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GALERIE UND KUNSTANTIQUARIAT<br />
GEGR.1928<br />
Nr. <strong>100</strong>
Abb. auf dem Titel: Nr. 11 Antonio Bellucci<br />
Abb. 4. Umschlagseite: Nr. 21 Michelangelo Maestri
GEMÄLDE<br />
ZEICHNUNGEN<br />
KÜNSTLERGRAPHIK<br />
<strong>Katalog</strong> <strong>100</strong><br />
Galerie und Kunstantiquariat<br />
JOSEPH FACH GMBH<br />
Am Weingarten 7<br />
D-60487 Frankfurt/Main<br />
Telefon: (069) 28 77 61<br />
Fax: (069) 28 58 44<br />
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www.der-kunsthaendler.de
1.<br />
OSWALD ACHENBACH<br />
1827 – Düsseldorf – 1905<br />
Italienische Küstenlandschaft in der Abendsonne.<br />
Öl, auf Papier, auf Holz aufgezogen, rechts unten signiert und datiert „Osw. Achenbach, 1875“.<br />
20:30,8 cm.<br />
Mit wenigen kleinen Retuschen.<br />
Erste künstlerische Anregungen erhielt Oswald von seinem älteren<br />
Bruder Andreas Achenbach (1815-1910). 1835-1841 war er<br />
Schüler der Düsseldorfer Akademie und wurde in erster Linie von<br />
J.W. Schirmer (1807-1863) unterrichtet. Ganz entscheidend für<br />
seine künstlerische Entwicklung war seine erste Italienreise 1850,<br />
der noch zahlreiche folgen sollten mit Aufenthalten in Rom, Neapel,<br />
Verona, Venedig und Padua. Dort entstanden vor der Natur<br />
die Studien für seine italienischen Städte- und Landschaftsbilder,<br />
denen er den Vorzug vor heimatlichen Motiven gab. Von 1863-<br />
1872 wirkte er als Lehrer an der Düsseldorfer Akademie. Mit seiner<br />
lebendigen Maltechnik, aus Natureindrücken vermittelt und<br />
mit reichen Farbeffekten überhöht, galt Achenbach als Überwinder<br />
des Detailrealismus der Düsseldorfer Schule.<br />
Achenbachs Gemälde werden durch das Kolorit und eine effektvolle<br />
Lichtinszenierung bestimmt; u.a. seine zahlreichen Abendund<br />
Nachtstimmungen sind durch die verschiedensten Lichtquellen<br />
geprägt.<br />
2
3
2.<br />
FRANZ LUDWIG CATEL<br />
1778 Berlin – Rom 1856<br />
Blick von der Campagna Romana auf das Meer und die Nordküste Latiums,<br />
im Mittelgrund eine Pergola mit Brunnen sowie ein sitzender Hirte und eine Frau.<br />
Öl, auf Leinwand, doubliert und auf neuen Keilrahmen gespannt.<br />
27:40 cm.<br />
Wie zahlreiche Arbeiten Catels, ob in Öl oder als Zeichnung ausgeführt,<br />
ist die hier vorliegende Ölstudie nicht signiert.<br />
Literatur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: A. Stolzenburg: Der Landschafts- und<br />
Genremaler Franz Ludwig Catel, Rom, Casa di Goethe, 2007,<br />
vgl. Nr. 21, Farbabb. S. 158.<br />
Zu Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit beschäftigte sich Catel<br />
mit der Holzbildhauerei und mit Illustrationen. 1806 wurde er<br />
in die Berliner Akademie aufgenommen. Ein Jahr später begab<br />
er sich mit seinem Bruder nach Paris und erlernte dort die für<br />
ihre brillante Technik bekannte französische Ölmalerei. Eine anschließende<br />
Reise in die Schweizer Alpen brachte die Hinwendung<br />
zur Landschaftsmalerei. Ende 1811 ging er für immer nach<br />
Rom und verkehrte dort im Kreise der Nazarener, etwa mit J.A.<br />
Koch (1768-1839), ohne jedoch nachhaltig von deren Kunstauffassung<br />
beeinflußt worden zu sein. Vielmehr spezialisierte er<br />
sich auf Veduten und Sittenbilder, deren effektvolle Licht- und<br />
Farbgebung ihm einen großen Abnehmerkreis verschafften. Auf<br />
mehreren Studienreisen durchstreifte er den Süden Italiens, oft in<br />
Begleitung von anderen Künstlerkollegen.<br />
Als erfolgreicher Maler konnte sich Catel ein gastliches Haus leisten<br />
und unterstützte Künstlerkollegen, die weniger Glück hatten.<br />
Er gehörte 1845 zu den Gründern des Deutschen Künstlervereins,<br />
dessen Vorsitzender er 1852 wurde. Sein Vermögen hinterließ er<br />
mit dem „Pio Istituto Catel“, eine Stiftung zugunsten junger<br />
deutscher und italienischer Künstler.<br />
Das „Pio Istituto Catel“ existiert noch heute in Rom.<br />
4
5
3.<br />
CHRISTIAN WILHELM ERNST DIETRICH, GEN. „DIETRICY“<br />
1712 Weimar – Dresden 1774<br />
Anbetung der Hirten.<br />
Anbetung der Hl. Drei Könige.<br />
2 Ölgemälde, auf Kupfer, links unten (Rest) „CWE Die...“ bzw. rechts unten signiert „CWE Dietrich“.<br />
18,7:13,5 cm.<br />
Als Pendants konzipiert. Mit reich verzierten und vergoldeten Barockrahmen,<br />
die in der Werkstatt der Dresdener Galerie gearbeitet<br />
sein dürften, da sie deren Galerierahmen sehr ähnlich sind.<br />
Provenienz: Rheinischer Kunsthandel; Privatbesitz bis 1998.<br />
Literatur: P. Michel: Christian Wilhelm Ernst Dietrich (1712-<br />
1774) und die Problematik des Eklektizismus, München 1984,<br />
vgl. S. 91-102.<br />
Das Thema der Anbetung der Hirten und der Heiligen Drei Könige<br />
ist im umfangreichen malerischen Werk Dietrichs mehr<strong>fach</strong><br />
zu finden; häufig sind sie von der niederländischen Malerei des<br />
17. und der italienischen Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts<br />
beeinflußt (vgl. op. cit.). Am 23.04.2008 wurde im Auktionshaus<br />
Bonhams, London, unter Nr. 165 eine größere Variante der „Anbetung<br />
der Hirten“ angeboten. Unser Paar scheint hingegen von<br />
der süddeutschen Malerei des Barock inspiriert zu sein, vielleicht<br />
von Christian Wink (oder Winck, 1738-1797).<br />
Der Maler und Radierer Chr.W.E. Dietrich war nach einer<br />
Lehre bei J.A. Thiele (1685-1752) in Dresden ab 1730 für August<br />
den Starken tätig. Es folgten Aufenthalte in Weimar und<br />
Braunschweig. Ab 1741 war er Hofmaler August III. in Dresden.<br />
1746 folgte die Ernennung zum Inspektor der Dresdener Gemälde<strong>galerie</strong>,<br />
1764 erhielt er eine Professur an der Akademie. Wenig<br />
später wurde er Leiter der Kunstschule der Porzellanmanufaktur<br />
Meißen.<br />
Als vielseitiger Künstler verarbeitete Dietrich in seinen Arbeiten<br />
Anregungen verschiedener europäischer Schulen des 17. und 18.<br />
Jahrhunderts. Sein Wirken in Dresden trug erheblich zu einer<br />
Neubewertung und einem vertieften Verständnis der niederländischen<br />
Malerei des 17. Jahrhunderts bei.<br />
6
7
4.<br />
THOMAS ENDER<br />
1793 – Wien – 1875<br />
Süditalienische Küstenlandschaft, vermutlich bei Sorrent,<br />
links eine Gruppe von Bäumen hinter einer Mauer.<br />
Öl, auf Papier, rechts unten mit dem Pinsel numeriert „33.“, verso bezeichnet „Thomas Ender“.<br />
28,4:41,2 cm.<br />
Mit einigen kleinen Retuschen.<br />
Wohl um 1853 während der großen Italienreise entstanden. Die<br />
vom Maler eigenhändig vorgenommene Numerierung findet sich<br />
auch auf anderen in Italien entstandenen Arbeiten. So z.B. die<br />
Nummer „30“ auf einer Bleistiftzeichnung, die die Ruinen von<br />
Pompeji zeigt.<br />
Literatur: <strong>Katalog</strong>: Thomas Ender und die österreichische Landschaftsmalerei<br />
1793-1875, Wien, Galerie Hassfurther, 1982, Tafel<br />
45 oben; Lempertz, Köln, Auktion 920, 17.05.2008, vgl. Kat. Nr.<br />
1398.<br />
Thomas Ender war der Zwillingsbruder des bekannten Bildnis-<br />
und Historienmalers Johann Nepomuk Ender (1793-1854).<br />
1806-1813 studierte Thomas Ender an der Wiener Akademie bei<br />
L. Janscha (1749-1812), J. Mössmer (1780-1845) und F. Steinfeld<br />
(1787-1868). 1822 unternahm er eine Studienreise in die Alpenländer<br />
und nach Salzburg. 1817-1818 begleitete er als Maler eine<br />
österreichische Expedition nach Brasilien. 1819-1822 war er kaiserlicher<br />
Pensionär in Rom, 1823 für Fürst Metternich im Salzkammergut<br />
tätig. 1826 reiste er nach Paris und 1829 nach Gastein<br />
mit Erzherzog Johann. Ab 1836 übte er eine Lehrtätigkeit an der<br />
Wiener Akademie aus, 1836 war er Korrektor, 1837-1851 Professor<br />
für Landschaftsmalerei. 1837 bereiste er Südrußland und den<br />
Orient. 1853 unternahm er eine große Reise durch Italien, vielleicht<br />
ein Abschiedsgeschenk Erzherzog Johanns, 1857 war er in<br />
Rom und Neapel.<br />
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5.<br />
THOMAS FEARNLEY<br />
1802 Fredrikshald – München 1842<br />
Blick vom mit Bäumen umstandenen Ufer des Nemisees auf das jenseits gelegene Städtchen Genzano.<br />
Öl, auf Papier, auf Holz aufgezogen, verso zweimal bezeichnet „Th. Fearnley“.<br />
35,8:46 cm.<br />
Diese für den Künstler typische, von Licht durchflutete Studie<br />
ist während Fearnleys Aufenthalt in Italien zwischen 1832 und<br />
1835 entstanden.<br />
Literatur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Paysages d’Italie. Les peintres du plein<br />
air (1780-1830), Paris/Mantua 2001, vgl. Nrn. 160 und 161 mit<br />
Farbabb.; <strong>Katalog</strong>: Perception of Nature, Daxer & Marschall/<br />
Thomas le Claire, 2002, vgl. S. 32 f.; <strong>Katalog</strong>: Out into Nature.<br />
The Dawn of Plein-Air Painting in Germany 1820-1850, London,<br />
K. Bellinger at Colnaghi, 2003, vgl. Nrn. 10 und 11 mit<br />
Farbabb.<br />
Fearnley, geboren in Norwegen, studierte von 1819-1821 an der<br />
Königlichen Zeichenschule in Oslo und anschließend bis 1823<br />
an der Kopenhagener Akademie, wohl bei Chr.A. Lorentzen<br />
(1749-1828). Von 1823-1827 lernte er bei C.J. Fahlcrantz (1774-<br />
1861) an der Akademie in Stockholm. Schon während seiner<br />
Studienzeit unternahm der Maler viele Reisen, so etwa 1824 und<br />
1826 nach Norwegen oder 1825 nach Mittelschweden. 1829<br />
ging er nach Dresden und wurde Schüler von J.Chr.Cl. Dahl<br />
(1788-1857), seinem genialen Landsmann, durch den er auch<br />
C.D. Friedrich (1774-1840) kennenlernte. Von 1830-1832 hielt er<br />
sich in München auf, wo er mit seinen Arbeiten großes Aufsehen<br />
erregte und sich mit Chr. Morgenstern (1805-1867) befreundete.<br />
Im Herbst 1832 ging er nach Rom. Dort pflegte er enge Kontakte<br />
zu dem Thorvaldsen-Kreis. Bis 1835 betrieb Fearnley in Italien<br />
Studien und reiste dann über die Schweiz nach Paris und London,<br />
wo J. Constable (1776-1837) und W. Turner (1775-1851) großen<br />
Eindruck auf ihn machten. Nach einem kurzen Aufenthalt in<br />
seiner Heimat hielt Fearnley sich von 1836-1838 noch einmal<br />
in England auf und malte dort insbesondere im nordenglischen<br />
Seengebiet. Daraufhin lebte er wieder zwei Jahre in Norwegen.<br />
Im September 1841 wählte er München zu seinem festen Wohnsitz,<br />
starb aber kurze Zeit später.<br />
Neben Dahl zählt Fearnley zu den bedeutendsten Malern Norwegens<br />
und er gilt als Meister der „paysage intime“. Seine naturnahe<br />
Landschaftsauffassung, seine Vorliebe für die Vielfalt und Stofflichkeit<br />
geomorphologischer Formen und der Vegetation blieben<br />
nicht ohne Wirkung auf die Münchner Künstler. Diese zeigten<br />
sich bis weit in die dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts sehr aufgeschlossen<br />
für die nordische Malerei.<br />
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6.<br />
CHRISTIAN FRIEDRICH GILLE<br />
1805 Ballenstedt/Harz – Wahnsdorf/Dresden 1899<br />
Mehrere Stengel blühender Disteln.<br />
Öl, auf Papier, wohl um 1860/70, auf leichten Karton aufgezogen,<br />
dort verso bezeichnet und numeriert „N 6200 C.F. Gille“.<br />
43,5:32,5 cm.<br />
Provenienz: Sammlung Johann Friedrich Lahmann, Bremen<br />
und Dresden; Auktionshaus Rudolph Lepke, Berlin, Versteigerung<br />
April 1938; Sammlung Walther Unus (d.i. Walther Heinrich,<br />
1872 Berlin-Rom 1939), Berlin.<br />
Literatur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Christian Friedrich Gille 1805-1899,<br />
Staatliche Kunsthalle Dresden – Gemälde<strong>galerie</strong> Neue Meister,<br />
Leipzig 1994.<br />
Gille betrachtete im Gegensatz zu seinem Dresdener Lehrer Dahl,<br />
als dessen bedeutendster Schüler er gilt, seine vor der Natur geschaffenen<br />
Studien mit selbst gewählten Motiven nicht als Vorlagen<br />
zu größeren Gemälden, sondern als autonome Kunstwerke.<br />
Sie geben seine unvoreingenommene Sehweise und individuelle<br />
Wahrnehmung wieder und standen seinerzeit im Widerspruch zu<br />
den konventionellen Bilderfindungen seiner Kollegen.<br />
Auch diese Pflanzenstudie in Nahsicht dokumentiert, daß Gille<br />
die ein<strong>fach</strong>sten Naturformen intensiv studierte. Sein Pinselauftrag<br />
zeigt sich der Bildgattung gemäß kleiner und feinteiliger,<br />
womit das eher zeichnerische Element neben das rein malerische<br />
Erfassen des Objektes tritt – möglicherweise auch ein Hinweis auf<br />
eine spätere Entstehungszeit. So erscheint uns in diesem Zusammenhang<br />
in der Art der Ausführung verwandt „Dornenranken<br />
mit Unterholz“ aus dem Jahr 1874, das sich in der Bremer Kunsthalle,<br />
Kupferstichkabinett, befindet (op. cit. vgl. Kat. Nr. 87, Abb.<br />
S. 79). Komposition sowie Motiv lassen zudem an die Tradition<br />
der (naturgeschichtlichen) Blumenmalerei denken, der Gille vir-<br />
tuos bei fein abgestimmter Farbgebung entgegenkommt.<br />
Gille studierte ab 1825 an der Dresdener Akademie erst bei<br />
J.G.A. Frenzel (1782-1855), dann 1827-1830 bei J.Chr.Cl. Dahl<br />
(1788-1857). Gille, der aufgrund seiner kühnen malerischen<br />
Auffassung, der Unmittelbarkeit seiner spontan und viel<strong>fach</strong><br />
nah erfaßten Motive bei seinen Zeitgenossen auf Unverständnis<br />
stieß, verdiente sich nach seinem Studium durch Lithographieren<br />
nach fremden Vorlagen und als Porträtist seinen Lebensunterhalt.<br />
Ebenso arbeitete er als Landschaftszeichner und<br />
Zeichenlehrer. 1866 gewährte ihm die Dresdener Akademie<br />
aufgrund seiner schwierigen finanziellen Situation eine jährliche<br />
Pension von <strong>100</strong> Talern; vereinzelte kleinere Unterstützungen,<br />
auch durch die Tiedge-Stiftung, folgten – jedoch sollten sich<br />
seine dürftigen materiellen Lebensumstände bis zu seinem Tod<br />
nicht bessern. 1871, zu diesem Zeitpunkt ist er in Briesnitz bei<br />
