Katalog-104_Galerie_Fach
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
FRANKFURTER MALER IV<br />
Gemälde – Aquarelle – Zeichnungen – Graphik<br />
KATALOG <strong>104</strong>
Abb. auf dem Titel: Nr. 15<br />
Friedrich Wilhelm Delkeskamp. Der Römerberg zu Frankfurt am Main.<br />
Abb. auf der 4. Umschlagseite: Nr. 28<br />
Georg Theodor Huth. Frankfurt am Main; Blick vom Mühlenberg zur Gerbermühle.
FRANKFURTER MALER IV<br />
Gemälde – Aquarelle – Zeichnungen – Graphik<br />
<strong>Katalog</strong> <strong>104</strong><br />
Am Weingarten 7 – 60487 Frankfurt am Main<br />
Telefon: +49 (0)69 28 77 61 - Fax: +49 (0)69 28 58 44<br />
info@galerie-fach.de<br />
www.galerie-fach.de
1.<br />
WILHELM ALTHEIM<br />
1871 Groß-Gerau – Frankfurt am Main 1914<br />
Weg mit einer Laube vor einem großen Baum, dessen dichtes Blattwerk nur teilweise<br />
den Blick auf ein rot gedecktes Hausdach freigibt.<br />
Öl auf Leinwand, links unten signiert und datiert „W. Altheim 1891“. 46 : 55 cm.<br />
Entstanden ist dieses, eine üppige Vegetation inszenierende<br />
Bild in der Zeit, als Altheim am Städelschen Kunstinstitut unter<br />
Frank Kirchbach studierte. Das Städelsche Museum besitzt ein<br />
zwei Jahre später entstandenes Gemälde, das ebenfalls, bei Altheim,<br />
in erster Linie Figurenmaler, eine Seltenheit darstellend,<br />
ohne jede Figurenstaffage auskommt.<br />
Literatur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Johann Heinrich Hasselhorst und seine<br />
Schüler zwei Generationen am Städel. Frankfurt am Main,<br />
Ges. zur Förderung Frankfurter Malerei 2004, Farb. Abbildung<br />
16, Seite 73.<br />
Ein Frühwerk des bedeutenden Frankfurter Malers!<br />
2
3<br />
1.
2.<br />
WILHELM ALTHEIM<br />
1871 Groß-Gerau – Frankfurt am Main 1914<br />
Schäfer mit zwei Hunden.<br />
Schwarze Kohle und braune Kreide, teils gewischt, auf bräunlichem, festem und strukturiertem Papier,<br />
rechts unten signiert und datiert „W. Altheim 1911“. 68,8:48,9 cm.<br />
Provenienz: Familie Binding.<br />
Der Schäfer ist ein bei Altheim häufig auftauchendes Motiv und<br />
nimmt eine Sonderstellung in seinem künstlerischen Schaffen<br />
ein. Als Motiv übte er wohl aufgrund seiner Tätigkeit, er hütete<br />
bei Wind und Wetter in der freien, auch einsamen Natur seine<br />
Herde, eine besondere Faszination, etwas Geheimnisvolles, Ursprüngliches<br />
und damit auch wenig Faßbares aus. Die Figur des<br />
Schäfers ist in verschiedenen Formulierungen anzutreffen, so<br />
mit seiner Herde, den Hunden oder auch mit Bauern.<br />
Bei unserem Blatt mit dem auffallenden bildmäßigen Format<br />
scheint es sich um die Fortsetzung eines Ölgemäldes von<br />
1905 zu handeln, „Schäfer mit Herde“ (ehemals <strong>Galerie</strong> <strong>Fach</strong>),<br />
auf dem der Schäfer erstmals isoliert neben seiner Herde plaziert<br />
ist. Die Figur ist jetzt der bestimmende Bildfaktor, vom<br />
niedrigen Horizont betont und heroisiert. Auch auf vorliegendem<br />
Blatt zeigt sich der Schäfer ohne Sentimentalität. In starker<br />
Nahsicht ist die Ganzfigur monumental in Frontalansicht hoch<br />
aufragend wiedergeben, zu Füßen seine ständigen Begleiter,<br />
zwei Hunde. In Dreiviertelprofil nach links, stützt er sich auf<br />
seinen Stock, eine Pfeife im Mundwinkel, und blickt vor sich,<br />
ohne Kontakt zu seiner Umwelt.<br />
Eine sehr intime und unmittelbare Darstellung, die durch das<br />
erdige Kolorit noch betont wird.<br />
Das Bild entstand zu einer Zeit, als Altheims Neigung zum Alkohol,<br />
die auch durch eine Kur im Jahr 1907 im Schwarzwald<br />
nicht andauernd behoben werden konnte, gewichtige Auswirkungen<br />
auf sein Leben hatte. Ein gewisser Hang zu Depressionen,<br />
verstärkt durch den exzessiven Mißbrauch von Alkohol,<br />
wirtschaftliche Sorgen, schließlich eheliche Probleme, die<br />
zur Scheidung und einer zweiten Eheschließung führten, ein<br />
Aufenthalt in der Nervenheilanstalt und sicher seine kurzen<br />
schrecklichen Erfahrungen als Sanitäter im ersten Kriegsjahr<br />
1914, womöglich auch der hohe Anspruch an seine eigenen<br />
künstlerischen Leistungen, die ihn kaum befriedigten, bewirkten<br />
schließlich den seelischen Zusammenbruch, der zum<br />
Selbstmord führte.<br />
In diesen letzten Jahren, die für ihn offenbar ein nicht zu linderndes<br />
Leid brachten, schien jedoch seine künstlerische Produktion<br />
von teilweise großem Ernst geprägt zu sein. In diesem<br />
Zusammenhang ist auch unser Schäfer-Bild zu sehen, das durch<br />
starke Lebensnähe und eine nicht zu übersehende Anteilnahme<br />
am Leben des handwerklich-bäuerlichen Volkes besticht.<br />
4
5<br />
2.
3.<br />
FERDINAND BALZER<br />
1872 – Frankfurt am Main – 1916<br />
Marktstände, im Vordergrund rechts ein angeschnittener entlaubter Baum, links davon ein Brunnen.<br />
Ölskizze, auf Karton, verso von fremder Hand datiert „1910“. 15,5:21,9 cm.<br />
Verso: Rückenansicht einer Frau, Halbfigur. Feder in Schwarz.<br />
Vermutlich handelt es sich um eine Marktszene in Frankfurt<br />
am Main. Von der Schirn z.B. hat Balzer Zeichnungen und Lithographien<br />
angefertigt.<br />
Balzer besuchte erst, um Bildhauer zu werden, die Kunstgewerbeschule<br />
in Zürich, dann die Kunstgewerbeschule in<br />
Frankfurt am Main. Nachdem ihn sein dortiger Lehrer, Albert<br />
Lüthi (1858-1903), geraten hatte, die malerische Laufbahn einzuschlagen,<br />
ging er nach Kronberg, um bei dem Mitgründer<br />
der Kronberger Malerkolonie, bei Anton Burger (1824-1905) zu<br />
studieren. Nach anderthalb Jahren ging er an die Kunstschule<br />
nach Weimar, wo er bis 1897 bei Max Thedy (1858-1924) und<br />
Carl Frithjof-Smith (1858-1917) studierte.<br />
Nach dem Studium zog sich Balzer für ein Jahr in die ländliche<br />
Stille, nach Nassau an der Lahn zurück. Sein Vater wünschte<br />
jedoch die Fortsetzung des akademischen Studiums. So ging<br />
er 1898 an das Frankfurter Städelsche Kunstinstitut und fand<br />
Aufnahme in der Malklasse von Wilhelm Amandus Beer (1837-<br />
1907). Nach einem Jahr brach Balzer indes das Studium ab.<br />
In den nächsten fünf Jahren folgten ständig wechselnde Aufenthalte<br />
im Taunus, wie Eppstein, Dreieichenhain und Vockenhausen,<br />
aber auch Frankfurt. Der Wunsch nach ländlicher<br />
Abgeschiedenheit prägte sein ganzes Leben. Für längere Zeit<br />
verblieb er auch in Wilhelmsbad bei Hanau, wo er gemeinsam<br />
mit seinem Freund Hermann Treuner (1876-vor 1939) eine Malerkolonie<br />
bildete.<br />
Von 1906 bis 1910 ließ er sich in Oberursel nieder. Hier hatte er<br />
anscheinend die nötige Nähe zum Land, aber auch zur Stadt,<br />
die er so dringend für das Geldverdienen benötigte. Zahlreiche<br />
Ausstellungen im Frankfurter Kunstverein, die jährliche<br />
Teilnahme an den Jahresausstellungen der Frankfurter Künstler<br />
und auch Teilnahmen an Graphik-Ausstellungen belegen<br />
den Wunsch nach künstlerischer Anerkennung, die sich indes<br />
nie wirklich einstellen sollte, weshalb er zeitlebens in äußerst<br />
schwierigen finanziellen Verhältnissen lebte. 1910 kehrte er in<br />
seine Geburtsstadt zurück, wo er an Tuberkulose und Unterernährung<br />
verstarb.<br />
6
7<br />
3.
4.<br />
FRITZ BAMBERGER<br />
1814 Würzburg – Neuenhain/Bad Soden 1873<br />
Spanische Landschaft mit dem Albufera-See bei Valencia,<br />
mit schemenhaft erscheinenden maurischen Ruinen im Mittelgrund.<br />
Öl, auf Leinwand, links unten signiert und datiert „F. Bamberger 1856“. 31,7:40 cm.<br />
Am oberen Rand ist ein etwa 1 cm breiter Streifen nicht bemalt.<br />
Den Albufera-See hat Bamberger mehrfach gemalt; eine Fassung<br />
von 1862 befindet sich in der Städtischen <strong>Galerie</strong>, Würzburg,<br />
eine andere von 1863 in der Schack-<strong>Galerie</strong>, München.<br />
Sämtliche Fassungen, entstanden im Atelier in München, gehen<br />
auf Studien der Reise von 1850 zurück (s.u.).<br />
Literatur: A. Gebauer, Spanien. Reiseland deutscher Maler<br />
1830-1870, Petersberg 1998, Abb. 123 und 126.<br />
„Im April (1850) reiste der Künstler über Cuenca alleine weiter<br />
nach Valencia. Während ihm die Hafenstadt nur wenige Motive<br />
lieferte, fand er in der Landschaft rund um den Albufera-See,<br />
etwa 12 km südlich von Valencia, eine Natur, die ihn Zeit seines<br />
Lebens zu Darstellungen motivieren sollte; allerdings scheinen<br />
von hier keine Zeichnungen in seinem umfangreichen Œuvre<br />
überliefert zu sein.“ (zitiert aus: op. cit., S. 126).<br />
Seine künstlerische Ausbildung erhielt Bamberger um 1828 an<br />
der Berliner Akademie bei Johann Georg Schadow (1764-1850)<br />
und anschließend im Atelier des Marinemalers Wilhelm Krause<br />
(1804-1864). Nach dem Umzug der Eltern 1830 nach Kassel,<br />
wurde er dort Schüler des Hof- und Dekorationsmalers Georg<br />
Primavesi (1764-1855). Entscheidend für seine künstlerische<br />
Entwicklung war jedoch ein Aufenthalt 1832-1833 in München,<br />
wo er mit dem Werk Carl Rottmanns (1797-1850) bekannt wurde,<br />
der gerade im Auftrag König Ludwigs I. an dem italienischen<br />
Freskenzyklus für die westlichen Hofgartenarkaden arbeitete.<br />
Ab 1835 lebte Bamberger längere Zeit in Frankfurt am Main,<br />
immer wieder unterbrochen auch von längeren Aufenthalten in<br />
seiner Geburtsstadt Würzburg, im Hause der Familie des später<br />
geschätzten Landschaftsmalers Karl Peter Burnitz (1824-1886),<br />
der durch Bamberger wesentliche Anregungen für sein erst<br />
um 1849 begonnenes Zeichenstudium erhielt. Noch bevor sich<br />
Bamberger Anfang der 50er Jahre in München niederließ, unternahm<br />
er 1849-1850 seine erste Spanienfahrt, der noch mehrere<br />
folgen sollten. Vor allem die auf dieser Reise entstandenen<br />
Landschaftsbilder brachten ihm in München rasch großes Ansehen.<br />
1844 unternahm er eine Studienreise nach Paris. Weitere<br />
Fahrten nach England und Südeuropa folgten, wo er wie in Spanien<br />
zahlreiche Werke schuf. 1871 ernannte ihn Ludwig II. zum<br />
Professor, 1872 zum Ehrenmitglied der Münchner Akademie.<br />
8
9<br />
4.
5.<br />
EUGENIE BANDELL<br />
1858 – Frankfurt am Main – 1918<br />
„Dorfstraße im Spessart am Sonntag“.<br />
Öl auf Leinwand, links unten signiert und datiert „Eug. Bandell 1906“,<br />
verso auf dem Keilrahmen von der Künstlerin nochmals signiert und datiert sowie betitelt. 84,5:64 cm.<br />
Literatur: S. Sumera, Eugenie Bandell (1858-1918), Eine Frankfurter<br />
Malerin – das Spätwerk. Magisterarbeit, Univ. Frankfurt<br />
am Main, 1996, Nr. 99; Ausst. <strong>Katalog</strong>: Frankfurter Malerei seit<br />
der Jahrhundertwende. <strong>Galerie</strong> und Kunstantiquariat Joseph<br />
<strong>Fach</strong>, Frankfurt am Main, 1988, Nr. 6 mit Farbabb. auf dem Titel;<br />
Ausst. <strong>Katalog</strong>: Frauen an der Staffelei – Ein vernachlässigtes<br />
Kapitel der Frankfurter Kunstgeschichte. Frankfurter Sparkasse<br />
von 1822, Frankfurt am Main 1994.<br />
Die Malerin und Radiererin Eugenie Bandell, Tochter eines<br />
wohlhabenden Kaufmanns, begann wohl nach privaten Zeichenstudien<br />
spätestens 1887 ihre künstlerische Ausbildung an<br />
der Zeichenakademie in Hanau und war Schülerin des für seine<br />
Ansichten von altertümlichen Straßen und Plätzen bekannten<br />
Malers und Zeichners Paul Andorff (1849-1920). Anscheinend<br />
besuchte sie in Hanau parallel die private Malschule des be-<br />
kannten Genre-, Historien- und Landschaftsmalers Georg Cornicelius<br />
(1825-1898). Nach Abschluß ihres Studiums in Hanau<br />
im Jahr 1895 ging sie nach Frankfurt am Main, um privat die<br />
Radiertechnik bei dem Radierer Bernhard Mannfeld (1848-<br />
1925) zu erlernen. Ein Weiterstudium schloß sich 1899-1900 am<br />
Städelschen Kunstinstitut im Privatatelier des von München<br />
kommenden Malers Wilhelm Trübner (1851-1917) an. Zahlreiche<br />
Ausstellungen folgten in den nächsten Jahren, so u.a. in<br />
Frankfurt, Berlin, München, Baden-Baden, Karlsruhe, Mainz,<br />
Wiesbaden, Düsseldorf, Zürich und Paris.<br />
Rasch steigender Erfolg brachte ihr im Jahr 1902 ein eigenes<br />
Atelier am Städelschen Kunstinstitut ein, das ihr bis zu ihrem<br />
Tode zu Verfügung stand. Sie war Mitglied des fortschrittlichen<br />
„Frauenkunstverbandes“, den 1913 so bekannte Künstlerinnen<br />
wie Käthe Kollwitz (1867-1945) gegründet hatten.<br />
10
11<br />
5.
6.<br />
JAKOB BECKER, gen. BECKER VON WORMS<br />
1810 Dittelsheim/Worms – Frankfurt am Main 1872<br />
Mittelgebirgslandschaft mit drei Jägern im Vordergrund, links im Mittelgrund ein Dorf überragt von einer Burg.<br />
Aquarell in Blau, Grau und Braun, über Bleistift, auf rosa getöntem Bütten mit undeutlichem Wasserzeichen,<br />
rechts unten monogrammiert „JBW“ (Pfisterer BW 804). 32,4:42,8 cm.<br />
Vertikale Mittelfalte geglättet, kleine Bereibungen in den Ecken.<br />
Provenienz: Jona Temesföi, Frankfurt am Main.<br />
Das Aquarell ist noch deutlich unter dem Einfluß der Düsseldorfer<br />
Schule entstanden und dürfte deshalb um 1845 von<br />
Becker gemalt worden sein.<br />
Bis zu seinem 17. Lebensjahr erhielt Becker Unterricht an der<br />
Zeichenschule des Malers F.N. Jung in Worms; dann mit Jakob<br />
Fürchtegott Dielmann (1808-1885) in der Werkstatt Fried-<br />
rich Carl Vogels (1806-1865) in Frankfurt mit dem Kolorieren,<br />
Lithographieren und Zeichnen von Veduten beschäftigt. Daneben<br />
als Hospitant am Städelschen Kunstinstitut. 1833 siedelte er<br />
nach Düsseldorf über, wo er bei Wilhelm von Schadow (1788-<br />
1862) studierte.<br />
1841 folgte die Berufung als Lehrer an das Städelsche Kunstinstitut,<br />
1842 Ernennung zum Professor für Genremalerei. Er<br />
unternahm Studienreisen an den Rhein und in Hessen, sonst in<br />
Frankfurt tätig.<br />
12
13<br />
6.
