum gleich zu Beginn die Möglichkeit
der persönlichen Vorstellung des
Betriebs. Im Anschluss sprachen Heike
Welp und Romy Fülp vom Institut für
Stress- und Konfliktmanagement.
GESCHÄFTSSTELLEN
Unternehmerverband Berlin e. V.
Präsident: Armin Pempe
Hauptgeschäftsstelle
Hauptgeschäftsführer: Niklas Graf von Bernstorff
Frankfurter Allee 202, 10365 Berlin
Tel.: +49 30 9818500
Fax: +49 30 9827239
E-Mail: mail@uv-berlin.de
Internet: www.uv-berlin.de
Unternehmerverband Brandenburg-Berlin e. V.
Präsident: Dr. Burkhardt Greiff
Geschäftsführer: Steffen Heller
Hauptgeschäftsstelle
Drewitzer Str. 47, 14478 Potsdam
Tel.: +49 331 810306
Fax: +49 331 8170835
E-Mail: potsdam@uv-bb.de
Internet: www.uv-bb.de
Geschäftsstelle Berlin
Charlottenstraße 80, 10117 Berlin
Tel.: +49 30 2045990
Fax: +49 30 20959999
E-Mail: berlin@uv-bb.de
Geschäftsstelle Cottbus
Schillerstraße 71, 03046 Cottbus
Tel.: +49 355 22658
Fax: +49 355 22659
E-Mail: cottbus@uv-bb.de
Unternehmerverband Norddeutschland
Mecklenburg-Schwerin e. V.
Präsident: Rolf Paukstat
Hauptgeschäftsstelle
Hauptgeschäftsführerin: Pamela Buggenhagen
Gutenbergstraße 1, 19061 Schwerin
Tel.: +49 385 569333
Fax: +49 385 568501
E-Mail: mecklenburg@uv-mv.de
Internet: mecklenburg.uv-mv.de
Unternehmerverband Rostock-Mittleres
Mecklenburg e. V.
Präsident: Frank Haacker
Hauptgeschäftsstelle
Geschäftsführerin: Manuela Balan
Wilhelm-Külz-Platz 4
18055 Rostock
Tel.: +49 381 242580
Fax: +49 381 2425818
E-Mail: info@rostock.uv-mv.de
Internet: www.uv-mv.de
Unternehmerverband Sachsen e. V.
Präsident: Hartmut Bunsen
Geschäftsführer: Lars Schaller
Hauptgeschäftsstelle
Bergweg 5c, 04356 Leipzig
Tel.: +49 341 52625844
Fax: +49 341 52625833
E-Mail: info@uv-sachsen.org
Internet: www.uv-sachsen.de
Geschäftsstelle Chemnitz
Marianne-Brandt-Str. 4, 09112 Chemnitz
Tel.: +49 371 49512912
Fax: +49 371 49512916
E-Mail: chemnitz@uv-sachsen.org
Geschäftsstelle Dresden
Semperstraße 2b, 01069 Dresden
Tel.: +49 351 8996467
Fax: +49 351 8996749
E-Mail: dresden@uv-sachsen.org
Unternehmerverband Sachsen-Anhalt e. V.
Präsident: Jürgen Sperlich
Geschäftsführer: Dr. Andreas Golbs
Geschäftsstelle Halle/Saale
Berliner Straße 130, 06258 Schkopau
Tel.: +49 345 78230924
Fax: +49 345 7823467
Unternehmerverband Thüringen e. V.
Präsident: Jens Wenzke
Geschäftsführer: Friedrich W. Schmitz
c/o IHK Erfurt - Abteilung Standortpolitik
Arnstädter Str. 34, 99096 Erfurt
Tel.: +49 361 786599-70
Fax: +49 361 4930826
E-Mail: info@uv-thueringen.de
Internet: www.uv-thueringen.de
Unternehmerverband Vorpommern e. V.
Präsident: Gerold Jürgens
Geschäftsführer: N. N.
Geschäftsstelle
Am Koppelberg 10, 17489 Greifswald
Tel.: +49 3834 835823
Fax: +49 3834 835825
E-Mail: uv-vorpommern@t-online.de
Internet: vorpommern.uv-mv.de
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
66 | W+M DIE LETZTE SEITE
Ausblick auf die nächste Ausgabe
Ohne Geld ist vieles nichts
Wie heißt es so schön: „Über
Geld spricht man nicht,
man hat es.“ Da sich
viele ostdeutsche Kleinunternehmer
und Mittelständler bei diesem
Spruch wohl nicht mal
ein müdes Lächeln abringen
können, machen wir
„Geld“ zum Thema der
Titelgeschichte unserer
nächsten Ausgabe.