Dresden ansässig, behinderte ihn eine in späteren Jahren sich<br />
verschlimmernde Augenkrankheit am Arbeiten. Seit spätestens<br />
1883 suchten den in äußerster Armut lebenden Künstler zunehmend<br />
Halluzinationen und Zwangsvorstellungen heim. Im hohen<br />
Alter von 94 Jahren verstarb der Künstler schließlich an<br />
„Gehirnblutung“ im Stadtkrankenhaus Dresden-Friedrichstadt.<br />
Der Dresdener Sammler Friedrich Lahmann (1858-1937), ein<br />
großer Bewunderer Gilles, trug eine große Anzahl von dessen Ölskizzen<br />
zusammen, die heute – die Sammlung wurde 1938 bei R.<br />
Lepke in Berlin versteigert – auf dem Kunstmarkt zu gesuchten<br />
Seltenheiten gehören.<br />
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7.<br />
zugeschrieben<br />
FRANZ DE HAMILTON<br />
nachweisbar zwischen 1661 und 1695<br />
Ein Paar Vanitas-Stilleben: Totenschädel vor Felslandschaft,<br />
im Vordergrund rechts bzw. links Reptilien, Insekten und Pflanzen.<br />
Öl, auf Holz, verso auf einem älteren Klebeetikett bezeichnet „Hamilton“.<br />
Je 18,3:26,5 cm.<br />
Unsere kleinformatigen Gemälde von herausragender malerischer<br />
Qualität sind typische Beispiele für das im Barock besonders beliebte<br />
Vanitas-Thema.<br />
Provenienz: Süddeutsche Privatsammlung.<br />
Literatur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Stilleben in Europa, Münster/Baden-<br />
Baden 1979, vgl. Nr. 136, Abb. S. 252.<br />
Franz de Hamilton, vermutlich verwandt mit dem Stillebenmaler<br />
Jacob de Hamilton (um 1640 – um 1720), trat 1661 in Kleve in<br />
den Dienst des Kurfürsten von Brandenburg. Danach zog er nach<br />
Potsdam, wo er bis 1671 blieb. 1672-1674 folgte eine Tätigkeit für<br />
den Hof in Hannover. Seit 1683 ist Hamilton als bayerischer Hofmaler<br />
nachweisbar und war 1695 noch immer in München ansässig.<br />
Anschließend scheint er nach Augsburg verzogen zu sein.<br />
Hamilton malte hauptsächlich stillebenhafte Kompositionen mit<br />
Darstellungen von Pflanzen, Insekten und Reptilien sowie Jagdstilleben.<br />
In den Galerien von Aschaffenburg, Cambridge, Hannover, Prag,<br />
Rotterdam, Schleißheim und in Schwerin sind Hamiltons Gemälde<br />
zu finden.<br />
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8.<br />
CARL FRIEDRICH LESSING<br />
1808 Breslau – Karlsruhe 1880<br />
Kreuzritter auf der Wacht in einer rauhen Felslandschaft.<br />
Öl, auf brauner Leinwand, um 1834/36, randdoubliert und auf neuen Keilrahmen gespannt. 19,5:26,5 cm.<br />
Vorstudie oder zweite Fassung des gleich großen Gemäldes, monogrammiert<br />
und datiert „C F L. Aug. 1836“, das sich im Besitz<br />
des Städel Museums, Frankfurt am Main, befindet (Inv. Nr. 1675).<br />
Beide Fassungen sind auf die gleiche braune und sehr fein gewebte<br />
Leinwand gemalt, wie sie für die Düsseldorfer Maler dieser Zeit<br />
charakteristisch ist. Dasselbe Motiv hat Lessing auch als Zeichnung<br />
(Inv. Nr. 1921/268) ausgeführt, sie befindet sich in Düsseldorf,<br />
allerdings in wesentlich größerem Format (48,1:63 cm) als<br />
das Frankfurter Gemälde und auch als die vorliegende Fassung.<br />
Literatur: <strong>Katalog</strong>: Die Gemälde des 19. Jahrhunderts. Hrsg. von<br />
E. Holzinger und H.-J. Ziemke, 2 Bde., Frankfurt am Main, Städelsches<br />
Kunstinstitut, 1972, vgl. S. 190 f., ohne Abb.; <strong>Katalog</strong>:<br />
Die Handzeichnungen des 19. Jahrhunderts. Düsseldorfer Malerschule,<br />
Teil 1, 2 Bde., Düsseldorf, Kunstmuseum, 1980, vgl. Nr.<br />
479, Abb. 641.<br />
Im Düsseldorfer <strong>Katalog</strong> schreibt U. Ricke-Immel zur oben genannten<br />
Zeichnung: „Seit seiner Beteiligung an dem Freskenzyklus<br />
in Schloß Heltorf hat sich Lessing immer wieder mit der Kreuzritter-<br />
Thematik befaßt. Doch ist hier nicht eine bestimmte historische Begebenheit<br />
dargestellt. Die Szene scheint eher von poetisch-literarischen<br />
Quellen der Spätromantik (wie beispielsweise Balladen von Ludwig<br />
Uhland, Karl Immermanns Gedicht ‚Kreuzfahrers Heimkehr’ nach<br />
Walter Scott, o.ä.) angeregt worden zu sein. Auch Hermann Stilkes<br />
Gemälde ‚Kreuzfahrer auf der Morgenwacht’ von 1833 könnte Lessings<br />
Interesse an diesem Bildgedanken geweckt haben. Für den öden,<br />
felsigen Landschaftshintergrund benutzte Lessing zwar Naturstudien<br />
aus der Eifel, doch ging es ihm hier nicht um Wirklichkeitsnähe, sondern<br />
die von Sturmwolken verhangene düstere Szenerie ist entscheidender<br />
Stimmungsträger, Spiegelbild der Einsamkeit und schwermütigen<br />
Seelenlage des alten Ritters.“.<br />
Prof. Dr. Bernd Küster, Kassel, dem wir unser Gemälde im Original<br />
vorlegten, vertrat die Meinung, daß die gezeigte Landschaft<br />
ein Motiv aus dem Harz zeigt, wohin Lessing 1836 erstmals gereist<br />
war. Weitere Reisen in den Harz folgten 1842, 1852 und<br />
1853, 1864 und 1878 (vgl. dazu auch: B. Küster: Der Harz im<br />
Werk des Zeichners, in: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Carl Friedrich Lessing.<br />
Romantiker und Rebell. Hrsg. von M. Sitt, Düsseldorf/Oldenburg<br />
2000, S. 131-143).<br />
Der Großneffe von Gotthold Ephraim Lessing absolvierte ein<br />
kurzes Architekturstudium in Berlin und wechselte schon dort<br />
zur Landschaftsmalerei über. Durch C.F.R. Sohn (1845-1908)<br />
lernte er W. von Schadow (1788-1862) kennen, dem er 1826<br />
nach Düsseldorf folgte. Bald nach seiner Ankunft im Rheinland<br />
gründete er zusammen mit J.W. Schirmer (1807-1863) den<br />
„Landschaftlichen Componirverein“. 1833 bis 1843 studierte er<br />
in der Meisterklasse der Düsseldorfer Akademie. Vom Beginn seiner<br />
Studien in Düsseldorf an wird seine Anlage als „sehr groß“<br />
beschrieben. Er gilt als großes Talent in seiner Zeit. Unter dem<br />
Einfluß Schadows malte er Historienbilder. Als Landschaftsmaler<br />
gilt er als Erfinder der historischen Landschaft. 1858 folgte<br />
Lessing einem Ruf nach Karlsruhe, wo er Galeriedirektor wurde<br />
und schließlich, als Nachfolger Schirmers, wurde ihm das Amt<br />
des Direktors der Kunstakademie übertragen, das er nur bis zum<br />
Jahre 1866 ausübte.<br />
16
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9.<br />
THEOBALD REINHOLD FREIHERR VON OER<br />
1807 Nottbeck/Stromberg i. W. – Coswig 1885<br />
Tivoli, Ansicht einer Häuserzeile in der Via del Colle unweit der Porta del Colle.<br />
Öl, auf Leinwand, auf Holztafel aufgezogen,<br />
rechts unten bezeichnet und datiert „Tivoli 28 Juglio 1837“.<br />
31,7:42,5 cm.<br />
Literatur: D. Westhoff: Die Italienreise von Theobald Reinhold<br />
von Oer: 1837-1839, 2 Bde., Magisterhausarbeit, Univ. Frankfurt<br />
a.M., 1995, vgl. Nrn. 3-5, Abb. S. 36 und 37. Hier zählt Westhoff<br />
zwei weitere Ölstudien auf, die am 12. und 27. Juli 1837 in Tivoli<br />
entstanden sind.<br />
Ostern 1837 erreichte von Oer Rom. Während der folgenden<br />
beiden Jahre des Italienaufenthaltes entstanden mehrere, vor der<br />
Natur gemalte Landschaftsstudien, von denen einige sich in deutschem<br />
Museumsbesitz befinden. Zu nennen sind hier exemplarisch<br />
„Aussicht von Civitella nach dem Volskergebirge (1837)“,<br />
Kunsthalle Bremen (Inv. Nr. 898-1964), abgeb. in: D. Riccardi:<br />
Olevano e i suoi Pittori, Rom 2004, Nr. 200, Abb. S. 163, sowie<br />
„Blaue Grotte auf Capri, 1838”, ebenfalls im Besitz der Kunsthalle<br />
Bremen (Inv. Nr. C 5274). Eine weitere Studie aus der Dresdener<br />
Sammlung Blucke, „Bewachsene Ruine mit Schafen bei<br />
Tivoli“, im Juni 1837 entstanden, wurde am 6.05.2006 bei A.<br />
Winterberg, Heidelberg (Auktion 72, Kat. Nr. 583, Farbabb. S.<br />
22) versteigert und befindet sich heute in Privatbesitz.<br />
Von dem Hanauer Maler Th. Pélissier (1794-1863) stammt ein<br />
Aquarell, das dieselbe Straße, allerdings von anderem Blickwinkel<br />
aus zeigt (vgl. Ausst. <strong>Katalog</strong>: Die Lust und Pracht Italiens. Hanauer<br />
Künstler sehen Italien (18.-20. Jh.). Hrsg. von Kath. Bott u.<br />
R. Schaffer-Hartmann, Hanau 2011, S. 92, Farbabb. 3).<br />
Nach erstem Zeichenunterricht in München bei F. Michelis (Zeichenlehrer<br />
am kath. Gymnasium Paulinum in Münster) studierte<br />
von Oer, der seit seiner Kindheit durch eine Krankheit sein Gehör<br />
und auch teilweise seine Sprache verloren hatte, ab 1826 an<br />
der Dresdener Akademie und war Schüler von F. Matthäi (1777-<br />
1845). Dort entstand 1830 eine Kohlezeichnung von Chr. Fr. Gille<br />
(1805-1899) mit dem Bildnis von Oers, das sich im Besitz des<br />
Kupferstichkabinetts in Dresden befindet. 1832-1836 studierte er<br />
an der Düsseldorfer Akademie bei W. von Schadow (1788-1862).<br />
Mit dem Architekten H. Matthäi (1808-1880), Sohn seines Dresdener<br />
Lehrers, unternahm von Oer 1836 eine Studienreise durch<br />
die Niederlande und Belgien nach Paris. Dort besuchte er viele<br />
Ateliers französischer Maler, darunter auch das von E. Delacroix<br />
(1798-1863). 1837 reiste von Oer über Südfrankreich und Algerien<br />
weiter nach Rom, Capri und Ischia. Obwohl er in Rom engen<br />
Kontakt mit den Düsseldorfer Spätnazarenern E. Deger (1809-<br />
1885), F. Ittenbach (1813-1879), A. Müller (1811-1890) und C.<br />
Müller (1818-1893) pflegte, lag der Schwerpunkt seines künstlerischen<br />
Interesses in dieser Zeit in der Darstellung des italienischen<br />
Volkslebens. Nach der Rückkehr ließ sich der Maler endgültig in<br />
Dresden nieder, wo er später zum Professor und Ehrenmitglied<br />
der Kunstakademie ernannt wurde.<br />
Von Oer widmete sich vor allem der Historienmalerei und historischen<br />
Genreszenen, schuf aber auch Bildnisse und Landschaften.<br />
18
19
10.<br />
JOHANN WILHELM SCHIRMER<br />
1807 Jülich – Karlsruhe 1863<br />
Landschaft bei Kleinsassen in der Rhön.<br />
Öl, auf Karton, rechts oben bezeichnet und datiert „Kleinsassen. Aug. 1850“.<br />
33,8:47,5 cm.<br />
Literatur: Ausst. Kat.: Johann Wilhelm Schirmer in seiner Zeit.<br />
Landschaft im 19. Jahrhundert zwischen Wirklichkeit und Ideal,<br />
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe/Suermondt-Ludwig-Museum<br />
Aachen, Heidelberg 2002, vgl. Nr. 147, „Ruhrlandschaft“, mit<br />
Abb.<br />
Bei dieser unprätentiösen, frischen und summarisch zusammenfassenden<br />
Ölskizze handelt es sich wohl um den bislang einzigen<br />
publizierten bildnerischen Beweis, daß sich Schirmer im August<br />
1850 in Kleinsassen aufgehalten hat (vgl. op. cit., S.64 rechts unten).<br />
Sie zeigt, wie etwa bei der „Ruhrlandschaft“, die bewußte<br />
Verein<strong>fach</strong>ung einer landschaftlichen Situation, die allein durch<br />
wenige Büsche und Bäume sowie nur angedeutete Wege gegliedert<br />
wird. Gebrochene Grün- und Brauntöne, durch kontrastierendes<br />
Tiefblau des Himmels und Grauweiß der Wolken belebt,<br />
bestimmen die harmonische Farbgebung. Möglicherweise diente<br />
diese Ölskizze wie die oben erwähnte als Arbeits- und Anschauungsstudie,<br />
die Schirmer zur eigenen Verwertung oder als Anschauungsmaterial<br />
im Unterricht verwandte.<br />
Zwischen 1855 – möglicherweise auch schon 1830 (es gibt verschiedene<br />
Überlieferungen) – und 1858 wird Kleinsassen in der<br />
Rhön als Malerkolonie entdeckt. In der zweiten Hälfte des 19.<br />
Jahrhunderts entwickelte sich die am Fuß des Bergmassivs Milseburg<br />
gelegene kleine Ortschaft zu einem beliebten Ausflugsziel<br />
zahlreicher deutscher Maler, etwa aus Weimar, Dresden, Düsseldorf,<br />
München oder Leipzig.<br />
Erst absolvierte Schirmer 1821-1824 eine Buchbinderlehre in der<br />
Werkstatt seines Vaters. Im darauffolgenden Jahr ging er nach<br />
Düsseldorf und studierte 1825-1827 an der dortigen Kunstakademie<br />
bei J. Wintergerst (1783-1867), C.J.I. Mosler (1788-1862),<br />
H.C. Kolbe (1772-1836) und W. von Schadow (1788-1862). 1827<br />
gründete er gemeinsam mit dem bekannten Landschafts- und<br />
Historienmaler C.F. Lessing (1808-1880) den „Landschaftlichen<br />
Componirverein“. Bereits im Alter von 24 Jahren übernahm er die<br />
Leitung der Landschafterklasse an der Düsseldorfer Kunstakademie,<br />
1839 wurde er zum Professor ernannt. Zahlreiche Studienfahrten<br />
führten ihn u.a. in die Nordeifel und das Bergische Land,<br />
in den Hunsrück, nach Darmstadt und Frankfurt am Main, in<br />
den Schwarzwald und in die Schweiz, nach Holland und in die<br />
Normandie, 1839-1840 nach Italien, dann Heidelberg, Kassel,<br />
Paris, Südfrankreich und Belgien. 1852 wurde er zum Ehrenmitglied<br />
der Akademie Dresden ernannt. 1854 wurde er Lehrer an<br />
der in diesem Jahr gegründeten Kunstschule Karlsruhe, ein Jahr<br />
später deren Direktor.<br />
20
21
11.<br />
zugeschrieben<br />
ANTONIO BELLUCCI<br />
1654 – Pieve di Soligo/Treviso – 1726<br />
Poseidon bezwingt den Sturm – Quos Ego.<br />
Poseidon und Amphitrite.<br />
2 Federzeichnungen in Braun, braun und wenig blau laviert, auf festem Bütten.<br />
Je 41,8:12,4 cm, auf Sammlungsuntersätze aufgezogen.<br />
Die Motive illustrieren Szenen zu Vergil, Aeneis I, 135.<br />
Gutachten: George Knox, Vancouver, vom 30.08.2010. Er führt<br />
darin sinngemäß aus:<br />
Diese schmalen, hochformatigen Zeichnungen sind ohne Zweifel<br />
Teil einer Dekoration für einen großen Bau. Sie erinnern<br />
an die Gemälde der großen Räume, die Bellucci und G.A. Pellegrini<br />
(1675-1741) 1713/14 für Schloß Bensberg geschaffen haben.<br />
Eine ist dem Poseidon von Pellegrini in Bensberg, heute<br />
in der Sammlung Egidio Martini, Ca’ Rezzonico, Venedig (Gg.<br />
Knox: Antonio Pellegrini, Oxford 1995, Nrn. 95, <strong>100</strong>-102) sehr<br />
ähnlich. Es ist seltsam, daß dort der Poseidon dasselbe Thema<br />
schildert wie die erste der beiden vorliegenden Kompositionen,<br />
aber bei jenem von Pellegrini in gänzlich anderem Stil.<br />
Man kann sogar etwas weiter- und davon ausgehen, daß es sich<br />