7.<br />
JAKOB BECKER, gen. BECKER VON WORMS<br />
1810 Dittelsheim/Worms – Frankfurt am Main 1872<br />
Weinlese. Im Weinberg hockende junge Frau mit Trauben in Händen und neben sich zwei kleine Kinder.<br />
Aquarell über Bleistift, auf cremefarbenem Zeichenkarton, links unten signiert und datiert „J. Becker 1857.“. 12,8:15,8 cm.<br />
Eine flüchtige Bleistiftquadratur zeigt, daß es sich bei diesem<br />
farbfrischen Aquarell um die Vorstudie zur mittleren Figur in<br />
Jakob Beckers Gemälde „Weinlese“, ebenfalls 1857 entstanden,<br />
handelt, aus dem Besitz des Histor. Museum, Frankfurt a.M.<br />
Vergleichsabbildung: F. von Boetticher, Malerwerke des<br />
neunzehnten Jahrhunderts. Leipzig 1948, Bd. I, Tl. 1, 15;<br />
A. Wiederspahn/H. Bode, Die Kronberger Malerkolonie.<br />
3. Aufl. Frankfurt a.M., W. Kramer 1982, Abb. S. 570 oben;<br />
W. Metternich, op. cit., Farbabb. S. 22 oben.<br />
Literatur: W. Metternich, Jakob Becker. Der Lehrer der Kronberger<br />
Maler. Frankfurt a.M., W. Kramer 1991, Farbabb. S. 23<br />
oben.<br />
14
15<br />
7.
8.<br />
PETER BECKER<br />
1828 Frankfurt am Main – Soest/Westfalen 1904<br />
„Friedberg in der Wetterau“.<br />
Aquarell, Kohle, Pinsel in Schwarz, etwas weiß gehöht, über Bleistift, mit Bleistift umrandet, auf festem Velin,<br />
aufgezogen auf festem Velin, Mitte oben in einer Banderole bezeichnet, signiert und datiert<br />
„Friedberg in der Wetterau / gez. und gemalt v. Peter Becker“, Banderole links oben<br />
„Das Wappen der Stadt Friedberg“, Banderole rechts oben „das Wappen des Herzogthums Hessen“. 52,4:68,3 cm.<br />
Provenienz: Familie Binding.<br />
Der Landschaftsmaler Peter Becker studierte in Frankfurt am<br />
Städelschen Kunstinstitut bei Friedrich Maximilian Hessemer<br />
(1800-1860), dann bei Jakob Becker (1810-1872).<br />
Anschließend hatte er zeitweise ein Atelier im Deutschordenshaus<br />
in Sachsenhausen, wohin sich der Nazarener Philipp Veit<br />
(1793-1877) nach Aufgabe des Direktorats des Städelschen<br />
Kunstinstitutes 1843 und ein Teil seiner Anhänger zurückgezogen<br />
hatten.<br />
Einen gewissen Einfluß hatte die spätromantische Malauffassung<br />
von Edward Jakob von Steinle (1810-1886), mit dem er u.a.<br />
die Entwürfe für die Glasfenster des Frankfurter Doms ausführte.<br />
1899 wurde der Künstler zum Professor ernannt.<br />
Beckers bevorzugte Technik waren aquarellierte Kohlezeichnungen<br />
und Zeichnungen, die während zahlreicher Ausflüge<br />
direkt vor der Natur entstanden; Arbeiten in Öl sind seltener.<br />
Die Graphische Sammlung des Städelschen Kunstinstitutes<br />
Frankfurt am Main besitzt eine große Anzahl seiner Werke,<br />
wie auch das dortige Historische Museum.<br />
16
17<br />
8.
9.<br />
PETER BECKER<br />
1828 Frankfurt am Main – Soest/Westfalen 1904<br />
Vom Fels zum Meer.<br />
Feder und Aquarell, mit Deckweiß gehöht, über Bleistift auf chamoisfarbenem Zeichenkarton,<br />
rechts unten signiert und datiert „Peter Becker 1883“. 25:34 cm.<br />
Kleinere Fassung (Vorstudie oder Wiederholung) der bei Wiederspahn/Bode<br />
1971, S. 216, abgebildeten kolorierten Federzeichnungen,<br />
die ebenfalls 1883 und 1884 entstanden sind.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Dreieichenhain bis 2010.<br />
Literatur: Fr. Rittweger: Peter Becker, der Merian des neunzehnten<br />
Jahrhunderts, Mainz 1895, S. 18 f.; A. Wiederspahn/<br />
H. Bode, Die Kronberger Malerkolonie. Ein Beitrag zur Frankfurter<br />
Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts. Frankfurt am<br />
Main 1971, Abb. S. 216.<br />
In seinem Buch „Peter Becker, der Merian des 19. Jahrhunderts,<br />
Mainz 1895“, beschreibt Franz Rittweger die beiden Aquarelle<br />
„Vom Fels zum Meer“ und „Vom Meer zum Fels“ als Hauptwerke<br />
des Künstlers und führt unter anderem folgendes aus: „Bei<br />
dem ersten Bild ,Vom Fels zum Meer’ muß sich der Beschauer<br />
auf die Burg von Nürnberg denken, hinuntersehend auf die<br />
Wiese vor der Stadt, welche auch Richard Wagner zu seinem<br />
Schlußbild in den ,Meistersingern von Nürnberg’ verwendet<br />
hat. Am Ende der Wiese steht der Wald, vor welchem ein gotisches<br />
Brünnlein, um das sich die Bürger mit ihren Frauen,<br />
den Jünglingen und Jungfrauen, den Knaben und Mägdlein zu<br />
einem Feste versammelt haben, den holden Frühling zu begrüßen.<br />
Zur Rechten erheben sich die Alpen, die hohen Berge von<br />
Tyrol und der Schweiz und schwinden allmählich hinab zu Mittelbergen<br />
des deutschen Landes und weiter bis zu Hügeln und<br />
Dünen des Meeres. Anlehnend an die Alpen steht auf steilem<br />
Fels eine Tyroler Burg, an ihr vorbei stürzt der Wildbach und<br />
ergießt sich in den vorbeifließenden Strom, der den Rhein und<br />
die übrigen Flüsse darstellen soll. Im Strome steht die Rheinpfalz.<br />
Dicht am Ufer führt der Pfad zu den Rebenhügeln, vor<br />
denen sich ein Rheingauer Dorf erhebt. An einem Bauernhof<br />
vorüber zieht der Weg nach einer Stadt, in welcher die Dome<br />
von Köln, Frankfurt a. Main und Mainz hervorragen; über den<br />
Fluß spannt sich eine Brücke, zu der die alte steinerne Brücke<br />
in Frankfurt (die bekanntlich das Denkmal Karls des Großen<br />
trägt) das Urbild gegeben. Auf der linken Seite des Bildes erhebt<br />
sich am Hügel eine Abtei, ähnlich der von Arnstein an der Lahn,<br />
und über derselben eine Wallfahrtskapelle, die alte Kapelle von<br />
Kobern an der Mosel. In den daran stoßenden Wald stürmt<br />
bei Hörnerklang und Rüdengebell der Jäger. Im Vordergrund<br />
schreitet der bildende Künstler und der Dichter; der bildende<br />
Künstler ist Albrecht Dürer, der alle drei Künste in sich vereint,<br />
der Dichter ist Wolfram von Eschenbach, der romantische Minnesänger.<br />
Auf dem Fluße kommt der Kaiser auf geschmücktem<br />
Schiff gefahren, von den getreuen Bürgern mit Blumenzweigen<br />
begrüßt. Am Ufer reiten die Ritter, dem kaiserlichen Schiffe das<br />
Ehrengeleit zu geben; auch einige fromme Pilger ziehen vorüber.<br />
In der Ferne zeigt sich die Insel Helgoland im Meere.“ (zit.<br />
aus: Fr. Rittweger: Peter Becker, der Merian des neunzehnten<br />
Jahrhunderts, Mainz 1895, S. 18 f.).<br />
18
19<br />
9.
9.<br />
PETER BECKER<br />
1828 Frankfurt am Main – Soest/Westfalen 1904<br />
Vom Meer zum Fels.<br />
Feder und Aquarell, mit Deckweiß gehöht, über Bleistift, auf hellbraunem Zeichenkarton,<br />
rechts unten monogrammiert und datiert „18 PB (ligiert) 84“. 25:34 cm.<br />
Kleinere Fassung (Vorstudie oder Wiederholung) der bei Wiederspahn/Bode<br />
1971, S. 217, abgebildeten kolorierten Federzeichnung,<br />
die ebenfalls 1883/84 entstanden sind.<br />
Literatur: Fr. Rittweger: Peter Becker, der Merian des neunzehnten<br />
Jahrhunderts, Mainz 1895, S. 18-20; A. Wiederspahn/<br />
H. Bode, Die Kronberger Malerkolonie. Ein Beitrag zur Frankfurter<br />
Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts, Frankfurt am<br />
Main 1971, Abb. S. 217.<br />
In seinem Buch „Peter Becker, der Merian des 19. Jahrhunderts,<br />
Mainz 1895“, beschreibt Franz Rittweger die beiden Aquarelle<br />
„Vom Fels zum Meer“ und „Vom Meer zum Fels“ als Hauptwerke<br />
des Künstlers und führt unter anderem folgendes aus: „Bei<br />
dem Bilde ,Vom Meer zum Fels’ denkt man sich in die Nordsee,<br />
auf der ein großes geschmücktes Hanseschiff dem Ufer zusteuert,<br />
an dem eine große Hanse- und Reichsstadt hingebaut ist;<br />
es ist zu gleicher Zeit Lübeck, Hamburg und Bremen. Über die<br />
Stadt weg sieht man weit in’s Land bis hinauf zu den Alpen, zur<br />
Zugspitze. Aus den Alpen kommt der Strom und ergießt sich in<br />
das Meer. Auf den Vorhöhen der Alpen steht die Tyroler Burg<br />
Trostberg und an den abfallenden Bergen nach der Niederung<br />
zu den nordischen Meeren steht das Rheinschloß Ehrenfels und<br />
der alte Ruppertsberg bei Bingen. Am Flusse liegt das alte Städtchen<br />
Klingenberg mit den Rebenhügeln des Mains. Im Walde<br />
am Ufer erhebt sich die Abtei Amorbach. Auf dem geschmückten<br />
Schiffe stehen der Kaiser und die Kaiserin mit den Kurfürsten<br />
und Fürsten des Reiches. Eine Galeere von Lübeck gondelt<br />
dem kaiserlichen Schiffe entgegen, auf dem die beiden Bürgermeister<br />
mit dem Bischof und dem Senat und Rat der Stadt Lübeck<br />
den Kaiser begrüßen und ihn zum Einzug in die getreue<br />
Stadt einladen. Zu Ehren des Kaisers und der Fürsten spielen<br />
auf der Gondel die Stadtmusici ein Sextett, und vom kaiserlichen<br />
Schiffe blasen die Posaunen und donnern die Kanonen.<br />
Noch verschiedene Schiffe fahren dem Kaiser entgegen: das<br />
Schiff mit den Jungfrauen, das Schiff mit den vier Rittern, den<br />
vier Bürgern und den vier Bauern. Auf dem kaiserlichen Schiffe<br />
sind die Wappen des Deutschen Reiches, die Wimpel und Flaggen<br />
der Hanse, die Standarten der Kurfürsten, der Herzöge, der<br />
Fürsten und Städte, sowie die Insignien des goldenen Vließes.<br />
Am kaiserlichen Zelt halten Johanniterritter die Ehrenwache.<br />
Von der Nordsee sieht man bis zur Ostsee, auf welcher die Insel<br />
Rügen, und in der Ferne zeigt sich die alte Reichs- und Hansestadt<br />
Danzig.<br />
Auch hier verbinden sich hochmalerische Motive, poesievolle<br />
Stimmung, minutiöseste Ausführung, romantische Darstellung<br />
zu einer eigenartigen Schöpfung, wie sie eben nur aus dem<br />
Sinnen und Gemüte des neuen Merian hervorkommen können<br />
und die kein anderer deutscher Künstler in dieser Weise<br />
zu schaffen vermag.“ (zit. aus: Fr. Rittweger: Peter Becker, der<br />
Merian des neunzehnten Jahrhunderts, Mainz 1895, S. 18 ff.).<br />
20
21<br />
9.
10.<br />
FRITZ BOEHLE<br />
1873 Emmendingen – Frankfurt am Main 1916<br />
Betender Ritter mit seinem Knappen vor einem Bildstock;<br />
zwei Pferde stehen unmittelbar hinter ihnen.<br />
Öl auf Malpappe, um 1892, rechts unten Nachlaßstempel. 66:101 cm.<br />
Literatur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Fritz Boehle. Gedächtnisausstellung.<br />
<strong>Galerie</strong> Joseph <strong>Fach</strong>, Frankfurt a.M., 1983, Nr. 19, Abb. S. 8;<br />
R.M. Bock, Fritz Boehle. Das malerische Werk. Mit Werkverzeichnis.<br />
Diss. Univ. Mainz 1998, Nr. 116. Hier heißt es zu diesem<br />
Gemälde: „Ziemlich frühes, sehr qualitätvolles Werk um<br />
1892/93. Die Gesichter der Figuren sind bereits typisiert. Die im<br />
Sinne Thomas aufgefaßte Hintergrundlandschaft bildet einen<br />
stimmungsvollen Rahmen für die Szene.“<br />
Frühwerk Boehles.<br />
Boehle studierte von 1886-1892 am Städelschen Kunstinstitut<br />
in Frankfurt am Main unter Heinrich Hasselhorst (1825-1904),<br />
Frank Kirchbach (1859-1912) und Karl von Pidoll (1847-1901);<br />
einer seiner Mitschüler war Wilhelm Altheim (1871-1914). 1892<br />
wechselte Boehle an die Münchener Akademie in die Klasse<br />
von Wilhelm von Diez (1839-1907). Unter Anleitung von Ludwig<br />
Rader (1868-1899) unternahm er erste Radierversuche. Es<br />
entstand eine Folge mit Ritterdarstellungen. 1893 arbeitete er<br />
in Emmendingen und in Altenheim bei Offenburg. 1894-1897<br />
folgte ein zweiter Aufenthalt in München und die Begegnung<br />
mit dem Werk von Hans von Marées (1837-1887). 1895 unternahm<br />
er zusammen mit Albert Lang (1847-1933) eine Italienreise.<br />
1897 nahm Boehle seinen ständigen Wohnsitz in Frankfurt<br />
am Main. In seinem Werk zeigt er sich beeinflußt von Hans<br />
Thoma (1839-1924) und Hans von Marées.<br />
22
23<br />
10.
11.<br />
FRITZ BOEHLE<br />
1873 Emmendingen – Frankfurt am Main 1916<br />
Szene aus dem dreißigjährigen Krieg: Kavallerie-Abteilung auf einer Anhöhe,<br />
im Hintergrund eine Kirche und Häuser, um 1891.<br />
Feder in Schwarz, über Bleistift, auf chamoisfarbenem Velin, rechts unten signiert „F. Boehle“. 30,7:53 cm.<br />
Vielfigurige und schwungvoll gezeichnete Skizze mit der Feder,<br />
ein frühes zeichnerisches Werk Boehles, das noch vor der Entwicklung<br />
entstand, die zur Betonung der Konturen führt.<br />
Literatur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Fritz Boehle. Gedächtnisausstellung.<br />
<strong>Galerie</strong> Joseph <strong>Fach</strong>, Frankfurt a.M., 1983, Nr. 61, Abb. Tafel 9;<br />
R.M. Bock, Fritz Boehle. Das malerische Werk. Mit Werkverzeichnis.<br />
Diss. Univ. Mainz 1998, Nr. 142.<br />
Boehle studierte von 1886-1892 am Städelschen Kunstinstitut<br />
in Frankfurt am Main unter Heinrich Hasselhorst (1825-1904),<br />
Frank Kirchbach (1859-1912) und Karl von Pidoll (1847-1901);<br />
einer seiner Mitschüler war Wilhelm Altheim (1871-1914). 1892<br />
wechselte Boehle an die Münchener Akademie in die Klasse<br />
von Wilhelm von Diez (1839-1907). Unter Anleitung von Ludwig<br />
Rader (1868-1899) unternahm er erste Radierversuche. Es<br />
entstand eine Folge mit Ritterdarstellungen. 1893 arbeitete er<br />
in Emmendingen und in Altenheim bei Offenburg. 1894-1897<br />
folgte ein zweiter Aufenthalt in München und die Begegnung<br />
mit dem Werk von Hans von Marées (1837-1887). 1895 unternahm<br />
er zusammen mit Albert Lang (1847-1933) eine Italienreise.<br />
1897 nahm Boehle seinen ständigen Wohnsitz in Frankfurt<br />
am Main. In seinem Werk zeigt er sich beeinflußt von Hans<br />
Thoma (1839-1924) und Hans von Marées.<br />
24
25<br />
11.