Neben einem
Report, der
die Mittelstandsfinanzierung
in den
neuen Bundesländern
beleuchtet, gibt es viele
praktische Tipps für Unternehmer
– wir bilden die
Vielfalt der Förderprogramme
ab, erläutern, wie sich Nachfolgeregelungen
in Unternehmen finanzieren
lassen und stellen diverse
Online-Kreditplattformen vor.
Seit Juli letzten Jahres ist die SPD-Politikerin
Manuela Schwesig Ministerpräsidentin
in Mecklenburg-Vorpommern.
Die vormalige Bundesfamilienministerin
übernahm das Amt von Erwin Sellering,
der aufgrund einer schweren Erkrankung
Förderung
erfragen
Kredit
beantragen
Nachfolge
regeln
Tipps
beachten
zurücktreten musste. Das Interview mit
der Ministerpräsidentin und SPD-Landesvorsitzenden
steht im Zentrum eines Länderschwerpunktes
über das Land an der
Ostsee.
Online-Kredit
suchen
Zukunftssicher
denken
Schon im Herbst des vergangenen
Jahres wollten wir die 152 ostdeutschen
Abgeordneten vorstellen,
die seit der Wahl am
24. September 2017 Mitglieder
des Bundestags
sind. Doch die so lange
ungeklärte Koalitionsfrage
und damit
einher gehende
Spekulationen
über vorgezogene
Neuwahlen
ließen
uns diesen
Spezialbericht
immer wieder verschieben.
Jetzt sind
die Verhältnisse klar
und wir präsentieren alle
Parlamentarier.
Neben Nachrichten und Reportagen
aus den neuen Bundesländern
lesen Sie wie gewohnt
einen facettenreichen Ratgeberteil.
Die nächste Ausgabe von
WIRTSCHAFT+MARKT erscheint
am 21. Juni 2018.
PERSONENREGISTER
Altmaier, Peter 3
Anuth, Christian 35
Aumüller, Jürgen 18/19
Backhaus, Till 9
Banse, Gerhard 62
Bergner, Martin 14/15
Blum, Bernd 65
Buschkowsky, Heinz 7
Czaja, Sebastian 61
Daigfuss, Moritz 42
Daubner, Susanne 9
de Mazière, Lothar 6
Dobelli, Rolf 54/55
Ernst, Britta 41
Fauth, Stephan 38
Fern, Oliver 20/21
Ferriss, Timothy 55
Fissenewert, Peter 8, 51
Frahm, Michael 59
Fülp, Romy 65
Geisel, Andreas 61
Gerber, Albrecht 34
Giffey, Franziska 3, 6/7, 30
Gleicke, Iris 3
Haffner, Ronald K. 55
Hahne, Peter 54
Hansen, Klaus-Peter 39
Härting, Andreas 16/17
Henning, Tom 59
Heydenbluth, Peter 60
Hirte, Christian 3, 6/7
Kahnemann, Daniel 54
Kammradt, Steffen 34
Kasner, Horst 6
Kipping, Katja 64
Kiyosaki, Robert T. 55
Kohl, Helmut 6
Langer, Bernhard 57
Lewens, Götz Albrecht 42
Lindner, Christiane 40
Litz, Jürgen 52
Loclair, Holger 28/29
Lubig, Stephanie 16/17
Ludwig, Matthias 9
Maas, Heiko 51
Meckel, Dirk 30
Meier, Klaus-Jürgen 8
Meinel, Christoph 33
Merkel, Angela 3, 6/7
Meßerschmidt, Jan 40
Methling, Roland 9
Mohring, Mike 7
Müller, Thomas 10/11
Nauerth, Jannik A. 9
Neumann, Fanny 40
Nommsen, Ingo 60
Plattner, Hasso 32/33
Ragnitz, Joachim 9, 44
Reisener, Wolfram 65
Reuther, Michael 12/13
Riesenhuber, Heinz 62
Ritter, Jörg K. 24-26
Ritter, Sebastian 36, 42/43
Roßknecht, Kurt 56/57
Rost, Marcel 16
Rost, Michelle 16
Sadowski, René 24-26
Schäfer, Bodo 55
Schilling, Mathias 17
Schliemann, Christian 64
Schnur, Wolfgang 6
Scholz, Olaf 41
Schwesig, Manuela 59, 66
Seehofer, Horst 7
Sellering, Erwin 66
Senius, Kay 38
Stapper, Florian 50
Stirl, Axel 8
Strelecky, John 54
Stübgen, Michael 7
Tobias, Mario 60
Trump, Donald 3
van Almsick, Franziska 60
Voigt, Markus 61
Wagenknecht, Sahra 55
Wahl, Volker 64
Wanderwitz, Marco 6/7
Weintraut, Markus 35
Welp, Heike 65
Woidke, Dietmar 28-30, 60
Wowereit, Klaus 61
Zierke, Stefan 6/7
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WIRTSCHAFT+MARKT | 3/2018
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