um Zeichnungen von Bellucci handelt, die vielleicht als Entwürfe<br />
für Bensberg gedacht waren und später Pellegrini zugeordnet wurden.<br />
Jedenfalls sind sie dem üblichen Stil von Bellucci sehr nah.<br />
Zeichnungen von Bellucci sind außerordentlich selten. Tatsächlich<br />
befindet sich die einzige sichere Zeichnung, ein Deckenentwurf,<br />
in Düsseldorf (vgl. The Gods of Olympus – F.<br />
Magani: Antonio Bellucci, Rimini 1995, S. 46). Sie ist auch<br />
die einzige in Maganis Monographie aufgeführte Zeichnung,<br />
aber definitiv gestützt durch die hier vorliegende Zuschreibung.<br />
Außerdem gibt es zwei Studien zu dem großen Ölgemälde<br />
„Herkules und Omphale“ in Ca’ Rezzonico, eine davon im<br />
Puschkin Museum, die andere in Stockholm als G. Brusaferro<br />
(um 1700-1760). Beide sind von Magani abgeschrieben.<br />
Außerdem gibt es noch ein wunderbares Blatt in Philadelphia<br />
(Inv. Nr. 1966-8-1) „Magdalena wäscht die Füße Jesu“. 29:23,7<br />
cm. – Mimi Cazort: Italian Master Drawings of the Philadelphia<br />
Museum of Art, 2004, Nr. 20, führt nach Knox fälschlich eine<br />
Zeichnung als Antonio Molinari auf, die seiner Meinung nach<br />
weit besser als Bellucci überzeugen würde. Zuletzt wäre noch die<br />
folgende Bellucci zugeschriebene Zeichnung zu erwähnen: „Jungfrau<br />
Maria und Kind auf der Weltkugel und von Engeln begleitet“,<br />
ein Entwurf für eine runde Deckenmalerei (vgl. A. Rizzi: I<br />
disegni antichi del Museo Civico di Udine, Udine 1970, Nr. 3).<br />
Nach ersten Studien in Dalmatien kam Bellucci 1675 nach Venedig,<br />
wo er durch P. Liberi (1614-1687), A. Celesti (1637-1706) und<br />
A. Zucchi (1726-1795) beeinflußt wurde. 1692 führte er für die<br />
Kirche in Klosterneuburg vier Altargemälde aus. Von 1695-1700<br />
war er in Wien tätig und kehrte nach einem zweijährigen Aufenthalt<br />
in Venedig erneut dorthin zurück. 1705 ging er nach Düsseldorf<br />
an den Hof des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz<br />
und blieb dort bis zu dessen Tod 1716. Zusammen mit Pellegrini<br />
fertigte er Gemälde für das neugebaute Schloß Bensberg an. 1716-<br />
1722 hielt er sich in England auf, wo er Dekorationen für den<br />
Buckingham Palast und verschiedene adlige Landsitze ausführte.<br />
Mit seinen vielen Reisen durch ganz Europa war Bellucci ein besonders<br />
typischer Vertreter des venezianischen Wanderkünstlers.<br />
22
23
12.<br />
JOHANN LUDWIG BLEULER<br />
1792 Feuerthalen – Laufen-Uhwiesen 1850<br />
Schweizer Gebirgslandschaft mit Blick zum Rosenlaui-Gletscher mit Klein- und Groß- Wellhorn,<br />
links der Dossen, rechts das Wetterhorn.<br />
Gouache, mit schwarzer Tuschlinie umrandet und mit grünlich gouachiertem Rand,<br />
auf dünnem Karton, verso bezeichnet<br />
„Glacier du Rosenlaui vue en passant le Scheidegg. Chez J. Louis Bleuler au château de Laufen près Schaffhouse Suisse”.<br />
Darstellungsgröße 33:48 cm, Blattgröße 43,7:57,5 cm.<br />
Im gouachierten Rand rechts und unten leicht berieben, sonst tadellos.<br />
Johann Ludwig Bleuler wurde als Sohn des bekannten Schweizer<br />
Landschaftsmalers Johann Heinrich Bleuler (1758-1823) geboren<br />
und von diesem in dessen Kunstverlag als Maler und Zeichner<br />
ausgebildet. 1819 unternahm er Studienreisen nach Brüssel und<br />
Amsterdam, anschließend nach Paris. Nach seiner Rückkehr übernahm<br />
er zunächst zusammen mit seinem Bruder Johann Heinrich<br />
das väterliche Geschäft in Feuerthalen. Ab 1820 veröffentlichte er<br />
Ansichten des gesamten Rheinlaufs, die sein Hauptmotiv werden<br />
sollten. Vier Jahre später gründete er in Schaffhausen seinen eigenen<br />
Verlag. Um 1845 erschien sein Hauptwerk „Voyage pittoresque<br />
aux bords du Rhin et de la Suisse“. 1833 hatte er wegen des<br />
stetig wachsenden Erfolges seines Verlages seinen Wohnsitz und<br />
die Werkstatt in das Schloß Laufen am Rheinfall verlegt. Eine<br />
Reise an den Zarenhof in St. Petersburg 1837-1838 war der unternehmerische<br />
Höhepunkt. Danach war er zunehmend weniger<br />
erfolgreich und die Umwälzungen jener Jahre trieben Bleuler an<br />
den Rand des Ruins. Dazu trugen auch neue Reproduktionstechniken<br />
in nicht unerheblichem Maße bei.<br />
24
25
13.<br />
ABRAHAM BLOEMAERT<br />
1564 Dordrecht – Utrecht 1651<br />
Knorrige Bäume, 1595-1605.<br />
Schwarze Kreide, Feder in Braun, aquarelliert, mit dunkelbrauner Feder umrandet, auf Bütten.<br />
23:17,8 cm.<br />
Mit kleinen Randläsuren, Quetschfalte,<br />
geglättete Knickfalte rechts unten, Papier etwas vergilbt.<br />
Provenienz: Auktion Sotheby’s Mak van Waay, Amsterdam,<br />
3.04.1978, Nr. 30; Auktion Sotheby’s, Amsterdam, 18.11.1980,<br />
Nr. 32; C.G. Boerner, Düsseldorf, 1980; Privatsammlung Düsseldorf;<br />
Auktion Sotheby’s Amsterdam, 2.11.2004, Nr. 43, mit Abb.<br />
Literatur: Bolten 1504.<br />
Bloemaert begann seine Lehrzeit bei seinem Vater Cornelis, einem<br />
Bildhauer und Architekten, und ging dann zu dem Utrechter<br />
Maler J. de Beer (gest. 1595). Zwischen 1580 und 1583 arbeitete<br />
er in Paris bei H.I. Francken (1540-1610), durch den er die<br />
„Schule von Fontainebleau“ kennenlernte. Nach seiner Rückkehr<br />
nach Holland ließ er sich in Utrecht nieder, wo er bis zu seinem<br />
Tode blieb, abgesehen von einem neunjährigen Aufenthalt in<br />
Amsterdam (1591-1600). Hier heiratete er 1592 Judith van Schonenburgh,<br />
die 1599 verstarb. 1600 ehelichte er Gerarda de Roy.<br />
Er hatte vierzehn Kinder, vier von ihnen ergriffen ebenfalls den<br />
Künstlerberuf. 1611 gründete er gemeinsam mit anderen Künstlern<br />
eine Utrechter Maler-Gilde, die „St. Lukas-Gilde“, deren<br />
Vorstitz er 1618 übernahm.<br />
Bloemaert widmete sich neben historischen und allegorischen<br />
Themen, der Landschaft-, Stilleben- und Tiermalerei, zudem Blumenstücken.<br />
Bloemaert hatte viele Schüler, sein Einfluß reichte weit in das 18.<br />
Jahrhundert hinein, und er genoß vor allem in Frankreich beachtliches<br />
Ansehen.<br />
26
27
14.<br />
FRANZ LUDWIG CATEL<br />
1778 Berlin – Rom 1856<br />
Lochmühle im Liebethaler Grund in der Sächsischen Schweiz, 1801.<br />
Aquarell, mit Deckweiß gehöht, über Bleistift, mit Eiweiß lasiert, auf bräunlichem Papier, auf Untersatz montiert<br />
und mit zwei Tuschlinien etwas unregelmäßig umrandet, hier rechts unten signiert<br />
„F Catel fec“, mittig betitelt „Lochmühle im Liebethaler Grund“.<br />
22,8:17,2 cm.<br />
Provenienz: Sammlung Hans Geller, verso auf dem Untersatz<br />
mit dem Stempel des Kupferstichkabinetts Dresden mit dem Vermerk:<br />
ausgeschieden am 13.11.1991; <strong>Katalog</strong>: Sammlung Hans<br />
Geller, S. Billesberger, Mosinning/München 1992, Kat. Nr. 24;<br />
Süddeutscher Privatbesitz.<br />
Literatur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: A. Stolzenburg: Der Landschafts- und<br />
Genremaler Franz Ludwig Catel (1778-1856), Rom, Casa di Goethe,<br />
2007, S. 16 (hier wird unsere Zeichnung erwähnt), Anmerkungen<br />
38.<br />
Am 28.01.1801 heiratete Catel in Berlin Sophie Frederike Kolbe,<br />
Schwester des Berliner Malers C.W. Kolbe d.J. (1781-1853). Im<br />
Herbst dieses Jahres hielten sich beide in Dresden auf, wo Catel<br />
an der Akademie Vorlesungen über Linear- und Luftperspektive<br />
gehalten haben soll. Zusammen mit A. Zingg (1734-1816) und<br />
J.Ph. Veith (1768-1837) unternahmen Catel und seine junge Frau<br />
eine Reise in die Sächsische Schweiz.<br />
Zu Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit beschäftigte sich Catel<br />
zunächst mit Holzbildnerei und mit Illustrationen. 1806 wurde<br />
er in die Berliner Akademie aufgenommen. Ein Jahr später begab<br />
er sich mit seinem Bruder nach Paris und erlernte dort die<br />
für ihre brillante Technik bekannte französische Ölmalerei. Eine<br />
anschließende Reise in die Schweizer Alpen brachte die Hinwendung<br />
zur Landschaftsmalerei. Ende 1811 ging er für immer nach<br />
Rom und verkehrte dort im Kreise der Nazarener, etwa mit J.A.<br />
Koch (1768-1839), ohne jedoch nachhaltig von deren Kunstauffassung<br />
beeinflußt worden zu sein. Vielmehr spezialisierte er<br />
sich auf Veduten und Sittenbilder, deren effektvolle Licht- und<br />
Farbgebung ihm einen großen Abnehmerkreis verschafften. Auf<br />
mehreren Studienreisen durchstreifte er den Süden Italiens, oft in<br />
Begleitung von anderen Künstlerkollegen. Als erfolgreicher Maler<br />
konnte sich Catel ein gastliches Haus leisten und unterstützte<br />
Künstler, die weniger Glück hatten. Er gehörte 1845 zu den<br />
Gründern des Deutschen Künstlervereins, dessen Vorsitzender er<br />
1852 wurde. Sein Vermögen hinterließ er mit dem „Pio Istituto<br />
Catel“, einer Stiftung zugunsten junger deutscher und italienischer<br />
Künstler.<br />
Das „Pio Istituto Catel“ existiert noch heute in Rom.<br />
28
29
15.<br />
EDGAR DEGAS<br />
1834 – Paris – 1917<br />
Paysage à l’arbre penché, Italie.<br />
Landschaft mit sich neigendem Baum, im Hintergrund – mit Bleistift zart angedeutet – ein Pferd und Gebirge mit Burg,<br />
um 1856-1859.<br />
Feder in Grau, grau laviert und Bleistift,<br />
auf chamoisfarbenem Velin mit Wasserzeichen: FM im Kranz.<br />
13,3:21 cm.<br />
Provenienz: Sammlung Mlle. J. Fèvre (Nichte des Künstlers);<br />
versteigert Hôtel Drouot, Paris am 29. Mai 1952 durch den Experten<br />
Jean Cailac; Privatsammlung.<br />
Gutachten: Galerie Brame & Lorenceau, Paris, vom 11.06.2010,<br />
in dem es u.a. heißt: „Il est probable que ce dessin ait été réalisé<br />
durant l’un des nombreux séjours de l’artiste en Italie, et plus particulièrement<br />
lors de son séjour décisif de 1856 à 1859”.<br />
Degas begann die Laufbahn des klassischen Salonmalers: Er studierte<br />
1855-1856 an der École des Beaux-Arts, am Stil J.A.D. Ingres’<br />
(1780-1867) und der Meister der Frührenaissance orientiert.<br />
Im Anschluß daran hielt er sich drei Jahre in Italien, hauptsächlich<br />
in Florenz und Neapel, aber auch in Rom auf. 1862 begann<br />
seine Freundschaft mit E. Manet (1832-1883). Er lernte C. Monet<br />
(1840-1926), A. Renoir (1841-1919) sowie E. Zola kennen und<br />
widmete sich Motiven der Alltagswelt: Pferderennen, seit 1869<br />
Wäscherinnen, seit 1872 Kaffeehausszenen, die Oper, Tänzerinnen<br />
usw. Er hatte Einfluß auf das Werk H. de Toulouse-Lautrecs<br />
(1864-1901), nahm regelmäßig an den Impressionisten-Ausstellungen<br />
teil, ohne sich wie diese der Landschaft und dem Eindruck<br />
des Flüchtigen zu verschreiben. Seit 1880 litt Degas an einer starken<br />
Sehschwäche, woraus eine Intensivierung der Farben und<br />
Verein<strong>fach</strong>ung der Formen resultierte. In diesen Jahren entstanden<br />
vor allem Pastelle. Seit 1898 lebte er, fast erblindet, zurückgezogen<br />
in Paris und widmete sich dem Modellieren von Statuetten.<br />
30
31
16.<br />
ERNST FRIES<br />
1801 Heidelberg – Karlsruhe 1833<br />
Die große Brücke (Ponte di Celle) nordöstlich von Civita Castellana.<br />
Pinsel in Braun, Grau und Blau, über Bleistift, mit schwarzer Tuschlinie umrandet, auf Bütten<br />
mit Wasserzeichen: H Seifenbach; links unten noch schwach sichtbar bezeichnet und datiert „Civita Castellana ...(F)ebr. 1827“ .<br />
31,8:43,3 cm.<br />
Verso: Skizze einer Landschaft. Bleistift sowie bezeichnet „Ernst Fries 1801-1833“<br />
Literatur: R. Theilmann/E. Ammann: Die deutschen Zeichnungen<br />
des 19. Jahrhunderts, 2 Bde., Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle,<br />
1978, vgl. Nr. 1048, Abb. Seite 24; I. Wechssler: Ernst Fries<br />
(1801-1833). Monographie und Werkverzeichnis, Heidelberg<br />
2000, vgl. Nr. 311, Farbtafel 22. Die hier abgebildete und beschriebene<br />
Variante dieses Motivs ist am 26. Mai 1826 entstanden<br />
und weicht in der Größe gering von unserem Blatt ab (30,3:42,1<br />
cm).<br />
Auf einer Wanderung von Papignon und Terni her erreichte Fries<br />
am 16. Mai 1826 Civita Castellana, wo er mit C. Corot (1796-<br />
1875) und E. Bertin (1797-1871) Naturstudien betrieb. Das Städtchen<br />
mit Dom und Zitadelle gibt einen pittoresken Vordergrund<br />
für die Sicht auf den Monte Soracte. Fries verließ die Stadt am 1.<br />
Juni 1826 und wanderte zurück nach Rom.<br />
Bei unserer Zeichnung handelt es sich um eine nahezu maßgleiche<br />
Wiederholung der Zeichnung in Karlsruhe (30,3:42,1 cm),<br />
die wenige Monate vor der Heimkehr von Fries im August 1827<br />
nach Heidelberg entand. Sie unterscheidet sich nur in wenigen<br />
Details. Am meisten fällt auf, daß unsere Zeichnung eine höhere<br />
Horizontlinie aufweist.<br />
Von Heinrich Reinhold (1789-1825) besitzt die Hamburger<br />
Kunsthalle eine gleich große und nur in wenigen Details abweichende<br />
Darstellung derselben Landschaft mit dem Titel „Ponte<br />
di Celle, nordöstlich von Civita Castellana“ (Inv. Nr. 41297,<br />
vgl. Ausst. <strong>Katalog</strong>: Heinrich Reinhold (1788-1825) Italienische<br />
Landschaften, Gera 1988, Nr. 73, Abb. Seite 159). Da Reinhold<br />
am 15.1.1825 in Albano starb, kann er die am 24.5.1826 entstandene<br />
Hamburger Zeichnung nicht kopiert haben.<br />
Schon E. Bott (Mitteilung vom 15.11.1976 an Theilmann) weist<br />
darauf hin, daß das auf Pauspapier gezeichnete Hamburger Blatt<br />
wegen der Ähnlichkeit beider Schriftzüge „Civita Castellana“<br />
auch von Fries stammen könnte. Prof. M. Lehmann, Konz-Könen,<br />
kann darüber hinaus nachweisen, daß mehrere als Reinhold<br />
überlieferte Zeichnungen auf Pauspapier in Wahrheit von Fries<br />
stammen. Laut Nachlaßverzeichnis hat Fries 9 Zeichnungen von<br />
Reinhold gepaust. Eine genaue Händescheidung beider Künstler<br />
steht noch aus.<br />
Die große Brücke ließ Papst Clemens XI. 1707 über einer 40 Meter<br />
tiefen Schlucht erbauen. Die Straße vom Tibertal nahe dem<br />
Pons Augustus führt über diese Brücke, im Hintergrund erhebt<br />