12. ANTON BURGER<br />
1824 Frankfurt am Main – Kronberg/Taunus 1905<br />
Werkstattwinkel.<br />
Ölstudie auf Papier, auf Karton aufgezogen, rechts unten mit Bleistift signiert (?) „Burger“,<br />
verso Nachlaßstempel (vgl. Lugt Suppl. 314b). 41,5:31 cm.<br />
Provenienz: Frankfurter Privatbesitz.<br />
Burger hatte eine Vorliebe für das Interieur und sie beflügelte<br />
ihn zu zahlreichen Varianten dieses Themas. Die vorliegende<br />
Studie ist besonders im Vordergrund sehr skizzenhaft, doch<br />
sind Gerätschaften wie Laterne, Krug, Flasche und Körbe klar<br />
umrissen.<br />
Die tonigen braunen Farben deuten auf eine recht frühe Entstehungszeit<br />
um 1865 hin, in der der Einfluß der holländischen<br />
Malerei des 17. Jahrhunderts deutlich spürbar ist.<br />
Nach seiner Lehre als Weißbinder, entschied sich Burger für<br />
eine Ausbildung zum Maler. 1842 wurde er Schüler an der<br />
Städelschule, zuerst bei Johann Jakob Jung (1819-1844) und ab<br />
1844 bei Jakob Becker (1810-1872). 1846-48 ging er zur Weiterführung<br />
seines Studiums nach München.<br />
1852 unternahm er gemeinsam mit Angilbert Göbel (1821-<br />
1882) und Peter Philipp Rumpf (1821-1896) eine Reise nach Paris,<br />
wo die Gruppe mit Camille Corot (1796-1875) und Gustave<br />
Courbet (1819-1877) zusammentraf. 1855/56 hielt sich Burger<br />
in Düsseldorf auf, besuchte dort Jakob Maurer (1826-1887) und<br />
lernte dessen Lehrer August Weber (1817-1873) kennen. Danach<br />
reiste er zum Studium der niederländischen Malerei nach Antwerpen<br />
und Amsterdam.<br />
1848 verlegte Burger seinen Wohnsitz von Frankfurt nach<br />
Kronberg im Taunus, wo er stets die Sommermonate verbrachte.<br />
Jakob Fürchtegott Dielmann (1809-1885) folgte ihm zu Beginn<br />
der 1869er Jahre. Nach diesem Beispiel siedelten weitere<br />
Maler über, während andere den Ort als Sommerfrische nutzten:<br />
die Kronberger Malerkolonie entstand.<br />
1867 reiste Burger ein zweites Mal nach Paris. Die folgenden<br />
Reisen führten ihn 1873/74 nach Italien und 1894 nach München,<br />
Nürnberg und Oberbayern. Zweifach verwitwet, heiratete<br />
er 1882 seine junge Schülerin Pauline Fresenius (1853-1908).<br />
Zu Burgers Schülerschaft gehörten Nelson Kinsley (1863-1945),<br />
Philipp Franck (1860-1944) und Fritz Wucherer (1873-1948).<br />
Burger, dessen Malerei Landschaftsdarstellungen und Genrethemen<br />
umfaßt, zählt als führende Künstlerpersönlichkeit zu<br />
der ersten Generation der Kronberger Maler. (<strong>Katalog</strong>: Kunstlandschaft<br />
Rhein-Main. Malerei im 19. Jahrhundert 1806-1866.<br />
Frankfurt a.M., Haus Giersch – Museum Regionaler Kunst,<br />
2000/2001, S. 266).<br />
26
27<br />
12.
13.<br />
KARL PETER BURNITZ<br />
1824 – Frankfurt am Main – 1886<br />
Blick zur Jungfrau im Berner Oberland.<br />
Aquarell über Bleistift, mit Deckweiß gehöht, auf bräunlichem Papier, rechts unten signiert und datiert „Peter Burnitz 1846“,<br />
links unten bezeichnet “Jungfrau“. 20,6:26 cm. – Verso an den Ecken Reste alter Verklebungen, vertikale Knickfalte.<br />
Provenienz: Sammlung Michael Linel, Frankfurt a.M., gest.<br />
1892 (<strong>Katalog</strong> der Stadtbibliothek Frankfurt am Main, Abtlg.<br />
Frankfurt, II, Seite 350, Nr. 317).<br />
Sehr frühe Zeichnung von Burnitz aus der Zeit bevor er sich<br />
endgültig entschloß, seinen künstlerischen Neigungen zu folgen<br />
und Maler zu werden.<br />
28
KARL PETER BURNITZ<br />
1824 – Frankfurt am Main – 1886<br />
14.<br />
Krautköpfe und andere Gemüsepflanzen in einem Gemüsegarten am Haus.<br />
Aquarell über Bleistift, auf festem Papier, rechts unten bezeichnet, datiert und signiert „Granja Sept. 50. Burnitz“. 23,5:36,5 cm.<br />
Nach dem Studium der Rechtswissenschaften bis 1848 begab<br />
sich Burnitz auf Reisen nach Italien, Algier und 1850 nach Spanien,<br />
wo er im Sommer dieses Jahres im Hochland von Kastilien<br />
in verschiedenen Orten Naturstudien betrieb. Die in helles<br />
Sonnenlicht getauchten, in verschiedenen Grüntönen erscheinenden<br />
Krautköpfe fand Burnitz auf dieser ersten Spanienreise<br />
in La Granja, das südlich von Segovia in der Sierra de Guadarrama<br />
liegt, einer spanische Bergkette, die sich über die Hälfte<br />
der Zentralkordilliere erstreckt. Nach dieser Reise fällte Burnitz<br />
die Entscheidung endgültig zur Malerei überzugehen.<br />
29
15.<br />
FRIEDRICH WILHELM DELKESKAMP<br />
1794 Bielefeld – Frankfurt am Main 1872<br />
„Der Römerberg zu Frankfurt a/Main. / links der Römer od: Rathhaus, rechts die Nicolai Kirche.“<br />
Feder in Schwarz und Aquarell, mit Deckweiß gehöht, mit schwarzer Tuschlinie umrandet,<br />
1822/23, auf cremefarbenem Velin, auf Büttenkarton aufgezogen, dort rechts unten signiert<br />
„Nach der Natur gezeichnet von F.W. Delkeskamp.“, unten mittig betitelt. 37,2:49,3 cm.<br />
Gering fleckig und leicht gebräunt, im ganzen von sehr guter Erhaltung.<br />
Vorzeichnung für den Kupferstich von 1823!<br />
Vergleichsliteratur: B. Müller, Bilderatlas zur Geschichte der<br />
Stadt Frankfurt am Main. Ffm. M. Diesterweg 1916, Tafel 42;<br />
H.-O. Schembs, Frankfurt wie es Maler sahen. Ffm., Weidlich/<br />
Flechsig, 1989, S. 68, Abb. 54; H. Lohne, Frankfurt um 1850.<br />
Nach Aquarellen und Beschreibungen von Carl Theodor Reiffenstein<br />
und dem Malerischen Plan von Friedrich Wilhelm Delkeskamp.<br />
Frankfurt a.M., W. Kramer 1967, Farbabb. S. 133.<br />
„Wer mit dem Schiff, zum Beispiel mit dem Mainzer Marktschiff,<br />
am Hafen ankam und durch das Fahrtor die Stadt betrat,<br />
dem öffnete sich nach wenigen Schritten der Römerberg, Frankfurts<br />
zentraler Platz. Rechts ragt die Nikolaikirche auf und verdeckt<br />
noch die Ostseite des Platzes. Sie wurde um 1260 als Pfalzkapelle<br />
erbaut und im 15. Jahrhundert umgestaltet (Balustrade,<br />
Ecktürmchen). Sie war später die Ratskirche und diente zur Zeit<br />
Delkeskamps als Lager. Zur Linken geht der Blick auf die Römergiebelfront<br />
und vorn auf das Haus Lichtenstein. Menschen<br />
in ihrer Alltagsbeschäftigung beleben den Platz. Delkeskamp<br />
widmete dieses Blatt (gemeint ist der Kupferstich) dem Senat bei<br />
seinem Gesuch, unterrichten zu dürfen.“ (Schembs op. cit., S. 68).<br />
Delkeskamp machte zunächst eine Buchbinderlehre bei seinem<br />
Vater, die er 1812 beendete, um seinen künstlerischen Neigungen<br />
zu folgen. Er studierte bei dem Bielefelder Maler und Zeichenlehrer<br />
Ludwig Wahrens (um 1781-1870). Nach der Teilnahme<br />
am Feldzug 1814/1815 hatte er eine Stelle als Zeichenlehrer in<br />
Groß-Breitenbach inne. Zusätzlich erlernte er die Porzellanmalerei,<br />
zog nach Hanau und Berlin, unternahm Reisen innerhalb<br />
Deutschlands und fertigte landschaftliche und architektonische<br />
Zeichnungen an.<br />
So kam er 1822 erstmals nach Frankfurt. 1828-1830 hielt er sich<br />
in der Schweiz auf, seit 1831 war er in Frankfurt als Kartograph,<br />
Verleger, Kupferstecher und Zeichner ansässig. 1859-1864 schuf<br />
er den „Malerischen Plan von Frankfurt am Main“, der seinen<br />
schon erlangten guten Ruf zusätzlich festigte.<br />
30
31<br />
15.
16.<br />
JAKOB FÜRCHTEGOTT DIELMANN<br />
1809 – Frankfurt am Main – 1885<br />
Frankfurt, am Carlstor, heute Eschenheimer Tor.<br />
Aquarell, etwas weiß gehöht, auf Velin, links unten signiert „J. F. Dielmann“. 15,2:22 cm.<br />
In den Rändern etwas ungleich beschnitten.<br />
Literatur: Jakob Fürchtegott Dielmann: Gründer der Kronberger<br />
Malerkolonie, hrsg. von der Museumsgesellschaft Kronberg<br />
im Taunus, anläßlich der Jakob-Fürchtegott-Dielmann-<br />
Ausstellung vom 16. März bis 8. April 1985 in der Kronberger<br />
Receptur, Frankfurt am Main 1985, mit Farbabb. S. 69.<br />
32
JAKOB FÜRCHTEGOTT<br />
DIELMANN<br />
1809 – Frankfurt am Main – 1885<br />
17.<br />
Prozession in einem<br />
rheinischen Dorf.<br />
Bleistift, auf Velin. 23,2:18,1 cm.<br />
Mit Werkstattspuren, sorgfältig<br />
restauriert.<br />
Illustrationsentwurf zu R. Reinick, Lieder<br />
eines Malers mit Randzeichnungen<br />
seiner Freunde. Düsseldorf, Buddeus<br />
1838.<br />
Dielmann studierte unter Carl Friedrich<br />
Wendelstadt (1786-1840) am Städelschen<br />
Kunstinstitut in Frankfurt<br />
am Main und ging als Stipendiat 1835<br />
nach Düsseldorf, wo er sich unter Johann<br />
Wilhelm Schirmer (1807-1863)<br />
als Landschaftsmaler ausbildete. Bereits<br />
ab 1837 war er Mitglied der „Meisterklasse“.<br />
Durch eine Einladung von<br />
Gerhard von Reutern (1794-1865) lernte<br />
er 1841-1842 die malerische Schwalm<br />
und damit die Willingshäuser Malerkolonie<br />
kennen.<br />
Nach seiner Rückkehr nach Frankfurt<br />
war er durch die „Modernität“ seiner<br />
Genre- und Landschaftsbilder Vorbild,<br />
so für Anton Burger (1824 – 1905), mit<br />
dem er 1858 die „Kronberger Malerkolonie“<br />
begründete, eine der ersten<br />
Künstlerkolonien Deutschlands.<br />
33
18.<br />
CARL ENGEL, gen. „VON DER RABENAU“<br />
1817 Londorf/Oberhessen – Frankfurt am Main 1870<br />
Paar in Londorfer Tracht am Tisch sitzend und zwei Soldaten am Wirtshaustisch sitzend, zwischen sich<br />
ein junges Mädchen, das sie umwerben. Zwei figürliche Studien auf einem Blatt.<br />
Bleistift, um 1860/65, auf chamoisfarbenem Velin. 14,1:23,3 cm. – Verso: Zarte Bleistiftskizze eines Schwälmer Mädchens.<br />
Vergleichsliteratur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: W. Stolle, Carl Engel genannt<br />
von der Rabenau. Ein hessischer Maler im späten Biedermeier.<br />
Darmstadt 1987, Nr. 55, Farbabb. S. 69. Möglicherweise<br />
besteht auch ein Zusammenhang mit Engels Zyklus aus 6<br />
Ölgemälden, die zwischen 1863 und 1866 entstanden sind und<br />
heute als verschollen gelten (op. cit. V 68). Sie sind aber durch<br />
Lichtdrucke überliefert, die im Verlag H. Keller in Frankfurt<br />
a.M. erschienen sind.<br />
Nach erster künstlerischer Ausbildung 1832-1834 in der Zeichenschule<br />
des <strong>Galerie</strong>inspektors Franz Hubert Müller (1784-<br />
1835) in Darmstadt studierte Engel 1834-1836 an der Düsseldorfer<br />
Akademie bei Theodor Hildebrandt (1804-1874). In der<br />
Maltechnik und Detailschilderung wurde er stark von Hildebrandt<br />
und Carl Ferdinand Sohn (1805-1867) beeinflusst. Die<br />
Bekanntschaft mit den Genremalern Johann Peter Hasenclever<br />
(1810-1853) und Adolph Schroedter (1805-1875) verdankte En-<br />
gel Anregungen zu humorvollen, parodistischen Darstellungen.<br />
Durch Jakob Becker (1810-1872) und Jakob Fürchtegott<br />
Dielmann (1809-1885) wurde er mit der Thematik der ländlichbäuerlichen<br />
Idylle vertraut. Zum Studium geeigneter Motive<br />
wählte er die Schwalm und v.a. das oberhessische Trachtengebiet<br />
der Rabenau.<br />
Von 1837-1840 folgte ein Studienaufenthalt in München, wo<br />
sein engster Freund, der Maler und Bildhauer Johann Baptist<br />
Scholl d.J. (1818-1881) bereits seit 1834 lebte. 1840 ließ sich Engel<br />
in Frankfurt am Main nieder, 1842 endlich in Rödelheim, wo er<br />
mit Scholl zusammenarbeitete.<br />
Engel zeigte in seinen lebendigen anekdotischen Genreszenen<br />
das rege Volksleben der oberhessischen Landbevölkerung an<br />
Fest- und Alltagen und bewies in Komposition, Figurendarstellung<br />
und Kolorit hohe künstlerische Qualität.<br />
34
35<br />
18.
19. CARL ENGEL, gen. „VON DER RABENAU“<br />
1817 Londorf/Oberhessen – Frankfurt am Main 1870<br />
Nach rechts sitzendes Mädchen in Rabenauer Tracht sowie zwei belaubte Zweige (recto).<br />
Bleistift, links am Rand bezeichnet und datiert „Rödelheim Aug. 42“, auf grautonigem Velin. 30:47,5 cm.<br />
Bei der gezeigten jungen Frau könnte es sich um Engels Braut Margarethe Rabenau (1817-1888) handeln, die er am 16.10.1842<br />
in Londorf geheiratet hatte. Das Paar ließ sich in diesem Jahr auch in Rödelheim nieder.<br />
36
19.<br />
Zwei brandende Wellen, zwei Fischer, Teil eines Faltenwurfs und weitere figürliche Skizzen (verso).<br />
Verso: Bleistift, teils grau laviert. – Doppelseitiges Skizzenblatt.<br />
Vergleichsliteratur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: W. Stolle, Carl Engel genannt von der Rabenau. Ein hessischer Maler im späten Biedermeier.<br />
Darmstadt 1987, Nr. 35, Abb. S. 109.<br />
37
20.<br />
FERDINAND AUGUST FELLNER<br />
1799 Frankfurt am Main – Stuttgart 1859<br />
Szene aus G. Meyerbeers Oper „Robert der Teufel“.<br />
Aquarell und Pinsel in Grau, über Bleistift, auf Bütten mit Fragment eines Wasserzeichens. 17:20,8 cm.<br />
Provenienz: Aus dem Nachlaß der Familie Fellner, Frankfurt<br />
am Main.<br />
Giacomo Meyerbeers (1791-1864) Oper “Robert le Diable (Robert<br />
der Teufel)“, die in Paris 1831 mit großem Erfolg uraufgeführt<br />
worden war, behandelt die märchenhafte Legende, die<br />
sich um das Leben Robert I. rankte, der 1027-1035 Herzog der<br />
Normandie war. Jener soll bereits von seiner Geburt an dem<br />
Teufel, seinem Vater, geweiht gewesen sein, konnte jedoch diesem<br />
trotz zahlreicher Schicksalsschläge entkommen.<br />
Bereits während seines Jurastudiums 1817-1824 in Heidelberg<br />
und Göttingen hat sich der 1825 in seiner Heimatstadt nur für<br />
kurze Zeit als Advokat tätige Ferdinand August Fellner autodidaktisch<br />
zum Maler ausgebildet. Im Oktober 1825 ging er<br />
zum Kunststudium nach München, wo ihn vornehmlich Peter<br />
von Cornelius (1783-1867) anregte. Freundschaftliche Kontakte<br />
pflegte er mit Moritz von Schwind (1804-1871) und den Dichtern<br />
Ludwig Auerbach (1840-1882) und Justus Kerner (1786-<br />
1862). 1831 ließ er sich in Stuttgart nieder, wo er bis zu seinem<br />
Tode lebte.<br />
38
39<br />
20.
21.<br />
FERDINAND AUGUST FELLNER<br />
1799 Frankfurt am Main – Stuttgart 1859<br />
Romeo und Julia, beide tot, werden entdeckt.<br />
Bleistift, wohl um 1837, auf grautonigem Velin. 21:32,7 cm.<br />
Provenienz: Aus dem Nachlaß der Familie Fellner, Frankfurt<br />
am Main.<br />
1837 verlegte der Münchner Kunstverein als Jahresgabe nach<br />
Peter von Cornelius’ 1813 entstandener Zeichnung gleichen<br />
Themas einen Kupferstich, gestochen von Eugen Eduard Schaeffer<br />
(1802-1871), der Fellner bekannt gewesen sein muß (vgl.<br />
Unter Glas und Rahmen. Druckgraphik der Romantik aus den<br />
Beständen des Landesmuseums Mainz und aus Privatbesitz.<br />
Mainz/ Nürnberg/Lübeck 1993, Nr. 57 mit Abb.).<br />
Fellner zeichnete sich besonders auf den Themengebieten der<br />
Geschichte, Sage und Dichtung aus, die er mit unerschöpflicher<br />
Phantasie zeichnerisch variantenreich verarbeitete, wobei er bewußt<br />
Stilmerkmale der altdeutschen Kunst verwendete.<br />
Ein Teil seines zeichnerischen Nachlasses befindet sich heute<br />
im Städelschen Kunstinstitut, Frankfurt am Main, auch das<br />
Goethe-Museum in Düsseldorf besitzt Arbeiten des Künstlers.<br />
40
41<br />
21.
22.<br />
GEBHARD FLATZ<br />
1800 Wolfurth/Bregenz – Bregenz 1881<br />
Bildnis des Malers Edward Jakob von Steinle (1810 Wien – Frankfurt am Main 1886),<br />
nahezu Halbfigur im Dreiviertelprofil nach rechts.<br />
Aquarell und Pinsel in Grau, über Bleistift, auf cremefarbenem Zeichenkarton, links unten<br />
datiert und bezeichnet „Der 17te Novemb. 833 Rom“, rechts unten monogrammiert,<br />
bezeichnet und datiert „GF.“ (ligiert) Rom 1833“. 14,5:11,3 cm.<br />
Zu den Rändern hin Spuren von einer früheren Einrahmung, leicht vergilbt.<br />
Das Porträt dürfte kurz vor Edward Jakob von Steinles Rückkehr<br />
aus Rom nach Wien entstanden sein und fand als Stahlstich<br />
Verbreitung.<br />
Flatz bildete sich ab 1820 an der Wiener Akademie der bildenden<br />
Künste bei Franz Caucig (1755-1828) und Anton Petter<br />
(1781-1858) aus. 1827 kehrte er nach Vorarlberg zurück. 1829-<br />
1833 hielt er sich gemeinsam mit seinem Malerfreund Libertat<br />
Hundertpfund (1806-1878) in Innsbruck auf, wo er mit Bildnisaufträgen<br />
beschäftigt war.<br />
Noch 1833 reiste er nach Rom, wo er fünf Jahre blieb. Diese<br />
Jahre waren für ihn künstlerisch entscheidend, denn durch den<br />
Verkehr mit Friedrich Overbeck (1789-1869) wurde er ganz für<br />
die Kunst der Nazarener gewonnen. 1838 kehrte er nach Wien<br />
zurück und ehelichte dort Maria Felicitas von Foullon-Norbeck<br />
und übersiedelte mit ihr nach Innsbruck. 1840 reiste er aus gesundheitlichen<br />
Gründen nach Frascati in den Albaner Bergen.<br />
In den folgenden Jahren gewann Flatz in den Künstler- und<br />
katholischen Kreisen bedeutendes Ansehen, das jenem Overbecks<br />
fast gleichkam, schuf zahlreiche Werke, erhielt bei der<br />
Ausstellung für kirchliche Kunst 1870 einen Preis. Nach der Besetzung<br />
Roms kehrte er 1871 nach Bregenz zurück, wo er bis zu<br />
seinem Tode ansässig blieb.<br />
Flatz war seit Angelika Kauffmann (1741-1807) das bedeutendste<br />
Malertalent in Vorarlberg.<br />
42
43<br />
22.
23.<br />
GEORG CHRISTIAN HAHN<br />
geb. 1820 Garbenheim/Wetzlar, tätig in Frankfurt am Main und Dresden<br />
Doppelporträt der Frankfurter Maler Johann Gottlieb Bauer und Johann Jakob Anton Steinberger, Halbfiguren.<br />
Bleistift, auf bräunlichem Velin, unten zwischen den Dargestellten monogrammiert und datiert „4 CH 2“,<br />
rechts signiert „Hahn del.“, im Unterrand mit den Namen der Dargestellten bezeichnet. 17,8:24,1 cm.<br />
Hahn, Bauer (1822-1882) und Steinberger (1823-1878) kannten<br />
sich vom Studium am Städelschen Kunstinstitut. Alle wandten<br />
sich, wie so viele Künstler dieser Zeit, der Fotografie zu. Hahn<br />
ging nach Dresden und Bauer und Steinberger gründeten in<br />
Frankfurt eine fotografische Anstalt verbunden mit einem Porträt-Maleratelier.<br />
44
JOHANN HEINRICH HASSELHORST<br />
1825 – Frankfurt am Main – 1904<br />
24.<br />
Schwälmer Mädchen mit einem Korb am<br />
rechten Arm im Tanzschritt mit einem<br />
Schwälmer.<br />
Bleistift, Aquarell und Deckweiß auf<br />
braunem Papier, links unten signiert<br />
„JHHasselhorst“. 35:24 cm.<br />
Verso an den Rändern Spuren einer alten<br />
Verklebung.<br />
Figurenstudie zu Hasselhorsts um 1890 entstandenem<br />
Gemälde „Ferkelmarkt in Alsfeld“,<br />
Freilichtmuseum Hessenpark, Neu-Anspach,<br />
Inv. Nr. Z I 197.<br />
Aquarell von herausragender malerischer<br />
Qualität!<br />
Literatur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Die Künstlerkolonie<br />
Willingshausen. Kassel, Orangerie 1980,<br />
Nr. 263, mit Abb.; Ausst. <strong>Katalog</strong>: Johann<br />
Heinrich Hasselhorst 1825-1904. Gemälde,<br />
Aquarelle, Zeichnungen. Frankfurt am Main.,<br />
<strong>Galerie</strong> der Frankfurter Sparkasse, 1989, Nr.<br />
21; „Hessische Heimat.“ Zeitschrift für Kunst,<br />
Kultur, Denkmalpflege. 35. Jahrgang/Heft 2.<br />
Sommer 1985. Sonderheft Alsfeld, Abb. S. 62;<br />
Ausst. <strong>Katalog</strong>: Johann Heinrich Hasselhorst<br />
und seine Schüler zwei Generationen am Städel.<br />
Frankfurt am Main, Ges. zur Förderung<br />
Frankfurter Malerei 2004, Farb. Abbildung 7,<br />
Seite 68.<br />
45
25.<br />
ALBERT LOUIS HENDSCHEL<br />
1834 – Frankfurt am Main – 1883<br />
Wandergeselle und Reiter.<br />
Aquarell in Braun, Grau und Blau, mit Deckweiß gehöht, über Bleistift, auf cremefarbenem Velin,<br />
rechts unten signiert „A. Hendschel“. 8:8,4 cm. Auf Albumblatt montiert und mit doppelter<br />
schwarzer Tuschlinie umrandet, bezeichnet „Haendschel.“ (sic!).<br />
Seit 1847 nahm Hendschel Zeichenunterricht am Städelschen<br />
Kunstinstitut, 1851-1865 besuchte er den Unterricht des anerkannten<br />
Genremalers J. Becker (1810-1872). 1854 unternahm<br />
der Künstler eine Reise nach Dresden, 1857 nach München,<br />
1861 nach Paris und 1869/70 nach Italien. Ein weiterer Italienaufenthalt<br />
folgte 1882 gemeinsam mit dem Porträt- und Historienmaler<br />
J. Hamel (1834-1907).<br />
46
ALBERT LOUIS HENDSCHEL<br />
1834 – Frankfurt am Main – 1883<br />
26.<br />
„Zu eng und zu weit.“ Vornehmer<br />
Herr in zu weiter Kleidung begegnet<br />
vor den Toren Frankfurts<br />
ein armer Wanderbursche mit zu<br />
enger Kleidung.<br />
Bleistift, auf Velin, aufgezogen,<br />
rechts unten monogrammiert<br />
„A.H.“. 18,1:14,2 cm.<br />
Provenienz: Sammlung Ottmar<br />
Hendschel (1845-nach 1922), Bruder<br />
von Albert Louis Hendschel;<br />
Sammlung Prof. Dr. Viktor Goldschmidt,<br />
Heidelberg (1853-1933), der<br />
die Zeichnung 1922 bei O. Hendschel<br />
erworben hat.<br />
Die feinen Humor und ausgezeichnete<br />
Beobachtungsgabe verratenden<br />
Blätter offenbaren Hendschels zeichnerisches<br />
Können.<br />
Hendschel wurde besonders bekannt<br />
durch seine Zeichnungen aus dem<br />
Kinder- und Volksleben, die seit 1871<br />
in Fotografien und Lichtdrucken<br />
verbreitet wurden. Eine Auswahl<br />
aus Hendschels Skizzenbüchern erschien<br />
1977, hrsg. von J. Giessen und<br />
P. Fichter.<br />
47
27.<br />
ADOLF (JOHANN ADOLF) HOEFFLER<br />
1825 – Frankfurt am Main – 1898<br />
„Handeck“; Hochgebirgslandschaft mit abgebrochener Fichte.<br />
Bleistift und Pinsel in Grau, auf Bütten mit Wasserzeichen: Krone und ADV & S,<br />
rechts unten bezeichnet „Handeck“. 25,7:27,4 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Kronberg/Taunus.<br />
Literatur: Christoph Andreas, Adolf Hoeffler (1825-1898). Ein<br />
Frankfurter Zeichner und Maler, Diss. Mainz 1981, S. 132, Z<br />
76 ; <strong>Katalog</strong> 25 : Frankfurter Maler II, Nr. 119, <strong>Galerie</strong> Joseph<br />
<strong>Fach</strong>, Frankfurt a.M., 1982.<br />
Zunächst ging Hoeffler in die Lehre bei seinem Vater Heinrich<br />
Friedrich Hoeffler (1793-1844), wurde dann 1844-47 Schüler<br />
des Städelschen Kunstinstitutes bei Johann David Passavant<br />
(1787-1861) und Jakob Becker (1810-1872).<br />
Nach Abbruch des Studiums, unternahm er eine Reise in die<br />
Schweiz, Oberitalien und Tirol, besuchte anschließend die Akademien<br />
in München und Düsseldorf, hier studierte er bei Carl<br />
Ferdinand Sohn (1805-1867).<br />
1848 ging er nach Amerika, wo zahlreiche Porträts und Landschaftsbilder<br />
entstanden; eine Reise nach Kuba schloß sich an.<br />
1853 ging er nach Paris und fertigte für den Verlag Goupil in<br />
Kuba und Amerika entstandene Zeichnungen zur Vervielfältigung<br />
an.<br />
1854-56 hielt er sich für längere Zeit in Belgien und in München<br />
auf, kehrte dann in seine Geburtsstadt zurück. Seine Hauptmotive<br />
waren hier die heimische Landschaft, daneben das Porträt.<br />
1847 unternahm Hoeffler eine Reise ins Berner Oberland, Station<br />
machte er dabei in Handeck am Grimselpaß, in dessen Umgebung<br />
zahlreiche Studien, insbesondere lavierte oder weißgehöhte<br />
Zeichnungen entstanden.<br />
Es ist davon auszugehen, daß die vorliegende, nicht datierte<br />
Zeichnung während dieses Aufenthaltes entstand. Trotz romantischer<br />
Elemente, wie etwa die abgebrochene Fichte oder<br />
der Nebel, galt Hoefflers Hauptaugenmerk malerischen Zusammenhängen,<br />
er suchte das Atmosphärische des gezeigten<br />
Landschaftsausschnittes einzufangen.<br />
48
49<br />
27.
28.<br />
GEORG THEODOR HUTH<br />
1821 – Frankfurt am Main – 1896<br />
Frankfurt am Main; Blick vom Mühlberg zur Gerbermühle, im Vordergrund Weinreben.<br />
Aquarell, mit Deckweiß gehöht, auf cremefarbenem Velin, links unten monogrammiert „FTH“ (ligiert) und datiert „17/1/52“.<br />
12,6:18,4 cm. Auf Albumblatt montiert und mit schwarzer Tuschlinie umrandet und bezeichnet „Huth.“.<br />
50
GEORG THEODOR HUTH<br />
1821 – Frankfurt am Main – 1896<br />
29.<br />
Waldweg mit Spaziergängern<br />
im Frankfurter Stadtwald.<br />
Aquarell, mit Deckweiß und<br />
Gummi Arabicum gehöht, auf<br />
cremefarbenem Velin, links<br />
unten monogrammiert „FTH“<br />
(ligiert) und datiert „53“.<br />
22,3:17,1 cm.<br />
Auf Albumblatt montiert.<br />
Mit zwei winzigen Fehlstellen<br />
im rechten Rand.<br />
Die teilweise Höhung mit Gummi<br />
Arabicum verleiht dem Aquarell eine<br />
große Frische und ist in seiner Wirkung<br />
einem Gemälde vergleichbar.<br />
Vergleichsliteratur: A. Wiederspahn<br />
/ H. Bode, Die Kronberger Malerkolonie.<br />
Ein Beitrag zur Frankfurter<br />
Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts.<br />
3. Aufl. Ffm., W. Kramer, 1982,<br />
Abb. S. 616 sowie S. 693.<br />
Aquarelle und Zeichnungen von Georg<br />
Theodor Huth gehören zu den<br />
großen Seltenheiten auf dem Kunstmarkt.<br />
51
30.<br />
GEORG THEODOR HUTH<br />
1821 – Frankfurt am Main – 1896<br />
Das Heidelberger Schloß von der Molkenkur aus gesehen.<br />
Pinsel in Braun, braun laviert, auf cremefarbenem Zeichenkarton, rechts unten signiert „GT Huth“. 17,1:24,3 cm.<br />
Auf Albumblatt montiert und mit doppelter schwarzer Tuschlinie umrandet.<br />
Vergleichsliteratur: A. Wiederspahn/H. Bode, Die Kronberger<br />
Malerkolonie. Ein Beitrag zur Frankfurter Kunstgeschichte des<br />
19. Jahrhunderts. 3. Aufl. Ffm., W. Kramer, 1982, Abb. S. 616<br />
sowie S. 693.<br />
Huth, Bruder der Porträtmalerin und Lithographin Rosa Huth<br />
(1815-1843), absolvierte in seiner Heimatstadt eine Ausbildung<br />
am Städelschen Kunstinstitut von 1836-1842 und schloß sich<br />
danach Heinrich Funck (1807-1877) an, der von 1836-1854 in<br />
Frankfurt am Main ansässig war.<br />
1881 beteiligte er sich an der Historischen Ausstellung mit einem<br />
Gemälde und mehreren Aquarellen.<br />
Von Huth sind nur wenige Arbeiten überliefert. So z.B. im<br />
Historischen Museum, Frankfurt am Main, das Gemälde „Sonnenaufgang<br />
auf Burg Falkenstein im Taunus“, Inv. Nr. 1933:10.<br />
Eine zweite Fassung des gleichen Motivs ist bei Wiederspahn/<br />
Bode abgebildet und auf S. 693 sind außerdem diese und die<br />
folgenden Papierarbeiten von Huth aufgeführt.<br />
Daß von Huth nur wenige Arbeiten bekannt sind, ist möglicherweise<br />
darauf zurückzuführen, daß er sich neben der Malerei<br />
auch der Fotografie widmete, die sich in der zweiten Hälfte<br />
des 19. Jahrhunderts im Aufschwung befand.<br />
Zum Beispiel erschienen 1877 im Verlag Th. Völcker in Frankfurt<br />
zu Johann Wolfgang von Goethe „Dichtung und Wahrheit“<br />
10 Fotografien nach Aquarellen von Karl Theodor Reiffenstein<br />
(1820-1893).<br />
Aquarelle und Zeichnungen von Georg Theodor Huth gehören<br />
zu den großen Seltenheiten auf dem Kunstmarkt.<br />
52
53<br />
30.
31.<br />
CARL JUNG<br />
1787 – 1866, ansässig in Hanau<br />
Frauenlobs Grabtragung.<br />
Bleistift, auf Bütten, auf altem blauem Büttenbogen aufgelegt, dort bezeichnet „Zeichnung des Malers Karl Jung,<br />
angeregt durch die Dichtung seines Vaters Frz.Wilh. Jung mit Frauenlob“. 24:32 cm. – Insgesamt nicht ganz frisch.<br />
Bei dem Vater handelt es sich um den Schriftsteller und Hofrat<br />
Franz Wilhelm Jung aus Hanau (1757-1833), der 1806 das<br />
Gedicht „Heinrich Frauenlob“ verfaßte, das 1819 veröffentlicht<br />
wurde. Die Eltern Jungs ließen sich nach ihrer Hochzeit 1786 in<br />
Homburg v.d.H. nieder, wo die Familie bis 1798 lebte. Danach<br />
siedelte sie nach Mainz über. Es ist also zu vermuten, daß der<br />
Zeichner Jung in Homburg v.d.Höhe geboren wurde.<br />
Heinrich von Meißen, gen. Frauenlob (geb. etwa zwischen<br />
1250/1260 in Meißen – Mainz 1318) war ein einflußreicher<br />
Dichter (Minnesänger) deutscher Volkssprache.<br />
Vergleichsliteratur: H. Thommen, Im Schatten des Freundes.<br />
Arbeitsmaterialien von Franz Pforr im Nachlaß Ludwig Vogels.<br />
Basel, 2010, Seite 113ff. Er schreibt u.a.: „Für mich fragt es sich,<br />
ob die Zeichnung „im Anschluss an die Dichtung (1806) oder<br />
im Anschluss an den Druck (1819) gemacht worden ist, ohne<br />
dass ich mich – in Unkenntnis weiterer datierbarer Werke von<br />
Jung – festlegen könnte.“<br />
Über den Zeichner Carl Jung ist nur wenig bekannt. Sicher und<br />
zu belegen ist nur, daß er seit Sommer 1806 zusammen mit<br />
Franz Pforr (1788-1812), der ihn schon aus Frankfurt kannte,<br />
und Wolf Rinald (1785-1860), Sohn eines Kasseler Kaufmanns,<br />
der wegen der Krankheit seines Vaters die begonnene künstlerische<br />
Laufbahn aufgeben mußte, in Wien zusammen eine<br />
Wohnung hatten. Doch die Freundschaft zwischen Pforr und<br />
Jung ging bald in die Brüche und Jung gehörte auch nicht dem<br />
Lukasbunde an. Im Spätsommer 1806 unternahmen Pforr, Jung<br />
und der Kupferstecher Franz Ruscheweyh (1785-1846) eine siebentägige<br />
Wanderung um den Schneeberg. Pforr erwähnt in<br />
seinem Briefwechsel mit Johann David Passavant (1787-1861)<br />
nicht nur den Malerkollegen Jung, sondern auch die Dichtung<br />
„Frauenlob“ dessen Vaters. Der Zwist zwischen Pforr, Wolf Rinald<br />
und Jung beschäftigte Pforr in mehreren Briefen an Passavant<br />
aus den Jahren 1806 und 1807.<br />
Wir danken Herrn Dr. Thommen für seine Hilfe bei den Recherchen<br />
zu dieser Zeichnung (Email vom 28.06.2013).<br />
54
55<br />
31.