sich der Monte Soracte.<br />
32
33
17.<br />
JAN ODER JOAN HACKAERT (HACKERT)<br />
1629 – Amsterdam – 1700<br />
Flußlandschaft mit Brücke und Kirche, ein Wanderer im Vordergrund auf dem Weg.<br />
Feder in Braun, grau laviert, auf Bütten mit Wasserzeichen: steigender Löwe in bekröntem Wappenschild,<br />
verso bezeichnet „in Piemont. door Hackert“.<br />
15,7:23,8 cm.<br />
Literatur: W. Bernt: Die niederländischen Zeichner des 17. Jahrhunderts,<br />
2 Bde., München 1957, Bd. I, Nrn. 281 und 282 mit<br />
Abb.<br />
Hackaert ist vermutlich zwischen dem 26.07. und 24.08.1654<br />
oder zwischen dem 26.07.1654 und 28.05.1655 in Italien gewesen.<br />
Darüber hinaus sind Ansichten von Martigny und bei Lausanne<br />
in alten <strong>Katalog</strong>en nachzuweisen.<br />
Hackaerts Lehrer sind nicht bekannt. Reisen in die Schweiz und<br />
nach Italien sind durch einen Klebeband belegt, der sich im Besitz<br />
des Kunsthauses Zürich befindet. Zeichnungen mit Schweizer<br />
Motiven befinden sich in dem berühmten Atlas von Joan Blaeu<br />
(Kartograph, 1596-1673) in der Nationalbibliothek in Wien.<br />
Hackaert zeichnete holländische und italienische Landschaften,<br />
Flußtäler mit bewaldeten Hängen. Entweder sind es ein<strong>fach</strong>e<br />
lavierte Federskizzen nach der Natur oder durchgeführte Landschaftskompositionen,<br />
die an seine selteneren Gemälde erinnern.<br />
Charakteristisch ist die umrahmende Zeichnung des Blattwerkes<br />
und eine kleine skizzenhafte Staffage. Auch ist das Sonnenlicht,<br />
das um Stamm und Laub spielt, besonders betont.<br />
34
35
18.<br />
LORENZ JANSCHA<br />
1749 Radmannsdorf/Krain – Wien 1812<br />
Landschaft mit einem Hohlweg, einem verkrüppelten Baum,<br />
einer Baumgruppe und einer Figurengruppe.<br />
Sepia-Pinsel, über Bleistift, mit mehreren Linien in brauner Feder umrandet sowie grau aquarelliertem Rand,<br />
auf cremefarbenem Velin, rechts unten signiert „L. Janscha del.“.<br />
28,2:23,8 cm.<br />
Provenienz: Süddeutsche Privatsammlung.<br />
Der Landschaftsmaler, Radierer und Kunstsammler Lorenz<br />
Janscha war Schüler der Wiener Akademie unter F.E. Weirotter<br />
(1730-1771) und J.C. Brand (1722-1795). Er erhielt einen 2. und<br />
zwei 1. Preise und wurde 1790 unter die Pensionäre der Anstalt<br />
aufgenommen. 1801 wurde er neben F.A. Brand (1735-1806)<br />
Korrektor für Zeichnung an der Akademie, trat 1806 an dessen<br />
Stelle als Lehrer für Landschaftszeichnung und wurde als solcher<br />
mit dem Titel Kaiserlicher Rat ausgezeichnet.<br />
Das Haupt<strong>fach</strong> Janschas war die landschaftliche Vedute in Aquarell.<br />
Auf diesem Gebiet hat er eine fruchtbare Tätigkeit entfaltet.<br />
Besonders bekannt wurde er durch die graphischen Folgen mit<br />
Wiener Ansichten, Rhein- und Donaulandschaften, die er mit anderen<br />
Künstlern zusammen herausgab.<br />
36
37
19.<br />
FRIEDRICH KAULBACH<br />
1822 Bad Arolsen – Hannover 1903<br />
Zwei Köpfe. Bildnisse einer jüngeren Frau und eines jüngeren Mannes.<br />
Bleistift, mit einigen Deckweißlichtern, auf cremefarbenem Whatman-Papier,<br />
rechts unten signiert und datiert „Fried. Kaulbach 1847“.<br />
29,8:27,6 cm.<br />
Sensible und sehr fein durchgeführte Porträtstudien des noch jungen<br />
Malers, die zwischen den Reisen nach Italien im Jahr 1844<br />
und nach Paris 1850 entstanden.<br />
Friedrich Kaulbach, Sohn eines Kunsttischlers, war der Vater von<br />
Friedrich August Kaulbach (1850-1920) und der Cousin von Wilhelm<br />
von Kaulbach (1805-1874). Friedrich malte bereits in seiner<br />
Kindheit Blumen und Porträts, um die Familie zu unterstützen.<br />
1839 ging er nach München und wurde dort Schüler seines Cousins.<br />
1844 unternahm er eine Studienreise nach Venedig, 1850<br />
nach Paris. 1856 wurde er von Georg V. nach Hannover berufen,<br />
um Bildnisse der Königsfamilie zu malen, und dort zum Hofmaler<br />
ernannt. 1879-1883 wurde er Lehrer für Aktzeichnen und<br />
Zeichnen an der Kunstgewerbeschule in Hannover und ab 1883<br />
Professor an der dortigen Technischen Hochschule.<br />
Der Künstler war bald ein gefragter Porträtist an den europäischen<br />
Fürstenhöfen. Seine akkurat und nobel ausgeführten Bildnisse<br />
stehen in der Tradition des Biedermeier. Seine enge Beziehung zu<br />
dem hannoveranischen Königshaus dokumentiert beispielsweise<br />
das Gemälde „Die hann. Königsfamilie“ (Prov.-Mus. Hannover),<br />
das zwischen 1858 und 1860 entstand.<br />
38
39
20.<br />
WILHELM VON KÜGELGEN<br />
1802 St. Petersburg – Ballenstedt 1867<br />
1. Von Rading, Kopf im Dreiviertelprofil nach links.<br />
Bleistift, auf chamoisfarbenem Velin, unten bezeichnet „v. Rading“, um 1822. 15,1:11,5 cm. – Etwas vergilbt.<br />
Der Dargestellte war der Vetter des Künstlers.<br />
2. Auguste von Rading, Büste im Profil nach rechts.<br />
Bleistift, mit einzelner Bleistiftlinie umrandet, auf Bütten, um 1822, auf Untersatz montiert und dort bezeichnet<br />
„Auguste von Rading geb. Zoege v. Manteuffel“. 12,8:9 cm.<br />
Ein ähnliches Porträt der Auguste von Rading ist abgeb. in:<br />
L. von Kügelgen: Gerhard von Kügelgen, ein Malerleben um 1800, Stuttgart 1924, S. 93.<br />
3. Karl Holthoff, Büste nahezu en face.<br />
Bleistift, auf Velin, um 1823. 15:11,4 cm.<br />
Der Dargestellte war der Gatte von Lila von Kügelgen.<br />
4. Marianne Holthoff, Büste nahezu en face.<br />
Bleistift, unten bezeichnet „Marianne Holthoff.“, um 1822, auf Velin. 15:11,4 cm. – Mit 2 kleinen Wurmlöchern.<br />
Marianne und Karl Holthoff sind Kusine und Vetter von Wilhelm von Kügelgen<br />
(die Mutter Marianne oder Marian war die älteste Schwester von Wilhelms Vater).<br />
Die beiden Bildnisse dürften 1824 entstanden sein, als Wilhelm seine Verwandten im Rheinland besuchte.<br />
Die genaue Identifizierung der Dargestellten verdanken wir Dorothée<br />
von Hellermann, Maastricht (Nachricht vom 8.02.2010).<br />
Wilhelm von Kügelgen war der Sohn von Gerhard von Kügelgen<br />
(1772-1820). Seit 1805 in Dresden, lebte er 1817-1818 in Bernburg<br />
bei seinem späteren Schwiegervater F.A. Krummacher. Im Spätsommer<br />
ging er an die Dresdener Akademie zunächst als Schüler<br />
seines Vaters und nach dessen Ermordung 1820 bei F. Hartmann<br />
(1774-1842). Nach Abschluß des Studiums, unterbrochen 1822-<br />
1823 durch einen Aufenthalt in Estland bei seinen Verwandten<br />
mütterlicherseits, ging er im Herbst 1825 nach Rom, wo er mit<br />
seinem früheren Hauslehrer C.A. Senff (1785-1863) und mit B.<br />
Thorvaldsen (1770-1844) in der Casa Buti wohnte und die Lebensfreundschaft<br />
mit L. Richter (1803-1884) und C.G. Peschel<br />
(1798-1879) begründet wurde. Krankheit und die Verlobung mit<br />
Julie Krummacher veranlaßten ihn, Rom im Mai 1826 zu verlassen.<br />
Er kehrte über Florenz und Venedig in die Heimat zurück.<br />
Nach einem vergeblichen Versuch als Porträtmaler in St. Peterburg<br />
Fuß zu fassen, kehrte er schon 1829 wieder nach Dresden<br />
zurück. 1830 siedelte er nach Schloß Hermsdorf bei Dresden<br />
über, das einem Freund gehörte. 1833 wurde er als Hofmaler nach<br />
Ballenstedt berufen, wo er, unterbrochen von wenigen Reisen, bis<br />
1853 dieses Amt innehatte. Bis 1863 betreute er als Kammerherr<br />
aufopfernd den geisteskranken Herzog. Danach war er schriftstellerisch<br />
tätig. Seine letzten Lebensjahre waren durch familiäre<br />
Schicksalsschläge und eigene Krankheit geprägt.<br />
Kügelgen veröffentlichte 1870 seine "Jugenderinnerungen eines<br />
alten Mannes", das sich großer Beliebtheit erfreute.<br />
40
41
21.<br />
MICHELANGELO MAESTRI<br />
tätig in Rom, gest. um 1812<br />
„Amor Magnianimo“.<br />
Der großmütige Amor.<br />
Gouache, nach Giulio Romano (1499-1546), auf Bütten.<br />
39:53 cm. Gerahmt.<br />
Nach einem Deckenfresko im Salon der Villa Lante, auf dem Gianicolo<br />
in Rom entstanden (vgl. T. Carunichio: Villa Lante al Gianicolo:<br />
storia della fabbricae cronaca degli abitatori, Rom 2005,<br />
Abb. 112-119). Die Villa wurde von Giulio Romano ausgemalt.<br />
Die Fresken wurden von Vasari als eigenhändig beschrieben.<br />
Hartt hingegen glaubt nicht, daß diese Fresken, die inzwischen<br />
in den Palazzo Zuccari überführt wurden, von Giulio Romano<br />
stammen. Andere haben sie Polidoro da Caravaggio (um 1495-<br />
1543) zugeschrieben (vgl. F. Hartt: Giulio Romano, Bd. I., New<br />
Haven 1958, S. 61 f.).<br />
Die Putten, die von Tieren gezogene kleine zweirädrige Wagen<br />
führen, sind Zitate aus der antiken Skulptur und von Raphaels<br />
(1483-1520) Fresken der Villa Farnesina in Rom.<br />
Als Francesco Piranesi (1756 od. 1758-1810) und Tommaso Piroli<br />
(1752-1854) diese Fresken 1805 in einer Serie von Radierungen<br />
veröffentlichten, glaubte man noch, sie stammen von Giulio Romano,<br />
daher die Beschriftung unter der Zeichnung. Das vorliegende<br />
Werk ist seitengleich mit dem Fresko, und es scheint so, als<br />
ob Maestri auch die oben genannten Radierungen kannte, denn<br />
seine Beschriftung unter den Umrandungslinien ist ähnlich wie<br />
die Beschriftung unter jenen.<br />
Alle Motive aus dieser Folge zeigen verschiedene Arten der Liebe.<br />
Maestri war in Rom als Maler, Kupferstecher und Verleger tätig.<br />
Seine Werke waren besonders bei den europäischen Italienreisenden<br />
beliebt, die sie auf ihrer „Grand Tour“ erwarben.<br />
42
43
22.<br />
PAOLO DE MATTEIS<br />
1662 Cilento – Neapel 1728<br />
Selene kommt zu dem schlafenden Endymion, darüber auf Wolken Zeus und Hera.<br />
Feder in Braun, braun laviert, über leichter Bleistiftskizze, auf Bütten.<br />
20,5:13,5 cm.<br />
Darstellung im Hochoval.<br />
Provenienz: Sammlung Dr. Klaus Löchner, Senden, nicht bei<br />
Lugt.<br />
Vermutlich Entwurf für eine Wandmalerei in einem Kabinett des<br />
Palazzo Duca Pignatelli di Monteleone in Neapel, die 1720/1721<br />
entstanden und alle verbrannt sind (vgl. Thieme/Becker, Bd. 24,<br />
S. 253).<br />
„Paolo de Matteis gehört zu den bedeutendsten und seinerzeit überregional<br />
erfolgreichsten neapolitanischen Künstlern der Wende vom<br />
17. zum 18. Jahrhundert. Seine erste Ausbildung erhielt er in der<br />
Werkstatt Luca Giordanos (1634-1705), dessen Einfluß bald darauf<br />
infolge der Begegnung mit dem römischen Klassizismus, die de<br />
Matteis während seines Romaufenthaltes 1682/83 machte, vorübergehend<br />
zurückgedrängt wurde. In Neapel erfreute sich seine Malerei<br />
großer Nachfrage, wobei er in den neunziger Jahren fraglos von der<br />
Abwesenheit Giordanos profitierte. 1702-1705 arbeitete er in Paris,<br />
u.a. für Pierre Crozat. In den Jahren danach führte er zahlreiche<br />
prominente Aufträge in Neapel sowie in Apulien (1713) und in Rom<br />
(1723-26) aus. Seine Werke werden bisweilen als eklektisch bezeichnet,<br />
da sie häufig Anleihen aus gegensätzlichen künstlerischen Richtungen<br />
aufweisen. Als Zeichner ist Paolo de Matteis in verhältnismäßig<br />
wenigen Arbeiten überliefert, wobei mehrere Zuschreibungen<br />
der kritischen Überprüfung bedürfen. De Dominici berichtet indes<br />
von einer intensiven zeichnerischen Tätigkeit des Künstlers“ (zit. aus:<br />
Ausst. <strong>Katalog</strong>: Neapolitanische Barockzeichnungen in der Graphischen<br />
Sammlung des Hessischen Landesmuseums Darmstadt,<br />
1994, S. 57).<br />
44
45
23.<br />
GIUSEPPE NICOLA NASINI<br />
1657 Castel del Piano/Grosseto – Siena 1736<br />
Boreas entführt Oreithyia.<br />
Feder in Braun, über schwarzer Kreide, braun laviert und mit Deckweiß gehöht, auf Bütten.<br />
22,9:17,5 cm.<br />
Gering stockfleckig.<br />
Literatur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: M. Matile: Gusto e Passione. Italienische<br />
Zeichnungen aus der Sammlung Gadola, Zürich/Basel 2004,<br />
vgl. Nr. 83, Farbabb. S. 179, "Chronos raubt die Schönheit“.<br />
Die Darstellung zeigt Boreas, den in der Ägäis im Sommer herrschenden,<br />
zuweilen stürmischen Nord(ost)wind, wie er Oreithyia<br />
("die im Gebirge stürmende"), eigentlich eine Windsbraut und<br />
nach der Sage eine Tochter des athenischen Königs Erechtheus,<br />
entführt. Sie gebar ihm in seiner Höhle am Nordende der Welt<br />
oder in Thrakien die geflügelten Söhne Kalais und Zetes, die sogen.<br />
Boreaden.<br />
Der Sohn des Künstlers Franc. Nasini (1621-1695) erhielt seinen<br />
ersten Zeichenunterricht bei seinem Vater. Durch die Unterstützung<br />
von Cosimo III. de Medici, der bei ihm ein Gemälde mit<br />
dem Tod des hl. Peter von Alcántara (1682, Montelupo Fiorentino)<br />
bestellte, studierte Nasini zwischen 1681 und 1688 an der<br />
Accademia Fiorentina bei C. Ferri (1634-1689) in Rom. Auf seiner<br />
Rückreise besuchte er Venedig und kopierte Werke von P.<br />
Veronese (1528-1588) und Tizian (um 1477/1490-1576). In der<br />
Toscana avancierte er zwischen Florenz und Siena zu einem der<br />
wichtigsten Dekorationsmaler. In den Jahren 1690-1694 entstand<br />
das von seinen Zeitgenossen gepriesene Gemälde für den Palazzo<br />
Pitti mit einem Jüngsten Gericht (nicht erhalten). 1691schmückte<br />
er den Palazzo Medici-Riccardi im Stile von Veronese mit illusionistischen<br />
Fresken. Um 1715 übersiedelte Nasini nach Rom, wo<br />
er Fresken in der Gran Sala der Cancelleria Apostolica ausführte.<br />
Durch den Mißerfolg, den ihm seine Fresken in der Odescalchi-<br />
Kapelle Santi Apostoli eintrug, sah er sich indes 1723 gezwungen,<br />
Rom zu verlassen und nach Siena zurückzukehren (vgl. op. cit.).<br />
46
47
24.<br />
GIUSEPPE PIATTOLI<br />
um 1740/50 – Florenz – nach 1818<br />
Jehu, Heerführer der Israeliten, triumphiert über die von Hunden zerfleischte Isebel,<br />
die heidnische Mutter des von Jehu ermordeten Königs (2. Buch der Könige, 9).<br />
Feder in Braun, braun laviert, über Skizze in schwarzer Kreide, mit brauner Federlinie umrandet,<br />