32.<br />
KARL KAPPES<br />
1821 – Frankfurt am Main – 1857<br />
Weinlaube, in der um einen Tisch mit dampfender Schüssel<br />
fünf Kinder mit ihrem Vater sitzen.<br />
Aquarell über Bleistift, auf Zeichenkarton. 14,7:20,6 cm.<br />
Auf Albumblatt montiert, dort bezeichnet „Kappes“.<br />
Vermutlich Entwurf zu „Alemannische Gedichte“ von Johann<br />
Peter Hebel (1760-1826). Hebels Gedichtsammlung von 32 Gedichten<br />
„für Freunde ländlicher Natur und Sitten“, waren im<br />
Wiesenthäler Dialekt geschrieben und wurden 1803 mit großem<br />
Erfolg veröffentlicht.<br />
Kappes studierte seit 1835 unter Eugen Eduard Schäffer (1802-<br />
1871) am Städelschen Kunstinstitut und war anschließend als<br />
Kupferstecher, vor allem als Reproduktionsstecher in seiner Geburtsstadt<br />
tätig.<br />
Er fertigte u.a. Kupferstiche nach Rembrandt (1606-1669), Albrecht<br />
Dürer (1471-1528), Martin Schongauer (um 1445/50-1491),<br />
Hans Sebald Beham (1500-1550) und Edward Jakob von Steinle<br />
(1810-1886) an.<br />
56
57<br />
32.
33.<br />
ALBERT WILHELM LEFÈBRE<br />
1873 Mannheim – Meran 1974<br />
Strauß roter Rosen in zylindrischer Vase, auf einem Möbel aus der Zeit des Historismus stehend,<br />
in der rechten oberen Ecke – angeschnitten – ein Porträt.<br />
Öl auf Leinwand, rechts unten signiert und datiert „Lefèbre Wilhelm – 06“,<br />
verso auf dem Keilrahmen nochmals signiert sowie mit „Paris 1906“ bezeichnet. 46:38 cm.<br />
Verso: Fragment eines Gemäldes: Rechter Frauenarm vor einem Rock mit Schürze.<br />
Provenienz: Aus dem künstlerischen Nachlaß.<br />
Literatur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Impressionistische Tendenzen in<br />
Frankfurt am Main. Frankfurt a.M., Ges. zur Förderung Frankfurter<br />
Malerei e.V., 1997, Ss. 68/69.<br />
1889-1895 war Lefèbre Schüler der Düsseldorfer Akademie bei<br />
Heinrich Lauenstein (1835-1910), Hugo Crola (1841-1910), Peter<br />
Janssen (1844-1908) und Arthur Kampf (1864-1950). Fortsetzung<br />
der Ausbildung 1895-1898 an der Münchener Akademie<br />
bei Carl von Marr (1858-1936). Begegnet dort Lovis Corinth<br />
(1858-1925) und Henrik Ibsen.<br />
Weitere Studien 1898-1903 an der Académie Julian in Paris bei<br />
mehreren Lehrern; darunter Adolphe Bouguereau (1825-1905),<br />
Gabriel Ferrier (1847-1914), Francois Schommer (1850-1935),<br />
1900-1903 bei Jean-Philippe Laurens (1838-1921).<br />
Bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges blieb Lefèbre in Paris,<br />
wo er häufig am „Salon des Indépendants“ und am „Salon<br />
d’Automne“ (seit 1904 Sociétaire) teilnahm. Er lernte dort Hans<br />
Purrmann (1880-1966), Oskar Moll (1875-1947), Henri Matisse<br />
(1869-1954) und Pablo Picasso (1881-1973) kennen.<br />
1914 kehrte er nach Frankfurt am Main zurück und nahm als<br />
Soldat am 1. Weltkrieg teil (die gezeichneten Kriegsberichte<br />
wurden im 2. Weltkrieg zerstört). Die längste Zeit seines Lebens<br />
verbrachte der Maler in Frankfurt, 1966 zog er zu seiner<br />
Tochter nach Meran.<br />
58
59<br />
33.
34.<br />
JAKOB MAURER<br />
1826 Obereschbach/Bad Homburg – Kronberg/Ts. 1887<br />
Blick auf Kronberg.<br />
Pinsel in Blau und Grau, über Bleistift, auf chamoisfarbenem Velin, verso bezeichnet<br />
„Kronberg v. Jakob Maurer (Jugend) v.d. ...höhe aus (v. d. ...bachseite aus)“. 21,8:30 cm.<br />
Verso: Bleistiftskizze einer Landschaft. – Leicht fleckig.<br />
Vergleichsliteratur: A. Wiederspahn/H. Bode, Die Kronberger<br />
Malerkolonie. Ein Beitrag zur Frankfurter Kunstgeschichte<br />
des 19. Jahrhunderts. 3. Aufl. Ffm., W. Kramer, 1982, Farbabb.<br />
S. 129 unten.<br />
Anfänglich war Maurer Schüler von Karl Theodor Reiffenstein<br />
(1820-1893), dann Schüler des Städelschen Kunstinstituts<br />
von 1843-1851, und seit 1846 bei Jakob Becker (1810-1872).<br />
1851 wechselte er nach Düsseldorf, wo er sich dem Frankfurter<br />
Maler August Weber (1817-1873) anschloß.<br />
1869 kehrte er zurück und ließ sich in Kronberg nieder, wo er<br />
sich zum Maler der Wald- und Taunuslandschaft entwickelte.<br />
60
61<br />
34.
35.<br />
CARL MORGENSTERN<br />
1811 – Frankfurt am Main – 1893<br />
Opuntienhügel auf Capri, um 1835/36.<br />
Öl auf Papier, auf Hartfaserplatte aufgezogen, links unten Nachlaßstempel (vgl. Lugt Suppl. 1823d). 23,9:37,9 cm.<br />
Provenienz: <strong>Galerie</strong> Peter Griebert, München, bis 1987; <strong>Galerie</strong><br />
Joseph <strong>Fach</strong>, Frankfurt a.M., bis 1989; Frankfurter Privatbesitz.,<br />
bis 2011.<br />
Literatur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Carl Morgenstern und die Landschaftsmalerei<br />
seiner Zeit. Frankfurt a.M., Museum Giersch<br />
2011, Abb. 46 (hier noch: Verbleib unbekannt).<br />
Am 5. Juni 1835 erreichte Morgenstern Capri, wo er intensive<br />
Landschaftsstudien zu verschiedenen Tageszeiten betrieb. Er<br />
selbst berichtet, daß hier 12 Ölstudien und 20 Bleistiftzeichnungen<br />
entstanden sind.<br />
Zu diesen vor Ort entstandenen Studien gehört auch die hier<br />
vorliegende, die Morgenstern in der Morgensonne in sehr<br />
lockerem Malstil skizzierte.<br />
62
63<br />
35.
36. CARL MORGENSTERN<br />
1811 – Frankfurt am Main – 1893<br />
Blick aus dem Hinterland auf Nizza mit dem Saint-Jean-Cap-Ferrat und der Côte d’Azur.<br />
Ölstudie auf Leinwand, 1841, auf Karton aufgezogen,<br />
verso schwach sichtbarer Nachlaßstempel (Lugt Suppl. 1823 d). 27:40,5 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz.<br />
Vergleichsliteratur: <strong>Katalog</strong>: Gemälde Carl Morgenstern. Versteigerung<br />
19. November 1918, Frankfurter Kunstverein, Nr.<br />
40-43, 64-66, 68, 70; I. Eichler, Carl Morgenstern. Unter besonderer<br />
Berücksichtigung seiner Schaffensphase von 1826-1846.<br />
In: Kunst in Hessen und am Mittelrhein. Heft 15/16, 1976, Ss.<br />
90-92, Abb. 19-23, Ö 126-131, Z 193 und 194; Ausst. <strong>Katalog</strong>:<br />
Carl Morgenstern und die Landschaftsmalerei seiner Zeit. Bearb.<br />
von Chr. Ring. Frankfurt a.M., Museum Giersch 2011, S.<br />
165-173, Abb. 67 und 68.<br />
Morgensterns südliche Küstenfahrt im Jahre 1841 führte ihn<br />
von Marseille nach Toulon, Cuer, Cannes, Antibes, Nizza, Monaco<br />
und San Remo, am 20./21. August 1841 erreichte er Genua.<br />
Auf dieser Reise hat er verhältnismäßig wenige Ölstudien gemalt,<br />
doch ist überliefert, daß fünf Studien in der Umgebung<br />
von Nizza entstanden, wo er sich Juli/August neun Tage lang<br />
aufhielt.<br />
Dagegen sind Zeichnungen mit Landschaften von dieser Reise<br />
viel zahlreicher. Unter Z 193 und Z 194 führt Eichler zwei Bleistiftzeichnungen<br />
aus Privatbesitz mit Motiven von Nizza auf.<br />
Es läßt sich nur vermuten, daß eine der Zeichnungen unserer<br />
Landschaft bei Nizza vorausgegangen ist.<br />
In der Nachlaßauktion mit den Gemälden von Carl Morgenstern<br />
sind mehrere Ölstudien dieser Reise katalogisiert, die mit<br />
Abweichungen von wenigen Millimetern dieselbe Größe haben<br />
wie unser Bild.<br />
Der Landschaftsmaler Carl Morgenstern entstammte einer<br />
Frankfurter Künstlerfamilie, die über fünf Generationen tätig<br />
war. Er war Sohn von Johann Friedrich (1777-1844) und Vater<br />
von Friedrich Ernst Morgenstern (1853-1919). Neben seiner<br />
Lehrzeit beim Vater studierte er die altniederländische Malerei.<br />
Während seines Münchner Aufenthaltes 1832-1834 bildete<br />
er sich im Umgang mit den Landschaftsmalern Carl Rottmann<br />
(1797-1850) und Christian Morgenstern (1805-1867) weiter.<br />
1833-1834 reiste er in die bayerischen und österreichischen Alpen.<br />
Seit 1834 hielt er sich in Italien auf, vorwiegend in Rom.<br />
Er unternahm Ausflüge ins Albaner- und Sabinergebirge, nach<br />
Neapel und dessen Umgebung (im Spätsommer 1835 hielt er<br />
sich in der Umgebung von Amalfi auf)sowie nach Sizilien. 1837<br />
kehrte er nach Frankfurt zurück. Weitere Reisen führten ihn<br />
1839 nach Düsseldorf, Holland, Belgien, 1841 nach Frankreich,<br />
in die Schweiz und mehrmals nach Italien. Seine italienischen<br />
Landschaftsmotive fand Morgenstern in Venedig, Neapel,<br />
der Toskana, auf Capri und Sizilien, während Ansichten von<br />
Frankfurt und dem Taunus sowie Main- und Rheinlandschaften<br />
kennzeichnend für seine Darstellungen aus dem deutschen<br />
Raum sind.<br />
64
65<br />
36.
37.<br />
MORITZ DANIEL OPPENHEIM<br />
1800 Hanau – Frankfurt am Main 1882<br />
Bildnis eines älteren Mannes mit Stirnglatze; Büste im Dreiviertelprofil nach rechts.<br />
Pinsel in Grau, über schwarzer Kreide, mit Deckweißlichtern, auf bräunlichem Bütten. 21,8:13,7 cm.<br />
Verso: Mehrere kleine Skizzen von Landschafts- bzw. Pflanzenmotiven. Pinsel in Grau, über schwarzer Kreide.<br />
Mit kleinen, kaum sichtbaren, Restaurierungen im oberen Rand.<br />
Sowohl Prof. H. Börsch-Supan, Berlin (Brief vom 4.01.2013), als<br />
auch Dr. A. Merk, Schrecksbach (Brief vom 7.01.2013), stimmen<br />
der Zuschreibung des Porträts an M.D. Oppenheim zu.<br />
Provenienz: Aus dem Nachlaß des Berliner Architekten Martin<br />
Gropius (1824-1880), der für das Berliner Großbürgertum tätig<br />
war, so auch für P. Mendelssohn-Bartholdy und auch für das<br />
Bankhaus E. Mendelssohn-Bartholdy. Auch der Vater des Malers,<br />
Daniel Simon Oppenheim, gehörte zu diesem Kreis. Die<br />
Zeichnung befand sich immer im Besitz der Nachkommen von<br />
Gropius.<br />
Vergleichsliteratur: Kat. 24: Deutsche Handzeichnungen. <strong>Galerie</strong><br />
Joseph <strong>Fach</strong>, Frankfurt a.M. 1983, Nr. 45, Abb. 3. Umschlagseite.<br />
Neben dem Schulunterricht machte Oppenheim seit 1810 Studien<br />
an der Hanauer Zeichenakademie unter Konrad Westermayer<br />
(1765-1834) im Zeichnen und bei dessen Ehefrau Henriette<br />
(geb. Stötzer, 1772-1841) im Malen.<br />
1817 folgten Studien an der Münchner Akademie und 1818 erhielt<br />
er seinen ersten Porträtauftrag. 1819/1820 hielt sich Oppenheim<br />
in Hanau und Frankfurt auf und reiste im September<br />
1820 nach Paris und lernte im Atelier von Jean-Baptiste Regnault<br />
(1754-1829). Im Spätsommer des Jahres 1821 ging er nach<br />
Rom und blieb dort bis 1825. Hier schloß er sich Joseph Anton<br />
Koch (1768-1839), Friedrich Müller (1749-1825) und Joseph Ritter<br />
von Hempel (1800-1871) an und war auch mit Berthel Thorvaldsen<br />
(1770-1844) befreundet.<br />
Im März 1825 trat Oppenheim die Rückreise nach Frankfurt,<br />
wo er sich auch niederließ, über Venedig, München und Stuttgart<br />
an. 1826 wurde er in die Freimaurerloge Zur aufgehenden<br />
Morgenröte aufgenommen, der zahlreiche jüdische Intellektuelle<br />
angehörten.<br />
1827 vollendete er das erste seiner zahlreichen Porträts von Ludwig<br />
Börne (1786-1837) und 1831 das von Heinrich Heine (1797-<br />
1856). Er erhielt zunehmend Aufträge der Familie Rothschild<br />
und anderer bekannter jüdischer Familien. Es folgten noch Reisen<br />
nach Paris, England, in die Niederlande, nach Belgien und<br />
in die Schweiz. 1850 erhielt er das Frankfurter Bürgerrecht.<br />
Oppenheim war als Porträt- und Genremaler sowie als Lithograph<br />
tätig. Zeichnungen von Oppenheim gehören zu den Seltenheiten<br />
auf dem Kunstmarkt.<br />
66
67<br />
37.
38.<br />
JAKOB FRIEDRICH PEIPERS<br />
1805 Elberfeld – Frankfurt am Main 1878<br />
„Ausbruch des Vesuvs am 23. Juny 1834“.<br />
Bleistift, auf cremefarbenem Velin, unten bezeichnet und datiert<br />
„auf dem Weg nach Camaldoli d. 23ten Juny 34“ sowie betitelt. 18:27,3 cm.<br />
Zwei kleine Farbflecken in der Rauchwolke.<br />
„[...] von seinen Reisen in Italien existieren ansehnliche Sammlungen<br />
von Zeichnungen und Aquarellen, namentlich aus Pompeji<br />
(im Besitz der Familie) [...]“ (zit. aus: Weizsäcker-Dessoff:<br />
Kunst und Künstler in Frankfurt am Main im neunzehnten<br />
Jahrhundert, Frankfurt 1907, S. 107).<br />
Nach einem Studium von 1821-1825 am Polytechnikum in<br />
Karlsruhe ließ sich der als Architekt tätige Peipers in Frankfurt<br />
nieder. Studienreisen führten ihn 1826-1836 nach Italien und<br />
Frankreich.<br />
Er leitete den Bau der Alten Börse in Frankfurt, nach Entwürfen<br />
Friedrich August Stülers (1800-1865).<br />
1864-1865 und 1872-1873 war Peipers Vorsitzender der Frankfurter<br />
Künstlergesellschaft.<br />
68
69<br />
38.
39.<br />
JOSEPH NIKOLAUS PEROUX<br />
1771 Ludwigsburg – Frankfurt am Main 1849<br />
Bildnis eines Jünglings; Büste im Dreiviertelprofil nach rechts.<br />
Pinsel in Braun, über Bleistift, mit schwarzer Tuschlinie umrandet, auf cremefarbenem Velin,<br />
rechts signiert und datiert „J.N. Peroux. dl. 1823.“ Darstellung im Hochoval, 22,4:19,2 cm.<br />
Leicht vergilbt, sonst einwandfrei erhalten.<br />
Peroux erhielt seinen ersten Unterricht bei Nicolas Guibal<br />
(1725-1784) in Stuttgart und setzte seine Studien in Karlsruhe<br />
fort. 1795 ließ er sich in Frankfurt am Main nieder, tauschte<br />
diesen Wohnsitz aber bald mit Hamburg und später mit Lübeck,<br />
wo er eine Kunstschule errichtete und Johann Friedrich<br />
Overbeck (1789-1869) zu seinen Schülern zählte.<br />
Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Lübeck besitzt<br />
ein von Peroux 1806 gemaltes Porträt von Overbeck (vgl. Ausst.<br />
<strong>Katalog</strong>: Johann Friedrich Overbeck. Lübeck, 1989, Nr. 143,<br />
Abb. Seite 250, Inv. Nr. G 375).<br />
In diesem Jahr kehrte er auch nach Frankfurt zurück, wo er<br />
ansässig blieb. Er war als Zeichenlehrer an der Musterschule tätig<br />
und wurde 1833 zum Bibliothekargehilfen am Städelschen<br />
Kunstinstitut ernannt.<br />
Miniaturhaft fein durchgeführtes Porträt eines jungen Herrn,<br />
dessen Identität nicht geklärt werden konnte. Vielleicht handelt<br />
es sich bei dem Dargestellten um einen Schüler Perouxs von der<br />
Musterschule.<br />
70
71<br />
39.
40.<br />
JOHANN GEORG PFORR<br />
1745 Ulfen/Hessen – Frankfurt am Main 1798<br />
Jagdgesellschaft in weiter Landschaft.<br />
Öl auf Holz, links unten signiert und datiert „J. G. Pforr 1788“. 65,3:81,5 cm.<br />
Provenienz: Alte Inventarnummer „No. 85“ verso; Auktionsaufkleber<br />
von Bukowski, Stockholm, datiert 10.02.1890, sowie<br />
eine französische Bildbeschreibung aus dem 19. Jahrhundert;<br />
Frankfurter Privatbesitz.<br />
Literatur: Wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis<br />
von Tristan Markus Lorenz, Frankfurt am Main, aufgenommen.<br />
Der Künstler zeichnete schon als Kind, ging aber erst 1777 im<br />
Alter von 32 Jahren an die Kasseler Malerakademie. Zuvor verdiente<br />
sich der Sohn eines verarmten Hofgut-Pächters seinen<br />
Lebensunterhalt als Bergarbeiter, nach der Entdeckung seines<br />
künstlerischen Talents als Porzellanmaler an der Kasseler Porzellanmanufaktur<br />
und als Gutsverwalter. Jedoch hatte er sich<br />
während dieser langen Jahre autodidaktisch weitergebildet.<br />
Engen Umgang pflegte er in Kassel mit seinem Lehrer Johann<br />
Heinrich Tischbein d. Ä. (1722-1789), dessen Tochter er 1784<br />
heiratete.<br />
Pforrs besonderes Interesse galt dem Tierbild, insbesondere der<br />
Darstellung des Pferdes. Vorbildhaft und bestimmend blieb für<br />
ihn das Arbeiten vor der Natur und die holländische Malerei<br />
des 17. Jahrhunderts, was ihm später den Beinamen „der deutsche<br />
Wouwerman“ einbrachte.<br />
Bereits ein Jahr nach Studienbeginn fiel seine erste Beteiligung<br />
an einer Akademieausstellung positiv auf, auch wurde ihm ein<br />
Preis verliehen.<br />
1781 siedelte er nach Frankfurt am Main über, wo er rasch Anerkennung<br />
fand.<br />
72
73<br />
40.
41.<br />
JOHANN GEORG PFORR<br />
1745 Ulfen/Hessen – Frankfurt am Main 1798<br />
In einer Landschaft unter einem Unterstand rastende Zigeuner und Gruppe von drei Edelleuten,<br />
zwei davon zu Pferde, der andere stehende läßt sich von einer Wahrsagerin aus der Hand lesen.<br />
Feder in Schwarz und Grau, grau laviert, mit schwarzer Tuschlinie umrandet,<br />
auf Bütten, rechts unten signiert und datiert „J. G. Pforr 1785.“. 30,3:42,8 cm.<br />
Etwas fleckig, verso am oberen und linken Rand dünne Stellen im Papier.<br />
Die zeichnerische Durchbildung der Tiere – wie Hunde, Pferde,<br />
aber auch Ziege – beweisen Pforrs herausragendes Können auf<br />
dem Gebiet der Tiermalerei.<br />
Die Bildtradition der eher stereotypen Darstellung von Zigeunern,<br />
vom Scherenschleifer bis zur Wahrsagerin, ist dem exotischen<br />
Genre zuzuordnen und läßt sich in der Geschichte der<br />
Malerei insbesondere seit dem 17. Jahrhundert bei berühmten<br />
Meistern wie M. Caravaggio (1571-1610), G. de la Tour (1593-<br />
1552) oder G.B. Piazzetta (1682-1754) bis hin in die heutige Zeit<br />
nachweisen. Auch Pforr betont ihre Fremdheit und Armut,<br />
wenn auch eher idealtypisch, das seit jeher faszinierte.<br />
Der Künstler zeichnete schon als Kind, ging aber erst im Alter<br />
von 32 Jahren im Jahr 1777 an die Kasseler Malerakademie. Zuvor<br />
verdiente er sich als Sohn eines verarmten Hofgutpächters<br />
seinen Lebensunterhalt als Bergarbeiter, nach der Entdeckung<br />
seines künstlerischen Talents als Porzellanmaler an der Kasseler<br />
Porzellanmanufaktur und als Gutsverwalter.<br />
Jedoch hatte er sich während dieser langen Jahre autodidaktisch<br />
weitergebildet. Engen Umgang pflegte er in Kassel mit seinem<br />
Lehrer Johann Heinrich Tischbein d. Ä. (1722-1789), dessen<br />
Tochter er 1784 heiratete. Sein besonderes Interesse galt dem<br />
Tierbild, insbesondere der Darstellung des Pferdes. Vorbildhaft<br />
und bestimmend blieb für ihn das Arbeiten vor der Natur und<br />
die holländische Malerei des 17. Jahrhunderts, besonders die<br />
Bildthemen Philips Wouwermans (1619-1668) was ihm später<br />
den Beinamen „der deutsche Wouwerman“ einbrachte.<br />
Bereits ein Jahr nach Studienbeginn fiel seine erste Beteiligung<br />
an einer Akademieausstellung positiv auf, er erhielt auch einen<br />
Preis. 1781 siedelte er nach Frankfurt am Main über, wo er<br />
rasch Anerkennung fand.<br />
74
75<br />
41.
42.<br />
FRANZ PFORR<br />
1788 Frankfurt am Main – Albano/Rom 1812<br />
Mittelalterliche Jagdszene, Jäger zu Pferd und Jagdgehilfe mit Hunden und erlegtem Wild,<br />
im Hintergrund von Jägern und Hunden gehetzter Rehbock.<br />
Feder in Schwarzbraun, auf Bütten mit Wasserzeichen: C & I Honig (um 1807). 23,5:35,6 cm.<br />
Provenienz: <strong>Galerie</strong> Joseph <strong>Fach</strong>, Frankfurt a.M., Kat. 27 (1983),<br />
Nr. 76; Frankfurter Privatbesitz.<br />
Vergleichsliteratur: F.H. Lehr, Die Blütezeit romantischer Bildkunst.<br />
Franz Pforr der Meister des Lukasbundes. Marburg,<br />
1924, B. Zeichnungen, Nr. 18, 23, 25 u. 29; Ausst. <strong>Katalog</strong>: Von<br />
Dillis bis Piloty. München 1980, Nr. 75 mit Abb., Pforrs Zeichnung<br />
„Tells Apfelschuß“ von 1807.<br />
Dr. H. Thommen, Gelterkirchen/Schweiz, dem wir für die<br />
freundliche Auskunft danken, sieht keine Elemente, die der Zuschreibung<br />
widersprechen. (Nachricht vom 17.03.2007).<br />
Zeichnungen Pforrs gehören zu den großen Seltenheiten auf<br />
dem Kunstmarkt.<br />
Nach einem ersten Unterricht bei seinem Vater Johann Georg<br />
(1745-1798) machte Pforr zwischen 1801 und 1805 eine Lehrzeit<br />
bei seinem Onkel, dem Akademieprofessor und <strong>Galerie</strong>inspektor<br />
Johann Heinrich Wilhelm Tischbein d.J. (1742-1808)<br />
in Kassel. Im Sommer 1805 kehrte er nach Frankfurt zurück<br />
und freundete sich mit Johann David Passavant (1787-1861) an.<br />
Im Herbst zog er zum Studium an der dortigen Akademie nach<br />
Wien. Hier lernt er Johann Friedrich Overbeck (1789-1869) kennen,<br />
mit dem er sich gegen den „akademischen“ Ungeist stellte.<br />
Gemeinsam begeisterten sie sich für die altdeutsche Kunst.<br />
Seit 1801 bekannte sich Pforr zur Romantik und stellte Stoffe<br />
aus der deutschen Sage und Geschichte u.a. in feinen Umrisszeichnungen<br />
dar. Im Jahr 1809 gründete er mit Overbeck den<br />
Lukasbund, dem sich noch Ludwig Vogel (1788-1879), Joseph<br />
Sutter (1781-1866), Joseph Wintergerst (1783-1867) und Johann<br />
Konrad Hottinger (1788-1828) anschlossen.<br />
1810 zogen sie nach Rom, wo Pforr nur noch wenig Lebenszeit<br />
vergönnt war. Trotz einer Erholungsreise mit Ludwig Vogel<br />
nach Neapel im Oktober 1811, starb er am 16. Juni 1812 in Albano<br />
an Schwindsucht.<br />
76
77<br />
42.
43.<br />
EDUARD WILHELM POSE<br />
1812 Düsseldorf – Frankfurt am Main 1878<br />
Felslandschaft an der Teufelsmauer im Harz.<br />
Öl auf Leinwand, auf Karton aufgezogen, rechts unten monogrammiert, bezeichnet<br />
und datiert „PW Teufelsmauer 1874“ (geritzt). Ca. 29:34 cm.<br />
Provenienz: Frankfurter Privatbesitz bis 2011.<br />
Diese mit lockerem Pinselstrich vor der Landschaft erfaßte Studie<br />
ist dem Spätwerk des Malers zuzurechnen.<br />
Ersten Unterricht erhielt der Maler durch seinen Vater Ludwig<br />
Pose (geb. 1786, in Italien 1840/41) 1829/30-1834 und 1835/36<br />
durch die Düsseldorfer Kunstakademie.<br />
Seit 1832/33 gehörte er der Landschaftsklasse von Johann Wilhelm<br />
Schirmer (1807-1863) an. Er unternahm Wanderungen<br />
und Studienfahrten in die Umgebung Düsseldorfs und hatte<br />
Kontakte zu Jakob Becker (1810-1872), Carl Friedrich Lessing<br />
(1808-1880) und Alfred Rethel (1816-1859).<br />
Zusammen mit Andreas Achenbach (1815-1910) wechselte er<br />
1836 nach München und nahm dort Verbindung zu Carl Rottmann<br />
(1797-1850) auf, der ihn an seinem gerade begonnenen<br />
Zyklus griechischer Landschaften mitarbeiten ließ. Vorübergehend<br />
ging er, wegen der in München ausbrechenden Cholera,<br />
nach Frankfurt am Main. Er unternahm Studienreisen ins Salzburger<br />
Land, nach Paris und Brüssel sowie nach Tirol.<br />
Zwischen 1838 und 1842 lebte er überwiegend in Düsseldorf<br />
und 1842-1845 in Italien, vornehmlich in Rom, aber auch in<br />
Unteritalien und Sizilien. 1845 ließ er sich in Frankfurt am<br />
Main nieder, reiste 1849 nochmals nach Italien und gehörte<br />
in seinen späteren Jahren dem in Kronberg im Taunus aktiven<br />
Malerkreis an.<br />
Seine Gemälde bereitete er durch zahlreiche Studien sorgfältig<br />
vor und pflegte eine an Schirmer und Lessing orientierte mit<br />
Lichteffekten komponierte Landschaftskunst. Er gilt als einer<br />
der bedeutendsten Landschaftsmaler der Düsseldorfer Schule.<br />
Seine Ölstudien sind meist weder signiert noch bezeichnet.<br />
78
79<br />
43.
44.<br />
EDUARD WILHELM POSE<br />
1812 Düsseldorf – Frankfurt am Main 1878<br />
Blick auf den großen Rundturm des Castello Vecchio bei Castellamare am Golf von Neapel.<br />
Bleistift, auf Velin, links unten bezeichnet und datiert<br />
„liebes Akatien (sic!) Castello vecchio Castel a mare. 27. August.”,<br />
verso Nachlaßstempel. 29,7:44,5 cm. – Verso: Bleistiftskizze einer südlichen Landschaft.<br />
Mit einigen kleinen Braunflecken.<br />
Während des Italienaufenthaltes von 1842/45 entstandene Studie vor der Natur.<br />
80
81<br />
44.
45.<br />
ANTON RADL<br />
1774 Wien – Frankfurt am Main 1852<br />
Frankfurt am Main, Blick auf das Affentor in Sachsenhausen.<br />
Aquarell, über Bleistift, mit schwarzer Tuschlinie umrandet, auf Papier mit Wasserzeichen:<br />
Im-Hof, auf Untersatz montiert und dort rechts unten signiert „A. Radl f. 2/6“. 28:43,5 cm.<br />
Im Himmel rechts einige Spritzer in grauer Tusche.<br />
Vorstudie zu einem im Besitz des Historischen Museums,<br />
Frankfurt am Main, befindlichen Aquarell.<br />
Literatur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Anton Radl. 1774-1852. Maler und<br />
Kupferstecher. Frankfurt a.M., Museum Giersch 2008, Abb. 89.<br />
Der gebürtige Wiener Landschafts- und Genremaler Anton<br />
Radl war wohl zu Lebzeiten einer der angesehensten Maler<br />
Frankfurts. Nach 1889 verließ er seine Heimat und gelangte<br />
über Brüssel, Aachen und Köln nach Frankfurt, wo er bis zu<br />
seinem Tode leben sollte.<br />
Zunächst ging er hier in die Lehre bei dem bekannten Verleger<br />
Johann Gottlieb Prestel (1739-1808), für den er auch Vorlagen<br />
nach Werken alter Meister für dessen druckgraphische Reproduktionen<br />
lieferte. Andere Themen waren zeitgenössischen<br />
Inhalts, wie Genreszenen aus den Napoleonischen Kriegen,<br />
oder Ansichten mittelalterlicher Burgruinen und Stadtbefestigungen.<br />
Nach 1800 konnte er sich beim heimischen Publikum<br />
mit seinen Landschaften der Umgebung einen Namen machen.<br />
Überdies nahm seine zunehmend vielfältige druckgraphische<br />
Produktion einen bedeutenden Platz in seinem Gesamtschaffen<br />
ein.<br />
Unser Blatt zeigt das Affentor, ursprünglich „Aschaffenburger<br />
Tor“, das zur Befestigungsanlage in Sachsenhausen gehörte.<br />
Die Zeichnung wird vor 1820 entstanden sein, vor dem Bau<br />
der klassizistischen Torhäuser unter dem Architekten Johann<br />
Friedrich Christian Hess (1785-1845). Es zeigt exemplarisch<br />
Radls auf einem intensiven Naturstudium und genaue Beobachtungsgabe<br />
angelegte Malweise, die sich jedoch nicht auf das<br />
Detail konzentriert zeigt.<br />
Frei und sicher, dynamisch und nahezu modern anmutend sowohl<br />
in Strichführung, reduzierter Farbwahl als auch Komposition<br />
präsentiert sich hier der Künstler sein Können und findet<br />
damit auch noch in heutigen Zeiten beim Publikum großen<br />
Anklang.<br />
82
83<br />
45.