auf Bütten mit Wasserzeichen (kleiner Wappenschild?), links unten bezeichnet „DGabbiani“.<br />
35:24,2 cm.<br />
Provenienz: <strong>Katalog</strong>: Sabrina Förster/Ingrid Knirim, Düsseldorf/<br />
Münster, Sommer 1991, Nr. 14.<br />
Gutachten: Ugo Ruggieri, Venedig, der das zeichnerische Werk<br />
Piattolis bearbeitet hat (Master Drawings, 1978, S. 415 ff.), bestätigte<br />
diese Zuschreibung, Brief vom 22.01.1991, der uns allerdings<br />
nicht vorliegt).<br />
Piattoli, dessen Lebensdaten nicht genau bekannt sind, war als<br />
Maler, Zeichner und Kupferstecher tätig. Er war Schüler seines<br />
Vaters, des Porträtmalers Gaetano Piattoli (1703-1774), seine<br />
Mutter war die in Florenz für ihre Porträtminiaturen geschätzte<br />
Malerin Anna Piattoli Bacherini (1720-1788). Von 1785-1807<br />
lehrte er als Zeichenmeister an der Akademie in Florenz. Besonders<br />
zu erwähnen ist seine Serie von Zeichnungen für die Radierfolge<br />
„Marfisa“ und zwei weitere für „Proverbi“, die von Bardi und<br />
Pagni 1786 und 1788 in Florenz publiziert wurden.<br />
In seinem Zeichenstil zeigt Piattoli Verwandtschaft mit venezianischen<br />
Künstlern wie S. Ricci (1659-1734) und G.B. Tiepolo<br />
(1727-1804). Daneben existieren auch völlig unabhängige Blätter<br />
zu historischen und religiösen Themen.<br />
48
49
25.<br />
FRIEDRICH PRELLER D.Ä.<br />
1804 Eisenach – Weimar 1878<br />
Bildnis eines Knaben, Büste im Dreiviertelprofil nach rechts.<br />
Bleistift, weiß gehöht, auf graugrünem Papier, rechts unten signiert, bezeichnet und datiert<br />
„Preller fe. Roma, d. 2. Januar 1860“, links unten bezeichnet „Domenico Antonio Murgiotti di Picinescu.“,<br />
unten mittig alter handschriftlicher Besitzvermerk mit zartem Bleistift „Elise Sigismund. Weimar d. 6. Sept. 1881“.<br />
44,5:35 cm.<br />
Entlang des linken Randes leichte Papierverfärbung.<br />
In Begleitung seiner Frau Marie, seines Sohnes Friedrich und der<br />
Freundin Olinda Bouterweck brach Preller am 25.09.1859 nach<br />
Italien auf. Als Standquartier in Rom wurde eine Wohnung bei<br />
dem Maler J.M. Wittmer (1802-1880) in der via delle quatro fontane<br />
später in der via Porta Pinciana bezogen, von dort aus erfolgten<br />
Reisen in die Umgebung von Olevano und nach Neapel (vgl.<br />
I. Weinrautner: Friedrich Preller d.Ä. (1804-1878). Leben und<br />
Werk, Münster, Diss., Univ. Bonn, 1996, S. 74). Hauptzweck dieser<br />
fast eineinhalbjährigen Italien-Reise war, Studien für seinen<br />
zweiten berühmten Zyklus der Odyssee-Wandbilder anzufertigen,<br />
ein Auftrag des Weimarer Großherzogs Karl Alexander.<br />
In seinen Tagebuchaufzeichnungen erwähnt Preller diesen Knaben<br />
wie folgt: „Am Morgen des heutigen Tages hatten wir einen schönen<br />
Knaben gezeichnet, der so reizend ist, daß wir Alle in ihn verliebt<br />
sind. Wo träfe man bei uns auch eine so noble Erscheinung. Der<br />
Bengel ist zwölf Jahre alt, lieblich und liebenswürdig zum Entzücken<br />
und dabei geweckt und gescheit. Er ist aus den neapolitanischen Bergen,<br />
trägt sein schönes Kostüm, aber könnte auch jeden Augenblick einen<br />
Prinzen vorstellen, denn Alles an ihm trägt den Stempel seltener<br />
Noblesse.“ (zit. aus: O. Roquette: Friedrich Preller. Ein Lebensbild,<br />
Frankfurt a.M. 1883, S. 214 f.).<br />
Das auf der Zeichnung erwähnte Dorf Picinesco liegt im Bergzug<br />
Ciociaria, der sich von Frosinone Richtung Nordwest nach<br />
Latium hinzieht. Er gehörte zum Zeitpunkt der Entstehung der<br />
Zeichnung zum Königreich Neapel.<br />
Elise Sigismund (1860 Scheibe/Kreis Rudolstadt – Weimar 1938)<br />
gehört nicht in das nähere Umfeld von Preller. Wahrscheinlich ist<br />
sie verwandt mit Ernst Sigismund, der in den 20er und 30er Jahren<br />
des letzten Jahrhunderts Quellenmaterial zu den Dresdener<br />
Malern des 19. Jahrhunderts besaß und zahlreiche Beiträge zum<br />
Thieme/Becker lieferte.<br />
„Wenig bekannt ist Prellers umfangreiches Schaffen als Porträtist.<br />
Bereits sein erstes eigenständiges Gemälde, der Eislauf auf dem<br />
Schwansee, erregte mit den lebensnahen Bildnissen seiner Freunde<br />
das Interesse der Betrachter. Aus seiner Studienzeit in Antwerpen<br />
sind einige Bildniszeichnungen seiner Kommilitonen überliefert, besonders<br />
aber in Italien war sein Talent gefragt. In den Museen in<br />
Weimar und Heidelberg sowie in Privatbesitz haben sich rund 230<br />
Bildniszeichnungen erhalten. Bei der Mehrzahl der Porträts handelt<br />
es sich um spontan entstandene Gelegenheitsarbeiten für die Familie<br />
und Freunde Prellers. Da Zeichner und Modell einander bekannt<br />
waren, sind die Arbeiten in der Mehrzahl nicht bezeichnet und daher<br />
oft nicht zu identifizieren.“ (zit. aus: Weinrautner 1996, S. 97).<br />
Wir danken Prof. Dr. M. Lehmann, Konz-Könen, für seine Hilfe<br />
bei den Recherchen zu dieser Zeichnung (Brief vom 10.11.2010).<br />
50
51
26.<br />
LORENZ II QUAGLIO<br />
1793 – München – 1869<br />
Schloß Hohenschwangau bei Füssen. Ansicht von Südwesten mit dem Ufer des Schwansees,<br />
im Hintergrund erheben sich die umgebenden Berge der Alpen mit dem Schwarzenberg.<br />
Aquarell, über Bleistift, mit schwarzer Tuschlinie umrandet, auf cremefarbenem Velin.<br />
24,8:33,6 cm.<br />
Rechts ein ca. 7,5 cm breiter Streifen sowie unten ein ca. 4,6 cm breiter Streifen angesetzt.<br />
Provenienz: Sammlung C.B. Brüsaber Hamburg (1815-1876),<br />
Lugt 309-311, Lugt Suppl. 309; Süddeutsche Privatsammlung.<br />
Literatur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: P.E. Rattelmüller: Lorenz Quaglio, der<br />
Schilderer oberbayerischer Bauern, Freilichtmuseum des Bezirks<br />
Oberbayern an der Glentleiten, 1978, vgl. S. 9 sowie Nr. 132 o.<br />
Abb.; B. Trost: Domenico Quaglio, Prestel, 1975, vgl. Nrn. 199<br />
und 200, Abb. 275 und 276; Ausst. <strong>Katalog</strong>: Münchner Landschaftsmalerei<br />
1800 – 1850, München 1979, vgl. Nrn. 372 und<br />
373 o. Abb.<br />
Domenico Quaglio (1787-1837) war seit 1833 mit der Wiederherstellung<br />
und dem Neubau der Ruine Hohenschwangau vom<br />
bayerischen Kronprinzen Maximilian beauftragt. Lorenz, sein<br />
Bruder, malte seit 1834 in Hohenschwangau. Er übertrug nach<br />
den Skizzen von Chr. Ruben (1805-1875) die Fresken der Sage<br />
vom Schwanenritter und nach den Entwürfen von M. von<br />
Schwind (1804-1871) die Szenen aus dem Jugendleben Karls des<br />
Großen. Gerade in dieser Zeit entstanden wunderbare Aquarelle<br />
von Hohenschwangau und Umgebung.<br />
Lorenz Quaglio war Schüler seines Vaters Giuseppe (1747-1828)<br />
und seines Bruders Angelo I. (1778-1815). Seit 1812 war er einige<br />
Jahre als Dekorationsmaler am Münchner Hoftheater tätig. Es<br />
entstanden Lithographien zur Gemäldereproduktion. Seit 1834<br />
war er Mitarbeiter an der Innendekoration des Schloßbaues von<br />
Hohenschwangau. Später ging er zur Genremalerei über, die er<br />
um 1850 neben P. Hess (1792-1871) und H. Bürkel (1802-1869)<br />
in München am besten vertrat.<br />
Lorenz Quaglio war ein liebevoller Schilderer des oberbayerischen<br />
Bauern- und Kleinbürgerlebens. Seine Bilder zeichnen sich durch<br />
sorgfältige Technik, scharfe, oft humorvolle Charakteristik der<br />
Typen und wie hier stimmungsvolle Landschaftsschilderung aus.<br />
52
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27.<br />
JOHANN CHRISTIAN REINHART<br />
1761 Hof – Rom 1847<br />
Ansicht des Kuhturmes bei Leipzig.<br />
Pinsel in Grau, grau laviert, über Bleistiftskizze,<br />
mit grauer Feder umrandet, auf Bütten mit Wasserzeichen: C & I Honig.<br />
29,7:20,1 cm.<br />
Literatur: I. Feuchtmayr: Johann Christian Reinhart 1761-1847.<br />
Monographie und Werkverzeichnis, München 1975, vgl. Z 43<br />
(schwarze Kreide, leichte braune Farbspuren, um 1785, ohne<br />
Größenangabe), Abb. 136, Städt. Kunstsammlungen, Chemnitz;<br />
vgl. Z 238 (aquarellierte Zeichnung, Anfang der 80er Jahre.<br />
20,3:20,1 cm), National<strong>galerie</strong>, Oslo; vgl. Z 286 (Feder, Tusche,<br />
dat.“4.5.1785“. 46:32 cm), Staatl. Graph. Sammlung, München.<br />
Den sogen. „Kuhturm“ hat Reinhart um 1785 mehr<strong>fach</strong> gezeichnet,<br />
in verschiedenen Techniken. Die Figurenstaffage ist jeweils<br />
verschieden.<br />
Reinhart studierte in Leipzig Theologie und nahm bei A.F. Oeser<br />
(1717-1799) Kunstunterricht. 1783 lernte er in Dresden J.Chr.<br />
Klengel (1751-1824) kennen und wurde von ihm beeinflußt. 1785<br />
begegnete er Schiller und schloß Freundschaft mit dem Dichter.<br />
In Meiningen, wo er 1786-1789 lebte und sich sein Landschaftsstil<br />
schon voll entfaltete, wurde er engster Vertrauter des Herzogs.<br />
Im Jahr 1789 ging er für immer nach Rom.<br />
Dort arbeitete er zuerst noch in der realistischen Naturauffassung<br />
seiner Jugend, ging dann aber unter dem Einfluß von J.A. Koch<br />
(1768-1839) und A.J. Carstens (1754-1798) zum heroischen Landschaftsstil<br />
über. Seit 1782 begleiteten Radierungen sein Schaffen.<br />
Die bedeutendsten entstanden in Rom, wie etwa eine Reihe von<br />
Tierdarstellungen und die 24 Ansichten zu den „Malerisch radierten<br />
Prospekten aus Italien“ für den Nürnberger Verleger Frauenholz.<br />
Unter der Künstlerschaft in Rom nahm Reinhart eine<br />
hoch geachtete Stellung ein. Seit 1826 verfaßte er mehrere kritische<br />
Artikel gegen deutsche Kunstkritiker, die über das römische<br />
Kunstleben berichtet hatten. 1825 setzte ihm König Ludwig I.<br />
von Bayern eine Pension aus. 1839 wurde er Ehrenmitglied der<br />
Münchener Akademie und Bayerischer Hofmaler. Er liegt auf<br />
dem deutschen Friedhof neben St. Peter in Rom begraben.<br />
Der sogen. „Kuhturm“, einst im westlichen Leipziger Stadtteil<br />
Alt-Lindenau an der damaligen Frankfurter Chaussee (heute<br />
Jahnallee) gelegen, war ein Überbleibsel der ehemaligen Kuhburg,<br />
Besitz der Herren von Koburg. Er stand bis in die 1930er Jahre auf<br />
dem ursprünglichen Gebiet der Elster-Pleißen-Aue im Nordosten<br />
der vormaligen Rathswiese, auf der 1890 die Parkanlage Palmengarten<br />
eröffnet wurde. 1939 wurden der Kuhturm und weitere<br />
angrenzende Gebäude zugunsten anderer Bebauung gesprengt.<br />
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28.<br />
HEINRICH REINHOLD<br />
1788 Gera – Rom 1825<br />
Landschaft bei Olevano mit Blick Richtung Civitella.<br />
Feder in Braun, auf Pauspapier, aufgezogen auf dünnen Karton,<br />
rechts unten bezeichnet „Olevano della Serpentara verso Civitella“.<br />
43:57,7 cm.<br />
Lichtrand ringsum.<br />
Provenienz: Ruth Pinnau, Hamburg.<br />
Literatur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Heinrich Reinhold (1788-1825). Italienische<br />
Landschaften, Gera 1988, vgl. Nr. 83, Abb. S. 169, Nrn.<br />
176 und 177, Farbabb. S. 260 und 261.<br />
In den Jahren zwischen 1820 und 1824 hielt sich Reinhold in<br />
Begleitung von Malerfreunden immer wieder in Olevano auf, in<br />
dessen Umgebung er zahlreiche Bildmotive fand und in Zeichnungen<br />
und Ölstudien festhielt.<br />
Ersten Unterricht erhielt Heinrich Reinhold an der Dresdener<br />
Akademie. 1807 zog er nach Wien zu seinem Bruder, dem Maler<br />
Fr. Ph. Reinhold (1779-1848). Hier besuchte er bis 1809 die Akademie.<br />
Ein Aufenthalt in Paris folgte 1809-1814. Danach kehrte<br />
er nach Wien zurück. Hier begegnete ihm J.A. Koch (1768-1839),<br />
zudem verkehrte er im Kreis von Fr. Olivier (1791-1859). Nach<br />
einer Reise mit E. Welker (1788-1857) und J.Chr. Erhard (1795-<br />
1822) zum Schneeberg bei Wien unternahm er mit seinem Bruder<br />
und obigen Malerfreunden im selben Jahr eine Studienreise<br />
nach Salzburg und in das Berchtesgadener Land. 1819 ging er mit<br />
Erhard nach Rom, verbrachte jedoch die Sommermonate 1821,<br />
1822 und 1824 in Olevano. 1824 lernte er in Rom K.F. Schinkel<br />
(1781-1841) kennen, der Landschaftsstudien von ihm erwarb. Bei<br />
dem Versuch seinem Freund Erhard, der 1822 einen Selbstmordversuch<br />
unternommen hatte, zu helfen, zog sich Reinhold eine Erkältung<br />
zu, die in den nächsten Jahren nicht ausgeheilt wurde. So<br />
verstarb er im Alter von nur 36 Jahren in Rom an Schwindsucht.<br />
Reinhold, der bei seinen deutsch-römischen Künstlerkollegen<br />
großes Ansehen genoß, war vor allem Landschaftszeichner, malte<br />
aber seit 1816 auch in Öl. Er pflegte u.a. engen Kontakt zu J.<br />
Schnorr von Carolsfeld (1794-1872), C.W. Götzloff (1799-1866),<br />
A.L. Richter (1803-1884) und J.H. Schilbach (1798-1851).<br />
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29.<br />
REMBRANDT UMKREIS<br />
um 1640/50<br />
Christus und die Samariterin am Brunnen.<br />
Feder in Braun, braun laviert, mit brauner Federlinie umrandet,<br />
auf Bütten mit Fragment des Wasserzeichens: bekröntes Lilienwappen.<br />
20,2:22,2 cm.<br />
Verso: Tabellen und Notizen von einer Hand des 17. Jahrhunderts. Feder in Braun.<br />
Die alte Zuschreibung an Samuel Hoogstraten (1627-1678) wurde<br />
von Prof. Dr. W. Sumowski, Stuttgart, mündlich abgelehnt (telefon.<br />
Auskunft vom 1.10.2010).<br />
Mit der hier vorgenommenen kunsthistorischen Einordnung der<br />
Zeichnung folgen wir seinem Vorschlag.<br />
verso<br />
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30.<br />
JOHANN MARTIN VON ROHDEN<br />
1778 Kassel – Rom 1868<br />
Springbrunnen bei Frascati, im Hintergrund die Kirche S. Giovanni in Fiori.<br />
Bleistift, auf cremefarbenem Velin, auf Albumblatt montiert und bezeichnet „bey Frascati“.<br />
13,3:19,4 cm.<br />
Provenienz: Gerd Rosen, Berlin, Datum unbekannt; C.G. Boerner,<br />
Düsseldorf, Lagerliste Nr. 7, 1953, Nr. 477 sowie Lagerliste<br />
Nr. 24, 1959, Nr. 424; Sammlung Ruth Pinnau, Hamburg, erworben<br />
am 3.03.1960 bei C.G. Boerner, Düsseldorf.<br />
Literatur: R.I. Pinnau: Johann Martin von Rohden 1778-1868:<br />