46.<br />
ANTON RADL<br />
1774 Wien – Frankfurt am Main 1852<br />
Bühnendekoration der Oper „La Clemenza di Tito“ von<br />
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), 1. Akt., 4. Szene, 1806-1810, nach Giorgio Fuentes (1756-1821).<br />
Zeitgenössisch aquarellierte Aquatinta, auf Velin. 51,8:73,7 cm, auf die Umfassungslinie geschnitten.<br />
Verso gedruckte Bezeichnung auf montiertem Blatt: „Représentation<br />
Théatrale de la IVme scène du Ier Acte de l´Opera Titus<br />
/ peinte par Fuentes pour le Théatre de Francfort sur le Main. /<br />
Dedié à son Altesse Eminentissime Monseigneur le Prince Primat<br />
de la Conféderation Rhénane. / Dessiné, gravé et publié à<br />
Francfort s/m. par A. Radl dans la Stelzengasse No 231 par son<br />
très humble et très obéissant serviteur A. Radl.“<br />
Literatur: A. Kirchner, Ansichten von Frankfurt am Main und<br />
seiner Umgebung, 2 Bde., Frankfurt a. M. 1818, Bd. 1, S. 311;<br />
J.D. Passavant, Anton Radl, der Landschaftsmaler. Ein Gedenkblatt,<br />
in: Frankfurter Konversationsblatt, Nr. 62, 1852, S. 247;<br />
Ph.F. Gwinner, Kunst und Künstler in Frankfurt am Main vom<br />
dreizehnten Jahrhundert bis zur Eröffnung des Städel´schen<br />
Kunstinstituts, Frankfurt a. M. 1862, S. 447; O. Bacher, Die<br />
Geschichte der Frankfurter Oper im achtzehnten Jahrhundert,<br />
Frankfurt a. M. 1926, Abb. S. 89; A.R. Mohr, Frankfurter Theaterleben<br />
im 18. Jahrhundert, Frankfurt a. M. 1940, Abb. 26;<br />
ders., Zauberwelt. Bühnenbildentwürfe der Frankfurter Oper<br />
aus zwei Jahrhunderten, Nördlingen 1986, Abb. 17; Ausst. Kat.:<br />
Anton Radl. 1774-1852. Maler und Kupferstecher. Frankfurt<br />
a.M., Museum Giersch 2008, S. 131, Nr. 57.<br />
Radl hielt sich bei seiner Reproduktion engstens an Fuentes´<br />
Vorlagen, die sich damals in Frankfurter Sammlungen befanden,<br />
allein die Farbigkeit zeigt sich intensiver (dazu vgl. Ausst.<br />
Kat. Museum Giersch 2008, S. 129).<br />
Der Italiener Giorgio Fuentes gehörte zu den international bekannten<br />
Bühnenbildnern seiner Zeit und wirkte 1796 bis 1800<br />
am Frankfurter Stadttheater. Das heimische Publikum, u.a.<br />
Goethe, war begeistert von seinen phantasievoll-historisierenden<br />
architektonischen Bühnendekorationen, die sich durch<br />
barocke Pracht und klassizistische Klarheit auszeichneten. Fuentes´<br />
Gehalt sowie die äußerst kostspieligen Bühnenbauten<br />
forderten jedoch bei einigen Frankfurter Bürgern Kritik und<br />
Beschwerden heraus, möglicherweise ein Grund für dessen<br />
Weggang im Jahr 1800. Allerdings erfreuten sich gerade die in<br />
diesem Jahr aufgeführte Oper Mozarts „La Clemenza di Tito“<br />
sowie Salieris Oper „Palmira“ großer Begeisterung beim Frankfurter<br />
Publikum, was Radl veranlaßt haben mag, eine Folge<br />
prächtiger Reproduktionsdrucke nach Fuentes´ Bühnendekorationen<br />
selbst herauszugeben und zu vertreiben.<br />
84
85<br />
46.
47.<br />
ANTON RADL<br />
1774 Wien – Frankfurt am Main 1852<br />
Bühnendekoration zur Oper „Palmira, Prinzessin von Persien“ von<br />
Antonio Salieri (1750-1825), 1. Akt., 4. Szene, 1810-1813, nach Giorgio Fuentes (1756-1821).<br />
Zeitgenössisch aquarellierte Aquatinta, auf Velin. 51,3:72,9 cm, auf die Umfassungslinie geschnitten.<br />
Verso gedruckte Bezeichnung auf montiertem Blatt: „Représentation<br />
Théatrale de la IVme scène du Ier Acte de l´Opera Palmyre<br />
/ peinte par Fuentes pour le Théatre de Francfort sur le<br />
Main. / Dedié à son Altesse Royale Monseigneur le Grand Duc<br />
de Hesse. / Dessiné, gravé et publié à Francfort s/m. par A. Radl<br />
par son très humble et très obéissant serviteur A. Radl.“<br />
Literatur: A. Kirchner, Ansichten von Frankfurt am Main und<br />
seiner Umgebung, 2 Bde., Frankfurt a. M. 1818, Bd. 1, S. 311;<br />
J.D. Passavant, Anton Radl, der Landschaftsmaler. Ein Gedenkblatt,<br />
in: Frankfurter Konversationsblatt, Nr. 62, 1852, S. 247;<br />
Ph.F. Gwinner, Kunst und Künstler in Frankfurt am Main vom<br />
dreizehnten Jahrhundert bis zur Eröffnung des Städel´schen<br />
Kunstinstituts, Frankfurt a. M. 1862, S. 447; O. Bacher, Die<br />
Geschichte der Frankfurter Oper im achtzehnten Jahrhundert,<br />
Frankfurt a. M. 1926, Abb. 20; A.R. Mohr, Frankfurter Theaterleben<br />
im 18. Jahrhundert, Frankfurt a. M. 1940, Abb. 28;<br />
ders., Zauberwelt. Bühnenbildentwürfe der Frankfurter Oper<br />
aus zwei Jahrhunderten, Nördlingen 1986, Abb. 10; Ausst. Kat.:<br />
Anton Radl. 1774-1852. Maler und Kupferstecher. Frankfurt<br />
a.M., Museum Giersch 2008, S. 131, Nr. 59.<br />
Radl hielt sich bei seiner Reproduktion engstens an Fuentes´<br />
Vorlagen, die sich damals in Frankfurter Sammlungen befanden,<br />
allein die Farbigkeit zeigt sich intensiver (dazu vgl. Ausst.<br />
Kat. Museum Giersch 2008, S. 129).<br />
Der Italiener Giorgio Fuentes gehörte zu den international bekannten<br />
Bühnenbildnern seiner Zeit und wirkte 1796 bis 1800<br />
am Frankfurter Stadttheater. Das heimische Publikum, u.a.<br />
Goethe, war begeistert von seinen phantasievoll-historisierenden<br />
architektonischen Bühnendekorationen, die sich durch<br />
barocke Pracht und klassizistische Klarheit auszeichneten. Fuentes´<br />
Gehalt sowie die äußerst kostspieligen Bühnenbauten<br />
forderten jedoch bei einigen Frankfurter Bürgern Kritik und<br />
Beschwerden heraus, möglicherweise ein Grund für dessen<br />
Weggang im Jahr 1800. Allerdings erfreuten sich gerade die in<br />
diesem Jahr aufgeführte Oper Mozarts „La Clemenza di Tito“<br />
sowie Salieris Oper „Palmira“ großer Begeisterung beim Frankfurter<br />
Publikum, was Radl veranlaßt haben mag, eine Folge<br />
prächtiger Reproduktionsdrucke nach Fuentes´ Bühnendekorationen<br />
selbst herauszugeben und zu vertreiben.<br />
86
87<br />
47.
48.<br />
CARL THEODOR REIFFENSTEIN<br />
1820 – Frankfurt am Main – 1893<br />
Ansicht von Burg Frauenstein,<br />
gelegen im Wiesbadener<br />
Vorort Frauenstein.<br />
Aquarell, über Bleistift, auf<br />
cremefarbenem Velin, rechts unten<br />
signiert und datiert „Reiffenstein<br />
Jan 1882.“ 21,6:16,8 cm.<br />
Burg Frauenstein wurde im 12. Jahrhundert<br />
durch Heinrich Bodo von Idstein<br />
errichtet und ist eine der kleinsten der<br />
nassauischen Burgen. Die Bestimmung<br />
der Burg danken wir dem Europ. Burgeninstitut,<br />
Braubach (Brief vom 27.06.13).<br />
Reiffenstein war Maler, Aquarellist,<br />
Zeichner und Radierer von Landschaften,<br />
alten Städten und Baudenkmälern,<br />
zumeist in Deutschland. Ein Italienaufenthalt<br />
1851/52 ist durch Gemälde und<br />
Aquarelle belegt.<br />
In der sorgfältigen und kleinteiligen Pinseltechnik,<br />
in der lichten, zarten Farbigkeit<br />
erweist sich sein Sinn für außerordentlich<br />
feine Nuancierung.<br />
88
CARL THEODOR REIFFENSTEIN<br />
1820 – Frankfurt am Main – 1893<br />
49.<br />
Frankfurter Mainufer mit Dom und Alter Brücke bei Nacht.<br />
Aquarell auf cremefarbenem strukturiertem Papier, rechts unten signiert und datiert „Reiffenstein 1872“. 5,7:9,7 cm.<br />
Als Miniatur fein ausgeführte Stadtlandschaft bei Nacht. Reiffenstein beschränkt sich dabei auf die Farben grau, blau und rot.<br />
89
50.<br />
CARL THEODOR<br />
REIFFENSTEIN<br />
1820 – Frankfurt<br />
am Main – 1893<br />
Alter Friedhof mit einem<br />
Kruzifix, jenseits der<br />
Friedhofsmauer steht eine<br />
Kapelle und rechts im<br />
Hintergrund Dächer von<br />
Stadthäusern.<br />
Aquarell über Bleistift, auf<br />
cremefarbenem Velin, links<br />
unten signiert und datiert<br />
„Reiffenstein. 1877.“,<br />
rechts unten datiert<br />
„10. Nov.“. 15,8:13,7 cm.<br />
Verso: Architekturskizze.<br />
Bleistift.<br />
90
CARL THEODOR REIFFENSTEIN<br />
1820 – Frankfurt am Main – 1893<br />
51.<br />
Totenkapelle auf dem Peterskirchhof.<br />
Aquarell, auf cremefarbenem Velin. 8,8:12,7 cm.<br />
Vergleichsabbildung: Hans Lohne, Frankfurt um 1850. Nach<br />
Aquarellen und Beschreibungen von Carl Theodor Reiffenstein<br />
und dem malerischen Plan von Friedrich Wilhelm Delkeskamp.<br />
Frankfurt a.M., W. Kramer 1967, Abb. S. 357. Das hier<br />
abgebildete Aquarell zeigt die Kapelle von der anderen Seite. Es<br />
trägt ein Datum von 1840 sowie vom 9. April 1849.<br />
91
52. CARL THEODOR REIFFENSTEIN<br />
1820 – Frankfurt am Main – 1893<br />
Harzlandschaft mit Blick zum Regenstein.<br />
Aquarell über Bleistift, auf festem strukturiertem Zeichenpapier, rechts unten<br />
signiert und datiert „Reiffenstein. Feb. 1886. 13. Feb.“. 18,1:29,2 cm.<br />
92
CARL THEODOR REIFFENSTEIN<br />
1820 – Frankfurt am Main – 1893<br />
53.<br />
Ansicht einer italienischen Villa.<br />
Pinsel in Grau, über Bleistift, auf grautonigem Papier, rechts unten bezeichnet<br />
und datiert „Frankfurt 28 Oct 66“. 20,5:34,6 cm.<br />
Provenienz: Kasimir Hagen, Köln, nicht bei Lugt. – Unser bildmäßig durchgeführtes Aquarell ist zwar nach der Rückkehr<br />
aus Italien, aber noch unter dem Eindruck des dort Gesehenen entstanden.<br />
93
54.<br />
FRIEDRICH CHRISTIAN REINERMANN<br />
1764 Wetzlar – Frankfurt am Main 1835<br />
Wildbach mit Wasserfall und umgestürztem Baumstamm im Vordergrund.<br />
Pinsel in Grau und Aquarell und etwas Deckfarben, auf Bütten mit Wasserzeichen: J. Whatman,<br />
links unten signiert „F.C. Reinermann“ (Signatur nachgezogen). 63,2:47,3 cm.<br />
Zwei größere restaurierte Einrisse sind recto nahezu unsichtbar.<br />
Wasserfälle sind in der Bildwelt Reinermanns mehrfach anzutreffen.<br />
Vergleichsliteratur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Stadt – Land – Fluss. Skizzen<br />
zu Leben und Werk des Landschaftsmalers Friedrich Christian<br />
Reinermann (1764-1835). Bad Homburg v.d.H., Museum<br />
Gotisches Haus 2007, Abb. S. 23, Farbabb. 12 und Abb. S. 53.<br />
Das Aquarell ist auf der unbedruckten Rückseite von Reinermanns<br />
Umrißradierung „Vue d`une partie du Lac de Thoun et<br />
d`une partie du Cours de L´Aar prix aux Environs d`Unterséen“<br />
ausgeführt. Dieser Umstand macht eine ungefähre Datierung<br />
des Aquarells möglich. 1793 nahm Reinermann eine Stellung<br />
bei Christian von Mechel in Basel an. In dieser Zeit entstanden<br />
zahlreiche Zeichnungen und Radierungen mit Motiven aus der<br />
Schweiz, besonders des Berner Oberlandes und des Münstertales.<br />
1803 kehrte der Künstler nach Frankfurt am Main zurück.<br />
Ersten Malunterricht erhielt Reinermann in Wetzlar bei dem<br />
Porträtmaler Cramer. Anschließend machte er eine Ausbildung<br />
bei Johann Andreas Benjamin Nothnagel (1729-1804) in Frankfurt<br />
am Main. Danach arbeitete er zunächst als Tapetenmaler in<br />
Wetzlar. 1786 wurde er Maler im Weilburger Schloß. 1789 ging<br />
er nach Kassel, um in der dortigen <strong>Galerie</strong> die Landschaftsmalerei<br />
zu studieren. Auf Anraten der Maler Wilhelm Böttner<br />
(1752-1805) und Ludwig Philipp Strack (1761-1836) begleitete er<br />
letzteren im Herbst desselben Jahres nach Rom. Freunde wie<br />
Peter Birmann (1758-1844) erleichterten ihm diesen Aufenthalt.<br />
Auch war er dort 1789-1790 Schüler von Louis Ducros (1748-<br />
1810), bei dem er die Aquarellmalerei erlernte, denn er hatte<br />
bisher nur in Öl gemalt.<br />
Von 1793-1803 war er in Basel bei Christian von Mechel (1737-<br />
1817) in dessen Verlag tätig, 1803-1811 hielt er sich in Frankfurt<br />
auf, 1811-1818 in Wetzlar, danach wieder in Frankfurt. 1812<br />
wurde er von Carl Theodor von Dalberg zum Professor ernannt.<br />
1818 erfolgte eine Anstellung an der Kunstschule in Frankfurt,<br />
zudem wurde er in diesem Jahr durch Friedrich Wilhelm III.<br />
von Preußen ausgezeichnet.<br />
Das Städelsche Kunstinstitut und das Historische Museum in<br />
Frankfurt am Main, das Kupferstichkabinett in Berlin und das<br />
Städtische Kunstmuseum in Basel besitzen Werke von ihm.<br />
94
95<br />
54.
55. PETER PHILIPP RUMPF<br />
1821 – Frankfurt am Main – 1896<br />
Auf einer Rasenbank am Hang sitzendes strickendes Bauernmädchen, rechts im Mittelgrund Frauen<br />
auf der Bleiche, im Hintergrund Dächer und Kirchturm einer hessischen Ortschaft.<br />
Öl, auf Leinwand, rechts unten signiert und datiert „P. Rumpf 1843“. 41,5:37 cm.<br />
Provenienz: Aus deutscher oder österreichischer Privatsammlung.<br />
Vergleichsliteratur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Philipp Rumpf (1821-1896).<br />
Kronberg/Ts., Receptur, 1996, Nr. 1, Farbtafel 1, Nr. 22, Abb.<br />
S. 69.<br />
Unser Bild zeigt eine für die bäuerliche Genremalerei typische<br />
Darstellung und stammt aus der frühen von Jakob Becker beeinflußten<br />
Schaffensphase. Auch in Komposition und Farbgebung<br />
wird dessen Einfluß und der der Düsseldorfer Schule<br />
deutlich. Das Motiv des am Boden sitzenden Bauernmädchens<br />
geht ebenfalls auf die Motivwelt Jakob Beckers zurück.<br />
Philipp Rumpf, Sohn eines Frankfurter Konditors, durchlief<br />
eine breit gefächerte künstlerische Ausbildung. Da er zum<br />
Nachfolger im Geschäft seines Vaters bestimmt war, studierte<br />
er neben seiner Lehre als Konditor in seiner Geburtsstadt am<br />
Städelschen Kunstinstitut. 1835 besuchte er den Elementarunterricht<br />
in freier Handzeichnung bei Karl Friedrich Wendelstadt<br />
(1786-1840), 1836-1838 den Elementarunterricht im<br />
Modellieren bei dem Bildhauer Johann Nepomuk Zwerger<br />
(1796-1868), seit 1838 die Malklasse von Friedrich Maximilian<br />
Hessemer (1800-1860) und dann den Unterricht von Heinrich<br />
Franz Gaudenz von Rustige (1810-1890).<br />
1842 wurde er schließlich Meisterschüler des aus Düsseldorf<br />
kommenden Genremalers Jakob Becker (1810-1872). Daneben<br />
spielte die Bekanntschaft mit Jakob Fürchtegott Dielmann<br />
(1809-1885) für seine künstlerische Entwicklung eine nicht unbedeutende<br />
Rolle.<br />
Nach Abschluß des Studiums mietete er gemeinsam mit Anton<br />
Burger (1824-1905) ein Atelier – eine lebenslange Freundschaft<br />
verband die Malerkollegen. Seit 1846 sind erste gemeinsame<br />
Fahrten nach Kronberg zu belegen, wo Rumpf zunächst<br />
die Sommermonate verbrachte und seit 1873 ein Atelier in der<br />
Kronberger Burg unterhielt. Zum Lebensunterhalt erteilte er seit<br />
1844 erfolgreich Privatunterricht, richtete dann eine Schule für<br />
Zeichnen, Aquarell- und Ölmalerei ein; daneben unternahm er<br />
Reisen nach München, Dresden, Paris und Oberitalien. Neben<br />
Ausstellungsbeteiligungen in Frankfurt zeigte er seine Arbeiten<br />
in Hamburg, München, Dresden und Wien.<br />
Rumpf zählt neben Dielmann und Burger zu den Hauptvertretern<br />
der Kronberger Malerkolonie. Sein Schaffensschwerpunkt<br />
lag auf Gemälden, Aquarellen, Pastellen und Radierungen mit<br />
Interieur- und Genreszenen, zumeist mit Kindern, Mädchen<br />
und jungen Frauen, zudem malte er Landschaften und Bildnisse.<br />
96
97<br />
55.
56. PETER PHILIPP RUMPF<br />
1821 – Frankfurt am Main – 1896<br />
Junge Frau, die im sonnigen<br />
Winkel eines Zimmers sitzt<br />
und über ihrer Handarbeit<br />
eingeschlafen ist.<br />
Aquarell, Deckweiß, etwas farbige<br />
Kreiden und Bleistift, auf braunem<br />
Papier, rechts unten signiert „Ph.<br />
Rumpf“. Ca. 47:ca. 37 cm.<br />
In zeitgenössisches Passepartout<br />
montiert, das Deckweiß ist an<br />
mehreren Stellen oxidiert.<br />
Provenienz: Verso auf dem alten Karton<br />
mit Widmung: „Weihnachtsgeschenk<br />
1915 von meiner lieben Schwester Mary<br />
Schreyer (1837-1921, seit 1859 Ehefrau<br />
von Adolph Schreyer). Frankfurt a/M 25<br />
Dezember 1915 Gust Andreae“.<br />
Vergleichsliteratur: A. Wiederspahn /<br />
H. Bode: Die Kronberger Malerkolonie.<br />
Ein Beitrag zur Frankfurter Kunstgeschichte<br />
des 19. Jahrhunderts. 3. Aufl.<br />
Frankfurt a.M., W. Kramer 1982, Farbabb.<br />
S. 85, Abb. S. 428 und 434; Ausst.<br />
<strong>Katalog</strong>: Philipp Rumpf (1821-1896).<br />
Kronberg/Ts, Rezeptur 1996, , Kat. Nr.<br />
24, Farbtafel 6.<br />
98
PETER PHILIPP RUMPF<br />
1821 – Frankfurt am Main – 1896<br />
57.<br />
Junge Mutter mit ihrem Säugling auf<br />
einem Stuhl sitzend, nach rechts.<br />
Aquarell, auf cremefarbenem Velin, rechts<br />
signiert „Ph. Rumpf“. 12:10,2 cm.<br />
Auf Albumblatt montiert, mit roter und<br />
schwarzer Tuschlinie umrandet und<br />
bezeichnet „Rumpf.“.<br />
Rumpf malte in zahlreichen Varianten alltägliche<br />
Familienszenen mit idyllischer Prägung.<br />
Das Thema „Mutter mit Kind“ war<br />
eines seiner bevorzugten Themen. Seine<br />
Frau und seine Kinder bildeten hier meist<br />
die Modelle. Jedoch zeigen jene keine porträthaften<br />
Züge, vielmehr sind sie stilisiert<br />
wiedergegeben, gewissermaßen als Träger<br />
von häuslichem Frieden, Glück, Geborgenheit<br />
in einem bürgerlichen Milieu.<br />
Auch unser Blättchen zeigt eine solche intime<br />
Familienszene. Die kahle Umgebung,<br />
bis auf einen Holzstuhl ist der Raum ohne<br />
jegliches Beiwerk wiedergegeben, unterstützt<br />
die Fokussierung auf das Wesentliche,<br />
die unantastbare, liebevolle Einheit von<br />
Mutter und Kind und zeigt damit auch den<br />
Rückgriff auf Madonnendarstellungen und<br />
ihre zeitgemäße Interpretation.<br />
99
58.<br />
EDWARD JAKOB VON STEINLE<br />
1810 Wien – Frankfurt am Main 1886<br />
Laute spielender Sänger mit einem Blätterkranz im Haar, Büste im Dreiviertelprofil nach links.<br />
Bleistift, leicht rosa laviert, auf cremefarbenem festem Velin, rechts monogrammiert<br />
und datiert „18 ES (ligiert) 45“. 33,7:22,2 cm.<br />
Verso am Rand Reste einer alten Verklebung.<br />
Provenienz: Hessischer Privatbesitz; <strong>Galerie</strong> Joseph <strong>Fach</strong>,<br />
Frankfurt am Main; Hessischer Privatbesitz.<br />
Vergleichsliteratur: Nagler Monogrammisten IV, 4044; A.M.<br />
von Steinle: Edward von Steinle. Des Meisters Gesamtwerk in<br />
Abbildungen, Kempten/München 1910, vgl. Abb. 294.<br />
Wahrscheinlich frühe Studie zu der Zeichnung von 1847 „Dante,<br />
Divina Comedia. Purgat. II, V. 112-117: „Casella singt eine<br />
Canzone Dantes“, die sich in der Graphischen Sammlung des<br />
Städel Museum, Frankfurt am Main, befindet.<br />
Schon 1823 studierte Steinle an der Wiener Akademie, seit 1826<br />
wurde er von Leopold Kupelwieser (1796-1862) unterrichtet.<br />
Zwischen 1828 und 1833 hielt er sich zweimal in Rom auf und<br />
fand dort Anschluß an den Kreis der Nazarener um Friedrich<br />
Overbeck (1789-1869), Philipp Veit (1793-1877) und Joseph von<br />
Führich (1800-1876). 1829 arbeitete er zusammen mit Overbeck<br />
an der Kapelle Porziuncula bei Assisi. 1833 hielt er sich wieder<br />
in Wien auf.<br />
1837 folgte eine Reise nach Frankfurt am Main und an den<br />
Rhein. 1839 übersiedelte er nach Frankfurt am Main und fand<br />
hier Anschluß an den Nazarener-Kreis um Veit. 1850 wurde er<br />
Professor für Historienmalerei am Städelschen Kunstinstitut.<br />
Steinle hinterließ ein umfangreiches malerisches und zeichnerisches<br />
Werk.<br />
100
101<br />
58.
59.<br />
EDWARD JAKOB VON STEINLE<br />
1810 Wien – Frankfurt am Main 1886<br />
„Otto II. rettet sich aus den Händen der Griechen.“<br />
Bleistift, braun laviert, mit doppelter Bleistiftlinie umrandet, auf festem gelblichem Papier,<br />
links unten monogrammiert und datiert „ES (ligiert) 1855“. 18,5:23,2 cm.<br />
Literatur: A.M. von Steinle, Edward von Steinle. Des Meisters<br />
Gesamtwerk in Abbildungen. Kempten/München 1910, Nr.<br />
335.<br />
Eine von vier Vorzeichnungen von 1855 zu der Holzschnittillustration<br />
in Friedrich Bülau „Die Deutsche Geschichte in Bildern“.<br />
Die drei zwischen 1855 und 1860 in Dresden erschienen<br />
Bände enthalten 232 Holzschnitte nach Zeichnungen der bekanntesten<br />
deutschen Künstler der Zeit.<br />
Schon 1823 studierte Steinle an der Wiener Akademie, seit 1826<br />
wurde er von Leopold Kupelwieser (1796-1862) unterrichtet.<br />
Zwischen 1828 und 1833 hielt er sich zweimal in Rom auf und<br />
fand dort Anschluß an den Kreis der Nazarener um Friedrich<br />
Overbeck (1789-1869), Philipp Veit (1793-1877) und Joseph von<br />
Führich (1800-1876). 1829 arbeitete er zusammen mit Overbeck<br />
an der Kapelle Porziuncula bei Assisi. 1833 hielt er sich wieder<br />
in Wien auf.<br />
1837 folgte eine Reise nach Frankfurt am Main und an den<br />
Rhein. 1839 übersiedelte er nach Frankfurt am Main und fand<br />
hier Anschluß an den Nazarener-Kreis um Veit. 1850 wurde er<br />
Professor für Historienmalerei am Städelschen Kunstinstitut.<br />
Steinle hinterließ ein umfangreiches malerisches und zeichnerisches<br />
Werk.<br />
102
103<br />
59.
60.<br />
HANS THOMA<br />
1839 Bernau/Schwarzwald – Karlsruhe 1924<br />
Die römische Campagna mit der Via Appia.<br />
Öl, über schwarzer Feder, auf Malpappe, rechts unten bezeichnet, datiert und<br />
signiert „Via Appia 23 April 1880 HThom(a)“. 34,8:53,5 cm. – Mit kleinen Retuschen.<br />
Provenienz: Sammlung Simon Ravenstein, Frankfurt a.M.<br />
Literatur: H. Thode, Thoma. Des Meisters Gemälde, Stuttgart/<br />
Leipzig, DVA, 1909, Abb. S. 156 unten.<br />
In Begleitung seiner Frau Cella Thoma (1858-1901) und im Auftrag<br />
seines Sammlers und Förderers Charles Minoprio aus Liverpool,<br />
einem gebürtigen Frankfurter und wichtigstem Mäzen<br />
Thomas in dieser Zeit, brach Thoma im März 1880 zu seiner<br />
zweiten Italienreise auf. Minoprio, der 1879 sein erstes Landschaftsbild<br />
von Thoma erworben hatte, hatte für sich und seine<br />
Freunde bei Thoma ca. zehn italienische Motive in Auftrag gegeben.<br />
Thoma begann nach Lehren als Lithograph und Anstreicher in<br />
Basel sowie als Uhrenschildmaler in Furtwangen, die er nicht<br />
beendete, autodidaktische Mal- und Zeichenstudien. 1859 studierte<br />
er an der Karlsruher Kunstakademie bei Ludwig Des<br />
Coudres (1820-1878) und Johann Wilhelm Schirmer (1807-<br />
1863).<br />
1868 reiste er nach Aufenthalten in Basel und Düsseldorf mit<br />
Otto Scholderer (1834-1902) nach Paris. 1870-1877 lebte er in<br />
München, wo er mit dem Leibl-Kreis verkehrte. Sein erster Aufenthalt<br />
in Italien war 1874, ein zweiter 1880. 1876 zog er nach<br />
Frankfurt am Main.<br />
Nach sehr zögerlich einsetzendem Erfolg – seinen ersten größeren<br />
Auftrag hatte er 1882, 1890 seine erste erfolgreiche Sonderausstellung<br />
in München – führte seine steigende Bekanntheit<br />
1898 zur Professur an der Karlsruher Kunstakademie und 1899<br />
zum Direktorat der dortigen Kunsthalle.<br />
<strong>104</strong>
105<br />
60.
61.<br />
HANS THOMA<br />
1839 Bernau/Schwarzwald – Karlsruhe 1924<br />
Engelwolke.<br />
Feder in Schwarz, farbige Kreiden und etwas Aquarell, auf hellbraunem dünnem Papier,<br />
auf China aufgezogen, rechts unten monogrammiert und datiert „HTh 92“,<br />
in der rechten oberen Ecke die Ziffer „3“. 28:41,6 cm.<br />
Vergleichsliteratur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Hans Thoma 1839-1924.<br />
Zum 150. Geburtstag. Zeichnungen und Druckgraphik aus dem<br />
Kupferstichkabinett der Staatl. Kunsthalle Karlsruhe. Karlsruhe<br />
1989, Nr. 46, Abb. S. 111.<br />
Die Engelgruppe geht zurück auf Studien, die Thoma im Sommer<br />
1870 nach seinem einjährigen Vetter Otto in Bernau in ein<br />
Skizzenbuch gezeichnet hatte (vgl. H. Thoma: Im Winter des<br />
Lebens. Jena 1919, S. 60).<br />
Er verwandte sie in den Gemälden „Vogel Phantasus“ von 1879<br />
und „Engelwolke“ von 1884 im Städel Museum in Frankfurt<br />
(Inv. Nr. SG 927) und „Engelwolke“ von 1891 (vgl. H. Thode:<br />
Hans Thoma. Des Meisters Gemälde. Stuttgart/Leipzig 1909,<br />
Abb. S. 128, 216 und 334). Vgl. auch die Tachographie „Engelwolke“<br />
von 1892 (J.A. Beringer: Hans Thoma. Griffelkunst.<br />
Frankfurt a.M. 1916, Nr. 1) und den entsprechenden Breitkopf<br />
& Härtel-Druck, Zeitgenöss. Kunstblätter Nr. 3 (Beringer,<br />
a.a.O., Nr. 138, S. 49).<br />
106
107<br />
61.
62.<br />
JOHANN GEORG ZACHEIS<br />
1821 – Frankfurt am Main – 1857<br />
Spätherbstliche Flußlandschaft bei Gewitterstimmung.<br />
Aquarell mit Ritzungen, auf cremefarbenem Zeichenkarton. 17,4:25,6 cm.<br />
Auf Albumblatt montiert, dort bezeichnet „Zacheis.“.<br />
Über den früh verstorbenen Künstler sind weitere Lebensumstände nicht überliefert.<br />
Man kennt von ihm ein Gemälde mit einem Frankfurter Motiv und mehrere Aquarelle.<br />
108
109<br />
62.
KÜNSTLERVERZEICHNIS<br />
Altheim, Wilhelm ...................................1, 2<br />
Balzer, Ferdinand ..................................... 3<br />
Bamberger, Fritz ...................................... 4<br />
Bandell, Eugenie ...................................... 5<br />
Becker, Jakob .......................................6, 7<br />
Becker, Peter .......................................8, 9<br />
Boehle, Fritz .....................................10, 11<br />
Burger, Anton .......................................12<br />
Burnitz, Karl Peter ................................13, 14<br />
Delkeskamp, Friedrich Wilhelm .......................15<br />
Dielmann, Jakob Fürchtegott .......................16, 17<br />
Engel, Carl .......................................18, 19<br />
Fellner, Ferdinand August ..........................20, 21<br />
Flatz, Gebhard .......................................22<br />
Hahn, Georg Christian ...............................23<br />
Hasselhorst, Johann Heinrich ..........................24<br />
Hendschel, Albert Louis ...........................25, 26<br />
Hoeffler, Johann Adolf ................................27<br />
Huth, Georg Theodor ..........................28, 29, 30<br />
Jung, Carl ...........................................31<br />
Kappes, Karl ........................................32<br />
Lefèbre, Albert Wilhelm ..............................33<br />
Maurer, Jakob .......................................34<br />
Morgenstern, Carl .................................35, 36<br />
Oppenheim, Moritz Daniel ............................37<br />
Peipers, Jakob Friedrich ...............................38<br />
Peroux, Joseph Nikolaus ..............................39<br />
Pforr, Johann Georg ...............................40, 41<br />
Pforr, Franz .........................................42<br />
Pose, Eduard Wilhelm .............................43, 44<br />
Radl, Anton ...................................45, 46, 47<br />
Reiffenstein, Carl Theodor. ........................48 – 53<br />
Reinermann, Friedrich Christian .......................54<br />
Rumpf, Peter Philipp ...........................55, 56, 57<br />
Steinle, Edward Jakob von ..........................58, 59<br />
Thoma, Hans .....................................60, 61<br />
Zacheis, Johann Georg ................................62<br />
110
VERKAUFSBEDINGUNGEN<br />
Sämtliche in diesem <strong>Katalog</strong> angezeigte Werke sind verkäuflich,<br />
soweit sie nicht während der Drucklegung des <strong>Katalog</strong>es<br />
verkauft wurden.<br />
Bis zur Annahme durch den Empfänger ist das Angebot unverbindlich.<br />
Festbestellungen haben in der Abwicklung Vorrang<br />
vor Ansichtsbestellungen. Wenn nichts anderes ausdrücklich<br />
vereinbart wurde, sind Liefertermine grundsätzlich unverbindlich.<br />
Der Versand erfolgt auf Kosten und Gefahr des Bestellers, soweit<br />
dieser nicht Verbraucher im Sinne des § 474 BGB ist. Die<br />
Kosten einer Transportversicherung trägt der Käufer.<br />
Der Kaufpreis ist fällig bei Lieferung, er enthält 7% Mehrwertsteuer.<br />
Zahlungen aus dem Ausland werden durch Banküberweisung<br />
spesenfrei erbeten. Der Käufer kommt auch ohne<br />
Mahnung in Zahlungsverzug, wenn er den Kaufpreis nicht spätestens<br />
4 Wochen nach Lieferung entrichtet.<br />
Das Eigentum an der (den) erworbenen Sache(n) geht erst mit<br />
vollständiger Zahlung des Kaufpreises an den Käufer über. Erfüllungsort<br />
und Gerichtsstand im kaufmännischen Verkehr ist<br />
Frankfurt am Main.<br />
Die Beschreibung aller angezeigten Werke erfolgte nach bestem<br />
Wissen und Gewissen. Ihr Zustand ist gut bis tadellos, wenn<br />
nicht besondere Mängel angegeben sind. Die Maßangaben beziehen<br />
sich auf die Bild- oder Blattgröße oder die Darstellungsund<br />
Blattgröße wie angegeben. Die Höhe steht vor der Breite.<br />
Der <strong>Katalog</strong> verliert seine Gültigkeit am 31.12.2013.<br />
IHRE BESTELLUNGEN RICHTEN<br />
SIE BITTE AN:<br />
<strong>Galerie</strong> Joseph <strong>Fach</strong> GmbH<br />
Am Weingarten 7<br />
60487 Frankfurt am Main<br />
Telefon +49 69 28 77 61<br />
Fax +49 69 28 58 44<br />
Öffnungszeiten:<br />
Di. - Fr. 14 - 18 Uhr, Sa. 11 - 14 Uhr<br />
info@galerie-fach.de<br />
www.galerie-fach.de<br />
BANKKONTEN:<br />
Frankfurter Sparkasse<br />
Konto-Nr. 20 66 15 (BLZ 500 502 01)<br />
IBAN: DE 83 5005 0201 0000 2066 15,<br />
BIC: HELADEF1822<br />
Postbank Frankfurt am Main<br />
Konto-Nr. 115 607-603 (BLZ 500 100 60)<br />
IBAN: DE 48 5001 0060 0115 6076 03,<br />
BIC: PBNKDEFF
WWW.GALERIE-FACH.DE