Leben und Werk, Diss., Univ. Hamburg, Bielefeld 1965, Z 50.<br />
Nach dem Besuch der Kasseler Akademie brach Rohden schon<br />
als 17jähriger nach Italien auf. Seit 1795 lebte er vorwiegend in<br />
Rom. In Deutschland hielt er sich 1801/02 und 1811/12 auf und<br />
1827/29, als er zum Hofmaler in Kassel ernannt worden war.<br />
Obwohl ihn diese Berufung und das damit verbundene Gehalt,<br />
wie J.M. Wagner (1777-1858) Anfang 1827 an König Ludwig I.<br />
schrieb, aus langjähriger Mutlosigkeit aufrichtete, ließ er sich bereits<br />
1829 beurlauben, um nach Rom zurückzukehren. Die Unterstützung,<br />
ein großzügiges Jahresgehalt, die ihm auch nach der<br />
Entlassung aus dem Hofdienst zuteil wurde, sicherte seine Existenz,<br />
für die seine sehr sorgfältige, aber seit den 40er Jahren nicht<br />
sehr umfangreiche Produktion allein nicht ausgereicht hätte.<br />
60
61
31.<br />
zugeschrieben<br />
WILLEM SCHELLINKS<br />
1627 – Amsterdam – 1678<br />
Capriccio mit römischen Ruinen.<br />
Pinsel in Grau und Braun, über Spuren von Bleigriffel, grau und braun laviert,<br />
mit brauner Federlinie umrandet, auf festem cremefarbenem Bütten,<br />
rechts unten mit brauner Feder von einer Hand des 17. Jahrhunderts bezeichnet “Assellin”.<br />
26,1:39,8 cm.<br />
Vertikale Mittelfalte geglättet.<br />
Die durch die alte Bezeichnung naheliegende Zuschreibung an<br />
Jan. Asselijn (1610-1652) wurde von Dr. Anne Charlotte Steland,<br />
Göttingen, (Brief vom 27.09.2010) abgelehnt. Mit der Zuschreibung<br />
an Willem Schellinks folgen wir ihrem Vorschlag.<br />
Provenienz: Süddeutscher Privatbesitz.<br />
Literatur: A.Ch. Steland: Zu Willem Schellinks’ Entwicklung<br />
als Zeichner. Frühe Zeichnungen der Frankreichreise von 1646<br />
und die Ausbildung zum Italianisten in der Nachfolge des Jan<br />
Asselijn, in: Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte, Bd. 25,<br />
München/Berlin, Deutscher Kunstverlag, 1986, Abb. und Nrn.<br />
20, 22, 23, 24, 26-29.<br />
Es wird angenommen, daß Willem Schellinks von K. Dujardin<br />
(1622-1678) ausgebildet wurde, doch kann nicht ausgeschlossen<br />
werden, daß er Autodidakt war. Zusammen mit L. Doomer<br />
(1622-1700) trat er 1646 eine Reise nach Frankreich an. Seither<br />
lehnte er sich besonders eng an den Zeichenstil von J. Asselijn<br />
(1610-1652) an. Auch hat er mehrere Romstudien von diesem kopiert<br />
oder wiederholt. Schellinks späte Zeichnungen der 1660er<br />
Jahre sind dann im Stil eigenständig. 1661 reiste er nach England,<br />
anschließend nach Italien, die Schweiz und Deutschland. Vermutlich<br />
wurden diese Reisen von dem Amsterdamer Advokaten<br />
L. van der Hem mitfinanziert. Für dessen umfangreichen Atlas<br />
schuf Schellinks allein 120 topographische Blätter. Seit 1665 lebte<br />
und arbeitete Schellinks in Amsterdam.<br />
Die Zeichnungen Schellinks' haben gegenüber seinen Gemälden<br />
und wenigen Radierungen die größere Bedeutung.<br />
62
63
32.<br />
EDWARD JAKOB VON STEINLE<br />
1810 Wien – Frankfurt am Main 1886<br />
Laute spielender Sänger mit einem Blätterkranz im Haar,<br />
Büste im Dreiviertelprofil nach links.<br />
Bleistift, leicht rosa laviert, auf cremefarbenem festem Velin,<br />
rechts monogrammiert und datiert „18 ES (ligiert) 45“.<br />
33,7:22,2 cm.<br />
Verso am Rand Reste einer alten Verklebung.<br />
Wahrscheinlich frühe Studie zu der Zeichnung von 1847 „Dante,<br />
Divina Comedia. Purgat. II, V. 112-117: „Casella singt eine Canzone<br />
Dantes“, die sich in der Graphischen Sammlung des Städel<br />
Museums, Frankfurt am Main, befindet.<br />
Provenienz: Hessischer Privatbesitz; Galerie Joseph Fach, Frankfurt<br />
am Main; Hessischer Privatbesitz.<br />
Literatur: Nagler Monogrammisten IV, 4044; A.M. von Steinle:<br />
Edward von Steinle. Des Meisters Gesamtwerk in Abbildungen,<br />
Kempten/München 1910, vgl. Abb. 294.<br />
Schon 1823 studierte Steinle an der Wiener Akademie, seit 1826<br />
wurde er von L. Kupelwieser (1796-1862) unterrichtet. Zwischen<br />
1828 und 1833 hielt er sich zweimal in Rom auf und fand dort<br />
Anschluß an den Kreis der Nazarener um Fr. Overbeck (1789-<br />
1869), Ph. Veit (1793-1877) und J. von Führich (1800-1876).<br />
1829 arbeitete er zusammen mit Overbeck an der Kapelle Porziuncula<br />
bei Assisi. 1833 hielt er sich wieder in Wien auf, 1837<br />
folgte eine Reise nach Frankfurt am Main und an den Rhein.<br />
1839 übersiedelte er nach Frankfurt am Main und fand hier Anschluß<br />
an den Nazarener-Kreis um Veit. 1850 wurde er Professor<br />
für Historienmalerei am Städelschen Kunstinstitut.<br />
Steinle hinterließ ein umfangreiches malerisches und zeichnerisches<br />
Werk.<br />
64
65
33.<br />
JOHANN JAKOB WIRZ<br />
1694 Zürich – Rickenbach 1773<br />
Stilleben, 1 Paar<br />
1. Stilleben mit großblättrigen Pflanzen, Blüten, Faltern, Käfer und Reptilien vor sich kreuzenden<br />
Baumstämmen auf dem Waldboden.<br />
Gouache, auf Pergament, auf Karton aufgezogen, dort verso monogrammiert und datiert<br />
„J-.J.W. faciebat Thermop. Helvet. Ao. 1737”.<br />
23,5:16,5 cm.<br />
Auf einem zweiten alten Karton nochmals monogrammiert und bezeichnet<br />
„J.J.W. Fe. / exim. Pict. Anton Graf. existim. <strong>100</strong> fr.“.<br />
2. Stilleben mit großblättrigen Pflanzen, Pilzen, Blüten, Schnecken, weißen Faltern und Reptilien<br />
vor einem Baumstamm an einem Gewässer auf dem Waldboden.<br />
Gouache, auf Pergament, auf Karton aufgezogen, dort verso monogrammiert und datiert<br />
„J.J.W. faciebat Thermop. Helvet Ao. 1737“ sowie numeriert „40.“.<br />
23,5:16,5 cm.<br />
Auf einem alten Karton nochmals monogrmmiert und bezeichnet<br />
„J.-J.W.Fe. / Exim. Pictor Anton. Graf. existim: <strong>100</strong> fr“.<br />
Mit reich verzierten und vergoldeten alten Rahmen.<br />
Provenienz: Privatbesitz.<br />
Johann Jakob Wirz war seit 1721 der erste evang. Pfarrer in Baden/Schweiz,<br />
seit 1738 in Rickenbach. Sein Hauptgebiet war die<br />
Porträtzeichnung. Er war der Lehrer des Schweizer Malers S. Landolt<br />
(1741-1818), der mit seinen Gouachen hauptsächlich von Szenen<br />
aus dem Militärleben Aufmerksamkeit erlangte.<br />
Von Wirz sind getuschte Feder- und Silberstiftzeichnungen bekannt.<br />
Bildniszeichnungen, teils auf Pergament, sind im Kunsthaus<br />
Zürich zu finden und auch in der Sammlung Heumann,<br />
Chemnitz (vgl. <strong>Katalog</strong>: Sammlung Heumann Chemnitz, Galerie<br />
Kornfeld, Bern, Auktion 17.06.2004, Nr. 82 mit Abb.).<br />
In der malerischen Qualität sind diese beiden Gouachen mit<br />
Werken der Nürnberger naturgeschichtlichen Malerei aus dem<br />
18. Jahrhundert vergleichbar, z.B. mit den weiblichen und männlichen<br />
Mitgliedern der Familie Dietzsch oder auch J.Chr. Bayer<br />
(1738-1812) und E.F.C. Lang (1748-1782). Allerdings hat Wirz<br />
bereits in den dreißiger Jahren des 18. Jahrhunderts in dieser Weise<br />
gearbeitet, die Nürnberger Maler aber erst seit ca. 1755.<br />
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67
34.<br />
BERNARDO BELLOTTO, GEN. IL CANALETTO<br />
1721 Venedig – Warschau 1780<br />
Vue des Remparts de Sonnenstein, de la Tour ou sont les prisons et du Cabaret contigu aux mèmes du côté qui<br />
regarde la Ville de Pirna, et la Campagne au delà de l’Elbe.<br />
Ansicht der Festung Sonnenstein mit Wall und Turm sowie den angrenzenden Häusern von Pirna,<br />
im Hintergrund die Elblandschaft.<br />
Radierung, 1740, auf cremefarbenem Bütten.<br />
41,3:54,7 cm.<br />
Literatur: De Vesme 26, II (von III); Succi 67; Kozakiewicz 223.<br />
Sehr guter Druck, teilweise mit Plattenschmutz entlang den Plattenkanten.<br />
Etwas angestaubt, mit schmalem Rändchen um die<br />
Plattenkante an drei Seiten, unten nahezu auf die Plattenkante<br />
geschnitten.<br />
„Hierbei handelt es sich um eine Reproduktionsgraphik nach einer<br />
Komposition, die in vier untereinander leicht variierten Gemälden<br />
vorliegt: Dresden, Gemälde<strong>galerie</strong> Alte Meister (Inv. Nr. 625); Moskau,<br />
Staatliches Museum der Bildenden Künste A.S. Puschkin (Inv.<br />
Nr. 2683); Warschau, Nationalmuseum (Inv. Nr. 128546); Springfield/Mass.,<br />
USA, Museum of Fine Arts (Inv. Nr. 36.04). Die Radierung<br />
entspricht keinem der Gemälde in allen Details.<br />
Bellotto lernte die Kunst der Vedutenmalerei bei seinem berühmten<br />
Onkel G. A. Canal, gen. Canaletto (1697-1768), dessen Namen er<br />
auch führte. Früh verließ er Venedig und reiste erst in die Lombardei,<br />
dann nach Turin. Anschließend folgte ein langer Auslandsaufenthalt<br />
an verschiedenen europäischen Höfen. Er war in Dresden, Wien,<br />
München, nochmals in Dresden und anschließend in Warschau. Als<br />
äußerst begabtem Vedutenmaler gelang es Bellotto die fahle, schweigsame<br />
Atmosphäre des Nordens auf die Leinwand zu bringen, dabei<br />
verzichtete er weder auf eine präzise Wiedergabe architektonischer<br />
Einzelheiten noch auf Genreszenen. Sein Werk, eine fast distanzierte<br />
Darstellung einer Epoche, zeigt vor allem in seiner letzten Schaffensperiode<br />
mit Bildern wie ‘Die Trümmer der ehemaligen Kreuzkirche<br />
in Dresden‘ (Dresden, Gemälde<strong>galerie</strong>) und ‘Warschau, Miodowa<br />
Straße von Südost‘ (Warschau, Schloß Wilanow) die Ruhelosigkeit<br />
eines melancholischen Geistes, fern seiner Wurzeln und der ruhmreichen<br />
Jahre am Hof August III, Kurfürst von Sachsen.“ (zit. aus:<br />
Ausst. <strong>Katalog</strong>: Kunst in Venedig. Gemälde und Zeichnungen<br />
16.-18. Jahrhundert, Ingelheim 1987, S. 110).<br />
68
69
35.<br />
BERNARDO BELLOTTO, GEN. IL CANALETTO<br />
1721 Venedig – Warschau 1780<br />
Vue de la Forteresse de Sonnenstein du côté du chemin par où l’on va à Königstein, qui regarde en bas la<br />
Ville de Pirna, et d’un côté de l’Elbe, et les Campagnes de Dresden.<br />
Die Feste Sonnenstein oberhalb Pirna, im Hintergrund die Silhouette von Dresden.<br />
Radierung, 1740, auf cremefarbenem Bütten.<br />
41,3:55,2 cm.<br />
Literatur: De Vesme 27, II (von III); Succi 27; Kozakiewicz 224.<br />
Sehr guter Druck, teilweise mit Plattenschmutz entlang den Plattenkanten.<br />
Etwas angestaubt, mit schmalem Rändchen um die<br />
Plattenkante an drei Seiten, unten nahezu auf die Plattenkante<br />
geschnitten, zwei kleine Papierschäden im Rand rechts oben.<br />
70
71
36.<br />
FERDINAND BERTHOLD<br />
1800 Meißen – Dresden 1838<br />
„Sonntag“.<br />
Folge von 6 Radierungen zu einem Gedicht in sechs Gesängen von L. Bechstein<br />
im Stil des 16. Jahrhunderts, entstanden 1829-1832, auf Velin.<br />
Je ca. 28:38 cm.<br />
Verlegt in Leipzig bei C.G. Boerner.<br />
Literatur: Andresen 2; Boetticher I, Teil I, Nr. 2; Thieme/Becker,<br />
Bd. III, S. 493, hier als „Hauptwerk“ des Künstlers genannt. –<br />
Vorzügliche, vollrandige Abdrucke, mit leichten vertikalen Mittelfalten,<br />
wenige Stockfleckchen. – Selten!<br />
Der Zeichner und Radierer Ferdinand Berthold, Sohn des Porzellanmalers<br />
Fr. L. Berthold, kam nach dessen Tod schon als Kind<br />
nach Dresden. Dort besuchte er die Kunstakademie, zeitweise als<br />
Schüler von G. von Kügelgen (1772-1820). Frühe Erkrankung<br />
unterbrach sein Studium, worauf er dauerhaft an sein Zimmer<br />
gefesselt war.<br />
Seine Arbeiten verraten den Einfluß von P. Cornelius (1783-1867)<br />
„und (er) weiß in seinen Figurendarstellungen, die teils ins Innere,<br />
teils ins Freie verlegt sind, den romantischen Gehalt in anmutiger<br />
Form zum Ausdruck zu bringen.“ (zit. aus: Thieme/Becker op. cit.).<br />
aus 36 aus 36<br />
72
aus 36<br />
73
37.<br />
JEAN-JACQUES DE BOISSIEU<br />
1736 – Lyon – 1810<br />
Selbstbildnis mit Hut, nach links, die Radierung „Les Grandes Vaches“ in Händen haltend,<br />
auf dem Tisch die Büste eines der Söhne des Laokoon.<br />
Radierung, Kaltnadel und Roulette, 1796, auf cremefarbenem Bütten.<br />
Darstellungsgröße 28,8:23,1 cm, Plattengröße 37,8:29,6 cm.<br />
Mit winzigem Rändchen um die Plattenkante, verso am linken Rand Reste einer alten Verklebung.<br />
Literatur: Nagler, Bd. 2, Seite 10; Le Blanc 20 ; Perez 102, VI<br />
(von VI). Auf den frühen Zuständen befindet sich auf dem Blatt,<br />
das der Künstler in Händen hält, das Bildnis seiner Ehefrau, das<br />
er dann durch eine pastorale Hirtenszene ersetzte.<br />
Die hier vorliegende Radierung gilt als die bekannteste Boissieus.<br />
Der hauptsächlich als Zeichner, Radierer und Kupferstecher tätige<br />
Künstler studierte in seiner Geburtsstadt an der École gratuite<br />
de dessin. Darüber hinaus bildete er sich autodidaktisch weiter.<br />
1758 veröffentlichte er im Auftrag des Pariser Stechers und<br />
Kupferstichverlegers Pariset seine ersten Radierungen. 1761-1764<br />
setzte er sein Studium in Paris fort, wo er Schüler des Historienmalers<br />
J.-Ch. Frontier (1701-1763) und eines gewissen Lombards<br />
war. In Paris verkehrte er im Kreis von J.G. Wille (1715-1808),<br />
Jos. Vernet (1714-1789), L.-E. Watelet (1780-1866), J.-B. Greuze<br />
(1725-1805), J.G. Soufflot (1713-1780) und dem jungen Herzog<br />
Alex Duc de La Rochefoucauld, den er 1765-1766 nach Italien<br />
begleitete. In Italien schuf er zahlreiche Landschaftszeichnungen<br />
und Abbildungen von Monumenten. Nach seiner Rückkehr<br />
nach Lyon hatte er großen Erfolg mit seinen Zeichnungen und<br />
Radierungen, mit Porträts und italienischen und niederländischen<br />
Landschaften sowie der heimischen Landschaft von Lyon.<br />
Auch als Reproduktionsstecher nach Gemälden oder Skulpturen<br />
fand er zahlreiche Auftraggeber. 1771 wurde der Künstler zum<br />
königlichen Berater und Kämmerer berufen. 1780 erfolgte die<br />
Aufnahme in die Lyoner Akademie. Während der französischen<br />
Revolution stand er unter der Protektion des Künstlers J.-L David<br />
(1748-1825) – seine Kupferplatten wurden unter gesetzlichen<br />
Schutz gestellt. 1802 wurde Boissieu Mitglied der Verwaltungskommission<br />
des Kunstkonservatoriums. 1806 bis zu seinem Tode<br />
war er Bürgermeister von Lentilly in der Nähe von Lyon.<br />
Boissieus Arbeiten sind in den Museen weltweit zu finden, so in<br />
Paris im Louvre, in Frankfurt am Main im Städel oder in der<br />
National Gallery of Art in Washington DC.<br />
74
75
38.<br />
JACQUES CALLOT<br />
1592 – Nancy – 1635<br />
La petite thèse<br />
(Le triomphe de la vierge).<br />
Radierung, 1625, auf Bütten.<br />
55,7:36,1 cm.<br />
Literatur: Meaume <strong>100</strong>, I (von II); Lieure 562, II (von III). –<br />
Brillanter, in allen Details klarer Frühdruck vor der Adresse von<br />
Silvestre. – Ringsum mit der Einfassungslinie, stellenweise etwas<br />
knapp. Querfalte im Oberrand geglättet, Rißchen im Oberrand<br />
links hinterlegt, sonst in für die Größe des Blattes vorzüglicher<br />
frischer Erhaltung.<br />
Diese prachtvolle Radierung, in der Callot allegorische Bilder und<br />
symbolische Figuren vereinte, erschien 1625 in einer Schrift der<br />
Franziskaner André de l’Auge und Etienne Didelot.<br />
„Callots Hauptehrentitel ist, daß er die Radierung zu einer selbständigen<br />
Kunst erhoben hat. Bislang war sie eigentlich nur als der schneller<br />
arbeitende Ersatz für den Linienstrich gepflegt worden. Gab es wohl<br />
auch hie und da Ausnahmen, so ist es doch zuerst Callot, der sein<br />
ganzes Lebenswerk der Radierung widmet und somit ihren Anspruch<br />
auf die Ehren einer hohen, selbständigen Kunst rechtfertigt. Er hat<br />
ihr auch als erster ein spezifisches Gepräge verliehen durch den Ausbau<br />
der Kunst des ‚Deckens’, die es bekanntermaßen ermöglicht, in<br />
unvergleichlicher Weise die Luftperspektive zu beherrschen. Hier ist<br />
er nicht nur der Erfinder, wenn man sich so ausdrücken darf, gewesen,<br />
sondern auch unübertroffen geblieben, wie viele seiner Ansichten<br />
und Landschaften, vor allem sein berühmter ‚Pont neuf’, bezeugen.<br />
Sodann ist von Wichtigkeit, daß Callot der erste große ‚schöpferische’<br />
Künstler ist, der sich damit bescheidet, lediglich Graphiker zu sein.“<br />
(zit: aus: Thieme-Becker, Bd. V, S. 407).<br />
76
77
39.<br />
CHRISTIAN WILHELM ERNST DIETRICH, GEN. „DIETRICY“<br />
1712 Weimar – Dresden 1774<br />
Die zum Thor herauskommende Herde.<br />
(In Berchems Geschmack).<br />
Radierung, 1740, auf festem Bütten.<br />
19:26,5 cm.<br />
Provenienz: Sammlung Duc L.-E. d’Arenberg (1750-1820),<br />
Brüssel und Nordkirchen, Lugt 567.<br />
Literatur: Linck 134, I (von IV). – Reiner Ätzdruck, vorzügliches<br />
und breitrandiges Exemplar, im rechten Rand leichte Quetschfalten.<br />
– Selten!<br />
Nach einer Ausbildung bei J.A. Thiele (1685-1752) in Dresden<br />
war Dietrich ab 1730 für August den Starken tätig. Es folgten<br />
Aufenthalte in Weimar und Braunschweig. Ab 1741 war er Hofmaler<br />
August III. in Dresden. 1746 folgte die Ernennung zum<br />
Inspektor der Dresdener Gemälde<strong>galerie</strong>, 1764 die Professur an<br />
der Akademie. Wenig später wurde er Leiter der Kunstschule der<br />
Porzellanmanufaktur Meißen.<br />
Dietrichs Wirken in Dresden trug erheblich zu einer Neubewertung<br />
und einem vertieften Verständnis der niederländischen Malerei<br />
des 17. Jahrhunderts bei.<br />
78
79
40.<br />
ERNST FRIES<br />
1801 Heidelberg – Rom 1833<br />
Sechs Ansichten des Heidelberger Schlosses, 1820. Verlegt bei Mohr & Winter, Heidelberg,<br />
gedruckt bei C.F. Müller, Karlsruhe.<br />
1. „Das Heidelberger Schloß gegen Osten.“ Das Heidelberger Schloß von Osten.<br />
Kreidelithographie mit ockerfarbiger und weißer Tonplatte gedruckt, auf Velin. 26,3:34,2 cm. – Text etwas unscharf gedruckt.<br />
Literatur: Wechssler 754, III (von IV), mit aller Schrift und der Widmung: „Seinem verehrten Freund & Lehrer Herrn Doctor<br />
Schwarz, Geheimen Kirchenrath & Professor an der Universität Heidelberg“; Gravenkamp WV 412; Dussler 3; Winkler 231/5.<br />
2. „Westlicher Theil von der Ruine des Heidelberger Schlosses“. Heidelberger Schloß,<br />
Blick vom Stückgarten auf Ruprechtsbau, Bibliotheksbau und Englischen- oder Elisabethenbau.<br />
Wie vorher. 26,4:34,7 cm. – Text etwas unscharf gedruckt.<br />
Literatur: W. 755, III (von III) mit aller Schrift; G. WV 415; D. 8; W. 231/10.<br />
3. „Der gesprengte & der Bibliothek Thurm vom Heidelberger Schlosse.“ Heidelberger Schloß, der Gesprengte Turm.<br />
Wie vorher. 26,1:34,1 cm. – Mit Sammlungsetikett links unten.<br />
Literatur: W. 756, II (von II) mit aller Schrift; G. WV 414; D. 2; W. 231/9.<br />
4. „Der Altan vom Schlosse zu Heidelberg.“ Heidelberger Schloß, der Altan.<br />
Wie vorher. 26,7:34,3 cm. – Text etwas unscharf gedruckt. Vertikale Falte.<br />
Literatur: W. 757, II (von II) mit aller Schrift; G. WV 413; D. 7; W, 231/7.<br />
5. „Hof des Heidelberger Schlosses gegen den Eingang.“ Heidelberger Schloßhof gegen den Eingang gesehen.<br />
Wie vorher. 27:34,5 cm. – Text etwas unscharf gedruckt.<br />
Literatur: W. 758, einziger Zustand; G. WV 411; D. 1; W. 231/8.<br />
6. „Das Schloß zu Heidelberg gegen Nord Osten.“ Heidelberger Schloß von Nordosten.<br />
Wie vorher. 26:34 cm.<br />
Literatur: W. 759, II (von III); G. WV 410; D. 6; W. 231/6.<br />
Inkunabeln der Lithographie! – Vollrandige Abdrucke, die Abbildungen<br />
sämtlich von vorzüglicher Druckqualität, zu den Außenrändern<br />
hin etwas angeschmutzt und mit winzigen Einrissen.<br />
Provenienz: Sammlung Heidelbergensis HM (ligiert), nicht bei<br />
Lugt.<br />
1820 entstand die lithographische Folge von sechs Blatt mit Ansichten<br />
des Heidelberger Schlosses, die zu den Höhepunkten des<br />
künstlerischen Steindrucks der Inkunabelzeit zählt. Unter Verwendung<br />
von ein bis zwei Tonplatten gelang es Fries in meisterlicher<br />
Weise das Miteinander von romantischer Ruine und Landschaft<br />
im Wechsel des Lichts atmosphärisch dicht wiederzugeben.<br />
80
aus 40<br />
81
41.<br />
nach<br />
JAKOB PHILIPP HACKERT<br />
1737 Prenzlau/Uckermark – San Piero di Careggio/Florenz 1807<br />
„Vue de Vicovaro“ .<br />
Radierung von B.A. Dunker (1746-1807) und Gg. Hackert (1755-1805), nach einer Gouache von J.Ph. Hackert, 1780, auf Bütten.<br />
37,5:46,4 cm.<br />
Mit Widmung an Ferdinand IV., König beider Sizilien.<br />
Blatt 1 der 10-Blatt-Folge „Zehn Aussichten bei dem Landhaus<br />
des Horaz“. – Die Gouache befindet sich heute als Leihgabe der<br />
Bundesrepublik Deutschland im Goethe-Museum in Düsseldorf.<br />
Literatur: Nordhoff/Reimer: Jakob Philipp Hackert 1737-1807.<br />
Verzeichnis seiner Werke, 2 Bde., Berlin 1994, Bd. I, vgl. Abb.<br />
66, Bd. II, vgl. Nr. 144. – Ganz vorzüglicher und breitrandiger<br />
Abdruck. Kleine restaurierte Stelle im unteren Rand.<br />
Hackert zeigt einen Blick aus einiger Entfernung über den Aniene<br />
auf das in 300 m Höhe gelegene Vicovaro, zwischen dessen Häusern<br />
die von zwei Türmen flankierte Fassade der Kirche S. Pietro<br />
emporragt. Bereits 1769 und 1771 hatte Hackert sich in Vicovaro<br />
aufgehalten.<br />
Nach erstem Unterricht bei seinem Vater Philipp (gest. 1786)<br />
und seinem Onkel Johann Gottlieb Hackert, einem Berliner<br />
Maler, besuchte Jakob Philipp ab 1758 die Berliner Akademie.<br />
Die Jahre 1765-1768 verbrachte er gemeinsam mit B.A. Dunker<br />
(1746-1807) in Paris, wo ihn besonders die Maler Cl.J. Vernet<br />
(1714-1789) und J.G. Wille (1715-1808) prägten. 1768 reiste Hackert<br />
gemeinsam mit seinem Bruder Johann Gottlieb (1755-1805)<br />
nach Rom, wo er die wichtigen Kunstmäzene Johann Friedrich<br />
Reiffenstein und William Hamilton kennenlernte. In den nächsten<br />
Jahren bereiste er ganz Italien, wo er rasch großen Erfolg als<br />
Landschaftsmaler hatte und zahlreiche Aufträge durch den europäischen<br />
Adel erhielt. 1786 ging er nach Neapel, wo er Hofmaler<br />
von König Ferdinand IV. wurde. Dort traf Hackert in diesem<br />
Jahr auch Goethe, der Zeichenunterricht bei ihm nahm. Infolge<br />
des Lazzaroni-Aufstandes mußte Hackert aus Neapel fliehen und<br />
ließ sich nach Aufenthalten in Livorno und Pisa schließlich in<br />
Florenz nieder.<br />
82
83
42.<br />
CARL WILHELM KOLBE D.Ä.<br />
1759 Berlin – Dessau 1835<br />
Weidengehölz im Sumpf mit Satyr und Satyrknaben.<br />
Radierung, auf Velin.<br />
26,3:33 cm.<br />
Provenienz: Sammlung J. N. Seiler, München, nicht bei Lugt.<br />
Literatur: Jentsch 90; Martens 84, III (von III) mit dem Namenszug<br />
und der Nummer „90“ in der Platte. – Leicht fleckig und mit<br />
leichter, recto kaum sichtbarer vertikaler Quetschfalte.<br />
Seit 1780 war Carl Wilhelm Kolbe als Französischlehrer am Philantropin<br />
in Dessau tätig. 1781/84 war er zwischenzeitlich als Sekretär<br />
und Bibliothekar im Dienst des Ministers von Schulenburg-Kehnert<br />
in Berlin. Mit der Auflösung des Dessauer Instituts<br />
1793 entschied sich Kolbe für ein Kunststudium und besuchte<br />
die Akademie in Berlin als Schüler von D.N. Chodowiecki (1726-<br />
1801) und A.J. Carstens (1754-1798). Bereits 1795 wurde er hier<br />
als ordentliches Mitglied aufgenommen. 1798 kehrte er nach<br />
Dessau zurück und wurde zum Hofkupferstecher ernannt und als<br />
Französisch- und Zeichenlehrer an der Hauptschule eingestellt.<br />
Der ursprüngliche Plan, ihn zusammen mit J.F.A. Tischbein<br />
(1750-1812) an eine neu zu errichtende Akademie in Dessau zu<br />
berufen, scheiterte. Auch nach Gründung der Chalcographischen<br />
Gesellschaft fand er dort wegen seiner Eigenwilligkeit kein Tätigkeitsfeld.<br />
Der Auftrag für die Gessnersche Buchhandlung, Landschaftsbilder<br />
von S. Gessner (1730-1788) zu radieren, hatte zur Folge, daß<br />
Kolbe von 1805-1808 in Zürich arbeitete. Danach lebte er, seit<br />
1829 im Ruhestand, bis zu seinem Tod in Dessau.<br />
84
85
43.<br />
CARL WILHELM KOLBE D.Ä.<br />
1759 Berlin – Dessau 1835<br />
Landschaft mit großem Kräuterwerk, vorne ein Mädchen mit Heubündel im Arm.<br />
Radierung, auf chamoisfarbenem Velin mit Wasserzeichen: GM.<br />
27:36,7 cm.<br />
Literatur: Jentsch 227; Martens 85. – Im linken Rand leicht<br />
fleckig, mit kleiner geglätteter Knickfalte und mit kurzen restaurierten<br />
Einrissen im Oberrand, linker Rand mit schmalem<br />
Papierstreifen hinterlegt.<br />
Ausschnitt<br />
86
87
44.<br />
CARL WILHELM KOLBE D.Ä.<br />
1757 Berlin – Dessau 1835<br />
Le Bosquet.<br />
Waldinneres mit Pansherme und tanzenden sowie musizierenden Nymphen mit Jüngling und Faun.<br />
Radierung, nach Salomon Gessner (1730-1788), auf Velin.<br />
46,4:37,5 cm.<br />
Provenienz: Sammlung. J.N. Seiler, München, nicht bei Lugt.<br />
Literatur: Jentsch 308; Martens 296 I (von II). – Prachtvoller<br />
und kontrastreicher Druck mit dem vollen Schöpfrand, im äußeren<br />
Rand etwas stockfleckig.<br />
Im Januar 1805 bat Kolbe Fürst Franz von Anhalt um einen eineinhalbjährigen<br />
Urlaub. Der Sohn des Schweizer Dichters, Malers<br />
und Radierers S. Gessner, Heinrich, hatte Kolbe den Auftrag<br />
erteilt, Gouachen seines Vaters, die sich in Zürich befanden, in<br />
Radierungen zu übertragen. Nach Übergabe des Probeblattes „Le<br />
Pêcheur“ (Jentsch 297; Martens 282) wurde Kolbe von seinen<br />
Pflichten in Dessau entbunden und erhielt die Erlaubnis für eine<br />
Reise nach Zürich.<br />
88
89
45.<br />
JAN HARMENSZ. MULLER<br />
1571 – Amsterdam – 1628<br />
Perseus von Minerva gerüstet.<br />
Kupferstich, 1604, nach B. Spranger (1546-1611), auf Bütten mit undeutlichem Wasserzeichen.<br />
56,5:39,9 cm.<br />
Provenienz: Mit alten Sammlernotizen in Bleistift verso.<br />
Literatur: Bartsch 69; Hollstein 59, II; New Hollstein 69, III.<br />
Von Bartsch als „chef-ď œuvre de Jean Muller“ bezeichnet und charakterisiert<br />
als „une des plus belles que cet artiste ait gravée. On y<br />
admire l´art avec lequel ce graveur a exprimé les differentes formes,<br />
en n’y employand presque qu’une seule taille.“. – Sehr guter und<br />
gleichmäßiger Abdruck mit ca. 1 cm breitem Rändchen um die<br />
Plattenkante, horizontale Falte geglättet, im Rand rechts unten<br />
kleiner Tuschfleck.<br />
Da sich die Probeabzüge der beiden ersten Zustände sämtlich<br />
in den graphischen Sammlungen von Amsterdam, London und<br />
Wien befinden, liegt uns ein Exemplar des dritten Zustandes vor,<br />
dies ist der erste, der im Handel zu finden ist. Mit der für den<br />
dritten Zustand charakteristischen Widmung an den Dichter und<br />
Sammler Hendrick Spiegel aus Amsterdam.<br />
„Fast scheint es, als fehle der Szene der gebotene Ernst. Die Koketterie<br />
mit der Perseus den Betrachter mit seinem dandyhaften Blick<br />
fixiert, läßt nicht ahnen, daß sich hier jemand anschickt, zu einem<br />
lebensgefährlichen Abenteuer aufzubrechen, bei dem eine taugliche<br />
Ausrichtung von Nöten ist. Es geht um die Erbeutung des Schlangenhauptes<br />
der Medusa, deren Anblick jeden Sterblichen versteinert. Die<br />
geflügelten Sandalen des Merkur werden den durch die Nymphen<br />
mit einer unsichtbar machenden Kappe des Hades versehenen Agressor<br />
bequem zum weit entfernten Wohnsitz der Gorgonen tragen. Der<br />
hochglänzende Schild der Minerva wird ihm erlauben, die Gorgo<br />
nur im Spiegelbild zu sehen, um ihr mit dem von Merkur überreichten<br />
Schwert den Kopf abzuschlagen.“ (zit. aus: H.H. Rumbler,<br />
Frankfurt am Main, Kat. 41, 2007, Nr. 60).<br />
„Das Blatt... gilt nicht zu Unrecht als das Meisterstück Jan Mullers,<br />
das allen manieristischen Causerien Rechnung trägt: Sprangers<br />
übertreibende Dramatik unter exhibitionistischer Darbietung aufwendigster<br />
Posen, das Spiel mit der Inversion der Geschlechter, mit<br />
Erotik und Homoerotik, kriegerisch kaschiert – das Ganze umgesetzt<br />
in einen brillant-gläsernen Stich.“ (zit. nach E. Korazija, aus:<br />
Rumbler op. cit.).<br />
Zunächst war Jan bei seinem Vater, dem berühmten Stecher und<br />
Buchverleger Harmen Muller (um 1540-1617) in der Lehre; von<br />
ca. 1588 an war er Schüler in Haarlem bei Cornelis Cornelisz.<br />
(1562-1638), von dem er den manieristischen "Spranger-Stil"<br />
übernimmt, dessen wichtigster Vertreter er in Amsterdam wird.<br />
Zwischen 1594 und 1600 folgt ein Aufenthalt in Italien, vielleicht<br />
auch in Prag.<br />
Muller war Maler und Stecher nach eigenen und fremden Vorlagen,<br />
gleichzeitig Buchdrucker und Verleger in Amsterdam.<br />
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91
46.<br />
nach<br />
FRIEDRICH OVERBECK<br />
1789 Lübeck – Rom 1869<br />
La Résurrection de Lazare<br />
Die Auferweckung des Lazarus.<br />
Lithogaphie, nach dem Gemälde von 1822, von Chr. Schultz (1817 Kassel – nach 1839), auf aufgewalztem China.<br />
45:52,7 cm.<br />
Gedruckt bei Lemercier in Paris, verlegt bei Velten in Paris, St. Petersburg und Karlsruhe,<br />
J. Veith in Zürich und Hering & Remington in London.<br />
Literatur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Johann Friedrich Overbeck 1789-<br />
1869. Zur zweihundertsten Wiederkehr seines Geburtstages,<br />
Lübeck 1989, vgl. S. 47, Abb. 6; Boetticher II, Teil 1, S. 199, Nr.<br />
18; <strong>Katalog</strong> neuere Meister 19. und 20. Jahrhundert, Kunsthalle<br />
Karlsruhe, Karlsruhe 1971, vgl. Bd. 1, S. 181, Nr. 509 sowie Bd.<br />
II, Abb. S. 311). – In den breiten Rändern nicht ganz frisch.<br />
Friedrich Overbeck, der als einer der bedeutendsten Vertreter der<br />
Nazarener gilt, erhielt ab 1804 Unterricht durch den Lübecker<br />
Maler J.N. Peroux (1771-1849). 1806 ging er nach Wien, um an<br />
der dortigen Akademie zu studieren. Hier war er Mitbegründer<br />
des „Lukasbund“, einer Gruppe von Künstlern, die die Erneuerung<br />
der Kunst im Geiste des Christentums nach Vorbildern alter<br />
deutscher und italienischer Kunst anstrebte. Unzufrieden mit<br />
dem Wiener Unterricht ging er gemeinsam mit seinen Künstlerfreunden<br />
Fr. Pforr (1788-1812) und L. Vogel (1788-1879) nach<br />
Rom. Hier lebte er gemeinsam mit gleichgesinnten Künstlern<br />
in klösterlicher Gemeinschaft in Sant`Isidoro und konvertierte<br />
zum Katholizismus. Durch die Beteiligung an der Ausmalung<br />
an der Casa Bartholdy, der Residenz des preußischen Gesandten,<br />
1816/1817 konnte er seinen künstlerischen Ruhm begründen. In<br />
den nächsten Jahren lehnte er verschiedene Angebote, eine Professur<br />
an den Akademien in München oder Düsseldorf oder an der<br />
Städelschule in Frankfurt zu übernehmen, ab. Er blieb in Rom<br />
seßhaft, wo er hochverehrt von Freunden und zahlreichen Schülern<br />
im Alter von 80 Jahren verstarb.<br />
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93
47.<br />
GIOVANNI BATTISTA PIRANESI<br />
1720 Mogliano Veneto – Rom 1778<br />
“Veduta dell’Arco di Tito”.<br />
Titusbogen.<br />
Radierung, 1771, auf Velin.<br />
48:71 cm.<br />
Blatt 98 (von 137) aus „Vedute di Roma“, Abdruck aus der mittleren<br />
Pariser Ausgabe zwischen 1807 und 1835.<br />
Literatur: Hind 98, II (von IV) mit der Nummer „23“ rechts<br />
oben sowie „II.91“ in der Kartusche; Focillon 755; Taschen 969;<br />
Wilton-Ely 231. – Sehr kräftiger Abdruck mit vollem Rand, vertikale<br />
Mittelfalte geglättet.<br />
Giovanni Battista Piranesi erhielt als Sohn eines Steinmetzes in<br />
Venedig die Ausbildung zum Architekten am Magistrato delle<br />
Acque zuerst bei seinem Onkel Matteo Lucchesi, mit dem er<br />
jedoch einen Streit hatte und infolge die Ausbildung abbrach,<br />
dann bei G.A. Scalfurotto (1670-1764). Es folgte eine weitere<br />
Ausbildung zum Bühnenbildner und er wurde Schüler des Kupferstechers<br />
C. Zucchi (1721-1805). 1740 begleitete er als Zeichner<br />
Marco Froscarini, den venezianischen Gesandten beim Vatikan,<br />
nach Rom, wo er die römische Baukunst studierte. Hier machte er<br />
1741 die Ausbildung zum Kupferstecher bei dem Vedutenzeichner<br />
G. Vasi (1710-1782). Aber auch mit Vasi kam es zu einem Streit,<br />
weshalb er ebenso die Ausbildung in dessen Werkstatt abbrach.<br />
Bereits zwei Jahre später veröffentlichte er seine erste Radierfolge<br />
mit Stadtansichten, „Prima parte di Architettura e Prospettive“.<br />
Die folgenden Jahre bis 1747 hielt er sich meist in Venedig auf,<br />
wo er 1744 für kurze Zeit bei G.B. Tiepolo (1696-1770) arbeitete.<br />
Dann kehrte er nach Rom zurück, wo er ein Geschäft eröffnete.<br />
Bis 1774 gab er weitere Folgen von Veduten barocker und antiker<br />
römischer Denkmäler heraus, mit denen er rasch zu einem der<br />
berühmtesten Kupferstecher seiner Zeit avancierte. Piranesis Erforschung<br />
und Vermessung zahlreicher antiker Bauten Roms im<br />
Jahr 1756 führte zur Herausgabe der Ansichten römischer Altertümer<br />
in vier Bänden, die berühmte „Antichità romane“. Im darauffolgenden<br />
Jahr wurde er Mitglied der Society of Antiquaries<br />
of London, 1761 der Accademia di San Luca. 1767 wurde er von<br />
Papst Clemens VIII. zum Ritter geschlagen.<br />
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48.<br />
JOHANN THEOPHILUS (EIGENTLICH GOTTLIEB) PRESTEL<br />
1739 Grönenbach/Bayern – Frankfurt am Main 1808<br />
Blick durch das Burgtor auf die Ruine Freudenberg im Odenwald.<br />
Radierung und Aquatinta in Schwarzbraun,<br />
nach Anton Radl (1774-1852), auf festem Velin.<br />
65:48,7 cm.<br />
Provenienz: Sammlung J.N. Seiler, München, nicht bei Lugt.<br />
Literatur: Ph. F. Gwinner: Kunst und Künstler in Frankfurt am<br />
Main, Frankfurt a.M. 1862, S. 366-373; nicht bei Nagler. – Wie<br />
üblich auf die Umfassungslinie geschnitten.<br />
Nach einer Schreinerlehre ging der Kupferstecher J. Th. Prestel<br />
nach Venedig, wo er Schüler von G. Nogari (1699-1763) wurde.<br />
Die Jahre 1767-1770 verbrachte er in Rom, um u.a. die Alten<br />
Meister zu studieren. 1770-1775 lebte er in Nürnberg, wo er 1772<br />
seine Schülerin, die Kupferstecherin Maria Catharina Höll (1747-<br />
1794) heiratete, mit der er gemeinsam eine Reproduktionswerkstatt<br />
betrieb, die zwar großen, aber weniger finanziellen Erfolg<br />
hatte. 1775 ging er auf Betreiben Johann Caspar Lavaters nach<br />
Zürich, um für diesen verschiedene Auftragsarbeiten auszuführen.<br />
1782 zog er mit seiner Ehefrau gemeinsam nach Frankfurt<br />
am Main.<br />
A. Radl erlernte bei Prestel das Radieren. Zwischen den beiden<br />
Künstlerkollegen entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit.<br />
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49.<br />
JOHANN ANTON RAMBOUX<br />
1790 Trier – Köln 1866<br />
„Ansicht des Moselthales oberhalb Trier, im Vordergrunde die Reste des römischen Amphitheaters.“<br />
Lithographie, auf cremefarbenem Velin.<br />
Darstellungsgröße 34,2:44,7 cm, Blattgröße 55,2:60,5 cm.<br />
Literatur: Aus Nagler 2; E. Zahn: Joh. Anton Ramboux in Trier,<br />
Trier 1980, Nr. 19, Abb. S. 50; Ausst. <strong>Katalog</strong>: D. Ahrens: Johann<br />
Anton Ramboux, Ansichten von Trier, Trier 1991, Nr. 4, Abb. 58.<br />
Blatt 3 – eines der beiden Hauptblätter – aus der berühmten Folge<br />
„Malerische Ansichten der merkwürdigsten Alterthümer und vorzüglicher<br />
Naturanlagen im Moselthale bey Trier“, 1824-1827 veröffentlicht,<br />
erschienen mit dem Begleittext des Trierer Gelehrten<br />
und Bibliothekars Joh.H. Wyttenbach. Obwohl die Folge insgesamt<br />
in acht Heften mit je 4 Blättern erscheinen sollte, wurde sie<br />
wegen Mangels an Interesse nach dem vierten Heft eingestellt. Da<br />
die vier Hefte nicht einmal in öffentlichen Sammlungen komplett<br />
vorliegen, gehören sie heute zu den großen Raritäten, die die deutsche<br />
Romantik auf dem Gebiet der Graphik hervorgebracht hat.<br />
„Dieses Blatt gehört zu den schönsten romantischen Ansichten einer<br />
landschaftlichen Situation und wurde von Ramboux auch nur wegen<br />
dieses malerischen Gehaltes gezeichnet, wohl kaum wegen eines ‚Alterthums’.“<br />
(zit: aus: Zahn 1991, S. 48).<br />
J.L. David (1748-1825), dessen Schüler Johann Anton Ramboux<br />
in Paris 1808 bis Mitte 1812 war, stellte dem jungen Deutschen<br />
ein berühmt gewordenes Zeugnis aus, das die Wertschätzung, die<br />
Ramboux bei dem französischen Maler genoß, deutlich offenbart:<br />
„[...] ich muß zugeben, daß in der großen Zahl von Schülern, die ich<br />
ausgebildet habe, niemand in irgendeiner Zeit mehr Talent als der<br />
junge Ramboux gezeigt hat; und ich fürchte nicht, daß diesen schmeichelhaften<br />
Aussagen über ihn und seine Anlagen widersprochen wird;<br />
er ist geboren, um in dieser Kunst dem Lande, das ihn hervorgebracht<br />
hat, Ehre zu bringen.“ (zit: aus: Ausst. <strong>Katalog</strong>: H. Robels: Johann<br />
Anton Ramboux. Maler und Konservator 1790-1866, Köln 1966,<br />
S. 10).<br />
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50.<br />
JOSEPH SCHÖNSCHÜTZ<br />
1788 Wien – Klausenburg 1844<br />
Die Baronessen Werner, Wellenheim, Schweigert und Woters, geb. Comtessen Kielmannsegg.<br />
Lithographie, um 1816/17,<br />
auf chamoisfarbenem Bütten.<br />
Darstellungsgröße 30,3:40,2 cm, Blattgröße 38:53 cm.<br />
Dargestellt sind die vier Schwestern in halbfigürlichen Porträts<br />
– sie halten sich mit den Armen umschlungen – vor landschaftlichem<br />
Hintergrund.<br />
Literatur: H. Schwarz: Die Anfänge der Lithographie in Österreich,<br />
Wien/Köln/Graz 1988, S. 174, Nr. 2 II. – Ausgezeichneter<br />
Abdruck mit der Schrift, mit breitem Rand, der unten etwas ungleichmäßig<br />
geschnitten ist.<br />
Joseph Schönschütz, der ein Studium an der Wiener Akademie<br />
begann, schlug 1813 die militärische Laufbahn ein. Er war Offizier<br />
in der österreichischen Armee und kam mit der Okkupationsarmee<br />
1814 nach Oberitalien und 1815 nach Frankreich.<br />
1821-1825 war er als Mitglied der Besatzungstruppen in Neapel<br />
stationiert.<br />
Bereits während seiner Dienstzeit arbeitete Schönschütz als Bildnismaler<br />
und Lithograph. Zudem war er als Lithograph für die<br />
Druckerei G. Engelmann in Mühlhausen, später für Ch.Ph. de<br />
Lasteyrie du Saillant in Paris tätig.<br />
<strong>100</strong>
101
KÜNSTLERVERZEICHNIS<br />
Achenbach, Oswald 1<br />
Bellotto, Bernardo, gen. Il Canaletto 34, 35<br />
Bellucci, Antonio zugeschrieben 11<br />
Berthold, Ferdinand 36<br />
Bleuler, Johann Ludwig 12<br />
Bloemaert, Abraham 13<br />
Boissieu, Jean-Jacques de 37<br />
Catel, Franz Ludwig 2, 14<br />
Callot, Jacques 38<br />
Degas, Edgar 15<br />
Dietrich, Christian Wilhelm Ernst 3, 39<br />
Ender, Thomas 4<br />
Fearnley, Thomas 5<br />
Fries, Ernst 16, 40<br />
Gille, Christian Friedrich 6<br />
Hackaert (Hackert), Jan oder Joan 17<br />
Hackert, Jakob Philipp nach 41<br />
Hamilton, Franz de zugeschrieben 7<br />
Kaulbach, Friedrich 19<br />
Kolbe d.Ä., Carl Wilhelm 42-44<br />
Kügelgen, Wilhelm von 20<br />
Janscha, Lorenz 18<br />
Lessing, Carl Friedrich 8<br />
Maestri, Michelangelo 21<br />
Matteis, Paolo de 22<br />
Muller, Jan Harmensz. 45<br />
Nasini, Giuseppe Nicola 23<br />
Oer, Theobald Reinhold Freiherr von 9<br />
Overbeck, Friedrich nach 46<br />
Piattoli, Giuseppe 24<br />
Piranesi, Giovanni Battista 47<br />
Preller d.Ä., Friedrich 25<br />
Prestel, Johann Theophilus 48<br />
Quaglio, Lorenz II 26<br />
Ramboux, Johann Anton 49<br />
Reinhart, Johann Christian 27<br />
Reinhold, Heinrich 28<br />
Rembrandt Umkreis 29<br />
Rohden, Johann Martin von 30<br />
Schirmer, Johann Wilhelm 10<br />
Schellinks, Willem zugeschrieben 31<br />
Schönschütz, Joseph 50<br />
Steinle, Edward Jakob von 32<br />
Wirz, Johann Jakob 33<br />
102
VERKAUFSBEDINGUNGEN<br />
Sämtliche in diesem <strong>Katalog</strong> angezeigten Werke sind verkäuflich,<br />
soweit sie nicht während der Drucklegung des <strong>Katalog</strong>es verkauft<br />
wurden.<br />
Bis zur Annahme durch den Empfänger ist das Angebot unverbindlich.<br />
Festbestellungen haben in der Abwicklung Vorrang vor<br />
Ansichtsbestellungen.<br />
Wenn nichts anderes ausdrücklich vereinbart wurde, sind Liefertermine<br />
grundsätzlich unverbindlich.<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand im kaufmännischen Verkehr<br />
ist Frankfurt am Main.<br />
Die Beschreibung aller angezeigten Gemälde, Ölstudien,<br />
Zeichnungen und Graphiken erfolgte nach bestem Wissen<br />
und Gewissen. Ihr Zustand ist gut bis tadellos, wenn nicht<br />
besondere Mängel angegeben sind. Die Maßangaben beziehen<br />
sich bei Gemälden, Ölstudien und Zeichnungen auf die Größe<br />
des Bildträgers (Holz, Metall, Leinwand, Karton, Papier). Die<br />
Höhe steht vor der Breite.<br />
Der Versand erfolgt auf Kosten und Gefahr des Bestellers, soweit<br />
dieser nicht Verbraucher im Sinne des § 474 BGB ist. Die Kosten<br />
einer Transportversicherung trägt der Käufer.<br />
Der Kaufpreis ist fällig bei Lieferung, er enthält 7 % Mehrwertsteuer.<br />
Zahlungen aus dem Ausland werden durch Banküberweisung<br />
spesenfrei erbeten.<br />
Der Käufer kommt auch ohne Mahnung in Zahlungsverzug,<br />
wenn er den Kaufpreis nicht spätestens 4 Wochen nach Lieferung<br />
entrichtet.<br />
Das Eigentum an der (den) erworbenen Sache(n) geht erst mit<br />
vollständiger Zahlung des Kaufpreises auf den Käufer über.<br />
<strong>Katalog</strong>bearbeitung: Bärbel Fach, Dr. Edith Valdivieso<br />
Graphische Gestaltung: Dr. Edith Valdivieso<br />
Druck: Henrich, Frankfurt am Main<br />
Bankkonten:<br />
Frankfurter Sparkasse,<br />
Konto-Nr. 20 66 15 (BLZ 500 502 01)<br />
IBAN: DE 83 5005 0201 0000 2066 15,<br />
BIC: HELADEF1822<br />
Postbank Frankfurt am Main,<br />
Konto-Nr. 115 607-603 (BLZ 500 <strong>100</strong> 60)<br />
IBAN: DE 48 5001 0060 0115 6076 03,<br />
BIC: PBNKDEFF<br />
Der <strong>Katalog</strong> verliert seine Gültigkeit am 31.03.2012.
NOTIZEN
WWW.GALERIE-FACH.DE<br />
WWW.DER-KUNSTHAENDLER.DE